Kriterien der Einteilung von RNA Viren entsprechend Ihrer Genomorganisation einzelsträngig (+)-Polarität (-)-Polarität ambisense Arenavirus Poliovirus segmentiert Influenza A Virus nicht segmentiert vesicular stomatitis virua (VSV) doppelsträngig circulär Hepatitis G-Virus Reovirus Prinzipien der Replikation und mRNA-Synthese nicht-retroviraler RNA-Viren RNA Genom (+),(-), ds Synthese von mRNA (+) „Transkription“ mRNA-Sysnthese Kopie des RNA Genoms (+),(-), ds Replikation Translation in virale Proteine (Strukturproteine, regulatorische Proteine) Verpackung in neue Virionen (Verpackungssequenzen, Strukturproteine) RNA-abhängige RNA Synthese RNA RNA Virale RNA-abhängige RNA Polymerasen (RdRPs) !! Ausnahme: Retroviren (RdDP) RNA-abhängige RNA-Polymerasen Zellextrakte Poliovirus-infizierter Zellen enthalten eine enzymatische Aktivität die die „primer“ und „template“ abhängige Inkorporation von Ribonukleotiden katalysiert Die Aktivität ist insensitiv gegenüber Actinomycin D Die Aktivität konnte dem cytoplasmatischen viralen 3Dpol-Protein zugeschrieben werden Vergleichbare Aktivitäten sind später in Partikeln von (-) Strang RNA Viren entdeckt worden Die meisten RNA-abhängigen RNA Polymerasen (RdRPs) sind primerunabhängig (vergleichbar den zellulären DNA-abhängigen RNA Polymerasen) Aufgrund der präferentiellen Membranlokalisation ist die Reinigung der meisten RdRPs schwierig Primärsequenzvergleiche verschiedener zellulärer und viraler Polymerasen weisen auf einen gemeinsamen „Vorfahren“ hin Primärstrukturvergleich und Sequenzhomologie viraler und zellulärer Polymerasen Poliovirus 3Dpol HIV-I RT Pol I Klenow RNA Pol T7 Metallbindung © Flint et al. Principles of Virology Tertiärstruktur der Poliovirus 3Dpol-Polymerase und generelle Strukturhomologien von Polymerasen YGDD Nur in RdXPs Klenow T7 RNAP HIV-I RT 3Dpol © Flint et al. Principles of Virology Einige repräsentative Viren mit RNA-Genomen © Flint et al. Principles of Virology Funktionen akzessorischer Proteine bei der RNA-abhängigen RNA Synthese 1. Direktion der RNA-Polymerase zum korrekten zellulären Kompartiment RNA-Synthese findet typischerweise nicht frei im Cytoplasma, sondern in bzw. an definierten zellulären Strukturen statt: (-) Strang Segmente von Influenza A Virus werden vermittels eines NLS im NP Proteins in den Kern dirigiert. (+) Strang des Poliovirusgenoms wird vermittels der Interaktion von 3AB mit 3CD an ein vesikuläres Kompartiment dirigiert. 2. Direktion der RNA-Polymerase zur korrekten Stelle der viralen Matrize Die Matrizenspezifität viraler RdRP wird durch spezifische Interaktionen der Polymerase mit akzessorischen viralen oder zellullären Proteinen, die an spezifische Stellen in der Matrize binden (RNA-Sekundärstrukturen), vermittelt. Beispiel: Poliovirus 3CD/RNA Interaktion. 3. Stimulation der Polymeraseaktivität 4. Erleichterung der RNA-Synthese durch viruscodierte Helicasen Basengepaarte Bereiche innerhalb der RNA werden durch Helicasen aufgeschmolzen. Dies stellt einen möglichen Angriffspunkt für therapeutische Intervention dar (HCV-Helicase) Strategien der Replikation und mRNA Synthese von RNA Virusgenomen © Flint et al. Principles of Virology Zelluläre Orte viraler RNA Synthese Cytoplasma: Die meisten RNA-Viren replizieren ihr Genom und synthetisieren ihre mRNAs im Cytoplasma Synthese erfolgt nicht frei sondern ist an zelluläre Strukturen gebunden (Vesikel, Membranen, Cytoskelett) Die hohe lokale Konzentration der für die Replikation notwendigen Komponenten erhöht die Effizienz der Replikation Membranen stellen häufig den Ort der Verpackung neuer Virionen dar. Problem: Alle normalerweise nukleären Aktivitäten des Wirtes müssen von viralen Proteinen bereitgestellt werden (z.B. capping von mRNAs). Nukleus: Von den RNA Viren replizieren nur Influenza und Borna Viren im Nukleus Vorteil besteht in der Möglichkeit der Ausnutzung des zellulären „splicing“-Apparates Es müssen Mechanismen des Kerntransportes entwickelt werden. NP-Protein enthält Kernlokalisationssequenz. Replikation und RNA-Synthese von (+) Strang RNA Viren RNA von (+) Strang RNA Viren ist infektiös - (+) Strang genomische RNA kann als direkte Matrize für die Synthese von RdRP dienen (+) Strang RNA Viren bedürfen keine aktive RdRP im Viruspartikel Genomreplikation erfolgt über ein komplettes (-) Strang Intermediat Polivirus hat ein 5´VpG statt CAP Struktur und Genomorganisation des (+) Strang Picornavirus: Poliovirus © Flint et al. Principles of Virology Replikationszyklus des (+) Strang Picornavirus: Poliovirus Zellkern Bindung an PVR (Kapsidöffnung, RNA-Freisetzung) Membranvesikel Polyproteinsynthese (VPg-Entfernung, Ribosomenbindung an IRES Element) VPg (-) Strangsynthese Polyproteinprozessierung (P1:Struktur; P2, P3: Proteasen und RdRP) VPg (+) Strangsynthese Proteintransport in Vesikel (vesikuläre RNA-Synthese) © Flint et al. Principles of Virology Struktur des 5´-Endes des Poliovirus (+) Strang RNA Genoms Hydrolyse durch zelluläre Esterase (Generierung eines 5´-Up-Endes) Phosphosäureester mit Tyr 3 von VPg 5´-Uridylrest 22 Aminosäuren VPg Peptid Kleeblattstruktur des 5´-Endes des Poliovirus RNA-Genoms © Flint et al. Principles of Virology RNA Sekundärstrukturen „stem-loops“ und „Pseudoknoten“ „stem-loop“ Strukturen Basenpaarungen im Stamm (stem), Keine Basenpaarungen innerhalb der Schleife (loop) Pseudoknoten Basenpaarungen im Stamm, Basenpaarungen der Schleife mit Nukleotiden außerhalb der Schleife © Flint et al. Principles of Virology Die Spezifität der Poliovirus RNA Synthese wird durch spezifische Interaktionen viraler und zellulärer Proteine an RNA-Sekundärstrukturelemente gewährleistet Bindung von viralem 3CD und dem zellulären Poly (rC) Bindeprotein an „stem-loop“ D und B Bindung von UTP und Anlagerung des Komplexes an Membrangebundenes 3AB Protein „Priming“ und proteolytische Abspaltung von VPg aus 3AB durch die Protease 3C;Bindung von 3Dpol/VPg-primer an 3´-Ende; Erkennung des 3´“pseudoknot“ durch 3Dpol bedingt Spezifität Elongation und (-) Strang Synthese © Flint et al. Principles of Virology „Priming“ Reaktion am 3´-Ende der Poliovirus RNA Proteolytische Abspaltung von VpG durch virale 3C Protease Bindung von 3AB an Membranen (membranous web) Uridylylierung von Tyr 3 des VPgTeils in 3AB durch 3Dpol Rekrutierung des polyadenylierten 3´-Endes der Poliovirus RNA Ausbildung eines „geprimten“ Ribonukleoproteinkomplexes mit 2 Uriditylresten (VPgpUpU) Elongation des (-) Stranges Synthese eines vollständigen VPg gebundenen (-) Stranges © Flint et al. Principles of Virology Translation viraler RNA in Proteine und RNA-Synthese sind koordinierte Prozesse © Flint et al. Principles of Virology Replikation und RNA-Synthese von (-) Strang RNA Viren RNA von (-) Strang RNA Viren ist nicht infektiös - (-) Strang kann durch zelluläre Enzyme weder kopiert noch translatiert werden. (-) Strang RNA Viren enthalten aktive RdRP im Viruspartikel Genomreplikation erfolgt über ein komplettes (+) Strang Intermediat © Flint et al. Principles of Virology Struktur und Genomorganisation des nicht segmentierten (-) Strang Rhabdovirus: vesicular stomatitis virus (VSV) leader © Flint et al. Principles of Virology Replikationszyklus des nicht segmentierten (-) Strang Rhabdovirus: vesicular stomatitis virus (VSV) Bindung und Fusion (Freisetzung des helicalen viralen Nukleokapsids) Synthese von 5 mRNAs (ausgehend von leader-Sequenz) (+) Strang Synthese (unter Beteiligung von N-, P- und L-Protein) Translation viraler mRNAs (an freien und ER-gebundenen Ribosomen) (-) Strang Synthese (unter Beteiligung von N-, P- und L-Protein) Verpackung (unter Beteiligung von M-Protein) Prozessierung und Lokalisierung des G-Proteins © Flint et al. Principles of Virology Genomorganisation und mRNAs des vesicular stomatitis virus VSV Genlokalisation korrespondiert zur mRNA Menge © Flint et al. Principles of Virology Stop-Start Modell der VSV mRNA Synthese Initiation der RNA Synthese am 3´-Ende des (-) Strang Genoms von VSV (Primerunabhängig) Synthese einer 47 nt langen „leader“-Sequenz; Termination durch Ablösen der RNA von Polymerase Reinitiation der RNA-Synthese am 3´-Ende des 1. Gens (N) (nur ein Teil der Polymerasemoleküle reinitiieren) Synthese der N mRNA und Termination in der folgenden intergenischen Region. Reinitiation der RNA-Synthese am 3´-Ende des 2. Gens (P) (nur ein Teil der Polymerasemoleküle reinitiieren) © Flint et al. Principles of Virology Funktion der VSV RNA-Polymerase an der Intergenregion Komplementärer Einbau von 7A-Resten an der U7 Sequenz der IR Verrutschen des neusynthetisierten Stranges am Template „Stottern“ der viralen Polymerase Termination nach Einbau von ca. 200 A Resten: Polyadenylierung durch „stotternde“ Transkription einer U7 Sequenz Reinitiation und „capping“ der nachfolgenden mRNA („capping“ erfolgt im Zytoplasma durch virale Polymerase und ähnelt der cap Struktur zellulärer mRNAs) © Flint et al. Principles of Virology Die Umschaltung von mRNA-Synthese zur Genomreplikation Bei VSV wird durch das virale N-Protein reguliert Niedrige N-Proteinkonzentration favorisiert mRNA Synthese Hohe N-Proteinkonzentration favorisiert (+) Strang Synthese © Flint et al. Principles of Virology Struktur und Genomorganisation des segmentierten (-) Strang Orthomyxovirus: Influenza A © Flint et al. Principles of Virology Replikationszyklus des segmentierten (-) Strang Orthomyxovirus: Influenza A Bindung über HA an Sialinsäure pH-induzierte Fusion (Endozytose) (Freisetzung der 8 Nukleokapsidsegmente) Kerntransport des Nukleokapsids (NP/P/RNA-Komplex über NLS) mRNA-Synthese/Export (cap-snatching) Synthese von PA, PB1, PB2 (Kernimport) mRNA-splicing (NS2/M2) Synthese von HA, NA (am rER, Transport) © Flint et al. Principles of Virology Nukleäre RNA-Synthese bei dem Orthomyxovirus Influenza A 8 Segmente mit (-) Strang Polarität als Nukleoproteinkomplex im Virion Synthese gecappter und polyadenylierter mRNA aus (-) Strang Segmenten Inhibierbar durch Į-Amanitin und Actinomycin D !? Genomisches RNA-Segment mit 5´und 3´konservierten Regionen (vRNA) ? „Gecappte“ mRNA mit 10-13 zellulären Nukteotiden und 3´-Poly A (mRNA) Vollständige Kopie des (-) Segmentes (cRNA) © Flint et al. Principles of Virology Capping eukaryontischer mRNAs Capping ist ein Prozess des Editings eukaryontischer mRNAs Es involviert mehrere Transferasenkatalysierte Reaktionen Es bildet sich u.a. ein 7N-methylguanosyl cap am 5´Ende Gecappte mRNAs sind monocistronisch und polyadenyliert Cap-Struktur stabilisiert mRNA Capping ist notwendige Voraussetzung für die Initiation der Translation. Cap bindet an den eukariontischen InitiationsFaktor eIF4F der die Bindung der RNA ans Ribosom vermittelt. © Flint et al. Principles of Virology mRNA-Synthese bei Influenza A Virus: „cap snatching“ „Cap“-Raub im Nucleus der Wirtszelle Hydrolyse einer beliebige zellulären mRNA („capping“ erfolgte durch zelluläre Transferase) durch virales Protein CpG Initiation der (+) Strang Synthese durch Einbau eines komplementären GTP an vorletztem C im (-) Strang Segment: Cap-primer-abhängige Initiation G Elongation durch sukkzessivem Einbau komplementärer Nukleotide © Flint et al. Principles of Virology Aktivierung des Influenza A Virus Polymerasekomplexes 3 5 1 2 4 1. Bindung der konservierten (-) Strang Segmentsequenz durch PB1 induziert Bindung gecappter zellullärer mRNA an PB2 2. Zur mRNA Synthese aktivierter Polymerasekomplex (Komplex ist inaktiv im freien Zustand) 3. Bindung des 3´-Endes an PB1 und Positionierung des hydrolysierten gecappten zellulären mRNA-Fragmentes zum 3´Ende 4. Templatespezifische Elongation des gecappten primers bis zu einer U7 Sequenz vor dem gebundenen 5´-Ende. Die RNA wird dabei durch den Polymerasekomplex gefädelt (Polymerase ist Fixpunkt, RNA wandert). 5. RNA blockiert eigene Elongation und reiterativer Einbau von As führt zur Polyadenylierung und Termination. © Flint et al. Principles of Virology Umschaltung von mRNA-Syntese auf Genomreplikation bei Influenza A Virus durch Polymerasemodifikation PB1 Polymerase wird durch die Bindung von (-) Strang Bindung aktiviert. Daraufhin bindet PB2 mRNA PA hat hier keine Funktion. In Gegenwart des viralen NP Proteins erfolgt Bindung an PA. Die Polymerase PB1 wird primer-unabhängig und katalysiert eine komplette cRNA-Synthese © Flint et al. Principles of Virology Genetische Diversität bei Viren mit RNA-Genomen Die fehlende Akkuratesse von RNA-Polymerasen bedingt den Fehleinbau von Nukleotiden RNA-abhängige RNA Polymerasen haben keine „proof-reading“ Aktivität (keine Exonuklease). Dies führt zu einem Fehleinbau von jedem 1.000sten bis 10.000sten Nukleotid. Für die Translation hat dies gegebenenfalls Aminosäureaustausche und Funktionsverlust des Proteins zur Folge. Bezüglich der Replikation bedeuted dies, das typischerweise jedes neue synthetisierte Virion 1-10 Mutationen in seinem Genom aufweist. Eine Population von RNA-Viren ist immer heterogen und bildet somit eine „Quasispezies“ Die Segmentierung viraler Genome (Influenza A) ermöglicht Neukombinationen Koinfektion einer Wirtszelle mit zwei verwandten segmentierten Viren erlaubt eine NeuverTeilung der viralen Gensegmente. Bei Influenza A Viren führt dies regelmäßig zur neuen Virussubtypen mit antigener Diversität. RNA-Rekombination ermöglicht den Austausch von viralen und zellulären Gensegmenten Koinfektion einer Wirtszelle mit zwei verwandten Viren erlaubt Rekombination durch Sprung Der Polymerase auf den anderen Strang (Template-abhängig). Rekombination viraler und zellulärer RNAs kann zur Integration neuer gene führen (z.B. Eibau zellulärer Gene der Zellzyklusregulation).