2 Nachhaltige Geschäftsmodelle Zusammenfassung Die Verantwortung von Unternehmen erschöpft sich heute nicht darin, Gewinne zu erwirtschaften. Vor dem Hintergrund der globalen Herausforderungen sind Unternehmer aufgerufen, auch andere Erwartungen zu erfüllen. Dazu zählen auch die Wahrnehmung von Verantwortung für die Umwelt und für die Gesellschaft. Nachhaltigkeit ist aber mehr als eine gesellschaftliche Anforderung oder eine philanthropische Erwägung. Vielmehr ist Nachhaltigkeit eine unternehmerische Chance für Gründer und für etablierte Unternehmen. Es ist kein Widerspruch, mit nachhaltigen Geschäftsmodellen Geld verdienen zu wollen. Die vielen Möglichkeiten für nachhaltige Geschäftsmodelle leisten Beiträge für Umwelt, Gesellschaft und persönlichen Wohlstand. Verschiedene Studien belegen einen positiven Wertbeitrag des Einbezugs von Nachhaltigkeit in das unternehmerische Geschäftsmodell. Das Kapitel enthält fast 100 verschiedene Konzepte für die Bewertung von Nachhaltigkeit. 14 Nachhaltigkeitskonzepte werden näher beschrieben. Grundsätzlich verbinden diese Ansätze das Grundverständnis, dass ein Geschäftsmodell Sinn machen soll, nicht nur ökonomisch, sondern auch für die Gesellschaft und für die Umwelt. Anhand verschiedener Teilmärkte wird herausgearbeitet, dass die nachhaltige Wirtschaft bezogen auf die Wirtschaftsleistung und die Erwerbstätigkeit bereits heute als einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren der Bundesrepublik Deutschland bezeichnet werden kann. Auf Basis der Typologien nachhaltiger Geschäftsmodelle von Bocken et al., Alter und SustainAbility wird eine neue Typologie nachhaltiger Geschäftsmodelle entwickelt. Die Typologie nachhaltiger Geschäftsmodelle umfasst 7 Typen und 28 Segmente. Während sich die Typen deutlich voneinander unterscheiden eint sie die Beschreibung von Geschäftsmodellen, die ökologisch und/oder sozial relevant, glaubwürdig und ambitioniert sind. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016 K.-M. Ahrend, Geschäftsmodell Nachhaltigkeit, DOI 10.1007/978-3-662-52880-8_2 27 28 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle 2.1Strategische Einbettung Die Revolutionäre machen nicht die Revolution! Die Revolutionäre sind diejenigen, die ­wissen, wann die Macht auf der Straße liegt und wann sie sie aufheben können (Hannah Arendt)!1 Steht eine nachhaltige Revolution im Sinne von Hannah Arendt kurz zuvor? Die Voraussetzungen dafür sind gut. So ist es ein klar geäußertes gesellschaftliches Ziel, die Wirtschaft nachhaltiger auszugestalten. Die Ausrichtung wirtschaftlichen Handelns an Kriterien der nachhaltigen Entwicklung hat spätestens mit dem internationalen Klimagipfel von Rio de Janeiro 1992 den Charakter eines nur ethischen Diskurses überschritten (vgl. das Gutachten des Sachverständigenrates für Umweltfragen vom 8.3.1994 BT 12/6995). Neben der Aufnahme in gesetzliche Regelungen (z. B. Art. 3 Abs. 3 EUVertrag, Art. 20a Grundgesetz) sind Anforderungen an eine nachhaltige Entwicklung in nationalen und internationalen Standards aufgenommen worden. Zu diesen zählen der B.A.U.M.-Kodex (http://www.baumev.de), der GRI-Standard (https://www.globalreporting.org), der ICC Business Charter for Sustainable Development (http://www. iccwbo.org) und der UN Global Compact (https://www.unglobalcompact.org). Dazu kommen handlungsorientierte politische Beschlüsse. Die 2011 beschlossene deutsche Energiewende zielt auf die Minderung von Energieverbrauch und fossilem Kraftwerksbedarf sowie auf die Verbesserung der Energieeffizienz. Die Hightech-Strategie der Bundesregierung zielt auf mehr Impulse durch Innovationen unter anderem in den Bereichen „Nachhaltiges Wirtschaften und Energie“ sowie „Gesundes Leben“ (vgl. BMBF 2016). Mit der 2008 gestarteten UNEP Initiative des „Global Green New Deal“ soll Nachhaltigkeit als Treiber von Wachstum, sei es qualitatives oder quantitatives, genutzt werden. „In a green economy, growth in income and employment are driven by public and private investments that reduce carbon emissions and pollution, enhance energy and resource efficiency, and prevent the loss of biodiversity and ecosystem services“ (UNEP 2011, S. 16). Die 2015 beschlossene 2030 Agenda für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen enthält unter anderem das Ziel „Improve progressively, through 2030, global resource efficiency in consumption and production and endeavour to decouple economic growth from environmental degradation“ (UN 2015, S. 20). Konkrete Unterstützung soll dabei aus dem Zehn-Jahres-Rahmen für Programme für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster erfolgen. Derzeit werden folgende Programme bearbeitet (UNEP 2016): • Nachhaltige öffentliche Beschaffung, • Nachhaltige Konsumenteninformation, • Nachhaltiger Tourismus, 1Arendt 1970, S. 111. 29 2.1 Strategische Einbettung • Nachhaltiges Bauen und Wohnen, • Nachhaltige Lebensstile und Bildung, • sowie Nachhaltige Ernährungssysteme. Die OECD Green Growth Strategy von 2010 hebt hervor, dass das grüne Wachstum auch die Entwicklungsländer betrifft: „Green growth is relevant to both developed and developing countries. For the majority of developing countries providing basic education, ensuring food security, and delivering essential services such as water supply and sanitation will remain overarching“ (OECD 2010, S. 13 f.). Dabei ist ein länder- und sektorenspezifischer Einbezug in die Wirtschaftspolitik erforderlich (vgl. die Vertiefung bei http:// www.greengrowthknowledge.org sowie die Green Growth Indikatoren bei http://stats. oecd.org und http://measuring-progress.eu) (Abb. 2.1). Die EU strebt mit der EU-Strategie Europe 2020 (KOM 2010 2020 v. 3.3.2010) neben intelligentem und integrativem Wachstum ein nachhaltiges Wachstum an, bei dem „cleaner production measures“ und „end-of-pipe technologies“ im Sinne eines Öko-Innovationsplans (KOM 2011 899 v. 15.12.2011) weiterentwickelt werden sollen. Als Grundlage gilt die EU-Strategie für nachhaltige Entwicklung. Sie enthält die Komponenten 1) Klimaänderung und saubere Energie, 2) Nachhaltiger Verkehr, 3) Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion, 4) Erhaltung und Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen, 5) Gesundheit, 6) Soziale Eingliederung, Demografie und Migration, 7) Globale Herausforderungen in Bezug auf Armut und nachhaltige Entwicklung sowie den übergreifenden 8) Beitrag zur Wissensgesellschaft (EU 10917/06 v. 26.6.2006). Die EU-Initiative für grüne Beschäftigung zielt auf eine CO2-arme, klimaresistente und ressourceneffiziente Wirtschaft, bei der „ein höherer Mehrwert und ein höherer Nutzen aus jeder Tonne Material, jedem Joule Energie und jedem Hektar Land gezogen wird und in [der] die Wettbewerbsfähigkeit der Zukunft an der Ressourcenproduktivität festgemacht wird“ (KOM 2014 446, S. 2; vgl. auch KOM 2014 440 sowie SWD 2014 213, jeweils v. 2.7. 2014). Damit lassen sich die Abhängigkeit von Ressourcen und die Auswirkung von steigenden Preisen für die Nutzung von natürlichen Ressourcen abschwächen. Wichtige Voraussetzungen für die Erreichung dieser Ziele sind eine entsprechend ausgerichtete Förderung von nachhaltigen Unternehmen und die Weiterentwicklung der Diagnosis Development, economic growth and sustainability diagnosis Green impact assessment Sectoral green impact assessment and prioritization Sector/Sub-sector strategy & planning Policy and institutions analysis Analysis of costs and investment requirements Development of sectoral/subsectoral investment plans and selection Macro economic impact assessment Design, financing & implementation Design: Project and policy preparation Financing: Identification of possible financial structures Implementation Abb. 2.1 Vorgehen für den Einbezug von grünem Wachstum in die Politik. (In Anlehnung an Global Green Growth Institute 2015, S. 28) 30 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle Sound environmental policies Costa Rica China South Africa Estonia Brazil India Egypt Denmark Germany Spain UK France Republic of Korea US Australia Bangladesh Mali Uganda Philippines Thailand Indonesia Abb. 2.2 Kohärenz zwischen Umweltpolitik und Förderung „grüner Kompetenzen“. (In Anlehnung an ILO 2011, S. 33) Aus- und Weiterbildungsangebote, um teilweise bestehende Qualifikationsdefizite zu überwinden (Abb. 2.2). Eine Zielsetzung liegt darin, die wirtschaftliche Prosperität von ihrer negativen Wirkung auf die Umwelt zu entkoppeln. Dies hängt natürlich davon ab, inwiefern der Produktionsprozess oder die negativen Effekte aus der Verwendung der Produkte reduziert werden können. Darüber hinaus liegt die Hoffnung der Unternehmer in der Realisierung von neuen Produkten und Dienstleistungen, die neue Anwendungsmöglichkeiten generieren, mit entsprechend geringeren Umweltbelastungen. Merksatz Neben gesetzlichen, politischen und gesellschaftlichen Anforderungen führen betriebswirtschaftliche Erwägungen zu einer zunehmenden Verankerung von Nachhaltigkeit im Unternehmen. Die Berücksichtigung der Nachhaltigkeit bei den Unternehmenszielen geht auf eine Reihe von Konzepten zurück, die in Abb. 2.3 veranschaulicht werden. Selbst das Konzept der wertorientierten Unternehmensführung erfuhr durch die Stakeholder-Theorie den Einbezug der Nachhaltigkeit zum Zwecke der Verbesserung der Erfüllung der Erwartungen der Anspruchsgruppen und damit der indirekten Steigerung des Unternehmenswertes (vgl. z. B. Hart 1995 und die Hervorhebung der Stakeholder bei Dyllick und Hockerts 2002, S. 131). Die anderen Konzepte gehen darüber hinaus und verstehen die Nachhaltigkeit als ein zentrales Element für die Unternehmensführung (vertiefend Ahrend 2014). 31 2.2 Bedeutung von Green und Social Economy Competitive Advantage Shareholder Value Customer Value Stakeholder Value Public Value Corporate Social Responsibility Shared Value Citizen Value Abb. 2.3 Zielkonzepte zwischen Shareholder und Public Value 2.2Bedeutung von Green und Social Economy Im Jahre 2014 hat die deutsche Wirtschaft eine Bruttowertschöpfung von 2,6 Billionen Euro erwirtschaftet. Dies ergibt sich aus den Produktionswerten im Sinne von Umsätzen abzüglich der dafür notwendigen Vorleistungen. Dies entspricht vereinfacht der Summe aus dem Einkommen für die Arbeitnehmer und den Gewinnen der Unternehmen zzgl. Abschreibungen im Sinne von Rücklagen für die Zukunftsvorsorge. Von den 2,6 Billionen Euro an Bruttowertschöpfung werden 1 % in der Landwirtschaft, 5 % im Baugewerbe, 26 % im produzierenden Gewerbe und 69 % im Dienstleistungssektor erwirtschaftet (Destatis 2015). Dies unterstreicht die aktuelle und die künftige Bedeutung des Dienstleistungssektors für nachhaltige Geschäftsmodelle. Mit einem Nachlauf von mehreren Jahren liefert das statistische Bundesamt eine detaillierte Unterteilung der Bruttowertschöpfung für die verschiedenen Wirtschaftsbereiche. Tab. 2.1 zeigt ausgewählte Wirtschaftsbereiche und ihren Anteil an der GesamtBruttowertschöpfung (BWS) des Jahres 2011. Die Schwierigkeit bei der Bemessung der Bedeutung von nachhaltigen Geschäftsmodellen liegt in der Abgrenzung von nachhaltigen Teilmärkten. Es besteht weder vonseiten der Wissenschaft, noch von den statistischen Ämtern oder von der Wirtschaftspraxis ein allgemein akzeptiertes Verständnis. Die Auswahl von Teilmärkten wird weiter durch die Dynamik der Marktentwicklung erschwert, insbesondere durch das Entstehen von neuen Märkten. Daher werden nachfolgend unterschiedliche Marktabgrenzungen dargestellt. 2.2.1Bewertung der deutschen Umweltwirtschaft Der Umweltwirtschaftsbericht der Bundesregierung unterstreicht den Querschnittscharakter der Umweltwirtschaft. Nachfolgend wird der Produktionswert der Güter (ohne Dienstleistungen) dargestellt, die für Umweltschutzzwecke verwendet werden können. Dabei basieren die Angaben auf den Erhebungen der statistischen Ämter zu Waren, Bauund Dienstleistungen für den Umweltschutz sowie zu erneuerbare Energien, Energieeinsparungen und Vermeidung klimaschädlicher Emissionen (Tab. 2.2). 32 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle Tab. 2.1 Bedeutung der Wirtschaftsbereiche in Deutschland Wirtschaftsbereich Anteil (%) Landwirtschaft und Ernährung 2,4 Chemie und Pharmazie 2,6 Fahrzeuge 4,4 Maschinen, elektrische Geräte und sonstigen Produkte 14,4 Energie, Wasser, Abfall, Abwasser 3,1 Baugewerbe 4,4 Handel, Gastgewerbe 11,6 Verkehr 4,5 IT, Telekommunikation, Medien 4,6 Finanzdienstleister und Versicherungen 4,1 Grundstücks- und Wohnungswirtschaft 11,6 Unternehmensdienstleister 10,2 Öffentliche Dienstleister und Gesundheit 17,7 Sonstige Dienstleister 4,4 Summe 100 Tab. 2.2 Produzierte Umweltschutzgüter. (In Anlehnung an BMU und Umweltbundesamt 2011, S. 16, in Mrd. Euro) Umweltschutzzwecke Abfall Abwasser Luft Mess-, Steuer-, Regeltechnik 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2,9 2,8 3,1 3,5 4,1 4,7 5,1 3,9 9,7 9,9 10,7 11,4 12,6 14,3 15,4 11,8 14,1 14,6 15,5 15,8 17,8 19,7 21,3 16,1 13 13,4 14,5 15,3 16,8 18,3 18,9 14,3 9 9,4 10 10 12,3 14,1 16,9 15,7 • Güter zur rationellen ­Energieverwendung 6 6,4 6,3 6,4 7,2 7,9 8,1 7,1 • Güter zur rationellen ­Energieumwandlung 1,2 1 0,9 1 1,3 1,4 1,6 1,5 • Güter zur Nutzung erneuerbarer ­Energiequellen 1,7 2,1 2,8 2,6 3,8 4,8 7 7,1 Klimaschutz (ohne Wärmepumpen) darunter Insgesamt 47,4 48,5 52,6 54,6 62,1 69,5 75,9 60,2 2.2 Bedeutung von Green und Social Economy 33 Dabei hatten deutsche Unternehmen einen Anteil von knapp 16 % am Welthandelsvolumen von potenziellen Umweltschutzgütern. Bei der Erfassung von Dienstleistungen für den Umweltschutz kommt der Bericht zu der Aussage, dass die statistischen Ämter einen bedeutenden Teil dieser Leistungen bislang nicht strukturiert erfassen (BMU und Umweltbundesamt 2011, S. 22). Bezogen auf den Anteil der Erwerbstätigen werden mindestens 2 Mio. d. h. 4,8 % angegeben. 2.2.2Bewertung der Umweltwirtschaft von Nordrhein-Westfalen Im Umweltwirtschaftsbericht des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen (NRW 2015) wurde die Erhebung anhand der Teilmärkte für Umwelttechnik vorgenommen. Als Kriterien für die Aufnahme eines Teilmarktes in die dargestellte Umweltwirtschaft wurden der „direkte Umweltnutzen“ und „umweltfreundliche Substitute“ verwendet. Der direkte Umweltnutzen entspricht im Sinne des Verständnisses von OECD und Eurostat 1999 dem Messen, Kontrollieren, Sanieren, Vermeiden, Behandeln, Minimieren und Erforschen von sowie dem Sensibilisieren für Umweltschäden an Luft, Wasser und Boden sowie Probleme bezüglich Abfall, Lärm, Biodiversität und Landschaften und Ressourcenerschöpfung. Während damit Angebote enthalten sind, die sich durch ihre Technologie klar von konventionellen Angeboten unterscheiden, sind aufgrund der nur diffusen Abgrenzbarkeit keine Produkte enthalten, bei denen nur eine Effizienzsteigerung im Verbrauch vorliegt. Erfüllt ein Produkt oder eine Dienstleistung mindestens eines der beiden Kriterien, ist es Teil der Umweltwirtschaft. Daraus folgend werden die folgenden Marktsegmente unterschieden. • Umweltfreundliche Energiewandlung, -transport und -speicherung: Erneuerbare Energien; Speichertechnologien; Intelligente Energiesysteme und Netze • Energieeffizienz und Energieeinsparung: Energieeffiziente Gebäude; Energieeffiziente Produktionsprozesse und Technologien • Materialien, Materialeffizienz und Ressourcenwirtschaft: Nachwachsende Rohstoffe und umweltfreundliche Materialien; Materialeffiziente Produktionsprozesse und Technologien, Stoffstrommanagement; Abfallsammlung und -behandlung; Anlagentechnik; Stoffliche und energetische Verwertung • Umweltfreundliche Mobilität: Umweltfreundliche Mobilitäts- und Antriebstechnologien; Umweltfreundliche Logistik- und Mobilitätsdienstleistungen; Intelligente Verkehrsmanagementsysteme und Infrastruktur • Wasserwirtschaft: Wasser- und Abwasserinfrastruktur; Wassergewinnung, -aufbereitung und Abwasserbehandlung; Monitoring und Analyseverfahren, Wasser- und Abwassermanagement • Minderungs- und Schutztechnologien: Lärmminderungs- und Luftreinhaltungstechnologien; Bodenschutztechnologien und -sanierung 34 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle • Nachhaltige Holz- und Forstwirtschaft: Nachhaltige Holzproduktion • Umweltfreundliche Landwirtschaft: Ökologischer Landbau; Grüne Agrartechnologien Bezogen auf die in den Teilmärkten beschäftigten Erwerbstätigen nehmen die ersten drei Teilmärkte einen Anteil von jeweils über oder fast 20 % ein. In Summe beträgt der Anteil der Umweltwirtschaft 6,3 % an der landesbezogenen Bruttowertschöpfung (Tab. 2.3). Im Rahmen der Studie wurde für die deutsche Umweltwirtschaft eine Summe von rd. 1,6 Mio. Erwerbstätigen und eine Bruttowertschöpfung von 105,9 Mrd. EUR ermittelt. Damit liegt der Anteil der Bruttowertschöpfung der Umweltwirtschaft an der Gesamtwirtschaft (für 2012) bei rd. 4,3 %, der der Erwerbstätigen bei rd. 4,1 % (vgl. dazu auch Statistische Ämter der Länder 2015). 2.2.3Bewertung der deutschen Umwelttechnologie-Branche Der Umwelttechnologie-Atlas 3.0, GreenTech Made in Germany 3.0, klassifiziert die grüne Wirtschaft anhand von grünen Leitmärkten für Umwelttechnik und Ressourceneffizienz. Der Fokus liegt auf Produkten, es werden nur wenige Dienstleistungen einbezogen. Das weltweite Marktvolumen der 6 Leitmärkte wird für 2013 mit 2,5 Mrd. EUR angegeben. Die deutschen Unternehmen können dabei eine Vorreiterrolle übernehmen (Abb. 2.4). Dabei unterteilen sich die Leitmärkte in folgende Segmente (Tab. 2.4). Das deutsche Marktvolumen der genannten Teilmärkte liegt mit rd. 285 Mrd. EUR (2011) bei über 80 % des Umsatzvolumens der Automobilindustrie. Die höchste Bedeutung (mit über 50 % Anteil) weisen die Teilmärkte Energieeffizienz und Umweltfreundliche Energien auf. Bereits 2013 wurden weltweit Zuschüsse bzw. Subventionen in Höhe von 121 Mrd. US$ für die Marktfähigkeit von erneuerbaren Energien gezahlt (OECD 2015a, S. 2) (Abb. 2.5). Das internationale Wachstum für die genannten Teilmärkte bis 2025 soll bei rd. 6 % p.a. liegen. Entsprechend wird ein Anteil dieser Märkte von 13 % am BIP (im Vergleich zu 11 % in 2013) erwartet. Damit soll sich das globale Marktvolumen gegenüber 2013 auf über 4,4 Billionen Euro fast verdoppeln. Ein entsprechendes Wachstum wird auch für die deutschen grünen Leitmärkte erwartet. 2.2.4Bewertung des Environmental Goods and Services Sector nach Eurostat Die EGSS-Klassifikation von Eurostat unterteilt umweltbezogene Produkte und Dienstleistungen anhand der beiden Bereiche Umweltschutz und Ressourcenmanagement (Tab. 2.5). Die Methodik ist angelehnt an die OECD Methodik für „Environmental Goods and Services Industry“. Dabei werden nur solche Angebote berücksichtigt, bei denen der 69.636 23.384 73.416 8.537 2,1 % 17,0 % 4,6 1.538 60.244 19.534 64.661 6.754 2,6 % 14,9 % 5,4 1.291 Umsatz (Mio. €) Bruttowertschöpfung (in Mio. €) (je Erwerbstätigen in €) Exportvolumen (Mio. €) Weltmarktanteil Exportquote Patente mit Umweltwirtschaftsbezug (je 1.000 Erwerbstätige) Gewerbesteueraufkommen (je Erwerbstätigem in €) + 19,2 − 13,2 + 2,1 − 0,5 + 26,4 + 13,5 + 19,7 + 15,6 + 8,2 1.446 – 20,2 % 2,1 % 180.815 54.902 369.125 1.381.708 672.829 – – – – 4,7 – 6,3 5,0 3,8 1.426 4,8 17,5 % 12,9 % 52.208 67.033 105.943 326.559 151.970 1.431.595 +21,7 −7,3 + 1,0 − 2,6 + 32,3 + 13,9 + 20,8 + 18,1 + 7,7 + 5,9 26.719 4,8 – – – – 16,4 – 22,1 21,3 17,6 20,4 20,2 24.684 6.050.508 + 6,0 Selbstständige und ­Unternehmen Sozialversicherungspflichtig 277.426 291.802 + 5,2 Beschäftige 1.580.465 6.723.337 302.110 318.521 + 5,4 Erwerbstätige 4,7 Gesamtwirtschaft NRW Umweltwirtschaft Deutschland ∆ 2012 Anteil UW UmweltAnteil NRW an 2009–2012 (%) D 2012 (%) an Gesamt (%) wirtschaft Deutschland Umweltwirtschaft NRW ∆ 2009 2012 2009–2012 (%) Tab. 2.3 Bedeutung der Umweltwirtschaft in Nordrhein-Westfalen. (NRW 2015, S. 34) 2.2 Bedeutung von Green und Social Economy 35 36 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle Energieeffizienz Nachhaltige Wasserwirtschaft Umweltfreundliche Energieerzeugung & Verteilung Rohstoff- und Materialeffizienz Nachhaltige Mobilität Kreislaufwirtschaft 825 505 422 367 315 102 Mio. Euro Abb. 2.4 Globales Marktvolumen in den Märkten Umwelttechnologie und Ressourceneffizienz. (BMUB 2014, S. 48) Tab. 2.4 Leitmärkte und Marktsegmente für Umwelttechnologie. (BMUB 2014, S. 35) Umweltfreundliche Erzeugung, Speicherung und Verteilung von Energie • Erneuerbare Energien • Umweltschonende Nutzung fossiler Brennstoffe •Speichertechnologien • Effiziente Netze Energieeffizienz • • • • Rohstoff- und Materialeffizienz • Materialeffiziente Produktionsverfahren •Querschnittstechnologien • Nachwachsende Rohstoffe • Schutz von Umweltgütern • Klimaangepasste Infrastruktur Nachhaltige Mobilität • • • • Kreislaufwirtschaft • Abfallsammlung, -transport und -trennung • Stoffliche Verwertung • Energetische Verwertung •Abfalldeponierung Nachhaltige Wasserwirtschaft • Wassergewinnung und -aufbereitung •Wassernetz •Abwasserreinigung • Effizienzsteigerung bei der Wassernutzung Energieeffiziente Produktionsverfahren Energieeffizienz von Gebäuden Energieeffizienz von Geräten Branchenübergreifende Komponenten Alternative Antriebstechnologien Erneuerbare Kraftstoffe Technologien zur Effizienzsteigerung Verkehrsinfrastruktur und Verkehrssteuerung Hauptzweck im Umweltschutz bzw. Ressourcenmanagement liegt. Leistungen, die einen Nutzen für die Umwelt haben, der aber nur ein Nebeneffekt darstellt, sind nicht einbezogen (EU 2009b, S. 33). Die Wertschöpfung der europäischen Umweltwirtschaft lag im Jahr 2012 bei 271 Mrd. EUR (verglichen mit 140 Mrd. EUR im Jahr 2000). Die Umweltschutzaktivitäten hatten in 2012 einen Anteil von 108 Mrd. EUR, die Angebote im Bereich des 2.2 Bedeutung von Green und Social Economy 37 1. Energieeffizienz: 98 Mrd. (34%) 2. Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung: 71 Mrd. (25%) Automobilindustrie: 351 Mrd. Grüne Märkte in Summe: 285 Mrd. (100%) 3. Nachhaltige Mobilität: 47 Mrd. (17%) 4. Nachhaltige Wasserwirtschaft: 46 Mrd. (16%) 5. Kreislaufwirtschaft: 16 Mrd. (6%) 6. Ökolandbau: 6,6 Mrd. (2%) Abb. 2.5 Umsatzvolumen der deutschen grünen Leitmärkte. (In Anlehnung an adelphi und Borderstep Institut 2013) Tab. 2.5 Eurostat-Klassifikation von Umweltschutz- und Ressourcenmanagementangeboten. (EU 2009b, S. 69) CEPA 1 Luftreinhaltung und Klimaschutz CEPA 2 Gewässerschutz (Abwasserbehandlung, und -vermeidung) CEPA 3 Abfallwirtschaft (Abfallbehandlung und -vermeidung) CEPA 4 Schutz und Sanierung von Boden, Grund- und Oberflächenwasser CEPA 5 Lärm- und Erschütterungsschutz CEPA 6 Arten- und Landschaftsschutz CEPA 7 Strahlenschutz CEPA 8 Forschung und Entwicklung für CEPA 1–7 und 9 CEPA 9 Andere Umweltschutzaktivitäten CReMA 10 Wassermanagement CReMA 11 Forstmanagement CReMA 12 Natürlicher Pflanzen- und Tierbestand CReMA 13 Management von Energieressourcen: darunter (13A) Erneuerbare Energien, (13B) Wärme/Energieeinsparung und Management, (13C) Minimierung der nicht-energetischen Nutzung fossiler Energien CReMA 14 Management mineralischer Rohstoffe CReMA 15 Forschung und Entwicklung für Aktivitäten des Ressourcenmanagements CReMA 16 Andere Aktivitäten des Ressourcenmanagements 38 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle Ressourcenmanagements einen Anteil von 109 Mrd. EUR. Im Zeitraum zwischen 2000 und 2012 nahmen die Wertschöpfung und die Beschäftigung stärker zu als die der gesamten Volkswirtschaft (Eurostat 2015a; Daten der EU 28). So entwickelte sich die Beschäftigung in der europäischen Umweltwirtschaft von 2,9 Mio. Vollzeitäquivalenten im Jahr 2000 auf über 4,3 Mio. Vollzeitäquivalente im Jahr 2012. Zusätzliche Stellen werden mit der Zunahme der Wertschöpfung erwartet. Darüber hinaus wandelt sich der Inhalt der Arbeitsplätze durch die Etablierung von nachhaltigen Geschäftsmodellen. Durch diese strukturellen Wandel werden nicht nachhaltige durch nachhaltige Arbeitsplätze ersetzt (vgl. KOM 2014 446 v. 2.7.2014). Die meisten Beschäftigten der europäischen Umweltwirtschaft arbeiten in den Bereichen Energieressourcenmanagement und Abfallwirtschaft (Eurostat 2015b). Dies liegt vor allem am Ausbau der Erzeugung von Energie aus erneuerbaren Quellen sowie an der Herstellung von Ausrüstungen und Anlagen zur Wärme- und Energieeinsparung. Entsprechend dominieren bezogen auf die betroffenen Wirtschaftsbereiche die Sektoren Energie, Wasser, Abwasser und Abfall (Abb. 2.6). Die Umweltwirtschaft hatte 2012 einen Anteil am europäischen Bruttoinlandsprodukt von 2,1 % (im Vergleich zu 1,5 % im Jahr 2000). Zwar kommt die Studie von IDEA 2009 sogar auf einen Anteil von 2,5 %, doch zeigt auch dieser Wert die bisherige Dominanz von Wirtschaftsbereichen außerhalb der „green Economy“. Dabei variieren die Beiträge der verschiedenen europäischen Staaten deutlich, zum Teil auch verursacht durch unterschiedliche nationalen Erhebungsgrundlagen. Trotz der geringen volkswirtschaftlichen Bedeutung kommt eine EU-Studie zum Ergebnis, dass bereits rund ein Viertel der europäischen KMUs (auch) grüne Produkte oder Dienstleistungen anbieten (EU 2013, S. 13). Auch kommt die Studie zum Ergebnis, dass etwa ein Drittel der einbezogenen Unternehmen „grüne“ Produkte entweder bereits anbieten oder in den nächsten 2 Jahren anbieten wollen. Dabei nimmt die Bedeutung „grüner“ Produkte mit der Unternehmensgröße zu (Tab. 2.6). In dieser Studie wurden die Produkte Recycling, Abfallmanagement, Erneuerbare Energie, Luftverschmutzungskontrolle, unternehmensbezogene Umweltdienstleistungen sowie Energieeffizienz, Energieberatung und Energiemanagement unterschieden. Energieversorgung; Wasserversorgung; Abwasser-und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen 43 Baugewerbe/Bau 22 Dienstleistungen 17 Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden; verarbeitendes Gewerbe/Herstellung von Waren Land-und Forstwirtschaft, Fischerei 12 6 Abb. 2.6 Bruttowertschöpfung der Umweltwirtschaft nach Wirtschaftsbereichen. (Eurostat 2015c) 2.2 Bedeutung von Green und Social Economy 39 Tab. 2.6 Verbreitung „grüner“ Produkte in der europäischen Wirtschaft. (EU 2013, S. 80) EU28 Yes (%) No, but we are No, and we are planning to do so in not planning the next 2 years to do Total „No“ (%) 26 7 59 66 8 25 7 60 67 8 Don’t know (%) Company size 1–9 10–49 29 6 58 64 7 50–249 33 7 52 59 8 Sectors grouped (NACE) Manufacturing 26 7 61 68 6 Retail 28 8 54 62 10 Services 21 6 66 72 7 Industry 37 7 49 56 7 2.2.5Green Economy Gründungsmonitor Im Green Economy Gründungsmonitor des Borderstep Institut werden die folgenden Bereiche für grüne Gründungen aufgezeigt. • Emissionsvermeidung (Vermeidung von Schadstoffeinträgen) • Kreislaufwirtschaft (inkl. Abfallmanagement) • Biodiversität (inkl. Erhalt der Leistungsfähigkeit von Ökosystemen) • Erneuerbare Ressourcen • Erneuerbare Energien •Energieeffizienz • Ressourceneffizienz (Rohstoff- und Materialeffizienz) •Klimaschutz Sie machen mit in Summe 170.000 Gründungen im Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2013 rund 14 % der deutschen Gründungen aus (vgl. Weiß und Fichter 2015). Es handelt sich dabei um die weltweit erste empirische Analyse zu grünen Gründungen (Abb. 2.7). Im Zeitraum von 2006 bis 2013 wurden vor allem Unternehmen in den Bereichen Erneuerbare Energien (rd. 50 %, mit Mehrfachnennungen), Energieeffizienz (43 %), Emissionsvermeidung (16 %) und Kreislaufwirtschaft (11 %) gegründet. Die meisten nachhaltigen Geschäftsmodelle haben einen Bezug zu erneuerbaren Energien (v. a. Fotovoltaik, Solarthermie und On-Shore-Wind), Energieeffizienz (v. a. Lösungen für energieeffiziente Gebäude und Energiemanagement) sowie Emissionsvermeidung (v. a. zum Schutz von Boden und Wasser sowie zur Reduktion der Emissionen in Luft und 40 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle Biodiversität 4.700 Ressourceneffizienz 8.200 Erneuerbare Ressourcen 9.400 Kreislaufwirtschaft 17.600 Emissionsvermeidung 27.000 Energieeffizienz 72.900 Erneuerbare Energien 84.600 Abb. 2.7 Gründungen nach Green Economy Bereichen. (In Anlehnung an Weiß und Fichter 2015, S. 30) Atmosphäre). Bezogen auf Gründerzentren liegt der Anteil grüner Gründungen gemäß der Studie dort bei 13,6 %, wobei die Hälfte der grünen Gründungen im Hightech-Sektor operieren. 2.2.6Sozialwirtschaft gemäß DIW Gemäß der Übersicht von DIW econ GmbH 2014 trägt die deutsche Sozialwirtschaft zwischen 38 Mrd. EUR und 151 Mrd. EUR zur deutschen Wertschöpfung bei. Das entspricht einem Anteil von zwischen 1,7 % und 6,7 % (DIW econ GmbH 2014, S. 19). Die eigentliche Bruttowertschöpfung liegt dabei noch höher, da die erbrachten unentgeltlichen ehrenamtlichen Leistungen nicht in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung einbezogen sind. Ebenso sind in den aufgeführten Zahlen nicht die eingesparten Kosten aus der Wirkung der nachhaltigen Geschäftsmodelle enthalten. Diese resultieren z. B. durch Nachahmung von Ressourceneinsparungen oder in der Minderung der Gesundheitskosten durch Beratung und Prävention. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird ein weiteres Wachstum der Sozialwirtschaft erwartet. Die Zahl der Beschäftigten im Bereich der Sozialwirtschaft (inkl. Gesundheitswirtschaft) lag Ende 2011 bei 4,0 Mio. Personen. Dies entspricht einem Anteil von ca. 10,3 %. 2.2.7EU-Vergleich der Sozialwirtschaft Im Verständnis der Europäischen Union werden unter Sozialwirtschaft die Wirtschaftsbereiche verstanden, die im Gemeinsinn tätig sind. Es handelt sich um „[..] die Gruppe der nicht zum öffentlichen Sektor gehörenden Organisationen, die demokratisch agieren, deren Mitglieder gleiche Rechte und Pflichten haben, bei denen besondere 2.2 Bedeutung von Green und Social Economy 41 Eigentumsverhältnisse herrschen und eine besondere Form der Gewinnverteilung praktiziert wird, die dadurch gekennzeichnet ist, dass die Überschüsse für die Erweiterung der Organisation und die Verbesserung ihrer Dienstleistungen für die Mitglieder und die Gesellschaft eingesetzt werden“ (EU 2012, S. 12). Dieses Verständnis umfasst Genossenschaften, Gesellschaften auf Gegenseitigkeit, Vereine und Stiftungen. In keinem anderen europäischen Land sind so viele Menschen in der Sozialwirtschaft beschäftigt oder ehrenamtlich tätig wie in Deutschland (vgl. EU 2012, S. 39 ff.). In der europäischen Union sind bezahlte Beschäftigte der Sozialwirtschaft rd. 14,5 Mio., das entspricht einem Anteil von 6,5 % an der Erwerbsbevölkerung. Für Deutschland wurden für 2010 2,5 Mio. bezahlte Beschäftigte ermittelt. Dies entspricht einem Anteil von 6,4 % an der Erwerbsbevölkerung. Die höchsten Anteile haben die Länder Italien (9,8 %), Niederlande (10,2 %), Belgien (10,3 %) und Schweden (11,2 %). Bezogen auf die Freiwilligen arbeiten über 100 Mio. Menschen in der EU für die Sozialwirtschaft. In Deutschland sind über 24,1 Mio. Ehrenamtliche tätig. Dies entspricht einem Anteil von 34 % an der erwachsenden Bevölkerung. 2.2.8Sozialwirtschaft als gemeinnützige Unternehmen Die Bundesregierung versteht unter Sozialwirtschaft vor allem solche Organisationen, die sich in gemeinnütziger Trägerschaft befinden. Dazu zählen diejenigen Institutionen, die gemeinnützige Zwecke gemäß § 52 Abgabenordnung v. 16.3.1976 (AO) verfolgen. Es handelt sich dabei um frei-gemeinnützige Träger, die einem der sechs Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege angehören sowie sonstige gemeinnützige Träger. Die sechs Spitzenverbände sind: Arbeiterwohlfahrt, Deutscher Caritasverband, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonisches Werk, Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. Entsprechend erbringt die Sozialwirtschaft Produkte oder Dienstleistungen für Menschen mit besonderem Bedarf. Die Zielgruppe sind dabei „vulnerable or marginalized, disadvantaged or excluded persons“ (KOM 2010 758). Die Sozialwirtschaft im engeren Sinne umfasst die Tätigkeiten der freien Wohlfahrtspflege im Sinne von personenbezogenen Dienstleistungen (vgl. Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege 2016). Dazu zählen: • Angebote für Kinder und Jugendliche (z. B. Kindertagesstätten, Erziehungsberatung und Freizeitangebote), • Hilfen für Familien und Alleinerziehende (z. B. Ehe- und Schwangerschaftsberatung, Lebensberatung, Familienpflege, Müttergenesung), • Hilfe für alte Menschen (z. B. Seniorentreffs, Mahlzeiten- und Besuchsdienste, Altenund Pflegeheime), 42 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle • Dienste für Menschen mit Behinderung und psychischen Erkrankungen (z. B. Frühförderung, Kindergärten und Schulen, Berufsförderungs- und Berufsbildungswerke, Tagesstätten und Wohnheime), • Pflege von Kranken (in Krankenhäusern, Tageskliniken, Tagespflegeeinrichtungen, Hilfe durch Kurheime und Beratungsstellen), • Angebote für Migrantinnen und Migranten (z. B. Ausländersozialberatung, Aussiedlerberatung, Psychosoziale Zentren für Flüchtlinge, Integrationsprojekte), •Hilfen für Menschen in sozialen Notlagen (wie z. B. Obdachlosenunterkünfte, Schuldnerberatung, Bahnhofsmission, Telefonseelsorge), • Ausbildung für junge Menschen (Aus-, Fort- und Weiterbildungsstätten für soziale und pflegerische Berufe) Die Sozialwirtschaft im weiteren Sinne umfasst auch die gemäß der Abgabenordnung definierten weiteren gemeinnützigen Aufgaben (vgl. dazu § 52 Abs. 2 AO). Diese umfassen: • Förderung von Wissenschaft und Forschung • Förderung von Religion • Förderung des öffentlichen Gesundheitswesens und der öffentlichen Gesundheitspflege, insbesondere die Verhütung und Bekämpfung von übertragbaren Krankheiten, auch durch Krankenhäuser, und von Tierseuchen • Förderung der Jugend- und Altenhilfe • Förderung von Kunst und Kultur • Förderung des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege • Förderung der Erziehung, Volks- und Berufsbildung einschließlich der Studentenhilfe • Förderung des Naturschutzes und der Landschaftspflege im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes und der Naturschutzgesetze der Länder, des Umweltschutzes, des Küstenschutzes und des Hochwasserschutzes • Förderung des Wohlfahrtswesens, insbesondere der Zwecke der amtlich anerkannten Verbände der freien Wohlfahrtspflege • Förderung der Hilfe für politisch, rassisch oder religiös Verfolgte, für Flüchtlinge, Vertriebene, Aussiedler, Spätaussiedler, Kriegsopfer, Kriegshinterbliebene, Kriegsbeschädigte und Kriegsgefangene, Zivilbeschädigte und Behinderte sowie Hilfe für Opfer von Straftaten • Förderung des Andenkens an Verfolgte, Kriegs- und Katastrophenopfer • Förderung des Suchdienstes für Vermisste • Förderung der Rettung aus Lebensgefahr • Förderung des Feuer-, Arbeits-, Katastrophen- und Zivilschutzes sowie der Unfallverhütung • Förderung internationaler Gesinnung, der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des Völkerverständigungsgedankens • Förderung des Tierschutzes 2.2 Bedeutung von Green und Social Economy 43 • Förderung der Entwicklungszusammenarbeit • Förderung von Verbraucherberatung und Verbraucherschutz • Förderung der Fürsorge für Strafgefangene und ehemalige Strafgefangene • Förderung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern • Förderung des Schutzes von Ehe und Familie • Förderung der Kriminalprävention • Förderung des Sports (Schach gilt als Sport) • Förderung der Heimatpflege und Heimatkunde • Förderung der Tierzucht, der Pflanzenzucht, der Kleingärtnerei, des traditionellen Brauchtums einschließlich des Karnevals, der Fastnacht und des Faschings, der ­Soldaten- und Reservistenbetreuung, des Amateurfunkens, des Modellflugs und des Hundesports • allgemeine Förderung des demokratischen Staatswesens im Geltungsbereich dieses Gesetzes; hierzu gehören nicht Bestrebungen, die nur bestimmte Einzelinteressen staatsbürgerlicher Art verfolgen oder die auf den kommunalpolitischen Bereich beschränkt sind • Förderung des bürgerschaftlichen Engagements zugunsten gemeinnütziger, mildtätiger und kirchlicher Zwecke Gemäß der Studie von DB Research 2010 arbeiteten im Jahr 2008 über 1,5 Mio. Beschäftigte in der freien Wohlfahrtspflege. Damit ist sie der größte Arbeitgeber in Deutschland. Bezogen auf die marktnahen Bereiche, d. h. die Bereiche Gesundheitsund Pflegewesen sowie Kindertagesstätten wurde eine Bruttowertschöpfung von rd. 38 Mrd. EUR erarbeitet (vgl. DB Research 2010, S. 7). Dies entspricht einem Anteil von rd. 2 % an der Gesamt-Bruttowertschöpfung in Deutschland. Der Wert ist dabei aus der Gesundheitsberichterstattung des Bundes abgeleitet. Insbesondere werden von den Gesundheitsausgaben die Ausgaben für Waren abgezogen und dann mit dem Anteil der Leistungen, der auf die Träger der freien Wohlfahrtspflege entfällt, multipliziert. Darüber hinaus leisten die marktfernen Bereiche wichtige Beiträge zum Gemeinwohl bzw. zum Sozialkapital, die in der Regel durch Zuwendungen und Spenden finanziert werden. Dazu zählen etwa Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und Gruppen des bürgerschaftlichen Engagements. 2.2.9Gesundheitswirtschaft als Teil der Sozialwirtschaft Einen wesentlichen Teil der Sozialwirtschaft ist durch die Gesundheitswirtschaft geprägt. Der Gesundheitsbericht des Bundes sorgt für Transparenz über die Bedeutung dieses Teils der Sozialwirtschaft (RKI 2015). Er umfasst die 7 Kernbereiche und 5 Felder im erweiterten Verständnis. Die Kernbereiche sind Humanarzneiwaren, Medizinische Produkte, Einzelhandelsleistungen des Kernbereichs, Krankenversicherungen, Dienstleistungen stationärer Einrichtungen, Dienstleistungen nicht-stationärer Einrichtungen 44 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle sowie Großhandelsleistungen des Kernbereichs. Der erweiterte Bereich umfasst Waren zur eigenständigen Gesundheitsversorgung, Sport-, Wellness- und Tourismusleistungen, Investitionen, E-Health und Sonstige Leistungen der Gesundheitswirtschaft. Im Jahr 2012 lag die Bruttowertschöpfung bei insgesamt 261 Mrd. EUR, was 10,9 % der Wertschöpfung der Gesamtwirtschaft ausmacht. Davon stammte knapp ein Fünftel aus dem erweiterten Bereich der Gesundheitswirtschaft. Im Jahr 2012 waren 6,1 Millionen Menschen in der Gesundheitswirtschaft beschäftigt, davon 4,8 Mio. im Kernbereich und 1,3 Mio. im erweiterten Bereich. In Summe entsprach dies einem Anteil von 14,5 % an den Beschäftigten in der Gesamtwirtschaft. Die Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung von 2014 konzentriert sich auf Teilbereiche aus den Bereichen Gesundheitswesen, Heimen und Sozialwesen (vgl. Ehrentraut et al. 2014). Entsprechend liegt der ermittelte Wert der Bruttowertschöpfung bei nur 165 Mrd. EUR, bzw. 7 % der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung. In den einbezogenen Bereichen arbeiteten rd. 4,4 Mio. Personen, d. h. rd. 11 % aller Erwerbstätigen. Die Entwicklung zwischen 2000 und 2012 verdeutlicht, dass die Sozialwirtschaft verglichen mit anderen Wirtschaftsbereichen relativ konstant wächst. Ein wichtiger Wachstumstreiber ist die Altenpflege. 2.2.10Bewertung des Dritten Sektors Nach Maelicke 2008 ist die Sozialwirtschaft eine Tätigkeit des Dritten Sektors. Der Dritte Sektor umfasst Aktivitäten, die nicht von staatlichen Akteuren oder gewerblichen Unternehmen erbracht werden. Auch verfolgen Organisationen des Dritten Sektors nicht die Gewinnorientierung als primäres Ziel. Entsprechend finden sich viele Non-ProfitUnternehmen. Neben der Sozialwirtschaft im engeren Sinne umfasst der Dritte Sektor Aktivitäten aus den Bereichen Kultur, Freizeit, Sport und Umweltschutz. Gemäß der Definition der Vereinten Nationen sind Nonprofit Organisationen (vgl. solche, die „essentially private, i.e., outside the institutional structures of government; that are not primarily commercial and do not exist primarily to distribute profits to their directors or ‚owners‘; that are self-governing; and that people are free to join or support voluntarily“ (Salamon et al. 1999, S. 3 f.)). Entsprechende Organisationen des Dritten Sektors sind: • eingetragene und gemeinnützige Vereine, Geselligkeitsvereine •Stiftungen • Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege, freie Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen • gemeinnützige GmbHs und ähnliche Gesellschaftsformen • Wirtschafts- und Berufsverbände, Gewerkschaften • Verbraucher- und Selbsthilfeorganisationen • Bürgerinitiativen und Umweltschutzgruppen sowie staatsbürgerliche Vereinigungen 2.2 Bedeutung von Green und Social Economy Niederlande 9.20% USA 6.30% UK 4.80% Frankreich 3.70% Westeuropa 4.50% Schweden 1.70% Deutschland 3.50% Alle 36 Staaten 2.70% Italien 2.30% Andere OECD 1.70% 45 5.10% 3.50% 3.60% 3.70% 3% 5.10% 2.30% 1.60% bezahlt 1.50% 0.60% ehrenamtlich Abb. 2.8 Beschäftigung im Non-Profit Sektor (ohne Glaubensgemeinschaften). (Kraus und Stegarescu 2005, S. 10) Der Anteil der Beschäftigten des Non-Profit-Sektors an den Erwerbstätigen liegt in Deutschland bei 5,9 %. Der Anteil des Non-Profit-Sektors am deutschen Bruttoinlandsprodukt liegt bei 4 %. Beide Werte stammen aus dem Johns-Hopkins-Projekt zur Ermittlung der Bedeutung der Sozialwirtschaft im internationalen Vergleich. Abb. 2.8 verdeutlicht, dass Non-Profit-Organisationen deutlich vom ehrenamtlicher Engagement geprägt sind. Die Haupttätigkeitsfelder von Non-Profit-Organisationen definiert die International Classification of Non-profit Organisations (ICNO) (vgl. Salamon und Anheier 1992, S. 267 ff.). Klar ist, dass die aufgezählten Tätigkeiten in vielen Fällen auch zu nachhaltigen Geschäftsmodellen mit Gewinnerzielungsabsicht führen können. • Culture and Recreation (Culture, Arts, Sports, Other Recreation and Social Clubs) • Education (Primary, Secondary, Higher, Other) •Research • Health (Hospitals, Rehabilitation, Nursing Homes, Mental Health/Crisis Intervention) • Social services (Emergency, Relief, Income Support/Maintenance) • Environment (organic, cleantech, animal protection) • Development and Housing (Economic, social, community development, fair trade, ethical clothing, employment and training) • Law, Advocacy and Politics (Civic/advocacy organisation, law/legal services, political orgs) • Philanthropic intermediaries and Voluntarism promotion • International (intercultural understanding/development and welfare abroad/providing relief during emergencies) •Religion • Business and Professional associations, Unions •Other 46 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle Frankreich Deutschland Italien 12.1 5.4 20.7 11.7 20.8 3.3 Westeuropa 13.2 29.9 4.3 Bildung 11.4 21.6 18 18.7 27.2 16.6 13.1 13.5 17.3 26.3 7 31.2 17.8 46.3 21.2 Kultur 18.7 18.9 41.5 21.5 13.2 23.5 27.5 42.6 24.5 7.3 Alle 33 Staaten Andere OECD 21.6 26.9 UK 12 28.8 20.3 27.4 Schweden USA 30.6 11.9 Niederlande 4.1 39.7 15.5 16.8 25 12.4 16 Gesundheitswesen 23.2 Soziale Dienste Sonstiges Abb. 2.9 Verteilung der im Non-Profit-Sektor bezahlten Beschäftigten. (Werte in %, in Anlehnung an Kraus und Stegarescu 2005, S. 11) In Abb. 2.9 wird deutlich, dass in Deutschland die Bereiche Gesundheitswesen und soziale Dienste den Non-Profit-Bereich dominieren. 2.2.11Bewertung der Zivilgesellschaft Das Projekt „Zivilgesellschaft in Zahlen“ des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, der Bertelsmann Stiftung und der Fritz-Thyssen-Stiftung zielte auf die Schaffung von Grundlagen für eine Berichterstattung über die deutsche Zivilgesellschaft im Sinne der wirtschaftlichen Bedeutung des Dritten Sektors. Dabei besteht der Dritte Sektor vor allem aus eingetragenen Vereinen (Tab. 2.7). Dabei arbeiten 78 % der Organisationen ausschließlich mit ehrenamtlich Tätigen, 3 % arbeiten nur mit hauptamtlich Beschäftigten und 19 % haben hybride Personalstrukturen. In Summe waren 2012 rund 23 Mio. Menschen in Deutschland bürgerschaftlich engagiert. Der Dritte Sektor umfasst vor allem folgende Tätigkeitsbereiche (vgl. Krimmer und Priemer 2013, S. 22 ff.). • Kultur und Medien •Sport • Freizeit und Geselligkeit • Wissenschaft und Forschung Tab. 2.7 Rechtsformen des Dritten Sektors. (Vgl. Priemer et al. 2015, S. 45) Vereine Stiftungen gGmbHs Genossenschaften 580.294 17.352 10.006 8502 94 % 3 2 1 2.2 Bedeutung von Green und Social Economy 47 • Bildung und Erziehung •Gesundheitswesen • Soziale Dienste • Umwelt- und Naturschutz • Internationale Solidarität • Bürger- und Verbraucherinteressen • Wirtschaftsverbände und Berufsorganisationen • Gemeinschaftliche Versorgungsaufgaben • Kirchen und religiöse Vereinigungen • Vereine der Kategorie Sonstiges 2.2.12Bedeutung nachhaltiger Geschäftsmodelle für den Unternehmenserfolg Während die bisher aufgezeigten Studien die Bedeutung von nachhaltigen Geschäftsmodellen für die Volkswirtschaft verdeutlicht haben, stellt sich auch die Frage nach der Bedeutung auf der Unternehmensebene. Mittlerweile existieren zahlreiche Studien über den Zusammenhang von verschiedenen Aspekten der Nachhaltigkeit auf verschiedene Erfolgskennzahlen von Unternehmen. Nachfolgend einige ausgewählte Studien: • Ambec und Lanoie 2008 sehen die wirtschaftlichen Vorteile einer nachhaltigen Ausrichtung in folgenden Bereichen: 1) Verbesserter Zugang zu bestimmten Märkten, 2) Produktdifferenzierung, 4) Reduktion von Risiken aus Stakeholderbeziehungen, 5) Senkung von Beschaffungs- und Entsorgungskosten durch eine Steigerung der Ressourcenproduktivität, was gleichzeitig die Risiken aus Rohstoffkostenschwankungen mindert, 6) Minderung der Kosten aus der zu erwartenden Pflicht zur Internalisierung externer Kosten, 7) Kapitalkostensenkung, die sich aus der Attraktivität für die zunehmende Anzahl nachhaltigkeitsorientierter Investoren ergibt sowie 8) Personalkostensenkung, u. a. durch positives Arbeitgeberimage des Unternehmens und Stärkung der Unternehmensmarke auf dem Arbeitsmarkt. • Die Studie von Schröder et al. 2002 kommt bestätigend zum Ergebnis, dass Unternehmen, die in einer umweltbewussten Branche tätig sind eine höhere Aktienrendite aufweisen als Unternehmen aus Branchen mit einer schlechten Umweltperformance. Andererseits ergibt sich für Unternehmen aus besonders sozialen Branchen eine negative Wirkung auf die Aktienperformance. • Die Studie von Horváthová 2010 kommt zum Ergebnis, dass rd. 55 % der Maßnahmen mit positiver Umweltwirkung auch positive ökonomische Wirkungen zur Folge hat. Hingegen führen 15 % der ergriffenen ökologischen Maßnahmen zu negativen Performance-Wirkungen, 30 % blieben ohne Auswirkungen. 48 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle • Die Studie von Eccles et al. 2014 zeigt, dass Unternehmen, die sich freiwillig mit nachhaltigen Konzepten beschäftigen, einen höheren Unternehmenserfolg haben als nicht nachhaltig orientierte Unternehmen. • Die Studie von Peylo und Schaltegger 2014 kommt zu dem Ergebnis, dass die risikoadjustierte Performance (RORAC) der Aktien von nachhaltigen Unternehmen den Benchmark (in diesem Fall den Deutschen Aktien-Index DAX) schlägt. Es wurden zehn unterschiedliche Niveaus der Nachhaltigkeit unterschieden und dafür Portfolien gebildet. Fast alle nachhaltigen Portfolien erzielten Überrenditen. Etwas differenziertere Ergebnisse liefert die Meta-Studie von Kleine et al. 2013. • Die Meta-Studie von Clark et al. 2015 belegt, dass die meisten durchgeführten Studien eine positive Korrelation zwischen der Anwendung von Nachhaltigkeitsstandards und der Unternehmensperformance bzw. den Kapitalkosten ermittelten. Die positive Korrelation für Aktien, Anleihen und Immobilien bestätigt auch die Meta-Studie von über 2.000 empirischen Studien von Bassen, Busch und Friede (2015). • Die Studie von Khan et al. 2015 unterstreicht, dass Firmen, die bei den für die Branche wesentlichen Nachhaltigkeitskriterien gut abschneiden, eine deutlich höhere finanzielle Performance aufweisen. Die Wesentlichkeit wurde dabei anhand der KPIs des Sustainability Accounting Standards Board definiert (vgl. Abschn. 2.3.14). Die zusätzliche Rentabilität variierte dabei zwischen 3 % und über 8 % p.a. (Kahn et al. 2015, S. 12 ff.). Jedenfalls sind nachhaltige Geschäftsmodelle eine weitere Möglichkeit, sich im Markt zu differenzieren. Durch die positive Verankerung der Beiträge für Umwelt und Gesellschaft lässt sich leichter eine Unternehmens- und Arbeitgeber-Marke im Vergleich zu nicht-nachhaltigen Geschäftsmodellen aufbauen. Bei vielen nachhaltigen Geschäftsmodellen liegt auch eine geringere Abhängigkeit von knappen Ressourcen vor. Merksatz Verschiedene Studien belegen einen positiven Wertbeitrag des Einbezugs von Nachhaltigkeit in das unternehmerische Geschäftsmodell. Allerdings haben derartige Studien die Eigenschaft, nur auf eine kurze verfügbare Zeitperiode (häufig von 1 bis 3 Jahren) zurückzugreifen. Ebenso sind die Profitabilitätsgrößen durch die befragten Unternehmen subjektiv geprägt und nicht danach aufgeteilt, welcher Teil der Profitabilität durch den Charakter der Nachhaltigkeit des Produkts, der Dienstleistung, des Prozesses oder des neuen Geschäftsmodells bzw. aus nicht-nachhaltigem unternehmerischen Wirken resultiert. 2.2.13Zusammenfassende Würdigung Die Bedeutung der Green und Social Economy variiert in den aufgeführten Studien deutlich. 2.3 Kriterien für die Bewertung von Nachhaltigkeit 49 Im Minimum hat die deutsche Green Economy einen Anteil von 4,3 % an der Bruttowertschöpfung bzw. von 3,8 % an den Erwerbstätigen. Im Maximum liegen die Anteile bei 6,3 % (Bruttowertschöpfung) bzw. 4,8 % (Erwerbstätige). Im Minimum hat die deutsche Social Economy einen Anteil von 1,7 % an der Bruttowertschöpfung bzw. von 6,4 % an den Erwerbstätigen. Im Maximum liegen die Anteile bei 10,9 % (Bruttowertschöpfung) bzw. 14,5 % (Erwerbstätige). Dazu kommen noch rd. 34 % der Erwerbsbevölkerung im Ehrenamt. In Summe haben nachhaltige Geschäftsmodelle einen Anteil von bis zu 17,3 % an der Bruttowertschöpfung bzw. von 19,3 % an den Erwerbstätigen. Werden zusätzlich die ehrenamtlich Tätigen einbezogen, arbeiten rd. 53,3 % der Erwerbsbevölkerung in Organisationen mit nachhaltigen Geschäftsmodellen (vgl. dazu Tab. 2.1). Merksatz Bezogen auf die Wirtschaftsleistung und die Erwerbstätigen kann die nachhaltige Wirtschaft bereits heute als einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren der Bundesrepublik Deutschland bezeichnet werden. Für die Zukunft kann eine weitere Zunahme der Bedeutung nachhaltiger Geschäftsmodelle erwartet werden. Dies liegt am zunehmenden Verständnis der Nachhaltigkeit als unternehmerische Chance. Eine Studie des World Economic Forum (WEF 2014, S. 18 ff.) hat ein zusätzliches weltweites Marktpotenzial allein aus der Kreislaufwirtschaft von über 1 Billion US$ bis 2025 ermittelt. Bezogen auf gesundheitsbezogene Geschäftsmodelle lässt die alternde Gesellschaft bei einer gleichbleibend hohen Arbeitsintensität ein weiteres Wachstum der Sozialwirtschaft erwarten. 2.3Kriterien für die Bewertung von Nachhaltigkeit Ein nachhaltiges Geschäftsmodell soll neben einem ökonomischen Nutzen gerade auch einen ökologischen und einen sozialen Mehrwert liefern. Doch wie lassen sich der ökologische oder der soziale Mehrwert bzw. Nutzen bewerten? Grundsätzlich sind Kriterienkataloge in folgende Bereiche unterscheiden: 1) Kriterien auf Basis von politischen Zielen von überstaatlichen Institutionen, Staaten, Bundesländern oder Kommunen, 2) Kriterien auf Basis von Standardisierungs- und Normierungszielen von Normungsinstituten und internationalen Organisationen, 3) Kriterien auf Basis von Vergleichs- und Bewertungszielen insb. von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, Ratinginstitutionen, Fonds und Asset Managern sowie 4) Kriterien auf Basis von Zielen zur Verbesserung der nachhaltigen Unternehmenssteuerung von Unternehmens- bzw. Branchenverbänden, Forschungsinstituten und Beratungsunternehmen. Teilweise zielen die Kriterien nur auf die Messung von ökologischen oder sozialen Kriterien. Tab. 2.8 gibt einen Überblick. Für weitere Kriterien vgl. den Metrics Navigator bei GEMI 2016, den Guide to Measuring Impact bei WBCSD 2016, die Übersicht von Berichtsstandards bei Corporate 50 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle Tab. 2.8 Kriterienkataloge für die Bewertung von Nachhaltigkeit Überstaatliche/staatliche Kriterienkataloge 2030 Agenda für nachhaltige Entwicklung (UN) http://www.un.org/depts/german/gv-70/a70-l1.pdf UN Millenniumsentwicklungsziele http://www.un.org/milleniumgoals United Nations Global Compact https://www.unglobalcompact.org UN Human Development Index http://www.hdr.undp.org/en UN Menschrechtscharta http://www.menschenrechtserklaerung.de OECD Measuring Well-Being OECD 2015b; http://www.oecdbetterlifeindex. org OECD Leitsätze für multinationale ­Unternehmen http://mneguidelines.oecd.org OECD Principles of corporate governance http://www.oecd.org/corporate/principlescorporate-governance.htm Eurofound European Quality of Life Survey Eurofound 2013 European Eco-Management and Audit Scheme http://www.emas.de Europäische/deutsche ­Gesetzesfolgenabschätzung EU 2009a; Bundesministerium des Innern 2009 Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie Bund 2012 Deutscher Nachhaltigkeitskodex (DNK) http://www.deutscher-nachhaltigkeitskodex.de Kriterienkataloge von Normungsinstituten und internationalen Organisationen B Impact Assessment http://bimpactassessment.net Business Social Compliance Initiative Code of Conduct http://www.bsci-intl.org DIN SPEC 35201 (Nachhaltige ­Dienstleistungen) DIN 2015 DIN EN 16247 (Energieaudit) DIN EN 16.247 Fortschrittsindex zur Messung der ­Lebensqualität Fortschrittszentrum 2013 Gallup-Healthways Well-Being Index und Gallup World Poll http://www.well-beingindex.com bzw. http://www.gallup.com Global Reporting Initiative (GRI) https://www.globalreporting.org Greenhouse Gas Protocol http://www.ghgprotocol.org Happy Planet Index http://www.happyplanetindex.org ILO Kernarbeitsnormen http://www.ilo.org ISO 14001 (Umweltmanagement) http://www.iso.org/iso/iso14.000 ISO 14040 (Ökobilanzierung) http://www.iso.org/iso/iso14.040 ISO 20121 (nachhaltige Veranstaltungen) http://www.iso.org/iso/iso20.121 ISO 26000 (soziale Verantwortung) http://www.iso.org/iso/iso26.000 (Fortsetzung) 2.3 Kriterien für die Bewertung von Nachhaltigkeit 51 Tab. 2.8 (Fortsetzung) ISO 50001 (Energiemanagement) http://www.iso.org/iso/iso50.001 Natural Capital Protocol http://www.naturalcapitalcoalition.org OHSAS 18001 (Arbeitsschutz) http://www.bsigroup.com Qualitätsmanagement, auch für Energie- und Umweltmanagementsysteme http://www.iso.org/iso/iso19011 bzw. http:// www.iso.org/iso/iso9000 SIGMA Leitfaden für nachhaltige Entwicklung http://www.projectsigma.co.uk True Price http://trueprice.org VDI 4605 (Nachhaltigkeitsbewertung) VDI 2016 Kriterienkataloge von Ratinginstituten und Asset Managern Asset4 ESG Ratings http://www.trcri.com Bank Sarasin http://www.jsafrasarasin.ch/internet/ch/ch_ index/ch_sustainability.htm Carbon Disclosure Leadership Index https://www.cdp.net/en-US/Results/Pages/ CDLI-2014.aspx Carbon Performance Leadership Index https://www.cdp.net/CDPResults/CDP-climateperformance-leadership-index-2014.pdf Climate Change Reporting Framework http://www.cdsb.net Covalence EthicalQuote http://ethicalquote.com Darmstädter Definition nachhaltiger ­Geldanlagen Hoffmann et al. 2004 Domini 400 Social Index https://www.domini.com Dow Jones Sustainability Index http://www.djindexes.com/sustainability ECPI Group http://www.ecpigroup.com EFFAS/DVFA ESG KPIs http://www.effas-esg.com Eiris/Imug Nachhaltigkeitsratings http://www.imug.de Equator Principles http://www.equator-principles.com ET Index http://etindex.com Ethix Fund Screening http://www.ethix.se Eurosif Transparency Code http://www.eurosif.org/transparency-code Finance and Ethics Research http://www.software-systems.at FNG Matrix und FNG Siegel http://www.forum-ng.org Forum Ethibel http://forumethibel.org Forum Nachhaltiger Geldanlagen FNG 2015 Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden http://www.ethisch-oekologisches-rating.org FTSE4Good http://www.ftse.com/products/indices/ FTSE4Good (Fortsetzung) 52 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle Tab. 2.8 (Fortsetzung) GIIRS Ratings http://b-analytics.net/giirs-ratings Global Alliance for Banking on Values http://www.gabv.org Inrate Nachhaltigkeitsrating http://www.inrate.com; Inrate 2013 IRIS Metrics (Global Impact Investing ­Network) https://iris.thegiin.org LuxFlag Environment Label http://www.luxflag.org MSCI ESG Index https://www.msci.com/esg-indexes Natur-Aktien-Index http://www.nai-index.de New Philanthropy Capital (soziale ­Geschäftsmodelle) http://www.thinknpc.org/publications/ mapping-outcomes-for-social-investment Novethic SRI-Label Novethic 2014 Ö2SE-Methode http://www.sustainability-intelligence.de OekomResearch http://www.oekom-research.com RepRisk https://www.reprisk.com RobecoSAM http://www.sustainability-indices.com STOXX Sustainability Index https://www.stoxx.com Sustainalytics (Indexbewertung und Analysen) http://www.sustainalytics.com UN Principles for Responsible Investment http://www.unpri.org Vigeo Steuerungsorientierte Kriterienkataloge http://www.vigeo.com AccountAbility 1000 (Umgang mit ­Stakeholdern) http://www.accountability.org Bertelsmann Corporate Responsibility Index Bertelsmann 2014 EcoVadis (Nachhaltige Beschaffung) https://ecovadis.com European Federation of Financial Analysts Societies EFFAS/DVFA (branchenspezifische KPIs) http://www.effas-esg.com; EFFAS 2011 Global Sullivan Principles of Social ­Responsibility http://www.thesullivanfoundation.org Integrated Reporting Framework http://www.theiirc.org Investors in People (IIP) Standard https://www.investorsinpeople.com KPMG True Value Konzept KPMG 2014 Product Social Impact Assessment PRé Sustainability 2016 PSILCA http://www.greendelta.com Public Value Management Moore 1995; Ahrend 2014 PWC TIMM PwC 2013 (Fortsetzung) 2.3 Kriterien für die Bewertung von Nachhaltigkeit 53 Tab. 2.8 (Fortsetzung) SA 8000 (Sozialmanagement) http://www.sa-intl.org Saarbrücker Formel für Humankapital http://saarbruecker-formel.net Sedex http://www.sedexglobal.com Social Reporting Standard (SRS) http://www.social-reporting-standard.de Social Return on Investment (SROI) http://redf.org; http://socialvalueuk.org; Westra 2009 Sustainability Accounting Standards Board (KPIs) http://www.sasb.org Sustainability Measurement and Reporting System https://www.sustainabilityconsortium.org WerteManagementSystem http://www.dnwe.de/tl_files/ZfW/wms.pdf Reporting Dialogue 2016, die Übersicht über Nachhaltigkeitsratings bei Global Initiative for Sustainability Ratings 2016 sowie die Übersicht über Indikatoren für die politische Bewertung der Green Economy bei ecologic et al. 2016. Die beeindruckende Vielfalt unterstreicht die bereits intensive Beschäftigung von verschiedenen Akteuren mit der Bewertung von Nachhaltigkeit. Für die Entwicklung und den Vergleich von nachhaltigen Geschäftsmodellen sowie das Berichtswesen über Nachhaltigkeitskriterien lässt sich grundsätzlich jeder der genannten Kriterienkataloge nutzen. Gleichwohl unterscheiden sich die verschiedenen Kriterienkataloge deutlich voneinander. Neben dem Umfang und dem Detail- bzw. Abstraktionsgrad unterscheiden sie sich besonders auch durch den Grad ihrer Branchenspezialisierung. Branchenspezifische Kriterienkataloge werden z. B. von EFFAS, DVFA und SASB präsentiert. Noch näher am nachhaltigen Geschäftsmodell sind unternehmensspezifische Kriterien im Rahmen einer Sustainability Balanced Scorecard (vgl. Figge et al. 2002). Merksatz Es existieren eine Vielzahl an Kriterienkatalogen für die Bewertung von Nachhaltigkeit. Für die Entwicklung und den Vergleich von nachhaltigen Geschäftsmodellen lässt sich grundsätzlich jeder Ansatz verwenden. Demgegenüber sind jedoch gerade die Kriterien von EFFAS und DVFA sowie von SASB methodisch im Vorteil. Sie lassen die Nachhaltigkeit bezogen auf eine bestimmte Branche beurteilen. Dies führt zu einer deutlich höheren Praktikabilität und Realitätsnähe als branchenübergreifende Kriterienkataloge. 54 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle Auf den folgenden Seiten werden ausgewählte Kriterienkataloge bzw. Standards beschrieben. 2.3.1OECD Measuring Well-Being In einem breiten Verständnis zielt soziale Nachhaltigkeit auch auf die Verbesserung der Lebensqualität bzw. der Lebenszufriedenheit. Während in den 1970er Jahren in Bhutan das Streben nach Bruttonationalglück durch König Wangchuk ausgerufen wurde, zielt der Ökonom Alan Krüger auf die Verbesserung des U-Index (vgl. Krüger 2009). Dieser misst den Prozentsatz der Tageszeit, bei dem sich eine Person unwohl fühlt. Der Anteil von 4 Stunden Unwohlsein bei 16 Stunden Wachzeit läge bei 25 %. Der U-Index wird regelmäßig besser, wenn die Person sich frei entfalten kann (z. B. an Wochenenden), mit Freunden zusammen ist, Sport treibt und positiv besetzten Aufgaben nachgeht. Ein unternehmerisches Angebot, den U-Index zu verbessern ist zum Beispiel das fahrerlose Auto, da damit die passiv verbrachte Zeit durch aktive positiv besetzte Aktivitäten ersetzt werden kann. Noch wichtiger ist die Bekämpfung von Depression, anderen Krankheiten, Armut, Hunger und Wassermangel sowie von Umweltverschmutzung (vgl. auch EU 2013, S. 138). Entsprechend erhebt die European Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions regelmäßig die Lebenszufriedenheit in den Ländern Europas. Dabei werden unter anderem die folgenden Kriterien verwendet (Tab. 2.9). Merksatz Jeder Mensch sollte sich fragen, wie er mehr Zeit für Dinge verwenden kann, die Freude bereiten. Jeder Unternehmer sollte sich fragen, wie er einen möglichst großen Beitrag für die Lebenszufriedenheit vieler Menschen leisten kann. Im Einklang mit diesen Überlegungen misst die OECD regelmäßig die Lebenszufriedenheit bzw. das Wohlergehen von Menschen in der ganzen Welt. Dabei werden Tab. 2.9 Kriterien zur Messung der Lebenszufriedenheit nach Eurofound. (Eurofound 2013, S. 76) Economic security Social cohesion Social inclusion Household income • Deprivation index • Financial distress scale • Assessment of ­adequacy of income General trust • Trust in government • Perception of social conflict Education Social support • Frequency of contact • Self-evaluation of health with friends and • Extent of control of relatives one’s life • Marital status • Participation in public life • Feeling left out of society Social empowerment 2.3 Kriterien für die Bewertung von Nachhaltigkeit 55 verschiedene Aspekte des Lebens einbezogen, vom zivilgesellschaftlichen Engagement bis zum Wohnkomfort, vom Haushaltseinkommen bis zur Work-Life-Balance, von Fähigkeiten und Fertigkeiten bis zum Gesundheitszustand (Abb. 2.10). Einerseits prägt das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt das persönliche Wohlergehen. Anderseits haben auch Länder mit hohem materiellen Wohlstand Verbesserungspotenziale in verschiedenen Bereichen. Deutschland schneidet bei Einkommen, Beschäftigung und Arbeitsplatzsicherheit im internationalen Vergleich relativ gut ab. In den Bereichen Gesundheit und Wohnen liegt Deutschland jedoch unter dem internationalen Durchschnitt. Kurzfristig prägend sind die Faktoren Gesundheit, Work-Life-Balance, Bildung, Gemeinsinn, Zivilengagement, Umwelt, Sicherheit, subjektive Lebenszufriedenheit, Einkommen, Beschäftigung sowie Wohnverhältnisse. Diese lassen sich unterteilen in Faktoren der ökonomischen Nachhaltigkeit (Einkommen, Beschäftigung, Wohnverhältnisse), der ökologischen Nachhaltigkeit (Umwelt) der sozialen Nachhaltigkeit (Gesundheit, Work-Life-Balance, Bildung, Gemeinsinn, Zivilengagement, Sicherheit) sowie in weitere Faktoren (subjektive Lebenszufriedenheit). Eine vertiefte Bewertung ermöglicht der OECD Better Life Index mit folgenden Kriterien (vgl. OECD 2016): • Wohnen: Wohnräume pro Person, Wohnkosten, Wohnungen mit lediglich Grund- oder unterdurchschnittlicher Ausstattung, • Einkommen: Verfügbares Haushaltseinkommen, Vermögen der privaten Haushalte, INDIVIDUAL WELL-BEING (Populations averages and differences across groups) Quality of Life • • • • • Health status Work-life balance Education and skills Social connections Civic engagementand governance • Environmental quality • Personal security • Subjective well-being Material Conditions • Income and wealth • Jobs and earnings • Housing SUSTAINABILITY OF WELL-BEING OVER TIME Requires preserving different types of capital Natural capital Economic capital Human capital Social capital Abb. 2.10 OECD Mess-System für die Lebenszufriedenheit. (In Anlehnung an OECD 2015b, S. 23) 56 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle • Arbeit: Beschäftigungsquote, Langzeitarbeitslosenquote, Beschäftigungseinkommen, Job Sicherheit, • Gemeinschaft: Qualität der sozialen Netze, Bildung: Bildungsniveau, Dauer der Ausbildung, Schülerfähigkeiten in den Bereichen Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften, • Umwelt: Luftverschmutzung, Wasserqualität, • Bürgerbeteiligung: Wahlbeteiligung, Formelle Konsultationsprozesse bei Regierungsvorlagen, • Gesundheit: Lebenserwartung, Empfundene Gesundheit, • Lebenszufriedenheit: Empfundene Lebenszufriedenheit, • Sicherheit: Mordrate, Rate der tätlichen Übergriffe, • Work-Life-Balance: Beschäftigte mit vielen Überstunden, Zeit für Freizeit und persönliche Belange. Mittelfristig wird das Wohlergehen vor allem durch die Sicherung von ökonomischem, Natur-, Human- und Sozialkapital geprägt (vgl. dazu auch Kap. 2.3.11). 2.3.2European Eco-Management and Audit Scheme (EMAS) Bei dem European Eco-Management and Audit Scheme handelt es sich um ein freiwilliges Instrument der Europäischen Union zur Unterstützung von Unternehmen bei einem umweltorientierten Management. EMAS gilt als ein sehr anspruchsvolles Umweltmanagementsystem. Erfüllen die Organisationen die EMAS-Anforderungen bestätigt dies ein Umweltgutachter und sie werden mit dem EU-Label ausgezeichnet. Mit EMAS ist die Veröffentlichung von Umweltberichten verbunden (vgl. http://www.emas.de). Der Umfang und die Systematik des Umweltberichts müssen auf die Situation und die Bedürfnisse des jeweiligen Unternehmens zugeschnitten sein. Die Mindestanforderungen sind in der EMAS-Verordnung festgelegt (EG 1221 2009 v. 25.11.2009). Dazu gehören folgende Angaben: • • • • • Struktur und Tätigkeiten des Unternehmens Umweltpolitik und Umweltmanagementsystem Umweltaspekte und -auswirkungen Umweltprogramm, -zielsetzung und -einzelziele Umweltleistung und Einhaltung der geltenden umweltrechtlichen Verpflichtungen. Die wichtigsten quantitativen Kriterien für die EMAS-Berichterstattung sind nach UGA 2015, S. 6 folgende: • Jährlicher Gesamtenergieverbrauch • Gesamtverbrauch an erneuerbaren Energien 2.3 Kriterien für die Bewertung von Nachhaltigkeit 57 • Jährlicher Massenstrom der verschiedenen Einsatzmaterialien • Gesamter jährlicher Wasserverbrauch • Gesamtes jährliches Abfallaufkommen • Gesamtes jährliches Aufkommen an gefährlichen Abfällen •Flächenverbrauch • Jährliche Gesamtemissionen von Treibhausgasen • Jährliche Gesamtemissionen in die Luft Für kleine Unternehmen bietet sich ein vereinfachter Standard an: EMAS easy (vgl. http://www.emaseasy.org; http://www.ecomapping.org). Dieser konzentriert sich auf die Bereiche Analyse (ecomapping) sowie Ziel- und Maßnahmenformulierung. 2.3.3Kriterien der Gesetzesfolgenabschätzung In einem Rechtsstaat werden vor dem Beschluss bzw. der Inkraftsetzung von neuen gesetzlichen Regelungen die Folgen für die Allgemeinheit überprüft. Durch die Gesetzesfolgenabschätzung sollen die politischen Ziele möglichst effizient und mit möglichst geringen Belastungen für alle Betroffenen erreicht werden. Entsprechend umfasst die Überprüfung unter demokratischer Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern auch die Überprüfung von Aspekten der Nachhaltigkeit in der Gesetzeswirkung. In den Impact Assessment Guidelines der Europäischen Kommission werden für neue Gesetze sowie für weitere grundsätzliche Beschlüsse der EU Prüfungen der Wirkung auf die Ökonomie, die Ökologie und Soziales einbezogen (vgl. EU 2009a). Bezogen auf die ökologischen Auswirkungen sind folgende Bereiche einer Prüfung zu unterziehen: Klima, Verkehr und Energienutzung, Luftqualität, Artenvielfalt, Flora, Fauna und Landschaften, Wasserqualität und -Ressourcen, Bodenqualität und -Ressourcen, Landnutzung, Erneuerbare und nicht erneuerbare Ressourcen, ökologische Folgen von Unternehmens- und Verbraucheraktivitäten, Produktion/Entstehung/Recycling von Abfällen, Wahrscheinlichkeit oder Ausmaß von Umweltrisiken, Tierschutz, Weltweite ökologische Folgen. Für die Abschätzung der sozialen Wirkungen von Beschlüssen werden folgende Bereiche analysiert: Beschäftigung und Arbeitsmärkte, Normen und Rechte hinsichtlich der Arbeitsplatzqualität, Soziale Integration und Schutz bestimmter Gruppen, Geschlechtergleichstellung, Gleichbehandlung und Chancengleichheit, Nichtdiskriminierung von Einzelpersonen, Privat- und Familienleben, Personenbezogene Daten, Governance, Teilhabe, Ordnungsgemäße Verwaltung, Zugang zu Gerichten, Medienethik, Öffentliche Gesundheit und Sicherheit, Kriminalität, Terrorismus und Sicherheit, Zugang zu Sozialschutz-, Gesundheits- und Bildungssystemen und Auswirkungen auf diese, Kultur, Soziale Folgen für Drittländer. 58 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle Für die Gesetzesfolgenabschätzung auf Ebene der Bundesrepublik Deutschland werden regelmäßig neben Effektivität, Umsetzbarkeit und Effizienz eines Gesetzesvorhabens auch die ökologischen und sozialen Folgen sowie Risiken untersucht (Bundesministerium des Innern 2009, S. 14). Entsprechend den deutschen Nachhaltigkeitsindikatoren sind folgende Indikatoren in die Analyse einzubeziehen (Bund 2012, S. 29 ff.): I. Generationengerechtigkeit • Ressourcenschonung: Ressourcen sparsam und effizient nutzen • Klimaschutz: Treibhausgase reduzieren • Erneuerbare Energien: Zukunftsfähige Energieversorgung ausbauen • Flächeninanspruchnahme: Nachhaltige Flächennutzung • Artenvielfalt: Arten erhalten – Lebensräume schützen • Staatsverschuldung: Haushalt konsolidieren – Generationengerechtigkeit schaffen • Wirtschaftliche Zukunftsvorsorge: Gute Investitionsbedingungen schaffen – Wohlstand dauerhaft erhalten • Innovation: Zukunft mit neuen Lösungen gestalten • Bildung: Bildung und Qualifikation kontinuierlich verbessern II. Lebensqualität (vgl. vertiefend die Ansatzpunkte der Regierungsstrategie Gut leben in Deutschland unter Bundesregierung 2016 als Grundlage für die Nachhaltigkeitsstrategie sowie vertiefend zu Lebensqualitätsforschung https://fortschrittszentrum.de) • Wirtschaftlicher Wohlstand: Wirtschaftsleistung umwelt- und sozialverträglich steigern • Mobilität: Mobilität sichern – Umwelt schonen • Landbewirtschaftung: In unseren Kulturlandschaften umweltverträglich produzieren • Luftqualität: Gesunde Umwelt erhalten • Gesundheit und Ernährung: Länger gesund leben • Kriminalität: Persönliche Sicherheit weiter erhöhen III. Sozialer Zusammenhalt • Beschäftigung: Beschäftigungsniveau steigern • Perspektiven für Familien: Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern • Gleichberechtigung: Gleichberechtigung in der Gesellschaft fördern • Integration: Integrieren statt ausgrenzen IV. Internationale Verantwortung • Entwicklungszusammenarbeit: Nachhaltige Entwicklung unterstützen • Märkte öffnen: Handelschancen der Entwicklungsländer verbessern 2.3 Kriterien für die Bewertung von Nachhaltigkeit 59 Anhand dieser Kriterien lässt sich die Nachhaltigkeit einer unternehmerischen Idee bzw. eines Geschäftsmodells mindestens grob bewerten. Die Prüfung der Nachhaltigkeit lässt sich auch auf ein Kriterium minimieren: macht die Idee Sinn? Ein Beispiel: Disney verkauft in seinen Themenparks ein personalisiertes Abbild eines Kindes. Dieses wird zu Beginn des Besuchs des Themenparks gemacht. Am Ende lässt sich das 3-D-gedruckte Ergebnis des kindlichen Konterfeis auf einem der Disneyfiguren käuflich erwerben. Während der wirtschaftliche Erfolg entsprechend dem Trend zur Individualisierung eintritt, bleibt der nachhaltige Sinn einer solchen Innovation verborgen. Doch meist ist es der Sinn hinter einer nachhaltigen unternehmerischen Idee, der motiviert ihr lange Jahre und mit intensivem Engagement nachzugehen. 2.3.4Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesrepublik Deutschland Die Kriterien für die Messung des ökologischen und sozialen Nutzens können sich auch an der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung und den damit verbundenen Kennzahlen orientieren (Bund 2012; Destatis 2014). Der Nachhaltigkeitsstrategie liegen dabei die Ziele Generationengerechtigkeit, Lebensqualität, Förderung des sozialen Zusammenhalts und Internationale Verantwortung zugrunde. Tab. 2.10 zeigt die darin verankerten Ziele und Kennzahlen mit Bezug zur ökologischen und Tab. 2.11 die zur sozialen Nachhaltigkeit. Es wird deutlich, dass ein Schwerpunkt der sozialen Nachhaltigkeit in der Förderung der Gesundheit liegt. Entsprechend sind Geschäftsmodelle, die die Gesundheit fördern auch ein wichtiger Bestandteil der zu erarbeitenden Typologie nachhaltiger Geschäftsmodelle. 2.3.5Deutscher Nachhaltigkeitskodex (DNK) Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex ist als freiwillige Selbstverpflichtung durch den Rat für nachhaltige Entwicklung erarbeitet worden (vgl. Rat für nachhaltige Entwicklung 2015). Der Rat ist ein inhaltlich unabhängiges Multistakeholder-Gremium. Mit dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex können Unternehmen, gerade auch kleine und mittelgroße Unternehmen ihr Verständnis der Berücksichtigung von Nachhaltigkeit im Unternehmen, die im Berichtsjahr entstandenen Emissionen und Umweltschäden sowie Ziele für deren künftige Entwicklung veröffentlichen. Der Standard umfasst die Kriterien gemäß Tab. 2.12. Dabei stützt sich der DNK auf ausgewählte Kennzahlen von GRI und EFFAS. Zusätzlich sind Elemente aus Global Compact, ISO 26.000 sowie den OECD Leitlinien für multinationale Unternehmen eingeflossen. 60 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle Tab. 2.10 Ökologische Ziele und Kennzahlen der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie Kategorie Ziel Kennzahl Ressourcenschonung Ressourcen sparsam und effizient nutzen Energieproduktivität, ­Rohstoffproduktivität Klimaschutz Treibhausgase reduzieren Treibhausgasemissionen in CO2 ­Äquivalenten Erneuerbare Energien Zukunftsfähige Energieversorgung ausbauen Anteil erneuerbarer Energien am ­Energieverbrauch Flächeninanspruchnahme Nachhaltige Flächennutzung Anstieg der Siedlungs- und ­Verkehrsfläche Artenvielfalt Arten erhalten – Lebensräume schützen Artenvielfalt und Landschaftsqualität (Index) Mobilität Mobilität sichern – Umwelt schonen Energieverbrauch je ­Tonnenkilometer, Energieverbrauch je ­Personenkilometer, Anteile des Schienenverkehrs und der Binnenschifffahrt an der ­Güterbeförderungsleistung Landbewirtschaftung In unseren Kulturlandschaften umweltverträglich produzieren Stickstoffüberschüsse der Gesamtbilanz, Anbaufläche des ökologischen Landbaus Luftbelastung Gesunde Umwelt erhalten Schadstoffbelastung der Luft 2.3.6Din spec 35201 Auf Initiative des Bundesdeutschen Arbeitskreises für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) wurde ein anwendungsorientiertes Referenzmodell entworfen, mit dem nachhaltige Dienstleistungen beschrieben werden. Damit soll die Entwicklung von nachhaltigen Dienstleistungen erleichtert und professionalisiert werden. Nutzer sollen Unternehmen sein, die einen gesellschaftlichen Beitrag über die gesetzlichen Anforderungen hinaus erbringen wollen. Abb. 2.11 zeigt die Kriterien für die Beschreibung und Bewertung der Nachhaltigkeit. 2.3.7Global Reporting Initiative Die Sustainable Reporting Guidelines der Global Reporting Initiative sind bei zahlreichen Unternehmen auf der ganzen Welt in der Anwendung. 2013 wurde der G4 Standard veröffentlicht (vgl. GRI 2013). In 2015 wurde erneut ein Multi-Stakeholder Abstimmungsprozess gestartet, um die Nachhaltigkeitsberichterstattung für das Jahr 2025 zu beschreiben (vertiefend https://www.globalreporting.org). 2.3 Kriterien für die Bewertung von Nachhaltigkeit 61 Tab. 2.11 Soziale Ziele und Kennzahlen der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie Kategorie Ziel Kennzahl Bildung Bildung und Qualifikation kontinuierlich verbessern 18- bis 24-jährige ohne Abschluss des Sekundarbereichs II und nicht in Bildung und Ausbildung befindlich, 30- bis 34-jährige mit tertiärem oder postsekundarem nichttertiären Bildungsabschluss, Studienanfängerquote Gesundheit und Ernährung Länger gesund leben Vorzeitige Sterblichkeit, ­Raucherquote, Anteil der Menschen mit Adipositas (Fettleibigkeit), Personalisierte Medizin Kriminalität Persönliche Sicherheit weiter erhöhen Straftaten Beschäftigung Beschäftigungsniveau steigern Erwerbstätigenquote Perspektiven für Familien Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern Anteil der Kinder in Ganztagesbetreuung an allen Kindern der jeweiligen Altersgruppe Gleichstellung Gleichstellung in der Gesellschaft fördern Unterschied zwischen durchschnittlichen Brutto-Stundenverdiensten von Frauen und Männern Integration Integrieren statt ausgrenzen Absolventen allgemein bildender Schulen mit Schulabschluss Entwicklungszusammenarbeit Nachhaltige Entwicklung unterstützen Anteil der öffentlichen Entwicklungsausgaben am Bruttonationaleinkommen Tab. 2.12 Bereiche und Kriterien des Deutschen Nachhaltigkeitskodex Strategie Kriterien 1–4 Prozessmanagement Kriterien 5–10 • Strategische Analyse und Maßnahmen • Wesentlichkeit • Ziele • Tiefe der Wertschöpfungskette • Verantwortung • Regeln und Prozesse • Kontrolle • Anreizsysteme • Beteiligung von Anspruchsgruppen • Innovations- und Produktmanagement Umwelt Kriterien 11–13 Gesellschaft Kriterien 14–20 • Inanspruchnahme natürlicher Ressourcen • Ressourcenmanagement • Klimarelevante Emissionen • Arbeitnehmerrechte • Chancengerechtigkeit • Qualifizierung • Menschenrechte • Gemeinwesen • Politische ­Einflussnahme • Gesetzes-/richtlinien­ konformes Verhalten 62 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle Gesellschaftliche Verantwortung Arbeitsbedingungen Menschenrechte Faire Betriebs- & Gesellschaftspraktiken Umweltschutz & Ressourcenverbrauch Konsumentenanliegen Gesellschaft und Umwelt Abb. 2.11 Anforderungen an die Entwicklung nachhaltiger Dienstleistungen. (In Anlehnung an DIN 2015, S. 8) Die sozialen Kriterien der Global Reporting Initiative sind in Tab. 2.13 dargestellt. Dabei sind neben angemessenen Arbeitsbedingungen, der Achtung der Menschenrechte, gesellschaftlicher Verantwortung auch der Verbraucherschutz umfasst. Die im GRI verwendeten ökologischen Kriterien umfassen die folgenden Kategorien: Materialien, Energie, Wasser, Biodiversität¸ Emissionen, Abwasser und Abfall, Produkte und Dienstleistungen, Compliance, Transport sowie Bewertung der Lieferanten hinsichtlich ökologischer Aspekte und Beschwerdeverfahren hinsichtlich ökologischer Aspekte. Die hohe Akzeptanz belegen die Nutzung von GRI-Kriterien durch den Deutschen Nachhaltigkeitskodex sowie der Verweis auf die GRI-Kriterien in der EU-Richtlinie zu Anforderungen an das Berichtswesen von nichtfinanziellen Kennzahlen (2014/95/EU v. 6.12.2014). Entsprechend gut lassen sich die Kriterien für die Abgrenzung von nachhaltigen Geschäftsmodellen nutzen. 2.3.8Inrate Nachhaltigkeitsrating Die Rating-Agentur Inrate hat für die vergleichende Bewertung von Unternehmen eine ökologische und eine soziale Wirkungsmatrix entwickelt. Diese basieren auf der Forschung des Green Design Instituts der Carnegie Mellon University. Nach einer detaillierten Analyse der direkten und indirekten Auswirkungen der Produkte und Leistungen folgt die Vergabe von Teilratings für die Bereiche Environment, Labour, Society und Governance sowie die Zusammenfassung zu einem Gesamtrating für das Unternehmen. Für die Bewertung wird folgende Methodik verwendet (Tab. 2.14). Produktverantwortung • Kundengesundheit und -sicherheit • Kennzeichnung von Produkten und Dienstleistungen • Marketing • Schutz der Kundendaten • Compliance Gesellschaft • Lokale Gemeinschaft • Korruptionsbekämpfung • Politik • Wettbewerbswidriges Verhalten • Compliance • Bewertung der Lieferanten hinsichtlich gesellschaftlicher Auswirkungen • Beschwerdeverfahren hinsichtlich gesellschaftlicher Auswirkungen Menschenrechte • Investition • Gleichbehandlung • Vereinigungsfreiheit und Recht auf Kollektivverhandlungen • Kinderarbeit • Zwangsarbeit oder Pflichtarbeit • Sicherheitspraktiken •R echte der indigenen Bevölkerung • Bewertung der Lieferanten hinsichtlich Menschenrechte • Beschwerdeverfahren hinsichtlich Menschenrechtsverletzungen Arbeitspraktiken und menschenwürdige Beschäftigung • Beschäftigung • Arbeitnehmer-/ Arbeitgeber-­Verhältnis • Arbeitssicherheit und ­Gesundheitsschutz • Aus- und Weiterbildung • Vielfalt und Chancengleichheit • Gleicher Lohn für Frauen und Männer • Bewertung der Lieferanten hinsichtlich Arbeitspraktiken • Beschwerdeverfahren hinsichtlich Arbeitspraktiken Tab. 2.13 Soziale Aspekte im GRI-Standard. (In Anlehnung an GRI 2013, S. 44) 2.3 Kriterien für die Bewertung von Nachhaltigkeit 63 64 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle Tab. 2.14 Inrate Methodik für die Bewertung von Nachhaltigkeit. (In Anlehnung an Inrate 2013, S. 5) Category Grade Explanation A A+ A A- B B+ B B- C C+ C C- D D+ D D- Through its practices, products or services, the company already contributes to the reduction of the social or environmental imbalances of the economy and makes possible the global transition towards a long-term sustainable economy The activity of the company is compatible with a long-term sustainable economy, but its products, services or practices do not meet all the requirements of sustainability yet. The company demonstrates the willingness and ability to improve its sustainability performance The activity of the company is currently not sustainable. Its products, services or practices exert a heavy social or environmental burden, but the company demonstrates the willingness and some ability to modify its products or practice in order to diminish that impact The activity of the company is not sustainable. Its products, services or practices contribute to a rapid deterioration of environmental or social conditions. The company has no possibility or demonstrates no willingness to reduce its burden Aus den Empfehlungen von Inrate lassen sich eine Reihe von Ansatzpunkten für die verbesserte Abbildung von Nachhaltigkeit im Geschäftsmodell ableiten. 2.3.9Natur-Aktien-Index Für die Aufnahme in den Natur-Aktien-Index (NAI) sind nachfolgende Kriterien zu erfüllen (vgl. vertiefend SECURVITA 2016). 1. Die ökologischen und ethisch-sozialen Kriterien müssen nachprüfbar erfüllt sein. Die Bewertung erfolgt durch einen unabhängigen Anlageausschuss. 2.Produkte oder Dienstleistungen mit einem wesentlichen Beitrag zur ökologisch und sozial nachhaltigen Lösung zentraler Menschheitsprobleme (z. B. in den Bereichen Wärmeversorgung, Transport, Antriebstechnik, Wasseraufbereitung, Bildung, Armutsbekämpfung, Medizinische Versorgung) 3. Branchen-Vorreiter bezogen auf die Produktgestaltung Nicht aufgenommen werden oder im Index verbleiben dürfen Werte von Unternehmen, über die bekannt wird oder bei sorgfältiger Erkundung bekannt sein kann, dass sie: • Atomenergie oder Atomtechnologie erzeugen und/oder vermarkten, • Rüstungsgüter im engeren Sinne (wie Schusswaffen, Panzer, Minen) herstellen und/ oder vermarkten oder mehr als 5 % ihres Umsatzes mit auf militärische Nutzungen spezialisiertem technischem Gerät erwirtschaften, 2.3 Kriterien für die Bewertung von Nachhaltigkeit 65 • Frauen, soziale oder ethnische Minderheiten diskriminieren, • in ihren Betrieben gewerkschaftliche Tätigkeit unterbinden und/oder behindern, • Teile ihrer Produktionsleistung durch Kinderarbeit oder Zwangsarbeit erwirtschaften oder entsprechend produzierte Güter von Zulieferern beziehen, • in einem Land tätig sind, in dem eine anerkannte Protestbewegung ausländische Unternehmen dazu auffordert, das Land zu meiden, • Versuche an Wirbeltieren vornehmen oder unterstützen, es sei denn, sie sind durch rechtliche Bestimmungen zwingend vorgeschrieben (Umweltschutz, Chemikalienprüfung, Medizin), • gentechnologisch veränderte Pflanzen, Tier- oder Bakterienarten freisetzen, entsprechende Agrarprodukte oder Hilfsstoffe für die Lebensmittelproduktion verarbeiten, herstellen oder mit ihnen handeln, • ausgesprochen umwelt- oder gesundheitsschädigende Produkte erzeugen oder Produktionsweisen verwenden oder deren Erzeugung besonders fördern wie z. B. Pestizide, fossile Kraft- und Brennstoffe, FCKW, • in ihrem Kerngeschäft (> 25 % des Umsatzes) für ausgesprochen umwelt- und/oder gesundheitsschädliches Verhalten werben, • nicht bereit sind, wesentliche umwelt- und gesundheitsbezogene Kennzahlen der Öffentlichkeit transparent zu machen (Energieeinsatz, Wasserverbrauch, Abfallerzeugung, Emissionen, schadstoffbedingte Unfälle und Erkrankungen, jeweils pro Umsatz oder Produktmenge), • wiederholt oder andauernd gegen geltende rechtliche Bestimmungen verstoßen. Ebenfalls nicht aufgenommen werden dürfen Werte von Unternehmen, die an den vorgenannten Unternehmen eine Kapitalbeteiligung besitzen, oder auf deren Geschäftsführung vorgenannte Unternehmen strukturell einen maßgeblichen Einfluss ausüben (z. B. durch Kapitalbeteiligungen, Kapitalmehrheiten, Sperrminoritäten, Vorstandsbeteiligungen oder Aufsichtsratsmehrheiten). Dies gilt insbesondere bei Mutterunternehmen, die im Kerngeschäft Rüstungsgüter herstellen. Die im NAI einbezogenen 30 Unternehmen sollen den Anspruch erfüllen, global zur Entwicklung von ökologisch und sozial nachhaltiger Wirtschaftsstile beizutragen. Tab. 2.15 zeigt, welche Unternehmen zum 20.05.2016 im NAI vertreten waren. Der Natur-Aktien-Index (NAI) zeigt, dass eine Ausrichtung auf nachhaltige Geschäftsmodelle ökonomisch fast genauso erfolgreich sein kann, wie die der übrigen Unternehmen. So wies der NAI (in USD am 20.3.2015) über 10 Jahre eine Wertentwicklung von 142,87 % auf, der DAX im gleichen Zeitraum eine Entwicklung von 178,22 %, der Euro Stoxx 50 lediglich eine von 22,02 % und der MSCI World eine von 56,66 %. Auf dem NAI basierende Fonds finden sich z. B. bei http://www.securvita.de/oekoinvestment.html. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt der Global Compact 100 Index (vgl. Sustainalytics 2016). 66 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle Tab. 2.15 Unternehmen im Natur-Aktien-Index Acciona Bau/Energie Potlatch Holzprodukte/Forst Aixtron Halbleiteranlagen Ricoh Büromaschinen Aspen Pharmacare Generika Shimano Fahrradkomponenten Boiron Homöopathie Sims Metal Management Recycling East Japan Railway Schienenverkehr Smith & Nephew Medizintechnik Gaiam Ökoprodukte Steelcase Einrichtungsgegenstände Insituform/Aegion Wasserrohrsanierung Steico Dämmstoffe Interface Bodenbeläge Stericycle Entsorgung Kadant Papierrecycling SunOpta Ernährung Kingfisher Heimwerkermärkte Svenska Cellulosa Papier Kurita Water Industries Wassermanagement Tesla Motors Elektroautos, Batterien Tomra Systems Pfandflaschengeräte Mayr-Melnhof Karton Verpackung Molina Healthcare Krankenversicherung Triodos Groenfonds Umweltfinanzierung Natura Cosmeticos Kosmetik United Natural Foods Bio-Lebensmittel Ormat Technologies Geothermie Vestas Wind Windenergieanlagen 2.3.10Bertelsmann Corporate Responsibility Index Der Corporate Responsibility Index der Bertelsmann Stiftung gibt einen vergleichenden Überblick über die Ausprägung und die Erfolgsfaktoren der Corporate Responsibility bei verschiedenen Unternehmen. Als Corporate Responsibility (CR) wird das verantwortliche unternehmerische Handeln in den operativen und strategischen Kernprozessen des Unternehmens verstanden (Bertelsmann 2014, S. 10). Dabei werden die Beiträge für ihre Anspruchsgruppen wie die Beschäftigten, für die Umwelt und für die Gesellschaft bewertet. Die Übersicht der Abb. 2.12 verdeutlicht, dass die Kriterien weitgehend soziale und ökologische Themen berücksichtigten. Dazu kommt mit der Compliance die Sensibilisierung der Einhaltung von Gesetzen und Normen sowie Kriterien aus Sicht der Kunden (Verbraucherschutz und Produktverantwortung, Wertschöpfungskette). 2.3 Kriterien für die Bewertung von Nachhaltigkeit 67 Werteorientierung hoch Ressourceneffizienz Bewertung Top 10 Prozent Wertschöpfungskette Verbraucherschutz und Produktverantwortung Compliance Sicherheit und Gesundheit von Mitarbeitern Umwelt-und Naturschutz Mitarbeiterorientierung Menschenrechte Emissionen und Abfallmanagement Aus- und Weiterbildung Community Involvement niedrig niedrig Bedeutung Gesamt CRI hoch Abb. 2.12 Priorisierung der CR-Themen im CRI und bei den Top 10. (In Anlehnung an Bertelsmann 2014, S. 33) 2.3.11Integrated Reporting Framework Ein Geschäftsmodell wirkt nicht nur auf das ökonomische Kapital, sondern auch auf das Naturkapital und das Sozialkapital. Die seit 2013 mit einem Konzept gestartete Initiative für ein Integrated Reporting Framework betrachtet neben dem finanziellen Kapital, das Sozialkapital (unterteilt in Humankapital und gesellschaftliches Kapital), das Naturkapital sowie zusätzlich noch das intellektuelle und das hergestellte Kapital (vgl. IIRC 2013). Dabei sollen auch die Anforderungen der verschiedenen Anspruchsgruppen in die Berichterstattung einbezogen werden. Auch wenn das IR Framework primär darauf abzielt, den Finanzierungspartnern eines Unternehmens noch besser zu erklären, wie eine Organisation Wertbeiträge über die Zeit leistet bzw. leisten will, führt es auch für alle anderen Stakeholder zu einer verbesserten Informationslage (vgl. z. B. http://sapintegratedreport.com). Unabhängig von der Kapitalart reicht das Spektrum der Maßnahmen von der Minderung von Risiken über die Verbesserung laufender Aktivitäten, der Umsetzung neuer Konzepte bis hin zu der Realisierung von Wachstumsimpulsen durch bestehende oder neue Angebote. Der Begriff Naturkapital geht zurück auf Lovins et al. 1999, S. 146. Naturkapital sind die bewerteten natürlichen Ressourcen, die entweder erneuerbar (z. B. Fische, Mais und Holz) oder nicht-erneuerbar (z. B. fossile Brennstoffe, Bodenqualität und Biodiversität) sind. Zum bewerteten Naturkapital zählen auch die Selbsterneuerungsfähigkeit von Naturkapital sowie Ökosystemdienstleistungen. Ökosystemdienstleistungen sind der Nutzen, den die Menschen aus der Umwelt und der biologischen Vielfalt ziehen (d. h. 68 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle der Gewinn, der aus Naturkapital fließt). Zu ihnen zählen unter anderem Hochwasserschutz, die Aufnahme von Abfällen, die Bindung von CO2, Erholung und spiritueller Nutzen sowie der Nährstoffkreislauf und die Fotosynthese. Jedes Unternehmen nutzt und profitiert von Naturkapital, beeinflusst dieses aber auch negativ. Für die Bewertung des ökonomischen Wertes von Naturkapital sind verschiede Ansätze entwickelt worden (vgl. die Übersicht bei ICAEW 2014 sowie http://www.naturalcapitalcoalition.org). Im Wesentlichen unterscheiden sich die Ansätze zwischen der Bewertung des Nutzens (direkt, indirekt), der Substanz (nutzungsunabhängig) und im Einbezug von Optionalitäten für die Zukunft. Wie das Beispiel in Abb. 2.13 zeigt, ist für die Bewertung von Naturkapital ein profundes Verständnis der biologischen Abläufe notwendig. Eine andere wesentliche Herausforderung liegt in der Zuordnung von spezifischen monetären Werten zu den jeweiligen ökologischen Effekten. Letztlich zielen diese Ansätze auf die Internalisierung von externen (negativen) Effekten in die Geschäftsmodelle der Unternehmen. Durch passende Maßnahmen kann der Verbrauch von Naturkapital verlangsamt oder Naturkapital neu gewonnen werden. Solche Maßnahmen sind z. B. die Minderung der Emission von Klimagasen, die Reinigung von Wasser, die Erneuerung von Erde oder die Wiederaufforstung von Wäldern. Für die Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle bedeutet das eine Chance und die Möglichkeit für eine Differenzierung durch die Internalisierung. Dies kann z. B. auf die Bepreisung von Klimagasen oder von Wasser beschränkt sein. Beispiele dafür zeigt die Studie von CDP 2014 – dort werden 29 Unternehmen präsentiert, die einen internen Preis für Klimagasen installiert haben – zwischen 6 und 60$ pro Tonne. Deforestation Reduced evapo-transpiration Reduced interception Higher soil moisture storage Reduced Infiltration rate Reduced tree root strength Increased surface run-off Increased raindrop impact Increased surface run-off Increased sub-surface flow Higher ground water table Increased base flow Increased mass wasting Increased storm flow Increased gully erosion Increased surface erosion Lowered water table Increased annual stream flow Increased annual stream flow Increased annual stream flow Abb. 2.13 Hydrologische Wirkungen von Abholzung. (In Anlehnung an GIST 2006, S. 15) 2.3 Kriterien für die Bewertung von Nachhaltigkeit 69 Als Sozialkapital werden Humankapital und das gesellschaftliche Kapital verstanden. Der Begriff wurde in den 70er Jahren von Pierre Bourdieu geprägt. Er verstand darunter die Ressourcen, die mit der Teilhabe an einem Netz sozialer Beziehungen verbunden sein können. Das Humankapital wird durch Wissen, Erfahrung, Motivation und Loyalität von Beschäftigten geprägt. Das gesellschaftliche Kapital umfasst die angebotenen Dienstleistungen der Daseinsvorsorge, den Beitrag eines Unternehmens zum sozialen Zusammenhalt in einer Gesellschaft und zum kulturellen Angebot einer Stadt (im Sinne von Kulturkapital). Entsprechend wird die Unterstützung des Zugangs der Bevölkerung zu Kultur und Künsten sowie zum aktiven Sport honoriert. Letztlich wird damit ein Beitrag für die physische und mentale Gesundheit geleistet. Sozial nachhaltige Unternehmen leisten einen Beitrag für das Sozialkapital in ihrem Umfeld. Dies umfasst Beiträge zum Humankapital und zum gesellschaftlichen Kapital. Beiträge zum Humankapital sind z. B. die Beteiligung der Beschäftigten am Unternehmenserfolg, die Ermöglichung eines breiten Weiterbildungsangebots für die Beschäftigten und die Gleichberechtigung und Diversität der Beschäftigten im Unternehmen (vgl. z. B. http://www.charta-der-vielfalt.de). Beiträge zum gesellschaftlichen Kapital sind z. B. die Unterstützung der Gesellschaft durch Spenden und Sponsoring oder die Beschaffung von nachhaltig bzw. fair hergestellten Gütern (vertiefend Eccles et al. 2014; WBCSD 2015). 2.3.12Public Value Management Grundsätzlich soll jede Organisation einen Beitrag zur Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse leisten. Wenngleich die Grundbedürfnisse individuell unterschiedlich ausgeprägt sind, wurden sie in verschiedenen sozialpsychologischen Arbeiten in Typen zusammengefasst. Dazu zählen unter anderem die Bedürfnispyramide von Maslow, die ERG-Theorie oder die Selbstbestimmungstheorie von Epstein. In einem Gemeinschaftsverständnis prägen diese Bedürfnisse das erlebte Gemeinwohl. Während jedes Unternehmen durch sein Handeln eine Wirkung auf das Gemeinwohl oder auf das Gesellschaftskapital (vgl. Abschn. 2.3.11) entfaltet, kann dieser Beitrag unterschiedlich ausfallen, je nachdem, ob und wie das Gemeinwohl in die Unternehmenssteuerung einbezogen ist. Der Unternehmensführung obliegt zu definieren, welche Beiträge das Unternehmen für das Gemeinwohl leisten will – durch die angebotenen Leistungen und als Unternehmen selbst. Der Public-Value-Begriff geht zurück auf Mark Moore, der in seiner Monografie „Creating Public Value“ erste Ansätze zur Identifizierung und Schaffung von Public Values lieferte (vgl. Moore 1995). Public Value wird dann geschaffen, wenn die Handlungen des Energieunternehmens dazu beitragen, dass der gesellschaftliche 70 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle Zusammenhalt zunimmt, das Gemeinschaftserleben gestärkt und die Selbstbestimmung des Einzelnen verbessert wird. Dabei entsteht Public Value als Ergebnis von gemeinsamen Bewertungsprozessen. Nicht das Handeln der Akteure im Unternehmen schafft den Public Value, sondern nur die Kombination aus der Orientierung auf Public Value und dem Zusammenwirken mit Bürgern bzw. Kunden im Sinne eines kollektiven Vorgehens. Einen Wert stellt nur das dar, was von der Gemeinschaft als wertvoll gesehen wird. Beispiele für Public Values sind in der Abb. 2.14 zusammengefasst (vertiefend Ahrend 2014). Es geht um die Verbesserung des sozialen Zusammenhalts (durch Partizipation und Engagement), die Förderung von Gründern, Innovationen und Infrastruktur, die Kooperation und Beauftragung von Partnern in der Nähe des Unternehmens und um Beiträge für den Umweltschutz. Der Public Value kann ein zentrales Element des unternehmerischen Zielsystems werden, die Grundlage für Pläne und Entscheidungen, Basis für die Information und Kommunikation an bzw. mit verschiedenen Anspruchsgruppen sowie für die Erfolgs- und Wirkungskontrolle von Zielen und Maßnahmen. Dabei ist der Public Value umso wertvoller, je mehr Menschen von der positiven Wirkung profitieren. 2.3.13PwC TIMM Mit dem Ziel, die langfristigen Folgen des unternehmerischen Handelns zu erfassen, zu bewerten und damit steuern zu können, hat PwC das Total Impact Measurement and Monitoring (TIMM) entwickelt. Anhand der 20 dafür ausgewählten Kenngrößen soll sich auch ein erweitertes unterjähriges Berichtswesen im Sinne des integrierten Abb. 2.14 Ausgewählte Public Values 2.3 Kriterien für die Bewertung von Nachhaltigkeit 71 Reporting Ansatzes erstellen lassen. Durch den engen Einbezug der Erwartungen der Stakeholder (z. B. Kunden, Lieferanten, Beschäftigte, Gesellschaft, Aktionäre und Staat; vgl. die breite Definition im Sustainability Report von Endesa unter http://www.endesa. com) sollen neben den wirtschaftlichen Wirkungen auch die sozialen, ökologischen und steuerlichen Wirkungen in der Unternehmenssteuerung berücksichtigt werden. Dabei wird nicht der Output im Sinne der erbrachten Produkte oder Leistungen, auch nicht der Outcome im Sinne der Auswirkungen bei den Zielgruppen, sondern der Impact, also die Einwirkung der Produkte oder Leistungen auf Gesellschaft und Umwelt gemessen. Es werden die folgenden Kategorien unterschieden: • • • • Economic Impact Environmental Impact Social Impact Tax Impact Abb. 2.15 zeigt am Beispiel des lokalen Anbaus von Gerste für einen afrikanischen Bierbrauer die Auswirkungen auf die verschiedenen Kriterien für die Total Impact ­Bewertung. Abb. 2.15 Beispiel für die Anwendung der PwC Total Impact Bewertung. (PwC 2013, S. 28) 72 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle Interessant ist, dass neben den ökonomischen, sozialen und ökologischen Effekten auch die steuerlichen Wirkungen gleichbedeutend gemessen werden. Diese Schwerpunktsetzung ist möglicherweise der Tatsache geschuldet, dass PwC eine der bedeutendsten Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften ist. Eine Verdichtung der steuerlichen Wirkungen hätte den Rahmen für andere Kerngrößen, wie z. B. die Wirkung auf das soziale Engagement oder auf die Bereitschaft für private und unternehmensbezogene Spenden gelassen. 2.3.14Sustainability Accounting Standards Board Das Sustainability Accounting Standards Board (SASB) wurde 2010 gegründet und zielt auf die Erarbeitung von Empfehlungen für die Berichterstattung über materielle, das heißt unternehmensrelevante nicht-finanzielle Aspekte von börsennotierten Unternehmen in den USA. Durch die Transparenz über branchenspezifische Kennzahlen sollen Investoren und die Öffentlichkeit profitieren. Das SASB hat KPIs für über 80 Branchen erarbeitet. Grundlage für die Auswahl der Nachhaltigkeits-Kennzahlen sind dabei nicht Überlegungen der ökologischen bzw. sozialen Nachhaltigkeit allein, sondern die Relevanz dieser Faktoren auf das finanzielle Ergebnis. Entsprechend ist die Aufnahme durch die SEC als Anforderung an das (finanzielle) Berichtswesen zu erwarten. Die in Tab. 2.16 enthaltenen Themen werden durch den SASB-Ansatz einbezogen und je nach Branche priorisiert. Dabei fällt auf, dass der Fokus nicht nur auf ökologischen und sozialen Themen liegt, sondern auf dem breiteren ESG-Ansatz, der auch Governance- und führungsbezogene Aspekte einbezieht. Auf die Vertiefung von Aspekten der Corporate Governance wird im weiteren Verlauf des Buches verzichtet. Die Ausgestaltung der Steuerungs-, Kontroll- und Überwachungssysteme eines Unternehmens ist eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Unternehmensführung. Auch für die Gestaltung von neuen Geschäftsmodellen oder für die Weiterentwicklung bestehender Geschäftsmodelle zu mehr Nachhaltigkeit lassen sich die SASB-Kriterien nutzen. Trotz dem Fokus auf die USA lassen sich die empfohlenen Kennzahlen auch für nachhaltige Geschäftsmodelle mit europäischem Fokus einbeziehen. 2.4Typologie nachhaltiger Geschäftsmodelle von Bocken et al. Bislang liegen wenige Typologien zu nachhaltigen Geschäftsmodellen vor. Die Typologie der nachhaltigen Geschäftsmodelle von Bocken et al. 2014 ist auf Basis einer Literaturrecherche wissenschaftlicher Quellen sowie von Beispielen aus der Praxis entstanden. Die Typologie basiert auf 3 Gruppen (technologiebasierte, soziale und organisationale Geschäftsmodelle), die wiederum in weitere 8 Geschäftsmodell-Typen mit 53 konkreteren nachhaltigen Geschäftsmodellen hinterlegt sind (Abb. 2.16). 73 2.4 Typologie nachhaltiger Geschäftsmodelle von Bocken et al. Tab. 2.16 Themen im SASB-Konzept. (In Anlehnung an SASB 2013, S. 8) Environment Social Capital Human Capital Business Model and Innovation Leadership and Governance • Climate change risks • Environmental accidents and remediation • Water use and management • Energy management • Fuel management and transportation • GHG emissions and air pollution • Waste management and effluents • Biodiversity impacts • Communications and engagement • Community development • Impact from facilities • Customer satisfaction • Customer health and safety • Disclosure and labelling • Marketing and ethical advertising • Access to services • Customer privacy • New markets • Diversity and equal ­opportunity • Training and development • Recruitment and retention • Compensation and benefits • Labor relations and union practices • Employee health, safety and wellness • Child and forced labor • Long term viability of core business • Accounting for externalities • Research, development and innovation • Product societal value • Product life cycle use impact • Packaging • Product pricing • Product quality and safety • Regulatory and legal challenges • Policies, standards, codes of conduct • Business ethics and competitive behavior • Shareholder ­engagement • Board structure and independence • Executive ­compensation • Lobbying and political contributions • Raw material demand • Supply chain standards and selection • Supply chain engagement and transparency Social Technological Maximise material and energy efficiency Create value from waste Substitute with renewables and natural processes Deliver functionality rather than ownership Adopt a stewardship role Organisational Encourage sufficiency Repurpose for society/ environment Develop scale up solutions Abb. 2.16 Typologie nachhaltiger Geschäftsmodelle nach Bocken et al. (In Anlehnung an Bocken et al. 2014, S. 48) Nachfolgend werden die 8 nachhaltigen Geschäftsmodelltypen kurz beschrieben. 1. Maximierung der Material- und der Energieeffizienz Mit dem Angebot von Produkten und Dienstleistungen, die weniger Ressourcen verbrauchen und weniger Abfall (inkl. fehlerhafter Produkte) und Schadstoffe entstehen lassen, entstehen geringere Kosten. Damit wird ein preisbezogener Wettbewerbsvorteil oder ein 74 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle Wettbewerbsvorteil aufgrund des nachhaltigen Angebots geschaffen. Die Umwelt und die Gesellschaft profitieren von einem besseren ökologischen Fußabdruck. Dieser Typ ist häufig für die Weiterentwicklung der Geschäftsmodelle von Industrieunternehmen. Damit verbunden können aber auch negative Wirkungen sein, wie der Rebound-Effekt, d. h. dem Mehrverbrauch durch die Ergänzung, statt dem eigentlich sinnvollen Ersatz von bisherigen Prozessen oder technischen Anlagen durch umweltfreundlichere Alternativen führen. Auch können die Kostensenkungen zu einer geringeren Beschäftigung in den zuliefernden Unternehmen führen. 2. Schaffung von Werten aus Abfall Mit dem Verständnis von Abfall als Wertstoff sind eine Reihe von nachhaltigen Geschäftsmodellen verbunden. Durch die erneute Nutzung von Material werden Kosten gespart und ein ökologischer Beitrag durch Minderung des Materialverbrauchs geleistet. Die Unternehmen mit diesen Geschäftsmodellen sind Bestandteil der Kreislaufwirtschaft mit Recycling, Wiedernutzung von Material und Upcycling. Auch hier ist das Verständnis von Abfall erweitert. Es umfasst die Nutzung von Überkapazitäten und die Kompensation von geringer Auslastung z. B. durch die gemeinsame, „shared“ Nutzung von Produkten oder Dienstleistungen. 3. Substitution mit Erneuerbaren Energien und natürlichen Prozessen Durch den Einsatz von erneuerbaren Energien, natürlichen Ressourcen und Prozessen wird die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen und anderen nicht-erneuerbaren Ressourcen reduziert und die Schadstoffe aus deren Nutzung gemindert. Damit entstehen Umsätze und Wertbeiträge aus neuen Quellen. Teilweise erfordern diese nachhaltigen Geschäftsmodelle die Förderung durch staatliche Zuschüsse. Dagegen rechnet sich der Einsatz häufig bereits heute in Entwicklungsländern (z. B. Fotovoltaik-Zellen für Licht und Kochgeräte). 4. Lieferung von Funktionalität, statt von Eigentum Bei diesen nachhaltigen Geschäftsmodellen zahlt der Kunde für die Funktionalität und nicht für das Eigentum an dem Produkt. Durch die Finanzierung seitens des Anbieters können bislang teure Produkte genutzt werden. Die Produkte sind im Sinne von hybriden Angeboten mit Dienstleistungen verbunden. Insbesondere zahlt der Kunde pro Nutzung und minimiert damit die Umweltwirkungen aus Übernutzungen (z. B. bei Carsharing). Ebenso kann möglicherweise der Ressourcenverbrauch durch die gemeinsame Nutzung von Produkten minimiert werden (z. B. bei Bezahlung von Kopierern durch die Zahl der Kopien). Im Idealfall hat der Anbieter ein gesteigertes Interesse, möglichst Produkte mit hoher Lebensdauer einzusetzen. 5. Selbstverpflichtung für die Stakeholder Interessen Im Zentrum dieser nachhaltigen Geschäftsmodelle steht die enge Zusammenarbeit mit den am Angebot interessierten Stakeholdern. Durch das hohe Interesse am Nutzen für 2.4 Typologie nachhaltiger Geschäftsmodelle von Bocken et al. 75 den Kunden können Markenwert und Kundenbindung positiv beeinflusst werden. Durch den Einbezug der Mitarbeiterinteressen kann die Produktivität verbessert werden. Durch die Berücksichtigung der Lieferanteninteressen kann die Verlässlichkeit der Partnerschaft zu diesen gestärkt werden. Der ökologische und soziale Nutzen soll durch das Kümmern um die Interessen der Stakeholderinteressen verbessert werden. Häufig ist der Kunde bereit, für die enge Bindung zu den Stakeholdern, und dem authentischen Kümmern um Umwelt und Menschen, oder um die Gesundheit des Kunden, einen Aufpreis zu zahlen. Beispiele sind Produkte mit einem Label des Forestry Stewardship Council (FSC) oder der Fair Trade Organisationen. 6. Förderung von Suffizienz Die nachhaltigen Geschäftsmodelle in dieser Kategorie unterstützen die Minderung des nachfrageseitigen Bedarfs und damit die Notwendigkeit der Herstellung von Gütern bzw. Dienstleistungen. Der Schwerpunkt liegt auf langlebigen, haltbaren Produkten, die zu höheren Preisen angeboten werden können. Darüber hinaus umfasst der Typus Ansätze zur Weiterbildung der Verbraucher über suffiziente Lebensweisen. Die Gesellschaft profitiert durch zusätzliche Kenntnisse zum nachhaltigen Konsum, die Umwelt durch reduzierten (Ressourcen-)Verbrauch. Die Herausforderung solcher Geschäftsmodelle liegt in der Vermeidung, belehrend zu wirken, sondern stattdessen massenmarkttauglich. Als Beispiele werden unter anderem Geschäftsmodelle zum Energiesparcontracting und zum Demand-Side-Management (von Energieverbräuchen) sowie der (internetbasierte) Secondhand-Handel (von gebrauchten Gütern) genannt. Ebenso wird das Angebot von (einfachen) Gütern in armen Teilen der Welt, im Sinne des Bottom- oder Base-of-thePyramid-Ansatzes genannt (vgl. Prahalad und Hart 2002; Yunus et al. 2010). Damit verbunden werden Reputationsgewinne und verminderte Geschäftsrisiken erwartet. 7. Priorisierung des Geschäftsmodells auf Gesellschaft bzw. Umwelt Die nachhaltigen Geschäftsmodelle dieser Kategorie stellen die Erbringung von sozialem bzw. ökologischem Nutzen vor die Erzielung von ökonomischen Ergebnissen. Dabei liegt eine enge Verbindung mit der lokalen Bürgerschaft und weiteren Stakeholdergruppen vor. Dabei kann es sein, dass der Kunde als primäre Anspruchsgruppe verdrängt wird. Im Vordergrund stehen der soziale und/oder der ökologische Nutzen. Diese Geschäftsmodelle setzen die Prioritäten deutlich auf Umwelt bzw. Gesellschaft. Sie verfolgen nicht das Ziel der Gewinnmaximierung. Entsprechend werden als Beispiele das Adressieren der Base of the Pyramid, gemeinnützige Organisationen und Produkt-Service-Modelle genannt, bei denen ein nicht nachhaltiges Geschäftsmodell für die Finanzierung von nachhaltigen Zwecken dient. 8. Develop scale-up solutions Die hier zugeordneten nachhaltigen Geschäftsmodelle zielen auf die Erzielung von Größe für die Maximierung des Nutzens für Gesellschaft und Umwelt. Dafür sollen skalierbare Modelle genutzt werden, z. B. Franchising-, Lizenzsysteme oder 76 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle Partnerschaften (Peer-to-Peer-Modelle) und Open-Innovation-Ansätze. Dabei sollen auch Kombinationen der zuvor aufgeführten Typen genutzt werden. Gerade multinationale Unternehmen können durch Skalierung eine große Wirkung für Umwelt und Gesellschaft erzielen. Die Typologie von Bocken et al. ist breit ausgerichtet und kann mit einigen Beispielen für in der Praxis vorkommenden Geschäftsmodellen eine gute Grundlage für eine neue Typologie nachhaltiger Geschäftsmodelle sein. Abb. 2.17 zeigt ein detailliertes Bild der Typologie. Allerdings fällt bezogen auf die einzelnen Typen folgendes auf: • Die Typen „Maximierung der Material- und der Energieeffizienz“ und „Schaffung von Werten aus Abfall“ überschneiden sich. Schließlich umfasst die Maximierung der Materialeffizienz die Schaffung von Werten aus Abfall. • Auch der Typus „Substitution mit Erneuerbaren Energien und natürlichen Prozessen“ weist Überlappungen zu dem Typus „Maximierung der Material- und der Energieeffizienz“ auf. Eine Verbesserung der Energieeffizienz umfasst gerade auch die Minderung des Primärenergieverbrauchs durch den Einsatz erneuerbarer Energien. Eine klare Abgrenzung fehlt. • Bei dem Typus „Selbstverpflichtung für die Stakeholderinteressen“ fällt auf, dass bei den dort aufgeführten nachhaltigen Geschäftsmodellen unterstellt wird, dass vor allem Technological Maximise material and energy efficiency Create value from waste • Low carbon manufacturing/ solutions • Lean manufacturing • Additive manufacturing • De-materialisation (of products/ packaging) • Increased functionality (to reduce total number of products required) • Circular economy • Cradle to Cradle • Industrial symbiosis • Reuse, recycle, rema nufacture • Take back management • Use excess capacity • Sharing assets • Extended producer responsibility Social Organisational Substitute with renewables and natural processes Deliver functionality rather than ownership Adopt a stewardship role Encourage sufficiency • Move to renewable energy sources • Solar and wind-power based energy innovations • Zero emissions initiatives • Blue Economy • Biomimicry • The Natural Step • Slow manufacturing • Green chemistry • Productoriented PSS-maintenance, extended warrantee • Use oriented PSSRental, lease, shared • Resultoriented PSS-Pay per use • Private Finance Initiative • Design, Build, Finance, Operate • Chemical Services • Biodiversity protection • Consumer care – promote consumer health and well-being • Ethical trade (fair trade) • Choice editing by retailers • Radical transparency about environmental/ societal impacts • Resource stewardship • Consumer education (models), communicationand awareness • Demand management(incl. cap & trade) • Slow fashion • Product longevity • Premium branding/ limited availability • Frugal business • Responsible product distribution/ promotion Repurpose for society/ environment • Not for profit • Hybrid businesses, social enterprise (for profit) • Alternative ownership: cooperative, mutual (farmers), collectives • Social and biodiversity regeneration initiatives (net positive) • Base of pyramid solutions • Localisation • Home based, flexible working Develop scale up solutions • Collaborative approaches (sourcing, producing, lobbying) • Incubators and Entrepreneur support models • Licensing, Franchising • Open innovation (platforms) • Crowd sourcing/ funding • Patient/slow capital collaborations Abb. 2.17 Beispiele für die Typologie nachhaltiger Geschäftsmodelle nach Bocken et al. 2.5 Typologie sozialer Geschäftsmodelle von Alter 77 diese die Stakeholderinteressen berücksichtigen. Dabei ist jedoch der Einbezug der Stakeholder auch für Geschäftsmodelle der anderen Typen anzutreffen und auch sinnvoll. • Ähnlich verhält es sich bei dem Typus „Priorisierung des Geschäftsmodells auf Gesellschaft bzw. Umwelt“. Einerseits trifft diese Art der Priorisierung durchaus auch auf die anderen Typen zu. Andererseits finden sich die bei dem Typus genannten Beispiele (z. B. Bottom of the pyramid, gemeinnützige Organisationen und Produkt-Service-Modelle) auch in anderen Typen. • Bei dem Typus „Förderung von Suffizienz“ wird ein Schwerpunkt auf Geschäftsmodelle mit einem Angebot von langlebigen, haltbaren Produkten gelegt. Hier liegt erneut eine Überschneidung mit dem Typus „Maximierung der Material- und der Energieeffizienz“ vor. Langlebige Produkte dienen gerade der Verbesserung von Material- und Energieeffizienz. • Bei verschiedenen Typen kommen nachhaltige Geschäftsmodelle der Sharing Economy vor. Es bietet sich an, diese in einem Typus zu vereinen. • Bezogen auf den Typus „Develop scale-up solutions“ ist fraglich, warum dieser Typus die Skalierung für eine größere Geschäftsaktivität in den Fokus stellt. Jede der anderen Typen kann in einem unterschiedlichen Umfang betrieben werden. Auch die vorgeschlagene Kombination verschiedener Typen in dem genannten Typus erscheint nicht sinnvoll. Die Abgrenzbarkeit der Typen untereinander wird damit auf den Kopf gestellt. Ebenso erscheint nicht hilfreich, dass dieser Typus besonders für große, multinationale Unternehmen gelten soll. 2.5Typologie sozialer Geschäftsmodelle von Alter Soziale Geschäftsmodelle erfordern einen sozial eingestellten Unternehmer, der neben einem unternehmerischen Selbstverständnis positive externe Effekte für die Gesellschaft realisieren will. Die Typologie von Alter 2006 ist durch praktische Erfahrungen im Zusammenhang mit der Inter-American Development Bank, internationalen Beispielen und einer Literaturanalyse entstanden. Alter 2006 unterscheidet 9 verschiedene Typen sozialer Geschäftsmodelle, die in Abb. 2.18 zusammengefasst sind. Bei dem Entrepreneur Support Model werden lokale Unternehmen durch das soziale Geschäftsmodell unterstützt. Ein Beispiel ist die Grameen Bank, die mit Mikrokrediten auch einkommensschwachen Menschen unternehmerisches Handeln ermöglicht. Geschäftsmodelle des Typus Market Intermediary Model zielen auf ein Empowerment von bestimmten Bevölkerungsgruppen zur Teilhabe und Teilnahme am Wirtschaftsleben. Ein Beispiel ist der Ansatz von Google, das Internet über Ballone in entlegene Gegenden der Welt zu bringen. Bei dem Employment Model werden soziale Geschäftsmodelle realisiert, bei denen die Zielgruppe zu Mitarbeitern des Unternehmens wird. Beispiele sind Integrationsgesellschaften, die Menschen mit Behinderungen beschäftigen, um Leistungen am Markt zu verkaufen und die Personen in das Wirtschaftsleben zu integrieren. 78 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle Entrepreneur Support Social enterprise Target Population Market Fee-for-Service Model Social enterprise Target Population Market Linkage Model Target Population Social enterprise Market Model Market Intermediary Target Population Social enterprise Market Low-Income Client Model Social enterprise Target Population Model Employment Model Target Social Popu- Enterlation prise Market Cooperative Model Target Social Popu- Enterlation prise Market Service Subsidization Model Organizational Support Model Target Population Social enterprise Market Target Population Social enterprise + Partner Market Abb. 2.18 Typologie sozialer Geschäftsmodelle nach Alter. (In Anlehnung an Alter 2006, S. 217; Grassl 2012, S. 47) Die sozialen Geschäftsmodelle des Typus Low-Income Client as Market zielen mit ihrem Angebot auf bestimmte (einkommensschwache) Bevölkerungsgruppen. Ein Beispiel ist die Good-enough-Medizin, d. h. die Entwicklung und der Verkauf von deutlich kostengünstigeren Lösungen der Medizintechnik und des medizinischen Bedarfs für Entwicklungsländer. Das Fee for Service Model ist das klassische Geschäftsmodell gerade in den Bereichen Bildung und Kultur. Beispiele sind Museen, die Einnahmen durch Eintrittsgelder bzw. Gebühren erzielen. Meist sind zusätzliche Einnahmen als Zuschüsse oder staatliche Leistungen erforderlich. Bei dem Typus Cooperative Model binden Unternehmen ihre Zielgruppe durch Mitgliedschaft und Mitwirkung für bzw. im Unternehmen an sich. Beispiele sind landwirtschaftliche Genossenschaften, über die kleinere Betriebe miteinander verbunden sind. Bei dem Typus Market Linkage Model agiert das soziale Unternehmen als Broker und vermittelt Informationen und Geschäfte. Ein Beispiel dafür ist die Federal National Mortgage Organization (Fannie Mae), die die Teilnahme von Bevölkerungsgruppen an dem Sekundärmarkt für Hypothekarkredite vermittelt. Andere Beispiele sind landwirtschaftliche Genossenschaften, die als Broker agieren. Bei dem Typus Service Subsidization Model sind Geschäftsmodelle gemeint, bei denen das soziale Unternehmen einen guten Teil der am Markt erzielten Gewinne in die Unterstützung von gemeinnützigen Aufgaben oder Bevölkerungsgruppen geben. Beispiele sind gemeinnützige Unternehmen, Stiftungen oder Kirchen. Mit dem Typus Organizational Support Model sind Geschäftsmodelle verbunden, bei denen das soziale Unternehmen am Markt Leistungen verkauft, die aufgrund der für die 2.6 Typologie nachhaltiger Geschäftsmodelle von SustainAbility 79 Beschaffung bzw. Herstellung der Produkte vorhandenen Partnerinstitutionen zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen der Zielgruppe führen. Ein Beispiel ist der Handel mit Fair Trade Produkten. Das soziale Unternehmen verkauft diese am Markt und leistet durch die Beschaffung der Fair Trade Produkte einen Beitrag in Entwicklungsländern. Die Typologie von Alter 2006 ist eine wichtige Grundlage für eine neue Typologie nachhaltiger Geschäftsmodelle. Da sich die beiden Typen „Entrepreneur Support Model“ und „Market Intermediary Model“ nur durch ihre unterschiedliche Zielgruppe unterscheiden, lassen sie sich unter einen neuen Typus „Empowerment“ zusammenfassen. Der Typus „Service Subsidization Model“ erscheint nicht klar genug von den anderen Typen abgegrenzt. Schließlich zielen die sozialen Geschäftsmodelle auch der anderen Typen häufig auf Einnahmen, um damit ihre Zielgruppe zu unterstützen. 2.6Typologie nachhaltiger Geschäftsmodelle von SustainAbility Eine weitere Typologie von nachhaltigen Geschäftsmodellen präsentiert der Thinktank SustainAbility (vgl. SustainAbility 2014 und SustainAbility 2015). Auf der Basis von 87 einbezogenen Fallstudien wurden 20 Typen herausgearbeitet, die in 5 Gruppen zusammengefasst wurden (Tab. 2.17). Dabei liegt der Fokus auf innovativen nachhaltigen Geschäftsmodellen. Als Typen mit dem größten Potenzial für die Zukunft werden „Closed loop production“, „product as a service“, „inclusive sourcing“ und „alternative marketplace“ kategorisiert. Die 20 Typen werden nachfolgend kurz beschrieben. 1. Environmental Impact Die nachhaltigen Geschäftsmodelle des Typus Environmental Impact konzentrieren sich auf die Themen Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung von Abläufen. Ohne Zweifel haben diese Geschäftsmodelle in der Zukunft eine hohe Bedeutung. Tab. 2.17 Typologie innovativer nachhaltiger Geschäftsmodelle von SustainAbility Environmental Impact Social Innovation Base of the Pyramid • Buy One, Give • Closed-Loop One Production • Physical to Virtual • Cooperative Ownership • Produce on • Inclusive Demand ­Sourcing • Rematerialization • Building a ­Marketplace • Differential Pricing • Microfinance • Micro-Franchise Financing ­Innovation Diverse Impact • Crowdfunding • Freemium • Innovative Product Financing • Pay for Success • Subscription Model • Alternative Marketplace • Behavior Change • Product as a Service • Shared Resource 80 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle Mit dem Typus Closed-Loop Production werden nachhaltige Geschäftsmodelle gebündelt, bei denen das Material für die Herstellung eines Produkts einem kontinuierlichen Recycling im Sinne von Cradle-to-Cradle zugeführt wird. Als Beispiel wird der Aluminiumhersteller Novelis genannt, der derzeit rd. 43 % seines Aluminiums über Recycling gewinnt. Bei dem Typus Physical to Virtual werden physische Infrastruktur-Angebote durch virtuelle Angebote ersetzt. Mit dem Online-Handel werden zwar Ressourcen für die Vorhaltung und Lieferung von Produkten eingespart, andererseits führt die Verdrängung des stationären Einzelhandels zu dem Abbau zahlreicher Arbeitsplätze. Als Beispiel wird der Solaranlagenanbieter Sungevity genannt, der sein Angebot komplett online anbietet. Bei dem Typus Produce on Demand werden Produkte nur bei bestätigtem Bedarf hergestellt. Als Beispiel wird LEGO CUUSOO (heute LEGO IDEAS) genannt, bei der online die Vorschläge von Nutzern eingebracht werden können. Wird der Vorschlag von vielen anderen Nutzern gutgeheißen, sind diese voraussichtlich erfolgreicher als durch LEGO allein entwickelte Produkte. Bei dem Typus Rematerialization werden neue Wege genutzt, um Material aus dem Recycling von Abfällen wiederzuverwenden. Als Beispiel wird das Unternehmen Waste Management aufgeführt, das Dienstleistungen für Abfallentsorgung und Recycling anbietet. 2. Social Innovation Die nachhaltigen Geschäftsmodelle des Typus Social Innovation konzentrieren sich auf die Schaffung von mehr Teilhabe für Menschen in besonderen Situationen sowie auf Genossenschaften. Der Typus Buy One, Give One ist mit Geschäftsmodellen verbunden, bei denen der Verkauf eines Angebots mit einer Spende für Hilfsbedürftige verbunden ist. Der soziale Mehrwert ist in die Wertschöpfung integriert. Für den Kunden besteht der Anreiz des Gebens anstatt einen möglichst günstigen Kaufpreis zu erzielen. Als Beispiel wird die Firma 2 Degrees genannt die Nahrungsergänzungsmittel verkaufen und pro Verkauf ein Essen für ein hungriges Kind ermöglichen. Bei dem Typus Cooperative Ownership liegen Unternehmen im Eigentum und unter der Führung ihrer Mitglieder, z. B. bei landwirtschaftlichen Genossenschaften. Als Beispiel wird der Getränkehersteller Ocean Spray aufgeführt, eine landwirtschaftliche Genossenschaft von Cranberry und Grapefruit Landwirten. Der Typus Inclusive Sourcing kennzeichnet nachhaltige Geschäftsmodelle, bei denen ein Wert auf die Lebensbedingungen der Geschäftspartner, insbesondere der Zulieferer gelegt wird. Das genannte Beispiel ist Walmart. Das Unternehmen plant einen höheren Anteil bei lokalen Landwirten in Entwicklungsländern zu beschaffen und diese auch in den Themen der nachhaltigen Landwirtschaft zu schulen. 3. Base of the Pyramid Die Geschäftsmodelle des Typus Base of the Pyramid erweitern die Teilhabe von einkommens- und vermögensschwachen Personen, gerade in Gebieten der sogenannten 2.6 Typologie nachhaltiger Geschäftsmodelle von SustainAbility 81 Dritten Welt. Neben der Beteiligung an Kapital und an unternehmerischen Möglichkeiten stehen der Zugang zu Produkten und Dienstleistungen im Fokus. Mit dem Typus Building a Marketplace werden nachhaltige Geschäftsmodelle beschrieben, bei denen neue Märkte für die Produkte gesucht werden, verbunden mit einer sozialen Verantwortung. Als Beispiel wird das Unternehmen Novartis’ Arogya Parivar präsentiert. Dabei werden in ländlichen Gebieten Indiens Lehrkräfte für medizinische Aufklärung eingesetzt, die das Vertrauen in die arzneimittelbasierte Medizin erhöhen sollen. Mit dem Aufbau lokaler Vertriebskanäle und einer Reduktion der Kosten der Arzneimittel wurde für Novartis ein neuer Markt erschlossen, für die dort lebenden Menschen ein Beitrag zu ihrer Gesundheit geleistet. Bei dem Typus Differential Pricing erfolgt eine Preisdifferenzierung aufgrund der Zahlungsfähigkeit der Kunden. Die Kunden mit hoher Zahlungsfähigkeit subventionieren die mit geringer Zahlungsfähigkeit. Als Beispiel wird das Unternehmen Narayana Health genannt. Die indische Klinikkette behandelt wohlhabende Menschen einerseits und behandelt zu günstigen Konditionen arme Menschen. Dem Typus Microfinance werden nachhaltige Geschäftsmodelle zugeordnet, bei denen Kleinkredite und weitere Finanzdienstleistungen an Schuldner mit geringem Einkommen und ohne Bankkonto ermöglicht werden. Als Beispiel wird das Unternehmen WaterCredit präsentiert. Mit Kleinkrediten wird der Zugang zu frischem Wasser und zu einem Abwassersystem ermöglicht. Die nachhaltigen Geschäftsmodelle des Typus Micro-Franchise zielen auf die Übertragung des Franchise-Konzept an Personen mit geringen finanziellen Möglichkeiten. Dabei wird das Franchisesystem gerade auch in Entwicklungsländern eingeführt. Als Beispiel wird das afrikanische Milch-Unternehmen Fan Milk Limited genannt. Fan Milk bietet im Franchise-System an, Fahrradhändler zu werden. Dabei verkauft Fan Milk ein günstiges Fahrrad mit Kühlschrank, mit dem der Franchisenehmer auf eigenes Risiko Milchprodukte verkaufen kann. 4. Financing Innovation Der Fokus der nachhaltigen Geschäftsmodelle vom Typus Financing Innovation liegt auf der Unterstützung des Absatzes von nachhaltigen Produkten. Die Geschäftsmodelle des Typus Crowdfunding ermöglichen Unternehmern ihre unternehmerische Idee durch ihr Netzwerk und eine breite Öffentlichkeit zu finanzieren. Als Beispiel ist das Unternehmen Community Sourced Capital einbezogen. Der OnlineMarktplatz organisiert zinslose Finanzierungen von kleinen Unternehmen durch Partner in deren Umfeld. Bei den nachhaltigen Geschäftsmodellen des Typus Freemium werden die Basisdienste eines Angebots kostenfrei (free) angeboten, aber die Zusatzleistungen für einen Premium-Preis. Als Beispiel wird das Unternehmen FreedomPop genannt, das gewisse kostenfreie mobile VOIP Telefonate und Datendienste anbietet, ergänzt um den kostenpflichtigen Verkauf von mobilen Endgeräten und Tarifen. 82 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle Die nachhaltigen Geschäftsmodelle des Typus Innovative Product Financing werden Finanzierungsmöglichkeiten (z. B. Leasing oder Miete) für diejenigen angeboten, die sich den Erwerb nicht leisten könnten bzw. nicht leisten wollen. Als Beispiel wird das Unternehmen Simpa Networks präsentiert. Das verkauft Fotovoltaik-Anlagen mit Speichern zum Ersatz von umwelt- und gesundheitsschädlichen Kerosinlaternen. Die Finanzierung erfolgt durch einen geringen Einstiegsbetrag und dann über die Menge des mit der Anlage erzeugten Stroms. Die nachhaltigen Geschäftsmodelle des Typus Pay for Success zielen auf die Vereinbarung von leistungsabhängigen Verträgen, gerade auch für soziale Dienstleistungen. Als Beispiel wird das Unternehmen Johnson&Johnson genannt, das den europäischen Gesundheitsbehörden anbot, ein bestimmtes Medikament einzuführen, das für diese nur zu Kosten führt, wenn die Behandlung bei über 90 % der Patienten anschlägt. Sonst müssen die Behörden nichts an Johnson&Johnson zahlen. Bei den nachhaltigen Geschäftsmodellen des Typus Subscription Model stehen solche im Fokus, bei denen ein regelmäßiger Beitrag gezahlt wird, um auch die Anreize zum Erwerb von nachhaltigen Angeboten zu erhöhen. Als Beispiel wird trotz dessen Liquidation das Unternehmen Better Place genannt, das plante die Akkus für Elektrofahrzeuge auszutauschen, statt jeweils warten zu müssen, bis diese wieder geladen sind. Better Place hätte eine meilenabhängige Miete eingenommen. Damit wären die Kosten für die Ladeinfrastruktur deutliche gesenkt worden und die Akzeptanz für Elektrofahrzeuge hätte zugenommen. Das Modell wurde aber aufgrund mangelnder Akzeptanz eingestellt. 5. Diverse Impact Die nachhaltigen Geschäftsmodelle des Typus Diverse Impact haben wenige Gemeinsamkeiten. Von der Wirkung her adressiert der Typus Shared Resource eine verbesserte Ressourceneffektivität durch gemeinsame Nutzung von Produkten, während der Typus Behavior Change an die Einstellung appelliert. Für die nachhaltigen Geschäftsmodelle des Typus Alternative Marketplace werden Marktplätze betrachtet, bei denen traditionelle Methoden verlassen oder neue Typen von Transaktionen ermöglicht werden. Als Beispiel wird das Unternehmen ITC e-Choupal genannt, das Landwirten in Indien die Möglichkeit zum Zugang zum Internet und zu Marktpreisen bietet. Damit werden Zwischenhändler umgangen und die Landwirte können besser entscheiden, wann sie für welchen Preis ihre Produkte verkaufen. Die nachhaltigen Geschäftsmodelle des Typus Behavior Change sind darauf ausgerichtet, Verhaltensänderungen für Konsumreduktion, Kaufverhalten oder Gewohnheiten zu verändern. Als Beispiel für diesen Typus wird das Unternehmen Opower genannt. Es kooperiert mit Energieunternehmen, um deren Kunden eine Plattform bereitzustellen, wie diese ihre Maßnahmen zur Minderung des Energieverbrauchs umsetzen können. Bei den nachhaltigen Geschäftsmodellen des Typus Product as a Service werden Produkte für deren Nutzung bezahlt und nicht für den Erwerb und die damit 2.7 Eine neue Typologie nachhaltiger Geschäftsmodelle 83 zusammenhängende Wartung, Reparatur, Entsorgung und Ersatzbeschaffung. Als Beispiel wird das Unternehmen Hilti genannt. Es bietet unter anderem das Fleet Management Programm an, bei dem der Kunde gegen ein monatliches Entgelt die Werkzeuge nutzen kann und diese bei Bedarf zurückgeben bzw. umtauschen kann. Der Typus Shared Resource umfasst nachhaltige Geschäftsmodelle, bei denen Kunden die Möglichkeit für einen gemeinsamen, geteilten Zugang zu Produkten gegeben werden, statt dem Erwerb durch jeden einzelnen. Als Beispiel wird das Unternehmen Fon genannt. Es bietet einen gemeinsamen WLAN-Zugang in der näheren Umgebung und für Mitglieder auch darüber hinaus. Auch die Typologie nachhaltiger Geschäftsmodelle von SustainAbility ist eine wichtige Grundlage für eine neue Typologie nachhaltiger Geschäftsmodelle. Gleichwohl fällt bezogen auf die einzelnen Typen folgendes auf: • Bei dem Typus „Environmental Impact“ fehlen für eine Typologie nachhaltiger Geschäftsmodelle solche, bei denen Luftschadstoffe reduziert werden. Auch sollte klarer der Beitrag für eine verbesserte Ressourceneffektivität bzw. eine höhere Ressourceneffizienz verdeutlicht werden. • Bei den nachhaltigen Geschäftsmodellen des Typus „Social Innovation“ fehlen solche, die sich mit Gesundheit sowie mit der Bekämpfung von Armut und Hunger beschäftigen. • Bei den nachhaltigen Geschäftsmodellen des Typus „Base of the Pyramid“ fehlen insbesondere Geschäftsmodelle mit Bezug zu Bildung und solche für die Schaffung von fairen Arbeitsbedingungen in nicht industrialisierten Ländern. • Bei dem Freemium Geschäftsmodell des Typus „Financing Innovation“ erscheint die ökologische bzw. soziale Wirkung zweifelhaft. Das Geschäftsmodell Product as a Service des Typus „Diverse Impact“ unterstreicht die Notwendigkeit für einen neuen Typus, nämlich den der Sharing Economy. 2.7Eine neue Typologie nachhaltiger Geschäftsmodelle Ziel für die Entwicklung der Typologie ist eine möglichst repräsentative Abbildung von existierenden Geschäftsmodellen in wenigen voneinander abgrenzbaren und nachvollziehbaren Typen. Dabei sollten die Typen möglichst überschneidungsfrei voneinander sein. Kann ein nachhaltiges Geschäftsmodell mehreren Typen zugeordnet werden, handelt es sich um ein hybrides nachhaltiges Geschäftsmodell. In die Analyse flossen neben den Typologien von Bocken et al., Alter und SustainAbility auch reale nachhaltige Geschäftsmodelle aus einer Reihe von Quellen ein. Diese dienten zugleich als Grundlage für die Ausführungen in Kap. 3 und sind in Tab. 3.1 84 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle dargestellt. Die Auswahlkriterien für die praktischen Beispiele als Grundlage für die Typen waren: • Geschäftsmodelle mit einem ökologischen Nutzen, d. h. einem direkten oder bei den Kunden ermöglichten Verbesserung des ökologischen Fußabdrucks, oder einer Verminderung negativer Wirkungen auf die Umwelt, und/oder • Geschäftsmodelle mit einem sozialen Nutzen, d. h. einem direkten oder bei den Kunden ermöglichten Verbesserung des sozialen Fußabdrucks, oder einer Verminderung negativer Wirkungen auf die Gesellschaft. Bei der Auswahl der Typen stand die analytische Gruppenbildung anhand der praktischen Beispiele im Vordergrund. Gleichwohl flossen auch subjektive Bewertungen aus praktischen Erfahrungen des Autors in die Auswahl ein. Insofern strebt die Typologie keine wissenschaftliche Rigidität an, sondern zielt auf eine anwendungsorientierte Unterstützung der Praxis. Abb. 2.19 fasst die neue Typologie nachhaltiger Geschäftsmodelle zusammen. Abb. 2.19 unterteilt im unteren Teil die Quellen und im oberen Teil die verschiedenen Typen nachhaltiger Geschäftsmodelle. Diese Zweiteilung ist mit dem Ordnungssystem des Porphyrianischen Baums vergleichbar. Der obere Teil der Darstellung orientiert sich an der Bedürfnispyramide von Maslow. In der ersten Ebene stehen jene nachhaltigen Geschäftsmodelle, die die menschliche Gesundheit sowie Hunger und Armut adressieren. In der nächsten Ebene folgen die nachhaltigen Geschäftsmodelle für die Stärkung des sozialen Zusammenhalts. Erst dann folgen die gleichwohl wichtigen nachhaltigen Geschäftsmodelle, die sich primär mit ökologischen Themen befassen. Dazu zählen die nachhaltigen Geschäftsmodelle zur Verbesserung der Ökoeffektivität und der Ökoeffizienz. In der obersten Ebene, entsprechend der Selbstverwirklichung bei Maslow, folgen die Typen Motivation und Bildung sowie Sharing Economy. Merksatz Die neue Typologie nachhaltiger Geschäftsmodelle umfasst 7 Typen und 28 Segmente. Während sich die Typen deutlich voneinander unterscheiden eint sie die Beschreibung von Geschäftsmodellen, die ökologisch und/oder sozial relevant, glaubwürdig und ambitioniert sind. Die Typen lassen sich in verschiedene Segmente unterteilen (Tab. 2.18). In einem Vergleich der neuen Typologie mit den Typologien von Bocken et al., Alter und SustainAbility zeigt sich, dass die neue Typologie auf den bereits dargelegten Typologien aufbaut. Eine klare Weiterentwicklung liegt in den Typen Gesundheit, Sozialer Zusammenhalt, Motivation und Bildung sowie Sharing Economy. Die neue Typologie ist damit umfassender und bietet in Kombination mit den Beispielen aus Kap. 3 eine praxisnahe Begleitung bei der Entwicklung neuer nachhaltiger Geschäftsmodelle (Tab. 2.19). 85 2.7 Eine neue Typologie nachhaltiger Geschäftsmodelle Motivation & Bildung Sharing Economy ÖkoEffektivität ÖkoEffizienz Sozialer Zusammenhalt Gesundheit Leistungsangebot Wertschöpfungskette Empowerment Ertragsmodell Partnerschaften Abb. 2.19 Typologie nachhaltiger Geschäftsmodelle Tab. 2.18 Detaillierung der Typologie nachhaltiger Geschäftsmodelle Geschäftsmodelltypen Beschreibung Gesundheit Personenbezogene Gesundheitsdienstleistungen Nicht-Personenbezogene Gesundheitsdienstleistungen Telemedizin Medizinprodukte Arzneimittel Gesunde Lebensmittel Empowerment Zugang zu Ernährung, Wasser und Mindesteinkommen Zugang zu einer funktionierenden Infrastruktur Zugang zu Produkten und Dienstleistungen Sozialer Zusammenhalt Zusammenhalt durch Wohlfahrt Zusammenhalt durch gute Arbeitsbedingungen Zusammenhalt durch Integration Ökoeffektivität Minderung von Ressourcenbedarf und Umweltbelastung für neue Produkte und Dienstleistungen Ökoeffektive Infrastruktur Technologien für die Folgenminderung von Umweltrisiken Ökoeffizienz Verbesserung der Materialeffizienz Verbesserung der Energie- und Wassereffizienz Umwelt- und Naturschutz Sharing Economy Sharing Ansätze für Privatkunden Sharing Ansätze für Geschäftskunden Genossenschaften Crowdinnovation und Shared Information Motivation and Bildung Nachhaltiges Asset Management Nachhaltige Versicherungen Finanzierung nachhaltiger Unternehmer Nachhaltige Beratungsleistungen für Unternehmer Transparenz und nachhaltige Handelsplätze Bildung für nachhaltige Entwicklung 86 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle Tab. 2.19 Vergleich der Typologien nachhaltiger Geschäftsmodelle Ahrend Bocken et al. Ökoeffektivität, ­Ökoeffizienz Maximise material and energy efficiency Ökoeffektivität Low carbon manufacturing solutions Ökoeffizienz und ­Ökoeffizienz Lean manufacturing Ökoeffektivität Additive ­manufacturing Ökoeffektivität Dematerialisation (of products/packaging) Ökoeffektivität Increased functionality (to reduce total number of products required) Ökoeffizienz, Ökoeffektivität, Sharing Economy Create value from waste Ökoeffektivität Circular economy Ökoeffektivität Cradle to Cradle Ökoeffektivität Industrial symbiosis Ökoeffizienz Reuse, re-cycle, ­remanufacture Ökoeffizienz Take back management Ökoeffizienz Use excess capacity Shared Economy Sharing assets Ökoeffizienz Extended producer responsibility Ökoeffektivität Substitute with renewables and natural processes Ökoeffektivität Move to renewable energy sources Ökoeffektivität Solar and windpower based energy innovations Ökoeffektivität Zero emissions ­initiatives Ökoeffektivität Blue Economy Ökoeffektivität Biomimicry Alter SustainAbility Produce on Demand Physical to Virtual Closed-Loop ­Production Rematerialization Shared Resource (Fortsetzung) 2.7 Eine neue Typologie nachhaltiger Geschäftsmodelle 87 Tab. 2.19 (Fortsetzung) Ahrend Bocken et al. Ökoeffektivität The Natural Step Alter Ökoeffektivität Slow manufacturing Ökoeffektivität Green chemistry Sharing Economy Deliver functionality rather than ownership Sharing Economy Product-oriented PSSmaintenance, extended warrantee Product as a Service Sharing Economy Use oriented PSS-Rental, lease, shared Innovative Product Financing Sharing Economy Result-oriented PSSPay per use Pay for Success Sharing Economy Private Finance ­Initiative Sharing Economy Design, Build, Finance, Operate Sharing Economy Chemical Services Motivation und ­Bildung, Ökoeffizienz, Gesundheit, Empowerment Adopt a stewardship role Ökoeffizienz Biodiversity protection Gesundheit Consumer care – promote consumer health and well-being Empowerment Ethical trade (fair trade) Organizational Support Model Motivation und ­Bildung Choice editing by retailers Market Linkage Model Motivation und ­Bildung Radical transparency about environmental/ societal impacts Motivation und ­Bildung Resource stewardship Motivation und Bildung, Ökoeffektivität, Empowerment Encourage sufficiency SustainAbility Alternative ­Marketplace Subscription Model Organizational Support Model (Fortsetzung) 88 2 Nachhaltige Geschäftsmodelle Tab. 2.19 (Fortsetzung) Ahrend Bocken et al. Motivation und ­Bildung Consumer education (models), communication and awareness Alter Behavior Change Motivation und Bildung, Ökoeffektivität, Empowerment Demand management (incl. cap and trade) Freemium Ökoeffektivität Slow fashion Ökoeffektivität Product longevity Ökoeffektivität Premium branding/ limited availability Empowerment Frugal business Motivation und ­Bildung Responsible product distribution/promotion SustainAbility Sozialer Zusammenhalt Repurpose for society/ und Sharing Economy environment Sozialer Zusammenhalt Not for profit Employment Model Sozialer Zusammenhalt Hybrid businesses, social enterprise (for profit) Service Subsidization Model Sharing Economy Alternative ownership: Cooperative Model cooperative, mutual (farmers), collectives Buy One, Give One Cooperative ­Ownership Sozialer Zusammenhalt Social and biodiversity Fee-for-Service-Model regeneration initiatives (net positive) Empowerment Base of pyramid solutions Market Intermediary Model Empowerment Building a ­Marketplace Empowerment Differential Pricing Empowerment Low-Income Client Model Empowerment Motivation und ­Bildung Inclusive Sourcing Microfinance Micro-Franchise Localisation Sozialer Zusammenhalt Home based, flexible working Sharing Economy, Motivation und ­Bildung Develop scale up solutions (Fortsetzung) Literatur 89 Tab. 2.19 (Fortsetzung) Ahrend Bocken et al. Sharing Economy Collaborative approaches (sourcing, producing, lobbying) Motivation und ­Bildung Incubators and Entrepreneur support models Alle Typen Licensing, Franchising Sharing Economy Open innovation ­(platforms) Motivation und ­Bildung Crowdsourcing/funding Motivation und Bildung­ Patient/slow capital collaborations Alter SustainAbility Entrepreneur Support Model Crowdfunding Literatur adelphi (Kahlenborn, W., Mewes, H., Knopf, J., Hauffe, P., Kampffmeyer, N.) & Borderstep Institut (Fichter, K., Clausen, J., Weiß, R., Beucker, S., Bergset, L.). (2013). Treiber und Hemmnisse für die Transformation der deutschen Wirtschaft zu einer „Green Economy“. Berlin: Borderstep. Ahrend, K.-M. (2014). Corporate Governance in der Energiewirtschaft – zwischen Unternehmenswert und Public Value. Energiewirtschaftliche Diskussionsbeiträge der h_da., 2(2014). Alter, S. K. (2006). Social enterprise models and their mission and money relationships In A. 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