einkaufszentren/verkaufsräume special Höfe am Brühl, Leipzig Fassadendämmplatte „wärmt“ die Blechbüchse Über Jahrhunderte galt der Brühl, eine der ältesten Han­dels­straßen in Leipzig, als „Weltstraße der Pelze“. Als Teil der Via Regia, einer der längsten Land­ver­bin­dun­gen zwischen Ost- und Westeuropa, bildet er das nord­west­liche Eingangstor zur Leipziger City. Zugleich be­grün­dete er den Ruf der Stadt als bedeutende Handels­me­tro­po­le des Ostens. Im Herbst 2012 gerät eben dieser Brühl erneut in den Fokus der Öffentlichkeit. Denn dann eröffnet hier auf historischem Grund das Fünf-Sterne-Shopping-Center „Höfe am Brühl“. E in 2007 durch die Stadt Leipzig und der mfi AG, Essen, als Bau­herr ausgelobter, europaweit offener Rea­ lisie­rungs­­wett­bewerb für das Brühl-Areal in der Leipziger Innenstadt bildete den Startpunkt für die Neubebauung. Der mit dem 1.Preis belobigte Entwurf des re­nom­ mier­ten Ber­liner Büros Grüntuch Ernst bietet nach Meinung des Preis­gerichts den zeitgemäßen Ge­staltungsrahmen für ein innerstädtisches Einkaufszentrum. Sowohl architektonisch wie auch städtebaulich gelang es Armand Grüntuch und Almut Ernst zu überzeugen: Sie teilten den riesigen Gebäudekomplex mit einer Nutz­fläche von 45.000 m2 und einer Länge von 200 Metern kurzerhand in kleine Einheiten aus Stahl- und Glas-Kuben auf. Diese gruppieren sich um hohe Passagen und vier Licht-Höfe und gliedern sich auf diese Weise gut ins Stadtbild ein. Außerdem gelang den Architekten ein besonderer Coup: Am Kopfbau des Ensembles erweckten sie die schwung­ volle Aluminium-Fassade der legendären Der Kopfbau der "Höfe am Brühl" erstrahlt wieder durch seine schwungvolle Aluminium-Fassade. Somit bleibt die "Blechbüchse", die einst das größte Kaufhaus der DDR beherbergte, den Leipzigern als Wahrzeichen erhalten. Bildnachweis (alle Bilder): Ursa Deutschland GmbH 10 element + BAU 2/2013 Nur bei Hörmann „Blech­büchse“ – die einst das größte Warenhaus der DDR beherbergte – zu neuem Leben. Somit bleibt das ehemalige Kaufhaus „Kon­sument“ den Leipzigern als architektonisches Wahr­­zeichen erhalten. Zudem nehmen die ver­schie­de­nen Gebäude die geschwungene Grund­ stücksgrenze auf. Knicke in der Fassade und die unterschiedlichen Gebäudehöhen verstärken zusätzlich das aufgelockerte Gesamtbild des Quartiers. Architektur verknüpft Tradition und Moderne Nicht nur die als Leipziger Wahrzeichen geltende Blechbüchsenfassade am Kopf der Höfe, sondern auch Teile der dahinter liegenden Sandsteinfassade aus der Gründerzeit blieben mit einem 15 Meter langen Originalstück erhalten und wurde im Inneren wieder erlebbar gemacht. Ge­mein­sam mit dem Neubau lassen sich am neuen Shopping-Center Fassaden von drei Handels­ge­ne­ra­tio­nen gleich­zei­tig erleben. bis zu 36 % * bessere Wärmedämmung So wie die Höfe und Gassen des „neuen“ Brühl an die Leipziger Passagentradition erinnern, erhält auch die Plauensche Straße einen neuen Platz für Außen­ gastro­no­mie und Flanieren unter freiem Himmel. Dank dieser standortbezogenen Aspekte integriert sich das innerstädtische Shoppingcenter harmonisch in den vorhandenen Stadtraum. Eine Wiederbelebung der anderen Art sind die 31 neu entstandenen Wohnungen über den vier Einzel­handels­ geschossen des Shopping-Centers. Sie verfügen über einen Innenhof bzw. eine attraktive Außenterrasse – teilweise mit Blick über die Stadt. In bester Lage der City bieten sie Wohnraum mit spektakulärer Aussicht und dem besonderen Flair des Atriumwohnens. Die Zwei-, Drei- und Vierzimmer-Wohnungen haben eine Fläche von 58 m2 bis 173 m2 inklusive der Anteile für die Innenhöfe bzw. Terrassen. Nachhaltigkeit und Energieeffizienz Beim Neubau der „Höfe am Brühl“ wurden die Aspekte Nachhaltigkeit und Einsatz regenerativer Energien berücksichtigt. In einer frü­hen Projektphase ermöglichte man neben den planerischen Vorgaben auch die technischen Voraussetzungen für einen op­ti­mierten Energieeinsatz. Insbesondere die mfi als Bauherr for­derte verschiedene Maßnahmen für den Einsatz rege­ne­rativer Technologien und den sparsamen Umgang mit Energie. Damit wurde sichergestellt, dass Punkte, wie etwa der Einsatz von Geothermie- Heizkosten sparen: Mit Hörmann ThermoFrame • durchthermischeTrennungvonZarge undMauerwerk15%**bzw.36%* verbesserteWärmedämmung • optionalfüralleHörmannGaragen- undIndustrie-Sectionaltore * Beim Industrie-Sectionaltor DPU, 3 m² ** Beim Garagen-Sectionaltor LPU, 10 m² element + BAU 2/2013 11 special einkaufszentren/verkaufsräume Architektur der Gassen und Höfe und Wärme­pumpen­tech­nologie oder Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen sowie Solarthermie- und Photovoltaikanlagen, völlig techno­lo­gieoffen dis­ku­tiert und intensiv bewertet werden. Auch wenn bei den „Höfen am Brühl“ keine der vor­ge­ nannten Technologien zum Einsatz kam, wurde der Neubau nach den Kri­te­rien der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen – DGNB – bewertet und erhielt ein Green-Building Vorzer­ti­fi­kat in Gold. Die umfassenden DGNB-Anforderungen be­werten neben der energietechnischen Effizienz auch Aspekte der soziokulturellen und immo­bi­lien­wirt­schaft­li­chen Nach­hal­tigkeit. Für die Zertifizierung wurden seitens der mfi eigene Kriterien aufgestellt, die sich größtenteils von den Kriterien des DGNB ableiteten; diese umfassen unter anderem folgende Aspekte: Verzicht auf die Verwendung umwelt- und gesundheitsschädlicher Produkte. Einsatz zertifizierter Holzprodukte. Verwendung umweltfreundlicher Aus baumate­rialien, insbesondere Bodenbe läge und Lacke. Erläuterung technischer Komponenten, um den energieeffizienten Betrieb si cherzustellen. Darstellung der Vorteile des Einsatzes energie­opti­mier­ter Leuchten und Leuchtmittel. Mit ihrem Entwurf haben die Architekten Grüntuch Ernst eine ideale Vorlage für eine neue, revolutionär anmutende Innenraumgestaltung der „Höfe“ gegeben. Ein nur für dieses Shopping-Center entwickeltes innovatives Konzept der Themenhöfe bildet die Basis einer am Kunden orientierten Einkaufskultur. Es schafft Platz für Begegnungen und Raum für Inszenierungen. So gilt für die mfi AG das Konzept der Themenhöfe als Kern der Höfe am Brühl. Insgesamt vier Lichthöfe repräsentieren drei verschiedene Stilwelten und schaffen so eine einzigartige Erlebniswelt, die von den Mietern in ihren Shop- und Beleuchtungskonzepten reflektiert werden. l l l l l Darüber hinaus wurden folgende weitere Nachhaltig­keits­­aspekte realisiert: Nutzung der Fernwärmeversorgung der Stadtwerke Leipzig, da hier eine hohe Effektivität bestätigt ist. Einsatz von intelligenter Lüftungsgeräte steuerung sowie Einsatz hocheffizienter Wärmerückgewinnung in den Lüftungs geräten zur Minimierung des Energie einsatzes bei der Kühlung. Entfall einer separaten Mall-Kühlung durch aufwändige Gestaltung der Höfe zur natürlichen Be- und Entlüftung. Nach der Dämmung mit den wasserabweisen Dämmplatten aus Glaswolle konnten die aufgearbeiteten und gereinigten Fassadenwaben aus Aluminium montiert werden. l l l Um den Energieeinsatz zu reduzieren wurden selbst­ver­ständlich auch Wärmedämmmaßnahmen umgesetzt. So kam unter anderem an der Fassade der „Blechbüchse“ ein hochwirksamer Mineralwolle-Dämmstoff URSA Deutsch­land GmbH zum Einsatz. Insgesamt lieferte das Leip­ziger Energie­sparunternehmens 2.150 m2 Fassa­den­dämm­platten URSA FDP 2/Vs. Bewährte Dämmleistung Als bewährte Fas­sa­den­dämm­platte verfügt die URSA FDP 2/V in 120 mm Dicke über einen Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit von λ = 0,035 W/(mK). Die durchgehend wasserabweisend aus­ge­rüstete 12 element + BAU 2/2013 Dämm­platte aus Glaswolle ist speziell für diese Anwendung konzipiert und deshalb auch einseitig mit einem schwarzen Glasvlies kaschiert. Nach DIN 4108-10 ist sie sowohl bei vor­ge­hängten hin­ter­ lüfteten Fassaden – WAB – als auch als Kern­dämmung bei zweischaligen Wänden mit und ohne Luftschicht – WZ – einsetzbar. Natürlich ist die Fassadendämmplatte nichtbrennbar – Euroklasse A1 nach DIN EN 13501-1 und ohne Begrenzung der Gebäudehöhe zu verwenden. Weitgehend wärmebrückenfrei An allen zu dämmenden Wänden der „Blechbüchse“ ver­legten die Fachhandwerker die Dämmplatten so, dass diese die vorher montierten Basiswinkel der Fas­saden­unterkonstruktion um­schließen. Hierdurch wurde die Bil­dung von Wärmebrücken nachhaltig unter­bunden. Nach der Montage der kompletten Unterkonstruktion konnten am Kopfgebäude der „Höfe am Brühl“ Brühlschen Höfe 90 Prozent der Original-Aluminium-Waben von 1968 wieder fixiert werden. Sie waren zuvor aufwändig demontiert, aufgearbeitet und gereinigt worden. Mit ihrer nachhaltigen Konzeption tragen die „Höfe am Brühl“ nicht nur der zentralen, innerstädtischen La­ge Rechnung, sondern ergänzen diese funktionell und strukturell. Durch die Mischnutzung mit Handel, Dienst­leistungen, Gas­tronomie, Wohnen, Kultur und Parken, die An­knüp­ fung an die historische Dichte sowie die Integration der „Blechbüchse“ in den neuen Stadtraum stärkt das Ge­bäu­de die kompakte Leipziger Innenstadt. Zudem ermöglicht es ein Konzept der kurzen Wege. ln direkter, fußläufiger Nähe liegen alle wich­ti­gen kulturellen und kommerziellen Ziele der In­nen­stadt Leipzig. Darüber hinaus ist Gebäude optimal an das öf­fent­ liche Straßenbahnnetz angeschlossen; der Haupt­bahn­hof ist nur wenige Hundert Meter entfernt. Ein wichtiger Baustein für das Konzept einer autofreien Leipziger Innenstadt ist das vom Innenstadtring zugängliche neue Parkhaus mit 820 Stell­ plät­zen. Bautafel Bauherr: mfi management für immobilien AG, Essen Planung: Grüntuch Ernst Architekten, Berlin Material: Fassadendämmplatte URSA FDP 2/ Vs Hersteller: URSA Deutschland GmbH, Leipzig titelthema Neue Lichttechnik am POS Mit Licht inspirieren und inszenieren Der zunehmende Online-Handel und das damit einhergehende veränderte Einkaufsverhalten der Kunden fordern den Einzelhandel heraus, seine besonderen Stärken auszuspielen. Potenziale liegen gerade in der stationären Struktur und durch einen überzeugenden Auftritt das Shopping zu einem besonderen Freizeitvergnügen werden zu lassen. In einem Umfeld, in dem Kunden gezielt auf Erlebnisqualität und nicht zuletzt Selbstinszenierung setzen, gewinnt das Wohlfühlerlebnis rund um den Point of Sale (POS) eine ganz neue Bedeutung. In diesem Optimierungsprozess ist Lichtplanung essentiell, sie beginnt bei der Außenwahrnehmung und Imageprägung, sie leitet den Kunden vom Betreten des Geschäfts bis zum Kaufimpuls und darüber hinaus. J edes Einkaufserlebnis beginnt mit einer Entdeckung: das Geschäft wird wahrgenommen, es ragt aus dem Wettbewerbsumfeld heraus und wirkt einzigartig. Der Gesamteindruck sollte attraktiv sein, anziehen und neugierig machen. Licht und Dynamik ziehen die Blicke auf sich und lenken das Auge entscheidend. Screens oder Displays machen neugierig, ihre wechselnden Inhalte wecken die Aufmerksamkeit der Passanten. Die bewusst geplante, tiefenwirksame Staffelung der Beleuchtung ist einladend, 24 element + BAU 2/2013 da der Kunde den unbekannten Raum besser einschätzen kann und Ängste abgebaut werden. Eine dynamische Beleuchtung schafft darüber hinaus immer wieder Abwechslung und erneuert immer wieder die Attraktivität der Fassade oder Schaufenster. Auf diesem Gebiet können LED Leuchten ihre volle Stärke ausspielen, da sie erstmalig alle verfügbaren Farben in einer Leuchte zusammenfassen und durch Lichtsteuerung denkbar einfach bedient werde können. Faszination auf dem Weg zum Produkt Der erste Schritt ist getan und der Kunde hat das Geschäft betreten. Der Kunde erwartet allerdings ab jetzt auch ein abwechslungsreiches Einkaufserlebnis. Er will durch visuelle Reize unterhalten, informiert und bewusst zu attraktiven Produkten gelenkt werden. Eine inszenierende Beleuchtung, die einzelne Bereiche stärker betont unterstützt dabei den Weg zu den unterschiedlichen Angeboten. titelthema Die Lichtfarbe der allgemeinen Raumbeleuchtung hat einen großen Einfluss auf die Stimmung im Raum. Lichtfarben lösen Assoziationen aus und damit auch Kaufvorbereitende oder -hemmende Gefühle. So passt zum Beispiel zu einem BackShop warmes Licht, dass die Assoziation von frisch gebackenem, warmem Brot unterstützt. Für Kosmetikbereiche bietet sich eher eine neutrale, kühle Lichtfarbe an, damit ein stimmiges Raumambiente entsteht. Im Idealfall ist die Beleuchtung dynamisch und erlaubt Stimmungswechsel je nach Sortiment und Saison, wie etwa im textilen Einzelhandel. LED und Lichtsteuerung bieten dazu einzigartig neue Möglichkeiten Räume zu inszenieren und das Einkaufserlebnis maßgeschneidert zu gestalten. Eine dynamische Grundbeleuchtung stimuliert Kunden und leistet damit weit mehr als die reine Wegeführung. Sie bringt Abwechslung in die Raumarchitektur und lässt Kunden das Sortiment mit neuer Aufmerksamkeit wahrnehmen. PLUS, eine Lebensmittelkette in den Niederlanden, konnte seinen Umsatz beispielsweise allein durch die nachträgliche Installation eines dynamischen Beleuchtungssystem, das die Lichtstimmung im Tagesverlauf verändert, um mehr als fünf Prozent steigern. Die Veränderung der Beleuchtung unterstützt das Wohlbefinden beim Einkauf, nachweisbar auch durch monetäre Ergebnissen für den Händler. Ware und Beleuchtung stehen im Dialog Ware und Beleuchtung stehen immer im Dialog mit dem Kunden. Farbigkeit, Oberfläche und Verpackung einzelner Produkte werden durch gerichtetes Licht gezielt hervorgehoben. Hier spielen LEDs inzwischen ihre Vorteile im Vergleich zu konventioneller Beleuchtung deutlich aus. Heute schon können LED-Leuchten durch Farbwechsel im Weißlichtbereich auf die Farbtemperatur der Produkte reagieren. Der nächste Schritt wird sein, dass intelligente LED-Leuchten Produktfarben automatisch „erkennen“ und gezielt einzelne Farbbereiche intensivieren können, um Produkte so attraktiv wie möglich von ihrer Umgebung abzuheben. Einen ersten Versuch gibt es hierzu schon in der Obst- und Gemüseabteilung einer großen deutschen Supermarktkette. Die Ergebnisse stimmen sehr hoffnungsvoll. Mehr als drei Prozent zusätzlicher Umsatz konnten durch das EHI-Retail-Institute nachgewiesen werden. Sogar auf den Produktwechsel in der Auslage können diese neuen intelligenten LED-Systeme Der Vergelich zwischen konventioneller (links) und LED-Beleuchtung (rechts) macht den signifikanten Unterschied deutlich: Die Waren wirken durch LEDs wesentlich frischer und natürlicher und regen so zum Kauf an. Bildnachweis (alle Bilder): Philips reagieren, in dem sie die Lichtfarbe automatisch anpassen. Identifikation führt zum Erfolg Im Textileinzelhandel sind in der Regel die Umkleidekabinen der kritische Ort der Kaufentscheidung, denn der Kunde kauft nur dann ein neues Kleidungsstück, wenn er sich darin selbst gut gefällt. Erleichtet wird dieser Vorgang, wenn sich der Kun- de vorstellen kann, wie er in dem neuen Kleidungsstück in der Situation aussieht, für die er es künftig tragen möchte. Licht kann dabei eine wertvolle Hilfe sein: Zu einem Bürokostüm passt eine neutrale, nüchterne Lichtatmosphäre besser als zu feiner Unterwäsche. Für diese wünscht man sich lieber eine Kerzenlichtatmosphäre. Interaktive Beleuchtung, die die Vorstellung des Kunden vom Tragen einer neuen Kleidung in einer lebensnahen Situation unterstützt, wirkt umsatzsteigernd. Im Textileinzelhandel wird der Verkauf von Produkten durch die Schaffung von lebensnahen Situationen unterstützt. So wählte man z. B. hier für die Schaufensterbeleuchtung ein warmes Licht, was die edle Wäsche perfekt zur Geltung bringt. element + BAU 2/2013 25 titelthema Eine besonders pfiffige Idee hat Estée Lauder umgesetzt: Mit Hilfe von LEDs wurden interaktive Make up-Spiegel installiert. Mit den drei Lichtstimmungen "Abend" (links), "Tageslicht" (mitte) und "Büro" (rechts) können die Kundinnen die Wirkung der Kosmetika in der Beleuchtung testen, für die ihr Make-up bestimmt sein soll. Positive Erfahrungen haben dazu die Einzelhändler Livera in den Niederlanden und die Firma Triumph in Singapur gemacht. Die dort installierten interaktiven Umkleidekabinen führten bei Triumph zu beeindruckenden 40 Prozent Mehrumsatz. Ein Plus von zehn Prozent verzeichnete der Kosmetikkonzern Estée Lauder mit neuen interaktiven Make up-Spiegeln. Auch hier ging es darum, dem Kunden die Wahlmöglichkeit zwischen realistischen Szenarios zu bieten. Die Wahl zwischen den drei Lichtstimmungen „Tageslicht“ (Daylight), „Büro“ (Office) und „Abend“ (Evening) ermöglichte den Kundinnen sich vorzustellen, wie ihr Make-up später wirkt. Resultat: Es wurden mehr Make-upSets verkauft. Das Textilkaufhaus Hagemeyer in Minden, einer der Marktführer in Westfalen, konnte mit einer kompletten Umstellung auf LED-Beleuchtung im gesamten Haus etwa eine Million Kilowattstunden pro Jahr sparen. Dazu trug maßgeblich die geringere Wärmeleistung der LED bei, die eine energiesparende Neuausrichtung der Klimaanlage ermöglichte. Der Händler nutzte den Gewinn an Nachhaltigkeit zugleich für imagebildendes Marketing und präsentiert sich als „Grünes Kaufhaus“ mit nicht zuletzt gesteigerter Wohlfühlqualität. In Erinnerung bleiben Licht wirkt spontan – aber seine Wirkung hält länger an. Im Einzelhandel kann eine wohlüberlegte Lichtplanung mit LEDs zur Kundenbindung beitragen. Zum einen wegen des in Erinnerung gebliebenen Einkaufsambientes und der facettenreichen, immer wieder neuen Warenpräsentation, andererseits aufgrund der Aufenthaltsqualität im Geschäft. LED-Beleuchtung gibt deutlich weniger Wärme und keine ultraviolette Strahlung ab, das verhindert nicht nur Ausbleichen und Alterung der Waren, sondern reduziert die Wärmelast im Verkaufsraum und reduziert die Energiekosten für den Händler. 26 element + BAU 2/2013 Großer Pluspunkt moderner LED-Technologie ist natürlich neben den verkaufsfördernden Möglichkeiten deren geringe Wärmeabstrahlung. So konnte das Textilkaufhaus Hagemeyer mit der Umstellung auf LED-Beleuchtung ganze eine Million Kilowattstunden an elektrischer Energie einsparen. objekte Erweiterung des Bayerischen Landtags im Nordhof des Maximilianeums in München Zurückhaltende Großzügigkeit – elegant integriert Die Überschrift dieses Textes beschreibt zugleich das architektonische Ziel für den Erweiterungsbau, so, wie es die Berliner Architekten Léon Wohlhage Wernik im Jahre 2009 in der Wettbewerbserläuterung formuliert hatten. Und entsprechend präsentiert sich jetzt der Neubau in dem reichen Ensemble historischer Monumentalität: – ein kubischer Körper als letztes Passstück zwischen dem Maximilianeum Friedrich Bürkleins aus den Jahren 1847 bis 1884, dem nördlichen Erweiterungsflügel Helmut Gebhards von 1965 sowie dem 1994 abgeschlossenen, daran angrenzenden Anbau von Volker Staab und Jürgen Pleuser. Daneben schafft der jetzige Neubau mit seiner klaren Figur und körperlichen Präsenz dennoch einen eigenständigen Abschluss. Präzise eingepasst, gestalterisch zurückhaltend, – so fügt sich dieser Bau mit einer Fassade aus Keramikplatten und unprätentiöser Geometrie in das Ensemble. D er beschränkte Platz auf dem Grundstück erforderte einen kompakten Baukörper. Seine nördliche Ausrichtung ist hier ein Novum; dennoch stört sie nicht die bisherige ost-westliche Symmetrie-Achse und überschreitet auch an keiner Stelle die historische Rahmung, auch nicht durch den 1,75 m auskragenden Sitzungssaal im obersten Geschoss. In der Umgebung ausdrucksstarker historischer Gebäude nimmt sich der Erweiterungsbau gegenüber dem Maximilianeum zurück. Lediglich der leicht hervortretende Sitzungssaal signalisiert „das Neue“ und gibt zugleich dem Gebäudepart eine eigene städtebauliche Präsenz. Material, Farbe und Textur der Fassade, hier modern interpretiert in Gestalt einer vorgehängten und hinterlüfteten Keramikbekleidung, aber auch die Fensterhöhen und Öffnungstiefen sind dem Bestand entlehnt, um so einen harmonischen Übergang und ein nachhaltig gültiges Zusammenspiel zu entwickeln. Der gleichmäßige Rhythmus der Fenster wird einzig durch die übergroßen Formate im Sitzungssaal verändert, was der Bedeutung dieses Raumes auch in der Architektur Ausdruck verleiht. Vorgehängte keramische Fassade Die Konstruktion der Fassade spiegelt die gestalterische Idee und die Angemessenheit innerhalb des historischen Umfeldes wieder, berücksichtigt aber zugleich die wirtschaftlichen und technischen, und hier insbesondere die nachhaltig energetischen Erfordernisse. Damit wurden bereits einige wichtige Ziele des Projektes erfüllt. Die hochwärmegedämmten Fas- 36 element + BAU 2/2013 Mit seiner Fassade aus Keramikplatten und der klaren geometrischen Figur fügt sich der Neubau in die historische Umgebung. Die Auskragung des Obergeschosses ist zugleich selbstbewusster Akzent. objekte saden sind mit profilierten Keramikplatten bekleidet und erzeugen, in Verbindung mit der fassadenbündigen Verglasung, die skulpturale Präsenz des Baukörpers. In der Gesamtansicht wechseln sich die vertikalen Fensterelemente mit den großen Keramikfeldern ab. In der Nahansicht hebt die Fassade zusätzlich ihr horizontal gegliedertes Relief hervor. Die Platten wurden speziell für dieses Objekt von der Moeding Keramikfassaden GmbH in Marklkofen entwickelt und geliefert. Zwei unterschiedlich breite Relieffugen, angeordnet im wechselnden Rhythmus auf der Plattenoberfläche, lassen, trotz Einfarbigkeit des keramischen Materials (terracotta-beige), ein zufällig wirkendes, lebendiges und nuanciertes Bild entstehen; ihr Schattenwurf lässt die Fassade plastisch erscheinen. Unterstützt wird dieser Effekt durch die Verwendung von Keramikplatten in drei verschiedenen Höhen (20, 50 und 80 cm), die in scheinbar willkürlicher Abfolge über die Fläche verteilt worden sind. Montiert sind die Platten, die je nach konstruktiven Vorgaben in Längen von 80 bis 185 cm gefertigt und geliefert wurden, mit dem von Moeding entwickelten Rapid-System auf einer Aluminium-Unterkonstruktion, d.h. die Durchführung der Gewerke »Unterkonstruktion« (einschließlich Plattenhalter) und »Einhängen der Platten« konnte unabhängig voneinander und damit zeitsparend erfolgen. Die 22 cm starke Wärmedämmung (das Gebäude erfüllt den Passivhaus-Standard!) ist dabei zwischen den vertikalen Grundprofilen der Unterkonstruktion angeordnet. In dem Ensemble historischer Monumentalität nimmt sich der neue Erweiterungsbau gegenüber dem Maximilianeum aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts deutlich zurück. Bildnachweis (alle Bilder):Moeding Keramikfassaden GmbH, Marklkofen (St. Müller-Naumann, München) direkten Anschluss an dieses Bestandsgebäude ist nun auch der Neubau in den Gesamtkreislauf des Landtages integriert. Als Ersatz für das zu Gunsten des Neubaus abgerissene Schwimmbad wurde jetzt in dem in den Garten hineingeschobenen Untergeschoss eine neue FitnessAnlage mit Sauna geschaffen. Zusammenfassung der Abgeordnetenbüros an einem Ort Das sechsgeschossige Gebäude erfüllt den weiteren Bedarf an Büros für die Abgeordneten der nunmehr fünf im Landtag vertretenden Fraktionen, sowie an einem Konferenzsaal. Auf vier Etagen ordnen sich die Büros um einen zentralen Erschließungs- und Servicekern an, der durch eine warm-rote Holzverkleidung hervortritt und mit der ansonsten zurückhaltenden Gestaltung kontrastiert. In dem neuen Sitzungssaal im 4. Obergeschoss, nach außen ablesbar durch seine Auskragung, wird dann dieser rot vertäfelte Kern zur Stirnseite des Raumes. Durch hohe Fenster hat man dreiseitig einen Ausblick über die Isarauen. Über Brückenbauwerke waren die Funktionsbüros im sog. Gebhard-Bau bereits vorher schon mit dem historischen Gebäude verbunden. Durch einen Ebenso wie bei den früheren Erweiterungsbauten des Maximilianeums wurde auch hier wieder deutlich gemacht, wie gestalterische Zurücknahme und architektonische Eigenständigkeit in der unmittelbaren Nachbarschaft eines monumentalen Denkmals gedanklich möglich und architektonisch machbar sind. Bautafel Bauherr: Staatliches Bauamt München 2 Architekten: Léon Wohlhage Wernik, Berlin (Leistungsphasen 1-5 und Teile von 8) Energiekonzept: Arup, Berlin Bauleitung: BM.C Baumanagement GmbH, München Tragwerksplanung: Bracher Bock Ingenieure, München Fassadenbekleidung: MOEDING Keramikfassaden GmbH, Marklkofen Aussenanlagen: Luska Freiraum GmbH, Dachau Elektro-Planung: Koscheinz & Partner Ingenieurgesellschaft mbH, Ruhstorf a. d. Rott Brandschutz: HHP, Berlin element + BAU 2/2013 37