21.11.2002 Christa Weber 1 Der Vietnamkrieg Gliederung: 1.Kurze Einführung in die Thematik 2.Befreiung von französischer Kolonialherrschaft/Indochinakrieg 3.Engagement der USA von 1954-1964 4.Der „amerikanische“ Vietnamkrieg 5.Vietnamisierung des Krieges 6.Nachwirkungen 7.Fazit/Normalisierung der Beziehungen/Sieger und Besiegte Karte von Vietnam Quellentext: Tonkin Gulf Resolution 1.Phase (Indochinakrieg) Von 1945-1954 Vietnam seit 1888 französische Kolonie Ab 1940 unter japanischer Besatzung 1941: Ho Chi Minh gründet „Liga für Unabhängigkeit Vietnams“ Ab 1945 Frankreich bemüht um Wiederherstellung seiner Kolonialherrschaft 2.9.1945: Ho Chi Minh (Gründer und Führer der Vietminh) errichtet „Demokratische Republik Vietnam“ , fordert uneingeschränkte Souveränität Vietnams Vietminh offizielle Verbündete des OSS 1946: Vorschlag für Status eines freien Staates innerhalb der „Französischen Union“ Frankreich-gestütztes Bao-Dai Regime in Saigon Ab November 1946: Gefechte zwischen Vietminh und Franzosen 1949: Mao siegt in China; Vietminh akzeptieren „Elysée Abkommen“ ---> Kämpfe dauern dennoch an, Vietminh gewinnen an Boden USA unterstützen Frankreich bei „Eindämmung des Kommunismus“ 1953: Entscheidende französische Niederlage bei Dien Bien Phu 1954: Verhandlung der Vietnamfrage auf Genfer Indochinakonferenz USA nehmen als Beobachter an Verhandlungen teil Ergebnis von Genf: Teilung Vietnams am 17ten Breitengrad in DRV (Norden) unter Ho Chi Minh und Republik Vietnam (Süden) unter Bao-Dai Nahziel: Gesamtvietnamesische Wahlen für 1956 und Wiedervereinigung 21.11.2002 Christa Weber 2 2.Phase (Entwicklung in Südvietnam bis 1964) USA treten ein für Unabhängigkeit Südvietnams, Laos und Kambodschas 1955: USA lösen Frankreich als Schutzmacht in Südvietnam völlig ab Gründung der SEATO (Legitimation amerikanischen Engagements) Förderung antikommunistischer Kräfte im Süden durch die USA Rekrutierung Ngo Dinh Diems zum Premierminister der Republik 1955: Gefechte mit populären Sekten und Bao-Dai; Diem zum Präsidenten der RVN gewählt USA und Diem lehnen gesamtvietnamesische Wahlen ab ---> Angst vor Wahlsieg der Vietminh Ziel der USA: „nation building“ in Südvietnam, Ausbildung eines souveränen westlich orientierten Staates (Domino-Theorie) Wirtschafts- und Entwicklungshilfe zur politischen Stabilisierung Einrichtung der „Militärischen Hilfs- und Beratungsgruppe“ (MAAG) Ausbildung der südvietnamesischen Armee (ARVN) aber: Diem errichtet autoritäres „Terror-Regime“ 1955: „Denunziationskampagne“ gegen Kommunisten Bildung politischen Vakuums auf dem Lande durch Untergrabung traditioneller Beziehungen zwischen Landbesitzern und Bauern 1957/58: Erster organisierter bewaffneter Widerstand durch Guerillakämpfer zunächst gegen systemstützende Beamte Ziele der Guerillaeinheiten: Dorfbefreiung und enge Zusammenarbeit mit der Bevölkerung 1959: Misslungenes „Agrovilles“- Projekt Diems zur Zwangsumsiedlung in befestigte Dörfer 1960: Gründung der „Befreiungsfront von Südvietnam“ (NLF) durch Vietminh- und KPV-Anhänger ---> noch unabhängig von Nordvietnam, wo Aufbau des Sozialismus Vorrang vor militärischem Eingreifen hatte Programm der NLF: Absetzung Diems, Landreform, Erreichen der Souveränität und Wiedervereinigung ab 1960 anhaltende Kämpfe zwischen NLF und ARVN USA erhalten weiterhin positive Lageberichte von ihren militärischen Beratern im Süden ---> Zweifel an Diem-Regime bleiben unbeachtet; Erhöhung der Wirtschafts- und Militärhilfe Ende 1960: Vietnam = tickende Zeitbombe 1961: Amtsantritt John F. Kennedys (Generationenwechsel, Aufbruchstimmung) Einschätzung Südvietnams als Messlatte amerikanischer Glaubwürdigkeit ---> Engagement zur Steigerung außenpolitischen Ansehens 1962: „counterinsurgency“ (Wehrdorf-Programm): Einsatz von Napalm, Herbiziden und Entlaubungsmittel „Agent Orange“ 1963:Buddhistenkrise in Südvietnam Diem-Regime kurz vor Zusammenbruch Gerüchte über putschwillige Offiziere 1.11.1963: Militärputsch gegen Diem und seinen Bruder durch südvietnamesische Generäle (von USA unterstützt) 21.11.2002 Christa Weber 3 3. Phase (Der amerikanische Vietnamkrieg) 1964: Regierungsantritt von Lyndon B. Johnson (Sozialreformer; “Great Society“) Putsch in Südvietnam schafft keine politische Stabilität März 1964: Entsendung des Verteidigungsministers McNamara Einschätzung: Vietnam = „Testfall“ für Kampf gegen von außen gesteuerte kommunistische Aggression Situationsbericht McNamaras: Generäle machtlos, Desertationen bei ARVN, NLF kontrolliert 40% des Landes Erhöhung der Militärhilfe, aber keine Entsendung von Bodentruppen Seit Februar 1964 geheime Operationen in Nordvietnam Gescheiterte Gespräche mit Hanoi („Seaborn-Mission“) Plan für Luftangriffe auf Nordvietnam am 2. August 1964 Angriffe auf US-Zerstörer vor nordvietnamesischer Küste Einstufung als militärische Provokation 5. August 1964: Johnson befiehlt Bombardierung nordvietnamesischer Marinebasen Nordvietnam gezwungen sich in den Krieg einzuschalten am 7. August 1964: Verabschiedung der Tonking-Resolution im Kongress September/Oktober 1964 : Einmarsch der nordvietnamesischen Armee (PAVN) im Süden 1965: Hanoi schließt Hilfsabkommen mit UdSSR und China; Südvietnam: weitere Militärputsche, 10 verschiedene Regierungen in 18 Monaten, Regierungsantritt von Nguyen van Thieu (wird 1967 Staatspräsident durch manipulierte Wahlen) Plan der USA: den Norden attackieren („Flaming Dart“, „Rolling Thunder“) um den Süden zu stabilisieren 8. März 1965: Johnson sendet erstmals amerikanische Soldaten nach Südvietnam Beginn des Bodenkrieges und erste Anzeichen von Kritik an der „Heimatfront“ Johnson wählt „Mittelweg“ (begrenzte Zwei-Phasen-Offensive) zunächst nur Angriffe auf Ho Chi Minh-Pfad Anfang Mai: 5- tätige Pause der Luftoffensive, Verhandlungen scheitern an fehlender Kompromissbereitschaft beider Seiten Desinformationspolitik gegenüber amerikanischer Bevölkerung Abnutzungsstrategie im Süden USA übernehmen eigentlichen Krieg Flächendeckende Zerstörung („Cedar Falls“) Suche nach NFL Hauptquartier Probleme im Süden: „erzwungene Urbanisierung“, Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Korruption, Zusammenbruch der Wirtschaft Johnson’s Konzept der „Eskalation und Endscheidungslosigkeit“ ständiger Truppennachschub und enorme Kriegskosten (1967: 21Mrd.$) 1966: halbherzige Friedenssuche („14 Punkte“, „San Antonio Formel“) gleichzeitige Bombardierung Hanois und Haiphongs Bis 1968: Medien unterstützen Kriegspolitik der Regierung („sauberer Krieg“) Aber: Studentenbewegung verwirft Dominotheorie Entstehung einer vielschichtigen Antikriegsbewegung 1967: Verbrennung von Einberufungsbescheiden, „Marsch auf Washington“ Proteste der gesamten westlichen Welt gegen unmenschliches Verhalten Johnson konfrontiert mit allgemeiner Ablehnung „Operation Chaos“ 21.11.2002 Christa Weber 4.Phase („Vietnamisierung des Krieges) 31.1.1968: Start der Tet-Offensive ( NLF trägt Krieg in die Städte) Ablenkungsmanöver in Khe Sanh Entladung amerikanischer Frustration („My Lai Massaker“) Johnson verweigert Ausrufen des Kriegszustands, entscheidet für „DeAmerikanisierung“) Niederlage nicht mehr zu leugnen („Goldkrise“, Öffentlichkeitsdruck, Ansehensverlust) 31.3.1968: Fernsehansprache an die Nation: Rücktrittsankündigung, Angebot für Beendigung der Luftoffensive ab Mai 1968 vorläufige Friedensgespräche in Paris Devise beider Seiten: Verhandeln und Weiterkämpfen 1969: Nixon wird Präsident, beginnt „Vietnamisierung“ ( „Phoenix“, Aufstockung der ARVN, „Pazifizierungsprogramme“) Nixon und Kissinger: kein Glaube mehr an militärischen Sieg, Verbesserung der Beziehungen zu China und der UdSSR (Fehlinterpretation: Hanoi keine Marionette der Großmächte) „Madman Theory“ und „Nixon Doktrin“ Abschwächen der Antikriegsbewegung Appell an Patriotismus Trotzdem: Forderung nach schneller Truppenrückverlegung und Widerrufen der Tonking Resolution 1970: Invasion in Kambodscha verursacht bürgerkriegsähnliche Zustände Heftige Kritik Nixon isoliert, muss Invasion beenden Veröffentlichung der „pentagon papers“ Einrichtung der „plumbers“ Feb./März1971: Invasion der ARVN in Laos Hanoi betreibt erfolgreiche „Schaukelpolitik“ 1971 Patt zwischen ARVN und NFL wiederhergestellt 1972: „Oster-Offensive“ Nixon reagiert mit Verminung Haiphongs, Seeblockade und Wiederaufnahme des Luftkriegs Waffenstillstand verzögert durch „Christmas Bombing“ 27.1.1973:Unterzeichnung des Pariser Abkommens durch USA, Norden, Süden und „Provisorische Volksregierung“ der NFL Watergate-Affäre Kongress streicht Mittel zur Unterstützung Südvietnams Nachwirkungen: Zahlreiche Verstöße gegen Waffenstillstandsabkommen 1975: Frühjahrsoffensive Nordvietnams Kapitulation Thieus und Minhs 1.Mai: Einmarsch in Saigon Kommunistische Siege in Laos und Kambodscha Präsident Ford erklärt Krieg für USA als beendet 4 21.11.2002 Christa Weber Anhang Karte von Vietnam 5 21.11.2002 Christa Weber 6 Anhang Tonkin Gulf Resolution Joint Resolution (= gemeinsame Entscheidung beider Häuser des Kongresses) zur Förderung der Erhaltung internationalen Friedens und der Sicherheit in Südostasien. 1964. Abschnitt 1 - Angesichts der Tatsache, daß Seestreitkräfte des kommunistischen Regimes in Vietnam unter Verletzung sowohl der Grundsätze der Charta der Vereinigten Nationen wie auch des Völkerrechts vorsätzlich und wiederholt Schiffe der Vereinigten Staaten, die sich völlig legal in internationalen Gewässern befanden, angegriffen haben, und dadurch eine ernste Bedrohung des internationalen Friedens geschaffen haben; und - Angesichts der Tatsache, daß diese Angriffe Teil einer gewollten und systematischen Aggressionskampagne sind, die das kommunistische Regime in Nordvietnam gegen seine Nachbarn und die mit diesen in der gemeinsamen Verteidigung ihrer Freiheit verbundenen Nationen eingeleitet hat; und - Angesichts der Tatsache, daß die Vereinigten Staaten den Völkern Südostasiens helfen, ihre Freiheit zu schützen und selbst keine territorialen, militärischen oder politischen Ambitionen in dieser Region haben, sondern lediglich wünschen, daß diese Völker in Frieden gelassen werden, damit sie ihr eigenes Schicksal auf ihre eigene Weise gestalten können: jetzt, und deswegen, mögen Senat und Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten von Amerika, die sich im Kongreß versammelt haben, beschließen, daß der Kongreß die Entschlossenheit des Präsidenten als Oberbefehlshaber, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um jeden bewaffneten Angriff auf die Streitkräfte der Vereinigten Staaten zurückzuschlagen und weitere Angriffe zu verhindern, gutheißt und unterstützt. Abschnitt 2 Die Vereinigten Staaten betrachten die Erhaltung des internationalen Friedens und die Sicherheit in Südostasien als lebenswichtig für ihre nationalen Interessen und für den Weltfrieden. Im Einklang mit der Verfassung der Vereinigten Staaten und der Charta der Vereinten Nationen und in Übereinstimmung mit ihren Verpflichtungen innerhalb des Südostasiatischen Verteidigungspaktes sind die Vereinigten Staaten deswegen bereit, in der Weise, wie es der Präsident bestimmt, alle notwendigen Maßnahmen einschließlich des Gebrauchs von Waffengewalt zu ergreifen, um jedem Mitglieds- und Protokollarstaat des Südostasiatischen Verteidigungspaktes, der um Hilfe zur Verteidigung seiner Freiheit nachsucht, beizustehen. Abschnitt 3 Diese Entschließung läuft aus, wenn der Präsident feststellt, daß der Frieden und die Sicherheit der Region ausreichend gesichert sind durch internationale Verhältnisse, die entweder durch Maßnahmen der Vereinigten Staaten oder sonstwie herbeigeführt worden sind, es sei denn, daß sie durch eine concurrent resolution des Kongresses früher beendet wird. Quellenangaben: - „Geschichte des Vietnamkriegs“ von Marc Frey, Verlag C. H. Beck (1998) - „Vietnam – Eine völkerrechtliche Analyse des amerikanischen Krieges und seiner Vorgeschichte“ von Heinrich Weiler, Hellmuth Wolf Verlag (1969) - Internetseitren: über www.google.de, Stichwort „Vietnamkrieg“