03-30 ZR Amerikanischer Bürgerkrieg

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Musik
Will.I.Am “Yes We Can”1
bis 0’28” stehen lassen, dann unter Autor blenden.
Darüber:
(Ansage durch Poolsprecher. Wird noch geliefert)
Autor:
Der 10. Februar 2007. Es ist kalt im US-Bundesstaat Illinois, aber der
Himmel ist blau und die Sonne scheint. Bei minus 9 Grad haben sich
auf dem Platz vor dem Old State Capitol in Springfield einige Hundert
Menschen versammelt. In einem langen dunklen Mantel betritt Senator Barack Obama die Bühne.
1. O-Ton: Barack Obama
It was here, in Springfield, where North, South, East and West come
together that I was reminded of the essential decency of the American people – where I came to believe that through this decency, we
can build a more hopeful America.
And that is why, in the shadow of the Old State Capitol, where Lincoln once called on a divided house to stand together, where common hopes and common dreams still, I stand before you today to announce my candidacy for President of the United States.
Zitator:
Hier in Springfield, wo der Norden und der Süden, der Osten und der
Westen aufeinander treffen, werde ich an die Grundanständigkeit
des amerikanischen Volkes erinnert. Wegen dieser Anständigkeit
glaube ich daran, dass wir ein hoffnungsvolleres Amerika schaffen
können. Deshalb stehe ich heute hier vor dem alten Kapitol, wo Lincoln einst das geteilte Haus zur Einigung aufrief, wo noch gemeinsame Hoffnungen und Träume existieren, hier stehe ich und
2
verkünde heute meine Kandidatur zum Präsidenten der Vereinigten
Staaten von Amerika.
Sprecherin:
Der Ort hat Symbolcharakter. 1858 stand hier Abraham Lincoln, damals ebenfalls Senator von Illionois, und hielt eine seiner berühmtesten Reden. Er sprach in Anlehnung an das
Markusevangelium von einem geteilten Haus, dessen einzelne
Hälften nicht alleine stehen könnten. Gemeint war die Situation
Amerikas vor dem Bürgerkrieg. Das Land war tief gespalten in
Gegner und Befürworter der Sklaverei. Doch eine Spaltung des
Landes, gar eine Sezession einzelner Staaten, konnte sich auch
Lincoln nicht vorstellen.
Zitator:
Ich glaube nicht, dass dieses Land dauerhaft halb versklavt und halb
frei bleiben wird. Ich glaube auch nicht, dass sich die Union auflösen
wird, ich glaube nicht, dass das Haus zusammenbrechen wird. Ich
glaube aber, dass die Teilung beendet wird. Es wird entweder ganz
das eine oder ganz das andere.2
Sprecherin:
Bei der Präsidentschaftswahl 1860 kandidiert Lincoln für die Republikaner. In den zwei Jahren nach seiner berühmten Rede hat sich der
Konflikt um die Sklavereifrage sogar noch verstärkt.
Autor:
Die vier Monate zwischen der Wahl Lincolns und seiner Vereidigung
im März 1861 waren von entscheidender Bedeutung. Das Land zerbröckelte förmlich in Nord und Süd. Lincolns Vorgänger Buchanan
3
hatte nicht mehr die Kraft, dies zu verhindern und Lincoln noch nicht
die Autorität.
Musik: Blues instrumental, getragen. Darüber evtl. außermittig rechts/links:
Sprecherin:
Am 20. Dezember 1860 erklärt South Carolina als erster Staat den
Austritt aus der Union.
Autor:
Am 9. Januar folgt Mississippi.
Sprecherin:
Am 10. Januar: Florida.
Autor:
Am 11. Januar: Alabama.
Sprecherin:
Eine Woche später: Georgia.
Autor:
Wiederum eine Woche später, Ende Januar: Louisiana. Damit haben
6 von ursprünglich 13 Gründungsstaaten die Union verlassen.
Sprecherin:
Am 4. Februar 1861 gründen diese Staaten die Konföderierten Staaten von Amerika und wählen einen Präsidenten.
Autor:
In Virginia spalten sich die nordwestlichen Bezirke ab und treten als
eigener Staat West-Virginia der Union bei. Virginia selbst tritt aus der
Union aus.
Sprecherin:
In Maryland, knapp außerhalb von Washington DC, kommt es zu
ernsthaften Unruhen. Maryland bleibt aber in der Union.
Musik/Atmo:
Kreuzblende zu tumultartiger Atmo. Atmo kurz freistehen lassen, darauf wieder mittig:
Autor:
Lincoln stationiert daraufhin Truppen in Maryland und ruft das Kriegsrecht aus. Er glaubt immer noch nicht, dass es sich um einen langen
4
Konflikt handeln wird. Beim Kongress beantragt er Gelder zur Finanzierung der Truppen für drei Monate.
Sprecherin:
Der Politikwissenschaftler Ekkehart Krippendorff betont: Lincoln sei
zwar ein Gegner der Sklaverei gewesen, doch vorrangig habe er ein
anderes Ziel verfolgt.
2. O-Ton: Ekkehart Krippendorff
Das Wichtige ist, glaube ich, und darüber hat er auch immer wieder
nachgedacht und das auch ausgesprochen, es ging ihm nicht um die
Sklaverei zunächst einmal, sondern es ging ihm um die Erhaltung
der Union, um die Erhaltung der USA, des Staatsverbandes. Das war
ja nicht klar gewesen, 1776 wurden die ja gegründet als Vereinigte
Staaten von Amerika, in denen der Präsident sozusagen eine Verwalterfunktion haben sollte. Das Regieren machen die Gouverneure
der einzelnen Staaten. Und da war es nicht klar, ob es möglich sein
würde für einzelne Staaten, wieder auszutreten aus diesem vereinigten Staatenbund. Also ist es ein Bundesstaat oder ein Staatenbund? Und diese Entscheidung stand an und für Lincoln war der
Erfolg oder Misserfolg des Staatenbundes gleichbedeutend mit
Erfolg oder Scheitern des Entwurfes der Republik, der Demokratie. 3
Geräusch: Kanonenschüsse
Autor:
Vor der Küste von Charleston in South Carolina liegt Fort Sumter, die
letzte Bastion der Union im Süden. Den Konföderierten ist das Fort
ein Dorn im Auge. Sie schneiden im April die Versorgungswege zum
Fort ab. Ein Schiff aus dem Norden mit Lebensmitteln an Bord wird
von Südstaatentruppen versenkt. Am 12. April 1861 beginnt die Südstaatenarmee mit dem Beschuss – 34 Stunden lang. Am darauffolgenden Tag kapituliert der kommandierende Nordstaaten-Major
Robert Anderson. Der Beschuss von Fort Sumter gilt als Beginn des
amerikanischen Bürgerkriegs, der vier Jahre lang auf dem Gebiet der
Südstaaten geführt wurde, der das Land in Schutt und Asche zurück-
5
ließ, der die Menschen psychologisch zermürbte, der den Süden gebrochen hat und der mehr als 600.000 Menschenleben kostete, mehr
als jeder andere Krieg Amerikas.
3. O-Ton: Ekkehart Krippendorff
Ja, das wusste man ja nicht vorher. Das ist ja eigentlich bis heute der
blutigste Bürgerkrieg überhaupt gewesen. Weil er auch zum ersten
Mal mit moderner Technik geführt wurde. Es wurde das Maschinengewehr zum ersten Mal eingesetzt, es wurden zum ersten Mal UBoote gebaut, es wurden Panzerschiffe gebaut, es wurde der Stacheldraht erfunden, Schützengräben. All diese moderne Kriegsführung wurde hier zum ersten Mal ausprobiert und auch die Technik
der verbrannten Erde, womit er dann den Süden in die Knie gezwungen hat.4
Musik: Will.I.Am „Yes We Can“
Autor:
Washington, DC am 20. Januar 2009. Die Mall in Washington ist für
die Feierlichkeiten zur Amtseinführung von Barack Obama abgesperrt. Die Mall ist ein ungefähr hundert Meter breiter Grünstreifen,
auf dem etwa 1,5 Millionen Menschen an den Feierlichkeiten teilnehmen. Die Vereidigung findet auf den Stufen des Kapitols statt.
Der helle Sandstein strahlt unter dem blauen Himmel in der Sonne.
Zur Feier des Tages wird dieselbe Bibel aus der Kongressbibliothek
geholt, auf die 1860 Lincoln seine Hand für den Amtseid gelegt hatte.
Nun hält sie Michelle Obama und ihr Mann Barack legt seine Hand
für den Eid darauf.
4. O-Ton: Obama/Roberts
I do solemnly swear that I will faithfully execute the Office of President of the United States, and will to the best of my ability, preserve,
protect and defend the Constitution of the United States.
Autor:
Von den Stufen des Kapitols blickt Obama die Mall entlang, über die
vielen Menschen hinweg bis zum anderen Ende des Grünstreifens.
6
Dort steht ein Monument: griechischer Baustil, ein von vielen Säulen
getragenes Dach. Darunter: in einem überdimensionalen Stuhl
sitzend, die überlebensgroße Statue von Abraham Lincoln. Fast auf
den Tag genau vor 200 Jahren wurde er geboren. Daher steht die
Amtseinführung von Obama unter dem Motto „A New Birth of Freedom“, die Wiedergeburt der Freiheit, einem Satz aus Lincolns berühmter Rede auf dem Soldatenfriedhof von Gettysburg.
Sprecherin:
Bei der Schlacht um das kleine Städtchen Gettyburg in Pennsylvania
kamen im Bürgerkrieg besonders viele Menschen ums Leben. Die
Schlacht wurde zum entscheidenden Wendepunkt im Kriegsverlauf.
Bei der Einweihung des Soldatenfriedhofs war Lincoln der zweite
Redner, nach einem Diplomaten, dessen zweistündige Rede heute
weitestgehend in Vergessenheit geraten ist. Lincoln sprach genau
zweieinhalb Minuten. Zweieinhalb Minuten, in denen er alles sagte,
sein Demokratieverständnis erklärte und den Grund für den Konflikt
zwischen Nord und Süd darlegte. Der Politikwissenschaftler Ekkehart
Krippendorf ist voller Bewunderung für die rhetorische Brillanz und
Präzision Lincolns. Bis heute identifizieren sich Amerikaner mit Lincolns Vorstellung, dass diese Nation unter Gott die Wiedergeburt der
Freiheit erleben solle und, und das wurden wohl seine berühmtesten
Worte, dass ihre Regierung des Volkes, durch das Volk und für das
Volk nicht von der Erde verschwinden möge. Auf die Legitimation
des Krieges ging Lincoln gleich im ersten Satz seiner Rede ein. Ekkehard Krippendorf:
7
5. O-Ton: Ekkehard Krippendorf
Die Gettysburg Rede bezieht sich ja mit dem ersten Satz „four score
and seven years ago“ nicht auf die Verfassung von ´83, sondern auf
die Unabhängigkeitserklärung von ´76, die eben sagt, das ist die berühmte Formulierung von Jefferson, „we hold these truths to be self
evident that all men are created equal“, dass alle Menschen gleich
geschaffen sind. Darauf bezieht sich Lincoln, nicht auf die Verfassung. Das heißt, vor der Verfassung liegt diese Erklärung der
Rechte der Menschen und der Gleichheit der Menschen. Das ist
dann auch später noch mal wichtig geworden, das ist eigentlich bis
heute wichtig geblieben, Martin Luther King hat sich auch darauf
berufen, nicht auf die Verfassung. 5
Autor:
Genau wie Martin Luther King fiel auch Lincoln einem Attentat zum
Opfer. Nach seiner Wiederwahl 1864 wurde er beim Besuch eines
Theaters in Washington von einem fanatischen Südstaatensympathisanten angeschossen und starb am Tag darauf. Sein Vizepräsident Andrew Johnson wurde noch am selben Tag vereidigt und
führte die Politik Lincolns fort. Der Bürgerkrieg wurde offiziell mit der
Kapitulation des Südstaatengenerals Lee in Appomattox beendet.
Die Kapitulation sollte im Gerichtsgebäude des Städtchens besiegelt
werden. Doch an dem Sonntag war das Gebäude verschlossen und
so wurde sie der Legende nach im Haus des benachbarten Farmers
William McLean unterzeichnet. McLean gehörten Ländereien im
Norden von Virginia, auf denen die erste Schlacht des Krieges stattgefunden hatte und so soll er fortan erzählt haben, der Bürgerkrieg
habe in seinem Vorgarten begonnen und wurde in seinem Wohnzimmer beendet.
Sprecherin:
Nach dem Bürgerkrieg musste der Süden wieder aufgebaut werden,
sowohl physisch als auch moralisch. Die Rückkehr in die Union war
für die Südstaaten nur unter Auflagen möglich. Sie mussten unter
anderem drei Verfassungszusätze anerkennen. Im 13. Verfassungs-
8
zusatz wurde die Sklaverei abgeschafft, im 14. die Gleichheit aller
Personen, nicht nur der Staatsbürger, vor dem Gesetz zugesichert
und im 15. Verfassungszusatz wurde jedem Mann das Wahlrecht garantiert, unabhängig von seiner Hautfarbe, ethnischer Herkunft oder
ehemaligem Sklavenstatus.
Autor:
Mit der Politik aus Washington, die den Einzelstaaten zunächst vor
allem im Süden Bedingungen diktierte, änderte sich auch das Machtverhältnis zwischen Bundesregierung und Einzelstaaten. Die vor
dem Bürgerkrieg gültige Ausprägung der Souveränität der Einzelstaaten nahm stetig ab. Die Vereinigten Staaten entwickelten sich
vom Staatenbund zum Bundesstaat.
Sprecherin:
Die Anerkennung der drei Verfassungszusätze, vor allem des letzten,
der ehemaligen Sklaven auch das Wahlrecht sichern sollte, bedeutete nicht das Ende der Unterdrückung.
Musik langsamer, getragener Blues. Darauf:
Sprecherin:
Florida. Alle Ehen zwischen Weißen und Negern oder Nachfahren
von Negern bis zur vierten Generation sind ab sofort verboten.
Zitator:
Georgia. Ein Schwarzer Friseur darf als Friseur keine weißen Frauen
oder Mädchen bedienen.
Sprecherin:
Alabama. Weiße Krankenschwestern dürfen nicht dazu angehalten
werden, in Krankenhäusern oder privaten Einrichtungen schwarze
Männer zu pflegen.
9
Zitator:
Texas. Die Schulbehörde soll zwei Sorten von Schulen bereitstellen.
Solche für weiße und solche für farbige Kinder.6
Musik: aufblenden, dann unter Sprecher legen.
Autor:
Solche Gesetze wurden im Süden zwischen 1865 und 1965 reihenweise erlassen. Sie wurden als Jim Crow-Gesetze bezeichnet. Jim
Crow, das war die Bezeichnung eines tanzenden Schwarzen in einer
Karikatur der Zeit. Der Name wurde synonym für Afro-Amerikaner
benutzt.
Sprecherin:
Am 7. Juni 1892 setzte sich Homer Plessy in New Orleans in einen
Zug, um ins nicht weit entfernte Covington zu fahren.
Autor:
Bewusst verstieß er dabei gegen ein Gesetz des Staates Louisiana.
Sprecherin:
Zu sieben Achtel war Plessy weiß, zu einem Achtel schwarzer Abstammung. Trotzdem hätte er im Abteil für Schwarze fahren müssen.
Tat er aber nicht. Er wurde prompt verhaftet und klagte gegen die
Praxis der Rassentrennung.
Autor:
Er unterlag. Die Gerichte hielten fest, es sei rechtlich in Ordnung, getrennte Einrichtungen für Schwarz und Weiß zu unterhalten, so lange
diese gleichwertig seien.
Sprecherin:
Als „seperate but equal“ ging diese Doktrin in die Geschichte ein.
Doch der Alltag sah anders aus. Das Leben sei nur wenig besser
gewesen als die Sklaverei, erinnert sich der schwarze Pfarrer
George Walker Smith.
10
6. O-Ton: Rev. George Walker Smith
I was born in the State of Alabama. And the life of black people was
just a little above slavery. 7
Sprecherin:
Seine Kindheit hatte er auf einer Zuckerrohrplantage in Alabama
verbracht. Er lernte früh, dass im Süden nicht jeder Mensch gleich
ist.
7. O-Ton: Rev. George Walker Smith (englisch mit voice over)
Wenn in meiner kleinen Stadt ein Schwarzer den Bürgersteig entlanglief und ein Weißer kam ihm entgegen, dann musste der
Schwarze den Weg freimachen und auf die Straße ausweichen.8
Sprecherin:
Der Grundsatz „getrennt, aber gleichwertig“ bezog sich auch auf
Schulen. In den meisten Bundesstaaten des Südens gab es Gesetze, die getrennte Schulen für schwarze und weiße Kinder vorsahen.
8. O-Ton: Rev. George Walker Smith (englisch mit voice over)
Wir bekamen unsere Bücher gebraucht weitergereicht von den weißen Schulen. Bis zur neunten Klasse habe ich nie ein neues Schulbuch gesehen.9
Sprecherin:
In Topeka, Kansas gab es die Rassentrennung an Schulen seit
1879. Anfang der 1950er Jahre ging Linda Brown in die dritte Klasse.
Für weiße Schüler gab es eine Schule in der Nähe ihres Elternhauses. Doch weil sie Afro-Amerikanerin war, musste sie sechs
Blocks laufen und dann den Bus nehmen. Ihre Eltern klagten dagegen und wurden von der Bürgerrechtsorganisation NAACP unterstützt. Die Klage ging bis nach Washington vor das Oberste Bundesgericht.
Autor:
Der Fall riss alte Wunden auf. Politiker aus den Südstaaten forderten, der Norden möge sich nicht in die Angelegenheiten des Südens
11
einmischen. Auch ein berühmt-berüchtigter Geheimbund, der 1865,
nach dem Ende des Amerikanischen Bürgerkrieges, gegründet worden war, um die Sklaverei wiedereinzuführen, trat erneut auf den
Plan: der Ku Klux-Klan. Diese Vereinigung, die in ihren Hochzeiten in
den 1920er Jahren fast 5 Millionen Mitglieder hatte, drohte nun mit
einem neuen Bürgerkrieg. Ihre Anhänger behaupteten, Gott wolle,
dass die Rassen getrennt bleiben.10
Sprecherin:
Dessen ungeachtet nahm Präsident Eisenhower Partei für die Rechte der Afro-Amerikaner - und das Gericht urteilte:
Zitator:
Die Trennung von weißen und schwarzen Kindern in den öffentlichen
Schulen nur auf Grund ihrer Rasse verwehrt schwarzen Kindern das
Grundrecht auf Gleichbehandlung, wie es der 14. Zusatz unserer
Verfassung vorschreibt. Die Rassentrennung an Schulen ist damit
verfassungswidrig.
9. O-Ton: Rev. George Walker Smith (englisch mit voice over)
Ich glaube, es war die großartigste Entscheidung, die das Höchste
Gericht in diesem Land jemals gefällt hat. Wir Schwarzen empfanden
das Urteil als zweite Sklavenbefreiung.11
Autor:
So Pfarrer George Walker Smith. Das Urteil markierte den Anfang
vom Ende der Rassentrennung. Es war der Beginn der Bürgerrechtsbewegung, die 1964 im Civil Rights Act, im Bürgerrechtsgesetz, gipfelte. Zwischen dem bahnbrechenden Urteil im Fall Brown
gegen die Schulbehörde von Topeka, Kansas und der Verabschiedung des Bürgerrechtsgesetzes lagen zehn Jahre.
12
10. O-Ton: Martin Luther King
I have a dream…(unter Autor legen)
Autor:
Diese zehn Jahre waren geprägt von Demonstrationen wie dem
Marsch auf Washington 1963.
10. O-Ton: Martin Luther King (weiter)
I have a dream that my four little children will one day live in a nation
where they will not be judged by the color of their skin but by the
content of their character. I have a dream today.
Autor:
Zehn Jahre geprägt von Mord und Terror durch rassistische Vereinigungen wie dem Ku Klux Klan. Und zehn Jahre des zivilen
Ungehorsams, wie in Montgomery Alabama, wo alle schwarzen
Einwohner sich über ein Jahr lang weigerten, öffentliche Busse zu
benutzen. Diese fuhren über ein Jahr lang praktisch leer durch die
Stadt. Hintergrund war die Verhaftung der schwarzen Näherin Rosa
Parks, die sich 1955 geweigert hatte, ihren Sitzplatz im Bus zu
Gunsten eines Weißen aufzugeben.
Sprecherin:
Die Bürgerrechtsbewegung hat charismatische Führer hervorgebracht, allen voran Martin Luther King, Jesse Jackson und
Malcolm X.
Autor:
Martin Luther King stammte aus dem Süden. Er unterschied sich besonders von Malcolm X, der aus den schwarzen Vorstädten New
Yorks stammte. King glaubte an den amerikanischen Traum von Erfolg und Aufstieg.
11. O-Ton: Martin Luther King
I have seen the promised Land…
13
Sprecherin:
Der radikale Muslim Malcolm X wollte die Separation von den Weißen in Form von eigenen Städten, Dörfern und Landstrichen nur für
Schwarze. Inseln schwarzer Afro-Amerikaner inmitten eines
rassistischen weißen Meeres.12 In seiner radikalen Phase war ihm
dafür jedes Mittel recht – auch Gewalt.
12. O-Ton: Malcolm X (englisch mit voice over)
Gewaltlosigkeit lehne ich in jeder Form ab, wenn nicht alle Beteiligten
gewaltfrei sind. Wenn der Ku Klux Klan der Gewalt abschwört, werde
auch ich gewaltlos sein. Wenn die weißen Rassisten vom Citizens
Council der Gewalt abschwören, werde auch ich gewaltlos sein. Aber
so lange die anderen nicht gewaltlos sind, lasse ich es nicht zu, dass
man mir von Gewaltlosigkeit predigt. 13
Autor:
Als Martin Luther King im August 1963 seine berühmte „I Have A
Dream“- Rede hielt, antwortete Malcolm X nur wenige Stunden danach mit Zynismus.
Zitator:
Es gibt zwei Arten von Niggern. Den Feldnigger und den Hausnigger.
Wenn das Herrenhaus brennt, bittet der Hausnigger um einen starken Regen, der Feldnigger betet um einen kräftigen Wind.14
Autor:
1964 verabschiedete der Kongress den Civil Rights Act. Es war das
sechste Gesetz mit diesem Titel. Vorangegangene Versionen regelten nur einzelne Bereiche in der Bürgerrechtspolitik des Landes, sie
verboten explizit rassistische Gewalt gegen Schwarze oder regelten
die Wahlbeobachtung, um zu verhindern, dass Schwarze an der
Stimmabgabe gehindert würden. 1964 aber wurde ein umfassendes
Bürgerrechtsgesetz verabschiedet, dass Diskriminierung wegen Herkunft, Hautfarbe, Religion und Geschlecht verbot. Alle Jim Crow-
14
Gesetze des Südens wurden in der Folge für rechtswidrig erklärt.
Präsident Lyndon B. Johnson unterzeichnete das Gesetz.
13. O-Ton: Präsident Lyndon B. Johnson (englisch mit voice over)
Ich will nicht der Präsident sein, der große Reiche baut oder der
Ruhm und Machtausdehnung sucht. Ich will der Präsident sein, der
geholfen hat, den Hass zwischen seinen Mitmenschen zu beenden,
der gegenseitige Zuneigung zwischen allen Rassen, allen Regionen
und allen Parteien gefördert hat.15
Autor:
Das Tauziehen begann allerdings im Senat, wo SüdstaatenDemokraten die Verabschiedung verhindern wollten. Senator Smith
aus Virginia brachte einen Zusatz zum Bürgerrechtsgesetz ein: gleiche Rechte nicht nur für Schwarze, sondern auch für Frauen, die in
der ursprünglichen Version nicht bedacht waren. Historiker sind sich
über die Motive von Howard Smith nicht einig. Viele halten es für
wahrscheinlich, dass er mit der Ausdehnung auch auf Frauen das
Gesetz zu Fall bringen wollte, in der Annahme, dass das für viele
Abgeordnete zu weit ginge. Doch das Gesetz wurde nach langem,
zähem Ringen angenommen und Präsident Johnson unterzeichnete
es vor laufenden Kameras im Ostflügel des Weißen Hauses.
Musik:
Pete Seeger oder so.
Sprecherin:
Die präsente, öffentliche, erste Reihe der Bürgerrechtsbewegung besetzten Männer wie Malcolm X, Martin Luther King, Jesse Jackson
und Thurgood Marshall. Auch vorher führten Männer den politischen
Kampf für die Gleichberechtigung von Schwarz und Weiß in Amerika
an. W. E. B. du Bois, der Intellektuelle, erster schwarze Absolvent
der Harvard Universität oder Booker T. Washington, der einer der
letzten Führer der schwarzen Bürgerrechtsbewegung war, der noch
15
als Sklave geboren wurde. Sie waren wichtig für den Erfolg der Bewegung, keine Frage. Doch was wäre diese Bewegung ohne couragierte, uneitle, mutige Frauen gewesen?
Autor:
Zwei Frauen besonders. Die Geschichte von Sklaverei, Bürgerkrieg,
Unterdrückung und Bürgerrechten ist auch ihre Geschichte. Ihre Lebensdaten überschnitten sich im Jahre 1913 um gerade mal einen
Monat. Harriet Tubman lebte zur Zeit Lincolns und starb 1913, Rosa
Parks wurde 1913 geboren und bereitete später durch ihre Courage
Martin Luther King die Bühne.
Sprecherin:
Rosa Parks wuchs in Alabama auf. Sie erfuhr schon früh, dass es
eine weiße Welt gab, in der Kinder mit Schulbussen zum Unterricht
gefahren wurden, und ihre Welt, in der sie viele Meilen zur Schule
laufen musste. Weil sie ihre Großmutter pflegen musste, brach sie
die Schule vorzeitig ab. Später holte sie den High School Abschluss
nach und arbeitete als Näherin in einem Kaufhaus in Montgomery,
Alabama.
Autor:
Wann Harriet Tubman geboren wurde, weiß niemand so genau. Ihre
Großmutter wurde mit einem Sklavenschiff aus Afrika nach Amerika
gebracht. Harriet Tubman hatte drei ältere Schwestern und einen
jüngeren Bruder. Sie alle waren das Eigentum des Plantagenbesitzer
Edward Brodess. Der konnte mit der Familie machen, was er wollte.
So verkaufte er die drei Schwestern, die Harriet, aber auch ihre Mutter nie wieder sahen. Als ihr jüngerer Bruder verkauft werden sollte,
verbarrikadierte sich die Mutter in der Hütte und drohte jedem den
16
Schädel einzuschlagen, der seinen Kopf in die Tür steckte. Der Verkauf des Jungen platzte. Harriet Tubman lernte daraus: Widerstand
lohnt sich.
Sprecherin:
Rosa Parks bestieg abends nach der Arbeit den Bus an der Cleveland Avenue in Montgomery und setzte sich auf die Bänke für
Schwarze im hinteren Bereich. Als die vorderen Plätze mit Weißen
besetzt waren, kam der Busfahrer nach hinten. Er nahm das Schild,
das die Sektion für Schwarze von der der Weißen trennte und versetzte es um eine Reihe nach hinten. Vier Schwarze sollten aufstehen, um für Weiße Platz zu machen, darunter war Rosa Parks.
Während drei Männer aufstanden, blieb sie sitzen. Der Busfahrer
holte die Polizei und Parks wurde verhaftet.
Autor:
Harriet Tubman floh von der Plantage, versteckte sich in den Sümpfen, übernachtete bei Fluchthelfern. Es gab ein Netzwerk, die sogenannte Underground Railroad. Es war keine Eisenbahn im wörtlichen Sinne, sondern ein Netzwerk von Fluchthelfern, das Schwarze
auf verschiedene Routen aus dem Süden in den freien Norden
brachte. Harriet Tubman legte etwa 145 Kilometer zurück bis nach
Pennsylvania. Später erinnerte sie sich an ihre Flucht, schaute ihre
Hände an, um zu sehen, ob sie immer noch dieselbe Person war. Es
schien ihr alles so herrlich; die Sonne, erinnerte sie sich, schimmerte
wie Gold durch die Bäume und über die Felder. Sie nahm Arbeit im
Norden an, sparte Geld und reiste noch 13 Mal auf geheimen Routen
in den Süden, holte ihre Nichte und deren Kinder und insgesamt 70
Personen in den Norden. Sie brachte sie bis nach Kanada, um sie in
Zugehörige Unterlagen
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