HEFT 30, Herbst 2007 Inhalt Intraorale Entnahme von autogenen Knochentransplantaten mit der piezoelektrischen Methode Die Versorgung der Extraktionsalveolen aus prothetischer Sicht. Detailaspekte für ästhetisch relevante Situationen Kursberichte Clifford J. Ruddle, Bregenz Dr. Bernd Klaiber, Würzburg Neue Mitglieder Laudatien Nachrufe Mitteilungen Glückwünsche U n s e re besten Glückwünsche zum 80. Geburtstag gehen an unser Gründungsmitglied Joachim Schulz-Bongert, der am 19. September diesen besonderen Geburtstag feierte. Die NEUE GRUPPE gratuliert herzlichst und wünscht beste Gesundheit! Seinen 70. Geburtstag feierte unser Past-Generalsekretär Jochen Gieseler am 17. August. Unsere besten Glückwünsche zu diesem Jubiläum! Ihren 65. Geburtstag feierten unser Past-Generalsekretär und ehemaliger News-Redakteur Jürgen Bretthauer am 23. August, Lavin Flores-de-Jacoby am 24. Mai, Jürgen Schenck am 29. September und Knut Schuppan am 30. Juli. Die NEUE GRUPPE gratuliert von ganzem Herzen! Unser Freund Wolfgang Bolz wurde am 22. September 60 Jahre. Den gleichen runden Geburtstag feierten am 13. September Norbert Grosse und am 1. Oktober Walter Schneider. Die besten Wünsche zu diesen Festtagen! 55 Jahre wurde unsere Freunde Dieter Edinger und Christian Lohbeck, ersterer am 16. August, letzterer am 28. August. Herzlichen Glückwunsch! Alles Gute zum 50. Geburtstag wünschen wir Josef Diemer, der dieses runde Datum am 20. Juli feierte, unserem Generalsekretär Ralf Gerhart (8. September), Ingrid Grunert (17. Juni), Walter Kaiser (1. August) und Peter Ottl (11. Juni). Die Freunde der NEUE GRUPPE gratulieren allen Jubilaren von Herzen! 3 Die NEUE GRUPPE trauert. Editorial Gleich nach der Frühjahrstagung in Dresden erreichte uns die erste Nachricht vom Sportunfall von Jörg Mutschelknauss. Kurze Zeit später die gleiche Meldung über Rolf Herrmann. Beide tragisch ums Leben gekommen beim Ausüben ihrer Hobbys, die ihnen soviel bedeuteten. Ihrer zu gedenken sollte uns Ehre sein, den Ehefrauen zu helfen sollte uns aber ebenso eine Selbstverständlichkeit sein, nicht nur weil es dem Kodex der NEUE GRUPPE entspricht. Der Zusammenhalt der NEUE GRUPPE und der familiäre Charakter unterscheiden sich hier wohltuend von anderen Vereinigungen. Dies ist wohl auch einer der Gründe, dass sich viele junge Kollegen finden, die in der NEUE GRUPPE Halt finden möchten, die Netzwerke der NEUE GRUPPE nutzen und den wissenschaftlichen Austausch pflegen möchten. Wenn man die letzten Praxistage betrachtet, die alle so hervorragend waren, müssen wir keine Angst vor der Zukunft der NEUE GRUPPE haben. Die Youngster sind aktiver geworden und die nachrückenden jungen Kollegen haben sich gut in die NEUE GRUPPE integriert. So ist das Wirklichkeit geworden, was Rolf Hermann in seinem Editorial vom Frühjahr 2000 gewünscht hat und sich nun in seinem Sinne weiterentwickeln wird. Mit herzlichen Grüßen Euer NEUE GRUPPE 4 Intraorale Entnahme von autogenen Knochentransplantaten mit der piezoelektrischen Methode von Arndt Happe Münster Aufgrund ihrer biologischen Qualität, der mechanischen Eigenschaften und der autogenen Natur bevorzugen viele Kliniker den Einsatz von autogenen Knochentransplantaten zur knöchernen Rekonstruktion des Alveolarfortsatzes 1-7 (Abb.1-3). Die Transplantate kommen in Form von Blöcken oder auch partikuliert zum Einsatz. Typische Spenderregionen sind der ramus mandibulae im Bereich der linea obliqua externa, das Kinn oder zahnlose Kieferabschnitte8. Im Vergleich zur Entnahme von Knochentransplantaten aus dem Beckenkamm, liegen die Vorteile bei der intraoralen Gewinnung von Transplantaten in der unterschiedlichen (nämlich dichteren) Knochenqualität, dem einfacheren chirurgischen Zugang, der ambulanten Durchführbarkeit, der geringeren Morbidität, dem höheren Patientenkomfort und der Abwesenheit von sichtbaren cutanen Narben 8,9. Komplikationen sind eher selten und stehen in direktem Zusammenhang mit der Lokalisation der Entnahmestelle8,10,11. Die piezochirurgische Methode Abb. 1 Autogenes Blocktransplantat aus der regio retromolaris mit 2 Osteosystheseschrauben fixiert Nachdem Horton et al. 1975 und Aro et al. 1981 erste Grundlagenforschungen zur Knochenchirurgie mit Ultraschall durchgeführt hatten, wurde 1988 ein erstes piezoelektrisches Gerät (Piezosurgery, Mectron) entwickelt, das seit 2002 in Deutschland zugelassen ist. Das Gerät arbeitet mit einer modulierten Ultraschallfrequenz (29KHz), die das Schneiden von Hartgeweben erlaubt. 1975 konnten Horton et al12 zeigen, dass die Heilung von Defekten im Alveolarknochen von Hunden, die mit einem Ultraschallgerät angelegt wurden, schneller verlief als bei Defekten, die mit rotierenden Instrumenten angelegt wurden. Aro et al13 unterstrichen diese Ergebnisse mittels einer elektronenrastermikroskopischen Studie, die den Heilungsverlauf nach Einsatz eines Ultraschallgerätes mit dem nach Einsatz einer oszillierenden Säge verglich. 2005 untersuchten Chiriac et al.14 den Einfluss der piezochirurgischen Methode auf die Zellvitalität im Vergleich zu Transplantaten die mit rotierenden Instrumenten gewonnen worden waren. Die Ergebnisse zeigten, dass die Methoden in dieser Hinsicht vergleichbar sind. Ebenfalls 2005 berichteten Vercellotti et al.15 über die knöcherne Reaktion nach resektiver Parodontalchirurgie mit Piezosurgery. Sie kamen zu dem Schluss, dass die piezoelektrische Methode zu günstigeren Ergebnissen in Bezug auf Knochenheilung und Remodeling führen, als der Einsatz von diamantierten rotierenden Instrumenten oder Hartmetallfräsen. Nerven, Gefäße und Weichgewebe werden nicht von den Mikrovibrationen beschädigt16. Vermutlich aufgrund von Kavitationseffekten in Verbindung mit der Kühlflüssigkeit stellt sich der OP-Bereich weitgehend frei von Blut dar. Alle wissenschaftlichen Daten zeigen, dass Defekte die mit einem Ultraschallinstrument kreiert werden, ähnlich gut oder sogar besser heilen als Defekte, die mit rotierenden Instrumenten aus Karbid, Stahl oder mit Diamantierung14-17 verursacht wurden. Deshalb wird die piezoelektrische Methode in der zahnärztlichen Chirurgie und Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie empfohlen14,18,19 und auch in der Wirbelsäulenchirurgie20, Neurochirurgie21 und Ophthalmologie22 verwendet. Spenderregion ramus mandibulae Abb. 2 Integriertes Transplantat nach 4 Monaten Einheilung Die Höhe des Alveolarknochens über dem N. alveolaris inferior in der retromolaren Region beträgt circa 11mm, und der Kiefer ist in dieser Region etwa 14mm breit23. Mesial ist der retromolare Bereich durch den zweiten Molaren begrenzt, aber es können auch Transplantate bukkal des ersten und zweiten Molaren entnommen werden, wenn die Dicke der NEUE GRUPPE 5 bukkalen Kortikalis bzw der linea obliqua externa dies erlaubt (Abb.4 und 5). Spenderregion regio mentalis Im Vergleich zur Knochenentnahme im retromolaren und molaren Bereich, berichten verschiedene Studien über signifikant höhere Komplikationsraten von bis zu 29%8 bei Knochenentnahmen vom Kinn. Bei diesen Komplikationen handelt es sich hauptsächlich um neurosensorische Störungen wie etwa Sensibilitätsstörungen im Kinnbereich und Taubheitsgefühl in den unteren Frontzähnen24. Aufgrund dieser Probleme ist dem Ramusbereich immer dann als Spenderregion der Vorzug zu geben, wenn nur Transplantate mittlerer Größe benötigt werden und Unterkieferfrontzähne vorhanden sind. In der Vergangenheit wurden bereits verschiedene Techniken zur Knochenentnahme beschrieben worden. Die traditionellen Entnahmetechniken bedienen sich normalerweise Fissurenbohrer8, Trepanbohrer7, oder Diamantscheiben9 in Verbindung mit Meißeln8,9. Dieser Artikel soll die piezochirurgische Methode zur Gewinnung von Knochentransplantaten vorstellen, die eine Alternative zu den traditionellen Techniken darstellen kann. Abb. 3 Implantation nach prothetischen Gesichtspunkten nach Entfernung der Osteosyntheseschraubene Material und Methode Als Basisdiagnostik und zur Beurteilung des Verlaufes des canalis man dibularis dienen präoperativ angefertigte Panoramaschichtaufnahmen. Wenn die Knochenhöhe über dem Nervkanal ca. 5mm oder weniger beträgt, ist es ratsam zusätzlich eine Computertomographie anzufertigen. Die Patienten werden in unserer Praxis in der Regel in intravenöser Sedierung oder Intubationsnarkose behandelt. Patienten, die in Sedierung behandelt werden, erhalten Leitungsanästhesien (4% Articain/1:100.000 Epinephrin, Ultracain Forte, Aventis Pharma). Eine lokale Infiltration der Entnahmestelle mit demselben Lokalanästhetikum wird bei allen Patienten durchgeführt. Präoperativ wird den Patienten eine Dosis Penicillin 1Mega oder bei Allergie Clindamycin 600mg intravenös verabreicht25. Die antibiotische Prophylaxe wird postoperativ für 7 Tage oral fortgesetzt (Penicillin: 1Mega/3 x per diem; Clindamycin: 300mg/ 3 x per diem). Für das postoperative Schmerzmanagement wird als nicht-steroidales Antiphlogistikum ein Dexketoprofen (Sympal, Berlin chemie; 25mg/ 3 x per diem) verordnet. Die Patienten werden instruiert eine Woche lang dreimal täglich nach den Mahlzeiten mit 2% Chlorhexidindigluconat zu spülen. Abb. 4 vertikaler Schnitt bukkal von Zahn 37, ausgeführt mit Piezosurgery mit dem Ansatz OT7 Chirurgische Technik Regio retromolaris Zur Darstellung der linea obliqua externa wird ein Trapezlappen angelegt, wobei die krestale Schnittführung tendenziell bukkal angelegt wurde. Mesial wird die Inzision weiter in den Sulcus des endständigen Molaren und lateral im Sinne einer Entlastung in die Umschlagfalte ausgeführt. Die distale Entlastung orientierte sich bukkal am aufsteigenden Ast in die Umschlagfalte. Durch vollständige Ablösung eines Mukoperiostlappens kann so die linea obliqua externa und der ramus ascendens der mandibula dargestellt werden. NEUE GRUPPE Abb. 5 Der Block ist vollständig geschnitten, die minimale Blutungstendenz im OPBereich wird deutlich. 6 Die Osteotomie der Transplantate wird mit einem piezoelektrischen Gerät (Pizosurgery oder Surgysonic) in der Einstellung für kortikalen Knochen (z.B. „Boost” bei Piezosurgery vorgenommen. Die vertikalen Schnitte werden mit einer geraden Säge angelegt, die eine Skalierung zur Tiefenkontrolle aufweist (Abb.6). Bei den horizontalen Inzisionen kommen abgewinkelte Sägen zum Einsatz (Abb.7). Nachdem die Kortikalis mit Hilfe der Ansätze vollständig durchtrennt worden ist, kann man den Block in den meisten Fällen mit Hilfe eines Raspatoriums oder durch vorsichtige Manipulation mit einem Knochenmeißel ohne Einsatz eines Hammers luxieren. Einige Fälle erforderten jedoch auch den Einsatz des Meißels in Verbindung mit Hammer. Um postoperative Komplikationen, wie z.B. Nachblutung oder Hämatom durch diffuse Sickerblutungen aus der Spongiosa zu vermeiden, wird der Defekt vor dem Nahtverschluss mit einer allogenen lyophilisierten Kollagenmatrix (TissueFleece E, Baxter AG) gefüllt9. Die Patienten Abb. 6 Der Arbeitsansatz OT7 mit Skala zur Tiefenkontrolle werden instruiert physikalische Schwellungsprophylaxe mittels und ein gewonnenes kortikales Transplantat. Kühlelementen durchzuführen. Regio mentalis Abb. 7 (rechts) Mit dem Ansatz OT8R wird der horizontale basale Schnitt ausgeführt Aufgrund des Muskelansatzes des Mm. Mentalis und der damit verbundenen mechanischen Beanspruchung der regio beim Sprechen und Essen etwa, ist im Unterschied zur regio retromolaris ein mehrschichtiger Wundverschluss der Entnahmestelle sinnvoll. Dies sollte schon bei der Schnittführung berücksichtigt werden, indem man mit dem Skalpell nicht rechtwinklig auf Os geht, sondern im stumpfen Winkel sich dem Knochen nähert, um so eine größere Wundfläche im Weichgewebe zur späteren mehrschichtigen Adaptation der Wundränder zu erhalten. Die Inzision verläuft ansonsten ca. 5mm caudal des margo gingivae der Unterkieferschneidezähne in der Regel ohne Entlastungsschnitte. Beim Sägen (Abb.8) des Transplantates sollte man 5mm Sicherheitsabstand von Wurzelspitzen und foramen m e n t a l i s e i n h a l t e n 9. Nach Entnahme des Tr a n s p l a n t a t e s , welches in der Regel mit Hilfe von Meißel und Hammer Luxiert werden muss, wird auch hier eine Einlage mit einer Kollagenmatrix durchgeführt. Der Wundverschluss erfolgt mehrschichtig zunächst mit resorbierbarem Material, mit dem der Muskelansatz adaptiert wird, später mit nichtresorbierbarem, vorzugsweise monofilem Material. Das Kühlen des OP-Bereichs wird instruiert Bewertung und Diskussion Das piezoelektrische Gerät erlaubt das präzise, saubere und leichte Schneiden von kortikalem und kort i k o s p o n g i ö s e m Knochen bei exzellenter Übersicht über das OP-Gebiet. Die Gesamtzeit von der Inzision bis zur Nahtversorgung beträgt circa 10 bis 15 Minuten. Die postoperative Morbidität nach der Knochenentnahme retromolar ist vergleichbar mit der, nach operativer Entfernung von verlagerten Weisheitszähnen. Bei Knochenentnahmen vom Kinn kann es zu den beschriebenen Parästhesien kommen, die postoperative Morbidität ist tatsächlich größer Abb. 8 Entnahme eines Knochentransplantates vom Kinn NEUE GRUPPE 7 als bei re t ro m o l a ren Entnahmen, dies deckt sich mit den Angaben in der Literatur. In einer Studie26 von 2007 zur Knochenentnahme mit Piezoc h i ru rgie aus der retromolaren Region, betrug die mittlere Größe der entnommenen Transplantate 1,15 cm3, das Maximum betrug 2,4 cm3. Die Knochenqualität der entnommen Transplantate war zu 71% cortikal (Abb.9), die Komplikationsraten waren gering und vergleichbar mit anderen Entnahmetechniken. Frühe Studien berichteten bereits darüber, dass Ultraschall- Abb. 9 Transplantate aus der regio retromolaris geräte für die Knochenchirurgie Knochen präzise und leicht entfernen können, ohne Weichgewebe zu verletzen12. Daher wird die piezoelektrische Methode zum Beispiel für die Nervlateralisation empfohlen27. Es wurde auch erwähnt, das Blutungen im OPBereich in diesem Zusammenhang sehr gering oder fast nicht vorhanden sind16,17. Die mehrjährigen Erfahrungen des Autors mit der Methode können diese Beobachtungen bestätigen. Literaturverzeichnis: 1. Bahat O, Fontanessi RV. Implant placement in three-dimensional grafts in the anterior jaw. 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Oral Surg Oral Med Oral Pathol 1975;39:536-546. 13. Aro H, Kallioniemi H. et al: Ultrasonic Device in Bone Cutting. A Histological and Scanning Electron Microscopical Study. Acta Orthop Scand 1981; 52:5-10. 14. Stubinger S, Kuttenberger J, Filippi A, Sader R, Zeilhofer HF: Intraoral piezosurgery: preliminary result of a new technique. J Oral Maxillofac Surg. 2005;63:1283-7. 15. Horton JE, Tarpley TM, Jacoway JR: Clinical Applications of Ultrasonic Instrumentation in the Surgical Removal of Bone. Oral Surg Oral Med Oral Pathol 1981;51:236-242. 16. Chiriac G, Herten M, Schwarz F, Rothamel D, Becker J: Autogenous bone chips: infuluence of a new piezoelectric device (piezosurgery) on chip morphology, cell viability and differentiation. J Clin Periodontol. 2005;9:994-9 17. Vercellotti T, Nevins ML, Kim DM, Nevins M, Wada K, Schenk RK, Fiorellini JP: Osseous response following resective therapy with piezosurgery. Int J Periodontics Restorative Dent. 2005 Dec;25:543-9. 18. Eggers G, Klein J, Blank J, Hassfeld S: Piezosurgery: an ultrasonic device for cutting bone and ist use and limitations in maxillofacial surgery. Br J Oral Maxillofac Surg. 2004 Oct;42:451-3. 19. Gruber RM, Kramer FJ, Merten HA, Schliephake H: Ultrasonic surgery – an al- NEUE GRUPPE ternative way in orthognathic surgery of the mandible. A pilot study. Int J Oral Maxillofac Surg. 2005 Sept;34:590-3. 20. Nakase H, Matsuada R, Shin Y, Park YS, Sakaki T: The use of ultrasonic bone curettes in spinal surgery. Acta Neurochir (Wien). 2005 Nov 28 [Epub ahead of print] 21. Schaller BJ, Gruber R, Merten HA, Kruschat T, Schliephake H, Buchfelder M, Ludwig HC: Piezoelectric bone surgery: a revolutionary technique for minimally invasive surgery in cranial base and spinal surgery? A technical note. Neurosurgery. 2005 Oct;57(4Suppl):E410;discussion 22. Sivak-Callcott JA, Linberg JV, Patel S: Ultrasonic bone removal with the Sonopet Omni: a new instrument for orbital and lacrimal suergery. Arch Ophthalmol. 2005;123:1595-7. 23. Nkenke E, Radespiel-Troger M, Wiltfang J, Schulze-Mosgau S, Winkler G, Neukam FW: Morbiditiy of harvesting of retromolar bone grafts: a Prospective study. Clin Oral Implants Res 2002;13:514-21. 24. Joshi A. An investigation of post-operative morbidity following chin graft surgery. Br Dent J 2004;28:215-8 25. Lindeboom JA, van den Akker HP. A prospective placebo-controlled double blind trial of antibiotic pophylaxis in intra oral bone grafting procedure: a pilot study. Oral Surg Oral Med Oral Pathol Pral Radiol Endod 2003; 96(6):669-72 26. Happe A: A new Method for harvesting Bone grafts from the mandibular ramus using a piezoelectrical surgical device – a report of 40 cases. Int J Periodontics Restorative Dent. 3 (27) 2007:241-249. 27. Bovi M: Mobilization of the inferior alveolar nerve with simultaneous implant insertion: a new technique. Case report.Int J Periodontics Restorative Dent. 2005;25:375-83. 8 Die Versorgung der Extraktionsalveole aus prothetischer Sicht Detailaspekte für ästhetisch relevante Situationen von Otto Zuhr Stefan Fickel Hannes Wachtel Wolfgang Bolz Markus B. Hürzeler München Die Prozesse, die in einer heilenden Extraktionsalveole ablaufen, wurden bereits 1952 tierexperimentell von Huebsch und Mitarbeitern1 sowie 1969 an humanen Biopsien von Amler2 untersucht. Die genauen morphologischen Veränderungen, die nach Zahnextraktion auftreten, sind jedoch erst in letzter Zeit durch Untersuchungen an Studienmodellen und Direktmessungen bei Zweiteingriffen bekannt geworden3. Schropp und Mitarbeiter3 vermaßen 46 heilende Extraktionsalveolen in den oberen und unteren Seitenzahnbereichen und konnten eine Abnahme der bukkolingualen Knochenbreite innerhalb von zwölf Monaten um etwa 50 % nachweisen. Zwei Drittel dieser Veränderung entfielen auf den bukkalen Bereich. Die apikokoronale Knochenhöhe war drei Monate nach der Extraktion um 0,8 mm verringert. Nachfolgende Studien befassten sich mit den Gründen für diese enormen morphologischen Alterationen4,5. Araujo und Mitarbeiter4 konnten tierexperimentell belegen, dass die Struktur des Bündelknochens („bundle bone") maßgeblich an diesen Veränderungen beteiligt ist. Der Bündelknochen ist der Anteil des Alveolarknochens, in den die parodontalen Fasern (Sharpey’sche Fasern) einstrahlen. Da auf diesen Anteil des dentoalveolären Komplexes nach Zahnextraktion keine physiologischen Kräfte mehr einwirken, kommt es zu einer vollständigen Resorption der Struktur. Besonders dünne parodontale Biotypen können schmale bukkale Knochenlamellen aufweisen, die vollständig aus Bündelknochen zu bestehen scheinen6. Daneben scheint die Elevation eines Mukoperiostlappens und somit die Kompromittierung der Blutversorgung dieses Anteils des Alveolarknochens mit zusätzlichen knöchernen Resorptionen von extern verbunden zu sein 7. Darüber hinaus könnten systemische (z. B. Rauchen) und lokale Faktoren (z. B. chirurgisches Trauma, Anzahl der zu extrahierenden Zähne) einen großen Einfluss auf das Ausmaß der zu erwartenden Knochenresorption haben. Es konnte gezeigt werden, dass nach Extraktion von multiplen benachbarten Zähnen größere Gewebealterationen auftreten als nach Einzelzahnextraktion, die sich auch über längere Zeiträume erstrecken können3,8. Es muss also gefolgert werden, dass es nach Zahnextraktion zu massiven resorptiven Prozessen kommt, die ein zufrieden stellendes ästhetisches Ergebnis nachhaltig negativ beeinflussen können (Abb. 1). Behandlungskonzepte zur Versorgung der Extraktionsalveole In der Literatur werden zwei diametral unterschiedliche Behandlungskonzepte zur Versorgung der Extraktionsalveole kontrovers diskutiert: – das schrittweise, traditionelle Vorgehen (staged approach) und – das einzeitige Verfahren (single step)9,10. Mit freundlicher Genehmigung des Quintessenz Verlages Die einzeitigen Verfahren kombinieren bei einem chirurgischen Eingriff idealerweise die Extraktion, eventuell eine inzisionsfreie Implantation und eine Weich- und/oder Hartgewebeaugmentation. Aufgrund der kürzeren Behandlungsdauer, des geringeren chirurgischen Aufwands und des höheren Patientenkomforts wurden diese einzeitigen Verfahren in letzter Zeit von mehreren Autoren als Methode der Wahl angesehen8,10. Hinsichtlich der ästhetischen Parameter scheint das einzeitige Vorgehen besonders bezüglich des Erhalts der interdentalen Weichgewebe Vorteile gegenüber traditionellen mehrzeitigen Verfahren zu haben. Während bei einem gestuften Vorgehen durchschnittlich ca. 4 mm Weichgewebehöhe über dem knöchernen Stützgewebe erwartet werden können11,12, wird bei einem single step approach im interdentalen Bereich – verglichen mit NEUE GRUPPE 9 der präimplantologischen Situation – nur ein leichter Verlust an Weichgewebe nachgewiesen10. Darüber hinaus kann die zu erzielende Gewebequalität hinsichtlich einer postoperativen Narbenbildung und dem Auftreten fibrotischen Gewebes bei einzeitigen Verfahren im Vergleich zum gestuften Verfahren überlegen sein, da kaum chirurgische Manipulationen im Bereich der marginalen Gingiva und der interdentalen Gewebe durchgeführt werden. Jedoch zeigte sich auch, dass bei einzeitigen Vorgehen mit großen, sich teilweise über lange Zeiträume erstreckenden horizontalen und vertikalen Gewebealterationen – besonders im Bereich des bukkalen Weichgewebes – gerechnet werden muss13. Diese Veränderungen, die sich als Gingivarezessionen manifestieren können, scheinen besonders ausgeprägt zu sein, wenn dünne parodontale Gewebetypen nach der Klassifikation von Weissgold14 vorliegen. Bezogen auf ästhetische Parameter sind daher einzeitige implantologische Verfahren nur bei bestimmten klinischen Ausgangssituationen und bei genauer Patientenselektion den gestuften Verfahren überlegen. Auch hinsichtlich der prothetischen Versorgung der Extrak1 Schematische Darstellung der nach Zahnextraktion auftionsalveole unterscheiden sich beide Konzepte maßgeblich. Abb. tretenden morphologischen Veränderungen. Besonders in der Dimension kommt es zu Volumenveränderungen Ziel der einzeitigen Verfahren ist der maximale Erhalt der horizontalen bis zu 50 % der Ausgangsbreite. Gewebe über eine sofortige mechanische Stützung nach Zahnextraktion. Hingegen besteht das Konzept des gestuften Vorgehens in einem kompletten Abheilen der Weich- und Hartgewebesituation, was sekundär einen Wiederaufbau der Gewebe und eine Ausformung der periimplantären Weichgewebe durch individualisierte Provisorien oder Heilungskappen erfordert. Die Ideallösung hinsichtlich Patientenkomfort und reduziertem Behandlungsaufwand stellen einzeitige Verfahren mit sofortiger provisorischer Versorgung des Implantats dar. Die Sofortversorgung von Implantaten wird als das Eingliedern von Zahnersatz ohne statische und dynamische Okklusionskontakte bis spätestens 48 Stunden nach der Implantation definiert. Eine sofortige Versorgung von Einzelzahnimplantaten wird in der Literatur kritisch diskutiert. Einige Studien zeigen für die Sofortversorgung von Einzelzahnimplantaten hohe Erfolgsraten – vergleichbar mit denen traditioneller Protokolle – jedoch nur bei strenger Fallselektion und Beseitigung direkter Okklusions- und Approximalkontakte15,16. Daten aus anderen klinischen Untersuchungen offenbaren hingegen Misserfolgsraten bis zu 30 % bei sofortiger Versorgung von Einzelzahnimplantaten17. Es ist daher festzuhalten, dass die Sofortversorgung von Einzelzahnimplantaten bis heute kein Routineverf a h ren in der oralen Implantologie ist und wissenschaftlich als nicht gesichert gilt18. Diese Limitationen erfordern es, weniger risikobehaftete Therapieverfahren mit ähnlicher Wirkung auf die periimplantären Weichgewebe anzuwenden. Durch eine leichte Modifikation der einzeitigen Verfahren kann die Stützfunktion alternativ zur Sofortversorgung über eine Adhäsivbrücke mit einem nach der Originalkontur des extrahierten Zahns geformten Pontics erzielt werden. Um die Schrumpfung der Weichgewebe nach Zahnverlust zu minimieren, wird das provisorische Brückenglied so konturiert, dass es bis zum Zeitpunkt der Implantateröffnung eine ideale Unterstützungsfunktion auf die umgebenden weichgewebigen Strukturen ausübt. Allerdings erfordert dieses Vorgehen als weiteren Therapieschritt nach der Implantateröffnung eine Umarbeitung dieses individuell ausgeformten Zwischenglieds in ein implantatgetragenes Provisorium. Dadurch kann das etablierte Emerg e n z p rofil detailliert auf die pro v i s o r i s c h e Implantatversorgung transferiert werden. NEUE GRUPPE 10 Abb. 2 Die hohe Gewebequalität und die intakten papillären Strukturen stellen die Vorteile der einzeitigen Verfahren dar. Abb. 3 Die schräge Bildansicht verdeutlicht die reduzierte vertikale und horizontale Gewebequantität. Neben diesen fest mit der Nachbardentition verbundenen Provisorien kann ein herausnehmbarer, klammerverankerter Zahnersatz (Plattenprovisorium, Modelgussprothese) zur provisorischen Versorgung der Extraktionsalveole verwendet werden. Auch über diese Verfahren, die sicherlich bezogen auf den Patientenkomfort Limitationen aufweisen, ist eine Ausformung der periimplantären Weichegewebe möglich. Das Verfahren der einzeitigen Versorgung der Extraktionsalveole bietet Vorteile hinsichtlich der Verkürzung der Therapiezeit und der Anzahl chirurgischer Eingriffe; außerdem ist es möglich, bei einer entsprechenden Patientenselektion hervorragende ästhetische Ergebnisse – insbesondere in Bezug auf die Weichgewebequalität – zu erzielen (Abb. 2). Nachteile existieren hinsichtlich der zu erzielenden Gewebequantität im Bereich des bukkalen Weichgewebekomplexes und dies insbesondere bei dünnen parodontalen Biotypen (Abb. 3). Das gestufte Verfahren hingegen zeigt Vorteile hinsichtlich Abb. 4 Bei gestuften Verfahren ist die Gewebequantität meider erzielbaren Gewebequantität, hat aber – bedingt durch stens ausreichend, die Gewebequalitiät allerdings häufig prodie Notwendigkeit von Inzisionen – Nachteile in Bezug auf die Qualität der periimplantären Weichgewebe (Abb. 4). Im Folgenden sollen die verschiedenen Therapieszenarien besonders hinsichtlich der Unterschiede bei der prothetischen Ve r s o rgung der Extraktionsalveole beschrieben werden. Fallbeispiele Erster Fall Abb. 5 Der Zahn 12 ist aufgrund endodontischer Komplikationen nicht erhaltungswürdig. Eine 31-jährige Patientin stellte sich mit einem in der Jugend frakturierten Zahn 12 vor (Abb. 5). Neben einer von diesem Zahn ausgehenden vestibulären Fistel lag eine gingivale Rezession von circa 4 mm vor. Für die Indikationsstellung im Hinblick auf ein gestuftes Verfahren waren folgende Gründe ausschlaggebend: Die bestehende Weichgeweberezession, die durch kieferorthopädische Maßnahmen präoperativ nicht beseitigt werden konnte, machte die Anwendung eines Single-step-Verfahrens hinsichtlich der Erzielung akzeptabler ästhetischer Ergebnisse unvorhersagbar. Zudem war aufgrund des zu erwartenden Hartgewebedefekts eine optimale dreidimensionale Implantatpositionierung erschwert. Darüber hinaus kann bei bestehenden periapikalen Entzündungen die Sofortimplantation mit einem größeren Misserfolgsrisiko behaftet sein. Aufgrund der intakten und kariesfreien Nachbarzähne sowie des jungen Alters der Patientin fiel die Entscheidung gegen eine konventionelle Brückenversorgung und für ein gestuftes Implantationsvorgehen. NEUE GRUPPE 11 Der nicht erhaltungswürdige Zahn wurde extrahiert und die entstandene Lücke mit einer zuvor hergestellten Adhäsivbrücke (Biosil f, Degudent, Hanau) provisorisch versorgt. Die Funktion der Adhäsivbrücke bestand in diesem Fall mehr im Ersatz des fehlenden Zahns als in der Stützung der Weichgewebe (Abb. 6). Nach zweimonatiger Abheilung wurde die Implantation bei gleichzeitiger Augmentation durchgeführt. Im Zuge der Implantation wurde der Alveolarfortsatz aufgrund des Knochendefekts mit der GBR-Technik sowie subepithelialem Bindegewebe vom Gaumen augmentiert (Abb. 7). Nach einer Einheilzeit von sechs Monaten erfolgte die Implantatfreilegung. Um die Menge an Gewebe im vestibulären Bereich weiter erhöhen zu können, wurde bei der Implantatfreilegung eine modifizierte Rolllappentechnik angewandt (Abb. 8). Zur Herstellung der provisorischen Krone wurde ein mit Opaker bedecktes provisorisches Abutment in das Implantat eingeschraubt. Mit lichthärtendem, dünnfließendem Komposit (Tetric Flow, Ivoclar Vivadent, Schaan, Liechtenstein) wurde ein hohlgeschliffener Kunststoffprothesenzahn (Vita Physiodens, Vita, Bad Säckingen), der in Form und Farbe dem zu ersetzenden Zahn entsprach, in gewünschter Position auf dem Abutment fixiert. Nach Individualisierung und Ausarbeitung wurde die provisorische Krone auf das freigelegte Implantat aufgeschraubt. Das Emergenzprofil dieses P rovisoriums entsprach noch nicht dem definitiven Emergenzprofil und musste nun Schritt für Schritt individualisiert werden. Dazu wurden mit einem Feinpartikelhybridkomposit (Tetric Ceram, Ivoclar Vivadent, Schaan, Liechtenstein) im subgingivalen Bereich Masse angetragen und die interdentalen sowie die oralen und vestibulären Bereiche sukzessiv ausmodelliert. Die Herausforderung bestand hierbei ganz im Gegensatz zu den einzeitigen Verfahren in einem Wiederaufbau der Gewebe und schließlich in der prothetischen Ausformung der periimplantären Weichgewebe, bis die ideale Emergenz der implantatgetragenen Rekonstruktion erreicht war. Nach der Gewebeausformung musste die vollständige Ausreifung der Gewebe abgewartet werden. Um die etablierte Emergenzsituation exakt auf ein Meistermodell übertragen zu können, wurde ein individualisierter Abformpfosten nach der Technik von Zuhr und Mitarbeitern verwendet20 (Abb. 9). Dazu wurde das Emergenzprofil des Provisoriums auf einen konfektionierten Abformpfosten übertragen. Nach dem Aufschrauben des Provisoriums auf ein Modellimplantat wurde diese Situation mit dünnfließendem Silikon abgeformt. Nachdem das Provisorium abgeschraubt war, konnte ein auf dem Modellimplantat fixierter Abformpfosten mit dünnfließendem Kunststoff oder Modellierwachs nach dem Ausformungsprofil des Provisoriums exakt individualisiert werden. Auf dem angef e rtigten Meistermodell war die intraorale Situation der periimplantären Weichgewebe somit exakt reproduziert. Ein individualisierter Abformpfosten sicherte die genaue Emergenz der provisorischen Versorgung und ermöglichte dem Zahntechniker, das definitive Abutment nach dem idealen Emergenzprofil herzustellen. Damit war gewährleistet, dass NEUE GRUPPE Abb. 6 Nach Extraktion des Zahns 12 wird zur provisorischen Versorgung eine Adhäsivbrücke eingesetzt. Die Stützfunktion für die umgebenden Weichgewebe ist zu diesem Zeitpunkt von nachrangiger Bedeutung. Abb. 7 Zwei Monate nach der Extraktion erfolgen die Implantation sowie die gleichzeitige Hart- und Weichgewebeaugmentation. Abb. 8 Die Freilegung des Implantats erfolgt nach einer modifizierten Rolllappentechnik. Es wurde ein implantatgetragenes Provisorium erstellt und die Ausformung des Weichge webes begonnen. Abb. 9 Nachdem das optimale Austrittsprofil durch Individualisierung des implantatgetragenen Provisoriums in mehreren Sitzungen etabliert worden ist, wird das Emergenzprofil durch einen individualisierten Abformpfosten bestimmt. Die Werte werden exakt in das zahntechnische Labor übertragen. 12 beim Einsetzen der definitiven Rekonstruktion keine Weichgewebeveränderungen entstanden (Abb. 10). Die definitive Rekonstruktion erfolgte mit einem Zirkonoxidabutment (Procera, Nobel Biocare, Göteborg, Schweden), das mit 32 Ncm eingeschraubt wurde, und einer Vollkeramikkrone, die mit einem dualhärtenden Komposit (Panavia F 2.0 TC, Kuraray, Tokio, Japan) aufzementiert wurde (Abb. 11). Zweiter Fall Abb. 10 Das definitive Zirkonoxidkeramikabutment mit dem etablierten Austrittsprofil ist eingesetzt. Ein 20-jähriger Patient stellte sich mit dem Befund eines persisitierenden Milchzahns in regio 22 in unsererPraxis vor (Abb. 12). Der Zahn wurde als nichterhaltungswürdig eingestuft und seine Extraktion sowie eine sofortige Implantation geplant. In diesem Fall wurde stringent nach dem Konzept des Singlestep-Verfahrens eine Implantation in die Extraktionsalveole mit sofortiger Versorgung durchgeführt. Für die Entscheidungsfindung bezüglich eines einzeitigen inzisionsfreien Verfahrens waren folgende Gründe ausschlaggebend: Besonders die dünnen und hochstehenden interdentalen Gewebe sprachen für ein einzeitiges gewebekonservierendes Vorgehen. Die Entscheidung für eine Sofortversorgung des Implan-tats fiel aufgrund des idealen Knochenangebots. Um keine knöcherne Resorption von extern zu generieren4,7, wurde die Implantation inzisionsfrei durchgeführt, was jedoch nur bei intakter bukkaler Knochenlamelle möglich ist (Abb. 13). Daneben verringerte eine mittels Computertomogramm navigierte Implantatinsertion das Risiko von Perforationen und Winkelabweichungen, was besonders in der ästhetischen Zone von entscheidender Bedeutung war. Um ausreichend dimensionierte bukkale Hartgewebestrukturen zu etablieren, wurden eine leicht nach palatinal versetzte Implantatposition angestrebt und die Inkongruenzen zwischen Implantatschulter und Extraktionsalveole mit einem xenogenen Knochenersatzmaterial (BioOss, Geistlich Biomaterials, Wolhusen, Schweiz) aufgefüllt. Die Sofortversorgung erfolgte mit einem temporären Implantatzylinder und einem Kunststoffprovisorium (Abb. 14), das so lange im subgingivalen Bereich individualisiert wurde, bis ein optimales Austrittsprofil erzielt werden konnte. Nach AusAbb. 11 Die eingesetzte Vollkeramikkrone auf dem ProceraAbutment. Es konnte in horizontaler und in vertikaler Richtung arbeitung im zahntechnischen Labor wurde das Provisorium ausreichend Gewebequantität etabliert werden (Zahntechnik: manuell auf das Implantat geschraubt und mit Komposit verRainer Janousch, München). schlossen. Darüber hinaus war neben der Entfernung jeglicher Artikulations- und Okklusionskontakte die Reduktion der interdentalen Kontakt-punkte von entscheidender Bedeutung, um auf das Implantat einwirkende laterale Mikrobewegungen zu vermeiden. Nach einer Einheilungsphase von sechs Monaten wurde das implantatgetragene Provisorium entfernt und mit einem individualisierten Abformpfosten eine Implantatabformung durchgeführt19,20. Mit diesem Vorgehen konnte die etablierte Emergenz präzise auf das Meistermodell übertragen werden. Die definitive Rekonstruktion erfolgte über ein individualisiertes Zirkonoxidabutment (Procera, Nobel Biocare, Göteborg, Schweden), das mit 32 Ncm auf das Implantat geschraubt wurde (Abb. 15). Nach Verschluss des Abutments wurde die definitive Rekonstruktion mit einem dualhärtenden Komposit (Panavia F 2.0 TC, Kuraray, Tokio, Japan) auf das Abutment zementiert (Abb. 16). NEUE GRUPPE 13 Abb. 12 Das Röntgenbild zeigt einen nicht erhaltungswürdigen persistie-renden Milchzahn in regio 22. Abb. 13 Aufgrund der idealen Ausgangssituation kann die Implantation inzisionsfrei durchgeführt werden. Abb. 14 Die Sofortversorgung des Implantats erfolgt mit einem temporären Implantatzylinder, auf den ein Kunstoffprovisorium aufmodelliert wurde. Durch Individualisierung des Provisoriums im subgingivalen Bereich wurde eine Form des Provisoriums erzielt, die eine optimale Stützfunktion auf die periimplantären Weichgewebe ausübt. Abb. 15 Die definitive Rekonstruktion erfolgt über ein Zirkonoxidkeramikabutment. Dritter Fall Eine 22-jährige Patientin wurde zur Extraktion und Implantation des Zahns 21 überwiesen. Es zeigten sich eine hohe Lachlinie und ein dünner parodontaler Gewebetyp nach der Klassifikation von Weissgold14 (Abb. 17 und 18). Der Entscheidungsfindungsprozess hinsichtlich des Implantationsvorgehens gestaltete sich folgendermaßen: Wegen des Alters der Patientin, der besseren Langzeitprognose und der intakten Nachbarzähne wurde eine Implantation dem traditionellen prothetischen Vorgehen vorgezogen. Aufgrund des Risikos, die feine papilläre Architektur durch ein gestuftes Vorgehen zu kompromittieren, fiel die Entscheidung für ein einzeitiges Verfahren. Die Nachteile der einzeitigen Verfahren konnten im vorliegenden Fall durch kiefero rt h o p ä d i s c h e Extrusion und Gingivaverdickung ausgeglichen werden, und somit konnte die Vorhersagbarkeit eines Single-step-Verfahrens als gut beurteilt werden. Hinsichtlich der provisorischen Versorgung erschien eine Sofortversorgung mit einem zu großen Risiko behaftet. Das erhöhte Risiko eines Implantatverlustes bei einer Sofortversorgung war in diesem Fall wegen des Vorteils des einfacheren klinischen Vorgehens nicht einzugehen. Die ausgeprägte Rezession im Bereich des Zahns 21 erforderte eine Vertikalentwicklung der bukkalen Gewebe. Daher Abb. 16 Besonders im interproximalen Bereich konnte das Gewurde präimplantologisch eine kieferorthopädische Extrusion webe durch die kontinuierliche Stützfunktion erhalten werden. des zu extrahierenden Zahns durchgeführt (Abb. 19). Nach Die Gewebequalität entspricht derjenigen einer natürlichen Gingiva (Zahntechnik: Rainer Janousch, München). NEUE GRUPPE 14 Abb. 17 Frontalansicht der klinischen Ausgangssituation. Abb. 18 Der Zahn 21 ist aufgrund endodontischer Komplikationen nicht erhaltungswürdig. einer Retentionsphase von acht Monaten erfolgten die Extraktion und Implantation im Rahmen eines Eingriffs (Abb. 20). Die Diskrepanz zwischen der Implantatschulter und der Extraktionsalveole wurde im vorliegenden Fall mit einem xenogenen Knochenersatzmaterial (BioOss, Geistlich Biomaterials, Wolhusen, Schweiz) aufgefüllt. Präoperativ wurde im zahntechnischen Labor eine Adhäsivbrücke hergestellt (Biosil f, Degudent, Hanau). Für die Retentionsflügel wurden die Palatinalflächen der beiden der Extraktionsalveole benachbarten Zähne verwendet. Die Radierung des zu ex-trahierenden Zahns erfolgte auf dem Meistermodell bis etwa 2 bis 3 mm subgingival mit einem walzenförmigen Schleifkörper. Dadurch war gewährleistet, dass keine eiförmige Zwischengliedform entstand, sondern die konusartige Emergenz des natürlichen Zahns nachgeahmt wurde. Nach dem chirurgischen Eingriff wurde das Pontic mit Feinpartikelhybridkomposit im subgingivalen Bereich individualisiert, bis eine ideale Stützfunktion der umliegenden Weichgewebe gegeben war. Nach dem Ätzen der Schmelzoberflächen mit 32%iger Phosphorsäure zur Retentionsverbesserung wurde die individualisierte Adhäsivbrücke adhäsiv mit einem autopolymerisierbaren Komposit (Clearfil Core, Kuraray, Tokio, Japan) eingegliedert. Acht Monate nach der Implantatinsertion wurde die Implantatschulter durch vorsichtige Exzision freigelegt. Um eine ausreichende Dicke des periimplantären Gewebes zu erzielen, wurde zum Zeitpunkt der Implantatfreilegung nach einer modifizierten Tunneltechnik eine Weichgewebeaugmentation mit subepithelialem Bindegewebe durchgeführt21. Nach der Weichgewebeaugmentation wurden die zahngetragene Adhäsivbrücke mit dem etablierten Emergenzprofil auf einen provisorischen Implantatzylinder übertragen und ein implantgetragenes Provisorium erstellt. Fünf Monate nach dem Weichgewebeaufbau erfolgten eine Veneerpräparation am Zahn 11 und die Abformung der beiden Frontzähne. Um Abb. 19 Durch kieferorthopädische Extrusion des zu extrahierenden Zahns konnte der dentogingivale Komplex nach koronal entwickelt werden (kieferorthopädische Behandlung: Dr. Manfred Schüßler, Heidelberg). NEUE GRUPPE Abb. 20 Nach der Extraktion und der sofortigen Implantation erfolgt die provisorische Versorgung mit einer Adhäsivbrücke. Entscheidend ist die Unterstützung der Weichgewebe durch ein optimales Austrittsprofil des Brückenglieds. 15 Abb. 21 Die Übertragung des etablierten Emergenzprofils erfolgt mit einem individualisierten Abformpfosten. Abb. 22 Aufgrund der exakt wiedergegebenen klinischen Situation wurde ein Procera-Abutment mit dem zum Provisorium identischen Austrittsprofil erstellt. die bereits etablierte Emergenzsituation aus der provisorischen Versorgung auf das Meistermodell zu übertragen, wurde ein individualisierter Abformpfosten verwendet (Abb. 21)20. Damit konnte das etablierte Austrittsprofil des Provisoriums detailliert auf das definitive Abutment übertragen werden, und es war gewährleistet, dass durch Unter- oder Überkonturierungen keine Veränderung der Weichgewebehöhe verursacht wurde (Abb. 22 bis 26). Der Zahntechniker konnte diese Form für das definitive Abutment übernehmen. Es wurde nun ein Procera-Wax-up-Abutment (Procera, Nobel Biocare, Göteborg, Schweden) individuell modelliert und nach dem Einscannen computergestützt aus einem entsprechenden Zirkonoxidrohling gefräst. Im vorliegenden Fall wurde aus ästhetischen Gründen eine hochfluoreszierende Keramikmasse (Creation Zi, Creation Willi Geller International, Baar, Schweiz) auf das Zirkonoxidabutment aufgebrannt. Die starke Fluoreszenz der keramischen Masse ermöglichte in diesem kritischen Bereich des parodontal-restaurativen Interfaces einen ausreichenden Lichttransport. Auf der Grundlage des modifizierten Zirkonoxidabutments entstand zunächst ein Langzeitprovisorium. Nach einer Zeitspanne von sechs Monaten wurde die definitive Versorgung erstellt. Bis auf wenige Details konnten Form, Farbe und Kontur des Provisoriums übernommen werden. Die definitive Befestigung erfolgte adhäsiv mit einem fließfähigen, dualhärtenden Kompositmaterial (Panavia F 2.0 TC, Kuraray, Tokio, Japan) (Abb. 27 bis 29). Vierter Fall Eine 27-jährige Patientin stellte sich in unserer Praxis nach einem Frontzahntrauma in der frühen Jugend vor. Die mikroskopische Diagnostik Abb. 23 Bei einem zu groß dimensionierten Austrittsprofil (blau) erfolgt eine Apikalverdrängung der marginalen Gingiva. Darstellung an einem anderen Fall. Abb. 24 Ist die Form des Abutments im subgingivalen Bereich zu schmal (grün), zeigt sich durch die unzureichende Stützfunktion auch eine Apikalposition des periimplantären Weichgewebes. Darstellung an einem anderen Fall. NEUE GRUPPE Abb. 25 Die korrekte subgingivale Form des Abutments sorgt für eine harmonische und stabile Unterstützung der marginalen Gingiva. Darstellung an einem anderen Fall. 16 Abb. 26 Das Procera-Abutment in situ. Abb. 27 Frontale Ansicht der definitiven Rekonstruktion. Abb. 28 und 29 Das Lippenbild und das Lachbild zeigen die harmonische Integration der Rekonstruktion in die umgebenden Strukturen (Zahntechnik: Uli Schoberer, Seehausen). ergab eine Wurzellängsfraktur am Zahn 11, und Zahn 21 wies multiple Wurzelresorptionen auf. Es wurde entschieden, die beiden mittleren Frontzähne nicht zu erhalten. Bei der Patientin lag ein dünner parodontaler Biotyp nach der Klassifikation von Weissgold14 in Kombination mit einer hohen Lachlinie vor (Abb. 30). Bezüglich des Therapievorgehens fanden folgende Argumente Berücksichtigung: Eine traditionelle Brückenversorgung wurde wegen der kariesfreien lateralen Schneidezähne und der großen Spannweite abgelehnt. Aufgrund der schwachen Literaturlage hinsichtlich ästhetisch erzielbarer Ergebnisse von benachbarten Implantaten in der ästhetischen Zone wurde allerdings auch entschieden, primär keine Implantate zu inserieren. Die hohe Lachlinie und der dünne parodontale Biotyp ließen das Risiko von möglicherweise eintretenden Weichgeweberezessionen und nicht ausreichend dimensionierten papillären Strukturen als zu groß erscheinen. Da nach der Extraktion von benachbarten Zähnen mit großen Gewebeveränderungen gerechnet werden musste, erschien jedoch der maximale Erhalt der Gewebe sinnvoll. Daher wurde durch eine modifizierte „socket preservation technique" und die Versorgung mit einer Langzeitadhäsivbrücke versucht, die Gewebe so weit wie möglich zu erhalten und zu unterstützen. Um der Schrumpfung nach der Extraktion vorzubeugen, wurde eine kieferorthopädische Extrusion der zu extrahierenden Zähne mit einer Multibandapparatur durchgeführt (Abb. 31). Nach einer Retentionsphase von acht Monaten erfolgten Extraktion und Weichgewebeaugmentation. Die Weichgewebeaugmentation wurde mit einer modifizierten Tunneltechnik und subepithelialem Bindegewebe durchgeführt (Abb. 32)21. Zur Stabilisierung wurden die Extraktionsalveolen mit einem xenogenen Knochenersatzmaterial (BioOss, Geistlich Biomaterials, Wolhusen, Schweiz) NEUE GRUPPE 17 Abb. 30 Die Frontalansicht zeigt einen dünnen gingivalen Phänotyp bei einer hohen Lachlinie. Abb. 31 Durch kieferorthopädische Extrusion wurde der gin givoparodontale Komplex nach koronal entwickelt (kieferorthopädische Behandlung: Dr. Toni Baldauf, München). aufgefüllt. Da ein direkter weichgewebiger Kontakt des Knochenersatzmaterials mit einem graduellen Abbau der Partikel verbunden ist, wurden im Bereich der dehiszenten bukkalen Knochenlamellen resorbierbare Kollagenmembranen in den Alveolen platziert22. Im zahntechnischen Labor wurde eine Adhäsivbrücke (Ivocron, Vita Zahnfabrik, Bad Säckingen) mit subgingivalen Pontics entsprechend der Originalkontur der extrahierten Zähne angefertigt. Die subgingivalen Bereiche der Zwischenglieder wurden gemäß der Emergenz der Wurzeln präoperativ durch Radierung am Meistermodell konturiert. Innerhalb kurzer Zeit nach der Extraktion und der Weichgewebeaugmentation führte allerdings die postoperative Schwellung zu einer Reduktion des Durchmessers der Weichgewebemanschette. Daher musste die Kontur des Provisoriums im subgingivalen Anteil so lange individualisiert werden, bis die Weichgewebe ausreichend gestützt waren, ohne zu starken Druck auszuüben. Um Unterkonturierungen zu vermeiden, war es entscheidend, die Reduktion des Durchmessers und damit die Veränderung des idealen Emergenzprofils nur im palatinalen Bereich und im palatinalen Aspekt des Approximalbereichs vorzunehmen. Die nun etablierte Emergenz der Pontics sorgte für eine mechanische Stütze der weichgewebigen Strukturen. Nach vorherigem Anrauen der Schmelzoberflächen mit 32%iger Phosphorsäure wurde die mit Feinpartikelhybridkomposit (Tetric Ceram, Ivoclar Vivadent, Schaan, Liechtenstein) individualisierte Adhäsivbrücke mit einem autopolymerisierbaren Komposit (Clearfil Core, Kuraray, Tokio, Japan) eingegliedert (Abb. 33 und 34). Unterdessen befindet sich die Adhäsivbrücke seit zwei Jahren in situ (Abb. 35 und 36); möglicherweise werden Tendenzen wie Platformswitching in nächster Zeit dafür sorgen, dass auch mit benachbarten Implantaten ästhetische Ergebnisse erreicht werden können. Die Intention des beschriebenen Vorgehens lag darin, einen maximalen Erhalt der Gewebe zu erzielen. Wenn durch Neuentwicklungen vorh e r s a g b a re ästhetische Ergebnisse von benachbarten Implantatversorgungen garantiert werden könnten, wäre es möglich, mit wenig Aufwand zwei Implantate zu setzen. Diskussion Die Versorgung der Extraktionsalveole im ästhetisch kritischen Bereich bleibt nach wie Abb. 32 Nach Extraktion der mittleren Schneidezähne erfolgte die Auffüllung der Extraktionsalveolen mit einem schwer resorbierbaren Knochenersatzmaterial. Die Extraktionsalveolen wurden von innen im bukkalen Bereich mit einer Kollagenmembran ausgekleidet. NEUE GRUPPE 18 Abb. 33 Frontale postoperative Ansicht. Abb. 34 Die okklusale Ansicht zeigt die etablierte Verdickung der marginalen Gingiva und die Verankerung der Klebebrücke. Abb. 35 Die frontale Ansicht drei Jahre nach Extraktion und Augmentation offenbart ein stabiles Behandlungsergebnis (Zahntechnik: Uli Schoberer, Seehausen). Abb. 36 Das Lachbild verdeutlicht die hohe Lachlinie der Patientin. vor eine der großen Herausforderungen in der modernen Zahnmedizin. Im Rahmen von Einzelzahnimplantationen existieren zwei diametral unterschiedliche Konzepte: Literatur 1. Huebsch RF, Coleman RD, Frandsen AM, Becks H. 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Darüber hinaus ist die Qualität der Gewebe nach einzeitigen Verfahren derjenigen nach gestuften Verfahren überlegen, da durch die wenigen chirurgischen Manipulationen kaum narbig verändertes Gewebe entsteht. Jedoch existieren bei diesem Verfahren besonders hinsichtlich der horizontalen und vertikalen Dimension des bukkalen Weichgewebes und bei dünnen parodontalen Biotypen große Limitationen13. Das Ziel des einzeitigen Vorgehens ist der maximale Erhalt der Gewebe, insbesondere der interproximalen Weichgewebe. Demgegenüber erfordern die gestuften Verfahren ein komplettes Ausheilen der Situation mit Nivellierung der gingivalen Architektur sowie sekundärem Aufbau und Ausformen über prothetische Maßnahmen. Hinsichtlich der provisorischen prothetischen Versorgung der Extraktionsalveole scheint besonders wegen des maximalen Erhalts der Unterstützung der Gewebe eine Adhäsivbrücke NEUE GRUPPE 19 das größte Potenzial zu haben. Eine sofortige Versorgung von Einzelzahnimplantaten ist dagegen bis heute nicht als wissenschaftlich anerkannt anzusehen18. Studien mit ausgezeichneter Patientenselektion zeigen Erfolgsraten bis zu 100 %, die jedoch durch andere Daten nicht bestätigt werden konnten15,17. Eine sofortige Versorgung dentaler Implantate bringt allerdings Vorteile hinsichtlich der Stützfunktion der umgebenden Weichgewebe, da das natürliche Emergenzprofil exakt imitiert werden kann und keine weiteren Behandlungsmaßnahmen erfordert. Da jedoch ein eventueller Verlust eines Implantats besonders in der frühen Einheilphase dramatische Konsequenzen, wie große Weich- und Hartgewebedefekte, nach sich zieht, ist häufig ein konservativeres Vorgehen sinnvoll. Zur Etablierung der Stützfunktion und Imitation des Emergenzprofils wird eine präoperativ erstellte Adhäsivbrücke verwendet. Nach Individualisierung und Anpassung der subgingivalen Bereiche an die dreidimensionale Form der Extraktionsalveole werden so die Vorteile der Sofortversorgung bei einem geringeren Risiko des frühzeitigen Implantatverlustes genutzt. Aus prothetischer Sicht ist neben der Etablierung einer ausreichenden Stützfunktion zur Vermeidung eines Weichgewebekollapses nach Zahnextraktion die Übertragung dieses Emergenzprofils auf die definitive Rekonstruktion von entscheidender Bedeutung. Ein auf der Basis einer konventionellen Abformung hergestelltes Meistermodell repräsentiert häufig nicht die tatsächliche Weichgewebesituation und kann zu Unterkonturierungen des Emergenzprofils der definitiven Rekonstruktion führen. Eine Überkonturierung des Emergenzprofils hingegen würde auf das Weichgewebe Druck applizieren und eine Rezession der Gingiva provozieren. Die Übertragung des Emergenzprofils mit Hilfe von individualisierten Abformpfosten ist daher ein Schlüsselfaktor für ästhetische implantatgetragene Restaurationen20. Durch eine genaue Patientenselektion, eine detaillierte Fallplanung und die Anwendung der oben beschriebenen Techniken kann bei Einzelzahnimplantaten in der ästhetisch kritischen Zone trotz aller Limitationen ein zufrieden stellendes Ergebnis erzielt werden. Allerdings ist dies bei multiplen benachbarten Implantaten nicht der Fall. Es existieren kaum wissenschaftliche Empfehlungen und Richtlinien für die Versorgung mehrerer angrenzender Extraktionsalveolen. Darüber hinaus ist das Erzielen von ästhetisch zufrieden stellenden Implantatrekonstruktionen bei benachbarten Implantaten bis heute nicht vorhersagbar möglich, weshalb auch traditionelle Brückenversorgungen noch ihren Platz haben. Der beschriebene vierte Fall zeigt, dass bei Etablierung von ausreichend dicken gingivalen Weichgeweben und der Auffüllung der Extraktionsalveolen mit einem schwer resorbierbaren Knochenersatzmaterial nur geringe Veränderungen der gingivalen Architektur wenigstens zwei Jahre nach Therapie in Kauf genommen werden müssen. Daneben scheint auch hier die Stützung der umgebenden Weichgewebe durch prothetische Maßnahmen für den Erhalt der interproximalen Strukturen wichtig zu sein. Allerdings ist eine Adhäsivbrücke dieses Umfangs sicherlich als Kompromiss hinsichtlich der prognostischen Langzeitstabilität zu sehen, und es muss abgewartet werden, inwieweit neue wissenschaftliche Erkenntnisse im Bereich der Implantologie ein vorhersagbares ästhetisches Ergebnis auch bei benachbarten Implantaten garantieren können. NEUE GRUPPE logic basis, clinical procedures, and outcomes. Int J Oral Maxillofac Implants 2004;19(Suppl):26-28. 9. 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J Clin Periodontol 2001;28(1):7380. 20 “Creating Dental Excellence” Festspielhaus Bregenz von Friederike Menn Kiel Das von Rolf Herrmann für die NEUE GRUPPE und Coltène /whaledent organisierte Swiss Symposium “Creating Dental Excellence” fand vom 16.-17. März 2007 im vorfrühlingshaften Bregenz statt. Das direkt am Bodensee gelegene Festspielhaus bot den passenden Rahmen für eine beeindruckende Veranstaltung. Der in der NEUE GRUPPE durch mehrere Vorträge bereits bestens bekannte Clifford J. Ruddle bot auf bekanntbrillante Weise Endodontie von höchster Meisterschaft. Basierend auf seiner Kernaussage „Wir behandeln keinen Kanal, sondern ein Kanalsystem”, zeigte Ruddle einen systematischen Weg von der Zugangskavität bis zur Wurzelfüllung, der ein Maximum an Zuverlässigkeit und Vorhersagbarkeit bietet. Die Pulpa wird durch Karies und Restaurationen stark beansprucht und zieht sich im Laufe der Zeit zurück. Dentintubuli nekrotisieren und ziehen sich in die Pulpa zurück, die somit schlechter versorgt wird. Die Wurzelbehandlung ist also Folge schlecht oder nicht versorgter Zähne. Der erste Schritt zur erfolgreichen Wurzelfüllung ist die Zugangskavität. Grundsätzlich sollte sie so gestaltet sein, dass man alle Kanaleingänge im Spiegel sieht, ohne diesen zu bewegen. Um die Sicht bei der Präparation der Kavität nicht unnötig einzuschränken, wird ein runder Diamant mit langem Schaft verwendet. Die in Achsenrichtung der Wurzelkanäle gelegenen Wände der möglichst weit mesial zu präparierenden Kavität sollten mit einem groben Diamanten geglättet werden. Sind alle Kanaleingänge dargestellt, wird ein X-Gates-Bohrer über die gesamte Länge seines Kopfes im Kanaleingang versenkt. Als Alternative zum X-Gates-Bohrer können auch die Gates-Glidden-Bohrer (von Gr. 4 bis Gr. 1) verwendet werden. Zur Vermeidung von Brüchen und zur effektiveren Arbeit sollte die Umdrehungszahl bei 500-700 U/min. liegen und der Bohrer bürstend geführt werden. „Der Kanal, in dem Sie sich befinden, sollte die Wand sein, die Sie bearbeiten.” Das heißt in einem mesial gelegenen Kanal wird die mesial gelegene Kanalwand bearbeitet, in einem distal gelegenen Kanal die distale. Durch diese Kanalbearbeitung werden die Kanäle von Einziehungen in der Wurzel weg verlegt, und es wird somit die Gefahr von Wurzelfrakturen vermindert. Zur Entfernung verkalkter oder nekrotisierter Anteile am Pulpenkammerboden ist es vorteilhaft mit einem Ultraschallgerät ohne Wasser zu arbeiten. So wird „Dentinschlamm” vermieden und freie Sicht auf die Kanaleingänge gewährleistet. Das Ende der Zugangskavität liegt auf Alveolarrandniveau im oberen Wurzeldrittel. Ruddels Konzept zur Aufbereitung des Wurzelkanals basiert auf der Step-Down-Technik. Die Erweiterung des ersten Wurzeldrittels im Rahmen der Zugangskavität bietet bessere Sicht und stellt ein Flüssigkeitsreservoir dar. So wird die Flüssigkeit nach dem Spülvorgang nicht beim Eindringen des Instruments verdrängt und kann eine zusätzlich reinigende Wirkung erzielen. Die Aufbereitung der Wurzelkanäle orientiert sich an den „SchilderPrinzipien”: - Die natürliche Form des Kanals sollte erhalten bleiben. - Die Position des Foramen apicale sollte nicht verlegt und so klein wie praktisch möglich gehalten werden. - Die Form des Kanals sollte durchgängig konisch sein. NEUE GRUPPE 21 Unter Berücksichtigung von Länge, Querschnitt und Krümmung werden die letzten zwei Drittel des Wurzelkanals voraufgeweitet. Beginnend mit der 10er Handfeile wird das Instrument ca. 6x in den Kanal „reingewackelt” bis es Kontakt zum Dentin hat und der Griff wie „angegossen” sitzt. Die Richtung der Schneidebewegung verläuft von apikal nach koronal. Wenn die Feile locker im Kanal zu bewegen ist, kann sie vollständig herausgezogen werden. Zur Unterstützung der Aufbereitung wird ein visköser Chelator verwendet. Dieser dient einmal als Schmiermittel für das Instrument, er hält aber auch den entstandenen Debris in Lösung und kann so durch Spülung nach oben getragen werden. Als Spüllösungen dienen NaOCl und EDTA, die Debridement, Smearlayer und Biofilm entfernen sollen. Ist die Arbeitslänge, welche bis zum radiologischen Foramen gehen sollte, festgelegt, kann mit der maschinellen Aufbereitung begonnen werden. Das „Pro-Taper”-System besteht aus 3 Shapern (lila, weiß, gelb) und 2 Finishern ( rot, blau). Die formgebenden Shaper sind flexibel und auf Grund ihrer Form effizient in der Schneidewirkung. Es ist jedoch darauf zu achten, dass die Shaper bei gekrümmten Kanälen auf der Innenseite schneiden, wodurch der Kanal begradigt wird und sich die Arbeitslänge verkürzt. Das Protokoll der maschinellen Aufbereitung mit dem „Pro-Taper”-System sollte wie folgt aussehen: Lila Shaper -> spülen -> rekapitulieren mit der 10er-Handfeile -> spülen > weißer Shaper -> spülen -> rekapitulieren mit der 10er-Handfeile -> spülen -> gelber Shaper -> usw. Bei jedem Spülvorgang sollten 3 ml NaOCl verwendet und durch Aufund Abbewegungen der Spülkanüle unterstützt werden. Nach der kompletten Aufbereitung sollte jeder Kanal noch mal für 1 Minute mit NaOCl gespült werden, um den Kanal und die Seitenkanälchen bestmöglichst zu reinigen. Zur effizienteren Reinigung der Kanäle wird 2008 eine spezielle Bürste am Markt erhältlich sein, die in Kombination mit EDTA die Schmierschicht nachweisbar besser entfernt. Bei der vertikalen Kondensation werden neben dem Hauptkanal auch die Seitenkanälchen abgefüllt. Nach mehrmaliger Anpassung des konischen Guttaperchastiftes im feuchten Milieu wird der Kanal mit Papierspitzen getrocknet. Der Guttaperchastift wird komplett mit Sealer bedeckt und in den Kanal eingebracht. Beim Abtrennen des überschüssigen Materials wird der Guttapercha erwärmt und kann mit einem Plugger (von groß nach klein) weiter Richtung apikal kondensiert werden. Der Guttapercha wird wieder erwärmt, abgetragen und kondensiert, bis der Apex mit seinen Seitenkanälchen gefüllt ist, wobei es zur Überstopfung kommen kann. Wenn das Füllungsmaterial nicht resorbiert wird, kann es im Knochen verbleiben. Nach der Füllung des Apex wird der Kanal bis auf Höhe des Knochenrandes mit „Calamus Flow” aufgefüllt und mit Pluggern (von klein nach groß) kondensiert (Backpack Technik). Auf Grund der Schrumpfung des Füllungsmaterials sollte dieses in maximal 5 mm-Schritten aufgetragen werden. Nachdem die Wände der Zugangskavität mit Chloroform gesäubert und finiert wurden, kann die Kavität mit dem Restaurationsmaterial verschlossen werden. NEUE GRUPPE 22 Bei der Revision einer Wurzelfüllung können rotierende Instrumente ( 3 „ProTaper” -Revisionsfeilen ; 500-700 U/min.) verwendet werden, wenn die Form des Kanals ausreichend groß ist. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Feilen möglichst nicht mit dem Dentin in Berührung kommen um eine Via falsa zu vermeiden. Die Spülung mit Chloroform sollte eine pulsierende (spülen – aspirieren) sein, welche die reinigende Wirkung verstärkt. Frakturierte Instrumente können mittels Ultraschall unter Sicht entfernt werden oder mit Gates-Glidden-Bohrern herausgezogen werden. Bei dieser Methode werden die Bohrer von Größe 4 bis Größe 2 um jeweils eine weitere Länge in den Kanal eingeführt. Auf Höhe des abgebrochenen Instrumentes wird mit dem modifizierten GG eine Plattform geschaffen und das Bruchstück entfernt. Rolf Herrmann ist es, in Kooperation mit Coltène/whaledent, gelungen, das Symposium so perfekt zu organisieren, dass keine Wünsche offen blieben. Die eindrucksvoll informative Veranstaltung wurde durch das stilvolle Ambiente im Bregenzer Festspielhaus abgerundet. Neben dem so hervorragend vermittelten Fachwissen in Endodontie war mein erster Kontakt zu ausländischen Studenten der Zahnmedizin von besonderem Interesse. In den Gesprächen mit den anwesenden Studenten der Universität Innsbruck konnte ich Einblick in Ablauf und Organisation des dortigen Zahnmedizinstudiums gewinnen. Besonders beeindruckt hat mich dabei, dass es für diese Studenten selbstverständlich ist, schon während ihrer Studienzeit Fortbildungsveranstaltungen auch im Ausland zu besuchen. Der Blick über den „Tellerrand” scheint in Innsbruck ausdrücklich gewünscht! Grundregeln der Ästhetik und ihre Realisation mit Komposit von Christoph Bube Hannover Am 20. April 2007 kamen 19 interessierte Youngster und Kollegen nach Würzburg, um am Fortbildungskurs „Grundregeln der Ästhetik und ihre Realisation mit Komposit” an der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie bei Professor Dr. Bernd Klaiber teilzunehmen. Der erste Nachmittag bestand aus einem rein theoretischen Programm, welches durch die gute didaktische Strukturierung und die Präsentation von hervorragenden Fotos dennoch sehr kurzweilig war. Zunächst wurde auf den Begriff „minimalinvasiv” eingegangen, der laut Prof. Klaiber oftmals falsch verwendet wird, denn entscheidend für die Invasivität ist das Verhältnis zwischen dem Zahnhartsubstanzabtrag und dem Ausmaß der Restauration. Insofern könne man eine Versorgung mit Keramikveneers bei völlig intakten Frontzähnen nicht als „minimalinvasiv” bezeichnen. Des Weiteren wurden die Grundregeln und Charakteristika der Ästhetik erläutert, welche durch diverse Parameter bestimmt werden: Optische Linien des Gesichts wie die Gesichtsmittellinie, die Pupillenlinie, die Mundwinkelgerade und die Okklusallinie können als bindende und trennende Kräfte die Ästhetik positiv oder negativ beeinflussen. Uns wurde gezeigt, wie der Verlauf der Lachlinien als positive, gerade oder negative Lachlinie unterschiedliche Wirkung haben können, und wie Form und Verlauf der interinzisalen Dreiecke bestimmten Regelmäßigkeiten folgen. NEUE GRUPPE 23 Ein weiterer wichtiger Parameter ist die symmetrische Anordnung der Zahnlängsachse, die jedoch auch kleine individuelle Variationen aufweisen darf. Einfluss auf die Harmonie haben ebenfalls die Proportionen der Zähne an sich und Größenbeziehung der Zähne untereinander. Eine Harmonie wird hierbei durch gleichmäßig sich wiederholende Proportionen erreicht. In zahlreichen Bildern konnten die Teilnehmer selbst die Situation hinsichtlich der genannten Parameter analysieren und so den Blick für die Ästhetik schulen. Professor Klaiber zeigte uns mehrere Charakteristika, die die Wirkung eines Zahnes beeinflussen, hinsichtlich der Zahnform sind dies die zervikale, laterale und inzisale Kantenlinie sowie die horizontale und vertikale Wölbung labial. Auch die Oberflächentextur ist individuell zu beachten. Nachdem nun ausgiebig über Formen gesprochen wurde, ging es weiter mit dem Thema Farbe, wobei wichtige Tipps zur Farbbestimmung gegeben und die anatomische Schichttechnik nach Vanini gezeigt wurd e n . Erstaunlich wie charakteristische Opaleszenzeffekte wie „Marmelons”, Kämme oder Flecken und „Halo Effekte” imitiert werden können. Zum Abschluss des theoretischen Teils wurden im speziellen die Modellierungs- und Ausarbeitungstechniken erklärt, wobei insbesondere die Matrizentechniken unter Anwendung von Polyester-Strips und „Systemp Comp” zur Ausformung der Matrize dargestellt wurde. Nachdem wir nun diesen ersten theoretischen Nachmittag absolviert hatten, folgte ein „Kulturprogramm”, das nicht minder interessant war. Es ging in den Weinkeller der Würzburger Residenz, in der wir zunächst in die Geschichte der alten Gemäuer eingeführt wurden und die riesigen Eichenfässer bestaunen durften. Schließlich kamen wir selbst in den Genuss einer We i n p robe, bei der wir diverse fränkische Weine verköstigen konnten, was angesichts der leeren Mägen auch schnell die entsprechende Stimmung aufkommen ließ. Nachdem der letzte Wein probiert war, ging es dann doch noch zum Abendessen im „Backöfle”, wo fränkische Spezialitäten gegessen werden konnten. Besonders sympathisch war, dass auch unser Dozent während dieses Abendprogramms dabei war. Sicherlich hat auch der eine oder andere Teilnehmer mit dem fränkischen Wein intus von „Marmelons” und „Halo-effekten” geträumt. Das Programm des zweiten Tages war komplett mit praktischen Übungen ausgefüllt. Pünktlich um 9 Uhr fanden sich die Teilnehmer im Phantomraum der Uniklinik Würzburg ein, um das am Vortag theoretisch Erlernte mit mehr oder weniger ruhiger Hand praktisch umzusetzen. Die erste Aufgabe bestand in der Durchführung einer fast kompletten Restauration des Zahnes 21 mithilfe eines Silikonstempels, die insbesondere auf die korrekte Schichtungs- und Matritzentechnik abzielte. Hierbei konnten auch individuelle Zahncharakteristika und Opaleszenzeffekte herausgearbeitet werden. In der zweiten Übung erwartete uns ein Lückenschluss eines Frontzahndiastemas zwischen Zahn 11 und 21. Es war erstaunlich zu sehen, wie durch gezieltes Ausformen der Matrize der Zahn verbreitert werden konnte, ohne dass die Zahnform eine unschöne, unnatürliche Form annahm. Die dritte und letzte Übung war eine sog. „optische Verjüngung” eines elongierten, parodontal geschädigten Frontzahnes mit freiliegendem Zahnhals. Hierbei NEUE GRUPPE 24 sollte nach Kürzung der klinischen Krone durch Antragen von Komposit bzw. Umformen mit rotierenden Instrumenten die Wirkung eines „jungen” Zahnes erreicht werden. Insgesamt war der Kurs denke ich für jeden Teilnehmer eine echte Bereicherung, die Mischung aus Theorie und Praxis war sehr lehrreich, und die gezeigten Werke des Meisters Professor Klaiber waren faszinierend und inspirierend. Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich für diesen hervorragenden Kurs bedanken, insbesondere vor dem Hintergrund, dass Professor Klaiber hierfür kein Honorar genommen hat. Ebenfalls herzlichen Dank an Dr. Christian von Schilcher für die gute Organisation des Kurses und des Rahmenprogramms. Lembach 2008 6. und 7. Juni Der Overather Zahnarzt Dr. Michael Cramer www.cramerzahn.de, bekannt d u rch zahlreiche Seminare, Ve r ö ffentlichungen und seine We b s e i t e www.juradent.de, hat sich bereiterklärt; für unsere Gruppe im Rahmen unseres Lembach Treffens seine beiden Themen „Erster Klasse beim Zahnarzt" und „Krieg oder Frieden - vom Umgang mit Versicherungen und Beihilfestellen" zu präsentieren. Beide Seminare werden bundesweit mit erfreulichem Echo abgehalten. Die „Erste Klasse" beinhaltet den Weg des neuen Patienten über das professionelle Erstgespräch, die Diagnostik und die Motivation zur PZR bis hin zur Planung einer umfangreichen Restauration. Dabei werden auch Themen wie Servicequalität, die Organisation von Langzeitterminen und die Vermeidung von Fehlern durch konsequente Ausbildung und Mitarbeiterführung eingehend diskutiert. Auch für langjährige Profis ergeben sich hier immer wieder neue Denkanstöße. Der Umgang mit Versicherungen und Beihilfestellen wird zunehmend härter, insbesondere im Hinblick auf das neue Versicherungsvertragsgesetz. Unser Referent beherrscht diese Materie gründlich und vermag sie vor allem sehr gut strukturiert wiederzugeben. Durch die langjährige E rf a h rung in einer Privatpraxis, durch zahlreiche gebührenrechtliche Gutachten und vor allem durch seine Webseite Juradent - die von der Kölner Anwältin Dr. Susanna Zentai juristisch betreut wird - hat er sehr viele Erfahrungen der Materie. Neben den aktuellen Themen wie Nachweis der medizinischen Notwendigkeit, Übersendung von Unterlagen, Schweigepflicht und Nennung des Beratungszahnarztes und -ergebnisses, Analogie, Zielleistungen und Behandlung auf Verlangen, Honorarvereinbarungen, und Laborkosten etc. werden das neue Versicherungsvertragsgesetz und die bis dahin ausgegorene neue GOZ in ihren Konsequenzen für die Zahnarztpraxis eingehend diskutiert. Beide Seminare werden so miteinander verwoben, der sich ein lebendiger und spannender Ablauf ergibt; dazu kann natürlich eingehend diskutiert werden. Weitere Informationen und Anmeldungen über Pit Beyer, Ansprechpartnerin: Frau Meinz, Telefon: 0211 - 499542 NEUE GRUPPE 25 Dr. Arndt Happe Neue Mitglieder Jahrgang 1969, geboren in Münster Kurze Abrisse der Vitae unserer neu aufgenommenen Mitglieder 1989-1994 1995 1996 Studium an der Westfälischen-Wilhelms-Universität Münster Weiterbildungsassistent bei Prof. Habel in Münster Weiterbildungsassistent bei Dr. J. Schmidt und Frau B. Schulte, Ärztin für MKG-Chirurgie 1997/1998 Weiterbildungsassistent an der Privatzahnklinik Schellenstein in Olsberg bei Prof. Dr. F. Khoury und Dr. J. Schmidt, intensive Tätigkeit auf den Gebieten Implantatchirurgie und Implantatprothetik. Referententätigkeit und Mitarbeit an verschiedenen nationalen und internationalen Veröffentlichungen zum Thema „Implantologie" seit 1.1.1999 Niedergelassen in Münster. Referententätigkeit an der Fort bildungsakademie der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe 1999 Gebietsbezeichnung „Oralchirurgie" und Frühjahrstagungspreis der Deutschen Gesellschaft für Implantologie März 2000 Studienaufenthalt an der University California Los Angeles 2001 Deutscher Redakteur „Internationales Journal für Parodontologie und restaurative Zahnheilkunde" 2003 Berechtigung zur Durchführung von Hospitationen und Supervisionen für DGI, BDIZ, DGZI, BDO, MKG Ermächtigung zur Weiterbildung „Oralchirugie" durch die Zahnärztekammer Westfalen-Lippe Gründung des Study-Club Implantologie 2004 Curriculum Parodontologie der APW seit 2004 Referent im Rahmen des Curriculum Implantologie des BDIZ sowie der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe Arbeitsschwerpunkte: Frontzahnästhetik in der Implantologie, Augmentationschirurgie, Piezochirurgie, Weichgewebsmanagement, Mikrochirurgie, Mikrochirurgische Endodontie Dr. Torben Hennies Jahrgang 1972, geboren in Göttingen 1991-1996 1996 1997-1999 1999-2000 2000-2002 2001 seit 2003 2004 2005 Studium der Zahnheilkunde in Göttingen und Minneapolis (1995-1996) Approbation Weiterbildung in der Medizinischen Hochschule Hannover in der Abteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Hausamen Weiterbildung in der MKG-Praxis von Dr. Dr. Hans-Joachim Engelhardt und Dr. Dr. Müller in Lüneburg Praxis Dr. Eckbert Schulz in Hannover Promotion und Fachzahnarzt für Oralchirurgie Gemeinschaftspraxis mit Dr. Hartmut Hennies in Göttingen Tätigkeitsschwerpunkt Parodontologie Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie DGI/BDIZ NEUE GRUPPE 26 Dr. Michael Stimmelmayr Jahrgang 1966, geboren in München 1985-1990 Dez. 1990 1991 1991-1994 Studium der Zahnheilkunde in Regensburg Staatsexamen und Erhalt der Approbation Assistent in der Praxis Horst Stimmelmayr, Cham Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für zahnärztliche Prothetik der LMU München unter Prof. Dr: Dr. h.c. W. Gernet August 1992 Promotion 1994-1997 Weiterbildungsassistent bei Prof. Dr. Dr. G. W. Paulus in München 1997-1998 Oberarzt am Lehrstuhl für zahnärztliche Prothetik der Uni München (Prof. Gernet) 1998 Studienaufenthalt in San Francisco bei Bob Lamp D.D.S., M.S.D. 1999-2000 Niederlassung in Gemeinschaftspraxis mit Dr. Ulrich Zimmermann in Regensburg 2000 Niederlassung in eigener Praxis in Cham mit Schwerpunkt Implantologie und Parodontologie 2001 Erhalt des Tätigkeitsschwerpunktes Implantologie (BDIZ) 2002 Erhalt des Spezialisten für Parodontologie der EDA 2005 Referent der DGI für Curriculum und Continuum Dr. Otto Zuhr Jahrgang 1967, geboren in Freising 1986-1992 1992 Studium der Zahnheilkunde an der Universität Aachen Approbation und Promotion, angestellter Zahnarzt in München bis 1994 Studienaufenthalte Schweiz, Skandinavien, USA ab 1994 Lehrtätigkeit im Institut für Parodontologie und Implantologie (IPI) mit Wolfgang Bolz und Hannes Wachtel 1996 Niederlassung in eigener Praxis mit Schwerpunkten in den Bereichen Parodontologie und ästhetische Zahnheilkunde 1998 Gemeinsam mit Wolfgang Bolz, Hannes Wachtel und Markus Hürzeler Gründung der Gemeinschaftspraxis für Zahnheilkunde in München seit 2000 Spezialist für Parodontologie der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DGP) Arbeitsschwerpunkte: plastisch-ästhetische Parodontologie, ästhetische Zahnheilkunde NEUE GRUPPE 27 Viele Jahre zurückblickend war bei wissenschaftlichen Veranstaltungen sowohl innerhalb wie auch außerhalb der N E U E G R U P P E immer einer dabei – unser Jürgen Bretthauer. Aufgefallen sind mir von Anfang an seine sehr ruhige, aber sehr aufmerksame und konzentrierte Art der Kurs- oder Vortragsteilnahme und dann seine präzisen und logischen Nachfragen und Diskussionsbeiträge. So kann nur jemand nachfragen und Diskussionsbeiträge liefern, der eine solide fachliche Grundlage hat und weiß, wovon er spricht und wo ein Problem zu sehen ist. Diese kritischen und präzisen Nachfragen erfolgten aber immer in einer selbstbewussten, aber trotzdem bescheidenen und liebenswürdigen Art. Diese sympathische Art zeigte sich auch immer im begleitenden gesellschaftlichen Rahmen solcher Veranstaltungen, und meine liebe Frau Karla und ich hatten die große Freude, über diese Kontakte Freunde von Jürgen und seiner Ehefrau Dorothee zu werden. Diese Entwicklung hat aber einen Grund – der Reihe nach. Jürgen Bretthauer wurde am 23.August 1942 in Kassel als Sohn eines Kaufmanns geboren. Jürgen absolvierte in Kassel das Gymnasium bis zum erfolgreichen Abschluss des Abiturs. Jürgen hat noch einen Bruder, der Physik studiert hatte. Nun kommt der entscheidende Hinweis. Auch Jürgen studierte danach in Marburg zuerst Physik und schloss dieses Studium als Diplomphysiker ab. Das war ihm aber nicht genug und Jürgen begann mit dieser hervorragenden naturwissenschaftlichen Grundlage das Studium der Zahnmedizin ebenfalls in Marburg. Dabei überflog er natürlich die vorklinischen Semester, und auch der klinische Teil war für ihn keine Hürde. Jürgen erhielt 1972 die Approbation und promovierte 1973 in Marburg. Mit diesem beruflichen Werdegang ist auch die anfangs erwähnte analytische Denkweise erklärt. Diese naturwissenschaftlich geprägte präzise Ausbildung wurde folgerichtig als zahnärztlicher Assistent in der Schweiz vier Jahre im schönen Emmental fortgesetzt. Dies war auch die gute und solide Basis für eine Niederlassung in eigener Praxis in Esslingen, die Jürgen seit dem äußerst erfolgreich, inzwischen in Praxisgemeinschaft, betreibt. Dabei ist ihm auch die erfolgreiche Konversion vom Nordhessen zum soliden Schwaben gelungen. Wie in der N E U E G R U P P E freundschaftlich üblich, hatte ich die Freude und Gelegenheit zwei Tage lang Jürgen und sein Team in äußerst beeindruckender Weise behandeln und „operieren" und agieren zu sehen. Wir alle wissen, bei vollem Engagement für gute Zahnmedizin bleibt wenig Zeit für andere Interessen. Trotzdem, Jürgens heimliche Liebe gehört den Künsten, ganz besonders der Architektur und der Malerei. Folgerichtig hat Jürgen seine große Liebe, seine liebe Dorothee 1980 anlässlich einer Vernissage als Liebe auf den ersten Blick kennen gelernt und 1983 geheiratet. Soweit ich weiß, verbindet die beiden nicht nur diese große Liebe, sondern auch die gleichen musischen Interessen. Dorothee ist, obwohl selbst erfolgreiche und sehr beschäftigte Inhaberin einer großen physiotherapeutischen Praxis, dazu noch eine hervorragende Köchin für ihren Jürgen und auch für ihre Gäste Mit ausgeklügeltem PC-Programm verwaltet der Hausherr die verschiedenen zu jeder Lebens- und Essenslage passenden Rotwein-Jahrgänge. Diese Lebensgeschichte hat Jürgen zwangsläufig zu einem Mitglied der N E U E G R U P P E prädestiniert und folgerichtig wurde Jürgen 1990 in die NEUE GRUPPE aufgenommen und hat sich seit 1994 in der Redaktion der N E U E G R U P P E -Nachrichten und mit dem Amt des Generalsekretärs von 1996 bis 2001 für die NEUE GRUPPE verdient gemacht. Die NEUE GRUPPE wünscht Dir noch viele gesunde und zufrieden stellende NEUE GRUPPE Laudatio Jürgen Bretthauer zum 65. Geburtstag von Jochen Engelhardt Lüneburg 28 Jahre, damit du neben unserer schönen Zahnmedizin auch die anderen dir am Herzen liegenden Aktivitäten zusammen mit deiner Dorothee noch lange genießen kannst. Karla und ich erinnern uns an viele schöne gemeinsame Kursreisen und hoffen auf noch viele schöne Begegnungen. Sehr herzlich – Dein Jochen Jürgen Schenk 65 Jahre von Pit Beyer Düsseldorf Mitten im 2. Weltkrieg wurde unser Mitglied Jürgen Schenck am 29.9.1942 in Rosenheim geboren. Der Vater war Chemiker an den Unis Rostock und Göttingen. Genetisch war er vorbelastet, da seine Mutter, die Hebamme war, aus einer Zahnarztfamilie in Rostock stammte. Jürgen studierte Zahnmedizin in Göttingen und dann in Düsseldorf, wo er auch Examen machte und promovierte, um dann Assistenzarzt in der Abteilung von Peter Engelhardt zu werden. Früh bekam er über Kasimir Mucko Kontakt zur NEUE GRUPPE . Besonders beeinflussten ihn Vorträge von P.K. Thomas, Arne Lauritzen und Rudi Slavicek. Er bekam Lust auf eine „andere" Zahnheilkunde. Nach Assistententätigkeit bei Kasimir Mucko gründete Jürgen Schenk 1970 seine eigene Praxis, die er auch heute noch mit seinem Sohn Ulf in Praxisgemeinschaft als Privatpraxis führt, wobei seine besondere Aufmerksamkeit den craniomandibulären Dysfunktionen gehört. Schon früh radelte, segelte, bahnte und trampte er allein und mit Freunden, später mit Familie durch Europa und bis in die Türkei und Tunesien. Das tat er am liebsten als Selbstversorger abseits vom Massentourismus. Mit seiner Liebe zur Natur entwickelte sich so manches Hobby, z.B. Wildblumengärtnern an seiner geliebten Sauerlanddatscha. Aber was wäre Jürgen Schenck ohne seine quirlige Bärbel, die alle Fäden in der Hand hält, ohne seine Familie und seine vielen Freunde! Nebenbei ist Jürgen auch ein begeisterter Videofilmer. Wir wünschen dem Jubilar noch viele glückliche Jahre mit seiner Familie, seinen Hobbys und auch seinem Beruf, aus dem er sich nun dank der Praxisgemeinschaft mit seinem Sohn Ulf langsam zurückziehen kann. Pit Beyer Knut Schuppan zum 65. Geburtstag von Jürgen Schuhmacher Köln Es war zu Beginn der 80iger Jahre im sonnigen Lech. Die Sachsenrunde, d.h. mehrere befreundete Kollegen, aus Sachsen stammend und nun im Raum Köln-Düsseldorf niedergelassen, saßen plaudernd am Nachmittag nach anstrengendem Abfahrtslauf beisammen. Natürlich wurde die „aktuelle Lage" der Gesundheitspolitik, insbesondere der Zahnheilkunde kommentiert. Man müsse ja schon ziemlich „reinklotzen", so unser Freund und Kollege Knut Schuppan, dass einem regelrecht der Ellenbogen schmerzt, vom Rücken mal ganz abgesehen. Retinierte 8er, jahraus, jahrein sind eine wahrlich knochenharte Sache! Unser Freund und Kollege, Stefan Palitsch aus Düsseldorf, erinnert sich noch heute, dass ich damals zu Knut gewandt sagte: „Hör mal, Knut, da gibt es jetzt ein neues Verfahren Implantate zu setzen, vielleicht entlastet das Deine Ellenbogen" - nicht ahnend , damit einen Stein losgetreten zu haben mit ungeahnten Folgen. NEUE GRUPPE 29 Sofort und offenbar instinktiv erkannte Knut die möglichen Perspektiven und Dimensionen eines solchen Verfahrens. Zahnprothetisch verwertbare Fixpunkte zu schaffen, wenn das funktionierte - sensationell! Das war der Startschuß - und los ging es! Mit seiner ihm eigenen Energie und Zielstrebigkeit begann Knut furios in die damals noch junge Disziplin der Implantologie einzusteigen und sollte sich auch schon bald einen beachteten Namen machen. Doch ein wenig der Reihe nach: Dr. med. Dr.-med. dent Knut Rudolf Schuppan wurde am 30.07.42 in Bischofswerda geboren, es folgte das Abitur Studium der Medizin und Zahnmedizin in Jena und Dresden Promotion in Jena und Köln. Wissenschaftlicher Assistent in den Fächern Kieferchirurgie, Plastische Chirurgie und allgemeine Chirurgie von 1970 bis zur Niederlassung in Jena und Köln. Seit 1980 als Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie in eigener Praxis in Köln tätig. Spezialgebiet: Maxillo-faziale Implantatchirurgie. Aktives Mitglied in wissenschaftlichen Vereinen: z.B.: seit 1992 NEUE GRUPPE , DGZI, DGI, BDO, DGMKG, APW, DGO1 Zahlreiche Vorträge, Seminare, Praxiskurse und Workshops im In- und Ausland auf dem Gebiet der maxillo-fazialen Implantologie. Mehrere internationale Veröffentlichungen zu implantologischen Themen. 1990: Gründung des ClC-Cologne Implant Center (Implantologie-Fortbildung in der Medizin und Zahnmedizin und Produktentwicklung GmbH) Aber ganz so reibungslos wie geschrieben verlief seine Entwicklung nun doch nicht. Knuts Werdegang war gespickt mit Begebenheiten der ganz besonderen Art! Wie viele junge Leute damals in der DDR zog es auch ihn nach dem Westen, dem Land mit Perspektive und „Zukunft". Die Mauer, mit der man das Arbeiter- und Bauern-Paradies abgeschottet hatte, zu überwinden war kein leichtes Ding, doch mit Intelligenz und starkem Willen hat Knut sie mit seiner hochschwangeren Frau und dreijährigem Kind in einer dramatischen Fluchtaktion überwunden - starke Leistung !! Es folgte die Eingewöhnung in eine neue Gesellschaft mit Freud und Leid, wie ich sie auch erfahren habe! Der nächste wesentliche Schritt in seiner Entwicklung war seine Niederlassung als Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie 1980 in Köln. Aber dann, wie gesagt, kam der Ellenbogen mit den Schmerzen! Die Implantologie gab es damals eigentlich so richtig noch nicht! Sie war im Kommen, aber viele Professoren hielten solche Verfahren noch für unseriös! Mit Instinkt und Geschick begann Knut dieses Feld zu beackern, und der Erfolg blieb nicht aus. Doch mit Hartnäckigkeit und Disziplin nahm er Hürde um Hürde und es ging voran. Knut war übrigens einer der Ersten, der konsequenter Weise den so genannten Sinuslift vorangetrieben hatte und das gegen professoralen Kommentar! Prof. Tetsch, Mainz, meinte (Zitat): „Der liebe Gott hat nicht ohne Absicht die Kieferhöhle geschaffen wie sie ist und man solle gefälligst die Finger davon lassen!" Das war hart, doch, wie wir heute wissen, nicht gerechtfertigt. Damals stand Prof. Wahl, Bonn, fair und souverän Knut zur Seite und die Dinge nahmen ihren richtigen Laut. Diese Entwicklung der Sinusboden-Elevation hat Knut durch zahlreiche Vortrage einem breiten Publikum demonstriert und bekannt gemacht - das ist ein bleibender Verdienst! Durch Hinweis unseres lieben Freundes Pit Beyer war Knut bei dem Implantat-System von Brånemark, heute Nobel Biocare, angekommen, welches nicht unwesentlich von seinem operativen Können profitierte und Furore machte. NEUE GRUPPE 30 Mit bemerkenswertem Einsatz und Geschick perfektionierte er seine chirurgischen Verfahren und Methoden. Ein Novum aus seiner Hand war der Einsatz von provisorischen Implantaten, so genannten temporären Fixturen. So war es möglich, bei großen umfangreichen Behandlungen den Patienten zeitgleich mit festsitzendem provisorischem Zahnersatz zu versorgen, bis die definitiven Implantate eingeheilt und prothetisch verwendet werden konnten. Das war eine starke Leistung! Er gilt heute als einer der bekanntesten ImplantatChirurgen - global! Knut ist in der Tat einer der Männer, die außerhalb universitärer Geborgenheit, dazu beigetragen haben, dass die zahnärztliche Irnplantologie zu dem wurde, was sie heute ist! Männer wie er gaben wesentliche Impulse! Abschließend noch einige Worte zu Privatem: Aus seiner Ehe mit Ilsedore entsprossen zwei prächtige Kinder, nämlich Anja und Jesko. Anja, energisch, attraktiv und intelligent, erfolgreiche DiplomKauffrau, und Jesko, junger Kollege auf den Spuren seines Vaters. Nach der Trennung von Ilsedore galt Knuts Einsatz und Leidenschaft weiterhin dem Schönen, wie man hin und wieder beobachten konnte. Wer Knut kennt, weiß, welche Energie er bei seinen Aktivitäten entwickeln kann, aber nur wenige werden wissen, dass er mehrfach mit seinem einmotorigen Flugzeug den Nordatlantik und den Nordpol überflog! Extreme Leistungsbereitschaft forderten auch seine mehrfache Teilnahme an den großen Freizeit-Marathonläufen unserer Zeit: New York, Boston, Paris, London. Vor wenigen Tagen ist er seinen 20. internationalen Marathon in Berlin gelaufen! Fazit: Ein großer Sportsmann, ein großer Könner, stets die Herausforderung suchend und ein guter Freund ist in unseren Reihen! Herzlichen Glückwunsch von uns allen, lieber Knut zum 65. Geburtstag!! Lavin Flores-de-Jaoby von Reiner Mengel Marburg Wohl kaum ein Name in der deutschen Parodontologie ist enger mit dem Fachgebiet verbunden als derjenige von Frau Prof. Dr. Lavin Flores-de-Jacoby, die am 24.05.2007 ihren 65. Geburtstag feiern konnte. Sie ist eine schillernde Persönlichkeit, die dank Ihrer Ausbildung in Mexiko, Argentinien, USA, Schweiz und Deutschland sowie ihren unzähligen Gastvorträgen, Kursen und Seminaren weit über die Grenzen Deutschlands und Europas bekannt ist. Begonnen hat Ihre berufliche Ausbildung in Monterrey, Mexiko wo Sie von 1956 – 1963 Zahnmedizin studierte und bis 1965 ein post-graduales Studium in „Periodontics" absolvierte. Anschließend wechselte sie als „graduate student in Periodontology and Oral Pathology" an die Universität von Buenos Aires, Argentinien. Der Umzug nach Europa erfolgte 1967, wo sie ein Jahr als „Guest-lecturer" an den Universitäten in Zürich und Mainz verbrachte. 1971 wechselte sie in die Abteilung für Parodontologie nach Münster, wo sie 1974 promovierte und 1976 habilitierte. 1978 nahm sie den Ruf als Universitätsprofessorin für Parodontologie an der Philipps-Universität Marburg an. Sie war erst 34 Jahre alt, Mexikanerin und die erste Frau, die ein Ordinariat in Parodontologie in Deutschland innehatte. In den nachfolgenden Jahren vollbrachte sie in Marburg eine beeindruckende wissenschaftliche Leistung, die sich in über 200 Publikationen widerspiegelt. Insbesondere erforschte sie die histologischen Grundlagen der Regeneration NEUE GRUPPE 31 von parodontalem Gewebe. Sie gehörte in den 80iger Jahren weltweit zu den ersten Klinikern und Wissenschaftlern, die das enorme Potential der Regeneration von Zahnhaltegewebe erkannten. Die rasanten Entwicklungen auf diesem Gebiet wären ohne Ihre Mitwirkung nicht möglich gewesen. Weitere Schwerpunkte ihrer Forschungstätigkeiten liegen in der Epidemiologie, Diagnostik, Prophylaxe und Pathogenese von parodontalen und periimplantären Erkrankungen. Diese außerordentlich rege wissenschaftliche Tätigkeit mündete in zahlreichen internationalen Kooperationen. Stellvertretend seien hier einige bekannte Namen wie Prof. Dr. Aubrey Soskolne, Hadasah University, Jerusalem (Israel), Prof. Dr. Jan Lindhe, Dept. Periodontology (Schweden), Prof. Dr. Russel Nissengard, Dept. of Oral Biology, Sunyab, State University of New York at Buffalo (USA), Prof. Dr. Ray Williams, University of North Carolina at Chapell Hill (USA), Prof. Dr. Samuel Lynch, Harvard University, Boston (USA), Prof. Dr. Dr. Thomas Diekwisch, Broady Institut, Chicago, Illinois (USA) und Prof. Dr. Fermin A. Carranza, University of California at Los Angeles (USA) genannt. Neben ihren zahlreichen wissenschaftlichen Aktivitäten fand sie jedoch auch noch die Zeit wichtige Positionen in wissenschaftlichen Gesellschaften zu bekleiden. Sie war seit 1990 im Board of Directory in der International Academy of Periodontology, von 1990 – 1994 Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DGP), 1995 Präsidentin der European Academy of Periodontology (EFP) und von 1995 – 1999 Generalsekretärin von der International Academy of Periodontology (IAP). Alle diese wissenschaftlichen Aktivitäten erbringt sie allerdings nicht nur zum Eigennutz, sondern es ist ihr ein besonderes Anliegen, all dieses Wissen im Rahmen der Lehre an andere weiterzugeben. Eine ihrer herausragendsten Fähigkeiten ist ihre Gabe, Menschen zu motivieren und den Erwerb neuen Wissens als nie endende Leidenschaft zu betrachten. Nicht nur die Studenten/innen und wissenschaftlichen Mitarbeiter in der Marburger Klinik, sondern auch die zahlreichen Zahnärzte/innen in den unzähligen internationalen Gastvorträgen, Kursen und Seminaren konnten und können sich davon überzeugen, dass Sie den Eid des Hippokrates vorlebt. „Ich werde den, der mich diese Kunst gelehrt hat, gleich meinen Eltern achten. Ärztliche Verordnungen werde ich treffen zum Nutzen der Kranken nach meiner Fähigkeit und meinem Urteil, hüten aber werde ich mich davor, sie zum Schaden und in unrechter Weise anzuwenden". Dieser Eid ist sicherlich ihre innere Antriebsfeder, die Forschung und Lehre mit all ihrer Kraft so zu betreiben, dass sie zum Wohl des Patienten eingesetzt wird. Davon profitieren zahlreiche Patienten, die zum Teil sehr weite Anfahrtswege in Kauf nehmen, um von ihr behandelt zu werden. Neben der hohen fachlichen Kompetenz und persönlichen Integrität lenkt Frau Prof. Dr. Flores-de-Jacoby stets mit souveräner, wenn notwendig auch durchsetzungsfähiger Hand, die Geschicke Ihrer Mitarbeiter/innen, die allesamt schon mindestens 15 Jahre in Ihrer Abteilung tätig sind. Dank ihres fundierten Wissens, ihres unermüdlichen Dranges, Neues zu lernen und zu erforschen, ihres persönlichen Engagements und nicht zuletzt des Quäntchens „Herzblut", das sie immer in die Parodontologie investiert, erreichte ihre Abteilung über die nationalen Grenzen hinaus eine weltweite Anerkennung. Damit hat Sie als internationale Parodontologin einen wesentlichen Beitrag auch für die deutsche Parodontologie geleistet und ihren Ruf in der Welt gefördert. felicidades la jefa!! NEUE GRUPPE 32 Nachruf auf Rolf Herrmann von Reinhold Rathmer Limburg * 1.7.1944 † 26.6.2007 Am 26. Juni 2007 ist Rolf Herrmann beim Segelfliegen in Südfrankreich kurz vor seinem 63. Geburtstag tödlich verunglückt. Die Nachricht seines tragischen Todes hat uns alle in unserer Gruppierung und mich persönlich zutiefst getroffen. Rolf studierte in Marburg, promovierte dort im Jahr 1969 und lernte hier auch seine Frau Anke kennen. Rolf verbrachte seine Weiterbildungsjahre in München bevor es ihn in heimatliche Gefilde nach Oberschwaben zog. In Günzburg ließ er sich zusammen mit seiner Frau Anke in eigener Praxis nieder. Heirat, Niederlassung und Familiengründung, bei Rolf ging fast alles immer auf einmal. Sein Sohn Klaus wird 1974 geboren, seine Tochter Kathrin kommt 1976 zur Welt. Aber Rolf hat viel Interessen: Er engagiert sich im Lions-Club, wird Bayerns jüngster Gouverneur, Rolf ist aktiver Flieger - mit 14 Jahren fängt er das Segelfliegen an - Motorausbildung, Flugschein, Fluglehrerausbildung etc.. Rolf hat die Berufspilotenlizenz und die IFR-Lehrberechtigung, er war Flugsachverständiger des Luftfahrt-Bundesamtes. Er führt die Luftsportvereine Laupheim und Günzburg zusammen, begründet die Flugschule Günzburg mit, er war im Vorstand und deren Ehrenvorstand. Rolf war aktiver Jäger und bis zuletzt Waldbauer. Er engagierte sich vor Ort in Günzburg für soziale Projekte und unterstütze diverse Fördereinrichtungen. Und von Beruf war er natürlich auch mit Leib und Seele Zahnarzt. Ich lernte Rolf Anfang der 90er Jahre über einen gemeinsamen Bekannten kennen und wir merkten schnell, dass wir viele gemeinsame Interessen und Vorstellungen hatten. Rolf war, wie ich, damals neben der zahnärztlichen Tätigkeit auch immer schon intensiv mit der Dentalbranche verbunden. Gemeinsam machten wir unsere Erfahrungen im Dentalbusiness und entwickelten uns dabei parallel in der Implantologie weiter. Durch unsere Industrietätigkeit knüpften wir verschiedenste wichtige Kontakte europaweit und auch in Amerika und lernten gemeinsam uns prägende Menschen kennen. Rolf wurde 1988 Mitglied der NEUE GRUPPE und war ab 1996 als Beirat im Vorstand. 1995 wurde Rolf gemeinsam mit Dieter Bolten zu meinen Bürgen als Kandidat für die NEUE GRUPPE . Dort war er mein Mentor und nach meiner Aufnahme als Mitglied 1997 unterstütze ich ihn schon während seiner Vizepräsidentschaftszeit 19981999 und noch intensiver während seiner Präsidentschaft in der NEUE GRUPPE in den Jahren 2000 und 2001. Fortbildungen, das heißt die Ausrichtung von Kursen und Seminaren, war eines seiner Steckenpferde. Vielen Kollegen hat er im Bereich der Endodontie, aber auch im gesamten Gebiet der Zahnheilkunde dazu geholfen, neue Techniken, neue Menschen kennen zu lernen und ihren Horizont zu erweitern. Er holte die renommiertesten und weltweit anerkanntesten Referenten entweder für kleine Intensivkurse und Workshops nach Günzburg oder für größere Kurse und Kongresse nach Ulm. Kurse im Ausland organisierte er dabei genauso selbstverständlich wie die vor der eigenen Haustür. Ich möchte hier nur stellvertretend an die diversen Seminare mit Clifford Ruddle, Urs Belser, Baldur Kirchner, Eduardo Anitua oder die Fortbildungen in New York oder Los Angeles erinnern. Während der Präsidentschaft für die NEUE GRUPPE , organisierte er zwei sehr erfolgreiche wissenschaftliche Jahrestagungen im Ulmer Maritim Hotel und zwei Frühjahrstagungen in Nördlingen und Günzburg. Rolf war allem Neuen gegenüber immer aufgeschlossen und versuchte sofort, Brauchbares in sein strategisches Konzept mit einzubauen. Rolf NEUE GRUPPE 33 war einfach großartig. Er verstand es, sein Umfeld zu begeistern und zu motivieren. Es konnte ihm dabei eigentlich nie schnell genug gehen, wenn er sich etwas vorgenommen hatte. Neben seiner Familie und seiner Berufung in der Zahnmedizin, war die Fliegerei sein größtes und wichtigstes Hobby. Ich hatte das Vergnügen mit ihm öfters in seiner Baron mitfliegen zu dürfen. Als wir das erste Mal für ca. 5 Stunden Non-Stop nach Vitoria in Nordspanien flogen, war mir schon etwas mulmig zu mute. Ich merkte aber schnell, dass meine unguten Gefühle nicht nötig waren. Rolf war auch hier, wie wäre es anders zu erwarten, ein Perfektionist. Ich hatte nie das Gefühl, dass er ein Risiko einging und eine Situation nicht richtig einschätzen konnte. Selbst vereiste Tragflächen in einer Kaltfront, oder die Ausläufer einer Gewitterfront brachten ihn nicht aus dem Konzept. Seine Erfahrung und seine Ruhe beim Fliegen gaben mir immer Sicherheit und Vertrauen. Rolf war zwar ein Arbeitstier mit ungeheurem Elan, aber bei all seinem beruflichen und privaten Einsatz hatte er Zeit für soziale Kontakte und Geselligkeit. Bei den Festabenden der NEUE GRUPPE zählte er zu den eifrigsten und ausdauerndsten Tänzern. Und bei unseren zahlreichen gemeinsamen Aufenthalten in Nordspanien genoss er gerne einen guten Rioja oder war wie ich von der Klasse und Qualität der baskischen Küche total begeistert. Unsere gemeinsamen Tage in Vitoria waren trotz Arbeit immer ein Höhepunkt und ein wichtiges Ereignis für ihn, für mich, für unsere Ehepartner und unsere Freunde, die manchmal das Vergnügen hatten, uns begleiten zu dürfen. Leider kann Rolf an diesen Erlebnissen zukünftig nicht mehr teilnehmen. Aber in unseren Erinnerungen und auch bei unseren zukünftigen Aktivitäten werden wir ihn nicht vergessen. Danke für die Zeit, die wir mit Rolf verbringen durften. Deine Familie und wir, Deine Freunde, vermissen Dich heute schon sehr. Wir werden die Erinnerung an Dich in unseren Herzen bewahren. Am 28. Mai 2007 wurde mein Bruder durch einen tragischen Unfall unerwartet aus dem Leben gerissen. Dieser plötzliche Tod war für uns alle ein Schock. Unter großer Anteilnahme einer sehr zahlreichen Trauergemeinde haben in einer bewegenden Trauerfeier die Familie, die Freunde und die Kollegen von ihm Abschied genommen. Im Namen der N E U E G R U P P E hat Rose Marie Lohmiller als Vertretung des Präsidenten eine sehr einfühlsame und bewegende Rede gehalten. Im Jahre 1938 habe ich fast täglich Zucker auf den Balkon meines Kinderzimmers gelegt. Damals glaubte ich noch, dass der Klapperstorch nach so viel Zuckergaben mir bald ein Brüderchen oder Schwesterchen bringen würde. Im Sommer war es dann soweit. Ich war mit meinen Großeltern im Urlaub, wo wir am 3. August 1938 ein Telegramm erhielten: „Jörg ist angekommen." Er war der Sonnenschein der Familie und bei allen sehr beliebt. Diese NEUE GRUPPE Nachruf auf Jörg Mutschelknauss von Ralf Mutschelknauss Stuttgart 34 * 3.8.1938 † 28.5.2007 glückliche Kindheit nahm ein jähes Ende mit Beginn des Krieges. Unser Vater war beim Militär und kam nach Afrika, wo er 1943 in amerikanische Kriegsgefangenschaft geriet. In Pforzheim wurden die Fliegerangriffe immer häufiger und intensiver. In dieser Zeit schleppte meine Mutter und ich Jörg fast jede Nacht in den Keller. Im Januar 1945 sind wir nach Wangen im Allgäu gekommen. Dieser Umzug rettete uns das Leben, weil am 23. Februar 1945 bei einem schrecklichen Bombenangriff die gesamte Stadt Pforzheim zerstört wurde und über ein Drittel der Bevölkerung umgekommen ist. 1946 kam der Vater aus der Gefangenschaft zurück und hat anschließend im Allgäu drei Jahre als Zahnarzt gearbeitet. 1949 siedelten unsere Eltern mit Jörg und dem 1947 geborenen Tilo nach Stuttgart. Mit dreieinhalb Jahren ist „Didi" durch einen Verkehrsunfall umgekommen. Die tödlichen Verletzungen waren am Kopf an derselben Stelle wie bei Jörg 57 Jahre später. Nach dem Abitur wollte Jörg zunächst Journalist oder Pressefotograf werden. Schließlich hat er sich aber doch dem Beruf des Vaters und des Bruders zugewandt und studierte Zahnmedizin an den Universitäten Mainz, Berlin, München und Tübingen, wo er 1965 auch promovierte. Nach dem Staatsexamen arbeitete er zunächst in der väterlichen Praxis. Danach war er ein Jahr in Lausanne und arbeitete dort als zahnärztlicher Assistent beim Sekretär der Schweizer ARPA. Das war seine erste Berührung mit der Parodontologie. Anschließend war er für zwei Jahre Assistent und später Oberarzt bei Professor Mühlemann in der Abteilung für Parodontologie der zahnärztlichen Universitätsklinik in Zürich. Dies war damals in Europa die beste Adresse für Parodontologie. Jörg hat sich im Rahmen der Abteilung an wissenschaftlichen Untersuchungen, am studentischen Unterricht und an Publikationen beteiligt. Obwohl er von seinem Chef ein gutes Angebot hatte, weiterhin am zahnärztlichen Institut zu arbeiten, ist er Ende der 60er Jahre in die Praxis des Vaters in Stuttgart eingetreten und hat diese schließlich 1970 übernommen. Er hat stets sein Wissen erweitert, in dem er an vielen Fortbildungsveranstaltungen und an Tagungen der wissenschaftlichen Gesellschaft auf dem Gebiet der Parodontologie teilnahm. Dieses Engagement führte ihn auch zu den Veranstaltungen der N E U E G R U P P E , die er ebenfalls regelmäßig wahrgenommen hat. Es war nur folgerichtig, dass Jörg 1983 in die NEUE GRUPPE aufgenommen wurde. Danach hat sich seine Fortbildungstätigkeit noch weiter vertieft. Er hat fast alle Kurse der NEUE GRUPPE , die in Deutschland oder auch in den USA stattfanden, mitgemacht. Er war Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie und der AAP (Amerikanische Gesellschaft für Parodontologie). Auch in der Standespolitik und der KZV Stuttgart hat er sich engagiert. Er war Gutachter und Obergutachter für Parodontologie, außerordentliches Mitglied der Vertreterversammlung, Stellvertreter bei den Beschwerdeausschüssen und Mitglied des Disziplinarausschusses. Seine Freunde und Kollegen, insbesondere die Familie schätzten seine freundliche und ruhige Art, seine Gelassenheit und sein Aufgeschlossenheit, andere Meinungen zu akzeptieren. Seine Ruhe und Verschwiegenheit machten ihn zur absoluten Vertrauensperson. Jörg pflegte von früher Jugend an kulturelle Interessen, er hatte Freude an der Oper und am Theater, an Musik, an Kunst und Literatur. Er war ein h e rv o rragender Fotograf und entwickelte ein großes Feingefühl für besondere Motive. Sein großes Hobby waren Unterwasseraufnahmen, für die er Preise im In- und Ausland bekam. NEUE GRUPPE 35 Sport begleitete ihn durch sein ganzes Leben, in der Jugend hauptsächlich Leichtathletik, später auch Schifahren, Tennisspielen und Radfahren, und vor allem das Tauchen, das ihn 45 Jahre lang durch sein Leben begleitete und ihm schließlich zum Verhängnis wurde. Im Jahre 2005 hat er seine Praxis an eine Nachfolgerin abgegeben. Er hat zwar reduziert, aber immer noch mit Elan in der Praxis mitgearbeitet. Jörg hatte die Absicht nach Vollendung seines 69sten Lebensjahres zum Ende dieses Jahres die Praxistätigkeit endgültig einzustellen. Als weiteres Hobby kam jetzt noch dazu, dass er an der Universität die Schreibwerkstatt besuchte, um seine Autobiographie nieder zu schreiben. Dieses Werk bleibt jedoch für immer unvollendet. Dein Tod, lieber Jörg, hat nicht nur die gesamte Familie, sondern auch den großen Freundeskreis tief erschüttert. Unser besonderes Mitgefühl gehört deiner engeren Familie mit Evelyn, Tania, Robin und den beiden kleinen Zwillingen Julius und Daniel, aber auch ich werde dich sehr vermissen. Dein Ralf Mitteilungen Partnerschaft/Praxisübernahme in Hamburg Ein der N E U E G R U P P E nahe stehender Kollege mit gepflegter Doppelpraxis mit hohem Privatanteil in Hamburgs City sucht hoch qualifizierte/n Kollegin/en zwecks Partnerschaft und späterer Praxisübernahme. Kontakt über J.E. Koob (HH) NEUE GRUPPE Impressum Copyright 2007 N E U E G R U P P E Nachrichten. Herausgeber: NEUE GRUPPE , wissenschaftliche Vereinigung von Zahnärzten. Redaktionelle Leitung: Dr. Udo Engel. Die NEUE GRUPPE Nachrichten umfasst 2 Ausgaben pro Jahr. Die Zeitung und alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urh e b e rrechtlich geschützt. I n t e rnet Adresse: Email Adre s s e : www.neue-gruppe.com [email protected] Satz und Druck: Systec Systemtechnik, Stuttgart