REGION 25 ZOFINGER TAGBLATT DIENSTAG, 1. NOVEMBER 2016 «Wem habe ich noch etwas zu verzeihen?» Zofingen Renold Blank will zum Thema «Sterbehilfe» Impulse für die eigene Standortbestimmung vermitteln feorganisationen erhalten hierzulande immer mehr Mitglieder. Sie sind ein Gegner der aktiven Sterbehilfe. Weshalb sollte sich die Gesellschaft diesem Wunsch verschliessen? In einem ihrer Bücher hat die Musik- und Psychotherapeutin Monika Renz auf Grund ihrer Erfahrung mit Sterbenden überzeugend dargestellt, dass im Sterbeprozess ein letzter Entwicklungsprozess stattfindet. Dieser Prozess verläuft in drei Phasen, in deren Ablauf sich der Mensch innerlich loslösen muss von seinem gelebten Leben, um sich zu öffnen für etwas Neues, bis jetzt Unbekanntes, das seine Identität um neue Dimensionen erweitern will. Genau dieser Prozess aber wird durch aktive Sterbehilfe verunmöglicht oder mindestens unterbrochen. Solche Sterbehilfe hilft dem Menschen daher letztlich nicht. VON EMILIANA SALVISBERG Der Tod – gehört zum Leben und beendet dieses gleichzeitig. Übers Sterben zu sprechen, ist zwar leichter geworden, doch es bleibt ein Tabu. Seit Jahrzehnten beschäftigt sich der in Zofingen lebende Renold Blank mit dem Thema «Sterben und Tod». In seinem Vortrag «Sterbehilfe» versucht der Theologieprofessor morgen Abend wissenschaftlich fundierte und ethisch verantwortete Hilfen für die eigene Standortbestimmung zu vermitteln. Weshalb tun wir uns so schwer damit, den Tod als Teil des Lebens zu begreifen? Renold Blank: Im Tod erfährt der Mensch seine Endlichkeit. Er wird konfrontiert mit der Tatsache, dass er trotz allen Fortschritts und aller Wissenschaft unweigerlich etwas erleben wird, das er im Eigentlichen nicht will, das sich aber als Gut – der medizinische Fortschritt lässt uns aber immer älter werden. Es ist wirklich so, dass wir heute soziologisch und medizinisch vor einer ganz neuen Situation stehen. So tendieren viele Menschen dazu, eine aktive Sterbehilfe für sich selber mindestens als Möglichkeit nicht auszuschliessen. Dies bringt auch für die christlichen Kirchen die zwingende Forderung, die ganze Frage sowohl theologisch, als auch medizin-ethisch völlig neu zu durchdenken. Dabei muss mindestens die Bereitschaft vorhanden sein, eventuell auch bestimmte traditionelle Interpretationsmuster neu zu überdenken. «Einerseits sind die Menschen dankbar über diesen Fortschritt, anderseits haben sie Angst davor, zu reinen Objekten einer medizinischen Maschinerie zu werden.» Renold Blank Theologieprofessor Zofingen stärker erweist als alles, was der Mensch ihm entgegensetzen kann. Solches zu akzeptieren, fällt dem heutigen Menschen immer schwerer. Wenn es ihm aber gelingt, sich selbst als vergängliches Wesen zu akzeptieren, wird er auch seinen Tod als Teil des Lebens annehmen können. Der Zofinger Renold Blank beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Thema «Sterben und Tod ». ZUR PERSON ✴ ▼ ▼ ▼ ▼ ● ● ● ● ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ● ● ● ● ● ● ● ● ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ✲ ● ● ● ● ● ● ❒ ● ❒ ● ❒ ● ● Ist der medizinische Fortschritt dafür mitverantwortlich, dass der Tod seine Natürlichkeit verloren hat? Der medizinische Fortschritt an sich ist positiv und zu begrüssen. Die für unser Thema massgebende Problematik besteht in der Tatsache, dass dieser Fortschritt seit mindestens einem Jahrhundert unter dem Begriff der «Distanasie» geführt wurde. Das heisst unter dem Anspruch, den Tod des Menschen unter allen Umständen und mit allen nur möglichen technischen Mitteln zu verzögern. Einerseits sind die Menschen dankbar und froh über diesen Fortschritt, anderseits aber haben sie Angst davor, zu reinen Objekten einer medizinischen Maschinerie zu werden, der sie irgendwann vielleicht ohnmächtig ausgeliefert sind. Glücklicherweise hat sich aber in den vergangenen Jahren auch in der medizinischen Wissenschaft und Praxis ein Wandel vollzogen. Bestes Beispiel dafür ist die immer wichtigere Bedeutung der sogenannten «Palliativen Medizin». ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ❒ ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Renold Blank 28 Jahre lehrt Renold Blank als Titularprofessor an der Päpstlichen Theologischen Fakultät von São Paulo, Brasilien, und anderen theologischen Instituten. Neben theologischen Fächern lehrte er auch Kulturanthropologie und Soziologie. Blank ist Spezialist auf dem Gebiet der Eschatologie, die sich mit den Fragen nach dem letzten Ziel des Menschen und der Welt beschäftigt. Zu diesem Thema hat der im St. Galler Rheintal geborene und aufgewachsene Theologe und Philosoph bisher über zwanzig Bücher veröffentlicht. (EGU) Diese ist nicht nur um ein weitgehend schmerzfreies Sterben besorgt, sondern kümmert sich auch um die psychischen und spirituellen Bedürfnisse des Patienten. Wie sieht für Sie gutes, ethisches Sterben aus? Das sogenannt «Gute Sterben» meint eine Geisteshaltung, die den Tod als Teil des Lebens akzeptiert. Aus ihr heraus wird der Mensch dann fähig, Ja zu sagen zu seinem gelebten Leben mit all seinen positiven, aber auch seinen schuldhaften Aspekten. Dazu würde im Weiteren auch gehören, sich jenen zwei Fragen zu stellen, die Martin Luther immer wieder als wichtig für einen guten Tod genannt hat: Wem habe ich noch etwas zu verzeihen? Wen muss ich noch um Verzeihung bitten? Aus der Perspektive des glaubenden Menschen ist zudem das Bewusstsein wesentlich, nach dem Tod nicht einem verurteilenden Richtergott zu begegnen, sondern einem bedingungslos liebenden Gott, der es gut mit den Menschen meint. EMILIANA SALVISBERG Viele Menschen sagen, dass sie nicht vor dem Tod, sondern vor dem Sterben Angst haben. Denken Sie als Theologe, dass gläubige Menschen ruhiger gehen können? Die psychologische Forschung hat aufgezeigt, dass die Haltung gläubiger Menschen zum Tod wesentlich durch die Art ihres Glaubens bestimmt wird. Wenn positive Glaubensinhalte dominieren, ist die Haltung gegenüber dem Tod nicht oder nur wenig von Angst geprägt. Ihre Grundcharakteristik ist darum eine vertrauende Hingabe an Gott. Wenn aber negative Glaubensinhalte im Vordergrund stehen, ist das Sterben stark beherrscht durch eine oft irrationale Angst vor Gottes Strafe. Glücklicherweise hat die kirchliche Verkündigung in den letzten Jahrzehnten ihren jahrhundertelangen, auf Sünden- und Höllenangst ausgerichteten Diskurs überwunden. Jener Diskurs steht übrigens in totalem Widerspruch zum Gottesbild Jesu. Der Wunsch selbstbestimmt aus dem Leben zu scheiden ist gross. Sterbehil- Schützt eine Patientenverfügung? Eine Patientenverfügung ist sicher hilfreich und sollte heute unbedingt formuliert werden. Sie garantiert, dass das Sterben so weit wie möglich selbstbestimmt verlaufen kann. Gleichzeitig entlastet sie nicht nur die Angehörigen, sondern auch Ärzteschaft und Pflegepersonal. Welche Wünsche haben Sie an die Politik zur besseren Begleitung Sterbender? Dass jene Politiker, die oft sehr tiefgreifende Entscheide zur Frage des Aufbaus neuer Institutionen zur Sterbebegleitung fällen, ihre Entscheide mehr aus dem Bewusstsein heraus treffen würden, dass sie selber auch einmal sterben werden. Vielleicht würden sie dann offener sein gegenüber der Notwendigkeit, einer grösseren Zahl von Menschen durch die Eröffnung neuer Sterbehospize zusätzliche Möglichkeiten für ein humanes Sterben zu bieten. Möglichkeiten, die keine Rückgriffe auf die Methoden aktiver Sterbehilfe beinhalten. Morgen Mittwoch, 2. November, 19.30 Uhr, Chi-Rho-Saal, Zofingen, Vortrag zum Thema «Sterbehilfe» mit Referent Renold Blank. Informatikgeräte müssen ersetzt werden Informatik der Schule Oftringen erarbeitet. Kernpunkt ist das pädagogische Konzept, welches regelt, nach welchen Leitideen den Schülerinnen und Schü- Oftringen Die Informatik der Schule ist veraltet. Deshalb wird dem Souverän Ende Monat ein Kredit von 1,72 Millionen Franken unterbreitet. 2007 stimmte die Gemeindeversammlung einem ersten Informatikkonzept an der Schule Oftringen und dem erforderlichen Kredit zu. Seit der Umsetzung können Lehrpersonen Organisations- und Verwaltungsaufgaben auf einheitlichen Geräten wahrnehmen. Unabhängig von der Lehrperson stehen den Schülern Notebooks und feste PCs zur Verfügung. Lernprogramme, Text- und Präsentationsprogramme, Browser zur Internetrecherche werden gemäss Schulleitung intensiv genutzt. Frage der Finanzierung Die Umstrukturierung des Informatikzentrums Oftringen (IZO) zur Gemeindeinformatik Oftringen (GI) und dem parallel dazu verordneten Finanzstopp ab 2012 hatte allerdings weitreichende Folgen auch für die Informatik Seit dem Jahr 2012 hat der Gemeinderat lediglich einen Reparatur- und Betriebskredit für die Schulinformatik gesprochen. lern der Schule Oftringen Inhalte und ICT-Kompetenzen im Laufe ihrer Volksschulzeit vermittelt werden sollen. Schüler sollen mit mobilen Geräten integriert im Regelunterricht lernen können. an der Schule Oftringen. Wer sollte zukünftig Unterhalt, Betrieb und Support für die Schulinformatik übernehmen? Der Gemeinderat beauftragte die Schule in einem ersten Schritt, die Informatiksituation im Allgemeinen und die anstehenden Bedürfnisse an die Informatik an der Schule im Besonderen zu überprüfen. In einem weiteren Schritt sollten die Verantwortlichen das ZVG Konzept überarbeiten sowie Vorschläge für den Ersatz der bestehenden ICT-Infrastruktur erarbeiten. Die Arbeitsgruppe Zukunft Schulinformatik (ZSI) hat in rund zweieinhalbjähriger Arbeit den Auftrag des Gemeinderates umgesetzt und mit Unterstützung von imedias, der Beratungsstelle Digitale Medien in Schule und Unterricht, das neue Konzept Medien und Neue Geräte notwendig Seit dem Jahr 2012 hat der Gemeinderat lediglich einen Reparatur- und Betriebskredit für die Schulinformatik gesprochen, teilt die Schulleitung mit. Dies habe dazu geführt, dass die Gerätschaft der Schule ins Alter gekommen ist und sich der Betrieb und der Support (der bis achtjährigen Computer) als grösste Herausforderung erweisen. Damit das neue Konzept erfolgreich umgesetzt und die Geräte ersetzt wer- den können sollen rund 1,3 Millionen Franken investiert und der laufende Betrieb durch rund 420 000 Franken gesichert werden. Der entsprechende Antrag wird an der Gemeindeversammlung vom 24. November behandelt. Für die Schulleitung geht es um die Anpassung an die heutigen Verhältnisse. Handys, Tablets, PCs bestimmen das tägliche Leben immer stärker, sei es im Privaten oder Beruflichen. An der Schule Oftringen werden diese gesellschaftlichen Entwicklungen aufgenommen. Integriert im regulären Unterricht, in Freifächern und weiteren Gefässen wie Projektwochen werden die Lernenden im Bereich Medien- und Informationstechnologien geschult. Auf der Primarstufe stehen die Anwendung von Lernprogrammen und erste Schritte in der praktischen Anwendung von Computerprogrammen im Zentrum. Lernende der Sekundarstufe erarbeiten Vorträge, Dokumentationen und Präsentationen und bereiten sich auf den Einstieg in die Berufswelt vor. (LLO) Infoveranstaltung: 3. November, 19.30 Uhr, Aula Primarschule Oberfeld