NOD Like Receptors Prof. Dr. Albert Duschl Leerer Raum? Verschiedene Kompartimente des Körpers werden von Rezeptoren überwacht die non-self erkennen können, wie Antikörper in Blut und Lymphe, und TLRs in der Zellmembran und intrazellulären Membranen. Ein leerer Raum scheint das Cytoplasma zu sein, in dem eine Reihe von Bakterien überleben können, etwa Vertreter von Mycobacterium, Salmonella und Shigella. Diese Lücke in der non-self Erkennung wird durch NOD Like Rezeptoren (NLR) ausgefüllt, cytoplasmatische Proteine, die auf Bakterienkomponenten mit Signalübertragung zu Zellaktivierung, Entzündung, Stress und Apoptose reagieren können. Es gibt im Menschen über 20 Vertreter dieser Famile. Namesgebend sind NOD1 und NOD2. NOD steht für Nucleotide-binding Oligomerization Domain. Peptidoglycane Peptidoglycane sind Komponenten bakterieller Zellwände. NOD2 reagiert auf muramyl dipeptide (MDP; box A) das in Gram-neg. und Grampos. Bakterien vorkommt. NOD1 reagiert auf mesodiaminopimelic acid (mDAP oder ieDAP, box B), hauptsächlich aus Gramneg. Bakterien. Insgesamt sind bisher nur wenige NOD Liganden bekannt. Immunological Reviews Volume 243, Issue 1, pages 9-25, 26 AUG 2011 DOI: 10.1111/j.1600-065X.2011.01039.x http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1600-065X.2011.01039.x/full#f1 Intracellular sensors of extracellular bacteria Peptidoglycane können von NLR auch erkannt werden wenn die Bakterien nicht aktiv in die Zellen eindringen. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten: Endozytose Phagozytose Bakterielle Sekretion Peptidtransporter Bakterielle AussenmembranVesikel Porenformende Toxine Sowohl der Wirt als auch die Bakterie kann für die Aufnahme von PGN verantwortlich sein. Immunological Reviews Volume 243, Issue 1, pages 9-25, 26 AUG 2011 DOI: 10.1111/j.1600-065X.2011.01039.x http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1600-065X.2011.01039.x/full#f2 NOD-Struktur NOD Proteine bestehen aus drei Typen von Domänen, die auch in vielen anderen Proteinen auftauchen: C-terminal: LRR, Leucine Rich Repeat Zentral: NOD-Domain = NBD, Nod-Binding Domain = NACHT, Naip, CIITA, HAT-E and TP-I domain (das NATCH in der Abbildung ist ein Druckfehler, macht es aber auch nicht einfacher sich das alles zu merken). N-terminal: CARD, Caspase Activation and Recruitment Domain In verwandten Proteinen u.a.: BIR: Baculovirus Inhibitors of apoptosis protein Repeat domains (eine Protein Interaction Domain) PYR: Pyrin domain (eine Protein Interaction Domain) The Journal of Pathology Volume 214, Issue 2, pages 136-148, 27 DEC 2007 DOI: 10.1002/path.2271 http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/path.2271/full#fig1 Sind Sie verzweifelt? Also nochmal: Wozu dürften diese Domänen gut sein? LRR, die Sie schon von TLRs kennen, haben etwas mit der Erkennung der Liganden zu tun. Es ist aber nicht gezeigt daß die Peptidoglycane direkt daran binden. Es könnte auch auf indirektem Wege gehen. Die NBD Domäne vermittelt Oligomerisierung der Proteine. Die Signalübertragung hängt von der Bildung großer Komplexe aus NODs ab, nur dann ist NOD aktiv. CARD ist die Effektordomäne, weil sie die weiter downstream liegenden Effektoren rekrutiert, vor allem die Kinase RIP2. Dieses RIP2 hat ebenfalls einen CARD-Domäne, so daß CARD-CARD Bindung ermöglicht wird. The Journal of Pathology Volume 214, Issue 2, pages 136-148, 27 DEC 2007 DOI: 10.1002/path.2271 http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/path.2271/full#fig1 NLR tree Jonathan D. G. Jones et al. Science 2016;354:aaf6395 Published by AAAS Nod‐like proteins in inflammation and disease Die NODs werden von den bakteriellen Stimuli aktiviert. Als Oligomere binden sie RIP2, das eine CARD Domäne hat (rot) und dazu eine Kinase-Domäne (blau). RIP2 phosphoryliert IkB, was zur Aktivierung von NF-kB führt. The Journal of Pathology Volume 214, Issue 2, pages 136-148, 27 DEC 2007 DOI: 10.1002/path.2271 http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/path.2271/full#fig2 Nod‐like proteins in inflammation and disease Verwandte Proteine wie NALP1, NALP3, Ipaf und Naip haben ähnliche Domänen und Mechanismen, es gibt aber neben NF-kB noch ein zweites wichtiges Zielprotein: Caspase-1. Caspase-1 ist keine echte Caspase, sondern eine Protease die Pro-IL-1ß spaltet. Damit wird ein starkes Signal induziert das je nachdem zu Entzündung oder Apoptose führt. The Journal of Pathology Volume 214, Issue 2, pages 136-148, 27 DEC 2007 DOI: 10.1002/path.2271 http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/path.2271/full#fig2 Intracellular NOD‐like receptors in innate immunity, infection and disease ASC ist ein Adapterprotein, das für die Bindung von Inflammasomen an Caspase-1 benötigt wird. Caspase-1 aktiviert IL-1ß und bewirkt über wenig bekannte Mechanismen seine Sekretion. Beachten Sie: Die Signaltransduktion führt diesmal nicht in den Kern! Cellular Microbiology Volume 10, Issue 1, pages 1-8, 19 SEP 2007 DOI: 10.1111/j.1462-5822.2007.01059.x http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1462-5822.2007.01059.x/full#f2 Inflammasom Unterschiedliche Stimuli induzieren die Bildung und Aktivierung von Komplexen die man als Inflammasom bezeichnet. Da Entzündungen inzwischen auch weit über Infektionserkrankungen hinaus aus Kausalfaktoren angesehen werden (etwa für Infarkte und Tumore) ist es eine dringende Aufgabe dieses System pharmazeutisch zu kontrollieren. 11, 213-220 (2011) Interaktionen Man kann experimentell einen einzelnen Stimulus verwenden, bei Infektionen sind aber immer viele Stimuli gleichzeitig vorhanden, so dass Crosstalk zwischen Signalwegen nahe liegt. Zwei Beispiele: TLRs und NLRs verwenden beide CARD9 um MAP Kinasen zu aktivieren. Beide Rezeptortypen aktivieren auch NF-kB, das wesentliche Integrationssignal für die Auslösung des Programms für zellulären Stress. Das System muss dabei so justiert sein dass geringe Stimulusstärke zur Toleranz führt, vor allem an Körperoberflächen. © Kanneganti et al., Immunity 27:549-559 (2007) Zelltypen Epithelzellen im Darm erkennen kontinuierlich Bakterien durch TLRs und NLRs. Sie reagieren mit Produktion von antimikrobiellen Peptiden und von Mucin, sowie von protektiven Cytokinen wie IL-18. Tight junctions werden verstärkt. Die Epithelzelle bleibt gesund und funktionsfähig. Dendritische Zellen – auch in Immunität im Darm involviert – reagieren proinflammatorisch, vermittelt durch Aktivierung von NF-kB. Es gibt jedoch auch hier noch Möglichkeiten zur Hemmung: NOD2 unterdrückt TLR-Signale und induziert Autophagie, was die Entzündung begrenzt. © Maloy and Powrie, Nature 474:298- 306 (2011) Homeostase Bei einem Zusammenbruch der Homeostase kommt es im Darm zu autoimmunen Darmerkrankungen (Crohn‘s disease und Ulcerative Colitis, beide als Inflammatory Bowel diseases zusammengefasst). Mutationen in NOD2 und NLRP3 sind damit assoziiert. Beachten Sie bitte: Assoziation heißt nicht daß die Faktoren die Krankheit verursachen! Sie kann auch heißen daß sie protektiv sind indem sie unter normalen Umständen an der Homeostase der Wechselwirkung zwischen Darmepithel und Bakterienflora mitwirken. Hinweis darauf: Knockout Mäuse denen Pattern Recognition Receptors fehlen (u.a. NOD1, NOD2, MyD88 und TLRs 2,4,5,9) sind anfälliger gegen Colitis. NOD2 Mutationen die mit Crohn‘s assoziiert sind liegen hauptsächlich in der LRR Domäne und führen zu verminderter NF-kB Aktivierung. Man vermutet daß NOD2 dabei mit TLR-Signalen interferiert. Liganden Sterile Entzündung (in Abwesenheit von Mikroorganismen ist gegen DAMPs gerichtet. Die Erkennung erfolgt über Rezeptoren wie NLRs und TLRs, aber die Liganden sind sehr heterogen, für NLRP3 etwa Kristalle und ATP. © Chen and Nunez, Nature Rev. Immunol. 10:826-37 (2010) Partikel Partikuläre Stimuli, wie Harnsäurekristalle, können etwa über mechanische Zerstörung von lysoendosomalen Vesikeln das System aktivieren. Auch andere Stimuli können eingreifen, wie etwa ROS, die u.a. im Rahmen von apoptotischen Prozessen aus Mitochondrien freigesetzt werden. © Schroder et al., Science 327:296-300 (2010) Gut, aber sind das echte Liganden? Bei sehr komplexen Systemen ist es oft schwierig eine einzelne Primärursache für einen bestimmten Vorgang zu identifizieren. Dieser Zustand ist für uns unbefriedigend, weil wir in unserer reduktionistischen Sicht des Lebens anstreben die Einzelkomponenten zu verstehen und wenn erforderlich nach Wunsch zu manipulieren. Wenn sehr viele Inputs gleichzeitig verrechnet werden, dann ist es allerdings nicht leicht so wie oft sonst über Liganden-Rezeptor Systeme einzugreifen. Als Alternative empfiehlt sich die Identifizierung von zentralen Schaltstellen an denen (digitale) Entscheidungen getroffen werden. In unserem heutigen System bieten sich wenigstens zwei Kandidaten an: NF-kB und Caspase-1. © Rainer Simons: Geschichte der Automobile mit Frontantrieb