Bewahren der Schöpfung Im ersten Buch Mose 2, 15 steht: "Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn baute und bewahrte." Der Artikel 20a (seit 1994) des Grundgesetzes der BRD lautet: Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen ... durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung. Tatsächlich aber werden unsere natürlichen Lebensgrundlagen bei weitem nicht ausreichend geschützt. Sie werden im Gegenteil extrem gefährdet: Staat, Wirtschaft und unsere Zivilgesellschaft, wir alle ÜBERnutzen die Erde, ihre Ergiebigkeit, insbesondere was Agrarproduktion und Förderung mineralischer Rohstoffe betrifft. Es ist verhängnisvoll für zukünftige Generationen, anzunehmen, es sei unerheblich, dass wir jene Kohlenstoffvorräte seit 150 Jahren als Kohle, Erdöl oder Erdgas verbrennen, die sich in 500 Millionen Jahren im Boden angesammelt haben. Schon im Altertum gab es Entwaldungen und große Probleme im Bereich von Abwasser und Abfall. Der US-amerikanischer Evolutionsbiologe und Geograf Jared Diamond untersuchte einige Kulturen von den alten Mayas bis hin zu den Statuenerbauern der Osterinsel, insbesondere die Gründe für ihren Zusammenbruch. In seinem Buch "Kollaps: Warum Gesellschaften überleben oder untergehen" schrieb er (2005): "Mein letzter Grund zur Hoffnung erwächst wiederum aus den Verflechtungen in der modernen, globalisierten Welt. Die Gesellschaften früherer Jahre hatten weder Archäologen noch Fernsehen... Wir haben die Möglichkeit, aus den Fehlern der Menschen an weit entfernten Orten und in weit entfernter Vergangenheit zu lernen. Diese Möglichkeit hatte keine frühere Gesellschaft auch nur annähernd in dem gleichen Ausmaß. Dieses Buch habe ich in der Hoffnung geschrieben, dass eine ausreichende Zahl von Menschen sich dafür entscheiden wird, die Gelegenheit zu nutzen und es anders zu machen." Diamond benennt mehrere ökologische Probleme, eines davon der anthropogene Klimawandel. Inzwischen ist dieses das vorherrschende Problem. Vor kurzem erschien von Hans Joachim Schellnhuber das Buch "Selbstverbrennung". "Das Klima hat sich schon immer geändert und wird dies auch weiterhin tun!", "Der Mensch ist enorm anpassungsfähig und hat sogar die Eiszeit überstanden!" oder "Es gibt kein schlechtes Wetter - nur falsche Kleidung!" Alle diese Binsenweisheiten werden geprüft und verworfen. Von entscheidender Bedeutung sind die empirischen Nachweise, dass "erstens die Kohlendioxidkonzentration in der Erdatmosphäre tatsächlich ansteigt, zweitens diese Anreicherung zweifelsfrei aus zivilisatorischen Quellen gespeist wird, drittens die so bewirkte Strahlungsbilanzänderung sich bereits in signifikanten klimatischen Veränderungen niederschlägt und viertens diese Umweltveränderungen von ihrer Charakteristik her einzig und allein vom Treibhausgasantrieb stammen können." "Das Phänomen des Umkippens eines komplexen Umweltsystems ist vielen Naturliebhabern im Kleinen durchaus geläufig. Vor allem stehende Gewässer können durch Überdüngung (Phosphor, Stickstoff) von Algen erobert und so der chemischen Essenz, des Sauerstoffs, beraubt werden." Als Kippelemente, nämlich "Stellen im Erdsystem, wo unter dem Einfluss menschlicher Störungen die Dinge völlig aus dem Ruder laufen könnten", werden Bestandteile des globalen Klimasystems bezeichnet, die bereits durch geringe äußere Einflüsse in einen neuen Zustand versetzt werden können. Bereits jetzt sind die tropischen Korallenriffe akut gefährdet. Die Gefährdung des arktischen Sommer-Meereises und der alpinen Gletscher deutet sich an. Bei einer Erwärmung von mehr als 2 Grad Celsius drohen weitere Systemelemente zu kippen. "Der Ausgang der Geschichte ist allerdings offen: Immer noch kann sich der Mensch von der fossilen Verführung lossagen und vor dem selbst errichteten Scheiterhaufen kehrtmachen. Wenn Wissen und Wollen umgehend zusammenfinden. Und wenn wir deutlich mehr Glück als Verstand haben …" Ein "Szenario geht davon aus, dass die Klimaforschung im Großen und Ganzen recht hat und die Warnungen der Wissenschaft eine rechtzeitige Transformation der Weltwirtschaft in Richtung Null-Emissionen bewirken." Oder "mit großer Wahrscheinlichkeit wird eben auf der wirklichen Weltbühne der tragische Triumph gegeben werden, wo die Wissenschaft zwar das rechte Licht verbreitet, aber dieses Licht nicht ausreicht, um der Menschheit den richtigen Weg zu weisen. Sehr, sehr traurig, aber zweifellos realistisch?" Dr. Jost Kremmler Potsdam, im Februar 2016