35 Ausgabe 44/11 Charttechnik Aktien gastanalyse „Aktienklima-Indikator zeigt Baisse-Stadium an“ E in Dilemma für alle Anleger besteht grundsätzlich darin, dass die Börsenphasen nicht eindeutig definiert sind. Wann können wir uns über eine Hausse freuen, um mit gutem Chance-Risiko-Verhältnis anlegen zu können? Wann leidet die Masse der Anleger unter den starken Kursrückgängen einer Baisse, weil sie es nicht geschafft hat, rechtzeitig auszusteigen? Und vor allen Dingen: Wann und wie erkennen Investoren die wichtigen Wendepunkte in den Märkten? Das Konzept des Aktienklima-Indikators, das hier erstmals vorgestellt wird, liefert Ihnen als Anleger nicht nur eine klare und eindeutige Orientierung, in welcher Börsenphase wir gerade stecken, sondern gibt Ihnen außerdem rechtzeitig Hinweise, wann die Übergänge von der einen zur anderen Börsenphase mit hoher Wahrscheinlichkeit stattfinden. Auf diese Weise können Sie sich zeitnah in ihrem Depot positionieren. In einer allgemeinen Hausse wird das Depot zu 100 Prozent mit guten, trend- Ralf Goerke Der innovative Technische Analyst entwickelte eine Reihe eigener Indikatoren. Zudem verbesserte er die Strategie der relativen Stärke entscheidend. Nähere Informationen unter www.momentum strategie.de MAN Aktienklima-Indikator Mit Verkaufssignal starken Aktien bestückt, in der Baisse oder im Crash ist man nicht mehr investiert oder setzt auf fallende Kurse. Wenn man etwas so Abstraktes wie die Verfassung des internationalen Aktienklimas darstellen will, ist die Berücksichtigung einer ausreichenden Anzahl internationaler, weltweiter Aktienindizes notwendig. Dabei handelt es sich um die Hauptindizes der 50 wichtigsten Börsenländer. Die durchaus stark voneinander abweichende Trendqualität internationaler Indizes wird durch ein gemeinsames Ordnungskriterium miteinander vergleichbar gemacht. Das Kriterium ­dafür ist die relative Stärke (RS). Ihr Prinzip wurde schon Ende der 60erJahre von dem Amerikaner Robert Levy entwickelt und veröffentlicht. Ein Aktienindex, der eine relative Stärke größer 1,0 hat, weist ein positives Momentum auf und befindet sich in einem Aufwärtstrend. Ein ­Index mit einem RS-Wert kleiner 1,0 steckt in einem Abwärtstrend. Hat man alle Indizes nach diesem Kriterium bewertet, wird ein einfacher 1,2 > 1= weltweit ungünstiges Aktienklima 1,1 5 1,0 1 < 1= weltweit ungünstiges Aktienklima 0,8 38-Tage-Linie 0,7 Pkte. Jan/09 Jan/10 Juli/10 Jan/11 Juli/11 eine einfache 38-Tage-Durchschnittslinie (GD). Zuletzt fiel dieser GD am 21. Juni durch den Schwellenwert nach unten. Das war der Beginn des Baisse-Stadiums. An der Börse wird also doch geklingelt. Bis zum nächsten Einstiegssignal wird es trotz der zuletzt starken Kursgewinne jedoch noch ein Weilchen dauern. HeidelbergCement 60 Mehrjahreshoch 90 8 Widerstand 80 Juli/09 Durchschnitt gebildet und dieser Tag für Tag im Chart abgetragen. Auf diese Weise ergibt sich der Kurvenverlauf im abgebildeten Chartbild. Bewegt sich der Indikator über seinem Schwellenwert (1,0), haben wir ein allgemein günstiges Aktienklima (Hausse). Fällt er darunter, wird’s schwierig. Als Signalgeber fungiert 9 Mehrjahreshoch 1 0,9 Infineon 100 5 50 7 38-Tage-Linie Widerstand 40 38-Tage-Linie 70 6 Seitwärtsrange Unterstützung 200-Tage-Linie 60 5 Unterstützung 30 200-Tage-Linie Widerstand 200-Tage-Linie 38-Tage-Linie Doppelboden 50€ N D J F M A M J J A S O € 4 N D J F M A M J J A S O € 20 N D J F M A M J J A S O Boden ausgebildet Widerstand durchbrochen Talfahrt beendet Nach dem Mehrjahreshoch bei 100,80 Euro vom Mai setzte bei MAN eine Konsolidierung ein, die durch die Marktunruhen im August in einen Abwärtstrend überging. Mittlerweile hat sich das Papier stabilisiert und über der Region bei 50 Euro ­einen Doppelboden ausgebildet. Dieser wurde am Donnerstag mit dem Sprung über die Nackenlinie bei 65 Euro positiv aufgelöst. Das rechnerische Kursziel aus der Formation liegt bei rund 78 Euro. Empfehlung: Call; ISIN: DE 000 TB2 6WD 6 Nach dem massiven Kursrutsch im August pendelte das Infineon-Papier seitwärts zwischen 5,14 und 6,44 Euro. Am Donnerstag sorgte ein dynamischer Aufwärtsimpuls für einen Ausbruch aus der Seitwärtsspanne nach oben, dem weitere Kursgewinne folgen sollten. Grünes Licht gibt auch der Trendfolger MACD, der im Kaufmodus steht. Die nächsten Zielmarken in Form von Widerständen liegen bei 7,25 und 7,75 Euro. Empfehlung: Call; ISIN: CH 014 121 178 6 Nach der monatelangen Talfahrt hat sich das Chartbild bei HeidelbergCement deutlich aufgehellt. So schoss der Kurs in der abgelaufenen Woche über das jüngste Bewegungshoch bei 30,75 Euro und generierte damit weiteres Aufwärtspotenzial. Mittelfristig stehen die Chancen nun gut, bis zur ausgeprägten Hürde bei 40 Euro zu laufen. Kann auch diese Marke geknackt werden, ist das Mehrjahres­ hoch bei 54 Euro vom Februar drin. Empfehlung: Call; ISIN: DE 000 BP0 0TJ 2 Kurs entstehen Handelssignale. Zu den beliebtesten GDs gehören die 38-, die 100- und die 200-Tage-Linie. MACD ist ein Trendfolge-Indikator, der aus zwei Linien besteht. Schneidet der MACD seine Signallinie von unten nach oben, ist dies ein Kauf-, umgekehrt ein Verkaufssignal. Trendwendeformation ist ein Sammelbegriff für eine Reihe von Chart- formationen, die eine Umkehr von ­einem Aufwärts- zu einem Abwärtstrend oder umgekehrt signalisieren. Kopf-Schulter-Formation ist das Paradebeispiel einer bearishen Trendwendeformation. Sie tritt auf, wenn ein starker Aufwärtstrend plötzlich an Kraft verliert. Im Verlauf der Formation werden drei Hochs gebildet, wobei das mittlere die anderen über- steigt – der Kopf entsteht. Fällt der Kurs im Anschluss unter die Unterstützung, die sogenannte Nacken­ linie, ist die Formation vollendet. Im umgekehrten Fall steht eine inverse Kopf-Schulter-Formation für den ­Beginn eines neuen Aufwärtstrends. Doppeltief ist eine häufig auftretende bullishe Umkehrformation, die auch als W-Formation bezeichnet wird. Es entstehen zwei Kurstiefs auf ähnlichem Niveau. Wird nach dem zweiten Tief der Widerstand nach oben durchbrochen, kommt es oftmals zu einer schnellen Aufwärts­ reaktion. Das Gegenstück, das eine Trendwende nach unten ankündigt, wird als Doppeltop bezeichnet. Trendbestätigungsformationen sind Kursmuster wie Flaggen, Wimpel, Dreiecke, die im bestehenden Haupttrend eine Konsolidierung darstellen. Dreiecke sind meistens trendbestä­ tigende Pausen. Sie bestehen aus zwei zusammenlaufenden Linien. Im Aufwärtstrend werden dabei keine neuen Hochs mehr gebildet. Die Tiefs liegen jedoch über den vorherigen Tiefpunkten – ein symmetrisches Dreieck entsteht.