Report u. Diskussionspapier zur Thematik „Klimaneutralität – geht das ?“ für Projekt-Idee: Lokalgruppe München – Arbeitsgruppe Projekte Projekt-Start: 08 / 2013 Doku-Stand: 04 / 2014 Verfasser: R. Faul, G. Marschner, S. Nottebohm, S. Giglberger Abstract: Eine Welt in Balance kommt um das wohl ultimative Thema des Klimawandels nicht herum. Trotz diverser internationaler Verhandlungen steigt die Emission von klimaschädlichen Stoffen an. Bei CO2-Emissionen wurde 2013 ein neuer Höchststand von ca. 36 000 000 000 Tonnen erreicht. Die konsequente Frage ist also, was können Einzelpersonen konkret und im Einklang mit ihren persönlichen Überzeugungen tun, um ihrer „privaten Klimaneutralität“ näher zu kommen. Diese Dokumentation stellt die wesentlichen Arbeitsergebnisse der Lokalgruppe München (AG Projekte) zusammen zu dem Zweck, anderen Lokalgruppen und Multiplikatoren ein Diskussionspapier an die Hand zu geben. S. 1/10 Inhaltsverzeichnis 1. Motivation 3 2. Grundlagen 3 3. Biokapazität des Ökosystems Erde 4. Klimagerechtigkeit 5. 5.1. 5.2. Klimaneutralität – geht das? Handlungsmöglichkeiten CO2-Zertifikate 6 6. Private Klimaneutralität – geht das? 7. Realisierungsmodell 8. Multiplikation und Verbesserung 9. Umgang mit Rechten 9 10. Literatur / Daten 10 R.F. 4 5 5 5 8 9 9 Klimaneutralität – geht das? S. 2/10 1. Motivation Die Lokalgruppe München2 (Arbeitsgruppe Projekte) hat sich etwa Mitte 2013 als Ergänzung zu der bereits länger aktiven Lokalgruppe München1 gebildet. Schwerpunkt der Arbeitsgruppe Projekte ist die Sammlung, Bewertung und Entwicklung von konkreten Projektthemen mit dem Ziel Angebote zum tatsächlichen TUN von Einzelpersonen oder Gruppen zu schaffen. In der zunächst durchgeführten Sammlung von Themen wurde identifiziert, dass der ökologische Fußabdruck zwar als „nette Wahrnehmung“ begrüßenswert und wichtig ist, aber bei den Umsetzungsmöglichkeiten zu einer persönlichen „Klimaneutralität“ Lücken vorhanden sind. Somit wurde als sog. „LG-München AG-Projekt1“ das Thema „Klimaneutralität – Möglichkeiten und Grenzen des Tuns von Einzelpersonen“ vertieft. Dieser Report stellt den aktuellen Stand als Diskussionspapier zusammen. 2. Grundlagen Aus schier unzähligen Publikationen und auch aus Büchern der Zukunftsliteratur-Reihe der Global Marshall Plan Initiative geht hervor, dass Emissionen von Stoffen durch Menschen das Risiko in sich tragen, den viel diskutierten Klimawandel zu beeinflussen oder zu verursachen. Es muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass es ebenso schier unzählige Publikationen gibt, die einen von Menschen durch Emissionen verursachten Klimawandel verneinen. Die Auseinandersetzung darüber, wo eine bewiesene Wahrheit liegt, will die LGMünchen AG Projekte bewusst nicht führen, aus einem einfachen Grund: Die Veränderung des CO2-Gehalts in der Luft (Zeitraum 200 Jahre) vollzieht sich in einem Ausmaß, das bezogen auf die erdgeschichtlichen Zeiträume von Veränderungen (Größenordnung 100000 Jahre) keine andere Wahrscheinlichkeit als Ursache nahelegt, als die von Menschen vollzogenen Emissionen. CO2-Anteil in der Luft 425 CO2 [ppm] 400 375 350 325 300 275 250 1800 1825 1850 1875 1900 1925 1950 1975 2000 2025 Abb.1: Verlauf des CO2-Gehalts in der Luft [parts per million] Die Datenpunkte für die Jahre 2015, 2020 und 2025 sind hochgerechnet mittels einem Polynom, das die Werte für 1950 bis 2010 gut annähert. Der Sinn dieser Hochrechnung ist lediglich, eine Visualisierung zu bieten für eine denkbare Weiterentwicklung. Nachdem für 2013 ein neuer Höchststand von ca. 36 000 000 000 Tonnen CO2-Emissionen weltweit R.F. Klimaneutralität – geht das? S. 3/10 veröffentlicht wurde, macht man wohl keinen nennenswerten Fehler, wenn man den weiteren Anstieg wie skizziert annimmt. 3. Biokapazität des Ökosystems Erde Im Ökosystem Erde zirkuliert ein gewisses Volumen an CO2, das einerseits einem natürlichen Emissionsvorgang und andererseits einem natürlichen Abbauvorgang unterliegt. Eine zusätzliche Menge an CO2-Emissionen, die das Ökosystem Erde im Rahmen der natürlichen Verarbeitungsprozesse so verkraften kann, dass keine wesentlichen Klimaveränderungen auftreten, sei mit „Biokapazität“ bezeichnet. Wird die Biokapazität durch überhöhte Emissionen gestresst, nimmt sie logischerweise ab. Diese These dient als Denkanstoß und läßt die persönliche Meinungsbildung oder Überzeugung der Leser offen. Zur Visualisierung der Zusammenhänge (ohne Anspruch auf exakte Richtigkeit) werden folgende Graphiken herangezogen. Von ca. 18 Mrd. t in 1960 sinkt die Biokapazität auf ca. 10 Mrd. t in 2030 ab. Biokapazität [Mrd. t] 20 15 Die Kurve soll lediglich den Trend infolge der Überlastung der Atmosphäre mit CO2 skizzieren. 100% verläßliche Daten lagen der LG-München AG Projekte nicht vor. 10 5 0 1960 1980 2000 2020 Abb.2: Biokapazität der Erde in Mrd. t CO2 Der Anstieg der tatsächlichen CO2-Emissionen weltweit erscheint erschreckend, wenn er direkt der Biokapazität gegenüber gestellt wird. 60000 CO2-Emission weltweit [Mio.t/J.] 50000 40000 Der Kurventeil ab 2013 bis 2030 entspricht einer ungefähren Hochrechnung auf der Basis einer Polynomannäherung an die Steigerung in den Jahren vor 2013. Dieser enorme Anstieg wäre eine deutliche Zuspitzung der Problematik. 30000 20000 10000 0 1800 1850 1900 1950 2000 2050 Abb.3: Entwicklung der vom Menschen vollzogenen CO2-Emissionen R.F. Klimaneutralität – geht das? S. 4/10 4. Klimagerechtigkeit Als Vision sei angenommen, dass im Sinne der sog. Klimagerechtigkeit die als Biokapazität verfügbare Emissionsmenge gleichmäßig auf alle Menschen verteilt würde. Die Logik hinter diesem Ansatz wäre, dass jeder Mensch das gleiche Recht hat, sein Leben zu gestalten innerhalb des ökologischen Rahmens, der für alle Menschen zur Verfügung steht. Da die Anzahl der Menschen bis ca. 2050 weiter ansteigen dürfte und gleichzeitig aufgrund der bereits getätigten Überlastung der Atmosphäre die Biokapazität sinkt, ergibt sich eine Begrenzung der Emissionen pro Person in einer Weise, die sowohl aus der Sicht der Industriestaaten (G8 bzw. G20) als auch von Staaten, die bislang nur geringen Emissionsanteil hatten, heftige Herausforderungen beinhalten. 10 Anzahl der Menschen weltweit in [Mrd.] 9 8 7 6 5 4 3 klimaverträgl. Emission pro Person in [t ] pro Jahr 2 1 0 1950 1970 1990 2010 2030 2050 Abb.4: Emissionsanteil pro Person Die Kluft zwischen der ökologisch verträglichen Vision für Klimagerechtigkeit und den tatsächlichen CO2-Emissionen wird bislang nur von einem relativ kleinen Teil der Menschen ernst und bewußt wahrgenommen. Das soll keine „Anklage“ sein, sondern lediglich überleiten in eine Betrachtung jener Menschen, die für sich persönlich der Vision Klimagerechtigkeit näher kommen wollen. 5. Klimaneutralität – geht das? 5.1. Handlungsmöglichkeiten Die Eckmarken für die Entwicklung von Handlungsmöglichkeiten sind in den vorangestellten Abschnitten skizziert worden. Der Durchschnittswert der Emissionen einer Person in Deutschland liegt bei ca. 10 t p.a. als Ist-Stand. Es kann / soll natürlich jeder Mensch sein individuelles Emissionsvolumen mit Hilfe von sog. „Footprint-Rechnern“ kennen lernen. Als Grundskizze für die Handlungsmöglichkeiten, um von 10t Ist-Stand zu ca. 1,7 t SollStand zu gelangen, dient folgendes Diagramm R.F. Klimaneutralität – geht das? S. 5/10 Handlungsmöglichkeiten Reduktion durch eigenes Tun Reduktion durch CO2Zertifikate Reduktion durch Investitionen Ähnlich einem Mobile sind die Instrumente für eine Annäherung an die Klimaneutralität in Balance gebracht. Die Reduktion durch eigenes TUN beinhaltet einen großen Fächer von tagtäglichen Möglichkeiten, klimaschädliche Emissionen zu vermeiden. Über die Web-page www.globalmarshallplan.org kann man sich weiter über persönliche Handlungsmöglichkeiten informieren. Die Reduktion durch Investitionen symbolisiert den Handlungsrahmen für klimafreundliche Häuser, Mobilität, Anlagen und Geräte. Es würde den Rahmen dieses Berichts sprengen, hierzu näher einzugehen. Kernthema ist die Betrachtung von CO2-Zertifikaten als Instrument für das Erreichen der persönlichen Klimaneutralität, die dadurch denkbar ist, dass ein Ausgleich zwischen stattfindenden und vermiedenen Emissionen durchgeführt wird. Würde also 1 t eigene CO2Emissionen durch die Einsparung von 1 t an einer anderen Stelle auf der Erde ausgeglichen, bliebe die Verträglichkeit mit dem Ökosystem Erde erhalten, sofern die Summe aller verbleibenden Emissionen innerhalb des klimaverträglichen Rahmens bleibt. 5.2. CO2-Zertifikate Die zunächst gute Nachricht ist, dass durch die grundsätzliche Einführung von sog. CO2Zertifikaten der Emission von klimaschädlichen Stoffen ein Forum und ein finanzieller Wert zugeordnet werden kann. Die prinzipielle Idee besteht darin, das Volumen der weltweit klimaverträglichen Emissionen (Angebot der Natur) einer tatsächlichen Emission pro Person (Nachfrage der Menschen) einem marktwirtschaftlichen Ausgleichsmechanismus zu überlassen. Die zumindest interim schlechte Nachricht ist, dass der globale Ausgleichsmechanismus derzeit nicht wirklich existiert, sondern in der Einführungsphase dieser Mechanismen folgende Situationen vorhanden sind: R.F. Klimaneutralität – geht das? S. 6/10 Es existieren verschiedene Typen von CO2-Zertifikaten: • CER (Certified Emission Reduction Credits) • VER (Verfied Emission Reduction Credits) • EUA (European Union Allowances) Um sogenannten Entwicklungs- und Schwellenländern einen Anreiz zu geben, Ihrerseits CO2 reduzierende Maßnahmen durchzuführen, wurden von der United Nations Framework Convention on Climate Change“ (UNFCCC) das Instrument der Certified Emission Reduction Credits (CER) eingeführt. Dabei muss zunächst in dem Land, das an diesem Instrument partizipieren möchte, ein Projekt realisiert werden, mit dem eine Reduzierung der Emissionen gegenüber dem Stand vor der Projektrealisierung feststellbar ist. Die UNFCCC registriert das Projekt, überprüft den Reduzierungsumfang und setzt das dem Projekt zuzumessende Zertifikat-Volumen fest, das der projekt-ausführenden Organisation zugeteilt wírd. Diese CER-Zertifikate sind auf dem Markt handelbar. Zur Zeit gibt es 7448 registrierte Projekte (Stand 27.02.2014) mit einem EmissionsReduziervolumen von ca. 1,4 Mrd.t. Bei Betrachtung der „Spielregeln“ zu diesen CER-Zertifikaten fällt natürlich die „Vorher – Nachher – Proportionalität“ auf, woraus sich naheliegend auch die Begehrlichkeiten in dem „Spiel“ ergeben, nämlich mit einem möglichst hohen „Vorher“-Level zu starten und mit den Projektmaßnahmen eine möglichst gute „Nachher“-Beurteilung zu erreichen. Wird also eine totale Kohle-Kraftwerks-Dreckschleuder durch ein „sauberes“ Erdgas-Kraftwerk ersetzt, ergibt sich aus der Differenz der Emissionen das CER-Volumen. Der Marktpreis für 1 t CER-Zertifikat beträgt ungefähr 1 €, wobei die Projekte mit sozialen, ethischen und klimatischen Vorzeigeparametern von den Großhändlern solcher Zertifikate (z.B. Großbanken) mit „Margen“ versehen werden. VER Zertifikate VER und VER+ (Verified Emission Reductions) sind Zertifikate, die nicht für den gesetzlichen Emissionshandel verwendet werden dürfen. Projekte, die VERs generieren, werden aus Kostengründen, oder weil sie zu klein sind, nicht bei den Vereinten Nationen registriert und zertifiziert, wobei aber durchaus Emissionseinsparungen hinter diesen Projekten stecken. Der Marktpreis für 1 t VER-Zertifikat beträgt ungefähr 10 €, wobei die Projekte mit sozialen, ethischen und klimatischen Vorzeigeparametern von den z.T. eher kleineren Organisationen (z.B. Atmosfair, myClimate, ClimatePartner, the compensators, Zukunftswerk eG) dazu verwendet werden, insbesondere den klein- und mittelständischen Unternehmen für deren „Klimaneutralität“ solche VER zu verkaufen. Die Marktlage ist, vertieft betrachtet, schwierig zu beurteilen, weil die Projekte in fernen Ländern aus Aufwands- und Kostengründen nicht direkt geprüft werden können und weil nicht automatisch sicher gestellt ist, dass ein verkauftes Zertifikat strikt aus dem Gesamtvolumen der VER gelöscht wird und somit der eigentliche Mechanismus von Angebot und Nachfrage nicht strikt wirksam ist. Personen und Unternehmen, die solche VER-Zertifikate erwerben sollen explizit darauf achten, dass sie eine Stilllegungsbescheinigung für ihre Zertifikate erhalten. Nachdem die EU das Kyoto Protokoll 1997 unterschrieben und sich (als einzige Weltregion) verbindlich zu einer Reduzierung der Treibhausgase verpflichtet hat, wurde die Mechanik der Europäischen EUA CO2 Zertifikate und deren Handel in Gang gesetzt. Im Unterschied zu den CER-/VER-Zertifikaten beruht der Emissionshandelsmechanismus in Europa auf dem theoretischen Prinzip von Rationierung der Emissionen. Das bedeutet, dass zunächst mit einem Anfangsvolumen von Zertifikaten und einer anfänglichen „Community“ von Zertifikatverpflichteten Unternehmen der Mechanismus gestartet wurde und (ursprünglich vorgesehen) die Community erweitert und das Zertifikatvolumen gesenkt werden sollte bis auf ein Niveau, das dann tatsächlich Klimaverträglichkeit darstellt. In der realen politischen Auseinandersetzung der vielen europäischen Staaten zeigten sich aber „Begehrlichkeiten“ für einzelstaatliche Interessen, in deren Folge das Zertifikatvolumen R.F. Klimaneutralität – geht das? S. 7/10 nicht mit dem Nachfragevolumen ausgewogen verlief und zudem durch (vorsichtig ausgedrückt) „börsenübliche Effekte“ in einer z.T. oligopolartigen Player-Situation der Preis je Tonne tendenziell weit unter den ursprünglichen Erwartungen des EUA-Mechanismus blieb. Zu Beginn des europäischen Zertifikatehandels lag der Preis / t bei ca. 35 €. In jüngerer Vergangenheit sank der Preis / t auf unter 5 €. Bei geringen Zertifikat-Preisen lohnen sich Investitionen in Anlagen zur tatsächlichen Emissionsreduzierung betriebswirtschaftlich nicht. Zur groben Veranschaulichung sei ein Beispiel aus dem Bereich der erneuerbaren Energien herangezogen. Bei einer Wind-Stromerzeugung müssen sehr grob abgeschätzt 1000 € für die Einsparung von 1 t CO2 eingesetzt werden. In Relation zu z.B. 6,50 €/t für ein EUAZertifikat erzwingt die Betriebswirtschaft einen Kapitalertrag aus der WindenergieanlageInvestition, damit die Investition (ökonomisch) überhaupt getätigt wird. Eine plausibel nachvollziehbare Logik wäre im Übrigen, wenn alle Anlagen, mit denen klimaschädliche Emissionen reduziert werden, eine Zuwendung aus CO2-Zertifikaten erhalten würden. Leider tritt diese Logik bei vielen realisierten Projekten in erneuerbare Energien oder energetischen Sanierungsmaßnahmen nicht ein, u.a. weil die Relation aus Bürokratie gegenüber tatsächlichem finanziellem Nutzen für die Betreiber der Anlagen nicht die Bedürfnisse der Betreiber erfüllt. 6. Private Klimaneutralität – geht das? Die LG-München AG Projekte möchte mit dieser Dokumentation einen Diskussionsimpuls geben, der sich auf die Klimaneutralität der Global Marshall Plan Community richtet. Auf welche Weise könnte erreicht werden, dass die ungefähr 10000 Menschen in dieser Gemeinschaft jeweils für sich selbst das Label „KLIMANEUTRAL“ bekommen könnten? Angenommen, es liegt ein durchschnittlicher Emissionsumfang von 10 t vor. Dieser Umfang setzt sich grob strukturiert zusammen aus: • 30% Emissionen aus Industrie und Gewerbe • 10% Emissionen aus Bundes-, Länder- und Kommunaleinrichtungen und • 60% Emissionen aus dem privaten Lebensstils (Wohnen, Mobilität, Ernährung, usw.) Die genannten Anteile sind keine absoluten Fakten sondern ein Beispiel zur Diskussion. Plausibel und gerechtfertigt erscheint, dass eine private Einzelperson nur für eben die 60% aus 10 t verantwortlich ist. Die sog. klimaverträgliche Emission sei aus dem Diagramm in Abschnitt 4 mit 1,7 t pro Person im Jahr 2014 entnommen, der also vom Gesamtaufkommen (10t) abgezogen werden kann. Das resultierende private Ausgleichsvolumen beträgt also rund 5 t {(10-1,7) x 0,6}. Setzt man den momentanen VER-Zertifikatpreis von 10 € / t an, so würde sich für 50,-€ eine „Klimaneutralität“ pro Person pro Jahr ergeben. Nimmt man wiederum sehr grob geschätzt an, dass der durchschnittliche Nettoverdienst in Deutschland bei 10 € /Std. liegt, müßte eine Person zum Erreichen seiner privaten Klimaneutralität lediglich 5 Stunden arbeiten für 1 ganzes Jahr Emissionen. Dies erscheint lächerlich wenig zu sein und ist ein Indiz dafür, dass der Zertifikatehandel derzeit keinen realistischen Bezug zur herrschenden Kaufkraft hat. Wir kaufen uns quasi auf dem Niveau unserer hohen Kaufkraft unsere Klimaneutralität billigst ein. Das ist betriebswirtschaftlich konform mit dem Globalisierungssystem aber ethisch angreifbar, wodurch die Kritik des Ablaßhandels entstand. Ein Legitimierungsversuch ergibt sich daraus, dass ein schlechter Mechanismus immer noch besser ist als gar kein Mechanismus. R.F. Klimaneutralität – geht das? S. 8/10 7. Realisierungsmodell Die bisherigen Abschnitte stellen ein Grundgerüst aus Analysen und Theorie dar, was vielleicht als „netter Gedankengang“ eingeschätzt werden kann. Der wichtigste Schritt besteht nun aber darin, Konsequenzen aus dem Gedankengang in Richtung Realisierung zu ziehen. Somit wird ein Modell skizziert, für dessen tatsächliche Umsetzung sich die LG-München AG Projekte (mit Kooperationspartnern) einsetzen würde, falls ein hinreichendes Feedback aus der Global Marshall Plan Community auftritt; sprich: wie viele Freunde und Freundinnen für eine „Welt in Balance“ sind konkret bereit, auf der Basis der personenbezogen ermittelten Emissionen eine „Klimaneutralität durch CO2Ausgleichsanteile“ zu erwerben? Ein „CO2-Ausgleichsanteil“ ist quasi ein Gutschein für die Emission von 1 t CO2, wobei anders als bei einem Zertifikat das Ziel besteht, das für den CO2-Ausgleichsanteil bezahlte Geld in Deutschland für eine konkrete Investition zur Einsparung von wenigstens 1 t CO2 einzusetzen. Der Grund für diese Zielsetzung liegt darin, dass im Rahmen einer kleinen Umfrage unter den Teilnehmern der Veranstaltung beim Oekom-Verlag mit Hr. Rossner von Zukunftswerk eG mehrfach das Interesse bekundet wurde, dass die Kontrollierbarkeit der CO2-Emissionseinsparung eine wichtige Voraussetzung für die Bereitschaft zum Erwerb von CO2-Ausgleichsanteilen ist. (vergl. Anmerkungen in: Tatort Klimawandel S. 238 ff.). Das Realisierungsmodell umfasst folgende Schritte: 7.1. Ermittlung der Teilnehmerzahl an einem Projekt „Klimaneutralität durch CO2Ausgleichsanteile“ mittels Internet-Umfrage (wird zu geg. Zeit installiert) 7.2. Erörterung des Umfrage-Ergebnisses mit dem Projektpartner „Zukunftswerk eG“ 7.3. Erörterung des administrativen Abwicklungsprozesses mit der Global Marshall Plan Foundation 7.4. Ausschreibung für konkrete, regionalwirtschaftliche Investitionsprojekte in CO2Reduzierungsmaßnahmen (evtl. mit Kooperationspartner-Unternehmen) 7.5. Ausfertigung eines Labels (Ich Klimaneutralität durch CO2-Ausgleichsanteil von www.globalmarshallplan.org und www.zukunftswerk.org ) für die teilnehmenden Personen Die LG-München AG Projekte macht seine weiteren Aktivitäten abhängig vom Feedback der Community und wird sich entsprechend der Nachfrage für ein Ausgleichs-Programm engagieren. Als Mindest-Teilnehmerzahl schätzen wir 200 ab. 8. Multiplikation und Verbesserung Dieses Diskussionspapier soll insbesondere förderlich für die Multiplikation des aktiven Tuns wirken. Jede engagierwillige Person kann entlang der Dokumentation seine eigenen Multiplikationsschritte in seinem Umfeld, in seiner Regionalgruppe oder in seiner Gemeinde starten. Es besteht ausdrücklich Offenheit und die Einladung an alle aktiven Menschen zu einem Verbesserungsverfahren mit der Bitte Verbesserungsvorschläge wiederum zu dokumentieren. Fehler und Unzulänglichkeiten sind nichts Negatives sondern die Basis jeder Lernkurve. In diesem Sinne können substanzielle Ergänzungen gerne an mü[email protected] gerichtet werden. 9. Umgang mit Rechten Diese Dokumentation steht nach den Creative Commons Regeln „BY-NC-SA“ zur Verfügung. R.F. Klimaneutralität – geht das? S. 9/10 10. Literatur / Daten Für die Erstellung der Graphiken wurden Daten aus div. Büchern der Zukunftsliteraturreihe des Global Marshall Plan Bücher-Abo herangezogen, wie z.B. „Weltatlas des Klimawandels“, „Hitze“, „eine unbequeme Wahrheit“, „2052“, „der geplünderte Planet“, „Tatort Klimawandel“, usw. Das grundsätzlich allg. verfügbare Datenmaterial ist immens, was allerdings das Finden von wirklich wahren Daten nicht leichter macht. Die LG-München AG Projekte führt keine Diskussion darüber, wieviel Fehlerbandbreite in einzelnen Daten enthalten sein kann. Es geht vielmehr um qualitative Trends und deren Visualisierung. Obwohl die Graphiken also keine sog. Fehlerbalken beinhalten, kann daraus nicht interpretiert werden, dass hinter den Kurven eine absolut exakte Wissensbasis steht. Der Vorteil der selbst angefertigten Graphiken liegt im übrigen im Urheberrecht, so dass wir keine Verwendungsrestriktionen beachten müssen. R.F. Klimaneutralität – geht das? S. 10/10