Bond Magazine 96 - fixed

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„Die Entzerrung der Fälligkeitenstruktur
kann für viele Unternehmen Vorbild sein“
Seite 14
Den Holdout-Gläubigern keine Chance –
eine schwere Geburt!
Seite 16
B OND M AGAZINE
Interview mit Gerald Diezel,
Managing Partner, equinet Bank AG
Andreas Ziegenhagen und Till Buschmann,
Dentons Europe LLP
DAS MAGAZIN FÜR EMITTENTEN UND INVESTOREN AM ANLEIHENMARKT
4. Jahrgang – Ausgabe 96 – 22.08.2016 – www.fixed-income.org – 7,50 Euro
INHALT
22.08.2016
Editorial
Seite 3
Kurz notiert
Seite 4
Investment
Negativzinsen und die
Seite 1/6
Auswirkungen auf Finanzmärkte und Volkswirtschaften
Die Rallye an den
europäischen Aktienmärkten
ist noch nicht zu Ende
Seite 7
Japanische Anleger treiben
europäische Anleihenkurse
Seite 8
Negativzinsen und die
Auswirkungen auf Finanzmärkte
und Volkswirtschaften
Globaler Fixed Income
Seite 10
Kommentar: Unsicherheiten
belasten globales Wachstum
Analyse:
EYEMAXX Real Estate AG
Seite 12
Interview mit Gerald Diezel,
equinet Bank AG
Seite 14
Distressed
Golden Gate, Rickmers
Seite 15
Holding, SINGULUS, Steilmann
Legal
Den Holdout-Gläubigern
keine Chance –
eine schwere Geburt!
Übersicht
Mittelstandsanleihen
Seite 16
Text: Robert Steiniger
Seite 18
Impressum
Seite 3
Veranstaltungshinweise
CrowdTuesday Frankfurt
30.08.2016
Dentons, Nextower, Frankfurt
[email protected]
CrowdTuesday Berlin
06.09.2016
Dentons, Berlin
[email protected]
SRC Forum Financials & Real Estate 2016
08.09.2016 | Hotel Hilton, Frankfurt
www.src-research.de/forum_2016.php
Deutsches Eigenkapitalforum
21.11.–23.11.2016
Sheraton Airport Hotel, Frankfurt
www.eigenkapitalforum.com
&P Global hat einen Bericht zu den Auswirkungen von Negativzinsen auf Finanzmärkte und Volkswirtschaften in aller
Welt veröffentlicht. Untersucht wird darin,
warum sich eine solche Zinspolitik für Notenbanken und Staaten zum bevorzugten
Mittel entwickelt hat, um das Wachstum in
Volkswirtschaften anzuregen, die gegen klassische finanz- und geldpolitische Maßnahmen immun zu sein scheinen. Außerdem
wird der Frage nachgegangen, welche Folgen die mittlerweile allgegenwärtige Präsenz
von Niedrigzinsen haben könnten.
S
An der Studie mitgewirkt haben Analysten
und Wirtschaftsexperten von drei Divisionen von S&P Global: S&P Global Market
Intelligence, S&P Global Ratings und S&P
Dow Jones Indices.
„Negativzinssätze galten vielen Ökonomen
früher als radikale Strategie oder sogar als
mathematisch unmöglich. Da jedoch andere
Instrumente zur Konjunkturbelebung nur
begrenzte Wirkung haben oder als ,politisch
nicht durchsetzbar‘ gelten, greifen nun einige der wichtigsten Volkswirtschaften der
Welt auf Negativzinssätze zurück, um die
schwächelnde Konjunktur anzukurbeln“, so
John Kingston, Direktor von Global Market Insights bei S&P Global und als Projektleiter für diesen Bericht zuständig.
„Wenn man aber in den Negativbereich vorstößt, war das in jedem Fall, den wir uns angeschaut haben, ein klares Anzeichen von
Verzweiflung, denn die Liste der potenziellen wirtschaftlichen Folgeschäden ist lang.“
Weiter auf Seite 6.
BOND MAGAZINE | Ausgabe 96 | 22.08.2016 | www.fixed-income.org
EDITORIAL
Negativzinsen
as niedrige Zinsniveau oder gar Negativzinsen stellen institutionelle und private Investoren vor erhebliche Herausforderungen. Für Pensionskassen und Versicherungen
wird es immer schwieriger, die notwendigen Renditen zu erzielen. Aber auch private Investoren sehen sich bei ihrer Altersvorsorge längst mit den gleichen Problemen konfrontiert. Während vor einigen Jahren noch die „Strategie“ in längere Laufzeiten zu investieren
und später dann in schlechtere „Qualitäten“ weit verbreitet war, sind diese Möglichkeiten
längst ausgereizt. Längst sind andere „Income-Strategien“ notwendig, doch führen diese
häufig in weniger liquide Assetklassen. Aber auch andere Assetklassen, wie z.B. Immobilien, haben einen deutlichen Aufschwung erlebt. Trotz erheblicher Wertzuwächse bzw. Zuschreibungen notieren viele Immobilienaktien längst über NAV. Damit dürften Investments
für die meisten Anleger in den nächsten Jahren nicht einfacher werden.
D
Christian Schiffmacher
Chefredakteur
Inzwischen planen auch erste Banken Negativzinsen für Privatanleger: Die Raiffeisenbank
Gmund am Tegernsee möchte ab September auch Privatkunden einen Strafzins in Höhe
von 0,4% für Beträge von mehr als 100.000 Euro auf dem Girokonto oder Tagesgeldkonto
berechnen. Es bleibt abzuwarten, ob weitere Banken dem Beispiel folgen oder der Wettbewerb innerhalb der Branche nicht doch zu groß ist. Doch die Geschäftsmodelle vieler
Banken geraten durch Negativzinsen oder extrem niedrige Zinsen ins Wanken. Die Bilanzen und Aktienkurse vieler Banken sehen nicht besonders gut aus. Zudem droht neue Konkurrenz durch innovative Fintech-Untenehmen.
Weitere Details zu den Auswirkungen von Negativzinsen auf Finanzmärkte und Volkswirtschaften finden Sie auf den Seiten 1 und 6.
Nach Ansicht von Markus Tischer, Senior Quantitative Analyst und Portfoliomanager bei
Bantleon, ist die Rallye an den europäischen Aktienmärkten noch nicht zu Ende. Details
auf Seite 7.
Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen
Christian Schiffmacher
Impressum
BOND MAGAZINE 96, 22.08.2016
Korrektorat: Anke Speringer
Verlag: Institutional Investment Publishing GmbH, Raiffeisenring 1,
76831 Eschbach, www.fixed-income.org, Tel: +49 (0) 63 45 / 959 46-51,
Fax: +49 (0) 63 45 / 959 46-52
Gestaltung/Layout: signalrot – grafik & kommunikations design, Stephan
Hörmann, 88048 Friedrichshafen
Redaktion: Christian Schiffmacher (Chefredakteur), Robert Cleve, ilo Gorlt,
Stefan Scharff
Mitwirkung bei dieser Ausgabe: Till Buschmann, Cosmin Filker, Andreas
Ziegenhagen
Interviewpartner: Gerald Diezel
Bildredaktion: Denny Guzman Gonzalez, Angelika Schiffmacher
Bildnachweis: #102716909 © Zerbor - Fotolia.com
#69474500 | Urheber: Kurt Kleemann
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lytischen Tätigkeit auch anderen, unternehmensberatenden Tätigkeiten, u.a. im
Bereich der Fremd- und Eigenkapitalbeschaffung, nachgehen können. Die Institutional Investment Publishing GmbH hat hierfür interne Verhaltensregeln und
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Nachdruck: © 2014 Institutional Investment Publishing GmbH, Eschbach.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Vervielfältigungen oder Verbreitung mittels elektronischer Medien sind grundsätzlich nicht gestattet. Ausnahmen nur
mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages.
BOND MAGAZINE | Ausgabe 96 | 22.08.2016 | www.fixed-income.org
3
KURZ NOTIERT
EUR Corporate Bonds (Überblick)
Anleihe
ISIN
Laufzeit
Kupon
Kurs
Rendite
4finance S.A.
XS1417876163
Bayer AG 2014/74
DE000A11QR73
20.05.2021
11,250%
100,74
11,4%
01.07.2074
3,750%
101,88
2,7%
Bilfinger SE 2012/19
DE000A1R0TU2
07.12.2019
2,375%
102,55
1,6%
Gaz Capital 2007/18
XS0327237136
13.02.2018
6,605%
107,20
1,7%
HeidelbergCement 2016/24
XS1425274484
03.06.2024
2,250%
106,33
1,6%
Heidelb. Druck. 2015/22**
DE000A14J7A9
15.05.2022
8,000%
106,50
6,7%
SRV 2016/21
FI4000198122
23.03.2021
6,785%
104,00
6,3%
ThyssenKrupp AG2015/25*
DE000A14J587
25.02.2025
2,500%
98,40
2,7%
TUI AG 2014/19**
XS1028943162
01.10.2019
4,500%
103,20
3,4%
Stand: Schlusskurse vom 19.08.2016, *) Stückelung: 50.000 Euro, **) Stückelung: 100.000 Euro
4finance SA übernimmt bulgarische
TBI Bank, Anleihe notiert im Prime
Standard
4finance Holding SA, Riga, einer der größten europäischen Online- und Mobile-Konsumentenkreditanbieter, hat den Kauf der
TBI Bank EAD durch den Erwerb von
100% der TBIF Financial Services BV abgeschlossen, nachdem man die Genehmigung für die Übernahme erhalten hatte. Der
Gesamtkaufpreis umfasst eine Summe von
rund 69 Mio. Euro, die beim Closing bezahlt wurde. TBI ist eine auf Verbraucherkredite spezialisierte Finanzgruppe in Bulgarien und Rumänien mit einer Bilanzsumme von 272 Mio. Euro zum 30. Juni
2016 einschließlich 175 Mio. Euro Kundenkredite. Mit der Übernahme verfügt 4finance über eine EU-Banklizenz. George Georgakopoulos, CEO von 4finance, kommentiert: „Wir freuen uns über den Kauf der
TBI Bank. Mit dieser Akquisition erhöht
sich unsere Größe und Profitabilität in Bulgarien und Rumänien, mit einer Gesamtbevölkerung von mehr als 26 Millionen.“
4finance ist einer der größten und am
schnellsten wachsenden europäischen Anbieter für mobile Konsumentenkredite mit
Niederlassungen in weltweit 14 Ländern.
Bisher hat das Unternehmen über drei Mrd.
Euro an Einzelkrediten, Ratenkrediten und
anderen Kreditlinien vergeben.
Die 4finance Gruppe hat im Mai dieses Jahres eine 5-jährige Unternehmensanleihe im
Volumen von 100 Mio. Euro und einem
Kupon von 11,25% emittiert (ISIN:
XS1417876163). Die Gesellschaft verfügt
über ein Moody’s-Rating von B3 (positive)
und ein S&P-Rating von B+ (stabil). Die
4
Dero Bank AG fungierte beim Listing als
Co-Antragsteller. Die SCALA Corporate Finance GmbH wird künftig die Rolle des
Capital Markets Partner übernehmen. Die
Anleihe notiert seit Anfang August im
Prime Standard für Unternehmensanleihen,
einem Segment des regulierten Marktes der
Frankfurter Wertpapierbörse. Das Listing
im Segment mit den höchsten Transparenzanforderungen erfolgte auf Grundlage des
am 5. August durch die CSSF gebilligten
Wertpapierprospekts.
HELMA refinanziert Anleihe durch
Schuldscheindarlehen und KfW
Die HELMA Eigenheimbau AG hat die vorzeitige Refinanzierung der HELMA-Anleihe
aus dem Jahr 2013 erfolgreich abgeschlossen.
So wurde für die HELMA Wohnungsbau
GmbH unter Garantie der HELMA Eigenheimbau AG ein Schuldscheindarlehen mit
einem Volumen von 25,5 Mio. Euro zu günstigen Konditionen begeben, welches sich auf
zwei festverzinsliche Tranchen mit Laufzeiten
von 5 und 7 Jahren aufteilt. Das Schuldscheindarlehen konnte jeweils am unteren
Ende der Vermarktungsspanne bei Investoren aus dem Banken- und Versicherungsbereich platziert werden. Die Schuldscheindarlehenstransaktion wurde von der Sparkasse
Hannover als Mandated Lead Arranger und
Bookrunner sowie Berenberg als Selling Agent
BOND MAGAZINE | Ausgabe 96 | 22.08.2016 | www.fixed-income.org
begleitet. Ferner hat die HELMA Eigenheimbau AG eine festverzinsliche KfW-Finanzierung über 10 Mio. Euro mit einer
Laufzeit von 5 Jahren abgeschlossen. Durch
die fortlaufende Tilgung unter Berücksichtigung von einem tilgungsfreien Jahr ergibt sich
für dieses Finanzierungsvolumen eine durchschnittliche Laufzeit von ca. 3 Jahren. Dem
HELMA-Konzern stehen somit insgesamt
weitere unbesicherte Finanzierungsmittel in
Höhe von 35,5 Mio. Euro bei einer durchschnittlichen Laufzeit von rund 5 Jahren zu
einem gemittelten Zinssatz von ca. 2,5% p.a.
zur Verfügung. Die Mittel sollen zur Refinanzierung der 2013 begebenen HELMAAnleihe eingesetzt werden.
Nachdem die Zuflüsse aus der Schuldscheindarlehenstransaktion und der KfW-Finanzierung erfolgt sind, hat der Vorstand der
HELMA Eigenheimbau AG beschlossen, die
bestehende 35-Mio.-Euro-Anleihe (ISIN:
DE000A1X3HZ2) mit einer Verzinsung von
5,875% aus dem Jahr 2013 gemäß den Anleihebedingungen vorzeitig zum 19. September 2016 zu kündigen und zu 101% des
Nennwertes zurückzuzahlen. Die HELMA
Eigenheimbau AG macht von ihrem vorzeitigen Kündigungsrecht Gebrauch, um die mit
der Anleihe in Verbindung stehenden jährlichen Zinskosten von ca. 2,1 Mio. Euro signifikant auf ca. 0,9 Mio. Euro zu reduzieren.
KURZ NOTIERT
gänge erreichten Ende des ersten Halbjahrs
mit 2.021,6 Mio. Euro (VJ: 1.258,8 Mio.
Euro) ein neues Rekordhoch. Getrieben
wurde der Auftragsbestand insbesondere
von Großprojekten, beispielsweise einem
neuen Groß-Hospital im Zentrum Finnlands. Allein der Gesamtwert der derzeit von
SRV betreuten Krankenhausprojekte beläuft
sich auf über 500 Mio. Euro.
PORR Deutschland baut Zalando
Headquarter in Berlin
Die MGO I + II Development GmbH & Co.
KG, Projektgesellschaften der Münchner
Grund Immobilien Bauträger GmbH, haben
die PORR Deutschland als Generalunternehmer mit dem Bau des „Zalando Headquarter“
im Berliner Bezirk Friedrichshain/Kreuzberg
beauftragt. Zalando, Europas führende Onlineplattform für Mode, wird Hauptmieter der
beiden Gebäude mit einer Bürofläche von insgesamt ca. 42.000 m². Die Arbeiten beginnen
im September 2016, die Bauzeit ist mit nur 24
Monaten angesetzt. „Das innovative Zalando
Headquarter ist ein wichtiger Auftrag für die
PORR in Deutschland. Er gibt uns die Möglichkeit, unser komplettes Leistungsportfolio
im Hochbau unter Beweis zu stellen: von der
Generalplanung bis zur schlüsselfertigen Errichtung“, erläutert Karl-Heinz Strauss, CEO
der PORR. Die PORR hat auf dem AnschutzAreal bereits die beiden Projekte HOTEL +
OFFICE CAMPUS Berlin und Arena Boulevard realisiert. Generalplaner des „Zalando
Headquarter“ ist die PORR Design & Engineering.
Der Ausblick für das Gesamtjahr 2016 bleibt
unverändert positiv. Dabei antizipiert das Unternehmen sowohl beim Umsatz als auch
beim Operativen Ergebnis Werte über dem
Vorjahresniveau (VJ: Umsatz 719 Mio. Euro,
Operatives Ergebnis 24,4 Mio. Euro). Laut
Planung wird ein Großteil des Operativen Ergebnisses in der zweiten Jahreshälfte 2016 erwirtschaftet, da ein Großteil der von SRV betreuten Bauprojekte erst in den Monaten Juli
bis Dezember fertig gestellt wird.
SRV ist ein finnisches Bauunternehmen, das
sich seit mehr als 25 Jahren auf die Entwicklung, die Konstruktion und den Verkauf von
Immobilienprojekten fokussiert. Dabei werden mehr als 90% des Umsatzes im Heimatmarkt Finnland erwirtschaftet, der verbleibende Anteil in Estland und den russischen
Metropolen St. Petersburg und Moskau. 2015
erwirtschaftete SRV mit durchschnittlich
1.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 719,1
Mio. Euro. SRV ist seit 2007 im regulierten
Markt der Börse in Helsinki gelistet. SRV hatte
im März eine 100-Mio.-Euro-Anleihe mit einer Laufzeit von 5 Jahren emittiert. Der Kupon beträgt 6,875% (ISIN FI4000198122).
SRV Group Plc: Auftrags-Pipeline
erreicht mit 2,02 Mrd. Euro neuen
Rekordwert
UBM Development wechselt in den
prime market der Wiener Börse
Die SRV Group Plc setzt mit einem Umsatzanstieg auf 362,4 Mio. Euro (VJ: 337,4
Mio. Euro) im ersten Halbjahr 2016 den
bisherigen Wachstumskurs wie erwartet
fort. Das Operative Ergebnis entwickelte
sich mit 4,1 Mio. Euro (VJ: 3,1 Mio. Euro)
ebenfalls positiv. Das Ergebnis vor Steuern
beträgt -7,0 Mio. Euro, vor allem belastet
durch einen Einmaleffekt verursacht durch
eine Fair-Value-Neubewertung von Zinsderivaten (-6,6 Mio. Euro). Die Auftragsein-
Die UBM Development AG, ein Immobilienentwickler europäischen Formats, notiert
ab 22. August 2016 im höchsten Segment
der Wiener Börse – dem prime market. Die
UBM-Aktie war bis dahin im Handelssegment standard market gelistet. Mit dem
Wechsel verpflichtet sich die UBM zur Einhaltung der höchsten Transparenz- und Publizitätsanforderungen an der Wiener Börse.
Gleichzeitig werden eine laufende Kursstellung im Fließhandel gewährleistet und so-
wohl die Handelbarkeit als auch die Attraktivität der Aktie für institutionelle und internationale Investoren erhöht. „Wir haben
den Wechsel der UBM in den prime market
der Wiener Börse vor einiger Zeit versprochen. Die nunmehrige Realisierung ist ein
wichtiger Meilenstein in unserem Bekenntnis zu mehr Kapitalmarktorientierung. Wir
erhöhen dadurch die Transparenz für Investoren und Analysten und wollen die Visibilität der Aktie am Kapitalmarkt deutlich steigern“, sagt omas G. Winkler, Vorstandsvorsitzender der UBM Development AG.
Jupiter gewinnt Magnus Spence als
Head of Investments, Alternatives
Der börsennotierte Investmentmanager Jupiter gibt die Ernennung von Magnus Spence
zum Head of Investments, Alternatives, bekannt. Spence tritt die neu geschaffene Position am 30. August 2016 an und verantwortet die Weiterentwicklung und den Ausbau
von Jupiters Kompetenzen in dieser strategisch wichtigen Anlageklasse. Zu Beginn
wird sich Magnus Spence auf Jupiters aktuelle Palette von UCITS Long/Short Aktienportfolios konzentrieren. Dazu zählen die
beiden SICAV-Fonds Jupiter Europa und Jupiter Global Absolute Return sowie ein in
Großbritannien ansässiger Unit Trust. Mittelfristig fokussiert er sich darauf, das Angebot alternativer Investments bei Jupiter quer
durch alle Anlageklassen, Regionen und Länder zu erweitern. Spence berichtet direkt an
Stephen Pearson (Chief Investment Officer)
und arbeitet eng mit James Clunie (Head of
Strategy, Absolute Return) sowie dem übrigen Investmentteam zusammen.
Magnus Spence verfügt über 15 Jahre Erfahrung im Bereich der Vermögensverwaltung
alternativer Investments. Zuletzt war er seit
Anfang 2015 als Head of Product bei Fidante
Partners (ehemals Dexion Capital plc) tätig.
Seine dortige Funktion umfasste die Entwicklung einer Plattform für liquide alternative Anlagestrategien. Davor war Spence von
2011 bis 2014 Chief Executive und Managing Partner der Dalton Strategic Partnership
LLP, ein auf Aktien spezialisiertes Unternehmen, das er im Jahr 2002 mitgegründet hat.
BOND MAGAZINE | Ausgabe 96 | 22.08.2016 | www.fixed-income.org
5
INVESTMENT
Negativzinsen und die Auswirkungen auf Finanzmärkte und Volkswirtschaften
(Fortsetzung von Seite 1)
Text: Robert Steiniger
ie Abhandlung von S&P Global konzentriert sich auf fünf emen, die
sich im Verlauf der Untersuchung von S&P
Global als zentral erwiesen haben: (1) Die
Beweggründe für die Verwendung von Negativzinsen zur Stimulierung des Wirtschaftswachstums, (2) die Auswirkungen einer solchen Strategie auf die europäische
Konjunktur, (3) die Konsequenzen eines
Negativzinsumfelds für europäische und japanische Banken, (4) die Herausforderungen für Versicherer und Vermögensverwalter und (5) die hohen Risiken, die von Vermögensverwaltern eingegangen werden, um
Renditen für ihre Kunden zu erzielen.
D
„Unsere Untersuchung zeigt, dass Negativzinssätze weitreichende Markteffekte haben
und für eine große Zahl von Anlagekategorien nicht unbedingt positive Folgen zu erwarten sind“, erklärt Kingston. „Doch da finanzpolitische Maßnahmen zur Stimulierung der Wirtschaft nach wie vor in einem
schlechten Ruf stehen, bleiben den Notenbanken kaum Alternativen, um die Konjunktur anzuschieben.“
Christiano Zazzara, Managing Director,
Risk Services bei S&P Market Intelligence,
erläutert, dass negative oder sehr niedrige
Zinsen Versicherer dazu verleiten könnten,
Tab. 1: Central banks with negative interest rates
ECB
Introduced
Present
June 2014, deposit rate cut
to -0.1
-0.4, since March 2016
Japan
2016 at -0.1%
Still in effect
Sweden
Feb 2015, repo rate cut
to -0.1%
Repo rate at -0.5%, since
February 2016
Switzerland
January 2014 at -0.25
-0.75%, since January 2015
Denmark
July 2012, main policy rate
at -0.2%
-0.75%, since early 2015
Abb. 1: Selected Five-Year Government Bond Yields
6
BOND MAGAZINE | Ausgabe 96 | 22.08.2016 | www.fixed-income.org
höhere Risiken einzugehen, um negative
Renditen zu vermeiden. So könnten im
Rahmen der Asset Allocation vermehrt auch
Investments in eher illiquiden Assetklassen
erfolgen, wie z.B. High Yield-Anleihen, Gewerbeimmobilien und Private Equity.
Angesichts des Renditeniveaus müssten Asset-Manager jedoch ihr Geschäftsmodell
und die Fee-Strukturen überdenken und andere Einnahmequellen erschließen, wie z.B.
die Beratung für Asset-Manager künftig eine
deutlich wichtigere Rolle spielen wird.
S&P Global wird sich im Rahmen eines wissenschaftlichen Diskussionsforums am 27. September in London weiter mit dem Thema Negativzinsen befassen. Dort werden sich Analysten von
S&P Global mit Wirtschaftswissenschaftlern an einen Tisch setzen, um die Folgen einer solchen
Zinspolitik zu diskutieren. S&P Global ist ein führender Anbieter von unabhängigen Ratings, Benchmarks, Analysen und Datenbeständen für die globalen Kapital- und Warenmärkte. Zu den Geschäftsbereichen des Unternehmens zählen S&P
Global Ratings, S&P Global Market Intelligence,
S&P Dow Jones Indices und S&P Global Platts.
S&P Global beschäftigt ungefähr 20.000 Mitarbeiter in 31 Ländern.
INVESTMENT
Die Rallye an den europäischen
Aktienmärkten ist noch nicht zu Ende
Text: Markus Tischer, Bantleon AG
achdem der im April 2015 begonnene
Bärenmarkt an den europäischen Aktienmärkten am 11. Februar 2016 beendet
wurde, hat der Eurostoxx50 16% und der
DAX sogar 23% zugelegt. Die Verlockung,
Gewinne mitzunehmen, ist nach solch einer beeindruckenden Kursrallye groß, zumal die Eventrisiken in Europa (BREXIT,
Regierungsbildung in Spanien, Bankenkrise/Referendum in Italien, Krim-Konflikt)
offensichtlich sind und die allgemeine Stimmung zur künftigen Wirtschaftsentwicklung in der Eurozone eher gedrückt ist. Sind
die Risiken an den europäischen Aktienmärkten derzeit also deutlich größer als die
Chancen? Nein, dagegen sprechen vier gute
Gründe.
N
Programm für die monatlichen Assetkäufe
in Höhe von 80 Mrd. Euro um sechs Monate bis September 2017 verlängern wird.
Möglicherweise wird das Programm sogar
nochmals aufgestockt. Zudem ist eine weitere Senkung der Depositenrate unter -0,4%
möglich. Damit wäre der Weg für weiter
sinkende Risikoprämien bei Unternehmensanleihen bereitet. Indirekt würden
auch die europäischen Aktienmärkte von
diesem „Risk on“-Umfeld profitieren.
Erstens haben die meisten öffentlich zugänglichen europäischen Konjunkturindikatoren – zum Beispiel die IFO-Geschäftserwartungen und der Euro-Einkaufsmanagerindex der Industrie – im Februar zusammen mit den Aktienmärkten ihre zyklischen Tiefststände markiert und befinden
sich seitdem in einem Aufwärtstrend. Daran hat auch der durch die BREXIT-Abstimmung beeinflusste Juli nichts geändert.
Darüber hinaus deuten unsere eigenen
Frühindikatoren, die sechs bis zwölf Monate
in die Zukunft blicken, klar auf eine Fortsetzung dieses Trends in den kommenden
Monaten hin.
Drittens sind europäische Aktien nahezu alternativlos. Mit einer Dividendenrendite von
2,85% für den DAX und 3,94% für den Eurostoxx50 bieten diese Märkte markant höhere laufende Erträge als zum Beispiel europäische Staatsanleihen, die großteils sogar
negative Renditen bieten. Gleichzeitig sind
die Kosten für die Währungsabsicherung in
USD beispielsweise für japanische Investoren in den vergangenen Monaten deutlich
gestiegen. So beträgt die Dividendenrendite
des S&P500 für japanische Investoren nach
Abzug der Absicherungskosten nur etwa
0,60%, während diese Kennzahl für den Eurostoxx50 etwa 4,00% entspricht. Für japanische Anleger, die in Euro-Aktien investieren, sind die Absicherungskosten derzeit sogar positiv. Damit sollten die europäischen
Aktienmärkte künftig auch von Umschichtungen asiatischer Anleger von USA nach
Europa profitieren.
Zweitens dürften die Maßnahmen der EZB
noch auf absehbare Zeit extrem expansiv
bleiben. Wir erwarten, dass die EZB das
Viertens hat sich das charttechnische Bild
in den vergangenen Tagen erheblich verbessert. So überwand der Eurostoxx50 wie-
Markus Tischer,
Senior Quantitative Analyst und
Portfoliomanager, Bantleon AG
der die 200-Tage-Linie und der DAX verließ seinen seit April 2015 bestehenden Abwärtstrend. Beide technischen Ereignisse
deuten auf den Beginn eines Bullenmarktes
hin und dürften vor allem regelgebundene
Aktienmanager dazu veranlassen, ihre Quoten zu erhöhen.
Fazit:
Die genannten Chancen beruhen allesamt
auf einer Bestätigung beziehungsweise Verbesserung des strategischen Marktumfeldes,
während sich die Risiken vor allem auf nicht
prognostizierbare Eventrisiken beschränken.
Deshalb sind unserer Meinung nach die
Chancen deutlich größer als die Risiken.
Der nächste markante Chartpunkt für den
DAX befindet sich am zyklischen Höchststand vom Dezember 2015 bei 11.430
Punkten und könnte bald ins Blickfeld der
Anleger geraten. Der Verlockung, Gewinne
mitzunehmen, sollten Anleger also derzeit
widerstehen. Aber auch diese Entwicklung
ist endlich. So zeigen unsere eigenen Frühindikatoren zum Jahresende den nächsten
konjunkturellen Abschwung an. Dann müssen Anleger wieder mit Kursrückgängen von
20 bis 25% rechnen.
BOND MAGAZINE | Ausgabe 96 | 22.08.2016 | www.fixed-income.org
7
INVESTMENT
Japanische Anleger treiben europäische
Anleihenkurse
Text: Dennis Ehlert, Bantleon
u regen Diskussionen führen derzeit die
jüngsten fiskalpolitischen Maßnahmen
der Bank of Japan, ebenso wie die noch verbleibenden Alternativen einer jetzt schon ultra-expansiven Geldpolitik. Sogar der Einsatz unkonventioneller Methoden wie Helikoptergeld wird in Erwägung gezogen, um
das Wirtschaftswachstum anzuschieben und
das noch weit entfernte Inflationsziel von
2% zu erreichen. Über die nachhaltige Wirksamkeit von Abenomics kann man lange diskutieren. Viel interessanter ist jedoch die aktuelle Situation japanischer Investoren im
heimischen Negativzinsumfeld mit ihren
Folgen für europäische Staatsanleihen.
Z
Noch vor einem Jahr erhielt ein japanischer
Investor 0,39% Rendite auf eine 10-jährige
japanische Staatsanleihe. Heute muss er
0,08% dafür zahlen, um dem Staat sein
Geld zu leihen. Inzwischen rentieren alle
Staatsanleihen mit einer Laufzeit zwischen
3 Monaten und 15 Jahren negativ. Und
selbst 40-jährige Laufzeiten bieten nur noch
bescheidene 0,42% – vor einem Jahr waren
es noch 1,60%. Die stark gefallenen Renditen haben zur Folge, dass japanische In-
vestoren wie Banken, Lebensversicherer und
Industrieunternehmen nach Alternativen im
Ausland suchen, um einen höheren Ertrag
bei vergleichbarer Liquidität und Sicherheit
zu erzielen.
So hatten japanische Investoren Ende 2015
knapp 40% ihrer ausländischen Investitionen am Anleihenmarkt in lang laufenden
US-Staatsanleihen angelegt. Auf den ersten
Blick war das bei einer Mehrrendite von über
1,70 Prozentpunkten am Beispiel einer 30jährigen US-Staatsanleihe gegenüber ihrem
japanischen Pendant eine sinnvolle Investition. Jedoch reduzierten schon damals die
Kosten, um sich vor einer Abwertung des
US-Dollars zu schützen, den Mehrertrag auf
0,75 Prozentpunkte. Seit Jahresbeginn deckten sich die Japaner mit US-Treasuries im
Wert von knapp 69 Mrd. Euro ein. Alleine
im Juni entfielen 90% aller Auslandsinvestitionen auf US-Staatsanleihen. Bis heute ist
der Renditeaufschlag aufgrund der gestiegenen Absicherungskosten jedoch weiter geschrumpft, sodass dem japanischen Investor
ein lediglich 0,43 Prozentpunkte höherer
Zins bleibt. Als Folge des sinkenden Mehr-
Dennis Ehlert,
Portfoliomanager,
Bantleon AG
ertrags werden japanische Investoren auf die
Suche nach anderen Optionen gehen. Französische und italienische Staatsanleihen sind
attraktive Alternativen.
Tatsächlich erhalten japanische Investoren
in Frankreich nach Abzug der Absicherungskosten noch 0,62 Prozentpunkte mehr
Abb. 1: Entwicklung der Rendite für 30-jährige Laufzeiten nach Absicherung im Ländervergleich
Quelle: Bloomberg
8
BOND MAGAZINE | Ausgabe 96 | 22.08.2016 | www.fixed-income.org
INVESTMENT
Rendite auf eine 30-jährige Staatsanleihe.
In Italien sind es sogar 1,81Prozentpunkten
mehr als für japanische Staatsanleihen. Die
Anleger müssen sich jedoch bewusst sein,
dass sie beim Erwerb einer italienischen
Staatsanleihe auf das A Rating Japans verzichten und dafür ein BBB+ in Kauf nehmen müssen.
Der Grund für diese relative Attraktivität
französischer und italienischer Staatsanleihen gegenüber ihren Pendants aus den USA
sind die günstigen Finanzierungskosten: Die
Negativzinspolitik der EZB drückt die EuroAbsicherungskosten aufgrund der geringen
Zinsdifferenz zwischen Japan und Frankreich beziehungsweise Italien gegen null.
Auch die Aussicht auf weitere Kursgewinne
trägt zur Attraktivität der beiden Alternativen bei: Die Risikoprämien französischer
und italienischer Staatsanleihen gegenüber
deutschen Bundesanleihen haben sich zwar
seit Ende Juni ihren historischen Tiefstständen genähert. Ein Ende dieses Trends
scheint aber noch nicht in Sicht zu sein, solange die EZB auch weiterhin mit ihrer expansiven Geld- und Zinspolitik die Investoren bei Kauflaune hält. In Frankreich halten wir eine weiter sinkende Risikoprämie
für 10-jährige Staatsanleihen von aktuell 21
Basispunkten auf circa 15 Basispunkte für
durchaus realistisch. In Italien dürfte sich
der Abwärtstrend analog zu Frankreich entwickeln, wobei dort die Bankenkrise immer
wieder zu Verwerfungen am Anleihenmarkt
führen kann. Ungeachtet dessen erwarten
wir für 10-jährige Laufzeiten eine weiter sinkende Risikoprämie von derzeit 117 auf unter 100 Basispunkte.
Die Kombination aus einer möglichen Umschichtung von US-Staatsanleihen in französische und italienische Staatsanleihen und
dem bereits bestehenden positiven Trend bei
europäischen Staatsanleihen könnte zusätzliches Kurspotenzial am französischen und
italienischen Staatsanleihenmarkt schaffen.
Davon können auch europäische Anleger
profitieren.
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INVESTMENT
Globaler Fixed Income Kommentar:
Unsicherheiten belasten globales Wachstum
Text: Andrew Wilson, Goldman Sachs Asset
Management
it Blick auf den restlichen Jahresverlauf 2016 rechnen wir mit einem weiterhin schwachen Wachstum der Weltwirtschaft. Für Europa und Großbritannien beinhaltet der Ausblick auch ein verstärktes
Abwärtsrisiko bedingt durch den Brexit, der
für die USA, Japan und China nur geringe
Auswirkungen haben wird. Generell dürfte
die Inflation in den Industriestaaten niedrig bleiben, obgleich wir in den USA klare
Anzeichen eines wachsenden Lohndrucks
sehen.
M
US-Beschäftigung als größter Lichtblick des globalen Wirtschaftswachstums?
In einem ansonsten recht düsteren globalen
Wirtschaftsumfeld liefert das robuste Beschäftigungswachstum in den USA bislang
ein wichtiges Signal einer kontinuierlichen
fundamentalen Verbesserung. Allerdings
wird auch der US-Arbeitsmarkt nicht unendlich im aktuellen Tempo weiter wachsen. Das wirft die Frage auf: Wie wird sich
der derzeit größte Lichtblick des globalen
Wirtschaftswachstums weiter entwickeln?
Kurzfristig erwarten wir eine Verbesserung
des Wirtschaftswachstums in den USA,
während die Abwärtsrisiken langfristig allerdings steigen dürften. Der angespannte
Arbeitsmarkt sorgt für steigende Löhne, was
schließlich Unternehmen dazu veranlassen
könnte, Stellen zu streichen oder niedrigere
Gewinne zu akzeptieren. Mit beiden Szenarien wächst die Gefahr, dass die USA in
den nächsten ein oder zwei Jahren in eine
Rezession abrutschen könnten. Die große
Unbekannte bleibt, ob höhere Löhne auch
zu höheren Verbraucherausgaben führen
und somit den Unternehmensumsätzen
nicht nur einen Schub verleihen, sondern
auch den Verlusteffekt des Lohnwachstums
teilweise kompensieren können.
Die Fed wird derweil vermutlich bis Dezember oder noch länger von weiteren Zinserhöhungen absehen. Immer, wenn die
Märkte einen solchen Schritt einzupreisen
beginnen, spannen sich die Finanzbedin10
gungen in den USA an – und die Fed geht
in einen Wartemodus. Sie scheint sich jetzt
darauf zu konzentrieren, die langfristigen
Leitzinsprognosen zu senken, was vielleicht
den kurzfristigen Zinsen Auftrieb geben
wird, während sich die US-Renditekurve
weiter verflacht. Vor der Präsidentschaftswahl im November sehen wir jedoch keinen
Spielraum für eine Konjunkturspritze.
China schiebt Kreditproblem vor sich
her
Das Tempo, das China zurzeit beim Kreditund Wirtschaftswachstum hinlegt, wird
dauerhaft nicht haltbar sein. Das Kreditwachstum bleibt ein eher langfristiges Risiko. Es hat zwar geholfen, die chinesische
Wirtschaft zu stabilisieren, wodurch die Kapitalabflüsse reduziert werden konnten.
Doch der Übertragungseffekt von Krediten
auf die Konjunktur nimmt zunehmend ab.
Das Ergebnis: Finanzielle Ungleichgewichte
entstehen, die die Nachhaltigkeit von
Wachstum und Krediten längerfristig gefährden. Folglich muss immer mehr Geld
geliehen werden und irgendwann wird der
Punkt erreicht sein, an dem die Blase platzt.
Doch bis dahin werden die politischen Verantwortlichen das Problem erst einmal weiter vor sich herschieben.
Kurzfristig wirkt China stabil, doch auf
lange Sicht könnte die steigende Verschuldung das staatlich forcierte Wachstum unhaltbar machen. Die Wirtschaftsaktivität
hat sich dank einer lockereren Geldpolitik
und aggressiveren Konjunkturstimuli zugunsten der Infrastruktur stabilisiert. Die
Lage am Immobilienmarkt hat sich nach einer Phase der Volatilität aufgehellt, obgleich
bei den jüngsten Preisanstiegen und der Zunahme von Neubauprojekten eine Verlangsamung zu beobachten ist. Das Exportgeschäft ist durchwachsen und leidet besonders unter der schwachen Nachfrage in
Asien. Die Wachstumsaussichten werden
nicht nur durch die Überkapazitäten im verarbeitenden Gewerbe belastet, sondern auch
durch ein potenzielles Übergreifen der
Schwäche der Industrie auf den Dienstleis-
BOND MAGAZINE | Ausgabe 96 | 22.08.2016 | www.fixed-income.org
Andrew Wilson, CEO für EMEA
und Co-Head des
Global Fixed Income und
Liquidity Management
Teams bei Goldman Sachs
Asset Management
tungssektor und die sinkende Effizienz politischer Instrumente. Vor diesem Hintergrund prognostizieren wir für die chinesische Wirtschaft ein Wachstum von 6,5% in
diesem und 6,0% im nächsten Jahr.
Brexit als anhaltende Belastung in der
Eurozone
Langfristig gesehen wird sich die Entscheidung der Briten, die EU zu verlassen, als
Dauerbelastung erweisen – primär für
Großbritannien, aber auch für Europa. Es
wird eine Weile dauern, bis der Brexit seine
volle Wirkung zeigt und ein Großteil der
Effekte dürfte erst 2017 zum Tragen kommen. Die Unsicherheit über das operative
Umfeld und die Konjunkturaussichten
dürften dazu führen, dass sich Unternehmen und Verbraucher mit Investitionen zurückhalten. Die britischen Unternehmensinvestments dürften besonders leiden, außerdem erscheint es sehr wahrscheinlich,
dass sich der Häusermarkt abschwächt und
dabei sowohl die Zahl der Transaktionen als
auch die Preise sinken werden. Die Entwicklungen am Häusermarkt könnten den
privaten Konsum belasten – durch das Vermögen selbst sowie durch einen direkten
Konsumverlust aufgrund der Notwendig-
INVESTMENT
keit eines Umzugs. Die Schwäche des britischen Pfunds sollte zwar einen gewissen
Ausgleich in Form wettbewerbsfähigerer Exporte bieten, dennoch dürfte Großbritannien in den nächsten 12 bis 18 Monaten in
die Rezession abgleiten oder zumindest nur
noch ein Wachstum nahe Null erreichen.
Wir haben daher unsere Wachstumsprognose 2017 für Großbritannien und die Eurozone gesenkt.
In Europa wird die direkte Wirkung über
den Handelskanal vermutlich relativ moderat ausfallen, wobei der Brexit die bestehenden Probleme noch verstärkt. Die Unsicherheit über die Folgen für die Zukunft
der Europäischen Union und bevorstehende
Wahlen dürfte das Vertrauen in die Wirtschaft einer ständigen Belastungsprobe aussetzen.
Von Seiten der Europäischen Zentralbank
(EZB) rechnen wir in der Eurozone mit einer weiteren Zinssenkung, aber nur um 10
Basispunkte, da die EZB ihr Hauptaugenmerk weiter auf Wertpapierkäufe legen
wird. Wegen der sinkenden Zinsen und be-
grenzten Neuemissionen gibt es für die EZB
weniger kaufbare Staatsanleihen, sodass ihr
aktuelles Programm sehr wahrscheinlich
bald angepasst werden wird. Außer in
Deutschland, wo Konjunkturmaßnahmen
unwahrscheinlich erscheinen, sehen wir
kaum Spielraum für eine finanzpolitische
Lockerung. Frankreich, Spanien und andere
Länder sind auf dem besten Weg, die EUDefizitziele zu verfehlen und stehen folglich
unter dem Druck zu sparen, statt Mehrausgaben zu tätigen.
Japans Politik im Dilemma – Zeit für
Helikoptergeld?
Japans erwarteter Übergang zu einer lockereren Haushaltspolitik ist wohl das eindringlichste Beispiel für das politische Dilemma des Landes. Die implizite Koordination von Geld- und Fiskalpolitik wird
möglicherweise nicht ausreichen, um die
strukturellen Herausforderungen zu beseitigen, die das Wachstumspotenzial Japans
geschwächt haben. Dazu zählen insbesondere die hohe Sparneigung, der Status des
Yens als Fluchtwährung und eine alternde
Bevölkerung. Die Alternative wäre eine
Form von Helikoptergeld, bei dem die
Geldversorgung von der Notenbank permanent erhöht wird, um fiskalische Stimuli
zu finanzieren. Angesichts des Umfangs der
Wertpapierkäufe lässt sich argumentieren,
dass die Bank of Japan die japanischen
Staatsschulden bereits monetarisiert hat und
dass von einer klaren Stellung zum Helikoptergeld eine stärkere Signalwirkung ausgehen würde.
Helikoptergeld könnte das Wachstum und
die Inflation zwar ankurbeln, geht aber auch
mit einem beträchtlichen Risiko für das Finanzsystem einher. Die Anleger würden
wahrscheinlich die Fähigkeit der BoJ anzweifeln, eine permanente Unterordnung
unter die Haushaltspolitik zu vermeiden.
Dies könnte wiederum zu höheren Risikoprämien bei japanischen Staatsanleihen führen. Japans Banken haben zuletzt auf ein höheres Durationsrisiko gesetzt, um im Umfeld niedriger Nettozinsmargen bessere Renditen zu erzielen. Ein Anstieg der langfristigen Renditen japanischer Staatsanleihen
könnte sie deshalb vor erhebliche Probleme
stellen.
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INVESTMENT
EYEMAXX Real Estate AG*4,5a,6a,10,11
Planmäßige Rückführung der ersten EYEMAXX-Anleihe (2011/2016) erfolgt,
Anleihe 2016/2021 aktuell interessant
Text: Cosmin Filker
ie EYEMAXX Real Estate AG hat mit
der am 26.07.2016 erfolgten planmäßigen Rückführung der im Jahr 2011 emittierten 7,5%-Unternehmensanleihe für positiven Newsflow am Markt für mittelständische Unternehmensanleihen gesorgt. Das
ausstehende Volumen der voll besicherten
Anleihe belief sich zum Rückzahlungszeitpunkt auf 10,70 Mio. Euro. Die Rückzahlung wurde dabei vornehmlich durch die im
März 2016 begebene ebenfalls voll besicherte 7,0%-Unternehmensanleihe (WKN:
A2AAKQ) abgedeckt. In unseren Augen ist
dies ein gutes Beispiel einer erfolgreichen
und durchdachten Refinanzierungsstrategie.
D
Investororientierte Ausstattung der
2016/2021-Anleihe
Ein wichtiger Aspekt dieser Strategie ist die
investororientierte Ausstattung der jüngsten
Unternehmensanleihe mit einer umfangreichen Sicherungskomponente. Gemäß Wertpapierprospekt wird jeder Euro Emissionserlös mit einer Grundbuchsicherung von
116,4% des Verkehrswertes der Sicherungsliegenschaften sowie zusätzlich einer
notariellen Abtretung der Mieterlöse der besicherten erstrangigen Immobilien unterlegt. Neben dieser im Marktvergleich umfangreichen Sicherung der Anleihemittel
bietet die EYEMAXX-Anleihe zudem einen
Die Grundlage für diese Entwicklung ist die
rege Transaktionstätigkeit der Gesellschaft. So
wurden im laufenden Geschäftsjahr 2015/16
bereits zwei fertige Fachmarktprojekte in Polen (MY BOX Olawa und MY BOX Namslau) für insgesamt rund 7,0 Mio. Euro veräußert. Darüber hinaus war die EYEMAXX
erneut in der Lage, bereits vor Projektfertigstellung, im Rahmen so genannter Forward
Sales, zwei deutsche Projekte (Medizinzentrum „omasium“ in Leipzig; Pflegeheim
und Wohnen Klein-Lengden) und das Fachmarktzentrum MY BOX Brandys bei Prag
mit einem Projektvolumen von insgesamt 36
Mio. Euro zu veräußern.
hohen Kupon von jährlich 7,0% bei halbjährlicher Auszahlung.
EYEMAXX überzeugt mit operativer
Entwicklung
Zusätzlich dazu überzeugt die EYEMAXX
Real Estate AG auch von operativer Seite.
Die Gesellschaft, deren Fokus auf der Entwicklung von Wohn- und Pflegeimmobilien
in Deutschland und Österreich sowie auf der
Projektentwicklung mit dem Schwerpunkt
auf Gewerbeimmobilien (Fachmarktzentren,
Logistikimmobilien, Taylormade Solutions)
in Österreich, Deutschland und in der
SEE/CEE-Region liegt, verzeichnete im ersten Halbjahr 2015/2016 sowohl auf Umsatzals auch Ergebnisseite hohe Wachstumsraten.
Bei der Gesamtleistung wurde mit 8,32 Mio.
Euro (VJ: 5,74 Mio. Euro) ein neuer Rekordwert erreicht. Besonders stark entwickelten sich die Projektgesellschaften, die einen deutlichen Anstieg des Beteiligungsergebnisses bedeuten. Ausgehend von der erhöhten Ertragssituation verbesserte sich das
EBIT auf 3,44 Mio. Euro (VJ: 2,67 Mio.
Euro), was auf Basis eines ersten Halbjahres
ebenfalls einem neuen Rekordwert gleichkommt. Hiervon ausgehend weist die EYEMAXX zum Halbjahr 2015/2016 einen für
Immobilienunternehmen hohen EBIT-Zinsdeckungsgrad in Höhe von 1,7 (VJ: 1,5) auf.
Weiteres Gewinnwachstum mit Mannheimer Projekt in Sicht
Auch die künftige Entwicklung dürfte von
weiterem Umsatz- und Ergebniswachstum
geprägt sein. Die Basis ist die umfangreiche
Projektpipeline, welche in den vergangenen
Monaten nochmals deutlich ausgeweitet
wurde. Mit der Unterfertigung des notariellen Kaufvertrags des Projektes „Postquadrat“
in Mannheim hat die EYEMAXX dabei das
größte Projekt der Unternehmensgeschichte
gesichert. Innerhalb eines 20.000 qm großen Areals sollen ab dem dritten Quartal
2016 Wohnimmobilien, Gewerbeeinheiten
sowie zwei Hotels mit einem Projektvolu-
Tab. 1: EYEMAXX-Anleihen im Vergleich
Anleihe 2012/2017
Anleihe 2013/2019
Anleihe 2014/2020
Anleihe 2016/2021
WKN:
A1MLWH
A1TM2T
A12T37
A2AAKQ
Volumen
bis 15 Mio. Euro
bis 15 Mio. Euro
bis 30 Mio. Euro
bis 30 Mio. Euro
Laufzeit
11.04.12– 31.10.17
26.03.13 – 25.03.19
30.09.14 –30.03.20
17.03.16 –17.03.21
Kupon
7,75% p.a.
7,875% p.a.
8,0% p.a.
7,0% p.a.
Zinszahlung
11.04.
26.03.
30.09.
18.03. / 18.09.
Rating
BBB-
-
-
BBB
GBC-Credit Research
-
-
-
5 GBC-Falken
Ausstehendes Volumen
11,62 Mio. Euro
10,99 Mio. Euro
19,01 Mio. Euro
20 Mio. Euro
Anleihekurs (17.08.16)
102,50%
92,00%
91,50%
94,20%
Effektivzins (17.08.16)
5,55%
11,61%
10,97%
8,71%
Quelle: EYEMAXX Real Estate AG
12
BOND MAGAZINE | Ausgabe 96 | 22.08.2016 | www.fixed-income.org
INVESTMENT
men von insgesamt 160 Mio. Euro entstehen. Bis zum Jahr 2019 soll dieses Projekt
zusammen mit dem namhaften österreichischen Joint Venture-Partner Johann Kowar (ehemaliger Gründer der conwert AG)
mit einem Anteil von jeweils 50%, unter der
Federführung der EYEMAXX, umgesetzt
werden. Weitere Projekte wie etwa ein
Wohnprojekt in Wien mit einem Projektvolumen in Höhe von 27,0 Mio. Euro
konnten ebenfalls gesichert werden, so dass
die Projektpipeline auf deutlich über 390
Mio. Euro angewachsen ist.
Positive Entwicklung der Zinsdeckungsgrade erwartet
Wichtige Finanzierungsbausteine sind die
Anleihemittel, Bankkredite, Co-Investoren,
aber auch der zwischenzeitliche Abverkauf
von fertiggestellten oder von im Bau befindlichen Projekten. Ausgehend hiervon
dürfte die Gesamtleistung sukzessive auf
über 20,0 Mio. Euro (2017/2018e) ansteigen, bei einer grundsätzlich hohen Rentabilität. Wir rechnen mit EBIT-Margenniveaus, welche oberhalb der 60%-Schwelle
liegen und damit mit einem EBIT im zweistelligen Millionenbereich. Die nach der erfolgten Anleiherückzahlung nun niedrigeren Zinsaufwendungen sollten problemlos
zu entrichten sein. Beim EBIT-Zinsdeckungsgrad gehen wir von einem Wert
oberhalb von 2,5 (2017/2018e) aus.
emittierte 7,0%-Unternehmensanleihe aufgrund des umfangreichen Sicherungskonzeptes sowie unter Einbezug des Creditreform-Anleiheratings von BBB (Investment
Grade) als „stark überdurchschnittlich attraktiv“ ein und vergeben die Höchstpunktzahl von 5 GBC-Falken.
Hinweis gemäß Finanzanalyseverordnung: Bei
dem analysierten Unternehmen sind die folgenden
möglichen Interessenskonflikte gemäß Katalog
möglicher Interessenkonflikte gegeben: Nr.
(4,5a,6a,10,11). Ein Katalog möglicher Interessenskonflikte ist auf folgender Webseite zu finden:
www.gbc-ag.de/de/Offenlegung.htm
Höchstnote 5 GBC-Falken
Wir stufen dabei insbesondere die zuletzt
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INVESTMENT
„Die Entzerrung der Fälligkeitenstruktur kann für viele Unternehmen
Vorbild sein“
Gerald Diezel, Managing Partner der equinet Bank AG
rotz zahlreicher Defaults erwartet Gerald
Diezel, Managing Partner der equinet
Bank AG, dass die Zahl von Neuemissionen
bei SmallCap-Anleihen mittelfristig wieder
ansteigen sollte. Bei Refinanzierungen haben
es Unternehmen leichter, die sowohl operativ
als auch bei der Kommunikation überzeugt
haben. Aber auch die Entzerrung der Fälligkeitenstruktur ist für viele Emittenten ein
ema, wie Gerald Diezel im Gespräch mit
dem BOND MAGAZINE erläutert.
T
BOND MAGAZINE: Bei Mittelstandsanleihen haben wir zum einen einige Defaults
und Gläubigerversammlungen, zum anderen auch eine Reihe von Refinanzierungen,
die sehr erfolgreich realisiert werden konnten, wie z.B. von Schalke oder Karlsberg.
Wie ist Ihre Wahrnehmung?
Diezel: Der Markt für SmallCap-Anleihen
ist in den letzten 12 bis 18 Monaten stark in
Misskredit geraten – und dies teilweise zu
Recht. U.a. daher gab es 2015 und 2016
deutlich weniger Neuemissionen. Der Markt
ist aber trotz der berechtigten Kritik nicht tot!
Anleihen haben im Rahmen des Finanzierungsmixes auch bei mittelständischen Unternehmen ihre Berechtigung. Aktuell wird
der Markt in der Tat noch von Ausfällen,
Gläubigerversammlungen und Restrukturierungen beeinflusst. Auf der anderen Seite gibt
es aber auch erfolgreiche Rückzahlungen und
Refinanzierungen. Die Refinanzierungen
werden durch das attraktive Zinsumfeld begünstigt. Zudem haben eine Reihe von Emittenten die Investoren überzeugt. Dies sowohl
bei bestehenden als auch bei neuen Investoren. Wer sowohl operativ als auch bei der
Kommunikation überzeugt hat, der hat es bei
der Refinanzierung natürlich leichter. Wir
glauben, dass die Emissionstätigkeit mittelfristig wieder anziehen sollte, aber es wird
auch weitere Insolvenzen geben.
BOND MAGAZINE: Es ist durchaus positiv, dass die Unternehmen, die Investoren
14
überzeugt haben, sich leichter refinanzieren
können als die anderen.
Diezel: Es wird stärker selektiert und wir sehen durchaus auch eine Professionalisierung
des Marktes. Früher gab es viele Eigenemissionen. Mittlerweile sind sowohl auf Investoren- als auch auf Strukturierungsseite professionelle Marktteilnehmer aktiv. Viele Ausfälle
resultieren noch von sehr frühen Emissionen.
Damals war die Qualität bei der Strukturierung und vielleicht auch bei der Auswahl der
Unternehmen doch noch nicht so gut wie sie
später war. In der frühen Phase wurden Anleihen emittiert, die zu einem Verschuldungsgrad führten, der fast einen Nachrangcharakter hatte. Und dafür war die gebotene
Verzinsung zu niedrig. In den ersten Jahren
wurden Emissionen im Rahmen von öffentlichen Angeboten vorwiegend von Privatanlegern gezeichnet, später von institutionellen
Investoren. Inzwischen sehen wir einen klaren Trend hin zu Private Placements bei institutionellen Investoren. Investoren werden
im Rahmen des Pre-Soundings frühzeitig eingebunden und häufig erfolgt die Platzierung
an nur wenige institutionelle Investoren. Auch
hier gibt es z.T. eine große Nachfrage. Gerade
Pensionskassen und Versorgungswerke haben
einen gewissen Anlagedruck. Für diese sind
häufig besicherte Anleihen interessant.
BOND MAGAZINE: Es gab in diesem
Jahr bereits eine Reihe von sehr erfolgreichen Emissionen wie Karlsberg oder
Schalke. Die Transaktion von Schalke haben Sie begleitet. Welche Besonderheiten
gab es bei Schalke?
Diezel: Der FC Schalke 04 hat die Finanzverbindlichkeiten in den letzten Jahren
deutlich reduziert. Seit der Emission der ersten Anleihe konnten die Finanzverbindlichkeiten um 100 Mio. Euro zurückgeführt
werden. Die operative Entwicklung hat
überzeugt. Schalke 04 hat die erste Call Option genutzt. Ziel war neben der Entzerrung
BOND MAGAZINE | Ausgabe 96 | 22.08.2016 | www.fixed-income.org
der Fälligkeitenstruktur auch die Reduktion
des Zinsaufwandes. Dies ist über zwei neue
Anleihen mit 5- und 7-jähriger Laufzeit sowie unterschiedlichen Zinskupons gelungen. Die differenzierte Angebotsstruktur
wurde den verschiedenen Risikoprofilen der
Anleger gerecht. So war die Nachfrage nach
den neuen Anleihen von allen Investorengruppen außerordentlich groß. Die Emission war mehr als zweifach überzeichnet.
BOND MAGAZINE: Welche Trends sehen
Sie bei Neuemissionen, aus welchen Branchen werden wir Neuemissionen sehen?
Diezel: Auf uns kommen Anleiheemittenten wegen Refinanzierungen zu, die bei
Folgeemissionen teilweise das Volumen reduzieren möchten. Auch die Entzerrung der
Fälligkeitenstruktur durch zwei Tranchen
mit unterschiedlicher Laufzeit ist ein
ema. Von Unternehmen, die sich erstmals mit dem ema SmallCap-Anleihe beschäftigen, sehen wir Interesse aus dem Industrial- und Consumer-Segment. Mit
Blick auf die Erfahrungen der Vergangenheit wird aber bei der Strukturierung von
Neuemissionen gerade das ema Sicherheiten, Garantien und Covenants immer
wichtiger. Hier haben alle Marktteilnehmer
eine Lernphase durchlaufen, die sich künftig positiv auf die Qualität der Emissionen
auswirken sollte.
BOND MAGAZINE: Hat sich die Qualität der Unternehmen, die auf Sie zukommen, verbessert?
Diezel: Ich würde nicht sagen, dass sich die
Qualität verbessert hat. Aber schlechtere
Unternehmen, die keinerlei Sicherheiten,
Garantien etc. bieten können, fallen heute
schneller durchs Raster als dies noch vor drei
oder vier Jahren der Fall war.
Das Interview führte Christian Schiffmacher.
DISTRESSED
Grundlage eines Berichts des Insolvenzverwalters Rechtsanwalt Dr. Kebekus über den
Fortgang des Verfahrens beschlossen werden
(sogenannter Berichtstermin). Zugleich
dient der Termin unter anderem der Beschlussfassung der Gläubiger über die Person des Insolvenzverwalters, die Einsetzung,
Besetzung und Beibehaltung des Gläubigerausschusses.
Ehemalige Golden Gate-Objekte auf Sylt.
Golden Gate: Immobilie in Amberg
verkauft
Der Insolvenzverwalter der Golden Gate
GmbH, Rechtsanwalt Axel W. Bierbach von
der Kanzlei Müller-Heydenreich Bierbach
& Kollegen, hat sämtliche Geschäftsanteile
der ParkCampus Amberg GmbH an ein
privates deutsches Investorenkonsortium
veräußert. Damit wechselt das ehemalige
Bundeswehrkrankenhaus in Amberg im
Wege eines Share Deals seinen Eigentümer.
Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen
vereinbart. Seit der Insolvenzantragstellung
der auf Gesundheits- und Wohnimmobilien
fokussierten Golden Gate GmbH am 2.
Oktober 2014 wurde die ParkCampus Amberg GmbH von dem auf Immobilienkrisen spezialisierten Sanierungsexperten Dr.
Hans Volkert Volckens von der Immobilis
Group stabilisiert und teilweise neu finanziert. In dieser Zeit konnten auf der Liegenschaft mehr als 6.000 Quadratmeter
Mietfläche vollständig umgebaut und neu
vermietet werden. Wesentliche Mieter sind
neben der Bundeswehr die Stadt Amberg
sowie die Siemens AG. Nach dem Verkauf
der ParkCampus Amberg GmbH steht nun
noch die Veräußerung des ehemaligen Bundeswehrkrankenhauses in Leipzig aus, um
die insolvenzbedingte Liquidation der Golden Gate Gruppe abschließen zu können.
Steilmann SE: Gläubigerversammlung
am 07.09.2016
Das Insolvenzgericht Dortmund hat für
Mittwoch, den 7.09.2016, zu einer Gläubigerversammlung einberufen. Auf der
Gläubigerversammlung wird auf der
Die gemeinsamen Vertreter (One Square
Advisory Services GmbH und CMS GmbH
Rechtsanwaltsgesellschaft) werden gemäß §
19 Abs. 3 SchVG die Rechte der Anleihegläubiger auf der Gläubigerversammlung
wahrnehmen. Das Gericht wird interessierten Anleihegläubigern ein Gastrecht einräumen, so dass sie an der Gläubigerversammlung ebenfalls teilnehmen können.
Anleihegläubiger, die am Berichtstermin
teilnehmen möchten, haben kein Stimmrecht.
-9,8 Mio. Euro). Das zweite Quartal 2016
schloss mit einem EBIT von -3,5 Mio. Euro
ab (Vorjahr: -3,9 Mio. Euro). Bereinigt um
Restrukturierungserträge ergab sich für das
zweite Quartal 2016 ein bereinigtes EBIT
von -4,7 Mio. Euro (Vorjahr: -3,9 Mio.
Euro). Im Juni 2016 ergab sich im Zusammenhang mit der Anleiherestrukturierung
ein Sanierungsgewinn in Höhe von 41,2
Mio. Euro. Dieser wurde innerhalb der Finanzerträge ausgewiesen. Hieraus resultierend betrug das Finanzergebnis 38,6 Mio.
Euro. Die Gesellschaft plant, im Zuge des
zweiten Halbjahres 2016 ihre Umsatz- und
Ergebniserwartungen für das Geschäftsjahr
2016 zu überarbeiten und zu veröffentlichen.
Ort der Gläubigerversammlung: Amtsgericht Dortmund, Gerichtsstraße 22, 44135
Dortmund, 1. Etage, Sitzungssaal 1.101.
Beginn der Gläubigerversammlung: 10 Uhr,
Einlass ab 9 Uhr.
Rickmers Holding AG: Unternehmensrating von CCC mit negativem Ausblick versehen
Auf Basis der veröffentlichten Halbjahreszahlen 2016 hat die Ratingagentur Creditreform den Ausblick des Unternehmensratings der Rickmers Holding AG von stabil
auf negativ geändert. Die grundsätzliche Bewertung mit CCC bleibt unverändert.
SINGULUS: Hoher Auftragseingang
und Auftragsbestand
Im ersten Halbjahr 2016 konnte die SINGULUS TECHNOLOGIES in diesem Zusammenhang einen Großauftrag für CIGSProduktionsanlagen von rund 110 Mio.
Euro unterzeichnen. Der Auftragseingang
lag damit im ersten Halbjahr 2016 mit
131,5 Mio. Euro deutlich über dem Vorjahresvergleichswert in Höhe von 73,1 Mio.
Euro. Der Auftragsbestand erhöhte sich
dementsprechend auf 133,5 Mio. Euro (30.
Juni 2015: 57,9 Mio. Euro). Der Halbjahresumsatz 2016 lag mit 24,6 Mio. Euro unter dem Vorjahr mit 29,2 Mio. Euro. Im
zweiten Quartal 2016 notierten die Umsätze
in Höhe von 10,5 Mio. Euro unter dem
Vorjahresvergleichswert in Höhe von 16,6
Mio. Euro. Das erste Halbjahr 2016 schloss
mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von -9.3 Mio. Euro ab (Vorjahr:
BOND MAGAZINE | Ausgabe 96 | 22.08.2016 | www.fixed-income.org
15
LEGAL
Den Holdout-Gläubigern keine Chance –
eine schwere Geburt!
Text: Andreas Ziegenhagen, Till Buschmann,
Dentons Europe LLP
anierungsinstrumente (seien es gerichtliche oder außergerichtliche) zielen darauf ab, Sanierungskonzepte effektiv umzusetzen. Das erfordert in der Regel auch die
Umgehung der Holdout-Problematik. Dem
einzelnen Gläubiger steht es grundsätzlich
frei, seine Zustimmung zu einem außergerichtlichen Vergleich zu verweigern. Gemäß
einschlägiger Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs steht fest, dass die Gläubiger eines Unternehmens – anders als seine Gesellschafter – in keiner Sonderverbindung
zueinander stehen, die gegenseitige Treuepflichten begründet, einem mehrheitlich getragenem Sanierungskonzept zuzustimmen.
Holdout-Gläubiger sind Gläubiger eines zu
sanierenden Unternehmens (oder Staates),
die dem Sanierungskonzept bewusst mit
dem Ziel opponieren, auf dem Rücken der
anderen Gläubiger Sondervorteile zu erzielen. Das kriselnde Unternehmen soll sich
mittels einer hohen Zustimmungsquote der
anderen Beteiligten finanziell erholen und
in die Lage versetzt werden, den opponierenden Gläubiger vollständig zu befriedigen. Wirtschaftlich attraktiv und komplett
wird diese Strategie, wenn sich der HoldoutGläubiger zu einem Zeitpunkt in die Gläubigerposition einkauft, in dem die Schieflage des Unternehmens bereits publik ist
und der Kaufpreis entsprechend unter dem
Nominalwert liegt.
S
Umschuldungsklauseln (Collective
Action Clauses)
Die Holdout-Problematik lässt sich in der
Praxis elegant durch Vertragsklauseln aushebeln, die es (qualifizierten) Gläubigermehrheiten ermöglichen, mit Wirkung für
alle Gläubiger Sanierungskonzepte umzusetzen. Nach einem im September 2002 gefassten Beschluss der EU-Finanzminister
sollten derartige Umschuldungsklauseln
(Collective Action Clauses) in die Anleihebedingungen der Auslandsanleihen der Mitgliedstaaten aufgenommen werden (können). Als Ziel nannten die EU-Finanzminister dabei insbesondere auch die Reduzierung des Störpotenzials von Minderheitsgläubigern, die dem Sanierungskonzept
16
opponieren. Die Zulässigkeit derartiger
Umschuldungsklauseln – ohne inhaltliche
Beschränkung – ist auch Kernstück des reformierten Gesetzes über Schuldverschreibungen aus Gesamtemissionen vom 4. August 2009 (SchVG 2009). Der Gesetzgeber
bezweckte durch die der Reform immanenten Ausweitung des Mehrheitsprinzips (etwa
auf kollektive Forderungsverzichte), dass alle
Anleihegläubiger in einem fairen, transparenten und geordneten Verfahren zu gleichen Teilen einen substanziellen Sanierungsbeitrag außerhalb eines Insolvenzverfahrens zur Rettung des Schuldners leisten
(können). Zuvor war gerade bei börsennotierten oder im Freiverkehr zugelassenen
Anleihen aufgrund der weiten Streuung und
der heterogenen Gläubigergemeinschaft die
Erzielung einer außerinsolvenzrechtlichen
Sanierungslösung nahezu unmöglich. Nicht
zuletzt sollte die Reform des Schuldverschreibungsgesetzes den deutschen Restrukturierungsstandort und damit die internationale Wettbewerbsfähigkeit stärken.
Andreas Ziegenhagen, Managing Partner
Deutschland und European
Head der Praxisgruppe Restrukturierung,
Dentons Europe LLP
Rechtsprechung zur Anleihekündigung
Früh wurde die relativ geringe Regelungsdichte des SchVG 2009 und der daraus resultierende komplizierte Regelungsauftrag
für die Richter kritisiert. Nicht zu Unrecht,
wie bald einige sanierungsunfreundliche
landgerichtliche und zum Teil oberlandesgerichtliche Urteile zeigen sollten. Letztere
hatten es für zulässig erachtet, die Anleihe
noch vor der Beschlussfassung der Anleihegläubiger zu kündigen und sich somit dem
Mehrheitsbeschluss zu entziehen. Die kündigenden Gläubiger machten sich dabei zu
Nutze, dass den Parteien eines Dauerschuldverhältnisses und damit auch der Anleihe ein Recht zur außerordentlichen Kündigung bei Vorliegen eines wichtigen Grundes nach § 314 BGB zustehen soll und zusätzlich mehrere Anleihebedingungen explizit ein unglücklich formuliertes Kündigungsrecht für den Fall vorsahen, dass „der
Emittent eine allgemeine Schuldenregelung
zu Gunsten seiner Gläubiger anbietet oder
trifft“. Als (wichtigen) Grund für ihre Kün-
BOND MAGAZINE | Ausgabe 96 | 22.08.2016 | www.fixed-income.org
Till Buschmann, LLM,
Sozius, Dentons Europe LLP
digung brachten die Anleihegläubiger regelmäßig vor, dass die Einberufung einer
Anleihegläubigerversammlung, in der über
eine Restrukturierungsmaßnahme abgestimmt werden soll, den Tatbestand des Angebots einer allgemeinen Schuldenregelung
erfülle, oder sich die Vermögensverhältnisse
des Schuldners wesentlich verschlechtert
hätten.
LEGAL
Rechtsunsicherheit in der Restrukturierungspraxis
Was dem Geschäftsmodell der (kündigenden) Holdout-Gläubiger Nahrung gab,
konterkarierte gleichzeitig den klar sanierungsfreundlichen Sinn und Zweck des
SchVG 2009 und stellte seine Effizienz als
Sanierungsinstrument damit verstörend in
Frage. Eine Anleiherestrukturierung nach
dem SchVG 2009 war fortan für alle Beteiligten mit einer erheblichen Rechtsunsicherheit belastet. Das Kündigungs- und damit einhergehende Liquiditätsrisiko war in
der Höhe nicht kalkulierbar, wusste man
doch nicht, wie viele Anleihegläubiger von
dem angeblichen Kündigungsrecht nach der
Ankündigung von Sanierungsmaßnahmen
Gebrauch machen würden. Auch konnten
Kündigungserklärungen von Anleihegläubigern unter Umständen Drittverzugsklauseln (Cross Default) in anderen (Finanzierungs-)Verträgen des Schuldners auslösen.
In der Folge gewann die Vorbereitung von
Rückfalloptionen, wie etwa das mit dem
ESUG eingeführte insolvenzrechtliche
Schutzschirmverfahren, noch mehr an Bedeutung. Gleichzeitig wurde in der Kautelarpraxis mittels verschiedener Gestaltungslösungen versucht, der Rechtsprechung zur
Anleihekündigung und der damit einhergehenden Rechtsunsicherheit entgegenzuwirken. Üblich wurden etwa neben der Aufnahme von Verzichten auf Kündigungsrechte auch die Aufnahme von Nichtvollziehungs- und Nichteinforderungserklärungen (Standstill) oder Rücknahmen bereits ausgesprochener Kündigungen (jeweils
durch direkte Beschlüsse oder über Beschlüsse zur Ermächtigung eines gemeinsamen Vertreters) in die Beschlussvorlagen für
Anleihegläubigerversammlungen.
Wandel der Rechtsprechung
Glücklicherweise wurde das Problem auch
von der Rechtsprechung erkannt. Es zeichnete sich langsam aber sicher ein Wandel im
Sinne der sanierungsfreundlichen Intention
des Gesetzgebers ab. Vereinzelte oberlandesgerichtliche Urteile versuchten, den Anwendungsbereich des gesetzlichen Kündi-
gungsrechts inhaltlich einzuschränken, um
dem gezielten Vorgehen der kündigenden
Holdout-Gläubiger entgegenzuwirken. Ein
Oberlandesgericht versagte einem Anleihegläubiger etwa das Kündigungsrecht nach
§ 314 BGB, weil er bereits in Kenntnis der
wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Emittenten seine Schuldverschreibungen zu einem niedrigen Kurs erworben hatte. Die
wirtschaftliche Schieflage sei damit schon
im Kaufpreis widergespiegelt und könne
nicht auch noch als wichtiger Grund für
eine außerordentliche Kündigung herangezogen werden (kein Double Dip). Dies widerspräche dem der Vorschrift des § 314
BGB immanenten Billigkeitsdenken.
Am 8. Dezember 2015 folgte eine lang erwartete höchstrichterliche Entscheidung.
Darin entschied der Bundesgerichtshof, dass
ein nachfolgender wirksamer Beschluss der
Anleihegläubigerversammlung auch den
kündigenden Anleihegläubiger binde. Die
Anleihegläubigerstellung bleibe trotz erfolgter Kündigung (zumindest bis zur vollständigen Tilgung) bestehen, und die nach
dem SchVG 2009 gefassten Mehrheitsbeschlüsse seien für alle Gläubiger derselben
Anleihe gleichermaßen verbindlich. Da der
Bundesgerichtshof leider die Frage nach der
Wirksamkeit der Kündigung und auch
nach der Auslegung des in Anleihebedingungen häufig vorzufindenden Kündigungsgrundes „Anbieten oder Treffen einer
allgemeinen Schuldendregelung“ offen gelassen hatte, sah sich die Restrukturierungspraxis weiterhin der Frage ausgesetzt,
wie bei „Druckkündigungen“ der Zeitraum
bis zur Wirksamkeit und Vollziehbarkeit eines Restrukturierungsbeschlusses zu überbrücken sei.
In seinem jüngsten Urteil (vom 31. Mai
2016) zum Schuldverschreibungsrecht führt
der Bundesgerichtshof seine Rechtsprechung im Sinne der Sanierungsfreundlichkeit fort, indem er Anleihegläubigern jedenfalls dann ein gesetzliches Kündigungsrecht versagt, wenn der Emittent Sanierungsbemühungen beabsichtige und zeit-
nah entfalte. Andernfalls könnten sich vereinzelte Anleihegläubiger einem avisierten
Restrukturierungsbeschluss entziehen. Eine
derartige „Ausstiegsmöglichkeit“ würde zum
Verlust der praktischen Bedeutung des
Schuldverschreibungsgesetzes führen; die individuellen Interessen der Einzelgläubiger
hätten vielmehr hinter denen aller Gläubiger und des Emittenten zurückzutreten, bis
die angestrengten Sanierungsbemühungen
endgültig gescheitert seien. Zudem sei bei
einer unbesicherten Anleihe die Verschlechterung der Vermögensverhältnisse allein kein wichtiger Grund zur Kündigung
gemäß § 314 BGB, da das Bonitätsrisiko
des Emittenten auch beim Anleihegläubiger liege, der als Ausgleich einen Zins erhalte und sich seiner Stücke am Kapitalmarkt entledigen könne.
Fazit:
Der Bundesgerichtshof hat dem Sanierungshindernis „Druckkündigungen“ durch
Holdout-Gläubiger den Boden entzogen
und damit die Rechtssicherheit und Effizienz des deutschen Schuldverschreibungsrechts wiederhergestellt sowie die mit dem
reformierten Gesetz intendierte Stärkung
des deutschen Restrukturierungsstandorts
bestätigt.
In der Restrukturierungspraxis werden die
angesprochenen Überbrückungsfragen und
Gestaltungslösungen in Beschlussvorschlägen weiterhin eine Rolle spielen, wenn und
soweit in den Anleihebedingungen aufgenommene Kündigungsrechte dies gebieten.
Bei Neuemissionen haben vertragliche Kündigungsrechte, die Holdout-Gläubigern vermeintlich Nährboden geben können (wie
der Kündigungsgrund: „Anbieten oder Treffen einer allgemeinen Schuldenregelung“),
in Anleihebedingungen nichts zu suchen.
Zumindest sollten sie durch ein in § 5 Abs.
5 SchVG 2009 zugelassenes Kündigungsquorum qualifiziert werden.
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17
INVESTMENT
Übersicht Mittelstandsanleihen
Entry Standard, Deutsche Börse
Emittent
Datum der Emission
ADLER Real Estate
20.03.2013
Alfmeier Präzision
16.10.2013
ALNO
02.05.2013
BDT Media Automation
08.10.2012
Beate Uhse
01.07.2014
Berentzen-Gruppe
09.10.2012
Constantin Medien
16.04.2013
Deutsche Rohstoff
11.07.2013
Deutsche Rohstoff
20.07.2016
Enterprise Holdings
26.09.2012
Enterprise Holdings
30.03.2015
EYEMAXX II
11.04.2012
EYEMAXX III
11.03.2013
EYEMAXX IV
30.09.2014
FC Schalke 04 (2016-21)
07.07.2016
FC Schalke 04 (2016-23)
07.07.2016
Ferratum
21.10.2013
Gebr. Sanders
22.10.2013
GEWA 5 to 1
24.03.2014
GOLFINO
20.03.2012
HanseYachts
03.06.2014
HELMA Eigenheimbau
10.09.2013
Hörmann
27.11.2013
Jakob Stauder
20.11.2012
Joh. Friedrich Behrens
11.11.2015
Karlie / Magellan Trading
25.06.2013
Karlsberg Brauerei
12.09.2012
Karlsberg Brauerei
28.04.2016
Katjes International
15.05.2015
KSW Immobilien
07.10.2014
KTG Agrar
15.06.2011
KTG Agrar
15.10.2014
KTG Energie
28.09.2012
Laurèl
30.10.2012
Metalcorp
27.06.2013
Neue ZWL Zahnradw.
19.02.2014
Neue ZWL Zahnradw.
10.02.2015
paragon
02.07.2013
PORR 12/16
30.11.2012
PORR 13/18
26.11.2013
RENÉ LEZARD
15.11.2012
Rudolf Wöhrl
12.02.2013
S&T
14.05.2013
SANHA
24.05.2013
Sanochemia*
06.08.2012
Scholz
17.02.2012
SeniVita Social Estate WA
12.05.2015
Singulus 2016-21
22.07.2016
Steilmann
27.06.2012
Stern Immobilien
23.05.2013
Sympatex / Smart Solutions
03.12.2013
Travel24.com
17.09.2012
UBM Development
09.12.2015
UBM Development
09.07.2014
Vedes
11.06.2014
VST Building Tech.
02.10.2013
18
Laufzeit
02.04.18
29.10.18
14.05.18
08.10.17
09.07.19
18.10.17
23.04.18
11.07.18
20.07.21
26.09.17
30.03.20
31.10.17
26.03.19
30.03.20
07.07.21
07.07.23
21.10.18
22.10.18
24.03.18
04.04.17
03.06.19
19.09.18
05.12.18
23.11.17
11.11.20
25.06.21
28.09.17
28.04.21
15.05.20
07.10.19
05.06.17
15.10.19
27.09.18
16.11.17
26.06.18
04.03.19
17.02.21
02.07.18
04.12.16
26.11.18
25.11.17
12.02.18
22.05.18
04.06.18
06.08.17
08.03.17
12.05.20
22.07.21
27.06.17
23.05.18
03.12.18
17.09.17
09.12.20
09.07.19
24.06.19
02.10.19
BOND MAGAZINE | Ausgabe 96 | 22.08.2016 | www.fixed-income.org
Kupon
8,750%
7,500%
8,500%
8,125%
7,75%
6,500%
7,000%
8,000%
5,625%
7,000%
7,000%
7,750%
7,875%
8,000%
4,250%
5,000%
8,000%
8,750%
6,500%
7,250%
8,000%
5,875%
6,250%
7,500%
7,750%
5,000%
7,375%
5,250%
5,500%
6,500%
7,125%
7,250%
7,250%
7,125%
8,750%
7,500%
7,500%
7,250%
6,250%
6,250%
7,250%
6,500%
7,250%
7,750%
7,750%
8,500%
6,500%
3,000%
6,750%
6,250%
8,000%
7,250%
4,250%
4,875%
7,125%
8,500%
ISIN
DE000A1R1A42
DE000A1X3MA5
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DE000A1REWV2
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AT0000A185Y1
DE000A11QJA9
DE000A1HPZD0
Rating
BBBB
B- (neg)
CCC (watch)
keines
keines
keines
BB+
BB+
keines
keines
BBBBBBBBBBBBB
B+
BBB
B+
keines
BBB
BBB+
B
SD
BB
BB
BB
BBBkeines
keines
B (watch)
CCC
BB
B+
B+
keines
keines
keines
CCC
BBkeines
B+
BC
BB
keines
D
BBBCCC
keines
keines
keines
BB+
CC
Kurs
106,00%
102,02%
54,00%
80,00%
23,05%
104,00%
103,75%
104,25%
103,50%
34,00%
20,24%
100,45%
91,51%
92,50%
103,10%
103,10%
104,85%
64,95%
98,00%
95,00%
96,00%
100,50%
102,50%
104,50%
104,70%
39,97%
101,60%
108,50%
106,05%
102,50%
7,00%
6,63%
37,50%
25,50%
89,00%
85,55%
79,00%
107,55%
101,25%
109,00%
28,50%
70,00%
107,50%
53,00%
99,90%
8,43%
75,00%
81,50%
4,22%
76,09%
27,00%
30,00%
104,05%
102,75%
100,88%
80,00%
Rendite
4,8%
6,5%
3,0%
4,6%
5,7%
5,0%
7,4%
11,0%
10,0%
5,5%
7,8%
32,0%
9,7%
5,6%
5,0%
3,8%
6,6%
5,9%
3,3%
3,7%
5,6%
16,0%
15,0%
14,0%
3,0%
1,9%
2,1%
2,8%
7,7%
16,0%
9,0%
25,0%
3,3%
3,8%
6,8%
17,3%
INVESTMENT
Übersicht Mittelstandsanleihen
Prime Standard für Anleihen
Emittent
Datum der Emission
ADLER Real Estate
01.04.2014
ADLER Real Estate
08.04.2015
Aton Group
08.11.2013
Deutsche Börse*
27.03.2013
Deutsche Börse*
05.10.2012
Deutsche Börse Hybrid*
05.08.2015
Deutsche Börse*
08.10.2015
DIC Asset 2013-18
09.07.2013
DIC Asset 2014-19
08.09.2014
German Pellets 2014/19
24.11.2014
Homann Holzw.
04.12.2012
MTU Aero Engines*
21.06.2012
PNE WIND
14.05.2013
Rickmers Holding
06.06.2013
RWE**
08.08.2013
SAF-HOLLAND
19.10.2012
TAG Immobilien 2013-18
31.07.2013
TAG Immobilien 2014-20
25.06.2014
Laufzeit
01.04.19
08.04.20
01.08.18
26.03.18
05.10.22
05.02.41
08.10.25
09.07.18
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14.12.17
21.06.17
14.05.18
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10.08.21
26.04.18
07.08.18
25.06.20
Kupon
6,000%
4,750%
3,875%
1,125%
2,375%
2,750%
1,625%
5,750%
4,625%
7,250%
7,000%
3,000%
8,000%
8,875%
6,500%
7,000%
5,125%
3,750%
ISIN
DE000A11QF02
XS1211417362
DE000A1YCQ45
DE000A1R1BC6
DE000A1RE1W1
DE000A161W62
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DE000A1TNJ22
DE000A12T648
DE000A13R5N7
DE000A1R0VD4
XS0787483626
DE000A1R0741
DE000A1TNA39
XS0412842857
DE000A1HA979
XS0954227210
DE000A12T101
Rating
BBBBkeines
AA
AA
AA
AA
keines
keines
D
B
Baa3
BB- (watch)
CCC (watch)
Baa1
BBB
keines
keines
Kurs
103,45%
102,80%
104,30%
102,07%
114,39%
105,13%
113,82%
105,50%
104,75%
0,83%
79,05%
102,11%
100,75%
30,00%
130,57%
108,25%
107,10%
111,50%
Rendite
4,6%
4,0%
1,9%
-0,1%
0,0%
2,5%
0,3%
2,7%
3,0%
32,0%
0,5%
7,7%
0,3%
1,9%
1,4%
0,7%
Laufzeit
31.03.18
16.07.18
01.10.17
18.06.18
31.07.18
02.12.24
12.03.18
30.06.20
Kupon
7,375%
7,375%
6,250%
7,250%
7,000%
3,600%
7,250%
9,000%
ISIN
DE000A1H3V53
DE000A1RE8B0
DE000A1EWNF4
DE000A1TNHB2
DE000A1X3H17
DE000A12UD98
DE000A1K0SE5
DE000A1R09H8
Rating
D
BBkeines
keines
keines
keines
B+
keines
Kurs
84,00%
100,50%
103,90%
99,00%
66,00%
105,00%
101,50%
98,00%
Rendite
29,0%
7,0%
2,7%
8,0%
2,9%
6,2%
10,7%
Laufzeit
19.04.18
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23.03.21
06.12.22
08.10.17
09.07.18
06.12.19
Kupon
8,250%
6,000%
8,750%
8,500%
8,000%
7,250%
6,750%
ISIN
DE000AB100B4
DE000A1TNGG3
DE000A1MLSJ1
DE000A1R0RZ5
DE000A1REXA4
DE000A1TNAP7
DE000A1RFBP5
Rating
CCC
CCC
B+
D
-
Kurs
95,30%
100,50%
65,00%
61,50%
93,50%
0,82%
102,90%
Rendite
12,0%
5,4%
14,6%
5,7%
Laufzeit
30.07.20
26.07.17
23.05.18
Kupon
6,500%
7,250%
6,250%
ISIN
DE000A1TNHC0
DE000A1PGUT9
DE000A1TM8Z7
Rating
keines
BB
keines
Kurs
97,30%
102,30%
76,04%
Rendite
7,3%
4,8%
25,0%
Kupon
7,625%
7,500%
ISIN
DE000A1CR0X3
DE000A1KQ8V1
Rating
-
Kurs
96,01%
7,50%
Rendite
48,0%
-
Primärmarkt, Börse Düsseldorf
Emittent
Datum der Emission
e.n.o. energy
30.06.2011
Euroboden
16.07.2013
HAHN-Immobilien
13.09.2012
Hallhuber
07.06.2013
Minaya Capital WA
29l.10.2013
StudierendenGesellschaft
26.11.2014
Textilk. Seidensticker
29.02.2012
Timeless Homes
02.07.2013
Bondm, Börse Stuttgart
Emittent
Air Berlin II
Cloud No 7
Ekosem-Agrar
Ekosem-Agrar II
eterna Mode
German Pellets II
IPSAK
Datum der Emission
19.04.2011
03.07.2013
20.03.2012
27.11.2012
25.09.2012
08.07.2013
29.11.2012
m:access, Börse München
Emittent
BioEnergie Taufkirchen
posterXXL
Stern Immobilien
Datum der Emission
30.07.2013
26.07.2012
23.05.2013
Mittelstandsbörse Deutschland, Börse Hamburg / Hannover
Emittent
ALBIS Leasing
bkn biostrom
Datum der Emission
04.10.2011
06.06.2011
Laufzeit
04.10.16
06.06.16
Stand: 19.08.2016 | Bei Anleihen, die unter 70% notieren, berechnen wir keine Rendite, da am Markt offensichtlich eine Leistungsstörung erwartet wird. | Die Berechnung der Rendite bezieht sich auf die
Endfälligkeit (YTM), ist eine vorzeitge Kündigung durch den Emittenten möglich, so kann die Rendite u.U. deutlich niedriger sein. *) keine öffentliche Platzierung, **) Transfer
BOND MAGAZINE | Ausgabe 96 | 22.08.2016 | www.fixed-income.org
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