Das Impingement-Syndrom ist eine vor allem konservativ behandelte Erkrankung, die Physiotherapeuten häufig unter die Finger bekommen. Als häufigste Ursache finden Therapeuten chronisch überbelastete Strukturen des Schultergelenks. Leider ist selten eindeutig, welche Strukturen für das Problem des Patienten verantwortlich sind. Der Physiotherapeut muss sich also auf die Suche nach der Ursache begeben. Nicht immer einfach: Arbeiten mit Hirn und Händen ist gefragt! aktiv, sind die Schmerzen präsenter als beim passiven Bewegen. Die Schmerzen sind zwischen Akromion und Tuberositas deltoidea lokalisiert, haben einen scharfen, ziehenden Charakter und strahlen vereinzelt in die Schultergürtelregion aus – vor allem in den Bereich des Angulus superior [2]. Selten strahlen sie über das Ellenbogengelenk hinweg. In diesem Fall besteht der Verdacht, dass sekundäre Strukturen beteiligt sind, wie die Halswirbelsäule oder neurale Strukturen. SS Beim Impingement-Syndrom kommt es zum schmerzhaften Einklemmen von Strukturen im Subakromialraum (to impinge = anstoßen). Die Schmerzen treten meist zwischen 60° und 120° Abduktion auf, da in diesem Bereich der Subakromialraum eng wird. Man spricht von einem „schmerzhaften Bogen“ (a Abb. 1) Ab 120° Abduktion rotiert der Humerus nach außen, das Tuberculum majus taucht ab, die Enge ist aufgehoben und die Schmerzen lassen nach [1]. Tab. 1: Pathologische Mechanismen des primären Impingement Scharfe, ziehende Schmerzen f Betroffene berichten häufig, dass sie sich nicht mehr föhnen können und Fenster putzen oder den Hemdkragen richten eine Qual ist. Bewegen sie die Schulter Abb. 1: Schmerzhafte Verengung des Subakromialraums zwischen 60° und 120° Abduktion des Humeroskapulargelenks Grafik: Prometheus Bd. 1, K. Wesker. Stuttgart: Thieme, 2004 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 30 Den schmerzhaften Bogen ergründen Primäres vom sekundären Impingement unterscheiden f Physiotherapeuten müssen das primäre vom sekundären Impingement unterscheiden können. Bei Ersterem verändern Struktur Pathologische Mechanismen 1. M. supraspinatus Hauptverursacher der subakromialen Enge. Schwillt bei degenerativen Veränderungen bis zu 1 cm an (Kalkdepots, Einblutungen, Ödembildung) und kann seine depressorische Wirkung verlieren [1,9]. 2. M. infraspinatus Faseranteile klemmen bei Abduktion des Schultergelenks ein [1]. 3. M. biceps brachii – Caput longum Gefahr der Degeneration der Sehne mit Ödembildung durch Biegespannung am Sulcus intertubercularis [1]. 4. Bursa subacromialis Bei Degeneration der Bursa verdicken die Wände und synoviale Schichten verschwinden. Vermehrte Produktion von Flüssigkeit [10]. 5. Kraniale Kapselanteile Mikrotraumatisierung und Fibrosebildung führen zu Verdickungen. 6. Lig. coracoacromiale Degeneration und Narbenbildung führen zu lokalen Schwellungen. 7. Form des Akromions Ventrale Hakenform des Akromions kann Enge im Subakromialraum bedingen [9]. 8. Akromioklavikulargelenk (ACG) Osteophytäre Veränderungen des ACG (Stadium drei nach Neer) verengen direkt den Subakromialraum [9]. physiopraxis 1/05 physiotherapie Das Impingement-Syndrom Sekundäres Impingement Abb. 2: Mobilisation der Brustwirbelsäule in Bauchlage: zum Beispiel mit einem Keil sich Strukturen im Subakromialraum oder dessen äußere knöcherne Begrenzungen. Eingeklemmt sind beispielsweise die Bursa subacromialis, die Sehnen des M. supraspinatus, des M. infraspinatus oder die lange Bizepssehne (a Tab. 1). Das sekundäre Impingement bezeichnet alle Störungen des Bewegungsapparates und der inneren Organe, die zu einer Impingement-Symptomatik führen. Es handelt sich um Symptome, die wie ein Impingement erscheinen und die man häufig fälschlicherweise als Impingement behandelt. So können etwa Gallenblasen- oder Leberstörungen genauso rechtsseitigen Schulterschmerz auslösen wie Blockierungen der Rippenwirbelgelenke. Andere Symptome, beispielsweise eine veränderte Skapulastellung oder muskuläre Dysbalancen, führen nur zweitrangig zur Einklemmung von Strukturen (a Kasten). physiopraxis 1/05 Symptomauslöser: ungewohnte Aktivität f Der Großteil der Patienten, die unter einem Impingement leiden, sind zwischen 20 und 60 Jahren und nutzen ihren Arm im Alltag wenig für körperliche Arbeit. Die ersten Schmerzen treten oft nach ungewohnten Aktivitäten auf, zum Beispiel nach dem Renovieren. Zudem begünstigen schlechte Körperhaltung und wenig Sport ein Impingement-Syndrom. Doch auch bei Trainierten (v. a. Überkopfsportler) kann Überbelastung zum Impingement führen. Meist schreibt der Arzt ein Rezept über sechs Mal Manuelle Therapie bei „subakromialem Impingement-Syndrom“. Das reicht in der Regel nur bei einem primären Impingement mit muskulärer Ursache. Bei allen sekundären Veränderungen brauchen Physiotherapeuten deutlich länger, da das betroffene Gelenk häufig schon eingesteift ist [3]. Mobilisiert der Behandler beispielweise eine steife Brustwirbelsäule, benötigt er zirka 18-mal Manuelle Therapie plus Eigenübungsprogramm, um Erfolge zu erzielen (a Abb. 2). Wundheilung beachten f Bevor der Patient zum Physiotherapeuten kommt, spritzt der Arzt subakromial ein Lokalanästhetikum und/oder gibt nichtsteroidale antiphlogistische Medikamente. Dies führt dazu, dass der Therapeut die Bewegung physiotherapie (Pathologische Mechanismen der Ursachen unter www.thieme.de/physioonline) schmerzfrei erweitern kann. Es hat allerdings den Nachteil, dass die natürliche Schmerzbarriere fehlt und der Behandler die Phase der Wundheilung nicht näher eingrenzen kann. Die Proliferationsphase (5.–21. Tag) ist dabei das größte Problem. Das Gewebe ist noch nicht ausreichend belastbar, und so besteht immer die Gefahr, das kollagene Gewebe zu früh zu viel zu belasten und das frisch reparierte Gewebe wieder zu schädigen. Der Therapeut muss sich daher am Schmerz und am ersten Widerstand während der Bewegung orientieren. Schalten Medikamente den Schmerz als natürlichen Schutz aus, können die Kollagenfasern erneut reißen, die Wundheilung beginnt von vorne und die Gefahr eines chronischen Verlaufs erhöht sich [4]. 31 Wichtig: die Anamnese f Eine ausführliche physiotherapeutische Anamnese ist essentiell, um den Schmerzauslöser zu ermitteln, primäres vom sekundären Impingement zu unterscheiden und somit eine Grundlage für die Behandlung zu schaffen. Zu den wichtigsten Fragen einer Anamnese zählt, wie lange die Symptome bereits bestehen. Weiter ist wichtig, wie stark die Symptome sind. Der Therapeut klärt die Frage der Irritierbarkeit. Treten starke Symptome bei geringen Belastungen auf, liegt eine schwerwiegende Problematik vor und man darf nur sehr vorsichtig untersuchen. Um zu erfahren, ob das Nervensystem beteiligt ist, fragt der Untersucher nach Begleitsymptomen, wie Sensibilitätsstörungen oder Kribbelparästhesien in der Hand. Zusätzlich können die Ernährungsgewohnheiten des Patienten wichtige Hinweise geben, ob die inneren Organe beteiligt sind. So spricht ein Schulterschmerz links, der immer eine Stunde nach der Nahrungsaufnahme auftritt, für eine Magenbeteiligung [5]. Röntgenbilder betrachten f Neben der physiotherapeutischen Anamnese ist interessant, welche Diagnostik der Arzt gemacht hat. Röntgenbilder der Halswirbelsäule oder des Schultergelenks können knöcherne Veränderungen zeigen. So weisen zum Beispiel Osteophyten an der Halswirbelsäule zwischen C4 und C5 darauf hin, dass die Halswirbelsäule beteiligt oder Ursache ist. p Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Fotos (2–7): B.-U. Schulze Mögliche Ursachen: p Muskuläre Dysbalancen am Schultergelenk und Schultergürtel p Veränderte Skapulastellung mit verändertem skapulothorakalem Rhythmus p Glenohumerale Instabilität durch vergrößertes Gelenkspiel p Neurale Irritationen durch Veränderungen der HWS (zum Beispiel Einklemmung der Nervenwurzel C5) p Hyperkyphose der BWS p Rippenfehlstellungen p Irritation der schulterversorgenden Anteile des N. radialis oder des Plexus brachialis z. B. durch TOS-Symptomatik p Viszerale Mechanismen (Gallenblasen und Leberstörungen = rechtsseitiger Schulterschmerz, Magenstörungen = linksseitiger Schulterschmerz) 2. Humeruskopfstellung Stellung des Kopfes gegenüber dem Akromion nach p kranial (Zeichen einer subakromialen Enge) p ventral (Zeichen einer möglichen Instabilität) [16] 3. Schultergürtelmuskulatur Verhärtungen sprechen für muskuläre Dysbalancen (v. a. M. supraspinatus und M. levator scapulae) 4. Nervenaustrittsstellen der HWS Druck auf die Nervenwurzel (z. B. C5 kranial des Proc. transversus von C6). p Typische Schmerzsymptomatik (HWS und/oder Nervensystem beteiligt) Tab. 2: Strukturen, die bei der Palpation zu beachten sind. Die Osteophyten stören am Foramen intervertebrale. Dort klemmen sie bei Extension, Lateralflexion und Rotation zur betroffenen Seite das ohnehin enge Foramen ein und behindern die Aktivität des Spinalnerven. 32 Inspektion und Palpation f Beim typischen ImpingementPatienten erkennt der Physiotherapeut eine schlechte Körperhaltung mit protrahierten Schultern, Hyperkyphose der oberen Brustwirbelsäule, Hyperlordose der Halswirbelsäule und Translation des Kopfes nach ventral [6]. Ist der Schultergürtel schmaler als der Thorax, abduziert der Patient die Arme aktiv, um das Armpendel zu gewährleisten. Dies kann ein Impingement-Syndrom begünstigen, weil der M. supraspinatus dauerhaft einen erhöhten Tonus aufweist, Schlackestoffe schlechter abtransportiert werden und sich Laktat ansammelt. Die Sehne degeneriert eher und ist daher in Zukunft verletzungsanfälliger. Normalerweise bewegen sich bei Abduktion Arm und Skapula in einem Verhältnis von 2:1. Man spricht vom humeroskapularen Rhythmus. Das heißt, dass bei 90° Abduktion des Armes, 60° aus dem Humeroskapulargelenk kommen und 30° durch die Bewegung des Schultergürtels. Beim ImpingementPatienten beobachtet der Untersucher einen veränderten humero-skapularen Rhythmus von 1:1. Die Skapula bewegt sich von Anfang an mit. Dies fördert die subakromiale Enge, da die Rotatorenmanschette vermehrt arbeiten muss, um das Schultergelenk zu stabilisieren. Doch nicht nur inspizieren ist wichtig, sondern auch palpieren. Der Therapeut ermittelt muskuläre Dysbalancen, Gelenkfehlstellungen, Ödeme und Ähnliches an den beteiligten Strukturen (a Tab. 2). Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Tuberculum majus: p Schmerzhaft (innervierte bindegewebige Einheiten, wie Faszien sind mechanisch durch die Schwellung oder Ödeme gereizt) p Schwellung tastbar Abb. 3: Der Therapeut komprimiert die Halswirbelsäule der Patientin durch Druck nach kaudal. Die Patientin hält dabei den Arm in symptomauslösender Stellung. Manualtherapeutisch untersuchen f Um dem Problem weiter auf den Grund zu gehen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie zum Beispiel die funktionelle Demonstration nach Maitland [7]. Der Physiotherapeut nutzt die schmerzhafte aktive Abduktion des Armes, um den betroffenen Bereich zu lokalisieren. Der Patient hebt den Arm im Sitzen gerade so weit, dass er den typischen Schmerz ein wenig spürt. In genau dieser Position hält der Patient den Arm, während der Therapeut verschiedene Tests durchführt. Zum Beispiel bewegt der Untersucher passiv die Halswirbelsäule. Ist sie ursächlich an den Symptomen des Schultergelenks beteiligt, wirken sowohl Lateralflexion als auch Rotation zur betroffenen Seite symptomauslösend. Eine mögliche Erklärung ist eine vermehrte Kompression der Bandscheiben oder der Facettengelenke. Isolierte Kompression der Halswirbelsäule verstärkt den Druck auf die Bandscheiben und somit die Symptome (a Abb. 3). Traktion vermindert dagegen Druck und Symptome. Als Nächstes lässt der Therapeut den Patienten aktiv seine Brustwirbelsäule extendieren und flektieren. Extension forciert oft die Symptome, da auch sie die Facettengelenke komprimiert. Rippengelenke, Nervensystem und innere Organe testen f Tiefes Atmen kann ebenfalls Symptome auslösen. Sind die Rippengelenke blockiert, kann es zu ausstrahlenden Schmerzen im Schultergelenk kommen. Um zu prüfen, ob die Rippen beteiligt sind, provoziert der Therapeut diese. Dafür gibt er mit der radialen Zeigefingerkante einen Schub an der vermutlich betroffenen Rippe nach vorne unten (a Abb. 4). Ob das Nervensystem beteiligt ist, ermittelt der Untersucher, indem er zusätzlich HWS und Handgelenke bewegt. Lateralflexion der HWS zur nicht betroffenen Seite und Dorsalextension der Hand wirken symptomverstärkend, da der Therapeut so das Nervensystem (Plexus brachialis und periphere Nerven) unter Spannung bringt. Bewegt man in die entgegengesetzten Richtungen, reduzieren sich Spannung und Schultersymptome. Des Weiteren muss der Physiotherapeut zwischen dem physiopraxis 1/05 physiotherapie 1. Rotatorenmanschette physiotherapie Abb. 5: Durch Schub am Angulus inferior vermindert der Therapeut den Abduktionswinkel des Glenohumeralgelenks. Glenohumeralgelenk und dem Skapulothorakalgelenk differenzieren. Dies geschieht durch Schub des Angulus inferior nach lateral (a Abb. 5). Lindern sich die Symptome, muss das Problem vom Glenohumeralgelenk ausgehen, da sich durch das Manöver der Abduktionswinkel des Schultergelenks verringert und somit der Druck im Subakromialraum. Sind Magen oder Leber beteiligt, verändern sich die Symptome, wenn man die Organe anhebt oder plötzlich loslässt. Man greift in die Eingeweide unterhalb des unteren Rippenbogens links und rechts. Der Patient sitzt und hält den Arm in symptomauslösender Stellung [5]. erfolgt über das Ventral- und Dorsalgleiten im Glenohumeralgelenk. Nach ventral ist das Gelenk oft mobil, nach dorsal eher steif. Dies hat zur Folge, dass die Muskeln mit anderer Kraft ziehen müssen und ein muskulär bedingtes Impingement entsteht. Weiter ist wichtig, die Skapula mit Kompression auf dem Thorax zu bewegen. Fühlt man Myogelosen des M. subscapularis und des M. serratus anterior und zeigt sich zusätzlich noch ein veränderter humero-skapularer Rhythmus, kann hier die Ursache für die Schmerzen liegen. Ebenso sollte man den M. pectoralis major und den M. levator scapulae genauer betrachten. Sind sie verkürzt, können sie die subakromiale Enge verursachen [11]. Neben diesen direkten muskulären Gründen sollte man die Triggerpunkte nicht vergessen. Triggerpunkte des M. deltoideus, M. subscapularis, M. teres major und des M. supraspinatus können Schmerzen in der Schulter erzeugen [12]. physiopraxis 1/05 Genauer differenzieren f Hat man herausgefunden, dass es sich um ein primäres Impingement-Syndrom handelt, muss man weiter differenzieren. Für den M. supraspinatus untersucht der Therapeut die Druckdolenz am Tuberculum majus und macht den isometrischen Widerstandstest gegen die Abduktion [8, 9]. Für den M. infraspinatus ist der positive Außenrotationswiderstandstest aussagekräftig. Den M. biceps brachii testet man über isometrische Flexion und Supination des Ellenbogengelenks. Abduziert der Therapeut den Arm passiv, komprimiert er den M. supraspinatus unter dem Akromion und Schmerzen treten auf. Mit zunehmender Innenrotation geraten auch Anteile des M. infraspinatus unter Druck, während man das Caput longum des Bizeps in vermehrter Flexion des Armes irritieren kann. Fraglich ist, ob man die Bursa subacromialis durch kaudalen Zug am distalen Humerus beim Abduktionswiderstandstest entlasten kann [10]. Hinweise, dass die Bursa beteiligt ist, geben eher Untersuchungsbefunde, die nicht „zusammenpassen“ und tagesformabhängig variieren. Dies erklärt sich durch die je nach Bewegung unterschiedlichen anatomischen Kontaktstellen der Bursa zu den übrigen Gelenkstrukturen. Gelenkmobilität, Muskelsituation und Triggerpunkte f Auch die Gelenkmobilität sollte ein Therapeut untersuchen, da sie Ursache für ein Impingement sein kann. Die Untersuchung Therapie so vielfältig wie die Ursachen f Die Therapie ist so vielfältig wie die möglichen Ursachen, die zu einem Impingement führen. Hat der Therapeut primäre ImpingementStrukturen als Ursache identifiziert, beeinflusst die Aktualität h physiospezial Informationen für Therapeuten und Patienten Drei Gewinner des Buchs „Schulterrehabilitation in der Orthopädie und Traumatologie“ erfahren mehr über das komplexe Thema Schulterrehabilitation. Und damit auch die Patienten informiert sind, stellt die Rüdiger Anatomie GmbH zehn Poster „Die obere Extremität“ für Ihre Praxisräume zur Verfügung. Schicken Sie die Stichwörter „Schulterreha“ oder „Schulterposter“ per Postkarte oder nehmen Sie online teil. Einsendeschluss ist der 17.2.2005. 33 p Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Abb. 4: Ist die Rippe betroffen, verschlimmern sich die Schmerzen beim Schub der Rippe nach lateral. Abb. 7: Die Patientin bewegt den Arm in Abduktion, während der Therapeut eine translatorische Bewegung nach dorsal macht. der Symptome das therapeutische Vorgehen. Dabei ist es hilfreich, die unterschiedlichen Wundheilungsphasen zu kennen (a physiopraxis 3/03). So ist verständlich, dass man einen Patienten mit chronischem Impingement-Syndrom und einer betroffenen Supraspinatussehne durch eine initiale Querfriktionsbehandlung (15–20 Min.) in ein entzündliches Stadium versetzen muss, um die Wundheilung erneut einzuleiten [4, 13]. Weitere Querfriktionen führt man kurz und mit wenig Druck durch. Dies fördert die Histaminausschüttung und regt die lokale Durchblutung an. Ist die Bursa subacromialis chronisch betroffen, behandelt man mit Verschiebetechniken unter Kompression [14]. Begleitend ist in der Proliferationsphase sinnvoll, den betroffenen Arm unterhalb der Schmerzgrenze zu bewegen. Dies sollte der Patient auch zu Hause durchführen. Druck nach dorsal „positionieren“. Man mobilisiert unter Bewegung (a Abb. 7) [17]. p Muskuläre Dysbalancen beseitigt der Behandler, indem er verkürzte Muskeln (M. supraspinatus, M. subscapularis, M. pectoralis major und M. levator scapulae) dehnt und die abgeschwächte Muskulatur (M. infraspinatus und Mm. rhomboidei) kräftigt. p Beweglichkeit der Brustwirbelsäule muss der Therapeut vor allem in Richtung Extension erweitern. p Koordinative Übungen sind sinnvoll, um den humeroskapulären Rhythmus wiederherzustellen. i physiokongress Schulterinstabilität Die Schulter wird auch Thema sein auf dem physiokongress, der vom 5.–7. Mai 2005 in Aachen stattfindet – beispielsweise bei einem Vortrag im Plenum. Melden Sie sich gleich an im Internet unter www.physiokongress.de! Manuelle Therapie effektiv f Ähnliche Übungsprogramme finden sich vielfältig in der Literatur [18, 19, 20, 21]. Bang verglich in einer Studie die Effektivität der oben beschriebenen Techniken bei der Therapie von Impingement-Patienten mit einem aktiven Übungsprogramm [20]. Bei der manualtherapeutischen Gruppe minderte sich der Schmerz deutlicher und die Funktion besserte sich klarer als bei der Übungsgruppe. Als zusätzliche Maßnahmen können Therapeuten gezielte Elektrotherapie und Ernährungshinweise (Vitamin A, B und C, Zink und Magnesium) in die Therapie integrieren [19, 22]. Sportartspezifische und berufliche Hilfestellungen runden die Integration des Patienten in sein Umfeld ab [9]. Bernd- Ulrich Schulze Bernd-Ulrich Schulze ist Lehrkraft für Manuelle Therapie und Sportmedizin an der Schule für Physiotherapie der Universitätsklinik Essen. Er arbeitet in einer orthopädischen Privatpraxis und lehrt Klinische Diagnostik und Klinisches Patientenmanagement (KPM) in der Weiterbildung. physiopraxis 1/05 Kräftigen, Dehnen, Mobilisieren f Grundsätzlich gelten die folgenden Regeln, wenn man ein Impingement behandelt: p Vor einem gezielten Krafttraining (insbesondere der Rotatorenmanschette) sollte der Physiotherapeut die oft steife posteriore Kapsel mobilisieren [15]. p Um die subakromiale Enge zu beseitigen und das Rollgleiten im Gelenk zu erleichtern, lässt der Therapeut den Humeruskopf nach kaudal gleiten (a Abb. 6) [16]. p Da der Humeruskopf häufig zu weit ventral steht, kann man diesen, bei aktiver Abduktion des Armes, durch gehaltenen Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. physiotherapie 34 Abb. 6: Während die Patientin den Arm abduziert, unterstützt der Therapeut die Gleitbewegung durch Schub nach kaudal.