vdp Newsletter Repräsentant und Stimme seiner Mitgliedsinstitute Aareal Bank … BayernLB … Berlin Hyp … COREALCREDIT BANK … DekaBank … Deutsche Hypo … Deutsche Schiffsbank … Dexia Kommunalbank DG HYP … Düsseldorfer Hypothekenbank … Essen Hyp … Eurohypo … Hamburger Sparkasse … Helaba Landesbank Hessen-Thüringen … HSH Nordbank Hypo Real Estate Bank … Hypo Real Estate Bank International … Hypo Real Estate Holding … HypoVereinsbank … IKB Deutsche Industriebank Kreissparkasse Köln … Landesbank Baden-Wür ttemberg … Münchener Hyp … NORD/LB … SachsenLB … SEB … Sparkasse KölnBonn … VALOVIS BANK WarburgHyp … We s t d e u t s c h e I m m o b i l i e n B a n k … We s t L B … W L B A N K … W ü s t e n r o t B a n k … … … … … Die Professionalisierung der Wohnungswirtschaft Durch das in den letzten Jahren stark gewachsene Interesse internationaler Investoren für den deutschen Immobilien- und insbesondere Wohnungsmarkt hat sich die Bewertung wie auch die Marktgängigkeit von Wohnungsbeständen stark verändert. Diese Marktveränderung hat bei den Unternehmen und in ihrer strategischen Ausrichtung Spuren hinterlassen. Dr. Edgar Zoller, Leiter des Geschäftsfelds Immobilien der BayernLB erläutert, wie diese Entwicklung aus Bankensicht eingeschätzt wird und wie die Kreditwirtschaft reagiert. W ohnungsunternehmen waren von jeher eine begehrte Zielgruppe der in der Immobilienfinanzierung tätigen Banken: Stetige cash flows, überschaubare Leerstandsraten und nur geringer Modernisierungsrückstau prägten das Kundenprofil. Als Konsequenz hieraus war die Kundengruppe stark umworben und bekam wegen des günstigen Risikoprofils Darlehenskonditionen angeboten, die für die Banken zuweilen kaum auskömmlich waren. Die Bestandspflege der Wohnungen und die nur teilweise Ausschöpfung des Modernisierungs- und Mieterhöhungspotenzials prägte vorherrschend die Geschäftspolitik der Wohnungswirtschaft. Der Wert eines Wohnungsunternehmens selbst war sehr stark durch die traditionelle Immobilienbewertung geprägt. Der NAV (Net-Asset-Value), das heißt die Aggregierung der einzelnen Immobilienwerte ab- 14 immobilienmanager • 09 - 2007 züglich der im Unternehmen bestehenden Verbindlichkeiten, diente nahezu ausschließlich als Grundlage der Bewertung. Ein darüber hinausgehender Unternehmenswert wurde für Immobilienunternehmen selten berechnet. In diesen Fällen war bis vor wenigen Jahren im Gegenteil ein Abschlag vom NAV üblich, weil die Möglichkeit fehlte, in liquiden Märkten die Portfolien (notfalls) zu vermarkten. Ausnahmen hiervon gab es erst in jüngster Zeit und nur für börsennotierte Immobilienunternehmen oder solche, die einen Börsengang planten. Nachfragebedingte Portfoliozuschläge In den letzten Jahren hat sich die Wohnungswirtschaft stark den strategischen Ausrichtungen der internationalen Immobilienmärkte angepasst. Insbesondere die hohe Nachfrage ausländischer Finanzinvestoren nach nationalen Wohnungsportfolien hat den Markt beflügelt. Weil diese Investoren schnell große Summen in deutsche Immobilien investieren wollten, stiegen die Preise für Wohnungsportfolien stark an. Es wurden Portfolio-Zuschläge bezahlt. Manche Marktteilnehmer sehen darin die Abkehr von soliden Bewertungsmaßstäben und der klassischen Immobilienbewertung. Ob die teilweise sehr hohen Portfoliozuschläge ökonomisch die Erwartungen der Investoren erfüllen, wird sich zeigen müssen. Gleichwohl ist die mit Skepsis geführte Diskussion fruchtbar, denn sie deutet auf ein Umdenken und Bewegung in der Wohnungswirtschaft hin zur Fokussierung auf wertbezogene Unternehmensstrategien. Immobilien-Portfolien als Asset-Klasse Bislang wurde bei der Bewertung der Asset-Klasse Immobilie überwiegend auf die Bewertung von einzelnen Immobilien mittels Ertrags- und Sachwertverfahren abgestellt. Inzwischen gibt es jedoch einen Immobilien-Transaktions-Markt, der nach eigenständigen Gesetzmäßigkeiten handelt. Größere, transparente und in der Datenqualität gut aufbereitete Portfolien finden als „Handelsware“ heute ein größeres Interesse als Einzelimmobilien. Immobilienportfolien sind so zu einer eigenständigen Asset-Klasse geworden. Zunehmende Ökonomisierung Eine Auswirkung der stärkeren Betrachtung der Immobilie unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist, dass zunehmend Strategien und nicht mehr nur Vermögenswerte den Wert des Immobilienvermögens beeinflussen. Immobilien mit Mietverträgen, die eine kurze Restlaufzeit haben, mögen in der Cash-FlowAnalyse eines offenen Fonds wertreduzierend wirken. Sie können aber bei positiver Einschätzung der Mietmärkte für einen Investor mit Vermietungskapazitäten gleichwohl interessant sein. Es ist außerhalb der Immobilienbranche völlig unstreitig, dass das langfristige Potenzial eines Unternehmens seine Bewertung beeinflusst, nicht allein seine aktuellen Vermögenswerte. Dieser Gedanke hält zunehmend Einzug in die Wohnungswirtschaft, auch wenn dies nicht ohne Reibungsverluste erfolgt. Wachsende Bedeutung der Gesellschaften und die Folgen für die Finanzierung Bei einer stärker auf den Unternehmenswert fokussierten Geschäftspolitik der Wohnungswirtschaft wird sich die nachgefragte Produktpalette stärker auf klassische Corporate Banking Segmente erstrecken. So werden Finanzierungen mit Eigenkapitalcharakter oder Off-BalanceFinanzierungen an Bedeutung zunehmen. Wegen der zahlreichen Transaktionen von Wohnungsunternehmen und Wohnportfolien werden Real Estate M & A sowie die Akquisitionsfinanzierung von Immobilienunternehmen immer wichtiger. Dies macht die Spezialisierung einer in der Immobilienfinanzierung tätigen Bank auch in diesen Segmenten notwendig. Gerade die Charakteristika eines Immobilienunternehmens und die immer noch stark assetbezogene cash-flow-Betrachtung im Rahmen seiner Bewertung sprechen für eine eigenständige Disziplin – das Real Estate M & A und Real Estate Acquisition Finance. So hängt etwa die Bewertung von Immobilienunternehmen und die Prognose der zukünftigen cash flows nach der Discounted Cash Flow (DCF)-Methode im Wohnungssegment neben Kostensenkungsprogrammen stark von Mietsteigerungspotenzialen, Privatisierungsmöglichkeiten sowie en bloc-Verkäufen ab. Gerade letztere Strategien setzen aber eine profunde Kenntnis der betroffenen Immobilienmärkte voraus. Für in der Immobilienfinanzierung tätige Banken ist es wichtig, die Neuausrichtung der Wohnungsunternehmen nachzuvollziehen und über ihre Poduktlinie im Real Estate Structured Finance share-deals begleiten zu können. Ausblick Die Wohnungswirtschaft tut gut daran, die stärkere Ausrichtung auf den Unternehmenswert mit Augenmaß und einer gesunden Portion Skepsis gegenüber zu „verwegenen“ Strategien zu begleiten. Dies gilt nicht nur mit Blick auf die jüngere Entwicklung der Immobilienaktien am Börsenparkett. Die Bewertung des Unternehmens auf Basis der einzelnen Immobilien (NAV) bleibt trotz einer stärkeren Flexibilität in der strategischen Ausrichtung der Unternehmen wichtig. Auch in Zukunft bleiben die Bewirtschaftung der Wohnungen (Mietsteigerungspotenzial), das Kostenmanagement und das Vermarktungs- sowie das Transaktionspotenzial entscheidend für den langfristigen Erfolg eines Immobilienunternehmens. Das Kurshalten auf diese traditionellen Ziele der klassischen Immobilienwirtschaft wird mittel- und langfristig auch bei der Ausnutzung der jetzt gewonnenen, zu begrüßenden strategischen Flexibilität in der Wohnungswirtschaft den Erfolg bestimmen. Eine in der Immobilienfinanzierung aktive Bank wird dabei Navigationshilfe für ihre Kunden anbieten und sie in neue Märkte begleiten müssen. Dieser Text ist eine gekürzte Fassung. Der ausführliche Beitrag findet sich in der vdp-Broschüre „Professionelles Immobilien Banking – Fakten und Daten 2007/2008“, die Anfang Oktober zur EXPO REAL erscheinen wird. immobilienmanager • 09 - 2007 15