Volkswirtschaft im Fokus. Konjunktur und Märkte Aus dem Makro Research der Deka-Gruppe Konjunktur 2-4 Zinsen und Renditen 5-6 Aktien 7-8 Emerging Markets 9 Währungen 10-12 Rohstoffe 13-14 Szenarien 15 August / September 2017 Vorhang auf für den nächsten Akt. Liebe Anlegerinnen und Anleger, in diesem Jahr ist dem geneigten Kapitalmarktpublikum schon wirklich viel geboten worden, und zwar zumeist im positiven Sinne. Die Aktienanleger liegen mit ihren Anlagen deutlich im Plus. Überhaupt ist die ganze makroökonomische Aufführung bisher vielversprechend gelaufen: Die weltwirtschaftliche Expansion verläuft weitgehend synchron, und dies mit hinreichenden und stabilen Wachstumsraten. Die Auslastungsgrade der Volkswirtschaften nehmen zu, und die Arbeitslosigkeit sinkt fast überall. Die Staatsdefizite verringern sich, wenngleich nur geringfügig. Die Gewinne der Unternehmen sprudeln. Und von Seiten der politischen Risiken in Europa und den USA gibt es zwar gewisse Störgeräusche, diese können jedoch den positiven Gesamteindruck nicht nachhaltig trüben. Als Höhepunkt der Darbietung warten nun alle auf Inflationsraten, die nachhaltig in Richtung der Notenbankziele steigen. Mit den zunehmenden Auslastungsgraden der Gesamtwirtschaft ist gemäß dem sogenannten PhilipsKurven-Konzept (sinkende Arbeitslosenquoten führen zu steigenden Löhnen und Preisen) der Boden dafür auch bereitet. So ist der Vorhang für den nächsten Akt aufgegangen, die Notenbanken wagen sich unter Beifall des Publikums an den Ausstieg aus der ultra-lockeren Geldpolitik. Die US-Notenbank Fed hat schon mit ersten Maßnahmen begonnen, die Europäische Zentralbank dürfte dagegen erst im kommenden Jahr starten. Eigentlich sollte dies ein US-Dollar-freundliches Umfeld sein. Doch hat der US-Dollar Mitte Juli entgegen unseren Erwartungen das Band zwischen 1,05 und 1,15 verlassen, in dem er sich seit rund zweieinhalb Jahren gegenüber dem Euro bewegt hatte. Derzeit wird er zusehends schwächer und nähert sich schon der Marke von 1,20. Eine Erklärung scheint schwierig. Es mag an politischen Wirren in den USA wie dem Personalkarussell im Weißen Haus oder den gescheiterten Abstimmungen zur Gesundheitsreform liegen. Es könnte aber auch sein, dass die Devisenmärkte von der Fed eine deutlich schnellere Straffung erwartet hatten und nun enttäuscht reagieren. Wir nehmen unsere Einschätzung für den Euro etwas nach oben, lassen uns aber ansonsten hiervon ebenso wenig verwirren wie von der Unsicherheit mit Blick auf die US-Sanktionen gegen Russland, die politischen Querelen in Polen und Venezuela oder den Diesel-Skandal in Deutschland. Am Ende des Tages wird sich unserer Einschätzung nach die positive konjunkturelle Grunddynamik durchsetzen und die erwartete geldpolitische Wende mit ganz allmählich steigenden Renditen am Kapitalmarkt ermöglichen. Aus Anlegersicht kann weiterhin eine akzeptable Rendite beispielsweise bei Anleihen geringerer Bonität über den höheren Kupon oder bei Aktien nicht zuletzt über die Dividendenrendite gefunden werden. Insofern sind die Aussichten mit Blick auf die sich mittelfristig normalisierende Geldpolitik durchaus konstruktiv. Sie laden zwar nicht zu Beifallsstürmen ein, wohl aber zu einem perspektivisch wieder festeren US-Dollar. Mit freundlichen Grüßen Ihr Ulrich Kater Chefvolkswirt DekaBank August / September 2017 Seite 2 Volkswirtschaft im Fokus Konjunktur Konjunktur Deutschland Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal, saisonbereinigt) 1,0 0,5 0,0 -0,5 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Destatis, Prognose DekaBank Im Fokus Die Indikatoren des zweiten Quartals kommen erfreulich gut daher. Ein kräftiges Plus bei den Einzelhandelsumsätzen lässt auf eine rege Konsumtätigkeit schließen. Auch der Export dürfte gut gelaufen sein, worauf u.a. die Auslandsumsätze der Industrie hindeuten. Fügt man alle Aspekte zusammen, so könnte das deutsche Bruttoinlandsprodukt um rund ¾ % im Vorquartalsvergleich gestiegen sein. Das ist für deutsche Verhältnisse sehr kräftig, was auch erklärt, warum weiterhin gute Nachrichten vom Arbeitsmarkt kommen. Zur selben Zeit hat das ifo Geschäftsklima zum dritten Mal in Folge ein Allzeithoch markiert. Damit signalisiert er wie auch andere Unternehmensumfragen zu Recht ein kräftiges Wachstum, übertreibt dabei aber deutlich die tatsächliche Dynamik. Arbeitslosenquote (%, saisonbereinigt, nationale Definition) 7,0 6,5 6,0 5,5 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Prognose DekaBank Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) 3 2 1 0 -1 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Destatis, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Deutschland 20 17P 20 18P Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.) 1,9 1,7 1,7 Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) 0,4 1,6 1,6 Finanzierungssaldo des Staates* 0,8 0,4 0,4 68,3 65,8 63,3 Schuldenstand des Staates* Leistungsbilanzsaldo* 20 16 8,3 8,3 8,0 Mai 17 Jun 17 Jul 17 Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) 1,4 1,5 1,5 Arb.-losenquote (%, sb., nat. Def.) 5,7 5,7 5,7 114,6 115,2 116,0 ifo Geschäftsklima (Punkte) * in % des nominalen Bruttoinlandsprodukts Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Destatis, ifo Institut, Markit, Prognose DekaBank (P) Perspektiven Der deutsche Konjunkturmotor läuft und läuft und läuft – nicht auf Hochtouren, aber immerhin überdurchschnittlich dynamisch. Anders als noch in den Nullerjahren ist der private Konsum hierbei eine wesentliche Stütze. Der stetige Beschäftigungsaufbau und die ordentlichen Lohnzuwächse lassen die Einkommen weiter steigen. Zwar nagt die aufkommende, aber unter Kontrolle bleibende Inflation an diesen Zuwächsen, doch unterm Strich bleibt für die Konsumenten genug übrig. Die Exporte werden im Prognosezeitraum an Fahrt aufnehmen, da der globale Rückenwind nach der Flaute der letzten Jahre wieder stärker bläst. Allerdings begrenzt der weltweite Strukturwandel – die gestiegene Bedeutung der weniger handelsintensiven Schwellenländer, der geringere Wachstumsbeitrag der Investitionen und die steigende Bedeutung des Dienstleistungssektors – das Ausmaß der positiven Impulse für Deutschland. Insbesondere die schwache globale Investitionstätigkeit macht den deutschen Exporteuren zu schaffen. Hinzu kommt, dass der deutsche Konjunkturmotor zwar läuft, dass seine Wartung aber zu wünschen übrig lässt. Die fast schon einschläfernd stabile Konjunktur der letzten Jahre und die betäubende Niedrigzinsphase ließen den Reformwillen in Deutschland erlahmen. Dabei türmen sich die Herausforderungen seit Jahren auf: Die Belastung der sozialen Sicherungssysteme durch die demografische Entwicklung, die verschlissene Infrastruktur und die Probleme im Bildungsbereich sind nur einige Beispiele. Stabiles Wachstum, geringe Arbeitslosigkeit und Wohlstand sind keine Selbstverständlichkeit. Sie müssen immer wieder aufs Neue verdient werden. August / September 2017 Seite 3 Volkswirtschaft im Fokus Konjunktur Konjunktur Euroland Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal, saisonbereinigt) 1,0 0,5 0,0 -0,5 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Eurostat, Prognose DekaBank Arbeitslosenquote (%, saisonbereinigt, EU-Definition) 13 12 Perspektiven Euroland wächst zurzeit mit etwas mehr als „Normalgeschwindigkeit“. Der Aufschwung steht dabei auf einem breiten Fundament. Auch die Peripheriestaaten befinden sich inzwischen in einer stabilen Aufwärtsbewegung. Die Volkswirtschaften profitieren von niedrigen Energiepreisen, einer sehr lockeren Geldpolitik, soliden Impulsen durch die Weltwirtschaft und einer Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt. Die sinkende Arbeitslosenquote könnte früher oder später zu stärker steigenden Löhnen und damit zu aufkommendem Inflationsdruck führen. Die Aufräumarbeiten nach der globalen Finanzkrise und der Euro-Schuldenkrise sind allerdings mühsam. Sie werden noch einige Zeit benötigen und dämpfen den Konjunkturausblick. Dies betrifft vor allem den Schuldenabbau und die Strukturreformen. Beide kommen nur schleppend voran. Die Schuldenstandsquoten auf den in den Maastricht-Kriterien definierten Zielwert von 60 % zu reduzieren, scheint für die meisten Länder in den kommenden Jahren unerreichbar. In Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und Griechenland wurden zwar einige Strukturreformen angestoßen, aber der Weg hin zu soliden Staatshaushalten ist noch weit. 11 10 9 8 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Eurostat, Prognose DekaBank Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) 3 2 1 0 -1 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Eurostat, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Euroland 20 17P 20 18P Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.) 1,8 2,0 1,7 Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) 0,2 1,5 1,5 Finanzierungssaldo des Staates* -1,5 -1,4 -1,3 Schuldenstand des Staates* 89,2 88,0 86,8 3,3 3,2 3,1 Mai 17 Jun 17 Jul 17 Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) 1,4 1,3 1,3 Arb.-losenquote (%, sb., EU-Def.) 9,2 9,1 109,2 111,1 Leistungsbilanzsaldo* Economic Sentiment (Punkte) 20 16 * in % des nominalen Bruttoinlandsprodukts; Quellen: Eurostat, Markit, Prognose DekaBank (P) Im Fokus Laut der vorläufigen Schnellschätzung legte das Bruttoinlandsprodukt in Euroland im zweiten Quartal 2017 um 0,6 % im Vergleich zum Vorquartal (qoq) zu. Die wirtschaftliche Dynamik ist damit weiterhin groß genug, um am Arbeitsmarkt für Verbesserung zu sorgen. Aus einzelnen Staaten liegen schon nationale Daten vor, die die kräftige Konjunktur in der Eurozone untermauern. So legte die Wirtschaftsleistung in Lettland um 1,3 % qoq, in Spanien und Österreich um jeweils 0,9 % qoq, in Litauen um 0,6 % qoq, in Frankreich um 0,5 % qoq und in Belgien um 0,4 % qoq zu. Für Deutschland erwarten wir ein kräftiges Wachstum von ¾ % qoq und in Italien ein eher bescheidenes Plus von ¼ % qoq. Euroland steuert auf das beste Konjunkturjahr seit acht Jahren zu. Nach gegenwärtigem Stand dürfte das gesamtwirtschaftliche Wachstum 2017 gut 2 % erreichen, vielleicht sogar einen Tick mehr. 111,5 August / September 2017 Seite 4 Volkswirtschaft im Fokus Konjunktur Konjunktur Welt Im Fokus Allmählich beginnt sich die Stimmung der Unternehmen den Realitäten anzunähern. Im Juli sank der globale Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe um 0,6 Indexpunkte auf 53,5 Punkte. Er signalisiert damit aber immer noch eine deutlich zu hohe globale Wachstumsdynamik von ca. 4,5 %. Dieses Expansionstempo wird weder von den bisherigen Länderdaten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch von der globalen Industrieproduktion bestätigt. Das globale BIP-Wachstum lag in der ersten Jahreshälfte eher im Bereich von gut 3,5 %. Mit einer ähnlichen Wachstumsdynamik expandiert derzeit auch die globale Industrieproduktion. Die Stimmung der privaten Haushalte hat sich im Juli weiter verbessern können. Das globale Verbrauchervertrauen erreichte im Juli den höchsten Stand seit August 2007. Auch hier zeigt der Vergleich mit der Konsumdynamik, gemessen an den globalen Einzelhandelsumsätzen, eine Übertreibung. Insgesamt hat sich im Vergleich zum Vorjahr die Wachstumsdynamik im Einzelhandel von gut 3 % im vergangenen Jahr auf ca. 4 % in diesem Jahr erhöht. Weiter auf dem Rückmarsch ist die globale Inflationsrate (ohne Nahrungsmittel und Energie). Mit 2,6 % im Juni lag diese nun nur noch knapp oberhalb ihres langjährigen Durchschnittswerts. Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal) 1,0 0,5 0,0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Nationale Statistikämter, Prognose DekaBank Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal) 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 -0,5 2012 2013 2014 2015 2016 Schwellenländer 2017 2018 Industrieländer Quellen: Nationale Statistikämter, Prognose DekaBank Einkaufsmanagerindex (Punkte) 55 54 53 52 51 50 49 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Quellen: Markit, ISM, Reuters, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.) 20 17P 20 18P 3,1 3,5 3,5 Industrieländer 1,6 2,0 1,9 Schwellenländer 4,2 4,6 4,8 1,5 2,5 2,1 -1,2 1,2 2,0 6,3 6,1 6,2 Welt Mittel- und osteurop. Länder Lateinamerika Asien (ohne Japan) 20 16 Quellen: Nationale Statistikämter, Prognose DekaBank (P) Perspektiven Die Weltwirtschaft befindet sich seit dem zweiten Quartal 2009 in einem konjunkturellen Aufschwung. Dieser begann zunächst mit hohen Wachstumsraten des globalen Bruttoinlandsprodukts im Bereich von 5,5 %. Seit 2011 hat sich jedoch die globale Wachstumsdynamik zwischen 3,0 % und 3,5 % eingependelt. Zu der Abschwächung trug anfänglich die Euro-Schuldenkrise bei. Es folgten ausgeprägte Rezessionen in Russland und Brasilien. Erstere endete in der zweiten Jahreshälfte 2016, letztere vermutlich zum Jahreswechsel 2016/2017. Aufgrund des Wegfalls dieser Belastungen wird das Wachstum der Schwellenländer 2017 und 2018 wieder höher. Hingegen dürften die Industrieländer insgesamt über den Prognosezeitraum hinweg nahezu unverändert moderat wachsen. Aggregiert ist mit einem globalen Wirtschaftswachstum im Bereich von 3,5 % zu rechnen. Profitierte die Weltwirtschaft im vergangenen Aufschwung noch von positiven Globalisierungseffekten, könnte die stärkere Neigung in den Industrieländern zum Aufbau neuer Handelsschranken zu einer gebremsten Welthandelsaktivität und damit zu weniger Wachstum führen. August / September 2017 Seite 5 Volkswirtschaft im Fokus Zinsen und Renditen Geldmarkt Euroland Im Fokus Auf der EZB-Pressekonferenz im Juli hat Präsident Draghi keine neuen Hinweise auf eine bevorstehende Normalisierung der Geldpolitik gegeben. Er relativierte damit den Eindruck seiner vielbeachteten Rede in Sintra Ende Juni. Dort hatte er argumentiert, dass die wirtschaftliche Erholung mittelfristig auch zu höheren Inflationsraten führen werde, was von vielen als Vorbereitung eines geldpolitischen Kurswechsels interpretiert wurde. Eine Entscheidung über die Fortführung ihrer Wertpapierkäufe hat die EZB auf die Sitzungen im September oder Oktober verschoben. Wir erwarten aber auch dann lediglich die Ankündigung, die monatlichen Volumina ab Januar auf ca. 40 Mrd. Euro zu verringern. Alle weiteren TaperingSchritte dürfte die EZB davon abhängig machen, inwieweit der Preisauftrieb auf breiter Basis zunimmt. Zudem dürfte sie ihre Absicht unterstreichen, die Leitzinsen noch für längere Zeit unverändert niedrig zu lassen. Wir erwarten die erste Anhebung des Einlagensatzes nicht vor Mitte 2019 und einen entsprechend langsamen Anstieg der EONIA- und EURIBOR-Sätze. EZB-Leitzins (Hauptrefinanzierungssatz; % p.a.) 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Europäische Zentralbank, Prognose DekaBank EURIBOR-Sätze (% p.a.) 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 -0,5 2012 2013 2014 2015 3 Monats-EURIBOR 2016 2017 2018 12 Monats-EURIBOR Quellen: European Money Markets Institute, Prog. DekaBank EONIA-Swapkurve (% p.a.) 0,6 0,4 0,2 0,0 -0,2 -0,4 -0,6 0 12 24 36 Monate Quellen: Bloomberg, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Euroland: Zinsen (% p.a.) EZB-Leitzins (Hauptrefin.-satz) 0 4.0 8.20 17 vor 1 Mon. vor 1 Jahr 0,00 0,00 0,00 3 Monats-EURIBOR -0,33 -0,33 -0,30 12 Monats-EURIBOR -0,15 -0,16 -0,05 EURIBOR-Future, Dez. 2017 -0,31 -0,30 -0,38 EURIBOR-Future, Dez. 2018 -0,16 -0,11 Prognose DekaBank (% p.a.) in 3 Mon. in 6 Mon. EZB-Leitzins (Hauptrefin.-satz) -0,37 in 12 Mon. 0,00 0,00 0,00 3 Monats-EURIBOR -0,33 -0,33 -0,31 12 Monats-EURIBOR -0,14 -0,12 -0,06 Quellen: Europäische Zentralbank, European Money Markets Institute, Bloomberg, DekaBank Perspektiven In den letzten Monaten war die Kerninflation außergewöhnlich volatil, im Trend aber allenfalls leicht nach oben gerichtet. Ein äußerst geringer Anstieg der Löhne, wieder gesunkene Rohstoffpreise und der wiedererstarkte Euro dürften auch in den kommenden Monaten keine allzu starke Belebung des Preisauftriebs zulassen. Diese Aussichten sollten zur Folge haben, dass die EZB den Ausstieg aus der ultra-lockeren Geldpolitik nur langsam und vorsichtig vorantreibt. Wir gehen davon aus, dass sie die monatlichen Volumina ihrer Wertpapierkäufe nur schrittweise reduzieren und vorerst offen halten wird, wann dieses Programm definitiv endet. Auf den Geldmarkt hat dieses Tapering ohnehin einen deutlich geringeren Einfluss als auf die Rentenmärkte. Denn auch nach dem Ende der quantitativen Lockerung bleiben die Überschussreserven im Bankensystem extrem hoch, solange die EZB die Rückflüsse aus fällig werdenden Anleihen wieder anlegt. Dies fesselt die Geldmarktsätze bis auf weiteres an den Einlagensatz von derzeit -0,40 %. Zudem rechnen wir vorerst nicht mit einer Anhebung dieses unteren Eckzinses, da die EZB auf diese Weise verhindern will, dass das Ende der Wertpapierkäufe unerwünscht starke Marktreaktionen hervorruft. Die Kombination aus einem unverändert negativen Einlagensatz und bis auf weiteres extrem hohen Überschussreserven sollte zur Folge haben, dass die EONIA- und EURIBOR-Sätze noch für einige Zeit auf niedrigen Niveaus seitwärts laufen. August / September 2017 Seite 6 Volkswirtschaft im Fokus Zinsen und Renditen Rentenmarkt Euroland Im Fokus Die EZB hat zuletzt keine neuen Signale für einen bevorstehenden Ausstieg aus der ultra-lockeren Geldpolitik gegeben. Einerseits sieht sie weiterhin den Bedarf einer stark expansiven Geldpolitik, bis die Inflation deutlicher angezogen hat. Andererseits setzt die Verknappung von Staatsanleihen sie unter Druck, ihre Wertpapierkäufe in absehbarer Zeit zu beenden. Als Kompromiss dürfte sie im Herbst ankündigen, die monatlichen Volumina ab Januar auf ca. 40 Mrd. Euro zu reduzieren, alle weiteren Tapering-Schritte aber vorerst offen lassen. Dies sollte den Anstieg der Renditen langlaufender Bundesanleihen begrenzen. Gleichzeitig sollte das kurze Ende der Bundkurve vorerst gut unterstützt bleiben durch die Aussicht auf noch für längere Zeit niedrige Leitzinsen sowie umfangreiche Reinvestitionen durch die Deutsche Bundesbank. Deutschland: Renditen (% p.a.) 2 1 0 -1 2012 2013 2014 2015 2016 2-jährige 2017 2018 10-jährige Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Frankreich und Niederlande: Renditen (% p.a.) 4 3 2 1 0 2012 2013 2014 2015 Frankreich, 10-jährige 2016 2017 Niederlande, 10-jährige Quellen: Bloomberg, DekaBank Italien und Spanien: Renditen (% p.a.) 8 6 4 2 0 2012 2013 2014 2015 Italien, 10-jährige 2016 2017 Spanien, 10-jährige Quellen: Bloomberg, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Renditen (% p.a.) 0 4.0 8.20 17 vor 1 Mon. vor 1 Jahr -0,69 -0,61 -0,61 Deutschland 10J 0,47 0,48 -0,10 Frankreich 10J 0,75 0,82 0,13 Italien 10J 2,02 2,11 1,15 Spanien 10J 1,48 1,53 1,02 in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. -0,60 -0,50 -0,35 0,65 0,80 1,00 Deutschland 2J Prognose DekaBank (% p.a.) Deutschland 2J Deutschland 10J Quellen: Bloomberg, DekaBank Perspektiven Mitte des Jahres haben erste vage Hinweise der EZB auf einen bevorstehenden Kurswechsel in der Geldpolitik zu einer Versteilerung der Bundkurve geführt. Seitdem haben sich die Renditen langlaufender Bundesanleihen jedoch nicht mehr wesentlich weiter nach oben bewegt, denn es zeichnet sich ab, dass der geldpolitische Ausstieg vor dem Hintergrund anhaltend niedriger Inflationsraten stattfinden und deshalb sehr langsam sein wird. Geringe Lohnanstiege, niedrige Rohstoffpreise und ein zuletzt wieder festerer Euro dürften in näherer Zukunft keinen allzu starken Inflationsdruck aufkommen lassen. Gleichzeitig stößt das Wertpapierankaufprogramm in seiner jetzigen Form an seine Grenzen, da insbesondere zum Ankauf in Frage kommende Bundesanleihen knapp werden. Die Mitglieder des EZB-Rats wollen nach Möglichkeit vermeiden, die Regeln des Ankaufprogramms erneut lockern zu müssen. Deshalb dürften sie im September oder Oktober ankündigen, das monatliche Volumen der Anleihekäufe ab Januar auf ca. 40 Mrd. Euro zu reduzieren. Danach könnten die nächsten Schritte des geldpolitischen Ausstiegs aber einige Zeit auf sich warten lassen, da die EZB ihr Inflationsziel weiterhin unterschreiten wird. Insbesondere rechnen wir mit Leitzinserhöhungen erst im Verlauf des Jahres 2019. Zudem dürfte die Bundesbank auch nach Beendigung der quantitativen Lockerung im Zuge der Reinvestitionen noch umfangreiche Käufe in den kürzeren Laufzeitbereichen tätigen. Dies sollte die Renditen am kurzen Ende der Bundkurve vorerst unterhalb des Einlagensatzes fixieren. August / September 2017 Seite 7 Volkswirtschaft im Fokus Aktien Aktienmarkt Deutschland DAX (Indexpunkte; Ende 1987=1000) 14.000 12.000 10.000 8.000 6.000 2012 Wertentwicklung DAX von bis 2013 04.08.11 04.08.12 7,03% 2014 2015 04.08.12 04.08.13 22,45% 04.08.13 04.08.14 8,89% 2016 2017 04.08.14 04.08.15 25,15% 2018 04.08.15 04.08.16 -10,72% 04.08.16 04.08.17 20,24% Quellen: Bloomberg, Factset, Prognose DekaBank Kurs-Gewinn-Verhältnis DAX 16 Im Fokus Die Stimmung der deutschen Wirtschaft ist trotz der aktuellen Sorgen um die Automobilindustrie weiterhin sehr gut. Dies signalisieren zumindest die zuletzt veröffentlichten Stimmungsindikatoren. Aber auch die Unternehmensberichte über das abgelaufene zweite Quartal zeugen bislang von einer guten operativen Entwicklung der Geschäfte, was sich in einem Gewinnanstieg von beachtlichen 10 % gegenüber dem Vorjahresquartal niederschlägt. Der Gewinnausblick für die kommenden Quartale ist ebenfalls sehr gut, wird aber durch den zuletzt stark angestiegenen Euro-Wechselkurs etwas eingetrübt. Neben dem Wechselkurs wird der Diesel-Skandal in den kommenden Wochen noch für Verunsicherung und damit Zurückhaltung bei den Investoren sorgen. Das solide Wachstums- und Gewinnumfeld dürfte die Anleger im weiteren Jahresverlauf zurück in den deutschen Aktienmarkt bringen, sodass unsere Empfehlung, am Aktienmarkt investiert zu bleiben, unverändert Bestand hat. 14 12 10 8 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Quellen: Factset, DekaBank Preis-Buchwert-Verhältnis DAX 2,0 1,8 1,6 1,4 1,2 1,0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Quellen: Factset, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Aktienmarkt 0 4.0 8.20 17 vor 1 Monat vor 1 Jahr 12.298 12.437 10.228 DAX (Indexp.) DAX (Veränd. in % seit …) Prognose DekaBank DAX (Indexp.) Kennzahlen* DAX aktuell DAX Durchschnitt 15 Jahre in 3 Mon. -1,12 20,24 in 6 Mon. in 12 Mon. 12.500 13.000 11.800 Kurs-Gew.- Kurs-Buchw.- Dividenden- Verhältnis Verhältnis rendite % 12,81 1,60 3,13 12,21 1,41 3,38 * Konsensschätzung auf Basis der kommenden zwölf Monate Quellen: Bloomberg, Factset, DekaBank Perspektiven Die deutsche Volkswirtschaft profitiert von einem zwar strukturell niedrigen, insgesamt aber stabilen und sich kontinuierlich verbessernden globalen Wirtschaftswachstum. Die Stimmung bei den Unternehmen ist erstaunlich robust und bewegt sich auf soliden Niveaus. Dies signalisiert, dass die Unternehmen gut mit dem wirtschaftlichen Umfeld zurechtkommen. Die Bilanzen befinden sich in einem sehr guten Zustand, und Firmen mit Zugang zum Kapitalmarkt können sich an den Anleihemärkten weiterhin zu rekordgünstigen Konditionen finanzieren. Die operative Entwicklung hat sich zuletzt verbessert. Damit verläuft sie insgesamt zufriedenstellend, und die Profitabilität der Unternehmen verharrt auf hohem Niveau. Die extrem lockere Geldpolitik der EZB bleibt eine zentrale Stütze für den Aktienmarkt. Daran werden die zunehmenden Diskussionen über eine schrittweise Rückführung der Anleihekäufe seitens der EZB sowie die langsam fortgeführte Normalisierung der Geldpolitik in den USA zunächst nichts Grundlegendes ändern. Die Geldpolitik wird aber immer stärker in den Fokus rücken und im zweiten Halbjahr, insbesondere aber im Jahr 2018, die Richtung für den Aktienmarkt entscheidend mitbestimmen. Vor dem Hintergrund dieser Rahmenbedingungen bleibt das Umfeld für deutsche Aktien grundsätzlich positiv. Dies findet sich in den Kursen allerdings zum Teil schon wieder, sodass die Luft nach oben zunächst begrenzt sein dürfte. Solange sich am Zinsumfeld nichts nachhaltig verändert, empfehlen wir aber, investiert zu bleiben. August / September 2017 Seite 8 Volkswirtschaft im Fokus Aktien Aktienmärkte Welt USA: S&P 500 (Indexpunkte) 2500 2000 1500 1000 2012 2013 Wertent- von 04.08.11 wicklung bis 04.08.12 15,91% S&P 500 2014 2015 04.08.12 04.08.13 22,91% 2016 04.08.13 04.08.14 13,41% 2017 04.08.14 04.08.15 7,96% 2018 04.08.15 04.08.16 3,39% 04.08.16 04.08.17 14,44% Quellen: Bloomberg, Factset, Prognose DekaBank USA: Kurs-Gewinn-Verhältnis S&P 500 18 16 14 Japan Trotz der weiterhin ultra-lockeren Geldpolitik wird die japanische Währung nicht schwächer. Dies lastet auf dem Gewinnausblick der Unternehmen, der zwar mit einem Anstieg um 4 % in diesem Jahr gegenüber dem Vorjahr erwartet, aber nicht weiter nach oben revidiert wird. Denn japanische Unternehmen erzielen rund zwei Drittel ihrer Umsätze im Ausland. Hinzu kommt die Ungewissheit über den zukünftigen Kurs der japanischen Notenbank. Dieser ist für die Aktienmarkteinschätzung aber von enormer Wichtigkeit, denn nirgends ist die Abhängigkeit des Aktienmarktes von der Geldpolitik so hoch wie in Japan. 12 10 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Quellen: Factset, DekaBank Japan: Topix (Indexpunkte) 1800 1500 1200 900 600 2012 2013 Wertent- von 04.08.11 wicklung bis 04.08.12 -12,39% TOPIX 2014 2015 04.08.12 04.08.13 65,23% 2016 04.08.13 04.08.14 6,69% 2017 04.08.14 04.08.15 30,06% 2018 04.08.15 04.08.16 -22,70% 04.08.16 04.08.17 27,16% Quellen: Bloomberg, Factset, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Aktienmarkt S&P 500 (Indexp.) 0 4.0 8.20 17 2.477 S&P 500 (Veränd. in % seit …) Prognose DekaBank in 3 Mon. vor 1 Monat 2.429 2,0 in 6 Mon. S&P 500 (Indexp.) 2.400 2.400 TOPIX (Indexp.) 1.600 1.600 Kennzahlen* Kurs-Gew.- Kurs-Buchw.Verhältnis Verhältnis USA Die US-Aktienmärkte bewegen sich unter extrem niedrigen Schwankungen auf Rekordniveaus. Dabei helfen zum einen das anhaltend robuste wirtschaftliche Umfeld und zum anderen die gute Berichterstattung der Unternehmen. Im zweiten Quartal haben die Firmen ihre Gewinne um rund 9 % gegenüber dem Vorjahresquartal gesteigert und damit die Erwartungen der Analysten deutlich übertroffen. Auch die Ausblicke auf das gerade laufende dritte Quartal sind in der Summe konstruktiv, sodass das operative Umfeld für Unternehmen auf absehbare Zeit sehr solide sein sollte. Somit fallen die permanenten Streitereien in der US-Politik aktuell nicht allzu sehr ins Gewicht, was sich in den kommenden Wochen mit dem Fokus auf die Steuerreform und die Schuldenobergrenze allerdings wieder ändern könnte. Gemeinsam mit dem Zurückführen der ultra-lockeren Geldpolitik dürfte dies die Aktienmärkte nach oben begrenzen. Wir rechnen mit moderatem Korrekturbedarf in einem insgesamt stabilen Aktienmarktumfeld. vor 1 Jahr 2.164 14,4 in 12 Mon. 2.200 1.400 Dividendenrendite % S&P 500 17,8 3,0 2,1 TOPIX 14,8 1,3 2,1 * Konsensschätzung auf Basis der kommenden zwölf Monate Quellen: Bloomberg, Factset, DekaBank Perspektiven Die Konjunktur- und Gewinnentwicklung in den USA verläuft robust, ist aber in den hohen Bewertungen reflektiert. Die schwierige Umsetzung der angedachten Reformen sowie die Perspektive steigender Leitzinsen begrenzen die Kursbewegungen nach oben. In Japan nimmt die Ungewissheit über den zukünftigen Kurs der Notenbank zu, was angesichts deren massiver Engagements im japanischen Aktienmarkt für erhöhte Verunsicherung sorgen sollte. August / September 2017 Seite 9 Volkswirtschaft im Fokus Emerging Markets Emerging Markets Im Fokus Nach einer kurzen Konsolidierungsphase haben Schwellenländer (EM)-Anlagen ihren positiven Trend der Vormonate wieder aufgenommen. Zur guten Stimmung beigetragen haben die Fed- und EZB-Kommentare, dass man den Ausstieg aus der ultra-lockeren Geldpolitik mit Geduld angehen werde. Auch die Stabilisierung der Rohstoffpreise und gute Wirtschaftszahlen aus China wirkten sich positiv aus. Gegen den Trend weiteten sich die Risikoprämien für Venezuela-Anleihen deutlich aus, nachdem sich die politische Krise dort zugespitzt hat. Negativ zeigten sich auch die russischen Märkte als Folge der verschärften Sanktionen der USA. Tests von nordkoreanischen Interkontinentalraketen und die diplomatischen Spannungen zwischen der Türkei und Europa blieben an den Märkten weitgehend ohne Folgen. Wir gehen davon aus, dass die gute Stimmung an den EM-Märkten zunächst anhält, weil wir weder von den Zentralbanken noch von der Wirtschaftsentwicklung scharfen Gegenwind erwarten. Allerdings dürfte die Reduzierung der Zentralbankbilanzen, die in den USA im September beschlossen werden dürfte, immer wieder zu Verunsicherung führen. Aktien: MSCI Emerging Markets (Performanceindex) 2400 2200 2000 1800 1600 1400 2012 Wertentwicklung MSCI EM 2013 2014 von 04.08.2011 bis 04.08.2012 -8,43% 04.08.12 04.08.13 3,09% 2015 04.08.13 04.08.14 15,15% 2016 04.08.14 04.08.15 -14,17% 2017 04.08.15 04.08.16 0,90% 04.08.16 04.08.17 25,05% Quellen: Bloomberg, MSCI, DekaBank Renten: EMBIG Diversified-Spread (Basispunkte) 600 500 400 300 200 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Renten: Performanceindizes EMBIG Div. und GBI EM Div. 160 EMBIG Div. (Jan. 2012 =100) 140 GBI EM Div. (Jan. 2012 =100) 120 100 80 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Quellen: Bloomberg, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Emerging Markets MSCI Emerging M. TR 0 4.0 8.20 17 2306 % ggü. Vormon. 6,5 % ggü. Jahresanf. 25,9 % ggü. Vorjahr 25,0 EMBIG Div.* Performanceind. 838 1,4 7,6 5,2 GBI EM Div* Performanceind. 283 2,6 13,0 8,1 zum Vergleich: REXP Performanceind. MSCI World TR 482 0,4 -0,7 -1,6 7852 2,7 14,1 18,1 in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. 290 280 300 Prognose DekaBank EMBIG Div.-Spread (Basisp.) 301 * EMBIG Div.: Hartwährungsanleihen in US-Dollar, GBI EM Div.: Lokalwährungsanl.; Performance in US-Dollar, REXP in Euro Quellen: Bloomberg, MSCI, DekaBank Perspektiven Die Aussichten für die Weltwirtschaft sind hinreichend gut, um an den Kapitalmärkten für Zuversicht zu sorgen. Zwar bleiben viele politische Fragen ungelöst, doch solange dadurch die internationalen Handelsströme nicht unterbrochen oder neue Finanzkrisen ausgelöst werden, sind die Märkte bereit, über diplomatische Verspannungen hinwegzusehen. Hinzu kommt, dass EM-Anlagen trotz der guten Marktentwicklung der vergangenen Monate nicht teuer bewertet sind. So sind die realen effektiven Wechselkurse größtenteils fair bewertet, und die lokalen Anleiherenditen sind in wichtigen Ländern höher, als es der Ausblick für Inflation und Wachstum eigentlich rechtfertigen würde. Bei Hartwährungsanleihen sehen wir eine Stabilisierung der Ratings, nachdem es in den vergangenen Jahren zu vielen Herabstufungen gekommen ist. Auch wenn EM-Anlagen die bisherigen Zinsanhebungen der Fed gut weggesteckt haben, bleiben der absehbare Zinsanhebungspfad der US-Notenbank und die Unberechenbarkeit von US-Präsident Trump Hauptrisikofaktoren. Die Sorge, dass höhere US-Zinsen zu Kapitalabflüssen aus Schwellenländern führen, wird immer wieder auf den Märkten lasten. In der Vergangenheit wurden solche Rückschläge jedoch fast immer für Neueinstiege genutzt. Insofern sind dauerhafte Kapitalabflüsse aus den EM auch in Zukunft unwahrscheinlich. August / September 2017 Seite 10 Volkswirtschaft im Fokus Währungen Währungen: EUR-USD Im Fokus Der Euro hat gegenüber dem US-Dollar Ende Juli die Marke von 1,18 EUR-USD überschritten und damit den höchsten Stand seit mehr als zweieinhalb Jahren erreicht. Die Euro-Stärke wurde durch Nachrichten aus den USA und Euroland unterstützt. In den USA hat die Fed zwar relativ deutlich kommuniziert, dass im September der Beginn der Bilanzreduzierung beschlossen werden wird. Die zu niedrige Inflationsentwicklung könnte aber den nächsten Zinsschritt nicht nur in den Dezember, sondern sogar in das kommende Jahr verschieben. Diese Aussagen haben den Euro gegenüber dem US-Dollar gestützt. Die Europäische Zentralbank hat dem Euro geholfen, indem sie angekündigt hat, im Herbst 2017 einen Plan zum Ausstieg aus der extrem-lockeren Geldpolitik vorlegen zu wollen. Wechselkurs EUR-USD 1,4 1,3 1,2 1,1 1,0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Zinsdifferenz* 2-jähriger Staatsanleihen (Basispunkte) Perspektiven Für den Euro erwarten wir mit Blick auf die fundamentalen Faktoren gegenüber dem US-Dollar bis Ende 2017 grundsätzlich eine schwache Entwicklung. Wir rechnen mit einem zunehmenden Zinsvorsprung von US-Treasuries gegenüber deutschen Bundesanleihen. Zudem sind die Wachstumsaussichten für die US-Wirtschaft günstiger als für Euroland. Grundsätzlich stützend für den Euro ist dagegen die von uns prognostizierte Verfestigung des moderaten Aufschwungs in Euroland, die die südeuropäischen Sorgenkinder Spanien und Italien mit einschließt. In den USA hat die Notenbank 2015 das Anleihekaufprogramm beendet. Die US-Leitzinswende ist im Dezember 2015 erfolgt, während die Europäische Zentralbank frühestens 2019 die erste Leitzinserhöhung beim Einlagensatz vornehmen wird. Entsprechend wird die Geldpolitik den Euro noch für längere Zeit tendenziell belasten. 0 -100 -200 -300 -400 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 *Bundesanleihen minus Treasuries Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Tausende Nettopositionierung der Spekulanten* 100 0 -100 -200 -300 2012 2013 2014 2015 2016 2017 * Euro-Futures; in Tsd. Kontrakten Quellen: CFTC, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Prognose DekaBank 0 4.0 8.20 17 in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. Wechselkurs EUR-USD 1,18 1,18 1,15 1,12 Zinsdiff. 2J (Basisp.) -204 -225 -240 -280 Zinsdiff. 10J (Basisp.) -179 -175 -170 -170 EZB Leitzins (%) 0,00 0,00 0,00 0,00 Fed Leitzins (%) 1,00-1,25 1,00-1,25 1,25-1,50 1,75-2,00 Konjunkturdaten 20 17P 20 18P EWU Bruttoinlandsprod. (% ggü Vorj.) 20 16 1,8 2,0 1,7 USA Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.) 1,5 2,2 2,3 EWU Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) 0,2 1,5 1,5 USA Inflationsrate (% ggü. Vorjahr) 1,3 2,0 2,2 Quellen: Bloomberg, EZB, Fed, Bureau of Economic Analysis, Bureau of Labor Statistics, Eurostat, DekaBank August / September 2017 Seite 11 Volkswirtschaft im Fokus Währungen Währungen: EUR-AUD / EUR-CAD Wechselkurs EUR-AUD 1,6 1,4 1,2 1,0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Prognose DekaBank 0 4.0 8.20 17 W echselkurs EUR-AUD 1,49 Zinsdiff. Bunds zu austral. Anleihen 2 Jahre (Basispunkte) -246 in 3 Mon. in 6 Mon. in 12 Mon. 1,49 in 3 Mon. -255 1,49 1,53 in 6 Mon. in 12 Mon. -255 -270 10 Jahre (Basispunkte) -215 -215 -205 -195 EZB Leitzins (%) RBA Leitzins (%) 0,00 0,00 0,00 0,00 1,50 1,50 1,50 1,50 20 16 20 17P 20 18P 2,5 2,2 2,4 1,3 2,1 1,9 Konjunkturdaten Australien BIP (% ggü. Vorj.) Australien Inflationsrate (% ggü. Vorj.) EUR-AUD Nach einem kurzen Zwischentief hat sich der EUR-AUDKurs Ende Juli wieder erholt. Die Leitzinswende in Kanada am 12. Juli hatte Erwartungen verstärkt, dass auch in dem Rohstoffland Australien die Leitzinswende früher als bislang angenommen erfolgen könnte. Der EUR-AUD Wechselkurs hat daraufhin unmittelbar nachgegeben. Zusätzliche Nahrung bekam diese Bewegung am 18. Juli mit der Veröffentlichung des Protokolls zum Zinsentscheid der australischen Zentralbank vom 4. Juli. Die Aussagen im Protokoll zum Zustand der Wirtschaft, zu der Inflationsentwicklung und über das neutrale Leitzinsniveau wurden von den Devisenmärkten zumindest zeitweise als kommunikative Vorbereitung der Leitzinswende interpretiert. Der EUR-AUD Wechselkurs sank in der Folge auf 1,45 EUR-AUD und damit auf das Niveau vom Jahresbeginn 2017. Mittlerweile hat sich der Kurs allerdings wieder in Richtung 1,50 erholt. Quellen: EZB, Reserve Bank of Australia, Bloomberg, Prognose DekaBank (P) Wechselkurs EUR-CAD 1,6 1,4 1,2 1,0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Prognose DekaBank 0 4.0 8.20 17 W echselkurs EUR-CAD 1,49 Zinsdiff. Bunds zu kanad. Anleihen 2 Jahre (Basispunkte) -193 in 3 Mon. 1,49 in 3 Mon. -225 in 6 Mon. in 12 Mon. 1,47 1,48 in 6 Mon. in 12 Mon. -240 -275 10 Jahre (Basispunkte) -145 -145 -135 -125 EZB Leitzins (%) BoC Leitzins (%) 0,00 0,00 0,00 0,00 0,75 1,00 1,25 1,75 20 16 20 17P 20 18P 1,5 2,9 2,0 1,4 1,5 2,0 Konjunkturdaten Kanada BIP (% ggü. Vorj.) Kanada Inflationsrate (% ggü. Vorj.) Quellen: EZB, Bank of Canada, Bloomberg, Prog. DekaBank (P) EUR-CAD Der Euro ist im Juli gegenüber dem kanadischen Dollar unter Druck gekommen. Dies lag aber nicht an Nachrichten aus Europa, sondern an der kanadischen Zentralbank. Am 12. Juli hat die Bank of Canada die Zinswende vollzogen und die Leitzinsen von 0,50 % auf 0,75 % angehoben. Dies war die erste Leitzinserhöhung in Kanada seit September 2010. In Ihrer Mitteilung zum Zinsentscheid betonte die Zentralbank die gute und robuste konjunkturelle Entwicklung in Kanada. Die jüngste Abschwächung der Inflationsdynamik sieht sie als vorübergehend an. Der Zinsschritt ist aus ihrer Sicht notwendig, um zukünftigen Inflationsgefahren entgegenzuwirken. Noch am Tag der Zinsentscheidung reagierte der Euro mit einer deutlichen Abwertung von 1,48 EUR-CAD auf 1,44 EUR-CAD. Erwartungen weiterer Zinsschritte wurden allerdings wieder etwas zurückgenommen und ließen EUR-CAD Anfang August wieder auf 1,49 ansteigen. August / September 2017 Seite 12 Volkswirtschaft im Fokus Währungen Währungen: EUR-SEK / EUR-NOK Wechselkurs EUR-SEK 10,0 9,5 9,0 8,5 8,0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Prognose DekaBank 0 4.0 8.20 17 W echselkurs EUR-SEK 9,59 Zinsdifferenz Bunds zu schwed. Anleihen 2 Jahre (Basispunkte) -1 10 Jahre (Basispunkte) in 6 Mon. in 12 Mon. 9,50 in 3 Mon. -10 9,40 9,20 in 6 Mon. in 12 Mon. -10 -35 -21 -15 -10 -20 0,00 0,00 0,00 0,00 -0,50 -0,50 -0,50 -0,40 EZB Leitzins (%) Riksbank Leitzins (%) in 3 Mon. Konjunkturdaten Schweden BIP (% ggü. Vorj.) 20 16 20 17P 20 18P 3,0 3,1 2,2 1,1 1,8 1,7 Schweden Inflationsrate (% ggü. Vorj.) EUR-SEK EUR-SEK ist im Juli unter die 9,60-Marke gefallen, nachdem das Paar im Juni noch zu Niveaus knapp unter 9,80 gehandelt worden war. Positive Makrodaten haben zuletzt den weniger expansiven Kurs der Riksbank untermauert. Insbesondere das Bruttoinlandsprodukt für das zweite Quartal fiel mit einer vorläufigen Schätzung von 1,7 % im Vorquartalsvergleich stärker aus als erwartet. Privater Konsum und Investitionen waren die Haupttreiber, allerdings dürfte auch ein Aufholeffekt nach dem schwachen ersten Quartal eine Rolle gespielt haben. Für die Zinspolitik sollte sich trotz der florierenden Wirtschaft zunächst nur wenig ändern. Die Sorge, dass eine Aufwertung gegenüber dem Euro für einen Rückschlag bei der Inflation führen könnte, wiegt derzeit noch zu schwer, um eine baldige Zinsanhebung in Erwägung zu ziehen, nachdem die Zentralbank gerade erst weitere Zinssenkungen aus ihrer Prognose genommen hat. In rund einem Jahr dürfte die Riksbank allerdings den ersten Zinsschritt wagen und damit die Schwedische Krone auf Aufwertungskurs gegenüber dem Euro halten. Quellen: EZB, Riksbank, Bloomberg, Prognose DekaBank (P) Wechselkurs EUR-NOK 10 9 8 7 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Wichtige Daten im Überblick Prognose DekaBank W echselkurs EUR-NOK 0 4.0 8.20 17 9,35 Zinsdifferenz Bunds zu norweg. Anleihen 2 Jahre (Basispunkte) -129 in 3 Mon. 9,30 in 3 Mon. -120 in 6 Mon. in 12 Mon. 9,10 8,90 in 6 Mon. in 12 Mon. -130 -125 10 Jahre (Basispunkte) -116 -105 -100 -100 EZB Leitzins (%) Norges Bank Leitz. (%) 0,00 0,00 0,00 0,00 0,50 0,50 0,50 0,50 20 16 20 17P 20 18P 0,8 1,7 2,0 3,6 2,0 1,3 Konjunkturdaten Norwegen BIP (% ggü. Vorj.) Norwegen Inflationsrate (% ggü. Vorj.) Quellen: EZB, Norges Bank, Bloomberg, Prog. DekaBank (P) EUR-NOK Die norwegische Krone hat ihre jüngsten Verluste gegenüber dem Euro im Juli zumindest teilweise wieder wettgemacht. Technische Faktoren unterstützten die Währung dabei ebenso wie die Erholung des Ölpreises auf über 50 USD pro Barrel. In Norwegen ist die Inflationsrate im Juni unter die 2 %-Marke gefallen. Dies hält Inflationssorgen von der Norges Bank fern, während das Wirtschaftswachstum sich deutlich positiver entwickelt als noch im letzten Jahr. Gleichzeitig deuten Frühindikatoren auf eine Fortsetzung des Aufwärtstrends hin. Mittelfristig ist das Aufwertungspotenzial der Krone intakt, denn der Auslastungsgrad der Volkswirtschaft nimmt zu, und auch der Ölpreis dürfte sich ausgehend vom derzeitigen Niveau von knapp über 50 US-Dollar auf Sicht von 12 Monaten weiter festigen und damit die Krone stützen. Auch die Erwartung einer zunehmenden Leitzinsdifferenz zu Euroland ab Herbst 2019 spricht dafür, dass die Krone auf längere Sicht gegenüber dem Euro zulegen kann. August / September 2017 Seite 13 Volkswirtschaft im Fokus Rohstoffe Rohstoffe: Gold Im Fokus In den vergangenen vier Wochen ist der Goldpreis in USDollar wieder etwas angestiegen. Ursache war einmal mehr die Bewegung der US-Renditen. Deren durch rückläufige Inflationserwartungen ausgelöster Rückgang spiegelte sich in der entsprechenden gegenläufigen Entwicklung des Goldpreises wider. Interessant war der Anstieg insofern, als physisch gedeckte Gold-Fonds (ETF) im Juli deutliche Abflüsse verzeichneten und die Goldnotierungen dennoch anzogen. Das Minus bei den ETFs ist wohl zumindest teilweise durch einen Anstieg der spekulativen Long-Positionen an den Terminmärkten kompensiert worden. Auch die aktuelle Dollarschwäche dürfte positiv auf die Goldpreisentwicklung gewirkt haben. Mittelfristig erwarten wir weiterhin einen leichten Rückgang des Goldpreises, zumal sich an unserer Grundannahme eines moderat steigenden Zinsniveaus, insbesondere in den USA, nichts geändert hat. Gold (Preis je Feinunze) 1800 1600 1400 1200 1000 800 600 2012 EUR 2013 2014 USD 2015 2016 2017 2018 Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Nettopositionierung der Spekulanten* 300 250 200 150 100 50 0 -50 2012 2013 2014 2015 2016 2017 * Anzahl der Long-Positionen abzüglich der Short-Positionen im Bereich „Managed Money“, in Tsd. Kontrakten. Quellen: CFTC, Bloomberg, DekaBank Physisches Angebot und Nachfrage* 1300 1200 1100 1000 900 2012 2013 2014 2015 Physisches Angebot 2016 2017 Physische Nachfrage * in Tonnen; Quellen: World Gold Council, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Edelmetalle 0 4.0 8.20 17 vor 1 Mon. vor 1 Jahr Gold (EUR je Feinunze) 1069,35 1078 1223 Gold (USD je Feinunze) 1258,88 1223 1361 Silber (EUR je Feinunze) 13,81 14 18 Silber (USD je Feinunze) 16,27 16 Prognose DekaBank 20 in 3 Mon. in 6 Mon. Gold (EUR je Feinunze) 1000 1010 1010 Gold (USD je Feinunze) 1175 1160 1130 Quellen: Bloomberg, DekaBank in 12 Mon. Perspektiven Gold gilt weltweit als Krisenwährung. Entsprechend steigt der Goldpreis in Krisenzeiten in der Regel stark an. Üblicherweise sinkt er wieder, wenn eine Krise abflaut. Die Finanzmarktkrise und die Staatsschuldenkrise in Europa sind am Goldmarkt abgehakt. Nun stehen neue Themen an. Zum einen ist dies die von den USA ausgehende Zinswende. Sie führt dazu, dass auch im Rest der Welt die Zinsen allmählich wieder zu steigen beginnen. Die Renditen werden zwar nur langsam nach oben gehen, denn das Tempo der Zinsanhebungen in den USA ist sehr zögerlich. Außerdem werden andere große Notenbanken wie die EZB mit dem Ausstieg aus der ultra-lockeren Geldpolitik extrem vorsichtig sein. Doch auch mit leicht steigenden Zinsen steigen die Opportunitätskosten der Goldhaltung, Gold wird also in Relation zu anderen Anlageklassen unattraktiver. Zum anderen haben die Industrieländer die Deflationssorgen hinter sich gelassen, und die Märkte und Analysten beschäftigen sich zunehmend mit dem Thema Inflation. Die politischen Risiken treiben die Märkte derzeit etwas weniger. Am Ende wird man am Goldmarkt all diese Effekte gegeneinander abwägen. Aus unserer Sicht erscheint es am wahrscheinlichsten, dass der Goldpreis (in US-Dollar notiert) moderat fallen wird. Auf lange Sicht trauen wir dem Goldpreis nicht viel mehr als einen Inflationsausgleich zu. August / September 2017 Seite 14 Volkswirtschaft im Fokus Rohstoffe Rohstoffe im Überblick Bloomberg Rohstoffindex (Januar 2012 = 100) 125 100 75 50 25 0 2012 2013 2014 Industriemetalle Edelmetalle 2015 2016 2017 Energie Agrar Quellen: Bloomberg, DekaBank Nettopositionierung* der Spekulanten 2500 2000 1500 1000 500 0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 * Anzahl der Long-Positionen abzüglich der Short-Positionen im Bereich „Managed Money“, in Tsd. Kontrakten. Quellen: CFTC, ICE, LME, Bloomberg, DekaBank Weizen Sojabohnen Mais Erdgas Alluminium WTI Brent US-Heizöl Gasöl Nickel Tops und Flops der letzten vier Wochen* 20% 15% 10% 5% 0% -5% -10% -15% * Veränderungsrate in %; Quellen: Bloomberg, DekaBank Wichtige Daten im Überblick Rohstoffe DJUBS Energie 0 4.0 8.20 17 Veränderungsraten in % ggü. Vormon. ggü. Vorjahr 33,1 2,7 -2,6 DJUBS Industriemet. 119,0 3,8 19,2 DJUBS Edelmetalle 168,2 2,6 -13,0 50,8 -4,6 -6,6 DJUBS Agrar Indexpunkte (Originalindex); Quellen: Bloomberg, DekaBank Im Fokus Der abgelaufene Monat war ein vergleichsweise guter für Rohstoffe. Die Preise für Rohöl und Rohölprodukte erholten sich deutlich, ähnliches galt für Edelmetalle. Industriemetalle konnten indes den Aufwärtstrend des Vormonats fortsetzen. Lediglich Agrarrohstoffe bewegen sich weiterhin in einer relativ engen Seitwärtsspanne. Wie nachhaltig die Erholung ist, bleibt abzuwarten, denn es dürfte wohl nicht nur eine gute Entwicklung der Fundamentaldaten gewesen sein, welche die Preise steigen ließ. Unterstützend wirkte vermutlich auch die jüngste Dollarschwäche. Der negative Zusammenhang zwischen Rohstoffpreisen und dem US-Dollar steigt in der Regel gerade in Phasen schneller Währungsbewegungen deutlich an. Dies dürfte denn auch die Spekulanten auf den Plan gerufen haben, denn die Netto-Long-Positionen an den Terminmärkten wurden im Juli wieder etwas ausgebaut. Auf Sicht der nächsten Quartale rechnen wir damit, dass sich die Rohstoffpreise tendenziell mit hohen Schwankungen seitwärts bewegen werden. Die Nachfrage entwickelt sich in vielen Bereichen weiterhin gut, sie zeigt aber am aktuellen Rand keine zusätzliche Dynamik. Auf der Angebotsseite werden zwar in einzelnen Bereichen langsam die Bremseffekte der geringeren Investitionstätigkeit der vergangenen Jahre sichtbar, sie scheinen aber noch nicht auszureichen, um einen nachhaltig stärkeren Preisdruck zu erzeugen. Perspektiven Die Entwicklung der Rohstoffpreise wird langfristig vom Zusammenspiel zwischen physischem Angebot und Nachfrage bestimmt. Bis vor ein paar Jahren wurden die Rohstoffmärkte stark durch die steigende Rohstoffnachfrage in den Schwellenländern aufgrund des wirtschaftlichen Aufholprozesses dominiert. Die bis zur Finanzkrise deutlich gestiegenen Preise haben damals eine Investitionswelle im Rohstoffsektor losgetreten. In dieser Zeit wurden die Produktionskapazitäten bei vielen Rohstoffen sogar so spürbar ausgeweitet, dass nicht nur die steigende Nachfrage problemlos bedient werden konnte, sondern zunehmend Überkapazitäten bei der Rohstoffproduktion entstanden sind. Die Folge war ein über mehrere Jahre herrschender Abwärtstrend der Rohstoffpreise, der nunmehr beendet ist. Das niedrige Preisniveau bewirkte, dass die Investitionstätigkeit abgebremst wurde. In Verbindung mit der anhaltenden Zunahme der globalen Rohstoffnachfrage dürften die Rohstoffpreise also längerfristig wieder steigen. Die Anlageklasse Rohstoffe eignet sich als Beimischung in einem breit gestreuten Portfolio. Allerdings muss beachtet werden, dass bei Investitionen in Rohstoffe starke Preisschwankungen auftreten können. Volkswirtschaft im Fokus Szenarien August / September 2017 Seite 15 Szenarien Basisszenario (Wahrscheinlichkeit: 75 %) • Weltwirtschaft: Etwas höhere Dynamik mit Wachstumsraten von etwa 3,5 %. Emerging Markets-Schwergewichte Russland und Brasilien lassen Rezession hinter sich. • Euroland: Wirtschaft nähert sich in moderatem Wachstumstempo der Vollauslastung. Politische Risiken belasten Stimmung und Investitionsaktivität. Mangelhafte Reformfähigkeit der südeuropäischen Problemländer bleibt bestehen. • Deutschland: Sorgen über die Entwicklung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen halten Unternehmen von größeren Investitionen ab. Allgemeine Verfassung der Volkswirtschaft ist aber noch gut. • Vereinigtes Königreich (UK): EU-Austritts-Votum bringt politische und ökonomische Unsicherheit. Austrittsprozess geht weitgehend geordnet vonstatten. Wachstumserwartungen für UK werden durch zu erwartenden Austritt gedämpft. • USA: Wirtschaftspolitische Pläne der neuen USRegierung sind politisch nur zum Teil umsetzbar. Die Maßnahmen haben stimulierende (Steuersenkungen) wie auch bremsende Effekte (Handelsbeschränkungen, Begrenzung der Immigration), die in der Summe zu anhaltend moderatem Wachstum führen sollten. • Inflation: Euroland nähert sich nur langsam der Vollauslastung der Kapazitäten. Daher bleiben Inflationsraten unerwünscht niedrig. In den USA steigende Inflation dank niedriger Arbeitslosigkeit. • Geldpolitik: Ab 2018 in Euroland langsame Rückführung der Anleihekäufe. Anhaltende ultra-niedrige Leitzinsen in Euroland und Japan. Dynamik der Leitzinserhöhungen der US-Notenbank Fed wird nur langsam höher. • Finanzmärkte: Leichte Verluste an Rentenmärkten angesichts steigender Renditen. Moderate Anstiege der Aktienkurse bei hohen Schwankungen in Euroland, USA und Japan. • Geldanlage: Politische Unsicherheit und damit verbundene Schwankungen an Finanzmärkten machen eine breite Streuung der Geldanlagen und regelmäßiges Sparen sinnvoller denn je. Negativszenario (Wahrscheinlichkeit: 15 %) • Massive Handelsbeschränkungen der US-Regierung sowie Gegenmaßnahmen betroffener Staaten eskalieren zu einem Handelskrieg, der die Welthandelsarchitektur nachhaltig verändern würde. Kurzfristige Folge wäre ein weltweiter Konjunktureinbruch mit negativen Auswirkungen auf die Finanzmarktstabilität. Ein Rückzug der USA aus globaler Verantwortung könnte lokale Krisen schüren. • Aus dem Ruder laufende Inflation führt zu kräftigen Leitzinssteigerungen, was in den Jahren nach 2017 einen konjunkturellen Einbruch und finanzielle Instabilitäten durch rückläufige Aktien- und Anleihekurse sowie Rückgänge bei Immobilienpreisen zur Folge haben könnte. • Euro-kritische Kräfte in einzelnen Ländern bringen Reform- und Anpassungsprozess in Euroland zum Stillstand. Daraus resultierende Verunsicherung könnte eine Rezession und negative Finanzmarktreaktionen auslösen, die den Bankensektor erneut in eine Krise stürzen würden. • EU-Austritts-Prozess in UK erfolgt ungeordnet. Folge wären spürbare Marktverwerfungen in UK und in der EU. • Weitere Ausweitung der Krisen in Syrien und der Ukraine lässt den Ost-West-Konflikt erneut aufleben. • Ausgeprägte und dauerhafte Wachstumsabschwächung in China und anderen großen Emerging Markets mit der Folge einer globalen Rezession. Positivszenario (Wahrscheinlichkeit: 10 %) • Ansteigende weltwirtschaftliche Dynamik ohne größeren Anstieg der Inflationserwartungen. Dies würde den Notenbanken eine sehr behutsame Straffung ihrer Geldpolitik ermöglichen. Die Gesundung der Finanzsysteme schreitet in diesem Szenario zügig mit dem Abbau von Verschuldung voran. • Austritt des Vereinigten Königreichs könnte in der Europäischen Union (EU) einen Reformprozess anstoßen, der in höheres Wachstum und solidere Staatsfinanzen mündet. • Überraschend starke Wachstumsdynamik in den Emerging Markets mit positiver Sogwirkung für globale Wirtschaft. Volkswirtschaft im Fokus August / September 2017 Seite 16 Redaktionsschluss: 07.08.2017 Herausgeber: Chefvolkswirt Dr. Ulrich Kater: Tel. (0 69) 71 47 - 23 81 E-Mail: [email protected] Impressum: https://deka.de/deka-gruppe/impressum Disclaimer: Diese Darstellungen inklusive Einschätzungen wurden von der DekaBank nur zum Zwecke der Information des jeweiligen Empfängers erstellt. 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