Schietwetter - na und? Extremwetterereignisse und wie Sie sich schützen können Ein Leitfaden zur privaten Risikovorsorge Impressum Herausgeber Klimabündnis Kieler Bucht www.klimabuendnis-kieler-bucht.de Layout & Druck druckpunkt eckernförde Auflage 2.000 Exemplare Titelbild Kieler Nachrichten Diese Broschüre wurde erstellt vom Klimabündnis Kieler Bucht in Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Kiel, dem Ministerium für Inneres und Bundesangelegenheiten des Landes Schleswig-Holstein und der Provinzial Nord Brandkasse. Laut einer FORSA-Umfrage des Versicherungsverbandes im Jahr 2013 schätzen 90 Prozent der Deutschen das Risiko gering ein, persönlich von Hochwasser, Sturm oder anderen Naturgefahren betroffen zu werden. „So etwas passiert doch nur im Fernsehen“ mögen viele denken, wenn die Nachrichten wieder einmal Bilder von Sturzfluten, Orkanstürmen, Hitzeschäden oder wetterbedingten Stromausfällen zeigen. Doch auch in Deutschland und in Schleswig-Holstein häufen sich sowohl Anzahl als auch Schadenswirkungen von extremen Wetterereignissen. Die meisten Klimaforscher und Meteorologen sehen inzwischen einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Extremwetterereignissen und dem globalen Klimawandel. Foto: Provinzial Nord Brandkasse Weil jedoch auch in Kiel künftig immer mehr Menschen und Haushalte von den Auswirkungen solcher „Unwetter“ betroffen sind beziehungsweise sein können, möchte dieser Leitfaden den Kieler Bürgern Informationen und Orientierung geben, wie sie sich gegen vermeidbare Schäden und Probleme wappnen können. Da die gesundheitlichen Beeinträchtigungen vielfältig sein können, wird in dieser Broschüre nicht weiter darauf eingegangen. 3 Foto: Stranger in town./ Quelle PHOTOCASE Der globale Klimawandel ist Realität Wissenschaftlich belegt ist eine Erhöhung der durchschnittlichen Erdtemperatur um etwa 1° C seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Bis zum Ende des 21. Jahrhunderts geht die Klimaforschung nun aber von einer Temperaturzunahme von 2° - 5° C aus. Dies ist die schnellste bekannte Erwärmung in der Erdgeschichte. Damit verbunden ist ein beschleunigter Anstieg des Meeresspiegels, der weltweit niedrige Küstengebiete gefährdet. Solche Extremwetterereignisse können nicht nur die Gesundheit der Menschen gefährden, sie verursachen jährlich auch hohe Schäden an Wohngebäuden und Sachwerten und damit für viele auch sehr hohe Kosten. So belief sich zum Beispiel bei der Provinzial Nord Brandkasse im Jahr 2013 die Summe aller Sachschäden durch Wetterereignisse in Schleswig-Holstein auf mehr als 110 Millionen Euro. Quelle: Kieler Nachrichten Für alle Bewohner Norddeutschlands stellt aber vor allem die Häufung von Extremwetterereignissen ein Problem dar. Im Sommer 2014 wurden überdurchschnittlich viele Unwetter in Deutschland registriert; dabei sind fast allen von uns die Bilder der Katastrophenfluten vom Juni 2013 noch in guter Erinnerung. Für die kommenden Jahre müssen wir also damit rechnen, dass etwa Stürme, Starkregen, Hitzeperioden oder Gewitter an Häufigkeit und Intensität deutlich zunehmen. Diese Broschüre erklärt die wichtigsten Extremwetterereignisse und gibt Tipps für private Vorsorgemaßnahmen, damit Sie sich, Ihre Familie und Ihr Hab und Gut besser schützen können. 5 Kreis Rendsburg Eckernförde Blickstedt Stift Holtenau ee Osts wittenbek - Kanal r d No Wik Suchsdorf Ottendorf sdorf Krons- Ravensberg Düs hagen Schreventeich Mettenhof Altstad Hasseldieksdamm Südfriedhof Ga Russee F Broders- Möltenort l e r u e Heikendorf K i Kitzeberg Mönkeberg sternbrook Schönkirchen NeumühlenDietrichsdorf dt aarden- dorf Ellerbek Wellingdorf Kreis Plön Ost Legende Klausdorf Unfallereignisse nach Sturm Christian Quelle: Kieler Nachrichten Stürme Schleswig-Holstein sturmerprobt? Zwei kurz hintereinander über Schleswig-Holstein hinwegfegende Orkane (Christian am 28.10.2013 und Xaver am 05.12.2013) gaben im Herbst 2013 einen Vorgeschmack darauf, was der Klimawandel künftig so alles „bewegen“ könnte. In einer wärmeren Atmosphäre steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auf engem Raum starke Luftdruckgegensätze entstehen. Dann sind die Voraussetzungen gegeben, dass sich Stürme über dem Atlantik oder über der Nordsee entwickeln. Ab Windstärke neun sprechen wir von einem Sturm, bei Windstärke zwölf von einem Orkan. Die Windstärkenskala endet allerdings bei zwölf, so dass ein Orkan 100 km/h oder auch 180 km/h „schnell“ sein kann. Noch stärkere Tornados – meist in Verbindung mit einer Gewitterfront - sind örtlich sehr begrenzt und in Norddeutschland bisher relativ selten. In Schleswig-Holstein kommt der Wind meistens aus westlichen Richtungen und die stärksten Stürme treten am häufigsten im Winterhalbjahr auf. Bedingt durch die geographische Lage der Ostsee kommt es in Kiel nicht so häufig zu Sturmereignissen wie an der Nordsee, die aber dennoch sehr heftig ausfallen können, wie Christian und Xaver gezeigt haben. 8 Foto: owik2./ Quelle: PHOTOCASE Was passiert bei einen Sturm? Mit Spitzenwindböen bis zu 163 km/h traf das Sturmtief Christian zum Beispiel auf die Insel Sylt. Durch solch hohe Windgeschwindigkeiten können Dächer abgedeckt werden und durch herumfliegende Gegenstände starke Schäden am Haus und an Fahrzeugen entstehen. Lose Dachziegel sowie umstürzende Bäume und fallendes Astwerk gefährden in fast allen Stadt- gebieten die Menschen im Freien. Häufig werden auch Feuerwehr und Rettungskräfte durch blockierte Straßen behindert und der gesamte öffentliche Nahverkehr stark beeinträchtigt. Weiterhin kann es zu Überflutungen der küstennahen Gebiete und damit zu großen Schäden an der Infrastruktur in Küstennähe kommen. Foto: CHRISsadowski / Quelle: iStock Foto: Matthias Neubauer / Quelle: EUCC-D Foto: remope / Quelle: fotolia 9 Grafik: Provinzial Nord Brandkasse Diese Karte zeigt, welche Stärke beziehungsweise Windgeschwindigkeit beim Sturm Christian am 28.10.2013 in Kiel und Umgebung gemessen wurden. In den orange-roten Gebieten traten die höchsten Windgeschwindigkeiten von über 100 km/h auf, das ist Orkanstärke. Auffällig ist, dass wegen der Nordrichtung des Sturmes die am stärksten betroffenen Gebiete nahe der Förde und der Kieler Bucht liegen. 10 Was kann ich tun bei Sturm? Vor dem Sturm Während bzw. nach dem Sturm Achten Sie auf solide, das heißt windsichere Dachbedeckung und lassen Sie diese regelmäßig von Fachleuten überprüfen. Gehen Sie nur vor die Tür, wenn es unvermeidbar ist und wenn, dann in fester Kleidung. Sichern Sie leichte Gegenstände wie Gartenmöbel, Müll- und Wassertonnen in Innenräumen. Sichern Sie Bäume auf Ihrem Grundstück, vor allem in Hausnähe. Schließen Sie Fensterläden und Rollos. Parken Sie Ihr KFZ nicht unter Bäumen. Achten Sie auf herunterfallende oder umherfliegende Gegenstände, wie Ziegel oder Äste. Fotografieren und protokollieren Sie Schäden zur Dokumentation für die Versicherung. Benachrichtigen Sie im Falle eines Schadens umgehend Gebäude-, Hausrat- beziehungsweise KFZVersicherung. Sorgen Sie für Stromausfälle vor, zum Beispiel durch Bereithalten von Taschenlampen. Bevorraten Sie sich mit Lebensmitteln und Getränken. Prüfen Sie, ob Ihr Versicherungsschutz für Schäden bei Sturmereignissen ausreicht. Bieten Sie hilfsbedürftigen Personen Ihre Hilfe an. 11 Starkregen Regen ist nicht gleich Regen Der Klimawandel heizt die Atmosphäre immer mehr auf und erwärmt auch die Meere. Dadurch gelangt mehr Wasserdampf in die Luft. Als Folge fallen immer mehr Niederschläge als Starkregen, das heißt es kommt zu großen Niederschlagsmengen in einer verhältnismäßig geringen Zeitspanne. Laut Deutschem Wetterdienst ist ein Starkregen dann gegeben, wenn die Regenmengen in einer Stunde zehn Millimeter oder in sechs Stunden 20 Millimeter übersteigen (ein Millimeter Niederschlag bedeutet einen Liter Wasser pro Quadratmeter). Eine Unwetterwarnung wird bei noch höheren Regenmengen ausgesprochen, nämlich bei über 25 Millimeter pro Stunde oder über 35 Millimeter in sechs Stunden. Auslöser für Starkregen kann zum Beispiel ein Mittelmeertief sein, welches warme, wassergesättigte Luftmassen nach Mitteleuropa führt und großflächig hohe Niederschlagsmengen bringt. Die Hochwasserkatastrophen in Deutschland in den Jahren 2002 und 2013 gingen auf solche Wetterlagen zurück. Aber auch sommerliche Gewitterfronten sind häufig für lokale Starkregenereignisse verantwortlich. 12 Foto: Yarik / Quelle: PHOTOCASE Was passiert bei Starkregen? Das bisschen Wasser kann doch keinen Schaden verursachen, oder? Leider doch! In der Stadt kann oft nur ein kleiner Teil des Niederschlags versickern, der Rest fließt oberflächlich und durch die Kanalisation ab. Je nach Geländehöhe und Straßenverlauf können die städtischen Entwässerungsanlagen überlastet sein, wodurch Wasser in die Abflusssysteme von Gebäuden, besonders in die Keller, gedrückt wird. Wenn ein Haus ungünstig steht, zum Beispiel in einer Mulde, kann überdies auch oberflächlich abfließendes Wasser von außen durch Kellerfenster, Schächte oder Mauern eindringen. Besonders bedroht sind Gebäude am Rand von Bächen und Flüssen, die bei Starkregen anschwellen und über die Ufer treten können. Dann kann es, wie im Sommer 2002 oder 2013 in vielen Städten und Dörfern, zu massiven Überflutungsschäden und Zerstörungen kommen. Viele Menschen, die vorher nie mit einer Gefahr durch Starkregen und Hochwasser gerechnet hatten, wurden vom Ausmaß der Schadenswirkungen überrascht. Foto: Fotimmz / Quelle: fotolia Foto: Jürgen Fälchle / Quelle: fotolia Foto: Provinzial Nord Brandkasse 13 Grafik: Provinzial Nord Brandkasse Gelegentlich treten im Kieler Raum auch Starkregenereignisse auf, wie am 29.06.2012. Aus der Karte wird ersichtlich, dass der stärkste Niederschlag (die dunkelblaue Farbe entspricht etwa fünf Prozent des Jahresniederschlages innerhalb kurzer Zeit) in einem südöstlich verlaufenden Streifen von Heikendorf bis Blumenthal auftrat. Im Innenstadtbereich kam es damals zu Überschwemmungen entlang mehrerer Straßenzüge. 14 Was kann ich bei Starkregen tun? Vor dem Starkregen Während bzw. nach dem Starkregen Informieren Sie sich bei einem Neubau oder Renovierungsarbeiten über Drainageanlagen an Ihrem Haus. Beachten Sie laufend lokale Unwetterund Hochwasserwarnungen. Installieren Sie eine Rückstausicherung in Ihrem Keller beziehungsweise Abflusssystem. Wenn möglich, richten Sie ein Fußbodengefälle mit Abfluss in Ihrem Keller ein. Lagern Sie mobile Schutzsysteme oder Sandsäcke und eine Tauchpumpe ein. Legen Sie eine Liste von Handwerksbetrieben für Reparaturen beziehungsweise Schadensbeseitigung an. Sichern Sie niedrige Türen und Fenster durch wasserdichte Aufsätze / Sandsäcke. Lagern Sie teure Gegenstände und wichtige Dokumente in den oberen Geschossen. Fotografieren und protokollieren Sie Schäden zur Dokumentation für die Versicherung. Benachrichtigen Sie umgehend Gebäude-, Hausrat- beziehungsweise KFZ-Versicherung. Prüfen Sie, ob Ihr Versicherungsschutz für Schäden bei Starkregen ausreicht. Bieten Sie hilfsbedürftigen Personen Ihre Hilfe an. 15 Gewitter Potz Blitz! Auch auf die Entstehung von Gewittern scheint der Klimawandel einen Einfluss zu haben, denn mit mehr Wasserdampf und latenter Wärme ist auch mehr Energie in der Atmosphäre. Gewitter sind ein in den Sommermonaten gehäuft auftretendes Wetterphänomen, bei dem es zu starken und gefährlichen Entladungen von elektrischer Energie kommt – Blitze. Oft folgen sie auf sommerliche Hitzephasen, weil die starke Erwärmung des Erdbodens die Luftmassen zum Aufsteigen in große Höhen zwingt. Die elektrische Energiemenge, die in den Blitzen eines Sommergewitters freigesetzt wird, würde ausreichen, um eine Großstadt wie Kiel tagelang mit Strom zu versorgen. Blitzeinschläge stellen die größte Gefahr durch Gewitter dar. Durch Blitze können Personen im Freien getötet werden, Gebäude in Brand gesetzt oder Geräte beziehungsweise die Stromversorgung lahmgelegt werden. Aber auch die Begleiterscheinungen von Gewittern bergen Risiken, etwa starke Sturmböen, heftige Niederschläge in Form von Starkregen oder Hagel bis hin zur Entstehung von Minitornados, die auch in Norddeutschland vermehrt beobachtet werden. 16 Foto: Francesca Schellhaas / Quelle: PHOTOCASE Was kann ich bei Gewitter tun? Vor dem Gewitter Während bzw. nach dem Gewitter Installieren Sie Blitzableiter am Haus, falls nicht vorhanden. Beachten Sie laufend lokale Unwetterwarnungen. Sorgen Sie für einen Stromausfall vor zum Beispiel durch Bereithalten von Taschenlampen etc. Halten Sie sich soweit möglich nicht im Freien auf und suchen Sie nicht unter Bäumen Schutz. Sichern Sie Fenster und Gegenstände im Freien gegen Windböen und Hagel. Nehmen Sie teure Geräte (TV, Musikanlagen, Computer etc.) vom Netz (Überspannungsgefahr!). Parken Sie Ihr KFZ im Carport oder in der Garage, um Hagelschäden zu vermeiden. Sichern Sie Fenster und Gegenstände im Freien gegen Windböen und Hagel. Prüfen Sie, ob Ihr Versicherungsschutz für KFZ und Hausrat ausreicht. Bieten Sie hilfsbedürftigen Personen Ihre Hilfe an. Fotografieren und protokollieren Sie Schäden zur Dokumentation für die Versicherung. Melden Sie entstandene Schäden umgehend bei Gebäude-, Hausrat- beziehungsweise KFZ-Versicherung. 17 Hitzeperiode Puhhh... und jetzt ein Eis, das denken sich viele im Sommer. Aber was, wenn die Abkühlung ausbleibt?! Viele Klimaforscher sehen in Mitteleuropa einen Trend zur Zunahme sommerlicher Hitzeperioden, also von längeren Zeiträumen mit ungewöhnlich hohen Temperaturen zur Tages- und Nachtzeit. Sie treten je nach Region unterschiedlich auf, aber in der Stadt sind sie meist am stärksten, da sich hier die Umgebung besonders stark aufheizt. Die Hitzewellen sind also auch in Kiel ein Thema, wenngleich Räume in Südoder Ostdeutschland meist deutlich stärker betroffen sind. Durch starke Sonneneinstrahlung über längere Zeit erwärmen sich der Erdboden und die darauf stehenden Gebäude tagsüber stark. Eine ausreichende Abkühlung findet dann nachts nicht mehr statt. Dabei spielen der Gebäude- und der Dachtyp eine wichtige Rolle. Eng zusammen stehende beziehungsweise stark verglaste Gebäude sind besonders betroffen. Durch die hohe Lufttemperatur kann es bei vielen Menschen zu Herz-Kreislauf-Problemen kommen und die Arbeits- und Konzentrationsfähigkeit wird stark eingeschränkt. Bei der Austrocknung von Wasserleitungen kann es zu Bakterienbildung kommen. Die Auswirkungen von Hitzewellen sind also vor allem gesundheitlicher Natur. 18 Foto: celeste clochard / Quelle: fotolia Was kann ich bei einer Hitzeperiode tun? Vor der Hitzeperiode Während bzw. nach der Hitzeperiode Überprüfen und gegebenenfalls verbessern Sie die Gebäude-/ Dachisolierung Ihres Hauses. Stellen Sie sicher, dass beim Verzehr von leicht verderblichen Lebensmitteln die Kühlkette nicht unterbrochen wurde. Bei Bedarf erwägen Sie den zeitweiligen Einsatz von Ventilatoren oder Klimaanlagen. Konsultieren Sie bei Hitzeempfindlichkeit rechtzeitig einen Arzt. Bieten Sie hilfsbedürftigen Personen Ihre Hilfe an. Fotografieren und protokollieren Sie Schäden zur Dokumentation für die Versicherung. Melden Sie entstandene Schäden umgehend. Beschränken Sie soweit möglich die körperliche Belastung auf ein Minimum. Lagern Sie einen ausreichenden Getränkevorrat ein und trinken Sie mehr als sonst, auch außerhalb des Hauses. Suchen Sie klimatisierte bzw. kühlere Orte auf, wenn Sie unterwegs sind. Verlegen Sie, wenn möglich, sportliche Betätigung oder anstrengende Tätigkeiten in die kühleren Morgenoder Abendstunden. Schützen Sie Ihren abgestellten PKW vor Sonneneinstrahlung. Lassen Sie keine hilfsbedürftigen Personen, Kinder und Haustiere, auch nicht kurzzeitig, zurück. Bewahren Sie keine Spraydosen im Fahrzeug auf. 19 Kälteperiode Schon wieder Schneeschippen?! Kiel liegt relativ weit nördlich, wo das Ostseeklima von Zeit zu Zeit auch für sehr winterliche Verhältnisse sorgt. Älteren Schleswig-Holsteinern ist die Schneekatastrophe von Silvester 1978/79 noch in lebhafter Erinnerung. Damals kamen durch die Schneemassen der gesamte Verkehr und die Versorgung der Bevölkerung in weiten Teilen des Landes gänzlich zum Erliegen. Auch in den vergangenen Jahren erlebte Kiel wiederholt starke Schneefälle und Tage mit extremem Glatteis. Wenn an sechs aufeinanderfolgenden Tagen die Höchsttemperatur unter null Grad liegt, spricht man von einer Kälteperiode oder Frostperiode. Dass sich solche Winterwetterlagen in unseren Breiten künftig häufen werden, ist allerdings unwahrscheinlich. Durch anhaltende starke Schneefälle kann es zu massiven Einschränkungen im öffentlichen Leben kommen, wie zum Beispiel Lieferengpässe durch verschneite Straßen sowie Verspätungen und Ausfälle von Bussen und Bahnen. Große Schneemassen auf Dächern können durch Einsturzgefahr die Sicherheit im Gebäude gefährden. Im Außenbereich von Gebäuden bergen abgehende Dachlawinen Risiken für Menschen in der Nähe. Weiter besteht auf glatten Straßen und Wegen ein hohes Unfall- und Verletzungsrisiko. 20 Foto: aremac / Quelle: PHOTOCASE Was kann ich tun bei Schnee und Eis? Vor dem Wettereinbruch Während bzw. nach dem Wettereinbruch Kontrollieren Sie Hausdach und Gehwege auf Sicherheit (Schneeräumpflicht!). Halten Sie Schneeräumgeräte, zum Beispiel Schaufeln und Streumittel bereit. Vermeiden Sie alle nicht dringend erforderlichen Gänge oder Fahrten mit dem Auto. Verhindern Sie das Einfrieren von Wasserleitungen in Haus und Garten durch zusätzliche Isolierung. Prüfen Sie, ob ein (Haftpflicht-) Versicherungsschutz besteht, zum Beispiel hinsichtlich der Räum- und Streupflicht. Machen Sie Ihr KFZ wintertauglich (Winterreifen,Frostschutzmittel, etc.). Rechnen Sie mit Stromausfall. Halten Sie einen Vorrat an Kerzen, Taschenlampen, Batterien, Brennstoff für den Kaminofen und Nahrungsmitteln bereit. Achten Sie auf rutschfestes Schuhwerk, wenn Sie das Haus verlassen. Führen Sie ein Mobiltelefon mit sich für den Fall eines Sturzes oder Unfalls. Benutzen Sie keine abgelegenen Wege oder Straßen. Nehmen Sie bei Autofahrten warme Decken und Getränke mit. Kontrollieren Sie während/nach der Tauphase Ihr Gebäude/Keller auf Feuchtigkeit sowie Ihr Hausdach auf mögliche Schäden. Bieten Sie hilfsbedürftigen Personen Ihre Hilfe an. 21 Chancen und Risiken des Klimawandels erkennen und gemeinsam gestalten Klimaschutz ist richtig und wichtig. Da wir aber den Klimawandel nicht mehr gänzlich aufhalten können, müssen wir uns rechtzeitig anpassen und auf die zu erwartenden Folgen einstellen, positive wie negative. So drohen beispielsweise Gefahren durch extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Stürme und Sturmfluten, andererseits bieten höhere Temperaturen auch Chancen für den Tourismus. Um hier rechtzeitig und angemessen reagieren zu können und gemeinsam Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel zu entwickeln, wurde Anfang 2010 das Klimabündnis Kieler Bucht ins Leben gerufen, initiiert durch Prof. Dr. Horst Sterr von der Abteilung Küstengeographie und Klimafolgenforschung der Universität Kiel und den Schönberger Bürgermeister a. D. Wilfried Zurstraßen. Das Netzwerk umfasst derzeit 20 Küstengemeinden von Hohwacht bis Kappeln, wissenschaftliche Institutionen, Ämter und Ministerien, Tourismus- und Umweltorganisationen. Eine unserer Aufgaben ist die Unterstützung der Landeshauptstadt Kiel bei der Entwicklung einer kommunalen Anpassungsstrategie; diese Broschüre ist ein Teil dieser Strategie. 22 Grafik: Klimabündnis Kieler Bucht Die Partner vom Klimabündnis Kieler Bucht Hier finden Sie weitere Informationen BSH - Sturmflutwarnungen www.bsh.de Haus und Grund Deutschland www.hausundgrund.de Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Broschüre „Für den Notfall vorgesorgt“ www.bbk.bund.de Katastrophenschutz www.katastrophenschutz.schleswig-holstein.de Klimabündnis Kieler Bucht www.klimabuendnis-kieler-bucht.de Climate Service Center www.climate-service-center.de Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) www.bmub.bund.de/N42783 KOMPASS - Kompetenzzentrum Klimaanpassung im Umweltbundesamt www.umweltbundesamt.de/tags/ kompass Deutscher Wetterdienst www.dwd.de Norddeutscher Klimaatlas www.norddeutscher-klimaatlas.de Fahrplan Klimaanpassung des Landes Schleswig-Holstein www.schleswig-holstein.de/MELUR Norddeutsches Klimabüro www.norddeutsches-klimabuero.de Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft www.gdv.de Umweltbundesamt www.umweltbundesamt.de/themen/ klima-energie 23 Foto: ots-photo / Quelle: fotolia