Restrisiko«

Werbung
20
Sicherheit
Abb.e
Sicherung einer
umlaufenden Welle
tag für tag 4·98
Fotos:
Frey, Egling
»Restrisiko«
– nicht immer auszuschließen
Arbeitssicherheit an Heftmaschinen
und Faltschachtelklebemaschinen
Abb.r
Abb.t
Ist das Papier bedruckt und eventuell kaschiert, dann geht es in der Papierverarbeitung erst richtig los. Mit einem vielfältigen
Maschinenpark, zum Teil auch mit Handarbeit, wird es in die gewünschte Form gebracht: Verpackungsmaterial, Faltschachteln, Bürobedarf usw. In den letzten Jahrzehnten wurden die Maschinen, die man
hierfür benötigt, erheblich sicherer. Der
schwere Unfall sollte heute weitgehend ausgeschlossen sein. Trotzdem bleibt bei vielen
Maschinen ein gewisses »Restrisiko«, wie man es in der Fachsprache bezeichnet. Für eine Reihe älterer Maschinen gibt es heute Nachrüstmöglichkeiten, die einen wesentlichen Beitrag zur Unfallverhütung leisten. An
vielen Arbeitsplätzen ist es auch das menschliche Verhalten, das über die
Unfallsicherheit entscheidet. Auf den folgenden Seiten sind Maßnahmen
zusammengetragen, die aus den langjährigen Erfahrungen der Berufsgenossenschaft entscheidend für die Arbeitssicherheit in der Papierverarbeitung sind. Solche Maßnahmen haben dazu beigetragen, daß die Zahl der
Arbeitsunfälle in den vergangenen Jahren ganz erheblich zurückging –
auch in der Papierverarbeitung.
1. Faltschachtelklebemaschinen
Abb.u
Wer als Laie erstmals eine Faltschachtelklebemaschine sieht, nimmt mit
Erstaunen die enorme Geschwindigkeit wahr, mit der die Nutzen durch die
Maschinen geführt werden. Bei einer solchen Produktionsgeschwindigkeit
kann auch der Mitarbeiter an der Maschine Gefahren nicht mehr »erkennen«, um ihnen auszuweichen. Gefahrstellen müssen deshalb gesichert
sein. Es lohnt sich, ältere Maschinen – aber auch so manche neue – einmal
daraufhin anzusehen.
tag für tag 4·98
Sicherheit
Riemenauflaufstellen Alle Riemenauflaufstellen im Greifbereich
müssen gesichert sein, so das Schutzziel. Ungesicherte Auflaufstellen können zu Verletzungen, insbesondere der Finger (Verdrehen, Brüche) oder
zum Einziehen von Kleidung (mit den entsprechenden Gefahren) führen.
Die Sicherung ist in der Regel einfach: Durch Abweisbleche, deren Kanten
senkrecht auf das Band und auf das Rad gerichtet sind. Gewissenhafte
Einstellung, möglichst nahe am Riemen bzw. am Band. (Abb. rtu)
Überholhaken Der Überholhaken an Faltschachtelklebemaschinen
hat die Aufgabe, hintere Teile am Zuschnitt zu falten. Er bewegt sich sehr
schnell und kann – ungesichert – zu gefährlichen Schnitt- und Quetschverletzungen führen. Ist eine großflächige Verkleidung vorhanden? Wenn
nicht, nachrüsten! Möglich ist eine durchsichtige, eingehängte Schutzverkleidung, die selbstverständlich mit der Maschine verschraubt wird.
Abb. i
Nicht so …
… sondern so
Preßstation hinter der letzten Faltstation Um die Verklebungen haltbar zu machen, werden sie nach dem Falten gepreßt. Zwischen
den Preßbändern kann bei ungünstiger Konstruktion eine gefährliche
Einlaufstelle entstehen. Diese Einlaufstelle ist mit einfachen Mitteln zu
sichern. Die beiden Rollen, an denen die Bänder zusammenlaufen, dürfen
nicht direkt übereinander, sondern versetzt angeordnet sein (Abb. i).
Damit ist die Gefahr beseitigt.
Leimauftragscheiben Auch die Leimauftragscheiben bilden Einzugstellen zwischen dem Zuschnitt und der Scheibe, die gesichert sein
müssen. Großflächige, leicht zu reinigende Verkleidungen haben sich bewährt. Aber da diese Verkleidung zum Reinigen öfters geöffnet werden
muß, ist sie mit dem Antrieb der Maschine zu verriegeln, d.h. bei geöffneter Klappe steht die Maschine still.
Anleger Am Anleger transportieren Bänder das Faltgut in die Maschine. Dort entstehen zwangsläufig Einlaufstellen zwischen Antriebsrollen
und Gurt. Da sie in unmittelbarer Nähe des Greifbereiches liegen, müssen
sie unbedingt gesichert sein. Für diese Schutzeinrichtungen haben sich
Füllstücke gut bewährt. Sie sind leicht nachträglich einzubauen (Abb.eo).
Wie bei den Riemenauflaufsicherungen müssen die Kanten senkrecht auf
Rolle und Gurt zeigen, um neue Gefahrstellen zu verhindern.
Abb. o
Hebehilfen Wo immer möglich, sollten an
Faltschachtelklebemaschinen Hebehilfen zur Verfügung stehen. Die beste Hebehilfe nutzt nichts,
wenn sie nicht richtig benutzt wird, d. h. wenn sie
nicht gewissenhaft der abnehmenden Stapelhöhe
entsprechend nachgeführt wird. Nachzuprüfen ist
auch, ob die Anlage- und Abnahmesituation sich
in der richtigen Arbeitshöhe befindet. Ist dies
nicht der Fall, muß ein Podest angebracht bzw.
das Podest verändert werden. Häufig ist die Arbeitshöhe zu hoch. In der richtigen Arbeitsweise
bilden Oberarm und Unterarm beim Aufstützen
einen Winkel, der über 90° beträgt. Zur Gestal-
21
22
Sicherheit
tag für tag 4·98
tung der Podeste und Ermittlung der richtigen Arbeitshöhe gibt es Unterlagen bei der Berufsgenossenschaft
(Broschüre »Ergonomie«, Best.-Nr. 210).
2. Heftmaschinen
Abb.p
Faltschachtelklebemaschinen. Alle Hantierungen an der Maschine
nur im Stillstand!
Es gibt kaum einen Maschinenbereich in unserer Branche, in dem immer noch so viele alte und sehr alte Maschinen betrieben werden wie zum Heften. Warum auch
nicht, wenn man die Maschine nur selten einsetzt. Aber
gerade wenn man sie selten einsetzt, muß die Maschine
sicher sein, da die Übung beim Arbeiten fehlt.
An Heftmaschinen ereignen sich jährlich ca. 200 Unfälle – auch heute noch. Ursache ist in der Regel die
fehlende oder falsch eingestellte Schutzeinrichtung.
Häufig handelt es sich dabei um schwere und schmerzhafte Unfälle, z. B.
Durchstechen des Fingers, mit langer Krankheitsdauer.
Ältere Flach- und Sattelheftmaschinen Auch die »alte Breh-
Abb.a
Flachheftmaschine
mit Fingerschutz und
eingelegtem Buch
Abb.s
Richtig eingestellter
Fingerschutz bei
Sattelheftung
mer«, die nur noch für Sonderaufträge benutzt wird, muß mit einer
Schutzeinrichtung vor den Werkzeugen ausgerüstet sein. In manchen Betrieben ist der alte Bügel oder eine ähnliche Abweiseinrichtung auch noch
vorhanden. Häufig entsprechen sie jedoch nicht mehr dem heutigen Stand
der Sicherheitstechnik. Der Fingerschutz muß so gestaltet sein, daß er sowohl bei Flach- als auch bei Sattelheftung wirksam ist. Als Material hat
sich mattschwarz angestrichenes Lochblech am besten bewährt (durchsichtiger Kunststoff verschmutzt leicht, andere Farben führen zu störenden
Lichtreflexen). Auch an alten Maschinen ist eine Bohrung vorhanden, die
die Befestigung einer Schutzeinrichtung vor dem Werkzeug zuläßt. Die
Schutzeinrichtung muß in der Höhe verstellbar sein, so daß sie bei Blockheftung entsprechend der Blockhöhe eingestellt werden kann (Abb. a).
Zwischen Heftgut und Schutzeinrichtung darf der freie Spalt maximal
4 mm hoch sein, so daß man nicht unbeabsichtigt mit dem Finger hineingeraten kann. Bei Sattelheftung muß die Schutzeinrichtung entsprechend
nachgestellt werden. Bei dieser Heftart muß die Unterkante der Schutzeinrichtung unterhalb der Oberkante des Sattels liegen (Abb. s).
Neue und neuere Heftmaschinen Neue und neuere Heftmaschinen,
teilweise mit GS-Zeichen ausgezeichnet, haben großflächige Schutzeinrichtungen vor den Werkzeugen. Trotz GS-Zeichen bleibt an diesen
Maschinen ein Restrisiko bestehen: Für jeden Auftrag muß die Schutzeinrichtung neu eingestellt werden (Spaltbreite zwischen Werkzeug und
Heftgut maximal 4 mm).
Kartonagenheftmaschinen Bei Kartonagenheftmaschinen wird in
der Regel der untere Werkzeugträger entsprechend dem Heftgut eingestellt. Das Werkzeug am oberen Heftkopf muß verkleidet sein (günstig:
mattschwarzes Lochblech). Einstellung des unteren Werkzeugträgers:
Spaltbreite zwischen eingelegtem Karton und oberem Werkzeug maximal
4 mm. Für das Arbeiten an allen Heftmaschinen ist es empfehlenswert,
Betriebsanweisungen zusammenzustellen und diese mit dem Mitarbeiter
zu besprechen. Das Argument »Wenn man aufpaßt, passiert nichts«, ist
falsch, wie die oben erwähnten 200 Unfälle beweisen.
– Wa –
Herunterladen