158 Prothetische Behandlungsziele – Funktion/Ästhetik während im Seitenzahnbereich zunächst primär die Kaufunktion gewährleistet sein muss. Die derzeitige Forschung arbeitet an der Entwicklung von Materialien und Therapieformen, bei denen beide Aspekte gleichermaßen Berücksichtigung finden (Beispiel: Zirkonoxid als gleichzeitig ästhetischer und hochstabiler Werkstoff). Standen am Anfang der implantatprothetischen Rehabilitationen hauptsächlich funktionelle Aspekte (Wiederherstellung der Kaufunktion) bei schwierigen Kieferverhältnissen im Vordergrund (Abb. 10.3), sind mittlerweile die ästhetischen Ansprüche an implantatgetragenen Zahnersatz erheblich gewachsen. So wird fast selbstverständlich vom Patienten erwartet, dass durch implantatgetragenen Zahnersatz nicht nur im Hinblick auf die Funktion, sondern auch hinsichtlich der Ästhetik eine Restitutio ad integrum erreicht wird (Abb. 10.4). Vielfach wird vorausgesetzt, dass das ästhetische Ergebnis der implantatprothetischen Behandlung dem Ausgangszustand entspricht bzw. gegenüber diesem eine erhebliche Verbesserung darstellt (Abb. 10.5a, b, Abb. 10.6a, b). Die Behandlungsziele bei der implantatprothetischen Versorgung unter schwierigen Umständen lassen sich somit definieren als: Ziel jeder prothetischen Therapie ist prinzipiell der Ersatz fehlender Zähne im Sinne einer Wiederherstellung von Ästhetik und Funktion. Die implantatprothetische Rehabilitation erlaubt gegenüber konventionellem Zahnersatz die Wiederherstellung von Zahnwurzel und Zahnkrone als Einheit, wodurch das grundsätzliche prothetische Problem der Verankerung von Zahnersatz an Restzähnen oder am zahnlosen Kiefer als gelöst angesehen werden kann. Ein Problem bei der Realisierung implantatprothetischer Rehabilitationen besteht darin, dass ästhetische und funktionelle Aspekte im Hinblick auf die Gestaltung und die Materialauswahl oftmals miteinander konkurrieren. So kann ein Maximum an Stabilität mit ästhetischen Einschränkungen verbunden sein, während eine primär nach ästhetischen Gesichtspunkten gestaltete (z. B. grazile) Konstruktion durch die funktionelle Beanspruchung an die Grenzen ihrer Belastbarkeit stoßen kann. Bei der Abwägung beider Aspekte werden im Frontzahnbereich ästhetische Aspekte vorrangig zu berücksichtigen sein, Abb. 10.3 20 Jahre alte Unterkieferversorgung im stark atrophierten Unterkiefer nach Branemark mit deutlich sichtbaren Standard-Distanzhülsen und unterspülbarer Gestaltung („Pfahlbauten-Design“). a Abb. 10.4 Aktuelle Gestaltung einer vollständigen Unterkieferrekonstruktion auf Implantaten bei starker Atrophie. Die Versorgung erfüllt sowohl funktionelle als auch ästhetische Kriterien. b Abb. 10.5a, b Desolate intraorale Situation vor Behandlungsbeginn. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Neukam, F.W., M. Wichmann, J. Wiltfang: Zahnärztliche Implantologie unter schwierigen Umständen (ISBN 9783131418210) © 2007 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 10 Implantatprothetische Versorgung bei schwierigen Ausgangsbedingungen