Shiatsu in der Begleitung von Traumatherapie

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SHIATSU
&
TRAUMA
Shiatsu in der Begleitung von
Traumatherapie
Broschüre unter
Handout zur
Diplomarbeit von
Mag. Gabriele Radler
und
Dipl. Hara-Shiatsu Praktiker
Harald Reiter
www.hara-shiatsu.at
„Publikationen“
Handout – Shiatsu in der Begleitung von Traumatherapie
Mag. Gabi Radler und Dipl. Hara-Shiatsu Praktiker Harald Reiter
ALLGEMEINER TEIL:
Was ist ein Trauma?
Ein Trauma ist überwältigend, lebensgefährlich, über alle Maßen erschreckend, etwas, das man
eigentlich nicht verkraften kann. Es ist ein Ereignis außerhalb dessen, was der Mensch sonst kennt,
verbunden mit der Überzeugung, dass man es nie verwindet. So schlimm, dass man nachher denkt,
das könne nicht passiert sein – mit enormen seelischen und/oder körperlichen Schmerzen
verbunden.
Psychotrauma wird die Erinnerung einer Person an die Situation eines für sie seelisch
einschneidenden Erlebnisses bezeichnet bzw. der seelische und der körperliche Eindruck, den das
Erlebnis in der Seele der betroffenen Person hinterlassen kann.
Trauma selbst ist keine Erkrankung, aber die damit verbundenen Folgeerscheinungen.
ICD-10 (Glossar und Klassifikationssystem psychischer Störungen)
1991 wurden Belastungsreaktionen nach traumatischen Stress endlich als Erkrankungen eingestuft
und in den ICD-10 aufgenommen.
F43.0 Akute Belastungsreaktion
= eine außergewöhnliche physische oder psychische Belastung
„Die Belastung kann eine überwältigende traumatische Erfahrung einschließlich ernsthafter
Bedrohung der Sicherheit oder körperlichen Unversehrtheit von einem selbst oder einer
geliebten Person(en) oder eine ungewöhnliche plötzliche und bedrohliche Änderung in der
sozialen Stellung und / oder dem sozialen Netz des Einzelnen, wie etwa mehrfacher Verlust
durch Todesfall oder ein Hausbrand, sein.“
F43.1 Posttraumatische Belastungsstörung PTSD (postraumatische Belastungsstörung oder
Posttraumatis Stress Disorder)
„ein belastendes Ereignis oder eine Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit
außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine
tiefe Verzweiflung hervorrufen würde“ (3 Symptomgruppen: Intrusionen, Vermeidung von
Situationen, Orten und Dingen, Hyperarousal = vegetative Übererregung)
F43.2 Anpassungsstörung - Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung
Die in Zusammenhang von Mehrfachtraumatisierungn oder
traumatischen Situationen auftreten
länger
andauernden
F62.0 Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung
 30% aller Betroffenen sind von alleine nach Wochen bis Monate geheilt
20% der Betroffenen, bei denen man eine PTSD diagnostiziert, leiden unter der einfachen
Form; der Rest an der komplexen Form (am häufigsten nach Vergewaltigungen)
25-30% langjährige chronische PTSD
7-10% lebenslang
Etwa 25% der PTSD sind „late onset PTSD“, das bedeutet: Sie haben früh ihren Anfang,
brechen aber erst später, nach einem erneuten extremen Stress aus.
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Mag. Gabi Radler und Dipl. Hara-Shiatsu Praktiker Harald Reiter
Entwicklungsgeschichte:
Sigmund Freud schrieb 1895 in „Studie zur Hysterie“ über die sexuelle Gewalt an einer 18-jährige
mit Panikanfällen und erneutem Trauma. 1896 veröffentlichte er in „zur Ätiologie der Hysterie“ 18
Fallbeispiele: panikartige Symptome als Folge von frühkindlichem sexuellen Missbrauch als Ursache
für Hysterie. Musste aber seine Feststellungen über einen realen weit verbreiteten sexuellen
Missbrauch innerhalb der Familie jedoch unter dem Druck der empörten Öffentlichkeit widerrufen
und die realen traumatischen Erfahrungen zu sexuellen Wunschphantasien seiner hysterischen
Patientinnen erklären. Freud verwarf 1906 die Theorie von Trauma als Ursache der Hysterie. „Es kann
nicht sein, was nicht sein darf“
1920 beschrieb Freud in „Jenseits des Lustprinzips“: Eine traumatische Situation ist dann gegeben,
wenn von außen so starke Erregung auf das ICH einstürmt, dass der Reizschild durchbrochen ist. Das
Ich werde dabei von Außenreizen überschwemmt und die bisher erreichte Anpassung werde massiv
gestört. Der Betroffene versucht die Problematik durch Regression (Rückzug) zu einem früheren
Abwehrmechanismus zu bewältigen, nämlich durch die zwanghafte Wiederholung der traumatischen
Situation. Frauen, die sich an sexuelle Gewalt in der Kindheit erinnerten, lebten lediglich ihren
Wunsch aus, den Vater zu verführen und litten unter einem Penisneid = Ödipuskomplex – Diese
Meinung ist leider teilweise bis heute noch vertreten.
1941 sprach man bei Soldaten des 2. Weltkrieges von einer „Psychoneurose“ = gleichzeitig
körperliche wie seelische chronische Beeinträchtigung nach Traumata.
1945 stellte man bei Kriegsteilnehmer in der USA eine „Gefechtsneurose“ mit Unruhe, Aggression,
Depression, Gedächtnisstörungen, Überaktivität des sympathischen Nervensystems, Konzentrationsstörungen, Alkoholismus, Alpträumen, Phobien, Misstrauen fest.
In der NS-Zeit wurden psychische Beeinträchtigungen als nicht heilbar oder als rassistische
bedingt angesehen. Keine Heilung außer Tod.
Heute: „Survivor Syndrom – Überlebenssyndrom von Holocaustopfer“
70er Jahre durch Feminismus in USA: Opfer von Vergewaltigungen, häuslicher Gewalt und Inzest
weisen ähnliche Symptome wie Kriegsopfer auf. Daher kann man die „Weibliche Hysterie“ und
„männliche Kriegsneurose“ gleichsetzen.
Laut Statistik des deutschen Bundeskriminalamtes aus dem Jahr 2000:
Straftaten gegen sexuelle Selbstbestimmung unter Gewaltanwendung oder Ausnützung eines
Abhängigkeitsverhältnisses:
53,3% gegen Kinder und Jugendliche (meist Mädchen)
56,1% gegen Frauen
1,6% gegen Männer
Ca. 10,5% aller Kinder werden kontinuierlich körperlich misshandelt. Ca. 1,5% der Buben und
ca. 4% der Mädchen vor dem 14. Lebensjahr werden mehrfach sexueller Gewalt ausgesetzt.
Jedes 4. Mädchen und jeder 8. Bub wird sexuell missbraucht, wobei 80% der Täter aus der
Familie stammen.
Nach Vergewaltigung erholen sich höchstens ein Viertel von allein.
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1980 wurde durch Psychoanalytiker Horowitz die Beschwerden der Vietnamkriegsteilnehmer in
DSM-III und ICD aufgenommen „Reaktion auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen“
Schon 1976 bezeichnete er eine „Erfolgreiche Bewältigung“ ist die Fähigkeit, die es ermöglicht ein
Trauma willentlich zu erinnern und in der Lage zu sein, die Aufmerksamkeit auch anderen Dingen
zuzuwenden.
Dank der neuen bildgebenden Verfahren ermöglichte es den Forschern die Vorgänge im Gehirn zu
erkennen, wenn sich ein Mensch an Ereignisse (auch traumatische) erinnert.
Zahlen und Fakten:
Forscher weltweit haben herausgefunden, dass bis zu 75% der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens
eine traumatische Erfahrung machen und dass etwa 25% der Betroffenen eine TraumaFolgeerkrankung (im Denken, Fühlen und Handeln) entwickeln. Fast alle Menschen, die ein
traumatisches Ereignis erlebt haben, zeigen eine starke akute Belastungsstörung und ca. ein Viertel
entwickeln eine posttraumatische Belastungsstörung (PTSD = Post Traumatic Stress Disorder).
Weiters stehen auch psychische Erkrankungen (z.B. Schizophrenie, bipolar affektive Störung,
Psychose) oft in Zusammenhang mit einer vorhergegangen Traumatisierung des Patienten. Wir
haben daher sicherlich mit mehr Traumapatienten in unserer Shiatsupraxis zu tun, als uns bewusst
ist.
Mögliche Traumata:








Vernachlässigung in der Kindheit (körperlich, psychisch, emotional)
körperliche, psychische und/oder emotionale Gewalt
sexualisierte Gewalt (Vergewaltigung) etc.
Krieg, Vertreibung, Folter
Unfälle im Verkehr, am Arbeitsplatz etc.
Verlust einer nahen Bezugsperson insbesondere im Kindesalter oder unerwartet
nach medizinischen Eingriffen
Naturkatastrophen jeder Art
Ereignisse, nach denen besonders schwere Traumareaktionen zu
erwarten sind:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
dauert sehr lange
wiederholen sich häufig
lassen das Opfer mit schweren körperlichen Verletzungen zurück
sind vom Opfer schwer zu verstehen
beinhalten zwischenmenschliche Gewalt
der Täter ist eine nahestehende Person
das Opfer mochte (mag) den Täter
das Opfer fühlt sich mitschuldig
die Persönlichkeit ist noch nicht gefestigt oder gestört
beinhalten sexuelle Gewalt
beinhalteten sadistische Folter
haben mehrere Täter das Opfer zugerichtet
hatte das Opfer starke Dissoziationen
hat niemand dem Opfer unmittelbar danach beigestanden
hat niemand nach der Tat darüber mit dem Opfer gesprochen
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Anzeichen für traumatischen Stress:
(dies sind noch keine Beweise, dass Sie unter traumatischem Stress leiden, aber die Vermutung
könnte nahe liegen)
 plötzliches Auftreten von Angstschweiß z. B. während eines Gespräches und entsprechende
Geruchsentwicklung durch das Schwitzen
 Nachtschweiß, sie erwachen in der Nacht total durchgeschwitzt (aus einem Albtraum)
 Sie sind eher kontaktscheu
 Sie kennen Situationen in denen Sie plötzlich voller Angst sind, ohne dafür eine Erklärung zu
haben
 Sie möchten immer unbedingt alles unter Kontrolle haben, z.B. in einem geschlossenen Raum
immer in Türnähe sitzen
Was geschieht in unserem Gehirn?
Gedächtnissysteme der Stressverarbeitung nach Michaela Huber „Trauma und die Folgen“
Hypophyse
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Normale innere Verarbeitung von äußeren Reizen:
Normaler
Reiz

Limbisches
System

Thalamus

Amygdala

Hippocampus

Thalamus


Sprachzentrum

Vorderhirn
beide
Gehirnhälften
Normalerweise werden Reize, die vom Gehirn aufgenommen werden, im limbischen System zum
Thalamus geleitet, von dort aus zur Amygdala und zum Hippocampus, dann wieder zum Thalamus
zurück zu den beiden Gehirnhälften, dort zu den Sprachzentren und zum Vorderhirn, und so beginnt
eine innere Verarbeitung der aufgenommenen Reize. Das ist das „cool system“.
Verarbeitung eines stressreichen Reizes:
stressreicher
Reiz

Amygdala


Feueralarm
Stresskaskade
wird in Gang
gesetzt
Adrenalin
Noradrenalin
Cortisol
Hippocampus
Limbisches
System
Hypo-thalamus

Stressbremse

Thalamus
superschnell


Hypophyse

Verteidigungshandlung
Sprung aus der
Gefahrenzone!
dauert etwas
länger

wirkt
bremsend

wirkt
bremsend

Amygdala
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Hypothalamus
wirkt
bremsend

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Um einen Reiz als stressreich, „heiß“ zu identifizieren, gibt es einen extrem schnellen
„Temperaturfühler“: eine nur aus einer einzigen Nervenzelle bestehende Schnellverbindung von
Thalamus zur Amygdala, deren Aufgabe es ist „Spitzenwerte“ von Reizen zu identifizieren und Alarm
zu schlagen. Die Amygdala setzt gegebenenfalls den Aktivierungsprozess für neurochemische und
neuroanatomische Schaltungen für Angst in Gang, potenziert auch die Schreckreaktion auf Angst, wie
auch andere unverzügliche Verteidigungshandlungen, sogar noch vor der Aktivierung des
hormonellen Systems.
Von der Amygdala-Erstreaktion ausgehend wird dann die „Stresskaskade“ in Gang gesetzt. Diese
dauert etwas länger, klingt dafür auch erst langsam ab. Alles was als Stress erlebt wird – besonders
akuter Stress -, führt zu einer dosisabhängigen Erhöhung der Cathecholamine (Adrenalin und
Noradrenalin) als auch von Cortisol. Dieses Cortisol dient als „Stressbremse“ und setzt eine negative
Rückkopplungsschleife in Gang: erst wirkt es auf die Hypophyse bremsend, dann auf den
Hypothalamus, den Hippocampus und die Amygdala.
Das Hippocampussystem ist gut vernetzt. Das über die Sinnesreize aufgenommene Material wird
dann vom Hippocampus zum Thalamus und zu den Sprachzentren geleitet und dort mit Zentren der
beiden Großhirnhälften verknüpft, so dass die so genannte raumzeitliche Einordnung des
Geschehens ebenso ermöglich ist, wie darüber zu sprechen und das Ereignis mit der eigene Biografie
zu verknüpfen.
Material aus dem Hippocampus unterliegt auf Dauer durchaus der Verfälschung, da es wieder und
wieder erzählt und „hervorgeholt“ und mit anderen Gedächtnisinhalten verknüpft werden kann.
Ganz offenbar also ist mit Gedächtnisinhalten, die mit dem Selbst-Verständnis verknüpft sind, die
Gefahr verbunden, sich aus „echten Erinnerungen“ mehr oder weniger charmante Lebenslügen zu
basteln.
Verarbeitung eines stressreichen Reizes, wenn ein Mensch unter chronischem Stress
leidet:
Wenn ein Mensch unter chronischem Stress leidet, wird dieses System der Stressbreme geschwächt,
so dass bei akutem Stress einer Erhöhung des Cortisols im Blut festgestellt werden kann, bei
chronischem Stress hingegen eine Erniedrigung des Cortisolspiegels.
Amygdala ist ein erbsengroßer, mandelförmiger Hipposampus ist eine benachbarte größere
Kern im limbischen System, hot system of Struktur, die aussieht wie ein Seepferdchen, cool
memory under stress
system
Feuerwehr; Bekämpft die unter hohem Affekt, Archiv unseres Gedächtnisses
insbesondere (Todes-)Angst stattfindenden
Erlebnisqualitäten, indem sie diese aus der
Verarbeitung herausgreift und sie in den
Hirnregionen
blockiert,
in
die
frisch
hereinkommendes Material gespeichert wird.
Merkmale: fragmentiert, leicht triggerbar, Merkmale:
biografisch-episodischBlockade zu den Sprachzentren, zum Thalamus, narrativ(darüber sprechen können), Vernetzung
zur linken Gehirnhälfte
mit Sprachzentrum, Thalamus und beiden
Gehirnhemisphären
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Subjektive Qualität: „Hier-und-Jetzt“-Erleben, Subjektive Qualität: Erinnerungen gehören zum
vorwiegend affektiv-physiologisch (besonders Selbst sowie zum „Dort und Damals“
mit Angst verbundene, körperlich und
gefühlsmäßige
Erlebnisqualitäten),
ohne
Integration ins Selbst
Ganz anders ergeht es den Erlebnissen, deren mit höchster emotionaler Erregung verbundenen
Inhalten im Amygdala-System gespeichert werden, das gewöhnlich mit dem Hippocampus parallel
arbeitet. Dieses Gedächtnissystem wird ja als „hot system“ oder „Feuerwehr“ oder „implizites
Gedächtnis“ bezeichnet. Implizit deshalb, weil die während hohem Stress vom Amygdala-System
herausgefischten brisanten Erlebnisinhalte (zunächst) nicht integriert, nicht ins biografische
Gedächtnis übergeführt werden. Stattdessen wird das aufgenommene Material und werden die
unmittelbaren körperlichen und seelischen Reaktionen aufgesplittert
.
Bei steigendem Stresspegel wird der „Temperaturfühler“ der Amygdala ausschlagen, es kommt zur
Alarmreaktion. Dadurch wird das Hippocampussystem nach und nach „Ausfälle“ zeigen, das
Amygdala-System hingegen wird – teilweise allein, also ohne gleichzeitige Arbeit des HippocampusSystems – weiter feuern. Dieses Speichern ist aber anders als im biografischen Gedächtnis.
Das seltsame Zusammenspiel von Amygdala und Hippocampus unter extremen Stress wirkt sich
dabei im Gedächtnissystem so aus, dass über die Amygdala vor allem körperliche und emotionale
Reaktionen „konditioniert“ werden, während die bewussten Erinnerungen, die vom HippocampusSystem gespeichert werden müssen, teilweise fehlen, und der Rest nur noch aus Einzelbildern und
kurzen Sequenzen besteht.
Unter traumatischem Stress wird das Hippocampus-System dysfunktional und „schaltet“ sich ab.
Körpereigene Morphine lassen den Menschen „geistig wegtreten  Freeze. Das Amygdala-System
feuert weiter und speichert emotionale und körperliche Reaktionen = peritraumatische Dissoziation
 Fragment. Bis sich beide Systeme gemeinsam um die innerliche Verarbeitung des Geschehens
kümmern können, vergehen Sekunden, unter Umständen aber auch eine sehr viel längere Zeit.
Phasen einer Traumatisierung?
Der „normale Ablauf“:
1. Schockphase: Ohnmacht, Hilflosigkeit, Totstellreflex – alle Reaktionen werden, soweit
möglich, „abgestellt“, man erstarrt förmlich, spürt dabei oft gar nichts mehr. Für manche
Betroffene fühlte es sich an, als würden sie „aus ihrem Körper austeigen“ oder sich
„woanders hindenken“. In der Fachsprache wird dieser Mechanismus Dissoziation (Trennung,
Auslösung, Zerfall) bezeichnet.
2. Einwirkungsphase: Die stärkste Erregung ist meist abgeklungen, dennoch sind die
Betroffenen nach wie vor von den Ereignissen stark in Anspruch genommen. So genannte
„Flashbacks“, die wie blitzartige Rückblenden meist plötzlich und unwillkürlich auftauchen,
wechseln sich ab mit dem Gefühl „gefühlstaub“ zu sein. Gefühle der Ohnmacht und der
Hoffnungslosigkeit, Interessenslosigkeit, Selbstzweifel, Schlafstörungen, Alpträume, Ängste,
erhöhte Schreckhaftigkeit, Gefühle von Entfremdung, Empfindungslosigkeit, Einsamkeit,
Kontaktunsicherheit, Beeinträchtigung der Wahrnehmung, Konzentrations- und
Gedächtnisstörungen.
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3. Erholungsphase: im günstigsten Fall beginnen sich die Betroffenen nach 2 bis 4 Wochen
von ihrem Trauma zu erholen. Das traumatische Erlebnis hat noch eine zentrale Bedeutung,
jedoch kann wieder ein normales Leben geführt werden.
Konnte der Betroffen sich nicht wieder erholen, da oft ein schwerwiegenderes Trauma vorlag, und
halten die Folgeerscheinungen länger an, so spricht man von einer posttraumatischen
Belastungsstörung (PTB oder englisch PTSD). Die üblicherweise zur Verfügung stehenden
Bewältigungsmechanismen eines Menschen sind überfordert, da das traumatische Ereignis
außerhalb der menschlichen Erlebnisskala liegt.
Psychotherapeutische Traumatherapie:
Die psychotherapeutische Therapie ist ein sehr wichtiger Prozess , um das Trauma zu verarbeiten und
die Folgeerkrankungen zu lindern und hilft auch sich selbst und das Trauma zu verstehen. Die
Verarbeitung eines Traumas kann ein sehr langer und schwieriger Weg sein, daher ist es wichtig sich
immer wieder zu Stabilisieren.
3 Phasen:
1. Stabilisierungsphase: nimmt häufig den größten Raum ein. Je besser der körperliche und
seelische Zustand ist, desto eher kann es der Betroffene verkraften, sich mit belastenden
Lebensereignissen zu beschäftigen. Stabilisierung wird immer wieder dazwischen notwendig
sein. Daher kann man auch von 6 Phasen sprechen: Luise Reddemann („Imagination als
heilsame Kraft“) zitiert Arne Hofmann: „Traumatherpie hat sechs Phasen: Stabilisierung,
Stabilisierung, Stabilisierung, Stabilisierung, Traumakonfrontation sowie Integration mit
Trauern und Neubeginn:“
2. Trauma-Konfrontationsphase: Voraussetzung für diese Phase ist daher die Fähigkeit
traumatisches Material zu steuern und sich selbst beruhigen zu können. Oft ist eine
Konfrontation nicht notwendig bzw. nicht sinnvoll. Durch das erneute Durchleben der
traumatischen Erfahrung und der damit verbundenen intensiven Gefühle, kann es auch zu
einer nicht notwendigen Retraumatisierung kommen.
3. Integrationsphase: hat zum Ziel, das Erlebte in seine Lebensgeschichte einzuordnen und
Sinnfragen zu klären. Hier geht es um eine gegenwarts- und zukunftsbezogene
Neuorientierung.
Laufe nicht der Vergangenheit nach und verliere dich nicht in der Zukunft.
Die Vergangenheit ist nicht mehr. Die Zukunft ist noch nicht gekommen.
Das Leben ist hier und jetzt.
Buddhistische Weisheit
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Folgeerkrankungen: (25% der Betroffenen erleiden Folgeerkrankungen)
 Posttraumatische Belastungsstörung: Symptome länger als 4 Wochen bis zu 6 Monaten:
Übererregbarkeit des vegetativen Nervensystems (Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen,
Schlafstörungen, übertriebene Schreckhaftigkeit/Wachsamkeit, somatische Störungen wie
Hyperventilation, Herzrasen, Unruhe, Kraftlosigkeit, Leistungsversagen, Schwitzen, etc)
Vermeidungsverhalten: bei Themen in Verbindung mit Trauma (Orte, Personen, etc)
Wiedererleben des Traumas: Intrusionen (Flashbacks, Albträume)
 Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung: infolge schwerer, anhaltender
Traumatisierung entweder direkt nach dem Trauma oder mit zeitlicher Verzögerung.
Symptome: Depression, Selbstwertmangel, destruktives Verhalten, somatische
Erkrankungen, chronische Dissoziation, Angstzustände, Persönlichkeitveränderungen länger
als über 2 Jahre
Persönlichkeitsveränderungen: veränderte Selbstwahrnehmung (chronische Schuldgefühle,
Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit), verzerrte Wahrnehmung des Schädigers
(Idealisierung), Veränderung der Beziehung zu anderen Menschen (Unfähigkeit zu vertrauen,
Isolation)







Zwangsstörungen, stark kontrollierendes Verhalten
Selbstverletzendes Verhalten
Störung der Sexualität
Angst- und Panikstörungen (27x höhere Wahrscheinlichkeit)
affektive Störungen wie Depression (26x höhere Wahrscheinlichkeit)
Essstörungen (Anorexia nervosa)
Psychosomatische Störungen: Schmerzen, Herzprobleme, Unterbauchschmerzen, Kopfschmerzen, etc.
 Drogen-, Alkohol-, Medikamentenmissbrauch als Versuch der Selbstmedikation
Alkoholabhängigkeit: 28x höhere Wahrscheinlichkeit
 Zwangsstörungen
 Dissoziationen (10-15% chronische Dissoziation nach Trauma) bis hin zu Schizophrenie,
Borderline-Störungen ect.
Sei geduldig mit der ganzen Welt, vor allem mit dir selbst.
Original: "Sé paciente con todo el mundo; pero sobre todo contigo mismo." - San Franciso de Sales
(1567-1622)
Spanisches Sprichwort
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Handout – Shiatsu in der Begleitung von Traumatherapie
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Traumareaktion aus energetischer Sicht:
In einer traumatischen Situation sind Flucht und Verteidigung nicht mehr möglich (no fight- no
flight). Dieser Schutzmechanismus ist außer Kraft gesetzt. Die durch den Schock hochkomprimierte
Energie bleibt im Körper stecken, das Nervensystem ist überlastet. Es findet eine Überwältigung
(Erstarrung) statt. Das ist energetisch gesehen ein Einfrieren der Lebenskraft, abgelöst von
mechanischen Handlungen und verzögerten Reaktionen. Die notwendige Entladung und
Entspannung findet nicht statt, es bleibt eine unnötig hohe Alarmierung. Meist ist auch eine
Abspaltung zwischen Körper, Geist, Gefühlen und Seele erfolgt. Wir haben also extreme energetische
Phänomene oft gleichzeitig vorliegen.
Die Fünf Elemente:
Die Lehre der Fünf Elemente ist in der traditionellen chinesischen Philosophie (Taoismus) verankert.
Diese fünf Elemente – WASSER, HOLZ, FEUER, ERDE und METALL – sind nicht statisch, sondern
unterliegen der ständigen Veränderung und Umwandlung und lassen sich auf die Umwelt und die
Naturgesetze zurückführen. Es handelt sich daher nicht um Elemente im Sinne von Bestandteilen,
sondern um Aspekte eines dynamischen Ablaufs. Sie sind untrennbar miteinander verbunden, sie alle
beeinflussen einander direkt oder indirekt. Jedem Element sind geistige, emotionale und körperliche
Aspekte zugeordnet. Solange alle Elemente harmonisch interagieren ist der Körper gesund. Ist das
Gleichgewicht der Elemente nicht mehr gegeben, ist der Energiefluss gestört und wir werden krank.
Die Aufgabe von Hara-Shiatsu ist es, die schwächeren Elemente zu nähren und die starken als
Ressource zu nützen.
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Handout – Shiatsu in der Begleitung von Traumatherapie
Mag. Gabi Radler und Dipl. Hara-Shiatsu Praktiker Harald Reiter
Das Wasser-Element:
steht für Urvertrauen, Sicherheit, innere Zuversicht, Sinn des Lebens
finden, Entspannung, Regeneration
● Blasen-Meridian: Da weder Flucht noch Kampf möglich waren ist noch immer eine Angst bis
hin zu panischer Angst vorhanden - oft auch ohne äußerlich ersichtlichen Grund. Durch
stabilisierendes Shiatsu versuchen wir die Blockaden zu schmelzen und die Lebenskraft
wieder ins fließen zu bringen.
● Nieren-Meridian: Das Urvertrauen, die Sicherheit versuchen wir dem Klienten
wiederzugeben, wir stellen auch eine Verbindung zum Herzen wieder her. Das WasserElement ist während der gesamten Therapie immer wieder sehr wichtig. Es unterstützt die
Phase der Stabilisierung. Auch körperliche Symptome wie Schmerzen vor allem im unteren
Rücken, Knieprobleme (weiche Knie bei Angst), Antriebsmangel, Müdigkeit, Erschöpfung,
Gedächtnisschwäche, Schlafstörungen etc. können gelindert werden.
Das Holz-Element:
wieder in den Fluss kommen (aus der Immobilität herausführen), sich
bewegen, sich aus der Starre lösen, zulassen negativer Gefühle (Wut,
Aggressionen), Stress-Abbau
● Leber-Meridian: Traumatisierte Menschen sind leicht reizbar. Die Wut und die Aggression
sind unterdrückt oder gar nicht wahrgenommen. Oft werden sie sogar gefürchtet, da sie
einen vollkommen überwältigen können. Aggressionen sind aber an sich nicht schlecht, da
sie auch etwas in Bewegung bringen. Daher ist es wichtig für den Betroffenen diese Gefühle
einmal wahrzunehmen und sie auch dosiert zuzulassen. In der Konfrontationsphase kann
Shiatsu das aktiv unterstützen.
● Gallenblasen-Meridian: Durch die Erstarrung, Hilflosigkeit und Orientierungslosigkeit ist kaum
Bewegung möglich. Aber gerade Bewegung ist wichtig sich aus dieser Angst, Erstarrung zu
lösen, wieder Entscheidungen treffen zu können. Körperliche Symptome im Holzelement:
Kopfschmerzen, Migräne, Sehstörungen, Schulterschmerzen, Druckgefühl im Rippenbogen,
Nervosität, Unruhe, Reizbarkeit, emotionelle Ausbrüche, Menstruationsprobleme (PMS);
Depression etc.
Das Holzelement ist aber auch die Mutter des Feuerelementes und durch die Holzstagnation kann
das Feuer nicht genährt werden.
Das Feuer-Element:
steht für Kommunikation, eigene Identität finden, für
Wiederverbinden von körperlicher und emotionaler Ebene,
Lebensfreude, Spaß, Leidenschaft, Neugierde, Interesse, Intuition
● Herz-Meridian: Bei Trauma wird das Herz stark verletzt – es versetzt einen fast tödlichen
Stich ins Herz. Der Glaube an die Menschheit, die innere Sicherheit ist zerstört. Es ist kaum
möglich Gefühle zuzulassen aus Angst vor neuerlichen Verletzungen. Herzschmerzen,
Herzstechen und Herzrasen zählen hier zu sehr häufigen körperlichen Symptomen. Hier
können wir Shiatsupraktiker Trost und Mitgefühl geben und den Schutz des Herzens wieder
aufbauen.
● Dünndarm-Meridian: Die Erinnerungen an das traumatische Ereignis sind oft lückenhaft,
unverstanden, unverbunden und nicht integrierbar. Gefühle sind unterdrückt und
abgespalten oder treten plötzlich auch wieder als Gefühlsüberflutung auf. Ist dieser Meridian
ausgeglichen, werden die Erinnerungen, die Gefühle und die Gedanken wieder klarer und
integrierbarer. Auf körperlicher Ebene können sich zum Beispiel Nacken.- und
Schulterprobleme bessern.
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● Herzkreislauf-Meridian: Er hat die Funktion das Herz zu schützen. Wenn wir uns innerlich
stabil fühlen, können wir uns öffnen und uns trotzdem geschützt fühlen. Durch das
überwältigende Ereignis ziehen wir uns stark zurück – es kommt zu Isolation und
Beziehungsunfähigkeit.
● Dreifach-Erwärmer-Meridian: Dieser Meridian sorgt für ein gutes Zusammenspiel der Organe,
er bringt die einzelnen traumabedingten Fragmente wieder zusammen. Das Gefühl des
Zerissenseins bessert sich.
In der Lehre der fünf Elemente nährt die Asche aus dem Feuer die Erde.
Das Erde-Element:
steht für Nährendes, Tröstendes, Stabilität, Ausgewogenheit
● Magen-Meridian: Durch das Trauma haben die Betroffenen den Boden unter den Füßen
verloren, nicht ist mehr so wie es war. Durch Shiatsu erlangt der Klient mehr Stabilität,
Zentrierung und kann auch so manches Unverdautes langsam verdauen. Es kommt wieder
Appetit, auch auf das Leben.
● Milz-Meridian: wird durch zu viel Sorgen, Grübeln, Gedankenrasen bis hin zu Depression
geschwächt. Daher arbeiten wir hier aufbauend, tröstend. Körperliche Symptome wie
Essstörungen, Magen-Darm-Probleme, Ödeme, Schwächegefühl bessern sich.
Im nährenden Zyklus der Elemente ist das Erdelement die Mutter des Metallelementes. Ist die Erde
gesund und stark, dann empfindet das Metallelement das Leben als sicher und stabil, Strukturen sind
vorhanden und müssen vom Metallelement nicht künstlich geschaffen werden.
Das Metall-Element:
steht für Kontrolle, Grenzen setzen, Ja zum Leben, Vertrauen in die
eigene Existenz, Möglichkeiten und Talente, Kommunikation
● Lungen-Meridian: Im Schock bleibt einem die Luft weg, durch Angst wird die Atmung flach.
Die Folgen sind oft Atemnot, Asthma. Wichtig ist nicht nur die Einatmung, sondern auch die
Ausatmung, das Loslassen.
● Dickdarm-Meridian: Durch das traumatische Geschehen wurden die eigenen Grenzen
verletzt (körperlich oder seelisch). Die Grenzen sind einem nicht mehr bewusst oder es kann
auch zu Kontrollzwänge (Kontrolle gibt Sicherheit) kommen.
In Shiatsu achten wir ganz bewusst auf diese Grenzen und der Betroffene wird auch
aufgefordert seine zu spüren. Körperliche Symptome des Metallelementes:
Atemwegserkrankungen, Verstopfung, Infektanfälligkeit, Hauterkrankungen etc.
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Mag. Gabi Radler und Dipl. Hara-Shiatsu Praktiker Harald Reiter
DIPLOMARBEITSPROJEKT:
Unsere Erfahrungen in der Begleitung von Traumatherapie:
Traumatisierte Klienten können mit Shiatsu gut unterstützt werden, da wir in Hara Shiatsu keine
Trennung von Körper, Geist und Seele vornehmen. Vielmehr interessieren wir uns für den Zustand
der Energie im gesamten Körper/Geist/Seele-System. Trauma drückt sich immer in verschiedenen
Körperhaltungen und Körperzonen, die in der jeweiligen Situation entstanden sind, aus. Jeder
Traumatisierte repräsentiert diese in seinem Körper. Shiatsu kann helfen, diese Blockaden zu lösen
und den Körper wieder in Neutralstellung zu bringen. Dieses Lösen des Traumas aus dem Körper hilft
beim Loslassen und Verarbeiten des Taumas ungemein und beschleunigt/unterstützt den psychotherapeutischen Prozess.
Shiatsu kann in der Begleitung einer Traumatherapie dazu beitragen,
 Energieblockaden zu lösen, Verbindungen wieder herzustellen und dadurch
energetisch wieder in Fluss zu kommen, die Selbstheilungskräfte neu anzuregen.
 körperliche Symptome wie Rückenschmerzen, Nackenverspannungen, Herzstechen, Herzrasen,
Atemnot, Beklemmungsgefühl in der Brust, Gelenksschmerzen, Kopfschmerzen, verminderte
Beweglichkeit, Magen -Darmprobleme, Appetitstörungen, Essstörungen, starkes Schwitzen
(Nachtschweiß), Sprachschwierigkeiten, erhöhte Krankheitsanfälligkeit zu lindern
 die Alltagsbewältigung zu erleichtern indem durch stabilisierende Körperarbeit die
Übererregbarkeit des vegetativen Nervensystems (erhöhte Alarmbereitschaft) auf ein
gesundes Maß herabsinken kann. Flashbacks, Albträume, Vermeidungsverhalten,
Angstattacken, und Kontrollzwänge können nachlassen.
 positive Ressourcen zu nützen und so erfreuliche Aktivitäten zu unterstützen
 Entscheidungsschwierigkeiten, Unruhe, Reizbarkeit, dissoziative Störungen vermindern
 Depression je nach Fülle- oder Leeremuster in Bewegung zu bringen oder durch Aufbau mit
Energie und Sinn zu füllen
 Körperbewusstsein, Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein und Abgrenzungsfähigkeit zu stärken
 Stattgefundenen Persönlichkeitsveränderungen Raum zu geben für eine positive Entwicklung
(Distanz, Klarheit und innere Ruhe).
 das Gefühl wieder mit sich selbst und der Umwelt verbunden zu sein, zentriert zu sein (Hara
stärken), zu erleben
 emotionale Stabilität, Wohlbefinden, Lebensfreude, Lebensqualität zu verbessern
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Handout – Shiatsu in der Begleitung von Traumatherapie
Mag. Gabi Radler und Dipl. Hara-Shiatsu Praktiker Harald Reiter
Im Rahmen dieses Diplomarbeitsprojektes haben wir gearbeitet mit:
 Menschen mit PTSD aus der freien Psychotherapeutischen Praxis (6 Personen mit bisher 62
Shiatsubehandlungen)
 Menschen mit PTSD – serielle Extremtraumatisierung durch Krieg und Folter (4 Personen
mit bisher 46 Shiatsubehandlungen) in Zusammenarbeit mit dem Verein Hemayat,
Betreuungszentrum für Folter- und Kriegsüberlebende
 Menschen mit psychiatrischen Diagnosen – vorwiegend Schizophrenie – die traumatisches
Erleben in der Anamnese aufweisen (7 Personen mit bisher 62 Shiatsubehandlungen) in
Zusammenarbeit mit dem Psychosozialen Gesundheitszentrum Mödling
 Betreuende Menschen – PsychotherapeutInnen, PsychologInnen, BetreuerInnen,
SozialarbeiterInnen, DolmetscherInnen transkultureller Psychotherapie (10 Personen mit
bisher 122 Shiatsubehandlungen)
Insgesamt wurden in diesem Projekt 292 Shiatsubehandlungen an 27 Personen durchgeführt. Das
kann natürlich nur einen Einblick in diese riesige Thematik geben. Zudem sind Zyklen von 10
Shiatsubehandlungen in der Begleitung von Traumatherapie nicht realistisch. Vielmehr ist hier auch
eine längerfristige Begleitung mit Shiatsu empfehlenswert.
Shiatsu wurde bisher von allen Teilnehmern überaus positiv angenommen und beurteilt
(Auszüge aus Antworten auf einen Abschlussfragebogen):
 Haben sich körperliche Beschwerden durch Shiatsu verbessert?
In allen Fällen „Ja“, wobei teilweise auch andere Therapien gleichzeitig in Anspruch
genommen wurden
 „ja, ich gehe aufrechter, nicht nur körperlich, durchs Leben“
 „ja, die Nackenbeschwerden sind komplett verschwunden“
 „ja, die Beklemmungsgefühle in der Brust haben nachgelassen“
 „ja, ich kann wieder ohne Medikamente schlafen“
 „ja, die sonst wöchentlich auftretenden Schmerzattacken kommen kaum noch vor
und ich kann sie ohne Medikamente aushalten“
 Hat sich durch eine Verbesserung körperlicher Beschwerden auch eine Besserung
seelischer Beschwerden ergeben?
Bis auf eine Teilnehmerin bei allen Teilnehmern „JA“
 „ja, ich bin auch sozial aktiver“
 „ja, trotz hoher Belastung kann ich wieder sehr gut schlafen, fühle mich dem Leben
besser gewachsen, es tut sich sehr viel im Stillen“
 „ja, ich bin wesentlich besser in meiner Mitte“
 „ja, Bewegung macht wieder Freude, ich habe neue Pläne“
 „ja, ich bin wieder in Kontakt mit mir selbst“
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Handout – Shiatsu in der Begleitung von Traumatherapie
Mag. Gabi Radler und Dipl. Hara-Shiatsu Praktiker Harald Reiter
 Glauben Sie, dass die Shiatsubehandlungen für den Psychotherapeutischen Prozess
hilfreich waren?
Alle in Psychotherapie befindlichen Klienten antworteten mit „JA“,
 „ja, die Annäherung auf zwei Ebenen ist sehr vorteilhaft“
 „ja, ich habe meine weibliche Rolle und Mutterschaft ergründet“
 „ja, viel weniger Angst vor der Angst“
 „ja, letzte Woche konnte ich annehmen, wütend zu sein“
 „ja, es haben sich neue Themen ergeben“
 Werden Sie weiterhin Shiatsu in Anspruch nehmen? „ja“, „hoffentlich“, „habe es
angedacht“
Und dann noch ein paar Aussagen weiterer Klienten:
„immer nach Shiatsu geht die Sonne auf“
„ich bin aktiver in sozialen Kontakten geworden, mein Selbstbewusstsein hat sich
verbessert und so bin ich zufriedener“
„Shiatsu hat mir meine Lebensfreude wiedergegeben“
„es ist erstaunlich, ich entdecke mich komplett neu“
Weiters wurden auch betreuende Menschen (PsychologInnen, PsychotherapeutInnen,
SozialbetreuerInnen, DolmetscherInnen psychotherapeutischer Settings) eingeladen, Shiatsu
in Anspruch zu nehmen. Wir haben diese über ihre Erfahrungen mit ihren Klienten sowie ihre
eigenen Erfahrungen befragt. Hier einige Kernsätze aus den Interviews:
Dr. Cecilia Heiss, Psychologin, Geschäftsführerin des Vereines Hemayat (Betreuungszentrum für
Folter- und Kriegsüberlebende) über ihre Erfahrungen mit Shiatsu in der Begleitung von
Traumatherapie:
„Der Körper ist ein wichtiges Thema, die Schulmedizin reicht da nicht aus, die zugefügten
Verletzungen zeigen sich als psychosomatische Reaktionen. Bei psychosomatischen
Schmerzzuständen zeigen sich gute Erfolge mit Shiatsu“.
„…..Manchmal kommt es in der Psychotherapie zum Stocken…………da habe ich auch schon erlebt,
dass dann mit Shiatsu wieder etwas weitergeht“.
Und persönlich: „Abschalten, runterkommen nach dieser Arbeit geht oft sehr schwer, da hilft Shiatsu
absolut“.
Dr. Bibiane Ledebur, Gruppenpsychoanalytikerin, Psychotherapeutin bei Hemayat, ESRA, Caritas:
„Alle Klienten waren hellauf begeistert, sie kamen mit einem Leuchten in den Augen zu mir, wie
herrlich das ist. Ich glaube, dass es ein Riesenschritt für diese Menschen ist, sich angreifen zu lassen.
Ich war überrascht, wie schnell das gegangen ist……“
„……….Shiatsu hilft mir sehr zu mir zu kommen, über Gefühle, auch über Schmerzen. Man kann über
Schmerzen kommunizieren. Aus der Entwicklungspsychologie wissen wir, dass wir uns über das Außen
näher gebracht werden, über die Mutter, und das ist eine Wiederholung. Das empfinde ich ganz stark,
als Begleitung von außen, dass man sich wahrnimmt.“
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Handout – Shiatsu in der Begleitung von Traumatherapie
Mag. Gabi Radler und Dipl. Hara-Shiatsu Praktiker Harald Reiter
Ricarda Perz, Psychotherapeutin mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie: „…..Bei
Kindern und Jugendlichen ist Shiatsu eine Methode wo ich mir vorstellen kann, dass sie ansprechen.
Massagen sind bei Jugendlichen eher heikel, ich kann mir aber vorstellen, dass sie Shiatsu gut
annehmen könnten….“
„Es ist in meiner Arbeit ganz ganz wichtig, dass ich auf mich selber achte. Gesundheit, Belastbarkeit,
nicht zu viel übernehmen, Selbsthygiene. Shiatsu leistet auch einen Beitrag zu meiner Psychohygiene.
Shiatsu ist schon auch so etwas wie eine Reinigung, etwas in Bewegung bringen für mich.“
Mag. Grit Turnowsky, Psychologin (Fachliche Leiterin für Betreutes Wohnen mit Tagesbetreuung für
Menschen mit psychiatrischen Diagnosen im Psychosozialen Gesundheitszentrum Mödling): „Der
menschliche Kontakt statt einer Tablette hat sich bewährt. Das Muster einer hohen Körperspannung
kann man mit Medikamenten dämpfen, mit Körperarbeit kommt dafür der menschliche Kontakt, der
Spannung abbauen kann. Und Shiatsu arbeitet auch an der Struktur, im Gegensatz z.B. zur GrinbergMethode oder zur klassischen Massage.“
„In Kontakt sein, in Kontakt kommen ist sicherlich auch eine Möglichkeit, die sich durch Shiatsu bietet,
eine Erleichterung körperlicher Symptome, besser geerdet zu sein, Kontakt mit dem Boden zu haben.
Und der Körper hat das ganze Leben auch schon mitgemacht, er hat alles gespeichert, auch das
Gesunde, die Ressourcen, mit denen wir arbeiten, die wir aktivieren können.“
MMag. Mascha Dabic (Dolmetscherin, u.a. in psychotherapeutischen Settings): „Ich erlebe Shiatsu
als Rahmen in dem man sich Zeit nimmt, etwas für sich zu tun, weil man als Dolmetscher immer für
andere da ist. Für mich ist es eine Belohnung sich den Luxus zu nehmen für Körper und Gefühle, dass
jemand anderer dafür arbeitet, dass es einem gut geht.
Die Psychotherapie wirft ein Schlaglicht auf das Leiden, aber die Menschen bestehen aus mehr als
dem Leiden, das ist mir bewusster geworden, seit ich „Shiatsuklientin“ bin.“
Worauf ist nun aus unserer Erfahrung im Shiatsu mit traumatisierten
Menschen besonders zu achten? (Auszüge)
Auf die verbale Begleitung
•
•
•
•
•
•
Vorgespräch führen
Klare Grenzen – was ist Shiatsu, was nicht
Arbeitsschritte vorher erklären, um Einverständnis fragen
Wo soll nicht berührt werden
Zum Feedback ermuntern und immer wieder nachfragen
Nachgespräch nach jeder Behandlung – wie hat es sich angefühlt, war etwas aufwühlend etc.
Auf den geschützter Rahmen
•
•
•
•
•
Der Behandlungsraum sollte groß, hoch und hell genug sein
Sichtschutz (Fenster, Paravon falls mehrere Behandler)
Auf die Geräuschkulisse achten
Mit Nähe und Distanz sehr achtsam umgehen, Raum lassen und halten, trotz Nähe
Unverkrampft aber sehr wachsam auf Reaktionen des Klienten eingehen
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Handout – Shiatsu in der Begleitung von Traumatherapie
Mag. Gabi Radler und Dipl. Hara-Shiatsu Praktiker Harald Reiter
Auf die Berührungsqualität
•
•
•
•
Satt berühren, Sicherheit vermitteln, aber gleichzeitig sanft
Keine unbedachten Berührungen (anstreifen,.)
Keine hastigen Arbeitsschritte, anfangs nicht zu dynamisch, Rhythmus ist aber sehr gut
egal was sich dem Praktiker zeigt, anfangs in die Stabilität und den Beziehungsaufbau
investieren, auch wenn es aus shiatsutechnischer Sicht nicht „richtig“ ist
Auf die Rücksichtnahme
•
•
•
auf krankheitsbedingte Unzuverlässigkeit, Verwirrtheit
auf die Tatsache dass ich nicht weiß, was ich im Klienten berühre und dass er das selbst nicht
vorausahnen kann
darauf dass der Klient bestimmte Gerüche, Geräusche, Berührungen etc. mit dem
traumatischen Erleben in Verbindung bringen kann
Keine Erwartungshaltung
•
•
•
in die Arbeit mitnehmen –– nicht wie sonst üblich, dass ein Ergebnis nach einer Stunde oder
nach 10 Stunden erwartet wird - die Begleitung ist das Ziel (Zielformulierung bei rein
körperlichen Beschwerden ist hingegen sehr wichtig, da motivierend)
Die Menschen sind manchmal stark frustriert und nur schwer zu motivieren – Ernährung,
Hausapotheke, Hausübungen
das Ego des Behandlers muss draußen bleiben – das ist hier noch wichtiger als sonst
Alles ist im Fluss:
•
•
•
eine Behandlung kann oft unerwartete Wendungen nehmen, ich muss vielleicht mehrmals
meine Strategie ändern oder zur Stabilisierung zurückkehren
die Befindlichkeit des Klienten kann sich sehr rasch ändern
„Rückschritte“ als zum Prozess gehörig hinnehmen, Die behandelte Person ist nur kurz bei
mir und dann wieder anderen Einflüssen ausgesetzt – ich darf mich nicht wundern, wenn ich
das nächste Mal wieder von vorne anfangen muss
Was kann passieren?
•
•
•
•
Der Klient starrt mich während der ganzen Behandlung an oder starrt ins Leere
Der Klient kann zu zucken beginnen
Der Klient kann zu weinen beginnen
Der Klient kann ein flashback bekommen
Welche Chancen und Risiken sehen wir aus unserer bisherigen Erfahrung in
der Shiatsu-Begleitung einer Traumatherapie:
Chancen:





Verbesserung körperlicher Beschwerden in vielen Bereichen
Neue Hoffnung und damit Dynamik – auch in der Psychotherapie
Frische oder erstmalige Tiefe in der Psychotherapie
Wiedergewinnung des Gefühls, selbst etwas machen zu können
Vertrauen zurückgewinnen können – über die körperliche Berührung kommen wir in Kontakt
mit dem tiefen, noch immer schlummernden Urvertrauen
 Und viele andere mehr, wie bereits erwähnt
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Handout – Shiatsu in der Begleitung von Traumatherapie
Mag. Gabi Radler und Dipl. Hara-Shiatsu Praktiker Harald Reiter
Risiken:
 Der Wunsch nach passiver „Heilung“ kann auftreten
 Abbruch der Psychotherapie, weil im Shiatsu weniger vom Klienten gefordert wird als dies oft
in der Psychotherapie der Fall ist – Rückfall in alte Muster
 Berührung kann zum Problem werden - Die KlientIn kann sich nicht auf die Berührung
einlassen, versteinert, oder versteht die liebevolle Berührung einer Shiatsubehandlung miss.
 Retraumatisierung als mögliche Gefahr
 Erwartungshaltung – Frust: Es können sich sehr schnelle körperliche Behandlungserfolge
einstellen, die Geschwindigkeit der Veränderung lässt dann aber nach bzw. gibt es
„Rückfälle“, die Klienten dann nur schwer nehmen können.
Worauf muss die PraktikerIn achten:
 Auf eine„ liebevolle Abgrenzung“: voll bei der Arbeit sein, aber nicht mit in die Geschichte
des Klienten hineingehen
 Auf die Rollendefinition: Sich nicht in die Rolle des „Retters“ oder „Heilers“ hineinmanövrieren lassen, den Klienten nicht passiv in der Rolle des Empfangenden verweilen
lassen.
 Auf den Fokus: Sich nicht in Symptomen „verlieren“ – die KlientIn kommt vielleicht immer
wieder mit neuen Symptomen
 Auf die respektvolle Haltung: Die KlientIn nicht nur als hilfsbedürftig sehen – respektvolle
Haltung, gesunde Anteile bewusst wahrnehmen
 Auf das Nützen von Ressourcen: nicht etwas „wegmachen“, „wegbehandeln“ wollen,
sondern mit dem Arbeiten, was da ist und so neue Perspektiven schaffen
 Ausdauer: Shiatsu in der Begleitung von Traumatherapie ist „Begleitung“, verbunden mit
langsamen Fortschritten und Rückfälle
Gibt es energetische Auffälligkeiten, die bei vielen Traumaklienten gleich
auftreten?
Ja und Nein, weil wir berücksichtigen müssen:
 Konstitution
 Kondition und Lebensalter zur Zeit des Traumas
 Art der Traumatisierung usw.
 jetzige Lebenssituation
 Lebenssituation während des Traumas
Traumaklienten finden wir in allen Gesellschaftsschichten!!!
Es ist schwierig aus der doch recht überschaubaren Klientenzahl allgemeine Tendenzen abzuleiten.
Wie schon vorher erwähnt zeigen sich aus den unterschiedlichsten Gründen auch unterschiedliche
energetische Muster, wobei vor allem die Konstitution eine maßgebende Rolle spielt. Daher hier nur
einige Beobachtungen, die ein Denkanstoß sein können und eine Aufforderung zur achtsamen
Beobachtung.
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Handout – Shiatsu in der Begleitung von Traumatherapie
Mag. Gabi Radler und Dipl. Hara-Shiatsu Praktiker Harald Reiter
Die 3.Meridianfamilie steht enorm unter Stress
 Der Herzkonstriktormeridian ist panzerartig um den Brustkorb gelegt, Schmerzen im
Rippenbereich, Herzbereich, Rückendiagnosebereich, Hitze usw. sind sehr häufig auftretend.
 Der Gallenblasenmeridian ist vor allem am Unterschenkel und im Nacken- Schulterbereich
sehr stark jitsu, häufig begleitet von Kopfschmerzen oder Migräne
 Der Dreifacherwärmer ist meist am Arm sehr gespannt – Armsteifigkeit, Nackensteifigkeit
tritt auf, der Energiefluss ist unterbrochen.
 Häufig ist ein Leberbuckel vorhanden, wo die angestauten Emotionen gebunkert sind – Wut,
Aggression überwältigen oder noch öfter haben die KlientInnen keine Beziehung zu diesen
Emotionen.
Die Auswirkungen auf die erste und zweite Meridianfamilie sind recht unterschiedlich
ausgeprägt.
Auffallend in der ersten Meridianfamilie ist, dass die Lungenenergie und mit ihr der Po überraschend
häufig stark ist. Speziell bei den Kriegsopfern ist aufgefallen, dass sie einen sehr starken Lebenswillen
haben. Der Dickdarmmeridian ist in allen Fällen enorm unter Spannung, die Nackengegend ist sehr
hart, fast immer schmerzhaft und wenig beweglich. Häufig ist der Kopf der KlientInnen stark
eingezogen, es „fehlt der Hals“.
Die Magenenergie wird in vielen Fällen vom aufsteigenden Leberyang mitgerissen, die Milz ist
schwach, Gebärmuttersenkungen, Ödeme, Krampfadern begegneten uns häufig.
Auffällig ist auch, dass sich bei den meisten, von uns behandelten, traumatisierten Frauen die
feststeckende Energie des Traumas in Unterleibsproblemen wie Zysten, Myomen,
Eileiterverengungen etc. äußern.
In der zweiten Meridianfamilie begegneten wir in den meisten Fällen einer Unterbrechung der
Feuer-Wasser-Achse. Besonders auffallend war der fehlende Ausdruck des Shen in den Augen der
meisten TraumaklientInnen. Die Herz- und Herzkonstriktorzone am Rücken ist häufig sehr heiß,
wobei die Herzenergie selbst eher schwach ist. Die meisten, der von uns behandelten
TraumaklientInnen litten unter zeitweiser Verwirrung. Der Dünndarmmeridian ist am Brustpanzer
beteiligt und schützt mit dem Blasenmeridian gemeinsam als äußerste der 6 Schichten vor den
traumatisierenden Einflüssen. Das Nervensystem, zu dem der Blasenmeridian im Verlauf entlang der
Wirbelsäule eine enge Beziehung hat, ist in ständiger Bereitschaft und daher unter ständiger
Spannung. Entsprechend leidend ist die Nierenenergie.
Wie haben wir behandelt?
Der Erste Schritt ist Vertrauen schaffen, Entspannung möglich machen, Zeit lassen!!!!
•
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•
•
•
•
Viel Zeit haben wir in die Füße investiert, in die Ankerung,
Haben über Gelenke Verbindungen hergestellt, Extremitäten mit dem Rumpf
verbunden,
Energie ins Fließen gebracht,
auch über viel Arbeit an den Händen die „Hand“lungsfähigkeit wieder hergestellt.
Die Mitte stärkend, immer wieder ankernd,
schonend, keinesfalls zu „wollend“ arbeiten (Gefahr der Retraumatisierung) dann
individuell tiefer gehen,
auf das konzentrieren, was sich jetzt zeigt, ist aus unserer Sicht ein guter „Fahrplan“.
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Handout – Shiatsu in der Begleitung von Traumatherapie
Mag. Gabi Radler und Dipl. Hara-Shiatsu Praktiker Harald Reiter
Wie war die Zusammenarbeit mit den PsychotherapeutInnen?
Diese hat sich sehr unterschiedlich gestaltet.
Manche Psychotherapeuten haben Klienten vermittelt, wollten dann aber keine weitere
Zusammenarbeit, andere waren begeistert, es hat einen, vom Klienten erlaubten, Austausch gegeben
und daraus ist dann auch der größte Nutzen für die Klienten entstanden. Andere Psychotherapeuten
haben Berührungsängste mit Körperarbeit. Und dazwischen liegt ein weites Feld.
Bei Traumaklienten aus der freien Praxis haben wir festgestellt, dass diese oft von sich aus keine
Verbindung von Psychotherapeut und Shiatsupraktiker wünschen. Die Kriegsopfer hingegen konnten
am meisten profitieren, da diese durch ihre Offenheit sehr viel Dynamik in die Psychotherapie
mitnehmen konnten.
Insgesamt hat die Zusammenarbeit recht gut funktioniert, wobei sicherlich noch auf beiden
begleitenden Seiten, sowohl der psychotherapeutischen wie auch der körperarbeitenden, ein großer
Bedarf an Offenheit, damit aber auch ein großes Potential, gegeben ist.
Hier einige Aussagen von PsychotherapeutInnen über die von ihnen beobachtete Auswirkung der
Shiatsubegleitung:
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Die Annäherung auf 2 Ebenen ist sehr vorteilhaft
Die Klientin wurde aufmerksam auf körperliche Beschwerden, die sie jahrelang erfolgreich
verdrängt hatte.
Der Klient konzentrierte sich mehr auf seine körpersymptomatischen Phänomene.
Die Klientin konnte ihre Mutterschaft ergründen.
Die Klientin konnte sich besser abgrenzen und mit der eigenen Kraft besser in Verbindung
treten.
Shiatsu hat eine stabilisierende Wirkung.
Folie 6.1
Vorweg: Peter Itin rechnet in seiner Beschreibung von Shiatsubegleitung in der Psychotherapie mit
mindestens 10 mal Shiatsu nur für den Beziehungs- und damit Vertrauensaufbau. Diese Zeit hatte
ich im Projekt nicht. Daher sind die nachfolgenden Ausführungen relativ zu sehen.
- Verbesserung des Allgemeinbefindens in recht kurzer Zeit möglich, dadurch Besserung der
psychischen Befindlichkeit und bessere Zusammenarbeit mit den PT – körperliche
Verbesserung aber durch instabilen psychischen Zustand auch immer wieder kippbar
Begleitende Maßnahmen zu einer Shiatsu Behandlung:
Allgemein hilfreich Tipps:
1.
Bewegung: Gerade wenn Sie sich in einer Phase der Erstarrung, Angst und Hilflosigkeit
befinden oder bei Flashbacks, ist es wichtig, sich zu bewegen. Hier reichen oft schon ein paar
Schritte an der frischen Luft. Regelmäßige leichte körperliche Bewegung – wie
Spazierengehen, Nordic Walking, Radfahren oder Schwimmen bringen den Lebensfluss
wieder in Schwung. Bei starken Aggressionen helfen eher Sportarten, wo man ins Schwitzen
kommt und seine Wut ausleben kann – wie Boxen oder andere Kampfsportarten. Auch laut
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Handout – Shiatsu in der Begleitung von Traumatherapie
Mag. Gabi Radler und Dipl. Hara-Shiatsu Praktiker Harald Reiter
Schreien bringt schon Erleichterung. Aber: nicht jede Form der Bewegung passt zu jedem
Energiemuster! Ihre ShiatsupraktikerIn berät Sie gerne.
2.
Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung aus viel Gemüse, Obst, Getreide und
Hülsenfrüchten und wenig Fleisch oder besser Fisch ist empfehlenswert. Aufputschende
Getränke wie Kaffee, Tee oder Energy-Drinks und Alkohol sollten vermieden werden, da sie
zu noch mehr Unruhe und Schlaflosigkeit führen. Die Speisen sollten unbedingt warm und in
Ruhe gegessen werden. Der Genuss sollte dabei nicht fehlen! Für jeden Menschen gibt es
aber spezielle Nahrungsmittel - dem Energiemuster entsprechend – die für seine
Ausgeglichenheit gut tun.
3.
Achten sie auf eine gute Atmung: Atmen Sie nur über die Nase ein und aus. Ihr Atem sollte
sanft und leicht einfließen und sowohl den Brustkorb als auch den Bauch füllen/heben.
Besonderer Augenmerk sollte jedoch auf ein vollständiges Ausatmen (= Loslassen – nicht nur
des Atems) gelegt werden. Beim Einatmen zählen Sie bis 4, beim Ausatmen bis 8. Mit einiger
Übung kann man sich mit dieser einfachen Atemtechnik gut beruhigen und der Körper wird
gut mit Sauerstoff versorgt.
4.
Information: Gerade bei Traumafolgeerkrankungen – welche sehr komplex sind - ist es
besonders wichtig, gut informiert zu sein. Denn Information/Wissen gibt Ihnen Sicherheit.
Fragen sie ihren Psychotherapeuten oder Psychiater.
Weiterführende Bücher sind zum Beispiel:
von Michaela Huber „Trauma und die Folgen“ und „Wege der Traumabehandlung“
oder von Luise Reddemann „Eine Reise von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt.
„Seelische Kräfte entwickeln und fördern“ oder „Trauma. Folgen erkennen, überwinden und
an ihnen wachsen“. Sie werden sich sicher jetzt denken, das ist viel zu viel, ich kann mir das
alles sowieso nicht merken. Das stimmt, aber mit der Zeit bleibt einiges hängen und man
sucht sich nur das Wesentliche für sich heraus – ohne Druck.
Für traumatisierte Klienten gibt es spezielle Übungen/Imaginationen nach Luise Reddemann
in ihrem Buch „Imaginationen als heilsame Kraft. Zur Behandlung von Traumafolgen mit
ressourcenorientierten Verfahren“ – Fragen Sie Ihren Psychotherapeuten danach.


5.
Notfallmaßnahmen: Diese sind sehr wichtig! Wie hole ich mir Hilfe?
 Wen kann ich anrufen, mit wem kann ich reden.
 Notadressen:
Sozialpsychiatrischer Notdienst Wien:
Fuchsthaller Gasse 18, 1090 Wien
01/31 330 oder
AKH: Psychiatrische Ambulanz
Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien
01/40 400
6.
Bei dissoziativen Zuständen: an einer stark riechenden Substanz (z.B. ätherisches Öl) riechen,
kaltes Wasser ins Gesicht spritzen, sich zwicken, sich ins Hier und Jetzt zurückholen – welcher
Tag ist heute, wo bin ich?
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Handout – Shiatsu in der Begleitung von Traumatherapie
Mag. Gabi Radler und Dipl. Hara-Shiatsu Praktiker Harald Reiter
Das schlimmste ist,
wenn man sich selbst vergisst.
Chinesische Weisheit
Einfache, praktische und sehr
Shiatsubehandlungen können sein:
wirksame
„Hausübungen“
zwischen
den
1.
Am Stock gehen: Nehmen Sie dafür ein Rundholz, es kann auch ein Besenstiel sein, und
marschieren Sie darauf herum, am besten barfuß. Damit beleben Sie nicht nur die Fußflächen
sondern auch Meridiane und Reflexzonen, entspannen Organe und Muskeln, den Nacken
und die gesamte Wirbelsäule. Vor allem aber, im Zusammenhang mit Trauma, bringt Sie
diese Übung ins Hier und Jetzt, denn mit ziemlicher Sicherheit haben auch Sie
Energieblockaden an den Fußflächen, deren Auflösung mit einem gewissen Wohlschmerz
verbunden ist.
2.
Gehmeditation
Nehmen Sie sich dafür am Anfang 15 bis 20 Minuten Zeit. Alles was Sie brauchen ist ein
ruhiger Platz mit 10 bis 15 Schritten Länge. Sie begeben sich an den Beginn dieser Strecke,
stehen still, Füße schulterbreit parallel stehend, senken den Blick ca. 2 Meter vor sich auf den
Boden, defokussiert, und spüren den Kontakt der Füße mit dem Boden, die Hände können
seitlich hängen. Richten Sie Ihre ganze Aufmerksamkeit darauf, ruhig zu stehen und machen
Sie sich all Ihre Körperempfindungen bewusst. Dann beginnen Sie bewusst zu gehen. Sie
nehmen das Heben, das Vorwärtsbewegen und das Senken des einen Fußes wahr, dann das
des anderen Fußes. Am Ende der Strecke halten Sie inne, drehen um und nehmen wieder
bewusst die Erdverbindung im Stehen wahr, bevor Sie weitergehen. Wenn Ihre Gedanken
stark wandern, können Sie auch zwischendurch stehenbleiben und sich sammeln. Bei dieser
Übung geht es nicht darum, irgendwo hinzukommen, sondern genau da zu sein, wo Sie sind.
Und das ist das Wesen der Meditation. Wenn Sie ruhiger geworden sind können Sie mit
Atemmeditation im Sitzen fortfahren oder diese anstatt der Gehmeditation praktizieren.
(„Meditation für Anfänger“, Jack Kornfield, CD und Buch).
3.
Bodyscan nach Jon Kabat-Zinn (Stressklinik, University of Massachusetts)
Vorbereitung: Ziehen Sie sich in einen ruhigen Raum zurück. Legen Sie sich in bequemer
Kleidung auf eine Matte, unter Kreuz und Kniekehlen eine zusammengerollte Decke, sodass
Sie mit dem ganzen Körper entspannt aufliegen. Schließen Sie die Augen.
Die Übung:
1. Fühlen Sie bei jedem Ein- und Ausatmen das Heben und Senken der Bauchdecke. Lassen
Sie sich etwas Zeit, um Ihren Körper von Kopf bis Fuß zu erspüren, als ein von der Haut
umhülltes Ganzes.
2. Richten Sie die Aufmerksamkeit auf den linken Fuß: Stellen Sie sich vor, dass Sie bis in die
Zehen „hinein atmen“. Nun spüren Sie alle Empfindungen und Spannungen in Ihren Zehen:
sind sie warm, kalt, beginnen sie plötzlich zu jucken, fühlen sie sich dick an... Wenn Sie nichts
spüren, dann spüren Sie eben nichts. Was immer auftaucht, ist in Ordnung und wird einfach
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Handout – Shiatsu in der Begleitung von Traumatherapie
Mag. Gabi Radler und Dipl. Hara-Shiatsu Praktiker Harald Reiter
nur wahrgenommen. Dann stellen Sie sich vor, dass Sie mit dem Ausatmen alle Gefühle und
Spannungen auflösen.
3. Auf diese Weise gehen Sie zu den Sohlen, der Ferse, dem Rist und Fußgelenk ..., während
Sie in jeden Bereich hinein- und wieder hinaus atmen und auf alle auftauchenden
Empfindungen achten. Alles, was an Gefühlen und Empfindungen auftaucht, wird registriert
und mit dem Ausatmen wieder losgelassen.
4. Sobald Sie merken, dass Sie mit den Gedanken abschweifen, holen Sie sie zum Atem und
zur jeweiligen Körperregion zurück.
5. Auf diese Weise wird der ganze Körper sanft mit Aufmerksamkeit und Atem „abgetastet“:
linker Fuß bis hinauf zum Becken, rechter Fuß bis zum Becken, dann Gesäß und Bauch,
Vorderseite und Rücken, linke Hand bis zur Schulter, rechte Hand bis zur Schulter, Nacken,
Hals, Kopf und Gesicht.
6. Am Ende eines „Durchgangs“ wird sich ein tief entspannter und gelöster Zustand eingestellt haben. Verweilen Sie noch einige Zeit darin und beenden Sie die Übung nicht abrupt.
Jon Kabat-Zinn, „Stressbewältigung durch die Praxis der Achtsamkeit“; O.W.Barth Verlag,
„Mindfulness with Jon Kabat-Zinn“ Videoclip auf Youtube
Es gibt viele weitere Entspannungstechniken wie Meditation, Entspannung nach Jacobson,
Autogenes Training etc. Ihre ShiatsupraktikerIn kann Ihnen gerne weiterhelfen.
4. Meridiandehnübungen nach Masunaga – darüber lassen Sie sich bitte von Ihrer Praktikerin,
ihrem Praktiker informieren. Empfehlenswert ist auch das Buch: „Shiatsu für Anfänger“ von
Wilfried Rappenecker, in dem diese Übungen detailliert erklärt werden.
5. Ein Freude-Tagebuch führen: Meist liegt es in unserer Gewohnheit, unsere Aufmerksamkeit
auf jene Dinge im Leben zu lenken, die nicht so sind, wie wir sie haben wollen. Eine gute
Übung, seine Achtsamkeit auf die schönen Ereignisse des Lebens zu lenken ist, ein FreudeTagebuch zu führen. Schreiben Sie für ein paar Wochen oder besser noch für eine längere
Zeit jeden Abend vor dem zu Bett gehen auf, was Ihnen der Tag für positive Erlebnisse
verschafft hat. Sie werden mit Staunen feststellen, dass Ihr Leben positiver ist, als Sie
denken. Dadurch, dass Sie sich mit den positiven Ereignissen in Ihrem Leben beschäftigen,
ändert sich Ihre Sichtweise und mehr Positives kann in einem neuen Raum entstehen.
6. Seien Sie lieb zu sich selbst und haben Sie Geduld mit sich!
7.
Mungbohnen-Reis-Kur senkt Hitze ab, beruhigt, stärkt die Nieren, zu finden auf
http://www.yoga-infos.de/mungbohnen.htm
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Handout – Shiatsu in der Begleitung von Traumatherapie
Mag. Gabi Radler und Dipl. Hara-Shiatsu Praktiker Harald Reiter
Unsere Leiden und Wunden werden nur geheilt,
wenn wir sie voller Mitgefühl berühren.
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