Smart-Beta-Produkte: Wer kauft schon billig an der Börse?

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Smart-Beta-Produkte: Wer kauft schon
billig an der Börse?
Investoren kaufen nicht billig – sie kaufen, was alle anderen gerade auch kaufen. Das ist vielfach
nachgewiesen. Sie bevorzugen die aktuellen Gewinner unter den Aktien. Und sie meiden die Verlierer.
Dasselbe gilt aber auch für Anlagestrategien – ob einfache Faktor-Strategien wie “Value” oder
“Momentum“, oder auch komplexere Smart-Beta-Strategien wie “RAFI Fundamental Index”, die als
Vorbild dieses Segment mitbegründeten. Was derzeit unter Investoren angesagt ist, das kann sich
unvermittelt ändern – aber ihre Neigung für alles, was gerade angesagt ist, bleibt beständig.
Antizyklisches Investieren? Fehlanzeige!
Viele Anbieter passiver Strategien legen Produkte auf, die genau diese Neigung bedienen: In dem
Wissen, dass Investoren die aktuellen Gewinner bevorzugen, wählen sie für neue Produkte unter
Tausenden verfügbarer Faktor-, Style- oder sonstiger Strategie-Indizes immer die aktuellen
Outperformer aus – und damit die nahezu sicheren Verlierer der Zukunft. Dass rein “passive” Anbieter,
bisher insbesondere auf traditionelle marktkapitalisierte Indizes fokussiert, heute verstärkt in das
Smart-Beta-Segment einsteigen, macht die Sache nicht unbedingt besser.
Antizyklisch zahlt sich aus
Denn auch hier bieten sie in der Regel Strategien an, die auf verlockenden Rückrechnungen beruhen.
Solche Strategien zeigen in jüngerer Vergangenheit meist besonders starke Ergebnisse und weisen mit
hoher Wahrscheinlichkeit deutlich höhere Bewertungskennzahlen aus als es ihrem historischen
Durchschnitt entspricht. Damit jagen die Käufer dieser Produkte – einmal mehr – hinter einer zum
großen Teil bereits gelaufenen Performance hinterher. Viel sinnvoller ist ein tatsächlich antizyklischer
Ansatz, bei dem Faktoren oder Strategien im Vergleich zu ihrem historischen Durchschnitt aktuell
günstig bewertet sind. Denn Smart-Beta-Strategien und -Faktoren, die mit einem Abschlag zu ihrem
historischen Durchschnitt bewertet werden, haben eine hohe Wahrscheinlichkeit, eine Outperformance
abzuliefern.
Die RAFI Fundamental Index Strategie für Emerging Markets ist eine der Strategien, die nach
Berechnungen von Research Affiliates, LLC. aktuell mit einem deutlichen Abschlag relativ zum
historischen Durchschnitt der Bewertungskriterien gehandelt werden – Stand Ende 2016 – und dies trotz
der zuletzt exzellenten Performance dieses Segments. Basierend auf einer Regressionsanalyse ergibt
sich für den kommenden 5-Jahreszeitraum damit eine überdurchschnittliche erwartete Outperformance
von 2,7 Prozent per annum im Vergleich zu dem marktkapitalisierten Vergleichsindex. Für Anleger mit
Mut zum antizyklischen Handeln ist dies deshalb eine der attraktivsten Strategien. Aber selbst wem
Emerging Market Aktien zu volatil sind, kann mit RAFI für die Developed Markets in eine Strategie
investieren, die auf beziehungsweise knapp unter den historischen Durchschnitten bewertet ist. Sie ist
damit weder teuer noch billig. Basierend auf der gleichen Regressionsmethodik kann damit erwartet
werden, dass das Konzept aber seine historisch gute Outperformance von 1,7 Prozent per annum in den
kommenden fünf Jahren erzielt gegenüber dem marktkapitalisierungsgewichteten Pendant.
Vom Marktpreis unabhängige Strategie
Um die Idee des antizyklischen Investierens in einem Index wie diesem umsetzen zu können, ist es vor
allem wichtig zu vermeiden, dass die am stärksten überbewerteten Unternehmen ein immer größeres
Gewicht im Index bekommen und die am stärksten unterbewerteten Unternehmen ein immer
geringeres Gewicht. Die bei uns, Nomura Asset Management, seit 2005 erfolgreich umgesetzte RAFI
Fundamental Index Strategie verwendet allein fundamentale Kennzahlen über die Größe eines
Unternehmens für die Berechnung seines Indexgewichts. Dieses ist damit ganz unabhängig vom
Marktpreis und den darin enthaltenen Fehlbewertungen. Die berücksichtigten fundamentalen
Kennzahlen beziehen sich auf vier unterschiedlichen Kriterien: Umsatz, Cash Flow, Dividende und
Buchwert.
Viele Kennziffern wichtig
Es ist nicht sinnvoll, nur einen dieser Maßstäbe zu verwenden, da jeder für sich genommen immer auch
einen strukturellen Verzerrungseffekt mit sich bringt: Der Umsatz allein würde große Unternehmen mit
niedrigen Margen übergewichten. Der Cashflow allein würde zyklische Aktien auf ihren zyklischen Hochs
übergewichten. Die Dividende allein würde möglicherweise reife, ertragsstarke Unternehmen ohne
Wachstumsperspektiven übergewichten. Und der Buchwert allein würde Unternehmen mit aggressiver
Bilanzierungspolitik übergewichten. Eine Kombination dieser Kriterien hingegen verbessert den Ansatz
auf verschiedenen Ebenen: Sie sorgt für eine Diversifikation des Risikos aus Datenquellen,
Sektoreigenschaften und anderen Risiken. Sie erhöht die Robustheit des Ansatzes sowie die Stabilität
der kombinierten Faktoren. Und sie verbessert das Risiko-Ertragsprofil des Index insgesamt. Auf diese
Weise vermeidet der RAFI-Ansatz eine nennenswerte Übergewichtung der trendigsten, populärsten und
teuersten Aktien.
Robert Arnott, Gründer und CEO von Research Affiliates, LLC. sagt: “Wenn sich Investoren Smart-BetaStrategien zuwenden, die über die vergangenen Jahre großartiges Alpha geliefert haben, sollten sie
fragen, wie teuer diese Strategien inzwischen sind. Andernfalls könnten sich diese Alphas schon bald ins
Gegenteil verkehren.” Smart-Beta ist ein ziemlich überfüllter Raum. Darin finden sich gute Ansätze,
weniger gute Ansätze und an sich gute Ansätze, die nur vorübergehend überteuert sind. Investoren
sollten also genau hinsehen, bevor sie den Sprung wagen.
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