Wohnen als Indikator für Lebensqualität

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Deutsche Gesellschaft für Hauswirtschaft e.V. (dgh)
Wohnen – Facetten des Alltags
Jahrestagung am 16./17. September 2010 in Fulda
Forum II: Unglücklich daheim? Privates Wohnen
Wohnen als Indikator für Lebensqualität
Birgit Bürkin, rw budgetberatung, Kronberg
Marcus Krüger, Ökumenische Wohnhilfe im Taunus e.V., Sozialbüro Main-Taunus
Dr. Heide Preuße, Justus-Liebig Universität Gießen
Wohnen trägt zur individuellen Lebensqualität entscheidend bei. Ob das Zuhause ein Ort ist, an dem
man sich wohlfühlt oder unglücklich ist, beeinflusst auch das Miteinander und das gesellschaftliche
Leben. Grund genug, sich damit zu beschäftigen, was Wohnen für die Lebensqualität bedeutet und
aufzuzeigen, dass „trautes Heim“ nicht unbedingt „Glück allein“ sein muss.
In Eingangsstatements aus Sicht von Wissenschaft und Beratungspraxis werden ökonomische,
räumliche, gesundheitliche und soziale Aspekte von Wohnung und Wohnumfeld beleuchtet. Anhand
statistischer Daten und Einzelfallerfahrungen aus der Praxis kann das gesamte Spannungsfeld
zwischen Wohnglück und -unglück ausgelotet werden.
Wissenschaftlich wird das private Wohnen seit langer Zeit mit Hilfe verschiedener objektiver Daten
und subjektiver Einschätzungen untersucht, die Wohnen als Teilbereich des Alltagslebens
betrachten. Gemessen an Wohnungsgrößen und Ausstattungsmerkmalen hat die
Wohnungsversorgung durchschnittlich ein hohes Niveau erreicht, das sich auch in großer
Zufriedenheit der Bevölkerung mit Wohnung und Wohnumfeld widerspiegelt.
Das private Wohnen ist weiterhin eine wichtige Dimension in der Armuts- und
Ungleichheitsforschung, um auf kommunaler, nationaler oder internationaler Ebene
Benachteiligungen und Unterversorgungen bestimmter Haushaltstypen aufzuzeigen. Raumnot
(Überbelegung) und Mietbelastungsquoten (als Maßstab für Wohnkosten) sind hier die beiden
zentralen Indikatoren für den Nachweis.
Hohen Wohnkosten kommt auch in der Praxis der Budgetberatung eines Haushalts eine zentrale
Bedeutung zu, weil sie wie kaum ein anderer Ausgabenbereich dafür verantwortlich sind,
Handlungsspielräume im Budget zu begrenzen. Während es bei Mietern in der Beratung vor allem
um die Miete und Wohnnebenkosten für angemessenen Wohnraum geht, spielen bei
Wohneigentümern Überschuldungsprobleme und ihre Folgen eine zentrale Rolle. Beratungsbedarf
ergibt sich darüber hinaus durch Änderungen in den Wohnverhältnissen aufgrund neuer
Lebenskonstellationen.
Menschen in schwierigen Lebenslagen, die besonders „unglücklich“ mit ihrer derzeitigen
Wohnsituation sind, erleben Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Mietervereinen, Wohnungsämtern,
Sozialbehörden und Beratungsstellen für Menschen in Wohnungsnot in ihrem Beratungsalltag. Sie
helfen, ein „Dach über dem Kopf“ zu finden beziehungsweise zu behalten, wenn Obdachlosigkeit
droht, eine Wohnung gekündigt wurde, die Miete nicht mehr bezahlt werden kann beziehungsweise
baulicher Zustand, Ausstattung oder Größe der Wohnung ein Problem sind. Die existenzielle
Bedeutung des Lebensbedarfs Wohnen wird hier besonders deutlich.
Bei der Diskussion im Workshop kann es zum Beispiel um Maßstäbe für Glück und Unglück im
privaten Wohnen, die Identifizierung von typischen Hilfebedarfen, die Verbesserung von Hilfe- und
Beratungsangeboten und deren Vernetzung gehen.
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