02.12.2010 Detecting Volcanism on Extrasolar Planets L. Kaltenegger, W.G. Henning, and D.D. Sasselov The Astronomical Journal, 140, 1370-1380 (2010) Bildquelle: [1] Idee • Spektren von extrasolaren Gasriesen wurden bereits beobachtet und daraus grobe Atmosphärenmodelle abgeleitet • Spektren terrestrischer Planeten könnten in der nahen Zukunft beobachet werden • Paper beschreibt Modell, um Vulkanismus auf terrestrischen Exoplaneten in Spektren nachzuweisen 1 02.12.2010 Vulkanismus auf der Erde • Großteil der vulkanischen Gase tritt nicht-explosiv aus (mittelozeanischer Rücken, Fumarolen, nicht-explosive Eruptionen wie z.B. Kilauea) • Für spektroskopische Beobachtungen sind explosive Szenarien interessant, bei denen Gase die Stratosphäre erreichen, wo sie länger verbleiben, als in der Troposphäre • Explosive = plinianische Eruptionen ereignen sich entlang von – Subduktionszonen – Innerkontinental, wenn das Magma reich an Silikaten und Gasen ist • Beispiele: Mt. St. Helens, Krakatau, Mt. Pinatubo Gase erreichen Höhen von 12 bis 25 km; Supervulkane stoßen noch mehr Gase in noch größere Höhen aus SO2 als Zeichen für Vulkanismus • SO2 ist in erdähnlicher Stratosphäre nur durch Vulkanismus in großen Mengen vorhanden • SO2 verursacht gut erkennbare Absorptionslinien • Menge an ausgestoßenem H2S ist bei meisten Eruptionen um eine Größernordnung kleiner als die des SO2 (nur sehr selten ähnlich groß oder größer) • H2SO4-Aerosole und Vulkanasche sind spektroskopisch nicht detektierbar, weil sie Licht blockieren • SO2 daher bester Marker für vulkanische Aktivität auf einem terrestrischen Planeten 2 02.12.2010 Explosiv / Nicht-Explosiv • Alle nicht-explosiven Ausbrüche erzeugen auf der Erde im Jahr ~15-21 Mt (109 kg) SO2 • Das ist soviel, wie bei EINEM explosiven Event, allerdings über ein ganzes Jahr verteilt • erzeugt daher schwächeres Signal, da die Gase einzelner Events viel stärker vom Auswaschen durch Regen in der Troposphäre betroffen sind • In der Stratosphäre verbleiben Gase aber länger (explosive Szenarien) Ausbruch des Pinatubo 1991 (Basis des Modells) Menge ausgestoßenes SO2 17 (± 2) Mt Dauer der Haupteruption 4d Höhe der Eruptionssäule 12 -25 km, 40 km max. Menge erzeugtes H2SO4 20 – 30 Mt nach 28 d Menge ausgestoßenes HCl 3 Mt Zeit für Erdumlauf der Aschewolke 15 d Zeit bis zur globalen Verteilung 1y Verweildauer der H2SO4-Aerosole in der Stratosphäre 1-3y 3 02.12.2010 2 Fallstudien • Case 1 - Einzelner Ausbruch, der Gase in kompakten vertikalen Bereich verteilt (~ 12-14 km Höhe) • Case 2 – Multiple Events, die Gase in breiteren vertikalen Bereich verteilen (~ 12-25 km Höhe) Häufigkeit und Stärke von Eruptionen • Abschätzung der Wahrscheinlichkeit für die Beobachtung von Vulkanismus auf extrasolaren Planeten ausgehend von Daten der Erde • SO2-Ausstoß wird mit „scaling laws“ abgeschätzt 4 02.12.2010 Wahrscheinlichkeit für Detektierung • Wahrscheinlichkeit, einen Ausbruch einer bestimmten Stärke innerhalb eines Jahres zu detektieren entspricht der jährlichen Häufigkeit f (yr-1) • wenn SO2-Signatur z.B. 30 d in Atmosphäre bleibt, braucht man nur 12 Beobachtungen jeweils 30 Tage auseinander um Ausbruch zu detektieren • Annahme: alle Planeten weisen erdähnliche Aktivität auf • Definition: N = Anzahl der beobachteten Planeten * Anzahl der Beobachtungsjahre z.B. 100 Planeten, 10 Jahre N = 1000 Planetenjahre Wahrscheinlichkeit für Detektierung • Wahrscheinlichkeit, in allen Beobachtungen keine Entdeckung zu machen: Pfail = (1 − f ) N • Wahrscheinlichkeit einer Entdeckung: Psucc = 1 − Pfail • Um Wahrscheinlichkeiten zu erhöhen: viele Planeten beobachten viele Beobachtungen durchführen oder am Besten: beides • SO2-Gehalt ändert sich mit der Zeit (Bildung von H2SO4-Aerosolen) führt zu Unsicherheit in der Stärke des Ausbruchs 5 02.12.2010 Das Modell Das Erdspektrum mit den spektroskopisch wichtigsten Molekülen (H2O, O3, O2, CH4, CFC-11, CFC-12, NO2, HNO3, N2, und N2O) wird modelliert • Modellspektren wurden mit Exo-P (Kaltenegger & Sasselov 2010), basierend auf Smithsonian Astrophysical Observatory Code (Traub & Stier 1976), berechnet • Atmosphären werden von 0-100 km Höhe aus Standardmodellen für best. Schichten erzeugt (diskretitisiert) h(λ) • Fläche, die Planet während Transit am Stern verdeckt: • π R 2 ( λ ), R (λ ) = R p + h ( λ ) • Anteil der durch die Atmosphäre bedeckten f p (λ ) = 2 R p h(λ ) / RS2 Sternfläche: Rp Rp+h(λ) S/N-Ratio • relevantes Signal während Transit: N ( sig ) = N (cont ) − N (line) Anzahl der fehlenden Photonen • Gesamtanzahl Photonen vom Stern in best. Spektralbereich für – transmission spectroscopy: N T ( sig ) = N (tot ) * f p – emergent spectroscopy: N E ( sig ) = N (tot ) * f S • Rauschen Fluktuationen in der Gesamtzahl der detektierten Photonen (im selben Wellenlängenbereich): N (noise) = N (tot )1/ 2 f , transmission spectroscopy • S / N = N (tot )1/ 2 * f , f = p f s , emergent spectroscopy 6 02.12.2010 Wolken • werden durch kontinuumsabsorbierende/-emittierende Schichten in bestimmten Höhen modelliert • Pfad des Lichts durch die Atmosphäre wird durch parallel einfallende Strahlen approximiert • werden in Atmosphäre gebrochen, und gehen entweder durch oder werden durch einmalige Streuung oder Absorption aus dem Strahlengang entfernt • Modellatmosphäre für die Erde: US Standard Atmosphere 1976 (COESA 1976) Planeten mit anderer Atmosphäre (Ozonschicht, Temperaturinversion!) liefern andere Ergebnisse! Ergebnisse • es wurden transmission und emergent spectra zwischen 0.4 und 40 µm berechnet (allerdings nur zwischen 5 und 40 dargestellt), jeweils für Case 1 und Case 2 7 02.12.2010 Modellspektren (ohne Wolken) Modellspektren (mit Wolken) 8 02.12.2010 Modellspektren (mit Wolken, 60% Bedeckung, unterschiedliche Höhe) Transmissionsspektren Modellspektren (mit Wolken, 60% Bedeckung, unterschiedliche Höhe) Emissionsspektrum, für Case 1 und Case 2 gleich! 9 02.12.2010 Ergebnis • Vulkanische Signaturen in erdähnlichen Atmosphären sind zwischen 1x und 10xPinatubo-Ausmaß erkennbar • in Transmissions-Spektren erst ab 10x klar erkennbar (längerer optischer Weg des Lichts) S/N-Ratios nähester G-Stern und Sonne in 10 pc mit erdähnlichem Planeten 10 02.12.2010 S/N-Ratios nähester M2V-Stern in bekannter und 10 pc Entfernung mit Supererde Höhere vulkanische Aktivität auf jungen Erden bzw. Super-Erden • terrestrische Super-Erden könnten stärkeren Vulkanismus aufweisen Wahrscheinlichkeiten für Eruption könnten um Faktor R/RE erhöht werden • größere globale Wassermasse vorhanden größere Kontinentalflächen unter Wasser • dichtere Atmosphären und durch größere Gravitation auch kleinere Skalenhöhe • Weg des Lichts durch Atmosphäre bei Supererde länger 11 02.12.2010 Höhere vulkanische Aktivität auf jungen Erden bzw. Super-Erden • Tidal heating könnte ebenfalls zu verstärktem Vulkanismus führen • allerdings würde maximales tidal heating eher zu nicht-explosiven Ausbrüchen (Magmaseen) führen • moderates tidal heating könnte Häufigkeit und Stärke explosiver Eruptionen um einen Faktor 10 erhöhen Höhere vulkanische Aktivität auf jungen Erden bzw. Super-Erden • Alter des Planeten hat starken Einfluß auf Vulkanismus, da noch mehr Urwärme und noch nicht zerfallene Radionuklide vorhanden sind • erhöhte tektonische Aktivität könnte zu häufigeren Ausbrüchen führen • allerdings: große Kontinente + Subduktionszonen waren auf der sehr jungen Erde kaum vorhanden eher nicht-explosive Events an ozeanischen Rücken bzw. Vulkaninseln 12 02.12.2010 Einfluß von Wasser • Planeten mit weniger Wasser geringere vulkanische Aktivität, da Lithosphäre zu viskos für Subduktion • Planeten mit mehr Wasser Magma zu dünnflüssig, um explosive Events zu ermöglichen; außerdem könnte ein Großteil der Kontinente unter Wasser liegen Conclusio • Vulkanismus könnte auf Exoplaneten detektiert werden (z.B. mit JWST) • Beobachtungsstrategien können für jedes Instrument aus S/N-Ratios ermittelt werden • Vulkanismus wird ab 1-10x Pinatubo-Events detektierbar • 10x-Event kann mit 10% Wahrscheinlichkeit entdeckt werden, wenn z.B. 50 Planeten für 2 Jahre beobachtet werden • Wahrscheinlichkeit der Entdeckung auf jungen Erden, Super-Erden und Planeten/Monden in exzentrischen Orbits höher • große Planeten bei kleinen Sternen wären optimal (S/N!) • Wissen über die Diversität von Vulkanismus könnte bereichert werden 13 02.12.2010 Quellen [1] http://vulcan.wr.usgs.gov/Imgs/Jpg/Pinatubo/Images/Pinatubo91_eruption_plume_06-12-91_med.jpg [2] Detecting Volcanism on Extrasolar Planets, Kaltenegger, L., Henning, W.G., and Sasselov, D.D., The Astronomical Journal, 140, 1370, 2010 [3] Detecting Planetary Geochemical Cycles on Exoplanets: Atmospheric Signatures and the Case of SO2, Kaltenegger, L., Sasselov, D., The Astrophysical Journal, 708, 1162, 2010 [4] Theoretical atmospheric transmission in the mid- and far-infrared at four altitudes, Traub, W.A., Stier, M.T., Applied Optics, 15, 364, 1976 14