Daten- und Konfigurationsmanagement Autor: Prof. Dr.-Ing. Frank-Lothar Krause Fraunhofer Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik (IPK) Pascalstraße 8-9 10587 Berlin Telefon: +49 (0) 30 / 3 90 06 – 2 43 Telefax: +49 (0) 30 / 3 91 10-37 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.ipk.fraunhofer.de/geschaeftsfelder/vpe Stand: 1. November 2006 Seite 1 (13) Zusammenfassung Mechatronische Produkte zeichnen sich durch die Wechselwirkungen der Fachdisziplinen Maschinenbau, Elektrotechnik, Regelungstechnik und Informationstechnik aus. Die zahlreichen Abhängigkeiten zwischen den genannten Disziplinen stellen besondere Anforderungen an den Produktentwicklungsprozess und damit zusammenhängend an das Daten- und Konfigurationsmanagement. In diesem Zusammenhang soll ein funktionierendes Datenmanagement eine konsistente und integrierte Verwaltung der Daten gewährleisten, die sowohl organisatorische, methodische und technische Maßnahmen und Verfahren, als auch deren Zusammenwirkung mit den Geschäftsprozessen betrifft. Unter Konfiguration versteht man miteinander verbundene funktionelle und physische Merkmale eines Produkts, wie sie in den Anforderungen an Entwicklung, Realisierung, Verifizierung, an Funktionstüchtigkeit und Unterstützung des Produkts beschrieben sind [ISO 10007]. Konfigurationsmanagement ist somit eine koordinierte Tätigkeit zur Leitung und Lenkung der Konfiguration. Daten- und Konfigurationsmanagement Seite 2 (13) Management der Produktdaten Um den mechatronischen Entwicklungsprozess und die Aktivitäten entlang des Produktlebenszyklus zu unterstützen, ist das effiziente Management der Produktdaten äußerst wichtig. Die Produktdaten beschreiben ein Produkt während seines gesamten Lebenszyklus von den Anforderungen über Entwurf und Planung bis zur Stilllegung (Bild 1). Zu den Produktdaten gehören: • Zeichnungsdaten, • CAD-Modelldaten, • Stücklisten, • Projektdaten, • NC-Daten, • Softwarekonfigurationen, • Fertigungsplänen, • Werkzeug- und Betriebsmitteldaten, etc. Marktanalysen Software Prozesse Arbeitsplan/ NC Stadardteile Spezifikationen/ Anforderungen Projektplan Forschung Forschung Produkt struktur Stücklisten Planung Testresultate Design & Prod. Plan. Testen Simulations -ergebnisse Dokumentationen ProdukDistribuProduktion Distribution tion tion VerwenVerwen dung Recycling & Entsorgung PDM Forschung Marketing Design Unternehmen Vertrieb Service Produktion Bild 1: Produktdaten entlang des Produktlebenszyklus Für das Management der Produktdaten werden verstärkt PDM-Systeme eingesetzt. Der Begriff Produktdatenmanagement (PDM) bezeichnet die ganzheitliche Verwaltung aller Daten, die im Produktlebenszyklus neuer Produkte oder bei der © www.transmechatronic.de Daten- und Konfigurationsmanagement Seite 3 (13) Aktualisierung bisheriger Produkte anfallen, bearbeitet und weitergeleitet werden, verbunden mit der Fähigkeit, den Prozess der Bearbeitung und Weiterleitung zu steuern und zu kontrollieren. Ein PDM-System hat somit die Aufgabe, in produzierenden Unternehmen die Verwaltung und Lenkung von Ressourcen und Daten zu übernehmen. Als Rückgrat der technischen und administrativen Informationsverarbeitung stellen viele PDM-Systeme systemspezifische Schnittstellen zu CAD- und ERP-Systemen sowie zu anderen Anwendungssystemen bereit. PDM-Systeme unterstützen somit einen unternehmensweit durchgängigen Informationsfluss [SK97]. Funktionen wie Produktstruktur-, Workflow-, Versions- und Variantenmanagement helfen, die große Komplexität von Produktentwicklungsvorgängen zu bewältigen. PDM hat sich zur zentralen Datenquelle für Produktdaten in einem produzierenden Unternehmen entwickelt, und das inzwischen nicht mehr nur für die Produktentwickler und –fertiger, sondern zunehmend auch für andere Unternehmensbereiche wie Vertrieb, Einkauf oder Marketing, die Daten über die erstellten Produkte benötigen oder liefern [KHP06]. PDM-Systeme können zur Verwaltung technischer und administrativer Daten und Dokumente eines Produktes über dessen gesamten Lebenszyklus eingesetzt werden. Die meisten Systeme gestatten es, durch komplexe Produkt- und Dokumentenstrukturen zu navigieren und gewünschte Daten zur weiteren Verarbeitung zur Verfügung zu stellen, soweit die Daten hinsichtlich Klassifizierung und Attributierung von Produkten technisch-organisatorisch aufbereitet sind. PDM-Systeme stellen Funktionen zur Verfügung, die den Datentransfer in verteilten Entwicklungs- und Auftragsabwicklungsteams begünstigen. Manche unterstützen darüber hinaus den Datenaustausch bei unternehmensübergreifenden Kooperationen. Für die Abbildung und Steuerung von Produktentwicklungsprozessen sowie von Routineabläufen, wie sie im Freigabe- und Änderungswesen die Regel sind, stellen die meisten PDM-Systeme Workflowmanagement-Module zur Verfügung [HLZ05]. Zur Sicherstellung des Zugriffsschutzes auf Daten bieten PDM-Systeme die unternehmensspezifische Festlegung von Zugangsberechtigungen an. Für die Belange des Qualitätsmanagements und im Hinblick auf das Produkthaftungsgesetz (ProdHaftG) besteht vielfach die Möglichkeit, alle produktbezogenen Aktionen und Änderungen zu protokollieren und somit die Rückverfolgbarkeit mittels einer Produkthistorie zu gewährleisten. Aus der globalen Vorgabe, Entwicklungsprozesse schneller, qualitativ besser und kostengünstiger zu realisieren, ergeben sich als Ziele von PDM-Anwendungen [VDI2219]: © www.transmechatronic.de Daten- und Konfigurationsmanagement Seite 4 (13) • Inhalte, Abhängigkeiten und Strukturen der produktbeschreibenden Daten zu übernehmen bzw. zu erzeugen und transparent zu machen, • das Auffinden, Weitergeben und Verwalten dieser Daten effektiv durchzuführen, • optimierte Abläufe abzubilden und zu unterstützen, • Integration bzw. Kopplung an benachbarte IT-Systeme wie Produktionsplanung und -steuerung, Büroautomatisierung und Projekt- managementsysteme zur Verfügung zu stellen. Der grundsätzliche Aufbau eines PDM-Systems ist in Abbildung 2 dargestellt. Die Engineering-Daten stehen dabei im Mittelpunkt des Systems. Sie unterteilen sich in Modelldaten, die eigentlichen Produktdaten, und die dazugehörigen Verwaltungsdaten, genannt Metadaten, die in der Basis-Datenbank im Systemkern gespeichert werden. Auf diese Engineering-Daten können anwendungsbezogene oder anwendungsübergreifende Funktionen ausgeführt werden. Web-Client / Benutzungsoberfläche Schnittstellen Anwendungsbezogene Funktionen Anwendungsübergreifende Funktionen Engineering Daten Anpassungs(Customizing)-Werkzeuge Metadaten Modelldaten Basis Soft-/Hardware-Umgebung Bild 2: Grundsätzlicher Aufbau von PDM-Systemen Die anwendungsbezogenen Funktionen unterstützen vor allem die spezifische Verwaltung der Modelldaten von Anwendungssystemen, wie das Stücklisten- und Standard/Normteilmanagement. Anwendungsübergreifende Funktionen sind allgemeine Verwaltungs- und Kommunikationsfunktionen. Diese unterstützen die Prozesse über mehrere Prozessschritte, wie das Änderungs- und Workflowma© www.transmechatronic.de Daten- und Konfigurationsmanagement Seite 5 (13) nagement. Darüber hinaus stellen sie zentrale Systemdienste, wie die Benutzerverwaltung und Datensicherung bereit. Wichtige anwendungsübergreifende Funktionen und deren Nutzen für ein Unternehmen sind aus Bild 3 ersichtlich. Die Benutzungsoberfläche bildet die direkte Schnittstelle zum Anwender und hat daher die gewünschte Sicht des Anwenders auf das PDM-System zu erfüllen. Mit den Customizing-Werkzeugen kann das PDM-System an die spezifischen Gegebenheiten eines Unternehmens angepasst werden. Dazu werden Masken- und Tabellengeneratoren sowie Möglichkeiten zur Anpassung der Datenstrukturen und -felder angeboten. Über die Programmierschnittstelle können Anwendungsbausteine zur funktionalen Erweiterung des PDM-Systems entwickelt werden. Die Basis-Soft- und -Hardwareumgebung bildet die jeweilige Plattform für den Betrieb eines PDM-Systems. Die Weiterentwicklung der PDM-Technologie mündet in PLM-Systemen. Mit dem Begriff PLM (Product Lifecycle Management) wird die Fähigkeit zum Ausdruck gebracht, den gesamten Produktlebenszyklus zu unterstützen und für einen Geschäftsprozess die notwendigen Prozesse, Informationen und Daten durchgängig zu gestalten. In PLM-Systemen wird das PDM-System mit zusätzlichen Systemen wie RMT (Requirement Traceability Management), MRO (Maintenance-, Repair- and Overhaul Management) oder CM (Configuration Management) integriert. Ein weiteres Ziel der PLM-Systeme ist die Unterstützung der Kollaboration zwischen den einzelnen Unternehmen. ei Q gen ua d lit e ät Möglicher Nutzen für das Unternehmen Hohe Datenqualität / -konsistenz Qualit ät sM anagement St Tr eig an en s p de ar en z St D ur ch S la ink uf e ze nd ite e n Weniger Konfigurations- Archivierung Redundanzen M anagement Schnellere Beschaf f ung Integration Dokumentenvon Inf ormat ionen PDM -CAD-PPS M anagement Weniger Kosten f ür PDM NummernTeilenummern / systeme System Höhere Verf ügbarkeit Art ikelcodes Internet / von Klassifikation Publishing Häuf igere Produkt inf ormationen Wiederverwendung Workflowvon exist ierenden M anagement Lösungen S K ink Schnellere Schnellere Verteilung von os e Änderungsprozesse te nd Inf ormat ionen n e und Arbeit Bild 3: Anwendungsübergreifende Funkitonen und deren Nutzen für das Unternehmen [HP03] © www.transmechatronic.de Daten- und Konfigurationsmanagement Seite 6 (13) Anwendungsbezogene Funktionen: Die Verwaltung aller einem Produkt zugeordneten Daten und Dokumente ist eine der vorrangigen Aufgaben eines PDM-Systems. Anwendungsbezogene Funktionen unterstützen dieses Datenmanagement aufgabenspezifisch, indem klassische Datenverwaltungsfunktionen, wie Neuanlegen, Ändern und Löschen um zusätzliche Fähigkeiten erweitert werden, wie zum Beispiel im Falle der Zeichnungsverwaltung die automatische Übernahme von Metadaten aus dem CADZeichnungskopf in die PDM-Datenbank oder das Klassifizieren von Bauteilen. System- bzw. anwendungsübergreifende Funktionen: Das Daten- und Dokumentmanagement erfordert eine anwendungsneutrale Infrastruktur, die Funktionen für die organisatorische Abwicklung dieser Verwaltungsprozesse bereitstellt. Diese system- bzw. anwendungsübergreifenden Funktionen unterstützen das Daten- und Dokumentmanagement durch Funktionen für das Varianten- und Versionsmanagement, sichern die Berücksichtigung beispielsweise des Bearbeitungsstatus’ eines Dokuments im Verwaltungsprozess und stellen zentrale Systemdienste z.B. für die Benutzerverwaltung, den Datenschutz und die Datensicherung bereit. Die anwendungsbezogenen Funktionen unterstützen das Management der Modelldaten. Obwohl diese Modelldaten von sehr unterschiedlicher Ausprägung sein können, muss eine Verwaltung mit Hilfe der anwendungsbezogenen Funktionen möglich sein, was über eine logische Zusammenfassung in sogenannten Mappen und Ordnern, etc. ermöglicht wird. Ebenso können Relationen zwischen einzelnen Dokumenten und Produktdaten hergestellt werden. Wichtige anwendungsbezogene Funktionen sind: • allgemeines Datenmanagement, • Zeichnungsdatenmanagement, • Klassifikation, • Stücklistenmanagement, • Standardteil-/ Normteilmanagement, • Projektplanung / -verfolgung, • Fertigungsplandatenmanagement, • NC-Datemanagement, • Werkzeug-/ Betriebsmittelmanagement und • Methodenmanagement. © www.transmechatronic.de Daten- und Konfigurationsmanagement Seite 7 (13) Konfigurationsmanagement Definition Die ISO 10007 definiert das Konfigurationsmanagement als die technischen und organisatorischen Maßnahmen zur Konfigurationsidentifizierung, Konfigurationsüberwachung, Konfigurationsbuchführung und Konfigurationsauditierung. Das Konfigurationsmanagement ist somit das Verfahren zur Herbeiführung und ständiger Sicherstellung der Übereinstimmung der Leistungs-, Funktions- und physischen Charakteristiken eines Produkts mit den zugehörigen Anforderungen, den Ausführungen, den Ausführungsunterlagen und den für den Betrieb erforderlichen Informationen während des gesamten Lebenszyklus des Produkts. Ziel ist es, den Grad der Erfüllung der Anforderungen an eine Konfigurationseinheit zu dokumentieren und volle Transparenz herzustellen. Ein Produkt soll bezüglich seiner funktionellen wie auch äußeren Merkmale jederzeit eindeutig identifizierbar sein. Die Überwachung der Konfiguration garantiert, dass Zusammenhänge und Unterschiede zwischen früheren und aktuellen Konfigurationen jederzeit erkennbar sind. Dadurch sind Änderungen überprüfbar und nachvollziehbar. Produktstruktur, Versionierung, Gültigkeit und das Änderungsmanagement werden über PDM-Systeme dargestellt. Somit sind PDM-Systeme Lösungsansätze für das Konfigurationsmanagement. Bild 4 zeigt, wie die Versionierung, die Gültigkeit und das Änderungsmanagement in einem PDM-System realisiert werden. Bild 4: Versionsmanagement, Konfigurationen & Gültigkeiten © www.transmechatronic.de Daten- und Konfigurationsmanagement Seite 8 (13) Die fünf konzeptionellen Teilgebiete des Konfigurationsmanagements sind die Konfigurationsmanagementorganisation und Konfigurationsmanagementplanung, Konfigurationsidentifizierung, Konfigurationsüberwachung, Konfigurationsbuchführung und das Konfigurationsaudit. Konfigurationsprozesse lm Folgenden werden die Tätigkeiten nach dem ISO Qualitätsmanagement - Leitfaden für Konfigurationsmanagement [ISO 10007] beschrieben, die im Rahmen des Konfigurationsprozesses durchgeführt werden. Damit der Konfigurationsprozess zur Wirkung kommt, ist es wesentlich, dass diese Tätigkeiten koordiniert erfolgen. Der Konfigurationsprozess sollte sich an den Anforderungen der Kunden an das Produkt orientieren und sollte das Umfeld der Durchführung des Prozesses berücksichtigen. Der Konfigurationsprozess sollte eingehend in einem Konfigurationsmanagement - Plan dargestellt werden. Dieser Plan sollte projektspezifische Verfahren und das Ausmaß ihrer Anwendungen im Laufe des Produktlebenszyklus beschreiben. Konfigurationsmanagement-Planung Die KM-Planung bildet das Fundament für den KM-Prozess. Eine wirksame Planung stimmt alle KM-Tätigkeiten im besonderen Zusammenhang mit dem Produktlebenszyklus aufeinander ab. Das Ergebnis der KM-Planung stellt der Konfigurationsmanagement-Plan (KM-Plan) dar. Der KM-Plan für ein bestimmtes Produkt sollte • dokumentiert und genehmigt werden, • überwacht werden, • die anzuwendenden KM-Verfahren identifizieren, • nach Möglichkeit auf die zutreffenden Verfahren der Organisation verweisen, und • die Verantwortung und Befugnisse für die Durchführung des KM im Laufe des Produktlebenszyklus beschreiben. Der KM-Plan kann ein eigenständiges Dokument darstellen oder Bestandteil eines anderen Dokumentes sein oder aus mehreren Dokumenten bestehen. Konfigurationsidentifizierung Die Auswahl von Konfigurationseinheiten und deren wechselseitige Verflechtung sind in der Regel maßgeblich für die Beschreibung der Produktstruktur. Konfigurationseinheiten sollten nach Maßgabe begründeter Auswahlkriterien identifiziert © www.transmechatronic.de Daten- und Konfigurationsmanagement Seite 9 (13) werden. Die Konfigurationseinheit beschreibt eine Einheit innerhalb einer Konfiguration die eine Endgebrauchsfunktion erfüllt. Um die Gesamtleistung des Produktes für den Endgebrauch zu erreichen, sollten Konfigurationseinheiten ausgewählt werden, deren funktionelle und physische Merkmale getrennt behandelt werden können. Die Auswahlkriterien sollten folgendes berücksichtigen: • Gesetzliche und regulative Anforderungen; • Kritikalität bezüglich Risiko und Sicherheit; • Neue oder veränderte Technologie, Konstruktion oder Entwicklung; • Schnittstelle zu anderen Konfigurationseinheiten; • Beschaffungsbedingungen; • Unterstützung und Dienstleistung. Die Anzahl der ausgewählten Konfigurationseinheiten sollte geeignet sein, die Lenkung des Produkts zu optimieren. Die Auswahl der Konfigurationseinheiten sollte zum frühestmöglichen Zeitpunkt im Produktlebenszyklus eingeleitet werden. Die Konfigurationseinheiten sollten mit fortschreitender Produktrealisierung überprüft werden. Konfigurationsbuchführung Die Tätigkeit der Konfigurationsbuchführung bringt im Ergebnis Aufzeichnungen und Berichte hervor, die sich auf das Produkt und die dazugehörigen Produktkonfigurationsangaben beziehen. Die Organisation sollte Tätigkeiten der Konfigurationsbuchführung während des gesamten Produktlebenszyklus durchführen, um einen effizienten KM-Prozess zu ermöglichen und zu unterstützen. Konfigurationsaudit Konfigurationsaudits sollten nach den dokumentierten Verfahren durchgeführt werden, um festzustellen, ob ein Produkt den Anforderungen und seinen Produktkonfigurationsangaben entspricht. In der Regel gibt es zwei verschiedene Muster von Konfigurationsaudits: • Ein funktionsbezogenes Konfigurationsaudit stellt eine formelle Überprüfung dar, um zu verifizieren, dass eine Konfigurationseinheit die in den Produktkonfigurationsangaben aufgeführten Funktionsmerkmale und Leistungsanforderungen erfüllt; • Ein physisches Konfigurationsaudit stellt eine formelle Überprüfung dar, um zu verifizieren, dass eine Konfigurationseinheit die in den Produktkonfigurationsangaben aufgeführten physischen Merkmale erfüllt. © www.transmechatronic.de Daten- und Konfigurationsmanagement Seite 10 (13) Bereits vor der formellen Freigabe einer Konfigurationseinheit kann sich die Notwendigkeit eines Konfigurationsaudits ergeben. Dieses Audit ist nicht dazu gedacht, andere Formen von Verifizierung, Bewertung, Prüfung oder Begutachtung zu ersetzen, wird jedoch von den Ergebnissen dieser Tätigkeiten tangiert. Konfiguration in der Softwareentwicklung Für den Bereich der Software-Systeme, gibt es nach [BK99, P00] das V-Modell. Die vier Hauptkategorien sind: KM1 – KM-Planung KM2 – Produkt- und Konfigurationsverwaltung KM3 – Änderungsmanagement KM4 – KM-Dienst Bild 5 zeigt den KM-Produktfluss nach dem V-Modell. Bild 5: KM-Produktfluss nach dem V-Modell [P00] © www.transmechatronic.de Daten- und Konfigurationsmanagement Seite 11 (13) Jede Hauptaktivität spaltet sich in untergeordnete Aktivitäten mit internem Produktfluss auf. Die KM-Planung ist die erste KM-bezogene Aktivität. Ihr Ziel ist die Festlegung des organisatorischen Rahmens durch den KM-Plan. Des Weiteren sind die Einsatzmittel in Form der Produktbibliothek und der zugehörigen Werkzeuge bereitzustellen. Bild 6: KM-Produkt und Konfigurationsverwaltung [P00] Durch die Produkt- und Konfigurationsverwaltung werden alle Produkte einer Konfiguration in der Produktbibliothek archiviert und katalogisiert, so dass die Produkte weder absichtlich noch unabsichtlich zerstört werden können. Alle Produkte sind jederzeit eindeutig identifizierbar. Dadurch wird sowohl während des Entwicklungsprozesses als auch während der Nutzung ein Nachvollziehen des Änderungsgeschehens sichergestellt und somit ein definierter Aufsetzpunkt für weitere Änderungen gegeben. Das Änderungsmanagement umfasst die Tätigkeiten der Erfassung und Verwaltung eingehender Fehlermeldungen, Problemmeldungen und Verbesserungsvorschläge. Zudem ist es Verantwortlich für die Entscheidung über die0 Bearbeitung von Änderungsanträgen / Problemmeldungen unter Berücksichtigung der eventuellen technischen und terminlichen Auswirkungen auf den Projektverlauf und für die Veranlassung der Bearbeitung. Bild 7 zeigt den schematischen Aufbau. © www.transmechatronic.de Daten- und Konfigurationsmanagement Seite 12 (13) Bild 7: Änderungsmanagement [P00] Unter den KM-Diensten sind all diejenigen Aktivitäten des KM angesiedelt, die als Projektdienstleistungen in Intervallen, nach Bedarf bzw. auf Veranlassung durchzuführen sind. © www.transmechatronic.de Daten- und Konfigurationsmanagement Seite 13 (13) Literatur [BK99] Becker-Kornsaedt, U.: Der V-Modell Guide – Web-basierte Unterstützung eines Prozess-Standards, IESE-Bericht Nr.023.99/D http://www.iese.fhg.de/pdf_files_iese_023_99.pdf. [HLZ05] Hayka, H.; Langenberg, D.; Zhang, Q.: Integrating Tools for Collaborative Product Creation, ProSTEP iViP Science Days 2005, Cross-Domain Engineering, Sept. 28-29, 2005, Darmstadt, Germany, S.72-83. [HP03] Hayka, H.; Pasewaldt B.: Einsatz von PDM-Technologien, ZWF 06/2003, Carl Hanser Verlag, München [ISO10007] DIN ISO 10007, Qualitätsmanagement – Leitfaden Konfigurationsmanagement (lSO 10007:2003), Dezember 2004 [KHP06] Krause, F.-L.; Hayka, H.; Pasewaldt, B.: Efficient Product Data Sharing in Collaboration Life Cycles. In: ElMaraghy, H.A. ElMaraghy, W.H. (Hrsg.): Advances in Design, Springer series in advanced manufacturing, SpringerVerlag, London, 2006. [P00] Purper, CB.: GDPA-A Process Web-Centre für the V-Model; Vortrag der GIFG 5.11 „Vorgehensmodell für die betriebliche Anwendung“; Bonn, März 2000. http://www.informatik.uni-bremen.de/gdpa [SK97] Spur, G.; Krause, F.-L.: Das virtuelle Produkt : Carl Hanser Verlag München, Wien 1997. [VDI2219] VDI-Richtlinie zur Informationsverarbeitung in der Produktentwicklung, VDIGesellschaft Entwicklung Konstruktion Vertrieb, November 2002. für Weiterführende Literatur Eigner, M; Stelzer, R.: Produktdatenmanagementsysteme. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg 2006. Krause, F.-L.; Franke, H.-J.; Gausemeier, J. (Hrsg.): Innovationspotenziale in der Produktentwicklung, Hanser Verlag, Carl Hanser Verlag, München, Wien, 2007, pg. 61-88. Scheer, A.-W.; et al.: Prozessorientiertes Product Lifecycle Management. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg 2005. © www.transmechatronic.de