170518_PM_Aktueller Stand VRE

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Pressemitteilung
Datum: 18.05.2017
Aktueller Stand multiresistenter VRE-Keim
Hygiene transparent
Im Mai vergangenen Jahres haben die ALB FILS KLINIKEN über eine aufgetretene
Häufung Vancomycin-resistenter Enterokokken, kurz VRE genannt, informiert, wie
bereits mit der Pressemitteilung vom 27.05.2016 veröffentlicht. Nach einem Jahr
Umsetzung zahlreicher Hygiene- und Schutzmaßnahmen für Patienten und Mitarbeiter
ziehen die Kliniken Bilanz und werden diese Maßnahmen in Begleitung durch das
Gesundheitsamt
und
dem
Robert
Koch-Institut
(RKI)
weiter
fortführen
und
intensivieren.
Nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) ist jedes Krankenhaus dazu verpflichtet, die
häufigsten infektionsrelevanten Erreger und auch Infektionen zu erfassen, zu dokumentieren
und zu bewerten, sowie letztere an das zuständige Gesundheitsamt zu melden. Die
Zusammenschau der Daten in wissenschaftlicher Begleitung durch das Robert Koch-Institut
hat nun im Mai 2017 ergeben, dass es - nicht wie bislang angenommen im Frühjahr 2016 bereits Ende 2015 zu einer Häufung an VRE-Besiedelungen gekommen ist. Dies war für die
Kliniken zum damaligen Zeitpunkt nicht erkennbar.
Enterokokken sind wie weitere zahlreiche unterschiedliche Bakterien Bestandteil der
normalen Darmflora von Mensch und Tier und damit generell relativ weit verbreitet. Einige
Enterokokkenstämme weisen eine Unempfindlichkeit (Resistenz) gegenüber dem regulär
gegen Enterokokken wirksamen Antibiotikum Vancomycin auf. Generell ist zwischen
Besiedelung und Infektion mit solchen multiresistenten Keimen zu unterscheiden. Eine
Besiedelung liegt vor, wenn es zu einer Anhäufung von Erregern durch Keimvermehrung
ohne Krankheitsanzeichen bei der betroffenen Person gekommen ist. Dies ist bei der
Mehrzahl der VRE-positiven Keimträger der Fall. Eine bloße Besiedelung mit VRE-Bakterien
ist für gesunde Menschen nicht gefährlich. Im Gegensatz zu Gesunden sind Patienten im
Krankenhaus aus vielerlei Gründen vermehrt durch Infektionen gefährdet. Gelangen solche
VRE-Bakterien aus dem Darm in die Blutbahn oder in andere Körperregionen, kann es zu
Infektionen kommen. VRE-Infektionen lassen sich jedoch mit Reserve-Antibiotika wirksam
behandeln.
In enger Begleitung durch das Gesundheitsamt Göppingen wurden bereits 2016 umgehend
zahlreiche intensivierte Hygienemaßnahmen nach den Empfehlungen der am Robert KochInstitut angesiedelten Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention
ergriffen, um die Situation sukzessive zu verbessern. Zusätzlich zu den bereits seit Jahren
fest etablierten Hygienestandards wird ein noch höherer Hygieneaufwand in Sachen Hände-,
Instrumenten-
und
klinikweiter
Flächendesinfektion
betrieben.
Für
Mitarbeiter
der
Berufsgruppen, die direkten Patientenkontakt haben, haben zusätzliche Pflichtschulungen
zum richtigen Umgang mit VRE stattgefunden. Patienten, bei denen eine erhöhte
Wahrscheinlichkeit besteht, dass diese Menschen symptomlose Keimträger sind oder bei
denen aufgrund ihrer Behandlung ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht, werden auf VREBesiedelung untersucht, auf den Stationen möglichst in Einzelzimmer gelegt bis das
Ergebnis des Abstrichs vorliegt und im Falle eines VRE-positiven Testergebnisses isoliert.
Auch wurde ein externer Klinik-Hygieniker zu Begehungen vor Ort mit hinzugezogen. Die
Öffentlichkeit wurde zeitnah informiert.
Durch diese und weitere Maßnahmen konnte 2016 ein Rückgang der Patienten mit VREBesiedelungen festgestellt werden. In den ersten Monaten 2017 wurde jedoch erneut ein
Anstieg der Patienten mit VRE-Besiedelungen auf den Indikatorstationen registriert. Die
Ursachen hierfür konnten trotz intensiver Suche nicht sicher gefunden werden; in Frage
kommen u.a. saisonale Mehrbelastungen, da viele Patienten mit Atemwegsinfektionen bzw.
akuten Infekten, welche mit Antibiotika therapiert werden mussten, stationär aufgenommen
wurden. Unter längerer Antibiotika-Therapie kommt es bei Menschen, bei denen
Enterokokken in geringen Mengen Bestandteil der normalen Darmflora und daher oft nicht
nachweisbar sind, nicht selten zu einem Aufblühen des VRE-Keims. Die Enterokokken traten
hierbei in unterschiedlichen Fachabteilungen auf, eine Ursache für die Ausbreitung ist nach
wie vor nicht erkennbar.
Aufgrund dessen werden die ALB FILS KLINIKEN nun weitere Maßnahmen zur Vermeidung
einer weiteren Keimverbreitung ergreifen. Dies erfolgt in enger Abstimmung mit dem
Gesundheitsamt Göppingen, dem Landesgesundheitsamt und dem Robert Koch-Institut, das
die wissenschaftliche Begleitung übernimmt. „Offenbar folgen die VRE noch einem anderen
Verbreitungsmodus als andere multiresistente Erreger. Wir müssen verstärkt daran arbeiten,
diesen erneuten Anstieg zu analysieren und zu reduzieren“, betont Dr. Lutz Zabel, KlinikHygieniker in den ALB FILS KLINIKEN, „denn andere multiresistente Keime, insbesondere
die im Gegensatz zu VRE sehr gefährlichen Keime wie MRSA oder MRGN, sind auf einem
niedrigen Niveau und nachweisbar rückläufig."
So wird in wissenschaftlicher Begleitung durch das Robert Koch-Institut zunächst eine
sogenannte Punktprävalenzstudie durchgeführt. Das bedeutet, dass in einem Zeitraum von
wenigen Tagen zusätzlich zu den bereits im Screening beinhalteten Risikogruppen alle
stationär liegenden Patienten einmalig getestet werden, um einen allumfassenden Blick für
das Auftreten von VRE in den Kliniken zu bekommen. Die gewonnenen Daten wird das
Robert Koch-Institut analysieren. Solche Daten können dann auch in bundesweite Strategien
zur
Bekämpfung
von
Keimen
in
Krankenhäusern
einfließen.
Auch
wird
die
Antibiotikaverordnungspraxis in den ALB FILS KLINIKEN detailliert hinterfragt, um solche
Medikamente zukünftig noch gezielter einzusetzen, weitere Resistenzen zu verhindern und
das Infektionsmanagement zu optimieren (Antibiotic Stewardship). Hintergrund dieser
Maßnahme ist, dass die Entwicklung und Verbreitung von multiresistenten Erregern von
einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird. Neben Hygienemaßnahmen spielt auch der
umsichtige Einsatz von Antibiotika eine wesentliche Rolle. VRE haben in den letzten Jahren
eine deutliche Verbreitung in deutschen Kliniken erfahren. Um den Einfluss der ALB FILS
KLINIKEN auf das örtliche Geschehen zu untersuchen, werden zudem ab sofort alle neu
aufgenommenen Patienten, die seit Oktober 2015 einen Voraufenthalt in den ALB FILS
KLINIKEN hatten, auf den VRE-Keim eingangs gescreent. „Mit den weiteren Maßnahmen,
eng begleitet durch die Gesundheitsämter und das Robert Koch-Institut, werden wir in
Deutschland nicht nur eine Vorreiterrolle einnehmen, sondern tragen insbesondere zu einem
erheblichen Anteil zur Patientensicherheit bei", so Dr. Ingo Hüttner, Medizinischer
Geschäftsführer.
Für Patienten und Angehörige mit Fragen rund um das Thema VRE hat die Klinik unter
07161 64-2481 ein Experten-Telefon eingerichtet, Erreichbarkeit: montags bis freitags von
9:00 bis 16:00 Uhr.
Pressekontakt: ALB FILS KLINIKEN GmbH, Britta Käppeler, c/o Klinik am Eichert,
Eichertstraße 3, 73035 Göppingen, Telefon 07161 64-2181, E-Mail [email protected]
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