Ambulant statt/vor stationär

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Mai 2014
Informationszeitschrift
der Privatklinik Wyss
Ambulant statt/vor stationär ...
Autor Editorial
… war der Wahlspruch der einstigen sozialpsychiatrischen Bewegung: Sie hatte sich zum Ziel gesetzt, Patienten und Patientinnen mit anhaltenden,
schweren psychischen Störungen aus langfristigen
Hospitalisationen zu befreien und ihnen eine soziale Reintegration zu ermöglichen. Diese – letztlich
erfolgreiche – Zielsetzung entspricht heute einer
selbstverständlichen Haltung, der Grundsatz hat aber
auch eine unverkennbare ökonomische Bedeutung
erhalten: Nicht-stationäre Behandlungen sollen geDr. med. Peter Zingg
nerell kostengünstiger sein als stationäre – natürlich
Ärztlicher Direktor
bei gleicher Wirksamkeit?! In manchen Fällen sicher,
wohl aber nicht in allen. Der stationäre Rahmen ist
Privatklinik Wyss AG
unumgänglich bei ausgeprägter Selbst- oder FremdMünchenbuchsee
gefährdung, aber auch bei kaum mehr erträglicher
Belastung im bzw. für das soziale Umfeld. Im Klinikrahmen können aber auch komplexere, integriertere
Behandlungen angeboten werden, bei gleichzeitiger Entlastung von alltäglichen
Verpflichtungen. Das ist – ein gewisses Mass an Alltagsbewältigung vorausgesetzt – auch im teil- oder tagesstationären Rahmen möglich, verbunden mit dem
Vorteil (aber auch der Anforderung), das in der Therapie Erkannte und Erfahrene
parallel in eben diesem Alltag umzusetzen. In diesem Sinne ersetzt eine teilstationäre Behandlung die stationäre nicht in jedem Falle, sie ergänzt diese vielmehr
– und kann allenfalls zu deren Verkürzung beitragen.
Psychotherapie-Tagesklinik - PTK
der Privatklinik Wyss AG Münchenbuchsee
Die Psychotherapie-Tagesklinik
kombiniert die Vorteile stationärer mit jenen der
ambulanten Behandlung.
Neben intensiver Betreuung tagsüber
(Psychotherapie, nicht-medizinische Therapien,
Bezugspersonenpflege) verbringen
die Patienten den Abend und
das Wochenende im gewohnten Umfeld.
Die Psychotherapie-Tagesklinik kann Ihnen helfen:
– Ihren Alltag zu strukturieren und
zu bewältigen
– Ihre Stabilität zu verbessern und
Ihre Ressourcen zu aktivieren
– Ihre Selbstwahrnehmung und Ihre soziale
Kompetenz zu verbessern
– Ihre Problemstellungen und
Konflikte eingehender zu
klären und zu bearbeiten
– den Wiedereinstieg in die Arbeit zu planen
– in eine anschliessende ambulante
Weiterbehandlung überzutreten
Psychotherapie-Tagesklinik
Autor
Thomas Fischer
Oberarzt
PsychotherapieTagesklinik
Was bietet die Psychotherapie-Tagesklinik?
Zwei Patienten und ihre Anliegen
Die Psychotherapie-Tagesklinik der Privatklinik Wyss
AG in Münchenbuchsee bietet ein psychotherapeutisch orientiertes Behandlungsprogramm von ca.
zehn Wochen Dauer an. Das Angebot umfasst Psychotherapie im Einzel- und im Gruppensetting, nichtmedizinische Therapien, wie z.B. die Musik- oder die
Kunsttherapie, und regelmässige Gespräche mit der
Bezugsperson von der Pflege. Die 12 Behandlungsplätze eignen sich für Patienten, die eine intensivere Therapie in einem strukturierten Tagesablauf
benötigen, die aber den Abend und das Wochenende im gewohnten Umfeld verbringen wollen und
können. Die tagesklinische Behandlung eignet sich
als Anschlussbehandlung nach einem stationären
Aufenthalt, als Alternative zu einer Klinikbehandlung
oder als intensivierte ambulante Therapie im Rahmen
eines strukturierten Wochenprogramms.
Frau G. besucht seit einer Woche die PsychotherapieTagesklinik in Münchenbuchsee, nahe von Bern. Ihr
Arzt hat ihr die Therapie in einer Klinik empfohlen,
nachdem es nach längerer ambulanter Behandlung
nicht gelungen ist, eine schwierige psychische Krise
zu überwinden.
Ihr Kollege, Herr K., ist im Anschluss an eine stationäre Behandlung in die Tagesklinik gekommen. Es
geht ihm heute deutlich besser als vor dem stationären Klinikaufenthalt, er möchte jedoch lernen,
seine Angst in öffentlichen Verkehrsmitteln besser
zu bewältigen, und er will sich auf die Rückkehr in
seinen Job vorbereiten.
Beide Patienten wollen den Abend und die Wochenenden lieber selber gestalten und die Nacht in den
eigenen vier Wänden verbringen. Frau G. möchte
ihren 13-jährigen Sohn nicht alleine lassen. Herr K.
ist sich bewusst, dass er sich den Anforderungen des
Alltags wieder stellen muss, er braucht dabei aber
weiter intensive therapeutische Unterstützung.
Alltag zweier Patienten
Das Behandlungsprogramm
Rückkehr in den Alltag
Neu eingetretene Patienten merken erst mit der
Zeit, dass ein klarer Tages- und Wochenplan nicht
nur entlastend ist. Von Montag bis Freitag täglich
an seiner psychischen Gesundung zu arbeiten, kann
anstrengend sein und eine Herausforderung darstellen. Das gilt vor allem für die Gesprächsgruppen, die
4-mal pro Woche mit unterschiedlichen Schwerpunkten stattfinden. Dabei wird geübt, aus Wünschen
eigene Ziele zu formulieren und diese zu verfolgen.
Man lernt, im geschützten und begleiteten Rahmen,
eigene Verhaltensmuster zu erkennen und seinen
Platz unter Mitmenschen zu finden. Man erlernt
konkrete und anwendbare Fähigkeiten (Skills), um
mit schwierigen Gefühlen und Situationen umzugehen. Dafür kann der Kopf während der Fitnessstunde
wieder ausgelüftet werden.
Herr K. hat inzwischen seine Angst mit Expositionsübungen so weit reduzieren können, dass er wieder
selbstständig seinen Arbeitsweg bewältigen kann. In
einem gemeinsamen Gespräch mit dem Arbeitgeber
wird der Wiedereinstieg an seinem alten Arbeitsplatz
geplant, wobei er sein Arbeitspensum stufenweise
steigern kann. Frau G. hat weniger Glück, sie erhält
vom Arbeitgeber die Kündigung. Ihre berufliche
Zukunft ist gegen Ende der Behandlung ein wichtiges Thema in den Einzelgesprächen mit ihrem
Therapeuten und der pflegerischen Bezugsperson.
Zur Klärung ihres Versicherungsschutzes und ihrer
finanziellen Möglichkeiten erhält sie fachliche Beratung durch die Sozialberaterin der Tagesklinik.
Herr K. spürt anfänglich mühevoll, dass er seinen
Körper lange Zeit vernachlässigt hat. In der Körpertherapie und in der Entspannungstherapie übt er
innere Balance und Achtsamkeit. In der Kunst- und
der Musiktherapie sowie im freien Gestalten sind
Hand und Gefühl angesprochen. Was für Herrn K.
eine erholsame Ablenkung von seinen Sorgen bedeutet, wird für Frau G. vorerst zu einer schwierigen
Erfahrung: Die Musik lässt schmerzhafte Erinnerungen aufsteigen. Sie ist froh, dass die Therapeutin
ihre Emotionen wahrnimmt und sie unterstützt. Auch
kann sie mit ihrer Bezugsperson vom Pflegeteam
sowie mit ihrer Einzeltherapeutin darüber sprechen.
Mit ihren Mitpatienten macht sie die Erfahrung, dass
sie sich nicht immer stark und hilfsbereit verhalten
muss, um geschätzt und akzeptiert zu werden.
Autor
Kurt Schumacher
Leiter Pflege
PsychotherapieTagesklinik
Privatklinik Wyss AG, Münchenbuchsee
Spezialklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Fellenbergstrasse 34
3053 Münchenbuchsee
Tel. +41 31 868 33 33
Fax +41 31 868 33 00
www.privatklinik-wyss.ch
Im Dialog
Herr H., Sie sind seit fast zehn Wochen Patient in
der Tagesklinik, was ziehen Sie für eine Bilanz über
Ihren Aufenthalt in der PsychotherapieTagesklinik?
Ich bin sehr froh, dass ich noch in die Tagesklinik kommen
konnte. Ich habe hier eine gute Zeit verbracht. Die zehn Wochen gingen fast zu schnell vorbei. Am Ende der stationären
Behandlung hatte ich Zweifel, ob ich die Ganztagstherapie
noch so lange machen sollte, ich hatte ein grosses Bedürfnis
nach einem „normalen Leben“. Andererseits war mir
auch klar, dass ich noch nicht selber in der Lage war, einen
geregelten Tagesablauf wie vor der Erkrankung zu führen.
Zum Beispiel zu arbeiten oder etwa meine freie Zeit selber
zu gestalten. Jetzt bin ich bedeutend zuversichtlicher.
Was hat Ihnen zu dieser Zuversicht verholfen?
Ich habe gemerkt, dass ich mich zu Hause wieder wohlfühlte. In der Tagesklinik haben sie die Wochenenden jeweils mit
uns vorgeplant. Es fiel mir anfangs schwer, die Dinge zu tun,
die ich mir vorgenommen hatte. Schliesslich war ich aber froh
darüber, denn ich hatte während der Krankheit den Kontakt
zu meinen Freunden und Bekannten einschlafen lassen. Der
Austausch mit meinen Mitpatienten hat mir dabei sehr geholfen. Unter Menschen zu sein, fühlte sich wieder gut und
normal an. In den letzten Wochen habe ich wieder begonnen,
meine Kontakte zu pflegen, und war unternehmungslustiger. Was die Arbeit betrifft, war ich froh, zu realisieren, dass
ich den Alltag in der Tagesklinik immer besser bewältigen
kann. Meine Therapeutin hat mich ermutigt, mich wieder
auf eine Stelle zu bewerben. Es hat mich gefreut, dass alle
immer wieder nachgefragt haben, wie ich vorankomme oder
ob ich Hilfe brauche. Ich habe die Bewerbungen schliesslich
allein hingekriegt. Das Interesse an meiner Person, die
Wahrnehmung meiner Schwierigkeiten und die Anteilnahme
an meiner Situation haben mich sehr gestützt. Ich konnte
das Lähmungsgefühl und die Angst, dass es sowieso nicht
klappt, überwinden.
Wie empfanden Sie den Wechsel von der stationären Behandlung in die Tagesklinik?
Viele der Therapien kannte ich ja schon. Während der ersten
Tage musste ich mich trotzdem auf viel Neues einstellen. Mit
einer neuen Therapeutin wieder von vorne anfangen.
Die neuen Kolleginnen und Kollegen. Der grösste Unterschied war, dass wir alle den ganzen Tag und in praktisch
allen Therapien zusammen waren. Man lernt einander
dadurch aber auch rascher kennen. Wir haben hier mehr
Gesprächsgruppen. Und das Therapieprogramm ist für
alle gleich. Einiges war für mich auch Repetition und somit
nicht mehr so interessant wie vielleicht für andere. Hier in
der Tagesklinik ging es für mich mehr darum, die Dinge
anzuwenden, die ich vorab in der stationären Behandlung
gelernt habe. Mich unter Leuten wieder „normal“ zu fühlen,
rauszugehen, etwas zu unternehmen, auch zeitweise allein
zu sein, ohne gleich in ein Loch zu fallen.
Was hat Ihnen in der Psychotherapie-Tagesklinik
am meisten geholfen?
Die Gespräche mit meiner Therapeutin und meiner Bezugsperson von der Pflege waren sehr wichtig für mich. Auch
mit einigen meiner Mitpatienten habe ich viel geredet. Wir
werden sicher auch nach der Tagesklinik weiter in Kontakt
bleiben. Der Gruppenzusammenhalt als Ganzes war sehr
unterstützend. Zwar gab es auch Konflikte, ich fand es
richtig, dass diese vonseiten des Behandlungsteams auch
angesprochen und thematisiert wurden. Der feste Tagesablauf war für mich ein weiterer sehr wichtiger Bestandteil der
Therapie. Am Anfang hätte ich das allein nicht gekonnt.
Sie verlassen Ende dieser Woche die Tagesklinik,
wie blicken Sie in die nähere Zukunft?
Wie gesagt, viel zuversichtlicher als am Anfang. Ich habe zwar
das Gefühl, dass es mir diese Woche wieder etwas schlechter
geht als vorher, ich schlafe auch nicht mehr so gut. Wahrscheinlich sind das aber die Angst und die Ungewissheit, ob
es auch wirklich klappt, das gehört wohl dazu. Ich habe jetzt
noch eine Woche Ferien, bevor ich mit der Arbeit anfange.
Und dann geht die Therapie ja auch bei meinen ambulanten Therapeuten weiter. Ich muss ganz klar noch
weiter an mir arbeiten, um nicht früher oder später
wieder ins alte Fahrwasser zu geraten.
Fachreferate
Psychiatrie im Gespräch
12. Mai 20141
10. September 20142
Risiken und Chancen
des Älterwerdens,
lic. phil. Claudia Schweizer,
Fachpsychologin für
Psychotherapie FSP,
Bereichsleiterin Fachtherapeutische Dienste
15. September 20141
Die dunkle Seite des
Perfektionismus.
Selbstkritik in Zusammenhang mit Depression.
Dr. phil. Tobias Krieger,
Psychologe FSP
29. Oktober 20142
10. November 20141
Psychopharmaka und/
oder Psychotherapie –
Gegensatz oder Ergänzung?
Dr. med. Peter Zingg,
Ärztlicher Direktor
Privatklinik Linde, Biel
Restaurant, Blumenrain 105
19.00 Uhr
1
Buchhandlung
Stauffacher, Bern
Eingang Ryffligässchen 8
20.00 Uhr
2
Die Vorträge sind öffentlich,
die Platzzahl ist beschränkt.
Eintritt frei.
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