Heinz Zielinski Management im öffentlichen Sektor

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Heinz Zielinski
Management im öffentlichen Sektor
Heinz Zielinski
Management im
öffentlichen Sektor
Leske + B udrich, Opladen 2003
Gedruckt auf alterungsbeständigem und säurefreiem Papier
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Ein Titeldatensatz für die Publikation ist bei
Der Deutschen Bibliothek erhältlich
ISBN 978-3-8100-3169-3
ISBN 978-3-322-99654-1 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-322-99654-1
© 2003 Leske + Budrich, Opladen
Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. lede Verwertung
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Satz: Leske + Budrich, Opladen
"Bürokratie, ein Beamtenthum, eine Schreiberherrschaft, welche umso unerträglicher wurde, je häufiger sich Personen darunter bemerkbar machten, deren Horizont selten über die Aktenstösse der Kanzleistube hinausreichte, und die vom
wahren bürgerlichen und öffentlichen Leben einen sehr beschränkten Begriff haben. Solche Bürokratie ist umso gefährlicher, je mehr die sonst gewöhnliche collegialische Geschäftsbehandlung beschränkt, und den Büro-Chefs neben der
Herrschaft seiner Diener oft auch ungemessene Gewalt über den Staatsbürger in
die Hände gegeben ist."
E.F.L. Hoffmann
Vollständiges politisches Taschenwörterbuch, MünchenlGütersloh 1981, S.28
In ganz besonderem Ma8e danke ich Frau Dipl. Kauffrau Jana Könecke
für ihre weiterführenden Hinweise und ihr gro8es Bemühen zur Erstellung eines gut les baren Textes.
Inhalt
Vorwort ..............................................................................................
11
1.
Public Management: Bedarf und Bedeutung .. ............... .......
13
1.1
1.2
1.3
1.4
1.5
1.6
1.7
1.8
Tradierter Verwaltungsstaat im Wandel....................................
Neues Paradigma: Public Management .....................................
Institutionen im öffentlichen Sektor ............................... ...........
Beispiel Sozialpolitik ...... .... ............... .... .............. ... ............. ......
Beispiel Sportpolitik .......... ...................................... ..................
Beispiel Kulturpolitik .. ...... ............. ........... ........... .............. .......
Zusammenfassung ................. ........................................ ............
Schlüsselwörter ..........................................................................
13
17
22
26
31
35
39
40
2.
Rahmenbedingungen für das Management im
ötTentlichen Sektor .................................... .......... ... .............. ....
43
2.1
2.2
2.3
2.4
2.5
2.6
2.7
2.8
2.9
Anforderung: "Dienstleistungsorientiertes Management" .........
Anforderung: "Gesellschaftliche Komplexität" .........................
Globalisierung und Regionalisierung ...... ....... ........... ................
Europäisierung und Denationalisierung .... ....... ... .......................
Paradigma: Neue Beweglichkeit ................................................
Produktionsfaktoren der Zukunft: Arbeit und Wissen ...............
Ordnungsmodell der Zukunft ........... ....................... ........... ........
Zusammenfassung .....................................................................
Schlüsselwörter ..........................................................................
43
46
48
50
52
53
55
55
56
3.
Der ötTentliche Sektor: System und Subsysteme ...................
59
3.1 System und Subsysteme ............................................................
3.2 Akteure im System ..................................................... ...............
3.3 Gemeinsames Paradigma: Öffentliche Verantwortung ..............
59
63
70
3.4 Zusammenfassung .....................................................................
3.5 Schlüsselwörter ..........................................................................
4.
Herausforderungen an das Management im ön'entlichen
Sektor ........................................................................................
73
73
77
4.1 Entlehnung: Management im privaten Sektor ........................... 77
4.2 Management im öffentlichen Sektor: eine elementare Identität? 88
4.3 Öffentliche Einrichtungen als Lernende Organisationen und
Offene Systeme .......... ....................................................... ......... 93
4.4 Kooperatives und integratives Management .............................. 96
4.5 Zusammenfassung ..................................................................... 100
4.6 Schlüsselwörter .......................................................................... 100
5.
Wirkungsorientiertes SteuerungsmodeU für den
ön'entlichen Sektor ................................................................... 105
5.1 Leistung und Öffentliche Verantwortung ..................................
5.2 Vom Bürokratiemodell zum outputorientierten
Leistungsmodell .........................................................................
5.3 Steuerungsmodell im Dienst der Wirkungsorientierung ............
5.4 Entscheidungskriterien für eine wirkungsorientierte
Institutionenwahl ........................................................ ..... ..........
5.5 Zusammenfassung .....................................................................
5.6 Schlüsselwörter ..........................................................................
6.
109
113
119
124
124
Management in ön'entlichen Verwaltungen .......................... 127
6.1
6.2
6.3
6.4
6.5
6.6.
Konzeptionelle Herausforderungen ...........................................
Stellenwert der öffentlichen Verwaltung ............ .......................
Verwaltung im Umbruch ...........................................................
Politische Steuerung ..................................................................
Steuerungssubjekt und -objekt ........ ........................ ...................
Entscheidungskriterien für ein Management der
Institutionen ...............................................................................
6.7 Zusammenfassung .....................................................................
6.8 Schlüsselwörter ..........................................................................
7.
105
127
134
138
145
148
154
162
163
Management im ön'entlichen Unternehmenssektor .............. 167
7.1 Wettbewerb als Innovationstreiber ...............................................
7.2 Beispiel Krankenhaus .............................. ............................ ......
7.3 ZwischenSkyllaundCharybdis? ..............................................
7.4 Interne und externe Unternehmenssteuerung .............................
167
170
175
176
Inhalt
9
7.5
7.6
7.7
7.8
Beteiligungsmanagement...........................................................
Betätigungsfelder öffentlicher Untemehmen .............................
Zusammenfassung.....................................................................
Schlüsselwörter ..........................................................................
179
184
186
187
8.
Management im Dritten Sektor .............................................. 191
8.1
8.2
8.3
8.4
8.5
8.6
8.7
Begriffe, Grundlagen, Herausforderungen ................ ................
Managerielle Anpassungsprozesse .... .......... .......... .......... ..........
Management-Defizite ................................................................
Management-Potenziale ............................................................
Gemeinsame Managementphilosophie aus Sicht der NPO ........
Zusammenfassung .....................................................................
Schlüsselwörter ..........................................................................
9.
Public Management - Gleichklang und Chancen ...... ........... 215
9.1.
9.2
9.3
9.4
Funktioneller Gleichklang der Managementerfordemisse .........
Kemelemente des Öffentliche-Sektor-Modells .........................
Implementierungsprobleme .......................................................
Erfolgsschlüssel: Ressource Mensch .........................................
191
194
199
203
206
211
212
215
218
220
224
Abbildungsverzeichnis ..... .... ........ ................. ........ ........... ....... ........... 227
Tabellenverzeichnis ........... .... ......................... ....... ........... ........ .......... 229
Literatur und Quellen ......................................................................... 231
Vorwort
Der vorliegende Band "Management im öffentlichen Sektor" impliziert
mit seiner Themenstellung ein wachsendes MaB an Annäherung zwischen
den Institutionen der öffentlichen Verwaltung, der öffentlichen Unternehmen und der Nonprofit Organisationen. Dieser Prozess der Angleichung vollzieht sich wesentlich beim Management der Einrichtungen, ihren ergebnisorientierten Leistungen und Steuerungen. Der ausschlaggebende Grund für den Prozess der Angleichung liegt im gesellschaftlichen
Druck, mehr Effizienz und Effektivität in den Leistungserstellungsprozessen zu erzielen. Der Einsatz von Ressourcen nach definierten Zielen
unter Beachtung der tatsächlichen Wirkung des Handeins sind aus der
Sicht organisationsinterner und -extemer Erfordernisse gefragt. Längst
sind damit auch die Formen öffentlicher Aufgabenwahrnehmung thematisiert; Insofern liegt dem Band ein gemeinsames Grundverständnis zugrunde, ohne allerdings - und dies ist zu unterstreichen - die Identität der
Institutionen im öffentlichen Sektor aufzuheben. Daher setzt der Band
durch seine Rezeption auf Anregungen aus dem Spannungsverhältnis von
Verflüssigung und Bewahrung der Identitätsgrenzen.
Heinz Zielinski
Juni 2002
1. Public Management: Bedarf und Bedeutung
In diesem Kapitel sollen Sie auf dem Hintergrund kritischer Befunde zum
Verwaltungsstaat den Prozess der Annäherung der Institutionen im öffentlichen Sektor und daran anschlie8end Grundelemente des Neuen Public Managements kennenlemen. In einem ersten Zugang wird das Verständnis vom Public Management anhand der Politikfelder "Soziales",
"Sport" und "Kultur" dem Leser näher gebracht.
1.1 Tradierter Verwaltungsstaat im Wandel
"Wirksame Kostensenkung in der Sozialhilfe. Der Landkreis Ebersberg konnte
mit Organisationsänderungen die Kosten senken"!\
"Öffentliches Energiesparen macht deutschlandweit Schule 2oo0,,!2
"Flexible Arbeitszeiten erhöhen die Qualität. Arbeitszeitstrukturierung bei der
Bezirksregierung Lüneburg,,!3
"Von der Vision zur Realität. Die Managementorientierung der steirischen Landeskrankenhäuser" !4
"Stadtwerke sind auf dem Weg zum modernen Dienstleister,,!5
"Public Private Partnership im Entsorgungsbereich. Fallbeispiel: Privatisierung
der Bremer Entsorgungsbetriebe,,!6
"V on der bürokratischen Steuerung zum New Public Management"!?
"Wir müssen kundennahe Tätigkeiten aufwerten,,!8
"e-Government - Der Weg ist das Ziel".9
1
2
3
4
5
6
7
8
Keiler, B. 1999: 33ff.
Kommunalwirtschaft 2000: 23ff.
Gossen, K. 1999: 16ff.
Sudy, R. A. 1999: 85ff.
Schöneich, M. 2000: 20ff.
Kelling, O. 1999: 20ff.
Budäus, D. 1998: 3ff.
Bsirske, F. 2001: 6.
14
Public Management: Bedarf und Bedeutung
Diese knappe Auswahl an Schlagworten aus einschlägigen Zeitschriften
oder Monographien wirft Blitzlichter auf die Entwicklung des öffentlichen Sektors seit Beginn der 90er Jahre: eine Entwicklungsphase, die als
Grundlage für den vorliegenden Band dient und daher hauptsächlich näher beleuchtet wird. Das Jahrzehnt des Umbruchs in den unterschiedlichen Einrichtungen des öffentlichen Sektors - wie die letzte Dekade des
20. Jahrhunderts auch bezeichnet werden kann - beruht im Kern auf dem
sich wandeinden Staat (hier noch als Zusammenfassung von Bund, Ländern und Gemeinden) im Sinne der Einheit von Politik und Verwaltung.
Die wesentliche Staats-Kritik richtete sich dabei von Beginn an auf die
administrative Ebene, Deregulierung und Entbürokratisierung sind wichtige Symbolbegriffe für den Wandel geworden. Umfang und Intensität
der öffentlichen Dienstleistungen, der Einsatz moderner Technologien,
die Vernetzung verschiedener Ebenen des öffentlichen Dienstes, Veränderungsdruck auf das Tarif- und Dienstrecht sind Problembereiche, die
das Spektrum des Wandels andeuten.
Lassen Sie uns zunächst kurz zurückblicken und damit auch pauschaier Kritik am bürokratischen System entgegentreten. Wir wissen,
dass dieses bürokratische System in seiner Ausbreitungsphase im 19. und
20. Jahrhundert ei ne befreiende Wirkung in der Gesellschaft hatte, da es
vor Willkür, Tyrannei, Ungerechtigkeit und Ungleichheit des FeudalstaateslO schützte. Das bürokratische System als Kern des modernen
Staatswesens ist gekennzeichnet durch:
Prinzipien formaier Gleichheit,
Einbindung aller Beschäftigten in eine feste Amtshierarchie,
Zuordnung von Kompetenzen entlang der Hierarchie,
Anbindung der Qualifikation an die Hierarchie,
Entscheidungen nur auf der Grundlage der Hierarchie.
Dieses bürokratische System, das wir auch als Weberschen Herrschaftstypus kennen, hat mittlerweile seine positiven, emanzipativen Funktionen
weitgehend eingebüBt. Es hat sich im Verlauf der Jahrzehnte - trotz aller
Reformen - in seiner Orientierung an sich selbst, der eigenen Existenzsicherung, nicht wirklich geändert und dadurch für es typische Defizite
hervorgebracht:
9
10
Langkabel, T. 2000: 6.
Der Feudalstaat beruht auf einer Herrschaftsform, die auf dem Grundbesitz aufbaut.
Fürst ader Kirche gaben Grundbesitz als Lehen (fendum) an einem Grundherren weiter, der mit der Nutzung des Bodens auch über die auf diesem Boden ansässigen Bauem und Arbeiter herrschte.
Tradierter Verwaltungsstaat im Wandel
15
Die Vorherrschaft bürokratischer, binnenorientierter Steuerungsinstrumente im Rahmen eines unklaren Leistungsauftrags hat eine typische Managementlücke entstehen lassen.
Hierarchie und Arbeitsteilung, Regelhaftigkeit ohne Effizienz haben
den Organisationstypus "Öffentliche V erwaltung" unattraktiv werden
lassen bzw. machen die Organisation vorwiegend als sicheren Arbeitgeber interessant.
Die auf sich selbst bezogene Orientierung der Verwaltungen hat sie
von den Objekten ihres Handeins immer weiter entfernt, Bürger haben mit wachsender Verdrossenheit reagiert, die Legitimität des Systerns ist erodiert.
Politische Zielsetzungen mit weitreichenden Folgen sind weitgehend
unpopulär geworden. Dem auf sich selbst bezogenen Verwaltungstyp
kommt der auf kurzfristige Erfolge programmierte Politiktyp entgegen, wir sprechen insofern von einer für den öffentlichen Sektor generell geitenden "Strategielücke".
Diese strukturellen Defizite sind nicht neu, wie alle Kenner wissen, das
eigentlich Neue liegt darin, dass die se Mängel mit dem Leistungsauftrag
öffentlichen Handeins immer weniger vereinbar geworden und auf immer
geringere Akzeptanz bei den Leistungsabnehmern gestoBen sind. In dieser Hinsicht sind die Folgerungen aus den identifizierten Schwächen mit
Veränderungen im Verwaltungsstaat (unter den traditionell auf jeden Fall
die öffentlichen Unternehmen sub su miert waren) zu Beginn der 90er Jahre verbunden gewesen, die in der "Modernisierung des öffentlichen Sektors" münden. Normativ und faktisch haben wir es mit einer Qualität des
Wandels zu tun, die sich in vorherige Ph asen nicht einreihen lässt - auch
wenn dies in der Literatur immer wieder zwanghaft versucht wird. 11
Dabei sind die Aufbruchstendenzen in den 80er und 90er Jahren des
20. Jahrhunderts nur verständlich auf dem Hintergrund einer ausgeprägten Staatsdominanz in der Gesellschaft, die das Gesamtsystem zunehmend erlahmen und erstarren lieB. Staatssozialismus und Staatskapitalismus wurden immer ähnlicher, das staatliche "Gewaltmonopol" hatte seine
primär befreiende Wirkung aufgegeben. Mit der Kritik an diesen Erscheinungsformen hat der Wunsch nach Liberalisierung, nach Befreiung von
staatlicher Allrnacht zusehends Platz gegriffen. Werner Jann hat den allgemeinen Veränderungswunsch zusammengefasst, wenn er als Grundlage
der gemeinsamen Überzeugung formuliert, "dass die Zeit des einheitlichen, zentralistisch gesteuerten, hierarchisch integrierten Staates vorbei
ist und dass der öffentliche Sektor bei der Bewältigung seiner internen
und externen Steuerungsprobleme von Erfahrungen und Konzepten der
11
Von vielen: Edeling, T./Jann, W.fWagner, D. 1998.
16
Public Management: Bedarf und Bedeutung
Privatwirtschaft und der modernen ökonomischen Theorie profitieren
kann"J2. Insbesondere die öffentliche Verwaltung mit ihren klassischen
Steuerungsinstrumenten (wie Input-Verfahren, Regelung durch Rechtsetzung, Weisung), starren Organisationsstrukturen (hierarchischer Aufbau,
umfassende vertikale Integration etc.), hoher Leistungstiefe, umständlichen Prozessgestaltung, ausgeprägter Kontrolldichte (Dienst-, Rechts-,
Fachaufsicht), mangeInden Anreizen und einer typischen Verwaltungskultur (besondere Staatstreue, Hoheitlichkeit, lebenslange Anstellung)
und dem Beamtenethos als Sittenkodex ist den Anforderungen an eine
moderne Einrichtung nicht mehr gerecht geworden.
Formulieren wir die Kritik noch einmal in abgewandelter Form und
erinnern an die Fülle von zeitnahen kritischen Ansätzen am öffentlichen
Sektor aus den 90er Jahren, insbesondere an seiner Verwaltung, so können wir uns auf dem Hintergrund praktischer Erfahrungen in einem zusammenfassenden Sinne auf folgende strukturelIe Punkte stützen:
Schwach vorhandener Wettbewerb,
Starke Verdünnung von Verfügungsrechten,
Informationsmonopol der öffentlichen Verwaltung. IJ
Verknüpfen wir die Punkte untereinander, so stellt sich das entsprechende
Dreieck wie folgt dar:
Abbildung 1:
Kernprobleme des öffentlichen Sektors
Symmetrische
Informationsveneilung
Funktionierender
Wettbewerb
Bereich realen Ver-
waltungsbaDdelns
(scbwacb ausgeprtater Wettbewetb, verdUnnte VerfUgungsrechte,
asymmetrische Infonnalion)
unverdUnnte VerfUgungsrechte
QueUe: Budäus/ConradJSchreyögg 1998: 64.
12 Jann, W. 2000: 21.
13 Vgl. z.B. Koch, R. 1999.
Neues Paradigma: Public Management
17
Die Effizienz des öffentlichen Sektors wurde also zur Disposition gestellt
- zumindest durch die Kritiker am tradierten Wohlfahrtsstaat. Insbesondere die Rolle des Staates mit an der Spitze dem Zentralstaat und seinen
Regulierungskompetenzen sind fraglich geworden. Hierbei ist im internationalen Vergleich eine deutsche Besonderheit zu beachten. Die wahrscheinlich historische Aufgabe des Zentralstaates im Rahmen der deutschen Vereinigung und dem damit verbundenen immensen Finanztransfers verhinderte durchgreifende Veränderungen bereits zu Ende der 80er
Jahre, wie sie in vergleichbaren Staaten Europas in dieser Zeit stattfanden. Die deutsche Sondersituation war es auch, die den Kommunen die
Vorreiter-Rolle im Modemisierungsprozess der öffentlichen Verwaltungen zuwies. Strukturell betrachtet waren dabei die gleichen Defizite abzubauen, wie wir sie für den Gesamtstaat festgestellt haben. In dem neuen
Leitbild vom Konzem "Stadt" oder vom Dienstleistungsuntemehmen
"Stadt" ist dieses veränderte Paradigma verankert worden - zugegebenermaBen zunächst auf normativer Ebene. Sehen wir einmal von Gründen
des Machterhalts in den Organisationseinheiten aller öffentlichen Verwaltungen ab, so war wichtigen Akteuren im politisch-administrativen
System das hohe MaB an Modemisierungsbedarf durchaus bewusst. Ein
neues Grundmuster sollte diesem Bedarf gerecht werden: das Public Management.
1.2 Neues Paradigma: Public Management
Der bildhafte Einstieg (siehe Abbildung 2: Effekt-Hascherei) soll dem
Leser und Betrachter vor Augen führen:
Abbildung 2:
Effekt-Hascherei
Von jetzt an sind sie
alle Empowered und
können selbst entscheiden.
Empowerment ist der
Trend der Neunziger.
Es macht sie glücklicher und produktiver.
Dogbert, sie sind gefeuert!
Nein, sie sind gefeuert!
Ich rackere mich nie
wiederab!
Na, haben sie schon
Entscheidungen getroffen, eh' wir Empowered sind?
Eine Einzige.
Ich habe aus meinem
Kabuh ei ne gewinnträchtige Touristenattraktion gemacht.
Bisher läuft "Klebezettelcity" aber noch
nicht so richtig.
Quelle: Adams, 1999: 13.
Public Management: Bedarf und Bedeutung
18
Wir wollen kein Blendwerk erstellen, sondem "Public Management", die
neue Steuerung im öffentlichen Sektor, als Grundmuster (Paradigma) eines tiefgreifenden Veränderungsprozesses verstehen. Damit ist unmittelbar intendiert, diesen Prozess auch als langfristig bis zur erfolgreichen
Umsetzung zu interpretieren, also nicht als Reformaktionismus, der nach
spätestens fünf Jahren beendet ist. Wir haben im vorigen Abschnitt darauf
verwiesen und betonen noch einmal die zentrale Herausforderung der
90er Jahre: Steuerung des öffentlichen Sektors als Führungsproblem. Dabei sollten Sie von vomherein verankem: Das hierfür grundlegende Verständnis ist nicht auf die ausschlieBliche Einführung betriebswirtschaftlicher Instrumente, einer Ökonomisierung politischer Entscheidungen verkürzt, sondem verbindet öffentliche Verantwortung mit Kostenbewusstsein und Demokratie. Damit rückt die Aufgabenwahmehmung - in ihrer
Art und im Umfang - im öffentlichen Sektor in den Mittelpunkt.
Dem Public Management liegt ein neues Verständnis von Aufgabenwahmehmung zugrunde. Es ist nicht mehr angebotsorientiert ("wir bieten, was wir haben"), sondem vom Ergebnis der Verwaltungsleistung geprägt. Das "Produkt" aus bisherigen Tätigkeiten und Leistungen fragt
nach der Bedeutung und der Wirkung der Leistung für den Adressaten,
bezieht den Leistungsempfänger systematisch in den Erstellungsprozess
mit ein. Die neue Form von Output-Orientierung solI den Prozess und die
Struktur der Organisationen auf das Produkt abstellen, das wie folgt definiert ist (vgl. dazu Abbildung 3: Das Produkt).
Abbildung 3:
Das Produkt
Produkte
- sind eine Leistung oder eine Gruppe von Leistungen, die von Stellen auBerhalb des jeweiligen Fachbereichs benötigt wird.
- sind das Ergebnis des Verwaltungshande\ns.
- sind aber auch zu bearbeitende Ausgangsprodukte (Input).
- werden über eine Produktstruktur miteinander verknüpft.
- werden in Verbindung mit dem Ressourcenverbrauch erzeugt.
- decken den Kundenbedarf.
- stellen einen Wert dar, der in einem Preis abzubilden ist.
- können materielI oder immaterieU sein.
- können Kosten- und Informationsträger sein.
QueUe: Studienbrief2-020-1004: 21.
Neues Paradigma: Public Management
Abbildung 4:
19
Input/Output Modell
Final
/Outcomes
/'
(,impacts')
Socio-economic
problem
~ Intennediate
Outcornes
(,results')
Organization or programme
Objectives -
Inputs
Efficiency
Effectivene
Utility and Su tainabiliry
QueUe: PoUitlBoukaen 2000: 13.
Mit dieser Produkt-Orientierung im öffentlichen Sektor könnte der Eindruck entstehen, als würde die Produktivität zum zentralen Kriterium
werden. Dieses Missverständnis sollten Sie von vomherein vermeiden.
Was wichtig ist: auch die Kosten als Element der Leistungserstellung und
-abnahme machen einen wichtigen Bestandteil im Wandel der Aufgabenwahmehmung aus, doch im Mittelpunkt der Leistungen steht die Frage der Effektivität, womit hervorgehoben wird, dass die Zielorientierung
des öffentlichen Sektors generelI und seiner Subsysteme wesentlich mit
einzubeziehen ist. Grundlage hierfür ist das Verständnis eines Input/ Output ModelIs (Produkt!), das innerhalb des öffentlichen Sektors auf unter-
Public Management: Bedarf und Bedeutung
20
schiedlichen Ebenen anwendbar ist. Es kann für die öffentliche Verwaltung allgemein, auf Programmebene oder auch für individuelle Institutionen oder Organisationen angewendet werden. In dem Input/Output Modell - das in der Literatur vielfach variiert auftritt - wird das neue, an
Zielen orientierte, auf Ergebnisse ausgerichtete und Wirkungen einbeziehende Leistungsverständnis des Public Managements figuriert (vg!. Abbildung 4: Input/Output Modell).
Die ,Natur' des Public Managements, die mit "deliberate changes to
the structures and processes of public sector organizations with the objective of getting them (in some sen se) to perform better,,14 zu tun hat, ist
unmittelbar mit einer Fülle organisationaler Veränderungen verbunden,
die im folgenden nur schlaglichtartig zunächst angedeutet sind: eine mit
der Produktbildung und Kosten-Leistungs-Rechnung intendierte Transparenz, die mit einem dezentralisierten Einsatz von Ressourcen verbunden
ist, mit Zielvereinbarungen und mit Kontrakten diese neue Freiheit in den
Organisationsstrukturen umsetzt, eine strategische Ausrichtung der Organisation in den Mittelpunkt stellt, die gleichermaBen auf das Personal
setzt wie sie sich am Bürger orientiert. Dabei steht die Bürgerorientierung
als Synonym für den Paradigmenwechsel im öffentlichen Sektor und seinen dienstleistenden Untemehmen im einzelnen. Dienstleistender Charakter auf allen Strukturebenen und in der gesamten Prozesskette, dezentrale Verantwortung und strategische Steuerung der Subsysteme bilden
im Public Management eine Einheit. Der Kemgedanke ist dabei durchaus
ökonomisch: mit möglichst geringem Einsatz eine möglichst groBe Wirkung erzielen.
Gerade unter diesem Aspekt hat sich das Konzept des Public Managements immer stärker von der Leistungs- zur Wirkungsorientierung
entwickelt. Dabei kann die Wirkung einer Leistung erwünscht sein (in der
Regel die beabsichtigte Wirkung), sie kann aber auch als ungewollte Nebenwirkung eintreten (z.B. die Folgen des 630,- DM-Gesetzes in der öffentlichen Verwaltung und in den Nonprofit-Organisationen). Die Frage,
die Wirkung öffentlichen Managements systematisch einzubeziehen,
heiBt auch, die Wirkung im FalIe von Nicht-Handeln zu berücksichtigen
(z.B. Gegensteuem bei permanent steigenden Arbeitslosenzahlen). Bei
diesen Andenkungen wird aber bereits erkennbar, dass der UrsacheWirkungs-Zusammenhang in der Realität in der Regel groBe Schwierigkeiten aufwirft (nicht der Zusammenhang als solcher). Oft genug sind
ausschlaggebende Faktoren, warum die eine oder andere Wirkung (nicht)
erreicht wird, nicht bekannt. Da wir es beim öffentlichen Handeln in der
Regel urn Wirkungsketten (z.B. "Öko-Steuer") zu tun haben, stellt sich
14
PollitIBouckaert 2000: 17.
Neues Paradigma: Public Management
21
die Aufgabe als sehr komplex (Welche Elemente stehen mit welchen
Wirkungen zueinander?) dar. Wirkungsorientiertes Handeln im öffentlichen Sektor hat daher (Unklarheit, Komplexität und Messung der Wirkung) seine Adressaten zu integrieren, hat sich marktorientiert zu verhalten (vgl. dazu auch weiter unten zur marktorientierten Verwaltung die
Abschnitte 4.4 Kooperatives und integratives Management und 6.1 Konzeptionelle Herausforderungen). Der Markt wird in das Handeln öffentlicher und Nonprofit-Organisationen einbezogen. Damit entwickelt sich
auch eine neue Legitimität öffentlichen Handeins, für das mit Bezug auf
die öffentliche Verwaltung das Konzept des Gewährleistungsstaates typisch ist und das wir in diesem Abschnitt noch behandeln wollen.
Im Gewährleistungsstaat solI die neue Ziel- und Wirkungsorientierung zusammengeführt und mit dem tradierten Prinzip des Rechtsstaates
und dem Demokratiegebot harmonisiert werden. "Gewährleisten" heiSt
eben nicht mehr alles selbst machen, sondern der "Entscheid über die
Aufgabenbreite ... des Staates (wird) entkoppelt von Fragen der Gestaltung des Service Public und der Aufgabenwahrnehmung,,15. "Der" Staat
definiert die Aufgabenbreite, die Erfüllung der Aufgaben hingegen überlässt er externen Organisationen oder nimmt sie in kooperativer Fonn vor.
Folgende Elemente konstituieren also den Gewährleistungsstaat: 16
1. Die Aufgabenbreite wird durch die politisch legitimierten Organe
unter Einbeziehung zivilgesellschaftlicher Aktivitätsbündel festgelegt.
2. Die Leistungstiefe im öffentlichen Sektor wird in Kooperation mit
der öffentlichen Verwaltung gesetzt; beim Staat verbleiben Kernaufgaben.
3. Die Verwaltungen erhalten ihre Richtlinien von politisch legitimierten Organen, ihre operativen Spielräume (auch strategischen?) sind
aber wesentlich gröSer geworden.
4. Der Gewährleistungsstaat reguliert und aktiviert. Grenzen zwischen
Staat und Markt werden flüssig, öffentliche und private Verantwortung werden auch institutionelI miteinander verknüpft.
Die Verantwortungsdimension wird auf diesem Weg zur zentralen Kategorie und in dreifacher Hinsicht unterschieden: Die Institution verantwortet die Gewährleistung, Finanzierung und Durchführung einer Aufgabe, wobei diese drei Fonnen einzeln entkoppelt sind. leh kann also gewährleisten und finanzieren, ohne gleichzeitig durchzuführen (bspw. Bereitstellung + Finanzierung von Kindergartenplätzen) uSW. In dieser Form
15
16
SchedlerlProeller 2000: 35.
In Anlehnung an SchedlerlProeller 2000: 28
22
Public Management: Bedarf und Bedeutung
der Aufgabenbestimmung wird die strategische Zielsetzung einer Institution zur zentralen Handlungsanleitung. Damit wird öffentliche Aufgabenwahmehmung zu einer höchst dispositiven Angelegenheit, sie kann
von Stadt zu Stadt oder von Region zu Region stark variieren, sowohl in
dem "Was" als auch in dem "Wie". Aufgabendefinition im Public Management erfordert mehr als ei ne Wirtschaftlichkeitsrechnung und bedarf
daher öffentlichkeitswirksamer, kooperativer Akteure.
Damit rückt als weiteres Kemelement des Public Managements für
die Aufgabenwahmehmung die Frage nach institutionellen Arrangements
in den Mittelpunkt. Mit wem kann die öffentliche Verwaltung z.B. kooperieren, wie kann sie sich Kompetenzen anderer Einrichtungen zum Nutzen machen, wie kann sie mit Zuschüssen die Kräfte benachbarter Institutionen mobilisieren und sich selbst entlasten, wie kann sie ihr Knowhow für eine wirksame Aufgabenerledigung für Kooperationspartner bereitstellen, sind Fragen, die in diesem Zusammenhang zu stellen sind.
Bevor wir in Abschnitt 1.4 und folgende anhand einiger Beispiele
die se Annäherungsprozesse durchleuchten, wollen wir uns im zunächst
mit der Frage beschäftigen, ob und inwieweit die unterschiedlichen Institutionen des öffentlichen Sektors grundsätzlich ähnliche Entwicklungen durchlaufen.
1.3 Institutionen im öffentlichen Sektor
Wir beobachten in den unterschiedlichen Organisationen des öffentlichen
Sektors seit Beginn der 90er Jahre einen Prozess der normativen Annäherung, der wesentlich in einem gleichgelagerten Denkprozess (der Kritik
und der Perspektive) begründet liegt. "At the centre of the figure (of public management, H.Z.) lies the process of elite decision making. That is
not accident, since one of our implicit theories is that most of the changes
we are concemed with have been predominanthy ,top down', in the sense
of having been conceived and executed by executive politicans and/or
senior civil servants ... Public management reform - certainly in central
govemments - is a process that tends to begin in the upper, rather than the
lower reaches of govemance".17 Der neu definierte normative Steuerungsprozess durch politische und administrative Eliten in staatlichen Organisationen und ihren Nachbareinrichtungen, den öffentlichen Unternehmen sowie in Nonprofit-Organisationen bildet ein konstituierendes
Merkmal im Annäherungsprozess zwischen den Institutionen, wobei die17
PollitJBoukeart 2000: 25.
Institutionen im öffentlichen Sektor
23
ser parallele Gedankenlauf nicht zufállig, sondem durch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen hervorgerufen gewesen ist.
Der gemeinsame Druck auf den institutionellen Wandel (vgl. dazu im
einzelnen Kapitel 2. Rahmenbedingungen für das Management im öffentlichen Sektor) erweckte bei den Führungseliten die Bereitschaft,
grundlegende Veränderungsprozesse im Innem ihrer Einrichtungen anzugehen: insofem haben die Eliten eine wichtige Initiativfunktion wahrgenommen, aus der Kritik des bestehenden Systems des öffentlichen Sektors heraus die Bewegung des Public Managements praktisch umzusetzen.
Im Verlauf der Veränderungsprozesse vom bürokratischen über das
schlanke zum effektiven und effizienten System haben die Institutionen
des öffentlichen Sektors gleichermaBen die Bedeutung des subjektiven
Faktors stark unterschätzt und sich so verhalten, als könnten sich die beabsichtigten Veränderungen gerade automatisch als Folge objektiver Krisenerscheinungen durchsetzen. Die stark normativ ausgerichtete Modernisierungsliteratur zum öffentlichen Sektor widerspiegelt diese Tendenz.
Generell ist also nur in bescheidenem AusmaB die personelle Seite
des neu entstehenden Public Managements ins Spiel gebracht worden.
Wo dies punktuell geschehen ist, ist zwar frühzeitig auf die Besonderheiten des Public Managers hingewiesen worden (prekäre Faktoren) und insbesondere auf die Chance, vom privaten Manager zu lemen und Merkmale eines erfolgreichen Managers wie "self promotion", "risk taking"
oder "defining rather than accepting goals" zu übemehmen. 18
Besonders stark hat sich der Annäherungsprozess beim funktionalen
Management vollzogen (vgl. dazu ausführlich das Kapitel 5. Wirkungsorientiertes Steuerungsmodell für den öffentlichen Sektor), wobei allerdings zu beachten ist: Die Aufgaben der Planung, Organisation, Führung,
Kontrolle und Informationsbeschaffung sind im öffentlichen Sektor zu
Beginn der 90er Jahre nicht völlig neu entstanden; neu hingegen mit
Blick auf die Funktionen waren:
das Bewusstwerden der Aufgaben als Führungsaufgaben,
die Bedeutung der Funktionen als kritische Erfolgsfaktoren für die
Organisationen,
das Ineinandergreifen der Aufgaben innerhalb der Organisationen und
damit die Überwindung ihrer arbeitsteiligen Verankerung,
der Bedarf nach Integration insbesondere des Personalmanagements
in den Managementkodex,
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Driver, C. 1982: 402ff.; ähnlich Jann, W. 2000: 19.
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Public Management: Bedarf und Bedeutung
die Ausbreitung von Messinstrumenten für effizientes Managen
(EFQM-Modell I9 , Benchmarking, Zielvereinbarungen, ISO-2000
u.ä.),
die HandlungsmaBstäbe der Wirtschaftlichkeit, Effizienz und Effektivität für erfolgreiches Führen und
explizit formulierte Zielorientierungen der Organisationen.
Der Aspekt der expliziten Zielorientierung im öffentlichen Management
hat mit dazu beigetragen, die Grenzen isoliert handeinder Institutionen zu
überwinden. Dies gilt für das Verhältnis von Privat-Öffentlich ebenso wie
für interne Institutionen-Beziehungen im öffentlichen Sektor. So haben
sich (ehedem) öffentliche Unternehmen den privaten Unternehmungen
ebenso angenähert wie öffentliche Verwaltungen und Nonprofit-Organisationen oder auch öffentliche Verwaltungen und private Unternehmungen. Erleichternd hierfür wirkte der Beginn einer Entideologisierung zwisc hen Markt und Staat, zwischen Wettbewerb und Hierarchie, der seit
Mitte der 80er Jahre in den mei sten europäischen Staaten eingesetzt hat.
Zielorientiertes Handeln und Verhandeln hat im weiteren den Ansatzpunkt für die Entstehung eines Total-Quality-Managements im öffentlichen Sektor und eines damit verknüpften kollektiven Lernprozesses gebildet.
Gerade die Qualitätsdimension der Einrichtungen forcierte nicht nur
Verhaltenssituationen zwischen Organisationen, sondern hat auch den
Blick für die eigene Existenzsicherung geschärft. Denn mit der Erosion
institutioneller Grenzen wuchs der Bedarf nach mittel- und langfristigen
Perspektiven, nach Zukunftssicherung: "Märkte, Kunden, Konkurrenten,
Umfeldentwicklungen etc. sind zu beobachten, Wettbewerbsfähigkeit ist
sicherzustellen, Leitbilder und Strategien sind zu entwickeln und zu
kommunizieren.,,20 Manager müssen auch im öffentlichen Sektor positive
Ergebnisse erreichen. Annäherungsprozesse zwischen den Institutionen
des öffentlichen Sektors und Wettbewerb sind also zwei Seiten einer Medaille. Trotz wachsender Identitäten im Management bleibt eine gewisse
Originalität der Subsysteme (vgl. dazu weiter unten Kapitel 3. Der öffentliche Sektor: System und Subsysteme) erhalten, um im Wettbewerb
mit den ,Nachbarn' bestehen zu können.
Wettbewerbsorientierung nach innen und au Ben wird also seit Beginn
der 90er Jahre zunehmend zum strategischen Faktor. Bei der seit dem beobachtbaren Neukombination der grundlegenden Regelungsprinzipien öffentlicher Dienstleistungserstellung bildete der Wettbewerbsfaktor einen
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EFQM-Modell bedeutet: European Foundation Quality Management und stellt ein Instrument zur besseren Standortbestimmung der eigenen Unternehmung dar.
Rieckmann, H. 2000: 42.
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