Report u. Diskussionspapier zur Thematik „Klimaneutralität – geht

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Report u. Diskussionspapier
zur Thematik
„Klimaneutralität – geht das ?“
für
Projekt-Idee:
Lokalgruppe München – Arbeitsgruppe Projekte
Projekt-Start:
08 / 2013
Doku-Stand:
04 / 2014
Verfasser:
R. Faul, G. Marschner, S. Nottebohm, S. Giglberger
Abstract:
Eine Welt in Balance kommt um das wohl ultimative Thema des Klimawandels nicht herum.
Trotz diverser internationaler Verhandlungen steigt die Emission von klimaschädlichen
Stoffen an. Bei CO2-Emissionen wurde 2013 ein neuer Höchststand von ca. 36 000 000 000
Tonnen erreicht.
Die konsequente Frage ist also, was können Einzelpersonen konkret und im Einklang mit
ihren persönlichen Überzeugungen tun, um ihrer „privaten Klimaneutralität“ näher zu
kommen. Diese Dokumentation stellt die wesentlichen Arbeitsergebnisse der Lokalgruppe
München (AG Projekte) zusammen zu dem Zweck, anderen Lokalgruppen und
Multiplikatoren ein Diskussionspapier an die Hand zu geben.
S. 1/10
Inhaltsverzeichnis
1.
Motivation
3
2.
Grundlagen
3
3.
Biokapazität des Ökosystems Erde
4.
Klimagerechtigkeit
5.
5.1.
5.2.
Klimaneutralität – geht das?
Handlungsmöglichkeiten
CO2-Zertifikate 6
6.
Private Klimaneutralität – geht das?
7.
Realisierungsmodell
8.
Multiplikation und Verbesserung
9.
Umgang mit Rechten
9
10.
Literatur / Daten
10
R.F.
4
5
5
5
8
9
9
Klimaneutralität – geht das?
S. 2/10
1.
Motivation
Die Lokalgruppe München2 (Arbeitsgruppe Projekte) hat sich etwa Mitte 2013 als
Ergänzung zu der bereits länger aktiven Lokalgruppe München1 gebildet. Schwerpunkt der
Arbeitsgruppe Projekte ist die Sammlung, Bewertung und Entwicklung von konkreten
Projektthemen mit dem Ziel Angebote zum tatsächlichen TUN von Einzelpersonen oder
Gruppen zu schaffen.
In der zunächst durchgeführten Sammlung von Themen wurde identifiziert, dass der
ökologische Fußabdruck zwar als „nette Wahrnehmung“ begrüßenswert und wichtig ist, aber
bei den Umsetzungsmöglichkeiten zu einer persönlichen „Klimaneutralität“ Lücken
vorhanden sind.
Somit wurde als sog. „LG-München AG-Projekt1“ das Thema
„Klimaneutralität – Möglichkeiten und Grenzen des Tuns von Einzelpersonen“ vertieft.
Dieser Report stellt den aktuellen Stand als Diskussionspapier zusammen.
2.
Grundlagen
Aus schier unzähligen Publikationen und auch aus Büchern der Zukunftsliteratur-Reihe der
Global Marshall Plan Initiative geht hervor, dass Emissionen von Stoffen durch Menschen
das Risiko in sich tragen, den viel diskutierten Klimawandel zu beeinflussen oder zu
verursachen. Es muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass es ebenso schier unzählige
Publikationen gibt, die einen von Menschen durch Emissionen verursachten Klimawandel
verneinen. Die Auseinandersetzung darüber, wo eine bewiesene Wahrheit liegt, will die LGMünchen AG Projekte bewusst nicht führen, aus einem einfachen Grund:
Die Veränderung des CO2-Gehalts in der Luft (Zeitraum 200 Jahre) vollzieht sich in einem
Ausmaß, das bezogen auf die erdgeschichtlichen Zeiträume von Veränderungen
(Größenordnung 100000 Jahre) keine andere Wahrscheinlichkeit als Ursache nahelegt, als
die von Menschen vollzogenen Emissionen.
CO2-Anteil in der Luft
425
CO2 [ppm]
400
375
350
325
300
275
250
1800 1825 1850 1875 1900 1925 1950 1975 2000 2025
Abb.1: Verlauf des CO2-Gehalts in der Luft [parts per million]
Die Datenpunkte für die Jahre 2015, 2020 und 2025 sind hochgerechnet mittels einem
Polynom, das die Werte für 1950 bis 2010 gut annähert. Der Sinn dieser Hochrechnung ist
lediglich, eine Visualisierung zu bieten für eine denkbare Weiterentwicklung. Nachdem für
2013 ein neuer Höchststand von ca. 36 000 000 000 Tonnen CO2-Emissionen weltweit
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veröffentlicht wurde, macht man wohl keinen nennenswerten Fehler, wenn man den weiteren
Anstieg wie skizziert annimmt.
3.
Biokapazität des Ökosystems Erde
Im Ökosystem Erde zirkuliert ein gewisses Volumen an CO2, das einerseits einem
natürlichen Emissionsvorgang und andererseits einem natürlichen Abbauvorgang unterliegt.
Eine zusätzliche Menge an CO2-Emissionen, die das Ökosystem Erde im Rahmen der
natürlichen Verarbeitungsprozesse so verkraften kann, dass keine wesentlichen
Klimaveränderungen auftreten, sei mit „Biokapazität“ bezeichnet. Wird die Biokapazität durch
überhöhte Emissionen gestresst, nimmt sie logischerweise ab. Diese These dient als
Denkanstoß und läßt die persönliche Meinungsbildung oder Überzeugung der Leser offen.
Zur Visualisierung der Zusammenhänge (ohne Anspruch auf exakte Richtigkeit) werden
folgende Graphiken herangezogen.
Von ca. 18 Mrd. t in 1960
sinkt die Biokapazität
auf ca. 10 Mrd. t in 2030 ab.
Biokapazität [Mrd. t]
20
15
Die Kurve soll lediglich den
Trend infolge der Überlastung
der Atmosphäre mit CO2
skizzieren. 100% verläßliche
Daten lagen der LG-München
AG Projekte nicht vor.
10
5
0
1960
1980
2000
2020
Abb.2: Biokapazität der Erde in Mrd. t CO2
Der Anstieg der tatsächlichen
CO2-Emissionen weltweit
erscheint erschreckend, wenn er
direkt der Biokapazität
gegenüber gestellt wird.
60000
CO2-Emission weltweit [Mio.t/J.]
50000
40000
Der Kurventeil ab 2013 bis 2030
entspricht einer ungefähren
Hochrechnung auf der Basis
einer Polynomannäherung an die
Steigerung in den Jahren vor
2013.
Dieser enorme Anstieg wäre
eine deutliche Zuspitzung der
Problematik.
30000
20000
10000
0
1800
1850
1900
1950
2000
2050
Abb.3: Entwicklung der vom Menschen vollzogenen CO2-Emissionen
R.F.
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4.
Klimagerechtigkeit
Als Vision sei angenommen, dass im Sinne der sog. Klimagerechtigkeit die als Biokapazität
verfügbare Emissionsmenge gleichmäßig auf alle Menschen verteilt würde. Die Logik hinter
diesem Ansatz wäre, dass jeder Mensch das gleiche Recht hat, sein Leben zu gestalten
innerhalb des ökologischen Rahmens, der für alle Menschen zur Verfügung steht. Da die
Anzahl der Menschen bis ca. 2050 weiter ansteigen dürfte und gleichzeitig aufgrund der
bereits getätigten Überlastung der Atmosphäre die Biokapazität sinkt, ergibt sich eine
Begrenzung der Emissionen pro Person in einer Weise, die sowohl aus der Sicht der
Industriestaaten (G8 bzw. G20) als auch von Staaten, die bislang nur geringen
Emissionsanteil hatten, heftige Herausforderungen beinhalten.
10
Anzahl der
Menschen
weltweit in
[Mrd.]
9
8
7
6
5
4
3
klimaverträgl.
Emission pro
Person in [t ]
pro Jahr
2
1
0
1950
1970
1990
2010
2030
2050
Abb.4: Emissionsanteil pro Person
Die Kluft zwischen der ökologisch verträglichen Vision für Klimagerechtigkeit und den
tatsächlichen CO2-Emissionen wird bislang nur von einem relativ kleinen Teil der Menschen
ernst und bewußt wahrgenommen. Das soll keine „Anklage“ sein, sondern lediglich
überleiten in eine Betrachtung jener Menschen, die für sich persönlich der Vision
Klimagerechtigkeit näher kommen wollen.
5.
Klimaneutralität – geht das?
5.1. Handlungsmöglichkeiten
Die Eckmarken für die Entwicklung von Handlungsmöglichkeiten sind in den vorangestellten
Abschnitten skizziert worden. Der Durchschnittswert der Emissionen einer Person in
Deutschland liegt bei ca. 10 t p.a. als Ist-Stand. Es kann / soll natürlich jeder Mensch sein
individuelles Emissionsvolumen mit Hilfe von sog. „Footprint-Rechnern“ kennen lernen.
Als Grundskizze für die Handlungsmöglichkeiten, um von 10t Ist-Stand zu ca. 1,7 t SollStand zu gelangen, dient folgendes Diagramm
R.F.
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Handlungsmöglichkeiten
Reduktion
durch
eigenes
Tun
Reduktion
durch
CO2Zertifikate
Reduktion
durch
Investitionen
Ähnlich einem Mobile sind die Instrumente für eine Annäherung an die Klimaneutralität in
Balance gebracht.
Die Reduktion durch eigenes TUN beinhaltet einen großen Fächer von tagtäglichen
Möglichkeiten, klimaschädliche Emissionen zu vermeiden. Über die Web-page
www.globalmarshallplan.org kann man sich weiter über persönliche Handlungsmöglichkeiten
informieren.
Die Reduktion durch Investitionen symbolisiert den Handlungsrahmen für klimafreundliche
Häuser, Mobilität, Anlagen und Geräte. Es würde den Rahmen dieses Berichts sprengen,
hierzu näher einzugehen.
Kernthema ist die Betrachtung von CO2-Zertifikaten als Instrument für das Erreichen der
persönlichen Klimaneutralität, die dadurch denkbar ist, dass ein Ausgleich zwischen
stattfindenden und vermiedenen Emissionen durchgeführt wird. Würde also 1 t eigene CO2Emissionen durch die Einsparung von 1 t an einer anderen Stelle auf der Erde ausgeglichen,
bliebe die Verträglichkeit mit dem Ökosystem Erde erhalten, sofern die Summe aller
verbleibenden Emissionen innerhalb des klimaverträglichen Rahmens bleibt.
5.2. CO2-Zertifikate
Die zunächst gute Nachricht ist, dass durch die grundsätzliche Einführung von sog. CO2Zertifikaten der Emission von klimaschädlichen Stoffen ein Forum und ein finanzieller Wert
zugeordnet werden kann. Die prinzipielle Idee besteht darin, das Volumen der weltweit
klimaverträglichen Emissionen (Angebot der Natur) einer tatsächlichen Emission pro Person
(Nachfrage der Menschen) einem marktwirtschaftlichen Ausgleichsmechanismus zu
überlassen. Die zumindest interim schlechte Nachricht ist, dass der globale
Ausgleichsmechanismus derzeit nicht wirklich existiert, sondern in der Einführungsphase
dieser Mechanismen folgende Situationen vorhanden sind:
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Es existieren verschiedene Typen von CO2-Zertifikaten:
• CER (Certified Emission Reduction Credits)
• VER (Verfied Emission Reduction Credits)
• EUA (European Union Allowances)
Um sogenannten Entwicklungs- und Schwellenländern einen Anreiz zu geben, Ihrerseits
CO2 reduzierende Maßnahmen durchzuführen, wurden von der United Nations Framework
Convention on Climate Change“ (UNFCCC) das Instrument der Certified Emission
Reduction Credits (CER) eingeführt. Dabei muss zunächst in dem Land, das an diesem
Instrument partizipieren möchte, ein Projekt realisiert werden, mit dem eine Reduzierung der
Emissionen gegenüber dem Stand vor der Projektrealisierung feststellbar ist.
Die UNFCCC registriert das Projekt, überprüft den Reduzierungsumfang und setzt das dem
Projekt zuzumessende Zertifikat-Volumen fest, das der projekt-ausführenden Organisation
zugeteilt wírd. Diese CER-Zertifikate sind auf dem Markt handelbar.
Zur Zeit gibt es 7448 registrierte Projekte (Stand 27.02.2014) mit einem EmissionsReduziervolumen von ca. 1,4 Mrd.t.
Bei Betrachtung der „Spielregeln“ zu diesen CER-Zertifikaten fällt natürlich die „Vorher –
Nachher – Proportionalität“ auf, woraus sich naheliegend auch die Begehrlichkeiten in dem
„Spiel“ ergeben, nämlich mit einem möglichst hohen „Vorher“-Level zu starten und mit den
Projektmaßnahmen eine möglichst gute „Nachher“-Beurteilung zu erreichen. Wird also eine
totale Kohle-Kraftwerks-Dreckschleuder durch ein „sauberes“ Erdgas-Kraftwerk ersetzt,
ergibt sich aus der Differenz der Emissionen das CER-Volumen.
Der Marktpreis für 1 t CER-Zertifikat beträgt ungefähr 1 €, wobei die Projekte mit sozialen,
ethischen und klimatischen Vorzeigeparametern von den Großhändlern solcher Zertifikate
(z.B. Großbanken) mit „Margen“ versehen werden.
VER Zertifikate VER und VER+ (Verified Emission Reductions) sind Zertifikate, die nicht für
den gesetzlichen Emissionshandel verwendet werden dürfen. Projekte, die VERs generieren,
werden aus Kostengründen, oder weil sie zu klein sind, nicht bei den Vereinten Nationen
registriert und zertifiziert, wobei aber durchaus Emissionseinsparungen hinter diesen
Projekten stecken. Der Marktpreis für 1 t VER-Zertifikat beträgt ungefähr 10 €, wobei die
Projekte mit sozialen, ethischen und klimatischen Vorzeigeparametern von den z.T. eher
kleineren Organisationen (z.B. Atmosfair, myClimate, ClimatePartner, the compensators,
Zukunftswerk eG) dazu verwendet werden, insbesondere den klein- und mittelständischen
Unternehmen für deren „Klimaneutralität“ solche VER zu verkaufen.
Die Marktlage ist, vertieft betrachtet, schwierig zu beurteilen, weil die Projekte in fernen
Ländern aus Aufwands- und Kostengründen nicht direkt geprüft werden können und weil
nicht automatisch sicher gestellt ist, dass ein verkauftes Zertifikat strikt aus dem
Gesamtvolumen der VER gelöscht wird und somit der eigentliche Mechanismus von Angebot
und Nachfrage nicht strikt wirksam ist.
Personen und Unternehmen, die solche VER-Zertifikate erwerben sollen explizit darauf
achten, dass sie eine Stilllegungsbescheinigung für ihre Zertifikate erhalten.
Nachdem die EU das Kyoto Protokoll 1997 unterschrieben und sich (als einzige Weltregion)
verbindlich zu einer Reduzierung der Treibhausgase verpflichtet hat, wurde die Mechanik der
Europäischen EUA CO2 Zertifikate und deren Handel in Gang gesetzt. Im Unterschied zu
den CER-/VER-Zertifikaten beruht der Emissionshandelsmechanismus in Europa auf dem
theoretischen Prinzip von Rationierung der Emissionen. Das bedeutet, dass zunächst mit
einem Anfangsvolumen von Zertifikaten und einer anfänglichen „Community“ von Zertifikatverpflichteten Unternehmen der Mechanismus gestartet wurde und (ursprünglich
vorgesehen) die Community erweitert und das Zertifikatvolumen gesenkt werden sollte bis
auf ein Niveau, das dann tatsächlich Klimaverträglichkeit darstellt.
In der realen politischen Auseinandersetzung der vielen europäischen Staaten zeigten sich
aber „Begehrlichkeiten“ für einzelstaatliche Interessen, in deren Folge das Zertifikatvolumen
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nicht mit dem Nachfragevolumen ausgewogen verlief und zudem durch (vorsichtig
ausgedrückt) „börsenübliche Effekte“ in einer z.T. oligopolartigen Player-Situation der Preis
je Tonne tendenziell weit unter den ursprünglichen Erwartungen des EUA-Mechanismus
blieb. Zu Beginn des europäischen Zertifikatehandels lag der Preis / t bei ca. 35 €. In
jüngerer Vergangenheit sank der Preis / t auf unter 5 €. Bei geringen Zertifikat-Preisen
lohnen sich Investitionen in Anlagen zur tatsächlichen Emissionsreduzierung
betriebswirtschaftlich nicht.
Zur groben Veranschaulichung sei ein Beispiel aus dem Bereich der erneuerbaren Energien
herangezogen. Bei einer Wind-Stromerzeugung müssen sehr grob abgeschätzt 1000 € für
die Einsparung von 1 t CO2 eingesetzt werden. In Relation zu z.B. 6,50 €/t für ein EUAZertifikat erzwingt die Betriebswirtschaft einen Kapitalertrag aus der WindenergieanlageInvestition, damit die Investition (ökonomisch) überhaupt getätigt wird.
Eine plausibel nachvollziehbare Logik wäre im Übrigen, wenn alle Anlagen, mit denen
klimaschädliche Emissionen reduziert werden, eine Zuwendung aus CO2-Zertifikaten
erhalten würden. Leider tritt diese Logik bei vielen realisierten Projekten in erneuerbare
Energien oder energetischen Sanierungsmaßnahmen nicht ein, u.a. weil die Relation aus
Bürokratie gegenüber tatsächlichem finanziellem Nutzen für die Betreiber der Anlagen nicht
die Bedürfnisse der Betreiber erfüllt.
6. Private Klimaneutralität – geht das?
Die LG-München AG Projekte möchte mit dieser Dokumentation einen Diskussionsimpuls
geben, der sich auf die Klimaneutralität der Global Marshall Plan Community richtet.
Auf welche Weise könnte erreicht werden, dass die ungefähr 10000 Menschen in dieser
Gemeinschaft jeweils für sich selbst das Label „KLIMANEUTRAL“ bekommen könnten?
Angenommen, es liegt ein durchschnittlicher Emissionsumfang von 10 t vor. Dieser Umfang
setzt sich grob strukturiert zusammen aus:
• 30% Emissionen aus Industrie und Gewerbe
• 10% Emissionen aus Bundes-, Länder- und Kommunaleinrichtungen und
• 60% Emissionen aus dem privaten Lebensstils (Wohnen, Mobilität, Ernährung, usw.)
Die genannten Anteile sind keine absoluten Fakten sondern ein Beispiel zur Diskussion.
Plausibel und gerechtfertigt erscheint, dass eine private Einzelperson nur für eben die 60%
aus 10 t verantwortlich ist. Die sog. klimaverträgliche Emission sei aus dem Diagramm in
Abschnitt 4 mit 1,7 t pro Person im Jahr 2014 entnommen, der also vom Gesamtaufkommen
(10t) abgezogen werden kann. Das resultierende private Ausgleichsvolumen beträgt also
rund 5 t {(10-1,7) x 0,6}.
Setzt man den momentanen VER-Zertifikatpreis von 10 € / t an, so würde sich für 50,-€ eine
„Klimaneutralität“ pro Person pro Jahr ergeben. Nimmt man wiederum sehr grob geschätzt
an, dass der durchschnittliche Nettoverdienst in Deutschland bei 10 € /Std. liegt, müßte eine
Person zum Erreichen seiner privaten Klimaneutralität lediglich 5 Stunden arbeiten für 1
ganzes Jahr Emissionen. Dies erscheint lächerlich wenig zu sein und ist ein Indiz dafür, dass
der Zertifikatehandel derzeit keinen realistischen Bezug zur herrschenden Kaufkraft hat. Wir
kaufen uns quasi auf dem Niveau unserer hohen Kaufkraft unsere Klimaneutralität billigst
ein. Das ist betriebswirtschaftlich konform mit dem Globalisierungssystem aber ethisch
angreifbar, wodurch die Kritik des Ablaßhandels entstand. Ein Legitimierungsversuch ergibt
sich daraus, dass ein schlechter Mechanismus immer noch besser ist als gar kein
Mechanismus.
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7. Realisierungsmodell
Die bisherigen Abschnitte stellen ein Grundgerüst aus Analysen und Theorie dar, was
vielleicht als „netter Gedankengang“ eingeschätzt werden kann.
Der wichtigste Schritt besteht nun aber darin, Konsequenzen aus dem Gedankengang in
Richtung Realisierung zu ziehen. Somit wird ein Modell skizziert, für dessen tatsächliche
Umsetzung sich die LG-München AG Projekte (mit Kooperationspartnern) einsetzen würde,
falls ein hinreichendes Feedback aus der Global Marshall Plan Community auftritt;
sprich: wie viele Freunde und Freundinnen für eine „Welt in Balance“ sind konkret bereit, auf
der Basis der personenbezogen ermittelten Emissionen eine „Klimaneutralität durch CO2Ausgleichsanteile“ zu erwerben?
Ein „CO2-Ausgleichsanteil“ ist quasi ein Gutschein für die Emission von 1 t CO2, wobei
anders als bei einem Zertifikat das Ziel besteht, das für den CO2-Ausgleichsanteil bezahlte
Geld in Deutschland für eine konkrete Investition zur Einsparung von wenigstens 1 t CO2
einzusetzen. Der Grund für diese Zielsetzung liegt darin, dass im Rahmen einer kleinen
Umfrage unter den Teilnehmern der Veranstaltung beim Oekom-Verlag mit Hr. Rossner von
Zukunftswerk eG mehrfach das Interesse bekundet wurde, dass die Kontrollierbarkeit der
CO2-Emissionseinsparung eine wichtige Voraussetzung für die Bereitschaft zum Erwerb von
CO2-Ausgleichsanteilen ist. (vergl. Anmerkungen in: Tatort Klimawandel S. 238 ff.).
Das Realisierungsmodell umfasst folgende Schritte:
7.1. Ermittlung der Teilnehmerzahl an einem Projekt „Klimaneutralität durch CO2Ausgleichsanteile“ mittels Internet-Umfrage (wird zu geg. Zeit installiert)
7.2. Erörterung des Umfrage-Ergebnisses mit dem Projektpartner „Zukunftswerk eG“
7.3. Erörterung des administrativen Abwicklungsprozesses mit der Global Marshall Plan
Foundation
7.4. Ausschreibung für konkrete, regionalwirtschaftliche Investitionsprojekte in CO2Reduzierungsmaßnahmen (evtl. mit Kooperationspartner-Unternehmen)
7.5. Ausfertigung eines Labels (Ich
Klimaneutralität durch CO2-Ausgleichsanteil von
www.globalmarshallplan.org und www.zukunftswerk.org ) für die teilnehmenden
Personen
Die LG-München AG Projekte macht seine weiteren Aktivitäten abhängig vom Feedback der
Community und wird sich entsprechend der Nachfrage für ein Ausgleichs-Programm
engagieren. Als Mindest-Teilnehmerzahl schätzen wir 200 ab.
8.
Multiplikation und Verbesserung
Dieses Diskussionspapier soll insbesondere förderlich für die Multiplikation des aktiven Tuns
wirken. Jede engagierwillige Person kann entlang der Dokumentation seine eigenen
Multiplikationsschritte in seinem Umfeld, in seiner Regionalgruppe oder in seiner Gemeinde
starten.
Es besteht ausdrücklich Offenheit und die Einladung an alle aktiven Menschen zu einem
Verbesserungsverfahren mit der Bitte Verbesserungsvorschläge wiederum zu
dokumentieren. Fehler und Unzulänglichkeiten sind nichts Negatives sondern die Basis jeder
Lernkurve. In diesem Sinne können substanzielle Ergänzungen gerne an
mü[email protected] gerichtet werden.
9.
Umgang mit Rechten
Diese Dokumentation steht nach den Creative Commons Regeln „BY-NC-SA“ zur
Verfügung.
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10. Literatur / Daten
Für die Erstellung der Graphiken wurden Daten aus div. Büchern der Zukunftsliteraturreihe
des Global Marshall Plan Bücher-Abo herangezogen, wie z.B.
„Weltatlas des Klimawandels“, „Hitze“, „eine unbequeme Wahrheit“, „2052“, „der geplünderte
Planet“, „Tatort Klimawandel“, usw.
Das grundsätzlich allg. verfügbare Datenmaterial ist immens, was allerdings das Finden von
wirklich wahren Daten nicht leichter macht. Die LG-München AG Projekte führt keine
Diskussion darüber, wieviel Fehlerbandbreite in einzelnen Daten enthalten sein kann. Es
geht vielmehr um qualitative Trends und deren Visualisierung. Obwohl die Graphiken also
keine sog. Fehlerbalken beinhalten, kann daraus nicht interpretiert werden, dass hinter den
Kurven eine absolut exakte Wissensbasis steht. Der Vorteil der selbst angefertigten
Graphiken liegt im übrigen im Urheberrecht, so dass wir keine Verwendungsrestriktionen
beachten müssen.
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