Aus der Medizinischen Universitätsklinik und Poliklinik Abteilung Innere Medizin II der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. Charakterisierung der zellulären Immunantwort gegen die Hepatitis-Delta-Antigene nach DNA-Immunisierung in der Maus Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Medizinischen Doktorgrades der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. Vorgelegt 2003 von Christian Mauch geboren in Saarbrücken Dekan: Prof. Dr. med. M. Schumacher Erster Gutachter: PD Dr. M. Geißler Zweiter Gutachter: Prof. Dr. med. H. Pircher Jahr der Promotion: 2003 Danksagung Zuerst möchte ich mich an dieser Stelle bei meinem Doktorvater Herrn PD Dr. M. Geißler für die Überlassung des Themas und seine ausgezeichnete intensive praktische und theoretische Betreuung der Arbeit bedanken. Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. H. Blum danke ich für die herausragenden Arbeitsbedingungen in seiner Abteilung. Mein besonderer Dank gilt meinem Kommilitonen und Freund Stephan Meckel sowie den Doktoranden aus dem Labor B3 Christian Grimm und Tim Krohne. Darüber hinaus danke ich allen übrigen Mitarbeitern des B3-Labors in der Medizinischen Universitätsklinik Freiburg, namentlich Sabine Bleul und Frau Dr. D. Ortmann, herzlich für die Unterstützung bei meiner Arbeit und die vielen anregenden Diskussionen. . Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1 1.1 Das Hepatitis-D-Virus 1 1.1.1 Allgemeines 1 1.1.2 Molekularbiologie des Hepatitis-D-Virus 1 1.1.2.1 Struktur des Hepatitis-D-Virus 1 1.1.2.2 Genom 2 1.1.2.3 Transkription und Replikation 3 1.1.2.4 Die Delta-Antigene 4 1.1.3 Epidemiologie und Übertragung 5 1.1.4 Klinik und Pathogenese 7 1.1.5 Immunmechanismen und Therapie 9 1.2 10 Die DNA-Immunisierung 1.2.1 Einführung 10 1.2.2 Durch DNA-Immunisierung induzierte Immunantworten 13 1.2.3 Immunmodulatorische Faktoren 17 1.3 1.2.3.1 CpG-Motive und immunstimulatorische Sequenzen 18 1.2.3.2 Lokalisation des kodierten Antigens 19 1.2.3.3 Immunisierungsprotokolle 19 1.2.3.4 Zytokine 20 1.2.3.5 Kostimulatorische Moleküle 22 Aufgabenstellung 24 2. Material und Methoden 25 2.1 Molekularbiologische Methoden 25 2.1.1 Elektrophoretische Auftrennung von DNA auf Agarosegelen 25 2.1.2 Polymerase-Kettenreaktion 26 2.1.2.1 Prinzip der PCR 26 2.1.2.2 Durchführung der PCR 27 2.1.3 Restriktionsverdau von doppelsträngiger DNA 29 2.1.4 Isolierung und Aufreinigung des PCR-Produktes (Gelextraktion) 30 2.1.5 Transformation von Bakterien 31 2.1.6 Vermehrung der Plasmid-DNA in flüssigen Medien 32 2.1.7 Plasmid-Isolierung und -Aufreinigung 32 2.1.8 Glycerolstock 33 2.1.9 Zellkultur 33 2.1.9.1 G8-Zellen 33 2.1.9.2 LMH-Zellen 33 2.1.9.3 Huh7-Zellen 34 2.1.9.4 P815-Zellen 34 2.1.10 Einfrieren von Zellen 35 2.1.11 Transiente Transfektion von Zellen 35 2.2 36 Expressionsexperimente 2.2.1 Proteinanalyse im Western Immunoblot 36 2.2.1.1 Die SDS-Polyacrylamidgel-Elektrophorese 36 2.2.1.2 Vorbereitung der SDS-Polyacrylamidgele 37 2.2.1.3 Durchführung der SDS-Polyacrylamidgel-Elektrophorese 38 2.2.1.4 Transfer der Proteine vom SDS-Polyacrylamidgel auf Nitrozellulose-Membranen und immunologische Detektion der Proteine (Western Blot) 38 2.2.2 Immunfluoreszenz 39 2.2.3 Nachweis von Delta-Protein im Zellkulturüberstand 40 2.3 DNA-Expressionskonstrukte 41 2.3.1 Die DNA-Expressionskonstrukte pSS32 und pSS33 41 2.3.2 Die DNA-Expressionskonstrukte pSec32 und pSec33 41 2.3.3 Zytokinexpressionsvektoren 45 2.3.3.1 pApIL-12p70 45 2.3.3.2 pCl-1sIL-18 45 2.3.3.3 pRJB-GM 45 2.3.3.4 Expressionsstudien mit den Zytokin-Expressionsvektoren 46 DNA-Immunisierung von Mäusen 46 2.4 2.4.1 Intramuskuläre DNA-Immunisierung 47 2.4.2 Intradermale Applikation der Plasmid-DNA mittels Genkanone 47 2.4.3 Studienzeitplan der DNA-Immunisierung 49 2.5 2.4.3.1 Durchgang A 49 2.4.3.2 Durchgang B 50 Charakterisierung der Hepatitis-D-Antigen spezifischen Immunantwort 51 2.5.1 Narkose der Mäuse, Blutentnahme und Separation des Serums 51 2.5.2 Experimente zur Messung der Maus-T-Lymphozyten Funktionen 51 2.5.2.1 Präparation der Milz und Gewinnung der Effektorzellen für die immunologischen Assays 52 2.5.2.2 Der T-Zellproliferationsassay 52 2.5.2.3 Der Zytotoxizitätsassay 53 2.5.2.3.1 In vitro Stimulation der zytotoxischen T-Lymphozyten 2.5.2.3.2 51 Cr-Release-Experiment zur Messung der CTL-Aktivität 53 54 2.5.3 Bestimmung von anti-Delta Antikörper im Serum immunisierter Mäuse 55 2.6 56 Etablierung eines syngenen murinen Tumormodells 2.6.1 Subkutane Tumorzellimplantation 56 2.6.2 Studienzeitplan 57 3. Ergebnisse 59 3.1 In vitro Ergebnisse 59 3.1.1 Präparation der Plasmide pSS32 und pSS33 59 3.1.2 Charakterisierung der Expression des Delta-Antigens durch pSS32 und pSS33 60 3.1.3 Klonierung der Expressionsvektoren pSec32 und pSec33 64 3.1.4 Expressionsstudie mit den Plasmiden pSec32 und pSec33 66 3.1.5 Expression des Delta-Antigens in stabil transfizierten P815-Zellen 68 3.1.6 Expressionsstudien der Zytokin-Expressionsvektoren 69 3.2 69 In vivo Ergebnisse 3.2.1 DNA-Immunisierung 69 3.2.2 Humorale Immunantwort auf HDV Delta Proteine 70 3.2.3 Die T-Zellproliferationsantwort 71 3.2.4 HDV spezifische CTL-Antworten 71 3.2.5 Tumormodell 73 3.2.5.1 Tumorwachstum und Überlebensrate 74 3.2.5.2 Delta-Antigen-spezifische CTL-Aktivität der Tumormäuse 76 3.2.5.3 T-Zellproliferationsantwort der Tumormäuse 77 4. Diskussion 78 5. Zusammenfassung 94 6. Literaturverzeichnis 95 1 1 Einleitung 1.1 Das Hepatitis-D-Virus 1.1.1 Allgemeines Das Hepatitis-D-Virus (HDV) wurde 1977 von Mario Rizzetto in Patienten mit einer chronischen Hepatitis-B-Virus-Infektion entdeckt. Anfangs hielt man es für ein neues Antigen des Hepatitis-B-Virus (HBV) und bezeichnete es als Delta-Antigen. Später jedoch stellte sich heraus, dass es sich um einen eigenständigen Erreger mit einem einzelsträngigen RNA-Genom handelt, welcher für das Delta-Antigen kodiert. Man ordnete dieses Virus als bisher einzigen bekannten Vertreter in das Genus Deltavirus ein. Eine Infektion mit dem Hepatitis-D-Virus erfolgt nur zusammen mit einer akuten HBVInfektion (Koinfektion) oder in Patienten, die bereits eine chronische HBV-Infektion entwickelt haben (Superinfektion) (201). HDV ist also nur in Kooperation mit dem Hepatitis-B-Virus infektiös und benötigt für die Bildung infektiöser Nachkommenviren bestimmte HBV-Strukturproteine dieses Erregers. Dabei wirkt das HBV als Helfervirus, indem es die Oberflächenantigene (HBsAg) und die Membranhülle zur Verfügung stellt, die dem HDV den Eintritt in die Zellen ermöglichen. 1.1.2 Molekularbiologie des Hepatitis-D-Virus 1.1.2.1 Struktur des Hepatitis-D-Virus Das Hepatitis-D-Virus besitzt einen sphärischen Aufbau mit einem Durchmesser von 35 bis 41 nm. Die Partikel bestehen aus den Membranproteinen des HBV (kleines, mittleres und großes HBs-Antigen), die zusammen mit zellulären Lipiden die Hüllmembran bilden (12). Diese umschliesst das einzelsträngige, zirkuläre RNA-Genom des HDV, das mit dem 2 Hepatitis-Delta-Antigen zu einer Kernstruktur innerhalb des Virions komplexiert ist (187). Das Hepatitis-Delta-Antigen, welches in einer kleinen (24 kD) und einer großen Form (27 kD) vorkommt, ist das einzige Genprodukt des Hepatitis-D-Virus. Abb. 1-1 Schematische Darstellung des HDV. Das zirkuläre RNA-Genom und die Delta-Antigene bilden die Kernstruktur. Die Hüllmembran wird durch die Membranproteine des HBV und zelluläre Lipide gebildet. 1.1.2.2 Genom Das Genom ist eine zirkuläre, einzelsträngige RNA in negativer Orientierung und umfasst je nach Isolat zwischen 1672 und 1683 Nukleotiden. Etwa 70 Prozent der RNA liegen in intramolekularer Basenpaarung vor (30), was dem Genom eine hohe Stabilität verleiht. Die Sequenz des Genoms ist hochvariabel; bei Isolaten aus unterschiedlichen geographischen Regionen findet man Sequenzunterschiede von bis zu 21 Prozent. Drei unterschiedliche Genotypen des Hepatitis-D-Virus mit unterschiedlicher geographischer Verteilung konnten identifiziert werden. In infizierten Zellen findet man außerdem eine zum Genom komplementäre RNA, welche das Antigenom darstellt. Eine Besonderheit im HDV-Genom besteht darin, dass sowohl Genom als auch Antigenom Sequenzfolgen besitzen, welche als Ribozyme mit autokatalytischen Schneide- und Ligationseigenschaften wirken, was für die Replikation des Virus von Bedeutung ist (siehe unten). 3 1.1.2.3 Transkription und Replikation Da die Oberflächenkomponenten des Hepatitis-D-Virus identisch mit denen des HepatitisB-Virus sind, verwendet das HDV für die Infektion einer Zelle die gleichen Wege wie das HBV. Dabei erfolgt die Anheftung des Virions an die Zelloberfläche über die Bindung der prä-S1 Domäne des großen HBsAg an einen noch nicht identifizierten zellulären Rezeptor. Das Genom gelangt im weiteren Verlauf in den Zellkern. Hier erfolgt zunächst durch die RNA-Polymerase II die Transkription einer etwa 800 Basen langen mRNA, die für das kleine Delta-Antigen kodiert. Wie später ausführlicher beschrieben, entsteht durch eine spezifische posttranskriptionale RNA-Editierung im weiteren Verlauf eine zweite mRNA, welche für das große Delta-Antigen kodiert. Bei der Replikation wird zunächst das Genom durch die zelluläre DNA-abhängige RNAPolymerase II in ein komplementäres Antigenom überschrieben. Dies erfolgt unter Umgehung der RNA-abhängigen RNA-Replikation in einem Prozess, der dem "rolling circle"-Mechanismus ähnelt, wie man ihn bei der Vermehrung der Herpesvirus-DNA während des lytischen Replikationszyklus findet. Dabei entstehen Konkatemere, die vielfache Einheiten der Antigenome umfassen. Durch die Ribozyme, dessen Aktivität durch die Hepatitis-Delta-Antigene verstärkt wird (97), werden diese an einer bestimmten Sequenz geschnitten und anschließend wieder ligiert, so dass das zirkuläre komplementäre Antigenom entsteht (119,195,196). Hierin ähnelt das Genom der Hepatitis-D-Viren den pflanzenpathogenen Viroiden, die ebenfalls über eine autokatalytische Ribozymaktivität verfügen. Die Schnittstellen der Endonukleasen befinden sich zwischen den Nukleotiden 685 und 686 des Virusgenoms bzw. 901 und 902 des Antigenoms. Die Endonuklease- und Ligaseaktivtäten vermutet man in einer Region von etwa 85 Nukleotiden, welche die Schnittstellen umgeben (154,201,209,231). In einem Teil der Antigenome wird der Adenosinrest im Stopcodon (UAG) durch die zelluläre Doppelstrang-RNA-Adenosindesaminase zu einem Inosin desaminiert (168). Dieser Vorgang der spezifischen RNA-Editierung ist essentiell für die Bildung des großen Delta-Antigens (24,241). Sowohl die editierten als auch die nicht-editierten Antigenome werden durch die RNA-Polymerase II in genomische RNA-Stränge überführt, ebenfalls nach dem oben beschriebenen "rolling-circle" Mechanismus. Von den RNA- Genomsträngen, die von den editierten Antigenomen gebildet wurden, werden mRNAs transkribiert, in welchen entsprechend der Nukleotidsubstitution das ursprüngliche Stopcodon UAG in ein UGG, welches für die Aminosäure Tryptophan kodiert, 4 umgewandelt ist. Auf diese Weise werden 19 weitere Aminosäuren ansynthetisiert und es entsteht das große Hepatitis-Delta-Antigen. 1.1.2.4 Die Delta-Antigene In den infizierten Zellen findet man die Proteine ausschließlich im Zellkern (27). Beide Formen des Hepatitis-Delta-Antigens sind phosphoryliert. Sie haben eine identische Sequenz und unterscheiden sich nur durch 19 zusätzliche Aminosäuren und einem Isoprenylationssignal am carboxyterminalen Ende des großen Delta-Antigens (LHDAg) (75,91). Innerhalb der gemeinsamen Sequenz des kleinen (HDAg) und großen DeltaAntigens konnten verschiedene Domänen identifiziert werden. So liegt zwischen den Aminosäuren 13 und 48 eine Domäne, die sich in eine "coiled coil"-Struktur faltet und welche die intermolekulare Bindung zwischen den Monomeren des Delta-Antigens vereinfacht (124,232). Im Anschluss daran befindet sich zwischen den Aminosäuren 69 und 88 das nukleäre Lokalisationssignal, welches von zwei Untereinheiten gebildet wird (232). Daran schließen sich zwischen den Aminosäuren 97 und 143 zwei Arginin-reiche Sequenzen an, die für die RNA-Bindung verantwortlich sind (125,130). Die Fähigkeit der Delta-Antigene zur RNA-Bindung ist spezifisch für die HDV-RNA, ist aber auch abhängig von deren "rodlike" Struktur (29); Transfektionsstudien konnten zeigen, dass die DeltaAntigene spezifisch die "rodlike" HDV-RNA erkennen (123). Zwischen den Aminosäuren 145 und 195 befindet sich eine Prolin- und Glycin-reiche Domäne. Beide Formen des Hepatitis-Delta-Antigens interagieren mit den RNA-Genomen. Während das kleine Delta-Antigen essentiell für die Genomreplikation ist (118), hemmt das große Delta-Antigen diesen Prozess (29), wird aber für die Verpackung des RNAGenoms benötigt. Seine Interaktion mit dem HBV-Oberflächenantigen wird durch das Isoprenylationssignal vermittelt und ist entscheidend für die Bildung von reifen HDVVirionen und von Bedeutung für die Sekretion der HDV-Partikel (91,127,186). LHDAg bindet sich über die carboxyterminalen Aminosäuren an die verschiedenen HBsAghaltigen Moleküle, die im Verlauf der gleichzeitigen Replikation der Hepatitis-B-Viren in intrazelluläre Membranen eingelagert werden. Die aus RNA und den Delta-Antigenen bestehenden Komplexe werden so mit der HBsAg-haltigen Membran umgeben. 5 A B C D HDAg N-1 13 48 69 88 97 143 145 195 214-C LHDAg A B C D E Abb. 1-2 Schematische Darstellung der Aminosäure-Sequenz der Delta-Antigene. Die Sequenz der beiden Formen des Delta-Antigens unterscheiden sich nur durch 19 zusätzliche Aminosäuren und einem Isoprenylationssignal am carboxyterminalen Ende des großen Delta-Antigens. A: Dimerisation via coiled coil B: nukleäres Lokalisationssignal C: RNA-Bindung via 2 Arginin-reiche Motive D: pro/gly-reich E: 19aa mit Isoprenylationssignal 1.1.3 Epidemiologie und Übertragung Die Übertragungswege des Hepatitis-D-Virus sind mit denen des Hepatitis-B-Virus identisch. Dabei erfolgt die Übertragung parenteral; vor allem die Übertragung durch kontaminiertes Blut spielt ein wichtige Rolle. Ebenso sind Drogenabhängige und Bluter einem stark erhöhten Risiko ausgesetzt (179); auch die Übertragung durch Sexualverkehr muss erwähnt werden (22), wobei dieser Übertragungsweg eine geringere Rolle als bei HIV und HBV zu spielen scheint. Eine Infektion mit HDV ist überall in der Welt beobachtet und dokumentiert worden; am häufigsten kommt sie aber in bestimmten Regionen vor, so im Mittelmeerraum, im Mittleren Osten, in West Afrika und in der Gegend des Amazonas (169,177,178). Wie bereits erwähnt, existieren drei unterschiedliche Genotypen des HDV mit unterschiedlicher geographischer Verteilung. Der Genotyp I überwiegt in den USA, in Europa und im Mittleren Osten (25,153); der Genotyp II konnte in Japan und Taiwan isoliert werden (92,230), und der Genotyp III konnte nur im nördlichen Südamerika isoliert werden (84). Es scheint ein Zusammenhang zwischen dem HDV Genotyp und der Schwere 6 der Erkrankung und der Infektion zu bestehen (25,230). Es wird geschätzt, dass weltweit mindestens 15 Millionen Menschen mit HDV infiziert sind. Abb. 1-3 Weltweite Verteilung der HDV-Infektion, gemessen an der Prävalenz von HBsAg-positiven antiHDAg Trägern mit akuter oder chronischer Hepatitis. Der wichtigste Faktor, der die Ausbreitung von HDV beeinflusst, ist die Rate der HBVInfektionen in einer Population. Allerdings ist die Relation zwischen der Prävalenz von HBV und HDV nicht linear, die Prävalenz von HDV ist also nicht nur einfach das Spiegelbild der korrespondierenden HBV-Prävalenz. So kommt beispielsweise eine HDVInfektion häufig in den tropischen Regionen von Afrika und Südamerika vor, in denen HBV hyperendemisch ist (83,161), doch ist seine Prävalenz in Fernost und unter den Eskimos Alaskas in der Regel trotz hoher lokaler Prävalenzen von HBV gering (159). Deutliche Unterschiede werden auch in Regionen mit ähnlichen HBV-Raten beobachtet, wie beispielsweise im Mittelmeerraum und in Japan; so lag in den achtziger Jahren in Griechenland und Italien eine HDV-Infektion in 20% bis 30% von chronischen HBsAgpositiven Hepatitis Fällen vor (158,189), während es bei japanischen HBsAg Trägern mit ähnlichen klinischen Charakteristika weniger als 3% waren (92). Zwar ist bis heute nicht genau bekannt, von welchen Faktoren eine Ausbreitung von HDV abhängt, doch könnte der HDV-Genotyp eine Rolle spielen. Auch Umweltfaktoren, die HDV-Empfänglichkeit und das Zusammenspiel von HBV und HDV bei unterschiedlichen Genotypen werden als 7 mögliche Faktoren, welche die Ausbreitung von HDV beeinflussen, genannt (203). Kürzliche Studien konnten zeigen, dass die HDV-Inzidenz in Italien zurückgeht (64). 1.1.4 Klinik und Pathogenese Der klinische Verlauf einer Typ D Hepatitis ist variabel, aber häufig schwerwiegender als bei anderen viralen Hepatitiden. Die Manifestationsformen variieren von asymptomatischen Verläufen bis hin zu fulminanten HBsAg-positiven Hepatitiden und der Entwicklung einer Leberzirrhose. Nach einer Inkubationsperiode von 3 bis 7 Wochen beginnt die Erkrankung mit unspezifischen Symptomen, gefolgt nach 3 bis 7 Tagen von der ikterischen Phase mit den Symptomen, wie man sie auch bei anderen viralen Hepatitiden vorfindet. Allerdings äußert sich die Erkrankung bei einer HDV-Infektion zehnmal häufiger als bei den anderen viralen Hepatitiden mit den Symptomen einer fulminanten Hepatitis, charakterisiert durch eine hepatische Enzephalopathie. Dies gilt vor allem für die Superinfektion mit HDV; Koinfektionen von HBV und HDV sind in der Regel akut, aber selbstlimitierend. Die Mortalität einer fulminanten Hepatitis liegt bei 80%. Bei einer Typ D Hepatitis kommt es im Vergleich zu anderen viralen Hepatitiden häufiger zu einem chronischen Verlauf. Während dreiviertel aller mit dem HDV überinfizierten Patienten eine chronische Hepatitis entwickeln, beträgt diese Rate bei einer Koinfektion weniger als fünf Prozent (140). Eine Besonderheit hierbei ist, dass der chronischen Typ D Hepatitis in der Regel eine klinisch apparente akute Infektion vorausgeht. Etwa 60% bis 70% der Patienten mit einer chronischen Typ D Hepatitis entwickeln im weiteren Verlauf eine Leberzirrhose (180), also dreimal häufiger als bei einer Typ B oder Typ C Hepatitis. Auch das Risiko, ein hepatozelluläres Karzinom zu entwickeln, ist für Patienten, die sowohl mit HBV als auch mit HDV infiziert sind, deutlich erhöht. Allerdings ist es wahrscheinlicher, dass der Grund hierfür die häufiger auftretende Zirrhose, ein bekannter Risikofaktor für die Entwicklung eines hepatozellulären Karzinom, ist, und nicht eine mögliche direkt karzinogene Wirkung des HDV (9). Auch die Mortalitätsrate einer HDVInfektion ist mit 2% bis 20% zehnmal höher als bei einer reinen HBV-Infektion. Nicht nur die Symptome, sondern auch die histologischen Veränderungen, die man bei einer HDV-Infektion beobachtet, ähneln denen anderer viraler Hepatitiden; das 8 Vorkommen von Riesenkernen und die hohe Zahl an zweikernigen Hepatozyten scheinen die einzigen Charakteristika einer Hepatitis-D-Infektion zu sein (150). Es ist nicht ganz klar, ob die Zellen durch immunpathologische Mechanismen oder vielleicht doch durch die Virusinfektion selbst geschädigt werden. Für einen direkten zytopathischen Effekt der Hepatitis-D-Viren spricht unter anderem die Tatsache, dass die Höhe der Hepatozyten-spezifischen Enzyme im Blut, als Ausdruck der Leberschädigung, mit der Spitze der viralen Replikation und der Höhe der Expression des Delta-Antigens korreliert. Außerdem kommt es während einer Hepatitis-D-Infektion zu morphologischen Veränderungen in den Zellkernen der Hepatozyten. Welche viralen Komponenten diese Zellveränderungen induzieren könnten, ist jedoch unklar. Ein direkt zytopathischer Effekt des kleinen Delta-Antigens in Abwesenheit einer Replikation des HDV-Genoms konnte in der Zellkultur beobachtet werden. Das kleine Delta-Antigen kann theoretisch mit zellulären RNAs und Proteinen wechselwirken; so könnte deren Funktion beeinflusst werden. Allerdings konnten diese Beobachtungen nicht durch Leberbiopsie-Befunde bestätigt werden (37,150). Auch die Tatsache, dass im HDV-Genom Sequenzen enthalten sind, die komplementär zur zellulären 7SL RNA sind, einer Komponente des zytoplasmatischen Signalerkennungspartikels, welches in die Proteinsekretion involviert ist, unterstützt die These eines direkt zytopathischen Effekts des HDV auf die Zelle: eine Interaktion zwischen dem HDV-Genom und der 7SL RNA könnte zu einer Dysfunktion letzterer führen und damit eine Unterbrechung des normalen Proteintranslokationsprozesses und Störung der Synthese zellulärer Membranproteine zur Folge haben (149). Allerdings konnte auch diese Hypothese durch keine Studie bestätigt werden. Gegen einen direkten zytopathologischen Effekt des Hepatitis-D-Virus spricht die Beobachtung, dass Delta-Antigen transgene Mäuse, die das Protein in der Leber exprimieren, keine Erkrankung der Leber entwickeln (82). Auch in anderen transgenen Mausmodellen konnten trotz Nachweis einer HDV-Replikation und Proteinexpression keine zytopathologischen Veränderungen in den betroffenen Geweben nachgewiesen werden (166). Des weiteren existieren auch Zelllinien, die das Hepatitis-D-Genom in Form einer im Zellgenom integrierten cDNA enthalten und ohne erkennbare Veränderungen kontinuierlich Virus-RNA und Delta-Antigene synthetisieren (31). Auch die Tatsache, dass die Lebererkrankung bei HBV-Trägern nach einer HDVSuperinfektion, bei Anwesenheit einer deutlichen Infiltration des Lebergewebes mit 9 mononukleären Zellen, progressiver und schwerer verläuft, lässt vermuten, dass die Leberschädigung bei einer HDV-Infektion immunpathologisch bedingt ist (111,148). Der histologische Nachweis von Lymphozyten-Infiltraten in der Leber und das Auftreten einer humoralen Immunantwort nach einer Infektion mit HDV spricht ebenfalls für eine immunbedingte Pathogenese. Ebenso weisen die Beobachtungen, dass die Zellveränderungen in der Leber meist erst dann auftreten, wenn die Virusreplikation bereits abgeklungen ist und eine Immunantwort gegen das Hepatitis-Delta-Antigen nachweisbar ist, auf eine Mitbeteiligung des Immunsystems bei der Schädigung der Hepatozyten hin (78). 1.1.5 Immunmechanismen und Therapie Es gibt einige Beobachtungen, die darauf hindeuten, dass eine spezifische Immunantwort eine wichtige Rolle nicht nur in der Pathogenese der Lebererkrankung, sondern auch beim Schutz gegen eine HDV-Infektion spielt. So konnte an Schimpansen gezeigt werden, dass eine HDV-Reinfektion von HBV-Trägern nach Erholung einer abgelaufenen HDVInfektion durch eine signifikant reduzierte HDV-Replikation charakterisiert war (151). Dies lässt vermuten, dass der erste Kontakt mit diesem Virus zu einer partiellen Immunität führt, die in der Lage ist, die virale Aktivität zu kontrollieren. Allerdings konnte, obwohl im Blut von Patienten regelmäßig Antikörper gegen das Delta-Antigen nachweisbar sind, keine einzige Studie einen protektiven Effekt dieser Antikörper nachweisen. Sie sind weder virusneutralisierend, noch schützen sie vor einer Reinfektion, da das Delta-Antigen nicht an der Oberfläche der Viruspartikel exponiert ist. Dagegen kann aus ihrem Profil diagnostische Information gewonnen werden: so verschwinden bei Patienten mit einer selbst-limitierenden Infektion die Immunglobulin M Antikörper gegen das Delta-Antigen (IgM anti-HD) sehr rasch, während sie bei Patienten, deren Infektion progressiv und chronisch verläuft, über diese Zeit persistieren (2,202). Transversale Studien haben gezeigt, dass in HBsAg-Trägern mit einer chronischen Typ D Hepatitis durch den Nachweis von IgM anti-HD diejenigen mit einer aktiven HDV-Infektion von solchen mit einer inaktiven HDV-Infektion unterschieden werden können (52,55). Hinweise dafür, dass T-Zellen eine entscheidende protektive Rolle bei einer Infektion mit HDV spielen, konnten sowohl in Tiermodellen als auch in Beobachtungen am Menschen gewonnen werden. Es konnte gezeigt werden, dass mit dem Woodchuck Hepatits Virus 10 (WHV) infizierte Woodchucks, in Abwesenheit jeglicher detektierbarer humoraler Immunantwort, zumindest partiell vor einer nachfolgenden Infektion mit HDV geschützt waren, wenn sie mit dem kleinen Hepatitis-Delta-Antigen, exprimiert durch rekombinante Vacciniaviren, immunisiert waren (105). Auf eine wichtige Rolle der T-Zellen bei der Kontrolle einer HDV-Infektion deutet außerdem die Beobachtung hin, dass in HIVinfizierten Patienten, die eine reduzierte Anzahl an zirkulierenden CD4+ T-Zellen aufweisen, eine HDV Virämie deutlich verstärkt ist (182). Es existiert zur Zeit keine antivirale Therapie gegen das Hepatitis-D-Virus. Die Behandlung der Patienten mit immunsuppressiv wirkenden Therapeutika hat keinen Einfluss auf den Krankheitsverlauf. So waren Therapien mit Steroiden, Thymosin, Levamisol und Ribavarin erfolglos (4,20,65,180). 1.2 Die DNA-Immunisierung 1.2.1 Einführung Die DNA-Immunisierung, auch bekannt als genetische oder Polynukleotid-Immunisierung, stellt einen neuen Ansatz in der Entwicklung von Vakzinen dar. Schon seit 1990 ist bekannt, dass die Injektion von unverpackter nackter Plasmid-DNA, welches das Gen für ein bestimmtes Protein enthält, in den Muskel einer Maus zu einer Genexpression des durch das Plasmid kodierten Proteins in vivo führt (228). Es dauerte jedoch bis 1992/93, bis die ersten Studien die Bedeutung dieses Ansatzes in der Entwicklung von Vakzinen und Immuntherapeutika aufzeigten. Das Prinzip der DNA-Immunisierung beruht auf der Injektion von gereinigter nackter DNA eines nicht replikationsfähigen Expressionsplasmids, das Protein-kodierende Sequenzen und notwendige regulatorische Elemente für deren Expression enthält. Die applizierte DNA wird von den Wirtszellen aufgenommen, und das Gen, welches für ein 11 bestimmtes Antigen kodiert, wird intrazellulär exprimiert. Das endogen produzierte Protein kann so in die zytosolische Prozessierung eingeschleust werden und dem Immunsystem adäquat präsentiert werden und eine spezifische Immunantwort induzieren. Durch die endogene Synthese und zytosolische Prozessierung ist eine Präsentation der generierten Peptide im Kontext von MHC-Klasse I Molekülen möglich, was für eine Aktivierung von CD8+ zytotoxischen T-Lymphozyten über den T-Zellrezeptor notwendig ist. Je nach Proteintyp kann das Protein aber auch konformationell intakt von der Zelle sezerniert werden. Diese extrazellulär freigelassenen Antigene induzieren eine humorale Immunantwort, wie auch eine T-Helferzellantwort über eine MHC-Klasse II restringierte Antigen-Präsentation durch Antigen-präsentierende Zellen (APC), die das Fremdantigen aufgenommen haben. Abb. 1-4 Prinzip der DNA-Immunisierung. Nach Aufnahme der applizierten Plasmid-DNA von ortsständigen Wirtszellen, wie z.B. Myozyten, Keratinozyten und antigenpräsentierenden Zellen, erfolgt die intrazelluläre Expression, Prozessierung und MHC-Klasse I/II restringierte Präsentation der Peptide direkt vor Ort und in regionalen und entfernten Lymphknoten. Je nach Proteintyp kann das Protein auch konformationell intakt von der Zelle sezerniert werden und über eine MHC-Klasse II restringierte AntigenPräsentation durch APCs, die das Fremdantigen aufgenommen haben, eine T-Helferzellantwort und eine humorale Immunantwort induzieren. Weiterhin können die sezernierten Antigene von APCs aufgenommen und MHC I restringierte CD8+ CTL-Antworten induzieren (Cross-Prinzip). 12 Die DNA-Immunisierung bietet die gleichen immunologischen Vorteile wie die Immunisierung mit lebenden attenuierten Vektoren, jedoch ist die injizierte DNA nicht replikationsfähig, und somit bleibt das Risiko der unkontrollierten Verbreitung von DNA durch diese Methode auch in immundefizienten Personen minimal. Es waren zunächst Tang et al., die 1992 entdeckten, dass durch Injektion von PlasmidDNA eine Antikörperantwort auf das kodierte Protein induziert werden kann (208). Bald entdeckte man, dass durch diese Immunisierungstechnik eine breite Immunantwort sowohl auf humoraler als auch auf zellulärer Ebene gegen verschiedene virale, bakterielle und parasitäre Proteine erreicht werden kann. So konnte bereits früh demonstriert werden, dass DNA-Impfstoffe humorale und zelluläre Immunantworten gegen Proteine des Influenzavirus (63,219), des HIV-1 (223) und des Hepatitis-B-Virus (46) induzieren können. Im weiteren Verlauf konnte in verschiedenen Tiermodellen eine protektive Immunität gegen Malaria-Sporozoiten (141), Mykoplasmen (121), Leishmanien (236), gegen das Virus der lymphozytären Choriomeningitis (LCMV) (137), gegen Influenza- (226), Herpes simplex- (14,136), Rabies- (235) und Zytomegalieviren (76) sowie gegen Ebola (237) erzeugt werden. Der Vorteil dieser Immunisierungstechnik gegenüber herkömmlichen Immunisierungsverfahren mittels rekombinanter Proteine ist die Erzeugung einer zytotoxischen T-Lymphozyten- und inflammatorischen T-Helferzell-Antwort, welche für die Eradizierung verschiedenster viraler Infektionen unerläßlich ist. So wurde nicht nur in verschiedenen Modellen von Infektionskrankheiten die protektive Wirkung der Vakzinen untersucht, sofern die ausgewählte Tierart permissiv für eine Infektion mit dem relevanten Erreger war; auch wurde in einigen Studien die DNAImmunisierung in transgenen Modellen und bei persistierenden Infektionen eingesetzt, um seine Wirksamkeit als therapeutische Vakzine bei chronisch-persistierenden Virusinfektionen zu testen (134,137,183). Ein weiterer Vorteil der genetischen Immunisierung besteht darin, dass mit dieser Technik, im Gegensatz zu Peptidimmunisierungen, wo nur eine begrenzte Anzahl von antigenen Peptiden zur Verfügung steht, das gesamte antigene Peptidrepertoire eines Proteins, welches von T-Zellrezeptoren aktivierter Lymphozyten erkannt wird, für die Erzeugung einer breiten Immunantwort ausgenutzt werden kann. Es konnte gezeigt werden, dass der Ansatz der DNA-Immunisierung auch gegen Tumorwachstum sowohl in protektivem als auch therapeutischem Kontext wirksam ist (8,16,73,94). 13 Zur Zeit werden bereits die ersten humanen Studien mit DNA-Immunisierung bei HBV-, HIV-Infizierten und an Malaria erkrankten Patienten durchgeführt (21,225). 1.2.2 Durch DNA-Immunisierung induzierte Immunantworten Durch DNA-Immunisierung lässt sich ein breites Spektrum zellulärer und humoraler Immunreaktivitäten gegen sezernierte, membranständige oder intrazelluläre Antigene spezifisch induzieren. Vom Aspekt der Antigenpräsentation mit Erzeugung einer MHCrestringierten Aktivierung von zytotoxischen T-Lymphozyten (CTL) und T-Helferzellen (Th-Zellen) scheint diese Immunisierungstechnik zumindest teilweise eine Immunantwort, die durch eine virale Infektion hervorgerufen wird, zu imitieren. T-Lymphozyten kommt eine zentrale Bedeutung für die Regulation der Immunantwort und für die Erkennung und Eliminierung von virusinfizierten oder Tumorzellen aus dem Organismus zu. Die spezifische Erkennung veränderter Zellen erfolgt über den TZellrezeptor, einem Proteinkomplex, der in der Zytoplasmamembran der T-Lymphozyten verankert ist. Mit dem T-Zellrezeptor ist der CD3-Proteinkomplex verbunden. Als weitere Proteine sind mit dem T-Zellrezeptor entweder CD4- oder CD8-Rezeptoren assoziiert. Ihr Vorhandensein gliedert die T-Lymphozyten in die Untergruppen der CD4-positiven THelferzellen und der CD8-positiven zytotoxischen T-Zellen. Sie vermitteln bei der spezifischen Fremderkennung die Interaktion der T-Zellen entweder mit MHC-Klasse II oder mit MHC-Klasse I Antigenen. Die CD8-positiven CTLs erkennen über ihren T-Zellrezeptor auf MHC-Klasse I Molekülen geladene Peptide und sind somit in der Lage, die virusinfizierte Zelle zu lysieren. Einerseits können die CTLs eine Fas-vermittelte Apoptose bei solchen Zielzellen induzieren (18a,50,103), andererseits geben sie zytotoxische Faktoren, Radikale und Perforine frei. Letztere oligomerisieren unter dem Einfluss von Ca2+-Ionen und werden in die Membran der als fremd erkannten Zelle eingelagert, durchsetzen sie mit Poren und lysieren sie (198). Vorrausetzung für diesen Vorgang ist, dass die entsprechenden TLymphozyten durch Zytokine wie IL-2 und Interferon-γ stimuliert worden sind, die von Th1-Zellen sezerniert werden. Auch Zytokine, wie IL-1, TNF-α und Interferon-α, die von Zellen des unspezifischen Immunsystems, zum Beispiel von aktivierten Makrophagen, abgegeben werden, erhöhen die Aktivität der CTLs. Über sie besteht also eine enge 14 Verbindung der unspezifischen Immunreaktion mit der spezifischen zytotoxischen TZellantwort. Wie bereits erwähnt, kann genetische Immunisierung zu einer starken MHC-Klasse I restringierten CTL-Antwort führen. Dabei werden für die effektive Aktivierung von Antigen-spezifischen CTLs zwei Signale benötigt: hierzu zählt zum einen die Erkennung der an MHC-Klasse I gebundenen Peptide an der Zelloberfläche durch die Lymphozyten und zum anderen das Vorhandensein von kostimulatorischen Molekülen, wie CD80/B7.1, CD86/B7.2 und CD40 (93,96,101). Während nahezu alle Gewebe MHC-Klasse I Moleküle exprimieren, befinden sich diese kostimulatorischen Moleküle (in der Regel) nur auf professionellen Antigen-präsentierenden Zellen (APC). In einer Reihe von experimentellen Systemen wurde gezeigt, dass die Antigen-Präsentation durch nicht-professionelle APCs, die nicht über diese kostimulatorischen Faktoren verfügen, eher zu einer Toleranz als zu einem Priming der Immunantwort führt (98,145,171). Aus den genannten Gründen musste daher die frühere Hypothese, dass nach Transfektion mit Plasmid DNA nichthämatopoetische Zellen wie Myozyten und Keratinozyten in APCs umgewandelt werden können und über eine kontinuierliche Produktion und Prozessierung von Antigen eine CD8+ CTL-Antwort induzieren können, verworfen werden. Vielmehr deutet einiges darauf hin, dass nach DNA-Immunisierung aus dem Knochenmark stammende professionelle APCs wie Dendritische Zellen oder Makrophagen für die Induktion einer CTL Antwort verantwortlich sind. Pardoll und Beckerleg (160) haben zwei Hypothesen aufgestellt, welche die Mechanismen für das Entstehen einer solchen Immunantwort erklären. Der erste Mechanismus setzt voraus, dass eine kleine Anzahl dieser professionellen APCs direkt mit der injizierten DNA transfiziert wird. Diese Zellen wandern dann zu den regionalen Lymphknoten, wo sie CD8+ und CD4+ T-Zellen wie auch B-Zellen aktivieren können. Professionelle Antigen-präsentierende Zellen in Form von Langerhans Zellen befinden sich in großen Mengen in der Haut. Tatsächlich konnte gezeigt werden, dass bei Applikation der DNA mittels Genkanone die dendritischen Zellen direkt transfiziert werden (40). Dagegen spricht die relativ geringe Dichte an Dendritischen Zellen und Makrophagen im Muskel gegen die Theorie, dass nach intramuskulärer DNA-Immunisierung direkt transfizierte APCs für die Induktion einer CTL-Antwort verantwortlich sind. Allerdings konnte an Knochenmark-chimerischen Mäusen gezeigt werden, dass auch nach intramuskulärer DNA-Immunisierung aus dem Knochenmark stammende APCs sowohl für 15 die MHC-Klasse I Präsentation als auch für die Kostimulation verantwortlich sind (42,53). Die zweite Hypothese besagt nun, dass nach intramuskulärer DNA-Immunisierung zunächst die Myozyten transfiziert werden und von diesen aus antigenetisches Material zu professionellen APCs transferiert wird, die den Muskel als Teil einer inflammatorischen Antwort auf die Immunisierung hin infiltriert haben. Das transferierte Protein wird dann in den MHC-Klasse I restringierten Prozessierungsweg eingeschleust, wodurch den APCs die Induktion einer CTL-Antwort ermöglicht wird. Das initiale Priming der Immunantwort findet demnach also in den drainierenden lymphatischen Geweben durch APCs aus dem Knochenmark statt. Dies würde gegen das konventionelle Dogma sprechen, dass nur Peptide von intrazellulär synthetisierten Proteinen auf MHC-Klasse I Molekülen geladen werden können. Aber auch andere Studien haben gezeigt, dass auch exogen produzierte Proteine durch APCs aufgenommen, im Kontext mit MHC-Klasse I Molekülen präsentiert werden können und somit eine MHC-Klasse I restringierte Antwort primen können (113,176). Außerdem konnte in Experimenten demonstriert werden, dass transfizierte Myozyten in der Lage sind, Proteine zu APCs zu transferieren (217,218). Der Mechanismus dieses als "cross-priming" bekannten Immunphänomens ist allerdings ungeklärt (100) (siehe auch Abb. 1-4). Durch DNA-Immunisierung kommt es ebenfalls zur Aktivierung von T-Helferzellen, die Peptide im Kontext mit MHC-Klasse II Molekülen, welche nur auf der Oberfläche von potentiell antigenpräsentierenden Zellen vorkommen, erkennen. T-Helferzellen werden nach dem Muster der Zytokine, die sie produzieren, in Th1- und Th2-Zellen unterteilt. Nach einem ersten Kontakt mit dem Antigen gehen sie aus Th0-Zellen, einem unreifen Vorstadium der T-Helferzellen, hervor. Dabei spielt das Zytokinmilieu bei der Differenzierung von naiven T-Helferzellen in einen bestimmten Subtyp eine entscheidende Rolle: während IL-4 eine Differenzierung in Th2-Zellen induziert (207), besitzt IL-12 eine wichtige Funktion in der Induktion von Th1-Zellen (132,194). Th2-Zellen produzieren IL4, IL-5, IL-6 und IL-10 und stimulieren die Proliferation und Differenzierung von Prä-BZellen zu antikörperproduzierenden Plasmazellen mit Sekretion von Maus-IgG1Antikörpern (143,162,205) und aktivieren außerdem eosinophile Granulozyten (54). Eine Aktivierung von Th2-Zellen führt also zu einer vorwiegend humoralen Immunität, bei der die Elimination des Pathogens aus der Blutbahn im Vordergrund steht. Dagegen fördern Th1-Zellen durch Produktion der Zytokine IL-2 und Interferon-gamma (IFN-γ) vor allem 16 die Aktivierung weiterer T-Helferzellen sowie diejenige von CD8+ zytotoxischen T-Zellen, Makrophagen, Natürlichen Killerzellen und die Produktion von Maus-Antikörpern des IgG2a- und IgG3-Isotyps und führen somit überwiegend zu einer zellvermittelten Immunität (1,144,162). Nach DNA-Immunisierung von Mäusen findet man je nach Immunisierungsprotokoll CD4-positive Zellen sowohl vom Th1- als auch vom Th2-Phänotyp vor. Intramuskuläre Immunisierung führt überwiegend zu einer Th1-Antwort mit hohen Interferon-γ-Spiegeln und zu einer erhöhten IgG2a:IgG1-ratio; solch Immunantworten vom Th1-Typ konnten beispielsweise in DNA-Immunisierungsmodellen mit dem HBV-Oberflächenantigen (227), dem HIV gp120 (199) und dem Leishmania major gp63 (236) identifiziert werden. Es konnte auch gezeigt werden, dass der Effekt der DNA-Immunisierung dominant ist: durch Vorimmunisierung mit Plasmid-DNA konnte nicht nur die durch Protein-Immunisierung induzierte IgE Antikörper Antwort und die Th2-Zell-Aktivierung unterdrückt werden, auch wurde eine präexistierende antigenspezifische IgE-Antwort reduziert. Diese Beobachtungen könnten einen therapeutischen Ansatz bei der Behandlung von allergischen Erkrankungen darstellen. Tatsächlich konnten in verschiedenen Allergie-Modellen in der Maus bzw. Ratte gezeigt werden, dass die DNA-Immunisierung eine allergische Antwort verhindert (89). Durch die epidermale Applikation von Plasmid-DNA mit der Genkanone kommt es dagegen zur Aktivierung einer Th2-Immunantwort mit der Erzeugung von überwiegend IgG1 Antikörpern (59). Die Gründe für die Erzeugung unterschiedlicher T-Helferzell-Profile durch verschiedene Immunisierungsmethoden sind nicht geklärt. Möglicherweise spielt die bei DNAImmunisierung eingesetzte DNA-Menge eine Rolle. Bei der Immunisierung mit DNA beschichteten Goldpartikeln wird im Vergleich zur intramuskulären Immunisierung weniger als ein Hundertstel der DNA-Menge eingesetzt. Wie weiter unten ausführlich geschildert, sind im bakteriellen Plasmid-Vektor Th1-induzierende immunstimulatorische Sequenzen (ISS) enthalten. Die bei der Nadel-Injektion in großen Mengen applizierte DNA und die damit verbundene hohe Anzahl an ISS könnten ein Grund dafür sein, warum nach intramuskulärer Immunisierung eine Th1-Antwort induziert wird, während die bei intradermaler Applikation mit der Genkanone eingesetzten Mengen wahrscheinlich nicht für eine adäquate Th1-Induktion ausreichen. Diese Hypothese wird durch eine Studie von Barry and Johnston (6) unterstützt, die zeigen konnten, dass beim Gebrauch von nur 17 wenigen Mikrogramm DNA sowohl bei der intramuskulären Nadel Injektion als auch beim Einsatz der Genkanone eine Th2-Antwort mit überwiegend IgG1 Antikörpern induziert wird, während beim Gebrauch von 50µg DNA beide Methoden eine Th1-Antwort mit IgG2a Antikörpern induziert haben (217). Aber auch andere Faktoren, wie beispielsweise der Haplotyp des Empfängers oder die Natur des prozessierten Antigens könnten einen Einfluss auf das T-Helferzell-Profil ausüben. Die primäre Immunisierungsmethode scheint in manchen Fällen das Profil der THelferzellantwort irreversibel festzulegen, während nachfolgende Immunisierungen mit einer anderen Methode keine Verschiebung des ursprünglich induzierten Th-Profils bewirken (59,164,173). Allerdings kann dieses Profil durch die Koadministration von Genen, die für bestimmte Zytokine kodieren, beeinflusst werden. So konnten Prayaga et al. (170) demonstrieren, dass das Th-Profil nach epidermaler Immunisierung mit der Genkanone, welches normalerweise vom Th2-Typ ist, nach Koimmunisierung mit IL-2, IL-7 oder IL-12 kodierenden Plasmiden einem Th1-Charakter entspricht. Der genaue Einfluss der Zytokine auf die Immunantwort im Kontext der DNA-Immunisierung wird im nachfolgenden Kapitel ausführlich dargelegt. Die durch DNA-Immunisierung induzierte humorale Immunantwort ist im Vergleich zur Protein-Immunisierung in der Regel niedriger. Wahrscheinlich ist die in vivo produzierte Menge an Genprodukt (pg ml-1 bis ng ml-1) für eine adäquate optimale B-Zell-Stimulation zu klein. Trotzdem erscheinen T-Zell-abhängige Antikörper der IgG Klasse nach DNAImmunisierung regelmäßig, und der Serumtiter dieser Antikörper hat die Tendenz, über Wochen zu steigen (11,70). 1.2.3 Immunmodulatorische Faktoren Wie bereits geschildert, kann die Immunantwort nach DNA-Immunisierung durch Wahl einer bestimmten Applikationsmethode oder des Injektionortes moduliert werden. Weitere wichtige Faktoren, die Einfuß auf die Immunantwort nehmen, sind die immunstimulatorischen Sequenzen (ISS) im Vektor, die "Form" des kodierten Proteins oder die Wahl des Immunisierungsprotokolls. Außerdem besteht in der Koadministration 18 von Zytokinen, Chemokinen oder kostimulatorischen Molekülen die Möglichkeit, die Immunantwort in eine bestimmte Richtung zu beeinflussen oder zu verbessern. 1.2.3.1 CpG-Motive und immunstimulatorische Sequenzen Ein Aspekt der genetischen Immunisierung, dem erst seit kurzem Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist die immunstimulatorische Aktivität der DNA selbst. Es ist bekannt, dass bakterielle DNA im Gegensatz zu DNA von Vertebraten eine nicht-spezifische Immunantwort induzieren kann (114). Man nimmt heute an, dass die Ursache hierfür in der unterschiedlichen Anzahl an nicht-methylierten Cytosin-Phosphat-Guanin (CpG) Dinukleotiden in den beiden Genomen liegt. Während dieses Dinukleotid in bakterieller DNA in einer Frequenz von 1:16 vorkommt, liegt die Frequenz in der DNA von Vertebraten um 10- bis 20fach niedriger, ein Phänomen, welches auch "CpG Suppression" genannt wird. In Vertebraten enthält ein Großteil dieser Dinukleotide ein methyliertes Cytosin, während es in Bakterien unmethyliert ist (114). Krieg et al. konnten zeigen, dass Oligonukleotide, die ein oder mehrere solcher CpG-Dinukleotide enthalten, eine B-ZellProliferation und eine Immunglobulin-Sekretion triggern können (115). Bakterielle DNA kann ebenfalls Natürliche Killerzellen (NK-Zellen) und über eine Induktion von inflammatorischen Zytokinen wie Interferone und IL-12 die zelluläre Immunität stimulieren (114). Die Relevanz dieser Kenntnis für die DNA-Immunisierung wurde in einer Studie deutlich, die zeigte, dass eine DNA-Vakzine, dessen Plasmid CpGISS enthält, eine wesentlich stärkere Antikörper- und CTL-Antwort induziert als eine Vakzine mit einem Plasmid ohne ISS, trotz einer höheren Genexpression durch letztere (192). Nachfolgende Studien haben bestätigt, dass CpG-Motive die Immunantwort nach DNA-Immunisierung verstärken können (109,126) und haben auch gezeigt, dass diese die Immunantwort durch präferentielle Induktion einer Th1-Antwort qualitativ modifizieren können. Oligonukleotide und Plasmide, die ISS enthalten, induzieren die Produktion von IL-2, IFN-γ und IL-12, erhöhen das IgG2a:IgG1 Verhältnis zu Gunsten des IgG2a und verringern die Produktion von IgE Antikörpern, all dies Charakteristika einer Th1-Antwort (109,126,184,192). Sogar die Immunantwort nach Protein-Immunisierung lässt sich durch Koimmunisierung mit ISS-enthaltender DNA in Richtung einer Th1- oder Th0-Antwort mit vermehrter IgG2a- und IFN-γ-Produktion beeinflussen (126,184). 19 Die CpG-Motive scheinen nach neuesten Erkenntnissen ihre Wirkung über den "toll-like"Rezeptor (TLR 9) zu vermitteln (86). 1.2.3.2 Lokalisation des kodierten Antigens Ein weiterer Parameter, der Einfluss auf die Stärke und Orientierung der Immunantwort nehmen kann, ist die Lokalisation des kodierten Antigens. Nach DNA-Immunisierung konnten Immunantworten sowohl gegen Proteine, die zytoplasmatisch lokalisiert (z.B. βGalaktosidase), als auch gegen solche, welche membrangebunden sind (z.B. G-Protein des Rabies-Virus) oder sezerniert werden (z.B. HBsAg) induziert werden. Es ist möglich, dass eine bestimmte Form eines Proteins geeigneter für die Induktion einer Immunantwort ist als eine andere; so könnte man annehmen, dass ein sezerniertes Antigen effektiver sein kann, eine Antikörper- und CD4+ T-Helferzell-Antwort zu induzieren als eine nichtsezernierbare Form des gleichen Antigens. Hier gibt es abweichende Ergebnisse: in einer Studie konnte diese Hypothese nicht belegt werden: die sezernierte Form des G-Proteins des Rabies-Virus induzierte keine stärkere humorale oder zelluläre Immunantwort als die membrangebundene Form (234). Dagegen konnte gezeigt werden, dass die mutierte sezernierte Form des großen Hüllproteins des HBV nach DNA-Immunisierung wesentlich stärkere Immunantworten sowohl auf humoraler als auch auf zellulärer Ebene induzieren kann als die natürliche nicht-sezernierte Form (69). 1.2.3.3 Immunisierungsprotokolle Bisher konnte kein optimales Immunisierungsprotokoll (Dosis der administrierten DNA, Anzahl und Frequenz der Immunisierungen) zur Erzielung einer möglichst starken Immunantwort aufgestellt werden. Booster-Immunisierungen verstärken vor allem die Antigenspezifischen Antikörperantworten. Dagegen haben sie keinen signifikanten Einfluss auf die Stärke einer CTL-Antwort gegen Fremdantigene wie z.B. Virusantigene. Gegen Selbstantigene (z.B. Tumorantigene oder transgene Virusantigene) gerichtete CTLAntworten bedürfen dagegen repititiver Vakzinierungen, um sie aufrecht zu erhalten. 20 1.2.3.4 Zytokine Zytokine sind essentiell für die Regulation und die Koordination der zellulären und humoralen Immunantwort (siehe oben). 1993 konnten Raz et al. zeigen, dass nach Injektion von Zytokingenen in den Muskel die Zytokine ihre charakteristischen Aktivitäten in vivo entfalten und die Immunantwort auf ein Protein verstärken können (174). Seitdem wurde in vielen Studien demonstriert, dass die spezifische Immunantwort nach DNAImmunisierung durch Koinjektion eines Plasmids, welches das Gen für ein bestimmtes Zytokin enthält, moduliert werden kann. So erhöht beispielsweise die Koinjektion von IL-2 kodierenden Plasmiden sowohl die humorale als auch die zelluläre Immunität und verstärkt die Produktion von Th1-Zytokinen (70). Dies sind Beobachtungen, die mit den Funktionen von IL-2 als potentem Stimulator der zellulären Immunität, der die Proliferation und Differenzierung von T-Zellen ebenso wie das B-Zell- und NK-Zell-Wachstum induziert (204), vereinbar sind. IL-4 induziert die Differenzierung von Th0-Zellen in den Th2-Subtyp, verstärkt das BZellwachstum und vermittelt ein IgG Klassen switching. Dementsprechend wird bei der DNA-Immunisierung durch Koinjektion von IL-4 die humorale Immunantwort verstärkt (70,174). Allerdings limitiert die relative Hemmung einer Th1-vermittelten Antwort mit verringerter CTL-Aktivität seinen Gebrauch als Adjuvanz von viralen Vakzinen oder Immunotherapien. Auch der Effekt der in dieser Arbeit eingesetzten Zytokine GM-CSF, IL-12 und IL-18 auf die Immunantwort nach DNA-Immunisierung wurde untersucht und soll nachfolgend genauer besprochen werden. IL-12, ein proinflammatorisches und immunmodulatorisches Zytokin, welches in erster Linie von APCs produziert wird, spielt eine wichtige Rolle in der zellvermittelten Immunität. So fördert es die Differenzierung von naiven T-Helferzellen in den Th1-Subtyp. Eine weitere wichtige Funktion von IL-12 ist seine Fähigkeit, die Produktion von großen Mengen IFN-γ in ruhenden und aktivierten T- und NK-Zellen zu induzieren. Dies stellt die Grundlage für die meisten Effekte von IL-12 dar, wenn es in vivo verabreicht wird und verleiht IL-12 eine wichtige Rolle sowohl in der unspezifischen als auch in der adaptiven Immunabwehr. Außerdem verstärkt IL-12 die lytische Aktivität von NK-Zellen und 21 Lymphokin-aktivierten Killerzellen und fördert zudem durch Steigerung der CTL-Aktivität eine spezifische CTL-Antwort. In einigen Maus-Modellen konnte demonstriert werden, dass rekombinantes IL-12 starke therapeutische Effekte bei der Behandlung von infektiösen Krankheiten (68,85,206) oder auch Tumoren (18,147) besitzt. Basierend auf diesen Ergebnissen wurde begonnen, in klinischen Studien der therapeutische Effekt von IL-12 bei Patienten mit chronischer viraler Hepatitis, Tumor-Patienten und HIV-infizierten Patienten zu untersuchen (66), allerdings mit wechselndem Erfolg. Im Kontext der DNA-Immunisierung wurde bereits in einigen Studien der Effekt einer Koadministration von IL-12 kodierenden Plasmiden auf die Immunantwort untersucht. Wie zu erwarten, konnte durch IL-12 eine Th1-typische Antwort mit erhöhter T-ZellProliferation und eine deutlich verstärkte CTL-Antwort gegen die untersuchten Antigene induziert werden (106). Iwasaki et al. konnten zeigen, dass durch Koimmunisierung mit IL-12 kodierenden Plasmiden ein schwaches Plasmid-DNA-Immunogen in ein eine starke CTL-Antwort induzierendes Immunogen umgewandelt werden kann (96). Auch andere Gruppen haben bestätigt, dass IL-12 als Adjuvanz in der DNA-Immunisierung ein starker Induktor der zellvermittelten Immunität ist (35,133,156,214,216). Auch IL-18 spielt eine wichtige Rolle in der Th1-Antwort, in erster Linie durch seine Fähigkeit, eine IFN-γ-Produktion in T-Zellen und NK-Zellen zu induzieren und wurde daher in dieser Arbeit als Adjuvanz in der Immunisierung der Mäuse eingesetzt. IL-18 wird durch aktivierte Makrophagen und Kupferzellen produziert (74,79,157). Einige seiner biologischen Aktivitäten ähneln denen von IL-12, obwohl die primären Strukturen der beiden Zytokine keine Homologie aufweisen. Der größte Unterschied zu IL-12 besteht darin, dass IL-18 nicht in der Lage ist, die Differenzierung von CD4 positiven T-Zellen in Th1 Zellen zu induzieren (181). Auch kann IL-18 allein keine IFN-γ Produktion durch TZellen oder B-Zellen induzieren, da sein Rezeptor erst durch IL-12 hochreguliert werden muss. Allerdings kann es trotz Vorliegen von gesättigten IL-12 Mengen als kostimulatorischer Faktor die IFN-γ Produktion durch anti-CD3-stimulierte T-Zellen oder anti-CD40-stimulierte B-Zellen weiter erhöhen und besitzt somit einen synergistischen Effekt zu IL-12 (238). IL-18 allein besitzt die Fähigkeit die murine und humane NK-ZellZytotoxizität zu verstärken (220) und die Fas-Liganden Expression auf Th1-Zellen und NKs und somit ihre Fas-vermittelte Zytotoxizität zu erhöhen (44,215). Auch kann IL-18 22 andere Th1-Klone zur Proliferation und IL-2- und GM-CSF-Produktion stimulieren, besitzt aber keinen Effekt auf die Proliferation von Th2-Zellen (110). Allerdings konnte bisher in einer Studie nur gezeigt werden, dass durch Koadministration von IL-18 kodierenden Plasmiden vor allem die Antikörper- und T-Helferzell-Antwort deutlich erhöht wird, während nur eine moderate Erhöhung der CTL-Aktivität zu beobachten war (106,108). Als weiteres Zytokin für die Koimmunisierung wurde GM-CSF gewählt, da man von diesem Zytokin weiß, dass es durch die Aktivierung und Rekrutierung von professionellen APCs die Induktion einer primären Immunantwort begünstigt (61,87,142). Theoretisch müsste die Koexpression von GM-CSF und einem Plasmid kodierten Antigen die Immunantwort des Wirtes gegen das Antigen durch Vergrößerung des Pools an aktivierten APCs an der Injektionsstelle verstärken. Tatsächlich konnten Xiang et Ertl zeigen, dass durch Koinokulation von Mäusen mit Plasmiden, die für GM-CSF und das Glykoprotein des Rabiesvirus kodieren, die Antikörper-Antwort dosisabhängig erhöht und die THelferzell-Antwort im Vergleich zu der Gruppe, der allein das für das Glykoprotein kodierende Plasmid injiziert wurde, deutlich verstärkt werden konnte (233). Auch nachfolgende Studien haben den verstärkenden Effekt dieses Zytokins sowohl auf die humorale als auch auf die zelluläre Immunantwort im Kontext der DNA-Immunisierung bestätigt (70,96,106,200). 1.2.3.5 Kostimulatorische Moleküle Eine andere Strategie, die Effektivität der DNA-Immunisierung zu erhöhen, besteht in der Koadministration von Genen, die für kostimulatorische Moleküle wie B7.1 (CD80), B7.2 (CD86) und CD40 kodieren, mit dem Ziel, die Fähigkeit der Antigen-Präsentation durch die transfizierten Zellen zu erhöhen. Wie bereits geschildert, spielen diese kostimulatorischen Moleküle eine wichtige Rolle in der Antigenpräsentation, da sie das notwendige zweite Signal für eine effiziente MHC-restringierte T-Zell-Aktivität darstellen (101). Studien an Mäusen haben gezeigt, dass die intramuskuläre Injektion von B7.2 Genexpressionskassetten zusammen mit für das Nukleoprotein des Influenzavirus (96) oder das HIV-1 Protein (107) kodierenden Plasmiden eine signifikante Verstärkung der 23 CTL-Antwort gegen das kodierte Antigen induziert. Dieser Effekt wurde beobachtet, unabhängig davon ob das B7.2 Gen im gleichen Plasmid wie das Antigen oder in einem separaten Plasmid injiziert wurde. Der Effekt von B7.1 ist weniger eindeutig. Obwohl die Koadministration von B7.1 Plasmiden zusammen mit Plasmiden, die für die oben genannten Antigene kodieren, nicht zu einer Verstärkung der Immunantwort geführt hat (96,107), konnte in zwei Studien gezeigt werden, dass die B7.1-Koadministration mit Tumor-assoziierten Antigenen zu einem verbesserten Schutz gegenüber einer nachfolgenden Tumor-Inokulation führt (41,43). Die Gründe für die Unterschiede in der Aktivität der beiden kostimulatorischen Moleküle sind nicht geklärt; es wird jedoch angenommen, dass diese beiden Moleküle die T-Zell-Reifung unterschiedlich in den Th1bzw. den Th2-Subtyp induzieren (116). Auch der CD40-Ligand wurde im Kontext der DNA-Immunisierung untersucht. Dieser wird transient auf T-Zellen exprimiert und induziert die Proliferation und Differenzierung von CD40-tragende APCs. Es konnte gezeigt werden, dass die Koadministration eines Plasmids, welches für den CD40-Liganden kodiert, mit einem DNA-Immunogen zu einer Erhöhung der Antikörper und der CTL-Aktivität führt (138). Es gibt also eine Reihe von Möglichkeiten, die Immunantworten auf ein bestimmtes Protein nach DNA-Immunisierung in eine bestimmte Richtung zu beeinflussen. So könnte in Zukunft für jedes Protein und Immunisierungsprotokoll geschaffen werden. jede Infektionskrankheit ein optimales 24 1.3 Aufgabenstellung Es soll die zelluläre und humorale Immunantwort gegen das kleine und große DeltaAntigen nach DNA-Immunisierung im Mausmodell untersucht werden. Dabei sollen die Immunantworten gegen die natürlichen Delta-Antigene mit denjenigen gegen mutierte sezernierte Formen verglichen werden. Dazu müssen entsprechende Expressionsvektoren kloniert werden. Zur Erreichung optimaler Immunantworten gegen die Delta-Antigene müssen die DNAImmunisierungsprotokolle optimiert werden. Wenn mit dieser Methode Immunantworten gegen die Delta-Antigene generiert werden können, soll in einem Tumormodell der in vivo Effekt einer solchen Immunantwort untersucht werden. 25 2 Material und Methoden 2.1 Molekularbiologische Methoden 2.1.1 Elektrophoretische Auftrennung von DNA auf Agarosegelen Die Agarosegel-Elektrophorese wird sowohl zur analytischen als auch zur präparativen Auftrennung von DNA bzw. DNA-Fragmenten verwendet. Agarose ist ein aus Seetang gewonnenes Disaccharid, das in wässriger Lösung nach Aufkochen und anschließendem Abkühlen eine Polymatrix bildet. Durch Anlegen einer Gleichspannung wird ein elektrisches Feld erzeugt; die auf das Gel aufgetragenen negativ geladenen DNA-Moleküle durchlaufen abhängig von ihrer Größe die Maschen der Polymatrix von der Kathode zur Anode unterschiedlich schnell und können so aufgetrennt werden. Durch Hinzufügen von Ethidiumbromid bei der Herstellung des Agarosegeles kann die DNA sichtbar gemacht werden: Ethidiumbromid interkaliert zwischen die Basen der DNA und emittiert nach Anregung durch elektromagnetische Wellen im UV-Bereich orangefarbenes Licht (197). Zur Auftrennung der DNA wurden in der vorliegenden Arbeit Gele mit Agarosekonzentrationen von 1,0-1,2% in TAE-Puffer (0,04 M Tris-acetate; 0,001 M EDTA; pH 8,0) verwendet. Das Ehtidiumbromid wurde den noch flüssigen Gelen in einer Konzentration von 1,0 µg/ml hinzugefügt. Die DNA wurde mit 6x Probenpuffer (0.25% Bromphenolblau, 40% Saccharose) in dH2O versetzt, auf das Gel aufgetragen und bei einem Spannungsgradienten von 5-15 Volt/cm laufengelassen. Zur Beurteilung der Fragmentgröße dienten die Nukleinsäuren-Größenstandards II, III bzw. X der Firma Boehringer. 26 2.1.2 Polymerase-Kettenreaktion (PCR) 2.1.2.1 Prinzip der PCR Die Polymerase-Kettenreaktion (PCR, engl. Polymerase Chain Reaction) ermöglicht die spezifische Vermehrung (Amplifikation) definierter DNA-Fragmente durch wiederholte Synthese mit einer thermostabilen DNA-Polymerase. In einem Restriktionsgemisch aus Magnesiumchlorid, Desoxy-Nukleotiden und DNA-Polymerase hybridisieren zwei kurze, einzelsträngige Oligonukleotide (Primer) an die beiden Enden des zu vermehrenden DNAFragmentes und starten den Einbau der Nukleotide durch die DNA-Polymerase. Die beiden Primer müssen jeweils komplementär zu den 3‘-Enden des (+)- bzw. (-)-Stranges des entsprechenden DNA Abschnitts sein und werden je nach ihrer Orientierung Senseoder Antisense-Primer genannt. Bei der Synthese der Primer ist darauf zu achten, daß ihre Sequenzen nicht komplementär zu anderen Abschnitten der Template-DNA sind. Außerdem lassen sich, vor dem Hintergrund, dass die Enden des amplifizierten Segmentes durch die Sequenz der Oligonukleotide definiert ist, durch einzelne in die Oligonukleotide eingebaute Mutationen im amplifizierten DNA-Segment Schnittstellen für bestimmte Restriktionsenzyme einbauen, was eine nachfolgende Klonierung des DNA-Fragmentes in einen Expressionsvektor wesentlich erleichtern kann. Dabei muss beachtet werden, dass diese Schnittstellen mit Schnittstellen aus der Klonierungsstelle („multiple cloning site„) des Expressionsvektors übereinstimmen. Die PCR besteht aus drei sich zyklisch wiederholenden Schritten. Zunächst wird die Ausgans-DNA (Template-DNA) durch Erhitzung auf 94ºC denaturiert, die beiden Einzelstränge trennen sich. Nach Absenkung der Temperatur auf 40ºC bis 70ºC binden die Primer an die Einzelstränge (Annealing) und bilden kurze Doppelstrang-Bereiche, deren freie 3‘-Enden von der DNA-Polymerase erkannt werden. Diese Annealingtemperatur, die bei beiden Oligonukleotiden annähernd gleich sein sollte, errechnet sich aus der Zusammensetzung der Oligonukleotide: T = 2x(Anzahl von A+T) + 4x(Anzahl von G+C) in ºC (95). Anschließend wird die Temperatur auf 72ºC, das Temperatur-Optimum der DNA-Polymerase, erhöht, und es kommt, ausgehend vom 3‘-Ende der Primer-Hybride, an beiden Einzelsträngen zur Synthese des Komplementärstranges. So entstehen in einem Zyklus aus einem Ausgangs-Doppelstrang zwei neue, die je zur Hälfte de novo synthetisiert wurden. Durch die zyklische Wiederholung dieses Vorgangs von Denaturierung, Annealing und DNA-Synthese kommt es zu einer exponentiellen und 27 selektiven Vermehrung der durch die Oligonukleotide flankierten DNA-Sequenz. Am Ende der PCR enthält das Reaktionsgemisch nach n Zyklen ein theoretisches Maximum von 2n doppelsträngigen DNA-Moleküle, die Kopien der DNA-Sequenz zwischen den angelagerten Primern darstellen und deren Enden durch die 5‘-Enden der Primer definiert ist. Diese können anschließend gelelektrophoretisch aufgetrennt, dargestellt und analysiert werden. 2.1.2.2 Durchführung der PCR In der vorliegenden Arbeit wurde die PCR eingesetzt für die Amplifikation des für das kleine bzw. große Delta-Antigen kodierenden DNA-Segmentes aus den Plasmiden pSS32 und pSS33, mit dem Ziel, neue Expressionsvektoren für das Delta-Antigen zu klonieren. Die PCR wurde mit dem ExpandTM High Fidelity PCR System von Boehringer durchgeführt. Dieses System beinhaltet einen Enzym-Mix, bestehend aus der aus dem Bakterium Thermus aquaticus isolierten thermostabilen Taq DNA Polymerase (190) und der Pwo DNA Polymerase (5) und ist für die Amplifikation von DNA-Fragmenten mit einer Länge bis zu 5 kb optimiert. Durch die 3‘-5‘ Exonuklease-Aktivität der Pwo DNA Polymerase wird bei der PCR eine dreimal niedrigere Fehlerrate erzielt. Aufgrund der Thermostabilität der Polymerasen reicht die einmalige Zugabe des Polymerase-Mix zu Beginn der PCR für alle benötigten Zyklen aus. Die Verwendung dieser hitzestabilen Polymerasen macht die Automatisierung der PCR im sogenannten Thermocycler (PCR-Gerät) möglich, der die Änderungen von Denaturierungs- Annealingund Synthesetemperatur je nach vorheriger Programmierung steuert. Als DNA-Template wurden die Plasmide pSS32 und pSS33, welche das zu amplifizierende Delta-DNA-Segment enthalten, eingesetzt. Die als Primer dienenden Oligonukleotide wurden durch die Fa. Birsner&Grob-Biotech GmbH synthetisch hergestellt. Die Oligonukleotide wurden so entworfen, daß der Sense-Primer, der an das 3’-Ende des "-"Stranges der DNA-Template bindet, eine Schnittstelle für das Restriktionsenzym Hind III enthält, und im Antisense-Primer, der an das 3‘-Ende des "+"-Stranges bindet, eine Schnittstelle für das Restriktionsenzym Xba I enthalten ist. Folglich ergab sich für die Primer folgende Sequenz: 28 Sense-Primer: CCT 27 (CCT CTA GCC AAG CTT AGC CGG TCC GAG) Antisense-Primer: GGC 27 (GGC GTA TCT AGA GGC CCT AGA TTC CGA) Die Primer wurden als gefriergetrocknetes Pellet (lyophilisiert) geliefert, welches in dH2O aufgelöst wurde. In der PCR wurden jeweils etwa 100 pg eingesetzt. Die Desoxynukleotide waren dem PCR-Kit beigefügt und lagen in einer Konzentration von 2mM vor. Alle Schritte wurden auf Eis und unter sterilen Bedingungen durchgeführt. Die Reagenzien wurden in spezielle PCR-Vials pipettiert, wobei die DNA-Template als vorletztes und der Polymerase-Mix als letztes dazugegeben wurde. Reaktionsansatz: PCR-Puffer (10x) 10 µl dNTP-Mix 10 µl downstream-Primer 1,0 µl upstream-Primer 1,0 µl dH2O 73,5 µl Template-DNA 1,0 µl Polymerase-Mix 0,5 µl Nach Ansetzen des Reaktionsgemisches wurden die gut verschlossenen Reaktionsgefäße in den auf 94ºC vorgeheizten computergesteuerten Thermozykler gegeben. Dabei wurde der Thermozykler auf folgende Temperaturen und Zeiten programmiert: 1. Initiale Denaturierung: 3 Minuten 2. 25 Zyklen von je: 94ºC 30 Sekunden 93ºC (Denaturierung) 20 Sekunden 58ºC (Annealing) 3. Terminale Extention: 1 Minute 72ºC (Extention) 7 Minuten 72ºC 29 Durch die initiale Denaturierung bei 94ºC werden die DNA-Stränge vollständig voneinander getrennt. Die abschließende Extentionstemperatur wurde 7 Minuten gehalten, um der DNA-Polymerase zu ermöglichen, unvollständig synthetisierte DNA-Stränge zu komplettieren. Am Ende des Programms kühlt der Heizblock auf 4ºC ab; das Reaktionsprodukt ist bei dieser Temperatur stabil, und die Polymerase zeigt keine Aktivität. Zur Analyse des PCR-Produktes wurde dieses nach Aufreinigung und Isolierung mit dem PCR-Purification Kit von Qiagen (durchgeführt nach mitgeliefertem Protokoll) auf ein 1%iges Agarose-Gel aufgetragen. 2.1.3 Restriktionsverdau von doppelsträngiger DNA Restriktionsenzyme gehören zur Klasse der Endodesoxyribonukleasen, die zirkuläre oder linearisierte DNA innerhalb des Doppelstranges spalten. Es existieren drei Typen von Restriktionsenzymen, wobei nur Restriktionsenzyme des Typ II in der Molekularbiologie angewendet werden. Nukleotiden, binden Restriktionsenzyme an diese erkennen hochspezifisch und DNA-Sequenzen spalten die von DNA. 4-15 Diese Erkennungsbereiche der DNA sind in der Regel durch spiegelbildsymmetrische Anordnung der Nukleotidsequenzen, sogenannter Palindromsequenzen, charakterisiert. Restriktionsenzyme des Typ II benötigen nur Magnesium-Ionen und werden hinsichtlich des Spaltproduktes in zwei Untergruppen unterteilt: die einen spalten die DNA in der Mitte der Erkennungsstelle senkrecht zur Längsachse der Palindromsequenz; es entstehen glatte Enden, auch "blunt-ends" genannt. Restriktionsenzyme der zweiten Gruppe spalten dagegen die DNA ein bis mehrere Nukleotide von der Mitte entfernt, so dass DNA Fragmente mit 5´- oder 3´-endständigen kurzen einzelstängigen überhängenden Enden, sogenannter "sticky-ends" entstehen. Dabei befindet sich am 5´-Ende immer eine Phosphatgruppe und am 3´-Ende eine Hydroxyl-Gruppe. Die Aktivität der Restriktionsenzyme wird in U/µl angegeben. Dabei ist eine Einheit als diejenige Menge des Enzyms definiert, die 1 µg einer DNA in einer Stunde in einem Restriktionsansatz 50 µl spaltet. Im Allgemeinen werden pro µg DNA 5-10 Einheiten des Enzyms eingesetzt. Entsprechend der durch die Firma angegebenen Pufferkompatibilität werden für jeden Restriktionsansatz ein bestimmter Puffer ausgewählt, wobei bei einem 30 gleichzeitigen Verdau einer DNA mit mehr als einem Enzym darauf geachtet werden sollte, dass die für den Restriktionsverdau benötigten Puffer übereinstimmen, da die Effizienz der DNA-Spaltung eines Restriktionsenzyms in hohem Maße von der Zusammensetzung des Restriktionsmilieus abhängt. Weiter muss man beachten, dass die Glycerolkonzentration des Restriktionsansatzes nicht mehr als 5% beträgt, da bei zu hohen Glycerolkonzentrationen die Enzyme eine unkontrollierte Aktivität entwickeln können, d.h. sie schneiden die DNA nicht mehr hochspezifisch an ihrer entsprechenden Sequenz, sondern willkürlich. In der vorliegenden Arbeit wurden Restriktionsenzyme der Firma New England Biolabs eingesetzt. 2.1.4 Isolierung und Aufreinigung des PCR-Produktes (Gelextraktion) Nach einer gelelektrophoretischen Auftrennung des Restriktionsansatzes muss das PCRProdukt für die nachfolgende Ligation aus dem Agarosegel isoliert und aufgereinigt werden. Hierfür wurde das QIAquick Gel Extraction Kit von Qiagen verwendet, welches für die Extraktion und Reinigung von DNA mit einer Größe von 70 bis 10000 Basenpaaren (bp) aus Agarosegelen entworfen wurde. Die Methode basiert auf den Beobachtungen, dass DNA in Suspension an eine spezielle Silika-Matrix mit hoher Affinität binden kann (222). Somit kann die DNA leicht aus Lösungen extrahiert werden, die unerwünschte Verunreinigungen wie Phenole, Salze, Enzyme und Proteine enthalten und die nicht an die Silika-Membran binden. Nach der präparativen Auftrennung des Verdaus auf einem Agarose-Gel wird das Fragment mit der gewünschten Länge unter Durchleuchtung mit langwelligem UV-Licht aus dem Gel herausgeschnitten und in dreifachem Volumen des Puffers QG aus dem Kit (Gewicht des Gelstücks x 3) bei 50ºC für 10 Minuten geschmolzen. Dieser Puffer enthält einen pHIndikator, der anhand der Färbung der Lösung die Beurteilung des pH-Wertes erlaubt. Nur bei pH-Werten von <7,5, die bei einer Gelbfärbung vorliegen, ist die Adsorption der DNA an die Silika-Membran effizient. Nach Hinzufügen von einem 1-fachen Volumen Isopropanol (Gewicht des Gelstücks x 1) wird die DNA durch Überführen der Probe in spezielle QIAquick Säulen mit anschließender Zentrifugation an die Silika-Membran in diesen Säulen gebunden. Nach einem Waschschritt mit Ethanol-enthaltendem PE-Puffer zur Entfernung von Salzen kann das DNA-Fragment schließlich in dH2O eluiert werden und einer nachfolgenden Ligation zugeführt werden. 31 2.1.5 Transformation von Bakterien Um DNA effektiv zu vermehren, wird sie in kompetente Bakterien eingeführt. Die meisten Methoden für die Transformation von Bakterien basieren auf den Beobachtungen von Mandel und Higa (135), die zeigen konnten, dass Bakterien, die mit eisgekühltem CaCl2 behandelt und anschließend kurz erhitzt werden, mit Bakteriophagen-DNA transformiert werden können. Die gleiche Methode wurde später eingesetzt, um Bakterien mit PlasmidDNA zu transformieren (36). In den folgenden Jahren wurden die Methoden weiter variiert, mit dem Ziel, die Transformationseffizienz der Bakterien zu optimieren. Dabei wurden durch Vorbehandlung der Bakterien mit DMSO oder reduzierenden Substanzen für Transformationen kompetentere E.coli Stämme hergestellt. Der genaue Mechanismus, durch den die Plasmid-DNA in kompetente E.coli Bakterien eindringen kann, ist bis heute unbekannt. Zur Plasmidvermehrung wurden in der vorliegenden Arbeit kommerziell erhältliche INVα F’One ShotTM Zellen der Firma Invitrogen verwendet. Hierbei handelt es sich um kompetente E.coli-Zellen mit einer sehr hohen Transformationseffizienz. Entsprechend dem beiliegenden Protokoll wurden 5-50 ng DNA in einem Volumen von 1-20 µl zur Transformation eingesetzt. Nach einstündiger Inkubation in einem Rotationsinkubator bei 37ºC wurden 100-200 µl der Bakteriensuspension auf mit einem entsprechenden Antibiotikum versetzten Agarplatten (15 g/l Bactoagar in LB-Medium) ausgestrichen und über Nacht bei 37ºC inkubiert. Entsprechend des im Expressionsvektor enthaltenden Resistenzgenes waren die Agarplatten mit Ampicillin (50 µg/ml) versetzt. Nur die transformierten Bakterien können sich auf den Agarplatten vermehren und Kolonien ausbilden, da nur sie entsprechende durch die zugeführte Plasmid-DNA kodierte Resistenzgene gegen das Antibiotikum enthalten. Die über Nacht ausgebildeten Kolonien konnten am nächsten Tag mit einer sterilen Metallöse zum Anlegen von Flüssigkulturen in Polystyrolröhrchen mit LB-Medium überführt werden. 2.1.6 Vermehrung der Plasmid-DNA in flüssigen Medien Um größere Mengen eines Plasmids zu erhalten, müssen Flüssigkulturen von mit dem Plasmid transformierten Bakterien angelegt werden. Hierfür wurde entweder eine nach 32 Transformation von kompetenten Bakterien über Nacht ausgebildete isoliert liegende Kolonie mit Hilfe einer Metallöse in LB-Medium überführt oder es wurden in Glycerolstocks konservierte Bakterien aus alten Flüssigkulturen für die Plasmidvermehrung verwendet. Die Bakterien wurden in vier ml LB-Medium (10 g NaCl, 10 g bacto-tryptone, 5 g Hefe-Extrakt pro Liter) unter Zugabe eines bestimmten Antibiotikums, das nur die Vermehrung von mit dem entsprechenden Plasmid transformierten Bakterien zulässt, in einem Rotationsinkubator mit 250 U/min bei 37ºC inkubiert. Zur Vermehrung der Delta-Expressionsvektoren musste entsprechend dem im Vektor enthaltenden Resistenzgen 100 µg/ml Ampicillin zugegeben werden, Gemäß der Wachstumskurve für Bakterienkulturen beträgt die Inkubationszeit 12-16 Stunden, da unter den oben genannten Kulturbedingungen in der Regel in dieser Zeitspanne die Plateauphase des Bakterienwachstums erreicht wird. Zur Vermehrung des Plasmids in großem Maßstab wurden 1,5 ml der E.coli-Flüssigkultur in 500 ml LB-Medium Erlenmeyerkolben überführt inklusive und eines wiederum geeigneten bei 37ºC Antibiotikums über Nacht in einen in einem Rotationsinkubator inkubiert. 2.1.7 Plasmid-Isolierung und -Aufreinigung Nach Vermehrung der Plasmid-DNA in Flüssigkulturen musste die DNA aus diesen isoliert und aufgereinigt werden. Die Plasmid-Isolierung erfolgte dabei nach Methode der alkalischen Lyse (10). Entsprechend der Menge der angelegten Flüssigkultur wurden für die Plasmid-Extraktion aus transformierten Bakterien das QIAprep Mini-, Mega- oder Gigaprep von Qiagen verwendet, dessen Prinzip auf der Methode der alkalischen Lyse mit anschließender Adsorption der DNA auf Silica-Gel Membranen basiert (222). In einem mitgelieferten Protokoll sind die einzelnen Schritte zur Plasmid-Isolierung genau beschrieben. Nach alkalischer Lyse der Bakterien in NaOH/SDS und Zerstörung der RNA durch die Anwesenheit von RNase wurde die Plasmid-DNA über eine Säule an Silica-GelMembranen adsorbiert und so von RNA, zellulären Proteinen und Metaboliten isoliert. Schließlich wurde die DNA nach mehreren Waschschritten in 0,15 molarer Tris/Cl (pH 8,5) eluiert und befand sich so gereinigt und konzentriert in Lösung. 33 2.1.8 Glycerolstock Bakterien können in sogenannten Glycerolstocks bei –80ºC unbegrenzt lange überlebensfähig konserviert werden. Dabei wurden 600 µl einer Flüssigkultur, die transformierte Bakterien enthält, mit 600 µl einer 40%igen Glycerollösung gut vermischt, nach Überführen in ein Gefrierröhrchen in mit Trockeneis eisgekühltem Ethanol tiefgefroren und anschließend bei –80ºC gelagert. 2.1.9 Zellkultur Für die in vitro Transfektionsstudien wurde mit unterschiedlichen Zelllinien gearbeitet: 2.1.9.1 G8- Zellen (ATCC No. CRL-1456) Es handelt sich um fetale Myoblasten, die aus der Muskulatur der hinteren Extremitäten eines Maus-Fetus gewonnen wurden. Sie wurden für den Nachweis von Delta-Protein nach Transfektion mit den Delta-Expressionskonstrukten verwendet, um in vitro die Bedingungen einer intramuskulären Injektion von Plasmid-DNA im Rahmen einer DNAImmunisierung zu simulieren. Allerdings besitzen diese Zellen nur eine sehr geringe Transfektionseffizienz (ca. 5%). Die Zellen wurden in Dulbecco’s Medium der Fa. Gibco mit 10% fötalem Kälberserum (FCS) und unter Zusatz von Penicillin/Streptomycin und nicht-essentiellen Aminosäuren (NEAA) kultiviert. 2.1.9.2 LMH-Zellen (ATCC No. CRL-2117) Bei diesen Zellen handelt es sich um hepatozelluläre Karzinomzellen von Hühnern. Sie eignen sich besonders für Transfektionsstudien, da die Transfektionseffizienz mit bis zu 85% ausgesprochen hoch ist. Die Zellen wurden In IMDM mit 8% FCS unter Zusatz von Penicillin/Streptomycin und NEAA gehalten. 34 2.1.9.3 Huh7-Zellen Es handelt sich hierbei um murine Hepatomzellen. Auch diese Zellinie wurde in Transfektionsstudien eingesetzt. Wie die G8-Zellen wurden die Huh7-Zellen in Dulbecco’s Medium der Firma Gibco mit 10% FCS und unter Zusatz von Penicillin/Streptomycin und nicht-essentiellen Aminosäuren kultiviert. 2.1.9.4 P815-Zellen (ATCC No. TIB-64) Es handelt sich um Mastozytomzellen der Maus, welche Balb/c- und DBA-2-Maus-syngen sind, d.h. sie haben wie die Mäuse den Haplotyp H-2d. Die das kleine und große Delta-Protein bzw. das große HBV-Hüllenprotein (LHBs) stabil exprimierenden Mastozytomzellinien P815δ-32, P815δ-33 und P815-LS wurden freundlicherweise von Dr. M. Geißler zur Verfügung gestellt und in den Zytotoxizitätsexperimente sowie im Tumormodell eingesetzt. Die Zellen wurden in Dulbecco’s Medium mit 10% FCS gehalten, dem zusätzlich als Selektionsantibiotikum G418-Sulfat der Firma PAA Laboratories GmbH in einer Konzentration von 1 mg/ml hinzugefügt wurde. Hierbei inaktiviert die durch die als Selektionsmarker dienende Neomycingen gebildete Neomycin-Phospho-Transferase das G418-Sulfat, so dass nur die transfizierten Zellen resistent gegen das Antibiotikum sind und nur diese in der Kultur überleben. Außerdem wurden dem Medium ebenfalls nicht-essentielle Aminosäuren und Penicillin/Streptomycin hinzugefügt. Alle Zellen bildeten nach 3-4 Tagen einen einschichtigen konfluenten Zellrasen. Für das Passagieren wurden die adhärent wachsenden G8-, Huh7- und LMH-Zellen nach Absaugen des Mediums einmal mit PBS gewaschen und für 3 Minuten mit 3 ml einer Typsin/EDTALösung (0,025% Trypsin/0,05% EDTA in PBS) trypsiniert. Die abgelösten Zellen wurden in 5 ml Medium+FCS aufgenommen, resuspendiert und auf neue Petrischalen in einem Verhältnis von 1:10 verteilt. Die nicht- bzw. semi-adhärent wachsenden P815-Zellen wurden mit einer 10ml-Pipette in frischem Medium vorsichtig durch langsames auf- und abpipettieren vom Boden der 35 Petrischalen abgespült, resuspendiert und ebenfalls in einer 1:10-Verdünnung auf neue Petrischalen übertragen. Die Petrischalen wurden mit dem entsprechenden Medium aufgefüllt und im Brutschrank bei 37ºC/5% CO2 aufbewahrt. 2.1.10 Einfrieren von Zellen Wenn Zellen über eine längere Zeit nicht gebraucht wurden, wurden sie nach folgender Methode eingefroren: Nach Übertragen der Zellen in 15ml-Falcon-Röhrchen wurden diese bei 1200 U/min fünf Minuten zentrifugiert. Der Überstand wurde abgesaugt und das Pellet in 2 ml auf -20ºC vorgekühltem Einfriermedium (1,8 ml Kulturmedium+10% FCS ; 0,2 ml DMSO) resuspendiert. Jeweils 1 ml wurden in ein entsprechend beschriftetes Kryo-Vial übertragen und über Nacht bei -20ºC eingefroren. Nach 24 Stunden wurden die Zellen in einen Stickstofftank gestellt und dort bei -160ºC aufbewahrt. 2.1.11 Transiente Transfektion von Zellen Zur Charakterisierung der Expression des Delta-Proteins wurden G8-, Huh-7-, und LMHZellen nach dem Prinzip des Liposom-vermittelten Gentransfers mit den Plasmiden pSS32, pSS33, pSec32 und pSec33 transfiziert (58). Dabei wurde das Lipofectamine Reagent der Firma Life Technologies verwendet. Zur Beurteilung der Transfektionseffizienz wurden die Zellen parallel mit dem Plasmid pEGFP-N1, welches das fluoreszierende EGFP exprimiert, kotransfiziert. In einem Experiment zur Ermittlung der optimalen Transfektionsbedingungen wurden die einzelnen Inkubationszeiten und die einzusetzenden Plasmid- und Liposom-Mengen ermittelt. Nach Waschen mit PBS wurden die zu ca. 70% konfluenten Zellen mit 4 µg Plasmid-DNA unter einem Liposom-DNA-Verhältnis von 5:1 in Serum-freiem Medium (Opti-MEM der Firma Gibco) transfiziert. 2 Stunden nach Transfektion wurden die Zellen erneut zweimal mit PBS gewaschen und entsprechendes Kultur-Medium mit FCS hinzugefügt. Die Zellen wurden 48 Stunden lang im Brutschrank bei 37ºC/5%CO2 aufbewahrt. Dann wurde der 36 Überstand entnommen und die Zellen in Core-Lysepuffer (150 mM NaCl + 1% NP 40 in dH2O) 10 Minuten lang bei Raumtemperatur lysiert. Überstand und Lysate wurden bei -80ºC aufbewahrt. Der Erfolg der Transfektion wurde durch Betrachtung der Zellen unter dem FluoreszenzMikroskop anhand des fluoreszierenden EGFP-Signals beurteilt. 2.2 Expressionsexperimente 2.2.1 Proteinanalyse im Western Immunoblot 2.2.1.1 Die SDS-Polyacrylamidgel-Elektrophorese (SDS-PAGE) Für die Auftrennung und den Nachweis von Proteinen bedient man sich der Polyacrylamid-Gelelektrophorese in Anwesenheit von SDS (Natiumdodcylsulfat). Dabei werden die Proteingemische durch SDS und unter Hitze aufgetrennt, bevor sie auf das Gel aufgetragen werden. Der hydrophobe Anteil des denaturierten Proteins bindet so an das amphiphatische Molekül SDS, dass die hohe negative Ladung des Dodecylsulfates nach außen gerichtet ist. Da die den Proteinen eigenen Ladungen im Vergleich zur Ladung des Komplexes zu vernachlässigen sind und die Menge von gebundenem SDS dem Molekulargewicht des Proteins nahezu proportional ist, ist auch die Gesamtladung des Komplexes der Größe des Proteinmoleküls direkt proportional. In begrenzten Molekülgewichtsbereichen bestehen lineare Beziehungen zwischen der Größe des Moleküls und der Wanderungsgeschwindigkeit. Durch einen Marker bekannten Molekulargewichts ist es nun möglich, die Größe des Proteinmoleküls annähernd genau zu bestimmen. Das SDS-Polyacrylamidgel besteht aus einem großporigen (sauren) Sammelgel, in welchem die Proteine ankonzentriert und zu einer scharf begrenzten Zone gesammelt 37 werden. Das darunter liegende kleinporige (alkalische) Trenngel trennt die Proteine nach Größe auf. Das Trennvermögen beruht auf der Kombination eines Molekularsiebeffektes mit einem Konzentriereffekt. Der letztere Effekt ergibt sich daraus, dass im Gel andere Ionen (Leitionen: Chlorid) als im Elektrodengefäß (Folgeionen: Glycinat) vorliegen und der pHWert im Sammelgel saurer als im Elektrodenpuffer ist. Die effektive Beweglichkeit aller an der Elektrophorese beteiligten Ionen verhält sich im Sammelgel folgendermaßen: Leitionen > Proteine > Folgeionen. Beim Anlegen der Gleichspannung wandern die Leitionen infolge der hohen Beweglichkeit voraus und hinterlassen eine Zone geringerer Leitfähigkeit, die eine Steigerung der Feldstärke hervorruft. Zwischen den Leitionen und den Folgeionen bildet sich eine Grenzschicht, die zwischen der hohen und der niedrigen Feldstärke liegt. Hier entsteht eine schmale, hochkonzentrierte Proteinschicht. Wandert diese Schicht in das Trenngel mit einem höheren pH-Wert, nimmt die Beweglichkeit der Folgeionen durch die resultierende verstärkte Ionisation der Glycinat-Ionen sehr stark zu, sie erreichen die Geschwindigkeit der Leitionen und wandern mit diesen den Proteinen vorraus. Von diesem Punkt an unterliegen die Proteine einer Zonenelektrophorese und werden in Abhängigkeit von den Molekularsiebeigenschaften des Geles nach ihrer Größe und Ladung aufgetrennt. 2.2.1.2 Vorbereitung der SDS-Polyacrylamidgele Die Glasplatten unterschiedlicher Größe (10,1x8,2 cm und 10,1x7,2 cm) wurden mit 70%igem Ethanol gereinigt. Zwischen die beiden Glasplatten wurde das 12%ige Trenngel (pro Gel benötigt man ca. 10 ml: 3,3 ml dH2O ; 4,0 ml 30% Acrylamid-Mix ; 2,5 ml 1,5M Tris (pH 8,8) ; 0,1 ml 10% SDS ; 0,1 ml 10% Ammoniumpersulfat ; 0,006 ml TEMED) gegossen und mit dH2O überschichtet. Die Dicke des Geles wurde duch die seitlichen Spacer (15mm) bestimmt. Nachdem das Trenngel polymerisiert war, wurde das Wasser entfernt und das 5%ige Sammelgel (pro Gel werden ca. 3,0 ml benötigt: 2,1 ml dH2O ; 0,5 ml 30% Acrylamid-Mix ; 0,38 ml 1,0M Tris (pH 6,8) ; 0,03 ml 10% SDS ; 0,03 ml 10% Ammoniumpersulfat ; 0,003 ml TEMED) gegossen und der Kamm (15 mm dick) eingesetzt. Nach vollständiger Polymerisation der Gele wurde der Kamm wieder entfernt, die vom Kamm gebildeten Taschen sorgfältig mit dH2O ausgewaschen und von 38 überschüssigem Acrylamid-Gel befreit. Die Gele wurden innerhalb ihrer Halterungen in Kammern der Firma BIORAD eingesetzt. 2.2.1.3 Durchführung der SDS-Polyacrylamid Gel-Elektrophorese Jeweils 60 µl der zu untersuchenden Proben wurden mit 15 µl 5x SDS-Probenpuffer (60 mM TrisCl, pH 6,8; 25% Glycerol; 5% SDS; 0,1% Bromophenolblau; 14,4mM 2Merkaptoethanol) vermischt und für 10 Minuten auf 100ºC erhitzt. Als Molekulargewichtsmaker wurde der Protein-Molekulargewichtsmarker Low Standard (12-43 kD) der Firma Gibco verwendet. Die Proben wurden dann auf die Gele übertragen und diese in Laufpuffer (25mM Tris Base; 250mM Glycin, pH 8,3; 0,1% SDS) für 1,5 Stunden an eine Spannung von 140mV angeschlossen. 2.2.1.4 Transfer der Proteine vom SDS-Polyacrylamidgel auf Nitrozellulose-Membranen und immunologische Detektion der Proteine (Western Blot) Die Technik des Western Blots ist hervorragend für die Identifikation und die Quantifizierung von spezifischen Proteinen in komplexen Mischungen geeignet (211). Zunächst wurden die auf dem Polyacrylamid-Gel elektrophoretisch aufgetrennten Proteine auf Nitrozellulose-Membranen übertragen. Hierfür wurde das Gel auf der NitrozelluloseMembran liegend zwischen zwei Whatman 3MM Papieren in eine entsprechende TransferAppartur der Firma BIORAD eingespannt, diese Appartur in eine mit Transfer-Puffer (48mM Tris Base ; 39mM Glycin, pH 8,3 ; 0,037% SDS ; 20% Methanol) gefüllte Kammer eingesetzt und für 1 Stunde an eine Spannung von 100 mV angeschlossen. Unspezifische Bindungsstellen auf der Nitrozellulose-Membran wurden mit BlockierLösung (3% nonfat dried milk und 1% bovines Serum-Albumin in PBS) zwei Stunden lang oder über Nacht blockiert, um eine Bindung der später verwendeten Antikörper an diese unspezifischen Bereiche zu vermeiden. So kann die Hintergrundaktivität reduziert und damit die Sensivität des Western Blots erhöht werden. Die Nitrozellulose-Membran wurde dann zunächst mit einem polyklonalen anti-delta Rabbit-Antiserum (in einer 1:7500-Verdünnung in Blockier-Lösung) und schließlich mit 39 einem horseradish Peroxidase markierten anti-Rabbit-Antikörper (in einer 1:3000Verdünnung in Blockier-Lösung) der Firma Amersham jeweils für 1 Stunde rollend in einem 50ml-Falcon-Gefäß inkubiert. Nach den beiden Antikörper-Inkubationen wurde die Nitrozellulose-Membran jeweils dreimal für 10 Minuten in Waschlösung (PBS mit 0,2% Tween) gewaschen. Die Darstellung der spezifischen Proteine erfolgte mittels Chemiluminiszenz (ECL detection reagent 1 & 2; Amersham). Die Lösungen 1 und 2 wurden im Verhältnis 1:1 gemischt, und mit der so entstandenen Substratlösung wurde die Nitrozellulose-Membran für eine Minute inkubiert. Die zwischen zwei 3MM-Whatman-Papieren getrocknete Membran wurde schließlich zur Autoradiographie mit Kodak-BMR-Röntgenfilmen bei Raumtemperatur inkubiert. Die Belichtungszeiten betrugen 10 Sekunden bis 5 Minuten. 2.2.2 Immunfluoreszenz Für den Expressionsnachweis des Delta-Antigens mittels Immunfluoreszenz wurden G8und LMH-Zellen auf sterilen Deckgläsern (∅ 2 cm) mit den Plasmiden pSS32, pSS33, pSec32 und pSec33 in doppelten Ansätzen nach Methode des liposomalen Gentransfers transfiziert. Achtundvierzig Stunden nach Transfektion wurden die auf den Deckgläsern innerhalb der Vertiefungen der 6-well-Platten wachsenden Zellen zweimal mit PBS (0,2 g KCl ; 0,2 g KH2PO4 ; 8,0 g NaCl ; 1,15 g Na2HPO4 ; pro 1 l H2O) gewaschen und für 2 Stunden bei -20ºC in 1 ml Fixierlösung (95% Ethanol/5% Essigsäure) fixiert. Nach erneutem dreimaligem Waschen mit PBS wurden die Zellen zur Erhöhung ihrer Permeabilität 10 Minuten lang bei Raumtemperatur mit 0,05% Saponin in PBS inkubiert. Die Blockierung unspezifischer Bindungsstellen erfolgte mit Blockierungs-Lösung (s.o.) für 2 Stunden bei Raumtemperatur. Nach Absaugen der Blockierungs-Lösung wurden die Zellen zunächst mit 200 µl eines polyklonalen anti-delta Antikörper (1:1000 in PBS), bzw. der parallele Ansatz mit einem anti-mAFP-Antikörper (1:240 in PBS) zur Negatikontrolle für eine Stunde bei Raumtemperatur inkubiert. Beide Antikörper waren aus derselben Spezies, nämlich einem Kaninchen, gewonnen worden. Nach viermaligem Waschen mit PBS folgte die Inkubation mit dem zweiten Antikörper, einem FITC-(FluorescinIsothiocyanat-) markierten anti-Kaninchen-Ig-Antikörper (Anti-Rabbit IgG-Fluorescein 40 (Goat) der Firma Boehringer Mannheim). Dabei wurden wieder 200 µl einer Verdünnung dieses Antikörpers von 1:500 in PBS auf die Zellen gegeben, und die Zellen wurden eine Stunde lang bei Raumtemperatur im Dunkeln, um der vorzeitigen Erschöpfung der Lichtemission durch angeregtes Fluorescin vorzubeugen, inkubiert. Nach erneutem viermaligem Waschen wurden die Deckgläser mit den darauf fixierten Zellen mit einem Tropfen Antifade-Reagenz (Slowfade Light antifade Kit der Firma Molecular Probes), welches die Abschwächung des fluoreszierenden Signals verlangsamen soll, auf Objektträger transferiert und auf diesen mit Nagellack fixiert. Die Betrachtung erfolgte unter einem Fluoreszenz-Mikroskop bei einer Wellenlänge von 525 nm. 2.2.3 Nachweis von Delta-Protein im Überstand Für den Nachweis von Delta-Protein im Zellkulturüberstand wurde der Hepatitis-DAntigen-EIA der Firma Diasorin verwendet. Der Test wurde mit freundlicher Unterstützung von Frau Dr. Hutzli, Universitätsklinik Freiburg, Institut für Virologie und Mikrobiologie, durchgeführt. Bei dieser immunenzymatischen Methode zur qualitativen Bestimmung des DeltaAntigens handelt es sich um einen direkten nichtkompetitiven Sandwich-Test. Mit anti-HD IgG beschichtete Vertiefungen der Inkubationsstreifen wurden mit den Proben und den Positiv- bzw. Negativkontrollen inkubiert. Als Enzymtracer diente Anti-HD Human-IgG, konjugiert mit Meerettich-Peroxidase. Nach der Substratreaktion wurde die Extinktion der Lösungen bei 450/630 nm gemessen. Bei der Durchführung des EIA wurde exakt nach dem beiliegenden Protokoll gearbeitet. Die Positiv-/Negativ-Entscheidung wurde mittels eines Grenzwertes getroffen, der sich durch Addition von 0,150 zur mittleren Extinktion der negativen Kontrollen errechnet. War die Extinktion der Probe gleich oder größer als der Grenzwert, so wurde der Zellkulturüberstand als Delta-Antigen-positiv angesehen. 41 2.3 DNA-Expressionskonstukte 2.3.1 Die Expressionskonstrukte pSS32 und pSS33 Die Expressionsvektoren pSS32 und pSS33 wurden freundlicherweise von David Lazinski, Tufts-University, Boston, USA, überlassen. Das Plasmid pSS32 exprimiert das kleine Delta-Antigen, während pSS33 die große Form des Delta-Antigens exprimiert. Die für das Delta-Antigen kodierende Sequenz stammt aus den Plasmiden pKW42 und pKW43. Für die Klonierung von pSS32 und pSS33 wurde nach Restriktionsverdau des pcDNA3 Konstrukts mit den Enzymen Xmn I und Sca I das Neomycin enthaltende Fragment mit den SpaI-ScaI Fragmenten der Plasmide pKW42/43 ligiert. So stammen in den Expressionsvektoren pSS32 und pSS33 ein Teil des Ampicillin Resistenzgenes, der CMV Promotor, der offene Leserahmen für das Delta-Antigen und das Polyadenylationssignal von den Vektoren pKW42/43, während der Rest des Ampicillin Resistenzgenes und die Neomycin Resistenzkassette aus dem Vektor pcDNA3 stammen. Der Start des offenen Leserahmens vom Delta-Antigen befindet sich an Position 695. Die beiden Plasmide pSS32 und pSS33 unterscheiden sich untereinander nur in einem einzigen Nukleotid: während in pSS32 in Position 1280 das Triplet TAG und damit ein Stopkodon enthalten ist, befindet sich an dieser Stelle in pSS33 das Triplet TGG, welches für die Aminosäure Tryptophan kodiert. Erst 18 Triplets später liegt ein Stopkodon vor. Somit enthält das Translationsprodukt des Plasmids pSS33 19 Aminosäuren mehr. 2.3.2 Die Expressionskonstrukte pSec32 und pSec33 Um in den immunologischen Experimenten die Immunantworten in den Mäusen nach DNA-Immunisierung gegenüber dem Wildtyp des Delta-Antigens zu optimieren, wurde ein Expressionskonstrukt generiert, durch welches das Delta-Antigen sezerniert werden kann. Hierfür wurde der Expressionsvektor pSecTag (Invitrogen) gewählt. Es handelt sich um einen 5,2 kb großen Vektor, der speziell für eine hohe Proteinexpression in Säugetierzellen konstruiert wurde und ein Sekretionssignal der V-J2-C-Region der murinen 42 Ig κ-Leichtkette besitzt. Durch den Vektor pSecTag exprimierte Proteine sind an ihrem Nterminalen Ende mit diesem Sekretionssignal fusioniert. Abb. 2-1 Expressionsplasmid pSecTag. Um die cDNA eines bestimmten Proteins im korrekten Leseraster dem Sekretionssignal folgen zu lassen, stehen die um jeweils eine Base verschobenen Formen A, B und C zur Verfügung. Zur Klonierung der Delta-Plasmide wurde pSecTagB verwendet. Die cDNA der kleinen bzw. großen Form des Delta-Antigens lag in den Expressionsplasmiden pSS32 bzw. pSS33 vor. Da die beiden Plasmide sich nur in einem einzigen Nukleotid unterscheiden, konnte die Klonierung der neuen Expressionskonstrukte für das kleine und große Delta-Antigen unter den gleichen Bedingungen erfolgen. Durch gezielte Mutagenese via PCR wurden die für das Delta-Protein kodierenden cDNAFragmente für die nachfolgende Klonierung vorbereitet: so wurde durch den Sense-Primer CCT 27 (CCT CTA GCC AAG CTT AGC CGG TCC GAG) am 5‘-Ende des DNAFragmentes in Position 695 durch Mutation des Startkodons ATG und des vorangehenden Triplets eine Schnittstelle für das Restriktionsenzym Hind III eingebaut. Eine Mutation des Startkodons war notwendig, da das Startkodon ATG bereits im Sekretionsvektor pSecTaq vor dem Sekretionssignal enthalten ist (und eine mögliche spätere interne Translation vermieden werden sollte.). Am 3‘-Ende wurde in Position 1516 durch eine gezielte Mutation eine Xba I -Schnittstelle eingeführt. Der hierfür verwendete Antisense-Primer hieß GGC 27 (GGC GTA TCT AGA GGC CCT AGA TTC CGA). 43 Die PCR wurde unter oben genannten Bedingungen durchgeführt (siehe Kap. 2.1.1.2). Mit der Hind III- und Xba I -Schnittstelle enthielt das amplifizierte PCR-Fragment an seinen Enden Schnittstellen, die auch in der Klonierungsstelle (multiple cloning site) des Expressionsvektors pSecTaq vorkommen. Für die Klonierung musste pSecTaqB eingesetzt werden, da nur so die Delta-cDNA im korrekten Leseraster dem Sekretionssignal folgt. Nach Isolierung und Aufreinigung der beiden PCR-Fragmente mit dem PCR-Purification Kit von Qiagen wurden die beiden Delta-Fragmente ebenso wie der Expressionsvektor pSecTagB mit den Restriktionsenzymen Hind III und Xba I behandelt. Folgende Restriktionsverdaus wurden für zwei Stunden in einem Wasserbad bei 37ºC angesetzt: pSecTagB (5 µg) PCR-Produkt (jeweils für Delta32-/ Delta33-Insert) DNA 3,4 50 Puffer II, 10x 6 8 Hind III 5 5 Xba I 5 5 BSA, 10x 6 8 H2O 24,6 4 Reaktionsvolumen 50 80 Alle Angaben in µl Nach zwei Stunden wurde jeweils der gesamte Restriktionsansatz nach Zugabe des adäquaten Volumens Probenpuffers in eine Tasche eines 1%igen Agarosegels gegeben. Unter UV-Durchleuchtung wurden dann das 5090 bp lange pSecTagB-Fragment und die beiden 824 bp langen Delta-Fragmente aus dem Gel ausgeschnitten und mit dem Gel Extraction Kit von Qiagen gereinigt. Zur ungefähren Konzentrationsbestimmung der DNA-Fragmente für die nachfolgende Ligationsreaktion wurden jeweils 4 µl der gereinigten DNA-Fragmente mit dem DNAGrößenmarker II auf eine Agarosegel aufgetragen und die Konzentrationen wie oben beschrieben anhand der Bandenstärke bestimmt. Dabei ergaben sich folgende Werte: pSecTagB: 25 ng/µl; Delta32-Insert: 17 ng/µl; Delta33-Insert: 6 ng/µl. 44 Für die Ligationsreaktion wurden drei verschiedene Ansätze angerichtet: es wurden Insert : Vektor Verhältnisse von 1:1 molar, 3:1 molar und ein Verhältnis von 1:1 ihrer Massen (bp) verwendet. Die Ausgangsmenge des linearisierten Vektors pSecTagB betrug 100 ng. Jeweils 3 Units der T4 DNA-Ligase wurden in der Ligationsreaktion eingesetzt. Als Negativkontrolle wurde der mit den Restriktionsenzymen Hind III und Xba I verdaute Vektor pSecTagB ohne das PCR-Produkt inkubiert; als Positivkontrolle diente der nur mit dem Restriktionsenzym Hind III linearisierte Vektor pSecTagB (Konzentration 0,1 µg/µl). Folgende Ligationsansätze wurden angerichtet: Verhältnis Delta32-Insert Delta32-Insert Delta32-Insert Delta33- Insert : Vektor 1 : 1 molar 3 : 1 molar 1 : 1 Masse Insert 1 : 1 molar Vektor 4,0 4,0 4,0 4,0 Insert 1,0 2,9 5,9 2,6 Ligasepuffer, 10x 1,0 1,0 1,5 1,0 T4 DNA-Ligase 1,0 1,0 1,5 1,0 H2O 3,0 1,1 2,1 1,4 Gesamtvolumen 10,0 10,0 15,0 10,0 Verhältnis Delta33-Insert Delta33-Insert Negativ- Positiv- Insert : Vektor 3 : 1 molar 1 : 1 Masse Kontrolle Kontrolle Vektor 4,0 4,0 4,0 8,0 Insert 8,2 16,0 - - Ligasepuffer, 10x 2,0 2,5 1,0 1,0 T4 DNA-Ligase 2,0 2,5 1,0 1,0 H2O 3,8 - 4,0 - Gesamtvolumen 20,0 25,0 10,0 10,0 Alle Angaben in µl Die Ligationsansätze wurden für 2 Stunden bei Raumtemperatur inkubiert. Zur Kontrolle der Ligation und zur Selektionierung eines positiven Klones wurden kompetente E.coli mit den Ligationsansätzen transformiert und anschließend auf Ampicillin-haltigen Agarplatten ausgestrichen. Das Transformationsvolumen betrug 45 jeweils 200 µl. Als Positivkontrolle für die Transformation diente der unverdaute Vektor pSecTagB. Auch die Positiv- und Negativkontrollen der Ligation wurden transformiert. Nach 24-stündiger Inkubation bei 37ºC wurden von den Agarplatten der Ligationsansätze 1:1 molar, auf denen die meisten Kolonien gewachsen waren, jeweils 8 Kolonien gepickt und in 4 ml LB-Medium mit 100 µg/ml Ampicillin gegeben. Auf den Agarplatten der Negativkontrollen waren keine Kolonien gewachsen. Die Miniprepkulturen wurden für 15 Stunden im Rotationsinkubator bei 37ºC und 250 rpm inkubiert. Mit Hilfe des Miniprep Kits von Qiagen wurde schließlich die Plasmid-DNA aus den Flüssigkulturen isoliert und aufgereinigt. Nach einem Restriktionsverdau mit Hind III und Xba I wurden die Proben auf einem 1%igen Agarosegel analysiert. Da diese beiden Enzyme das Insert aus dem Vektor schneiden, sollten auf dem Gel eine etwa 5000 bp und eine etwa 800 bp große Bande zu sehen sein. Diese Größen entsprechen den Größen des linearisierten Plasmids pSecTagB (5090 bp) ohne Insert und dem Delta-Insert (824 bp). 2.3.3 Zytokin-Expressionsvektoren 2.3.3.1 pApIL-12p70 Dieses Plasmid exprimiert bipromotorisch das murine Interleukin-12 (mIL-12) und wurde uns freundlicherweise von Dr. Zuravski, Apollon, Mavern, Ph, USA überlassen. 2.3.3.2 pCI-1sIL-18 Es handelt sich um ein Plasmid, welches eine sezernierbare Form des murine Interleukin18 (mIL-18) exprimiert. Es war ein Geschenk von Dr. R. Schirmbeck, Ulm, Deutschland. 2.3.3.3 pRJB-GM Dieser Vektor exprimiert das murine GM-CSF (Granulozyten-Makrophagen-Kolonien stimulierender Faktor) (233). 46 2.3.3.4 Expressionsstudien mit den Zytokin-Expressionsvektoren Die Expression der Zytokine IL-12, IL-18 und GM-CSF nach Transfektion von G8-Zellen mit den oben genannten Expressionskonstrukten wurde in kommerziellen ELISAs nachgewiesen. Dabei wurden folgende Tests verwendet: IL-12: InterTest-12XTM – mIL-12p70 ELISA Kit der Firma Genzyme, USA IL-18: Quantikine M – Mouse IL-18 Immunoassay der Firma R&D Systems, Deutschland GM-CSF: Mouse ELISA GM-CSF der Firma Endogen, USA Die Durchführung dieser Tests erfolgte unter freundlicher Unterstützung der Technischen Assistentin Frau Bleul. 2.4 DNA-Immunisierung von Mäusen Für die DNA-Immunisierung wurden drei verschiedene Mausstämme verwendet, nämlich Balb/c (immunologischer Haplotyp H-2d), DBA-2 (H-2d) und C57Bl/6N (H-2b). Es handelte sich um weibliche Mäuse, die von Charles River Labs (Wilmington, MA, USA) bezogen wurden. Die Mäuse wurden in den pathogenfreien Tierstallabteilungen des Neurozentrums der Universitätsklinik Freiburg gehalten. Zum Zeitpunkt der ersten Immunisierung waren alle Mäuse 6-12 Wochen alt. In der vorliegenden Arbeit wurden die Expressionskonstrukte durch intramuskuläre Injektion, intradermal mittels Genkanone ("gene gun") oder durch Kombination beider Verfahren appliziert. 47 2.4.1 Intramuskuläre DNA-Immunisierung Die intramuskuläre Injektion der Plasmid-DNA erfolgte in den rechten oder linken M. tibialis anterior der Mäuse. Fünf Tage vor Applikation der Expressionskonstrukte wurden 100 µl einer 0,25%igen Lösung des Lokalanästhetikums Bupivacain (Cabosthesin) in verschiedene Abschnitte des o.g. Muskels der Maus injiziert. Durch Vorinjektion des Lokalanästhetikums wird eine Muskelzellnekrose und sukzessiv eine Muskelregeneration hervorgerufen, wodurch eine unspezifische Entzündungsreaktion induziert wird, im Rahmen derer verschiedene Zellen des Immunsystems samt ihres immunmodulatorischen Zytokinrepertoirs, wie beispielsweise Antigen-präsentierende Zellen, in das Muskelgewebe einwandern. Dadurch entsteht ein immunologisch hochaktives Milieu, so dass die nach DNA-Injektion stattfindende Antigenpräsentation besonders viele Zellen des Immunsystems erreichen kann (45,48). Es konnte gezeigt werden, dass die intramuskuläre DNA-Injektion in sich nach Bupivacain-Injektion regenerierenden Muskel im Vergleich zur DNA-Applikation in normalen Muskel zu einer etwa 80fach höheren Proteinexpression führt (221). Ferner wird angenommen, dass durch Bupivacain in den Muskelzellen die MHC-Klasse II restringierte Präsentation eines Antigens induziert werden kann, was die Immunantwort weiter unterstützt. Fünf Tage nach Bupivacain-Injektion wurden die Expressionskonstrukte in insgesamt 100 µl einer 0.9%igen NaCl-Lösung in denselben Muskel wiederum an 5 verschiedenen Stellen injiziert. Je nach Studiengruppe wurden dabei pro Maus 100-135 µg Plasmid-DNA eingesetzt. 2.4.2 Intradermale Applikation der Plasmid-DNA mittels Genkanone Die intradermale Applikation von Plasmid-DNA durch Beschuss mit kleinen Goldpartikelchen, die mit der entsprechenden DNA zuvor beschichtet wurden, erfolgte in der vorliegenden Arbeit mit Hilfe der Helios Gene Gun der Firma BIO-RAD. Diese Technik wurde zum ersten Mal im Rahmen der Transformation von Pflanzenzellen beschrieben. Kurz darauf konnte gezeigt werden, dass diese Art der Applikation von genetischem Material auch auf Bakterienzellen und Eukaryoten in vitro und auch auf intrazelluläre Organellen übertragbar ist. Heute können durch diese Methode die Zellen 48 nahezu jedes beliebigen Organs nach entsprechender Darstellung bzw. chirurgischer Freilegung transfiziert werden (3,15,32,99,172). Das Organ der Wahl für die genetische Immunisierung stellt die Haut dar. Ein großer methodischer Vorteil gegenüber der intramuskulären DNA-Immunisierung besteht in der wesentlich geringeren Menge der Plasmid-DNA, die für die Immunisierung benötigt wird. So werden bei der intradermalen Applikation mittels Genkanone in der Regel nur etwa 2 µg DNA, während bei der intramuskulären Injektion 100-150 µg DNA pro Maus appliziert werden. Die Unterschiede zur intramuskulären DNA-Immunisierung die Immunantwort betreffend wurden bereits in Kapitel 1.2.2 ausführlich geschildert. Vor der intradermalen Applikation der DNA wurde die Plasmid-DNA an Goldpartikel gebunden, und die so beschichteten Goldpartikel wurden auf die Innenseite eines dünnen Teflonschlauches aufgebracht. Bei der Beschichtung der Goldpartikel mit DNA kommt es im Reaktionsgemisch durch Anwesenheit des Polykations Spermidin und von CaCl2 zur Präzipitation der in Lösung befindlichen Plasmid-DNA an der Oberfläche der Goldpartikel. Hierfür wurden entsprechend den Angaben des Herstellers (gene gun optimazation kit, BIO-RAD, München) 25 µg Goldpartikel mit einem Durchmesser von 1 µm in 100 µl einer 0,05 M Spermidinlösung in 100% Ethanol resuspendiert. Danach wurden zunächst 100-150 µg DNA in einem Volumen von 100 µl dH2O, dann 100 µl einer 1 M CaCl2Lösung unter leichtem Schütteln hinzugegeben. Nach einer zehnminütigen Inkubation bei Raumtemperatur wurde dieses Reaktionsgemisch zentrifugiert und die nun mit PlasmidDNA beschichteten Goldpartikel dreimal mit wasserfreiem Ethanol gewaschen. Schließlich wurden diese Goldpartikel in 3 ml einer Polyvinylpyrrolidon- (PVP-)Lösung in 100% Ethanol (17,7 µg/ml) resuspendiert. Die Verwendung von wasserfreiem Ethanol ist essentiell, da die später erfolgende Bindung der Goldpartikel an die Innenseite der Teflonschläuche durch die Anwesenheit von Wasser erheblich behindert werden würde. Zur Bindung der Goldpartikel an die Innenseite der Teflonschläuche wurden Teflonschläuche mit einem Innendurchmesser von 2 mm und einer Länge von 1 m mit der hergestellten Goldpartikel-Suspension gefüllt, in eine spezielle Vorrichtung ("Tubing Prep Station") eingespannt, um mittels Stickstoffperfusion getrocknet zu werden, und schließlich in Stücke von etwa 1,5 cm Länge geschnitten. Die beschichteten Teflonschlauchstücke wurden bis zur Anwendung bei 4ºC gelagert. Bevor die an die Goldpartikel gebundene Plasmid-DNA intradermal mittels Genkanone appliziert wurde, wurden die Mäuse intraperitoneal mit jeweils 75 µl einer 49 Ketamin/Xylazin-Lösung (Ketanest, Rompun) narkotisiert, wobei 100 mg/kg Ketamin und 16 mg/kg Xylazin eingesetzt wurden. Anschließend wurde den Mäusen das Bauchfell mittels einer Enthaarungscreme (Veet) entfernt. Die nun freiliegende Bauchhaut konnte an zwei unterschiedlichen Stellen mit der Genkanone beschossen werden. Hierfür wurde das Magazin der Genkanone mit den mit den entsprechenden Expressionskonstrukten beschichteten Teflonschlauchstücken geladen. Per Knopfdruck entlädt sich der von der Genkanone, welche mit einer Heliumflasche verbunden ist, aufgebaute Druck von 400 psi (400 pounds per square inch = 276,13 N/cm2), wodurch sich die mit der Plasmid-DNA beladenen Goldpartikel von der Innenseite der Teflonschläuche lösen und mit hoher Geschwindigkeit in die Epidermis des freigelegten Bauches der Maus eindringen. 2.4.3 Studienzeitplan der DNA-Immunisierung 2.4.3.1 Durchgang A In einem ersten Durchgang wurden Balb/c- und C57Bl/6N-Mäuse mit den Plasmiden pSS32 und pSS33 immunisiert. Die Applikation der Expressionskonstrukte erfolgte intramuskulär. Die Immunisierungen erfolgten an den Tagen 0 und 30. Balb/c C57Bl/6N pSS32 5 0 pSS33 5 5 Mock-DNA 1 1 Da zum Zeitpunkt der Untersuchung der Mäuse dieses Durchgangs noch keine Genehmigung für die Experimente mit 51 Cr vorlag, konnte nur die Immunantwort hinsichtlich der Antikörper und der T-Zellproliferation untersucht werden. 50 2.4.3.2 Durchgang B Hier erfolgte die Applikation der Plasmid-DNA in einem kombinierten Verfahren aus intramuskulärer DNA-Immunisierung und intradermaler Applikation der DNA mittels Genkanone. Die Immunisierungen erfolgten an den Tagen 0, 26 und 48, wobei bei der ersten und dritten Immunisierung der DNA-Impfstoff intradermal appliziert wurde. Zur Verstärkung der Immunantwort wurden die für die murinen Zytokine IL-12, IL-18 und GM-CSF kodierenden Expressionsvektoren mit den Plasmiden pSS33 bzw. pSec33 koappliziert. Es wurden Gruppen zu je 5 Mäuse mit den entsprechenden DNA-Plasmiden immunisiert. Zur Negativkontrolle wurden drei Balb/c- und zwei C57Bl/6N Mäuse mit pcDNA3 immunisiert. Balb/c C57Bl/6N pSS32 5 pSS33 5 Psec32 5 5 Psec33 5 5 pSS33 + pApIL-12p70 + pCI-sIL-18 + pRJB-GM 5 pSec33 + pApIL-12p70 + pCI-sIL-18 + pRJB-GM 5 pcDNA3 3 2 Aufgrund zu diesem Zeitpunkt der Arbeit unzureichender Mengen HDAg konnten die Mäuse dieses Durchgangs nicht auf eine CD4+ T-Helferzell-Antwort untersucht werden. 51 2.5 Charakterisierung Immunantwort der Hepatitis-D-Antigen spezifischen 2.5.1 Narkose der Mäuse, Blutentnahme und Separation des Serums Zwei Wochen nach der letzten Immunisierung wurden die Mäuse mit Isofluran (Forene®, Abbott) anästhesiert und zur Blutentnahme retrobulbär punktiert. Auf diese Weise erhielt man etwa 1 ml Blut pro Maus. Nach einer 5-6stündigen Lagerung bei Raumtemperatur wurde das Blut zur Separation des Serums von den korpuskulären Bestandteilen zweimal bei 10000 U/min und bei 4ºC für jeweils 10 Minuten in einer Tischzentrifuge zentrifugiert und das Serum bei -20ºC gelagert. 2.5.2 Experimente zur Messung der Maus-T-Lymphozyten Funktionen Fremdantigene können eine spezifische T-Zellaktivierung induzieren. Diese lässt sich in eine CD8+ T-Helferzell-Antwort und eine CD4+ zytotoxische T-Zell-Antwort unterteilen. Während die T-Helfer-Funktion in Proliferationsassays charakterisiert werden kann, bedient man sich zur Messung der CTL-Aktivität des Chromium-Release-Assays. Hierbei wird die zytotoxische Aktivität in CTL-Precursor Zellen durch eine DNAImmunisierung induziert. Die Erzeugung einer CTL-Antwort in vitro geschieht durch Kultivierung der in vivo sensibilisierten Effektorzellen inklusive der CTL-Precursor-Zellen mit einer Population von syngenen Stimulatorzellen, welche das gewünschte Antigen exprimieren. Die Zellteilung der Stimulatorzellen wird durch Bestrahlung blockiert. Nach einer Inkubationszeit von 6 Tagen werden die CTLs geerntet; im Chromium-ReleaseAssay wird nun die CTL-Aktivität quantifiziert, wobei mit Chromium markierte Zielzellen, welche das gewünschte Antigen exprimieren, durch die spezifischen zytotoxischen Lymphozyten erkannt und lysiert werden. Das dabei durch die getöteten Zielzellen in den Überstand freigesetzte Chromium wird in einem γ-Zähler registriert und quantifiziert und die korrigierte prozentuale Lyse errechnet. 52 2.5.2.1 Präparation der Milz und Gewinnung der Effektorzellen für die immunologischen Assays Nach der Blutentnahme wurden die Mäuse durch eine Überdosisinhalation von Isofluran getötet und in 70%igen Alkohol gelegt. Die Milz wurde unter sterilen Bedingungen durch zwei Hautschnitte, einen längs zur Körperachse, den anderen längs zur Milzachse, freipräpariert und durch Abtrennung des vorderen und hinteren Ligamentes entnommen. Mittels eines Glasmörsers wurde aus der Milz eine Zellsuspension erstellt, wobei die Zellen jeder Milz in jeweils 10 ml IMDM-10 aufgenommen wurden. Um aus dieser Zellsuspension eine angereicherte Population von T-Lymphozyten zu erhalten, wurde diese durch ein steriles Nylonnetz mit einer Maschenweite von 200 µm (200 µm-Siebgewebe aus Polyamid der Firma Reichelt Chemietechnik Heidelberg) gegeben; diese Methode basiert auf der Tatsache, dass B-Lymphozyten und Makrophagen im Gegensatz zu TLymphozyten an Siebgewebe adhärieren. Zur Vereinfachung der Auszählung der Lymphozyten wurde, nach fünfminütiger Zentrifugation der Milzzellen bei 1200 UpM, das Pellet in einem frisch hergestellten Erythrozyten-Lysepuffer (0,83% NH4CL/0,17M TrispH 7,5; beides kurz vor Gebrauch im Verhältnis 10:1 gemischt) resuspendiert und für 10 Minuten bei 37ºC im CO2-Brutschrank inkubiert. Nach zweimaligem Waschen in MEM (minimum essentiel medium) wurden die nun separierten Leukozyten in 5 ml IMDM-10 aufgelöst. Durch Trypanblau-Färbung wurde die Vitalität der Zellen beurteilt und die Zellzahl in einer Neubauer-Zählkammer bestimmt. Die Lymphozyten-Zellsuspension wurde schließlich auf 5x106 Zellen/ml verdünnt und in den nachfolgend beschriebenen immunologischen Assays eingesetzt. 2.5.2.2 Der T-Zellproliferationsassay Zur Induktion einer T-Zellproliferation wurden Zellen der Lymphozyten-Suspension mit drei verschiedenen Delta-Antigen-Konzentrationen in 96-well-Platten mit U-förmigem Boden für 48 Stunden inkubiert. Hierfür wurden jeweils 5x105 Effektorzellen in 100 µl IMDM-10 in eine Vertiefung gegeben und rekombinantes Delta-Protein in 100 µl IMDM10 in Konzentrationen von 0 µg/ml, 0,3 µg/ml und 3,0 µg/ml dazupipettiert: für jede Konzentration wurden Triplikate angesetzt. Schließlich wurde noch 2-Merkaptoethanol in einer Endkozentration von 5x10-5 M pro Vertiefung hinzugegeben. 53 Nach 48stündiger Inkubation wurde in einem kommerziellen kolorimetrischen Immunoassay (Cell Proliferation ELISA, BrdU; Boehringer Mannheim) die ZellProliferation quantifiziert. Das Prinzip dieses Tests basiert auf der Messung des an Stelle des Thymidin in die DNA von proliferierenden Zellen eingebauten Thymidin-Analogons 5-Bromo-2‘-desoxyuridin (BrdU). Dazu wurde BrdU den Proliferations-Ansätzen hinzugefügt. Nach einer 12stündigen Inkubations-Periode wurden die Zellen zehn Minuten lang bei 1000 U/min zentrifugiert und der Überstand verworfen. Mit einer FixierungsLösung aus dem Kit wurden die Zellen fixiert und die DNA denaturiert. Anschließend wurden die fixierten Zellen mit anti-BrdU-POD, welches an das in die neu synthetisierte zelluläre DNA inkorporierte BrdU bindet, für 90 Minuten inkubiert. Die Immunkomplexe wurden in der anschließenden Substratreaktion detektiert und das Reaktionsprodukt nach Hinzufügung einer 1 M Schwefelsäure als Stop-Lösung durch Messung der Absorption bei einer Wellenlänge von 450nm in einem ELISA-Reader gemessen. Alle Messwerte wurden als Mittelwert aus den Triplikaten angegeben. Die Hintergrund-Proliferationsaktivität (gemessene Proliferation in Gegenwart von Medium alleine ohne Zellen) wurde jeweils vom tatsächlichen Absorptionswert abgezogen. 2.5.2.3 Der Zytotoxizitätsassay 2.5.2.3.1 in vitro Stimulation der zytotoxischen T-Lymphozyten Die in vivo durch die DNA-Immunisierung aktivierten zytotoxischen T-Lymphozyten wurden in vitro durch Stimulationszellen stimuliert. Hierbei dienten als Stimulationszellen P815δ33-Zellen, die das große Delta-Antigen stabil exprimieren. Das Verhältnis von Effektorzellen zu Stimulationszellen betrug bei den Experimenten 4:1. Die Zellteilung der bei der Stimulation der Lymphozyten eingesetzten Stimulationszellen wurde durch gammaBestrahlung bei 8000 rad gehemmt und somit eine unkontrollierte Proliferation verhindert. Dabei wurde die Antigen-Präsentationskapazität dieser Zellen nicht beeintächtigt. Die Stimulation der Effektorzellen erfolgte in 24-well-Platten. Hierbei wurden pro MausLymphozyten-Suspension zehn Ansätze angelegt: pro Vertiefung wurden 4x106 der zuvor auf 5x106 verdünnten Effektorzellen mit 1x106 der auf 1x106 nach der Bestrahlung verdünnten Stimulationszellen in einem Gesamtvolumen von 2 ml komplettem IMDM 54 gemischt. Auch hier wurde 2-Merkaptoethanol in einer Endkonzentration von 5x10-5 M hinzugegeben. Außerdem wurde nach 24 Stunden zu jedem Ansatz 10 U/ml rekombinantes Interleukin-2 der Fa. Boehringer Mannheim gegeben. Insgesamt wurden die Stimulationsansätze fünf Tage lang bei 37ºC in einem CO2-Brutschrank kultiviert. 2.5.2.3.2 Chromium-Release-Experiment zur Messung der CTL-Aktivität Die Antigen-spezifische zytotoxische Aktivität der Lymphozyten wurde im ChromiumRelease-Experiment untersucht. In diesem Versuch wurden die Zielzellen mir 51Cr markiert und nach mehreren Waschschritten mit den Effektorzellen in verschiedenen Effektor:Zielzellen Verhältnissen gemischt. Schließlich wurde die in den Überstand durch die getöteten Zielzellen abgegebene Menge an 51Cr quantifiziert. Durch Vergleich mit der 51 Cr-Freisetzung von Kontrollen wurde die korrekte prozentuale Lyse für jede Konzentration von Effektorzellen errechnet. Als Zielzellen dienten P815δ33-Zellen sowie zur Erfassung der unspezifischen Lyse P815LS-Zellen, die das große Hüllprotein des Hepatitis-B-Virus stabil exprimieren. Nach Aufnahme der Zellen in 150 µl IMDM-10 wurden diese für eine Stunde bei 37ºC im CO2Brutschrank mit 100 µl 51 Cr, bei einer Aktivität von 5 mCi/ml, inkubiert. Die Zielzellen wurden zweimal gewaschen, schließlich in IMDM-10 resuspendiert und auf eine Konzentration von 105 Zellen/ml eingestellt. Die Inkubation der mit 51 Cr-markierten Zielzellen mit den Effektorzellen wurde in 96-well-Platten angesetzt. Dabei wurden Effektor:Zielzellen-Verhältnisse von 20:1 und 5:1 gewählt und für jedes Verhältnis Triplikate angesetzt. Dementsprechend mußten die Lymphozyten, nachdem alle zehn Ansätze einer Mauslymphozyten-Suspension zusammengefügt worden waren, auf eine Konzentration von 107 Zellen/ml eingestellt werden. Nun wurden in einer Vertiefung der 96-Well-Platte jeweils 104 Zielzellen mit der entsprechenden Menge an Effektorzellen, also 0,2x106 bzw. 0,05x106 Lymphozyten in einem Gesamtvolumen von 200 µl gemischt. Zur Ermittlung der spontanen Freisetzung von 51Cr aus den Zielzellen wurden diese ohne weitere Zusätze in 200 µl IMDM-10 inkubiert. Eine maximale Freisetzung von 51Cr wurde erreicht, indem die Zielzellen mit 5% Triton X-100 gemischt wurden. Um einen optimalen Kontakt zwischen den Effektor- und Zielzellen zu gewährleisten, wurden die Ansätze für einige Sekunden bei 1000 UpM zentrifugiert, und schließlich wurden die Platten im CO2Brutschrank für 5 Stunden inkubiert. 55 Nach dieser Inkubationsperiode wurden die Platten eine Minute lang bei 1000 U/min zentrifugiert und jeweils 100 µl des Überstandes in gamma-Zähl-Röhrchen überführt. Die 51 Cr-Aktivität wurde schließlich in einem Gamma-Zähler bestimmt. Die spezifische 51 Cr-Freisetzung, also die Prozentzahl der spezifischen Lyse, wurde nach Ermittlung der Mittelwerte der angesetzten Triplikate folgendermaßen berechnet: Spezifische 51Cr-Freisetzung = (Experimentelle 51 Cr-Freisetzung - spontane 51 Cr-Freisetzung) : (maximale 51 Cr- Freisetzung - spontane 51Cr-Freisetzung) x 100%. Dabei repräsentiert die "experimentelle 51Cr-Freisetzung" die mittlere 51Cr-Freisetzung aus den Zielzellen in Anwesenheit der Effektorzellen. Die "maximale 51 Cr-Freisetzung" stellt die gemessene Radioaktivität nach Lyse der Zielzellen mittels 5% Triton X-100 dar und mit "spontaner 51Cr-Freisetzung" wird die durch die Zielzellen allein ohne jegliche Zusätze in den Überstand freigesetzte Radioaktivität bezeichnet. 2.5.3 Bestimmung von anti-Delta Antikörpern im Serum der immunisierten Mäuse Zur qualitativen Bestimmung der Gesamt-Antikörper gegen das Delta-Antigen wurde ein kommerzieller Enzymimmunoassay (Anti-Delta-EIA, Abbott) verwendet. Es handelt sich hierbei um einen kompetitiven Enzymimmunoassay, bei dem mit DeltaAntigen beschichtete Kugeln mit dem Serum der Mäuse, bzw. mit geeigneten Kontrollen und mit anti-Delta, das mit Meerettich-Peroxidase konjugiert ist, inkubiert werden. Die Inkubationszeit betrug 20 Stunden. Durch Waschen der Kugeln mit dH2O mittels einer Absaugvorrichtung der Fa. Abbott wurde ungebundenes Material entfernt. Im nächsten Schritt wurde o-Phenylendiamin-Lösung (OPD), die Wasserstoffperoxid enthält, zu den Kugeln hinzugegeben. Nach einer 25minütigen Inkubation wurde die Enzymreaktion durch Zugabe von 1N Schwefelsäure der Fa. Abbott gestoppt und die Extinkton der Kontrollen und Proben mit einem Spektralphotometer bei einer Wellenlänge von 492nm bestimmt. Die Extinktionswerte wurden mit einem Grenzwert verglichen: 4/10 des Mittelwertes der Negativkontrollen plus 6/10 des Mittelwertes der Positivkontrollen. Dabei wurde als 56 Positivkontrolle rekalzifiziertes Humanplasma reaktiv für anti-Delta durch den Kit bereitgestellt. Als Negativkontrolle wurden Seren von Mock-immunisierten Mäusen verwendet. Proben mit Extinktionswerten größer als der Grenzwert wurden als anti-Deltanegativ betrachtet. Falls der Extinktionswert gleich oder kleiner als der Grenzwert war, galt die Probe als anti-Delta-positiv. Außerdem wurden die Seren der Mäuse in einem Western Blot gegen denaturiertes DeltaAntigen auf spezifische Antikörper hin untersucht. 2.6 Etablierung eines syngenen murinen Tumormodells Das Tumormodell wurde in DBA-2-Mäusen mit Hilfe von H-2d-syngenen P815Mastozytomzellen etabliert. Wichtig hierbei war, dass die verwendeten Tumorzellen MHCKlasse I Moleküle ausreichend stark exprimieren, da ein Tumormodell im Rahmen der genetischen Immunisierung, wo es vor allem auf die Aktivierung spezifischer zytotoxischer T-Zellen ankommt, nur dann Sinn macht. Bei manchen Tumoren kann es nämlich im Rahmen der immunologischen Tarnung zu einer Verminderung und sogar zum vollständigen Sistieren der MHC-I-Expression durch die Tumorzellen kommen. Die MHCI-Expression der verwendeten P815-Zellen wurde mittels FACS-Analyse ("fluorescence activated cell sorting") durch Tim Krohne überprüft. Hierbei konnte eine starke MHCKlasse I Expression in den P815δ32, P815δ33 und P815LS Zellen nachgewiesen werden. 2.6.1 Subkutane Tumorzellimplantation Für das in vivo Tumor-Modell wurden Mastozytomzellen, die das HDAg bzw. LHDAg stabil exprimieren (P815δ32 und P815δ33), verwendet. Als Negativkontrolle dienten P815LS-Zellen, welche das große Hüllprotein des HBV stabil exprimieren. Zunächst wurden die nicht- bzw. semi-adhärent wachsenden P815-Zellen mit einer 10 mlPipette in frischem Medium vorsichtig durch langsames auf- und abpipettieren vom Boden der Petrischalen abgespült und durch Abzentrifugieren und Resuspendieren zweimal mit 57 serumfreien Medium gewaschen. Nach Auszählung der lebenden Zellen wurde in serumfreiem DMEM-Medium eine Zellkonzentration von 105 Zellen/µl eingestellt. Von dieser Zellsuspension wurden den Mäusen jeweils 10 µl, also 106 Tumorzellen, subkutan in die rechte Flanke injiziert. Auf diese Weise konnte in 100% der Mäuse ein Tumorwachstum induziert werden, wobei nach 10 Tagen der Tumor sichtbar war. Durchschnittlich alle zehn Tage wurde die Tumor-Inzidenz überprüft und die Größe der subkutan wachsenden Tumoren mit einer Präzisionsschieblehre bestimmt. Das Volumen der Tumoren wurde nach Messen der ventrodorsalen (vd), laterolateralen (ll) und kraniokaudalen (kk) Ausdehnung der Tumoren mit Hilfe der Volumenformel für dreidimensionale Ellipsoide berechnet: Vol = 0,5 x vd x ll x kk. Eine Tumorgröße von etwa 3000 mm3, welche ohne spezifische DNA-Immunisierung durchschnittlich nach 40 Tagen erreicht wurde, wurde als Endpunkt definiert, bei dem die Mäuse geopfert wurden. 2.6.2 Studienzeitplan In dieser Versuchsreihe erfolgte die DNA-Immunisierung intramuskulär, es wurde eine Booster-Immunisierung nach 14 Tagen durchgeführt. Es wurden zwei identische Kohorten (a und b) von verschiedenen Gruppen (1-8) von DBA-2 Mäusen gebildet, wobei in jeder Gruppe 5 Mäuse enthalten waren. Die Immunisierung erfolgte nach folgendem Schema: Gruppe 1 a/b Immunisierung mit rekombinantem Delta-Antigen (je 1 Maus) Gruppe 2 a/b 75 µg pcDNA3 + 25 µg pRJB-GM + 25 µg pAp-IL18 Gruppe 3 a/b 75 µg pSS32 + 25 µg pRJB-GM + 25 µg pAp-IL18 Gruppe 4 a/b 75 µg pSS33 + 25 µg pRJB-GM + 25 µg pAp-IL18 Gruppe 5 a/b 75 µg pSec32 + 25 µg pRJB-GM + 25 µg pAp-IL18 Gruppe 6 a/b 75 µg pSec33 + 25 µg pRJB-GM + 25 µg pAp-IL18 Gruppe 7 75 µg pSS32 + 25 µg pRJB-GM + 25 µg pAp-IL18 Gruppe 8 75 µg pSec32 + 25 µg pRJB-GM + 25 µg pAp-IL18 Die Tumorzellen wurden 10 Tage nach der letzten Immunisierung injiziert, und zwar P815 δ32-Zellen (Kohorte a) und P815δ33-Zellen (Kohorte b) in die rechte Flanke der Mäuse der Gruppen 1-6 und P815LS-Zellen in die rechte Flanke der Mäuse der Gruppen 7-8. 58 Entweder nach Erreichen der Tumorendgröße von 3000 mm3 oder spätestens nach 50 Tagen wurden die Mäuse getötet. Die Aufarbeitung des Serums, die Präparation der Milzzellen und die anschließende Stimulation erfolgten nach den in Kap. 2.5 ausführlich beschriebenen Protokollen. Die Stimulation Effektor:Zielzellen-Verhältnis von 20:1. erfolgte diesmal nur mit einem 59 3 Ergebnisse 3.1 In vitro Ergebnisse 3.1.1 Präparation der Plasmide pSS32 und pSS33 In verschiedenen Ansätzen wurden insgesamt jeweils etwa 20 mg der Plasmide pSS32 und pSS33 präpariert. Dabei wurden für jede neue Plasmid-Präparation in Glycerolstocks gelagerte, mit den entsprechenden Plasmiden zu Beginn der Arbeit transformierte Bakterien verwendet. Um die Spezifität der Plasmid-Präparation zu überprüfen, wurde nach jeder Vermehrung der Plasmide pSS32 und pSS33 ein Restriktionsverdau mit dem Enzym pVu I durchgeführt. Da dieses Enzym in beiden Plasmiden eine einzige Schnittstelle besitzt und es somit zu einer Linearisierung der Plasmide kommt, konnte durch Bestimmung der Größe des Fragmentes, die bei 5273 bp liegen sollte, in einer Gelelektrophorese die korrekte Plasmid-Präparation verifiziert werden. In allen Fällen ließen sich die Fragmente entsprechender Größe nachweisen. Die Gelelektrophorese der linearisierten Plasmide pSS32 und pSS33 ist exemplarische in Abb. 3-1 dargestellt. A 6108 bp 5090 bp 4072 bp B C D E F A: B: C: D: E: F: Molekularmarker X pcDNA3 + pVu I pSS32 pSS32 + pVu I pSS33 pSS33 + pVu I Abb. 3-1 Gelelektrophorese der Plasmide pSS32 und pSS33. Während die Spuren C und E die unverdauten Plasmide zeigen, sind unter D und F die nach einem Restriktionsverdau mit dem Enzym pVu I linearisierten Plasmide pSS32 und pSS33 dargestellt; die Banden liegen zwischen 5000 und 6000 bp, was der Größe der Plasmide von 5273 bp entspricht. Spur B zeigt den Kontrollverdau von pcDNA3 mit pVu I. 60 Außerdem wurde der Anteil der geschlossenen zirkulären DNA an der Gesamtmenge der Plasmid-DNA bestimmt. Da nur die geschlossene zirkuläre, auch "supercoiled" DNA für effiziente Zelltransfektionen in vitro und in vivo geeignet ist, sollten mindestens 80% der DNA-Präparation aus geschlossener zirkulärer DNA bestehen. Der Anteil an relaxierter zirkulärer DNA sollte nicht größer als 15% sein. Bakterielle genomische DNA darf überhaupt nicht nachweisbar sein. Wie in Abb. 3-1 zu sehen ist, beträgt der Anteil an geschlossener zirkulärer DNA an der gesamten Plasmidmenge von pSS32 und pSS33 deutlich mehr als 90%. Daher konnte auf eine zusätzliche Aufreinigung der DNA über einen CsCl-Gradienten verzichtet werden. Hochmolekulare DNA als Hinweis für eine bakterielle Kontamination ist nicht sichtbar. Als Maß für die Reinheit der Präparation wurde der Quotient aus der spektrophotometrischen Absorption bei 260 nm und bei 280 nm gebildet. Werte über 1,8 wurden als kontaminationsfrei angesehen. Die hergestellten Präparationen wiesen einen Quotienten zwischen 1,823 und 2,069 auf, was auf die Gegenwart reiner Plasmid-DNA hinweist. 3.1.2 Charakterisierung der Expression des Delta-Antigens durch pSS32 und pSS33 Eine intrazelluläre Expression sowohl des kleinen als auch des großen Delta-Antigens konnte nach Transfektion mit pSS32 bzw. pSS33 Konstrukten in G8-, Huh7- und LMHZellen mittels Western-Immunoblot Analyse und Immunfluoreszenz nachgewiesen werden. Für den Expressionsnachweis im Western Blot wurden die Proteine nach Zelllyse und Denaturierung mit Hilfe einer SDS-PAGE aufgetrennt, auf eine Nitrozellulosemembran übertragen und schließlich mit einem polyklonalen anti-Delta rabbit-Antikörper und einem Peroxydase gekoppelten anti-rabbit Antikörper untersucht. Wie die Abb. 3-2 zeigt, sind beide Formen des Delta-Proteins in den Zellysaten sowohl von G8- als auch von Huh-7 Zellen nachweisbar. Deutlich zu sehen sind die der Größe der beiden Proteine entsprechenden Banden bei 24 und 27 kD. Dagegen ist in der Negativkontrolle (Mock), d.h. im Zelllysat der mit pcDNA3 transfizierten Zellen, keine 61 spezifische immunreaktive Bande zu sehen. Auch die Expression der beiden Plasmide in LMH-Zellen konnte mit dieser Methode nachgewiesen werden (hier nicht abgebildet). A B C D E 41 kD A: Mock B: pSS32 in G8 C: pSS32 in HUH-7 D: pSS33 in G8 E: pSS33 in HUH-7 29 kD 19 kD 15 kD Abb. 3-2 Western-Immunoblot zum Nachweis der Delta-Proteine in Zelllysaten von transfizierten G8und Huh7-Zellen. Die immunreaktiven Banden kennzeichnen das große und das kleine Delta-Antigen. Als Negativkontrolle (Mock) ist das Lysat von Zellen, die mit pcDNA3 transfiziert wurden, aufgetragen. Zur Erstellung einer Expressionskinetik des Delta-Proteins wurden transfizierte G8- und Huh7-Zellen zu unterschiedlichen Zeitpunkten geerntet. Um die Menge an exprimiertem Delta-Antigen in den unterschiedlichen Zelllysaten miteinander vergleichen zu können, musste im Western Blot die gleiche Proteinmenge, was einer gleichen Zellzahl in den Lysaten entspricht, verwendet werden. Daher wurden nach einer Proteinquantifizierung im Bio-Rad Protein Assay die Lysate zur Erreichung annähernd gleicher Proteinkonzentrationen entsprechend ihres Proteingehalts mit dH2O verdünnt. Die Abb. 33 zeigt deutlich, dass zwölf Stunden nach Transfektion Delta-Antigen noch nicht in den Zellen nachweisbar ist. Danach scheint das Delta-Protein sowohl in seiner kleinen als auch in seiner großen Form von den Zellen konstant exprimiert zu werden; auch nach 96 Stunden ist noch Delta-Antigen in den Zellen vorhanden. Nachfolgend ist exemplarisch die Expressionskinetik in Huh7-Zellen abgebildet. Der Western-Immunoblot der G8-Zellen zeigte ein vergleichbares Bild. 62 Mock 12 h 24 h 36 h 48 h 72 h 96 h 42 kD 29 kD 19 kD 15 kD Abb. 3-3 Expressionskinetik des großen Delta-Antigens in Huh7-Zellen. Mock 12 h 24 h 36 h 48 h 72 h 96 h 42 kD 29 kD 19 kD 15 kD Abb. 3-4 Expressionskinetik des kleinen Delta-Antigens in Huh7-Zellen. Auch mittels Immunfluoreszenz konnte die Expression der Delta-Antigene in G8- und LMH-Zellen nachgewiesen werden. Nach Fixierung der transfizierten Zellen auf Deckgläsern wurden diese mit einem anti-Delta rabbit-Antikörper und anschließend mit einem FITC anti-rabbit Antikörper behandelt. In den Abb. 3-6 und 3-7 sind exemplarisch mit dem Plasmid pSS33 transfizierte G8- und LMH-Zellen abgebildet. Deutlich ist die zytoplasmatische Akkumulation des Delta-Antigens in den transfizierten Zellen zu sehen. Dagegen war in den mit dem Plasmid pcDNA3 transfizierten Zellen kein spezifisches Signal zu erkennen (hier nicht abgebildet). 63 Abb. 3-6 (links), 3-7 (rechts) Immunfluoreszenz von G8- (Abb. 3-6) und LMH-Zellen (Abb. 3-7) nach Transfektion mit pSS33. Nach Transfektion von G8- und LMH-Zellen mit dem Plasmid pSS33 wurden diese mit einem anti-Delta rabbit-Antikörper und anschließend mit einem FITC anti-rabbit Antikörper behandelt. Vor dem Hintergrund, in den immunologischen Studien eventuell Mäuse mit Plasmiden, die für das kleine bzw. das große Delta-Antigen kodieren, kozuimmunisieren, um den Effekt dieser Koimmunisierung im Vergleich zu einer Immunisierung mit einem Plasmid allein auf die Immunantwort zu beobachten, wurden in den in vitro Experimenten G8- und Huh7-Zellen mit pSS32- und pSS33-Konstrukten kotransfiziert. A 41 kD 29 kD B C D E F A: Mock B: pSS32 C: pSS33 D: pSS32 + pSS33 1:1 E: pSS32 + pSS33 3:1 F: pSS32 + pSS33 1:3 19 kD 15 kD Abb. 3-8 Koexpression des kleinen und großen Delta-Antigens in G8-Zellen. G8-Zellen wurden mit pSS32 (B) bzw. pSS33 (C) allein und mit den unter D-E angegebenen Verhältnissen kotransfiziert. Anschließend wurden die Zelllysate in einem Western-Immunoblot untersucht. Die Abb. 3-8 zeigt deutlich, dass - unabhängig von der eingesetzten Zelllinie - je nach Verhältnis, mit dem die Zellen mit den beiden Plasmiden kotransfiziert wurden, 64 entsprechende Mengen Delta-Antigen in der kleinen bzw. großen Form exprimiert werden. So sind nach Transfektion mit den beiden Konstrukten im Verhältnis 1:1 die Banden für das kleine und große Delta-Antigen gleich groß. Die beiden Formen des Delta-Antigens scheinen sich also nicht untereinander in ihrer Expression nach einer Kotransfektion in vitro zu beeinflussen. 3.1.3 Klonierung der Expressionsvektoren pSec32 und pSec33 Als Ausgangsmaterial für die Amplifikation der Delta-Fragmente dienten die Plasmide pSS32 und pSS33. Mittels PCR wurde die cDNA der kleinen bzw. großen Form des DeltaAntigens aus diesen Plasmiden herausamplifiziert. Die amplifizierten DNA-Fragmente wurden mit Hilfe des PCR-Purification Kit isoliert und aufgereinigt. Abb. 3-9 zeigt ein Kontrollgel der aufgereinigten Delta-Fragmente: in Spur B und C weisen die Banden auf das Vorliegen der 824 bp großen Delta-Fragmente hin. A 1804 bp 1584 bp 1387 bp 947 bp 831 bp B C D 1636 bp 1018 bp A: Molekularmarker III B: Insert kleines Delta C: Insert großes Delta D: Molekularmarker X 517 bp Abb. 3-9 Kontrollgel nach PCR. Am Bandenmuster erkennt man deutlich, dass die Delta-Fragmente erfolgreich mittels PCR aus den Plasmiden pSS32 und pSS33 herausamplifiziert werden konnten. Die beiden Delta-Fragmente wurden ebenso wie der Expressionsvektor pSecTagB mit den Restriktionsenzymen Hind III und Xba I behandelt und nach elektrophoretischer Auftrennung mit dem Gel-Extraction-Kit aus dem Agarosegel eluiert, aufgereinigt und als HindIII-XbaI Fragment in die Klonierungsstelle des linearisierten Expressionsvektor 65 pSecTaqB ligiert. Die so neu entstandenen Expressionskonstrukte wurden als pSec32 und pSec33 bezeichnet. Nach Transformation von kompetenten E.coli Zellen mit dem Ligationsansatz wurden jeweils acht Kolonien (siehe auch Kap. 2.1.3.2) gepickt, und in einem Miniprep wurde die präparierte DNA nach einem Restriktionsverdau mit den Enzymen Hind III und Xba I untersucht. Am charakteristischen Fragmentmuster konnte man deutlich erkennen, dass alle Klone positiv waren. Jeweils ein Klon für das kleine und das große Delta-Antigen wurde für die weitere Plasmid-Präparation verwendet. Diese wurden zunächst durch Behandlung mit verschiedenen Enzymen genau in Bezug auf die Insertion der Delta-Fragmente in den Expressionsvektor pSecTagB untersucht. A B C D E F G H I J K L M 6108 bp 5090 bp 1018 bp A: B: C: D: E: F: G: H: I: J: K: L: M: pSec32 pSec32 + Hind III pSec32 + Xba I pSec32 + Hind III + Xba I pSec33 pSec33 + Hind III pSec33 + Xba I pSec33 + Hind III + Xba I pSecTag pSecTag + Hind III pSecTag + Xba I pSecTag + Hind III + Xba I Molekularmarker X Abb. 3-10 Gelelektrophorese der Plasmide pSec32 und pSec33 nach Klonierung. Der Restriktionsverdau der Plasmide pSec32 und pSec33 mit Hind III oder pVu I allein führt zu einer Linearisierung der Vektoren. Nach Behandlung der Plasmide mit beiden Endonukleasen gemeinsam sind 2 Fragmente zu erkennen, die zum einen den leeren Backbone-Vektor, zum anderen das 824 bp große Delta-Insert darstellen. Auf den Spuren J-L ist als Kontrolle der mit den gleichen Restriktionsendonukleasen behandelte Vektor pSecTagB zu sehen. Durch den Restriktionsverdau mit beiden Enzymen wird ein nur sehr kleines, etwa 40 bp großes Fragment herausgeschnitten, da Hind III und pVu I innerhalb der "multiple cloning site" von pSecTagB entsprechend dicht beieinander liegen. Die Abb. 3-10 zeigt die Gelelektrophorese des analytischen Restriktionsverdaus der beiden neuen Expressionskonstrukte und bestätigt die korrekte Insertion der Delta-Fragmente. Während der Restriktionsverdau der Plasmide mit der Restriktionsendonuklease Hind III bzw. Xba I allein zu einer Linearisierung der 5914 bp großen Plasmide führt (Spuren B,C 66 und F,G), ergibt der analytische Verdau mit beiden Restriktionsendonukleasen zusammen ein charakteristisches Fragementmuster: in Spur D und H spiegelt die untere Fragmentgröße das 824 bp große Delta-Insert wider, während die obere den 5090 bp großen, linearisierten Vektor pSecTagB ohne Insert darstellt. Außerdem weist die Spur mit den unverdauten Plasmidpräparationen pSec32 und pSec33 (A,E) keine hochmolekularen Banden auf und zeigt deutlich, dass über 90% der DNA in geschlossener zirkulärer Form vorliegt, was, wie bereits oben erwähnt, für eine effiziente Zelltransfektion in vitro und in vivo von Bedeutung ist. Nach Vermehrung der Plasmide im großen Maßstab zeigte der analytische Restriktionsverdau das gleiche Bild. Die spektrometrische Konzentrationsbestimmung der in 0,15 M Tris-Cl (pH 8,5) eluierten Plasmide ergab 4,31 µg/µl für pSec32 und 4,67 µg/µl für pSec33. Der Quotient aus der spektrophotometrischen Absorption bei 260 nm und bei 280 nm von 1,90 (pSec32) und 1,89 (pSec33) wies auf die Gegenwart reiner Plasmid-DNA hin. Die erfolgreiche Klonierung der Expressionsplasmide pSec32 und pSec33 wurde durch kommerzielle Sequenzierung beider Vektoren bestätigt. Dabei konnten für beide Vektoren ein intakter ORF ohne Mutationen im Bereich der Aminosäure-Sequenz demonstriert werden. 3.1.4 Expressionsstudie mit den Plasmiden pSec32 und pSec33 Auch die Expression des kleinen bzw. großen Delta-Antigens durch die neu klonierten Konstrukte pSec32 und pSec33 in G8- und LMH-Zellen wurde im Western Immunoblot Assay überprüft. Da durch diese Expressionsvektoren das Translationsprodukt auch sezerniert wird, wurde der Überstand in einem Delta-Antigen spezifischen EIA auf Vorhandensein der beiden Formen des Delta-Antigens untersucht. Um festzustellen, ob die neu klonierten Konstrukte das Delta-Antigen auch korrekt exprimieren, wurden LMH-Zellen mit diesen Plasmiden transfiziert. Nach 48 Stunden wurde der Überstand gesammelt und die Zellen in Corelysis-Puffer lysiert. Ein Teil der Lysate wurde im Western Blot auf das Delta-Antigen untersucht, während der andere Teil 67 der Lysate der LMH-Zellen mitsamt des Überstandes im EIA auf das Vorhandensein von Delta-Antigen überprüft wurde. Tatsächlich sezernierten die mit den Expressionskonstrukten pSec32 und pSec33 transfizierten LMH-Zellen große Mengen an Delta-Protein in den Überstand (Abb. 3-11). Das Lysat und der Zellkulturüberstand von mit pSecmAFP transfizierten Zellen (Mock) war negativ. 2,5 2 Extinktion Überstand Mock Überstand pSec32 1,5 Überstand pSec33 Lysat Mock 1 Lysat pSec32 Lysat pSec33 0,5 0 Abb. 3-11 Delta-Antigen spezifischer EIA zum Nachweis von Delta-Antigen im Lysat und Überstand von LMH-Zellen nach Transfektion mit pSec32 bzw. pSec33. Als Negativkontrolle diente das Lysat und der Überstand von LMH-Zellen, welche mit dem Plasmid pSecmAFP transfiziert wurden. A 41 kD B A: pSec32 B: pSec33 29 kD 19 kD Abb. 3-12 Western-Immunoblot zum Nachweis der Delta-Antigene in Lysaten von LMH-Zellen nach Transfektion mit pSec32 und pSec33. 68 Der Western Immunoblot bestätigte die spezifische Expression der Delta-Antigene sowohl in G8- als auch in LMH-Zellen. In Abbildung 3-12 sind in Spur A und B die spezifischen immunreaktiven Banden für das kleine und große Delta-Antigen zu erkennen. Wie zu erwarten sind die Proteine um den Anteil größer, der durch das Sekretionssignal gebildet wird. 3.1.5 Expression des Delta-Antigens in stabil transfizierten P815-Zellen Bevor die das Delta-Antigen stabil exprimierenden P815δ32- und P815δ33-Zellen in den Zytotoxizitätsexperimenten zur Stimulation der in vivo aktivierten T-Lymphozyten und als Zielzellen im Chromium-Release-Experiment eingesetzt wurden, wurde jedesmal im Western Immunoblot die korrekte Expression des Delta-Antigens in diesen Zellen verifiziert. Als Negativkontrolle dienten die mit dem großen Hüllprotein des HBV stabil transfizierten P815LS-Zellen. In Abb. 3-13 ist die Expression des kleinen und großen Delta-Antigens in P815-Zellen dargestellt. A B C 42 kD 29 kD A: Mock B: P815-Delta33-14 C: P815-Delta32-14 19 kD Abb. 3-13 Western-Immunoblot zum Nachweis von Delta-Antigen in Lysaten von P815δ32- und P815δ33-Zellen. Nach stabiler Transfektion von P815-Zellen mit den Delta-Plasmiden pSS32 und pSS33 wurde im Western Blot die korrekte Expression verifiziert. Man erkennt die spezifischen Banden bei 27 kD bzw. 24 kD. Außerdem wurde zu Beginn der Arbeit eine Immunfluoreszenz der P815δ33-Zellen angefertigt. Auch mit dieser Methode konnte die Expression des Delta-Antigens in den stabil transfizierten Zellen nachgewiesen werden. 69 3.1.6 Expressionsstudien der Zytokin-Expressionsvektoren Die mit den Plasmiden pApIL-12p70, pRJB-GM und pCI-sIL-18 transfizierten G8-Zellen sezernierten große Mengen von p70-IL-12 Dimeren, GM-CSF und reifem IL-18 in das Zellkultur-Medium, was mit spezifischen kommerziellen ELISAs determiniert wurde. 6 5 ng/ml 4 pCMV-EGFP pApIL-12p70 3 pRJB-GM pCI-sIL-18 2 1 0 Zytokin-Expressionsvektoren Abb. 3-14 Expressionsnachweis der Zytokine IL-12, IL-18 und GM-CSF nach Transfektion von G8Zellen im Zellkulturüberstand. Verwendet wurden spezifische kommerzielle ELISAs. 3.2 In vivo Ergebnisse 3.2.1 DNA-Immunisierung Alle immunisierten Mäuse tolerierten sowohl die intramuskuläre Bupivacain- als auch die DNA-Injektionen ohne Probleme. Die Tiere waren bereits nach einigen Minuten wieder mobil, und auch eine Beeinträchtigung des Gesundheitszustandes konnte nicht beobachtet werden. 70 Ebenso haben die Mäuse die intraperitoneale Narkose mit der Ketamin/Xylazin-Lösung und die Immunisierung mit der Genkanone gut überstanden. Die Narkose dauerte durchschnittlich 30 Minuten. Die vollständige Erholung der Mäuse nach Narkose betrug ein bis anderthalb Stunden. In dieser Zeit zeigten sich regelmäßig Störungen der Koordination und Motilität. Danach war das Verhalten der Mäuse wieder normal, auch die Nahrungsaufnahme stellte sich wieder ein. Ebenso wenig konnten längerfristige Schädigungen beobachtet werden. 3.2.2 Humorale Immunantwort auf HDV Delta Proteine Im Serum sowohl der Balb/c als auch der C57Bl/6 Mäuse konnten weder gegen das kleine Delta- noch gegen das große Delta-Antigen nach genetischer Immunisierung Deltaspezifische Antikörper nachgewiesen werden. Auch nach Immunisierung mit den Plasmiden pSec32 und pSec33, die für sezernierte Formen des HDAg bzw. LHDAg kodieren, waren die Sera durchgehend negativ für anti-Delta Antikörper. Ebensowenig konnte weder durch die Koimmunisierung mit den IL-12-, IL-18- und GM-CSFKonstrukten noch durch die intradermale Applikation der Plasmid-DNA mittels Genkanone eine humorale Immunantwort induziert werden. Bei der qualitativen Bestimmung der Gesamt-Antikörper gegen das Delta-Antigen mit Hilfe des hochsensiblen Enzymimmunoassays von Abbott bewegten sich sämtliche Werte deutlich über dem Grenzwert, womit die Proben als anti-Delta-negativ betrachtet werden mussten. Um konformationelle Veränderungen des durch die o.g. Plasmide kodierten Delta-Antigens auszuschliessen, wurden die Seren der Mäuse auch in einem Western Blot gegen denaturiertes Delta-Antigen auf spezifische Antikörper hin untersucht. Aber auch der Western Blot gab keinerlei Hinweise auf das Vorhandensein von anti-Delta Antikörpern im Serum der immunisierten Mäuse. Dagegen konnte mit dieser Methode ein Kaninchen-antiHD Antikörper, der als Positivkontrolle diente, nachgewiesen werden. Die Immunisierung der Mäuse war jedoch erfolgreich, da alle Mäuse T-Helferzell- und CTL-Antworten gegen das Delta-Antigen entwickelten (siehe unten). Auch konnte demonstriert werden, dass antiDelta Antikörper in den Mäusen induziert werden können: so wurden anti-HD Antikörper in Balb/c Mäusen, die subkutan mit 10 µg rekombinantem Delta-Antigen in komplettem Freud´schem Adjuvanz immunisiert wurden, mit einem Titer von 1:2000 nachgewiesen. 71 3.2.3 Die T-Zellproliferationsantwort Die mit den Plasmiden pSS32 und pSS33 immunisierten Balb/c Mäuse entwickelten signifikante CD4+ T-Helferzell-Antworten gegen das kleine Delta-Antigen. Dabei wurde kein Unterschied in der Stärke der proliferativen T-Zellaktivität zwischen den beiden Gruppen beobachtet. Auch die Immunisierung von C57BL/6 Mäusen mit pSS33 konnte eine T-Zellproliferationsantwort induzieren. Diese fiel im Vergleich zu den Balb/c Mäusen deutlich schwächer aus. Mangels Vorhandensein von LHDAg konnten proliferative Antworten gegen das LHDAg nicht determiniert werden. Ebenso konnten leider aufgrund unzureichender Mengen an rekombinantem HDAg die Mäuse des 2. Immunisierungdurchgangs (Durchgang B), also auch die mit den Sekretionsplasmiden immunisierten BrdU-Inkorporation ( OD 450 nm) Mäuse, nicht auf eine CD4+ T-Helferzell-Antwort untersucht werden. 1,2 1,1 1 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0 0,3 µg/ml 3,0 µg/ml Mock/Balb/c Abb. 3-15 pSS32/Balb/c pSS33/Balb/c Mock/C57Bl/6 pSS33/C57Bl/6 T-Zellproliferationsantwort in Balb/c und C57Bl/6 Mäusen nach Immunisierung mit pSS32 und pSS33. Die Proliferationsaktivität wurde in einem kommerziellen kolorimetrischen Immunoassay der Firma Boehringer Mannheim quantifiziert. 3.2.4 HDV spezifische CTL-Antworten Da zum Zeitpunkt der Untersuchung der Mäuse des ersten Immunisierungs-Durchgangs (Durchgang A) noch keine Genehmigung für die Experimente mit 51 Cr vorlag, konnte in 72 diesem Durchgang nur die Immunantwort hinsichtlich der Antikörper und der TZellproliferation untersucht werden. Auf die Messung der Spontanaktivität der zytotoxischen T-Lymphozyten ohne vorhergehende Stimulierung mit syngenen P815Delta-Zellen wurde verzichtet. Die Effektorzellen wurden für 5 Tage mittels P815δ33-Zelllen, die das große Delta-Antigen stabil exprimieren, stimuliert. Anschließend wurde die Delta-Antigen-spezifische zytotoxische Aktivität der Lymphozyten anhand der Lyseraten der Zielzellen (P815δ33 und als Negativkontrolle P815LS) im Chromium-Release-Experiment untersucht. Nach Überführen von jeweils 100 µl des Überstandes der Ansätze des 51Cr-CTL-Assays in gamma-Zähl-Röhrchen wurde die spezifische 51 51 Cr-Aktivität in einem Gamma-Zähler bestimmt. Die Cr-Freisetzung, also die Prozentzahl der spezifischen Lyse, wurde nach Ermittlung der Mittelwerte der angesetzten Triplikate folgendermaßen berechnet: Spezifische 51Cr-Freisetzung = (Experimentelle 51 Cr-Freisetzung - spontane 51 Cr-Freisetzung) : (maximale 51 Cr- Freisetzung - spontane 51Cr-Freisetzung) x 100%. Die daraus resultierenden Werte bildeten die Werte für die Delta-Antigen spezifische CTLAktivität der Effektorzellen, die in Abb. 3-17 graphisch dargestellt sind. In allen immunisierten Balb/c Mäusen konnten signifikante CTL-Antworten beobachtet werden. Dabei war die CTL-Aktivität in den mit den Plasmiden pSS32, pSS33, pSec32 und pSec33 immunisierten Mäusen vergleichbar. Das große und das kleine Delta-Antigen wie auch die sezernierte und nicht-sezernierte Form der Delta-Antigene bewirkten also ähnlich starke CTL-Antworten. Eine deutlich stärkere CTL-Aktivität konnte in Mäusen, die mit IL-12-, IL18- und GM-CSF-Expressionskonstrukten koimmunisiert wurden, beobachtet werden. Auch hier konnte kein Unterschied in der Stärke der Immunantwort zwischen den mit pSS33 und pSec33 immunisierten Mäusen beobachtet werden. Mit einem Leervektor (pcDNA3) immunisierte Mäuse zeigten keine spezifische CTLAktivität; auch konnte nach Stimulation mit P815LS-Zellen bei den mit den DeltaPlasmiden immunisierten Mäusen keine LS-spezifische CTL-Antwort festgestellt werden. Dies belegt, dass die beobachtete CTL-Aktivität in den mit Expressionskonstrukten immunisierten Mäusen Delta-Antigen spezifisch war. den Delta- 73 60 P815delta33 (5:1) 50 P815-LS (5:1) P815delta33 (20:1) Lyse (%) 40 P815-LS (20:1) 30 20 10 0 Mock pSS32 pSec32 pSS33 pSec33 pSS33+Cyt pSec33+Cyt Abb. 3-16 CTL-Aktivität in Balb/c Mäusen nach genetischer Immunisierung. Nach fünf Tagen Stimulation wurde die Lyserate der aufgearbeiteten Milzzellen der immunisierten Mäuse gegenüber syngenen P815δ33- bzw. nicht das Delta-Antigen exprimierenden P815LS-Zellen im 51 Cr-Release-Assay untersucht. Die gezeigten Werte repräsentieren die Mittelwerte inklusive ihrer Standardabweichungen der mit der oben genannten Formel errechneten spezifischen 51 Cr-Freisetzung aller Mäuse einer Immunisierungsgruppe. Die CTL-Aktivität in C57BL/6 Mäusen konnte aufgrund fehlender syngener Zielzellen nicht evaluiert werden. 3.2.5 Tumormodell Der in vivo-Effekt einer Induktion einer zytotoxischen T-Zell- und T-Helferzellantwort durch genetische Immunisierung wurde in einem syngenen Tumormodell untersucht. Dabei waren zehn Tage nach DNA-Immunisierung DBA-2-Mäusen jeweils 106 P815δ32(Gruppen 1-6, Kohorte A), P815δ33- (Gruppen 1-6, Kohorte B) bzw. P815LS-Zellen (Gruppen 7-8) subkutan in die rechte Flanke injiziert worden (Studienplan siehe auch Kap. 2.6.2). 74 3.2.5.1 Tumorwachstum und Überlebensrate In Pilotexperimenten zeigte sich in 100% der unbehandelten Mäuse ein Tumorwachstum nach subkutaner Implantation der P815-Zellen. Dabei war der Tumor nach durchschnittlich 10 Tagen sichtbar; nach durchschnittlich 40 Tagen hatte der Tumor eine Größe von 3000 mm3 erreicht. Es konnte gezeigt werden, dass Mäuse, die mit den unterschiedlichen Formen der DeltaDNA immunisiert waren, in 80-100% vor einem Wachstum von Delta-Antigen exprimierenden Tumoren geschützt waren (Abb. 3-18 und 3-19). Dabei schützte einerseits die Immunisierung mit HDAg-cDNAs (pSS32 und pSec32) sowohl solche Tiere, die mit P815δ32-, als auch jene, die mit P815δ33-Zellen beimpft waren, vor einem Tumorwachstum. Andererseits wuchsen weder HDAg- noch LHDAg-exprimierende Tumoren in mit LHDAg-cDNAs (pSS33 und pSec33) immunisierten Mäusen. Es bestanden keine Unterschiede in der CTL- oder CD4+ T-Zell-Antwort zwischen Mäusen, die gegen HDAg immunisiert wurden und die geschützt waren gegen Tumorwachstum im Vergleich zu Mäusen, die einen Tumor entwickelten. Dagegen entwickelten sämtliche Mäuse, die mit einem Leervektor (pcDNA3) immunisiert waren, einen Tumor. Auch bei jenen Mäusen, denen P815LS-Zellen zur Tumor-Induktion injiziert wurden und die mit pSS32- bzw. pSec32-Konstrukten immunisiert waren, entstand in 100% ein Tumor. Ebenso konnte die Immunisierung mit rekombinantem Delta-Antigen in CFA die Tiere trotz der Anwesendheit einer humoralen Immunantwort vor einem Tumor-Wachstum nicht schützen. 60-80% der ohne die Delta-Konstrukte behandelten Mäuse hatte nach 40 Tagen den Endpunkt der Studie, definiert durch eine Tumorgröße von 3000 mm3, erreicht. Die anderen Mäuse wurden nach 50 Tagen getötet. 75 100 90 Überleben (%) 80 70 60 50 40 30 20 10 0 0 10 20 30 40 50 Tage rHDAg pSec32 pcDNA3 pSec33 pSS32 pSS32/P815-LS pSS33 pSec32/P815-LS 100 90 80 Überleben (%) 70 60 50 40 30 20 10 0 0 10 20 30 40 50 Tage rHDAg pcDNA3 pSS32 pSS33 pSec32 pSec33 pSS32/P815-LS pSec32/P815-LS Abb. 3-17 (oben) 3-18 (unten) Überlebensraten der P815δ32 (Abb. 3-17) und P815δ33-Tumormäuse (Abb. 3-18). 80-100% der Mäuse waren nach genetischer Immunisierung mit den Delta-Plasmiden vor Tumorwachstum sowohl von HDAg- (Abb. 3-17) als auch von LHDAg-exprimierenden Tumoren (Abb. 318) geschützt. In beiden Abbildungen sind die Überlebensraten der das große HBV-Hüllprotein exprimierenden Tumormäuse, immunisiert mit pSS32 bzw. pSec33, grafisch mitdargestellt. 76 3.2.5.2 Delta-Antigen-spezifische CTL-Aktivität der Tumormäuse In sämtlichen Tumor-Mäusen, welche gegen HDAg oder LHDAg immunisiert waren, konnte eine signifikante CTL-Aktivität gegen das Delta-Antigen nachgewiesen werden. Dabei war die CTL-Aktivität in den mit den Plasmiden pSS32, pSS33, pSec32 und pSec33 immunisierten Mäusen vergleichbar, gleich ob sie mit dem kleinen Delta-Antigen (P815δ 32) oder dem großen Delta-Antigen (P815δ33) exprimierende Tumorzellen beimpft waren. Dagegen war eine CTL-Antwort in Mäusen, die mit einem Leervektor (pcDNA3) zusammen mit o.g. Zytokine exprimierende Vektoren koimmunisiert waren, nicht nachweisbar. Auch in mit rekombinantem Delta-Antigen immunisierten Mäusen konnte keine CTL-Aktivität festgestellt werden. 50 P815delta33 (20:1) 45 P815-LS (20:1) 40 Lyse (%) 35 30 25 20 15 10 5 P815delta32-Tumormäuse Abb. 3-19 CTL-Antwort der Tumormäuse. Die im pSec33 pSec32 pSS33 pSS32 pcDNA3 rHDAg pSec33 pSec32 pSS33 pSS32 pcDNA3 rHDAg 0 P815delta33-Tumormäuse 51 Cr-Release-Assay gemessene CTL-Aktivität ist zwischen den beiden Gruppen Tumormäusen vergleichbar. Diese ist Delta-Antigen spezifisch, da zum einen mit einem Leervektor (pcDNA3) immunisierte Mäuse keine spezifische CTL-Aktivität zeigten, zum anderen konnte nach Stimulation mit P815LS-Zellen bei den mit den Delta-Plasmiden immunisierten Mäusen keine LS-spezifische CTL-Antwort festgestellt werden. 77 3.2.5.3 T-Zellproliferationsantwort der Tumormäuse Auch eine signifikante CD4+ T-Zell-Proliferationsantwort konnte in sämtlichen Tumormäusen, die mit Delta-Antigen-Plasmiden immunisiert waren, detektiert werden. Zwischen den einzelnen Gruppen gab es keine signifikanten Unterschiede. Dagegen war eine solche T-Zell-Proliferationsantwort in Mäusen, die lediglich mit einem Leervektor behandelt wurden, nicht nachweisbar. BrdU-Inkorporation ( OD 450 nm) 1,6 1,4 1,2 1 0,3 µg/ml 0,8 3,0 µg/ml 0,6 0,4 0,2 0 BrdU-Inkorporation ( OD 450 nm) rHDAg pcDNA3 pSS32 pSS33 pSec32 pSec33 1,8 1,6 1,4 1,2 1 0,3 µg/ml 3,0 µg/ml 0,8 0,6 0,4 0,2 0 rHDAg pcDNA3 pSS32 pSS33 pSec32 pSec33 Abb. 3-20 (oben); 3-21 (unten) T-Zellproliferationsantwort in P815δ32- (Abb. 3-20) und P815δ33Tumormäusen (Abb. 3-21). Nach Einbau des Thymidin-Analogons BrdU wurde in einem ELISA-Reader die Absorption bei einer Wellenlänge von 450 nm gemessen. 78 4 Diskussion In den letzten Jahren wurde durch viele Studien das Wissen über die Struktur des HepatitisD-Virus und die molekularen Grundlagen seiner HBV-Abhängigkeit für den Ablauf seines biologischen Zyklus enorm verbessert (29,224). Allerdings konnte bisher weder ein geeigneter Therapieansatz gefunden werden noch ist bis heute die genaue Rolle des Immunsystems bei der HDV-Pathogenese und bei einer HDV-Elimination bekannt. Es gibt jedoch einige Beobachtungen, die darauf hindeuten, dass eine spezifische Immunantwort eine wichtige Rolle sowohl beim Schutz gegen eine HDV-Infektion als auch in der Pathogenese der Lebererkrankung spielt. So konnte gezeigt werden, dass eine HDV-Reinfektion in chronisch HBV-infizierten Schimpansen, die von einer HDVInfektion geheilt waren, durch eine signifikant reduzierte HDV-Replikation charakterisiert war (151). Dies lässt vermuten, dass durch einen ersten Kontakt mit HDV eine partielle Immunität induziert wird, die in der Lage ist, die virale Aktivität zu kontrollieren. Während einer HDV-Infektion können anti-Hepatitis-Delta Antikörper sowohl der IgM als auch der IgG Klasse im Serum von infizierten Individuen nachgewiesen werden. Allerdings konnte keine einzige Studie einen protektiven Effekt dieser Antikörper nachweisen. Sie sind weder virusneutralisierend noch schützen sie vor einer Reinfektion. Sie besitzen nur einen diagnostischen Wert: ein erhöhter anti-HD IgM-Titer korreliert streng mit einer verstärkten HDV-Virämie und mit der Schwere der Lebererkrankung, während isolierte anti-HD Antikörper der IgG-Klasse in Patienten mit einem günstigeren Verlauf der HDV-Infektion gefunden werden. Bei Patienten mit einer selbst-limitierenden Infektion verschwinden IgM anti-HD sehr rasch, während sie bei Patienten, deren Infektion progressiv und chronisch verläuft, über diese Zeit persistieren (2,202). Querschnittsstudien haben gezeigt, dass unter den HBsAg-Trägern mit einer chronischen Typ D Hepatitis durch den Nachweis von IgM anti-HD diejenigen mit einer aktiven HDVInfektion von solchen mit einer inaktiven HDV-Infektion unterschieden werden können (52,55). Hinweise dafür, dass T-Zellen eine entscheidende protektive Rolle bei einer Infektion mit HDV spielen, konnten sowohl in Tiermodellen als auch in Beobachtungen am Menschen 79 gewonnen werden. Es konnte gezeigt werden, dass mit dem Woodchuck Hepatits Virus (WHV) infizierte Woodchucks zumindest partiell vor einer nachfolgenden Infektion mit HDV geschützt waren, wenn sie mit dem kleinen Hepatitis-Delta-Antigen, exprimiert durch rekombinante Vacciniaviren, immunisiert waren, und zwar in Abwesenheit jeglicher detektierbarer humoraler Immunantwort (105). Die Hepatitis-Delta-Virämie war deutlich vermindert, was auf die Induktion einer zytotoxischen T-Zellantwort zurückgeführt werden könnte; die Virämie könnte also durch Lyse von Delta-Antigen exprimierenden Hepatozyten kontrolliert werden. Diese Hypothese wird unterstützt durch die Beobachtung, dass Woodchucks, die mit Cyclosporin A, einem spezifischen Inhibitor der T-Zell-vermittelten Immunantwort, behandelt wurden, eine verstärkte Virämie zeigten (104). Auf eine wichtige Rolle der T-Zellen bei der Kontrolle einer HDV-Infektion deutet außerdem die Beobachtung hin, dass in HIV-infizierten Patienten, die eine reduzierte Anzahl an zirkulierenden CD4+ T-Zellen aufweisen, eine HDV Virämie deutlich verstärkt ist (182). Erste direkte Hinweise dafür, dass die zelluläre Immunantwort eine wichtige Rolle bei der Kontrolle einer HDV-Infektion beim Menschen spielt, ergab die Studie von Nisini et al., in der die Spezifität und Funktion der HDV-spezifischen T-Zellantwort in chronischen HBVTrägern mit einer HDV-Superinfektion untersucht wurde (155). Sie konnten zeigen, dass der Nachweis einer HDAg-spezifischen T-Zellantwort im peripheren Blut von HDVinfizierten Patienten eng mit einer verminderten Aktivität der HDV-Infektion korreliert. Alle von ihnen untersuchten Patienten, bei denen in vitro eine spezifische Proliferation von peripheren mononukleären Zellen (PBMC) als Antwort auf das Delta-Antigen zu finden war, zeigten Zeichen einer inaktiven Hepatitis, charakterisiert durch normale ALT-Spiegel und das Fehlen von IgM anti-HD. Im Gegensatz dazu konnte bei sämtlichen Patienten mit einer aktiven Hepatitis D keine spezifische T-Zellantwort nachgewiesen werden. Auf einen direkten Bezug zwischen der Anwesenheit einer signifikanten HDAg-spezifischen TZellantwort und einer verminderten Aktivität der HDV-Erkrankung weist auch die Beobachtung hin, dass in einem Patienten mit einer aktiven Hepatitis und ohne HDAgspezifische PBMC-Proliferation eine drastische Erhöhung der spezifischen peripheren TZellantwort mit dem Verschwinden von IgM und einer Normalisierung der ALT-Spiegel verbunden war. 80 Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass bei chronisch HDV-infizierten Individuen die Qualität und Stärke der, wahrscheinlich zellulären, Immunantwort gegen HDV nicht ausreicht, das Virus zu eliminieren und eine protektive Immunantwort zu erzeugen. Auch bei einer HBV-Infektion konnte beobachtet werden, dass das spontane Verschwinden von HBV-DNA aus dem Serum von chronisch HBV-infizierten Patienten häufig mit einer erhöhten CD4+ T-Helferantwort assoziiert ist (13,102,213). Es ist sehr wahrscheinlich, dass im Rahmen einer HBV-Infektion die zelluläre Immunantwort sowohl für die Pathogenese der Lebererkrankung, einschließlich der Entwicklung eines Hepatozellulären Karzinoms, als auch für die Bekämpfung und Elimination des Virus von Bedeutung ist (34,146). Eine mögliche Hypothese für die Entwicklung einer persistierenden HBV-Infektion besagt, dass HBV-spezifische zytotoxische T-Lymphozyten (CTLs) nicht fähig sind, das Virus aus der Leber zu eliminieren und zwar aufgrund von substantiell verminderten intrahepatischen CTLSpiegeln oder qualitativen Veränderungen in der CTL-Aktivität (175). Tatsächlich konnte Guidotti zeigen, dass der adoptive Transfer von HBsAg-spezifischen CTLs in HBVtransgene Mäuse eine Zytokin-vermittelte Elimination von HBV aus der Leber zur Folge hatte, und zwar ohne Zerstörung von Hepatozyten (80,81). Da sowohl Pathogenese als auch Immunmechanismen einer HDV-Infektion denen einer HBV-Infektion zu ähneln scheinen, ist es wahrscheinlich, dass auch im Rahmen einer Infektion mit HDV CTLs eine wichtige Rolle bei der Elimination des Virus spielen, worauf auch oben genannte Arbeiten hindeuten. Die Balance zwischen der Viruslast und der Stärke der HDAg-spezifischen T-Zellantwort könnte entscheidend sein für die präferentielle Etablierung entweder einer protektiven Immunität oder aber einer chronischen Hepatitis (19,33,239,240). Wie bei einer HBV-Infektion kann man auch bei HDV-infizierten Individuen eine spontane Elimination des Virus aus dem Körper beobachten (139). Dies könnte darauf hindeuten, dass eine suboptimale zelluläre Immunantwort reversibel ist. Daher könnten Strategien, durch welche eine HDV-spezifische zelluläre Immunantwort verstärkt werden kann, zur Eradikation einer chronischen HDV-Infektion beitragen. 81 Die Bedeutung der Entwicklung einer geeigneten Therapie der Typ D Hepatitis liegt vor allem in der Tatsache, dass eine chronische HDV-Infektion im Vergleich zu einer chronischen HBV-Infektion prognostisch wesentlich ungünstiger verläuft. Im Vergleich zu einer isolierten HBV-Infektion entsteht wesentlich häufiger, nämlich in etwa dreiviertel der Fälle, eine chronische Hepatitis, die oft auch schwerer und mit einer rascheren Progression verläuft; etwa 60% bis 70% der Patienten mit einer chronischen Typ D Hepatitis entwickeln im weiteren Verlauf eine Leberzirrhose, also dreimal häufiger als bei einer Hepatitis B (39,57,77,180,188). Auch die Mortalität und das Risiko, ein hepatozelluläres Karzinom zu entwickeln, ist für Patienten, die sowohl mit dem HepatitisB- als auch mit dem Hepatitis-D-Virus infiziert sind, deutlich erhöht. Auch hat sich der Pool von HBV-Trägern, global gesehen, selbst durch die Einführung effizienter prophylaktischer Vakzinierungsprogramme in einigen Populationen mit hohem medizinischen Standard nicht positiv verändert (38). Des weiteren sprechen etwa 5% der Menschen nicht auf die herkömmliche HBV-Vakzine an. Zwar gibt es einige neue vielversprechende therapeutische Ansätze gegen die chronische HBV-Infektion, doch scheinen diese Therapie-Formen gegen eine HDV-Infektion nicht ähnlich effektiv zu sein. Durch eine Therapie mit Interferon-α (INF-α) lässt sich bei etwa 30% der chronisch HBVinfizierten Patienten eine Serokonversion des HBeAg erzielen, dem Marker für die Virusreplikation mit Bedeutung für die Prognose einer Typ B Hepatitis (49,152,229). Bei diesen Patienten reflektiert die HbeAg-Serokonversion eine immunvermittelte Beseitigung von infizierten Hepatozyten und ist assoziiert mit einer Kontrolle der viralen Replikation und einer Remission der Lebererkrankung (165). Nachteile einer Interferon-Therapie bestehen in häufigen Nebenwirkungen und der Tatsache, dass nur ein bestimmtes Patientenkollektiv auf eine Therapie anspricht, nämlich Patienten mit niedrigem HBVDNA-Titer und hohen Serum-Transaminasen-Spiegeln (17,88,163). Für Patienten, die diese Kriterien nicht erfüllen, beträgt die Ansprechrate weniger als 5% (131). Des weiteren ist die Interferon-Therapie bei Patienten mit fortgeschrittener oder dekompensierter Leberzirrhose kontraindiziert. Die Interferon-Therapie einer chronischen Typ D Hepatitis scheint jedoch nicht wirkungsvoll zu sein: es konnte zwar gezeigt werden, dass es zu einer Reduktion der Aminotransferase-Spiegel, einer Verbesserung der Leberhistologie und teilweise auch zu 82 einer Hemmung der Virusreplikation kommt; im Gegensatz zu einer Interferon-Therapie bei einer HBV-Infektion sind die Effekte, vor allem auf die Virusreplikation, jedoch nur von transientem Charakter, und es konnte in der Regel keine dauerhafte Elimination von HDV-RNA erreicht werden (56,185,210). In den letzten Jahren wurde in Form der Nukleosid-Analoga eine weitere Substanzgruppe in der Therapie der chronischen Hepatits B getestet. Vor allem Lamivudine scheint eine vielversprechende Ergänzung bzw. Alternative zum Alpha-Interferon darzustellen. Es hemmt durch Blockade der reversen Transkriptase die Synthese des HBV. Im Gegensatz zur Interferon-Therapie hemmt Lamivudine unabhängig von prätherapeutischen Variablen die HBV-Replikation; alle Patienten mit einer nachweisbaren viralen Replikation sind also potentielle Kandidaten für eine Lamivudine-Therapie. Es ist oral einsetzbar und gut verträglich. Problematisch ist allerdings zum einen die meist rasch wiedereinsetzende HBV-Replikation nach Absetzen der Medikation (191), zum anderen die zunehmende virale Resistenzentwicklung, die zu einem sekundären Therpieversagen mit schwerer Reaktivierung der Hepatitis führen kann (129). Auch bei der chronischen Hepatitis D wurde Lamivudine im Rahmen einer kleinen Studie bereits getestet (122). Die Ergebnisse deuten allerdings darauf hin, dass nur geringe Hoffnungen für eine effektive Therapie bestehen. Trotz einer deutlichen Reduktion der Serumspiegel der HBV-DNA blieben sämtliche Patienten HDV RNA- und HBsAg-positiv. Auch die Serumspiegel für die Transaminasen und die Leberhistologie verbesserten sich nicht. Nach Beendigung der Therapie kehrten die HBV-DNA-Spiegel auf ihren Ausgangswert zurück ohne dass eine Änderung in der Aktivität der Erkrankung zu beobachten war. Erfolgversprechende Ansätze in der HBV-Therapie sind also nicht ohne weiteres auf die Therapie einer HDV-Infektion übertragbar. Dies könnte unter anderem daran liegen, dass das Ansprechen einer Therapie im Rahmen einer chronischen Hepatitis B in der Regel definiert ist als ein Verlust des HBeAg (229) und ein Abfall der Serum-HBV DNA-Spiegel auf mit sensitiven molekularen Methoden nicht nachweisbare Werte (62). Entscheidend für die Ausheilung einer chronischen Hepatitis D dürfte jedoch der Verlust von HBsAg sein (7), da das HBsAg notwendig für die virale Verpackung, Ausschleusung und die Ausbreitung der HDV-Infektion ist. Die HBV-Replikation an sich stellt keine entscheidende Helferfunktion für HDV dar, da die HBsAg-Expression auch ohne Virusreplikation vonstatten gehen kann. 83 Eine HBsAg-Serokonversion konnte jedoch nur bei etwa 8-10% der mit Interferon behandelten HBV-infizierten Patienten beobachtet werden (23,152,229). Bei einer Therapie mit Lamivudine ist die Serokonversionsrate von HBsAg noch niedriger bzw. fehlte in manchen Studien völlig (51,191). In der Arbeit von Lau et al., in der der Effekt einer Lamivudine-Therapie auf chronisch HDV-Infizierte untersucht wurde (122), blieb bei fast allen Patienten der HBsAg-Spiegel auf den prätherapeutischen Werten. Lamivudine hemmt die virale reverse Transkriptase, welche verantwortlich für die Synthese neuer HBV-DNA von der prägenomischen mRNA-Template ist, besitzt aber keinen Effekt auf die intrahepatischen Spiegel der kovalent geschlossenen zirkulären DNA (cccDNA) und auf die Transkription der HBV-spezifischen RNA dieser cccDNA, wodurch die Synthese viraler Proteine wie die des HBsAg unbeeinträchtigt bleibt (23,122). Dies erklärt zum einen den fehlenden Einfluss von Lamivudine auf die HBsAg-Expression, zum anderen aber auch das rasche Wiederauftreten der viralen Replikation nach Beendigung der Therapie. Wenn das HBsAg das entscheidende Element der Helferfunktion von HBV darstellt, wird die Ausbreitung des Hepatitis D Virus durch jedes antivirale Medikament unberührt bleiben, welches nur die HBV-Polymerase hemmt. Auch andere antivirale Therapieansätze, wie beispielsweise die Therapie mit Ribavirin oder Levamisol, sind bei einer chronischen Hepatitis D ineffektiv (4,20,65). Schlussfolgernd kann man sagen, dass es bis heute keine spezifische Therapie gegen die Hepatitis D gibt. So bleibt vor allem im Hinblick auf die schlechte Prognose einer HDVSuperinfektion von chronisch HBV-Infizierten die Entwicklung einer effektiven Therapie eine wichtige Aufgabe. Ein ganz neuer Ansatz in der Therapie von chronischen Virusinfektionen stellt die auch in dieser Arbeit verwendete DNA-Immunisierung dar. Der Vorteil dieser Immunisierungstechnik ist die Erzeugung einer zytotoxischen T-Lymphozyten- und inflammatorischen T-Helferzell-Antwort, welche für die Eradizierung verschiedenster viraler Infektionen unerlässlich ist. Vor dem Hintergrund, dass wie bei einer HBVInfektion auch bei einer HDV-Infektion eine ungenügende zelluläre Immunantwort für die Etablierung einer chronisch persistierenden Infektion von Bedeutung ist und diese suboptimale zelluläre Immunantwort möglicherweise reversibel ist, könnte mittels DNAImmunisierung eine HDV-spezifische zelluläre Immunantwort verstärkt und die Balance 84 zwischen den zytopathischen und den regulatorischen Komponenten der Immunantwort verändert werden, um so zur Eradikation des HDV beizutragen. Zunächst einmal aber stellt die DNA-Immunisierung ein ausgezeichnetes Modell dar, in dem man die Strategie einer prophylaktischen oder therapeutischen Immunisierung beurteilen kann und die Immunogenität verschiedener Antigene definieren kann. So konnte gegen eine Reihe von viralen Antigenen in verschiedenen Tiermodellen eine humorale und zelluläre Immunantwort induziert werden (128). Verschiedene Gruppen konnten beispielsweise durch Anwendung dieser Technik zeigen, dass das Oberflächen-Antigen und die Nukleokapsid-Antigene des HBV stark immunogen sowohl auf B- als auch auf TZell-Ebene sind (47,71,72,117,193). Auch in der vorliegenden Arbeit wurde zunächst die Immunogenität des Delta-Antigens nach DNA-Immunisierung definiert, da bis heute nicht bekannt ist, ob das kleine und große Delta-Antigen ausreichend immunogen sind, eine starke zelluläre Immunantwort in vivo zu generieren. Dafür wurde das murine Inbred-System gewählt, da Tiermodelle zum experimentellen Studium immunologischer Mechanismen einer HDV-Infektion, bis auf das Woodchuck-Modell, nicht verfügbar sind: HDV ist auf die Helferfunktion des HBV angewiesen und HBV ist nur für Menschen und Schimpansen in vivo infektiös, nicht aber unter in vitro Bedingungen. Bei Woodchucks, die mit WHV und nachfolgend mit HDV infiziert werden können, handelt es sich um eine Outbred-Spezies, dessen Immunsystem nicht vollständig charakterisiert ist, weshalb keine eindeutige Analyse und Charakterisierung der zellulären Immunantworten gegen HBV- oder HDV-Antigene gemacht werden können. Um in den Experimenten zur Untersuchung der Immunogenität des Delta-Antigens eine möglichst breite Immunantwort zu generieren, wurden Immunisierungsprotokolle eingesetzt, die sowohl die humorale als auch die zelluläre Immunantwort verstärken. Zu diesem Zweck wurden zusätzlich zur Grundimmunisierung zwei weitere BoosterImmunisierungen durchgeführt; dabei wurde der DNA-Impfstoff sowohl epidermal mittels Genkanone, wodurch es zu einer Aktivierung einer Th2-Immunantwort mit einer Erzeugung von überwiegend IgG1-Antikörpern kommt (6), als auch intramuskulär appliziert, was überwiegend zu einer Th1-Antwort mit hohen Interferon-γ-Spiegeln und zu einer erhöhten IgG2a:IgG1-Ratio führt (siehe auch Einleitung, Kap. 1.2.2). 85 Zwar scheint in manchen Fällen die primäre Immunisierungsmethode das Profil der THelferzellantwort irreversibel festzulegen, während nachfolgende Immunisierungen mit einer anderen Methode keine Verschiebung des ursprünglich induzierten Th-Profils bewirken können (59,164,173), doch kann dieses Profil durch die Koadministration von Genen, die für bestimmte Zytokine kodieren, beeinflusst werden. So konnten Prayaga et al. (170) demonstrieren, dass das Th-Profil nach epidermaler "gene gun"-Immunisierung, welches normalerweise vom Th2-Typ ist, nach Koimmunisierung mit IL-2, IL-7 oder IL12 kodierenden Plasmiden einem Th1-Charakter entspricht. In den hier durchgeführten Experimenten wurden die Mäuse mit IL-12-, IL-18- und GM-CSF-Plasmiden koimmunisiert, da diese Plasmide Th1-Antworten verstärken können. In dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass die DNA-Immunisierung von Mäusen mit Plasmiden, welche für sezernierende und intrazelluläre Formen des kleinen und großen Delta-Antigen kodieren, eine starke zelluläre Immunanwort induziert. Unter anderem kommt es nach DNA-Immunisierung von Balb/c- und C57Bl/6-Mäusen zu einer signifikanten CD4+ T-Zellproliferationsantwort gegen das Hepatitis-D-Antigen, wobei die T-Zellproliferation in Balb/c-Mäusen deutlich stärker ist als in C57Bl/6-Mäusen. Ursache hierfür ist möglicherweise der Effekt einer Haplotyp-assozierten AntigenRestriktion bei der Induktion von CD4+ T-Zellantworten über die MHC-Klasse-II restringierte Präsentation des Delta-Antigens, was einen Einfluss auf die Stärke der CD4+ T-Zellantwort auf das Delta-Antigen haben könnte. Die Differenzierung der T-Zellaktivität wurde im Rahmen dieser Arbeit zwar nicht analysiert, jedoch deuten das Fehlen einer Antikörper-Antwort und Vorhandensein einer starken CTL-Antwort darauf hin, dass es sich hierbei um eine für die Generierung einer zellulären Immunantwort essentiellen Th1-Antwort handelt. Tatsächlich konnten bei einer außerhalb dieser Arbeit im Rahmen des Tumormodells durchgeführten Untersuchung des Zytokinprofils große Mengen an den Th1-Zytokinen IFN-γ und IL-2 nachgewiesen werden. Eine solche Th1-Antwort spielt eine entscheidende Rolle bei der Etablierung einer zellulären Immunantwort, was für die Bekämpfung von intrazellulären Pathogenen von großer Bedeutung ist. Eine der beiden Arbeiten, die bisher den Effekt einer DNA-Immunisierung auf die murine zelluläre Immunantwort gegen das Hepatitis-D-Antigen genauer untersucht hat, ist die 86 Arbeit von Huang et al. (90). Auch in dieser Studie konnte eine CD4+ Th1-gewichtete zelluläre Immunantwort mit einem entsprechenden Zytokin-Expressionsmuster nachgewiesen werden. Allerdings wurde hier nur die Immunantwort nach Immunisierung mit Plasmiden, welche für das große Delta-Antigen kodieren, untersucht. In der vorliegenden Arbeit konnte somit erstmalig gezeigt werden, dass auch das kleine DeltaAntigen nach DNA-Immunisierung mit entsprechenden Plasmiden eine T- Helferzellantwort induziert, die in ihrer Stärke mit der durch das LHD-Ag induzierten Immunantwort vergleichbar ist. Dies deutet darauf hin, dass die entscheidenden durch Maus-MHC-Klasse II restringierte CD4+ T-Zellen erkannten Delta-Antigen-Epitope im Bereich der gemeinsamen Aminosäure-Sequenz der beiden Delta-Antigene liegen. Des weiteren scheint die durch die Isoprenylierung bedingte Konformationsänderung des LHDAg keinen Einfluss auf die Antigenität des Delta-Antigens zu nehmen. Für eine genauere Aussage wären weitere Untersuchungen zur Epitop-Feinspezifität erforderlich. Nisini et al. berichten in der bis dato einzigen Studie am Menschen über spezifische TZellantworten vom CD4+-Typ gegen HDAg-Epitope bei chronisch HDV-infizierten Patienten (155). Ihnen gelang es, die Spezifität einer HDV-spezifischen CD4+ TZellantwort mit synthetischen Peptiden und rekombinantem Antigen sowie durch die Etablierung von HLA-restringierten T-Zellklonen zu demonstrieren. Durch eine ZytokinSekretions-Analyse konnten sie des weiteren eine Differenzierung der CD4+ TZellantworten vornehmen: sämtliche untersuchten CD4+ T-Zellklone sezernierten IFN-γ, was auf das Vorliegen von Th1-Klonen hindeutet. Wichtig war die Beobachtung, dass der Nachweis einer Delta-Antigen spezifischen T-Zellantwort im peripheren Blut von HDVinfizierten Patienten eng mit einer verminderten Aktivität der HDV-Infektion korrelierte, was die Bedeutung einer CD4+ Th1-Zellantwort für die Kontrolle einer HDV-Infektion aufzeigt. In der vorliegenden Arbeit konnte zum ersten Mal gezeigt werden, dass eine DNAImmunisierung im Mausmodell eine spezifische CD8+ CTL-Antwort gegen das DeltaAntigen erzeugt. Dabei war die CTL-Aktivität in Mäusen immunisiert mit HDAg- und LHDAg-Konstrukten vergleichbar. Wenn man die Ergebnisse des Tumormodells berücksichtigt, deuten diese Daten darauf hin, dass es keine signifikanten immunodominanten H-2d restringierte CTL- 87 Epitope innerhalb des carboxyterminalen Endes der Sequenz des grossen Delta-Antigen gibt. Auch zwischen den intrazellulären und sezernierten Formen des Delta-Antigens gab es in der Stärke der CTL-Antwort keine signifikanten Unterschiede. Durch die Koadministration von Plasmiden, welche für die Zytokine IL-12, IL-18 und GM-CSF kodieren, konnte eine signifikant stärkere CTL-Aktivität induziert werden. Dies deckt sich mit Beobachtungen von Studien mit anderen Antigenen: beispielsweise konnten Kim et al. zeigen, dass durch die Koapplikation von IL-12-Genen bei einer DNA-Immunisierung eine Th1-typische Antwort mit erhöhter T-Zellproliferation und eine deutlich verstärkte CTL-Antwort auf alle eingesetzten Antigene induziert wird (106). Auch andere Gruppen haben bestätigt, dass IL12 als Adjuvanz in der DNA-Immunisierung ein starker Induktor der zellvermittelten Immunität ist (35,133,156,214,216). Ebenso konnte bei GM-CSF ein verstärkender Effekt auf die zelluläre Immunantwort im Kontext der genetischen Immunisierung nachgewiesen werden (70,96,106,200). Durch die Koadministration von IL-18 kodierenden Plasmiden konnte allerdings eine nur moderate Erhöhung der CTL-Aktivität beobachtet werden, trotz der Funktion von IL-18 als Th1-Zytokin (106,108). In der vorliegenden Arbeit konnte die CTL-Aktivität nach DNA-Immunisierung mit den Delta-Plasmiden in C57/BL6-Mäusen nicht gemessen werden, da syngene, das DeltaAntigen exprimierende Zielzellen nicht verfügbar waren. In der einzigen publizierten Arbeit über die Induktion einer CTL-Antwort gegen das Delta-Antigen nach DNAImmunisierung waren Polo et al. nicht in der Lage, CTL-Antworten in C57BL/6-Mäusen zu detektieren (167); allerdings verwendeten sie für die in vitro Stimulation und als Zielzellen rekombinante Vacciniaviren, welche das Delta-Antigen exprimieren. Ihre Beobachtung schließt nicht aus, dass auch in diesem Haplotyp nach DNA-Immunisierung CTL-Antworten induziert werden und durch die Verwendung anderer Systeme nachgewiesen werden können. Allerdings könnte eine MHC-Klasse I Restriktion einen Einfluss auf die Ausbildung und Stärke einer CTL-Antwort gegen das Delta-Antigen haben. Dagegen konnten nach DNA-Immunisierung in keiner einzigen Maus Antikörper gegen das Delta-Antigen nachgewiesen werden. Dabei spielte das Immunisierungsprotokoll keine Rolle: weder nach i.m.-Injektion der Plasmid-DNA noch nach Immunisierung mittels Genkanone und zweimaliger Boosterimmunisierung, noch im Tumormodell mit zweifacher 88 i.m.-Immunisierung waren Delta-spezifische Antikörper nachweisbar. Unabhängige Experimente, welche außerhalb dieser Arbeit mit anderen Delta-Expressionskonstrukten durchgeführt wurden, bestätigten diese Beobachtungen: weder nach intradermaler "gene gun"- noch nach Cardiotoxin-assoziierter i.m-Immunisierung von Balb/c-Mäusen mit dem Konstrukt pcD/3HDAg konnte eine humorale Immunantwort induziert werden (Prof. Roggendorf, Essen, persönliche Kommunikation). Dies sind überraschende Ergebnisse, da die meisten viralen Antigene nach DNA-Immunisierung Antikörper-Antworten induzieren; vor allem die epidermale Applikation der DNA mittels Genkanone begünstigt die Aktivierung einer Th2-Immunantwort mit der Erzeugung von überwiegend IgG1Antikörpern (6). Zum anderen werden bei einer natürlichen HDV-Infektion des Menschen in der Regel Antikörper sowohl der IgG- als auch der IgM-Klasse gegen das Delta-Antigen in den humanen Seren gefunden. Möglicherweise liegt der Grund hierfür in der unterschiedlichen Art der Präsentation des Antigens: bei einer natürlichen HDV-Infektion werden die Delta-Antigene zusammen mit der RNA in Form von Komplexen mit einer HBsAg-haltigen Membran umgeben, wodurch die reifen HDV Virionen aus der Zelle sezerniert werden können. Auf diesem Weg kann das Delta-Antigen schliesslich als exogenes Antigen dem Immunsystem des Wirtes präsentiert werden. Das HDAg in seiner nativen Form wird in der Zelle zurückgehalten, da es kein Sekretionssignal besitzt. Aber selbst nach Immunisierung mit einer sezernierten Form des Delta-Antigens in Form eines Sekretionsplasmids konnten keine spezifischen Antikörper nachgewiesen werden, obwohl sezernierte Formen von Antigenen besonders immunogen auf B-Zell-Ebene zu sein scheinen (69). Allerdings konnten auch andere Arbeiten keine Verbesserung der humoralen Immunantwort durch genetische Immunisierung mit einer sezernierbaren Mutanten eines membrangebundenen Antigens erreichen (234). Es ist anzunehmen, dass das Helfervirus HBV eine wichtige Rolle bei der Induktion einer humoralen Immunantwort gegen das Delta-Antigen spielt. Auch könnte man vermuten, dass eine veränderte Konformation des Proteins, bedingt durch die Expression des Delta-Antigens in der Muskelzelle bzw. durch den möglichen Transfer des Proteins von der transfizierten Muskelzelle zu Antigenpräsentierenden Zellen (cross priming) eine Ursache für das Fehlen einer AntikörperAntwort ist. Da jedoch in den Seren weder durch den Western Immunoblot, in dem die Seren gegen denaturiertes Delta-Antigen getestet wurden, noch durch eine Immunpräzipitation gegen konformationell intaktes Delta-Antigen spezifische Antikörper nachgewiesen werden konnten, scheint diese Theorie eher unwahrscheinlich. Da HDAg- 89 spezifische CD4+ T-Zellen nachgewiesen werden konnten, entfällt auch die Möglichkeit einer fehlenden CD4+ T-Zell-Hilfe als Ursache für die fehlende Antikörper-Antwort. Die Ursache für den fehlenden Nachweis einer Antikörper-Antwort liegt auf jeden Fall nicht am Fehlen von T-Helferzellen, da nach sämtlichen Immunisierungen, ob mit der sezernierten oder intrazellulären Form des Delta-Antigens, CD4+ T-Helferzellantworten nachweisbar waren. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine geringe Antigen-Menge bei schwacher Immunogenität des Delta-Antigens für das Fehlen einer Antikörper-Antwort verantwortlich ist, ist eher gering, da auch bei anderen schwach immunogenen Proteinen durch ein entsprechendes Immunisierungsprotokoll, mit der Koadministration von Zytokinen wie GM-CSF und IL18 oder durch Mutation des Antigens in eine sezernierbare Form, humorale Immunantworten induziert werden (6,69,106,108). Die in dieser Arbeit erhobenen Daten werden auch durch Studien am Woodchuck Hepatitis Virus/HDV-Infektionsmodell unterstützt: so konnten nach intradermaler genetischer Immunisierung im Serum von mit dem WHV chronisch infizierten Woodchucks keine messbaren anti-HDAg Antikörper gemessen werden. Dagegen konnte die Immunisierung mit rekombinanten HDAg/CpG-Oligonukleotiden eine starke humorale Immunantwort induzieren (60). Ebenso konnten nach Immunisierung von Woodchucks mit Baculo- und Vacciniaviren, welche das Delta-Antigen exprimieren, keine humoralen Immunantworten nachgewiesen werden (105). Auch in der Studie von Kos et al. (112) konnten nach Immunisierung von Schimpansen mit rekombinantem Delta-Antigen, exprimiert in einem Baculovirus-System, nur kurzlebige und niedrige Antikörper-Titer induziert werden, welche 105 mal niedriger waren als solche nach einer experimentellen Infektion mit dem Hepatitis-D-Virus. Im Gegensatz zu den hier präsentierten Ergebnissen konnten in einer anderen Studie nach genetischer Immunisierung von Bl/6-Mäusen mit einem Delta-Konstrukt hohe AntikörperTiter in den Mausseren gemessen werden (167). Der Grund für diesen unterschiedlichen Befund ist nicht ganz klar, zumal auch der in dieser Studie eingesetzte Plasmidvektor den CMV-Promotor enthält. Eventuell sind die Gründe hierfür in anderen Unterschieden zwischen den beiden Expressionsvektoren oder aber auch in den verschiedenen eingesetzten Testverfahren zur Bestimmung der Delta-Antikörper zu suchen: während Polo et al. für ihren ELISA Delta-Antigen aus Insektenzellen isoliert haben, nachdem diese mit 90 einem das große Delta-Antigen exprimierendem rekombinantem Baculovirus infiziert wurden, wurden in der vorliegenden Arbeit die Seren mit einem kommerziellen ELISA auf Antikörper gegen das Delta-Antigen untersucht. Hierbei stammt das in diesem Verfahren eingesetzte Delta-Antigen aus mit dem Hepatitis-D-Virus infizierten Murmeltieren. Allerdings wurden die Seren aber auch in einem Western Immunoblot auf das Vorhandensein von Delta-Antikörpern untersucht, um ein Nichtansprechen des kommerziellen ELISAs auf murine Antikörper auszuschliessen. Auch hier liessen sich keine spezifischen Antikörper nachweisen. Ebenso konnten Huang et al. nach genetischer Immunisierung von Balb/c-Mäusen mit einem für das große Delta-Antigen kodierenden Plasmid humorale Immunantworten nachweisen, wenn auch diese nur sehr schwach ausfielen (90). Auch wenn die hier aufgeführten Unterschiede teilweise auf den Gebrauch unterschiedlicher Delta-Expressionskonstrukte, Protein-Detektionssystemen und unbekannten, mit der intramuskulären Replikation des HDV assoziierten Faktoren beruhen, deuten die in dieser Arbeit erhobenen Befunde darauf hin, dass es sich bei den Delta-Antigenen um nur sehr schwache B-Zell-Immunogene handelt. Da es zur Zeit mit Ausnahme für Woodchucks kein Tiermodell für die HDV-Replikation und -Infektion gibt, wurde in dieser Arbeit überprüft, ob die durch die genetische Immunisierung generierte zelluläre Immunantwort Mäuse gegen das Wachstum eines syngenen, das Delta-Antigen exprimierenden Tumors schützt. In sämtlichen mit den Delta-Plasmiden immunisierten Mäusen konnte bei Abwesenheit einer humoralen Immunantwort eine starke zelluläre Immunantwort nachgewiesen werden, wobei sich die Stärke der Th-Proliferationsantwort und der CTL-Aktivität zwischen den einzelnen Gruppen nicht signifikant unterschied. Trotz der Anwesenheit des HDAgexprimierenden Tumors als ein immunologisches Gefahrensignal war die CTL-Aktivität in den DBA-2 Tumormäusen nicht stärker als in den naiven Balb/c-Mäusen (ohne Tumorimplantation). Dies könnte durch die Tatsache erklärt werden, dass die P815Zielzellen syngen zu DBA-2-Mäusen, aber congen zu Balb/c-Mäusen sind: kleinere MHCDifferenzen zwischen den Lymphozyten der Balb/c-Mäuse und den P815-Zellen könnten die Killing-Aktivität in den in vitro CTL-Experimenten erhöhen. Diese Hypothese wird durch die Beobachtung unterstützt, dass die T-Zellproliferationsantwort bei den Tumormäusen deutlich höher ausfiel als bei den Mäusen ohne Tumor (Durchgang B). Das 91 unterschiedliche Immunisierungsprotokoll dürfte für die scheinbar ähnlich starke CTLAktivität zwischen den beiden Gruppen keine Erklärung sein, da gerade beim Tumormodell mit der zweifachen i.m.-Immunisierung in kurzem Abstand ein Protokoll gewählt wurde, was besonders für die Verstärkung einer zellulären Immunantwort geeignet ist. 80-100% der Mäuse konnten nach genetischer Immunisierung mit den Delta-Plasmiden vor einem Tumorwachstum geschützt werden, was einen in vivo Effekt der zellulären Immunantwort, induziert durch diese Immunisierungsmethode, beweist. Dagegen zeigte sich bei sämtlichen Mäusen, die mit einem Leervektor immunisiert wurden, aber auch bei den Mäusen, denen P815LS-Tumorzellen injiziert wurden und die mit den DeltaPlasmiden immunisiert wurden, ein Tumorwachstum. Dies bestätigt die Spezifität der zellulären Immunantwort gegen das Delta-Antigen in den mit den Delta-Plasmiden immunisierten Mäusen. Wichtig ist auch die Beobachtung, dass Immunisierung mit rekombinantem Delta-Antigen trotz der Ausbildung von Antikörper-Antworten, aber in Abwesenheit einer Delta-Antigen spezifischen CTL-Aktivität, die Tiere nicht vor einem Tumorwachstum schützt. Dies deutet darauf hin, dass eine antitumorale Immunität die Anwesenheit von CD8+ CTLs benötigt. Tatsächlich konnte in einem Experiment, welches außerhalb dieser Arbeit durchgeführt wurde, gezeigt werden, dass eine in vivo Depletion von sowohl CD4+ als auch CD8+ T-Zellen in den mit den Delta-Konstrukten immunisierten Tumormäusen in Tumorwachstum resultiert. Dies deckt sich mit Beobachtungen am Woodchuck-Modell: zwar konnten nach Immunisierung von Woodchucks, die mit dem Woodchuck Hepatitis Virus (WHV) infiziert waren, mit rekombinantem Delta-Antigen spezifische Antikörper nachgewiesen werden, doch konnten diese die Tiere nicht vor einer nachfolgenden Superinfektion mit HDV schützen. Dagegen waren mit dem WHV infizierte Woodchucks zumindest partiell vor einer nachfolgenden Infektion mit HDV geschützt waren, wenn sie mit dem kleinen Hepatitis Delta Antigen, exprimiert durch rekombinante Vacciniaviren, immunisiert waren, und zwar in Abwesenheit jeglicher detektierbarer humoraler Immunantwort (105). Auch die beim Menschen im Rahmen einer HDV-Infektion nachweisbaren anti-Delta Antikörper besitzen weder einen protektiven Effekt noch haben sie eine Kontrolle auf die Infektion. 92 Die Tatsache, dass in Mäusen, die mit Leerplasmiden zusammen mit den Zytokinexpressionsplasmiden immunisiert wurden, keine CTL-Aktivität gegen das DeltaAntigen nachgewiesen werden konnte, beweist, dass die durch die DNA-Plasmide produzierten Zytokine ohne spezifisches virales Tumorantigen nicht in der Lage sind, eine protektive Immunität gegen HDAg-exprimierende Tumoren zu induzieren. Die Mäuse waren, gleich ob mit HDAg- oder LHDAg-Konstrukten immunisiert, gegen das Wachstum sowohl von HDAg als auch von LHDAg-exprimierenden Tumoren geschützt. Da auch die Stärke der zellulären Immunantwort nach genetischer Immunisierung mit den verschiedenen Delta-Plasmiden ähnlich stark ist, lassen diese Beobachtungen eine vergleichbare in vivo Immunogenität zwischen den beiden Formen des Delta-Antigens vermuten. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit sind mit zahlreichen anderen Studien in Einklang zu bringen, in welchen nach DNA-Immunisierung eine protektive Immunität gegen eine Reihe von Pathogenen erzielt werden konnte, unter anderem gegen Malaria-Sporozoiten (141), Mykoplasmen (121), Leishmanien (236), gegen das Virus der lymphozytären Choriomeningitis (LCMV) (137), gegen Influenza- (226), Herpes simplex- (14,136), Rabies- (235) und Zytomegalieviren (76) und gegen Ebola (237). In HBsAg-transgenen Mäusen als Tiermodell für die chronische Hepatitis B kam es nach genetischer Immunisierung zur HBs-Serokonversion und teilweise sogar zum totalen Verlust der HBVmRNA in der Leber ohne Anzeichen eines zytopathischen Effekts. Weitere Studien zur DNA-Immunisierung gegen HDV an Tiermodellen sind notwendig. Zunächst könnte anhand dieses Tumormodells der therapeutische Effekt einer DNAImmunisierung gegen das Hepatitis-Delta-Antigen verifiziert werden. Hierzu müssten die Tumorzellen vor der Immunisierung den Mäusen injiziert werden. Anschließend könnte man überprüfen, ob es zu einer Verlangsam des Tumorwachstums oder gar zu einer vollständigen Remission der Tumoren kommt. Bereits an anderen Infektions- und Tumormodellen wurde die DNA-Immunisierung eingesetzt, um seine Wirksamkeit als therapeutische Vakzine bei chronisch-persistierenden Virusinfektionen oder Tumorerkrankungen zu testen (8,16,94). Des weiteren dürfte es auch von Bedeutung sein, in Zukunft antivirale Strategien zu entwickeln, die auf die Eliminierung von HBV oder der Suppression der HBV- 93 Hüllenantigene und damit auf die Auslöschung der Helferfunktion des HBV für die Bildung, den Export aus der Zelle und die Infektiosität des HDV zielen. 94 5 Zusammenfassung Beobachtungen am Menschen und an Tiermodellen deuten darauf hin, dass eine ungenügende zelluläre Immunantwort für die Etablierung einer chronisch persistierenden HDV-Infektion von Bedeutung ist und dass diese suboptimale zelluläre Immunantwort möglicherweise reversibel ist. Diese Arbeit hat die Möglichkeiten der Induktion einer zellulären Immunantwort gegen das Delta-Antigen in einem Tiermodell durch die DNA-Immunisierung aufgezeigt; am wichtigsten ist die Beobachtung, dass eine spezifische CD8+ CTL-Antwort generiert werden kann. Anhand des Tumormodells konnte des weiteren der in vivo Effekt einer solchen Immunantwort nachgewiesen werden: nach Immunisierung mit den DeltaKonstrukten waren die meisten Tiere vor einem Wachstum eines syngenen, das DeltaAntigen exprimierenden Tumors geschützt. Dagegen konnten nach DNA-Immunisierung keine Antikörper-Antworten gegen das Delta-Antigen nachgewiesen werden. Basierend auf den Beobachtungen der klinischen Studien, welche die Bedeutung einer zellulären Immunantwort gegen das Delta-Antigen für die Kontrolle der Aktivität der Erkrankung demonstrierten, den Beobachtungen am Woodchuck-Modell und den hier präsentierten experimentellen Ergebnissen, kann die DNA-Immunisierung mit für das Delta-Antigen kodierenden Genen ein attraktiver Ansatz für die Entwicklung einer therapeutischen Vakzine gegen HDV darstellen. Mittels DNA-Immunisierung könnte eine HDV-spezifische zelluläre Immunantwort verstärkt und die Balance zwischen den zytopathischen und den regulatorischen Komponenten der Immunantwort verändert werden, um so zur Bekämpfung einer chronischen Hepatitis D beizutragen. Das Fehlen einer detektierbaren Antikörperantwort gegen das Delta-Antigen in dieser Arbeit schließt nicht die Möglichkeit aus, die DNA-Immunisierung auch für die Entwicklung einer prophylaktischen, T-Zell-basierten Vakzine einzusetzen. Denn entscheidend für die Entwicklung einer prophylaktischen Vakzine gegen HDV ist aller Wahrscheinlichkeit nach nicht die Möglichkeit der Induktion einer humoralen Immunität. Vielmehr dürfte aufgrund der hier dargelegten Ergebnisse und den Beobachtungen anderer Studien die Entwicklung einer therapeutischen oder prophylaktischen Vakzine gegen das HDV auf die T-Zell-Immunität fokussieren. 95 6 Literaturverzeichnis 1: Abbas AK, Murphy KM, Sher A (1996) Functional diversity of helper T lymphocytes. Nature. 383:787-93. 2: Aragona M, Macagno S, Caredda F, Crivelli O, Lavarini C, Maran E, Farci P, Purcell RH, Rizzetto M (1987) Serological response to the hepatitis delta virus in hepatitis D. Lancet 1:478-80. 3: Armaleo D, Ye GN, Klein TM, Shark KB, Sanford JC, Johnston SA (1990) Biolistic nuclear transformation of Saccharomyces cerevisiae and other fungi. Curr Genet 17:97103. 4: Arrigoni A, Ponzetto A, Actis G, Bonino F (1983) Levamisole and chronic delta hepatitis. Ann Intern Med. 98:1024. 5: Barnes WM (1994) PCR amplification of up to 35-kb DNA with high fidelity and high yield from lambda bacteriophage templates. 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