Die Chemie der DNA, DNA-Synthese Phosphoramidit-Methode (Caruthers JACS81, 3185) PIII ist reaktiver (schnellere Kupplung) als PV, Aktivierung als Phosphoramidit-Bausteine Schutzgruppen 5´-O-Dimethoxytrityl (DMT), Isobuttersäure, Benzoesäure, Cyanoethyl für Phosoramidit Temporäre Schutzgruppen werden nach jedem Kupplungsschritt gespalten (DMT). Permanente Schutzgruppen werden erst am Ende der Synthese abgespalten (N6-Benzoyladenin, N2Isobutyrylguanin). Cyanoethyl wird nach der Oxidation des P entfernt. Festphasensynthese DNA Modular aufgebauter Biopolymere werden über Festphasensynthese aufgebaut. Zur chemischen Synthese von Biopolymeren wie Oligonukleotiden ist eine seit Jahren etablierte Methode. Zur Anknüpfung an den Träger CPG wird der Linker Succinat verwendet. Das fertige Oligonucleotid wird mit NH3 (fl) vom Träger abgespalten und entschützt. Die Phosphit-Triestermethode (Phosphoramiditmethode): 1. Entschützung des 5'-OH, 2. Kopplung eines Phosphoramidits, 3. Maskierung der freien OH-Gruppen mit Acetanhydrid, 4. Oxidation der Phosphors. Um die Zahl der Nebenprodukte gering zu halten, werden die nicht verlängerten DNA-Stränge nach dem Kopplungsschritt zunächst acetyliert, um nicht reagierte Hydroxylfunktionen zu maskieren. Anschließend werden die bei der Kopplung entstandenen Phosphorigsäuretriester zu Phosphorsäuretriestern oxidiert. Nach Abspaltung der 5'-DMT-O-Schutzgruppe wird dann ein neuer Zyklus eingeleitet. A Geyer OC4 2011 Mit zunehmender Kettenlänge der DNA wird die Gesamtausbeute der Synthese schlechter. Deshalb ist es notwendig, sehr gute Ausbeuten in jedem Verlängerungszyklus zu erzielen. 1977 Synthese eines Gens, heute 99,8% Verknüpfungseffizienz Bei der RNA-Synthese muss die 2'-OH-Gruppe während der Synthese geschützt sein. Abgestufte Reaktivität von P(III)-Derivaten PCl3, P(NR2)3, P(OR)3, Synthese der Phosphorigsäuremonoamide (Phosphorsäureamidite) aus PCl3, Mechanismen der Esterspaltung, Hydrolyse der Phosphorsäure-mono-, di, und triester. Aufbau der Nucleotide für die Synthese Dabei wird zuerst die NH2-Gruppe mit der benzoyliert, dann eine 5'-O-DMT-Schutzgruppe eingeführt und schließlich in 3'-Position phosphinyliert Exozyklischen Aminofunktionen werden normalerweise als Amide geschützt. Diese gewährleisten ausreichende Stabilität bei den für die Oligonukleotidsynthese üblichen pH-Werten, lassen sich aber bei Bedarf basisch spalten. Die Benzoylschutzgruppe ist die klassische Schutzgruppe für Adenosin und dessen Derivate in der Oligonukleotidsynthese. Spaltung erfolgt mit wässrigem Ammoniak innerhalb von 120 min bei 70 °C quantitativ. Es wird man zunächst die freien OH-Gruppen transient mit Trimethylchlorosilan geschützt mit Überschuss an TMS-Cl. Umsetzung des TMS-geschützten Zwischenproduktes mit einem Überschuss an Benzoylchlorid ergab das benzoylierte 2'-O-Me-Adenosin. Die TMS-Gruppen wurden mit verdünntem Ammoniak abgespalten und der Ansatz anschließend eingeengt. A Geyer OC4 2011 Übung 4 Doppelhelix, Basenpaarung DNA, Entwerfen eines Komplementärstranges, Nucleotidsynthese, Depurinierung von Adenosin, Reagenzien DNA-Synthese, Festphasensynthese Vorteile/Nachteile Fragen und Aufgaben Machen Sie einen Strukturvorschlag für ein CyanoethyldiisopropylaminoPhosphor(III)amidit des 2´-Deoxyadenosins. Welche weiteren funktionellen Gruppen müssen geschützt werden? Schlagen Sie geeignete Schutzgruppen für die DNAFestphasensynthese vor. Vervollständigen eines des Kreisprozess der Kupplungsschritte Phosphoramidit-Methode: Anknüpfung an CPG, geschützte P(III)-Derivate, Abspaltung und Entschützung RNA ist labiler gegen Hydrolyse als DNA. Geben Sie eine Erklärung für diese Beobachtung. Ordnen Sie die nachfolgenden Reagenzien nach steigender Acidität (Säurestärke) und schlagen Sie vor welche Schutzgruppen oder funktionellen Gruppen bei der Phorphoramiditmethode der DNA- Synthese aktiviert oder gespalten werden: Dichloressigsäure. Tetrazol, Ammoniak und HCl. Nennen Sie jeweils vier mögliche Vorteile sowie Nachteile der Festphasensynthese von DNA am polymeren Träger im Vergleich zur Synthese in homogener Lösung. Vervollständigen Sie die fehlenden Reagenzien oder Zwischenprodukte einem cyclischen Reaktionsschema zur Festphasensynthese von DNA. A Geyer OC4 2011 B-DNA unter physiologischen Bedingungen Basenabstand: 3.4 A Durchmesser: 20 A Watson-Crick-Basenpaarung Schnelle Basenrotation der isolierten Nucleoside. In DNA vollständig in anti-Konformation. A Geyer OC4 2011 O HN O N N N HN DNA-Synthese mit der Phosphoramiditmethode N dRib N BzA N O N N NH N dRib O OMe O O dRib BzC HN N N H O N OCH3 IbG N O N O HN Schutzgruppen auf den Nucleobasen DMT (= 4,4'-Dimethoxytrityl) N MeO N C O O O P O O N O O O Bs (gesch.) CH3O O CPG O NC Der geschützte Baustein für die Synthese P N(iPr)2 O O Phosphoramidit (= Phosphorigsäuremonoamid) M.H. Caruthers Acc. Chem. Res. 1991, 278 A Geyer OC4 2011 Aktivierung des Phosphoramidits durch Tetrazol DMTO O Bs (g.) N DMTO N NH N O P NC N O N(iPr)2 O Bs (g.) O P NC N DMTO N O N Bs (g.) O O NC O DMTO O Bs (g.) O OH Cl O O O Bs (g.) Phosphit OH Cl O P Bs (g.) O O O O O Entschützung des an CPG (graue Kugel) gebundenes Nucleosids Festphasensynthese auf CPG: controlled pore glass A Geyer OC4 2011 Oxidation zum Phosphorsäuretriester und nächster Kupplungsschritt "Capping" DMTO O O O NC via Cl O O Bs (g.) Cl OH 1) Ac2O, DMAP, 2,6-Lutidin 2) I2, H2O P O Bs (g.) O O NC DMTO Bs (g.) O P O O O Bs (g.) O Phosphit O P O O Phosphat I O I O O Finale Entschützung DMTO O DMTO Bs (g.) O O Bs + konz. NH4OH H NC H O O - NC O P O O O O O O O O Bs + O H2N + O O HO O H2N O P Bs (g.) + NH H2N Ph N H A Geyer OC4 2011 Die Wiederholungsschritte im Überblick A Geyer OC4 2011 Anknüpfung des ersten Bausteins an das Trägermaterial CPG (controlled pore glass) DMTO DMTO O Base O O O DMTO O O Base DMAP, py H2N-CPG OH O DCC O Base O CPG N O OH wird leicht durch Aminolyse gespalten O O H Synthese des Kupplungsbausteins ausgehend vom geschützten Nukleosid NHBz N NHBz N N 2N NaOH HO H2O/MeOH/THF BzO O N N N N O N selektiv nur OBz-Verseifung OBz NHBz OH N NHBz Cl DMTCI Bu4N ClO4 py N N DMTO O N N DMTO P N N O O N CN N selektiv primäre OH Hünig-Base, THF, DIPEA OH N O P CN O Cyanoethoxy-bis-(diisopropylamino)-phosphin A Geyer OC4 2011 Synthese der Nukleoside Bei Ribose hilft der Nachbargruppeneffekt bei der diastereoselektiven Bildung des -Nucleosids Base BzO BzO O OBz OAc O LewisSäure -Selektivität O+ O OBz OBz N Ph BzO O NHBz Fehlender Nachbargruppeneffekt: Bei Deoxyribose gibt es Gemische, die getrennt werden müssen NHBz O SiMe3 BzO O OAc H3C N BSA SiMe3 N BzO OBz N N BzO O OBz H O N OBz N NHBz Me3Si N N N NHBz N N N OBz N N,O-bis(trimethylsilyl)acetamid NHBz N BzO SnCl4, CH3CN (auch TMSTf) OBz N N N N N NHBz N O N N N N bessere Löslichkeit bevorzugt N9-Nucleophilie Selektivität: -N9 > -N7 >> -N9 > -N7 A Geyer OC4 2011 Die Chemie der DNA Die Doppelhelix der 2´-Desoxyribonukleinsäure (engl. deoxyribonucleic acid) ist auf Histone (basische Strukturproteine) aufgewickelt, welche sich zu supramolekularen Überstrukturen organisieren, die als Chromosome im Mikroskop sichtbar sind. A Geyer OC4 2011 Digitalisierung von Information Speicherung enormer Datenmengen mit wenigen Zeichen Computer: 0, 1 4-Bit Binärcode DNA: A, T, C, G Der genetische Code: Drei Basenpaare kodieren eine Aminosäure: 64 mögliche Zeichen A Geyer OC4 2011 Laborchemie Zellchemie Sequentielle Änderung der chemischen Umgebung Parallele Reaktionen, Netzwerke, Fließgleichgewicht Selektivität durch getrennte Reaktionskolben Selektivität durch molekulare Erkennung Semipermeable Membranen batch-weise Zugabe der Reagentien 1 bar, RT, enger pH-Bereich Variation Lösemittel, pH, Temperatur, Druck mRNA, trRNA, Ribosomen, Proteine D. S. Goodsell Sci. Am. 2000, 230 A Geyer OC4 2011 Blick in eine Zelle Die richtige zeitliche und räumliche Kombination von Lipiden, Aminosäuren, Kohlenhydraten und Nukleinsäuren ist essentiell für das Leben. CCTGAGCCAACTATTGAT DNA transcription CCUGAGCCAACUAUUGAU mRNA translation 106 fache Vergrößerung Transkription DNA wird abgelesen A Geyer OC4 2011 PEPTID Protein Transkription der Erbsubstanz Desoxyribonukleinsäure (DNA) 1-millionenfach 10-millionenfach 30-millionenfach vergrößerte DNA DNA-Doppelhelix DNA-Basenpaarung DNA-Einzelstrang A Geyer OC4 2011 Translation der messanger-RNA (mRNA) Ribosom http://www.rcsb.org/pdb/ 106 fache Vergrößerung Translation mRNA wird in Proteine übersetzt A Geyer OC4 2011 DNA ist der Bauplan, Proteine führen die zellulären Funktionen aus. Synthetische Liganden (Medikamente) können auf jeder Stufe der Proteinbiosynthese eingreifen und so die Entwicklung eines unerwünschten Organismus stören (Antibiotikum) oder Krebszellen an der Vermehrung hindern (Cytostatikum) A Geyer OC4 2011 Wie wurde aus der Kombination unabhängiger chemischer Reaktionen ein komplettes Lebewesen? Alle Lebewesen benutzen die selben vier Nucleobasen in ihrem genetischen Code, die selben 20 L-Aminosäuren in ihren Proteinen, wenige meist D-konfigurierte Zucker und Adenosintriphosphat als Energieträger. Gab es einst weitere Lebensformen? Es gibt (noch) keine Erklärung. Jede Zelle ist eine komplexe Fabrik Organische Chemie Biochemie Formose-Reaktion N-Heterocyclen Strecker-Synthese Polyphosphate Fe, S, FeS2 Glycolyse, Citratcyclus DNA/RNA Transkription Porteinbiosynthese ATP, Energieträger Stoffwechsel Zeit Präbiotische A Geyer OC4 2011 Chemie Ursprung Des Lebens Letzter gemeinsamer Vorfahr 1953 Die supramolekulare Chemie der DNA ist inzwischen so gut verstanden, dass man sie in beliebigen Formen aggregieren lassen kann: Origami Von diesem strukturellen Verständnis ist man bei Proteinen noch weit entfernt. Es gibt (noch) kein Protein-Origami. 2007 A Geyer OC4 2011 Supramolekulare Chemie der DNA Molekulare Erkennung, Kooperative Strukturbildung, Schmelzkurven von Biomolekülen sind Phasenübergängen vergleichbar Die Denaturierung von Biopolymeren (DNA, Proteine) durch Temperatur, Salze, pH oder organische Lösungsmittel zerstört die durch Wasserstoffbrücken und hydrophobe Wechselwirkungen aufgebaute Sekundärstruktur ohne kovalente Bindungen zu brechen. Schmelzen von DNA im 1H NMR oder UV (Hypochromizität) beobachtbar Fragen und Aufgaben Pyridon kann ein über Wasserstoffbrücken verknüpftes Dimer bilden. Machen Sie einen Strukturvorschlag. Zeichnen Sie die Nucleoside (oder Nucleotide) A, G, C, T, U. Zeichnen Sie Watson-Crick-Paare AT, GC. Warum eignen sich Purine wie Koffein oder Harnsäure nicht als Basen des genetischen Codes? Was passiert am Schmelzpunkt doppelsträngiger DNA? Entwerfen Sie einen Komplementärstrang für 5 -d(TGGTA). A Geyer OC4 2011 DNA: Desoxyribonukleinsäure In der Erbsubstanz DNA spielen Wasserstoffbrücken bei der molekularen Erkennung eine besondere Rolle Kooperative molekulare Erkennung: Sobald sich ein Paar gefunden hat, verhält sich das System wie ein Reissverschluß und die anderen Paare finden sich fast wie von selbst. A Geyer OC4 2011 Das Schmelzen der Sekundärstruktur ist bei allen Biopolymeren ein kooperativer (sprunghafter) Prozess Groß genug für die direkte Beobachtung! Spektroskopische Charakterisierung AA Geyer Geyer OC4 OC4 2011 2011 Spektroskopische Charakterisierung A Geyer OC4 2011 Kooperativität Umschalten zwischen zwei Zuständen (Konformationen) oder graduelle Änderung? A Geyer OC4 2011 Auch im 1H-NMR kann man das kooperative Schmelzen des DNA-Doppelstrangs beobachten. Dabei wandern alle Signale im 1H-NMR innerhalb eines schmalen Temperaturbereichs. Auftragung der chemischen Verschiebung ausgesuchter Basenprotonen gegen die Temperatur zur Ermittlung der Schmelztemperatur der DNA am Beispiel eines Dodecamers. (aus Patel D. J.; Pardi A.; Itakura K. Science 1982, 216, 581-590) A Geyer OC4 2011 B-DNA rechtsgängige Doppelhelix A Geyer OC4 2011 O O O P O HN O B B N O Peptide-Nucleic acid (PNA) ist ein chemisch vereinfachtes Strukturmodell für DNA O Das Oligoamid-Rückgrat trägt die Nucleobasen, die wie bei der DNA-Synthese geschützt sein müssen Base = T, CCbz, ACbz, GBn, O O HN O P O O B N O B O O HN O PNA bildet selbst keine Doppelstränge, es bindet jedoch DNA-Doppelstränge zu tripelhelikalen Strukturen. Auf dieser Basis versucht man Medikamente zu entwickeln. A Geyer OC4 2011 In einer Tripelhelix bindet der dritte Strang in die große Furche der Doppelhelix und bildet dort zusätzliche H-Brücken mit den Nucleobasen. Dies wird als Hoogsteen-Basenpaarung bezeichnet. A Geyer OC4 2011 A Geyer OC4 2011 DNA ist stabiler gegen Hydrolyse als RNA. In der Zelle ist dieser Unterschied noch größer, da RNasen die Hydrolyse von mRNA katalysieren. A Geyer OC4 2011 Auf der Zelloberfläche Gram-positiver Bakterien befinden sich oligomere Glycerophosphate, sogenannte Teichonsäuren Trotz großer struktureller Ähnlichkeit mit DNA ist fast nichts über die helikale Konformation von Teichonsäuren bekannt. O O OR O O O P O [Base] _ O O O Eine Lipoteichonsäure (lipoteichoic acid LTA) ist über ein Diacylglycerol in der Membran verankert Teichonsäure P _ O O DNA R = D-Alaninester oder N-Acetylglucosamin Lipoteichonsäuren haben nichts mit Vererbung zu tun. Sie sind für Entzündungsreaktionen bis hin zum septischem Schock verantwortlich, wenn diese Bakterien in unsern Körper gelangen. A Geyer OC4 2011 Lebensdauer der DNA •Die DNA ist in der Zelle Schadstoffen und Strahlung ausgesetzt und muss konstant repariert werden. Dies ist ein normaler Vorgang, wofür es zahlreiche Reparaturenzyme gibt. A Geyer OC4 2011 Lebensdauer der DNA A Geyer OC4 2011 Medikamente zur gezielten DNA-Schädigung Minor-groove bindendes Distamycin Anti-Tumor- und Anti-VirusMedikamente führen zu DNASchädigungen, die durch enzymatische Reparaturmechanismen nicht korrigiert werden können: Zelltod Ethidiumbromid A Geyer OC4 2011 UV-Licht induziert die Bildung von Cyclobutan-T-T Dimeren Diese [2+2]-Cycloaddition ist eine photochemsich induzierte pericyclische Reaktion A Geyer OC4 2011