Herstellung und Charakterisierung von Antikörpern gegen das Prion-Protein mit inhibitorischer Wirkung auf die Prionreplikation in Zellkultur Dissertation zur Erlangung des naturwissenschaftlichen Doktorgrades der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg vorgelegt von Tanja Hoffmann aus Datteln Würzburg, Juli 2008 Eingereicht am: …………………………………………..………….. Mitglieder der Promotionskommission: Vorsitzender: …………………………………………………………. Gutachter: Prof. Dr. M. A. Klein Gutachter: Prof. Dr. J. Hacker Tag des Promotionskolloquiums: ……………………………..…… Doktorurkunde ausgehändigt am: …………………………………. „Magna pars est profectus velle proficere.“ „Ein großer Teil des Fortschreitens besteht darin, dass wir fortschreiten wollen.“ (Lucius Annaeus Seneca, 4 v. Chr./65 n. Chr.) INHALTSVERZEICHNIS 1 Einführung und Problemstellung 5 1.1 Prionen und Prionenerkrankungen 5 1.1.1 Übertragbare spongiforme Enzephalopathien 5 1.1.2 Prionenerkrankungen bei Tieren 6 1.1.3 Prionenerkrankungen beim Menschen 6 1.1.4 Das Prion-Konzept 9 1.1.5 Das Prion-Protein 11 C 1.1.6 Funktionen von PrP 12 1.1.7 Strukturelle und biochemische Eigenschaften von PrPC und PrPSc 13 1.1.8 Replikationsmechanismen und Prionenstämme 15 1.1.9 Therapeutische Ansätze für Prionenerkrankungen 18 1.2 Immunsystem und Antikörper 2 22 1.2.1 Das Immunsystem 22 1.2.2 Struktur und Isotypen von Maus-Immunglobulinen 23 1.2.3 Antikörpervielfalt durch somatische Rekombination 25 1.2.4 Antigen-Antikörper-Interaktionen 27 1.2.5 Produktion von Antikörpern 28 1.2.6 Therapeutische Anwendung von monoklonalen Antikörpern 30 1.3 Ziel der Arbeit 34 Material und Methoden 35 2.1 Material 35 2.1.1 Geräte 35 2.1.2 Chemikalien 36 2.1.3 Zelllinien 36 2.1.4 Lösungen zur Analyse und Klonierung von DNA 36 2.1.5 Standardlösungen 37 2.1.6 Antikörper und Farbstoffe 38 2.1.7 Scrapie-Prionenstamm 38 2.1.8 Plasmide 38 2.1.9 Primer 39 2.1.10 Proteine 40 2.1.11 Versuchstiere 40 2.2 Methoden 2.2.1 Herstellung von monoklonalen Antikörpern 40 40 i INHALTSVERZEICHNIS 2.2.1.1 Immunisierung und Isolierung von Milzzellen 40 2.2.1.2 Kultivierung und Vorbereitung von Myelomzellen 41 2.2.1.3 Fusion der Milzzellen mit Myelomzellen 42 2.2.1.4 Screening der Hybridomzellen 42 2.2.1.5 Klonierung der Hybridomzelllinien und Nomenklatur der Klone 43 2.2.1.6 Produktion der monoklonalen Antikörper 43 2.2.1.7 Aufreinigung der monoklonalen Antikörper mittels Protein G 44 2.2.1.8 Bestimmung der Antikörperklasse und der Isotypen 45 2.2.2 Zellbiologische Methoden 46 2.2.2.1 Allgemeine Kulturbedingungen 46 2.2.2.2 Bestimmung der Zellzahl mit dem Hämazytometer 46 2.2.2.3 Einfrieren und Auftauen von Zellen 47 2.2.2.4 Behandlung von Zellen mit Anti-PrP-Antikörpern 47 2.2.2.4.1 Inhibition der Prionreplikation in ScN2a-Zellen 47 2.2.2.4.2 Analyse der Retention auf ScN2a-Zellen 48 2.2.2.5 MTT-Test 49 2.2.2.6 Transfektion von 293T-Zellen mittels Kalziumphosphat-Präzipitation 49 2.2.3 Proteinbiochemische Methoden 50 2.2.3.1 Herstellung von Zelllysaten 50 2.2.3.2 Herstellung von Gehirnhomogenaten 51 2.2.3.3 Proteinbestimmung nach Bradford 51 2.2.3.4 Proteinase K-Behandlung von Homogenaten 51 2.2.3.5 Immunpräzipitation 52 2.2.3.6 SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese (SDS-PAGE) 53 2.2.3.7 Western Blot 53 2.2.3.7.1 Blocken und Antikörperinkubation 54 2.2.3.7.2 Chemolumineszenz-Detektion 55 2.2.4 Immunologische Methoden 55 2.2.4.1 Enzym Linked Immunsorbent Assay (ELISA) 55 2.2.4.2 Bestimmung der Avidität von Antikörper 56 2.2.4.3 Bestimmung der Dissoziationskonstanten (KD) mittels ELISA 57 2.2.4.4 Durchflusszytometrische Analyse (FACS) 57 2.2.4.5 Bestimmung der Dissoziationskonstanten (KD) mittels FACS 58 2.2.4.6 Immunfluoreszenzfärbung von Zellen 58 2.2.5 Tierexperimentelle Methoden 59 2.2.5.1 Betäubung der Mäuse mit Ether 59 2.2.5.2 Blutentnahme und Serumgewinnung 60 ii INHALTSVERZEICHNIS 2.2.5.3 Herzpunktion und Organentnahme 60 2.2.5.4 Bestimmung der Pharmakokinetik der Anti-PrP-Antikörper 60 2.2.5.5 Bioassay 61 2.2.6 Molekularbiologische Methoden 61 2.2.6.1 Klonierung 61 2.2.6.1.1 Präparative Polymerasekettenreaktion (PCR) 61 2.2.6.1.2 Analytische Polymerasekettenreaktion (PCR) 63 2.2.6.1.3 Restriktionsverdau 64 2.2.6.1.4 Agarose-Gelelektrophorese 65 2.2.6.1.5 Gelextraktion 65 2.2.6.1.6 Dephosphorylierung der 5'-DNA-Enden 66 2.2.6.1.7 Phosphorylierung von DNA-Fragmenten 66 2.2.6.1.8 Ligation 67 2.2.6.1.9 Transformation von E.coli mit Plasmiden 67 2.2.6.1.10 Plasmidpräparation aus E.coli 68 2.2.6.1.11 Quantifizierung von doppelsträngiger DNA 68 2.2.6.1.12 Sequenzierung von DNA 69 2.2.6.2 Ortsgerichtete Mutagenese 3 70 Ergebnisse 71 3.1 Herstellung und Reinigung von monoklonalen Anti-PrP-Antikörper 0/0 71 3.1.1 Antikörpertiter der immunisierten Prnp -Mäuse und Fusionsausbeute 71 3.1.2 Isolierung von monoklonalen Anti-PrP-Antikörpern 73 3.1.3 Antikörperproduktion und -konzentrierung in hoher Reinheit 76 3.2 Charakterisierung der Anti-PrP-Antikörper 77 3.2.1 Klassen und Subklassen der Anti-PrP-Antikörper 77 3.2.2 Epitop-Bestimmung der Anti-PrP-Antikörper 77 3.2.2.1 PrP-Plasmide mit einer N-terminalen und einer internen Deletion 77 3.2.2.2 Bestimmung des Epitops mittels FACS 80 3.2.2.3 Bestimmung des Minimalepitops mittels Alanin-Scanning 82 3.2.3 Avidität der Anti-PrP-Antikörper 84 3.2.4 Dissoziationskonstanten (KD) der Anti-PrP-Antikörper 86 3.3 Hemmung der Prionreplikation durch Anti-PrP-Antikörper in vitro 87 Sc 3.3.1 Einfluss der Anti-PrP-Antikörper auf die PrP -Akkumulation in ScN2a-Zellen 3.3.2 Untersuchung zur Zytotoxizität der Anti-PrP-Antikörper 87 88 iii INHALTSVERZEICHNIS 3.3.3 Bindung der Anti-PrP-Antikörper an PrPSc von ScN2a-Zellen 89 3.3.4 Untersuchungen zur dosisabhängigen Wirkung der Anti-PrP-Antikörper 91 3.3.5 Untersuchungen zur zeitabhängigen Wirkung der Anti-PrP-Antikörper 92 3.3.6 Bestimmung des PrPSc-Gehalts von ScN2a-Zellen nach Beendigung der Antikörperbehandlung 3.3.7 Analyse der Infektiosität von Antikörper-behandelten ScN2a-Zellen 3.4 Untersuchungen zum Wirkungsmechanismus der Anti-PrP-Antikörper 4 93 95 97 3.4.1 Untersuchungen zur inhibitorischen Wirkung eines PrP/Ak-Komplexes 97 3.4.2 Untersuchung des Einflusses der Anti-PrP-Antikörper auf die Retention 99 3.5 Pharmakokinetik der Anti-PrP-Antikörper im in vivo Modell 102 Diskussion 106 4.1 Die Herstellung von PrPC- und PrPSc-spezifischen Antikörpern Sc 107 4.2 Inhibition der PrP -Akkumulation durch Helix 1-bindende Antikörper 109 4.3 Unterschiede zwischen den Helix 1-bindenden Antikörpern 113 4.4 Hypothesen über den Wirkungsmechanismus der Anti-PrP-Antikörper 115 4.5 Ausblick 118 Zusammenfassung 120 5.1 Deutsch 120 5.2 Englisch 122 6 Literaturverzeichnis 124 7 Anhang 143 7.1 Abkürzungsverzeichnis 143 7.2 Tabellen- und Abbildungsverzeichnis 146 7.3 Lebenslauf 148 7.4 Veröffentlichungen und Kongressbeiträge 149 7.5 Erklärung 150 7.6 Danksagung 151 5 iv EINLEITUNG 1 Einführung und Problemstellung 1.1 Prionen und Prionenerkrankungen 1.1.1 Übertragbare spongiforme Enzephalopathien Prionenerkrankungen oder übertragbare spongiforme Enzephalopathien (engl.: transmissible spongiform encephalopathies, TSE) sind letal verlaufende, neurodegenerative Erkrankungen, die sowohl bei Tieren als auch beim Menschen auftreten können (Collinge, 2001). Unter Tieren sind die Traberkrankheit (Scrapie) bei Schafen und Ziegen (McGowan, 1922), die Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE) bei Rindern (Wells et al., 1987) und die Chronic Wasting Disease (CWD) bei bestimmten Hirscharten in Nordamerika (Williams und Young, 1980) bekannt (1.1.2). Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD) (Creutzfeldt, 1920), das GerstmannSträussler-Scheinker-Syndrom (GSS) (Gerstmann et al., 1936), Kuru (Gajdusek und Zigas, 1957) sowie die fatale familiäre Schlaflosigkeit (FFI) (Lugaresi et al., 1986) zählen zu den humanen Prionenerkrankungen. Die Krankheiten werden durch fortschreitende motorische Störungen (Myoklonien), Gangunsicherheit (Ataxie) sowie den Verlust kognitiver Fähigkeiten (Demenz) im terminalen Stadium charakterisiert. Zu den typischen neuropathologischen Veränderungen gehören schwammartige Veränderungen im Gehirn (Spongiose), die Aktivierung von Astrozyten und Mikrogliazellen (Astrozytose und Gliose), Neuronenverlust und extrazelluläre Ablagerungen von amyloiden Aggregaten. Im Gegensatz zu anderen neurodegenerativen Krankheiten können Prionenerkrankungen nicht nur sporadisch und genetisch auftreten, sondern auch durch Infektionen erworben werden (Collinge, 1997; Collinge, 2001; Prusiner, 1998). Während die Anzahl der sporadischen Fälle weltweit mit nur einem Fall pro einer Million relativ gering ist, führte das Auftreten der BSE-Epidemie in Großbritannien und die Übertragung der Erkrankung auf den Menschen durch BSEkontaminierte Produkte zu einem starken öffentlichen Interesse (1.1.3). Das Prion-Konzept besagt, dass der infektiöse Erreger aus einem körpereigenen Protein mit veränderter Gestalt besteht. Gelangt diese Form in einen Organismus, repliziert sie sich, indem ein endogenes Protein in eine fehlgefaltete Form umgewandelt wird (1.1.4). Hierbei spielt das zelluläre Prion-Protein (PrPC) eine zentrale Rolle. Seine physiologische Funktion ist noch nicht genau geklärt (1.1.5-6). PrPC unterscheidet sich strukturell und biochemisch von seiner fehlgefalteten Form, dem pathologischen Prion-Protein, PrPSc (1.1.7). Der Mechanismus der Konversion ist noch hypothetisch (1.1.8). Vom Zeitpunkt der Infektion oder der spontanen Konversion bis zum Auftreten der klinischen Krankheit können mehrere Jahre oder Jahrzehnte vergehen (Collinge et al., 2006). Gegenwärtig gibt es noch keine Therapie für die tödlich verlaufenden Krankheiten, jedoch wurden in den letzen Jahrzehnten systematisch verschiedene therapeutische Ansätze untersucht (1.1.9). 5 EINLEITUNG 1.1.2 Prionenerkrankungen bei Tieren Die Traberkrankheit (Scrapie) bei Schafen und Ziegen wurde bereits vor 250 Jahren beschrieben (Parry, 1962). Der Name „Scrapie“ bezieht sich auf die Symptome erkrankter Tiere, die ihr Fell an Zäunen oder Bäumen abscheuern (engl.: to scrape = abkratzen, schaben). 1936 gelang erstmals die experimentelle Übertragung von Scrapie und somit der Beweis, dass es sich um eine Infektionskrankheit handelt (Cuillé und Chelle, 1936). Die Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE) erlangte besonders hohe Aufmerksamkeit durch ihr epidemieartiges Auftreten bei Rindern. 1986 traten die ersten BSE-Fälle in Großbritannien auf (Wells et al., 1987). Seitdem sind mehr als 200.000 Rinder in ganz Europa und Japan erkrankt und Schätzungen gehen weltweit von bis zu einer Million infizierter Tiere aus (Brown et al., 2001). Ausgelöst wurde diese Epidemie wahrscheinlich durch die Verfütterung von Prionkontaminiertem Tiermehl. Ende der siebziger Jahre erfolgte aus wirtschaftlichen Gründen eine Verminderung der Inaktivierungstemperatur bei der Herstellung von Tiermehl, so dass eine vollständige Inaktivierung des Erregers nicht mehr gewährleistet war (Ford, 1996). Nach Aufkommen der ersten Verdachtsmomente wurde 1988 in Großbritannien die Tiermehlverfütterung an Wiederkäuer verboten, so dass die Anzahl infizierter Tiere wieder rückläufig ist. Mittlerweile beweisen zahlreiche Studien, dass in diesem Zeitraum die Übertragung von BSE auf andere Tiere und sogar den Menschen erfolgte (1.1.3). Andere bekannte Prionenerkrankungen bei Tieren sind die übertragbare Enzephalopathie bei Nerzen (engl.: Transmissible Mink Encephalopathy, TME) und die übertragbare KatzenEnzephalopathie (engl.: Feline Spongiforme Encephalopathy, FSE). Auch hier gilt die Verfütterung von infektiösem Futter als Ursache der Übertragung (Hanson et al., 1971; Pearson et al., 1991). Die Chronic Wasting Disease (CWD) ist die einzige bekannte Prionenerkrankung, die auch bei frei lebenden Tieren, wie bestimmten Hirscharten der Familie Cervidae, in Nordamerika und Kanada auftritt (Miller et al., 2000). 1.1.3 Prionenerkrankungen beim Menschen Gemäß ihrer Ätiologie können Prionenerkrankungen spontan (sporadisch), vererbbar (hereditär) oder durch Infektion (infektiös) auftreten (Tabelle 1). Das Gen für das humane Prion-Protein (PRNP) ist auf Chromosom 20 lokalisiert (Sparkes et al., 1986). 6 EINLEITUNG Tabelle 1: Zusammenfassung humaner Prionenerkrankungen Manifestation Erkrankung Übertragungsmechanismus sporadisch sCJD unbekannt hereditär fCJD GSS autosomal dominante Mutationen im PRNP-Gen FFI infektiös Kuru Endokannibalismus iCJD iatrogene Übertragung vCJD Konsum von BSE-kontaminierten Fleischprodukten Die bekannteste und häufigste humane TSE-Erkrankung ist die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD). Etwa 85% aller CJD-Fälle sind sporadischen Ursprungs (sporadische CreutzfeldtJakob-Krankheit, sCJD), welche weltweit mit einer konstanten Inzidenz von ~1:1.000.000 pro Einwohner auftreten. Die Krankheit ist nicht mit einer Mutation im PRNP-Gen assoziiert, so dass der genaue Ursprung bis heute unbekannt ist. Hypothetische Erklärungen für die Ätiologie von sCJD gehen davon aus, dass die Konversion von PrPC spontan stattfindet oder durch das zufällige Auftreten von altersbedingten somatischen Mutationen erleichtert wird (Prusiner et al., 1998). Die Infektiosität von sCJD konnte 1968 durch die experimentelle Übertragung auf Schimpansen gezeigt werden (Gibbs et al., 1968). Zu den hereditär auftretenden Prionenerkrankungen gehören die familiäre Creutzfeldt-JakobKrankheit (fCJD), das Gerstmann-Sträussler-Scheinker-Syndrom (GSS) und die fatale familiäre Schlaflosigkeit (engl.: Fatal Familial Insomnia, FFI). Sie werden durch Mutationen im PRNP-Gen verursacht, welche autosomal-dominant vererbt werden. Dabei handelt es sich entweder um Punktmutationen, die zur Substitution einer Aminosäure oder zur Entstehung eines Stop-Kodons führen, oder um Insertionen im Bereich der N-terminalen OktarepeatRegion. Mittlerweile wurden über dreißig verschiedenen Mutationen beschrieben (Abbildung 1). Bei der fCJD, die ca. 10-15% aller hereditären CJD-Fälle ausmacht, sind Mutationen an Kodon 200 (E200K) oder Kodon 178 (D178N) am häufigsten (Goldfarb et al., 1990a; Goldfarb et al., 1990b; Kovanen, 1993). Das Auftreten von GSS kann mit sieben verschiedenen Mutationen assoziiert sein, jedoch tritt in den meisten betroffenen Familien eine Mutation von Prolin zu Leucin an Kodon 102 auf (Hsiao et al., 1989). Die FFI ist ebenfalls mit der Mutation an Kodon 178 (D178N) assoziiert, deren Phänotyp aber nur entsteht, wenn dasselbe Allel an Kodon 129 für Methionin kodiert. Wird dagegen Valin kodiert, entsteht das Krankheitsbild der fCJD (Goldfarb et al., 1992). 7 EINLEITUNG Abbildung 1: Pathogene Mutationen und Polymorphismen des humanen PRNP-Gens. Oberhalb des Prion-Protein Gens sind Mutationen aufgeführt, die vererbbare Prionenerkrankungen verursachen. Polymorphismen, die entweder einen neutralen, protektiven oder krankheitsmodifizierenden Effekt haben können, sind unterhalb des Gens aufgelistet (OPRI = Oktarepeat Insertion; OPRD = Oktarepeat Deletion) (Bild und Quelle aus Mead, 2006). Zu den infektiös erworbenen Prionenerkrankungen gehört Kuru sowie die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJD) und die iatrogene Form (iatrogene Creutzfeldt-JakobKrankheit, iCJD). Kuru trat ausschließlich bei einem Volksstamm der Fore in Papua-Neuguinea auf, was auf eine Infektion bei der Teilnahme an einem endokannibalistischen Ritual zurückgeführt werden konnte (Gajdusek und Zigas, 1957). Nachdem 1959 das Ritual verboten wurden, konnte Kuru nur noch selten diagnostiziert werden (Gajdusek, 1996). Das sorgfältige Monitoring der letzten Kuru-Fälle ermöglichte erstmals einen Einblick in die langen Inkubationszeiten von bis zu 50 Jahren bei der Übertragung von Prionen von Mensch zu Mensch (Collinge et al., 2006). Die bekannteste infektiöse Form der Prionenerkrankungen ist die neue Variante der CreutzfeldtJakob-Krankheit, die zehn Jahre nach dem Höhepunkt der BSE-Epidemie zum ersten Mal beschrieben wurde (Will et al., 1996). Der experimentelle Beweis, dass zwischen BSE und vCJD ein Zusammenhang besteht, wurde von mehreren Arbeitsgruppen erbracht: So führte die Transmission von BSE in Primaten zur Entstehung von floriden Plaques, ein Charakteristikum von vCJD (Lasmezas et al., 1996). Ebenfalls konnten nach der Inokulation von Mäusen mit 8 EINLEITUNG BSE- und vCJD-Prionen gleiche Läsionsprofile und Inkubationszeiten bestimmt werden (Bruce et al., 1997), und das Glykosylierungsmuster von PrPSc ist bei BSE- und vCJD-Prionen identisch (Collinge et al., 1996b). Die Anfälligkeit gegenüber der neuen Variante von CJD scheint an einen Polymorphismus von Kodon 129 des PRNP-Gens gekoppelt zu sein. 37% der Bevölkerung sind an dieser Stelle homozygot für Methionin (Met), 12% sind homozygot für Valin (Val) und 51% sind Met/Val heterozygot. Alle bisher aufgetretenen vCJD-Fälle sind an diesem Kodon homozygot für Methionin (Collinge et al., 1996a; Ironside und Head, 2004). Die iatrogene Form von CJD umfasst etwa 1% aller CJD-Fälle und tritt durch eine unbeabsichtigte Übertragung von sCJD durch medizinische Eingriffe beim Menschen auf. So wurden Fälle beschrieben, die nach Hirnhauttransplantationen oder Augenhornhautverpflanzungen auftraten (Duffy et al., 1974), deren Spender offenbar asymptomatische Träger von sCJD waren. Zahlreiche Empfänger von humanen Wachstumshormonen, die aus Leichenhypophysen gewonnen wurden, erkrankten. Die Übertragung durch CJD-kontaminierte chirurgische Instrumente, wie z.B. Gehirn-Elektroden, ist ebenfalls dokumentiert (Brown et al., 2000). Auch eine Übertragung von vCJD durch kontaminierte Bluttransfusionen ist möglich, da deren Empfänger kurze Zeit später an vCJD erkrankten und starben (Llewelyn et al., 2004; Peden et al., 2004). 1.1.4 Das Prion-Konzept Die Natur des krankheitserregenden Agens von Prionenerkrankungen konnte aufgrund seiner außergewöhnlichen Eigenschaften lange Zeit nicht genau aufgeklärt werden. 1936 gelang die experimentelle Übertragung von Scrapie auf gesunde Schafe und Ziegen durch die Inokulation von Gehirnhomogenat nach einer sehr langen Inkubationszeit (Cuillé und Chelle, 1936). Infolge dieser Beobachtungen nahm man zunächst an, dass es sich bei dem Krankheitserreger um einen „Slow-Virus“ handelte, d.h. um ein sehr langsam replizierendes Virus (Sigurdsson, 1954; Thormar, 1971). Gegen diese Virus-Hypothese sprach jedoch die Beobachtung, dass die Infektiosität des Erregers weder durch die Behandlung mit DNA- oder RNA-schädigender Strahlung noch mit Nukleasen reduziert werden konnte (Alper et al., 1967). Stattdessen führten Verfahren, die Proteine modifizierten oder hydrolysierten, wie z.B. die Behandlung mit Harnstoff oder Natriumhydroxid (Alper et al., 1967; Alper et al., 1966; Prusiner, 1982; Prusiner et al., 1981), zur Inaktivierung des Erregers. Diese Untersuchungen zeigten, dass der Erreger aus einem nukleinsäurefreien Pathogen bestehen könnte. Griffith postulierte 1967 erstmals die Hypothese, dass das infektiösen Agens ein Protein ist (Griffith, 1967). Diese „Nur Eiweiss“Hypothese konnte 1982 durch die Isolation eines Protease-resistenten Glykoproteins, welches in hoch aufgereinigten Gehirnproben von infizierten Hamstern mit der Infektiosität assoziiert war, bestätigt werden. In vitro bildete dieses aufgereinigte Protein ebenfalls schwer lösliche 9 EINLEITUNG Aggregate, die denen in den Ablagerungen von Prion-infizierten Gehirnen ähnlich waren (Bolton et al., 1982; McKinley et al., 1983; Prusiner, 1982). Um diese neue Erregerklasse von konventionellen Pathogenen wie Viren oder Bakterien abzugrenzen, prägte Stanley Prusiner den Begriff Prion (proteinaceous infectious particle) als Bezeichnung für infektiöse proteinartige Partikel ohne Nukleinsäuren (Bolton et al., 1982; Prusiner, 1982). Nach Bestimmung der N-terminalen Sequenz des infektiösen Prion-Proteins (Prusiner et al., 1984) gelang mit Hilfe von Gensonden die Klonierung des kodierenden Gens. Überraschenderweise handelte es sich um ein zelluläres Gen, das sowohl in gesunden als auch in infizierten Hamstern in gleichen Maßen exprimiert wird (Chesebro et al., 1985; Oesch und Tempst, 1985). Da in der Primärstruktur des zellulären und pathologischen Proteins keine Unterschiede festgestellt werden konnten (Basler et al., 1986), wurde angenommen, dass sich die beiden Formen nur in ihrer Konformation unterscheiden (Pan et al., 1993). Um zwischen diesen beiden Isoformen zu differenzieren, wurde das normale zelluläre Protein PrPC (cellular PrP) und die infektiöse pathogene Form PrPSc (PrP scrapie) genannt. Die „Nur Eiweiss“Hypothese besagt, dass das infektiöse Agens von Prionenerkrankungen nur aus der pathogenen Isoform besteht (Prusiner, 1982; Prusiner, 1997; Prusiner, 1998; Prusiner et al., 1984). Die Replikation erfolgt vermutlich dadurch, dass PrPSc dem endogenen PrPC seine eigene Konformation aufzwingt und sich somit vermehrt (1.1.8) (Cohen et al., 1994). Ein bedeutender Hinweis für die Richtigkeit der „Nur Eiweiss“-Hypothese lieferte der Befund, dass Mäuse ohne PrPC (Prnp0/0-Mäuse) nach Inokulation mit Prionen vollständig resistent waren und nicht erkrankten (Bueler et al., 1993; Prusiner et al., 1993), die Empfänglichkeit der Tiere jedoch durch die Einführung des PrP-kodierenden Transgens wieder hergestellt werden konnte (Whittington et al., 1995). Obwohl diese Hypothese mittlerweile weitestgehend akzeptiert ist, erklärt sie nicht, wie ein einzelnes pathogenes Protein stammspezifische Unterschiede kodieren kann, die zu Variationen in der Inkubationszeit oder der Neuropathologie bei Mäusen führen (Bruce et al., 1991) (1.1.8). Eine weitere Unterstützung für die „Nur Eiweiss“-Hypothese wurde durch die de novo Generation von Proteinase K-resistenten PrPSc erbracht (Mestel, 1996). So gelang die in vitro Konversion von PrPC in Proteinase K-resistentes PrPSc durch die Koinkubation beider Isoformen (Kocisko et al., 1994). Ob dabei auch Infektiosität erzeugt wurde, konnte nicht bestimmt werden. Kürzlich gelang die Herstellung von amyloiden Fibrillen aus rekombinantem PrP, welche nach Inokulation auf eine transgene Mauslinie nach langer Inkubationszeit zu „Scrapie“-typischen Symptomen führten (Legname et al., 2004). Da sich jedoch nach Transmission dieser Fibrillen auf wildtypische Mäuse keine Krankheit entwickelte, ist die Interpretation der Daten, ob wirklich de novo Infektiosität erzeugt wurde, noch unklar. 10 EINLEITUNG 1.1.5 Das Prion-Protein Das Prion-Protein ist innerhalb der Säugetiere hoch konserviert (Schatzl et al., 1995; Wopfner et al., 1999). In Vögeln (Harris et al., 1991), Fischen (Gibbs und Bolis, 1997) und Beuteltieren (Windl et al., 1995) konnte ebenfalls die Expression eines PrPC-Homologs bestätigt werden. PrPC wird hauptsächlich in Neuronen (Kretzschmar et al., 1986) und in geringen Mengen auch in Astrozyten und Oligodendrozyten exprimiert (Moser et al., 1995). Außerhalb des Gehirns wurde PrPC in der Skelett-Muskulatur (Brown et al., 1998), lymphoiden Geweben (Brown et al., 1999b; Burthem et al., 2001; Liu et al., 2001) sowie im Darmgewebe nachgewiesen (Morel et al., 2004). Das murine Prnp-Gen besteht aus drei Exons und ist auf Chromosom 2 lokalisiert (Sparkes et al., 1986). Der offene Leserahmen liegt komplett in Exon 3 (Basler et al., 1986). Das vollständige Translationsprodukt besteht bei der Maus aus 254 Aminosäuren (Abbildung 2). Signalsequenz S-S 5 Oktarepeats NH2- STE TM 51 91 95 112 126 ß1 H1 144 151 H2 ß2 179 180 Signalsequenz H3 193 200 217 231 -COOH 254 196 N-Glykosylierung Abbildung 2: Schematische Darstellung des murinen Prion-Proteins. Das zelluläre Prion-Protein besteht aus einer flexiblen N-terminalen Domäne (Reste 23-121) und einer globulären C-terminalen Domäne. N-terminal sind fünf hochkonservierte Oktarepeat-Regionen (PQGGTWGQ), eine StoppTransfer-Effektor-Sequenz (STE) und eine transmembrane Region (TM), die auch hydrophobe Domäne genannt wird, angeordnet. Der globuläre Teil besteht aus drei α-Helices und zwei β-Faltblättern. Die Signalpeptide für den Import ins rER (Reste 1-22) und den GPI-Anker (Reste 231-254) werden C abgespalten, so dass das reife PrP -Molekül aus 209 Aminosäuren besteht. PrPC wird im rauen endoplasmatischen Retikulum (rER) synthetisiert und gelangt durch den Golgi-Apparat über den sekretorischen Weg zur Plasmamembran, mit der es über einen Glykosylphosphatidylinositol (GPI)-Anker verknüpft ist (Borchelt et al., 1990; Caughey, 1991; Taraboulos et al., 1990). Während der Biosynthese von PrPC erfolgen mehrere posttranslationale Modifikationen: Abspaltung der N-terminalen Signalsequenz für den Import in das rER (Basler et al., 1986; Oesch und Tempst, 1985), N-Glykosylierung der beiden AsparaginReste 180 und 196 (Haraguchi et al., 1989), Ausbildung einer Disulfidbrücke zwischen den Cystein-Resten 179 und 214 (Hope et al., 1986; Safar et al., 1998) und Abspaltung der C-terminalen hydrophoben Signalsequenz für die Anheftung des GPI-Ankers (Stahl et al., 1987). 11 EINLEITUNG PrPC gelangt im Verlauf seiner Reifung vom ER über den Golgi-Apparat auf die Zelloberfläche und kann dort entweder mit spezialisierten Mikrodomänen (lipid rafts) (Naslavsky et al., 1997; Vey et al., 1996), die sich durch einen besonders hohen Gehalt an Cholesterol und Sphingolipiden auszeichnen (Simons und Ikonen, 1997), oder mit „Clathrin-coated pits“ assoziiert sein (Laine et al., 2001; Madore et al., 1999; Shyng et al., 1994; Sunyach et al., 2003). Von der Zelloberfläche werden die PrPC-Moleküle kontinuierlich über Endosome internalisiert. Ein Teil gelangt zurück an die Oberfläche, während ein anderer Teil abgebaut wird (Shyng et al., 1993). Der Mechanismus der PrPC-Internalisierung wird gegenwärtig kontrovers diskutiert. Eine Beteiligung von sowohl lipid rafts bzw. raft-ähnlichen Strukturen wie zum Beispiel Caveolin-1 enthaltende Caveolaes als auch Clathrin-abhängige Mechanismen sind möglich. Für eine Clathrin-abhängige Endozytose könnte die Lokalisation von PrPC in Clathrin-Vesikeln sprechen, jedoch fehlt PrPC eine zytoplasmatischen Domäne, die direkt mit einem Adapterprotein oder mit Clathrin interagieren könnte. Deswegen wurde ein mutmaßlicher PrPRezeptor postuliert, der die Internalisierung über Clathrin-abhängige Mechanismen vermittelt (Harris et al., 1996; Shyng et al., 1995). Ein möglicher Kandidat wäre der 37kDa/67kDa Laminin-Rezeptor, welcher in der Zellkultur für die PrPC-Internalisierung notwendig ist (Gauczynski et al., 2001). Weitere Daten zeigen, dass die Internalisierung von PrPC offenbar über mehrere alternative Routen möglich ist (Prado et al., 2004). 1.1.6 Funktionen von PrPC Die physiologische Funktion von PrPC ist heute noch nicht genau geklärt. Die Generierung von Prnp0/0-Mäusen sollte erste Hinweise auf die Funktion liefern, jedoch zeigten die Tiere überraschenderweise keinen ausgeprägten Phänotyp und entwickelten sich normal (Bueler et al., 1992). Lediglich eine leichte Beeinträchtigung der GABAA-Rezeptor-vermittelten Inhibition und der Langzeit-Potenzierung (Collinge et al., 1994) sowie geringe Veränderungen im zirkadianen Rhythmus wurden beobachtet. Diese phänotypischen Veränderungen lassen sich durch die Expression von PrP-Transgenen wieder aufheben (Tobler et al., 1997; Whittington et al., 1995). Mittlerweile werden verschiedene Funktionen für PrPC diskutiert. Einige Untersuchungen deuten auf eine funktionelle Rolle im Kupfer-Metabolismus hin. Dies basiert auf der Fähigkeit von PrPC, Cu2+-Ionen zu binden. Diese Bindung kann sowohl über die Histidine in den Oktarepeats als auch über Histidin 96 und 111 erfolgen (Jackson et al., 2001). Da die Bindung von Cu2+-Ionen die Clathrin-abhängige Endozytose stimuliert, könnte PrPC eine regulierende Funktion beim Kupfer-Transport besitzen (Pauly und Harris, 1998). Eine protektive Wirkung von PrPC als Cu/Zn Superoxiddismutase-1 (SOD-1) wurde ebenfalls beschrieben (Brown et al., 12 EINLEITUNG 1999a). Diese Funktion, die von der Aufnahme von Kupfer als essentiellem Kofaktor abhängt, führt zu einem Schutz gegen oxidativen Stress. Da aber keine direkte Korrelation zwischen der PrPC-Expression und der Kupfer-Konzentration in verschiedenen Mausmodellen beobachtet wurde und auch die SOD-1-Funktion von anderen Arbeitsgruppen nicht bestätigt wurde, bleibt die genaue Beteiligung von PrPC an der Kupferhomöostase spekulativ (Hutter et al., 2003; Waggoner et al., 2000). Da PrPC als GPI-verankertes Protein auf der Zelloberfläche exprimiert wird, liegt eine weitere Funktion in der Signaltransduktion nahe. So wurde z.B. nach Antikörper-vermittelter Vernetzung von PrPC eine erhöhte Aktivität der Tyrosin-Kinase Fyn beobachtet (MouilletRichard et al., 2000). Die physiologische Bedeutung dieses Befundes ist noch unklar. Ebenfalls führte die Interaktion von PrPC mit dem neuralen Zelladhäsionsmolekül (NCAM) zu einer Aktivierung der Fyn-Kinase, die, wie auch die Interaktion mit dem 37kDa/67kDa LamininRezeptor, das Neuritenwachstum stimulierte (Graner et al., 2000; Rieger et al., 1997; Santuccione et al., 2005). Ein neuroprotektiver Effekt wurde nach Interaktionsstudien mit dem Stress-induzierbaren Protein 1 (Zanata et al., 2002) oder dem anti-apoptotischen Faktor Bcl-2 (Kurschner und Morgan, 1995) postuliert. Gegenwärtig sind mehr als 20 Interaktionspartner von PrPC bekannt, jedoch muss die physiologische Relevanz der Interaktion noch weiter untersucht werden (Caughey und Baron, 2006). 1.1.7 Strukturelle und biochemische Eigenschaften von PrPC und PrPSc Während PrPC und PrPSc identische Aminosäuresequenzen und gleiche post-translationale Modifikationen besitzen, unterscheiden sie sich in ihren biochemischen und strukturellen Eigenschaften (Tabelle 2). Tabelle 2: Vergleich der Eigenschaften von PrPC, PrPSc und PrP27-30 PrP Isoform PrPC PrPSc PrP27-30 Infektiosität nicht-infektiös infektiös infektiös Proteasesensitivität sensitiv partiell resistent resistent Löslichkeit löslich unlöslich unlöslich Halbwertszeit kurz (2-4h) lang (> 24h) lang (> 24h) Molekulargewicht 33-35 kDa 27-35 kDa 27-30 kDa Aggregationsstatus Monomere, Monomere, amyloide Fibrillen Dimere, Oligomere Dimere, Aggregate α-Helices (42%) α-Helices (30%) α-Helices (21%) β-Faltblätter (3%) β-Faltblätter (43%) β-Faltblätter (54%) Sekundärstruktur 13 EINLEITUNG Im Gegensatz zu PrPC besitzt PrPSc eine partielle Resistenz gegenüber Proteinase K, ist in nicht-ionischen Detergenzien unlöslich und tendiert zur Aggregatbildung (Cohen und Prusiner, 1998). Die Inkubation von murinem PrPSc mit Proteinase K führt zur Abspaltung von ca. 90 Aminosäureresten am N-Terminus (Oesch und Tempst, 1985). Das resultierende Fragment wird entweder nach seiner Größe PrP27-30 oder nach seiner Protease-resistenten Eigenschaft als PrPres bezeichnet (Bolton et al., 1982). Im Verlauf der Krankheit kann die Akkumulation von PrPSc zu Ablagerungen in Form von Amyloid-Plaques führen. Eine biochemische Anreicherung aus Prion-infizierten Hamstergehirnen führt zur Entstehung von amyloiden Fibrillen („prion rods”), die ebenfalls in wässrigen und organischen Lösungsmitteln sowie in nicht-ionischen Detergenzien unlöslich sind (McKinley et al., 1991). Diese Eigenschaften erschweren bis heute die genaue Bestimmung der Struktur von PrPSc. Nachdem eine partielle Aufreinigung von nativem PrPC und PrPSc gelang, wurden verschiedene Verfahren zur Strukturanalysen, wie z.B. die Fourier-Transformations-Infrarotspektroskopie und die Zirkulardichroismus-Spektroskopie, eingesetzt. Bei PrPC beträgt der Anteil an α-helikalen Bereichen 42%, während nur 3% in einer β-Faltblatt-Struktur vorliegen. Dieses Verhältnis verschiebt sich bei der Konversion zu PrPSc, wobei mit 45% die β-Faltblätter dominieren und der α-helikale Anteil nur noch 30% beträgt (Pan et al., 1993). C Abbildung 3: NMR-Struktur von rekombinantem PrP (Reste 121-231). Die Struktur von PrP besteht aus drei α-Helices (rot) und zwei anti-parallelen β-Faltbättern (blau) (Bild und Quelle aus Eghiaian, 2005). Durch die Herstellung von rekombinantem Prion-Protein der Maus (Reste 23-231) in E.coli wurde die Struktur von PrPC mittels Kernresonanz-Spektroskopie (NMR) aufgeklärt. Die C-terminale, globuläre Domäne besteht aus drei α-Helices sowie aus zwei antiparallelen β-Faltblättern, welche die α-Helix 1 flankieren. Für den N-Terminus (Reste 23-120) konnte keine 14 EINLEITUNG Struktur bestimmt werden. Man geht davon aus, dass PrPC in diesem Bereich flexibel ist (Hornemann et al., 1997; Riek et al., 1997) (Abbildung 3). Die Bindung von Cu2+-Ionen im N-Terminus führt vermutlich zu einer Stabilisierung der flexiblen Struktur (Jones et al., 2004; Leclerc et al., 2006). Huang und Kollegen entwickelten für PrPSc ein theoretisches Struktur-Modell, in dem Helix 2 und Helix 3 erhalten bleiben und Helix 1 durch vier β-Faltblätter ersetzt wird (Huang et al., 1996). Neuere Untersuchungen von 2D-Kristallen, die aus PrP27-30 gewonnen wurden (Wille et al., 2002), weisen jedoch darauf hin, dass der Bereich der Helix 1 inklusive der beiden angrenzenden β-Faltblätter (Reste 98-175) in eine linksgängige β-Helix umgewandelt wird (Abbildung 4). Helix 2 und Helix 3, die durch eine Disulfidbrücke verbunden sind, sowie die flexible N-terminale Domäne bleiben erhalten. Drei dieser Moleküle lagern sich zu Trimeren zusammen und bilden eine Einheit der 2D-Kristalle. Dabei liegen die β-Helices der Monomere im Zentrum und die beiden C-terminalen α-Helices ragen nach außen. Lagern sich mehrere dieser Trimere übereinander zusammen, bilden sich so genannte „prion rods“ (Govaerts et al., 2004; Wille et al., 2002). A B C Sc Sc Abbildung 4: Schematisches Modell der PrP -Konformation und Aggregation. (A) In einem PrP Monomer bildet die Sequenz der Aminosäuren 90 bis 176 eine linksgängige β-Helix (gelb) aus, während C die Struktur von Helix 2 und Helix 3, wie bei PrP , erhalten ist. (B) Trimeres Modell bei der Assoziation Sc Sc Sc von PrP -Monomeren. (C) Modell für die Aggregation von PrP -Trimeren zu einer PrP -Fibrille („prion rod“). Die Zuckerreste sind nicht dargestellt (Govaerts et al., 2004). 1.1.8 Replikationsmechanismen und Prionenstämme Die Replikation der pathogenen Form spielt die zentrale Rolle in der Prion-Pathogenese. Da bis heute keine Prion-spezifischen Nukleinsäuren oder Nukleinsäuren, die groß genug für die 15 EINLEITUNG Kodierung eines Proteins sind, identifiziert wurden (Kellings et al., 1992; Safar et al., 2005), nimmt man an, dass PrPSc repliziert, indem es an PrPC bindet und es in seine eigene Konformation umwandelt (Prusiner, 1991). Die genaue zelluläre Lokalisation der Replikation ist noch nicht geklärt, aber Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Konversion vermutlich innerhalb des endosomalen/lysosomalen Kompartiments oder sogar an der Zelloberfläche in lipid rafts stattfindet (Arnold et al., 1995; Baron und Caughey, 2003; Borchelt et al., 1992; Botto et al., 2004; Caughey und Raymond, 1991; Mayer et al., 1992). Für den Replikationsmechanismus von PrPSc werden gegenwärtig zwei Modelle diskutiert: Das Faltungs- oder Heterodimermodell und das Keimbildungsmodell (Abbildung 5). Das Faltungs- oder Heterodimermodell geht davon aus, dass die spontane Konversion von PrPSc zu PrPC durch eine hohe Energiebarriere kontrolliert wird. Exogen eingeführtes PrPSc kann die Entstehung der stabilen PrPSc-Form favorisieren und somit PrPC in PrPSc umwandeln. Dabei bindet ein PrPSc-Monomer an ein partiell entfaltetes PrPC-Molekül, wodurch ein Heterodimer entsteht und dadurch PrPC konvertiert wird. Dieser Komplex zerfällt wiederum in zwei PrPSc-Monomere, die in einem autokatalytischen Prozess weitere PrPC-Moleküle in PrPSc konvertieren können (Cohen et al., 1994; Prusiner et al., 1990). Beim Keimbildungsmodell besteht zwischen PrPC und PrPSc ein thermodynamisch kontrolliertes Gleichgewicht, d.h. die Umfaltung ist reversibel, jedoch ist die PrPC-Konformation begünstigt. PrPSc wird nur stabilisiert, wenn sich mehrere PrPSc-Monomere zu einem kristallähnlichen Keim zusammenlagern. Entsteht so ein „Kristallisationskeim“, lagern sich sehr schnell weitere PrPC-Monomere an, die konvertieren und Aggregate bilden. Um den exponentiellen Anstieg von PrPSc im Krankheitsverlauf erklären zu können, müssen diese Aggregate kontinuierlich fragmentiert werden, um so weitere Anlagerungsflächen liefern zu können (Jarrett und Lansbury, 1993; Orgel, 1996). Das Keimbildungsmodell liefert eine hypothetische Erklärung für die Existenz von verschiedenen Prionenstämmen. Solche Stämme unterscheiden sich sowohl in ihren biologischen als auch ihren biochemischen Eigenschaften. So wurden nach experimenteller Inokulation von Prionenstämmen in gleiche Mauslinien Unterschiede in der Inkubationszeit und der Neuropathologie beobachtet. PrPSc-Moleküle von einzelnen Prionenstämmen können sich in der Sensitivität gegenüber Proteinase K und in der Anzahl der proteolytisch entfernten Aminosäuren im N-Terminus unterscheiden, wodurch stammspezifische Profile nach der SDS-Elektrophorese entstehen können. Die Unterschiede betreffen sowohl die Fragmentgröße als auch das Verhältnis der di-, mono- und unglykosylierten PrPSc-Formen untereinander (Bessen und Marsh, 1992; Bruce, 2003; Collinge et al., 1996b; Telling et al., 1996). Die stammspezifischen Charakteristika bleiben auch nach Passage des Inokulums, unabhängig von der primären PrPC-Sequenz des Wirts, erhalten (Telling et al., 1996). 16 EINLEITUNG Im Rahmen des Keimbildungsmodells würde das bedeuten, dass bei der Fragmentierung unterschiedliche Kristallisationskeime entstehen, welche die Information für die Stammeigenschaften in ihrer Struktur kodieren. Dies würde für die Existenz mehrerer stabiler PrPSc-Konformationen sprechen. Beide Modelle konnten in vivo noch nicht bestätigt werden, aber das Keimbildungsmodell wird von experimentellen Daten gut unterstützt. Einerseits besteht die Möglichkeit, rekombinantes PrP in vitro zu konvertieren und dabei die stammspezifischen biochemischen Charakteristika verschiedener Prionenstämme zu erhalten (Bessen et al., 1995; Kocisko et al., 1995; Vanik et al., 2004). Andererseits existiert mittlerweile eine Methode (protein misfolding cyclic amplification, PMCA), mit der es möglich ist, PrPSc-Moleküle zu amplifizieren (Saborio et al., 2001). Während der ersten Phase der PMCA wird eine geringe Menge von PrPSc in Form von infektiösem Gehirnhomogenat mit einem großen Überschuss von gesundem Gehirnhomogenat inkubiert, um das Wachstum von PrPSc-Polymeren zu induzieren. In der zweiten Phase werden diese Polymere durch die Behandlung mit Ultraschall fragmentiert, wodurch die Anzahl an konvertierenden Einheiten erhöht wird. Durch das mehrmalige Wiederholen dieser Phasen können PrPSc-Moleküle exponentiell amplifiziert werden (Saborio et al., 2001). 17 EINLEITUNG C Sc Abbildung 5: Modelle für die Konversion von PrP zu PrP . A Faltungsmodell. Ein C Sc Konformationswechsel von PrP zu PrP wird durch eine hohe Energiebarriere verhindert. Interagiert C Sc C Sc PrP jedoch mit exogen eingeführtem PrP , entsteht ein Heterodimer, welches PrP in PrP konvertiert. Sc Das entstandene PrP -Homodimer dissoziiert und beide Monomere können weitere Konversionswechsel C Sc katalysieren. B Keimbildungsmodell. Zwischen PrP und dem unstabilen PrP besteht ein C thermodynamisch kontrolliertes Gleichgewicht zu Gunsten von PrP . Zu einer Stabilisierung und Sc Akkumulation von PrP kommt es nur nach Bildung eines Kristallisationskeims, der durch die Anlagerung Sc weiterer PrP -Moleküle schnell wächst. Durch die Fragmentierung dieses Keims kommt es zu einer exponentiellen Konversionsrate (Bild und Quelle aus Aguzzi und Sigurdson, 2004). Es gibt Hinweise darauf, dass neben der direkten Interaktion zwischen den beiden Isoformen ein weiterer Faktor für die Konversion von PrPC zu PrPSc notwendig ist. So wurde gezeigt, dass transgene Mäuse, die humanes PrPC exprimieren, nicht mit CJD infiziert werden können, während Mäuse, die ein chimäres Mensch/Maus-PrP exprimieren, die Krankheit entwickeln (Telling et al., 1994). Daraus folgerte man, dass ein endogener Faktor, der als Faktor X bezeichnet wurde, für die Konversion notwendig ist. Indem Faktor X mit einer höheren Affinität an PrP der eigenen Spezies bindet, könnte er die Konversion des transgenen PrPC einer anderen Spezies inhibieren (Telling et al., 1995). Ob es sich hierbei um ein molekulares Chaperon handelt, ist noch unklar. Mittlerweile wurde eine mögliche Bindestelle des Faktor X in der C-terminalen Domäne des Prion-Proteins identifiziert (Kaneko et al., 1997). 1.1.9 Therapeutische Ansätze für Prionenerkrankungen Das Interesse an Prionenerkrankungen nahm durch den Ausbruch der BSE-Epidemie und dem damit verbundenen Auftreten von vCJD stark zu. Seit 1995 sind weltweit über 180 Menschen an vCJD verstorben (Hilton, 2006). Aufgrund der langen Inkubationszeiten wird in den nächsten Jahren mit weiteren Krankheitsfällen gerechnet. Eine genaue Vorhersage über die Anzahl der erwarteten Fälle wird durch fehlende Angaben über Faktoren, welche die Inkubationszeit beeinflussen, wie z.B. die Infektionsroute, die Inokulum-Menge oder die genetische Prädisposition, erschwert (Wisniewski und Sigurdsson, 2007). Zudem besteht das Risiko einer iatrogenen Infektion, da bereits Fälle einer Übertragung von vCJD durch Bluttransfusionen von Spendern bekannt sind, welche bereits mit vCJD infiziert, aber noch nicht erkrankt waren (Llewelyn et al., 2004; Peden et al., 2004) (1.1.3). Diese Beobachtungen sprechen für die Notwendigkeit, eine effektive Therapie für Prionenerkrankungen zu entwickeln. 18 EINLEITUNG Sowohl die Synthese von PrPC als auch der Konversionsprozess liefern mehrere Ansatzpunkte, an denen Therapeutika effektiv eingreifen könnten (Abbildung 6): (1) Hemmung der PrPC-Synthese (2) Blockierung des PrPC-Transports zur Zelloberfläche (3) Stabilisierung der PrPC-Konformation (4) Hemmung der Interaktion von PrPC und PrPSc (5) Hemmung der Bindung von Faktor X (6) Stimulierung der Degradation von PrPSc bzw. des Abbaus der PrPSc-Aggregate PrPSc SYNTHESE 1 4 PrPC 3 amyloid 2 FAKTOR X ? 5 6 ABBAU ZELLOBERFLÄCHE Abbildung 6: Potentielle Angriffspunkte für therapeutische Interventionen bei Prionenerkrankungen am Beispiel des Faltungsmodells. Die möglichen Ansatzpunkte sind durch Zahlen gekennzeichnet und werden im Text erklärt. Diese Ansätze können auch auf das Keimbildungsmodell übertragen werden. Durch die Generierung von Prnp0/0-Mäusen wurde bereits früh gezeigt, dass das endogene PrPC für eine Infektion essentiell ist. Nach Inokulation replizierten diese Mäuse keine Prionen und entwickelten keine Pathologie (Bueler et al., 1993; Bueler et al., 1992). Somit bietet sich die Reduktion bzw. Beseitigung von PrPC als therapeutischer Interventionspunkt an (Abbildung 6 (1)). Dies kann entweder durch RNA-Interferenzen (RNAi) auf Ebene der mRNA von PrPC (Daude et al., 2003; Tilly et al., 2003) oder auf Ebene des Gens erfolgen. Seit der BSE-Krise wurde verstärkt an der Generierung von PrP-defizienten Rindern gearbeitet. Da Prnp0/0-Mäuse nicht mit Prionen infiziert werden können, geht man davon aus, dass dies auch bei PrPdefizienten Rindern nicht möglich ist, wodurch die Gefahr, die von BSE-kontaminierten 19 EINLEITUNG Produkten ausgeht, vollständig eliminiert wäre. Kürzlich gelang die erfolgreiche Herstellung von PrPC-defizienten Rindern (Richt et al., 2007). Bisher wurden in den 20 Monaten Beobachtungszeitraum keine phänotypischen Auffälligkeiten beobachtet (Richt et al., 2007). Auch die Hemmung der Genexpression nach erfolgter Infektion erscheint vielversprechend. Durch einen Knock-out der neuralen PrP-Expression in acht Wochen alten Mäusen, die bereits infiziert waren und erste neurodegenerative Veränderungen zeigten, konnte sogar die spongiforme Pathologie im Gehirn wieder aufgehoben werden, und die Tiere blieben trotz fortschreitender Gliose und extraneuraler PrPSc-Akkumulation asymptomatisch (Mallucci et al., 2003). Eine Blockade des Transports von PrPC zu den Kompartimenten, in denen die Konversion stattfindet (Abbildung 6 (2)), konnte nach Behandlung mit Suramin und den beiden Statinen Lovastatin und Squalestatin beobachtet werden. Während Suramin zu einer PrPC-Aggregation im Trans-Golgi-Netzwerk mit anschließender lysosomaler Degradation führt, hemmen die Statine die Cholesterol-Biosynthese und beeinflussen so die Organisation der lipidhaltigen Raftmikrodomänen (1.1.5) (Bate et al., 2004; Gilch et al., 2001; Taraboulos et al., 1995). Zu einer Stabilisierung der PrPC-Konformation können molekulare Chaperone, wie z.B. DMSO oder Kongo Rot beitragen (Head und Ironside, 2000; Tatzelt et al., 1996) (Abbildung 6 (3)). Ein anderer Ansatzpunkt ist die Inhibition des Kontakts zwischen PrPC und PrPSc, der für die Konversion notwendig ist (Abbildung 6 (4)). Durch die Bindung von PrP-Aptameren (Proske et al., 2002), „Beta-sheet breaker“-Peptiden (Chabry et al., 1999; Soto et al., 2000) oder Anti-PrPAntikörpern könnte die Bindestelle maskiert werden (Enari et al., 2001; Peretz et al., 2001). In transgenen Mäusen, die ein Fusionsprotein bestehend aus zwei murinen PrP-Molekülen exprimierten, welche über einen Fc-Teil (1.2.2) verbunden waren (PrP-Fc2), wurde eine Hemmung der Prionreplikation beobachtet. Diese PrP-Fc2-Moleküle waren nicht in PrPSc konvertierbar, so dass vermutet wurde, dass die gebundenen PrPSc-Moleküle dem Konversionsprozess entzogen werden (Meier et al., 2003). Ein weiterer Ansatzpunkt zur Hemmung der Konversion ist die Blockade des postulierten Faktor X (Prusiner, 1998; Telling et al., 1995) (Abbildung 6 (5)). Die vermutete Bindestelle dieses Faktors beinhaltet im murinen PrP die Reste Q167, Q171, T214 und Q218 (Kaneko et al., 1997). In Prion-infizierten Zellen führte die Expression solcher PrP-Mutanten zu einer Reduktion des PrPSc-Gehalts und zu der Annahme, dass diese Mutanten einen dominant-negativen Effekt auf die Prionreplikation besitzen. Indem sie an den Faktor X binden, machen sie ihn unzugänglich für den Konversionprozess (Crozet et al., 2004; Kaneko et al., 1997; Kishida et al., 2004). Substanzen, welche den Abbau von PrPSc fördern, können ebenfalls für therapeutische Zwecke eingesetzt werden (Abbildung 6 (6)). Ein Beispiel für so eine Substanz ist der Tyrosin-KinaseInhibitor STI571 (Gleevec®), der zwar nicht die de novo Synthese von PrPSc verhindert, aber den Abbau von bereits vorhandenem PrPSc verstärkt (Ertmer et al., 2004). Dieser Effekt konnte 20 EINLEITUNG ebenfalls mit verzweigten Polyaminen beobachtet werden (Supattapone et al., 1999; Supattapone et al., 2001; Winklhofer und Tatzelt, 2000). Nachteile vieler der vorgestellten Substanzen sind ihre Toxizität in hohen Dosen und ihre Unfähigkeit, die Blut-Hirn-Schranke zu passieren, womit meistens nur eine Hemmung der Prionreplikation in der Peripherie möglich ist und kein therapeutischer Effekt im Gehirn erzielt werden kann. Zurzeit werden drei Substanzen in klinischen Studien getestet: das Anti-MalariaMittel Quinacrine (Barret et al., 2003; Korth et al., 2001; Nakajima et al., 2004), Pentosanpolysulfat (PPS) (Todd et al., 2005; Whittle et al., 2006) und Flupirtine (Otto et al., 2004). Keines der Medikamente führte bisher zu einer signifikanten Beeinflussung des Krankheitsverlaufs von CJD-Patienten (Haik et al., 2004; Whittle et al., 2006). Nach der Behandlung mit Flupirtinen wurde lediglich eine leichte Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten beobachtet (Otto et al., 2004). In einem Einzelfall von vCJD führte die intraventrikuläre Applikation von PPS zu einer Verlängerung der Inkubationszeit (Parry et al., 2007). Der Einsatz dieser Medikamente wird zusätzlich durch den Beginn der Behandlung eingeschränkt, der erst nach der Diagnose erfolgen kann und somit zu einem Zeitpunkt, an dem bereits neuropathologische Veränderungen vorliegen. Die Entwicklung einer Krankheitsprophylaxe im Sinne einer Impfung wäre somit wünschenswert. Zahlreiche Studien demonstrierten bereits die erfolgreiche Hemmung der Prionreplikation durch Anti-PrP-Antikörper in in vitro Zellsystemen (Beringue et al., 2004; Enari et al., 2001; Feraudet et al., 2005b; Kim et al., 2004; Miyamoto et al., 2005; Pankiewicz et al., 2006; Peretz et al., 2001). Da PrPC jedoch ubiquitär exprimiert wird, besitzt der Organismus gegenüber PrPC eine Autotoleranz (1.2.1) und baut keine Immunantwort auf. Somit führen aktive Immunisierungen mit rekombinantem murinem PrP oder PrP-Peptiden nur zu schwachen Antikörpertitern und lediglich zu einer moderaten Verlängerung der Inkubationszeit (Magri et al., 2005; Schwarz et al., 2003; Sigurdsson et al., 2002). Um dieses Problem zu umgehen, wurde in einem Mausmodell ein definierter Anti-PrP-Antikörper als Transgen exprimiert. Es wurden hohe Titer des transgenen Antikörpers nachgewiesen, der eine Erkrankung nach peripherer Infektion mit Prionen verhinderte (Heppner et al., 2001). Auch passive Immunisierungsversuche wurden durchgeführt, die nach intraperitonealer Inokulation von wildtypischen Mäusen zu einem deutlich reduzierten PrPSc-Level in der Milz sowie zu einer signifikanten Verlängerung der Inkubationszeit führten (White et al., 2003). Eine andere Möglichkeit zur Überwindung der Toleranz ist der Einsatz von immunstimulatorischen Komponenten wie z.B. CpGs. CpGs sind unmethylierte CytosinGuanosin-Nukleotid-Motive aus Bakterien, welche die angeborene Immunantwort direkt aktivieren (Krieg et al., 1995; Lipford et al., 1998). In einer Pilotstudie führte die Applikation von CpGs zwar zu einer vollständigen Hemmung der Prionreplikation, jedoch wurde dadurch 21 EINLEITUNG gleichzeitig die Milz-Architektur pathologisch verändert (Heikenwalder et al., 2004; Sethi et al., 2002). Die Evaluierung solcher therapeutischen Ansätze sollte gleichzeitig mit der Entwicklung von präklinischen Diagnose-Tests einhergehen, da bis dato Prionenerkrankungen nur post mortem eindeutig diagnostiziert werden können. Die Chancen einer erfolgreichen Therapie könnten durch einen möglichst frühzeitigen Beginn der Behandlung, am besten noch in der präklinischen Phase, gesteigert werden. 1.2 Immunsystem und Antikörper 1.2.1 Das Immunsystem Das Immunsystem vermittelt dem Organismus einen Schutz gegenüber Pathogenen wie Bakterien, Parasiten oder Viren. Hierzu ist die Unterscheidung zwischen körperfremden und körpereigenen Antigenen notwendig, um nur bei körperfremden Antigenen mit der entsprechenden Immunantwort zu reagieren und bei körpereigenen Antigenen tolerant zu reagieren (Toleranz). Die Immunantwort von Vertebraten ist in zwei Phasen unterteilt: Pathogene werden zunächst unspezifisch erkannt, wobei kein Schutz gegen eine erneute Infektion mit dem gleichen Erreger entwickelt wird. Diese sogenannte angeborene Immunantwort besteht sowohl aus einfachen physikalischen Barrieren als auch aus humoralen Faktoren und verschiedenen Zelltypen. Hierbei interagieren Zellen wie Makrophagen, Granulozyten, dendritische Zellen (DC) und natürliche Killerzellen (NK-Zellen) mit zahlreichen humoralen Faktoren wie Komponenten des Komplementsystems, verschiedenen Chemokinen, Zytokinen oder anderen chemischen Mediatoren. Erst wenn die unspezifische Immunantwort eine Infektion nicht mehr kontrollieren kann, beginnt die zweite Phase, in der Makrophagen und DCs als antigenpräsentierende Zellen (APC) das spezifische oder auch adaptive Immunsystem aktivieren. Es besteht aus zellulären und humoralen Komponenten, welche hauptsächlich über Lymphozyten wie T-Zellen oder B-Zellen vermittelt werden. In dieser Phase werden Antigene spezifisch erkannt und ein immunologisches Gedächtnis aufgebaut, so dass bei erneutem Kontakt die Immunantwort schneller und effizienter ausfällt. T-Zellen erkennen über ihren T-Zell-Rezeptoren die zellgebundenen Antigene auf der Oberfläche von APCs und differenzieren entweder in zytotoxische T-Zellen, die dann in APCs Apoptose induzieren, oder in T-Helferzellen, die B-Zellen aktivieren können. Nach der Antigen-spezifischen Aktivierung von B-Zellen entstehen Plasma- und Gedächniszellen. Plasmazellen sezernieren in großen Mengen Antikörper (Immunglobuline, Ig), welche dann an spezifische Antigene des Pathogens binden und somit deren Inaktivierung vermitteln können (1.2.2). 22 EINLEITUNG Eine wichige Voraussetzung für die effektive Erkennung von körperfremden Antigenen durch ausgereifte T-Zellen besteht darin, dass während der Zellreifung alle T-Zellen entfernt werden können, deren T-Zell-Rezeptoren körpereigene Antigene binden können. Dazu finden verschiedene Selektionen statt: Einerseits werden im Thymus, dem Reifungsort der T-Zellen, alle T-Vorläuferzellen, welche körpereigene Antigene erkennen können, durch Induktion von Apoptose entfernt. Somit wird gewährleistet, dass nur T-Zellen, die nicht gegen die im Thymus exprimierten körpereigenen Antigene gerichtet sind, ausreifen und als funktionsfähige T-Zellen in die Peripherie auswandern (zentrale Toleranz). Andererseits werden aber nicht alle Selbstantigene im Thymus exprimiert, so dass ein Teil der autoreaktiven T-Zellen in die Peripherie gelangt. Bei fehlender Kostimulation gehen diese T-Zellen in einen anergen Zustand über, d.h. sie werden funktionell inaktiviert. Die wiederholte Begegnung einer autoreaktiven T-Zelle mit peripheren Antigenen führt ebenfalls zu Apoptose. Darüber hinaus halten regulatorische T-Zellen die periphere Toleranz aufrecht (Referenzen in Janeway et al., 2005). 1.2.2 Struktur und Isotypen von Maus-Immunglobulinen Antikörper spielen eine wichtige Rolle beim Schutz des Organismus gegen eindringende Krankheitserreger. Zum einen können sie Pathogene durch ihre Bindung neutralisieren, zum anderen durch Opsonierung die Antikörper- bzw. Komplement-abhängige zellvermittelte Zytotoxizität (ADCC bzw. CDCC) vermitteln. Unabhängig von ihrem Isotypen besitzen alle Immunglobuline eine gemeinsame Struktur. Sie bestehen aus vier Polypeptidketten, die nach ihrem Molekulargewicht in je zwei identische leichte (je 25 kDa) und zwei schwere Ketten (je 50-70 kDa) unterschieden werden. Die vier Ketten sind über mehrere Disulfidbrücken miteinander verbunden und bilden so eine charakteristische Y-Struktur. Die Gelenkregion, d.h. der Bereich, in dem die beiden schweren Ketten durch Disulfidbrücken verbunden sind, vermittelt dem Antikörper die notwendige Flexibilität. Die leichten Ketten bestehen aus jeweils einer variablen und einer konstanten Domäne (VL und CL), während die schweren Ketten aus einer variablen Domäne (VH) und drei konstanten Domänen (CH1, CH2, CH3) gebildet werden. Das Antigen-bindende Fragment (FabFragment), das oberhalb der Gelenkregion liegt, enthält die beiden identischen Antigenbindenden Domänen, welche aus den beiden variablen Domänen der leichten und schweren Ketten gebildet werden. Unterhalb der Gelenkregion befindet sich das FC-Fragment (engl.: fragment crystallizable) (Abbildung 7A), welches die wichtigen Effektorfunktionen (ADCC, CDCC) vermittelt. Die Primärstruktur der konstanten Domäne eines Isotyps ist weitgehend konserviert, während die variablen Regionen zur Bildung der Antigenbindungsstelle große Sequenzunterschiede aufweisen müssen. Diese Sequenzvariationen konzentrieren sich auf drei hypervariable 23 EINLEITUNG Regionen (CDR), die von weniger variablen Gerüstregionen (FR) umgeben sind. Beim gefalteten Antikörpermolekül ragen die jeweils drei CDRs der leichten und schweren Kette als Schleifen aus den β-Faltblättern der restlichen Antikörperstruktur heraus und bilden so die Antigenbindungsstelle (Abbildung 7B). Durch sie wird die Spezifität des Antikörpers bestimmt. A B Fab L2 L1 Antigenbindungsregion H2 H3 H1 L3 variable Region der leichten Kette variable Region der schweren Kette Fc Abbildung 7: Modell eines IgG-Antikörpers und Struktur der Antigenbindungsstelle. A) Der IgGAntikörper besteht aus zwei schweren Ketten (blau) und zwei leichten Ketten (lila), die über Disulfidbrücken (-) miteinander verbunden sind. B) Die Struktur der Immunglobulin-Domänen wird von den β-Faltblatt-Bereichen (grün) der FR-Regionen bestimmt, während die Antigenbindungsstelle aus sechs Schleifen der CDRs (H1-H3, L1-L3) gebildet wird (Bild und Quelle aus Schmiedl und Dübel, 2004). Es existieren fünf Typen von schweren Ketten (γ, α, µ, δ und ε), welche die Zugehörigkeit zu einer der Hauptklassen bzw. Isotypen der sezernierten Antikörper definieren (IgG, IgA, IgM, IgD und IgE). Bei der Maus wird der Isotyp IgG aufgrund von leichten Sequenzunterschieden in vier weitere Unterklassen (IgG1, IgG2a, IgG2b, IgG3) unterteilt. Diese Isotypen werden zu verschiedenen Zeitpunkten der Immunantwort gebildet und vermitteln unterschiedliche Effektorfunktionen (Tabelle 3). Die beiden Isotypen der leichten Kette, κ und λ, weisen keine funktionellen Unterschiede auf. Eine Antikörper-produzierende Zelle exprimiert Antikörper entweder mit κ- oder λ-Leichtketten. Das Verhältnis von κ- zu λ-Ketten beträgt bei der Maus 20:1 (Janeway et al., 2005). 24 EINLEITUNG Tabelle 3: Eigenschaften muriner Immunglobuline schwere Kette leichte Kette Valenz IgG IgM IgA IgD IgE γ µ α δ ε κ oder λ κ oder λ κ oder λ κ oder λ κ oder λ 2 10 2, 4 oder 6 2 2 150 900 160-320 180 200 sekundäre Immunantwort primäre Immunantwort Schutz von mukosen Membranen unbekannt Schutz gegen Parasiten Struktur Molekulargewicht (kDa) Funktion Innerhalb der B-Zell-Zellentwicklung können verschiedene schwere Ketten exprimiert werden. Am Ende der Reifung steht die Bildung eines funktionierenden B-Zell-Rezeptors (BCR), der von einem membrangebundenen Antikörper gebildet wird. Beim Übergang von primärer zu sekundärer Immunantwort erfolgt ein Isotypenwechsel von IgM- zu IgG-Immunglobulinen mit gleicher Spezifität („class switch“). 1.2.3 Antikörpervielfalt durch somatische Rekombination Das große Antikörperrepertoire wird durch somatische Rekombination innerhalb einer kleinen Gruppe von Gensegmenten ermöglicht, welche die V-Domänen kodieren (ImmunglobulinRearrangement). Die V-Domäne der leichten Kette wird von V- und J (engl.: joining)-Gensegmenten kodiert, während die V-Domäne der schweren Kette zusätzlich ein drittes D (engl.: diversity)Gensegment zur Steigerung der kombinatorischen Vielfalt enthält. Bei der somatischen Rekombination der leichten Kette erfolgt zuerst eine Verknüpfung zwischen einem V- und einem J-Segment. Bei der schweren Kette wird zunächst ein DJ-Segment generiert, das dann mit dem V-Segment verknüpft wird. Beide Ketten werden abschließend mit einem C-Segment, das die konstante Domäne kodiert, kombiniert. Diese Reihenfolge des Rearrangements wird durch die 12/23-Regel gewährleistet. Die kodierenden Sequenzen der einzelnen Segmente werden durch direkt angrenzende nicht-kodierende Signalsequenzen markiert (RSS), die aus einer konservierten Reihenfolge von sieben (Heptamer) oder neun (Nonamer) Nukleotiden 25 EINLEITUNG bestehen. Zwischen diesen Regionen liegt eine unkonservierte Region, die immer aus 12 oder 23 Basenpaaren besteht (Spacer). Durch die Bindung der beiden Rekombinasen RAG-1 und RAG-2 an die RSS werden die Gensegmente so verknüpft, dass ein Gensegment, das von einem 12-bp-Spacer flankiert wird, nur mit einem Gensegment verknüpft werden kann, das durch eine RSS mit einem 23-bp-Spacer markiert ist (12/23-Regel) (Abbildung 8). gDNA L DH1 L VH1 DH11 DH13 Cµ J-D-Rekombination DH1 L VH1 J H4 VH135 umgelagerte DNA L J H1 DH11 JH2 JH4 VH135 umgelagerte DNA L Cµ V-J-D-Rekombination L DH11 JH2 JH4 VH135 VH1 Cµ primäre RNA L D H11 Transkription JH2 JH4 Cµ VH135 mRNA L RNA-Prozessierung DH11 JH2 VH135 AAAAA Cµ AAAAA Translation Abbildung 8: Schematische Darstellung der somatischen Rekombination am Beispiel der schweren Kette. Die Umlagerung der genomischen DNA findet zunächst auf Keimbahnebene statt. Bei der schweren Kette erfolgt zuerst eine DJ-Verknüpfung und anschließend eine Kombination des DJ-Segments mit dem V-Segment. Anschließend wird die DNA in primäre RNA transkribiert, Introns und überzählige Gensegmente werden durch RNA-Prozessierung entfernt und die mRNA wird in ein Protein translatiert. Da Immunglobuline extrazelluläre Proteine sind, befindet sich vor jedem V-Segment eine kurze Signalsequenz (L), die den Antikörper in den sekretorischen Weg dirigiert (modifiziert nach Janeway et al., 2005). Die Gencluster der einzelnen Ketten, die bei der Maus auf Chromosom 2 (κ), 22 (λ) und 14 (H) liegen, unterscheiden sich in ihrem Aufbau und in der Anzahl der einzelnen V-, J-, D- und 26 EINLEITUNG C-Segmente. Während der Lokus der κ-Kette nur ein einzelnes Cκ-Segment beinhaltet, existieren im Gencluster der λ-Kette vier Cλ-Segmente, von denen jedes mit einem der vier Jλ-Segmente verbunden ist. Entsprechend der fünf Isotypen und vier Subtypen existieren für die murine schwere Kette acht CH-Gensegmente. Die Anzahl der V-Segmente reicht von nur zwei Segmenten bei der κ-Kette über 85 Vλ-Gensegmenten bis zu einer Anzahl von 135 bei der schweren Kette. Dadurch entstehen bis zu 1,8 x 107 Kombinationsmöglichkeiten. Da aber nicht jede dieser Kombination zu einem stabilen Antikörpermolekül führt und auch nicht jedes Gensegment mit der gleichen Häufigkeit kombiniert wird, wird die Quantität des Antikörperrepertoires zusätzlich durch Nukleotid-Addition sowie somatische Hypermutation erhöht (Referenzen in Janeway et al., 2005). 1.2.4 Antigen-Antikörper-Interaktionen Die Erkennung und Bindung eines Antigens durch einen Antikörper muss nicht immer eine Immunantwort auslösen. Haptene, d.h. Substanzen mit einer relativ kleinen Molekülmasse (< 4000 Da), binden zwar an Antikörper, führen jedoch nur zu einer immunologischen Reaktion, wenn sie an größere Carrier-Moleküle (z.B. Keyhole Limpet Hemocyanin (KLH)) gekoppelt sind. Dagegen führen als Antigen bezeichnete Substanzen durch die Bindung an einen Antikörper zur Aktivierung des Immunsystems. Die Antigenität dieser Substanzen wird unter anderem von ihrer chemischen Struktur und der Molekülgröße beeinflusst. Proteine, die einen hohen Anteil an aromatischen Aminosäuren (z.B. Tyrosin) besitzen, sind häufig besonders immunogen. Antikörper binden nur an einen definierten Bereich des Antigens, der als Epitop bezeichnet wird. Epitope, die aus hintereinander liegenden Aminosäuren bestehen, bezeichnet man als linear oder kontinuierlich, während ein Konformationsepitop (diskontinuierliches Epitop) durch die Faltung des Proteins entsteht und unabhängig von der Sequenz der Primärstruktur ist (Atassi und Smith, 1978). Antikörper erkennen Antigene über ihren Fab-Molekülteil, dessen Spezifität durch die insgesamt sechs hypervariablen CDRs bestimmt wird (Abbildung 7B). Innerhalb der CDRs sind bestimmte Aminosäuren wie Asparagin, Histidin, Tryptophan und Tyrosin (Kabat et al., 1977; Mian et al., 1991; Padlan, 1990) besonders häufig. Die Bindung zwischen Antigen und Antikörper ist reversibel und basiert auf nicht-kovalenten Bindungen wie Wasserstoffbrückenbindungen, Van-der-Waals-Kräften sowie hydrophoben und elektrostatischen Wechselwirkungen zwischen den Aminosäuren des Antikörpers und dem Epitop. Die Komplementarität zwischen Epitop und Antikörper ermöglicht eine räumliche Nähe, so dass diese relativ schwachen Kräfte zu einer starken Bindung führen können. Dabei wird die Bindungsstärke zwischen einem Antikörper und einem einzelnen Epitop als Affinität bezeichnet. Niedrig-affine Antikörper binden nur sehr schwach an das Antigen, und der gebildete Komplex dissoziiert sehr schnell, während hoch- 27 EINLEITUNG affine Antikörper zu einer lang anhaltenden starken Bindung führen. Ein Maß für die Affinität eines Antikörpers ist die Dissoziationskonstante (KD-Konstante). Die Affinität reflektiert aber nicht immer die wirkliche Stärke einer Antigen-Antikörper-Interaktion, da sowohl Antikörper als auch Antigen multivalent sein können. Die Gesamtstärke aller Bindungen zwischen Antikörper und Antigen wird als Avidität bezeichnet und ist abhängig von der Affinität des Antikörpers sowie von der Multivalenz und der geometrischen Struktur von Antikörper und Antigen. Hohe Avidität kann die niedrige Affinität eines Antikörpers kompensieren und zu einer Stabilisierung des Antigen-Antikörper-Komplexes führen. Ein Beispiel hierfür ist die Tatsache, dass während der primären Immunantwort hauptsächlich niedrig-affine, dafür aber hoch-avide IgM-Moleküle sezerniert werden. Erst nach erneutem Antigenkontakt bei der sekundären Immunantwort werden überwiegend IgG-Antikörper mit einer hohen Affinität gebildet (1.2.2). Diese Affinitätsreifung basiert hauptsächlich auf somatischen Hypermutationen innerhalb der CDRs und klonaler Deletion von weniger affinen Antikörpern. 1.2.5 Produktion von Antikörpern Bereits 1890 zeigten Emil von Behring und Shibasabo Kitasato, dass das Serum von Tieren, denen zuvor das Diphterietoxin injiziert wurde, Antitoxine enthält, die beim Menschen zu einer passiven Immunität führen (Behring und Kitasato, 1890). Dies schuf die Grundlage der „Serumtherapie“, die auf der Anwendung von polyklonalen Antikörperseren, die aus vielen Antikörpern mit unterschiedlichen Spezifitäten und Affinitäten für ein bestimmtes Antigen bestehen, basierte. Polyklonale Antikörperseren werden durch die wiederholte Immunisierung von Versuchstieren (Kaninchen, Maus, Ratte, Hamster, Meerschweinchen, Ziege, Schaf, Huhn) mit einem bestimmten Antigen hergestellt (Hanly et al., 1995). Zur Verstärkung der Antigenität wird gleichzeitig ein immunstimulatorisches Adjuvans injiziert. Das bekannteste Adjuvans ist das komplette Freund-Adjuvans (CFA), das aus einer Emulsion aus hitzeinaktiviertem Mycobacterium tuberculosis und Paraffinöl besteht. Durch seine entzündungsfördernde Eigenschaft führt es zu starken Nebeneffekten (Abszesse, Granulome, Peritonitis), so dass es nur bei der ersten Immunisierung verwendet werden kann. Bei den anschließenden BoosterInjektionen wird inkomplettes Freund-Adjuvans (IFA) eingesetzt, das auf den Zusatz der Mykobakterien verzichtet. Alternative Adjuvantien sind Mineralgele, wie z.B. Aluminiumhydroxid oder bakterielle CpGs. Obwohl polyklonale Antikörperseren relativ schnell produziert werden können (4 bis 8 Wochen) und erfolgreich für diagnostische und therapeutische Zwecke eingesetzt werden, sind sie mit einigen Nachteilen behaftet. Zum einen ist die Produktion abhängig von der Größe und Lebensspanne des verwendeten Tiers und zum anderen entstehen immer unterschiedliche Antiseren, auch, wenn gleiche Immunisierungsschemata bei 28 EINLEITUNG genetisch identischen Tieren durchgeführt werden. Zudem kommt es häufig zu Kreuzreaktivitäten, da die Seren auch nach Aufreinigung durch Affinitätschromatografie noch mit minimalen Mengen unerwünschter Antikörper verunreinigt sein können. Abbildung 9: Schematische Darstellung der Herstellung von monoklonalen Antikörpern. Nach der Immunisierung einer Maus werden die B-Zellen aus der Milz isoliert und mit immortalisierten Myelomzellen zu Hybridomzellen fusioniert. Aufgrund eines Stoffwechseldefekts können nur fusionierte Hybridomzellen im HAT (Hypoxanthin, Aminopterin, Thymidin)-Medium überleben. Positive Klone, die den gewünschten monoklonalen Antikörper sezernieren, werden dann durch spezielle Selektionsverfahren identifiziert. 1975 führten Georg Köhler und César Milstein die „Hybridom“-Technik ein (Kohler und Milstein, 1975). Diese Methode ermöglichte es, eine B-Zelle aus der Milz einer immunisierten Maus mit einer Myelomzelle zu fusionieren und dadurch zu immortalisieren (Hybridomzelle). Somit konnten monoklonale Antikörper mit einer bestimmten Spezifität in beliebigen Mengen produziert werden (Abbildung 9). Da die Myelomzellen keine eigenen Immunglobulinketten exprimieren, ist gewährleistet, dass der fusionierte Hybridomklon nur den Antikörper der B-Zelle 29 EINLEITUNG sezernieren kann. Um den gewünschten Hybridomklon zu selektionieren, erfolgt nach der Fusion die Kultivierung in einem Selektionsmedium, das Hypoxanthin, Aminopterin und Thymidin (HAT-Medium) enthält (Littlefield, 1964). Aminopterin hemmt die de novo-Biosynthese von Nukleotiden. Da B-Zellen über alternative Stoffwechselwege verfügen, die entsprechende Nukleotide aus Hypoxanthin und Thymidin produzieren können, wachsen fusionierte B-Zellen weiter. Nicht-fusionierte Myelomzellen, welche diesen Stoffwechselweg nicht besitzen, sterben ab und die Lebensdauer von nicht-fusionierten B-Zellen ist limitiert. Somit können nur die entstandenen Hybridomzellen im HAT-Medium weiter kultiviert werden. Durch immunologische Nachweisverfahren kann dann der Klon ermittelt werden, der den monoklonalen Antikörper mit der gewünschten Spezifität sezerniert. 1.2.6 Therapeutische Anwendung von monoklonalen Antikörpern Die unbegrenzte Verfügbarkeit von Hybridomzellen zur Produktion von monoklonalen Antikörpern mit einer gewünschten Spezifität eröffnet ein breites Spektrum neuer Einsatzmöglichkeiten für Therapie und Diagnostik. Therapeutische Anwendungen von murinen monoklonalen Antikörpern beim Menschen sind jedoch begrenzt, da sie aufgrund ihrer hohen Immunogenität zur Bildung von humanen Anti-Maus-Antikörpern (HAMA) führen, Effektorfunktionen nur ineffizient vermitteln können und eine verkürzte Halbwertszeit im Vergleich mit humanen Antikörpern besitzen. Mittels gentechnischer Methoden ist es mittlerweile möglich, diese Nachteile durch die Generierung von chimären oder humanisierten Antikörpern zu reduzieren. Bei der Chimärisierung eines murinen Antikörpers wird die konstante Domäne durch die äquivalente humane Antikörperdomäne ersetzt (Boulianne et al., 1984). Bei humanisierten Antikörpern werden zusätzlich auch die FR-Domänen substituiert (Jones et al., 1986). Somit wird der murine Anteil bei chimären Antikörpern auf ~25% und bei humanisierten Antikörpern auf ~5% reduziert (Stern und Herrmann, 2005), was zu einer deutlichen Herabsetzung der Immunogenität bei gleichzeitiger Erhaltung der Spezifität führt. Doch auch diese Antikörper lösen eine geringe Immunantwort aus, so dass die Herstellung von vollständig humanen Antikörpern die beste Lösung bedeuten würde. Eine Strategie verwendete dazu das Phagen-Display-System (McCafferty et al., 1990; Smith, 1985), in dem Bibliotheken von humanen cDNAs, die für die variablen Regionen der Antikörper kodieren, exprimiert werden. Jeder Phage dieser Bibliothek exprimiert auf seiner Oberfläche eine Kombination aus VH und VL in Form eines single-chain-Fragments (scFv) (Abbildung 10). Nach Isolierung eines gewünschten Phagenklons können E.coli-Zellen infiziert werden, welche das humane scFvFragment dann sezernieren (McCafferty et al., 1990; Smith, 1985). Eine andere Strategie beinhaltet die Generierung von transgenen Mäusen, die ausschließlich Immunglobulin Gen-Cluster vom Menschen in ihrer Keimbahn tragen. Durch die Verwendung 30 EINLEITUNG von Yeast artificial chromosome (YAC)-Vektoren gelang die Herstellung der XenoMouse®, die einen Großteil des humanen VLκ- und VHκ-Repertoires trägt. Nach Immunisierung dieser Mäuse können durch die Fusion mit humanen Myelomzellen monoklonale Antikörper mittels „Hybridom“-Technik hergestellt werden. Ein Beispiel für die erfolgreiche Nutzung dieser Strategie ist der IgG2κ-Antikörper Vectibix®, der zur Behandlung des Kolonkarzinoms eingesetzt werden soll und derzeit in Phase III Studien getestet wird (Green et al., 1994; Yang et al., 2001). Je nach therapeutischer Anwendung bietet sich auch die Verwendung von kleineren Antikörperfragmenten an (Abbildung 10). Durch eine proteolytische Behandlung von Antikörpern mit der Thiolprotease Papain oder der Carboxypeptidase Pepsin können entweder zwei FabFragmente oder ein F(ab`)2-Fragment hergestellt werden. Rekombinante Antikörper-abgeleitete Moleküle wie z.B. scFvs oder Minibodies welche nur die Antigenbindungsstelle des parentalen Antikörpers enthalten, können durch die Expression in Bakterien oder eukaryontischen Zellen generiert werden. Die Größe des Antikörperformats beeinflusst verschiedene Eigenschaften wie Avidität, Pharmakokinetik, die Fähigkeit zur Gewebepenetration sowie die Ausschleusung durch die Niere (Clearance). Fab-Fragmente, scFv, Diabodies und Minibodies eignen sich aufgrund ihrer besseren Clearance und Gewebepenetration z.B. eher für radiodiagnostische Methoden. Dagegen haben vollständige Antikörpermoleküle eine längere Halbwertszeit (~ 3 Wochen) und können Effektorfunktionen über das FC-Fragment vermitteln. IgG F(ab´)2 Minibody Fab scFv Diabody VL VH CH1 CH2 CH3 Abbildung 10: Darstellung von verschiedenen Antikörperformaten. Die abgebildeten Formate besitzen ein Molekulargewicht von 27 bis 150 kDa. Die konstanten Domänen sind in lila dargestellt, die variable Domäne der leichten Kette in orange und der schweren Kette in grün. Diabodies bestehen aus zwei scFv, die über ein kurzes Peptid verbunden sind. Minibodies bestehen ebenfalls aus zwei scFv, werden aber über die Gelenkregion und die CH3-Domäne verbunden (Fab = Fragment antigen binding, scFv = single chain fragment variable) (Bild und Quelle aus Carter, 2006). 31 EINLEITUNG In Deutschland sind zurzeit sechzehn gentechnisch hergestellte Antikörper zur Behandlung verschiedener humaner Krankheiten zugelassen (Tabelle 4). Name Avastin ® Erbitux® Tabelle 4: Klinisch zugelassene Antikörper in Deutschland Zielstruktur Typ Indikation vaskulärer endothelialer humanisiert, Wachstumsfaktor IgG1 epidermaler Wachstums- Zulassung Krebs 01/2005 chimär, IgG1 Darmkrebs 06/2004 humaner epidermaler humanisiert, Brustkrebs 08/2000 Wachstumsfaktor- IgG1 01/2007 faktor-Rezeptor Herceptin Rezeptor 2 Lucentis® MabCampath® vaskulärer endothelialer humanisiert, altersbedingte Wachstumsfaktor Fab Makuladegeneration CD52-Antigen humanisiert, Leukämie 07/2001 Non-Hodgkin´s- 06/1996 IgG1 Mabthera® CD20-Antigen chimär, IgG1 Lymphom Orencia® CD80-Antigen human, IgG1 Rheumatoide Arthritis 05/2007 Raptiva® CD11a-Antigen humanisiert, Schuppenflechte 09/2004 IgG1 ReoPro® GPIIb/IIIa chimär, Fab Antithrombotikum 05/1995 Simulect® CD25-Antigen chimär, IgG1 Immunsuppressivum 10/1998 Synagis® humanes Respiratori- humanisiert, Atemwegsinfektionen 08/1999 sches Synzytial-Virus IgG1 Trudexa® Tumor-Nekrosefaktor human, IgG1 Rheumatoide Arthritis 09/2003 Tysabri® CD49d-Antigen humanisiert, Multiple Sklerose 06/2006 (α4-Integrin) IgG4 IgE (FC-Teil) humanisiert, Asthma 10/2005 Immunsuppressivum 02/1999 murin, IgG1, Non-Hodgkin´s- 01/2004 radiomarkiert Lymphom Xolair® IgG1 Zenapax® CD25-Antigen humanisiert, IgG1 Zevalin® CD20-Antigen Stand: Juni 2007, Quelle: Paul-Ehrlich-Institut, Bundesamt für Sera und Impfstoffe 32 EINLEITUNG Einer der zugelassenen Antikörper ist Natalizumab (Tysabri®), der bei der Behandlung der neurodegenerativen Krankheit Multiple Sklerose eingesetzt wird. Indem der Antikörper durch die Bindung an α4-Integrin auf aktivierten T-Zellen und Monozyten den Eintritt dieser Zellen über VCAM-1 (engl.: vascular cell adhesion molecul-1) ins Gehirn verhindert, kann die inflammatorische Symptomatik reduziert werden (Polman et al., 2006). Auch wenn im Vorfeld potentielle Risiken der monoklonalen Antikörper im Tiermodell evaluiert und minimiert werden, können unerwartete Nebenwirkungen bei der Übertragung auf den Menschen nicht vollständig ausgeschlossen werden, wie die kürzlich durchgeführte Phase I Studie mit dem Anti-CD28Antikörper TGN1412 zeigte. Dieser Antikörper, der als Immunsuppressivum bei Autoimmunkrankheiten eingesetzt werden sollte, führte bei den sechs Probanden der Studie zu multiplem Organversagen (Suntharalingam et al., 2006; Weerasekera und Hudson, 2007). Bei der Alzheimerschen Erkrankung (AD), die wie Prionenerkrankungen durch die Akkumulation eines falsch gefalteten Proteins ausgelöst wird, werden ebenfalls monoklonale Antikörper für therapeutische Zwecke eingesetzt. Diese Krankheit zeichnet sich durch Ablagerungen eines amyloiden Peptids (Aβ 40/42) aus, das durch die proteolytische Spaltung von einer β- und γ-Sekretase aus dem endogenen Amyloid-Precursor-Protein (APP) entsteht. Passive Immunisierungen mit Antikörpern gegen das Amyloid-β-Peptid führten in einem transgenen ADMausmodell zu einer deutlichen Reduktion der Aβ-Plaques im Gehirn (Bard et al., 2000; DeMattos et al., 2001; Lee et al., 2006; McLaurin et al., 2002). Man nimmt an, dass die Antikörper entweder direkt an das Aβ-Peptid binden und so zur Auflösung der Plaques führen, welche über eine FCR-vermittelte Phagozytose durch Mikrogliazellen möglich wäre, oder, dass die monoklonalen Antikörper im Blut eine Reduktion des freien Aβ-Gehalts bewirken und so einen Rückfluss von Aβ aus dem Gehirn ins Plasma induzieren („peripheral sink hypothesis“) (DeMattos et al., 2001; Schenk et al., 1999). Zurzeit wird die passive Immunisierung mit einem humanisiertem Anti-Aβ-Antikörper (AAB-001) in einer Phase II Studie untersucht. Auch aktive Immunisierungen mit einem fibrillärem Aβ1-42-Peptid (AN1792) wurden bereits in einer Phase II Studie durchgeführt. Da jedoch 6% der Probanden eine Meningoenzephalitis entwickelten, musste die Studie vorzeitig abgebrochen werden. Trotzdem konnten bei einem Teil der Patienten verbesserte kognitive Leistungen beobachtet werden, und post mortem Sektionen zeigten eine deutlich reduzierte Ablagerung von amyloiden Plaques im Gehirn (Gilman et al., 2005; Hock et al., 2003; Masliah et al., 2005). Mittlerweile nimmt man an, dass die Meningoenzephalitis durch ein bisher unbekanntes T-Zell-Epitop innerhalb des Aβ-Peptids verursacht wurde und eine Immunisierung mit ausgewählten B-Zell-Epitopen des Aβ-Peptids die Nebenwirkungen minimieren könnte (Monsonego und Weiner, 2003; Monsonego et al., 2003). Der erfolgreiche Einsatz von monoklonalen Antikörpern bei der Behandlung der Alzheimerschen Erkrankung führte zu der Annahme, dass humanisierte Antikörper gegen das Prion-Protein bei humanen Prionenerkrankungen zu ähnlichen Erfolgen führen können. 33 EINLEITUNG 1.3 Ziel der Arbeit Prionenerkrankungen wie die Creutzfeldt-Jakob Krankheit beim Menschen oder die Bovine Spongiforme Enzephalopathie beim Rind sind letal verlaufende, neurodegenerative Erkrankungen. Der Erreger dieser Krankheiten ist das infektiöse Prion-Protein PrPSc, bei dem es sich um ein pathogenes Konformationsisomer des zellulären Prion-Proteins PrPC handelt und welches PrPC seine Konformation aufzwingen kann. Zurzeit existieren keine Medikamente, welche den Krankheitsverlauf beim Menschen signifikant beeinflussen können (Prusiner, 1998). Bei einer anderen neurodegenerativen Erkrankung, der Alzheimerschen Krankheit, wurden im Tiermodell gute Erfolge mit aktiven und passiven Immunisierungsstrategien erzielt (Janus et al., 2000; Schenk et al., 1999; Sigurdsson et al., 2001). Der Erfolg von aktiven Immunisierungsstrategien bei Prionenerkrankungen wird jedoch durch die körpereigene Toleranz gegenüber dem Prion-Protein erschwert. Nach passiver Immunisierung von wildtypischen Mäusen wurden hingegen signifikante Erfolge beobachtet (White et al., 2003). Das Ziel der vorliegenden Arbeit war somit die Herstellung von neuen AntiPrP-Antikörpern mittels „Hybridom“-Technik, welche für diagnostische und therapeutische Zwecke genutzt werden können. Insgesamt sollten folgende Fragestellungen untersucht werden: • Wie unterscheiden sich die Anti-PrP-Antikörper bezüglich des Epitops, der Avidität und Affinität? • Hemmen die Anti-PrP-Antikörper die PrPSc-Akkumulation in Prioninfizierten Zellen und wenn ja, ist dieser Effekt dosis- und zeitabhängig? • Beeinflussen die Anti-PrP-Antikörper auch die Infektiosität von Prioninfizierten Zellen? • Welchen Wirkungsmechanismus nutzen die Anti-PrP-Antikörper, um die PrPSc-Akkumulation in vitro zu inhibieren? 34 MATERIAL UND METHODEN 2 Material und Methoden 2.1 Material 2.1.1 Geräte Autoklav Münchner Medizin GmbH Bakterienkulturschüttler Braun AG (Certomat) Bio-Imager Fuji GmbH (FLA 3000-2R, Image Reader V1.8E), Digitale Kamera Diagnostic Instruments, Inc. Eismaschine Scotsman Elektrophoresekammern Hauswerkstatt ELISA-Reader Molecular Devices, Inc. (Vmax® kinetic) FACS Becton Dickinson GmbH (FACS Calibur) Fein- und Laborwaage Sartorius AG Fluoreszenzmikroskop Leica GmbH Gefrierschränke Bosch GmbH Großzentrifuge Sorvall GmbH(SLC-6000, SLC-3000, SLC-1500) Heizblock Eppendorf AG Image Reader Fuji GmbH (LAS-3000 Version 2.0) Inkubatoren Heraeus GmbH Kapillarsequenzierer Perkin Elmer, Inc. (ABI Prism 310) PE Applied Biosystems GmbH (ABI Prism 3100) Kühlschränke Bosch GmbH Küvetten Eppendorf AG Magnetrührer Ika® Werke GmbH (Ikamag®RH) Mikrowellenherd Severin GmbH PC Mac OS X; Windows XP pH-Meter Denver Instrument GmbH Pipetten Gilson, Inc., Eppendorf AG Pipettierhilfe Gilson, Inc. Sonifier (Ultraschall) Branson, Inc. Spektralphotometer Pharmacia Corp. (Ultrospec III) Sterilbank Nuaire, Inc. Thermocycler Eppendorf AG Tisch-Wippe Heidolph GmbH & Co. KG Tischzentrifuge Eppendorf AG UV-Handlampe Vilber Lourmat, Inc. 35 MATERIAL UND METHODEN UV-Leuchttisch/Videodrucker MWG AG, Mitsubishi Corp. Vortexer Heidolph GmbH & Co. KG Wasserbäder GFL GmbH Zellkulturzentrifuge Hettich GmbH & Co. KG Zentrifugen Kendro Corp. 2.1.2 Chemikalien Die verwendeten Chemikalien wurden bei den Firmen AppliChem GmbH, USB Europe GmbH, Sigma-Aldrich Chemie GmbH, Serva GmbH, Carl Roth GmbH & Co. KG und Merck Chemicals Ltd. bestellt. Verbrauchsmaterialien wie Reaktionsgefäße, Handschuhe oder Pipettenspitzen wurden bei der Firma Hartenstein Laborbedarf GmbH erworben. Materialien für die Zellkultur stammten von der Firma Nunc GmbH & Co. KG. 2.1.3 Zelllinien HEK 293T humane embryonale Nierenzelllinie, (Graham et al., 1977) immortalisiert mit dem Ad5-E1A/B-Protein und dem SV-40-T-Antigen N2a murine Neuroblastoma-Zelllinie (Olmsted et al., 1970) ScN2a Scrapie-infizierte N2a-Zelllinie (Butler et al., 1988) cuScN2a ScN2a-Zellen, die nach Behandlung mit J. Springer (AG Klein) Pentosanpolysulfat (Caughey und Raymond, 1993) kein PrPSc tragen SP2/0-AG14 2.1.4 Hybrid aus Milz- und Myelomzellen der Maus (Shulman et al., 1978) Lösungen zur Analyse und Klonierung von DNA 50x TAE 6x DNA-Probenpuffer 3 M Natriumacetat, pH 5,2 Tris pH 8,0 2M Konz. Essigsäure 5,7% (v/v) EDTA-Na2 pH 8,0 0,05 M Bromphenolblau 0,25% (w/v) Xylencyanol 0,25% (w/v) Glycerin 30% Natriumacetat 3M pH mit konz. Essigsäure einstellen 36 MATERIAL UND METHODEN Plasmidpräparation Tris-HCl pH 8,0 0,05 M Qiagen-Puffer P1 EDTA 0,01 M (Resuspensionspuffer) RNase A 100 µg/ml Plasmidpräparation NaOH 0,2 M Qiagen-Puffer P2 SDS 1% (w/v) Kaliumacetat pH 5,5 3M Plasmidpräparation NaCl 0,75 M Qiagen-Puffer QBT MOPS pH 7,0 0,05 M (Äquilibrierungspuffer) Isopropanol 15% (v/v) Triton X 100 0,15% (v/v) Plasmidpräparation NaCl 1M Qiagen-Puffer QC MOPS pH 7,0 0,05 M (Waschpuffer) Isopropanol 15% (v/v) Plasmidpräparation NaCl 1,25 M Qiagen-Puffer QF Tris-HCl pH 8,5 0,05 M (Elutionspuffer) Isopropanol 15% (v/v) 1 M KOH KOH 1M 1 M Tris-HCl pH 7,5 Tris 1M (Lyse-Puffer) Plasmidpräparation Qiagen-Puffer P3 (Neutralisationspuffer) pH mit konzentrierter HCl einstellen 2.1.5 PBS PBS- Standardlösungen NaCl 0,137 M KCl 0,0027 M Na2HPO4 0,0043 M KH2PO2 0,0014 M CaCl2 0,0015 M MgCl2 0,001 M NaCl 0,137 M KCl 0,0027 M Na2HPO4 0,0043 M KH2PO2 0,0014 M 37 MATERIAL UND METHODEN 2.1.6 Antikörper und Farbstoffe Antikörper Spezies Isotyp Konjugat Hersteller N-CAM (CD 56) Maus IgG2a / BD GmbH Mouse IgG1, к Maus Ascites / Sigma GmbH Mouse IgG2a, к Maus Ascites / Sigma GmbH Kaninchen / ALEXA Molecular Probes, Inc. α-mouse-IgG (H+L) Fluor® 488 α-mouse-IgG1 Kaninchen / HRP Zymed GmbH α-mouse-IgG2a Kaninchen / HRP Zymed GmbH α-mouse-Ig Ziege pAk HRP Dako GmbH α-rabbit-IgG (H+L) Ziege / HRP Zymed GmbH α-mouse-IgG (H+L) Ziege / FITC Dianova GmbH α-mouse-IgM Ziege / HRP Zymed GmbH pAk / AG Klein α-PrP (SA2124) Kaninchen α-PrP (ICSM18) Maus IgG1 / D-Gen Ltd. α-PrP (ICSM35) Maus IgG2b / D-Gen Ltd. α-PrP (6H4) Maus IgG1 / Prionics AG Farbstoff Cholera Toxin Subunit B 2.1.7 Konjugat Hersteller ALEXA Fluor® 549 Molecular Probes, Inc. Scrapie-Prionenstamm Für die Inokulationsstudien wurde der RML (Rocky Mountain Laboratories)-Prionenstamm eingesetzt. Hierbei handelt es sich um ein Maus-adaptiertes Scrapie-Isolat (Chandler, 1961), das in CD-1 Mäusen passagiert wurde. Das isolierte Gehirn wurde gewogen und in neun Volumen 0,32 M Sucrose aufgenommen. Um das Zellmaterial zu homogenisieren, wurde es durch unterschiedlich große Kanülen (G18-G21) gezogen. Nach Zentrifugation (2000 rpm, 20 min) erfolgte die Aufbewahrung des Überstandes als 10%iges-Homogenat bei -20°C. 2.1.8 Plasmide Plasmid Herkunft pBluescript II SK(+) Stratagene GmbH pAd-CMV-PrP ∆32-93 E.Flechsig pAd-CMV-PrP ∆32-106 E.Flechsig 38 MATERIAL UND METHODEN pAd-CMV-PrP ∆32-93 & ∆141-176 E.Flechsig Während dieser Arbeit hergestellte Konstrukte: pAd-CMV-PrP ∆32-93 & ∆142-157 pAd-CMV-PrP ∆32-93 & ∆158-171 pAd-CMV-PrP ∆32-93 & Y148A pAd-CMV-PrP ∆32-93 & E151A pAd-CMV-PrP ∆32-93 & H176A 2.1.9 Primer Primer Sequenz (5´ → 3´) Klonierung BS_MCS-NotI for GTG GCG GCC GCT CTA GAA CTA GTG G SAP_PrP_MfeI rev TAG CCT ATG GGG GAC ACA GAG AAG C PrP ∆157for TGT ACC GCT CTT CTA ACC AAG TGT ACT ACA GGC CAG TGG PrP ∆142rev CGG TCC GCT CTT CCG TTG CCA AAA TTG ATC ATG GGC CTG C PrP ∆171for AGT ACA GCT CTT CGA ACA ACT TCG TGC ACG ACT GC PrP ∆158rev CTG TAG GCT CTT CGG TTA GGG TAG CGG TAC ATG TTT TCA CG Ortsgerichtete Mutagenese E151A for CCG CTA CTA CCG TGC CAA CAT GTA CCG CTA CC E151A rev GGT AGC GGT AGA TGT TGG CAC GGT AGT AGC GG Y148A for GGA GGA CCG CGC CTA CCG TGC TAA CAT GTA CC Y148A rev GGT ACA TGT TAG CAC GGT AGG CGC GGT CCT CC M153A for GCC TAC CGT GCT AAC GCC TAC CGC TAC CCT AAC C M153A rev GGT TAG GGT AGC GGT AGG CGT TAG CAC GGT AGG C H176A for CAG AAC AAC TTC GTG GCC GAC TGC GTC AAT ATC ACC H176A rev GGT GAT ATT CAC GCA GTC GGC GAC GAA GTT GTT CTG Screening und Sequenzierung M13 for GGA AAC AGC TAT GAC CAT G M13 rev GTA AAA CGA CGG CCA GT Sig1 for TAT GTG GAC TGA TGT CGG CC 3-NC rev CCC TCC CCC AGC CTA GAC CAC GA Mut217 rev CCT GGG ACT CCT TCT GGT ACC GGG TGA CGC 39 MATERIAL UND METHODEN 2.1.10 Proteine rekombinantes Maus-PrP (23-231) Thorsten Lührs (Zahn et al., 1997) rekombinantes Maus-PrP (23-231), fibrillär Thorsten Lührs (Luhrs et al., 2006) 2.1.11 Versuchstiere Tiere Bezeichnung +/+ C57BL/6 Prnp0/0 Prnp Quelle C (Wildtyp PrP ) Knockout des Prnp Gens (kein PrPC) Tga20 0/0 Prnp C mit PrP -Transgen 2.2 Methoden 2.2.1 Herstellung von monoklonalen Antikörpern Jackson Laboratories (Bueler et al., 1992) (Fischer et al., 1996) 2.2.1.1 Immunisierung und Isolierung von Milzzellen rekombinantes Maus-PrP (23-231) Thorsten Lührs (Zahn et al., 1997) rekombinantes Maus-PrP (23-231), Thorsten Lührs (Luhrs et al., 2006) fibrillär CpG 1668 MWG AG komplettes Freund-Adjuvans Sigma GmbH inkomplettes Freund-Adjuvans Sigma GmbH serumfreies Medium RPMI 1640mit Glutamin(Gibco Ltd.) NH4Cl/HEPES 100x Pyruvat (Sigma GmbH) 1% (v/v) 100x Aminosäuren (Sigma GmbH) 1% (v/v) 0,83% (w/v) Im Abstand von vier Wochen wurden die Prnp0/0-Mäuse immunisiert. Jeweils eine Woche nach der Immunisierung wurden die Antikörpertiter der einzelnen Tiere mittels ELISA (2.2.4.1) bestimmt. Als Negativkontrolle wurde das Serum einer nicht-immunisierten Prnp0/0-Maus verwendet. Die Immunisierung für die erste Fusion erfolgte mit rekombinantem Maus-PrP, während für die zweite Fusion eine fibrilläre Form des rekombinanten Maus-PrP (Luhrs et al., 2006) verwendet wurde. Für beide Fusionen wurden jeweils 50 µg PrP in einem Volumenverhältnis von 1:1 mit komplettem Freund-Adjuvans gemischt und intraperitoneal injiziert. Für die anschließenden Booster-Injektionen wurde jeweils die gleiche Proteinmenge im gleichen Verhältnis mit inkomplettem Freund-Adjuvans gemischt und ebenfalls intraperitoneal appliziert. Die erste bzw. zweite Fusion erfolgte nach der vierten bzw. dritten Boosterung. Für die dritte Fusion erfolgte eine subkutane Immunisierung mit 10 µg rekombinantem Maus-PrP im 40 MATERIAL UND METHODEN Gemisch mit 10 µg CpG 1668 als Adjuvans. Nach zweimaliger Booster-Injektion mit gleichen Antigenmengen und gleicher Applikationsroute erfolgte die dritte Fusion. Drei Tage nach der letzen Immunisierung wurde die Maus getötet und die entnommene Milz für die Fusion verwendet. Hierzu wurde die Bauchseite mit 70% Ethanol desinfiziert und das Fell entfernt. Nach Öffnung der Bauchdecke wurde die Milz vorsichtig mit einer Pinzette angehoben und mit einer Schere vom Bindegewebe abgeschnitten. Abschließend wurde die Milz in eine mit 10 ml vorgewärmtem und serumfreiem Medium befüllte Petrischale überführt. Zur Herstellung einer Einzelzellsuspension wurde die Milz in kleine Stücke geschnitten und durch ein steriles Zellsieb gedrückt bis die Milzzellen einzeln im Medium vorlagen. Nach mehrmaligem Spülen des Zellsiebs wurden alle Fraktionen gesammelt, in ein Zentrifugenröhrchen überführt und ca. zwei Minuten stehen gelassen, damit sich gröbere Partikel absetzen konnten. Der Überstand wurde in ein neues Zentrifugenröhrchen transferiert und die enthaltenen Zellen dreimal in serumfreiem Medium gewaschen (6 min, 1100 rpm, 4°C). Zur Bestimmung der Zellzahl (2.2.2.2) wurde die Suspension zuvor mit 0,83% NH4Cl (1:10) verdünnt, um die Erythrozyten zu lysieren. Die so präparierten Milzzellen wurden für die Fusion eingesetzt. 2.2.1.2 Kultivierung und Vorbereitung von Myelomzellen RPMI 1640 + Glutamax FCS (PAA GmbH) 10% (v/v) Pyruvat (Gibco Ltd.) 1% (v/v) 50x 8-Azaguanin (Sigma GmbH) 2% (w/v) Für alle Fusionen wurde die murine Myelomzelllinie SP2/0 verwendet (Shulman et al., 1978). Dieser Myelomzelllinie fehlt das Enzym Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyl-Transferase (HGPRT) für die alternative Biosynthese von Nukleotiden, wodurch die Zellen nur nach einer Fusion in Gegenwart von Hypoxanthin, Aminopterin und Thymidin im Medium (HAT-Medium) überleben können. Sie sezerniert keine Immunglobulinketten. Die Kultivierung der SP2/0-Zellen erfolgte in 500 ml Zellkulturflaschen unter Standardbedingungen bei 37°C in Gegenwart von 5% CO2. Um eine genetische Reversion des Selektionsmarkers zu verhindern, wurden die Myelomzellen etwa vier Wochen vor der geplanten Fusion für acht Tage in 8-Azaguanin kultiviert, so dass alle Zellen mit einer intakten alternativen Biosynthese für Nukleotide eliminiert wurden. Einen Tag vor der Fusion wurden die SP2/0-Zellen in neue Kulturflaschen überführt und die Zellzahl auf 5 x 105 Zellen pro ml eingestellt. 41 MATERIAL UND METHODEN 2.2.1.3 Fusion der Milzzellen mit Myelomzellen PEG 1500 50% in Hepes Roche Diagnostics GmbH Hybridoma Fusion und Cloning Roche Diagnostics GmbH Supplement (HFCS) Medium A Medium B RPMI 1640mit Glutamin (Gibco Ltd. ) 100x Pyruvat (Sigma GmbH) 1% (v/v) 100x Aminosäuren (Sigma GmbH) 1% (v/v) Medium A FCS (PAA GmbH) HAT-Medium Medium B 50x HAT (Sigma GmbH) HT-Medium 10% (v/v) 2% (v/v) Medium B 50x HT (Sigma GmbH) 2% (v/v) Für die Fusion wurden Milz- und Myelomzellen in einem 3:1-Verhältnis kombiniert. Nach Zentrifugation (6 min, 1100 rpm, 4°C) und Entfernun g des Mediums wurde über einen Zeitraum von einer Minute 1 ml vorgewärmtes PEG 1500 mit leicht rotierender Pipette auf das Zellpellet getropft. Das Zellgemisch wurde dann für 90 s sanft im Wasserbad (37°C) geschwenkt. Um die Fusion zu stoppen wurde zuerst 1 ml Medium A (1 min), dann 2 ml Medium A (1 min), dann 4 ml Medium A (2 min) und abschließend 8 ml Medium A (2 min) mit leicht rotierender Handbewegung zum Pellet dazu gegeben. Nach dem letzten Zentrifugationsschritt (6 min, 1100 rpm) wurde die Zellzahl der fusionierten Zellen mit HAT-Medium auf 2 x 106/ml eingestellt und pro 24-Loch-Platte jeweils 0,5 ml der Zellsuspension ausplattiert. Pro Loch wurden zuvor 0,5 ml HAT-Medium vorgelegt. Sobald das Medium eine gelbliche Verfärbung aufwies, wurde es durch neues HAT-Medium ersetzt, und das entfernte Medium wurde für das Screening nach Antikörper-produzierenden Klonen eingesetzt (2.2.1.4). Nach 14 Tagen wurde auf HT-Medium umgestellt, und nach weiteren sieben Tagen wurden die Hybridomzellen in einem StandardMedium kultiviert (2.2.2.1). Während bei der ersten und dritten Fusion fötales Kälberserum als Mediumszusatz verwendet wurde, wurde für die zweite Fusion HFCS eingesetzt. 2.2.1.4 Screening der Hybridomzellen Für das Screening von Klonen, die spezifische Antikörper gegen das Prion-Protein sezernieren, wurde das Medium nach mehreren Tagen Kultur verwendet (2.2.1.3). Das Screening erfolgte mittels ELISA für die Bindung an rekombinantes Maus-PrP (2.2.4.1), durch FACS-Analyse für die Bindung an PrPC auf der Oberfläche von N2A-Zellen (2.2.4.4) und durch Western Blot- 42 MATERIAL UND METHODEN Analyse für die Erkennung von PrPC und PrPSc in Gehirnhomogenaten der Maus (2.2.3). Nur Hybridomzellen, die in allen drei Methoden ein positives Signal lieferten, wurden für Zellklonierungen weiter verwendet. 2.2.1.5 Klonierung der Hybridomzelllinien und Nomenklatur der Klone Interleukin-6 Sigma GmbH Nach dem Screening lagen die Antikörper-produzierenden Hybridome in einem polyklonalen Zustand vor. Die Klonierung dieser Hybridomzellen sollte schnell erfolgen, da die Gefahr besteht, dass der produzierende Klon von anderen Zellen überwachsen wird. Dazu wurden die Hybridomzellen so verdünnt, dass sich nach der Aussaat maximal eine, zwei oder fünf Zellen pro Loch befanden (Coller und Coller, 1983). Von jeder Zellkonzentration wurde eine 96-LochPlatte angelegt. Um die Wachstumsbedingungen zu verbessern, wurden zusätzlich 5 x 105 Prnp0/0-Milzzellen pro Loch ausgesät, die zuvor 20 min mit 35 Gy bestrahlt wurden. Die mikroskopische Kontrolle der Monoklonalität fand nach einer Woche statt. Die Zellkulturüberstände von vereinzelten Klonen wurden einem zweiten Screening unterzogen, um zu gewährleisten, dass auch der Antikörper-produzierende Klon weiter kultiviert wurde (2.2.1.4). Die Zellklonierung musste ein- bis zweimal wiederholt werden. Über die Häufigkeit dieser Subklonierungen gibt die Nomenklatur der Antikörper Auskunft. Beispielsweise wurde der Klon „7-12-5“ zweimal subkloniert, wobei sich der selektierte Klon direkt nach der Fusion in Loch Nr. 7 befand und nach der ersten bzw. der zweiten Subklonierung in Loch Nr. 12 bzw. Loch Nr. 5. Die positiven Klone wurden schrittweise in 24-Loch-Platten, 6-Loch-Platten und abschließend in Zellkulturflaschen umgesetzt. Klone, die schlecht wuchsen, wurden zusätzlich mit Interleukin-6 behandelt (0,05 ng/ml Medium). 2.2.1.6 Produktion der monoklonalen Antikörper Integra CELLine CL350/ CL 1000 INTEGRA Biosciences AG, Schweitz Hybridomed DIF 1000 Biochrom AG Zur Produktion von großen Mengen monoklonaler Antikörper wurden Zwei-KompartimentBioreaktoren eingesetzt. Diese Bioreaktoren zeichnen sich durch die Trennung in ein Versorgungs- und ein Kultivierungskompartiment aus. Separiert werden die beiden Kompartimente durch eine 10 kDa semipermeable Zellulose-Acetat Membran, welche den Nährstoffaustausch garantiert, jedoch die Hybridomzellen sowie die sezernierten Antikörper im Kultivierungskompartiment zurückhält. Dadurch entsteht in diesem Kompartiment eine hohe Anreicherung von Hybridomzellen und Antikörpern. 43 MATERIAL UND METHODEN Die Bioreaktoren wurden mit Zellsuspensionen der entsprechenden Hybridomzelllinie beimpft. Die optimale Zellkonzentration wurde mit 8 x 106 Zellen/8 ml für den CL350-Bioreaktor und mit 25 x 106 Zellen/15 ml für den CL1000-Bioreaktor vom Hersteller angegeben. Das Versorgungskompartiment wurde entsprechend der Größe des verwendeten Bioreaktors mit 350 bzw. 1000 ml Hybridomed-Medium befüllt. Dieses serumfreie Medium wurde für die Hybridomkultivierung entwickelt, um eine Kontamination mit Immunglobulinen des Serums auszuschließen. Die Wachstumsraten der Zellen unter diesen Bedingungen waren vergleichbar mit denen in serumhaltigem Medium. Nach sieben Tagen wurde das Medium entfernt und die Zellen im Kultivierungsraum geerntet. Die Hybridomzellen und der mit Antikörpern angereicherte Überstand wurden durch Zentrifugation (1400 rpm, 10 min) separiert. Nach der Zählung der Zellen (2.2.2.2) wurden die Reaktoren erneut mit 8 bzw. 25 x 106 Zellen beimpft. Danach wurden die Zellen im 4-Tagesrhythmus weiter kultiviert. 2.2.1.7 Aufreinigung der monoklonalen Antikörper mittels Protein G HiTrapTM Protein G HP, 1ml Amersham Biosciences GmbH Peristaltische Pumpe P1 Pharmacia Corp., Schweden Slide-A-Lyzer® Dialysis Cassette Perbio Science Ltd., USA Steril-Filter (0,22 µm, 4 mm) Millipore GmbH Dialysepuffer PBS Bindungspuffer Natriumphosphat-Puffer, pH 7 0,02 M Elutionspuffer Glycin, pH 2,5 0,1 M Neutralisationspuffer Tris, pH 9 1M Ethanol 20% (v/v) Die Antikörper aus den Zellkulturüberständen der Bioreaktoren wurden über eine Protein-GSäule aufgereinigt. Protein-G ist ein Protein aus der bakteriellen Zellwand von Streptococcus sp., das eine hohe Affinität zur FC-Region von Immunglobuline besitzt. Der Überstand wurde dazu mit Bindungspuffer verdünnt (1:3). Die Laufgeschwindigkeit, mit welcher der Überstand über die Säule lief, wurde auf einen Milliliter pro Minute eingestellt. Nach Ende des Durchlaufs wurden weitere 20 ml Bindungspuffer über die Säule gepumpt, um die restlichen Komponenten des Mediums zu entfernen, die bei der photometrischen Bestimmung des Proteingehalts stören könnten. Danach wurde Elutionspuffer über die Säule gepumpt und in jeweils 0,5 ml Fraktionen aufgefangen. Durch die sofortige Zugabe von 23 µl Neutralisationspuffer wurde der pH-Wert der Eluate wieder auf pH 7 eingestellt. Der Antikörper befand sich in den Fraktionen fünf bis acht von insgesamt zehn gesammelten Fraktionen. Die Säule wurde durch 20 ml Bindungspuffer regeneriert und abschließend in 20 % Ethanol bei 4°C aufbewahrt. Pro Antikörper wurde jeweils 44 MATERIAL UND METHODEN eine Protein-G-Säule verwendet, um Kontaminationen der Antkörper untereinander zu vermeiden. Die Antikörper-enthaltenden Eluate wurden in Dialyse-Kassetten überführt und in einem 1 l Becherglas dialysiert. Der Wechsel des Dialysepuffers, von dem das 300fache Volumen der Probe eingesetzt wurde, erfolgte jeweils zweimal nach zwei Stunden bei RT und ein drittes Mal für einen letzten Dialyseschritt, der über Nacht bei 4°C stattfand. Der aufgereinigte Antikörper wurde abschließend steril filtriert, und die Konzentration wurde photometrisch nach folgender Formel bestimmt: Protein 1,35 OD280nm = 1 mg IgG/ml Die Aufbewahrung erfolgte bei 4°C. 2.2.1.8 Bestimmung der Antikörperklasse und der Isotypen Mouse Monoclonal Antibody Isotyping Test Kit Serotec GmbH ClonotypingTM System/HRP Southern Biotech. Associates, USA Die Identifizierung der Klasse und des Isotyps der monoklonalen Antikörper erfolgte mit Hilfe des Mouse Monoclonal Antibody Isotyping Test Kits. Dafür wurde Antikörper-angereichertes Medium 1:100 mit PBS verdünnt. Von dieser Verdünnung wurden 0,15 ml in das Entwicklerröhrchen pipettiert und für 30 s inkubiert. Anschließend wurde der Inhalt des Röhrchens durchmischt, um die mit Antikörper beschichteten farbigen Latexkugeln zu suspendieren. In diese Suspension wurde der Entwicklerstreifen eingetaucht und das Ergebnis nach 5 min abgelesen. Mit dem ClonotypingTM System/HRP wurden die Isotypen der aufgereinigten Antikörper bestätigt. Die HRP-gekoppelten Antikörper aus diesem Kit wurden als sekundäre Antikörper (1:5000) für einen ELISA gegen rekombinantes Maus-PrP eingesetzt (2.2.4.1). Als primäre Antikörper wurden Verdünnungsreihen der Anti-PrP-Antikörper verwendet. Bei beiden Tests wurde der monoklonale Anti-PrP-Antikörper 6H4 (2.1.6) als Positivkontrolle eingesetzt. 45 MATERIAL UND METHODEN 2.2.2 Zellbiologische Methoden 2.2.2.1 Allgemeine Kulturbedingungen ScN2a MEM + L-Glutamin FCS (Gibco Ltd.) 10% (v/v) (Gibco Ltd.) 10x Penicillin/Streptomycin/Glutamin 1% (v/v) (Gibco Ltd.) Trypsin-EDTA (Gibco Ltd.) N2a OPTI-MEM FCS (Biochrom AG) 10% (v/v) (Gibco Ltd.) 10x Penicillin/Streptomycin (120 mg/ml) 0,1% (v/v) ATV NaCl 0,8% (w/v) KCl 0,04% (w/v) D-Glukose 0,1% (w/v) NaHCO3 0,58% (w/v) Trypsin (Difco Ltd.) 0,05% (w/v) Versen 0,02% (w/v) Hybri- RPMI 1640 FCS (PAA GmbH) 10% (v/v) dom (Gibco Ltd.) 100 mM Natrium Pyruvat (Gibco Ltd.) 1% (v/v) 100x nicht-essentielle Aminosäuren 1% (v/v) (Gibco Ltd.) SP2/0- RPMI 1640 + FCS (PAA GmbH) 10% (v/v) AG14 Glutamax (Gibco Pyruvat (Gibco Ltd.) 1% (v/v) Ltd.) 50x 8-Azaguanin (Sigma GmbH) 2% (v/v) Die Kultivierung aller Zelllinien erfolgte im Zellkulturschrank bei 37°C und 5% CO 2-Begasung. Die Passagierung erfolgte in Abhängigkeit von der Konfluenz bzw. Dichte der Zellen alle fünf bis sieben Tage in einem Verhältnis von 1:5 bis 1:10. Nach Entfernung des Mediums sowie einem Waschschritt mit sterilem PBS erfolgte die Ablösung des adhärenten Zellrasens durch die Zugabe von 1 ml Trypsin-EDTA bzw. ATV für 5 min bei 37°C. Die Trypsinwirkung wurde durch die Zugabe des im Medium enthaltenen Serums gestoppt. Nicht-adhärente Zellen wurden pelletiert (1400 rpm, 5 min) und in frischem Medium aufgenommen. Nach Zählung der Zellen wurde die gewünschte Zellzahl weiterkultiviert. 2.2.2.2 Bestimmung der Zellzahl mit dem Hämazytometer Neubauer Zählkammer Marienfeld GmbH Trypan Blau Sigma GmbH 46 MATERIAL UND METHODEN Für die Zählung der Zellen wurde eine Neubauer Zählkammer eingesetzt. Um nur die lebenden Zellen zu zählen, wurde die Zellsuspension mit dem sauren Farbstoff Trypanblau verdünnt (1:2). Das Trypanblau dringt durch defekte Zellmembranen toter Zellen in das Cytosol ein und färbt diese Zellen tiefblau. Lebende Zellen erscheinen unter dem Mikroskop dagegen leuchtend grün. Die Zellen wurden in allen vier Großquadraten des Hämazytometers ausgezählt. Zur Berechnung der Zellzahl pro ml Suspension wurde folgende Formel verwendet: Zellzahl pro ml = Zellzahl/4 x Verdünnungsfaktor x 104 2.2.2.3 Einfrieren und Auftauen von Zellen Einfriermedium DMSO (Sigma GmbH) 10% (v/v) FCS (PAA GmbH) 90% (v/v) Einfrierboxen Cryo 1°C Freezing Container, Nalgene TM, UK Kryoröhrchen Greiner AG Von allen Antikörper-produzierenden Hybridomzelllinien wurden Aliquots in flüssigem Stickstoff eingefroren. Dazu wurde die gewünschte Zellzahl 10 min bei 1300 rpm und 4°C sedimentiert und anschließend in kaltem Einfriermedium aufgenommen (2 x 106 Zellen/ml). Dieses Einfriermedium enthält Dimethylsulfoxid (DMSO), das beim Gefriervorgang die Bildung von Eiskristallen verhindert. In jedes Kryoröhrchen wurde 1 ml pipettiert und direkt in eine vorgekühlte Einfrierbox (-20°C) überführt. Die Box wurde zunächst für zwei Stunden bei -20°C aufbewahrt und anschließend für mindestens vier Stunden bei -80°C. Die Langzeitlagerung erfolgte in der Gasphase über flüssigem Stickstoff (-196°C). Durch diesen Prozess findet die Abnahme der Temperatur in einer optimalen Geschwindigkeit statt (1°C pro Stunde) und gewährleistet somit das langsame Eindringen des DMSO in die Zellen. Um die Zellen aufzutauen, wurden die Kryoröhrchen so lange im Wasserbad (37°C) geschwenkt, bis nur noch ein kleiner Eiskristall sichtbar war. Die aufgetauten Zellen wurden in 20 ml Kultivierungsmedium überführt und zweimal mit Medium gewaschen (1400 rpm, 5 min). Da DMSO zytotoxisch ist, müssen beide Methoden zügig durchgeführt werden. Diese Methoden wurden für alle Zelllinien angewendet. 2.2.2.4 Behandlung von Zellen mit Anti-PrP-Antikörpern 2.2.2.4.1 Inhibition der Prionreplikation in ScN2a-Zellen Um den Effekt der aufgereinigten Anti-PrP-Antikörper auf die Prionreplikation in Zellkultur zu bestimmen, wurden ScN2a-Zellen verwendet. Für den Standardassay wurden jeweils 105 Zellen in 6-Loch-Platten eingesät, das Medium (1 ml) am nächsten Tag erneuert und mit 10 µg 47 MATERIAL UND METHODEN Antikörper versetzt. Nach fünf Tagen wurde der Gehalt von PrPSc in den behandelten Zellen mittels Western Blot bestimmt (2.2.3). Zur Bestimmung des IC50-Werts eines Antikörpers erfolgte die Behandlung mit abnehmenden Antikörperkonzentrationen von 10, 5, 2,5 bis 0,0006 µg/ml. Zur Bestimmung eines möglichen Langzeiteffekts der Antikörper wurden 105 ScN2a-Zellen mit 10 µg Ak/ml behandelt und die Behandlung im 6-Tagesrhythmus fortgeführt. Nach den angegebenen Behandlungsintervallen erfolgte dann eine Bestimmung von PrPSc mittels Western Blot (2.2.3) oder der Infektiosität mittels Bioassay (2.2.5.5). Um zu bestimmen, ob der Antikörpereffekt auf die Prionreplikation transient oder dauerhaft ist, wurden die Zellen nach Beendigung der Langzeitbehandlung für weitere 36 Tage in Abwesenheit der Antikörper kultiviert. Dazu wurde der PrPSc-Gehalt ebenfalls im 6-Tagesrhythmus mittels Western Blot (2.2.3) überprüft. Als Kontrollen für die Behandlungen dienten entweder Antikörper gegen PrP (6H4 und ICSM18) oder Antikörper gegen nicht-PrP Epitope (NCAM, Anti-IgG1) (2.1.6). Um zu bestimmen, ob der freie Anti-PrP-Antikörper oder ein PrP/Anti-PrP-Antikörper-Komplex einen inhibitorischen Effekt auf die Prionreplikation hat, wurde der Standardassay modifiziert. Die Behandlung mit freiem Antikörper erfolgte mit abnehmenden Konzentrationen (1,5, 0,75, 0,37, …, 0 µg/ml). Für die Komplexbildung wurden direkt vor der Behandlung die angegebenen Antikörperkonzentrationen mit rekombinantem PrP (1 µg) 30 min bei RT inkubiert und dann zu den Zellen gegeben. Als Negativkontrolle wurden weitere Zellen nur mit rekombinantem PrP (1 µg) kultiviert. Nach Beendigung der Behandlung wurde der PrPSc-Gehalt der Zellen mittels Western Blot (2.2.3) bestimmt und der PrP/Antikörper-Komplex im Medium mittels Immunpräzipitation (2.2.3.5) nachgewiesen. 2.2.2.4.2 Analyse der Retention auf ScN2a-Zellen Um zu bestimmen, wie lange PrP auf der Zelloberfläche von ScN2a-Zellen durch die Bindung der Anti-PrP-Antikörper gehalten wird (Retention), wurde eine FACS-Analyse durchgeführt. Dazu wurden am ersten Tag 2 x 105 ScN2a-Zellen in eine 6-Loch-Platte eingesät. Am nächsten Tag erfolgte eine einstündige Inkubation bei 37°C m it den Anti-PrP-Antikörpern. Damit die Fluoreszenzsignale nicht im gesättigten Bereich liegen, wurden dazu Antikörperkonzentrationen eingesetzt, die den KD-Werten entsprachen (2.2.4.5). Nach Entfernung des Antikörpers erfolgte die weitere Inkubation für unterschiedlich lange Zeitintervalle (0, 1, 2, 3, und 4 Stunden) bei 37°C. Danach wurden die Zellen mit 0,5 ml 50 mM EDT A/PBS abgelöst (5 min, 37°C), in 1,5 ml PBS aufgenommen und im Durchflusszytometer analysiert (2.2.4.4). 48 MATERIAL UND METHODEN 2.2.2.5 MTT-Test Cell Titer 96® non-Radioactive Cell Proliferation Assay Promega GmbH 96-Loch-Platten Greiner AG Zur Bestimmung des zytotoxischen Effekts der Antikörper auf ScN2a-Zellen wurde ein MTTTest durchgeführt. Dieser quantitativ colorimetrische Test basiert auf der Ringspaltung des wasserlöslichen, schwach gelben Tetrazoliumsalzes (3-(4,5-Dimethylthiazol-2-yl)-2,5- diphenyltetrazoliumbromid (MTT)) durch mitochondriale Dehydrogenasen lebender Zellen zu dem wasserunlöslichen dunkelblauen Formazan. Das Formazan wird mit organischen Lösungsmitteln wie Isopropanol wieder in Lösung gebracht, und die Absorption kann photometrisch ermittelt werden. Die Absorption des Formazans ist direkt proportional zur Zahl der lebenden Zellen. Dazu wurden 3,3 x 103 Zellen in 96-Loch-Platten ausgesät und mit einer Antikörperkonzentration von 10 µg/ml versetzt. Das Gesamtvolumen betrug 0,1 ml. Nach einer Inkubationszeit von fünf Tagen bei 37°C und 5% CO 2-Gehalt wurden in jedes 96-Loch 15 µl Dye Solution pipettiert. Die Reaktion wurde nach vier Stunden bei 37°C durch die Zugabe von 0,1 ml Solubilization Solution/Stop Mix beendet. Um eine vollständige Lyse der Zellen und Solubilisierung des gebildeten Formazans zu gewährleisten, wurden die Platten 24 Stunden in einer feuchten Kammer bei RT gehalten. Danach wurde mit einem ELISA-Reader die optische Dichte bei einer Wellenlänge von 570 nm (Referenzwellenlänge 695 nm) ermittelt. 2.2.2.6 Transfektion von 293T-Zellen mittels Kalziumphosphat-Präzipitation 2x HEBS-Puffer 0,05 M Hepes 0,28 M NaCl 1,5 ml Na2HPO4 3 Aliqots mit pH 7, 7,05 und 7,1 herstellen, 0,2 µm steril filtrieren (-20°C), Effizienz testen Kalziumchlorid (CaCl2) 2,5 M 0,2 µm steril filtrieren (-20°C) 100x Phosphatpuffer 0,15 M (Na2HPO4) autoklavieren, RT Natrium-Butyrat/PBS 0,5 M Sigma GmbH 0,2 µm steril filtrieren (4°C) Plasmide 2.1.8 49 MATERIAL UND METHODEN Für die transiente Transfektion von 293T-Zellen wurde die klassische Methode der Kalziumphosphat-Präzipitation verwendet (Wigler et al., 1978). Einen Tag vor der Transfektion wurden 5 x 106 Zellen in 10 cm Kulturschalen ausgesät und über Nacht bei 37°C und 5% CO 2-Gehalt inkubiert. Eine halbe bis zwei Stunden vor Beginn der Transfektion erfolgte ein Mediumwechsel mit equilibriertem Medium. Danach wurde das Kalziumphosphat-DNA-Präzipitat hergestellt. Dazu wurden 10 µg des jeweiligen Plasmids mit Fresenius-Wasser auf ein Endvolumen von 0,45 ml eingestellt und mit 50 µl CaCl2 versetzt. Dieses Gemisch wurde unter kontinuierlichem Einblasen von steriler Luft mit 0,5 ml 2x HEBSPuffer vermischt und für 30 min bei RT inkubiert. In dieser Zeit bildete sich ein feines Präzipitat aus DNA und Kalziumphosphat, das tropfenweise zur Zellkultur zugegeben wurde. Während der anschließenden fünfstündigen Inkubationszeit bildeten sich Kristalle, welche die Aufnahme der DNA in die Zelle über einen endozytotischen Prozess erleichtern und somit die Transfektionsrate erhöhen. Danach erfolgte für acht bis zwölf Stunden eine Induktion durch 0,2 ml Natriumbutyrat, um den CMV-Promoter zu stimulieren und so die Expressionsrate des Proteins zu erhöhen. Abschließend wurden die Zellen gezählt, jeweils 1 x 105 Zellen pro FACSRöhrchen ausgesät und die Bindung der Anti-PrP-Antikörper an die transfizierten Zellen im Durchflusszytometer analysiert (2.2.4.4). 2.2.3 Proteinbiochemische Methoden 2.2.3.1 Herstellung von Zelllysaten Lyse-Puffer 0,05 M Tris, pH 7,5 0,1 M NaCl 0,5% (v/v) Igepal (NP-40) 0,5% (w/v) Natrium Deoxycholat Monohydrat Zellschaber, 13mm Hartenstein Laborbedarf GmbH Zur Herstellung von Zelllysaten wurde das Medium entfernt und die Zellen mit eiskaltem PBS gewaschen. Der Zellrasen wurde mit 60 bis 70 µl Lyse-Puffer bedeckt und für mindestens 5 min auf Eis inkubiert. Danach wurden die Zellen mit einem Zellschaber abgelöst, in ein Reaktionsgefäß überführt und 3 min bei 5000 rpm zentrifugiert. Der Überstand wurde bis zur weiteren Bearbeitung bei -20°C gelagert. 50 MATERIAL UND METHODEN 2.2.3.2 Herstellung von Gehirnhomogenaten Lyse-Puffer 0,5% (v/v) Igepal (NP-40) 0,5% (w/v) Natrium Deoxycholat Monohydrat PBS Kanülen (G18-G21) Braun AG Die gefrorenen Maus-Gehirne wurden gewogen und mit neun Volumen des Lyse-Puffers versetzt (10% Gehirnhomogenat). Indem das Zellmaterial mehrmals durch unterschiedlich große Kanülen (G18-G21) gezogen wurde, wurde die Zellmasse homogenisiert. Nach Zentrifugation (1000 rpm, 5 min) erfolgte die Lagerung der Überstände bei -20°C. Zuvor wurde die Proteinkonzentration dieser Homogenate bestimmt, die zwischen 8 bis 10 mg/ml lag (2.2.3.3). 2.2.3.3 Proteinbestimmung nach Bradford Bradfordreagenz Bio-Rad GmbH bovines Serumalbumin (BSA) Die quantitative Bestimmung der gelösten Proteine in den Zelllysaten wurde photometrisch mittels Bradford-Test vorgenommen. Hierbei bildet der Farbstoff Coomassie-Brilliant-Blau einen Komplex mit den gelösten Proteinen, durch den es zu einer Verschiebung des Absorptionsmaximums von 470 nm zu 595 nm kommt. Die Zunahme der Absorption bei 595 nm kann somit als Maß für die Proteinkonzentration einer Lösung genommen werden (Bradford, 1976). Die jeweiligen Zelllysate wurden in drei unterschiedlichen Verdünnungen gemessen. Mit Hilfe einer Eichgeraden, die mit verschiedenen BSA-Konzentrationen erstellt wurde, konnte die Proteinkonzentration genau bestimmt werden. 2.2.3.4 Proteinase K-Behandlung von Homogenaten Proteinase K, rekombinant, PCR Grade Roche Diagnostics GmbH β-Mercapto-Ethanol 9,5% (v/v) Phenylmethylsulfonylfluorid (PMSF) 0,075 M (AppliChem GmbH) 5x SDS Probenpuffer SDS 2% (w/v) Glycerol 25% (v/v) Tris-HCl, pH 6,8 0,06 M Bromphenolblau 0,05% (w/v) 51 MATERIAL UND METHODEN Zum spezifischen Nachweis des PrPSc-Gehalts wurden 200 µg Zell- bzw. 100 µg 10%iges Gehirnhomogenat für 30 min bei 37°C mit 20 µg/mg Pr oteinase K inkubiert. Die Behandlung wurde durch die Zugabe von 5x SDS-Probenpuffer gestoppt, der den Protease-Inhibitor PMSF und β-Mercapto-Ethanol enthielt. Durch ein 10-minütiges Aufkochen bei 95°C, der Reduktion der Disulfidbrücken durch β-Mercapto-Ethanol sowie der Anlagerung von SDS an die Proteine erfolgte die Denaturierung. Danach wurden die Proben kurz zentrifugiert und konnten abschließend in der SDS-PAGE analysiert werden (2.2.3.6). 2.2.3.5 Immunpräzipitation Protein G-Agarose Roche Diagnostics GmbH Waschpuffer 1 Tris, pH 7,5 0,05 M NaCl 0,15 M Igepal (NP-40) 1% (v/v) Tris, pH 7,5 0,05 M NaCl 0,5 M Igepal (NP-40) 1% (v/v) Na-Deoxycholat 0,05% (w/v) Tris, pH 7,5 0,05 M Igepal (NP-40) 0,1% (v/v) Na-Deoxycholat 0,05% (w/v) Waschpuffer 2 Waschpuffer 3 Um den PrP/Antikörper-Komplex im Überstand von ScN2a-Zellen nach beendeter Behandlung nachzuweisen (2.2.2.4), wurde eine Protein G-Immunpräzipitation vorgenommen. Jeweils 1,5 ml Medium wurden mit 50 µl Protein G-Agarose versetzt und über Nacht auf dem Schüttler inkubiert (4°C). Anschließend folgten nac heinander jeweils zwei Waschschritte in den gekühlten Waschpuffern 1, 2 und 3 (1 ml, 20 min, 4°C). Nach jedem Waschschritt wurde das Pellet zentrifugiert (20.000 rpm, 30 s) und der Überstand verworfen. Abschließend wurde die pelletierte Protein G-Agarose in 30 µl 1x SDS-Probenpuffer (2.2.3.4) aufgenommen und für 10 min bei 95°C erhitzt, wodurch der gebundene Komp lex von der Protein G-Agarose dissoziierte. Nach einem letzten Zentrifugationsschritt (20.000 rpm, 2 min) wurde der Überstand in der SDS-PAGE und im Western Blot analysiert (2.2.3.6 & 2.2.3.7). 52 MATERIAL UND METHODEN 2.2.3.6 SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese (SDS-PAGE) Tris-Glycin Gel (12%) Biozym GmbH Western Blot-Gelkammeraparatur Biozym GmbH 1x SDS-Laufpuffer (1l) SDS 1% (w/v) Tris 0,25 M Glycin 2M MagicMarkTM Standard Invitrogen Ltd. Die SDS-PAGE erlaubt die Auftrennung von Proteinen abhängig von ihrer relativen Molekülmasse unter denaturierenden Bedingungen (Laemmli, 1970). Diese Methode basiert auf der durch hydrophobe Wechselwirkungen bedingten Bindung des negativ geladenen Detergens Natriumdodecylsulfat (SDS) an denaturierte Proteine. Auf das Gel wurden 5 µl des Größenstandards sowie 150 bis 200 µg der Proteinproben aufgetragen. Die Auftrennung erfolgte bei 110 V im Sammelgel (ca. 10 min) und 150 V im Trenngel (ca. 1 Stunde). Die Gelelektrophorese wurde beendet, sobald die Lauffront des Bromphenolblaus das untere Ende des Gels erreicht hatte. MagicMarkTM Größenstandard (kDa) 220, 120, 100, 80, 60, 50, 40, 30, 20 2.2.3.7 Western Blot Polyvinyldifluorid (PVDF)-Membran Roth GmbH & Co. KG Whatman Schleicher & Schuell®-Filter Sigma GmbH Methanol 1 x Transferpuffer (1l) SDS 0,75% (w/v) Tris 0,25 M Glycin 2M Methanol 20% (v/v) Nach Auftrennung durch die SDS-PAGE wurden die Proteine mittels Tank-Blot-Technik elektrophoretisch auf eine PVDF-Membran transferiert (Towbin et al., 1979). Zuvor wurde die PVDF-Membran in Methanol aktiviert (2 min) und in Transferpuffer equilibriert (10 min). Danach wurde das Gel luftblasenfrei auf die Membran gelegt. Auf beiden Seiten wurden jeweils ein Whatman-Filter und eine Schwammstoffmatte platziert, die vorab in Transferpuffer getränkt wurden. Die PVDF-Membran zeigte bei dieser Anordnung in Richtung Anode. Der Transfer 53 MATERIAL UND METHODEN erfolgte vertikal zwischen zwei Kunststoffgittern in der Western-Blot-Gelkammeraparatur (90 min, 350 mA). 2.2.3.7.1 Blocken und Antikörperinkubation 10 x TBST Puffer (1l) Milchpulver (Blotting Grade Blocker) Tris-HCl, pH 7,5 0,1 M NaCl 1,5 M Tween 20 1% (v/v) Bio-Rad GmbH Nach dem Transfer wurden die Proteinbanden auf der Membran mit Hilfe von spezifischen Antikörpern detektiert. Alle Inkubationen erfolgten auf einem Schüttler oder in einem 15 ml Falconröhrchen auf einem Rollinkubator. Um unspezifische Bindungen zu blockieren, wurden die Membranen über Nacht bei 4°C in 5% (w/v) Milchp ulver in TBST inkubiert. Nach Verdünnung der angegebenen primären Antikörper (Tabelle 5) in TBST wurden die Membranen eine Stunde bei RT mit der Antikörperlösung inkubiert und anschließend jeweils zweimal für zehn Minuten in TBST gewaschen. Die Applikation des Meerrettichperoxidase (HRP)gekoppelten sekundären Antikörpers erfolgte wieder für eine Stunde in 5% (w/v) Milchpulver mit TBST. Nach vier 10-minütigen Waschschritten wurden die Membranen mittels Chemolumineszenz analysiert. Tabelle 5: Verdünnungen der im Western Blot verwendeten Antikörper Verdünnung Verdünnung primäre Antikörper Western Blot Immunpräzipitation Kultivierungsmedium 1:10 / 1:5000 / 1:10.000 1:5000 α-Maus-Ig-HRP 1:10.000 / α-Kaninchen-IgG1-HRP 1:10.000 / α-Maus-IgG1-HRP 1:20.000 1:10.000 α-PrP SA2124 α-PrP 6H4 sekundäre Antikörper 54 MATERIAL UND METHODEN 2.2.3.7.2 Chemolumineszenz-Detektion ECL-Detektion-Kit (SuperSignal ® West Pico Pierce Ltd., Rockford, USA Chemoluminescent Substrate) Röntgenfilme Amersham Biosciences GmbH Autoradiographiekassette/HyperkassetteTM Amersham Biosciences GmbH Die Visualisierung der markierten Proteine erfolgte mittels ECL-Kit. Hierbei katalysiert die an den sekundären Antikörper gebundene Peroxidase eine Luminol-Wasserstoffperoxid-Reaktion. Luminol wird oxidiert und emittiert dadurch Lichtquanten, die auf einem Röntgenfilm zur Schwärzung führen. Die gewaschenen PVDF-Membranen wurden in einer 1:1-Mischung der Detektionsreagenzien für eine Minute inkubiert. Nachdem die überschüssige ECL-Lösung mit einem Whatman-Filter entfernt wurde, erfolgte direkt die Exponierung der Röntgenfilme in einer Autoradiographiekassette (30 s bis 15 min). Die Entwicklung und Fixierung der Röntgenfilme wurde in einer Dunkelkammer manuell durchgeführt. Abschließend wurden die Filme unter fließendem Wasser gewaschen und luftgetrocknet. Zur Quantifizierung von Signalintensitäten wurden die Membranen in einem Image Reader entwickelt und anschließend mit der AIDA Software, Version 3.20.116 (raytest Isotopenmessgeräte GmbH) analysiert. Für die Auswertung des IC50-Werts wurde eine sigmoidale Dosis-Wirkungs-Kurve erstellt. 2.2.4 Immunologische Methoden 2.2.4.1 Enzyme Linked Immunosorbent Assay (ELISA) Waschpuffer (PBST) Tween 20 0,1% (v/v) PBS Blockpuffer Milchpulver 5% (w/v) PBST Assay-Lösung BSA 1% (w/v) PBST 96-Loch-Maxisorb-Flachbodenplatten Nunc GmbH & Co. KG TMB-Substrat BD Biosciences GmbH H2SO4 1M rekombinantes Maus-PrP (23-231) Thorsten Lührs (Zahn et al., 1997) 55 MATERIAL UND METHODEN Beim ELISA-Verfahren werden Antigen-Antikörper-Wechselwirkungen durch eine enzymatische Farbreaktion nachgewiesen. In dieser Arbeit wurde ein indirekter ELISA eingesetzt. Zur Immobilisierung des Antigens wurden 96-Loch-Platten mit rekombinantem PrP (50 ng/0,1 ml PBS/Loch) beschichtet, über Nacht bei 4°C inkubiert und anschließend dreimal mit 0,3 ml PBST gewaschen. Die unbesetzten Bindestellen wurden durch die Zugabe von 0,1 ml Blockpuffer für zwei Stunden bei 37°C abgesä ttigt, und danach wurden die Platten erneut dreimal mit PBST gewaschen. Die Lagerung der Platten erfolgte für maximal einen Monat bei 20°C. Vor Beginn des ELISAs wurden die Platten 30 min bei RT gelagert. Alle anschließenden Schritte wurden ebenfalls bei RT durchgeführt. Die Primärantikörper wurden verdünnt (2.2.4.2-3), pro Loch wurden jeweils 0,1 ml Antikörperlösung pipettiert und für zwei Stunden inkubiert. Nach jeweils sechs Waschschritten mit 0,3 ml PBST wurde der zweite Peroxidasegekoppelte Antikörper (1:10.000) für zwei Stunden aufgetragen. Sowohl Primär- als auch Sekundärantikörper wurden in Assay-Lösung verdünnt. Nach sechs weiteren Waschschritten erfolgte die Visualisierung des Antigen-Antikörper-Komplexes durch TMB als PeroxidaseSubstrat. Diese Farbreaktion wurde nach zehn Minuten durch die Zugabe von 50 µl H2SO4 gestoppt und abschließend bei einer Wellenlänge von 450 nm (Referenzwellenlänge 560 nm) photometrisch gemessen. Die Messungen wurden immer in Duplikaten durchgeführt. 2.2.4.2 Bestimmung der Avidität von Antikörpern Ammoniumthiozyanat (NH4SCN) Sigma GmbH Die Bestimmung der Avidität der Anti-PrP-Antikörper erfolgte mittels ELISA (2.2.4.1). Zur Standardisierung der optischen Dichte (OD) wurden zuvor Verdünnungen der primären Antikörper bestimmt, bei denen die OD zwischen 0,9 und 1,3 lag. Nach zweistündiger Inkubation der Platten mit der Primärantikörperlösung erfolgten zwei Waschschritte. Anschließend wurden die einzelnen Löcher 15 min bei RT mit verschiedenen NH4SCNMolaritäten (0 / 0,5 / 1 / 1,5 / 2 / 2,5 / 3 / 3,5 M) inkubiert. Dieses chaotrophe Salz hebt die Wasserstoffbrückenbindungen zwischen Antigen und Antikörper auf. Für die Lösung hoch avider Bindungen ist eine höher-molare NH4SCN-Lösung notwendig als für Bindungen mit niedriger Avidität (Pullen et al., 1986). Die Avidität wird hier als Aviditätsindex (AI) angegeben, welcher der Molarität von NH4SCN entspricht, bei der 50% des Antikörpers eluiert wurden. Nach erneutem sechsmaligem Waschen wurde das ELISA-Standardprotokoll durchgeführt (2.2.4.1). 56 MATERIAL UND METHODEN 2.2.4.3 Bestimmung der Dissoziationskonstanten (KD) mittels ELISA Die KD-Konstante wurde auf rekombinantem Maus-PrP mittels ELISA bestimmt (2.2.4.1). Die Anti-PrP-Antikörper wurden in verschiedenen Molaritäten (0,0016 bis 0,06 pmol) eingesetzt. Danach erfolgte die Bestimmung der KD-Konstante mittels Sättigungskurve und ScatchardDiagramm (PRISM®, Version 4.0, GraphPad Software, Inc.). Es wurden nur Sättigungskurven zur Auswertung verwendet, deren Korrelationskoeffizient R2 größer als 0,98 war. 2.2.4.4 Durchflusszytometrische Analyse (FACS) FACS-Puffer 2% (v/v) FCS (Biochrom AG) 0,01 M EDTA, pH 8 0,1% (w/v) Natriumazid PBS, 1l EDTA/PBS 0,02 M FACS-Röhrchen Mit Hilfe der Durchflusszytometrie (Fluorescence-Activated-Cell-Sorting; FACS) können Fluoreszenz-markierte Antigene auf der Oberfläche von Zellen nachgewiesen werden. Hierzu wurde das Durchflusszytometer FACS-Calibur (Becton Dickinson GmbH) eingesetzt und die erhaltenen Daten mit der Software Cell Quest (Becton Dickinson GmbH) ausgewertet. Diese Methode wurde für das Screening nach Antikörper-sezernierenden Hybridomklonen (2.2.1.4), die Bindung der Anti-PrP-Antikörper an transfizierte 293T-Zellen (2.2.2.6), sowie Bindungs- und Retentionsanalysen der Anti-PrP-Antikörper auf ScN2a-Zellen (2.2.4.5, 2.2.2.4.2) eingesetzt. Je nach Anwendung wurden entweder alle behandelten Zellen aus einem 6-Loch in ein FACSRöhrchen überführt oder die Zellen wurden nach einem PBS-Waschschritt durch Inkubation mit EDTA/PBS (5 min, 37°C) abgelöst und gezählt. Danach wurden jeweils 1 x 105 Zellen in ein FACS-Röhrchen transferiert. Die Antikörper wurden in FACS-Puffer verdünnt (Tabelle 6) und die Inkubation von sowohl Primär- als auch Sekundärantikörper fand für eine Stunde auf Eis statt. Die Inkubation mit dem zweiten Antikörper erfolgte in Dunkelheit. Zellen aus der Retentions- und Bindungsanalyse wurden zuvor mit dem Primärantikörper behandelt, so dass diese Zellen nur noch mit dem Sekundärantikörper inkubiert wurden. Bei allen Anwendungen erfolgten vor und nach der Inkubation mit dem Sekundärantikörper jeweils zwei Waschschritte mit 3 ml FACS-Puffer (1250 rpm, 5 min). Abschließend wurden die Proben im Durchflusszytometer analysiert. Für die Einstellungen am FACS-Gerät wurden ungefärbte Zellen verwendet, und als Negativkontrolle dienten Zellen, die nur mit dem sekundären Antikörper inkubiert wurden. 57 MATERIAL UND METHODEN Tabelle 6: Verdünnungen der im Durchflusszytomter verwendeten Antikörper. Anwendung primärer Antikörper Verdünnung Screening Kultivierungsmedium 1:3 Transfektion Anti-PrP-Antikörper 1 µg/Röhrchen Bindungsanalyse Anti-PrP-Antikörper 2.2.4.5 Retentionsanalyse Anti-PrP-Antikörper 2.2.2.4.2 Für alle Experimente wurde ein Ziege-α-Maus-IgG (H+L) mit FITCKonjugat als sekundärer Antikörper verwendet, der 1:100 in FACSPuffer verdünnt wurde. 2.2.4.5 Bestimmung der Dissoziationskonstanten (KD) mittels FACS Zur Bestimmung der KD-Konstante wurden 2 x 105 ScN2a-Zellen in 6-Loch-Platten eingesät. Am nächsten Tag erfolgte eine einstündige Inkubation mit verschiedenen Konzentrationen von AntiPrP-Antikörpern bei 37°C (5 / 2,5 / 1,25, …, 0,0006 µg/ml). Anschließend wurden die Zellen mit 0,5 ml 20 mM EDTA/PBS (5 min, 37°C) abgelöst und de m Standardprotokoll entsprechend im FACS analysiert (2.2.4.4). Zur Ermittlung des KD-Werts wurden eine Sättigungskurve und ein Scatchard-Diagramm erstellt (PRISM®, Version 4.0, GraphPad Software, Inc.). Nur Analysen, bei denen der Korrelationskoeffizient R2 größer als 0,98 war, wurden verwendet. 2.2.4.6 Immunfluoreszenzfärbung von Zellen Paraformaldehyd (PFA) 4% (w/v) in 4% Sucrose (v/v) NH4Cl 0,05 M Triton-X/PBS 0,1% (v/v) Guanidiniumthiozyanat 3M (GnSCN) Kaninchenserum 10% (v/v) 30 min bei 56°C inaktiviert Eindeckmedium Cyto Fluor Mounting Solution (Dako GmbH) PBSMEM + L-Glutamin FCS (Gibco Ltd.) (Gibco Ltd.) 10x Penicillin/Streptomycin/Glutamin (Gibco Ltd.) Objektträger Lab-Tek™ Chamber Slide™ (Nunc GmbH & Co. KG) Deckgläschen 10 mm, rund 10% (v/v) 1% (v/v) 58 MATERIAL UND METHODEN Mit Hilfe von Immunfluoreszenzanalysen wurde ermittelt, ob die Anti-PrP-Antikörper an PrPSc von ScN2a-Zellen binden. Dazu wurden 4 x 104 ScN2a-Zellen auf speziellen Objektträgern in Kammern ausgesät und zwei Tage in MEM-Medium bei 37°C und 5% CO 2 kultiviert. Am dritten Tag wurden die Zellen mit 4% PFA fixiert und anschließend mit NH4Cl und Triton-X permeabilisiert. Die Denaturierung von PrPC erfolgte durch die Behandlung mit Guanidiniumthiozyanat. Durch die Inkubation mit Kaninchenserum wurden die unspezifischen Bindestellen abgesättigt. Danach wurden die Zellen mit einer Lösung, bestehend aus Anti-PrP-Antikörper (1,5 µg/ml) und ALEXA Fluor® 549 gekoppelter Cholera-Toxin Untereinheit B (1:800), versetzt. Als Sekundärantikörper wurde ein ALEXA Fluor® 488-gekoppelter IgG-Antikörper (1:1.000) verwendet. Die Antikörper wurden in jeweils 1%igem Kaninchenserum verdünnt. Alle Schritte wurden bei RT durchgeführt. Der Zellrasen wurde abschließend mit Eindeckmedium überschichtet, mit einem Deckgläschen bedeckt und für zwei Stunden bei 4°C getrocknet. Al s Kontrolle wurden ScN2a-Zellen verwendet, die nach der Behandlung mit Pentosanpolysulfat (Caughey und Raymond, 1993) kein PrPSc mehr trugen (cuScN2a-Zellen). Die Präparate wurden mittels konfokaler Laserscanning-Mikroskopie (Axiovert 200M, Zeiss AG) analysiert. Das genaue Protokoll ist nachfolgend aufgeführt: 1) Fixierung 2) Permeabilisierung 3) Denaturierung 4) Blockierung 5) Färbung 2.2.5 PFA, 5 min Lösung entfernen PFA, 15 min 3 x mit PBS waschen NH4Cl, 15 min 3 x mit PBS waschen Triton X, 5 min 2 x mit PBS waschen GnSCN, 5 min 2 x mit PBS waschen Kaninchen-Serum, 30 min 1. Antikörper, 1 h 3 x mit PBS waschen 2. Antikörper, 1 h, Dunkelheit 3 x mit PBS waschen 2 x mit Aqua bidest. waschen Tierexperimentelle Methoden 2.2.5.1 Betäubung der Mäuse mit Ether Diethylether Roth GmbH & Co. KG 59 MATERIAL UND METHODEN Für Immunisierungen, Inokulationen und Blutentnahmen wurden die Mäuse mit Ether narkotisiert. Sobald die Mäuse eine flache Atmung aufwiesen und keinen „Pinch-Reflex“ mehr zeigten, erfolgte der Eingriff. 2.2.5.2 Blutentnahme und Serumgewinnung Mikro-Hämatokritkapillaren, heparinisiert Assistent ® Serum separator tubes (Mikrotainer) Becton Dickinson GmbH Bei narkotisierten Tieren erfolgte die Blutentnahme durch Punktierung des retroorbitalen Venenplexus. Dazu wurde eine Kapillare über den medialen Augenwinkel am Augapfel entlang zum Augenhintergrund eingeführt. Mit einer drehenden Bewegung wurde der retrobulbuläre Plexus eröffnet (Herbert und Kristensen, 1986) und das entnommene Blut direkt in spezielle Sammelröhrchen überführt. Durch Zentrifugation der Sammelröhrchen (5 min, 6000 rpm) erfolgte eine Separation in Blutplasma und -serum. Die Lagerung des gewonnenen Blutserums fand bei -20°C statt. 2.2.5.3 Herzpunktion und Organentnahme Insulinspritze Becton Dickinson GmbH Tissue-Tek® Sakura Finetek, Niederlande 4% Paraformaldehyd (PFA), pH 7,2 Die terminale Herzblutentnahme erfolgte an euthanisierten Mäusen. Nach Eröffnung des Thorax wurde eine Insulinspritze (G26) in den rechten Herzventrikel eingeführt und das Blut entnommen. Abschließend wurden Milz und Gehirn entfernt und entweder in 4% PFA oder Tissue-Tek eingebettet. Die Aufbewahrung der PFA-Proben erfolgte bei RT, während die Tissue-Tek-Proben bei -20°C gelagert wurden. 2.2.5.4 Bestimmung der Pharmakokinetik der Anti-PrP-Antikörper Für die Bestimmung der Pharmakokinetik der Anti-PrP-Antikörper wurden fünf Gruppen, bestehend aus jeweils sechs wildtypischen Mäusen, mit 0,1 ml 1% RML-Inokulum intraperitoneal (i.p.) inokuliert. Nach 63 Tagen erfolgte die erste i.p. Injektion von 1 mg Antikörper. Eine und vier Stunden später wurde den Mäusen Blut entnommen. Im 3-Tagesrhythmus wurden zwei weitere Injektionen der Anti-PrP-Antikörper vorgenommen. Nach drei weiteren Tagen wurde die Untersuchung beendet und die Tiere mittels zervikaler Dislokation getötet. Vor jeder Applikation sowie bei Beendigung des Experiments wurde den 60 MATERIAL UND METHODEN Tieren erneut Blut abgenommen (2.2.5.2-3). Nach Bestimmung der Antikörpertiter im Serum der Mäuse mittels ELISA (2.2.4.1) wurde die Pharmakokinetik der Anti-PrP-Antikörper berechnet. 2.2.5.5 Bioassay Kanülen Braun AG EDTA/PBS 0,02 M, pH 7,3 PBSZur Bestimmung der Infektiosität von unbehandelten und Antikörper-behandelten ScN2a-Zellen (2.2.2.4.1) wurden Zellhomogenate hergestellt und intrazerebral in Tga20-Indikatormäuse injiziert. Dazu wurden die Zellen einmal mit PBS gewaschen und danach durch die Inkubation mit 0,5 ml EDTA/PBS (5 min, 37°C) abgelöst. Anschli eßend wurden die Zellen in 10 ml PBS aufgenommen und für 10 min bei 2000 rpm zentrifugiert. Die Zellzahl wurde bestimmt (2.2.2.2) und auf 104 bzw. 106 Zellen pro 30 µl PBS eingestellt. Die Lagerung der Zelllysate fand bei -80°C statt. Am Tag der Inokulation wurden die Prob en aufgetaut und durch das Ziehen durch unterschiedlich große Kanülen (G18, G21, G23) homogenisiert. Jeweils 30 µl des Zellhomogenats wurden in die Indikatormäuse injiziert. Die Prüfung der Mäuse auf Krankheitssymptome wie Ataxie, Kyphose und Gewichtsverlust begann 40 Tage nach der Inokulation und wurde dreimal pro Woche vorgenommen. Im terminalen Stadium der Erkrankung erfolgte der Abbruch des Experiments. Die Mäuse wurden durch zervikale Dislokation getötet und Hirn und Milz wurden entnommen (2.2.5.3). 2.2.6 Molekularbiologische Methoden 2.2.6.1 Klonierung 2.2.6.1.1 Präparative Polymerasekettenreaktion (PCR) MgCl2 (1,5 mM) Promega GmbH ddNTPs (0,25 mM) Promega GmbH reverse und forward Primer (50 pmol/µl) 2.1.9 10x Polymerase-Puffer Promega GmbH/ Stratagene GmbH Pfu-DNA-Polymerase Stratagene GmbH ddH2O DNA-Matrize 61 MATERIAL UND METHODEN Mit Hilfe der PCR lassen sich definierte Bereiche einer beliebigen DNA-Sequenz gezielt amplifizieren (Mullis et al., 1986). Für die Klonierung der PrP-Deletionsmutanten war es notwendig, insgesamt vier Fragmente aus dem Plasmid pAd-CMV-PrP ∆ 32-93 zu amplifizieren. Um das PCR-Fragment anschließend in den Plasmid-Vektor gerichtet klonieren zu können, wurden in das DNA-Fragment durch die Primersequenzen Restriktionsschnittstellen eingebaut. Der 50 µl PCR-Ansatz enthielt folgende Komponenten: pAd-CMV-PrP ∆32-93 (10 ng/µl) 5 µl MgCl2 (1,5 mM) 3 µl 10x Puffer 5 µl Primer for (50 pmol/µl) 0,6 µl Primer rev (50 pmol/µl) 0,6 µl ddNTPs (0,25 mM) 10 µl Pfu-DNA-Polymerase (2,5 U/µl) 0,5 µl ddH2O 25,3 µl PCR-Programm Anzahl der Zyklen Temp. (°C) Zeit (s) 1x 95 120 (Denaturierung) 16x 95 30 (Denaturierung) 79-82 60 (Hybridisierung) 68 420 (Extension) 68 120 (Extension) 1x Phase Anschließend wurden die PCR-Produkte in einem Agarose-Gel (2.2.6.1.4) aufgetrennt und die Banden, welche die richtige Größe aufwiesen, mittels Gel Extraktions Kit eluiert (2.2.6.1.5). 62 MATERIAL UND METHODEN 2.2.6.1.2 Analytische Polymerasekettenreaktion (PCR) LB-Medium 20 mg Luria Broth 1000 ml Millipore H2O Lösung autoklavieren und bei 4°C aufbewahren LBamp-Medium (1l) LB-Medium 1 mg Ampicillin MgCl2 (1,5 mM) Promega GmbH ddNTPs (0,25 mM) Promega GmbH reverse und forward Primer (50 pmol/µl) 2.1.9 10x Polymerase-Puffer Promega GmbH/ Stratagene GmbH Taq-DNA-Polymerase Stratagene GmbH ddH2O DNA-Matrize Um zu überprüfen, ob nach der Transformation (2.2.6.1.9) in einer E.coli-Bakterienkolonie das gewünschte Plasmid vorhanden ist, wurde eine analytische PCR durchgeführt. Dazu wurden einzelne Bakterienkolonien in 12 µl LBamp-Medium überführt und 1 bis 2 Stunden im Heizschüttler inkubiert (37°C). Von diesem Ansat z wurden 3 µl bei der PCR-Reaktion eingesetzt. Für jeden Test wurden eine Negativkontrolle (ddH2O) und eine Positivkontrolle (bekanntes Plasmid) eingesetzt. Der 25 µl PCR-Ansatz enthielt folgende Komponenten: Bakteriensuspension 3 µl MgCl2 (1,5 mM) 1,5 µl 10x Puffer 2,5 µl Primer for (50 pmol/µl) 0,5 µl Primer rev (50 pmol/µl) 0,5 µl ddNTPs (0,25 mM) 5 µl Taq-DNA-Polymerase (2,5 U/µl) 0,5 µl ddH2O 11,8 µl PCR-Programm Anzahl der Zyklen Temp. (°C) Zeit (s) 1x 95 300 (Denaturierung) 35x 95 30 (Denaturierung) 55 30 (Hybridisierung) 72 60 (Extension) 72 300 (Extension) 1x Phase 63 MATERIAL UND METHODEN Abschließend wurde die amplifizierte DNA in einem Agarosegel aufgetrennt (2.2.6.1.4) und ausgewertet. 2.2.6.1.3 Restriktionsverdau Restriktionsenzyme New England Biolabs GmbH MBI Fermentas GmbH Restriktionsenzym-spezifische Puffer New England Biolabs GmbH MBI Fermentas GmbH QIAquick PCR Purification Kit Qiagen GmbH Plasmid-DNA/PCR-Produkte ddH2O Um sowohl die Richtigkeit der amplifizierten PCR-Fragmente zu überprüfen als auch zur Herstellung der passenden Ligationsstellen für die Klonierung der PrP-Deletionsmutanten wurden Restriktionsverdaue nach den Angaben der Firmen New England Biolabs GmbH oder MBI Fermentas GmbH durchgeführt. Es wurden 3 Units pro µg DNA eingesetzt, wobei das Volumen des Enzyms 10% des Endvolumens nicht überschreiten durfte. Der Restriktionsansatz wurde für 1 bis 2 Stunden oder über Nacht bei 37°C inkubiert. Anschließend wurde die verdaute DNA mit dem QIAquick PCR Purification Kit aufgereinigt und in 30 µl Elutionspuffer aufgenommen. Beim Verdau mit zwei Enzymen, die unterschiedliche Puffer erforderten, wurden die Enzyme nacheinander eingesetzt und ein Aufreinigungsschritt zwischengeschaltet. Der 25 µl Ansatz enthielt folgende Komponenten: DNA 5 µl Mastermix: 20 µl 2,5 µl 10x Puffer 17,5 µl ddH2O – x µl Restriktionsenzym Abschließend erfolgte die elektrophoretische Auftrennung der verschiedenen DNA-Fragmente (2.2.6.1.4). Als Kontrollen wurden unbehandelte DNA bzw. DNA, die nur mit einem Enzym behandelt wurde, mitgeführt. 64 MATERIAL UND METHODEN 2.2.6.1.4 Agarose-Gelelektrophorese Agarose Standard AppliChem GmbH 1 kb DNA-Marker MBI Fermentas GmbH Ethidiumbromid Roth GmbH & Co. KG 6x Probenpuffer MBI Fermentas GmbH Gelelektrophoresekammer Hauswerkstatt Gelschlitten Hauswerkstatt 1xTAE (Tris-Acetat-EDTA )Puffer, pH 8,0 Die Auftrennung und der Nachweis von DNA-Fragmenten zu analytischen und präparativen Zwecken erfolgte mit Hilfe der Elektrophorese in 1x TAE-Puffer. Je nach Größe der aufzutrennenden DNA wurden Gele von 0,8% bis 1,0% (w/v) Agarose verwendet. Die entsprechende Menge Agarose wurde abgewogen, in TAE gelöst und in der Mikrowelle aufgekocht. Nach Abkühlung wurde die lauwarme Agarose in einen Gelschlitten mit Probentaschenkamm zum Polymerisieren gegossen. Das ausgehärtete Agarosegel wurde in die mit TAE gefüllte Elektrophoresekammer gelegt, der Kamm wurde entfernt, und anschließend wurden die Taschen mit 6x Probenpuffer-versetzten Proben und dem 1 kb DNAMarker (6 µl) befüllt. Die elektrophoretische Auftrennung erfolgte für analytische Zwecke bei 180 V und für präparative Analysen bei 80 V. Nach Trennung der Fragmente wurde das Gel 15 min in einem TAE-Ethidiumbromid-Bad (0,0001% Ethidiumbromid (10 mg/ml Stammlösung)) gefärbt, zehn Minuten in TAE gewaschen und unter der UV-Lampe (366 nm) analysiert. Danach wurde das Ergebnis entweder fotografisch dokumentiert oder die DNA wurde aus dem AgaroseGel eluiert (2.2.6.1.5). 2.2.6.1.5 Gelextraktion UV-Lampe Vilber Lourmat, Inc. Gel Extraction Kit Qiagen GmbH Für die Aufreinigung von DNA aus Agarose-Gelen wurden die PCR-Fragmente (2.2.6.1.1) oder Verdauansätze (2.2.6.1.3) in einem 1%igem Agarose-Gel elektrophoretisch aufgetrennt. Anschließend wurde die gesuchte Bande unter UV-Licht bestimmt, aus dem Gel ausgeschnitten und in ein Reaktionsgefäß überführt. Diese Proben wurden entsprechend den Angaben des Herstellers mittels Gel Extraktions Kit eluiert. 65 MATERIAL UND METHODEN 2.2.6.1.6 Dephosphorylierung der 5'-DNA-Enden Shrimp alkaline phosphatase (SAP) New England Biolabs GmbH SAP-Puffer New England Biolabs GmbH Plasmid-DNA ddH2O Um eine Religation der linearisierten Plasmidvektoren zu verhindern, wurden die 5'-Enden der DNA durch alkalische Phosphatase (Shrimp Alkaline Phosphatase (SAP)) dephosphoryliert. Der 50 µl umfassende Ansatz enthielt folgende Komponenten: Vektor 23 µl SAP 1 µl SAP-Puffer 5 µl ddH2O 21 µl Dieser Ansatz wurde für 30 min bei 37°C inkubiert. Die Reaktion wurde durch eine Hitzeinaktivierung (10 min, 75°C) gestoppt. 2.2.6.1.7 Phosphorylierung von DNA-Fragmenten ATP New England Biolabs GmbH PEG 4000 New England Biolabs GmbH Puffer A New England Biolabs GmbH T4-Polynukleotidkinase (T4-PNK) New England Biolabs GmbH DNA-Fragmente ddH2O Um die Effizienz der Ligation zu erhöhen, wurde mit Hilfe der T4-Polynukleotidkinase eine Phosphatgruppe von ATP auf die 5'-terminale Hydroxylgruppe der PCR-Produkte übertragen. Der 20 µl umfassende Ansatz enthielt folgende Komponenten: DNA 10 µl T4-PNK 1 µl ATP 2 µl PEG 4000 2 µl Puffer A 2 µl ddH2O 3 µl 66 MATERIAL UND METHODEN Dieser Ansatz wurde für 30 min bei 37°C inkubiert. Abschließend erfolgte ein Pufferwechsel mittels QIAquick PCR Purification Kit. 2.2.6.1.8 Ligation T4-DNA-Ligase MBI Fermentas GmbH oder NEB GmbH 10x T4-Ligationspuffer MBI Fermentas GmbH oder NEB GmbH Plasmid-DNA PCR-Produkte ddH2O Bei der Ligation werden linearisierte Plasmid-DNA und das geschnittene PCR-Produkt mit Hilfe der T4-DNA-Ligase miteinander ligiert. Für die 3-Weg-Ligation wurde ein Molekülverhältnis Plasmid-DNA:PCR-Fragment von 1:4:4 gewählt. Als Negativkontrolle wurde die Religation der Plasmid-DNA verglichen. Der 20 µl umfassende Ligationsansatz enthielt folgende Komponenten: Dieser Ansatz wurde Vektor 2 µl PCR-Produkt 1 8 µl PCR-Produkt 2 8 µl 10x Puffer 2 µl T4-DNA-Ligase 1 µl ddH2O 1 µl über Nacht bei 16°C inkubiert. Abschließend erfolgte eine Hitzeinaktivierung für 10 min bei 65°C. 2.2.6.1.9 Transformation von E.coli mit Plasmiden XL 10-Gold Ultrakompetente Zellen Stratagene GmbH LB-Medium 20 mg Luria Broth 1000 ml Millipore H2O Lösung autoklavieren und bei 4°C aufbewahren LBamp-Agarplatten 35 mg Luria Broth Agar 1 ml Ampicillin (100µg/ml) 1000 ml Millipore H2O Lösung autoklavieren, bei einer Temperatur von ca. 60°C das Antibiotikum zugeben und auf Petrischalen verteilen 67 MATERIAL UND METHODEN Die Transformation von E.coli erfolgte mittels Hitzeschock. Dazu wurden 0,1 ml kompetente Bakterien zu 10 µl des inaktivierten Ligationsansatzes hinzugefügt, vorsichtig gemischt und für 30 min auf Eis inkubiert. Der Hitzeschock erfolgte für 90 s bei 42°C, gefolgt von einer zweiminütigen Inkubation auf Eis. Nach der Zugabe von 0,9 ml LB-Medium wurde die Suspension für eine Stunde bei 37°C auf dem Schüttl er inkubiert. Abschließend erfolgte eine Zentrifugation (10 min, 6000 rpm). Das Pellet wurde in 0,1 ml Medium resuspendiert, auf Agarplatten, welche das entsprechende Antibiotikum enthielten, ausplattiert und über Nacht mit der Agarschicht nach oben bei 37°C im Brutschrank i nkubiert. Danach erfolgte die Aufbewahrung der Agarplatten bei 4°C. 2.2.6.1.10 Plasmidpräparation aus E.coli LBamp-Medium 2.2.2.1.8 Plasmid Mini Kit Qiagen GmbH Plasmid Midi Kit Qiagen GmbH Bakterien-Übernachtkulturen Zur Erzeugung größerer Mengen an Plasmid-DNA wurden E.coli-Flüssigkulturen angelegt. Dazu wurde LBamp-Medium mit einem Bakterienklon beimpft und über Nacht bei 37°C im Inkubator geschüttelt. Für das Screening nach positiven Klonen wurde eine 2 ml Übernachtkultur abzentrifugiert (6000 rpm, 8 min) und die DNA abschließend aus den Bakterien mittels Plasmid Mini Kit extrahiert. Für die DNA-Extraktion aus 100 ml Übernachtkulturen wurde das Plasmid Midi Kit verwendet. Diese Kulturen wurden für Plasmide verwendet, die in einer Transfektion eingesetzt werden sollten. Die Durchführung der DNA-Extraktion fand entsprechend der Angaben des Herstellers statt. Abschließend wurde die gewonnene DNA in 25 bis 200 µl sterilem Wasser aufgenommen und die Konzentration photometrisch bestimmt (2.2.6.1.11). Je nach verwendetem Kit lag die Ausbeute zwischen 20 µg und 100 µg DNA. 2.2.6.1.11 Quantifizierung von doppelsträngiger DNA UVette® Eppendorf AG Spektralphotometer Eppendorf AG Die Konzentrationsbestimmung von doppelsträngiger DNA wurde photometrisch in sterilem Wasser durchgeführt. Die Messung der Absorption erfolgte zwischen 260 und 280 nm. Nukleinsäuren besitzen ein Absorptionsmaximum bei 260 nm, da jedoch auch Phenol und Aminosäuren in der Probe vorliegen, wird ebenfalls bei 280 nm gemessen. Die OD260 gibt 68 MATERIAL UND METHODEN Auskunft über die DNA-Konzentration und der Quotient OD260/OD280 über den Reinheitsgrad der Präparation. Liegt dieser Quotient zwischen 1,7 und 2,0 beträgt die Reinheit der DNA 70-95%. doppelsträngige DNA 1 OD260nm = 50 µg DNA/ml 2.2.6.1.12 Sequenzierung von DNA Primer (5 pmol/µl) 2.1.9 BDT-Puffer (BigDye) V.1.1 Applied Biosystems GmbH 2,5x Puffer 200 mM Tris-HCl, pH 9,0 500 mM MgCl2 Plasmid-DNA (50 ng/µl) steriles ddH2O Die Sequenzierung der DNA wurde in modifizierter Form nach der Kettenabbruchmethode (Sanger et al., 1977) durchgeführt. Die Reaktion wird durch die AmpliTaq FS-Polymerase katalysiert. Der 5 µl umfassende Sequenzierungsansatz enthielt folgende Komponenten: DNA 2 µl 2,5x Puffer 1 µl Primer (5 pmol/µl) 1 µl BDT-Puffer 1 µl Der Ansatz wurde in einen Thermozykler gestellt, und das folgende Programm wurde gestartet: Denaturierung 96°C 30 s Annealing 50°C 15 s Elongation 60°C 4 min → 25 Zyklen Nach der PCR-Reaktion wurden die Proben mit dem Qiagen Dye Ex Kit über eine chromatographische Säule aufgereinigt, mit 2 Volumen Hi-Di-Formamid versetzt und bis zur Sequenzanalyse bei 4°C aufbewahrt. 69 MATERIAL UND METHODEN 2.2.6.2 Ortsgerichtete Mutagenese QuickChange® Site-directed Mutagenesis Kit Stratagene GmbH Dpn I Restriktionsenzym (10 U/µl) Stratagene GmbH pAd-CMV-PrP ∆32-93 (12 ng/µl) XL 10-Gold Ultrakompetente Zellen Um in dem Plasmid pAd-CMV-PrP ∆32-93 definierte Punktmutationen zu erzeugen, wurde das Quick Change® Site-directed Mutagenesis Kit verwendet. Für die PCR-Reaktion wurden zwei Primer eingesetzt, welche in ihrer Sequenz die gewünschte Mutation beinhalten. Die Pfu-Polymerase wird für die Erzeugung der der entsprechenden Mutation benötigt. Der Mutagenese-Ansatz enthielt folgende Komponenten: pAd-CMV-PrP ∆32-93 4 µl 10x Puffer 5 µl Primer for (25 ng/µl) 5 µl Primer rev (25 ng/µl) 5 µl ddNTPs 5 µl ddH2O 26 µl PfuTurbo® DNA-Polymerase (2,5 U/µl) 1 µl Der Ansatz wurde in einen Thermozykler gestellt und folgendes Programm wurde gestartet: Denaturierung 95°C 30 s Annealing 79-82°C 15 s Elongation 60°C 7 min → 16 Zyklen Die PCR-Produkte wurden abschließend mit der Restriktionsendonuklease DpnI (10 U/µl) für eine Stunde bei 37°C behandelt. Dieses Enzym erkenn t und schneidet ausschließlich methylierte DNA. Da eine Methylierung nur in Bakterien erfolgt, wird ausschließlich die nicht mutierte DNA verdaut. Die neu generierte mutierte Plasmid-DNA wird während der PCR nicht methyliert und bleibt somit erhalten. Anschließend wurde die DNA in superkompetente E.coli XL1-blue Zellen transformiert und analysiert (2.2.6.1.9 - 2.2.6.1.12). 70 ERGEBNISSE 3 Ergebnisse Monoklonale Antikörper gegen PrP haben in den letzten Jahren eine zunehmende Bedeutung für diagnostische und therapeutische Anwendungen in der Prionenforschung bekommen. Ziel der vorliegenden Arbeit war die Herstellung von neuen monoklonalen Antikörpern gegen murines PrP und ihre Charakterisierung für diagnostische und therapeutische Fragestellungen. Durch die Immunisierung von Prnp0/0-Mäusen mit rekombinantem PrP der Maus wurden sieben neue monoklonale Antikörper isoliert. Drei verschiedene Immunisierungsprotokolle führten jeweils zu hohen Antikörpertitern, so dass pro Set die Milz einer Maus entnommen wurde und die B-Zellen jeweils für eine Fusion verwendet wurden. Die Antikörpertiter der immunisierten Mäuse und die Anzahl der potentiellen Klone pro Fusion sind in Abschnitt 3.1 beschrieben. Ein dreistufiges Screeningverfahren ermöglichte die Isolierung der sieben Klone. Die Antikörpermenge in den Überständen wurde nach Kultivierung in Zwei-KompartimentBioreaktoren bestimmt und die monoklonalen Antikörper durch Säulenchromatographie in hoher Reinheit gewonnen. Die Charakterisierung der aufgereinigten Anti-PrP-Antikörper ist im zweiten Abschnitt (3.2) beschrieben. Dabei wurden die Epitope, die Aviditäten und Dissoziationskonstanten der monoklonalen Antikörper bestimmt. Anschließend wurden die AntiPrP-Antikörper auf ihr therapeutisches Potential, die Prionreplikation in Zellkultur zu hemmen, untersucht (3.3). Vier der sieben Antikörper konnten die Prionreplikation hemmen. Eine vollständige Hemmung der PrPSc-Akkumulation und komplette Inaktivierung der Prionreplikation in den Zellen wurde jedoch nur durch eine Behandlung mit dem Antikörper B2-43-133 erreicht. Um den Wirkungsmechanismus der Antikörper-vermittelten Hemmung der Prionreplikation zu untersuchen, wurden zwei Hypothesen experimentell getestet (3.4). Im Hinblick auf eine therapeutische Anwendung des Antikörpers B2-43-133 wurde abschließend die Pharmakokinetik in Prionen-infizierten Mäusen untersucht (3.5). 3.1 Herstellung und Reinigung von monoklonalen Anti-PrP-Antikörpern 3.1.1 Antikörpertiter der immunisierten Prnp0/0-Mäuse und Fusionsausbeute Zur Herstellung von monoklonalen Antikörpern gegen murines PrP wurden drei Gruppen von Prnp0/0-Mäusen mit verschiedenen Protokollen immunisiert (Abbildung 11). Als Antigen diente jeweils rekombinantes PrP der Maus, welches entweder in seiner nativ gefalteten Form in Set I und III (Zahn et al., 1997) oder in einer fibrillären Form (Luhrs et al., 2006) in Set II appliziert wurde. Die fibrilläre Form besitzt einen hohen β-Faltblattanteil und kann leicht in amyloide Fibrillen aggregieren, so dass seine physiko-chemischen Eigenschaften denen von PrPSc ähnlich sind, ohne aber selbst infektiös zu sein (Luhrs et al., 2006). Für Set I und II wurde das Antigen mit Freund-Adjuvans gemischt und die Antikörpertiter im Serum der Mäuse mittels 71 ERGEBNISSE ELISA bei einer Verdünnung von 1:20.000 bestimmt. Während in Set I bereits drei Tage nach der ersten Immunisierung alle vier Tiere hohe Antikörpertiter (OD um 1,5) zeigten, konnte in Set II nur in zwei von vier Tieren vergleichbar hohe Titer bestimmt werden. Nach der zweiten Immunisierung zeigten jedoch alle Tiere in beiden Gruppen ähnlich hohe Titer (OD um 2), die auch nach weiteren Immunisierungen auf einem konstanten Wert blieben. Ein Unterschied in der Antigenität zwischen der nativ gefalteten und der fibrillären Form von PrP konnte aus dieser Beobachtung nicht geschlossen werden. In Set III wurde die Immunisierung ebenfalls mit der nativ gefalteten Form durchgeführt, wobei jedoch eine subkutane Antigengabe in Gegenwart von CpGs 1668 als Adjuvans erfolgte (Abbildung 11). Pro Immunisierungsset wurde jeweils das Tier mit dem höchsten Titer zu dem angegebenen Zeitpunkt für die Entnahme der Milz ausgewählt und für die Fusion verwendet (Abbildung 11). Während die Titer der ausgewählten Tiere aus Set I und II eine OD von über zwei zeigten, war der Titer des Tieres aus Set III bei gleicher Verdünnung deutlich tiefer (Tabelle 7). Da Set III für ein anderes Projekt etabliert wurde, stand für die Titerbestimmung und Fusion nur eine Maus zur Verfügung. Ob der Titer in diesem Tier im Vergleich zu Set I und II wirklich tiefer war, konnte nicht geklärt werden, da die Bestimmung auf einer ELISA-Platte erfolgte, auf der ebenfalls der interne Standard niedrigere Werte zeigte (Tabelle 7). 1. Boost 2. Boost 3. Boost 4. Boost Monate Immunisierung Set I (i.p.) 50 µg rek.PrP + CFA (1:1) 50 µg rek.PrP + IFA (1:1) X X Set II (i.p.) 50 µg fib.PrP + CFA (1:1) 50 µg rek.PrP + IFA (1:1) X X FUSION Set III (i.c.) 10 µg fib.PrP + 10 µg CpG 1668 X X FUSION X FUSION 0/0 Abbildung 11: Immunisierungsschema der Prnp -Mäuse und Zeitpunkte der Fusion. Die Tiere wurden in 4-Wochenabständen entweder intraperitoneal (i.p.) oder subkutan (s.c.) mit rekombinantem PrP (rek. PrP) oder seiner fibrillären Form (fib. PrP) immunisiert. Als Adjuvans wurde entweder komplettes (CFA) und inkomplettes (IFA) Freund-Adjuvans oder CpGs 1668 verwendet. Drei Tage nach den Immunisierungen wurden die Antikörpertiter im Serum der Mäuse mittels ELISA bestimmt. Zu den angegebenen Zeitpunkten wurde in jeder Gruppe die Milz der Maus mit dem höchsten Titer entnommen und für die Fusion verwendet. Die Milzen aller drei Mäuse, die für die Fusionen ausgewählt wurden, waren von normaler Größe und wiesen keine besonderen Auffälligkeiten auf. Aus den drei Fusionen resultierten durchschnittlich 135 potentielle Hybridomklone pro 108 Milzzellen (Tabelle 7). Von allen Klonen, 72 ERGEBNISSE die nach der Selektion in HAT-Medium sehr gut proliferierten, wurden die Überstände gesammelt und die Anti-PrP-Antikörper-produzierenden Klone nach einem dreistufigen Screeningverfahren isoliert (3.1.2). Tabelle 7: Ausgewählte Parameter der Fusionen OD der Anzahl der Seren der einge- Positivkontrolle Milz- Hybridom- Set setzten Tiere1 6H41 zellen2 klone I 2,108 2,404 1,1 x 108 2,355 7 4,1 x 10 1,492 7 II 2,369 III 1,26 9 x 10 Effizienz der Fusion3 150 136 56 137 120 133 1 Die OD der Proben wurde im ELISA bei einer 1:20.000-Verdünnung bestimmt, die einer Antikörper2 konzentration von ca. 0,4 ng/ml für den Antikörper 6H4 entspricht. Die angegebene Zahl der Milzzellen 3 wurde im Verhältnis von 3:1 mit Myelomzellen fusioniert. Die Effizienz der Fusion ist als Anzahl der 8 potentiellen Klone pro 10 Milzzellen angegeben. 3.1.2 Isolierung von monoklonalen Anti-PrP-Antikörpern Die Isolierung von Anti-PrP-Antikörper-exprimierenden Hybridomen erfolgte in einem dreistufigen Screeningverfahren. Zuerst wurden die in den Überständen enthaltenden Antikörper auf ihre Bindung an rekombinantes Maus-PrP mittels ELISA getestet. Positive Proben wurden im zweiten Schritt auf die Erkennung von PrPC auf der Oberfläche von N2aZellen mittels Durchflusszytometrie gescreent und anschließend wurde ihre Spezifität für PrPC und PrPSc in murinen Gehirnhomogenaten im Western Blot bestimmt. Nur Antikörper, die in allen drei Assays spezifisch PrP erkannten, wurden weiterkultiviert und aufgereinigt (3.1.3). Abbildung 12 zeigt am Beispiel des Antikörpers B2-43-133 aus Set II die Ergebnisse des dreistufigen Screeningverfahrens der Hybridomüberstände. Der Überstand des potentiellen Antikörpers B2-43-133 erkannte rekombinantes PrP im ELISA bis zu einer Endverdünnung von 1:640.000. Im Vergleich konnte der Referenzantikörper 6H4 (1 mg/ml) noch bis zu einer Verdünnung von 1:2.560.000 detektiert werden, welche einer Antikörpermenge von ca. 0,003 ng/ml entspricht. Während des Screenings erfolgte keine quantitative Bestimmung der Antikörpermenge in den Überständen, da die Sekretionsrate der einzelnen Klone stark variieren kann. Als Ausschlusskriterium wurden Überstände mit einer OD von kleiner als 0,5 (Standardverdünnung 1:20.000) nicht weiter verwendet. Dieser Wert entspricht einer Konzentration von ca. 0,1 ng 6H4/ml. Aus den Fusionen I, II und III wurden jeweils 15, 9 und 24 positive Klone erhalten und für das weitere Screening verwendet. 73 ERGEBNISSE A) 3,000 B2-43-133 2,500 6H4 6H4 B) B2-43-133 nur 2.Ak OD 2,000 1,500 1,000 0,500 1: 25 60 00 0 1: 12 80 00 0 1: 64 00 00 1: 32 00 00 1: 16 00 00 1: 80 00 0 1: 40 00 0 1: 20 00 0 0,000 Verdünnung C) kDa: B2-43-133 6H4 Abbildung 12: Dreistufiges Screeningverfahren zur Isolierung des potentiellen Anti-PrPAntikörper-produzierenden Klons B2-43-133. Der Zellkulturüberstand des potentiellen Klons C B2-43-133 erkennt sowohl rekombinantes murines PrP im ELISA (A) als auch natives PrP auf N2aZellen in der FACS-Analyse (B). Im Western Blot detektieren die Antikörper im Überstand denaturiertes C Sc PrP und PrP in Gehirnhomogenaten von Prionen-infizierten (RML) und nicht-infizierten wildtypischen +/+ Mäusen (Prnp ) vergleichbar mit dem typischen Bandenmuster, welches der Referenzantikörper 6H4 erkennt (C). Als Negativkontrollen wurden beim ELISA Medium, bei der FACS-Analyse N2a-Zellen, die nur mit dem sekundären Antikörper inkubiert wurden und beim Western Blot Gehirnhomogenate von 0/0 C Prnp -Mäusen, die kein PrP exprimieren, verwendet. Im zweiten Screeningschritt wurde die Spezifität des Antikörpers im Überstand durch die Bindung an zelluläres PrPC auf der Oberfläche von N2a-Zellen mittels FACS-Analyse untersucht. Der Überstand des potentiellen Antikörpers B2-43-133 zeigte einen charakteristischen Fluoreszenzpeak, wie der Referenzantikörper 6H4 (Abbildung 12B). Die geringere Signalintensität kann auf der geringeren Antikörpermenge im Überstand vom Klon B2-43-133 beruhen, welche sich bei der Endverdünnung im ELISA zeigte (Abbildung 12A). Es wurden nur Antikörper weiterkultiviert, deren Fluoreszenzpeak und -intensität ähnlich wie die des Referenzantikörpers 6H4 waren. Aus diesem Schritt resultierten jeweils acht, sechs und zwölf positive Klone aus den Sets I, II und III. 74 ERGEBNISSE Im dritten Schritt erfolgte das Screening im Western Blot, um die Spezifität für PrPC und PrPSc in Gehirnhomogenaten zu bestimmen. Hierzu wurden wildtypische Mäuse (Prnp+/+) verwendet, die entweder nicht infiziert waren oder nach Infektion mit RML-Prionen im terminalen Stadium genommen wurden. Der Überstand des potentiellen Antikörpers B2-43-133 erkannte das typische Bandenmuster für PrPC bestehend aus der nicht-glykosylierten, der einfach- und zweifach-glykosylierten Form Sc Bandenmuster für PrP (Abbildung 12C). Ebenfalls wird das charakteristische erkannt, in welchem die drei Formen mit einem geringeren Molekulargewicht auftreten, welches aus der partiellen Resistenz von PrPSc gegenüber der Behandlung mit Proteinase K (PK) resultiert. Während hierbei PrPC vollständig verdaut wird, erfolgt bei PrPSc nur eine N-terminale Abspaltung von wenigen Aminosäuren (McKinley et al., 1983). Der Überstand des potentiellen Antikörpers B2-43-133 erkennt spezifisch das Bandenmuster von PrPC und PrPSc wie der Referenzantikörper 6H4, jedoch keine unspezifischen Banden im Gehirnhomogenat einer Maus, die kein PrPC exprimiert (Prnp0/0) (Abbildung 12C). Überstände von Klonen, die denaturiertes PrPC und PrPSc im Western Blot unspezifisch erkannten, wurden verworfen. Aus diesem dreistufigen Screeningverfahren wurden jeweils vier, fünf und zehn positive Klone aus den Sets I, II und III isoliert und durch eine limitierende Verdünnung subkloniert, um monoklonale Antikörper zu erhalten. Die Subklonierung erfolgte entweder ein- oder zweimal (Tabelle 8). Nach der Subklonierung der Klone wurde die Spezifität der monoklonalen Antikörper erneut mit den drei ausgewählten Methoden des Screeningverfahrens bestätigt (Daten nicht gezeigt). Somit konnten aus den 19 Anti-PrP-Hybridomklonen insgesamt sieben stabile Hybridomzelllinien etabliert werden (Tabelle 8). Tabelle 8: Übersicht der neuen monoklonalen Anti-PrP-Antikörper Set Antigen1 Anzahl mAk (Klone) Name mAk2 I nativ gefaltetes PrP 1 103-8 II fibrilläres PrP 2 B2-31-166 B2-43-133 III nativ gefaltetes PrP 4 7-12-5 12-29 48-11-5 110-10 1 Als Antigen wurde rekombinantes Maus-PrP verwendet, welches entweder in seiner 2 nativ gefalteten oder in einer fibrillären Form verwendet wurde. Der Name des monoklonalen Antikörpers (Anzahl der Zahlen) gibt die Anzahl der Subklonierungen an, die entweder einmal (z.B. 103-8) oder zweimal (z.B. 48-11-5) erfolgten. 75 ERGEBNISSE Nach Abschluss der Subklonierung proliferierte der Klon B2-31-166 nur schlecht. Um die Wachstumsbedingungen zu verbessern, wurden der Klon bis zu zwei Monate mit Interleukin-6 (IL-6) behandelt. IL-6 ist ein proinflammatorisches Interleukin, das als B-Zell-stimulierender Faktor bereits aktivierte B-Zellen zur Ausdifferenzierung und Antikörpersekretion anregt (Hansson, 1990). Nach der Behandlung wuchs auch dieser Klon in einem regelmäßigen Rhythmus. Die anderen Hybridomzelllinien wurden problemlos kultiviert. 3.1.3 Antikörperproduktion und -konzentrierung in hoher Reinheit Um für weitere Studien aufgereinigte Antikörper unter standardisierten Bedingungen verwenden zu können, wurden die Antikörper aus den Überständen nach Kultivierung der Klone in ZweiKompartiment-Bioreaktoren mittels Protein G-Säulen in hoher Reinheit isoliert, konzentriert und deren Konzentration bestimmt. Hierbei zeigten die Klone vergleichbare Wachstumsraten, jedoch unterschieden sich die Mengen der sezernierten Antikörper erheblich und lagen zwischen 0,004 und 1,4 mg pro ml Überstand (Tabelle 9). Da sowohl einzelne Klone aus Set II (12-29) und Set III (B2-31-166, B2-43-133) nur geringe Antikörpermengen sezernierten (< 0,06 mg/ml), konnte kein spezifischer Effekt des Antigens festgestellt werden. Die Reinheit der aufgereinigten Antikörper wurde mittels Silbergel und isolelektrischer Fokussierung überprüft und war mit der des kommerziellen Antikörpers 6H4 vergleichbar (Daten nicht gezeigt). Von allen sieben etablierten Hybridomzelllinien konnten ausreichende Mengen an aufgereinigten Antikörpern für die Charakterisierung (3.2) gewonnen werden. Im Gegensatz zu den anderen Klonen stoppte die Hybridomzellinie B2-31-166 trotz normaler Proliferation in einem synthetischen Medium bereits nach kurzer Zeit die Sezernierung von Antikörpern, so dass diese Zellen für die Produktion nach wenigen Passagen durch neue Hybridomzellen ersetzt werden mussten. Dieses Phänomen wurde bereits in einer früheren Studie beobachtet, in der als mögliche Ursache für die kurzen Sezernierungszeiträume eine Interaktion des Antikörpers mit intra- oder extrazellulärem PrPC angenommen wurde (Williamson et al., 1996). 76 ERGEBNISSE Tabelle 9: Durchschnittliche Mengen an sezernierten Antikörpern im Medium Set Ak Produktionsrate (mg/ml)1 I 103-8 0,1 ± 0,03 II B2-31-166 0,03 ± 0,01 B2-43-133 0,06 ± 0,02 7-12-5 0,7 ± 0,23 12-29 0,004 ± 0,002 48-11-5 0,5 ± 0,33 110-10 1,4 ± 0,06 III 1 3.2 Durchschnittliche Antikörpermengen pro ml Zellkulturüberstand nach Kultivierung der Zellen in einem Zwei-KompartimentBioreaktor und Reinigung über Protein G-Säulen (n = 3-6). Charakterisierung der Anti-PrP-Antikörper 3.2.1 Klassen und Subklassen der Anti-PrP-Antikörper Für die Antikörper 7-12-5, 12-29, 110-10 und B2-31-166 wurde mittels ELISA-Kit (Clonotyping System) die schwere Kette der IgG2a-Subklasse nachgewiesen, während die Antikörper 48-11-5, 103-8 und B2-43-133 zur IgG1-Unterklasse gehörten. Da die Fusionen nach mehrfacher Immunisierung der Mäuse erfolgten, war zu erwarten, dass bereits ein „class switch“ (1.2.2) stattgefunden hatte und die sezernierten Antikörper der IgG-Klasse angehören. Die leichte Kette aller Antikörper war vom κ-Typ. Die κ-Kette wird in Mäusen 20 Mal häufiger rekombiniert als die λ-Kette (Janeway et al., 2005). 3.2.2 Epitop-Bestimmung der Anti-PrP-Antikörper Für die Bestimmung des Epitops der Anti-PrP-Antikörper wurde die Bindung an verschiedene PrP-Deletionsmutanten mittels Durchflusszytometrie analysiert, die von 293T-Zellen, die kein endogenes PrPC tragen, exprimiert wurden (3.2.2.2). Dazu wurden PrP-Plasmide hergestellt, die sowohl eine N-terminale als auch eine interne Deletion besaßen (3.2.2.1) 3.2.2.1 PrP-Plasmide mit einer N-terminalen und einer internen Deletion In einem Vorexperiment zeigte sich, dass sechs der sieben Antikörper an PrP mit einer N-terminalen Deletion (Reste 32-93) und einer internen Deletion (Reste 141-176) nicht binden konnten. Da diese Antikörper jedoch PrP∆32-93 erkannten (3.2.2.2), wurde das Epitop im Bereich der internen Deletion vermutet. Um die wahrscheinliche Bindungsregion zwischen den Resten 141 und 176 näher zu charakterisieren, wurden zwei PrP-Moleküle hergestellt, welche 77 ERGEBNISSE innerhalb dieser Sequenz kleinere Deletionen enthielten. Dazu wurden mittels 3-Weg-Ligation die Aminosäuren 141 und 158 sowie 157 und 172 aneinander fusioniert (Abbildung 13). ß1 H2 H3 17 1 15 8 93 32 93 PrP ∆32-93 ∆158-171 32 PrP ∆32-93 ∆142-157 TM ß2 H1 14 2 sS STE 15 7 OKTAREPEATS PrP Abbildung 13: Schematische Darstellung der Struktur von Maus-PrP und der klonierten Mutanten mit N-terminaler (∆ ∆32-93) sowie interner Deletion (∆ ∆142-157 oder ∆158-171). Die drei α-Helices (H13), die beiden β-Faltblattstrukturen (β1, β2) sowie die Stopp-Transfer-Effektor-Sequenz (STE), die putative Transmembrandomäne (TM) und der GPI-Anker sind dargestellt. Als Ausgangsplasmid für die Klonierung wurde das adenovirale Transferplasmid pAd-CMV-PrP∆32-93 benutzt, welches bereits die N-terminale Deletion der Aminosäuren 32 bis 93 im offenen Leserahmen der murinen PrP-Sequenz unter der Kontrolle eines CMV-Promoters enthält. Für die Klonierung wurde die Sequenz des mutierten PrP (ca. 830 bp) durch einen Verdau mit den beiden Enzymen BamHI und MfeI aus dem pAd-CMV-PrP∆32-93-Plasmid entfernt. Danach wurden für die beiden gewünschten Deletionen jeweils zwei PCR-Produkte erzeugt und durch eine 3-Weg-Ligation mittels BamHI und MfeI in den verbleibenden Vektor (6,1 kb) kloniert (Abbildung 14). Die nahtlose Fusion der beiden PCR-Fragmente wurde durch den Einbau einer Restriktionsschnittstelle an die zu fusionierenden PCR-Enden mittels PCR-Primern ermöglicht. Hierbei wurde das Restriktionsenzym der Klasse II SapI verwendet, bei dem die spezifische Erkennungssequenz außerhalb der Schnittstelle liegt (Padgett und Sorge, 1996). Da die Kapazität von SapI direkt an den Enden der PCR-Produkte zu schneiden limitiert ist, wurden die Fragmente zunächst ohne Verdau in den pBluescript II SK(+) Vektor über eine EcoRVSchnittstelle subkloniert. Alle subklonierten Fragmente wurden dann mittels M13-Primerset herausamplifiziert, wodurch an die ursprünglichen PCR-Fragmente zusätzlich 72 bp an das 5'-Ende und 113 bp an das 3'-Ende angehängt wurden. Die zusätzlichen Basenpaare ermöglichten einen analytischen Restriktionsverdau, um die Orientierung der Fragmente und das Schneiden der eingeführten Schnittstellen kontrollieren zu können. Die verifizierten DNAFragmente wurden isoliert und für die 3-Weg-Ligation verwendet, aus der die beiden gewünschten Deletionen (PrP∆32-93 & ∆142-157 und PrP∆32-93 & ∆158-171) resultierten (Abbildung 14). 78 ERGEBNISSE PrP del 157 (for) (3) BS_MCS_NotI BamHI PrP del 142 (rev) (1) PrP del 171 (for) (4) PrP del 158 (rev) (2) BamHI SAP_PrP_Mfe1 SalI SalI CMV CMV 254 1 254 1 pAd-CMV-PrP∆ ∆ 32-93 pAd-CMV-PrP∆ ∆ 32-93 ~7000 bp BamHI ~7000 bp SapI SapI MfeI (1) 444 bp (3) 431 bp BamHI SapI SapI MfeI (2) 492 bp (4) 389 bp Phosphorylierung der DNA Termini Ligation M13 for M13 rev MCS T7 T3 629 X M13 for T7 791 EcoRV M13 rev T3 DNA-Fragment 629 SapI pBluescript II SK (+) X EcoRV 791 SapI pBluescript II SK (+) 2961 bp 2961 bp BamHI EcoRV linearisiert SapI SapI (1) 629 bp Dephosphorylierung der DNA Termini MfeI (3) 616 bp BamHI SapI SapI (2) 677 bp MfeI (4) 574 bp BamHI/ SapI- bzw. SapI/ MfeI-Verdau Ligation BamHI MfeI SalI CMV BamHI SalI CMV (1) 403 bp 254 1 254 1 pAd-CMV-PrP∆ ∆ 32-93 (3) 370 bp pAd-CMV-PrP∆ ∆ 32-93 & ∆ 142-157 BamHI SalI CMV (2) 451 bp 1 (4) 328 bp 254 pAd-CMV-PrP∆ ∆ 32-93 & ∆ 158-171 Abbildung 14: 3-Weg-Ligation zur Deletion der Reste 142 bis 157 bzw. 158 bis 171 in PrP∆ ∆32-93. Die Deletion der Reste erfolgte durch eine PCR-Klonierungsstrategie, welche durch den Einbau einer artifiziellen SapI-Schnittstelle eine nahtlose Ligation der jeweiligen Fragmente miteinander erlaubte. Die Klonierungseffizienz wurde durch einen Subklonierungsschritt in den pBluescript II SK(+) Vektor erhöht. Durch diesen Schritt wurden zusätzliche Basenpaare an das ursprüngliche PCR-Fragment angehängt, welche ein vollständiges Schneiden der generierten Schnittstellen erleichterten. Eine Ligation der Fragmente 1 und 3 bzw. 2 und 4 führte zu den Vektoren pAd-CMV-PrP∆32-93 & ∆142-157 und pAd-CMV-PrP∆32-93 & ∆158-171. Die verwendeten Primer und Schnittstellen sind eingezeichnet (MCS = Multiple Cloning Site; T7 = Promoter; T3 = Promoter). 79 ERGEBNISSE Die Sequenzanalyse des Plasmids pAd-CMV-PrP∆32-93 & ∆142-157 zeigte einen unerwünschten Aminosäureaustausch des Rests 139 (Histidin→ Asparaginsäure). Da diese PrP-Mutante nach transienter Expression korrekt auf der Oberfläche von 293T-Zellen exprimiert wurde (Abbildung 15), wurde dieses Plasmid für die Epitop-Bestimmung verwendet (3.2.2.2). Obwohl die Sequenzanalyse des zweiten Konstrukts pAd-CMV-PrP∆32-93 & ∆158-171 keine Mutation zeigte, konnte PrP nicht auf der Oberfläche von 293T-Zellen nachgewiesen werden. Ob dies aus einer Instabilität der PrP-Mutante nach Entfernung des zweiten β-Faltblatts resultierte, wurde nicht weiter untersucht. 3.2.2.2 Bestimmung des Epitops mittels FACS Für die Bestimmung des Epitops der aufgereinigten Anti-PrP-Antikörper wurden humane 293T-Zellen mit verschiedenen PrP-Deletionsmutanten (Abbildung 15B) transient transfiziert. Die Expression aller PrP-Deletionsmutanten wurde mit einem polyklonalen Kaninchenserum bestätigt (Daten nicht gezeigt). Da diese Zellen kein PrPC exprimieren, kann die Bindung des Antikörpers an das entsprechende PrP-Molekül mittels FACS-Analyse direkt bestimmt werden (Abbildung 15A). Die N-terminale Deletionsmutante PrP∆32-93 enthält keine Oktarepeatsequenz und wird von allen sieben Antikörpern mit vergleichbarer Fluoreszenzintensität erkannt, die auch der Referenzantikörper 6H4 zeigt, dessen Epitop zwischen den Aminosäuren 144 bis 151 liegt (Korth et al., 1997). Die nächstgrößere Deletion PrP∆32-106, in der neben der Oktarepeatsequenz auch die Stopp-Transfer-Effektor-Sequenz (STE) deletiert ist, wurde mit Ausnahme des Antikörpers B2-31-166 von allen sechs Antikörpern erkannt. Somit liegt das Epitop des Antikörpers B2-31-166 innerhalb der Sequenz der Reste 93 bis 106 von Maus-PrP (Abbildung 16). Da die PrP-Mutante mit einer N-terminalen (PrP∆32-93) und einer internen Deletion (PrP∆141-176) nur von dem Antikörper B2-31-166 erkannt wird, wurde das Epitop der verbleibenden Antikörper im Bereich der Reste 141 und 176 lokalisiert. Wird die interne Deletion auf die Reste 142 bis 157 (Helix 1) reduziert (3.2.2.1), können die Antikörper 7-12-5, 12-29 und 48-11-5 wieder binden (Abbildung 15A). Somit liegt das Epitop dieser drei Antikörper vermutlich in der Region um das β-Faltblatt 2 (Reste 158 bis 176) (Abbildung 16). Da die drei Antikörper 103-8, 110-10 und B2-43-133 ebenso wie der Referenzantikörper 6H4 an diese Mutante nicht binden können, sind deren Epitope im Bereich der Helix 1 (Reste 142-157) lokalisiert. Dieses Ergebnis stimmt mit dem bekannten Epitop des Antikörpers 6H4 überein (Korth et al., 1997). Abbildung 16 zeigt eine Zusammenfassung der Epitope der sieben Antikörper. 80 ERGEBNISSE 12-29 48-11-5 103-8 110-10 B2-31-166 B2-43-133 6H4 Anti-IgG-FITC H1 H2 H3 H1 H2 H3 H2 H3 H2 H3 15 7 17 6 14 1 14 2 10 6 93 32 PrP ∆32-93 ∆141-176 93 PrP ∆32-93 ∆142-157 32 PrP ∆32-106 32 PrP ∆32-93 32 B 93 7-12-5 A Abbildung 15: Epitop-Bestimmung der Anti-PrP-Antikörper mittels Expressions- und FACSAnalyse von PrP-Deletionsmutanten. Die Histogramme zeigen die Bindung der Anti-PrP-Antikörper an die 293T-Zellen (A), welche die angegebenen PrP-Deletionsmutanten transient exprimierten (B). Die Bindung des Referenzantikörpers 6H4 diente als Positivkontrolle für das Epitop der Helix 1 (142-157). Als Negativkontrolle sind transfizierte 293T-Zellen gezeigt, die nur mit dem FITC-gekoppelten Anti-IgGAntikörper behandelt wurden. Die Farben der einzelnen Fluoreszenzpeaks in den Histogrammen entsprechen denen der angegebenen PrP-Mutanten. 81 ERGEBNISSE Eine weitere Einteilung der sieben Antikörper ist entsprechend der lokalisierten Epitope möglich, so dass Helix 1-bindendende Antikörper (103-8, 110-10 und B2-43-133), β-Faltblatt 2-bindendende Antikörper (7-12-5, 12-29 und 48-11-5) und ein Stopp-TransferEffektor-Sequenz (STE)-bindender Antikörper (B2-31-166) unterschieden werden können. 23 51-91 N 95 1 -1 STE Oktarepeats 2 4 1 6 1 15 - 16 12 - 13 1 4 2 8 14 16 11 12 TM β1 H1 β2 17 1 9- 93 H2 S-S 2 00 H3 21 7 23 1 C GPI 7-12-5 12-29 48-11-5 103-8 110-10 B2-43-133 B2-31-166 93-106 142-157 158-176 Abbildung 16: Schematische Darstellung der Struktur von Maus-PrP und Lokalisierung der Epitope der Anti-PrP-Antikörper. Als Orientierung wurden sowohl die Aminosäurereste als auch die drei α-Helices (H1-3), die beiden β-Faltblattstrukturen (β1, β2), die Stopp-Transfer-Effektor-Sequenz (STE), die putative Transmembrandomäne (TM) und der GPI-Anker dargestellt (S-S = Disulfidbrücke). 3.2.2.3 Bestimmung des Minimalepitops mittels Alanin-Scanning Da einige Antikörper mit inhibitorischem Effekt auf die PrPSc-Akkumulation in Zellkultur PrPC im Bereich der Helix 1 (Reste 143-153) binden (Tabelle 18), sollte im nächsten Schritt das Epitop der drei Helix 1-bindenden Antikörper (103-8, 110-10 und B2-43-133) genauer charakterisiert werden. Dazu wurde mittels ortsgerichteter Mutagenese ein Alanin-Scanning von einzelnen Resten im Bereich der Helix 1 vorgenommen. Um die Helix 1 dabei nicht zu destabilisieren, wurden die stabilisierenden Salzbrücken erhalten (Abbildung 17) (Norstrom und Mastrianni, 2006). Innerhalb der Helix 1 (Reste 143-153) wurden die beiden Aminosäuren Tyrosin 148 und Glutaminsäure 151 ausgewählt. Zusätzlich wurde die Aminosäure Histidin 176 in der Nähe der Helix 2 (Reste 179-192) gegen ein Alanin ausgetauscht (Abbildung 18). 82 ERGEBNISSE Abbildung 17: Schematische Darstellung der geladenen Reste innerhalb der α-Helix 1 von MausC PrP . Die α-Helix 1 beinhaltet sechs geladene Reste. Die basischen Reste sind blau und die sauren Reste in rot dargestellt (Norstrom und Mastrianni, 2006). Als Ausgangsplasmid wurde der pAd-CMV-PrP∆32-93 Vektor verwendet und die erfolgte Mutagenese durch Sequenzanalyse überprüft. Neben dem gewünschten Austausch Y148A enthielt das Plasmid pAd-CMV-PrP∆32-93 & Y148A die weitere Mutation E151A. Die Sequenzen der beiden Plasmide pAd-CMV-PrP∆32-93 & E151A und pAd-CMV-PrP∆32-93 & H176A bestätigten die gewünschten Mutationen. Alle drei PrP-Mutanten wurden nach der Transfektion von 293T-Zellen exprimiert (Daten nicht gezeigt). Die durchflusszytometrische Analyse zeigte, dass Alanin in den Positionen 148, 151 und 176 weder die Bindung der Helix 1-bindenden noch die Bindung der β-Faltblatt 2-bindenden Antikörper beeinflusste (Daten nicht gezeigt), so dass das Minimalepitop der Antikörper nicht näher bestimmt werden konnte. 83 ERGEBNISSE oktarepeats ß1 ß2 Y148A GPI H176A 1 23 23 STE TM N Oktarepeats β1 H1 β2 H2 S-S H3 C GPI E151A C Abbildung 18: Schematische Darstellung von Maus-PrP und der drei Substitutionen für die Bestimmung des Minimalepitops. Bei den ersten beiden Konstrukten wurde jeweils eine Aminosäure im Bereich der Helix 1 (Reste 143-153) durch ein Alanin ausgetauscht (pAd-CMV-PrP∆32-93 & Y148A und pAd-CMV-PrP∆32-93 & E151A). Eine weitere Aminosäure an Position 176, kurz vor der Helix 2 (Reste 179-193), wurde ebenfalls in ein Alanin mutiert (pAd-CMV-PrP∆32-93 & H176A) (H1-3 = α-Helix 1-3, β1-2 = β-Faltblatt 1-2, STE = Stopp-Transfer-Effektor-Sequenz, TM = Transmembrandomäne, S-S = Disulfidbrücke, GPI = Glycosylphosphatidylinositol-Anker). 3.2.3 Avidität der Anti-PrP-Antikörper Die Avidität ist ein Maß für die Gesamtstärke aller Antigen-Antikörper-Bindungen und ist abhängig von der Valenz des Antikörpers und des Antigens. Zur Bestimmung der Avidität wurde ein indirekter ELISA gegen rekombinantes PrP durchgeführt und ein Ammoniumthiocyanat (NH4SCN)-Elutionsschritt zwischengeschaltet. Je avider ein Antikörper ist, desto höhere Molaritäten von NH4SCN waren notwendig, um die Antigen-Antikörper-Interaktionen zu lösen (Abbildung 19). Der Aviditätsindex (AI) wurde als Molarität von NH4SCN angegeben, bei der das Signal um 50% reduziert wurde (Tabelle 10). Die höchsten Aviditätsindizes wurden für die Gruppe der Helix 1-bindenden Antikörper bestimmt. Beim Antikörper 103-8 war für eine 50%ige Reduktion der Absorption eine 1,37 molare NH4SCN-Lösung notwendig und bei den Antikörpern 110-10 und B2-43-133 eine Molarität von 0,67 und 0,57. Der Referenzantikörper ICSM18 (Beringue et al., 2004) zeigte mit 2,45 M den höchsten Aviditätsindex, während bei einer NH4SCN-Molarität von 0,94 50% der Interaktionen mit dem Referenzantikörper 6H4 aufgehoben wurden. Die Bindungen der β-Faltblatt 2- und STE-bindenden Antikörper waren dagegen weniger avid. Bei diesen Antikörpern, zu denen auch der Referenzantikörper ICSM35 (Beringue et al., 2004) gehörte, waren bereits Molaritäten kleiner als 0,5 M ausreichend, um 50% der Interaktionen aufzuheben. Die Helix 1-bindenden Antikörper besitzen somit in der vorgenommenen Untersuchung die höchste Avidität. 84 ERGEBNISSE 7-12-5 12-29 48-11-5 103-8 110-10 B2-43-133 6H4 ICSM 18 ICSM 35 50% B2-31-166 Absorption (%) 100 10 1 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 NH4SCN (M) Abbildung 19: Bestimmung der Avidität der Anti-PrP-Antikörper. Die im ELISA ermittelte Absorption der Antikörper ohne den Zusatz von NH4SCN wurde als 100% Kontrolle gesetzt. Die restlichen Absorptionen wurden dazu in Relation gesetzt und gegen die Molarität von NH4SCN aufgetragen. Der Aviditätsindex der Helix 1- (schwarz), β-Faltblatt 2- (rot) sowie der STE-bindenden Antikörper (blau) entspricht der Molarität von NH4SCN, welche zu einer 50%igen Reduktion der Absorption führt. Tabelle 10: Aviditätsindizes (AI) der Anti-PrP-Antikörper Antikörper AI(M) H1-bindende Ak 103-8 1,37 110-10 0,67 B2-43-133 0,57 Kontrollen: ICSM 18 2,45 6H4 0,94 β2-bindende Ak 12-29 0,3 48-11-5 0,22 7-12-5 0,11 STE-bindende Ak B2-31-166 0,11 Kontrolle: ICSM 35 0,44 Der Aviditätsindex (AI) ist angegeben als Molarität (M) der Ammoniumthiozyanatlösung, bei der die Absorption um 50% reduziert ist. 85 ERGEBNISSE 3.2.4 Dissoziationskonstanten (KD) der Anti-PrP-Antikörper Die Affinität ist im Gegensatz zur Avidität ein Maß für die Stärke einer monovalenten Bindung zwischen Antikörper und Antigen. Über die Affinität eines Antikörpers gibt die Dissoziationskonstante KD Auskunft. Dabei gilt: Je höher die Affinität eines Antikörpers zu seinem Antigen ist, desto niedriger ist die KD-Konstante. In der vorliegenden Arbeit wurden die KD-Konstanten auf zwei unterschiedlichen Substraten mit zwei verschiedenen Methoden bestimmt. Für beide Bestimmungen wurde die KD-Konstante aus einer Sättigungskurve und einem Scatchard-Diagramm mittels PRISM®- Software ermittelt. In Tabelle 11 sind die KD-Konstanten als Mittelwerte mit Standardabweichungen von drei Versuchen zusammengefasst. Alle Anti-PrP-Antikörper zeigen eine ähnliche Affinität zu rekombinantem PrP, die mit den beiden Referenzantikörpern 6H4 und ICSM18 vergleichbar ist. Es wurde kein signifikanter Unterschied zwischen Helix 1- und β-Faltblatt 2-bindenden Antikörpern festgestellt. Im Vergleich zum Antikörper 6H4, welcher die niedrigste KD-Konstante besitzt (0,001 pmol), ist die Bindung des Antikörpers B2-43-133 an rekombinantes PrP 16-fach weniger affin (0,0158 pmol), jedoch liegen beide Dissoziationskonstanten im pikomolaren Bereich. Tabelle 11: KD-Konstanten der Anti-PrP-Antikörper KD (pmol) Methode ELISA FACS Substrat rek. PrP natives PrPSc H1-bindende Ak 103-8 0,0067 ± 0,0006 4,9 ± 0,125 110-10 0,0032 ± 0,0002 / B2-43-133 0,0158 ± 0,0018 0,49 ± 0,055 0,001 ± 0,0006 0,049 ± 0,004 Kontrollen 6H4 0,0053 ± 0,0005 0,7 ± 0,14 7-12-5 0,0035 ± 0,0004 / 48-11-5 0,0039 ± 0,0003 ICSM 18 β2-bindende Ak 1,7 ± 0,27 Die KD-Konstanten, die auf nativem PrP von ScN2a-Zellen mittels FACS-Analyse ermittelt wurden, sind dagegen 50- bis 300-fach höher. Dieser Unterschied kann auf methodische Ursachen oder ein verändertes Bindeverhalten der Antikörper an PrPC auf der Oberfläche von Zellen zurückgeführt werden. Auch bei dieser Bestimmung besitzt der Referenzantikörper 6H4 86 ERGEBNISSE die kleinste KD-Konstante (0,049 pmol). Im Vergleich dazu ist die Affinität der Antikörper B2-43-133 und 103-8 10-bzw. 100-fach geringer. Mit einer KD-Konstante von 1,7 pmol ist die Bindung des β-Faltblatt 2-bindenden Antikörpers 48-11-5 deutlich affiner als die des Antikörpers 103-8, jedoch auch weniger affin als die des Antikörpers B2-43-133. Die Affinität aller Anti-PrP-Antikörper zu rekombinantem PrP ist somit relativ einheitlich, während sich auf ScN2a-Zellen bis zu 100-fache Unterschiede zeigen. Hemmung der Prionreplikation durch Anti-PrP-Antikörper in vitro 3.3 Ein wichtiges Ziel dieser Arbeit war die Herstellung von Anti-PrP-Antikörpern mit therapeutischem Potential, die Prionreplikation in Zellkultur zu hemmen. 3.3.1 Einfluss der Anti-PrP-Antikörper auf die PrPSc-Akkumulation in ScN2a-Zellen Um den Einfluss der Anti-PrP-Antikörper auf die PrPSc-Akkumulation in ScN2a-Zellen zu untersuchen, wurde nach einer fünftägigen Behandlung der Zellen mit den monoklonalen Antikörpern (10 µg/ml) der PrPSc-Gehalt bestimmt. Die in Abbildung 20 dargestellten Resultate wurden mehrfach reproduziert. Nach Behandlung mit den Helix 1-bindenden Antikörpern 103-8, 110-10 und B2-43-133 erfolgte eine vollständige Reduktion des PrPSc-Gehalts, die ebenfalls für den Referenzantikörper 6H4 detektiert wurde. Der β-Faltblatt 2-bindende Antikörper 48-11-5 zeigte nur einen unvollständigen inhibitorischen Effekt, während die beiden β-Faltblatt 2bindenden Antikörper 7-12-5 und 12-29 sowie der STE-bindende Antikörper B2-31-166 die PrPSc-Akkumulation in ScN2a-Zellen nicht beeinflussten. Eine Behandlung mit dem Anti-NCAM Antikörper wirkte sich ebenfalls nicht auf den PrPSc-Gehalt der ScN2a-Zellen aus, da dieser Antikörper nicht an PrPC bindet, sondern an das neurale Zelladhäsionsmolekül (NCAM), das hauptsächlich im zentralen und peripheren Nervensystem exprimiert wird (Abbildung 20). Um den Effekt zu quantifizieren, wurde die Intensität der PrPSc-Signale densitometrisch bestimmt. Die Signalintensität der unbehandelten Zellen (MOCK) wurde als 100%-Wert gesetzt. Nach der Behandlung mit den Antikörpern 103-8, 110-10 und B2-43-133 wurde der PrPScGehalt der Zellen um 95%, 93% und 99% reduziert. Diese Werte sind mit dem Referenzantikörper 6H4 vergleichbar, dessen inhibitorische Wirkung bereits demonstriert wurde (Enari et al., 2001; Heppner et al., 2001) und der in der vorliegenden Arbeit den PrPSc-Gehalt um 97% reduzierte (Abbildung 20). Die unvollständig inhibitorische Wirkung des Antikörpers 4811-5 führte zu einer Reduktion von 73% des PrPSc-Gehalts. In ScN2a-Zellen, die mit den Antikörpern 7-12-5, 12-29 und B2-31-166 behandelt wurden, konnte noch ein PrPSc-Gehalt von 74%, 74% und 56% detektiert werden. 87 ERGEBNISSE Die Ergebnisse zeigen, dass die Helix 1-bindenden Antikörper 103-8, 110-10 und B2-43-133 einen starken inhibitorischen Effekt besitzen, während die anderen 8 3- 10 01 1 Antikörper die Sc PrP -Akkumulation nicht oder unvollständig beeinflussen. M PK: O CK + N + M CA 4 6H 7 + + 5 2-1 1-1 8 4 9 -2 12 + + 5 10 + + B2 + 66 -1 1 -3 B 33 -1 3 4 2- + kDa: 30 20 Sc Abbildung 20: Reduktion des PrP -Gehalts von ScN2a-Zellen durch Anti-PrP-Antikörper. Die ScN2a-Zellen wurden fünf Tage mit 10 µg mAk/ml behandelt. Als Positivkontrolle wurde der Antikörper 6H4 verwendet und als Negativkontrolle ein Anti-NCAM-Antikörper sowie unbehandelte Zellen (MOCK). Sc Zur Detektion des PrP -Gehalts wurden die Zellen lysiert und die Lysate mit Proteinase K (PK) behandelt. Anschließend erfolgte die Analyse im Western Blot. Pro Reihe wurden 0,2 mg Protein aufgetragen und mit dem polyklonalen Antikörper SA2124 analysiert. 3.3.2 Untersuchung zur Zytotoxizität der Anti-PrP-Antikörper Um auszuschließen, dass die Reduktion des PrPSc-Gehalts der ScN2a-Zellen aus einem zytotoxischen Effekt der Anti-PrP-Antikörper resultierte, wurde der Einfluss der Antikörper auf die Vitalität der ScN2a-Zellen mittels MTT-Test analysiert. Dazu wurden Versuchsbedingungen gewählt, die mit den unter 3.3.1 gewählten Konditionen identisch waren. Für die Auswertung wurde die Absorption von unbehandelten ScN2a-Zellen (MOCK) als 100%Wert gesetzt und die restlichen Zell-Sets wurden dazu in Relation gesetzt (Abbildung 21). Im Vergleich zur MOCK-Kontrolle hatten weder Anti-PrP-Antikörper mit einem vollständig inhibitorischen Effekt auf die PrPSc-Akkumulation (103-8, 110-10 und B2-43-133) noch Antikörper mit einem unvollständigen (48-11-5) oder keinem Effekt (7-12-5, 12-29 und B2-31166) einen zytotoxischen Einfluss auf die ScN2a-Zellen. Dies konnte auch für die Referenzantikörper (6H4, ICSM18 und ICSM35) sowie für Antikörper, die gegen nicht-PrPEpitope gerichtet sind (IgG1, IgG2a), beobachtet werden. Zum Teil scheinen die Antikörper sogar einen schwachen stimulierenden Effekt auf die Proliferation der ScN2a-Zellen zu besitzen (z.B. B2-43-133, ICSM18, IgG1). Unter den gewählten Versuchsbedingungen wurde kein zytotoxischer Effekt der Anti-PrPAntikörper auf ScN2a-Zellen beobachtet. Somit könnte die Reduktion des 88 ERGEBNISSE PrPSc-Gehalts (3.2.1) aus einer spezifischen Interaktion der Anti-PrP-Antikörper mit PrP resultieren. Überlebende Zelleninin Überlebende Zellen %% 120 103 ± 5 103 ± 5 100 ± 7 100 ± 6 99 ± 5 104 ± 5 103 ± 6 100 101 ± 7 103 ± 1 97 ± 1 106 ± 5 104 ± 4 100 80 60 40 20 Ig G 2a Ig G 1 35 IC SM 18 SM IC 6H 4 C K M O 231 -1 66 B 243 -1 33 B 11 010 10 38 48 -1 15 12 -2 9 712 -5 0 Abbildung 21: Untersuchung zum zytotoxischen Effekt der Anti-PrP-Antikörper auf ScN2a-Zellen. Die ScN2a-Zellen wurden mit den Anti-PrP-Antikörper behandelt (5 Tage, 10 µg Ak/ml) und anschließend wurde die Anzahl lebender Zellen mittels MTT-Test bestimmt. Als Kontrolle wurden drei kommerzielle Anti-PrP-Antikörper (dunkelgrau) und zwei unspezifische Antikörper (hellgrau) mitgeführt. Dargestellt sind die Mittelwerte des prozentualen Anteils der lebenden Zellen und die dazugehörigen Standardabweichungen in Relation zu den unbehandelten Zellen (schwarz) (n=3). 3.3.3 Bindung der Anti-PrP-Antikörper an PrPSc von ScN2a-Zellen Um zu bestimmen, ob der inhibitorische Effekt der Anti-PrP-Antikörper mit einer spezifischen Bindung an PrPSc korreliert, wurde die Bindung der Antikörper an PrPSc auf ScN2a-Zellen mittels Immunfluoreszenzfärbung untersucht. Dazu wurde PrPC mittels Guanidiniumthiozyanat (GnSCN) vollständig zerstört. Die Ergebnisse sind in Abbildung 22 beispielhaft für den β-Faltblatt 2-bindenden Antikörper 7-12-5, den Helix 1-bindenden Antikörper B2-43-133 und den Referenzantikörper 6H4 dargestellt, konnten jedoch für alle Antikörper beobachtet werden. In der oberen Reihe ist eine deutliche Bindung aller drei Antikörper an PrPSc von ScN2a-Zellen anhand der grünen Fluoreszenz zu erkennen. Im Gegensatz dazu ist bei den cuScN2a-Zellen kein Signal detektierbar. Diese Zellen tragen durch die Behandlung mit Pentosanpolysulfat (Birkett et al., 2001) kein PrPSc mehr und durch die Behandlung mit GnSCN ist PrPC vollständig zerstört. Das Fehlen eines Signals bei den cuScN2a-Zellen bestätigt das vollständige Fehlen von PrPC durch die Behandlung mit GnSCN und somit die PrPSc-Spezifität der Bindung auf ScN2a-Zellen. 89 ERGEBNISSE Durch eine Doppelfärbung mit der nicht-toxischen Cholera Toxin Untereinheit B (CTB) wurde gleichzeitig die Lokalisierung der Anti-PrP-Antikörper innerhalb von spezialisierten Mikrodomänen (lipid rafts) überprüft, da CTB selektiv an den spezifischen MikrodomänenMarker Gangliosid GM1 bindet (Hao und Maxfield, 2000). Die mittlere Reihe in Abbildung 22 zeigt die Organisation der Mikrodomänen auf der Zelloberfläche von ScN2a- und cuScN2a-Zellen. In der untersten Reihe ist das Overlay aus beiden Färbungen dargestellt. Eine partielle Kolokalisierung der Anti-PrP-Antikörper mit den Mikrodomänen ist erkennbar. cuScN2a ScN2a B2-43-133 6H4 6H4 Overlay CTB-Alexa 549 α-PrP 7-12-5 Sc Abbildung 22: Bindung der Anti-PrP-Antikörper an PrP auf ScN2a- und cuScN2a-Zellen. Die Zellen wurden drei Tage auf speziellen Objektträgern kultiviert. Nach Fixierung, Permeabilisierung und Denaturierung erfolgte die Inkubation der Zellen mit einem Gemisch aus Anti-PrP-Antikörper und ALEXA®Fluor 549-Cholera Toxin Untereinheit B (CTB). Als Negativkontrolle wurden cuScN2a-Zellen Sc verwendet, deren PrP -Gehalt durch die Behandlung mit Pentosanpolysulfat eliminiert wurde. Der Antikörper 6H4 diente als Referenz. Die Auswertung erfolgte mittels konfokaler Laser-Mikroskopie. 90 ERGEBNISSE Diese Ergebnisse zeigen repräsentativ, dass sowohl wirksame als auch nicht-wirksame AntiPrP-Antikörper spezifisch an PrPSc auf ScN2a-Zellen binden. Der inhibitorische Effekt der Antikörper 48-11-5, 103-8, 110-10 und B2-43-133 kann somit aus einer spezifischen Interaktion mit PrPSc resultieren. Zusätzlich wurde eine partielle Kolokalisierung mit CTB-positiven Mikrodomänen detektiert. 3.3.4 Untersuchungen zur dosisabhängigen Wirkung der Anti-PrP-Antikörper Um zu ermitteln, ob der Effekt der Anti-PrP-Antikörper dosisabhängig ist, wurde der IC50-Wert bestimmt, d.h. die Antikörperkonzentration, bei welcher der PrPSc-Gehalt von ScN2a-Zellen um 50% reduziert ist. Dazu wurden ScN2a-Zellen für fünf Tage mit unterschiedlichen Antikörperkonzentrationen (0,006 bis 10 µg mAk/ml) behandelt. Die anschließende Entwicklung der Western Blots im Bio-Imager ermöglichte eine densitometrische Analyse im nichtsättigenden Bereich. Anhand einer sigmoidalen Dosis-Wirkungs-Kurve wurde dann der IC50-Wert bestimmt. Aufgrund der hohen Standardabweichungen bei den Quantifizierungen wurden die IC50-Wert nur für den Helix 1-bindenden Antikörper B2-43-133 sowie für die beiden Referenzantikörper 6H4 und ICSM18, die ebenfalls an die Helix 1 von PrPC binden, eindeutig bestimmt (Tabelle 12). Abbildung 23 zeigt beispielhaft den Western Blot einer IC50-WertBestimmung für den Antikörper B2-43-133. µg Ak/ml: 5 1, 75 0, PK: + + 5 37 18 0, 09 0, 04 0, + + + + 0, 0, 02 + 0, + 6 00 0, 01 + 0 + kDa: 30 20 Sc Abbildung 23: Dosisabhängige Reduktion des PrP -Gehalts von ScN2a-Zellen am Beispiel B2-43133. Die Zellen wurden fünf Tage mit den angegebenen Antikörperkonzentrationen behandelt und nach Proteinase K (PK)-Verdau im Western Blot mit dem polyklonalen Antikörper SA2124 analysiert. Der abgebildete Western Blot wurde nicht für die Bestimmung des IC50-Werts verwendet, da die Signalintensitäten bereits im sättigenden Bereich liegen. Der Helix 1-bindende Antikörper B2-43-133 reduzierte das PrPSc-Signal bei einer Konzentration von 0,04 µg/ml (0,31 nM) um 50% (Tabelle 12). Für den gleichen Effekt war von den beiden Referenzantikörpern 6H4 und ICSM18 eine neunfach (0,34 µg/ml; 2,36 nM) beziehungsweise 91 ERGEBNISSE zweifach (0,09 µg/ml; 0,625 nM) höhere Konzentration notwendig. Obwohl keine quantitative Bestimmung der IC50-Werte der Antikörper 103-8 und 110-10 erfolgte, lässt sich aus den erhaltenen Ergebnissen ableiten, dass für eine 50%ige Reduktion des PrPSc-Signals eine höhere Konzentration als 0,34 µg/ml notwendig war (Daten nicht gezeigt). Tabelle 12: IC50-Werte der Anti-PrP-Antikörper 1 mAk IC50-Wert (µg/ml)1 IC50-Wert (nM) B2-43-133 0,04±0,01 0,31±0,07 6H4 0,34±0,14 2,36±0,97 ICSM 18 0,09±0,02 0,63±0,14 Die IC50-Werte wurden aus drei unabhängig voneinander durchgeführten Experimenten ermittelt. Somit ist in dieser Untersuchung für eine 50%ige Reduktion des PrPSc-Gehalts von dem Helix 1-bindenden Antikörper B2-43-133 im Vergleich zu den anderen untersuchten Antikörpern die geringste Konzentration notwendig. 3.3.5 Untersuchungen zur zeitabhängigen Wirkung der Anti-PrP-Antikörper Da in den zuvor beschriebenen Experimenten die Behandlungsdauer auf fünf Tage beschränkt war, sollte im nächsten Schritt untersucht werden, ob die Verlängerung des Behandlungszeitraums auf 30 Tage den Effekt der Anti-PrP-Antikörper verstärkt. Diese Untersuchung ist besonders interessant im Hinblick auf den Antikörper 48-11-5, der nach fünf Tagen Applikation die PrPSc-Akkumulation nur unvollständig inhibierte. Der PrPSc-Gehalt der unbehandelten ScN2a-Zellen (MOCK) und der Zellen, die mit einem Kontrollantikörper behandelt wurden (IgG1), blieb über den gesamten Behandlungszeitraum konstant bei 100% (Abbildung 24 und 25). Im Vergleich dazu reduzierte der Anti-PrP-Antikörper 48-11-5 nach fünf Tagen den PrPSc-Gehalt um ca. 80% (Abbildung 24). Diese Reduktion wurde auch durch 24 weitere Behandlungstage nicht verstärkt, so dass nach 30 Tagen immer noch 20% des PrPSc-Gehalts detektiert wurden. Somit ist die Wirkung des Antikörpers 48-11-5 bei einer konstanten Antikörperkonzentration nicht zeitabhängig. Bei Abschluss der Behandlung der ScN2a-Zellen mit den Helix 1-bindenden Antikörpern wurde kein PrPSc detektiert (Abbildung 25). 92 kDa: + + + B2 -4 313 3 11 0 -8 10 3 + -1 0 -5 + 48 -1 1 + 6H 4 1 Ig G PK: M O CK ERGEBNISSE + 5d 40 30 20 11d 40 30 20 24d 40 30 20 Sc Abbildung 24: PrP -Gehalt von ScN2a-Zellen nach Langzeitbehandlung mit den Anti-PrPAntikörpern. Die Zellen wurden insgesamt 30 Tage mit den Antikörpern behandelt (10 µg/ml). Im 6-Tagesrhythmus wurden die Zellen gesplittet und erneut mit Antikörper versetzt oder lysiert und der Sc PrP -Gehalt wurde nach Proteinase K (PK)-Behandlung im Western Blot mit dem polyklonalen Antikörper SA2124 detektiert. Zusätzlich wurden ScN2a-Zellen, die mit dem Referenzantikörper 6H4 und dem unspezifischen Anti-IgG1-Antikörper behandelt wurden sowie unbehandelte Zellen (MOCK) mitgeführt. 3.3.6 Bestimmung des PrPSc-Gehalts von ScN2a-Zellen nach Beendigung der Antikörperbehandlung Zuvor wurde gezeigt, dass die PrPSc-Akkumulation in ScN2a-Zellen nach einer 30-tägigen Behandlung (10 µg Ak/ml) mit den Helix 1-bindenden Antikörpern 103-8, 110-10 und B2-43-133 sowie mit dem Referenzantikörper 6H4 vollständig inhibiert ist (Abbildung 25). Um zu untersuchen, ob diese Inhibition auch nach Beendigung der Antikörperbehandlung bestehen 93 ERGEBNISSE bleibt oder ob es sich um einen temporär begrenzten Effekt handelt, wurden die ScN2a-Zellen für weitere 36 Tage in Abwesenheit der Antikörper kultiviert. Im 6-Tagesrhythmus wurde der PrPSc-Gehalt der ScN2a-Zellen nach Proteinase K-Verdau im Western Blot analysiert kDa: 40 + + + 313 B2 -4 010 38 11 + -1 15 6H 4 G 1 + 10 + 48 PK: Ig M O CK 3 (Abbildung 25). + 30d + Ak 30 20 40 6d -5d Ak 30 20 36d - Ak 40 30 20 Sc Abbildung 25: PrP -Gehalt von ScN2a-Zellen nach Beendigung der Langzeitbehandlung mit den Anti-PrP-Antikörpern. Die ScN2a-Zellen wurden für 30 Tage mit den Antikörpern behandelt (30d + Ak). Danach wurden die Zellen für weitere 36 Tage in Abwesenheit der mAk kultiviert. In Zeitintervallen von Sc sechs Tagen wurden Zelllysate hergestellt, zur Detektion der PrP -Menge mit Proteinase K (PK) verdaut und im Western Blot mit dem polyklonalen Antikörper SA2124 analysiert. Der PrPSc-Gehalt der unbehandelten Zellen (MOCK) und der Zellen, die zuvor mit dem Kontrollantikörper (IgG1) behandelt wurden, blieb während der 36 Tage Kultivierung konstant (Abbildung 25). In ScN2a-Zellen, die mit dem Antikörper 48-11-5 behandelt wurden, stieg der PrPSc-Gehalt direkt nach Beendigung der Behandlung wieder an und entsprach nach 12 Tagen 94 ERGEBNISSE der PrPSc-Menge in unbehandelten ScN2a-Zellen (Daten nicht gezeigt). In ScN2a-Zellen, in denen zuvor die PrPSc-Akkumulation durch die Behandlung mit dem Helix 1-bindenden Antikörper 110-10 vollständig inhibiert wurde, konnte nach sechs Tagen eine Zunahme des PrPSc-Gehalts von ca. 20% detektiert werden, der nach weiteren 30 Tagen auf fast 100% anstieg. Im Gegensatz dazu wurde in ScN2a-Zellen, die mit dem Antikörper 103-8 behandelt wurden, erst nach 36 Tagen eine schwache Zunahme des PrPSc-Gehalts von 6% detektiert. Zu diesem Zeitpunkt wurde in ScN2a-Zellen, die mit dem Antikörper B2-43-133 behandelt wurden, weiterhin kein PrPSc detektiert. Dies wurde ebenfalls für den Referenzantikörper 6H4 beobachtet (Abbildung 25). Diese Ergebnisse zeigen, dass innerhalb der Gruppe der Helix 1-bindenden Antikörper die Antikörper 103-8 und 110-10 zwar die PrPSc-Akkumulation in ScN2a-Zellen scheinbar vollständig inhibieren, jedoch beginnt die Akkumulation in Abwesenheit der Antikörper erneut, so dass diese Antikörper nur einen temporär begrenzten inhibitorischen Effekt besitzen. Im Gegensatz dazu führt eine Behandlung mit dem Antikörper B2-43-133 oder dem Referenzantikörper 6H4 zu einer vollständigen Hemmung der Prionreplikation, da auch nach 36 Tagen ohne Behandlung kein PrPSc in den Zellen nachweisbar ist. 3.3.7 Analyse der Infektiosität von Antikörper-behandelten ScN2a-Zellen Da es sich bei PrPSc nur um einen Surrogat-Marker handelt, besteht die Möglichkeit, dass Antikörper-behandelte ScN2a-Zellen trotz nicht detektierbarem PrPSc-Gehalts weiterhin infektiös sind. Um die Infektiosität von ScN2a-Zellen, die zuvor 30 Tage mit den Anti-PrP-Antikörpern behandelt wurden (3.3.4), zu überprüfen, wurden Lysate aus 106 ScN2a-Zellen intrazerebral in Tga20-Indikatormäuse (Fischer et al., 1996) inokuliert (Bioassay). In Abbildung 26 ist die prozentuale Überlebensrate der verschiedenen Versuchsgruppen als Kaplan-Meyer-Kurve dargestellt. Bei ScN2a-Zellen handelt es sich um RML-infizierte N2a-Zellen. Um zellspezifische Einflüsse auszuschließen, wurde einer Gruppe ein Lysat aus 106 uninfizierten N2a-Zellen injiziert. Von diesen fünf Mäusen waren bei Versuchende noch vier Tiere gesund, während eine Maus nach 292 Tagen an einer unspezifischen Ursache verstarb. Somit können zellspezifische Ursachen für die Mortalität der Mäuse ausgeschlossen werden. Die durchschnittliche Inkubationszeit von Mäusen, denen 106 unbehandelten ScN2a-Zellen injiziert wurden, lag bei 81±10 Tagen. Im Vergleich dazu beeinflusste die vorhergegangene Behandlung der ScN2a-Zellen mit dem unvollständig wirksamen Antikörper 48-11-5 und dem wirksamen Antikörper 110-10 die Inkubationszeiten der Tga20-Mäuse nicht (73±13 Tage und 84±7 Tage, Tabelle 13) und zeigte somit keinen signifikanten Einfluss auf die Infektiosität. Dagegen verlängerte sich die Inkubationszeit der Mäuse nach Inokulation von nur 104 unbehandelten ScN2a-Zellen um ca. 30 Tage (110±7 Tage, P=0,0284; Log-Rank-Test) 95 ERGEBNISSE (Abbildung 26, Tabelle 13). Diese signifikante Verlängerung wurde auch bei Mäusen beobachtet, denen ScN2a-Zellen injiziert wurde, die zuvor mit dem wirksamen Antikörper 103-8 behandelt wurden, so dass dieser Antikörper die Infektiosität der Zellen reduzierte (106±13 Tage, P=0,0142; Log-Rank-Test). % Überlebensrate 100 M ock 104 75 M ock 106 6H4 50 48-11-5 103-8 110-10 25 B2-43-133 0 0 100 200 300 Inkubationszeit (Tage) 400 Abbildung 26: Inkubationszeiten der Indikatormäuse nach intrazerebraler Inokulation von AntiPrP-Antikörper-behandelten ScN2a-Zellen. Die ScN2a-Zellen wurden 30 Tage mit den verschiedenen 6 Antikörpern behandelt und jeweils 10 Zellen wurden intrazerebral in Tga20-Indikatormäuse injiziert. Als 4 6 Kontrolle (grau) wurden 10 und 10 unbehandelte ScN2a-Zellen (MOCK) oder Zellen, die mit dem Referenzantikörper 6H4 behandelt wurden, inokuliert. Die prozentuale Überlebensrate der Gruppen wurde als Kaplan-Meyer-Kurve dargestellt. Mäuse, denen ScN2a-Zellen injiziert wurden, die mit dem wirksamen Antikörper B2-43-133 behandelt wurden, zeigten während des ganzen Beobachtungszeitraums (372 Tage) keine Scrapie-Symptome (Tabelle 13). Lediglich eine von fünf Mäusen verstarb an Tag 198. Da jedoch der Endpunkt des Bioassays, an dem die Todesursache eindeutig auf Scrapie zurückgeführt werden kann, zwischen Tag 120 und 140 nach der Infektion liegt (Fischer et al., 1996), ist eine Scrapie-spezifische Todesursache trotz ähnlicher Symptome unwahrscheinlich. Eine biochemische oder histologische Überprüfung konnte aufgrund der schlecht konservierten Gehirn-Probe nicht vorgenommen werden. Somit korreliert die stark verlängerte Inkubationszeit mit einer vollständigen Elimierung der Infektiosität der ScN2a-Zellen durch die Behandlung mit dem Antikörper B2-43-133. Dies wurde auch für Mäuse beobachtet, denen Zellen injiziert wurden, die mit dem Referenzantikörper 6H4 behandelt wurde. Bei Versuchsende lebten noch zwei Tiere, während ein Tier an Tag 191 an einer unspezifischen Ursache verstarb (Tabelle 13). 96 ERGEBNISSE Tabelle 13: Bioassay für die Bestimmung der Infektiosität von ScN2a-Zellen nach der Behandlung mit Anti-PrP-Antikörpern Inokulum Zellzahl Mortalität der mAk # Mäuse durchschnittliche Signifikanz Inkubationszeit (Log-Rank-Test) (Tage post Inokulation) Kontrollen 104 ScN2a / 3/3 110 ± 7 P = 0,0284 / 5/5 81 ± 10 / 6H4 *1 1 /3 > 372 P = 0,0018§ / 1*2/5 > 372 / 103-8 5/5 106 ± 13 P = 0,0142 110-10 4/4 84 ± 7 nicht signifikant B2-43-133 *3 1 /5 > 372 P = 0,0046§ 4/4 73 ± 13 nicht signifikant 6 10 ScN2a 6 10 ScN2a 106 N2a Helix 1-bindende Ak 106 ScN2a 6 10 ScN2a 6 10 ScN2a β-Faltblatt 2-bindender Ak 106 ScN2a 48-11-5 # * n/n0 = Anzahl der an Scrapie verstorbenen Mäuse/Anzahl der inokulierten Mäuse. = Mäuse, die an 1 2 3 § einer Scrapie-unabhängigen Ursache an Tag 191 ( ), Tag 292 ( ) und Tag 198 ( ) verstarben. = Der Bioassay wurde nach 372 Tage nach der Inokulation beendet. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Behandlung von ScN2a-Zellen mit dem wirksamen Antikörper 110-10 die Infektiosität der Zellen nicht beeinflusste, während der ebenfalls wirksame Antikörper 103-8 die Infektiosität reduzierte. Nur der Antikörper B2-43-133 sowie der der Referenzantikörper 6H4 hemmten die PrPSc-Akkumulation vollständig und eliminierten die Infektiosität von ScN2a-Zellen komplett. 3.4 Untersuchungen zum Wirkungsmechanismus der Anti-PrP-Antikörper Da bis heute unbekannt ist, welchen Mechanismus Anti-PrP-Antikörper für die Hemmung der PrPSc-Akkumulation nutzen, wurden zwei Hypothesen bezüglich des Wirkungsmechanismusses der Antikörper untersucht. 3.4.1 Untersuchungen zur inhibitorischen Wirkung eines PrP/Ak-Komplexes Um zu untersuchen, ob der eigentliche inhibitorische Effekt der Anti-PrP-Antikörper durch eine Komplexbildung mit freiem PrP vermittelt wird (Feraudet et al., 2005a), wurden ScN2a-Zellen fünf Tage lang mit einem Komplex aus Antikörper und rekombinantem PrP (1 µg) behandelt. Für die Untersuchung wurde der Helix 1-bindende Antikörper B2-43-133 ausgewählt, da er die stärkste inhibitorische Wirkung zeigt (3.3) und den niedrigsten IC50-Wert besitzt (Tabelle 12). 97 ERGEBNISSE Indem der Komplex mit verschiedenen Konzentrationen des Antikörpers im Bereich des IC50-Werts gebildet wurde, konnte gleichzeitig eine mögliche dosisabhängige Wirkung des Komplexes untersucht werden. Zum Vergleich wurden ScN2a-Zellen mit den identischen Konzentrationen an freien Antikörpern behandelt. Die Bestimmung des PrPSc-Gehalts erfolgte nach Proteinase K-Verdau der Lysate im Western Blot. Zusätzlich wurde der PrP/AntikörperKomplex nach Abschluss der Behandlung mittels Immunpräzipitation aus den Überständen isoliert. Ein direkter Einfluss von rekombinantem PrP auf den PrPSc-Gehalt von ScN2a-Zellen wurde ausgeschlossen, da das PrPSc-Signal dieser Zellen der Intensität von unbehandelten Zellen entsprach (Daten nicht gezeigt). Die Behandlung mit 0,18 µg B2-43-133/ml führte, wie bereits in Abbildung 20 gezeigt, zu einer vollständigen Löschung des PrPSc-Signals (Abbildung 27A). Bei ScN2a-Zellen, die mit dem PrP/Antikörper-Komplex behandelt wurden, konnte dieser Effekt erst bei einer etwa achtfach höheren Antikörperkonzentration beobachtet werden (Abbildung 27A). Erfolgte die Komplexbildung mit einer geringeren Menge von rekombinantem PrP (0,1 µg), war für die vollständige Löschung des PrPSc-Signals eine Antikörperkonzentration von 0,37 µg/ml ausreichend (Daten nicht gezeigt). Nach Abschluss der Behandlung wurde der PrP/Antikörper-Komplex aus den Überständen der ScN2a-Zellen isoliert, die mit den drei höchsten Konzentrationen des PrP/Antikörper-Komplexes behandelt wurden (Abbildung 27B). Die 50 kDa-Bande repräsentiert die schwere Kette des Antikörpers und die 20 kDa-Bande das rekombinante PrP, dessen Signalintensität proportional zur verwendeten Antikörpermenge abnimmt. Die leichte Kette des Antikörpers (~25 kDa) konnte aufgrund des verwendeten sekundären Antikörpers nicht detektiert werden. Da rekombinantes PrP ohne vorhergegangene Komplexbildung nicht präzipitiert werden konnte (Abbildung 27B), lag das rekombinante PrP in den untersuchten Überständen auch noch nach fünf Tagen als stabiler Komplex vor. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Komplexbildung des Antikörpers B2-43-133 mit rekombinantem PrP zu einer Reduktion der inhibitorischen Wirkung führt. Die Stabilität des Komplexes über fünf Tage wurde mittels Immunpräzipitation bestätigt. Unter den gewählten Versuchsbedigungen ist auszuschließen, dass die inhibitorische Wirkung der Anti-PrPAntikörper durch eine Komplexbildung vermittelt wird. Die Wirkung eines Komplexes aus Antikörper und endogenem PrPC wurde nicht untersucht. 98 - 37 µg - 0 - µg /m - 0 0, µg / 0, - 75 1, - l m l m l µg / µg /m 75 0 - 5 0, + 37 0, 75 ng µg / l m l l µg /m l µg /m m l µg /m + 5 + 1, + µg / + 0 0, 09 + 0, 04 5 l µg /m l 0, + 18 0, 37 µg /m m l µg /m µg / 0, 75 PK: 1, 5 B2-43-133: µg /m l l l ERGEBNISSE - - 30kDa 50kDa 40kDa 20kDa rek. PrP: - 30kDa 30kDa 20kDa rek. PrP: - + + 200 ng Sc Abbildung 27: Hemmung der PrP -Akkumulation in ScN2a-Zellen durch die Behandlung mit freiem B2-43-133 und einem PrP/B2-43-133-Komplex. A) Vor der Behandlung wurden die angezeigten Antikörperkonzentrationen mit 1 µg rekombinantem PrP (rek. PrP) inkubiert. Danach wurden die ScN2aZellen fünf Tage mit freiem Antikörper (-) oder einem PrP/Ak-Komplex (+) behandelt. Die Analyse der Zelllysate erfolgte nach dem Standardprotokoll. B) Nach Beendigung der Behandlung wurden die Überstände gesammelt und mittels Protein G erfolgte eine Immunpräzipitation des freien Antikörper bzw. des Komplexes. Als Kontrollen wurden zusätzlich 750 ng B2-43-133 und 200 ng rek. PrP aufgetragen. Die Analyse im Western Blot erfolgte mit dem monoklonalen Antikörper 6H4. 3.4.2 Untersuchung des Einflusses der Anti-PrP-Antikörper auf die Retention Eine weitere Hypothese besagt, dass die Anti-PrP-Antikörper die PrPSc-Akkumulation hemmen, indem sie Oberflächen-PrP binden und dadurch die Verweildauer auf der Zelloberfläche (Retention) vor der nächsten Internalisierung verlängern (Kim et al., 2004). Um diese Hypothese zu überprüfen, wurden ScN2a-Zellen für eine Stunde mit den Anti-PrPAntikörpern inkubiert. Danach wurde der Antikörper entfernt, die Zellen für unterschiedlich lange Zeitintervalle ohne Antikörper kultiviert und abschließend die Menge des Antikörpergebundenen PrPs auf der Zelloberfläche durchflusszytometrisch bestimmt (Abbildung 28). So konnte der prozentuale PrP-Anteil bestimmt werden, der in der untersuchten Zeitspanne internalisiert wurde. Zellen, welche direkt nach dem primären Antikörper mit dem sekundären Antikörper inkubiert wurden, wurden als 100% gesetzt. Für diese Analyse musste eine Antikörperkonzentration eingesetzt werden, die nicht zu einer Sättigung des Fluoreszenzsignals führte, sondern im linearen Bereich lag, so dass im Vorfeld die Bindung der Antikörper an ScN2a-Zellen untersucht wurde. 99 ERGEBNISSE 1. Ak Kultivierung der Zellen ohne Ak 2. Ak FACS-Analyse 1 2 3 4 5 6 7 h Abbildung 28: Prinzip der Analyse des Einflusses der Anti-PrP-Antikörper auf die Retention. Für die Analyse der Bindung der Anti-PrP-Antikörper an ScN2a-Zellen wurden diese mit unterschiedlichen Konzentrationen der Antikörper für eine Stunde inkubiert und abschließend im FACS analysiert. Bei der Auswertung wurde die relative Fluoreszenzintensität mit den dazu gehörigen Standardabweichungen aus drei unabhängigen Analysen gegen 110-10 ICSM 18 die Antikörperkonzentration aufgetragen (Abbildung 29). relative Fluoreszenzintensität 48-11-5 103-8 B2-43-133 6H4 40 35 30 25 20 15 10 5 0 0,0001 0,001 0,01 0,1 1 10 µg mAk/ml Abbildung 29: Bindung der Anti-PrP-Antikörper an Oberflächen-PrP auf ScN2a-Zellen. Für die FACS-Analyse wurden die ScN2a-Zellen eine Stunde mit den angegebenen Antikörperkonzentrationen inkubiert. Es wurden sowohl Helix 1-bindende Antikörper (schwarz) als auch ein β-Faltblatt 2-bindender Antikörper (rot) untersucht. Als Referenzantikörper wurden die Antikörper 6H4 und ICSM18 verwendet (blau). Dargestellt sind die durchschnittlichen Fluoreszenzintensitäten mit Standardabweichungen in Abhängigkeit von der Antikörperkonzentration (n = 3). 100 ERGEBNISSE Bei allen Antikörpern nahm die relative Fluoreszenzintensität mit zunehmender Konzentration zu. Während die Fluoreszenzintensität bei dem β-Faltblatt 2-bindenden Antikörper 48-11-5 und dem Helix 1-bindenden Antikörper B2-43-133 sowie den Referenzantikörpern 6H4 und ICSM18 relativ steil zunahm, verlief die Steigung der Fluoreszenz auf ScN2a-Zellen, die mit den Helix 1-bindendenden Antikörpern 103-8 und 110-10 inkubiert wurden, relativ flach (Abbildung 29). Anhand dieser Bindungsanalyse war es möglich, eine Sättigungskurve und ein ScatchardDiagramm zu erstellen und die Dissoziationskonstanten (KD-Werte) zu ermitteln (3.2.4), die im linearen Bereich lagen und somit für die Untersuchung der Retention eingesetzt wurden. Für den Antikörper 110-10 konnte aufgrund der geringen Steigung trotz zunehmender Antikörperkonzentration der KD-Wert nicht bestimmt werden, so dass dieser Antikörper für die Untersuchung nicht verwendet wurde. Der Einfluss der Antikörper wurde in drei voneinander unabhängigen Ansätzen bestimmt. Als Maß für die Retention wurde der Zeitpunkt bestimmt, zu dem 50% des Antikörper-gebundenen PrPs internalisiert wurden. In Abbildung 30 sind die prozentualen Mittelwerte und die relative Fluoreszenzintensität (%) entsprechenden Standardabweichungen aus drei unabhängigen Messungen dargestellt. 6H4 B2-43-133 30 60 48-11-5 103-8 ICSM 18 50% 140 120 100 80 60 40 20 0 0 90 120 150 180 210 240 Zeit (min) Abbildung 30: Einfluss der Anti-PrP-Antikörper auf die Retention von Oberflächen-PrP auf ScN2aZellen. Die ScN2a-Zellen wurden für eine Stunde mit den unter 3.2.4 bestimmten Werten der KD-Konstante des jeweiligen Antikörpers inkubiert. Nach Entfernung des Antikörpers wurden die Zellen für die angezeigten Zeitperioden in Abwesenheit der monoklonalen Antikörper weiterkultiviert. Abschließend wurden die Zellen mit einem FITC-konjugierten Anti-Maus-IgG-Antikörper gefärbt und im FACS analysiert. Die Fluoreszenzintensitäten wurden in Prozent umgerechnet und mit den zugehörigen Standardabweichungen dargestellt (n = 3). 101 ERGEBNISSE Nach Inkubation mit dem β-Faltblatt 2-bindenden Antikörper 48-11-5, dem Helix 1-bindenden Antikörper 103-8 sowie mit dem Referenzantikörper 6H4 wurden 50% des Antikörpergebundenen PrPs bereits innerhalb der ersten Stunde nach Entfernung des Antikörpers internalisiert. Im Vergleich dazu verlängerte die Bindung des Antikörpers B2-43-133 die Retention von PrP deutlich, da nach vier Stunden immer noch mehr als 50% des OberflächenPrPs detektiert wurden. Dies wurde ebenfalls für ScN2a-Zellen beobachtet, die mit dem Referenzantikörper ICSM18 inkubiert wurden und auf denen nach vier Stunden noch ca. 55% Antikörper-gebundenes PrP nachgewiesen wurde (Abbildung 30). Diese Ergebnisse zeigen, dass von den untersuchten Antikörpern lediglich der Helix 1-bindende Antikörper B2-43-133 sowie der Referenzantikörper ICSM18 fähig sind, die Internalisierung von PrP zu verzögern und so die Retention von PrP auf der Zelloberfläche zu verlängern. Da aber zu den Antikörpern, welche die Retention von PrP nicht verlängern können, auch der Referenzantikörper 6H4 gehört, der mit 0,34 µg/ml ebenfalls einen sehr niedrigen IC50-Wert besitzt (Tabelle 12), ist es unwahrscheinlich, dass die Verlängerung der Retention von PrP der Wirkungsmechanismus ist. Jedoch kann die Möglichkeit, dass die Anti-PrP-Antikörper verschiedene Mechanismen nutzen, durch diese Untersuchung nicht ausgeschlossen werden. 3.5 Pharmakokinetik der Anti-PrP-Antikörper im in vivo Modell Da der Antikörper B2-43-133 sowohl die PrPSc-Akkumulation in ScN2a-Zellen inhibiert als auch deren Infektiosität eliminiert (3.3), handelt es sich bei diesem Antikörper um einen potentiellen Kandidaten für passive Immunisierungen von RML-infizierten wildtypischen Mäusen. Im Hinblick auf solche Immunisierungsexperimente, für die ein Antikörper mit langer Halbwertszeit wünschenswert ist, wurde die Pharmakokinetik untersucht, welche den Einfluss des Organismusses auf einen applizierten Antikörper bezüglich seiner Resorption, Distribution und Elimination beschreibt. Dazu wurden wildtypische Mäuse intraperitoneal mit RML-Prionen inokuliert. 63 Tage nach der Inokulation erhielten diese Mäuse im Abstand von drei Tagen drei intraperitoneale Antikörperinjektionen (1 mg). Für die Untersuchung der Pharmakokinetik wurde den Mäusen eine Stunde und vier Stunden nach der ersten Antikörperapplikation sowie kurz vor jeder weiteren Injektion und am Ende des Versuches Blut abgenommen. Die Antikörpermengen wurden dann im Serum mittels ELISA bestimmt (Abbildung 31). 102 ERGEBNISSE 1 mg mAk 1 63 1mg mAk 1 mg mAk VE 66 69 72 Blut Blut Blut dpi 0,1 ml RML 5 (i.p) (1% Gehirnhomogenat) Blut 1h Blut 4h Abbildung 31: Immunisierungsschema von RML-infizierten C57BL/6-Mäusen für die Analyse der Pharmakokinetik. Fünf Gruppen, bestehend aus jeweils sechs Tieren, wurden mit den monoklonalen Antikörpern (mAk) 7-12-5, 48-11-5, 103-8, 110-10 und B2-43-133 nach dem abgebildeten Schema intraperitoneal (i.p.) immunisiert (dpi = days post inoculation). Zu den angegebenen Zeitpunkten wurde den Mäusen Blut entnommen und die Antikörpermenge im Serum mittels ELISA zur Analyse der Pharmakokinetik bestimmt (VE = Versuchsende). Da die Wirkung der Antikörper in Zellkultur nicht mit der Wirkung in vivo korrelieren muss, wurde zusätzlich die Pharmakokinetik des nicht wirksamen Antikörpers 7-12-5, des unvollständig wirksamen Antikörpers 48-11-5 sowie der beiden wirksamen Antikörper 103-8 und 110-10 untersucht. In Abbildung 32 sind die durchschnittlich ermittelten Antikörpermengen mit Standardabweichungen pro Gruppe (n = 6) zu den untersuchten Zeitpunkten dargestellt. Eine Stunde nach der ersten Antikörperapplikation wurden 36 ± 11% der ursprünglich applizierten Menge des Antikörpers B2-43-133 im Serum der Mäuse nachgewiesen (Tabelle 14). Im Vergleich dazu wurde von den beiden Antikörpern 7-12-5 und 48-11-5 eine geringere Menge detektiert. Drei Stunden später stieg die Menge des Antikörpers B2-43-133 auf 46 ± 8% an. Ein ähnlicher Anstieg ist in allen Versuchsgruppen zu beobachten und resultiert daraus, dass die Antikörper nach der intraperitonealen Applikation vom Blut aufgenommen werden müssen (Resorption). Da dieser Prozess zeitabhängig ist, kommt es vier Stunden nach der Applikation zu einer Zunahme der detektierbaren Antikörpermenge im Vergleich zu einer Stunde nach der Injektion. Vier Stunden nach der ersten Antikörperapplikation wurden in allen Gruppen die höchsten Antikörpermengen nachgewiesen (Tabelle 14). Drei Tage nach der ersten Antikörperapplikation (Tag 3) wurden vom Antikörper B2-43-133 nur noch 11 ± 22% im Serum nachgewiesen. Auch die nachweisbare Menge der anderen Antikörper war zu diesem Zeitpunkt geringer, jedoch wurden von diesen Antikörpern im Vergleich zum Antikörper B2-43-133 zwischen 17% und 26% detektiert (Tabelle 14). Die Abnahme der Antikörpermengen zu diesem Zeitpunkt ist darauf zurückzuführen, dass die Antikörper innerhalb der drei Tage nach Antikörperinjektion ins Gewebe diffundiert sind und zum Teil degradiert wurden. Drei Tage nach der zweiten Antikörperapplikation (Tag 6) wurden mit 23 bis 57% insgesamt wieder höhere Antikörpermengen im Serum aller Gruppen detektiert als an Tag 3, während an 103 ERGEBNISSE Tag 9 mit 5 bis 24% die geringsten Antikörpermengen nachgewiesen wurden (Tabelle 14). Da jeweils die gleiche Menge Antikörper injiziert wurde und die Abstände zwischen den Applikationen identisch waren, hätte man erwarten können, dass auch die detektierbaren Antikörpermengen im Serum der Mäuse ähnlich sind. Die Ursache für diese Schwankungen wurde jedoch nicht untersucht. 1h 4h Tag 3 Tag 6 Tag 9 (VE) 800 700 µg mAk/Maus 600 500 400 300 200 100 0 7-12-5 48-11-5 103-8 110-10 B2-43-133 Abbildung 32: Analyse der Pharmakokinetik der Anti-PrP-Antikörper. Die C57BL/6-Mäuse wurden mit 0,1 ml eines 1%igen RML 5-Gehirnhomogenats intraperitoneal (i.p.) inokuliert. Nach 63 Tagen erfolgte die erste von insgesamt drei Antikörperinjektionen (1 mg, i.p.). Nach drei und sechs Tagen folgten zwei weitere Applikationen. Zu den angegebenen Zeitpunkten wurde den Mäusen Blut entnommen und die Antikörpermengen im Serum mittels ELISA bestimmt. Dargestellt sind die Mittelwerte der detektierten Antikörpermenge im Serum der Mäuse einer Gruppe (n = 6) mit den entsprechenden Standardabweichungen (VE = Versuchsende). Tabelle 14: Prozentualer Anteil der Antikörper im Serum der Mäuse Antikörpermenge, die im Serum der Mäuse detektiert wurde (%) Zeitpunkt # 7-12-5 48-11-5 103-8 110-10 B2-43-133 1 Stunde 21±5 22±12 38±8 38±15 36±11 4 Stunden 52±11 38±18 55±13 49±9 46±8 Tag 3 17±20 18±22 26±11 21±18 11±22 Tag 6 36±18 22±19 57±7 41±24 23±17 Tag 9 16±17 10±21 15±3 24±8 5±5 # Zeitpunkt der Blutentnahme nach der ersten Antikörperapplikation 104 ERGEBNISSE Der Verlauf der Pharmakokinetik aller untersuchten Anti-PrP-Antikörper war ähnlich, jedoch wurden vom Antikörper B2-43-133 insgesamt geringere Mengen im Serum der Mäuse detektiert. Dies deutet auf eine geringe Halbwertszeit des Antikörpers hin, die jedoch durch weitere Untersuchungen genau bestimmt werden müsste. 105 DISKUSSION 4 Diskussion Für die Therapie von humanen Prionenerkrankungen existieren zurzeit keine Substanzen, welche die Inkubationszeit signifikant beeinflussen (1.1.9). Bereits Ende der achtziger Jahre konnte gezeigt werden, dass die Inkubation von infektiösem Hamster-Gehirnhomogenat mit Anti-PrP-Antiseren vor der Inokulation in Indikatortiere zu einer deutlichen Reduktion der Infektiosität führte (Gabizon et al., 1988). Zusammen mit der Beobachtung, dass Anti-PrP-Antikörper die Konversion von PrPC zu PrPSc in einem zellfreien System inhibierten (Horiuchi und Caughey, 1999), deuteten diese beide Experimente auf das therapeutische Potential von Anti-PrP-Seren bzw. -Antikörpern hin. Der Erfolg von aktiven Immunisierungsstrategien ist bei Prionenerkrankungen durch die körpereigene Toleranz gegenüber dem Prion-Protein limitiert. Obwohl Untersuchungen darauf hindeuten, dass zumindest die B-Zell-Toleranz nur partiell ist (Heppner et al., 2001), induzierten Immunisierungen von wildtypischen Mäusen mit verschiedenen PrP-spezifischen Peptiden (Arbel et al., 2003; Polymenidou et al., 2004; Rosset et al., 2004; Schwarz et al., 2003), PrPDimeren (Gilch et al., 2003) sowie mit rekombinantem PrP (Arbel et al., 2003; Polymenidou et al., 2004; Rosset et al., 2004; Schwarz et al., 2003; Sigurdsson et al., 2002; Wisniewski und Sigurdsson, 2002) nur moderate Antikörpertiter, welche nicht zu einer signifikanten Beeinflussung der Inkubationszeit führten. Auch die Erhöhung der Immunogenität von PrP durch die Verwendung von unterschiedlichen Adjuvantien (Freund-Adjuvans, Titermax®, filamentöse Phagen, CpG-ODN) oder die Kopplung an immunstimulatorische Proteine (Heat-shock Proteine, Keyhole limpet Hämocyanin) verstärkte den therapeutischen Effekt nicht. Aktive DNA-Immunisierungsversuche mit retroviralen PrP-exprimierenden Partikeln (Nikles et al., 2005) oder PrP-kodierenden Plasmiden, die zusätzlich ein toleranzbrechendes Tetanus Toxin-Epitop exprimierten (Nitschke et al., 2007), führten ebenfalls nur zu marginalen Erfolgen. Lediglich nach einer mukosalen Immunisierung mit einer abgeschwächte Maus-PrPexprimierenden Salmonella Vakzine, die vor der Prioninfektion erfolgte, verlängerte sich die Inkubationszeit von wildtypischen Mäusen signifikant (Goni et al., 2005). Der Einsatz von monoklonalen Anti-PrP-Antikörpern erscheint dagegen erfolgversprechender, da zum einen die PrPSc-Akkumulation in verschiedenen Prion-infizierten Zelllinien durch die Behandlung mit Anti-PrP-Antikörpern gehemmt wurde (Enari et al., 2001; Feraudet et al., 2005b; Kim et al., 2004; Miyamoto et al., 2005; Pankiewicz et al., 2006), und zum anderen die passive Immunisierung von wildtypischen Mäusen mit bereits fortgeschrittener Prioninfektion zu einer signifikanten Verlängerung der Inkubationszeit führte (White et al., 2003). Jedoch scheinen nur bestimmte Anti-PrP-Antikörper auch eine inhibitorische Wirkung auf die Prionreplikation zu besitzen. 106 DISKUSSION Das Ziel der vorliegenden Arbeit war somit monoklonale Antikörper gegen das Prion-Protein herzustellen und diese bezüglich ihrer Eigenschaften und ihrer inhibitorischen Wirkung in vitro zu analysieren. Zusätzlich sollte der Mechanismus, den Anti-PrP-Antikörper bei der Hemmung der Prionreplikation nutzen, näher untersucht werden. Die Herstellung von PrPC- und PrPSc-spezifischen Antikörpern 4.1 Die ersten polyklonalen Antikörper gegen das Prion-Protein wurden durch Immunisierungen von Kaninchen mit Spezies-fremdem PrP hergestellt. Als Antigene wurden entweder filamentöse amyloide PrPSc-Ablagerungen (scrapie-associated fibrils (SAF)) oder PrP27-30 aus Gehirnhomogenaten von Prion-infizierten Hamstern verwendet. Die geringen Abweichungen in der Primärsequenz des Antigens führten zur Erhöhung der Antigenität in der heterologen Spezies, so dass die Herstellung von polyklonalen Antiseren gelang. 1987 wurde nach der Immunisierung einer wildtypischen Maus mit Hamster-SAFs der PrP-spezifische Antikörper 3F4 isoliert, der Hamster- und Mensch-PrP detektierte, jedoch nicht Maus-PrP (Kascsak et al., 1987). Diese Spezifität resultierte aus zwei abweichenden Aminosäuren an den Positionen 109 und 112 im Epitop von Maus-PrP (Bolton et al., 1991; Lund et al., 2007). Da das Mausmodell jedoch für die Untersuchung von Prionenerkrankungen besonders geeignet ist, war es notwendig, monoklonale Antikörper gegen Maus-PrP zu generieren. Erst die Herstellung von PrPC-defizienten Mäusen, die auf die Immunisierung mit Maus-PrP mit einer starken humoralen Antwort reagierten (Bueler et al., 1992; Prusiner et al., 1993), ermöglichte die Generierung von murinen Anti-PrP-Antikörpern mittels Hybridom-Technik. Mittlerweile existieren zahlreiche monoklonale PrPC-spezifische Antikörper (Tabelle 15), die sowohl die zelluläre als auch die pathogene Form des Prion-Proteins detektieren. Antikörper, die nur PrPSc detektieren, sind hingegen sehr selten (Moroncini et al., 2004). PrPSc-spezifische Antikörper können von großem diagnostischem Nutzen sein, da sie zum einen das Detektionslimit von präzipitiertem PrPSc in peripheren Geweben, in denen der PrPSc-Gehalt nur gering ist, herabsetzen, und zum anderen PrPSc ohne Proteinase K-Verdau detektiert werden kann. Zusätzlich könnten die Antikörper helfen, die pathogene Isoform näher zu charakterisieren. In der vorliegenden Arbeit wurden Prnp0/0-Mäuse mit einer fibrillären Form von rekombinantem PrP immunisiert, welche durch die Behandlung mit bizellulären Lösungen einen höheren β-Faltblatt-Gehalt besitzt und somit der Konformation von PrPSc ähnelt (Luhrs et al., 2006). Durch die Verwendung von diesem Antigen sollte die Wahrscheinlichkeit erhöht werden, einen PrPSc-spezifischen Antikörper zu generieren. Die beiden Antikörper, B2-31-166 und B2-43-133, die nach der Fusion isoliert wurden, detektierten jedoch sowohl PrPC als auch PrPSc (Abbildung 12A). Auch die fünf Antikörper, 7-12-5, 12-29, 48-11-5, 103-8 und 110-10, die nach der Fusion 107 DISKUSSION mit rekombinantem PrP-immunisierten Milzzellen selektiert wurden, diskriminierten nicht zwischen den beiden Isoformen. Der erste beschriebene PrPSc-spezifische Antikörper 15B3 entstand zufällig durch die Immunisierung von Prnp0/0-Mäusen mit bovinem rekombinanten PrP. Dieser Antikörper, ein IgM-Immunglobulin, präzipitierte selektiv bovines, humanes und murines PrPSc aus Prioninfizierten Gehirnhomogenaten (Korth et al., 1997). Die gezielte Herstellung solcher Antikörper ist erschwert, da man davon ausgeht, dass PrPSc-spezifische Antikörper an ein diskontinuierliches Epitop binden, wie es zum Beispiel für den Antikörper 15B3 bestätigt wurde (Korth et al., 1997). Somit mussten für die gezielte Herstellung von PrPSc-spezifischen Antikörpern spezielle Strategien angewendet werden. Durch den Austausch der CDR3-Region der schweren Kette eines Gerüst-Antikörpers durch Epitop-Sequenzen von PrPC-spezifischen Antikörpern, die in einer in vitro Studie einen hohen inhibitorischen Effekt auf die Prionreplikation zeigten, gelang die Herstellung eines Antikörpers, der in biochemischen und immunhistologischen Experimenten spezifisch PrPSc erkannte (Moroncini et al., 2004; Moroncini et al., 2006). 2003 führte die Arbeitsgruppe um Neil Cashmann Immunisierungen mit KLH-gekoppelten PrP-Peptiden durch, welche die Sequenz YYRRYYRYY repräsentierten (Paramithiotis et al., 2003). Dieses Peptid-Motiv wurde ausgewählt, weil die Behandlung von rekombinantem PrP mit niedrigen pH-Werten dazu führte, dass Tyrosin (Y)-Seitenketten, die im zellulären PrP verdeckt sind, exponiert werden. Da die pH-Behandlung mit einer Erhöhung des β-Faltblatt-Gehalts und einer erhöhten Tendenz zur Aggregation einhergeht, wurde angenommen, dass dieser Prozess den Konformationswechsel von PrPC zu PrPSc unter physiologischen Bedingungen reflektieren könnte. Somit sollten die Tyrosin-Motive PrPSc-spezifische Epitope repräsentieren. Die generierten polyklonalen Kaninchenseren sowie die murinen monoklonalen Antikörper bestätigten diese Hypothese, da sie PrPSc mehrerer Spezies selektiv präzipitierten (Paramithiotis et al., 2003). Eine eindeutige Demonstration der inhibitorischen Wirkung von PrPSc-spezifischen Antikörpern auf die Prionreplikation steht noch aus. Die transgene Expression der schweren Kette des 15B3-Antikörpers in einem Mausmodell führte weder zu einem detektierbaren Antikörpertiter noch zur Beeinflussung der Inkubationszeit. Als möglicher Grund hierfür wurde eine veränderte Spezifität des Antikörpers angenommen, ausgelöst durch die Verwendung einer anderen Leichtkette (Heppner et al., 2001). Nach Behandlung von ScN2a-Zellen mit den YYR-spezifischen Antikörpern wurde lediglich eine unvollständige Reduktion des PrPSc-Gehalts detektiert, so dass die Autoren vermuteten, dass die Konversion zum Teil in Kompartimenten stattfinden muss, welche für die Antikörper unzugänglich sind (Lehto et al., 2004). 108 DISKUSSION 4.2 Inhibition der PrPSc-Akkumulation durch Helix 1-bindende Antikörper Mittlerweile wurde in zahlreichen in vitro-Studien die inhibitorische Wirkung von Anti-PrPAntikörpern auf die PrPSc-Akkumulation bestätigt. Eine Auswahl von inhibitorisch wirksamen Antikörpern ist in Tabelle 15 zusammengefasst. In der vorliegenden Arbeit wurden drei Anti-PrP-Antikörper, 7-12-5, 12-29 und B2-31-166, identifiziert, welche die PrPSc-Akkumulation in ScN2a-Zellen nicht hemmten und ein Antikörper, 48-11-5, der zu einer unvollständigen Hemmung führte (Abbildung 20). Auch die Verlängerung der Behandlungsdauer mit dem Antikörper 48-11-5 verstärkte diesen Effekt nicht (Abbildung 24). Dagegen reduzierten die drei Helix 1-bindenden Antikörper, 103-8, 110-10 und B2-43-133, ähnlich wie der Referenzantikörper 6H4, den PrPSc-Gehalt von ScN2a-Zellen vollständig (Abbildung 20). Es konnte ausgeschlossen werden, dass diese PrPSc-Reduktion auf einen zytotoxischen Effekt der Anti-PrP-Antikörper zurückzuführen ist (Abbildung 21). Der Effekt basiert wahrscheinlich auf einer spezifischen Interaktion der Antikörper mit PrP (Abbildung 22). Der inhibitorische Effekt aller bisher untersuchten Anti-PrP-Antikörper zeigte eine Dosisabhängigkeit. In der Studie von Feraudet lagen die Konzentrationen, bei denen die 37 inhibitorisch wirksamen Antikörper 50% des PrPSc-Signals reduzierten (IC50-Wert), zwischen 0,1 und 7 µg/ml (Feraudet et al., 2005a). In anderen Veröffentlichungen, in denen eine kleinere Anzahl von Antikörpern untersucht wurde, waren Konzentrationen kleiner als 1 µg/ml ausreichend (Kim et al., 2004; Miyamoto et al., 2005; Pankiewicz et al., 2006; Peretz et al., 2001; Perrier et al., 2004). In der vorliegenden Arbeit wurde für den wirksamen Antikörper B2-43-133 ein IC50-Wert von 0,044 ± 0,01 µg/ml bestimmt. Für die ebenfalls inhibitorisch wirksamen Antikörper 103-8 und 110-10 konnte der IC50-Wert aufgrund der hohen Standardabweichungen nicht präzise bestimmt werden. Jedoch kann von den erhaltenen Analysen abgeleitet werden, dass deutlich höhere Konzentrationen für eine 50%ige Reduktion des PrPSc-Gehalts notwendig waren als von dem Antikörper B2-43-133 (Daten nicht gezeigt). Im Vergleich mit bisher publizierten IC50-Werten besitzt der Antikörper B2-43-133 einen sehr niedrigen IC50-Wert (Tabelle 15). Für die beiden Referenzantikörper 6H4 und ICSM18 wurden die IC50-Werte 0,34 ± 0,14 µg/ml und 0,09 ± 0,02 µg/ml bestimmt. In einer anderen Studie, die auf einer epithelialen Kaninchen-Zelllinie (ScRov-Zellen) durchgeführt wurde, lag der IC50-Wert des Antikörpers ICSM18 dagegen bei 5 µg/ml. Für den Antikörper ICSM35 wurde in der gleichen Studie ein IC50-Wert von 0,004 µg/ml bestimmt (Beringue et al., 2004). Auch dieser Wert konnte auf ScN2a-Zellen nicht reproduziert werden, da selbst eine Konzentration von 5 µg ICSM35/ml nur zu einer schwachen Verringerung des PrPSc-Gehalts von ScN2a-Zellen führte (Daten nicht gezeigt). Die Ursachen für diese kontroverse Beobachtung liegen wahrscheinlich in den unterschiedlichen Behandlungszeiträumen, den gewählten Antikörperkonzentrationen oder den verwendeten Zelllinien. Neuroblastomazelllinie N2a, Bei die ScN2a-Zellen durch die handelt es Kokultivierung sich mit um die murine infektiösem Maus- 109 DISKUSSION Gehirnhomogenat infiziert wurde und deren empfänglichster Zellklon abschließend mittels Subklonierung isoliert und kultiviert wurde (Butler et al., 1988; Enari et al., 2001). Im Gegensatz dazu kann in ScRov-Zellen die Überexpression von ovinem PrPC durch Doxyzyklin induziert werden und die Zellen sind mit Schaf-Prionen infizierbar (Vilette et al., 2001). Die verwendeten Zelllinien haben somit nicht nur einen unterschiedlichen Spezies-Ursprung, sondern exprimieren PrPC auch in unterschiedlichen Mengen. Miyamoto und Kollegen berichteten, dass nach einer 8-tägigen Behandlung von N2a/22L-Zellen mit dem Antikörper 3S9 (10 µg/ml) selbst nach einer einjährigen Weiterkultivierung ohne Antikörper kein erneuter PrPSc-Gehalt detektiert wurde (Miyamoto et al., 2005). In der vorliegenden Arbeit konnte nach einer 30-tägigen Behandlung mit den Antikörpern 110-10 und 103-8 lediglich ein transienter Effekt beobachtet werden, da nach Beendigung der Behandlung PrPSc nach 6 bzw. 36 Tagen in den Zellen wieder nachgewiesen wurde (Abbildung 25). Dagegen wurde in ScN2a-Zellen, die mit den beiden Helix 1-bindenden Antikörpern 6H4 und B2-43-133 behandelt wurden, auch nach 36 Tagen Kultivierung ohne Antikörper kein PrPSc detektiert. Um zu überprüfen, ob die Antikörper, neben dem PrPSc-Gehalt, auch die Infektiosität der ScN2a-Zellen beeinflussen, wurde ein Bioassay durchgeführt (Abbildung 26, Tabelle 13). Die Inkubationszeiten von Mäusen, denen ScN2a-Zellen inokuliert wurden, die mit dem Antikörper 110-10 behandelt wurden, zeigten keinen signifikanten Unterschied zu der gleichen Zellzahl von unbehandelten Zellen (81 ± 10 Tage) und verstarben 84 ± 7 Tage nach der Inokulation an Scrapie. Dies belegt, dass der Antikörper 110-10 zwar den PrPSc-Gehalt nach einer 30-tägigen Behandlung vollständig reduzierte, jedoch die Infektiosität der Zellen nicht beeinflusste. Diese Schlussfolgerung wird durch die Beobachtung gestützt, dass nach Beendigung der Behandlung das PrPSc-Signal sofort wieder detektierbar war (Abbildung 25). Dagegen führte die Behandlung mit dem Antikörper 103-8 zu einer signifikanten Reduktion der Infektiosität der Zellen. Die Inkubationszeit dieser Tiere ist vergleichbar mit der Gruppe, denen nur 104 unbehandelte ScN2a-Zellen inokuliert wurden (108 ± 13 dpi, P=0,0142; Log-Rank-Test). Da bei diesen ScN2a-Zellen erst nach 36 Tagen ein schwaches PrPSc-Signal detektiert wurde (Abbildung 25), spricht dies dafür, dass eine verzögerte Rückkehr des PrPSc-Signals nach Beendigung der Antikörperbehandlung mit einer Reduktion der Infektiosität einhergeht. Diese Beobachtung wurde durch die beiden Antikörper 6H4 und B2-43-133 unterstützt. Bei beiden Antikörpern wurde 36 Tage nach Beendigung der Behandlung kein PrPSc in ScN2a-Zellen detektiert (Abbildung 25). Zudem lebten nach Abschluss des Bioassays (372 Tage) aus beiden Gruppen noch Tiere. Der Endpunkt des Bioassays in Tga20-Mäusen liegt bei 120 bis maximal 140 Tagen (Fischer et al., 1996). Um eine Verschiebung der Dosis-Wirkungs-Kurve zu beobachten, wurden die Tiere dieser Gruppen jedoch über einen längeren Zeitraum beobachtet. Bei der verlängerten Beobachtungsperiode verstarb jeweils ein Tier aus beiden Gruppen (B2-43-133 = 198dpi; 110 DISKUSSION 6H4 = 191dpi) an einer unspezifischen Ursache. Scrapie konnte weder biochemisch noch histologisch bei beiden Tieren beobachtet werden. Somit reduziert der Helix 1-bindende Antikörper B2-43-133, ähnlich wie der Referenzantikörper 6H4, sowohl den PrPSc-Gehalt als auch die Infektiosität von ScN2a-Zellen vollständig. Zusammenfassend zeigen diese Ergebnisse, dass von den sieben neu generierten Anti-PrPAntikörpern der Helix 1-bindende Antikörper B2-43-133 den stärksten inhibitorischen Effekt besitzt. Diese Einschätzung basiert auf dem sehr niedrigen IC50-Wert, der dauerhaften Hemmung der PrPSc-Akkumulation in ScN2a-Zellen und der Löschung der Infektiosität von ScN2a-Zellen nach einer Langzeitbehandlung. White und Kollegen konnten 2003 zeigen, dass Antikörper, welche die PrPSc-Akkumulation in vitro inhibieren, auch in vivo eine inhibitorische Wirkung besitzen. Die Behandlung von intraperitoneal (i.p.) RML-infizierten wildtypischen Mäusen mit den beiden Antikörpern ICSM18 und ICSM35 reduzierte das PrPSc-Level in der Milz und verlängerte die Inkubationszeit um 150%. Dies wurde ebenfalls beobachtet, wenn die Antikörperbehandlung erst dreißig Tage nach der Inokulation begann, also zu einem Zeitpunkt, an dem die PrPSc-Akkumulation in der Milz nach einer i.p.-Infektion bereits eine Plateau-Phase erreicht hat (White et al., 2003). Auch die einmalige Injektion der Antikörper 8H4 und 8B4 direkt nach einer i.p. Inokulation führte zu einer signifikanten Verlängerung der Inkubationszeit (Sigurdsson et al., 2003). Dieser Effekt ist jedoch wahrscheinlich auf eine Neutralisierung des Inokulums zurückzuführen, da zwischen der Inokulation und Antikörperapplikation nur ein geringer zeitlicher Abstand lag. Beide Studien untersuchten die Pharmakokinetik der applizierten Antikörper, da für therapeutische Anwendungen von Antikörpern eine lange Halbwertszeit wünschenswert ist. Vier Tage nach der letzten Injektion der beiden Antikörper ICSM18 und ICSM35 (2 mg pro Injektion) zirkulierten noch ca. 20% im Serum (White et al., 2003). Die Antikörper 8H4 und 8B4 (0,05 mg Ak) konnten bereits vier Stunden nach der Applikation nicht mehr nachgewiesen werden (Sigurdsson et al., 2003). In einer anderen Untersuchung wurden drei Tage nach einer einzelnen Injektion des Antikörpers BAR236 (1 mg Ak), der zu einer signifikanten Verlängerung der Inkubationszeit führte (P<0,001), ca. 15% detektiert, während von einem nicht-wirksamen Antikörper noch 30% im Serum nachgewiesen wurden (Feraudet et al., 2005a). In der vorliegenden Arbeit wurde von dem wirksamen Antikörper B2-43-133 zu diesem Zeitpunkt zwischen 5% und 23% der ursprünglich applizierten Antikörpermenge (1 mg) im Serum nachgewiesen (Tabelle 14). Im Vergleich dazu wurden von den anderen untersuchten Antikörpern (7-12-5, 48-11-5, 103-8 und 110-10) höhere Mengen detektiert. Ein direkter Vergleich mit den beiden ersten Studien ist aufgrund der unterschiedlichen Antikörpermengen und Zeiträume nicht möglich. Die Ergebnisse deuten auf eine geringe Halbwertszeit des Antikörpers B2-43-133 hin, so dass dieser Antikörper für passive Immunisierungen wahrscheinlich nicht optimal geeignet ist. 111 DISKUSSION Tabelle 15: Auswahl von Anti-PrP-Antikörpern Antikörper Antigen Epitop Effekt KD (µg/ml(nM)) IC50 (µg/ml(nM)) 6H4 rek.boPrP 144-152 D13 D18 R1 HaPrP27-30 HaPrP27-30 HaPrP27-30 95-104 132-156 200-231 + + R2 HaPrP27-30 8B4 8F9 8H4 Referenz + + 0,16 (3,3) 0,07 (1,6) 0,09 (1,7) 0,6 (12) 0,45 (9) 2,5 (50) 225-231 +/- 0,11 (2,2) 2 (40) rek.PrP rek.PrP rek.PrP 35-45 220-231 175-185 + + ICSM18 ICSM19 ICSM35 Sha31 BAR236 α-rek.huPrP β-rek.huPrP β-rek.huPrP Ha SAF* rek.ovPrP 146-159 K 91-110 145-152 ? + + + + + 5 (45,5) 0,36 (3,3) 0,004 (0,03) 0,1 (0,7) 0,1 (0,7) SAF83 Ha SAF* + 0,25 (1,7) BAR214 rek.ovPrP 126-141 & 161-164 ? + 0,25 (1,7) BAR221 rek.ovPrP 141-151 + 0,6 (4) SAF34 SAF61 BAR224 HaSAF** HaSAF** rek.ovPrP 59-89(4x) 142-153 141-151 + + - 1 (6,7) 2,5 (16,7) βH3 SAF34 β-rek.PrP HaSAF** ? 59-89(4x) + 1,3 (8,7) Perrier, 2004 SAF61 31C6 110 HaSAF** rek.PrP Maus-PrPSc + + + 0,8 (5,3) 0,1 (0,7) 0,2 (1,2) Kim, 2004 44B1 72 rek.PrP 89-231 Maus-PrPSc 142-153 143-149 59-65 & 83-89 K K + + 0,3 (1,7) 0,6 (4,1) 3S9 2H9 rek.huPrP rek.huPrP 141-161 151-221 + + 0,08 (0,6) 1,2 (8,4) Miyamoto, 2005 6D11 9H7 7D9 ? rek.PrP ? 93-109 143-231 ? (0,085/0,15) (0,103) (0,82) 0,07(0,47) Pankiewitcz, 2006 7H6 ? 130-140 + + (0,22) 0,16 (1,07) 8B4 rek.PrP 35-45 + (0,24) 8F9 8H4 rek.PrP rek.PrP 220-231 175-185 + (10,6) (0,38) Korth, 1997 Peretz, 2001 Sigurdsson, 2003 (0,09/6,5/0,05) (0,7/43/2,1) (0,07/0,09/0,04) Beringue, 2004 Feraudet, 2004 Bei den Antikörpern 8B4, 8F9 und 8H4 beziehen sich die KD-Werte auf rekombinantes PrP (rek. PrP), C Sc Maus-PrP und Maus-PrP . Der KD-Wert des Antikörpers 6D11 wurde auf rek. PrP und auf PrP93-122 bestimmt. * Proteinase K (PK)-behandelte, nicht-denaturierte SAF vom Hamster, ** PKbehandelte, Ameisensäure-denaturierte SAF vom Hamster, K Konformationsepitop 112 DISKUSSION 4.3 Unterschiede zwischen den Helix 1-bindenden Anti-PrP-Antikörpern Von den sieben neu generierten Anti-PrP-Antikörpern führten nur die drei Helix 1-bindenden Antikörper 103-8, 110-10 und B2-43-133 zu einer vollständigen Inhibition der PrPScAkkumulation in ScN2a-Zellen (Abbildung 20). Der Einfluss auf die Infektiosität der behandelten ScN2a-Zellen war jedoch unterschiedlich, da der Antikörper 110-10 keinen Effekt zeigte, der Antikörper 103-8 die Infektiosität reduzierte und der Antikörper B2-43-133 die Infektiosität der behandelten ScN2a-Zellen vollständig löschte (Tabelle 13). Um Unterschiede in dieser Gruppe von Helix 1-bindenden Antikörpern zu identifizieren, wurde ihre Charakterisierung im Hinblick auf die inhibitorische Effizienz analysiert. Obwohl das Epitop von allen drei Antikörpern innerhalb der Aminosäuresequenz 142-157 von PrPC lokalisiert wurde, deutet die Analyse der Speziesreaktivität darauf hin, dass zumindest der Antikörper 103-8 innerhalb dieser Sequenz ein anders definiertes Epitop als die Antikörper 110-10 und B2-43-133 erkennt (Daten nicht gezeigt). Bei der Bindung der Antikörper an ScN2a-Zellen wurden ebenfalls Unterschiede zwischen den Helix 1-bindenden Antikörper bestimmt (Abbildung 29). Im Vergleich zum Antikörper 110-10 und 103-8 erkannte der Antikörper B2-43-133 PrPC und PrPSc mit einer höheren Fluoreszenzintensität. Da jedoch auch nach der Bindung des unvollständig wirksamen Antikörpers 48-11-5 an native ScN2a-Zellen eine stärkere Fluoreszenzintensität als mit den wirksamen Antikörpern 110-10 und 103-8 detektiert wurde, ist es unwahrscheinlich, dass diese Fähigkeit ausschlaggebend für den inhibitorischen Effekt der Antikörper ist. Die Affinität der Antikörper zu rekombinantem PrP war hingegen sehr ähnlich (Tabelle 11). Trotz der minimalen Unterschiede innerhalb der Gruppe der Helix 1-bindenden Antikörper und im Vergleich zu den β-Faltblatt 2- und STE-bindenden Antikörpern lagen alle bestimmten KD-Konstanten im pikomolaren Bereich und waren niedriger als viele der zuvor bestimmten KD-Konstanten (Tabelle 15). Somit kann über die KD-Konstante kein Rückschluß auf das inhibitorische Potential eines Antikörpers gezogen werden. Zusätzlich wurde die Avidität der Antigen-Antikörper-Interaktion analysiert. Im Vergleich zu den β-Faltblatt 2- und STE-bindenden Antikörpern waren die Aviditätsindizes der Helix 1-bindenden Antikörper größer als 0,5 M. Die stärkste Bindung innerhalb dieser Gruppe zeigte der Antikörper 103-8 (1,37 M), während die beiden Antikörper 110-10 und B2-43-133 relativ ähnliche Aviditätsindizes zeigten (~0,6 M). Würde jedoch die Avidität die Eigenschaft der Antikörper sein, welche den inhibitorischen Effekt bestimmt, so sollte der Antikörper B2-43-133, und ebenso der wirksame Referenzantikörper 6H4 (0,94 M), einen höheren Aviditätsindex als der Antikörper 103-8 besitzen. In einer anderen Studie wurde die Hypothese aufgestellt, dass Antikörper, die ausschließlich PrPC binden weniger effizient sind als Antikörper, die an beide PrP-Isoformen binden (Beringue et al., 2004). In der vorliegenden Arbeit waren alle Antikörper fähig, neben PrPC, spezifisch 113 DISKUSSION PrPSc von ScN2a-Zellen zu detektieren (Abbildung 22). Die Bindungsanalyse der Antikörper an PrP von ScN2a-Zellen zeigte jedoch, dass die Affinitäten der einzelnen Antikörper unterschiedlich waren (Abbildung 29). Interessanterweise war die Affinität des Antikörpers 110-10, der Antikörper aus der Helix 1-bindenden Gruppe mit dem schwächsten inhibitorischen Effekt, so gering, dass die Dissoziationskonstante auf diesem Substrat nicht bestimmt werden konnte. Hingegen wurden für die drei Antikörper 6H4, ICSM18 und B2-43-133, diejenigen Antikörper mit dem stärksten inhibitorischen Effekt, die kleinsten KD-Konstanten ermittelt und somit die höchste Affinitäten (Tabelle 11). Da jedoch die KD-Konstante des β-Faltblatt 2-bindenden Antikörpers 48-11-5 auf ScN2a-Zellen, welcher nur unvollständig inhibitorisch wirkt, deutlich geringer ist, als die des Antikörpers 103-8, spricht dies ebenfalls gegen eine direkte Korrelation von Affinität und inhibitorischer Wirkung. Auch andere Studien konnten keine Korrelation zwischen der Immunreaktivität gegenüber PrPSc und dem inhibitorischen Effekt der Antikörper finden (Feraudet et al., 2005b). Tabelle 16: Charakterisierung der neuen Anti-PrP-Antikörper 23 N 7 1 6 1 4 3 21 12 -12 -13 15 -16 19 1 0 4 2 8 1 9 51-91 20 95 14 16 11 12 17 STE TM H3 H1 H2 β1 β2 Oktarepeats S-S 23 C GPI Inhibition von PrPSc Avidität Antigen: rek. PrP 7-12-5 12-29 48-11-5 103-8 110-10 1 KD (M) KD (M) rek. PrP natives PrP 0,11 3,5x10-14 / 0,3 / / 1,7x10-12 (10 µg/ml) (M) +/+ + 0,22 3,9x10-14 1,37 6,7x10-14 / 0,57 3,2x10-14 4,9x10-12 + +/- 0,67 0,11 1,6x10-13 4,9x10-13 Antigen: fib. PrP B2-43-133 B2-31-166 93-106 / / 142-157 158-171 H1-3 = α-Helix 1-3, β1-2 = β-Faltblatt 1-2, STE = Stopp-Transfer-Effektor-Sequenz, TM = Transmembrandomäne, S-S = Disulfidbrücke, GPI = Glycosylphosphatidylinositol-Anker, M = Molarität, fib. PrP = fibrilläres rekombinantes PrP, rek. PrP = rekombinantes PrP Zusammenfassend lässt sich sagen, dass innerhalb der Gruppe der Helix 1-bindenden Antikörper sowohl Unterschiede im Epitop als auch in den Bindungen an PrPC und PrPSc 114 DISKUSSION bestehen (Tabelle 16). Bezieht man jedoch die Ergebnisse der β-Faltblatt 2-bindenden Antikörper in die Analyse mit ein, kann kein direkter Zusammenhang zwischen den untersuchten Eigenschaften und dem inhibitorischen Effekt der Antikörper bestimmt werden. 4.4 Die Hypothesen über den Wirkungsmechanismus der Anti-PrP-Antikörper inhibitorische Wirkung von Anti-PrP-Antikörpern auf die PrPSc-Akkumulation in verschiedenen Zelllinien wurde bereits mehrfach demonstriert (Beringue et al., 2004; Enari et al., 2001; Feraudet et al., 2005b; Kim et al., 2004; Miyamoto et al., 2005; Pankiewicz et al., 2006). Der Wirkungsmechanismus, den die Antikörper nutzen, um den Konformationswechsel von PrPC zu PrPSc zu verhindern, ist jedoch bis heute unbekannt. Ausgehend von dem Wissen, dass der Konformationswechsel entweder auf der Zelloberfläche oder in endozytotischen Kompartimenten stattfindet (Arnold et al., 1995; Borchelt et al., 1992; Caughey und Raymond, 1991; Mayer et al., 1992) und eine direkte Interaktion zwischen PrPC und PrPSc notwendig ist, an der eventuell Hilfsmoleküle beteiligt sind (Deleault et al., 2003; Telling et al., 1995), wurden verschiedene Hypothesen über den Wirkungsmechanismus formuliert (Abbildung 33). Viele der wirksamen Anti-PrP-Antikörper (Tabelle 15) binden PrPC innerhalb der Helix 1 (Reste 143-151) (Beringue et al., 2004; Enari et al., 2001; Miyamoto et al., 2005; Peretz et al., 2001; Perrier et al., 2004; White et al., 2003). Auch das Epitop der drei inhibitorisch wirksamen Antikörper 103-8, 110-10 und B2-43-133 wurde in dieser Region lokalisiert (Reste 142-157) (Abbildung 16). Beim Konformationswechsel wird dieser Bereich und die N-terminale Domäne in eine β-helikale Struktur umgewandelt (Eghiaian et al., 2004; Govaerts et al., 2004). Dies legt die Vermutung nahe, dass die Antikörperbindung an PrPC zu einer sterischen Blockade des Konformationswechsels führt. Die Bindung könnte aber auch die Interaktion von PrPC mit PrPSc inhibieren. PrPSc bindet mit einer hohen Affinität an die Aminosäuresequenzen 23-33, 98-110 und 136-158 von PrPC (Solforosi et al., 2007). Die Epitope aller Antikörper, die einen inhibitorischen Effekt zeigten, beschränken sich auf vier Regionen (Reste 59-89, 90-109, 144-156 und 225-231) (Tabelle 15), von denen zwei mit den PrPSc-affinen Epitopen übereinstimmen. Somit könnten die Antikörper, welche an diese Epitope binden, direkt die Interaktion zwischen PrPC und PrPSc inhibieren (Abbildung 33B). Die Studie zeigte jedoch auch, dass die Sequenzen 29-49, 110-136 und 158-231 keine intrinsische Affinität für PrPSc besitzen (Solforosi et al., 2007). Trotzdem existieren Antikörper, wie zum Beispiel die Antikörper 8H4 und 8F9 oder die Fab-Fragmente R1 und R2, deren Epitope zwischen den Aminosäuren 175 bis 231 lokalisiert sind und welche die PrPSc-Akkumulation inhibieren (Tabelle 15). Auch in der vorliegenden Studie wurde ein Antikörper generiert, 48-11-5, welcher an die Sequenz 158 bis 176 bindet und zu einer unvollständigen Inhibition der Prionreplikation führt. Dies lässt vermuten, dass, neben der oben 115 DISKUSSION genannten direkten Störung der PrPC-PrPSc-Interaktion, den Antikörpern auch andere Mechanismen zur Verfügung stehen müssen. Abbildung 33: Schematische Darstellung der Mechanismen antikörpervermittelter Sc Prioninaktivierung. A) Prionreplikation in einer infizierten Zelle. B) Der Antikörper bindet an PrP C Sc C C und/oder PrP und verhindern so die PrP -PrP -Interaktion. Die Bindung der PrP -spezifischen C Antikörper kann zusätzlich dazu führen, dass der PrP -Metabolismus gestört wird und die Verfügbarkeit C von PrP als Substrat für die Konversion limitiert wird. C) Der Antikörper induziert eine erhöhte C Konzentration von freiem PrP . Dieses bildet einen Komplex mit freiem Antikörper (1) und sequestriert Sc PrP , so dass diese Moleküle für den Konversionsprozess unzugänglich sind (2). D) Der Antikörper C interferiert mit der Interaktion von PrP und einem zellulären Rezeptor und löst dadurch die Degradation C von PrP aus. Die Bindung des Antikörpers könnte auch eine Störung des regulären PrPC-Metabolismus auslösen. Die Entfernung von PrPC von der Zelloberfläche, zum Beispiel durch die Phosphatidylinositol-spezifische Phospholipase C (PIPLC) oder Intrabodies, die den Transport von reifem PrPC zur Zelloberfläche durch eine ER-spezifische Signalsequenz verhindern, führte zu einer PrPSc-Reduktion (Cardinale et al., 2005; Enari et al., 2001; Vetrugno et al., 2005). In 116 DISKUSSION einer in vitro Studie wurde beobachtet, dass durch die Antikörperbehandlung die Halbwertszeit von PrPC auf der Zelloberfläche reduziert wird, indem die PrPC-Degradation verstärkt wird (Gilch et al., 2003; Perrier et al., 2004). Es wurde vermutet, dass die Degradation durch eine Störung der Interaktion von PrP mit dem Laminin-Rezeptor (LRP/LR) ausgelöst wurde (Perrier et al., 2004), der für die Internalisierung von PrP notwendig ist (Gauczynski et al., 2001; Morel et al., 2005) (Abbildung 33D). Gleichzeitig könnten Anti-PrP-Antikörper aber auch einen stabilisierenden Effekt auf PrPC besitzen, indem sie die Internalisierung von PrPC verhindern und somit auch die Konversion in den subzellulären Kompartimenten (Abbildung 33B). Einige inhibitorische Antikörper, wie zum Beispiel SAF34 und 110 (Tabelle 15), binden an die Oktarepeats der N-terminalen Domäne. Diese Domäne ist zwar für die Replikation nicht essentiell (Flechsig et al., 2000; Rogers et al., 1993), jedoch für den subzellulären Transport und für die Endozytose von PrPC (Nunziante et al., 2003; Shyng et al., 1995), so dass diese Antikörper zu einer verringerten Endozytoserate führen könnten. Ebenfalls konnte gezeigt werden, dass Antikörper den PrPC-Gehalt auf der Zelloberfläche Epitop-unabhängig stabilisieren. Die Bindung des Helix 1-bindenden Antikörpers 31C6 verlängerte die Halbwertszeit von PrPC auf der Zelloberfläche (Retention) und verhinderte so die PrPC-Internalisierung und die Konversion zu PrPSc (Kim et al., 2004). Dies wurde in der vorliegenden Arbeit auf ScN2a-Zellen für den Antikörper B2-43-133 und den Referenzantikörper ICSM18 beobachtet (Abbildung 30). Bei den wirksamen Antikörpern 103-8 und 110-10 sowie bei dem Referenzantikörper 6H4 verlängerte die Bindung jedoch nicht die Retention von PrPC. Das gebundene PrPC wurde innerhalb eines ähnlich kurzen Zeitraums wie bei dem unvollständig wirksamen Antikörpern 48-11-5 internalisiert. Eine andere Hypothese geht davon aus, dass die Inhibition der Prionreplikation nicht durch einen freien Antikörper, sondern durch einen freien PrP/Antikörper-Komplex vermittelt wird (Feraudet et al., 2005a). Dies wurde von den Beobachtungen abgeleitet, dass eine einzelne Anti-PrP-Antikörperinjektion in wildtypische Mäuse zu einem Anstieg von freiem PrPC im Blut führte und gleichzeitig ein PrPC/Ak-Komplex mit einer langen Halbwertszeit nachgewiesen wurde, während der freie Antikörper nur eine relativ kurze Halbwertszeit im Blut besaß. Bindet dieser PrP/Ak-Komplex an PrPC oder PrPSc, kann er entweder die Interaktion zwischen den beiden Isoformen verhindern oder er neutralisiert bereits existierendes PrPSc (Feraudet et al., 2005a) (Abbildung 33C). In der vorliegenden Arbeit reduzierte die Komplexbildung mit rekombinantem PrP den inhibitorischen Effekt des Antikörpers B2-43-133, obwohl ein stabiler Komplex auch noch nach fünf Tagen im Medium nachgewiesen wurde (Abbildung 27). Zwar wurde auch eine vollständige Reduktion des PrPSc-Signals nach der Behandlung mit dem Komplex beobachtet, jedoch war eine ca. achtfach höhere Antikörperkonzentration im Vergleich zu freiem Antikörper notwendig. Da der IC50-Wert des Antikörpers B2-43-133 sehr niedrig ist 117 DISKUSSION (0,044 µg/ml), legt dies die Vermutung nah, dass der Effekt auf freien Antikörper zurückzuführen ist, der durch die unspezifische Spaltung eines kleinen Teils des Komplexes entstanden ist. Ob diese Modellvorstellungen auch auf die in vivo-Situation übertragbar sind, ist noch unklar. Der Antikörper 7D9, der in Zellkulturversuchen keinen inhibitorischen Effekt zeigte, reduzierte die Infektiosität eines Inokulums durch Präinkubation und verlängerte nach einer einmaligen Injektion die Inkubationszeit von infizierten Mäusen signifikant (Pankiewicz et al., 2006). Die Überprüfung mehrere Hypothesen bezüglich des Wirkungsmechanismusses von Anti-PrPAntikörpern lieferte kein eindeutiges Ergebnis. Alle wirksamen Antikörper (103-8, 110-10, B2-43-133) können theoretisch aufgrund ihres Epitopes mit der PrPC-PrPSc-Interaktion interferieren. Zusätzlich verlängerte der Antikörper B2-43-133 die Retention von PrP auf der Zelloberfläche. Da dies aber für den Referenzantikörper 6H4, der einen ähnlich starken inhibitorschen Effekt wie der Antikörper B2-43-133 zeigte, nicht beobachtet wurde, ist es unwahrscheinlich, dass die Retention von PrP der Wirkungsmechanismus ist. Jedoch muss in Betracht gezogen werden, dass verschiedene Antikörper verschiedene Mechanismen nutzen könnten und dass sich einzelne Mechanismen nicht gegenseitig ausschließen, sondern auch durch ihre Kombination die inhibitorische Effizienz erhöhen könnten. 4.5 Ausblick Die vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass der Antikörper B2-43-133 ein idealer Kandidat für weiterführende Untersuchungen bezüglich möglicher therapeutischer Implikationen ist. Die kontinuierliche Applikation eines Antikörpers, der gegen ein körpereigenes Protein gerichtet ist, birgt jedoch mehrere Risiken. Zum einen besteht die Gefahr, dass die Toleranz gegen das Protein überwunden wird und es zur Entwicklung von Autoimmunkrankheiten kommt, zum anderen könnten die Antikörper die Funktion von PrPC beeinflussen. Bei wildtypischen Mäusen, die für 53 Wochen zweimal wöchentlich mit hohen Dosen Anti-PrP-Antikörpern behandelt wurden, wurden keine unerwünschten Nebeneffekte beobachtet (White et al., 2003). Ein weiteres Problem bei der Behandlung von Prionenerkrankungen ist, dass es nach einer peripheren Infektion mit Prionen, die in der Regel bei Scrapie, BSE und vCJD vorliegt, nach einer Replikationsphase in den sekundären lymphoiden Organen zu einer Prioneninvasion ins ZNS kommt (Neuroinvasion). Obwohl die Antikörper in den vorgestellten Studien die Prionpathogenese nach intraperitonealer Infektion signifikant beeinflussten, konnte nach intrazerebraler Infektion weder die Applikation von Antikörpern noch die kontinuierliche Expression einer Anti-PrP-µ-Kette die Entwicklung einer vollständigen Scrapie-Pathogenese stoppen (Heppner et al., 2001; White et al., 2003). Da die Antikörper die Blut-Hirn-Schranke nicht effizient passieren können, ist ihre Verfügbarkeit im Gehirn limitiert. Wird jedoch die 118 DISKUSSION Prionenerkrankung erst nach der Neuroinvasion diagnostiziert, ist es notwendig, dass effektive Immuntherapeutika auch ins ZNS eindringen können. Eine Möglichkeit, um die Bioverfügbarkeit der Antikörper im Gehirn zu maximieren, ist die direkte intrazerebrale Applikation. In einer Pilotstudie führte jedoch die direkte Injektion von Anti-PrP-Antikörpern, die an die Sequenz 95-105 binden, in den Hippocampus wildtypischer Mäuse zu neuronaler Apoptose. Da die Applikation der korrespondierenden Fab-Fragmente keine Apoptose induzierte, wurde ein Komplement-vermittelter Effekt über den FC-Teil ausgeschlossen. Die Autoren folgerten vielmehr, dass durch die Dimerisierung von extrazellulärem PrPC über ein bestimmtes Epitop eine Signalkaskade ausgelöst wurde (Solforosi et al., 2004). Diese Beobachtungen sprechen dafür, dass passive Immunisierungsstrategien mit humanisierten Antikörpern eher zur Postexpositionsprophylaxe geeignet sind, d.h. wenn PrP für die im Blut zirkulierenden Antikörpern noch zugänglich ist. Im Falle von asymptomatischen Trägern pathogener PRNP-Mutationen oder bestimmten Risikogruppen wie z.B. Empfänger von vCJD-kontaminiertem Blut könnte eine postprophylaktische Behandlung mit Anti-PrPAntikörpern zu therapeutischen Erfolgen führen. Gentherapeutische Strategien bieten eine Möglichkeit, um die oben genannten Limitationen zu umgehen. Kürzlich wurde gezeigt, dass eine humane Zelllinie, die kontinuierlich scFv des monoklonalen Antikörpers 6H4 sezernierte, nach Kokultivierung mit ScN2a-Zellen zu einer parakrinen Hemmung der Prionenpropagation führte (Donofrio et al., 2005). Solche genetisch veränderten Zellen bieten den Vorteil, dass sie in die Nähe der Zielstruktur implantiert werden können und dort über einen längeren Zeitraum kontinuierlich Antikörper bzw. Antikörperfragmente sezernieren. Um diese Zellen vor dem Immunsystem des Empfängers zu schützen, können sie zusätzlich in polykationische Kapseln eingeschlossen werden. Eine semipermeable Membran gewährleistet dann, dass die Zellen mit Nährstoffen versorgt werden und die sezernierten Antikörper in den Metabolismus gelangen (Orive et al., 2003). Diese Technologie wurde bereits für die Krankheit Chorea Huntington in einer Phase I Studie untersucht (Bachoud-Levi et al., 2000; Bloch et al., 2004). Im Hinblick auf diese Untersuchungen soll in zukünftigen Experimenten der Anti-PrP-Antikörper B2-43-133 kloniert werden und eine Zelllinie etabliert werden, welche diesen Antikörper kontinuierlich sezerniert und für therapeutische Zwecke einsetzbar ist. 119 ZUSAMMENFASSUNG 5 Zusammenfassung 5.1 Deutsch Der Verlauf von Prionenerkrankungen wird durch die Akkumulation einer abnormal gefalteten Isoform des zellulären Prion-Proteins PrPC bestimmt. Diese infektiöse Isoform, die PrPSc genannt wird, entsteht, indem sie mit PrPC interagiert und dieses die Konformation von PrPSc übernimmt. Die Konversion des zellulären Prion-Proteins PrPC in seine pathogene Isoform PrPSc und die damit verbundene PrPSc-Akkumulation sind demnach die wesentlichen Merkmale von Prionenerkrankungen und bieten mögliche therapeutische Ansatzpunkte. Studien aus den letzten Jahren haben gezeigt, dass Antikörper, die gegen PrPC und/oder PrPSc gerichtet sind, in vitro und in vivo in den Konversionsprozess eingreifen können und so die PrPSc-Akkumulation inhibieren (Enari et al., 2001; Feraudet et al., 2005b; Kim et al., 2004; Miyamoto et al., 2005; Pankiewicz et al., 2006; White et al., 2003). Das Ziel der vorliegenden Arbeit war somit die Generation neuer Anti-PrP-Antikörper, welche die PrPSc-Konversion effizient hemmen können und somit die Auswahl an Anti-PrP-Antikörpern für therapeutische und diagnostische Zwecke zu erweitern. Insgesamt wurden sieben Anti-PrP-Antikörper mittels „Hybridom“-Technik hergestellt. Zwei der Antikörper (B2-31-166 und B2-43-133) resultierten aus einer Fusion mit Milzzellen von Prnp0/0Mäusen, die zuvor mit fibrillärem PrP immunisiert wurden. Bei fünf Antikörpern (7-12-5, 12-29, 48-11-5, 103-8 und 110-10) wurde für die Immunisierung rekombinantes PrP verwendet. Alle Antikörper detektierten rekombinantes PrP sowie natives und denaturiertes PrPC und PrPSc. Die bestimmten Aviditäten und die relativ einheitlichen Dissoziationskonstanten (KD-Konstante) waren mit kommerziellen Referenzantikörpern vergleichbar. Das Epitop des Antikörpers B2-31-166 wurde im unstrukturierten N-Terminus von PrP lokalisiert (Reste 96-110), während die Antikörper 7-12-5, 12-29 und 48-11-5 PrP im globulären C-Terminus binden (Reste 158176). Das Epitop der Antikörper 103-8, 110-10 und B2-43-133 wurde ebenfalls im C-Terminus bestimmt (Reste 142-157). Diese Antikörper binden PrP im Bereich der Helix 1 (Reste 144152), einem Epitop, das bereits häufiger für inhibitorisch wirksame Antikörper bestimmt wurde. Drei der sieben Anti-PrP-Antikörper (7-12-5, 12-29 und B2-31-166) hemmten die Sc PrP -Akkumulation in Prion-infizierten N2a-Zellen (ScN2a-Zellen) nicht. Der Antikörper 48-11-5 führte zu einer unvollständigen Reduktion des PrPSc-Gehalts, die sich auch durch die Verlängerung des Applikationszeitraums nicht verstärken ließ. Dagegen inhibierten die Antikörper 103-8, 110-10 und B2-43-133 die PrPSc-Akkumulation vollständig. Dieser Effekt wurde auf eine spezifische Interaktion der Antikörper mit PrP zurückgeführt, da ein zytotoxischer Effekt, der den PrPSc-Gehalt unspezifisch hätte verringern können, nicht beobachtet wurde. 120 ZUSAMMENFASSUNG Bei der Analyse der Infektiosität von ScN2a-Zellen zeigte sich jedoch, dass der Antikörper 110-10 zwar die PrPSc-Akkumulation inhibierte, aber die Infektiosität der Zellen nicht reduzieren konnte. Die Behandlung mit dem Antikörper 103-8 reduzierte die Infektiosität der ScN2a-Zellen zwar, jedoch setzte 30 Tage nach Abschluss der Behandlung eine erneute PrPSc-Akkumulation in ScN2a-Zellen ein. Dagegen reduzierte die Behandlung mit dem Antikörper B2-43-133 die Infektiosität der ScN2a-Zellen vollständig. Des Weiteren wurde bei diesen Zellen auch nach 36 Tagen Kultivierung ohne Antikörper keine erneute PrPSc-Akkumulation detektiert. Die starke inhibitorische Wirkung dieses Antikörpers wird zusätzlich durch einen sehr niedrigen IC50-Wert (0,31 nM) unterstützt, der mit kommerziellen Referenzantikörpern vergleichbar ist. Zusammenfassend sprechen diese Ergebnisse dafür, dass von den sieben neu generierten Anti-PrP-Antikörpern der Antikörper B2-43-133 ein Kandidat für weiterführende Experimente mit therapeutischem Hintergrund ist. Welchen Mechanismus die Anti-PrP-Antikörper für die Inhibition nutzen, konnte nicht geklärt werden. Obwohl der Antikörper B2-43-133 die Verweildauer von PrPC auf der Zelloberfläche (Retention) verlängerte, wodurch hypothetisch die gebundenen PrPC-Moleküle der PrPSc-Konversion entzogen werden können, wurde dies für einen Referenzantikörper, welcher einen ähnlichen inhibitorischen Effekt besitzt, nicht beobachtet. Dies spricht entweder dafür, dass die Verlängerung der Retention nur ein weiteres Charakteristikum der Antikörper ist und ein anderer Mechanismus genutzt wird, oder dafür, dass verschiedene Antikörper verschiedene Mechanismen nutzen können. Auch die Hypothese, dass die inhibitorische Wirkung des Antikörpers durch eine Komplexbildung mit PrP vermittelt wird, konnte nicht bestätigt werden, da eine stabile Komplexbildung des Antikörpers B2-43-133 mit rekombinantem PrP zu einer Erhöhung des IC50-Werts im Vergleich zu freiem Antikörper führte. 121 ZUSAMMENFASSUNG 5.2 Englisch The development of prion diseases is characterized by accumulation of an abnormal folded isoform of the cellular prion protein (PrPC). This infectious isoform, called PrPSc, emerges through interaction with PrPC adopting the conformation of PrPSc. Thus, conversion of PrPC to its pathogenic isoform and the resulting PrPSc accumulation are substantial hallmarks of prion diseases that provide possible therapeutical intervention points. Recent studies have shown that antibodies recognizing PrPC and/or PrPSc interfere with the conversion process in vitro and in vivo and inhibit PrPSc accumulation (Enari et al., 2001; Feraudet et al., 2005b; Kim et al., 2004; Miyamoto et al., 2005; Pankiewicz et al., 2006; White et al., 2003). This study was initiated to generate new anti-PrP antibodies that could efficiently inhibit the PrPSc conversion and thereby extend the repertoire of monoclonal antibodies (mAbs) for therapeutic and diagnostic use. Altogether, seven antibodies could be established by hybridoma-technique: two mAbs from immunisation of Prnp0/0 mice with fibrillar PrP (B2-31-166 and B2-43-133) and the remainder (7-12-5, 12-29, 48-11-5, 103-8 und 110-10) by using recombinant PrP as immunogen. All antibodies were able to detect recombinant PrP as well as native and denaturated PrPC and PrPSc. The avidities and similar dissociation constants were comparable to commercial reference antibodies. The epitope of mAb B2-31-166 was determined in the unstructured Nterminal domain (residues 96-110), whereas mAbs 7-12-5, 12-29 and 48-115 detected an epitope in the C-terminal globular domain (residues 158-176). The epitopes of mAbs 103-8, 110-10 and B2-43-133 are located in the C-terminus (residues 142-157) as well and correspond to the α-helix 1 of PrPC (residues 144-152). This region was already determined as a potential epitope for other inhibitory effective antibodies. Three antibodies (7-12-5, 12-29 and B2-31-166) did not inhibit PrPSc accumulation in prioninfected cells (ScN2a cells). MAb 48-11-5 only led to an incomplete reduction of the PrPSc content. This effect could not be strengthened through extending the treatment period. In contrast, mAbs 103-8, 110-10 and B2-43-133 were able to completely inhibit the PrPSc accumulation in ScN2a cells. This effect was attributed to a specific interaction between antibodies and PrP as no cytotoxic effect was detectable that could lead to an unspecific reduction of the PrPSc content. Interestingly, analysis of the infectivity of antibody-treated ScN2a cells showed that mAb 110-10 was indeed able to inhibit PrPSc accumulation, although it did not affect the infectivity of ScN2a cells. MAb 103-8 reduced the infectivity level, but new PrPSc accumulation could be detected in ScN2a cells 30 days after the treatment had been finished. Only treatment with mAb B2-43-133 completely eliminated the infectivity of ScN2a cells and no PrPSc could be detected in ScN2a cells even 36 days after treatment. The strong inhibitory effect of this antibody is supported by a very low IC50 value (0,31 nM) which is also comparable with commercial anti-PrP antibodies. In 122 ZUSAMMENFASSUNG summary, these results indicate that anti-PrP antibody B2-43-133 represents a good candidate for future immunotherapeutic approaches. Furthermore, it was impossible to clearly identify the underlying mechanisms of the antibodies for the inhibition of PrPSc accumulation. Although mAb B2-43-133 prolonged the retention of PrPC on the cell surface, whereby the bound PrPC molecules could hypothetical withdraw the PrPSc conversion, this could not be observed for commercial antibodies with similar inhibitory effect. These data imply that the prolongation of the PrP retention is only one feature of mAb B2-43-133. However, it is possible that different antibodies use different mechanisms to inhibit PrPSc conversion and that the retention is one of them. In addition, the inhibition of PrPSc accumulation is probably not mediated by the formation of an antibody-protein complex since the treatment of ScN2a cells with a stable complex consisting of B2-43-133 and recombinant PrP complex decreased the inhibitory effect compared to free antibody. 123 LITERATURVERZEICHNIS 6 Literaturverzeichnis Aguzzi, A., und Sigurdson, C. J. (2004). Antiprion immunotherapy: to suppress or to stimulate? Nat Rev Immunol 4, 725-736. Alper, T., Cramp, W. A., Haig, D. A., und Clarke, M. C. (1967). Does the agent of scrapie replicate without nucleic acid? Nature 214, 764-766. Alper, T., Haig, D. A., und Clarke, M. C. (1966). The exceptionally small size of the scrapie agent. Biochem Biophys Res Commun 22, 278-284. Arbel, M., Lavie, V., und Solomon, B. (2003). Generation of antibodies against prion protein in wild-type mice via helix 1 peptide immunization. J Neuroimmunol 144, 38-45. Arnold, J. E., Tipler, C., Laszlo, L., Hope, J., Landon, M., und Mayer, R. J. 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Stress-inducible protein 1 is a cell surface ligand for cellular prion that triggers neuroprotection. Embo J 21, 3307-3316. 142 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS 7 7.1 Anhang Abkürzungsverzeichnis Über die gebräuchlichen SI- und IUPAC-Einheiten hinausgehend wurden die folgenden Abkürzungen verwendet: A Aβ A.dest. AD AI Ak amp APC APP AS boPrP bp BSA BSE bzw. CD cDNA CDR CFA CH CJD CL CMV CO2 CpG CTB Cu CWD D DC ddH2O ddNTP D-Gensement DMSO DNA dpi E E.coli ECL EDTA ELISA et al. Fab FACS Alanin Amyloid-β destilliertes Wasser Alzheimer-Krankheit Aviditätsindex Antikörper Ampicillin Antigen-präsentierende Zelle Amyloid-Precursor-Protein Aminosäure bovines PrP Basenpaare Rinderserumalbumin Bovine Spongiforme Enzephalopathie beziehungsweise Lymphozyten-Differenzierungsmarker complementary DNA complementary determining region Komplettes Freund-Adjuvans konstante Domäne der schweren Kette Creutzfeldt-Jakob-Krankheit konstante Domäne der leichten Kette Cytomegalievirus Kohlendioxid Cytosin-Guanosin-Dinukleotide Cholera Toxin Untereinheit B Kupfer Chronic Wasting Disease Asparaginsäure dendritische Zellen doppelt destilliertes Wasser Didesoxyribonukleotid-Triphosphat Diversity-Gensegement Dimethylsulfoxid Desoxyribonukleinsäure days post inoculation Glutaminsäure Escherichia coli Enhanced Chemiluminescense Ethylendiamintetraacetat Enzyme-linked-immunosorbent-assay et altera Fragment antigen binding Fluorescence-activated-cell-sorting 143 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS FC fCJD FCS FDC FFI fib.PrP FITC FR FSE GABA GPI GSS H HAMA HaPrP HAT-Medium H-Kette HRP i.c. i.p. iCJD IFA Ig IL in vitro in vivo J-Gensegment K kb KD kDa KLH LB L-Kette mAk Met MHC MOCK N NCAM NH4SCN NMR OD ODN ovPrP PAGE pAK PBS PCR PEG pH PK PMSF Fragment crystallizable familiäre Creutzfeldt-Jakob-Krankheit fötales Kälberserum follikulär dendritische Zellen Fatal Familiäre Insomnie fibrilläres PrP Fluoresceinisothiocyanat framework region Feline Spongiforme Enzephalopathie γ-Aminobuttersäure Glykosyl-Phosphatidyl-Inositol-Gruppe Gerstmann-Sträussler-Scheinker-Syndrom Histidin humaner Anti-Maus-Antikörper Hamster-PrP Hypoxanthin-Aminopterin-Thymidin-Medium heavy chain Horseraddish Peroxidase intrazerebral intraperitoneal iatrogene Creutzfeldt-Jakob-Krankheit inkomplettes Freund-Adjuvants Immunglobulin Interleukin in Zellkultur/Reagenzglas am Lebenden Joining-Gensegement Lysin Kilobasenpaar Dissoziationskonstante Kilodalton Keyhole limpet Hämocyanin Luria Broth (Medium) light chain monoklonaler Antikörper Methionin Haupthistokompatibilitätskomplex unbehandelt Asparagin neurales Zellenadhäsionsmolekül Ammoniumthiocyanat Kernresonanz-Spektroskopie Optische Dichte Oligodinukleotid(e) ovines PrP Polyacrylamidgelelektrophorese polyklonaler Antikörper Phosphat-gepufferte Salzlösung Polymerasekettenreaktion Polyethylenglykol negativer dekadischer Logarithmus der Hydroniumionenkonzentration Proteinase K Phenylmethylsulfonylfluorid 144 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS PPS PRNP Prnp0/0 PrPC PrPSc PVDF Q R RAG rek. PrP rER RML RNA rpm RSS RT SAF scFv sCJD SDS SOD-1 STE T TAE TBST Temp. TM TME TSE U V Val vCJD VH VL Y z.B. z.T. Zn ZNS Pentosanpolyphosphat Genlocus des humanen Prion-Proteins PrP-defiziente Mäuse (Knockout) zelluläres Prion-Protein pathologische Form des Prion-Proteins Polyvinylidene Fluoride Glutamin Arginin Rekombination-aktivierendes Gen rekombinantes Maus-PrP raues endoplasmatisches Retikulum Rocky-Mountain-Laboratory Ribonukleinsäure Runden pro Minute Rekombination-Signal-Sequenz Raumtemperatur Scrapie-assoziierte Fibrillen single chain fragment variable sporadische Creutzfeldt-Jakob-Krankheit Natriumdodecylsulfat Superoxiddismutase-1 Stop-Transfer-Effektor-Seite Threonin Tris-Essigsäure-EDTA-Puffer Tris-gepufferte Salzlösung mit Tween 20 Temperatur transmembrane Region Transmissible Mink Encephalopathy transmissible spongiforme Enzephalopathien unit (Enzymaktivitätseinheit) Volt Valin variante Form der Creutzfeldt-Jakob-Disease variable Domäne der schweren Kette variable Domäne der leichten Kette Tyrosin zum Beispiel zum Teil Zink zentrales Nervensystem 145 TABELLEN- UND ABBILDUNGSVERZEICHNIS 7.2 Tabellen- und Abbildungsverzeichnis Tabelle 1: Zusammenfassung humaner Prionenerkrankungen. C Sc Tabelle 2: Vergleich der Eigenschaften von PrP , PrP 7 und PrP27-30. Tabelle 3: Eigenschaften muriner Immunglobuline. 13 25 Tabelle 4: Klinisch zugelassene Antikörper in Deutschland. . 32 Tabelle 5: Verdünnungen der im Western Blot verwendeten Antikörper. 54 Tabelle 6: Verdünnungen der im Durchflusszytometer verwendeten Antikörper. 58 Tabelle 7: Ausgewählte Parameter der Fusionen. 73 Tabelle 8: Übersicht der neuen monoklonalen Anti-PrP-Antikörper. 75 Tabelle 9: Durchschnittliche Mengen an sezernierten Antikörpern im Medium. 77 Tabelle 10: Aviditätsindizes (AI) der Anti-PrP-Antikörper. 85 Tabelle 11: KD-Konstanten der Anti-PrP-Antikörper. 86 Tabelle 12: IC50-Werte der Anti-PrP-Antikörper. 92 Tabelle 13: Bioassay für die Bestimmung der Infektiosität von ScN2a-Zellen nach der Behandlung mit Anti-PrP-Antikörpern. 97 Tabelle 14: Prozentualer Anteil der Antikörper im Serum der Mäuse. 104 Tabelle 15: Auswahl von Anti-PrP-Antikörpern. 112 Tabelle 16: Charakterisierung der neuen Anti-PrP-Antikörper. 114 Abb. 1: Pathogene Mutationen und Polymorphismen des humanen PRNP-Gens. 8 Abb. 2: Schematische Darstellung des murinen Prion-Proteins. 11 Abb. 3: NMR-Struktur von rekombinantem PrP (Reste 121-231). 14 Sc Abb. 4: Schematisches Modell der PrP -Konformation und Aggregation. C Sc Abb. 5: Modelle für die Konversion von PrP zu PrP . 15 17 Abb. 6: Potentielle Angriffspunkte für therapeutische Interventionen bei Prionenerkrankungen am Beispiel des Faltungsmodells. Abb. 7: Modell eines IgG-Antikörpers und Struktur der Antigenbindungsstelle. 19 24 Abb. 8: Schematische Darstellung der somatischen Rekombination am Beispiel der schweren Kette. 26 Abb. 9: Schematische Darstellung der Herstellung von monoklonalen Antikörpern. 29 Abb. 10: Darstellung von verschiedenen Antikörperformaten. 31 0/0 Abb. 11: Immunisierungsschema der Prnp -Mäuse und Zeitpunkte der Fusion. 72 Abb. 12: Dreistufiges Screeningverfahren zur Isolierung des potentiellen Anti-PrPAntikörper-produzierenden Klons B2-43-133. 74 Abb. 13: Schematische Darstellung der Struktur von Maus-PrP und der klonierten 146 TABELLEN- UND ABBILDUNGSVERZEICHNIS Mutanten mit N-terminaler (∆32-93) sowie interner Deletion (∆142-157 oder ∆158-171). 78 Abb. 14: 3-Weg-Ligation zur Deletion der Reste 142 bis 157 bzw. 158 bis 171 in PrP ∆32-93. 79 Abb. 15: Epitop-Bestimmung der Anti-PrP-Antikörper mittels Expressions- und FACS-Analyse von PrP-Deletionsmutanten. 81 Abb. 16: Schematische Darstellung der Struktur von Maus-PrP und Lokalisierung der Epitope der Anti-PrP-Antikörper. 82 Abb. 17:Schematische Darstellung der geladenen Reste innerhalb der α-Helix 1 von Maus-PrPC. 83 C Abb. 18: Schematische Darstellung von Maus-PrP und der drei Substitutionen für die Bestimmung des Minimalepitops. 84 Abb. 19: Bestimmung der Avidität der Anti-PrP-Antikörper. 85 Abb. 20: Reduktion des PrPSc-Gehalts von ScN2a-Zellen durch Anti-PrP-Antikörper. 88 Abb. 21: Untersuchung zum zytotoxischen Effekt der Anti-PrP-Antikörper auf ScN2a-Zellen. 89 Sc Abb. 22: Bindung der Anti-PrP-Antikörper an PrP auf ScN2a- und cuScN2a-Zellen. 90 Abb. 23: Dosisabhängige Reduktion des PrPSc-Gehalts von ScN2a-Zellen am Beispiel B2-43-133. 91 Abb. 24: PrPSc-Gehalt von ScN2a-Zellen nach Langzeitbehandlung mit den Anti-PrP-Antikörpern. 93 Abb. 25: PrPSc-Gehalt von ScN2a-Zellen nach Beendigung der Langzeitbehandlung mit den Anti-PrP-Antikörpern. 94 Abb. 26: Inkubationszeiten der Indikatormäuse nach intrazerebraler Inokulation von Anti-PrP-Antikörper-behandelten ScN2a-Zellen. 96 Abb. 27: Hemmung der PrPSc-Akkumulation in ScN2a-Zellen durch die Behandlung mit freiem B2-43-133 und einem PrP/B2-43-133-Komplex. 99 Abb. 28: Prinzip der Analyse des Einflusses der Anti-PrP-Antikörper auf die Retention. 100 Abb. 29: Bindung der Anti-PrP-Antikörper an Oberflächen-PrP auf ScN2a-Zellen. 100 Abb. 30: Einfluss der Anti-PrP-Antikörper auf die Retention von Oberflächen-PrP auf ScN2a-Zellen. 101 Abb. 31: Immunisierungsschema von RML-infizierten C57BL/6-Mäusen für die Analyse der Pharmakokinetik. Abb. 32: Analyse der Pharmakokinetik der Anti-PrP-Antikörper. 103 104 Abb. 33: Schematische Darstellung der Mechanismen antikörpervermittelter Prioninaktivierung. 116 147 LEBENSLAUF 7.3 Lebenslauf Persönliche Daten Name Tanja Hoffmann Geburtsdatum, -ort 26.11.1976, Datteln Familienstand ledig, keine Kinder Schulabschluss 1996 Abitur, Theodor Heuss-Gymnasium, Waltrop (Note: gut) Studium 1996 – 2002 Diplom-Biologiestudium, Ruhr-Universität Bochum (Note: sehr gut) 2001 – 2002 Diplomarbeit in der AG Spezielle Zoologie, Ruhr-Universität Bochum (Prof. Dr. G. A. Schaub) Thema: „Untersuchungen zur bakteriellen Darmflora von Panstrongylus megistus, Triatoma klugi und Triatoma brasiliensis und Identifizierung symbiontischer Aktinomyceten“ (Note: sehr gut) Promotion seit 04/2003 Promotionsstudium, Würzburg, Institut Bayerischen für Julius-Maximilians-Universität Virologie und Immunbiologie (Prof. Dr. M. A. Klein) Thema: „Herstellung und Charakterisierung von Antikörpern gegen das PrionProtein mit inhibitorischer Wirkung auf die Prionreplikation in Zellkultur“ Würzburg, 01.07.2008 Tanja Hoffmann 148 VERÖFFENTLICHUNGEN UND KONGRESSBEITRÄGE 7.4 Veröffentlichungen und Kongressbeiträge Veröffentlichungen Christine von Poser-Klein, Eckhard Flechsig, Tanja Hoffmann, Petra Schwarz, Harry Harms, Raymond Bujdoso, Adriano Aguzzi and Michael A. Klein „Alteration of B cell subsets enhance neuroinvasion in mouse scrapie.“ J Virol. 2008 Jan 16 Tanja Hoffmann, Julia Merk, Nele Lindner, Thorsten Lührs, Michael A. Klein and Eckhard Flechsig „Characterization of novel monoclonal antibodies against PrP.” in progress Kongressbeiträge in Form einer Posterpräsentation Tanja Hoffmann, Nele Ruoff, Julia Günter, Michael A. Klein, Eckhard Flechsig “Characterization of novel monoclonal antibodies against PrP for diagnostic and therapeutic approaches.” 07/2004 10/2004 • Treffen des Bayrischen Forschungsverbundes Prionen (ForPrion), Würzburg • Nationale TSE-Forschungsplattform, Düsseldorf Tanja Hoffmann, Nele Ruoff, Julia Günter, Michael A. Klein, Eckhard Flechsig “Characterization of novel monoclonal antibodies against PrP.” 03/2005 • Jahrestagung der Gesellschaft für Virologie, Hannover Tanja Hoffmann, Nele Lindner, Julia Günter, Michael A. Klein, Eckhard Flechsig “Cell-surface retention of PrPC by novel anti-PrP antibodies correlates with inhibition of PrPSc accumulation in cultured cells.” 07/2005 10/2005 05/2006 05/2007 • Treffen des Bayrischen Forschungsverbundes Prionen (ForPrion), Hohenkammer • International Conference, Prion 2005: Between fundamentals and society's needs, Düsseldorf • Treffen des Bayrischen Forschungsverbundes Prionen (ForPrion), München • Treffen des Bayrischen Forschungsverbundes Prionen (ForPrion), München 149 ERKLÄRUNG 7.5 Erklärung Hiermit erkläre ich ehrenwörtlich, dass ich diese Dissertation selbständig angefertigt und keine anderen als die von mir angegebenen Hilfsmittel und Quellen benutzt habe. Zudem erkläre ich, dass diese Dissertation weder in gleicher noch in anderer Form bereits in einem Prüfungsverfahren vorgelegen hat. Ich habe früher, außer den mit dem Zulassungsgesuch urkundlichen Graden, keine weiteren akademischen Grade erworben oder zu erwerben versucht. Würzburg, 01.07.2008 Tanja Hoffmann 150 DANKSAGUNG 7.6 Danksagung Mein Dank gilt Prof. Dr. Michael Klein für die Vergabe des interessanten Themas, die hervorragende Betreuung sowie für die Unterstützung und Förderung während der gesamten Arbeit. Ich danke Prof. Dr. Dr. Jörg Hacker für die Bereitschaft, die Zweitkorrektur zu übernehmen und für sein Interesse am Fortschritt der Arbeit. Mein besonderer Dank gilt Julia Günter und Nele Lindner. Die Bewältigung von so vielen „Mamas“ und „Babys“ war nur mit drei Paar tatkräftigen Händen möglich (…und bald gibt es echte Babys, juchuh!). Ganz herzlich möchte ich mich auch bei den restlichen Mitgliedern der AG Klein/Flechsig – Angela Bahlo, Vladimir Ermolayev, Katja Hochgräfe, Patrick Porps, Jan Springer – und allen ehemaligen Mitgliedern – besonders bei Cindy Nitschke – bedanken. Ohne sie wäre diese Arbeit nur mit halb so viel Spaß verbunden gewesen. Danke für die vielen lustigen KeksPausen, die zahlreichen Gespräche über Gott und die Welt und den Spaß, den wir vor allen Dingen auch außerhalb des Labors hatten. Bedanken möchte ich mich noch herzlicher bei Familie Porps – Patrick, Corinna und Daria –, die mir während meiner Zeit in Würzburg sehr ans Herz gewachsen sind. Nicht zuletzt danke ich meinen Waltroper Mädels – Gesche, Ilka, Jessi, Moni, Rebecca und Wibke (Dir gilt ein zusätzliches Danke für das Einfügen vieler englischer Artikel, Bindestriche und Zeilenumbrüche) –, die auch aus der Ferne immer ein offenes Ohr für meine Probleme hatten und mich in jeglicher Hinsicht uneingeschränkt unterstützt und motiviert haben. Zu guter Letzt bedanke ich mich von ganzem Herzen bei meinen Eltern und meiner Tante dafür, dass sie immer an mich geglaubt haben. DANKE ☺ 151