Wirtschaft in der Region 32 HANDWERKSSERIE: PARKETTLEGEMEISTER WERNER LEUTHE ge ........................................................................................................................................................................................................................................................... Altes Eichenholz mit neuem Leben Werner Leuthe hat Parkettleger gelernt und auch später seinen Meister absolviert. Mit 20 Jahren kam er nach Rosenheim und hat sich als Bodenleger selbstständig gemacht. Heute erweckt der 55-Jährige mit der Old Oaks GmbH altes Holz zu neuem Leben und schafft aus mindestens 100 Jahre alten Eichenbalken Bodenbeläge oder Möbel. Fachwerk-Balken, die Werner Leuthe heute aufbereitet, jedoch gleichzeitig den Charakter des Holzes mit allen Spuren der Zeit erhält. Damit am Ende rund 400 Quadratmeter Original-Oberfläche verlegt werden können, brauche es etwa 1000 Quadratmeter Eichenholz, sagt der Fachmann, der Projekte – auch namhafter Bauherren – deutschlandweit verwirklicht. Außerdem werden unter anderem Möbel wie Tische hergestellt, jeder von ihnen ein Unikat. Verwertung, ohne Abfall VON NINA KALLMEIER Rosenheim – Ob PVC-Böden, Linoleum, Landhausdielen und vor allem in seinen ersten Berufsjahren Teppich, Werner Leuthe hat als ausgebildeter Parkettleger schon jeden Fußbodenbelag verlegt. Gelernt hat der heute 55-jährige Wahl-Rosenheimer im väterlichen Betrieb in Augsburg. „Zur Ausbildung gehörten nicht nur Kenntnisse zu jeglichen Fußbodenbelägen und die Berechnung, wie viel Material für einen Raum benötigt werde. Auch über das Zusammenspiel des Belags, zum Beispiel mit Fußbodenheizungen, muss- WELTFRAUENTAG Auch wenn Parkettlegemeister Werner Leuthe das Verlegen der Böden heute anderen überlässt, bei der Verarbeitung der alten Eichenhölzer legt der Firmenchef auch heute noch Hand an. FOTO RE ten wir Bescheid wissen“, erklärt er seinen Beruf. Die Vorlieben der Kunden haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Während Werner Leuthe in den ersten Jahren auch ganze Treppenhäuser mit Teppich verspannt hat, wird das heute nicht mehr nachgefragt. „Wir haben damals Teppich kilometerweise verlegt. Parkett war nicht in“, erinnert er sich noch gut – und erkennt manch eine Arbeit heute wieder. Auch als Wandverkleidung in Diskotheken war das Material früher gefragt, erzählt der Rosenheimer. Um den Schall zu absorbieren – selbst wenn sich dadurch der Geruch nach kaltem Rauch in den Räumen festsetzte. Früher Weg in die Selbstständigkeit Den Weg in die Selbstständigkeit hat Leuthe schon früh gewählt. Bereits als 20Jähriger hat er den väterlichen Betrieb verlassen und ist nach Rosenheim gezogen – um sich als Bodenleger ein eigenes Unternehmen aufzubauen. Seinen Meister hatte er zu dem Zeitpunkt noch nicht, das war jedoch auch nicht Voraussetzung. Die Prüfung dafür hat der Handwerker 1987 abgelegt und liebt noch heute das Kreative an seinem Beruf. Das liege ihm am meisten, gesteht Leuthe, der Verlegemuster selbst entwickelt. Auch wenn er mit seinem ersten Unternehmen konventionell gearbeitet hat, eine Affinität zu natürlichen Materialien hatte der 55-Jährige schon früh. „Wir haben bereits in den frühen 90er-Jahren mit Naturböden, damals Kokos oder Sisal, angefangen.“ Zehn Jahre zu früh, sagt der Rosenheimer heute. Denn trotz eines ökologischen Bewusstseins sei der Boden damals wenig gefragt gewesen. Heute ist das anders. Mit der 2009 gegründeten Old Oak GmbH konzentriert sich Werner Leuthe ganz auf die Verarbeitung mindestens 100 Jahre alter Eichenbalken. In den vergangenen Jahren hat der Unternehmer viel Zeit und Geld – auch Lehrgeld – in den Aufbau eines Netzwerks investiert. „Einige der Hölzer kommen aus Mitteldeutschland, aber auch aus Bremen. Die meisten finde ich im osteuropäischen Raum, zum Beispiel in Slowenien, Kroatien oder Rumänien.“ In den Anfangsjahren wurde er noch belächelt, das Holz aufzukaufen. Mittlerweile haben viele den Wert des zumeist aus dem Abriss alter Häuser stammenden Naturwerkstoffs erkannt – der nur in limitierter Form vorhanden ist. Es sind unter anderem alte Wichtig ist dem 55-Jährigen, dass das wertvolle Eichenholz in seiner Gesamtheit weiterverwendet wird und so auch die Nachhaltigkeit in den Vordergrund rückt. Seiner Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Zur Weihnachtszeit sind zum Beispiel aus den Enden der Balken auch Holzeinfassungen für Teelichter entstanden. Die Old Oak GmbH ist im Grunde ein Ein-Mann-Betrieb, der von der Kreativität des Geschäftsführers und Inhabers lebt. Und auch wenn er mit alten Materialien arbeitet, ist Innovation für Werner Leuthe wichtig. Bis ein neuer Bodenbelag so abgestimmt ist, dass er in Produktion gehen und umgesetzt werden kann, vergehen zwischen eineinhalb und zwei Jahren. Die Produktion übernehmen zwischen fünf und 15 Mitarbeiter in Lohnfertigung – auch wenn der Chef noch oft mit dabei ist. „Ich habe viele Muster im Kopf, die noch entstehen können.“ ............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... Gleichstellung lässt weiter auf sich warten Ingrid Obermeier-Osl: „Mehr Bürokratie verbessert die Situation der Frauen nicht.“ München/Schwindegg – Die IHK für München und Oberbayern sieht weiterhin Handlungsbedarf bei der beruflichen Gleichstellung von Frauen. Die Unternehmerin Ingrid Obermeier-Osl, IHKVizepräsidentin und Vorsitzende des Arbeitskreises „Frauen in der Wirtschaft“, hält das Entgelttransparenzgesetz der Bundesregierung jedoch nicht für die richtige Maßnahme. „Anstatt die Ursachen des unterschiedlichen Lohnniveaus zu bekämpfen, schaffen die neuen Regelungen vor allem einen Mehr- aufwand durch zusätzliche Dokumentationspflichten für die Unternehmen und privilegieren tarifgebundene Firmen. Auf diese Weise wird die Situation der Frauen in den mittelständischen Unternehmen mit Sicherheit nicht verbessert.“ Aus diesem Grund hat der Arbeitskreis den im Januar vom Bundeskabinett beschlossenen Gesetzesentwurf mehrheitlich abgelehnt und spricht sich für dessen ersatzlose Streichung aus. Stattdessen bestehen die Ungleichheiten für die Industrie- und Handelskammer vor allem, weil Frauen öfter in Teilzeit arbeiten, häufiger familienbedingte Auszeiten nehmen und im Vergleich Berufe mit geringerer Vergütung wählen. „Hinzu kommt, dass Frauen nach wie vor seltener Führungspositionen bekleiden. IHK ZUM BRENNER-NORDZULAUF ......................................................................................................................................................................................... SCHLETTER-GRUPPE Zügige Weichenstellung gefordert Sasse: „Bürgerdialog darf Trassenfindung nicht unverhältnismäßig verzögern“ München / Rosenheim – Als Schritt in die richtige Richtung bezeichnet die IHK für München und Oberbayern die Ergebnisse des gestrigen Treffens mit Mandatsträgern, Bürgern und Deutscher Bahn. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte dabei in Rosenheim einen Neustart des Planungsdialoges zum BrennerNordzulauf zugesagt. „Die Notwendigkeit des Brennerbasistunnels mit einem kapazitätsstarken Nordzulauf steht für die bayerische Wirtschaft außer Frage. Es ist also begrüßenswert, wenn die Planungen im Inntal nun auf einer neuen Basis wieder in Angriff genommen werden“, so IHK-Präsident Eberhard Sasse. Den künftigen Zeitrahmen sehe man allerdings sehr skeptisch. „Wenn der Brennerbasistunnel 2026 in Betrieb geht, können wir uns keinen Flaschenhals auf bayerischer Seite leisten. Ein neues Dialogverfahren mit den Bürgern muss zügig vor- angebracht werden, um das Projekt nicht weiter zu verzögern. Der Planungsprozess darf nicht ausufern“, fordert Sasse. Der neue Anlauf mit einem moderierten Bürgerdialog verschiebt die Realisierung einer zweigleisigen Zulaufstrecke wahrscheinlich bis nach 2035. Das wäre rund zehn Jahre nach Inbetriebnahme des Brennerbasistunnels, obwohl Deutschland, Italien und Österreich bereits 1994 den Ausbau der Zulaufstrecken beschlossen haben. Auf österreichischer und italienischer Seite befinden sich diese Strecken bereits in konkreter Planung oder sind bereits fertiggestellt. Bei den Gütertransporten zwischen Deutschland nach Italien rechnet die IHK bis 2030 mit einem Anstieg von 66 Prozent. Dieses Wachstum sei mit der über 150 Jahre alten Schieneninfrastruktur im Inntal nicht zu bewältigen. re Der Eingang zum Zugangsstollen zum Brennerbasistunnel bei Steinach (Österreich) im Mai 2014: Verkehrsminister Alexander Dobrindt hatte in Rosenheim einen Neustart des Planungsdialogs auf deutscher Seite zum Brenner-Nordzulauf zugesagt. FOTO ARCHIV DPA Hier muss die Politik in Zukunft ansetzen und gleichzeitig für eine bedarfsgerechte und flächendeckende Kinderbetreuung sorgen“, sagt Ingrid Obermeier-Osl weiter, die auch als Vorsitzende dem IHK-Regionalausschuss Altötting-Mühldorf vorsteht. re .............................................................................. In der Karibik weiter auf Wachstumskurs Drei große Projekte abgeschlossen Kirchdorf/Haag – Die Schletter-Gruppe hat in der Dominikanischen Republik drei weitere Solarprojekte abgeschlossen: In Zusammenarbeit mit dem führenden lokalen Projektentwickler Trace Solar SRL hat Schletter drei Freiflächenanlagen mit insgesamt über 2,2 MWp installiert. Erst vor wenigen Monaten war dort in Zusammenarbeit mit dem Kirchdorfer Unternehmen das größte Solarkraftwerk der Karibik-Region ans Netz gegangen. Weitere PV Freiflächen sowie Dachanlagen befinden sich derzeit im Bau. Bei den jetzt abgeschlossenen Projekten handelt es sich um eine Freiland-Anlage für den Getreideverarbeiter J. Miranda mit 503 kWp sowie die 741 kWp-Freilandanlage „Agrocosa“ in der Nähe von Santiago de los Caballeros. Beide Unternehmen gehören zu den größten Reis-Produzenten des Landes. Die dritte und mit 924,30 kWp größte Freilandanlage wurde auf dem Gelände der Fair-Trade-Bananenplantage „Guidom“ nahe der Ortschaft Mao errichtet, dem größten Exporteur von Bananen in der Dominikanischen Republik. In allen drei Fällen stand erneut die Bewältigung hoher Windlasten im Vordergrund. In der Region werden häufig Windgeschwindigkeiten von über 60 Metern pro Sekunde gemessen. „Fotovoltaik wird in der Karibikregion immer mehr zu einem tragenden Pfeiler der Energie-Infrastruktur“, sagte der Geschäftsführer der weltweit tätigen SchletterGruppe, Tom Graf. „Wir sind in diesem wachsenden Markt sehr gut aufgestellt und freuen uns, dass wir diese Entwicklung weiter mit vorantreiben können.“ Derzeit arbeitet Schletter an weiteren, größeren Projekten in dem Karibikstaat. re Mittwoch, 8. März 2017 LEXIKON DER WIRTSCHAFT .................. Howard Hathaway Aiken: Der US-Amerikaner Howard Hathaway Aiken war Computerpionier und hat unter anderem den ersten, digitalen turingmächtigen Großrechner „Mark I“ entwickelt. Nachdem Aiken einige Jahre in der Elektroindustrie gearbeitet hatte, wurde er auf einen Lehrstuhl nach Harvard gerufen, wo er bis 1946 Mathematik lehrte und Direktor des Laboratoriums für Computertechnik wurde. Da die damaligen Maschinen nur positive Zahlen rechnen konnten – für wissenschaftliche Arbeiten unbrauchbar – konstruierte Aiken zwischen 1939 und 1944 zusammen mit Grace Hopper, die den Computer programmierte, und zwei weiteren Mitarbeitern den ersten digitalen Großrechner der Welt, den Automatic Sequence Controlled Calculator (ASCC). Er wurde später in „Mark I“ umbenannt und bestand aus 760 000 Einzelteilen, darunter 3000 Kugellagern und 80 Kilometern Leitungsdraht. Dem Nachfolger „Mark II“ verdankt die Computerwelt den noch heute verwendeten Ausdruck Debugging – nachdem eine Motte die Maschine lahmgelegt hatte. re BERATUNG ......................... IHK gibt Gründern Tipps Rosenheim – Zu einer Existenzgründung braucht es mehr als eine blendende Geschäftsidee. Rund die Hälfte aller jungen Unternehmen in Oberbayern, so das Ergebnis einer Studie der IHK für München und Oberbayern, bleibt in den ersten vier Jahren auf der Strecke. Mit guter Vorbereitung und Hilfe von erfahrenen Beratern steigen die Erfolgschancen aber deutlich. Der nächste Sprechtag in Rosenheim ist am Mittwoch, 15. März. Oliver Nerz, Gründungsexperte der IHK München, beantwortet in der IHK Geschäftsstelle Rosenheim, Hechtseestraße 16, Fragen rund um die Selbstständigkeit. Anmeldungen sind im Internet über www.gruenden-inoberbayern.de oder telefonisch unter 0 80 31/ 2 30 81 20 erforderlich. re BERATUNG ......................... Die wichtigsten Tipps für Unternehmer Mühldorf – Einen kostenlosen Sprechtag für Existenzgründer und Jungunternehmer bietet die IHK Geschäftsstelle Mühldorf an. Sonja Gehring, betriebswirtschaftliche Beraterin der IHK, informiert am Dienstag, 21. März, in der IHK Geschäftsstelle Mühldorf, Töginger Straße 18d, unter anderem darüber, wie man einen Businessplan erstellt, welche finanziellen Fördermöglichkeiten es gibt oder welche Rechtsform für ein Unternehmen sinnvoll ist. Um vorherige Anmeldung wird bei der IHK-Geschäftsstelle unter Telefon 0 86 31/6 99-5 74 oder per E-Mail – [email protected] – gebeten. re