Ausstellungskatalog „Die Flucht des Zarewitsch“ Herausgeber: Generaldirektion des Österreichischen Staatsarchivs Redaktion: Sabine Gfrorner, Michaela Follner © Österreichisches Staatsarchiv Alle Rechte vorbehalten Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers ist es nicht gestattet, das Werk oder auch nur Teile davon, unter Verwendung mechanischer, elektronischer und anderer Systeme in irgendeiner Weise zu verarbeiten und zu verbreiten. Insbesondere vorbehalten sind die Rechte der Vervielfältigung – auch von Teilen des Werkes – auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege, der tontechnischen Wiedergabe, des Vortrags, der Funk- und Fernsehsendung, der Kopie und Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, der Übersetzung und der literarischen oder anderweitigen Bearbeitung. Eigenverlag Österreichisches Staatsarchiv, E-Mail: [email protected] Wien 2012 Inhaltsverzeichnis Beiträge Lorenz M i k o l e t z k y Zum Geleit................................................................................................................................. 5 Iskra S c h w a r c z Die Flucht des Thronfolgers Aleksej......................................................................................7-10 Stefan S e i t s c h e k Das Ringen um einen Ausgleich in Europa.......................................................................... 11-19 Светлана Д о л г о в а ПОСЛЕ ПРИГОВОРА..........................................................................................................21-24 РБІЖЕНКОВ Д И Р Е К ТО Р ПРЕСТУПНИК ИЛИ ЖЕРТВА............................................................................................25-32 Ernst P e t r i t s c h Bericht über den Aufenthalt des Zarewitsch Alexej in den habsburgischen Ländern 1716–1718........................................................................ 32-38 Ernst P e t r i t s c h Liste der in StAbt. Russland I 24, Konv. 2 (Flucht des Zarewitsch 1716–1718) enthaltenen Dokumente:............................................39-41 ANHang Zeittafel...............................................................................................................................43-45 Brief von Aleksej an Peter I. über die Verlobung mit Charlotte RGADA, Fond 4, d. 11, Bl. 8 (23. Mai / 3. Juni 1711) Schreiben Peters Die Braut Kronprinzessin Charlotte von Braunschweig-Wolfenbüttel an den russischen Botschafter in Amsterdam A.P. Veselovskij mit dem Auftrag den Thronfolger Aleksej zu suchen RGADA, Fond 6, d. 20, Bl. 3 (20./31. Dezember 1716 ) Zum Geleit Hon.-Prof. Dr. Lorenz Mikoletzky Es freut mich für das Österreichische Staatsarchiv, dass der vor mehreren Jahren geknüpfte Kontakt mit der russischen Archivverwaltung in Sachen gemeinsamer Ausstellungen fortgesetzt wird. Stand 1999/2000 Peter der Große im Mittelpunkt, so ist es diesmal sein Sohn, der Zarewitsch Aleksej. Ein entscheidendes Kapitel seines kurzen Lebens spielte sich in der Habsburgermonarchie ab. Der mäßig begabte und willensschwache Kronprinz wollte von selbst auf die Nachfolge verzichten und in ein Kloster gehen. Bei diesen Überlegungen geriet er auch in Kreise, die ihn gegen seinen Vater mißbrauchen wollten. Dieser war massivst gegen die Pläne Aleksejs und so sah dieser nur mehr den Ausweg aus der Situation in der Flucht zu seinem Schwager, Kaiser Karl VI. nach Wien. Weiter ging es unter dessen Obhut ins Asyl nach St.Elmo bei Neapel, von wo er, unter verschiedensten Vorspiegelungen 1718 nach Russland zurückkehrte. Wegen der angeblichen Teilnahme an einer Verschwörung gegen den Zaren vor ein Sondergericht gestellt, wird er zum Tode verurteilt. Die seinem Vater überlassene Entscheidung, wie auch immer die gelautet hätte, wäre auf jeden Fall zu spät gekommen, da Aleksej am 26.Juni 1718 wahrscheinlich an den Folgen der Folterungen verstarb. Schon im Vorfeld des Urteils war am 3.Februar 1718 dem russischen Volk folgendes kundgemacht worden: „Kraft väterlicher Gewalt, die auch jedem unsererer Untertanen nach den Gesetzen unseres Staates das Recht gibt, seinen Sohn zu enterben … und als autokratischer Herrscher nehmen wir um des Staatsnutzens willen unserem Sohn Aleksej das Recht der Nachfolge auf unserem allrussischen Thron, selbst dann, wenn keine andere Person in unserer Familie mehr übrigbleiben sollte“.1 War 2011 die große Ausstellung des Österreichischen Staatsarchivs Kaiser Karl VI. gewidmet, so passt das jetzige Thema als Ergänzung der historischen Betrachtung des 18.Jahrhunderts sehr gut in die behandelte Zeit und ich darf meinem Nachfolger im Amt des Generaldirektors des Österreichischen Staatsarchivs sehr herzlich danken, dass er die seit längerem angedachte Ausstellung in sein Programm aufnahm. Für die Vorbereitungen und die Durchführung möchte ich den in bewährter Weise helfenden Damen Sabine Gfrorner und Michaela Follner herzlichst danken. Frau Univ.-Prof. Dr. Iska Schwarcz, Universität Wien, hat mit ihren guten Verbindungen in die Russische Föderation, alle wichtigsten Schritte in die notwendigen Bahnen geleitet und zeichnet somit für die Wiener Ausstellung als hauptverantwortlich. Dafür großer Dank. Den Kolleginnen und Kollegen auf russischer Seite sei für alle Mühen ebenso allerherzlichst gedankt und der Ausstellung der verdiente Erfolg gewünscht. Hon.-Prof. Dr. Lorenz Mikoletzky Generaldirektor des Österreichischen Staatsarchivs i.R. 1 Günther Stökl, Russische Geschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Stuttgart 1962, S. 386. 5 Brief von Aleksej an den Kabinettsekretär des Zaren, A.V. Makarov Aleksej schreibt an Makarov mit der Bitte, ihn über den Grund des väterlichen Zorns zu unterrichten RGADA, Fond 8, d. 33, Bl. 18 (8. Dezember 1708) Die Flucht des Thronfolgers Aleksej Iskra Schwarcz Die Ausstellung widmet sich der Aufarbeitung der wichtigen historischen Ereignisse in den Beziehungen zwischen Österreich und Russland am Anfang des 18. Jahrhunderts und vor allem der Flucht des Thronfolgers Aleksej und den politischen Auswirkungen, die dieses Ereignis hatte. Die Persönlichkeit des Thronfolgers Aleksej Petrovič, sein Leben und sein tragisches Schicksal dienen in der Geschichtsschreibung überwiegend als Instrument zur Darstellung der Person seines Vaters – Peters des Großen. Es fand sich kaum ein Historiker, der dem unglücklichen Leben des Thronfolgers um seiner selbst willen auf der Spur war. Ging es etwa darum Peters starken Willen und Charakter zu unterstreichen, wurde sein Sohn als faul, schwach, unentschlossen, und wenig intelligent dargestellt. Stand aber Peters Gewalt im Vordergrund, erschien Aleksej rasch als junger Mann mit allen notwendigen Herrscherattributen, als Hoffnung der Unzufriedenen und als Mittelpunkt einer breitgefächerten Opposition. So bemerkte schon Aleksander Brückner in seinem Buch „Zarewitsch Alexej“, dass die Beschreibung und die Eigenschaften des Charakters des Thronfolgers nach dessen Tod je nach „Zweck“ sich verbesserten oder verschlechterten.1 Auch die neue Publikation des russischen Historikers Nikolaj Pavlenko folgt dieser Tradition und versucht das Dilemma des russischen Zaren, dessen Motive und seine Handlungen zu rechtfertigen.2 Diese tragische Geschichte war so aufregend und brisant, dass es kein Wunder ist, dass die Belletristik und die Kunst bis heute noch immer wieder „mit einer gewissen Vorliebe“ auf das Geschehen um den unglücklichen „Zarewitsch Aleksej“ zurückgreifen.3 „Abgesehen von der menschlichen Tragik ist dieser Konflikt zumindest in seinem Ergebnis von eminenter geschichtlicher Wichtigkeit geworden. Es ging dabei keineswegs nur um einen Streit zwischen Vater und Sohn, um die schmerzliche Begegnung zweier völlig verschiedener Naturen und den … Triumph des starken Charakters über den schwachen“ – betont Hans von Rimscha – „es ging auch nicht nur um die Thronfolge.“4 Die entscheidende Frage war die Zukunft des Reiches und die Erhaltung und die Fortsetzung des gesamten Werkes Peters. Dieses Drama war gleichzeitig ein Wettlauf mit der Zeit, d.h. mit dem Tod. Es ist damit nicht der Tod Aleksejs gemeint, sondern der mögliche Tod des Zaren.5 Hier, in einem kurzen Überblick, die Lebensdaten des Thronfolgers: Zar Peter der Große ehelichte am 27. Januar / 6. Februar 1689 die Fürstin Evdokija Lopuchina und am 18./28. Februar 1690 kam der Thronfolger Aleksej in Moskau zur Welt. Er sollte jahrelang der einzige Sohn des Zaren sein. Das Verhältnis der Eltern zueinander war äußerst schwierig und gespannt und bald wandte sich der Zar von seiner Frau ab. Die ersten Lebensjahre verbrachte Aleksej ausschließlich bei seiner Mutter und deren Verwandten. 1698 ließ der Zar Evdokija Lopuchina in einem Kloster zu Suzdal inhaftieren und sie durfte ihren Sohn nicht mehr sehen. Die Erziehung übernahm die Schwester Peters I., Natal’ja Alekseevna, und später der Vertraute des Zaren, Aleksandr Menšikov. Eine wichtige Rolle bei der Erziehung spielte auch der Beichtvater des Thronfolgers, Jakov Ignat’ev. In den folgenden Jahren gestaltete sich das Verhältnis zwischen Vater und Sohn äußerst schwierig. Der dominierenden und starken Art des Vaters stand die empfindliche und sensible Natur des Sohnes gegenüber und diese führte zur Entfremdung zwischen den beiden. Es kam so weit, dass Aleksej in rasender Angst vor dem Vater sich durch einen Schuss absichtlich an der Hand verletzte, um einer Prüfung durch ihn zu entgehen.6 Um 1702 begann eine westlich orientierte Erziehung des Thronfolgers durch den Deutschen Martin Neugebauer, als sein Nachfolger wurde dann Baron Heinrich von Huyssen (1666–1739) aus Essen nach Russland geholt. Nach Huyssen’s Plänen sollte Aleksej vor allem Französisch lernen, ferner Geschichte und Geographie als Grundlage für die Politik. 1705 wurde Huyssen als Gesandter und Vertrauter Peters I. an der Wiener Hof geschickt und die Ausbildung Aleksejs wurde vernachlässigt. Erst nach dem Sieg von Poltava (1709) beschloss der Zar die Erziehung des Sohnes wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Der 19-jährige Thronfolger sollte nun in Dresden studieren, um sowohl seine sprachlichen als auch naturwissenschaftlichen Kenntnisse zu verbessern. 1 Aleksander Brückner, Der Zarewitsch Alexei (1690–1718). Heidelberg 1880, S. 2 f. Nikolaj Pavlenko, Carevič Aleksej. Moskva 2008, S. 7 f. 3 Brückner, Zarewitsch (wie Anm. 1), S. 2. 4 Hans von Rimscha, Geschichte Russlands. 2. Auflage, Darmstadt 1970, S. 315. 5 Rimscha, Geschichte Russlands (wie Anm. 4), S. 315. 6 Reinhold Neumann-Hoditz, Peter der Große. Hamburg 1983, S. 96. 2 7 1711 heiratete Aleksej die Tochter des Herzogs Ludwig Rudolf von Braunschweig-Wolfenbüttel und der Herzogin Christine Louise, Charlotte Christine Sophie (1694–1715). Die Hochzeit fand in Torgau, im Schloss Hartenfels, unter Anwesenheit des Zaren statt. Die ältere Schwester der Braut, Elisabeth Christine, war mit dem letzten Habsburger und späteren Kaiser Karl VI. verheiratet, der somit zum Schwager von Aleksej wurde. Nach der Hochzeit lebten die beiden ein halbes Jahr in Polen, wo Aleksej beauftragt wurde sich um die Versorgung der russischen Truppen zu kümmern. 1712 sandte Peter I. seinen Sohn nach Pommern und der Prinzessin befahl er nach Russland zu reisen. Erst 1713 kam Charlotte nach St. Petersburg, wo ihr Gemahl bereits eingetroffen war. Am 12./23. Juli 1714 gebar Charlotte eine Tochter, Natalie, am 12./23. Oktober kam der Sohn Peter zur Welt. Einige Tage später (am 9. November 1715), erblickter ein weiterer Sohn das Licht der Welt, nämlich das Kind des Zaren und Katharinas I. Auch er erhielt den Namen Peter – Peter Petrovič. Die Kronprinzessin Charlotte starb, geschwächt von der schwerer Geburt des Sohnes, am 22. Oktober 1715/ 2. November 1715 und kurz nach Charlottes Tod, am 27. Oktober / 5. November 1715, dem Tag der Bestattung der Prinzessin, übergab der Zar seinem Sohn ein langes Schreiben mit seinen Gedanken zur Nachfolgefrage und verlangte von Aleksej seine Natur zu ändern: „Ich bin ein Mensch und dem Tode unterworfen. Wem soll ich mein Werk hinterlassen, wer soll vollenden, was ich zurückgewonnen habe? “7 Ohne lang zu zögern antwortete der Thronfolger bereits nach drei Tagen, mit der Bitte, ihn wegen „seiner Untauglichkeit der Thronfolge zu entkleiden“.8 Differenzen und unüberbrückbare Gegensätze trennten den Sohn und Vater wie zwei Welten und an eine Aussöhnung war kaum noch zu denken. Erst im Jänner 1716, schrieb Peter I., nach einer schweren Krankheit, einen zweiten Brief an seinem Sohn, voll mit Sorgen und Drohungen und stellte ihm ein Ultimatum: „Ändere deinen Charakter…, oder werde Mönch“.9 Aleksej antwortete sofort und teilte seinem Vater mit, dass er bereit sei, die Mönchskutte anzuziehen und bat um die gnädige Erlaubnis dafür. Er unterschrieb den Brief als der „untaugliche Sohn“.10 Der Zar war inmitten der Vorbereitungen für eine Reise nach dem Westen und bat seinen Sohn, sich diesen Entschluss noch einmal zu überlegen. Bald darauf reiste er nach Deutschland und Dänemark. Während der mehrmonatigen Bedenkzeit setzte Aleksej das Gesagte nicht um, was darauf hindeutet, dass an der Ehrlichkeit seiner Absicht gezweifelt werden muss. Schließlich wandte sich der Zar am 26. August /6. September 1716 noch einmal schriftlich an ihn und verlangte eine sofortige Entscheidung – entweder sich der Thronfolge würdig zu erweisen, zu ihm nach Kopenhagen zu reisen und an den Kriegshandlungen teilzunehmen oder seinen Klostereintritt zu melden. Der Kurier, der den Brief überbrachte, sollte die Antwort mitnehmen.11 Wie schon gesagt, Aleksej war nicht bereit ins Kloster zu gehen, jedoch hatte er nicht viele Alternativen. Am 26. September / 7. Oktober brach der Thronfolger aus St. Petersburg nach Riga auf, unter dem Vorwand seinen Vater besuchen zu wollen. Da die Reise sehr rasch angetreten wurde, ist anzunehmen, dass sie seit längerem von Aleksej geplant war.12 Er reiste inkognito als russischer Offizier unter dem Namen Kochanovskij, in Begleitung der als Page verkleideten Jevrosinija, seiner Geliebten und deren Bruder. In der Nähe von Libau traf die Gesellschaft auf Aleksejs Tante, Marija Aleksejevna, die aus Karlsbad zurückkehrte. Nach einem kurzen Aufenthalt in Danzig verliert sich die Spuren des Thronfolgers. Er erschien nicht bei seinem Vater. Nach mehreren Wochen Ungewissheit musste der Zar über das Verbleiben seines Sohnes Nachforschungen anstellen lassen.13 Am 10/21. November 1716 erreichte Aleksej die Kaiserstadt Wien und wurde sogar spät am Abend noch bei Reichsvizekanzler Graf Friedrich Karl von Schönborn vorgelassen. Eine detaillierte Beschreibung dieser Ereignisse findet sich in den Akten des HHStA. Der Zarewitsch war sehr aufgeregt: „so voller angst und athem, daß er auff einen Seßel niederfiele, schreyend: führed mich zum Kayßer.“14 Er beschuldigte die Zarin und Menšikov, dass sie seinen Tod sehen wollten: „seit deme die neue Czarin vor handeln und eine Sohn habe, diese mit dem Fürst Menschikof erzürnten den Vater gegen ihn beständig, seyen von der grösten Boßheit, ohne Gott und ohne gewis- 7 Zitiert nach Neumann-Hoditz, Peter der Große (wie Anm. 6), S. 95. Der Brief des Zaren war rückdatiert mit dem Datum 11. Oktober 1715. 8 Reinhard Wittram, Peter I. Czar und Kaiser: Zur Geschichte Peters des Großen in seiner Zeit. Bd. 2. Göttingen 1964, S. 367. 9 Wittram, Peter I. (wie Anm. 8), S. 368. 10 Wittram, Peter I. (wie Anm. 8), S. 369. 11 Eobald Toze, Don Carlos und Alexej, Luines und Buckingham, ein Versuch in verglichenen Lebensbeschreibungen. Greifswald 1776, S. 62. Vgl.: Wittram, Peter I. (wie Anm. 8), S. 370. 12 Wittram, Peter I. (wie Anm. 8), S. 370. 13 Schreiben Peters I. an den russischen Residenten in Wien A. Veselovskij mit dem Auftrag den Thronfolger Aleksej zu suchen. 20./31. Dezember 1716, RGADA, Fond 6, d.20, Bl. 3. 14 ÖStA, HHStA, StAbt. Russland I, Karton 24, Konvolut II, Fol. 3v. 8 ßen… wollten die Czarin und Menschikof ihn tod oder inß Closter…“15 Der junge Mann ließ sich nur schwer beruhigen, konnte aber dazu gebracht werden, bis zum nächsten Tag zu warten. Der Wiener Hof stand vor einem Dilemma – es war eine sehr heikle und schwerwiegende Angelegenheit, die sich zu einem internationalen Skandal entwickeln könnte. Anderseits konnte Karl VI. dem Zarewitsch seinen Schutz nicht verweigern. Am nächsten Tage, auf Anraten der geheimen Ministerkonferenz, verfügte der Kaiser den Aufenthalt des russischen Thronfolgers geheim zu halten, abzuwarten und heimlich zu versuchen, sich auf diplomatischem Wege der Unterstützung Englands für den Notfall zu versichern. Aleksej wurde zuerst auf den Gutbesitz des Reichsvizekanzlers Schönborn, Weyerburg bei Hollabrunn in Niederösterreich, gebracht. Von dort reiste er in aller Heimlichkeit am 7. Dezember im Begleitung von Efrosinija weiter nach Melk, Salzburg und Tirol, wo er auf dem Bergschloss Ehrenberg in Tirol, bei der Ehrenberger Klause, am 15. Dezember 1716 eintraf und bis Mai 1717 verblieb. Der Zar setzte alle Hebel in Bewegung Aleksej zu finden und, da die Regierung in Wien schwieg, es gelang ihm erst im Frühjahr Aleksejs Aufenthaltsort ausfindig zu machen.16 Zu dieser Zeit wurde Aleksej aus Tirol in das Kastell St. Elmo bei Neapel gebracht. Peter I. erfuhr durch seinen Diplomaten Aleksandr Rumjancev und dem Geheimrat und Hauptmann der Leibwache Graf Peter Tolstoj, einem Ahnherrn des Schriftstellers Leo Tolstoj, den neuen Aufenthalt des Thronfolgers und verlangte vom Kaiser dessen Auslieferung. Die beiden Gesandten erhielten die Erlaubnis nach Neapel zu reisen und Aleksej zur Rückkehr zu bewegen. Eobald Toze liefert uns eine lebhafte Beschreibung: „Aleksej befand sich in einer schrecklichen Verlegenheit wegen der Partei die er ergreifen sollte: und da er von Natur furchtsam und unentschlossen war; so war er es jetzt mehr als jemals.“17 Er erklärte sich unter Bedingungen zur Rückkehr bereit, und meldete dieses seinem Vater in einem, im Oktober 1717 aus Neapel gesendeten Brief.18 Ende Jänner 1718 traf „der verlorene Sohn“ in Moskau ein und es schien sich alles für ihn zum Guten zu wenden. Der Vater war froh ihn zu sehen. Drei Tage später musste er im Großen Audienzsaal des Kremls auf die Thronfolge verzichten und zum neuen Erben des Thrones wurde der zweijährige Sohn Katharinas I., Peter Petrovič, erklärt.19 Kurz danach wurde Aleksej festgenommen, gefoltert und vor Gericht gestellt. Der Zar witterte überall Verrat und Mitte März fanden die ersten Hinrichtungen statt. Zu den Opfern gehörten weltliche und geistliche Ratgeber Aleksejs, wie sein Beichtvater und der Bischof von Rostov, aber auch Aleksejs Mutter und ihre Verwandtschaft.20 Ein speziell zu diesem Zweck gegründeter riesiger Oberster Gerichtshof aus 126 Mitgliedern fällte einstimmig das Todesurteil über den Sohn.21 Noch bevor Peter I. das Urteil bestätigte, starb Aleksej am 26. Juni / 5. Juli 1718 an den Folgen der Folter und wurde in der Peter-und-Paul-Kathedrale in St. Petersburg an der Seite seiner Frau beigesetzt. Laut Brückner schrieb der holländische Resident am russischen Hof in St. Petersburg, De Vie, am 30. Juni 1718 in einem Bericht an die Generalstaaten, dass „Peter vor dem Tode Aleksej acht Tage hintereinander täglich auf den Knien gelegen und unter heißen Tränen Gott angefleht habe ihm solche Gedanken einzugeben, welche einerseits seiner Ehre, anderseits dem Wohl des Volkes und Landes entsprechen könnten.“22 Der kaiserliche Diplomat Otto Anton Pleyer berichtete am 7./18. Juli nach Wien: „es sei ein Manifest in mehreren Exemplaren gedruckt worden, worin das Verbrechen des Prinzen und seiner Anhänger bekannt gemacht werde; in welchem Grade man aber ‚perplex‘ sei und nicht wisse, wie man der Sache einen guten Schein geben solle…“23 Wie schon Brückner treffend bemerkt: „Nicht in der Persönlichkeit Aleksejs lag eine Gefahr für den Zaren, sondern in dessen Namen und in dessen Stellung. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Aleksej bei seiner Rückkehr nach Russland wirklich daran dachte nur als Privatmann zu leben: aber solche Anwandlungen von Scheu vor der Mühe und Sorge der Politik hatte er schon früher gehabt und war dann doch hintendrein als Prätendent aufgetreten.“24 Das Dilemma des Zaren war entweder das „Schicksal des Sohnes oder das Schicksal des Landes zu bestimmen“ und er hat die Wahl getroffen.25 15 ÖStA, HHStA, StAbt. Russland I, Karton 24, Konvolut II, Fol. 4v. Neumann-Hoditz, Peter der Große (wie Anm. 6), S. 101. 17 Toze, Don Carlos (wie Anm. 11), S. 67. 18 Brief Aleksejs an den Zaren. Oktober 1717, Neapel. In: RGADA, Fond 6, Op. 1, d. 19, Bl. 31. 19 Manifest des Zaren. 3. Februar 1718, Moskau. In: RGADA, Fond 248, d. 125, Bl. 252. 20 Neumann-Hoditz, Peter der Große, S. 102. 21 RGADA, Fond 6, d. 33, čast‘ 3, Bl. 171-174. 22 Brückner, Zarewitsch (wie Anm. 1), S. 234. 23 Brückner, Zarewitsch (wie Anm. 1), S. 234. 24 Brückner, Zarewitsch (wie Anm. 1), S. 238. 25 Vgl. Pavlenko, Petr Velikij (wie Anm. 2), S. 409 f. 16 9 Der tragische Ausgang des Konfliktes zwischen Vater und Sohn erregte großes Aufsehen und beeinträchtigte in hohem Maße das Prestige des russischen Herrschers.26 Die Flucht hatte politische Auswirkungen, die vor allem die bestehenden Spannungen zwischen dem Kaiserhof und dem Zaren verstärkten. Peters Beschuldigungen, Kaiser Karl VI. habe dem Flüchtling und Schwager Aleksej Waffenhilfe für den Fall eines staatlichen Umsturzes in Russland angeboten, führte im August 1718 zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Wien und St. Petersburg.27 „Zeichen der Liebe“ Peter und Jewdokia an ihrem Hochzeitstag RGADA, Fond 201, Sammlung, Obolenskij, d. 30, Bl. 2 (1690) Plan der Residenz des Zaren in Preobraženkoe RGADA, Fond 1239, op. 57, d. 259, Bl. 1 (1738) 26 27 Erich Donnert, Peter (I.) der Große. In: Hans-Joachim Torke (Hg.), Die russischen Zaren 1547–1917. München 1995, S. 176. Ebenda. 10 Das Ringen um einen Ausgleich in Europa Stefan Seitschek Der Beginn des 18. Jahrhunderts war von Auseinandersetzungen gekennzeichnet, die über das Kräfteverhältnis zwischen den europäischen Großmächten entscheiden sollten. Nach militärischen und finanziellen Anstrengungen, die den Krieg führenden Parteien neben Ländergewinnen auch große Lasten aufbürdeten, begannen jedoch immer mehr Diplomatie und die Idee einer Etablierung eines Gleichgewichts der Kräfte zu dominieren. Dies mündete in mehrere Allianzen zur Erhaltung des hart errungenen Friedens und Kongressen, wo die unterschiedlichen Interessen zur Verhinderung neuer Kriege ausgeglichen werden sollten. Mitten in dieser Phase zwischen Kriegen und Bündnissen erreichte der Zarewitsch Alexei Wien und manövrierte damit die kaiserliche Diplomatie in eine verzwickte Situation. Karl schützte zwar seinen Schwager, brachte damit Wien aber politisch in eine heikle Situation.28 Der historische Kontext, die handelnden Mächte und die Schwierigkeit des Umgangs mit dieser Lage soll im Folgenden dargestellt werden. Der Spanische Erbfolgekrieg (1701–1714) Gleich am Beginn des 18. Jahrhunderts brachte ein Ereignis das europäische Kräftegleichgewicht ins Wanken: Am 1. November 1700 starb der kränkliche Karl II. von Spanien ohne einen leiblichen Nachfolger zu hinterlassen. Er war der letzte Vertreter der spanischen Linie der Habsburger, die mit Karl V. und Philipp II. ihren Anfang genommen hatte. Dem spanischen Weltreich mit seinem weitgestreutem Besitz in Europa, etwa in Italien oder den Spanischen Niederlanden (heute: Belgien) und in Übersee fehlte damit ein Erbe. Bereits vorher hatte der absehbare Tod Karls geschäftiges Treiben der Diplomaten in Madrid und den anderen europäischen Höfen bewirkt. Daraus ging die französische Diplomatie als Sieger hervor, da Karl II. in seinem letzten Willen den Enkel Ludwigs XIV., Philipp, als Nachfolger in allen seinen Ländern bestimmte. Letztlich war wohl die Hoffnung der Garantie eines ungeteilten Erhalts seines Erbes durch den mächtigen französischen König der ausschlaggebende Grund. Auch drängten die anderen europäischen Mächte, vor allem die Seemächte England und die niederländischen Generalstaaten, nicht unbedingt auf einen Krieg, sofern eine Personalunion der spanischen und französischen Krone durch einen Verzicht Philipps ausgeschlossen würde. Die Nachfolge der Bourbonen in Madrid konnte jedoch Kaiser Leopold I.29 nicht akzeptieren: Aus Sicht der österreichischen Habsburger hätten sie den legitimen Anspruch auf Antritt des Erbes ihrer spanischen Verwandten, auch wenn sich die enge Unterstützung beider Linien mit der sinkenden spanischen Macht und nach dem Westfälischen Friedensschluss (1648) gelockert hatte. Ludwig XIV. hatte die älteste Tochter Philipps IV., des Vaters Karls II., geheiratet. Diese musste explizit auf ihre spanischen Ansprüche verzichten, nicht jedoch die mit Leopold I. verheiratete jüngere Schwester. Die Konsequenz war, dass Wien die Nachfolge des zweitgeborenen Sohnes des Kaisers, des jungen Erzherzogs Karl, erzwingen wollte. 1703 verzichteten der Vater und der ältere Bruder Joseph auf ihre spanischen Ansprüche, die Brüder sicherten sich jedoch wechselseitige Erbfolge zu (Pactum mutuae successionis). Dieser geheim gehaltene Familienvertrag machte Karl zum Vertreter der habsburgischen Ansprüche, was in seiner Proklamation zum spanischen König durch den Vater Leopold und den Aufbruch nach Spanien mündete. Karl begab sich drei Jahre nach seinem französischen Kontrahenten auf die iberische Halbinsel, der Spanische Erbfolgekrieg hatte bereits längst begonnen: War Leopold zu Beginn ohne Verbündete in die Auseinandersetzung mit dem scheinbar übermächtigen französischen König getreten, hatten Erfolge in Italien durch Prinz Eugen, vor allem aber eine mögliche Gefährdung der Handelsinteressen der Seemächte mit den spanischen Kolonien durch Ludwig XIV. und auch die nicht ausgeschlossene Nachfolge Philipps auf dem französischen Thron, die Seemächte eine Allianz mit den Habsburgern eingehen lassen. Der Krieg in Italien, im südlichen Reich, am Rhein, den Spanischen Niederlanden oder der Iberischen Halbinsel verlief mit wechselnden Erfolgen auf beiden Seiten. Es gelang zwar den Habsburgern und ihren Verbündeten, die französisch-bayrischen Truppen zu besiegen, den bayrischen Kurfürsten zu vertreiben und dessen Land unter kaiserliche Administration zu stellen30 und Oberitalien sowie die Spanischen Niederlande zu sichern, doch blieb ein entscheidender Erfolg in Spanien selbst verwehrt. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Kaiser Joseph I. v.a. die 28 Robert K. Massie, Peter der Große. Sein Leben und seine Zeit. Wien e.a. 1992, S. 573-583. Geb. 1640, Ks 1658–1705. 30 Vgl. Aufzeichnungen dieser Administration von 1705 bis 1708 im ÖStA, AVA, Familienarchiv Harrach Hs. 652. 29 11 Interessen des Reiches in Italien durchzusetzen versuchte und dabei die Unterstützung des Bruders Karl nicht oberste Priorität hatte, was wiederum die Verbündeten verärgerte, da diese hohe Kosten zu tragen hatten. Zwar konnte man zweimal Madrid erobern, musste dieses jedoch immer wieder räumen. Kriegsentscheidend war schließlich ein Ereignis in Wien, der Tod Josephs. Damit stand eine Vereinigung der spanischen Länder und jener der österreichischen Habsburgermonarchie im Raum, zudem trat Karl 1711 auch die Nachfolge seines Bruders Joseph im Reich als Kaiser an. Ein habsburgisches Machtübergewicht in Europa mit Verbindungen nach Übersee konnte aber nicht im Interesse der Seemächte liegen. Deshalb begann England erneut den Frieden zu suchen, Frankreich war nach den zahlreichen Kriegen Ludwigs XIV. finanziell erschöpft und hatte schon zuvor ein Ende der Auseinandersetzung angestrebt. Der Friede von Utrecht (1713) bedeutete einen Ausgleich der Interessen, Spanien mit den Kolonien sollte in der Hand Philipps verbleiben, dieser auf eine Nachfolge in Frankreich definitiv verzichten. Karl würde dafür spanische Besitzungen in Europa erhalten, darunter die Spanischen Niederlande, das Herzogtum Mailand, Sardinien oder Neapel. Zwar versuchte der Kaiser gemeinsam mit dem Reich den Krieg fortzusetzen, doch führten die wenig erfolgreichen Kampagnen und die Erschöpfung finanzieller Mittel schließlich zu den Frieden von Rastatt und Baden (1714), in denen man vor allem den zwischen England und Frankreich getroffenen Kompromiss bestätigte. Mit Spanien schloss Karl jedoch vorerst keinen offiziellen Frieden.31 Der Nordische Krieg (1700–1721) 1700 begann ein weiterer Konflikt im europäischen Raum, der sogenannte große Nordische Krieg (1700–1721). Schweden war Garantiemacht des Westfälischen Friedens und hatte durch Gebietszuwächse den Status einer Großmacht erreicht. Der schwedische König war über Besitzungen im Reich (z.B. Bremen, Verden, Wismar) auch Reichsstand und damit am Reichstag vertreten. Sein Übergewicht in Nordeuropa und der Ostsee sollte nun durch ein Bündnis Dänemarks, Russlands und Sachsen-Polens geschwächt werden. Karl XII. von Schweden war dieser Koalition jedoch gewachsen und betrieb die Taktik, seine Gegner einzeln zu bekämpfen: Durch sein überraschend schnelles Eingreifen in Dänemark zwang er König Friedrich IV. von Dänemark 32 zum Aufgeben der Koalition. Als nächstes schlug er die Russen bei Narwa (1700), die Militärreformen Peters hatten noch nicht ihre Wirkung entfaltet, und der Sieg Karls mit geringem Aufwand ließ ihn diesen Gegner und sein Potenzial unterschätzen. August von Sachsen war seit 1697 auch König von Polen. Karl XII. konnte diesen vertreiben und Stanislaus Lesczyński33 als neuen König installieren (1704). Mit seinem Vordringen nach Sachsen berührte der Nordische Konflikt das Reich und drohte es, neben dem Spanischen Erbfolgekrieg, auch in diese andere große Auseinandersetzung um die Machtverhältnisse in Europa hineinzuziehen. 1706 musste August von Sachsen auf Polen im Frieden von Altranstädt verzichten. Gleichzeitig bildeten der schwedische König und seine Armee eine Bedrohung für die ohnehin an mehreren Fronten kämpfende Habsburgermonarchie. Klagen schlesischer Protestanten erreichten Karl XII., die den König von Schweden als Garanten des Westfälischen Friedens um Hilfe in Religionsangelegenheiten baten. Die Siege des Schwedenkönigs und seiner beinahe unbesiegbar scheinenden Armee hatten Eindruck hinterlassen. Trotz des Bemühens Ludwigs XIV. diesen in den Konflikt gegen den Kaiser und seine Verbündeten zu treiben, gelang es Joseph I. durch Zugeständnisse den Schwedenkönig zufrieden zu stellen. So wurde in der Konvention von Altranstädt (1707) etwa der Bau von weiteren protestantischen Kirchen in Schlesien (Gnadenkirchen) gestattet. Karl XII. wandte sich nun gegen den letzten noch verbliebenen Gegner, Zar Peter. Doch dieser hatte die Atempause genutzt. Die Russen vermieden anfangs eine größere Schlacht, die schwedische Armee konnte durch geschickte Manöver über Polen bis nach Litauen vorstoßen. Erst im Februar bezog man Winterquartiere. Nach einem harten Winter dezimiert, kam es schließlich bei Poltawa (Ukraine) zur Schlacht. Karl XII. hatte dort in dem Kosakenführer Mazepa einen Verbündeten gefunden, dessen Truppen die Verluste der schwedischen Armee auffüllen hätten sollen. Der Feldzug war für die Schweden nicht erfolgreich verlaufen, wichtige Stützpunkte konnte die russische Armee trotz des Abfalls von Mazepa halten. Karl XII. nahm wegen einer Verletzung an der Schlacht selbst nur als Zuschauer teil, die schwedischen Truppen mit ihren Führern operierten unglücklich, und den Russen unter Peter den Großen gelang es schließlich diese zu besiegen. Karl XII. flüchtete mit einem kleinen Teil seiner Truppen in das Osmanische Reich, das Gros der verbliebenen Armee kapitulierte wenig später. 31 Karl Otmar von Aretin, Kaisertradition und österreichische Großmachtpolitik (1684–1745). Stuttgart 22005 (Das Alte Reich 1648– 1806, Bd. 2), S. 97-161, 229-248; Oswald Redlich, Das Werden einer Großmacht. Österreich 1700–1740. Wien 41962, S. 1-107; Bernd Rill, Karl VI. Habsburg als barocke Großmacht. Graz-Wien-Köln 1992, S. 26-132. 32 Geb. 1671, Kg. 1699–1730. 33 1677–1766. 12 Nach diesem Erfolg lebte die Koalition wieder neu auf und mit dem Ausklang des Spanischen Erbfolgekriegs traten dieser auch Hannover und Brandenburg-Preußen bei (1713). Karl XII. bemühte sich indes, das Osmanische Reich in einen Krieg mit Russland zu ziehen, was der schwedischen Sache nicht die erhofften Vorteile einbrachte. 1714 brach der Schwedenkönig nach Norden auf und gelangte in einem Gewaltritt nach Stralsund. Dabei hatte er Wien und damit einen Besuch beim Kaiser umgangen. In den folgenden Jahren gab es zwar weitere Rückschläge, so ging Stralsund bald verloren, doch gelang Karl XII. die Mobilisierung und Ausbildung einer neuen Armee. Friedensangebote lehnte er ab, da er nun hoffte, nach neuen Erfolgen eine bessere Verhandlungsposition zu erlangen. Beim Beobachten seiner Truppen bei einer Offensive gegen Norwegen wurde Karl XII. durch einen Kopfschuss Ende 1718 getötet. Mit ihm starb auch die treibende Kraft für die Weiterführung des Krieges. Der Frieden von Stockholm brachte Hannover 1719 Bremen und Verden, 1720 erhielt Preußen Vorpommern sowie Stettin und schließlich Zar Peter im auf Vermittlung Frankreichs geschlossenen Frieden von Nystad (1721) v.a. Livland, Estland, Ingermanland und Karelien. Letzterer hatte Mecklenburg zudem Wismar versprochen. Russland hatte damit einen festen Posten an der Ostsee und mit dem neu errichteten St. Petersburg ein neues Machtzentrum. Russland war eine Großmacht geworden. Die schwedischen Gebietsverluste im Reich und deren Übergang an Brandenburg bzw. Hannover blieben aber lange offen, da die Abtretungen ohne Absprache mit dem Kaiser getroffen wurden und eine Belehnung durch diesen notwendig war.34 Die Rolle der Hohen Pforte Der Friede von Karlowitz 1699 hatte der Habsburgermonarchie Gebietsgewinne gebracht, die Sultan Ahmed III. (1673–1736) gerne rückgängig gemacht hätte. Zuvor kam es jedoch zum Konflikt mit dem expandierenden Russland. Der seit 1709 im Osmanischen Reich weilende Karl XII. bemühte sich den Sultan zu einem Krieg gegen Russland zu bewegen, der schließlich Ende 1710 erklärt wurde. 1711 wurde die russische Armee unter Führung Peters und der Anwesenheit seiner Frau Katharina am Pruth eingeschlossen. Zuvor blieb die erhoffte große Unterstützung in der unter osmanischer Herrschaft stehenden Moldau und Walachei für den Zaren aus. Allein die Verhandlungsbereitschaft des Großwesirs rettete Peter und seine Armee unter relativ günstigen Bedingungen: Das 1696 unter schweren Verlusten von Peter eroberte Asow am Marmarameer und damit der wichtige Stützpunkt für den Aufbau einer Schwarzmeerflotte ging verloren. Zu spät erreichte Karl XII. von Schweden das Geschehen. Als er die hoffnungslos unterlegene Stellung des Zaren erkannte, versuchte er trotz des abgeschlossenen Waffenstillstands den Großwesir zur Weiterführung des Kampfes aufgrund der vorteilhaften Lage zu bewegen. Jedenfalls machte er diesem Vorwürfe, dass er bei den Verhandlungen nicht ausreichend für die schwedische Sache eingetreten war. Möglicherweise veranlasste das Ende der Unruhen in Ungarn 1711 und eine damit verbundene militärische Entlastung der Habsburgermonarchie die Friedensbereitschaft seitens des Großwesirs, zumal die Kriegsziele der Pforte erreicht waren. Peter jedenfalls wusste, dass in diesem Feldzug mit seiner Gefangennahme oder Tod sein Aufbauwerk gefährdet gewesen wäre und zog seine Lehren aus diesem militärischen Rückschlag. Nach mehreren neuerlichen Kriegserklärungen seitens der Pforte wegen Nichteinhaltung der Vereinbarungen schloss man 1713 endlich den Frieden von Adrianopel. Als nächster wandte sich Ahmed III. gegen Venedig, den Feldzug gegen dessen griechische Besitzungen führte dieser persönlich an und bald war die 1699 erlangte Peloponnes für die Hafenstadt verloren (1714). Diese Änderung der in Karlowitz (1699) getroffenen Gebietsverteilungen bewirkte jedoch den neuerlichen Konflikt mit der Habsburgermonarchie. Bereits im Jänner 1715 bat Venedig den Kaiser um Unterstützung, wobei die Lagunenstadt sich auf die Heilige Liga von 1684 berief. Im April 1716 wurde ein Bündnisvertrag mit Venedig geschlossen. Auch der Papst beteiligte sich finanziell. Noch 1716 konnte Prinz Eugen die Osmanen bei Peterwardein schlagen und im selben Jahr Temesvar erobern. Der Erfolg des Prinzen vor Belgrad 1717 führte schließlich zum Frieden von Passarowitz (1718). Dieser wurde auch von Großbritannien und den Generalstaaten vermittelt, die Interesse an einem ungestörten Orienthandel hatten. Das Osmanische Reich verlor neuerliche Gebiete an Österreich, darunter das Temesvarer Banat, die Walachei westlich der Olt und die wichtige Festung Belgrad. Zudem wurde ein Handelsvertrag geschlossen. In den nächsten Jahren bestimmten Konflikte mit Persien die osmanische Außenpolitik. Gegen das schwache persische Reich expandierte auch Peter der Große, der Gebietsgewinne bis zum Kaspischen Meer erreichte, die später wieder aufgeben werden mussten. Ahmed war 34 Andreas Kappeler, Kleine Geschichte der Ukraine. München 1994, S. 89-92; Massie, Peter (wie Anm. 28), S. 251-454, 488-516, 601-631; Ragnhild Hatton, Georg I. Ein deutscher Kurfürst auf Englands Thron. 1982, S. 241-245, 259-267, 299 f.; Rill, Karl VI. (wie Anm. 31), S. 140-145; Reinhard Wittram, Peter I. Czar und Kaiser. 2 Bde. Göttingen 1964, hier: Bd. 1, S. 189-361. Bd. 2, S. 221-345, 406-462. 13 1703 durch eine Rebellion an die Macht gelangt, 1730 zwang ihn eine solche nach einer Niederlage gegen die Perser zur Abdankung.35 Das Heilige Römische Reich Im Reich selbst war der Kaiser mit den konfessionellen Gegensätzen, den deutschen Souveränen und damit verbundenen internationalen Einmischungen in die Reichsangelegenheiten konfrontiert. Die Erfolge von 1683 und der Jahre danach gegen die Osmanen hatten die Reichsmitglieder zur Unterstützung des siegreichen Kaisers geführt. So beteiligte sich daran auch der junge Kurfürst Max Emanuel von Bayern 36 , der vor Wien und 1686 vor Ofen seine Tapferkeit bewies sowie 1688 bei der Erstürmung Belgrads das Oberkommando führte. Im Spanischen Erbfolgekrieg sollte er dann an die Seite Ludwigs XIV. und dessen Enkel treten.37 Neben den großen Gebietsgewinnen im Osten bewirkte die propagandistische Ausnützung der Erfolge eine Stärkung im Reich. Selbst für den ersten Krieg unter Karl VI. wurde 1716 ein finanzieller Beitrag des Reiches beschlossen, 38 obwohl mehrere Konfliktherde das Reich spalteten. Mehrere Reichsfürsten hatten um 1700 Königskronen außerhalb des Reichgebietes erlangt: Der Kurfürst von Sachsen wurde 1697 zum König von Polen gewählt, der Kurfürst von Brandenburg krönte sich 1701 zum König in Preußen und Georg von Braunschweig-Hannover trat 1714 die bereits 1701 vorbereitete Nachfolge in Großbritannien an. Zudem waren der dänische und schwedische König durch ihre Besitzungen im Reich Reichsstände. Der Landgraf von Hessen-Kassel wurde schließlich 1720 König von Schweden. Die Aufzählung dieser Beziehungen mit Ländern außerhalb des Reiches machen schnell deutlich, dass europäische Konflikte die Situation im Reich bzw. Spannungen zwischen den Reichsständen die europäische Politik bestimmen konnten. Zudem handelt es sich bei den aufgezählten Fürsten hauptsächlich um Protestanten oder, im Fall von Brandenburg-Preußen, um Kalvinisten. Der katholische Kaiser sah sich einer Koalition der protestantischen und reformierten Fürsten gegenüber. Ursprünglich sollte am Reichstag in Religionsfragen nach vorherigem Beschluss das Corpus catholicorum und Corpus evangelicorum getrennt voneinander beraten um dann einen Konsens zu finden. Das Corpus evangelicorum unter der Führung Sachsens bildete sich aber abseits dieses Sonderfalls und wurde eine Plattform für konfessionelle Beschwerden. Als solches wurde es auch zu einem Instrument der Stimmungsbeeinflussung gegenüber dem Kaiser, der das Corpus in dieser dauerhaften Form nicht anerkannte.39 Das Direktorium des Kurfürsten von Sachsen konnte dieser zur Unterstützung von religiösen Bittstellern nützen, beispielsweise trat er als Patron Schlesiens für dessen Interessen ein und damit nicht selten in Gegensatz zu dessen Landesfürsten, dem Kaiser.40 Bereits die Wahl Karls 1711 zum Nachfolger seines Bruders im Reich zeigte die unterschiedlichen Interessen, es war etwa eine Kandidatur des Kurfürsten von Sachsen im Gespräch. Auch bot sich die Möglichkeit zur Wahl eines evangelischen Kaisers, zumal die Kurfürsten von Bayern und Köln gebannt waren. Den Ausschluss dieser sowie die Beteiligung des evangelischen Hannover beanstandete der Papst, nicht ohne französischen Einfluss. Letztlich wurde Karl auch durch die eingehaltenen Zusagen Brandenburgs und Hannovers als Gegenleistung für den gewährten Königstitel bzw. die Kurwürde gewählt.41 Ein Konflikt entzündete sich anhand der Pfälzer Angelegenheiten. Der nun katholische Pfälzer Kurfürst versuchte die seit 1705 zwischen Katholiken und Reformierten geteilte Hofkirche allein für sich nutzen zu können 35 Aretin, Kaisertradition (wie Anm. 31), S. 253; Massie, Peter (wie Anm. 28), S. 124-140, 466-488; Josef Matuz, Das Osmanische Reich. Grundlinien seiner Geschichte. Darmstadt 31994, S. 183-199; Redlich, Österreich 1700–1740 (wie Anm. 31), S. 156-172; Rill, Karl VI. (wie Anm. 31), S. 152-163; Günther Stökl, Russische Geschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Stuttgart 1962, S. 357-359, 363 f.; Wittram, Peter 1 (wie Anm. 34), S. 363-395. 36 1662, Kfst 1679–1726. 37 Einen Überblick zu dessen Herrschaft bietet Hubert Glaser (Hrsg.), Kurfürst Max Emanuel. Bayern und Europa um 1700. 2 Bde. München 1976. 38 Aretin, Kaisertradition (wie Anm. 31), S. 274 f., 370. Gelder wurden auch von den italienischen Reichslehen geliefert. Vgl. zu den Geldern aus dem Reich Konvolute in ÖStA, FHKA Sammlungen Nachlass Schierendorf Ktn. 2-8. Zur Finanzierung allg. Karl Norbert Chlubna, Militär und Kriegskosten unter Kaiser Karl VI. im Türkenkrieg 1715–1718. Wirtschaftshistorische Betrachtung der Kostenseite des Türkenkrieges 1715–1718 unter Kaiser Karl VI. inklusive Siebenbürgen und Ungarn. Saarbrücken 2008. 39 So bezeichnete Karl es in einem Dekret als eine verbotene Union entsprechend der Regelungen des Westfälischen Friedens (Aretin, Kaisertradition (wie Anm. 31), S. 282-285). 40 Die Konversion Augusts vor der polnischen Königswahl zum Katholizismus sowie die seines Sohnes 1717 schwächte diese Position, weshalb die Glaubenswechsel zunächst im Geheimen vollzogen wurden. Eine Ablöse im Direktorium war vor allem ein Ziel Brandenburgs und Hannovers, was den sächsischen Kurfürsten bzw. dessen Vertreter am Reichstag zu vorsichtigem Handeln zwang (Aretin, Kaisertradition (wie Anm. 31), S. 276). Zu Schlesien Matthias Weber, Das Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich in der Frühen Neuzeit. Köln-Weimar-Wien 1992 (Neue Forschungen zur Schlesischen Geschichte 1), S. 268-280. 41 Aretin, Kaisertradition (wie Anm. 31), S. 223-229. 14 und bot daher den Bau einer reformierten neuen Kirche in günstiger Lage an. Dieser Vorschlag wurde in der angespannten Situation aber als katholischer Versuch zur weiteren Einschränkung und Abdrängung des reformierten Bekenntnisses gedeutet, daher als Bruch des Westfälischen Friedens angesehen und am Reichstag diskutiert. Auch das Verbot des Heidelberger Katechismus 1719, der passagenweise das katholische Glaubensbekenntnis massiv kritisierte, vertiefte das Misstrauen. Da es zu keiner Einigung kam, verschärfte der Kurfürst die Situation zusätzlich, indem er die Hofkirche in Besitz nahm und die Trennmauer entfernen ließ. Die verwandtschaftlichen Verbindungen zu diesem stellten eine zusätzliche Belastung der kaiserlichen Beziehungen zu den evangelischen Reichsmitgliedern dar, die nun ebenso, im Fall Brandenburgs entgegen den Reichsgesetzen, gegen Katholiken in ihrem Herrschaftsgebiet vorgingen. Die Schwächung der kaiserlichen Position betrieben die Bevollmächtigten der mächtigeren, evangelischen Reichsfürsten aktiv, indem sie etwa auch eine katholische Verschwörung des Kaisers in Verbund mit Papst und den Jesuiten argwöhnten. Im Endeffekt wurde der Heidelberger Katechismus in einer bereinigten Form genehmigt und Karl Philipp musste die Hofkirche wieder den Reformierten einräumen. Er selbst zog daraus die Konsequenz, dass er seinen Hof nach Mannheim verlegte.42 Ein anderes wichtiges Phänomen für das Verständnis des Reiches stellen die Assoziationsbemühungen und damit die versuchte Schaffung einer unabhängigen Reichsarmee dar. Versuchten die Habsburger diese anfangs zu schwächen, da man ein weiteres Gegengewicht zur kaiserlichen Macht befürchtete (Assoziation der Vorderen Reichskreise 1697), konnten sie in den ersten Jahrzehnten mehrmals als Mittel zur Mobilisierung der kleineren Reichsstände für die kaiserliche Sache genutzt werden. Diese Bemühungen sind vor allem mit der Familie Schönborn verbunden.43 Besonders Lothar Franz von Schönborn, u.a. Mainzer Kurfürst und damit Erzkanzler des Reiches, nahm dabei eine bedeutende Rolle ein. Dieser strebte anfangs eine unabhängige Assoziation unter seiner Ägide an. Die einflussreichen Fürsten wie Brandenburg-Preußen, Hannover oder auch Sachsen hatten durch ihr Ausgreifen in Länder außerhalb des Reiches an Macht und Prestige gewonnen. Wurden deren Heere im Spanischen Erbfolgekrieg vor allem durch Subsidienzahlungen der Seemächte Holland und England finanziert, gelang es etwa Friedrich Wilhelm I. durch seine Sparpolitik bald eine schlagkräftige Armee aufzubauen. Die mächtigeren Reichsstände wie Brandenburg-Preußen, Braunschweig-Hannover, Bayern, die Pfalz und andere strebten eine Ausdehnung, durch Erbanfall, aber auch militärische Mittel an. Damit stellten sie eine Bedrohung für die kleineren Reichsmitglieder dar, was schließlich Schönborn zur Zusammenarbeit mit dem Kaiserhof brachte. 1702 trat die Nördlinger Assoziation der Großen Allianz im Spanischen Erbfolgekrieg bei. Bedeutend wurde sie vor allem nach dem Frieden von Utrecht und der Fortsetzung des Krieges gegen die Bourbonen durch Karl VI. und dem Reich. Sie sollte Grundlage für die Aufstellung einer Reichsarmee bilden, doch erreichte man nie die erhoffte Truppenstärke. Durch den Frieden von Baden und die Nichtdurchsetzung der Forderung einer Reichsbarriere, verspielte Karl VI. das ihm entgegen gebrachte Vertrauen.44 1727, nach der Aussöhnung Karls mit Spanien 1725 und eine großangelegte Koalition gegen dieses Bündnis (Herrenhauser Bündnis zwischen England, Frankreich und Preußen), erfolgte eine Erneuerung der Assoziation. Als die Kriegsgefahr bald abebbte, verabsäumte man neuerlich, die mögliche Unterstützung der schwächeren Reichsmitglieder für den Kaiser zu sichern. 1729 und 1735 sollte die Nördlinger Assoziation nochmals aufleben. Letztlich blieb diese Möglichkeit zur Schaffung einer Reichsarmee unter den Einfluss des Kaisers ungenutzt.45 Ein weiterer Problemfall im Reich war Mecklenburg: Herzog Karl Leopold versuchte, die Ritterschaft und insgesamt die Landstände zu unterdrücken. Die Ritterschaft führte gegen die Maßnahmen ihres Herzogs Klage vor dem Reichshofrat. Das Urteil von 1714 legte dem Herzog die Rücknahme seiner Maßnahmen auf, die nicht erfolgte. Ein 1712 erstmals einberufener Kongress in Braunschweig hatte die Durchführung nicht erzwingen können, neben einer Schlichtung der religiösen Konflikte im Nordischen Krieg zu vermitteln versucht. Die Bemühungen blieben aber erfolglos, da die Vertreter mancher Mächte (z.B. Hannover) fehlten. Unterstützt wurde der Herzog von Mecklenburg von russischen Truppen. Karl Leopold war nämlich seit 1716 mit der Tochter von Peters verstorbenen Halbbruder Iwan V., Katharina, verheiratet. Der Kaiser war im Krieg mit der Pforte und um Italien, ein Hineinziehen in den Nordischen Krieg sollte vermieden werden. Schließlich wurden Hannover, dessen Souverän Georg I. von England war, und Braunschweig-Wolfenbüttel mit der Exekution betraut. 1718 nach 42 Aretin, Kaisertradition (wie Anm. 31), S. 263-295; Rill, Karl VI. (wie Anm. 31), S. 225-230. Vgl. allg. mit weiterführender Literatur: Gerhard Bott (Hrsg.), Die Grafen von Schönborn. Kirchenfürsten. Sammler. Mäzene. Ausstellungskatalog des Germanischen Nationalmuseums. Nürnberg 1989; Hugo Hantsch, Reichsvizekanzler Friedrich Karl von Schönborn (1674–1746). Einige Kapitel zur politischen Geschichte Kaiser Josefs I. und Karls VI. Augsburg 1929 (Salzburger Abhandlungen und Texte aus Wissenschaft und Kunst. Bad. 2); Peter Stephan, „Im Glanz der Majestät des Reiches.“ Tiepolo und die Würzburger Residenz. Die Reichsidee der Schönborn und die politische Ikonologie des Barock. Textband. Weißenhorn 2002; zum Verhalten der Schönborn im Religionskonflikt Aretin, Kaisertradition (wie Anm. 31), S. 272-295, zur Rolle von kirchlichen Dynastien im Reich Ebd., S. 382-400. 44 Aretin, Kaisertradition (wie Anm. 31), S. 237-248. 45 Aretin, Kaisertradition (wie Anm. 31), S. 265 f., 306-311, 315-317. 43 15 dem Ende des Krieges mit der Pforte wurden kaiserliche Truppen nach Schlesien verlegt. 1719, im Umfeld der Friedensbemühungen im Nordischen Krieg, wurde schließlich der Herzog durch Hannoveraner und Wolfenbüttler Truppen vertrieben. Nach dem Tod Georgs wurde damit nicht unumstritten auch Brandenburg beauftragt (1728).46 Die militärischen Erfolge und späteren Gebietsgewinne an der Ostsee ließen mit Russland unter Peter eine neue Vormacht im Norden des Reiches entstehen. Neben dem Herzog von Mecklenburg heiratete Friedrich Wilhelm Herzog von Kurland (1698–1711) Anna Ivanova, die zweite Nichte Peters. 1711 verband sich zudem der russische Thronfolger Alexei mit Charlotte von Braunschweig-Wolfenbüttel und wurde damit Schwager Karls VI. Die Ehe zwischen Peters Tochter Anna und Karl Friedrich Herzog von Holstein wurde erst nach dem Tod des Zaren 1725 realisiert. Peters persönliche Präsenz während der Feldzüge im Reich, die Stationierung russischer Truppen etwa in Mecklenburg und Polen sowie die Heiraten russischer Fürstinnen waren Ursache von Besorgnis. Die Truppen in Mecklenburg stellten wegen eines möglichen raschen Überfalls eine Bedrohung für Hannover und seinen Kurfürsten Georg I. von England dar.47 Eine bedeutende Rolle nahmen auch die Besitzungen und damit zusammenhängend die Reichslehenordnung in Italien ein: Dabei ging es einerseits um einen Ausbau der Macht der Habsburgermonarchie, aber auch die traditionelle Verankerung des Kaisertums auf der Apenninhalbinsel und die Behauptung alter Reichsrechte bzw. Reichslehen. Schließlich scheute man selbst den Konflikt mit dem Papst nicht, der endgültig erst 1725 beigelegt wurde.48 Durch die Friedensschlüsse nach dem Spanischen Erbfolgekrieg erhielt Karl einen Großteil der ehemals spanischen Gebiete. Philipp V. war jedoch bemüht, Spaniens einflussreiche Stellung auf der Halbinsel wiederzuerlangen. Mit der Habsburgermonarchie war noch kein Frieden geschlossen, als der Bourbone 1714 Elisabeth Farnese heiratete. Diese war nächste Erbin in Parma-Piacenza und nach dem Ende des Hauses Medici auch in der Toskana. Die Durchsetzung dieser Ansprüche bestimmte die spanische Politik der folgenden Jahre. Zudem wurde die Lehensabhängigkeit vom Reich durch die dort herrschenden Familien bestritten, für Parma-Piacenza beanspruchte diese etwa der Papst selbst. Nach 1713 hatte schon Cosimo III. versucht, im Falle des Todes seines Sohnes Gian Gastone seine Tochter, Ehefrau des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz, als Nachfolgerin in der Toskana durchzusetzen. Die durch den Florentiner Senat 1714 beschlossene weibliche Erbfolgeregelung legte auch die Weichen für Elisabeth Farnese. Den neuerlichen spanischen Zugriff auf Italien betrieb v.a. der einflussreiche Kardinal Giulio Alberoni, weshalb Wien bei dem 1716 begonnenen Krieg mit der Pforte stets die Gefährdung der italienischen Gebiete beachtete. 1717 eroberte die spanische Flotte Sardinien. War dieses Vorgehen bei zwei theoretisch noch im Kriegszustand befindlichen Mächten kein Bruch der nach dem Erbfolgekrieg geschlossenen Verträge, bedeutete das Ausgreifen auf das im Besitz von Savoyen-Piemont übergegangene Sizilien im Jahr darauf einen Bruch der Utrechter Friedensordnung. Die Bildung der Quadrupelallianz 1718 und die Vernichtung der spanischen Flotte durch die Engländer beim Kap Passaro waren die Folge. Alberoni wurde entlassen, Spanien trat der Allianz bei. Ein Kongress wurde für das Jahr 1720 in Cambrai angesetzt (s. unten).49 Friedenspläne und Kongresse Ein stabiles Mächtegleichgewicht in Europa sollte durch einen Ausgleich der unterschiedlichen Ansprüche geschaffen werden. Die Möglichkeit Großbritanniens, in Konflikten durch die eigene Seemacht den Ausschlag geben zu können, und die Erschöpfung Frankreichs sowie der Tod Ludwigs XIV. 1715 festigten dessen einflussreiche Rolle. Die Gründung einer Friedensordnung war auch ein Anliegen Georgs I. und vor allem des englischen Staatsmannes Lord James Stanhope.50 Auch in Frankreich begann mit der Regentschaft Philipp von Orleans für den minderjährigen Ludwig XV. eine Phase der Friedenserhaltung. 1716 schloss England mit der Habsburgermonarchie einen gegenseitigen Vertrag über Hilfeleistungen, mit Spanien Handelsverträge. Diese Tendenzen zu mehr Stabilität führten schließlich zur Schaffung der Quadrupelallianz: Vorläufer war zunächst eine Tripleallianz zwischen Großbritannien, Frankreich und den Generalstaaten (1716/1717). Die Quadrupelallianz bezog schließlich auch den Kaiser ein, doch traten dieser die Niederlande zunächst nicht bei und wurde dann 46 Aretin, Kaisertradition (wie Anm. 31), S. 255-262, 323 f. Hatton, Georg I. (wie Anm. 34), S. 206-208; Massie, Peter (wie Anm. 28), S. 489-498, 528-536; Stökl, Russische Geschichte (wie Anm. 35), S. 359-363; Wittram, Peter 2 (wie Anm. 34), S. 273-296, 373, 408-411. Zur kritischen Haltung Prinz Eugens gegenüber Peter dem Großen kurz Maren Köster, Russische Truppen für Prinz Eugen. Politik mit militärischen Mitteln im frühen 18. Jahrhundert. Wien 1986 (Militärgeschichtliche Dissertationen österreichischer Universitäten Bd. 6), S. 22. 48 Aretin, Kaisertradition (wie Anm. 31), S. 206-215, 371; Marcus Landau, Rom, Wien, Neapel während des spanischen Erbfolgekrieges. Leipzig 1885; Redlich, Österreich 1700–1740 (wie Anm. 31), S. 64-74. 49 Aretin, Kaisertradition (wie Anm. 31), S. 253-255, 351-377; Hatton, Georg I. (wie Anm. 34), S. 249-259; Redlich, Österreich 1700–1740 (wie Anm. 31), S. 176-178; Rill, Karl VI. (wie Anm. 31), S. 164-172. 50 1673–1721. 47 16 in weiterer Folge nicht mehr offizieller Teil des Bündnisses. Nach dem Konflikt um Italien und die spanische Niederlage 1719 schloss sich Philipp V. 1720 dieser an. Bereits in der Quadrupelallianz war eine Belehnung des Sohns des spanischen Königspaares, Carlos, in der Toskana und Parma-Piacenza nach Aussterben der regierenden Häuser und damit die Anerkennung der Ansprüche Elisabeth Farnese festgelegt, wobei man diese aber als Reichslehen deklarierte. Umstritten blieben die Frage des Zeitpunkts und die Möglichkeit der Stationierung spanischer Truppen in diesen Gebieten. Der Kaiser erhielt vom Herzog von Savoyen Sizilien im Tausch für Sardinien, dieser dafür den Königstitel.51 Es folgten weitere Bündnisse: Ein Bündnis zwischen England, Polen und Wien sollte dem im Nordischen Krieg erstarkten Russland entgegen treten (1719).52 Die Gründung der Ostendischen Kompanie durch Karl VI. und die dadurch mögliche Handelskonkurrenz führte zu einem Beitritt Großbritanniens zu einer Defensivallianz Frankreichs und Spaniens (1721). 1723 schloss England zudem ein Bündnis mit Preußen. Damit war Österreich isoliert. Auch der noch immer andauernde Nordische Krieg sollte in ausgeglichene Machtverhältnisse münden. Der Tod Karls XII. 1718 bedeutete das Ende der Bemühungen Schwedens, seine Gegner erneut einzeln durch die eigene militärische Macht und diplomatisches Geschick zu günstigeren Bedingungen zu zwingen. Es folgten ihm seine Schwester Ulrike Eleonore und deren Gatte Friedrich von Hessen-Kassel. Man versuchte nun die breite Allianz gegen Schweden durch Aufgabe der eigenen Territorien aufzubrechen, weshalb schrittweise mit den Gegnern Frieden geschlossen wurde. Dabei unterstützte auch Georg I. von England Schweden, das er als Gegengewicht an der Ostsee im Sinne des Mächtegleichgewichts erhalten wollte. Mehrfach erschienen englische Flottenverbände nach 1719 in der Ostsee, die immer mehr eine Zurückdrängung der Ansprüche des Zaren bezweckten. Die Südseeaffäre mit ihren hohen Spekulationsverlusten und die damit verbundenen innenpolitischen Schwierigkeiten, aber auch die ständige Besorgnis einer möglichen Rückkehr der katholischen Stuarts auf den englischen Thron verhinderten ein entschlossenes Vorgehen.53 Der Kontakt mit schottischen Stuartanhängern stimmte das Haus Hannover gegenüber Peters Machtausdehnung jedenfalls nicht günstiger. Die russische Strategie der Bedrohung der Küsten erwies sich durch ihre stark bemannten Galeeren, die auch in flacheren Gewässern operieren konnten, als sehr wirkungsvoll. Letztlich konnte der Zar weitreichende Gebietsgewinne behaupten, das Vertrauen Schwedens in die englische Flotte wurde nicht gerechtfertigt, da man letztlich Positionen im Reich, aber auch an der Ostseeküste bis an die Grenzen Finnlands, verlor. Immerhin konnten Stralsund und Wismar als Außenposten, auch dank französischer Unterstützung, behauptet werden. Eine Friedensordnung für den Norden im Sinne eines Kräftegleichgewichts konnte nicht in dem Ausmaß verwirklicht werden, da die neue Großmacht Russland ihren starken Machtgewinn behaupten konnte.54 Die nach den Kriegen noch offen gebliebenen Ansprüche und Besitzverhältnisse sollten nicht in einen neuerlichen Krieg münden. Entsprechend dem Bemühen um einen Ausgleich der Kräfte sollte nicht die militärische Macht, sondern Diplomatie dauerhafte Vereinbarungen erreichen. Im Kongress von Cambrai traten die Vertreter der europäischen Mächte zur Schaffung eines Ausgleichs zusammen, der allerdings erst 1724 offiziell begann. Ursprünglich hätte dieser schon 1720 zusammen treten sollen, u.a. hatte der Unwillen Karls VI. zur Eventualinvestitur des spanischen Infanten Carlos mit der Toskana und Parma-Piacenza den tatsächlichen Beginn verzögert. Spanien hatte daran weiterhin Interesse, aber auch an einer Rückgabe Gibraltars, das Großbritannien seit der Eroberung im Spanischen Erbfolgekrieg besetzt hielt. Die Verhandlungen verliefen schleppend, Frankreich und vor allem Großbritannien übernahmen die Mittlerrollen zwischen den scheinbar unversöhnlichen Höfen von Madrid und Wien. Als man die dem jungen Ludwig XV. versprochene spanische Infantin wegen ihres Kindesalters aus Versailles nach Madrid zurücksandte, erfolgte die schon vorbereitete Einigung zwischen den ehemaligen Gegnern: Ende April, Anfang Mai 1725 wurde der Wiener Friede unterzeichnet, in dem Karl VI. auf Spanien verzichtete, Philipp wiederum die Pragmatische Sanktion und damit die Nachfolge Maria Theresias anerkannte. Der Friede umfasste neben einem Bündnisvertrag auch einen Handelsvertrag, in dem der Ostendischen Kompanie ebenso günstige Bedingungen wie den Händlern der Seemächte in den spanischen Häfen ein51 Aretin, Kaisertradition (wie Anm. 31), S. 253 f.; Hatton, Georg I. (wie Anm. 34), S. 245-260; Redlich, Österreich 1700–1740 (wie Anm. 31), S. 174-178; Rill, Karl VI. (wie Anm. 31), S. 132-172. 52 Wittram, Peter 2 (wie Anm. 34), S. 408-412. 53 Bereits kurz nach dem Regierungsantritt Georgs aus dem Haus Braunschweig-Hannover musste dieser 1715 einem von Schottland ausgehenden Aufstand der Jakobiten begegnen. Die Gefahr einer neuerlichen Unruhe blieb bestehen. So vermutete man in dem Zusammenschluss der Habsburgermonarchie mit Spanien 1725 ein katholisches Bündnis, das u.a. die Einsetzung des katholischen Prätendenten planen würde. Durch falsche Gerüchte bestärkt, erwähnte Georg diesen Vorwurf auch bei einer Thronrede zur Eröffnung des Parlaments 1727 (Hatton, Georg I. (wie Anm. 34), S. 189-197, 243, 263, 298-301; Redlich, Österreich 1700–1740 (wie Anm. 31), S. 105, 178-180, 187 f.). Zum Südseeschwindel Hatton, Georg I. (wie Anm. 34), S. 273-283. 54 Aretin, Kaisertradition (wie Anm. 31), S. 255-262; Hatton, Georg I. (wie Anm. 34), S. 237-245, 259-267; Massie, Peter (wie Anm. 28), S. 616-629; Stökl, Russische Geschichte (wie Anm. 35), S. 361-363. 17 geräumt wurden, und die Kompanie umso mehr eine Konkurrenz für den englischen Handel darstellte. Die Habsburgermonarchie war auf die Unterstützung einer Seemacht angewiesen, um die weitverstreuten Gebiete sichern zu können. Zudem sollte Spanien Subsidien an den Kaiser zahlen und diesem wurde die Belehnung des Infanten Carlos in Parma-Piacenza und der Toskana zugesichert. In dem letzten Punkt wie auch in der in Aussicht gestellten Heirat der Erbtochter Karls, Maria Theresia, mit dem Infanten zeigt sich aber die nicht ganz aufrichtige kaiserliche Politik. Eine rasche Belehnung von Don Carlos sowie eine Stationierung spanischer Truppen noch vor dem Tod der letzten Mitglieder der dort regierenden Häuser, konnte nicht im Interesse des Kaisers liegen, da die spanische Macht erneut Fuß auf der italienischen Halbinsel gefasst hätte. Die unter bestimmten Bedingungen in Aussicht gestellten Heiraten in einem zweiten Vertrag im November hätten die anderen europäischen Mächte wegen der möglichen erneuten Vereinigung der spanischen Macht mit der Habsburgermonarchie und möglicherweise dem Reich nicht gebilligt. Insbesondere die Seemächte hätten eine künftige Allianz der dann Bourbonenhöfe in Madrid, Paris und Wien zu fürchten. Es war ein Erfolg der Wiener Diplomatie, auch wenn das Scheitern in dem Unvermögen und auch Unwillen, die einzelnen Punkte in vollem Umfang zu erfüllen, vorbestimmt war. Die Reaktion war das Herrenhauser Bündnis zwischen England, Frankreich und Preußen (1725). Auch Dänemark und Schweden traten dieser gegen den Kaiser gerichteten Allianz bei (1727), was als Verstoß gegen die Reichsverfassung interpretiert werden konnte. Dieser Zusammenschluss führte zu dem bereits erwähnten engeren Zusammenrücken mit Spanien und man sicherte einander militärische Hilfe bei einem Krieg gegen Frankreich oder andere Mächte zu. Das Herrenhauser Bündnis schloss Russland aus, das sich auch wegen möglicher Unterstützung gegen die Pforte nun mit Österreich verband, das kurz zuvor bereits einem russisch-schwedischen Bündnis beigetreten war (1726).55 In der Folge wurde die Habsburgermonarchie durch die geschickte französische Diplomatie unter Kardinal Fleury zusehends isoliert. Einen möglichen Krieg mit Großbritannien verhinderte die auf einige Jahre beschränkte Stilllegung der Ostendischen Kompanie. Die Pariser Friedenspräliminarien 1727 waren ein Ergebnis intensiver französischer Bemühungen. Österreich strebte eine breite Anerkennung der Pragmatischen Sanktion durch die europäischen Mächte an, gleichzeitig entfernte man sich immer weiter vom spanischen Verbündeten. Schließlich sollte der Kongress von Soissons (1728) den seit Jahren angestrebten Ausgleich ermöglichen. Immer mehr wurde deutlich, dass eine Belehnung des Infanten oder gar eine mögliche Hochzeit in Wien nicht ernsthaft betrieben wurde. Die Folge dieser verzögernden Politik war der Vertrag von Sevilla zwischen Großbritannien, Frankreich, den Generalstaaten und Spanien (1729). Die durch den Wiener Frieden geschaffenen Vorteile waren für die Habsburgermonarchie dahin, die Quadrupelallianz gebrochen. Immerhin hatte Wien zuvor Preußen (1726, 1728) gewinnen können. 1731 schloss Großbritannien wegen Unstimmigkeiten mit Frankreich sowie Spanien mit der Habsburgermonarchie den zweiten Wiener Vertrag, in dem die Ostendische Kompanie endgültig aufgegeben, dafür aber die Pragmatische Sanktion anerkannt wurde. 1732 traten diesem Spanien und die niederländischen Generalstaaten bei.56 Russland hatte sich zu den Großmächten gesellt und sich trotz der Aufnahme Alexeis an die Habsburgermonarchie angenähert. Lernte man Peter während seines Aufenthaltes in Wien mit Teilnahme an einer Faschingswirtschaft (1698) kennen, bezeugen die kaiserlichen Standeserhebungen für wichtige Persönlichkeiten des russischen Hofes das Bemühen um gute Beziehungen. Besonders hervorzuheben ist dabei die Erhebung Alexander Menschikows in den Fürstenstand.57 Mit der Flucht Alexeis zog man sich den Unmut des Zaren zu, der sogar mit einem möglichen Krieg drohte. Die Annahme eines Kaisertitels durch Peter verstimmte 1721 wiederum Wien, was erst 1725 gelöst werden konnte. Kurz nach Ableben des Zaren wurden schließlich 1726 drei Prunkwagen in Wien in Auftrag 55 Zu den russisch-österreichischem Verhältnis siehe Köster, Russische Truppen (wie Anm. 47), S. 19-30; Rill, Karl VI. (wie Anm. 31), S. 251 f. 56 Aretin, Kaisertradition (wie Anm. 31), S. 299-332; Hatton, Georg I. (wie Anm. 34), S. 296-310; Köster, Russische Truppen (wie Anm. 47), S. 19-30; Grete Mecenseffy, Karls VI. Spanische Bündnispolitik 1725–1729. Innsbruck 1934; Martin Naumann, Österreich, England und das Reich 1719–1732. Berlin 1936; Redlich, Österreich 1700–1740 (wie Anm. 31), S. 181-193; Rill, Karl VI. (wie Anm. 31), S. 172-176, 235-269. Vgl. kurz Stefan Seitschek, Geschichtlicher Abriss. In: Stefan Seitschek – Herbert Hutterer – Gerald Theimer, 300 Jahre Karl VI. Spuren der Herrschaft des „letzten“ Habsburgers (1711–1740). Begleitband zur Ausstellung des Österreichischen Staatsarchivs. Wien 2011, S. 235-239 (Link: http://www.oesta.gv.at/DocView.axd?CobId=47816), S. 38-57. Zur Ostendischen Kompanie Michael Wanner, The Ostend Company as Phenomenon of International Politics in 1722–1731. In: Aleš Skřivan – Arnold Suppan (Hrsg.), Prague Papers on the History of International Relations. Prag 2006, S. 29-63; Herbert Hutterer, Handelskompanien. In: Seitschek –Hutterer –Theimer, 300 Jahre Karl VI. (wie oben), S. 143-151. 57 ÖStA, AVA Adel Reichsadelsakten Menschikow, Alexander (21.1.1706). Hingewiesen kann auch auf eine geplante Erhebung des Fürsten und Feldherren der Kosaken Ivan Mazepa werden, die jedoch nie zur Ausstellung kam, was wohl mit dessen Abfall vom Zaren zu erklären ist (Ebd., Mazepa, Johannes 1.9.1707). 18 gegeben, zwei für die Zarin und einer für Menschikow. Diese wertvollen Geschenke sollten die diplomatischen Beziehungen festigen.58 Das Jahrzehnt nach der Quadrupelallianz (1718) wurde zwar vom Ringen um Ansprüche dominiert, doch abseits der Schlachtfelder. Dies sollte sich in den folgenden Jahrzehnten wieder ändern (Polnischer Thronfolgekrieg, Österreichischer Erbfolgekrieg). Aretin: „Die Verteilung des spanischen Erbes hatte eine Büchse der Pandora geöffnet, durch die sich das Verhältnis des Fürsten zu seinem Land grundsätzlich veränderte. Das ganze 18. Jahrhundert bis hin zum Wiener Kongress Anfang des 19. Jahrhunderts war von Tausch- und Teilungsideen beherrscht, in denen Länder und ihre Bewohner nur noch nach ihrem Steueraufkommen geschätzt und zum verschiebbaren Besitz des Fürsten gemacht wurden.“59 Kaiser Karl VI. schreibt an Zar Peter I. Der Kaiser bestätigt die guten Beziehungen zu Peter I. und zum Thronfolger Aleksej, ohne sich auf eine der beiden Seiten zu schlagen RGADA, Fond 6, d. 21, Bl. 7 (12. Mai 1717) 58 Wittram, Peter 2 (wie Anm. 34), S. 372-384, 462-474; Mario Döberl, „Ein paar schöne wägen nach der Wiennerischen neuesten façon“. Zur Geschichte eines Geschenks Kaiser Karls VI. an den Zarenhof anläßlich der russisch-habsburgischen Allianzverträge des Jahres 1726. In: Jahrbuch des Kunsthistorischen Museums Wien 4/5 (2002/2003), S. 296-331. 59 Zitiert nach Aretin, Kaisertradition (wie Anm. 31), S. 262. 19 Aleksj an seinen Vater Der Thronfolger bedankt sich bei Zar Peter I., dass er ihm verzeiht und benachrichtigt ihn, dass er aus Neapel abreist RGADA, Fond 6, op. 1, d. 19, Bl. 31 (Oktober 1717) San Elmo und Neapel Grosser Hand-Atlas uber alle Theile der Erde in 170 Karten. Herausgegeben von J. Meyer. Hildburghausen Verlag des Bibliographischen Instituts. (1860) 20 ПОСЛЕ ПРИГОВОРА Светлана Долгова Итак, наступил конец многодневным страданиям, «июня 26 числа пополудни царевич Алексей Петрович в Санкт-Петербурге скончался». Смерть царевича случилась накануне ежегодно отмечаемого праздника – годовщины Полтавской битвы. Траур объявлен не был; Россия торжественно отмечала викторию над шведами. В «Поденных записках князя А.Д. Меншикова» за июнь 1718 г. подобно описано событие этого дня: «В 27-й день, в пяток, его светлость поехал к генерал-адмиралу Апраксину, купно прибыли к Троице, где и его царское величество быть изволил, которого поздравляли бывшей под Полтавой баталией. Слушали литургию, по отпуске оной Его царское величество и его светлость и прочие господа офицеры вышли в строй и дан был по батальонам залп; между тем с болверков палили из пушек. Потом прибыли на почтовый двор, где учреждены были столы и, по малых разговорах, кушали; после кушанья прибыли в сад Его царского величества, где довольно веселились; потом в 12-м разъехались по домам». Также весело праздновали день первоверховных апостолов Петра и Павла – день тезоименитства царя. Хотя траур, как было сказано, объявлен не был, царевича хоронили с почестями. В РГАДА имеется «Записка преставлению и погребению царевича Алексея Петровича», где описана подробно церемония погребения. «Записка» поместилась в одном небольшом деле. «И июня ж в 27 день тело его царевичево положено по обыкновению во уготованный гроб, который обит был кругом черным бархатом, и поставлено в том гробе в Санктпетербурхской крепости в деревянных хоромах, которые въехав в крепость в Санктпетербурхские ворота у соборной церкви на правой стороне близ комендантского двора, и читали над оным соборные священники попеременно псалтырь… А пополудни в 7 часу изволил в Троицкую церковь притти царское величество и потом её величество государыня царица Екатерина Алексеевна. И отправлено по закону христианскому обыкновенное надгробное пение к погребению со обыкновенною духовною царемониею, и во время стиха зряще мя безгласна. По прощении с телом его царевичевым архиереев и протчего духовного чина царское величество и её величество государыня императрица соизволили с телом его царевичевым простится и оное целовали. А потом господа министры и протчие персоны прощались и целовали тело его царевичево в руку. И по совершении надгробного пения тело его царевичево покрыв кровлею гробною, из Троецкой церкви вынесли в Санктпетербурхскую крепость к соборной церкви Святых верховных апостол Петра и Павла ко уготованному к погребению оного месту». Отдельно 30 июня 1718 г. было составлено «Ведение» (Записка), кому было доверено нести гроб царевича: «Иван Родионов сын Стрешнев, Михайло Собакин, Иван Иванов сын Стрешнев, князь Федор Алексеев сын Голицын, князь Иван Иванов сын Долгоруков, Степан Нелединский, Федор Емельянов сын Бутурлин, Иван Калинин сын Пушкин, Иван Степанов сын Потемкин и др. Всего 24 человека». В начале розыска в разные города были направлены курьеры, которым выдавались подорожные с указом Петра I: «Повелеваем сим нашим указом посланному от нас курьеру Осипу Украинцеву давать по почтовым станам и по подставам и по ямам и по селам и по деревням от Москвы до Суздаля и до Мещовска или куды посланному с ним укажет шесть подвод… Дан в Преображенском февраля 20 дня 1718 года». Автограф Петра I (царская печать). Для проезда курьеров в 1718 году были отпечатаны специальные бланки, которые сохранились в деле, касающегося сбора компромата на царевича и его близких. Петр I испытал кризис доверия к своим соратникам. Розыск в Петербурге продолжался и после кончины царевича и вынесения приговора лицам, причастным к его делу. Продолжались допросы Аврама Лопухина, родного брата бывшей царицы Евдокии Федоровны. Казни приговоренных по делу царевича Алексея были совершены 8 декабря 1718 года у церкви Святой Троицы на въезде в Дворянскую слободу. В 1720 году началось повторное следствие по Суздальскому делу – второй суздальский розыск, который касался лиц, близко знавших обитательницу монастыря царицу Евдокию Федоровну; она была сослана в Новую Ладогу для строгого содержания в монастыре. Мы считаем, что арест и розыск по поводу деяний князя Матвея Петровича Гагарина (1659-1721) непосредственно связаны с политическим сыском 1718-1720 годов и отразились на его судьбе. Он хорошо знал молодого царевича, который вместе с ним долгие месяцы строил укрепления в Москве на случай прорыва Карла XII к столице. М.П. Гагарин в 1718 году был обвинен в казнокрадстве и повешен в 1721 г. 21 Можно также предположить, что в семьях приближенных к Петру I, знавших царевича с детства, жалели о его безвременной кончине. Интересен такой факт. После опалы А.Д. Меншикова ассесору Иностранной коллегии Петру Курбатову служительница дома Варвара Кубасова предъявила детскую мужскую сорочку, которая, по её словам, принадлежала «блаженной памяти государю царевичу Алексею Петровичу, о чем слыхала она от княгини Меншиковой и сестры её Варвары Арсеньевой». Видимо, рубашка хранилась у Меншиковых с тех времен, когда Александр Данилович был воспитателем юного царевича, проводившего в его доме часть времени. Как видим, Меншиковы, во всяком случае женщины, не считали царевича Алексея Петровича преступником и после его погибели хранили о нем память. После похорон нужно было срочно решать, что делать с имуществом царевича. Алексею Петровичу принадлежали обширные владения и дворы в Санкт-Петербурге, где проживали его дети. 15 августа 1718 г. Адам Вейде на запрос графа П.А. Толстого сообщил ему о указе Петра I: «Деревни и приморский двор, которые были блаженные памяти за царевичем Алексеем Петровичем (кроме тех, которые были приписаны дворцу и розданы в роздачею) велено приписать к комнате детей его царевичевых». Далее он пишет: «деревень было за царевичем в Новгородском уезде в Ладожском лантратстве Ладожские Рядки, которые отданы были от дому царского величества, Сяской, Троицкой, Изсацкой, Немятовской, Гладковской, Креницы, Дубенской, Сумской, Кузнецовщина, Березье; из Самерской волости Осьминская сотня с деревнями; в Копорском уезде Куровицкая мыза с деревнями; да вновь купленных опричь вышеписанных Рядков в Ладожском лантратсве деревня Ладня, деревня Кивгода; в Нижегородской губернии в Алаторском уезде Порецкая волость с деревнями». Петр I также указал дворы на реке Мге, которые после смерти принцессы Шарлоты были отданы князю Василию Долгорукову, «приписать к комнате детей их великого князя Петра Алексеевича и великих княжен». Невскому монастырю также была возвращена деревня «чюхонская» Купчино и земля от реки Невы по Черной речке. Документы, забранные из поместий царевича, свидетельствуют, что он был хороший хозяин, любил заниматься отчетами по управлению собственными имениями, делать замечания, писать резолюции. По его указу «пустые участки, которые есть – пахать им крестьянам на себя». Из Порецкой волости были привезены личные материалы царевича, которые до настоящего времени не были предметом исследования историков. Документы по управлению вотчинами свидетельствуют, что Алексей Петрович сам читал доношения приказчиков и ставил на них резолюции. В своих наказах он заботился не только о хозяйстве, но и о быте крестьян. Так он поручал старосте смотреть, «чтобы пустые участки, которые есть, пахать им крестьянам на себя», а также «крестьян ему ведать и судить их и смотреть за ними, чтоб в них ссор и обид меж себя, так и с сторонними никакого не было. И от всяко воровства унимать и под жестоким наказанием». 2 июля 1715 г. царевич Алексей дал следующую инструкцию «на запасном дворе Никифору Богданову управлять по нижеписанному: 1. Чтоб все мужеска и женска полу жили смирно и всякого шаловства, корчмы, блядни, скоморошества, зерни и прочего бездельства не чинили; 2. Чтоб все как мужики так и бабы ночевали по все ночи дома, а кому есть нужда ночевать где, то б сказывали Никифору Богданову, а в небытии его жене его и сказався им ходили ночевать где кому будет нужда, а в день вольны ходить куды хотят, а жены вольны в день ходить с ведома своих мужей куда хотят же, а ночевали б все дома, а вы иных местах кроме спроса Никифора Богданова нигде не ночевать, как писано выше; 3. Людей посторонних и свойственников своих отнюдь никому не держать, а для своих нужд кто похочет держать одну работницу женска полу вдову или девку, а мужеска полу отнюдь не держать; 4. Будет кто позовет или к кому сам придет свойственник или приятель на время в день, то вольно, а ночевать без ведома Никифора Богданова никого не пускать, а будет прилучится ночевать свойственнику или приятелю, и о том объявить ему ж Никифору, кто оный и какого чина человек и по повелению Никифорову ему ночевать, а без спросу отнюдь никого не пускать ночевать. И по все вечеры и утра ему Никифору смотреть по всем жильям, чтоб лишних людей не было. Сие все смотреть Никифору Богданову и с женою своею не леностно и всем им читать по все недели единожды, чтоб все ведали, а на преступников доносить ему Никифору мне или Ивану Афонасьеву Большему. Алексей (подпись – автограф)». Из Порецкой волости к двору в Санкт-Петербург царевич просил прислать грамотных «3-х человек из поповских, из церковничьих, из крестьянских». Ему был представлен именной список: «у попа Андрея сын Александр 13 лет; у диакона Григорья дети Андрей 20, Василий 17 лет; в Порецком дьячком Федор 14 лет, ростом мал; после протопопа Михаила сын Симеон 14 лет; после семеновского 22 дьячка Кондратья сын Иван 19 лет, живет у Кожина в Арзамасе; семеновского ж диакона Дениса сын Александр 15 лет. И из вышеписанных поповских и церковничьих детей брать ли?». Из ведомости видно, что в вотчине Алексея Петровича за Сурой рекой имелись «пчелиные заводы», заведено рыбное хозяйство; лучшие сорта рыбы отправляли в Петербург и дарили. Например рыбу подносили Ивану Татищеву, «Якову Корсакову осетр и мелкая рыба», «вдове Верещагиной рыба», «коменданту Мордвинову от него в почесть рыбу». Среди изъятых хозяйственных бумаг из Порецкой вотчины сохранилась опись части библиотеки Алексея Петровича за 1713 г.. Возникновение личной библиотеки у царевича было совершенно естественным, даже традиционным, явлением: уже в XVII веке все старшие сыновья царя Алексея Михайловича имели собственные «хоромные» библиотеки. Петр I, желавший дать Алексею лучшее по тому времени образование, источником которого служили книги, не мог не содействовать созданию библиотеки для сына, подавая ему и личный пример для собирания книг. Алексей Петрович вошел в историю как противник петровских реформ; однако это не дает основания считать его необразованным человеком, противником просвещения. Еще С.М. Соловьев писал, что «Алексей Петрович был умен и любознателен, как был умен и любознателен дед его – царь Алексей Михайлович или дядя – царь Федор Алексеевич, но, подобно им, он был тяжел на подъем, не способен к напряженной деятельности». Историк С.П. Луппов считает, что библиотека царевича в селе Рождественском (которая была описана в 1718 г. во время розыска) была составлена в основном из богословских книг. Интерес царевича ко всему богословскому еще лучше характеризуется выписками, которые он в Карлсбаде делал из Барония: все они касались исключительно обрядов, истории церкви, отношения церкви к государству и т.д. В 1729 г. в Библиотеку Академии наук поступили книги, которые были закуплены царевичем за рубежом, а позднее доставлены в Ригу. Всего в каталоге значится 269 книг на разных языках, изданных в городах Западной Европы. Составившая обзор «К истории собрания книг царевича Алексея Петровича» М.Н. Мурзанова, пишет: «Вопрос о составе и количестве книг собрания царевича Алексея Петровича в настоящее время не может быть решен со всей полнотой и точностью». Обнаруженные в РГАДА в одном из дел Тайной канцелярии списки книг, которые царевич Алексей просмотрел в 1713 г., дополняют ранее выявленные книги. Тогда же на книги были составлены списки, в соответствии с которыми они были положены в ящики. Так, в «дощатый ящик» были положены «книги греко-латинские, еврейские, немецкие»; среди них «Библия еврейская», «Библия Мартина Лютера» (3), «История святых мучеников», «Описание Пуфендорфа о свейской земле», «О рождении и делах царевича Петра Алексеевича» и др. В «ящике обитом вощанкою» хранились «Книга латинская Ивана Дамаскина, печатана в Базеле 1575 года», «Книга латинская Иронима Святого, печатана одна в Базеле в 1516 г., другая в Лептихе (Лейпциге – С.Д.) в 1684 г.». Часть книг, святых образов и молитвенников «лежало в коробьях, что взяты у камердинера Ивана Большого Афанасьева». В «новый ящик» были положены азбуки и буквари, «История Александра Македонского», «Геометрия для ученых людей» и др. Всего в 1713 г. у царевича по этим спискам имелось более 300 книг; если присоединить к ним издания, хранящиеся сейчас в Библиотеке Академии наук, то о царевиче можно говорить как об одном из крупных владельцев книжных собраний России первой четверти XVIII в. 8 мая 1713 г. Иван Кикин доносил царевичу: «По указу Вашего величества у протопопа Якова Игнатьевича принял я против росписи посуду и книги… О книгах, государь, все ль они против росписи или нет – о том Вашему величеству подлинно донесть невозможно, понеже в разные времена многие из них взяты к Вашему величеству. А о Евангелии напрестольном, что в росписи написано в первых: обложенное бархатом красным с Евангелисты серебряными вызолоченными с чернью, а сказали мне, что Ваше величество пожаловал в церковь». Что касается тематики книг Алексея Петровича, то судя по описям 1713 г., можно возразить тем историкам, которые считали, что в его библиотеке преобладали книги религиозного содержания. В собрании было много книг светского содержания, преимущественно по истории, филологии, военному делу, т.е. по тем предметам, которыми Алексей Петрович занимался. В делах Тайной канцелярии, кроме описи библиотеки, была сделана еще одна находка: в одном из дел был обнаружен ключ от ящика, куда были сложены главные бумаги, собранные во время розыска. В деле Тайной канцелярии имеются сведения «О бумагах по делу царевича запечатанных в ящик, поставленном в С.-Петербургскую крепость»; по ним можно проследить весь путь от изъятия бумаг до помещения их в Санктпетербургскую (Петропавловскую) крепость. За хранением документов и их перемещением наблюдали назначенные Петром I тайный советник, лейб-гвардии капитан П.А. 23 Толстой, генерал-поручик И.И. Бутурлин, майор А.И. Ушаков. 27 августа 1718 по указу Петра I они издали указ «по розыскным тайным делам о побеге царевичеве Алексея Петровича и по Суздальскому делу о бывшей царице монахине Елене подлинные оригиналы, а именно собственноручные письма царского величества к сыну его царевичу Алексею Петровичу и его царевичевы на то ответные и повинные письма о побеге его, и бывшей царицы подлинные ж своеручные письма, что скинула своевольно с себя монашеское платье и ходила в мирском и жила с Степаном Глебовым блудно, и его о том Глебова своеручные ж повинные письма… А помянутый ящик с оригиналами запечатан государевою печатью при его превосходительстве тайном советнике и от лейб-гвардии капитане Петре Андреевиче Толстом в бытность его в канцелярии Правительствующего сената в присутствии при том господ сенаторов». Бумаги были сосредоточены по разделам. В первом, наиболее главном, - переписка царя Петра I с царевичем, «повинное письмо» Алексея Петровича и «черновые манифесты» о его побеге (всего 33 документа). Во втором – бумаги «по Суздальскому делу о бывшей царице монахине Елене, оригиналы» (письма, взятые из дому Аврама Лопухина, «персни и печать бывшей царицы, данные Степану Глебову» (всего 6 документов). 22 декабря 1718 г. Никита Стрешнев направил опись розыскных дел на рассмотрение сенаторам, которые должны были «приказать» передать их в Канцелярию розыскных дел. В начале следующего года вопрос был решен и 9 января 1719 г. последовал указ: по описи «за подписью обер-секретаря Анисима Щукина о побеге царевича Алексея Петровича тайные розыскные дела в канцелярию тайных розыскных дел принять и во оных расписаться канцеляристу Ивану Клишину. И из оных нумера второго подлинные выписки со объявлением от Его царского величества о суде на него царевича за подписанием его величества руки с рассуждением духовных персон и с приговором министрским и сенацким и протчих военного и гражданского чина людей за руками их за закрепою по листам обор же секретаря Щукина и с печатным манифестом для лутчего сохранения положить тех же тайных розыскных дел ко оригиналом в ящик, поставленный в Санктпитербурхской крепости в казарму, в которой поставлены посольские дела, а протчие все по вышеписанной описи присланные из Канцелярии сенатской дела собрав с другими достальными тайными делами положа в особый ящик и подписав на оных ярлыки, поставить в ту ж казарму запечатав». Дела по Суздальскому делу «О бывшей царице монахине Елене» были сосредоточены в Москве. После описания они были положены в особый кованый ящик, а дела «вершенные» в другой липовый ящик и «…ящик с оригиналами запечатан печатью царского величества, которая для запечатания взята была из Посольской канцелярии». В Петербург из Москвы ящики были доставлены с дьяком Тимофеем Палехиным и молодыми подьячими «в Санктпетербургскую крепость в особую казарму у Васильевских же ворот». Кроме ящиков с документами в крепости «под караулом» находилось два ящика с алмазными и золотыми вещами из «описных домов Александра Кикина, князь Василия Долгорукова, Аврама Лопухина». Отдельно запечатанная сургучной печатью лежала «шпага с золотым ефесом, у ножен крючек и наконечник золотые, да две трости с наболдашниками золотыми, в том числе у одной наконечник золотой, а у другой серебреной с тесьмою шелковою с серебром и с кистью серебреною, другая с лентою». 11 мая 1719 г. последовал еще один указ: «Дела принять дьяку Ивану Сибелеву с распискою, которые ему иметь в Канцелярии тайных разыскных дел впредь до указу и хранить, а вышеписанные тайные разыскные дела, положа в особый ящик, переставить к тем же делам, которые поставлены в казарме в сундуке, и запечатать оные все печатью…». Таким образом, из документов Тайной канцелярии становится известно, что ключ сохранился от «особого» ящика. К нему приложена записка с пояснениями: «Ключ от ящика, в котором положены подлинные оригиналы руки царского величества и сына его царевича Алексея Петровича и протчих о побеге его царевичеве и по Суздальскому делу, которые за печатью государевою и тайного советника Петра Андреевича Толстого. Поставлены в казарму, где лежат посольские дела августа 27 дня 1718 года, а сей ключ за печатью его же тайного советника Петра Андреевича Толстого». Записка была свернута в виде конверта и запечатана сургучными печатями. В настоящее время розыскные дела царевича Алексея Петровича хранятся в РГАДА. 24 ПРЕСТУПНИК ИЛИ ЖЕРТВА РБІЖЕНКОВ ДИРЕКТОР Среди записей за 26 июня 1718 г. в записной книге Санкт-Петербургской гарнизонной канцелярии значилось: «Того ж числа по полудни в 6 часу, будучи под караулом в Трубецком роскате в гварнизоне, царевич Алексей Петрович преставился». Так лаконично, без каких-либо пояснений сообщалось о смерти старшего сына Петра I от первого брака царя с Евдокией Лопухиной, которая к этому времени уже почти двадцать лет была заточена в монастырь под именем «старицы Елены». То, что, вопреки обычаю, за смертью члена царской семьи, а тем более недавнего наследника престола, не последовало объявление траура, не могло не породить в обществе самых различных слухов и толкований. По официальной версии, которая, впрочем, так и не была обнародована публично, смерть царевича не была насильственной, он умер от апоплексического удара, не вынеся сильного душевного потрясения. По другим, более вероятным версиям царевич умер от последствий пыток или был тайно казнен. Как бы то ни стало, царевичу Алексею было от чего испытать душевное потрясение: 24 июня созданный царским указом суд вынес ему смертный приговор. Главным пунктом обвинения в приговоре значилось: «особливо умысл свой бунтовный против отца и государя своего, и намеренный из давних лет подыск и произыскивание к престолу отеческому и при животе его, чрез разные коварные вымыслы и притворы, и надежду на чернь, и желание отца и государя своего скорой кончины … но чиня все ему противности, намерен был против воли его величества, по надежде своей, не токмо чрез бунтовщиков, но и чрез чужестранную цесарскую помощь и войска, которые он уповал себе получить, и с разорением всего государства и отлучением от оного того, чего б от него за то ни пожелали, и при животе государя, отца своего, достигнуть». О том, насколько обоснованными были эти тягчайшие обвинения, следует сказать отдельно. Отметим лишь то, что после вынесения такого приговора у Алексея могла оставаться еще последняя надежда. Судьи заканчивали сентенцию обращением к царю: «подвергая, впрочем, сей наш приговор и осуждение в самодержавную власть, волю и милосердное рассмотрение его царского величества, всемилостивейшего нашего монарха». Однако, было очевидно, что судьи никогда бы не решились посягнуть на жизнь царевича без ясно выраженной воли самодержца. Главное же обстоятельство состояло в том, что Петр I лично принимал участие в розыске (следствии) по делу сына, в том числе с применением пыток. В России XVII-XVIII вв. пытка оставалась универсальным инструментом судебного и сыскного процесса. Обычно розыск начинался с «роспроса у дыбы», т. е. допроса в камере пыток, но пока без применения истязаний. Далее следовали подвешивание на дыбу («виска»), «встряска» - висение с тяжестью в ногах, битье кнутом в подвешенном виде, жжение огнем и другие тяжкие пытки. При этом, перед началом пытки испытуемого в застенке раздевали для осмотра тела. Во-первых, публичное обнажение тела считалось постыдным, раздетый палачом человек терял свою честь. Во-вторых, это делалось для определения физических возможностей допрашиваемого, он не должен был умереть под пыткой без всякой пользы для расследования. В обычных уголовных делах от пытки освобождались дворяне, «служители высоких рангов», люди старше семидесяти лет, недоросли и беременные женщины. Но в политических делах эта правовая норма не соблюдалась, на дыбе оказывались простолюдины и дворяне, рядовые и генералы, старики и юноши, женщины и больные. «Розыск» по делу царевича Алексея был начат еще 3 февраля 1718 г., сразу после того, как он был доставлен в Москву в сопровождении П. А. Толстого, и состоялось его первое свидание с отцом. Речь изначально шла об обстоятельствах его побега в октябре 1716 г. за границу, в Вену, и обращения за покровительством к императору Священной Римской империи Карлу VI. Царь потребовал у сына назвать всех лиц, кто в какой-либо степени содействовал побегу делом или советом. При этом Петр I не отказывался от своего обещания сыну безусловного прощения в случае его добровольного возвращения, но теперь, когда тот был снова в его власти, прощение оговаривалось условием дачи полных, без малейшей утайки показаний. Указанные царевичем лица немедленно брались под стражу, отправлялись в Москву и подвергались «роспросу с пристрастием», т. е. допрашивались с применением пыток. Так начался так называемый «Московский розыск», главным фигурантом которого был А. В. Кикин, бывший царский денщик, адмиралтейский советник, близко сошедшийся в Петербурге с Алексеем Петровичем и содействовавший его побегу за границу. Параллельно был начат «Суздальский розыск», главным объектом которого была мать Алексея, бывшая царица Евдокия (старица Елена) и ее монастырское окружение. Хотя обвинения сводились к 25 нарушению монашеского обета, и имя царевича не упоминалось в деле, ни у кого не было сомнений в связи двух розысков. Воспоследовавшее жестокое наказание виновных – казни и ссылки – только подтверждало это. Еще в середине XIX в. русский историк М. П. Погодин писал: «Между тем во всем этом деле, заметим мимоходом, во всем розыске, нет ни слова о царевиче Алексее Петровиче и об отношениях к нему казненных преступников. Выбраны для осуждения их совсем другие вины – оставление монашеского платья, поминание на ектениях, связь с Глебовым (любовник Евдокии – М. Р.). Все эти вины такого рода, что не могли влечь за собою подобного уголовного наказания. Все эти вины, вероятно, известны были прежде и оставлялись без внимания, тем более, что противная сторона не отличалась же слишком строгою непорочностью. Предать их теперь суду, счесть их достойными такого страшного наказания, было действием другого расчета и вместе совершенного произвола, новое разительное доказательство искусственности, недобросовестности процесса». 15-17 марта 1718 г. в Москве прошли публичные казни приговоренных по «суздальскому» делу. Тогда же был казнен (колесован) и Александр Кикин, главный обвиняемый и, одновременно, главный свидетель по делу о побеге за границу царевича Алексея. Сам царевич и некоторые другие лица, проходившие по его делу, были вскоре доставлены в Петербург для продолжения розыска. Казнь Кикина показывает, что Тайную канцелярию больше не интересовали обстоятельства побега, иначе такого важного свидетеля оставили бы до времени в живых. Теперь расследователей больше стало интересовать время, проведенное Алексеем за границей, а тут главным свидетелем должна была стать Ефросиния Федорова, возлюбленная царевича, проделавшая вместе с ним все путешествие и разлученная только на обратном пути в Россию по причине беременности. Ее доставили в Петербург в середине апреля и поместили в Петропавловскую крепость, но не в каземат, а в Комендантский дом. Еще в бытность Ефросинии вместе с царевичем в Неаполе Толстому удалось вступить с ней в сговор, по которому она сыграла важнейшую роль в склонении своего возлюбленного к возвращению в Россию. Теперь ей были предложены составленные самим царем вопросные пункты, на которые она дала подробные письменные ответы. Их содержание так решительно повлияло на судьбу царевича Алексея, что не могло не стать предметом пристального анализа историков. «Можно с большой долей вероятности предположить, что накануне составления вопросов Ефросинию в Петропавловской крепости навестил Толстой на предмет выяснения, какими сведениями она располагает. Это наблюдение вытекает из содержания вопросов. Вот что интересовало царя: “О письмах: кто писали ль из русских и иноземцев и сколько раз в Тироле и в Неаполе? О ком добрые речи говаривал и на кого надежду имел? Из архиереев кого хвалил и что про кого говаривал? Как у матери был, что он говорил? Драл ли какие письма?” Возможно также, что Петр Андреевич подсказал Ефросинии как надлежит отвечать на вопросы, чтобы угодить царю. Согласно донесению Плейера (австрийский резидент в Петербурге – М.Р.), царь велел доставить любовницу царевича в закрытой шлюпке и тайно допросил ее, после чего велел отправить обратно в крепость. Возможно, разговор этот не был оформлен документом и носил предварительный характер». Автор вышеприведенной гипотезы считает, что именно показания Ефросинии укрепили веру царя в то, что в лице сына он имеет дело с человеком, питавшим к нему и ко всем его начинаниям глубокую неприязнь. Этому несколько противоречит следующее авторское же утверждение: «Показания заканчиваются словами, что они написаны своеручно Ефросинией. Но это заявление вызывает сомнение: малограмотная любовница не могла так четко и грамотно изложить все, что она знала. Отсюда еще одна догадка: показания сочинял Толстой вместе с Ефросинией». Действительно, показания заканчиваются словами: «А сие все писала я Ефросиния Федорова дочь своею рукою», и сравнение с другими ее же письмами это подтверждает, но внешний вид рукописи только усиливает сомнение. Н. Г. Устрялов сопроводил публикацию примечанием: «Показание на 3 стр. в лист, нетвердою рукою», но, во-первых, показания занимают все 6 страниц, а во-вторых, написаны они твердым разборчивым почерком, ровными строками, почти без помарок и исправлений. Как будто писалось под диктовку или переписывалось с ранее написанного. Если мы имеем дело с толстовским сочинением, что более чем вероятно, а тот, в свою очередь, стремился угодить царю, то получается, что Петр I «уверовал» в то, во что сам хотел верить: сын не просто нерадивый ослушник, а непримиримый враг. Нельзя, конечно, игнорировать и собственный мотив Толстого: отягощая своим «сочинением» вину царевича, подводя его под смертный приговор, он стремился физически устранить обманутого им человека, чтобы не опасаться возмездия в дальнейшем. Суть «показаний Ефросинии» сводилась к тому, что царевич неоднократно высказывал желание заполучить отцовский трон, надеясь на смерть отца, не исключая и насильственной, и 26 младшего брата (царевич Петр Петрович род. 1715 г. – М. Р.); что он неоднократно жаловался на отца императору Карлу VI в надежде на его помощь против отца и вел тайные переговоры с австрийцами; что писал в Россию «подметные» письма к архиереям церкви и сенаторам; что с радостью воспринимал известия о мятежах в России и возмущениях в русских войсках за границей; что собирался после своего воцарения прекратить войну, даже ценой уступок уже завоеванного, отказаться от флота, вернуть столицу в Москву и прогнать всех отцовских советников. Показания главного свидетеля обвинения удовлетворили царя, Ефросинию не допрашивали «с пристрастием» и обходились с ней довольно милостиво, она даже не была заключена в тюрьму, а оставалась в Комендантском доме пользуясь относительной свободой. Однако, требовалось, чтобы и Алексей признался и подтвердил эти показания. 12 мая ему была устроена очная ставка с Ефросинией, на которой она уличала его, повторяя свои письменные показания, но он «запирался». Можно представить, что творилось на душе у царевича, когда он столкнулся с предательством самого близкого и любимого человека! Ведь всего месяц назад, в день Пасхи 13 апреля он умолял царицу Екатерину Алексеевну упросить отца позволить ему жениться на Ефросинии, а еще раньше, в Неаполе инсценированная Толстым угроза разлучить любовников и обещание от имени царя разрешить их брак в России повлияли на решение Алексея вернуться на родину. Обвинить ее теперь во лжи, значило обречь на пытку, так, по крайней мере, мог предположить Алексей, которого самого пока еще не пытали и даже содержали под караулом, но не в тюрьме. С другой стороны, полностью подтвердить показания любовницы, было равносильно подписанию самому себе смертного приговора. На последовавших допросах царевич стал давать уклончивые показания, частично подтверждая, частично отрицая обвинения. Но это не могло устроить царя Петра, который, по-видимому, уже принял основное решение по делу сына. 13 июня 1718 г. Петр I обратился с посланиями к духовным иерархам и светским чинам – сенаторам, министрам, генералитету – о создании суда над царевичем Алексеем Петровичем. Царь призывал будущих судей судить нелицеприятно, не обращая внимания на то, что речь шла о царском сыне (от прав наследника престола тот отрекся на торжественной церковной церемонии в Москве еще 3 февраля). Разумеется, это была фигура речи, судьи целиком зависели от монаршей воли, но царь стремился придать суду видимость объективности, ему было небезразлично, как воспримут это дело в России и за границей. Тем более требовалось полное публичное признание и покаяние от царевича, который с 14 июня был заключен в Трубецкой раскат Петропавловской крепости, где рядом с его камерой был устроен застенок для пыток. Однако, это еще не устрашило его в достаточной степени, ибо будучи введен в сенатскую палату на судебное заседание, он вступил с судьями в пререкания. Потребовались другие средства, чтобы сломить волю Алексея к сопротивлению. 19 июня 1718 г. царевич был впервые подвергнут пытке кнутом, причем, в присутствии отца. О том, что представляла собой такая пытка, можно судить по свидетельствам современников иностранцев. Как писал датчанин Юст Юль, «Палач подбегает к осужденному двумя-тремя скачками и бьет его по спине (кнутом), каждым ударом рассекая ему тело до костей. Некоторые русские палачи так ловко владеют кнутом, что могут с трех ударов убить человека до смерти». Такую же технику нанесения ударов описывает и англичанин Перри: «При каждом ударе он (палач) отступает шаг назад и потом делает прыжок вперед, от чего удар производится с такою силою, что каждый раз брызжет кровь и оставляет за собой рану толщиною в палец. Эти мастера, как называют их русские, так отчетливо исполняют свое дело, что редко ударяют два раза по одному месту, но с чрезвычайной быстротой располагают удары друг подле дружки во всю длину человеческой спины, начиная с плеч до самой поясницы». Эти свидетельства надо принимать во внимание, чтобы понять состояние царевича Алексея, получившего в тот первый «пыточный» день максимальную норму – 25 ударов. Большего количества ударов кнутом кряду обычно никогда не назначалось, так как даже здоровый, физически крепкий человек мог не перенести такого истязания. Царевич же богатырским здоровьем не отличался, и надо полагать, что пытка не могла не отразиться самым решительным образом на его физическом и психическом состоянии, что принимал во внимание Петр I написав через три дня, 22 июня в записке Толстому: «Сегодня, после обеда, съезди и спроси и запиши не для розыска, но для ведения: 1. Что причина, что не слушал меня и нимало ни в чем не хотел делать того, что мне надобно, и ни в чем не хотел угодное делать, а ведал, что сие в людях не водится, также грех и стыд? 2. Отчего так бесстрашен был и не опасался за непослушание наказания? 3. Для чего иною дорогою, а не послушанием, хотел наследства (как я говорил ему сам), и о прочем, что к сему надлежит, спроси». Впервые публиковавший эти документы в середине XIX в. Устрялов 27 указал в примечании, что письменные ответы написаны рукой царевича Алексея , что может вызвать удивление с учетом состояния последнего. Это понимал и царь, когда поручал Толстому – «спроси и запиши», т.е. он сомневался в способности сына собственноручно написать ответы, а между тем в них нельзя обнаружить каких-либо отклонений, они последовательны и логичны. Как и в случае с показаниями Ефросинии, текст ответов царевича выглядит куда более упорядоченным, чем другие показания, написанные его собственной рукой, причем тогда, когда он еще не подвергался пыткам. Представляется справедливым другое утверждение: «что ответы были составлены не царевичем, а Петром Андреевичем Толстым, причем в угодном царю духе». Правда, автор этой догадки, ссылаясь на обилие в ответах достоверных деталей, делает нелогичный вывод: «Все это похоже на то, что в предчувствии скорой смерти царевич исповедовался перед отцом». Такой парадокс объясняется тем, что сам автор, следуя ставшей официальной «устряловской» версии, именно из этой якобы «исповеди» черпает краски для портрета царевича, характеристики его личности на протяжении всей недолгой жизни. На самом деле, если только царевич принимал какое-то участие в составлении этих ответов, мы имеем дело с вынужденным самооговором: Толстой в очередной раз либо запугал, либо обманул свою жертву. Так возникает образ ленивого, невежественного, испытывающего отвращение к учению, склонного к ханжеству человека. Как мог царевич в исповеди отцу писать: «не токмо дела воинские и прочие от отца моего дела, но и самая его особа зело мне омерзела»?! Но самое главное, ради чего затевался этот допрос якобы «не для розыска», содержалось в ответе на третий вопрос: «И ежели б до того дошло и цесарь бы начал то производить в дело, как мне обещал, и вооруженной рукою доставить меня короны Российской, то я б тогда, не жалея ничего, доступал наследства, а именно, ежели бы цесарь за то пожелал войск Российских в помощь себе против какого-нибудь своего неприятеля, или бы пожелал великой суммы денег, то б я все по его воле учинил, также министрам его и генералам дал бы великие подарки. А войска его, которые бы мне он дал в помощь, чем бы доступать короны Российской, взял бы я на свое иждивение, и одним словом сказать, ничего бы не жалел, только бы исполнить в том свою волю». Именно это «признание» было положено в основу смертного приговора. Леность, неспособность к учению и воинским делам, даже нелюбовь к отцу и государю могли быть признаны достаточными причинами для лишения права на престолонаследие, но лишать за это жизни, было бы чрезмерной жестокостью. Другое дело, сговор с иностранной державой с целью вооруженного захвата короны Российской, - это уже вполне «тянет» на смертный приговор, который и был вынесен 24 июня 1718 г. Вынесение приговора не прекратило допросов, в тот же день «застенок был учинен» дважды, оба раза в присутствии царя. Алексей получил еще 15 ударов кнутом, а ведь даже закоренелым преступникам давалась неделя между первой и второй пыткой для залечивания ран. Последний допрос с царским участием продолжался больше двух часов утром 26 июня в день смерти царевича. Чего добивались от Алексея - неизвестно, но ясно, что «он был раздавлен чудовищной машиной сыска и мог ради прекращения мучений признать за собой любые преступления, сказать все, что бы не потребовал главный следователь – царь Петр». Скорее всего, царевич умер не вынеся последствий пыток, но с полной уверенностью этого утверждать нельзя, ибо по другой версии его тайно казнили в Петропавловской крепости. В середине XIX в. появились списки письма А. И. Румянцева некому Д. И. Титову, в котором рассказывалось о том, как автор письма вместе с П. А. Толстым, И. И. Бутурлиным и А. И. Ушаковым по прямому поручению царя умертвили царевича Алексея в крепости задушив подушками. Н. Г. Устрялов опубликовал это письмо вместе с другими документами по делу царевича Алексея, но он же достаточно убедительно доказал его поддельность. Тем не менее, версии тайной казни нельзя исключать, потому что «смерть Алексея произошла в самый, если так можно сказать, нужный для Петра I момент. Царь должен был либо утвердить вынесенный судом смертный приговор, либо его отменить. На раздумье ему отводилось всего несколько дней: 27 июня предстоял великий праздник – годовщина победы под Полтавой, а 29 июня – именины царя в день святых Петра и Павла. К этим датам логичнее всего было приурочить акт помилования. Но, по-видимому, у Петра была другая цель – покончить с сыном, который, по его мнению, представлял опасность для детей от второго брака с Екатериной и для будущего России. Но как это сделать? Одобрить приговор означало и привести его в исполнение, то есть вывести царевича на эшафот и публично пролить царскую кровь! Но даже Петр I, не раз пренебрегавший общественным мнением, на это не решился. Он не мог не считаться с последствиями публичного позора для династии, когда один из членов царской семьи попадал в руки палача. … Словом, тайная казнь царевича оставалась единственным выходом 28 из крайне затруднительного положения, в котором оказался царь, сгоряча устроивший «законный суд» над сыном и добившийся вынесения ему смертного приговора». Но даже смерть царевича, от чего бы она ни последовала, не разрешила неопределенности ситуации, связанной с его делом. На вопросы иностранных резидентов, будет ли объявлен траур, следовал ответ, что траура не будет, т.к. царевич умер как преступник. Действительно 27 и 29 июня двор праздновал, как ни в чем ни бывало, но 30 июня состоялись похороны царевича с почестями, подобающими члену царствующего дома: за гробом шел царь, за ним Меншиков, министры, сенаторы и «прочие персоны», словом, те самые люди, которые неделей раньше подписывали смертный приговор. Неразрешенным также остался вопрос, почему царь, а в этом не может быть сомнений, обрек на смерть сына? Присущая Петру I жестокость не представляется здесь достаточным объяснением. Все его царствование от первых до последних дней сопровождали пытки и казни, но в народной памяти оно не отождествляется с вакханалией бессмысленного террора, подобной опричнине Ивана Грозного. Петр казнил тех, кого считал врагами своими и Государства и располагал доказательствами того. Вряд ли он искренне верил в то, что царевич Алексей мог встать во главе мятежа или организовать нашествие австрийских войск на Россию, как это следовало из показаний Ефросинии и самого царевича, предъявленных суду. Он не мог не знать, что эти «показания» фактически продиктованы им самим через Толстого. Значит, причина жестокой решимости царя кроется в другом. Отношения отца и сына никогда не отличались особой теплотой, рожденный от нелюбимой жены сын не пользовался отцовской любовью. Все же, до поры до времени Петр видел в нем законного наследника, и по достижении им 17-летнего возраста стал привлекать к делам управления. Правда, уже в 1707 г. царевич вызвал отцовский гнев тайным посещением матери, заточенной в монастыре, но серьезных последствий это тогда не имело. Царевич продолжал выполнять связанные с ходом Северной войны поручения отца в Смоленске, затем в Москве и, хотя особого рвения не проявлял, делал свое дело ответственно и добросовестно, во всяком случае, нареканий от отца не было. С конца 1709 г. царевич неоднократно выезжал за границу, в Польшу и Германию, и жизнь в Европе ему нравилась, что опровергает позднейшие утверждения, что он предпочитал европейским порядкам «старомосковские обычаи». Американский историк П. Бушкович обратил внимание на изъятые в ходе следствия, среди прочих бумаг Алексея Петровича, его библиотечные списки и письма, содержавшие запросы на книги, просьбы и благодарности за латинские книги. «В библиотеке Хельсинкского университета хранятся печатные книги Алексея. Это католические катехизисы, лютеранская благочестивая литература и латинские руководства к благочестивой жизни. Как показывают пометки в книгах, Алексей знал немецкий, латинский, польский, может быть, не в совершенстве, но в достаточном объеме, чтобы читать книги, которые он покупал и брал читать в Киеве, Варшаве, Дрездене, Карлсбаде и Лейпциге. Это благочестие Европы позднего барокко, но не традиционного московского православия». Насколько же это не совпадает с тем, что наговаривал на себя царевич в «показаниях» 22 июня 1718 г. В той же статье П. Бушкович утверждает, что Петр и Алексей, оба были «европейцами», но первому была чужда культура позднего барокко, он восхищался достижениями протестантской Северной Европы с ее моряками, инженерами и солдатами. Это утверждение справедливо лишь отчасти, и больше относится к молодому Петру Алексеевичу времен Великого посольства. Уже в «петербургский» период, а особенно после Полтавы, когда Россия становится активным игроком на международной арене, Петр I проникается европейской культурой в более широком, а не в узко «техническом» смысле. Но, как бы то ни было, вопреки традиционным хрестоматийным представлениям конфликт отца и сына лежал не в религиозно- культурной плоскости. Не приходится сомневаться, что до 1712 г. Петр I видел в царевиче Алексее своего единственного законного наследника. Это подтверждается его матримониальными планами в отношении сына. В октябре 1711 г. был заключен брак Алексея Петровича с принцессой Шарлоттой БрауншвейгВолфенбюттельской, родной сестрой супруги императора Священной Римской империи Карла VI. Таким образом, устанавливались родственные связи династии Романовых с могущественными Габсбургами, что должно было послужить укреплению международных позиций России. В таких условиях лишение Алексея наследства противоречило, по меньшей мере, внешнеполитическим целям Петра I. Начиная с 1712 г. отношение отца к сыну начинает меняться не в лучшую сторону, чему в немалой степени способствовало его собственное официальное бракосочетание с Екатериной Алексеевной. Возведение бывшей наложницы в ранг царицы ставило вопрос о судьбе ее детей от Петра, из которых 29 ко времени брака родителей оставались в живых дочери Анна и Елизавета, но была надежда на рождение сына. То, какова будет их участь в случае вступления на престол Алексея Петровича, не могло не волновать новую царицу, а уж о правах ее детей на российский трон нечего было и думать при живом царском сыне от первого брака. Документальных свидетельств каких-либо интриг Екатерины против пасынка (кстати, и своего крестного) до нас не дошло, но ее роль в деле царевича Алексея может быть вычислена по латинскому изречению «Cui prodest?». Другим лицом, оказавшим несомненное влияние на ухудшение отношения царя к старшему сыну, был светлейший князь А. Д. Меншиков. Когда царевич был еще подростком, Петр поручил ему руководство воспитанием своего сына, но исполнение князем педагогических обязанностей было скорее номинальным, чем реальным. Более того, современники и историки отмечали, что «воспитатель» и «воспитанник» и в дальнейшем находились не в лучших отношениях. Вот какой эпизод, относящийся к 1712 г. приводит в своей книге старейший российский историк петровской эпохи Н. И. Павленко: « Однажды во время устроенного Меншиковым обеда, на котором присутствовали офицеры дислоцированной в Померании армии, в том числе и царевич Алексей Петрович, зашел разговор о дворе Шарлотты. Меншиков отозвался о нем самым нелестным образом: по его мнению, двор был укомплектован грубыми, невежественными и неприятными людьми. Князь выразил удивление, как может царевич терпеть таких людей. Царевич встал на защиту супруги: раз она держит своих слуг, значит, довольна ими, а это дает основание быть довольным ими и ему. Завязалась перепалка. Меншиков возразил: “Ты слеп к своей жене, она тщеславна”. Царевич воскликнул в ответ: “Знаешь ли ты, кто моя жена, и помнишь ли ты разницу между ней и тобой?!”. Меншиков: “Я это хорошо знаю, но помнишь ли ты, кто я?”. Царевич: “Конечно, ты был ничем, и по милости моего отца ты стал тем, что ты есть”. Меншиков: “Я твой попечитель, и тебе не следует со мною так говорить”. Царевич: “Ты был моим попечителем, теперь уже ты не мой попечитель, я сам умею позаботиться о себе, но скажи мне, что у тебя против моей жены?”. Меншиков: “Что у меня против нее: она высокомерная немка, и все оттого, что она в родстве с императором, но от этого родства ей, впрочем, будет мало проку, а во-вторых, она тебя не любит, и она права в этом, ибо ты обращаешься с ней очень дурно; кроме того, ты своим видом не можешь возбудить любви”. Царевич: “Кто сказал, что она меня не любит? Я очень хорошо знаю, что это неправда, я ею очень доволен и убежден, что и она мною довольна. Да сохранит Господь ей жизнь, я буду с нею очень счастлив”. Меншиков: “Я своими глазами убедился в противном, она тебя не любит. Плакала она, когда ты уезжал, от досады, видя, что ты ее не любишь, а нисколько не от любви к тебе”. Царевич: “Не стоил ты того, чтобы на нее смотреть; ее нрав очень кроток, и хотя она не моей веры, должен, однако, сознаться, что она очень благочестива; что она меня любит, в этом я уверен, ибо ради меня она все покинула, и в том тоже я уверен, что она честна; впрочем, неудивительно, что ты так говоришь, ибо ты судишь об имперских княжнах по тем, которые у нас, и особенно по твоей родне, которая никуда не годится, так же, как и твоя Варвара (свояченица Меншикова – Н.П.). У тебя змеиный язык, и поведение твое беспардонно. Я надеюсь, что ты скоро попадешь в Сибирь за твои клеветы; моя жена честна, и кто впредь мне станет говорить что-нибудь против нее, того я буду считать отъявленным врагом”. Царевич велел наполнить бокалы, выпили за здоровье кронпринцессы, и все офицеры бросились к ногам царевича». К сожалению, автор не приводит ссылки на источник столь подробных сведений об этом столкновении Меншикова и царевича Алексея, но если такой диалог имел место, да еще в присутствии офицеров, можно представить, какого смертельного врага приобрел царевич в лице светлейшего князя, которому прямо была высказана угроза ссылки в Сибирь. А ведь А. Д. Меншиков был реально вторым лицом в государстве, правой рукой царя Петра, ближайшим доверенным советником. Властный, расчетливый и безжалостный, Меншиков признавал над собой только власть самого царя, которому был обязан всем своим благосостоянием. При таком наследнике престола, как царевич Алексей Петрович, светлейший князь рисковал все потерять в один момент, вряд ли он наблюдал это, «сложа руки» и ничего не предпринимая. Заметим, кстати, что именно Меншиков производил первые аресты и допросы по делу царевича, активно участвовал в розыске на всем его протяжении, а под приговором суда его подпись стояла первой. Гром грянул над головой царевича в 1715 г. 12 октября Шарлотта родила ему второго ребенка, на этот раз сына, но ослабленное ее здоровье не выдержало, и 22 октября она скончалась. И вдруг, в день ее погребения царь публично вручает Алексею письмо, начинающееся словами «Объявление сыну моему». В письме царевич обвинялся в полнейшей неспособности к государственным делам, и содержалась угроза лишения его наследства. На странности этого акта обратил внимание еще М. П. 30 Погодин: «Что за странное намерение отдать письмо в руки царевичу в публике, перед множеством свидетелей, в день погребения жены? Письмо носит явные признаки сочинения, с риторикою: его, верно, писал грамотей на досуге, не Петр, выражавшийся и не в таких случаях отрывисто. Да и на что письмо? Разве нельзя было передать все еще сильнее на словах? Во всем этом действии нельзя не видеть черного плана, сметанного в тревоге белыми нитками. Как же объяснить это загадочное событие? Верно, у Петра давно уже возникла мысль отрешить от наследства Алексея, рожденного от противной матери, не разделявшего его образ мыслей, не одобрявшего его нововведений, приверженного к ненавистной старине, склонного к его противникам. Верно он возымел желание предоставить престол детям от любезной своей Екатерины. Екатерина, равно как и Меншиков, коих судьба подвергалась бы ежеминутной опасности в случае смерти царя, старались, разумеется, всеми силами питать эту мысль, пользуясь неосторожными выходками царевича. Они переносили Петру все его слова, толковали всякое движение в кривую сторону, раздражали Петра более и более. И вот лукавая совесть человеческая, вместе с сильным умом, начала подбирать достаточные причины, убеждать в необходимости действия, оправдывать всякие меры, она пугала прошедшим, искажала настоящее, украшала будущее – и Петр решился! Он решился, и уж, разумеется, ничто не могло мешать ему при его железной воле, перед которою пало столько препятствий. Погибель несчастного царевича была определена. В средствах нечего было ожидать строгой разборчивости: Петр в таких случаях ничего не видел, кроме своей цели, лишь бы скорее и вернее кончено было дело». Рассуждение историка построено на догадках, ибо дошедшие до нас документальные свидетельства не дают всей полноты картины, но логическое заключение представляется убедительным: «Объявление моему сыну» - это обвинительный акт, на который предполагалось сослаться впоследствии. Вероятно, что у Петра изначально не было намерения лишить сына жизни, рассматривались варианты с официальным отречением от престолонаследия, даже с пострижением в монахи, на что испуганный Алексей тут же давал согласие. Однако, всем было ясно, что ни клятвы, ни отречение, ни даже монашеский сан царевича не лишат его харизмы законного наследника престола как в глазах аристократии, так и простого народа. И неважно, говорил ли Кикин про «клобук, что к голове гвоздем не прибит» или нет, эта мысль могла прийти на ум любому. Побег царевича за границу очевидно показал Петру, что даже слабовольный и нерешительный Алексей, загнанный в угол способен оказать сопротивление, хотя бы и пассивное. С этого момента участь его была решена, Петр не мог оставить его в живых. В этом был истинный мотив всей последовавшей трагедии. В уже цитировавшейся статье американского историка П. Бушковича, имеющей подзаголовок «Новый взгляд на дело царевича Алексея», делается попытка представить пребывание царевича в Вене, как нечто более политически важное, чем просто поиск убежища. Анализируя документы австрийских архивов, автор сетует на то, что они не содержат «свидетельств о дискуссиях австрийцев или решениях по поводу того, что сказать Алексею или что с ним делать, хотя он, несомненно, стал объектом первостепенного политического значения сразу по приезде… Должны быть отчеты о тех дискуссиях в Тайном совете по поводу ответа на запросы Петра и упреки Карлу за предоставление убежища Алексею, но ни один из них не содержит даже косвенного намека на то, что Вена планировала сделать с царевичем. Отсутствие каких-либо отчетов тем более неприятно, что Алексей позднее говорил Петру, что после его приезда в Вену Тайный совет обещал ему вооруженную поддержку для водворения на трон. Или решающие дискуссии 1716-1717 годов не были записаны, или отчеты о них были удалены из записи после разрыва отношений». Мы уже видели, что о якобы обещанной ему австрийцами вооруженной помощи для овладения отцовским престолом царевич «говорил» после пыток по подсказке П. А. Толстого. Совсем необязательно, а скорее наоборот, таких обещаний не могло быть в австрийских документах. То, что на Алексея в Вене смотрели как на важную фигуру в политической игре, вовсе не означает, что царевич просил о вооруженной помощи против отца, а император ее обещал. Так же маловероятной выглядит другая версия П. Бушковича о том как «в августе 1717 г. французский офицер по имени Дюре(с) вступил в контакт с шведским эмиссаром в Голландии бароном Георгом Генрихом Гертцем и фактически премьер-министром Карла XII. Офицер привез письмо на русском языке от царевича с его подписью и просьбой к Швеции о защите». Во-первых, кто и когда публиковал или хотя бы видел в каком-либо архиве это письмо? Во-вторых, с какой стати царевич стал бы писать шведскому резиденту по-русски, владея немецким, польским, латинским? То, что в Швеции знали о бегстве царевича в Вену, о его конфликте с отцом и надеялись использовать это в своих интересах, еще не является доказательством обращения Алексея за помощью к шведам. 31 В заключение надо отметить, что судьба главных участников расправы с царевичем Алексеем Петровичем была плачевна: они не получили из этого ожидаемой выгоды. Петр I, так озабоченный выбором достойного преемника, которому мог бы без опасения вручить созданную им Империю, сраженный болезнью, не смог даже слабым жестом указать наследника. К тому же, незадолго до смерти он должен был испытать горечь от неверности Екатерины, которую только что короновал императрицей. П. А. Толстой был погублен Меншиковым и умер в заточении в промерзлой келье Соловецкого монастыря. Сам А. Д. Меншиков на вершине своего могущества при умиравшей Екатерине I совершил роковую ошибку, сделав ставку на малолетнего сына царевича Алексея Петра Алексеевича – Петра II, с которым мечтал породниться. Низвергнутый кознями А. И. Остермана с Долгорукими бывший светлейший князь умер в глухом Березове, лишенный не только всех богатств, но даже и того, чем располагал до начала своей головокружительной карьеры – свободы. Хищные «птенцы гнезда Петрова», вырвавшись на волю, насмерть заклевали друг друга, и в этом чувствуется рука Немезиды. Директор Российского государственного архива древних актов, кандидат исторических наук М. Р. Рыженков Strafvernehmung des Zarewitsch Aleksej „Strafvernehmung des Zarewitsch Alexej durch Peter den Großen in Peterhof“ von Nikolai Ge, 1872 (Wikimedia) 32 Bericht über den Aufenthalt des Zarewitsch Alexej in den habsburgischen Ländern 1716–1718 HHStA, StA Russland I 24, Konv. 2, fol. 1 ff. (18 beschriebene Blätter) [fol. 1r] Anno 1716 den 21ten 9bris (Novembris) spathen abends gegen 10 uhr, alß ein Officier von dem Kay[serlichen] Reichs Hof Vice-Cantzler in desßen quartier bey Hof mit denen unterzeichneten Post-Briefen zu deren gantzer abfertigung auß desßen Cabinet umb wieder auf die Cantzley zu gehen, außtritt, so trifft derselbe einen gestiefelten Menschen auf der Stiegen an, welcher mit gebrochenem Teutsch und Französischen wortten zu bem[eltem] Reichs Hoff V[ice] Cantzler augenblickhlich gelaßen zu werden verlanget, und alß er der spathen zeit halber auf den morgenden Tag verwießen worden, derselbe herentgegen mit Impetuosität gleichsam eintringen wolte, so ist er gefragt worden, was ihn dan so gar sehr pressire, derselbe replicirte, er müste hinein zu dem R[eichs]Hof V[ice]Cantzlern, seye [fol. 1v] aigendts abgeschickht, und habe den Befehl annoch heut mit ihme zu reden, welchemnach er angemeldet worden, alß nun der Reich Hof Vice-Cantzler eben ahn deme ware zu Bett zu gehen, und den Frembden auf morgen fruhe 7 uhr mit dem erinneren wieder bestellte, daß er, wan er was schrifftlich habe, immitelß es hinein schickhen und sich zu erkennen geben, so replicirte er, man mögte ihn nur vorlasßen, es würde sich alles schon zeichen, und drohete auf die letzte gar, daß er widrigen falß gerad nach Hof zum Kayßer gehen wolte, dan er sachen mitbrächte, wovon Ihro Kayß[erliche] May[estä]tt noch heut informirt seyn müsten, alß er nun, ohnahngesehen der H[err] R[eichs]H[of] V[ice]Cantzler im Schlafrockh ware, vorgelasßen wurde, so brache er mit diesen Wortten herauß, unßer Cron-Printz der Czarowiz ist drunten [fol. 2r] auf dem Platz, und will mit Ew[er] Excell[enz] reden; die gestalt und arth des Menschens auch desßen vorbringen ware so geartet, daß der Reichs-Hof-Vice-Cantzler ihn erinnerte, mit der wahrheit umbzugehen, und dan der Czarowiz zu ihme und anhero käme, so ubersetzte derselbe, der Czarowiz habe viel gutes von ihme R[eichs]H[of]V[ice]Cantzlern, auch gehört, daß ahn diesem Hof die frembde sich zu ihme zu wenden hätten, alßo komme er auch zu ihme, übrigens wolte sein Herr gantz geheimb und von Niemand gesehen seyn, des halben er sich in dem nahe gelegenen Würtz-hauß beym Klapperer genant zeit gestern mit ihme allein, alle seine in 3 Persohnen bestehende Leuthe aber und weniges bagage in der Leopold-Statt gehalten habe; alß ihme nun repliciret, der R[eichs]H[of]V[ice]Cantzler würde sich gleich selbst in stand setzen, und zu seinem herrn kommen, [fol. 2v] und indesßen einen Vertrauten schickhen, so replicirte er, der Czarowiz seye schon bey handen, mögte nur Jemand mit schickhen, er wollte gleich selbsten ihn bringen; so auch durch den mit einem Compliment abgeordneten Officier so geschwind beschahe, daß der Czarowiz sambt obigen beiden eingetretten, ehe und bevor der R[eichs]H[of]V[ice] Cantzler sich gantz an zu kleiden die zeit gewinnen könnte. Der anspruch von weyl[and] Ihrer D[urchlaucht] ware demnach in etlichen höflichen wortten besondern Vertrauens wie oben gemeldet, sambt dem begehren diese Leuthe abtretten zu laßen, welches kaum geschehen, so brache derselbe mit großen gesticulationen folgender masßen herauß, Ich komme anhero umb den Kayßer meinen Schwager umb Protection und daß er mein Leben errette, zu bitten, man will mich umbringen, man will mich [fol. 3r] und meine arme Kinder umb die Cron bringen, mit voller Angst überall herumschauent, und von einem auf den andern orth laufend, und alß der R[eichs]H[of]V[ice]Cantzler den Czarowiz wohl betrachtet, auch habender beschreibung nach erachtet, daß es der Czarowiz seyn -, und sonsten unmöglich wäre, daß ein anderer sich so positive herauß laßen oder hazardiren könte, mithin dem Czarowiz tröstlich zusprache, und dadurch zu beruhigen suchte, daß er ja allhier in voller sicherheit seye, so fragte er endlich weiter, worinnen dan seyn wahn und angst bestehe, was er dan vorzubringen und zu suchen habe, der Czarowiz ersetzte, der Kayßer muß mein Leben retten, meine und meine Kinder Succession salviren, mein Vatter will mich drumb bringen, ich hab nichts verschuldet, meinen Vatter niemahl erzürnet oder leyds gethan, ich kan nicht davor [fol. 3v] daß ein schwacher mensch bin, Menschikof hat mich alßo erzogen, man hat mit saufen meyne gesundheit mit fleyß ruiniret, nun sagt mein Vatter ich seye nichts nutz zum Krieg und zu der regirung, ich hab aber noch verstand genueg zum regiren, Gott ist herr und gibt die Erbschafften, doch will man mir den Kopf schehren und mich in das Closter steckhen, wodurch es umb die Succession gethan, und mich mein Leben kostet, dan ich will und schickhe mich nicht ins Closter, der Kayßer muß mein Leben schützen, und wurde er hierunter so voller angst und athem, daß er auf einen Sessel niederfiele, schreyend, führet mich zum Kayßer, endlich ein Trunckh bier begehrend, in desßen ermanglung, nach einem glaß Moßel-Wein, und alß man ihn zu beruhigen suchte, indeme er allhier in sicherheit, zum Kayßer aber zu gehen, es seine allerhand ahnstoße, heut aber zumahlen 33 [fol. 4r] spathen abends eine ohnmöglichkeit haben würde, dahero der Czarowiz nur seine angelegenheit jedoch wahrhafft eröfnen, damit man der Kay[serlichen] M[ajestä]tt recht und gründlich solche vorstellen könte, hieran und in einer so wichtigen und wie es schiene ihme Czarowiz so tief zu gemüth gehenden sache würde ohnedem nichts verschwiegen werden, obwohlen man übrigens nie nichts von dergleichen allhie gehöret, noch von einem so vernünftigen Herrn wie Ihre Czar[ische] May[estä]tt seyen, und von einem Vatter solches leicht zu glauben oder zu vermuthen seyn würde, ille, er habe es umb den Vattern nie verdienet, seye allzeit gehorsamb geweßen, habe sich in nichts gemischt, sein gemüth seye sehr schwach, wegen der Verfolgung, und daß man ihn bereits tod saufen und tod strappaziren wollen, doch seye der Vatter guth, [fol. 4v] zeith deme aber die Czarowizin Kinder gehabt und nun tod, so seye alles übler worden, und noch mehr, zeit deme die neue Czarin vor handen und einen Sohn habe, diese mit dem Fürst Menschikof erzürnten den Vatter gegen ihn beständig, seyen von der grösten Boßheit, ohne Gott und ohne gewisßen, repetendo semper, er habe gegen den Vatter nie etwas gethan noch gesündiget, liebe und ehre ihn nach den zehen gebotten, er könte sich aber den Kopf nicht scheren laßen, und seinen bereits gebohrnen armen Kindern nicht praejudiciren, doch wolten die Czarin und Menschikof ihn tod oder inß Closter, alß nun bem[elte]r Carowiz sich in etwas erhohlet, und nöthig wäre, in näher umbstände der sachen zu gehen, so hat derselbe gemeldet seinen jungen lebenslauf, und daß er zum Soldaten nie keinen lust gehabt, vor etlichen Jahren aber habe ihme [fol. 5r] der Vatter die regierung gegeben, und seye alles wohl gangen, der Vatter auch zufrieden geweßen, zeit deme aber er Kinder gehabt, seine Frau tod, und die Czarin auch einen Sohn habe, so habe man ihn zu tod mortificiren oder sauffen wollen, wogegen er zu Hauß still gesesßen, nun aber vorm Jahr von dem Vattern gezwungen worden der Succession zu renuntiiren, und privat zu leben, oder ins Closter zu gehen, er seye deshalben letztens durch ein aigenen Courier, oder zum Vatter zu gehen, oder sich gleich scheren zu laßen sommiret worden, dieses wurde ihn umb Leib und Seel, jenes durch mortification und saufen erwürget haben, dan er seye advertiret worden, sich zu hüeten vor des Vatters Zorn, noch mehr aber daß er durch der Czarin anhang und Menschikof, der ihn Czarowiz förchten thue, weilen der Vatter auch schwacher gesundheit [fol. 5v] seye, gewisß würde mit Gift vergeben werden, so habe er sich gestellet zum Vatter dem Courier zu folgen, seye aber von guten Freunden gerathen worden, zum Kayßer zu gehen, der seye sein Schwager, ein großer und generoser Herr, auf welchen sein Vatter ein vertrauen und Consideration habe, der werde ihn gewisß schützen, und allein helfen können, dan er weder zu Franckhreich, noch Schweden alß feinde seines Vatters, den er nicht erzürnen wolte, gehen mögte, wobey nebenß, der Czarowiz mit vielen Trähnen auf die Verlasßung seiner Kinderverfallen, zum Kayßer verlanget, gebetten er möge ihn schützen, sein Leben erretten, er wisße wohl, dass man sage, er Czarowiz habe der Kayßerin Schwester übel tractiret, Gott aber wisße, daß er es nicht, sondern der Vatter und die Czarin es gethan, die Gemahlin alß eine Magd dienen lasßen, so sie in ihrer education nicht gewohnt geweßen, folgsamb [fol. 6r] dadurch sehr bekümert worden, man habe annebst ihn und Sie ahn allem mangel leyden laßen, und sonderlich übel tractiret, alß die Gemahlin angefangen fruchtbahr zu werden, repetendo er wölle zum Kayßer, der Kayßer werde ihn und seine Kinder nicht verlasßen, und ihn seinem Vatter nicht wieder geben, dan dieser mit bößen Leuthen umbgeben, ohnedem von großer graußamkeit, achte Menschen Bluth nichts, und glaube er habe hierüber das Recht wie Gott selbsten, dahero er schon viel unschuldiges Bluth vergosßen, ia öffter ahn arme Justificandos selbsten die Hand darahn gelegt, seye überauß Zornig und rachgierig, verschone keinen Menschen, weßenthalben, wan der Kayßer ihn seinem Vatter wieder gebe, es so viel seye, alß ihn selbst umbringen, dan wan auch der Vatter guth, so werde doch die Stief Mutter und Menschikof nicht ruhen, ihn zu Tod mortificiren oder mit Gift umbringen zu laßen, [fol. 6v] er Czarowiz verfiele hierauff in überauß große unruhe und ängsten, wolte mit gewalt zu Ihro May[estä]tt dem Kayßer und der Kayßerin, alß ihme nun die spathe nachtzeit nochmahlen und zu gemüth geführet worden, daß in ansehung der qualität eines Vatters und Sohns, auch einer so gestallten materie und umbständen, so dan in betracht derer Weltläufen, und weilen er Czarowiz annoch gantz in Cognito seye, das rhatsambste schiene, Ihro Kay[serliche] May[estä]tt selbsten nicht zu sprechen, sondern sich auf das aller geheimbste zu halten, mithin dem hießigen Hof frey zu laßen, ob die von ihme suchende Hülf ofent- oder heimlich zu ertheilen, vielleicht auch ein Mittel zu erfinden seye, ihn mit dem Vattern zu versoehnen, so hat der Czarowiz mit denen größesten ängsten und vielen Trähnen zu sothaner Versoehnung alle Hofnung benohmen, sondern gebetten, man möge ihn offentlich bey Hof halten und schützen, der Kayßer [fol. 7r] seye ia ein großer Herr und sein Schwager, endlich bittend man möge ihn heimblich fortschickhen, der Kayßer werde ia ahn ihme seine hoheit und großheit nicht ermangeln laßen und seine Verwandte ihn nicht verlaßen, endlichen aber hat er doch so viel begrifen, das heimblich zu bleiben und Ihro M[ajestä]tt des Kayßers antworth zu erwartten das rhatsambste seye, und ist nach genommenen allerseithig übrigen mensuren nacher Hauß gegangen. Auf unterthänig beschehenen Vortrag alles obiges, haben Kay[serliche] M[ajestä]tt des Czarowiz heimblichen aufenthalt, und daß er nicht zu Ihro […] kommen gnädig gut geheisßen, und sofort entschlosßen, daß dero geheimbe Conferenz alßobald zusammen tretten, das factum selbst und desßen umbstände, so dan pflichtmäsßig überlegen und einrathen solle, was in Betracht der Kayser[lichen] Hoheit und anverwandschafft Christlicher lieb und würdigkeit 34 [fol. 7v] zu thuen seyn möge, worüber und nach beschehenem unterth[äni]gsten einrathen, abends dem Czarowiz durch den Kay[serlichen] R[eichs]Hoff V[ize]Cantzlern die Kay[serliche] resolution dahin ertheilt worden, daß obwohlen Ihro Kay[serliche] M[ajestä]tt sich nicht einbilden könten, daß Ihro M[ajestä]tt der Czar gegen ihn Czarowiz alß seinem Sohn, wan zumahlen in der angerührten aufführung und Principiis eines ehrerbiethigen Sohns gegen seinen natürlichen Vatter und Herrn er biß Dato verblieben und geweßen, selbst gesinnet seyen, oder anderen solches gestatten würden, so hätten dieselbe iedannoch mit desßen angst und bekümmernuß ein gantzes Kay[serliche]s mitleyden, wolten ihme auch dero Kay[serlichen] schutz und vorsprag [?] bey seinem herrn Vattern, auß Kay[serlicher] Großmuth, andverwandschafft und Christlicher liebe nicht entziehen, sondern trachten ihn Czarowiz mit seines h[errn] Vatters May[estä]tt zu versoehnen, zu welchem ziel und ende das beste [fol. 8r] seyn würde, sich ferner allerdings geheimb zu halten, auch Ihre M[ajestä]tten beederseiths nicht zu sprechen, biß man das übrige aigentlich erfunden und resolvirt haben würde, zumahlen der Kayßerin gesegneter zustand solchen Vortrag oder besprechung nicht gestatten. Nach langer überlegung hat endlich der Czarowiz sich dem Kay[serlichen] Willen gantz unterworfen, vor allem in der Welt aber gebetten ihn nicht zu extradiren oder zurückh zu schickhen, dan es würde ihn sein Leben gewisß kosten, mit dem Vattern wolte er sich nicht allein gar gern versoehnen, sich ihme zu vollkommenem gehorsam unterwerfen, allein zu ihme so lang er lebte, oder auch in ein Closter gienge er einmahl nicht, dan dieses würde der Verlust seines Leibs und der Seelen seyn, er habe allzeit die 10 gebott vor augen gehabt, seinen Vattern nie belaidiget, daß er aber nicht [fol. 8v] mehr geist habe, das komme von Gott und dem Menschikof, der ihme schlechte education gegeben, allzeit untertruckhet, nichts lernen lassen, und lauther schlechte Leuthe oder Narren in der iugend zu ihme gethan habe, man möge ihn auch nicht in Boheim oder Hungarn schickhen, dan dorten würde ihn die sprach oder die religion verrathen, und er seines Lebens wie auch nicht sicher seyn aufgehoben zu werden. Den 23ten ejusdem ist auf die Kayßer[liche] resolution sich in geheimb zu halten, bem[elter] Czarowiz auf etliche Meyle von der Residenz statt Wien in aller stille verschickhet und dorten biß auf den 7ten Xbris (Decembris) gehalten worden, biß auf der Tyrolischen Festung ehrenberg die quartier zugerichtet, zur reyß und dorten alles veranstaltet worden, indesßen schickhte der Czarowiz den ihme mitgegebenen Secretarium Keil mit denen schreiben ahn Kayß[erliche] M[ajestä]tt [fol. 9r] Lit A et B und dero Reichs-Hof Vice-Canzlern sub Lit A et B inserantur, sambt der bitte ihn nicht zu verlaßen, und ja nicht zu extradiren, mit dem auch sonderlichen ersuchen zurückh, Ihre Kayßer[lich]e May[estä]tt mögten ihm einen Griechischen Priester zu seinem Trost, und seiner und der Seinigen Seelen heil in geheimb zusenden, und überlasßen, gleichwie er strackhs anfangs inständig nuhn aber wegen denen Christ-feyertägen darumben sonderlich gebetten, wie dan der Czarowiz auch übrigens in [fol. 9v] strengem fisch esßen und fasten, ohnahngesehen der Vorstellung, daß hirdurch argwohn erweckhet werden könte, und sonst sich in seiner religions arth überauß Christlich und wohl aufgeführte hat; Den 5ten Xbris (Decembris) schickhten Ihre Kayß[erlich]e May[estä]tt einen dero Ministrorum umb. 1mo circa factum nochmahlen von demselben alles positive zu vernehmen, und zu examiniren, damit nach desßen abreyß und ge- [fol. 10r] stalten dingen nach, man mit gewißheit in deme wo rhatsam scheinen würde, noch sicher fortgehen könnte; 2do umb desßen Intention eadem seiner vorigen aufführung und ergebenheit gegen den H[errn] Vattern, 3o wegen desßen zuruckh gelaßenen Kindern. 4to wegen seiner abreyß und ferner Verhalts, auch daß kein Griechischer Priester zu finden, allenfalß aber solchen mit zu geben keines wegs, und umb da weniger rhatsamb seyn würde, alß sich keiner, wie es die ratio des Czarowiz erfordere so einsperren, oder durch denselben alles in gefahr verrathen zu werden, die gröste gefahr liefe, da herentgegen das Crenomenon seiner gantzen sicherheit und Hauptschutzes auf dem bestündte, daß der Czar von seinem aufenthalt nichts erführe, biß immittelß man weitere information einziehen -, und die zeit und gelegenheit erwarten könne, mit desßen H[err]n Vatters May[estä]tt ahn zu binden, und die Versöhnung [fol. 10v] durch sich und andere zu suchen, hierüber ware des Czarowiz D[urchlaucht] ohngemein freüdig, und ad 4tum der reyß, des aufenthalts, der einsperrung und der haubt maxime halber allerdings, wie auch wegen des Priesters außbleiben mit diesem Vorbehalt zu frieden, daß ihme in nothdürfftiger Vorfallenheit für ihn oder die seinige solcher nicht mögte versaget werden; Ad 1mum bekräftige er all vorerzehltes sehr außführ- und weitläufig, ratione renuntiationis und des Closters gehen aber repetirte ohngefährlich alles was in dem Czar[ischen] Manifest enthalten, mit diesem unterschied, daß der Czar und andere alles mögliche angewendet, umb ihn zu freywilliger renuntiation zu bringen, so er aber positive seiner Kinder halber nie eingegangen, sondern per vim et metum alles ahn sich kommen laßen, mit fernerer hinzusetzung solcher particularin, wegen der gefahr mit gewalt in ein Closter eingesperret 35 [fol. 11r] zu Tod strappaziret oder getrunckhen oder vergiftet zu werden, Item wegen des Czars bluth-durstig und grausamkeit, daß solche der umbständen der Personen und discreter ursachen halber dahir anzuführen ohnnöthig will geachtet werden, des Vatters Zorn und ungnad hat er auf die grausambe, in niederträchtigen Sentimenten erzogene, aber durch hoffarth ehr- und regir-geitz ohnersättliche stief-Mutter und den gleichmäßigen Menschikof geworfen, diesem aber sonderlich das unglückh seiner education seiner wenigen fähigkeit und alles übele darumben zugelegt, wie den er des Czarswiz gesundheit nicht traue, und sich für ihme Czarowiz und seiner descendenz fürchte, ratione des Vatters weniger Estime, lieb und zutrauens, komme eben alles von diesem Menschikof her, welcher von erster Jugend ihn nichts lernen laßen, von dem Vatter allzeit abgehalten, wie ein hund oder gefangener [fol. 11v] ia sogar bey allen leuthen offt mit scheldworth tractiret, und dieses habe gedauret biß Anno 709 und besßer Czarowiz verheurathet worden, alß dan seye es ein wenig bisß er gegangen, sonderlich so lang Menschikof Pohlen raevagiret (!), zu selbiger Zeit habe Czar ihn Czarowiz ein Jahr lang im geheimben Rhat und dem Vatterland praesidiren laßen, in Thorn hernach auch in Militaribus, wie auch in Pommern gebraucht, und so viel er wisße dem Vatter alle Satisfaction gegeben, wie aber sie Stief-Mutter und er Anno 712 oder 713 nach Peterßburg geschickht worden, die Czarowizin wegen des üblen Tractament fort gegangen, so habe man den Czar wieder ihn aufgehetzet und wieder alle estim und gnad für ihn verliehren machen, worauf der Vatter ihn nichts nutz ercklähret, obwohlen er in der wahrheit gestehen muß, daß er ihme nichts anvertrauet, folgsamb nicht viel nutziges thuen können, obwohlen er Czarowiz das wenige [fol. 12r] so ihme vertrauet worden, gehorsamb und gut gethan habe, wie nun die Czarowizin zuruckh, und zur schwangerschafft kommen, seye alles ärger sonderlich durch Menschikof metu successionis worden, den Tag alß die gemahlin begraben, habe der Czar seine ungnad offenbahr gemacht, und ihme sehr hart geschrieben, einen Tag aber vor der geburth seines des Czars Sohns, der auf einen sambstag vor dieser Czarin geweßen, ercklähret ihme der Vatter, daß er inß Closter gehen, und die renuntiation thuen sollte, wogegen er vi et metu sich zu allem zwahr zu frieden, wegen seiner Kinder aber nie zu nichts ercklähret, sondern in seinem hertzen und hernach umb da mehr alles Gott überlaßen habe, alß er gesehen, daß sein Stief bruder von Gott weder mit gesundheit noch talentis versehen, und Gott sich durch welt Monarchen doch nicht wider-stehen laße, repetendo priora. Ad 2dum hat er mit Gott beteueret, dem Vatter nie nichts zu wieder, zumahlen aber niemahlen etwas gegen seine regirung, oder seine Sohns- und unterthanen Pflicht gethan zu haben, zu keiner rebellion oder aber aufruhr des Volckhs habe er nie gedacht, obwohlen [fol. 12v] es leicht würde geweßen seyn, dan die Rusßen liebten ihn Czarowiz, und hasßeten den Vatter wegen seiner niederbürtigen schlechten Czarin und bößer Favoritten, auch daß er die alte gute gebraüch abbrächte und lauter übels einführte und ihres gelds und bluts nicht verschonte, sondern ein Tiran und seiner nation Feind wäre, worüber besorglich seine unterthanen ihn auch noch umbringen und Gott ihn straffen würde, addendo in particulari den gantzen detail der Czarischen Armee deren Ministrorum und Boyaren mit dem anhang daß darunter die mehriste zumahlen aber der Menschikof und leib Medicus lauther adulatores und böße Leuth wären, die den Czaren in hundert böße Dinge führten, alß Exempel weiß wegen dem Titul Kayß[erlich] und Fantasie, wordurch er nur verdruß, und doch nie nichts reales finden würde, fragend wie es dan darmit beschaffen, alß man nun ex pace Westfalae alß einem attestato publico totius fere Euopae die aigene qualität eines Rusßischen Czaren alß rem veram et novissimam ohndisputirlich ihme [fol. 13r] darlegte, hat er es begriffen, und in seinen sachen fortfahrend erckläret daß er alles Gott überlaßen wolle, der allein über die Menschen herrschte und die Successiones nach seinem Heiligen Willen fruhe oder spath außtheilte, des Vatters Hertz wäre gut und gerecht, wan man es nur so ließe, aber er wäre leicht zornig und grausamb zu machen, er wolle aber nie nichts gegen den Vattern thuen, sondern liebete und ehrte ihn, außer daß er zuruckh zu ihme nie gehen würde, bathe auch Ihro M[ajestä]tt den Kayßer, allein sein armes leben zu erhalten, und ihn nicht zu extradiren, sondern hoffte man würde seines und seiner armen Kinderen unschuldiges bluths verschonen, mit vielen Trähnen und bewegungen verfiele er demnach. Auf die nachricht daß er seiner Kinder halber keine disposition verlaßen, er trauete ihrentwegen allein auf Gott, auf des Vatters in sich gutes Hertz, und die Madame Roxin, wollte sie Ihrer Kay[serliche]n M[ajestä]tt und der Kayßerin empfohlen haben, im übrigen aber Ihro Kay[serliche]n M[ajestä]tt seiner Persohn halber folgen, wie und wohin sie wolten, dan sie Ad 3tium [fol. 13v] 36 wüsten daß Ihro May[estä]tt generos und gut hertzig, auch ein Mächtiger und gescheider billicher Herr wären, dahero seye er zu der reyß und wie ein gefangener zu leben bereith, bedanckhte sich auch für Ihre Kay[serliche] M[ajestä]tt gnad und prudente Vorsorg, so auch für das überschickhte geld, und das ahndenckhen der Kay[serlichen] sackh uhr sambt Ketten und Pettschafft, womit alßdan der Kay[serliche] Minister zuruckh gereyßet, und Ihre Kay[serliche] M[ajestä]tt es bey Ihro vorigen Verordnung in geheimb zu bleiben, biß mit dem Vattern zu einer Versöhnung die Gelegenheit käme, gelaßen, so ist den 7ten Xbris (Decembris) die reyß auf Ehrenberg in geheim fortgesetzet, und ohngeacht aller der unordnung, ohnvorsichtigkeit fresßen und sauffens der Czarowizischen Bedienten,doch so glückhlich vollbracht, und des Czarowiz leuthen vorgestellt worden, daß er in seines herrn Vatters diensten und höchster geheimb weiter fortgesendet werde. Den 15ten ejusdem würde so dan die gantze gesellschaft alß Staats-gefangene auf die Festung Ehrenberg in geheimb gebracht, und alß solche sich eingerichtet, so schickhte der Czarowiz den ihme mitgegebenen Secratarium wieder [fol. 14r] Lit. C et D zurückh, mit oben gemelten seinen verschiedenen bitten und ersuchen, auch einem schreiben sub L. C et D Ihro Kay[serlicher] M[ajestä]tt der beschützer seines armen .bluths und lebens zu seyn, mit dem Vattern zu seiner außsöhnung machen was sie wollten, desßen gnad ihme und seinen armen Kindern zu erhalten, aber umb Gottes willen nicht zurückh zu extradiren. Immitelß alß alles ziemlich still und ruhig ware, vernahme sich Ihr Kay[serliche] M[ajestä]tt über diese Vorfalllenheit die Mensures den Czaren zu besänftigen, auch den Sohn zu reconcilijren mit anverwandten Chur- und Fürsten, und wurde durch den Czarischen Residenten und andere Emissarios ahn Kay[serlichem] Hof und überall die gemachte nachforschung vollbracht, sonsten aber nichts haubtsächliches vorgenohmen, alß wie der retirirte Czarowiz im Monath Januario 1717 ut Lit. E umb Communication der Vorfallenheiten seines Vatterlands und einem Priester zur österlichen Beicht ahnhielte, so befohlen Ihro Kay[serlich]e May[estä]tt Lit. E. [fol. 14v] Lit. F. Lit. G. Lit. H. demselben mit zeitungen ahn die Hand zu gehen, wegen des Priesters aber es zumahlen bey der entstandenen starckhen nachforschung ihn zur gedult zu verweißen; Alß aber Ihre Kay[serliche] May[estä]tt der Czar unterm 20ten Xbris (Decembris) 1716 den 22ten Aprilis 1717 sub Lit. F durch desßen Residenten Weselowsky ein schreiben übergeben und beylaufig solche mündliche Vorstellung thun laßen, worauf sub Lit. G geantwortet worden, so würde den 27ten April der Secretarius Keil, umb dem Czarowiz von all obigem nachricht zu geben, mit der ferneren Instruction sambt des H[errn] R[eichs]H[of]V[ice]Cantzlers schreiben sub Lit. H denselben zu aller Vorsichtigkeit, und zu entlasßung des bey sich in Mannß-Kleydern alß Page bey sich habenden Menschels, worauff des H[errn] R[eichs]H[of]V[ize]-Cantzlers Worthe ……………………………………….. ziehlen umb da ehender abgeschickht, alß Ihro Kay[serlich]e M[ajestä]tt solche des Czarowiz aufführung nicht approbiren könten, dahero [fol. 15r] auch zu der vorschlagenden weiteren reyß biß nach Neapoli solche Person nicht mitlasßen wolten noch könten, und ließen im übrigen den Czarowiz von dem gantzen Verlauff der sachen nachricht geben, mit der Freystellung ob er zu seinem herrn Vattern zuruckh, oder nach Neapoli gehen wolte, dan wie das erstere von seinem belieben, alßo hangte nach nunmehrigem Impegno Ihre Kay[serlich]e May[estä]tt von Ihro nicht mehr ab, ihn gegen sein Willen zuruckh, ahm allerwenigsten aber in Frantzösische oder andere frembde hände zu laßen, nicht zweifflende er würde sich wohl entsinnen ob er gegen seinen herrn Vattern unschuldig, item in rectu seye, wegen der beschuldigten niedrigen Heürath, mithin gestalten dingen nach sich auch hiervon befreyen, Ihr Kay[serliche] M[ajestä]tt die mittel und weeg geben, dem h[errn] Vattern seine unschuld oder die Versöhnung darzulegen, dan im übrigen wolten auch Ihre Kay[serlich]e May[estä]tt frey seyn, [fol. 15v] ohnrechtfertige oder ahndungs würdige dinge nicht zu schützen: Nachdeme nuhn all dieses den guten herrn in gewaltige Lamentationes, zweifelhaftigkeiten, endlich die forcht gesetzet, dem Vattern extradiret zu werden, wogegen er mit seinem bluth gegen Gott, auf die Knie fallend gebetten, und fast in Trähnen verflosßen, so hat er sich anderen tags gern und freudig zu der Neapolitan[ischen] reyß resolvirt, und solche den 4ten May vorgenohmen und 17ten May Neapel erlanget, allwo nach desßen heimblichen guten Versorgung der Sectret[är] Keil mit briefen ahn Kay[serliche] May[estä]tt und den R[eichs]H[of]V[ize]Cantzlern sub Lit. J. et K. versehen, und ihme das übrige mündlich sonderbahr aber Committiret Ihro Kay[serliche]n May[estä]tt umbständiglich vorzutragen, daß nebst der wiederhohlung des Jenigen was derselbe vor der abreyß auß Tyrol, wie kurtz bevor gemeldet worden, und sonst so heftig Lit. J. K. [fol. 16r] vorgestellt und hefftig gebetten, wegen seiner ohnschuld gegen den herrn Vattern, so auch seines und der armen seinigen ohnschuldigen lebens und bluths, item daß er dem Vattern keine unruhe noch ungelegenheit in der welt machen, sonder seine gnad von hertzen gern erbetten und erhalten wolte, noch dieses hinzusetzte, man mögte dem Jenigen, was seine Feinde, umb ihn bey Kay[serliche]r May[estä]tt verhast zu machen, zumahlen wegen des bey sich habenden Menschens nicht so leichter dingen glauben beymesßen, sonderlich aber auch die meynung nicht von ihme haben, was er wegen der üblen aufführung mit seiner Frau Gemahlin seel[igen] andenckhens wäre beschuldet worden, dan er mit Gott beweißen könte, daß niemahlen eines gegen das andere die mindeste zwischtig- oder sonstige uneinigkeit gehabt hätte, dieses aber [fol. 16v] seye nicht ohne, sondern welt kündig, daß sein herr Vatter sie nebst ihme Jederzeit sehr verächtlich gehalten, bey öffentlichen und anderen gesellschaften, mit ihnen nichts geredet, und andere Ministres Frauen vorgezogen, welches ihr öftermahlen solche verdrüßlichkeiten verursachet, daß sie darüber mehrmahlen auß innerlichem Verdruß in eine leibs schwachheit verfallen -, und ihrer letzten selbstigen außsag nach, zu ihrem fruhezeitigen hinscheiden die mehriste ursach gewesen wäre. Zum Schluß, alß sich der mehr erwehnte Secretarius würckhlich beurlauben wolte, erwehnte er noch gegen denselben wie daß er einige Briefe ahn seine gute Freunde in Moscau abgehen zu laßen gesinnet, damit sie wenigstens von seinem dermahligen zustand, und daß er noch bey leben und wohl aufgehoben seye, nachricht hätten, mögte er 37 [fol. 17r] ut Lit. L. M. N. sie auch mit sich nehmen, und durch den H[errn] R[eichs]Hof V[ize]Cantzler zu richtiger bestellung ahn den Kay[serlichen] Residenten Pleyer oder sonstige sichere Adresse fort schickhen lassen, welche er dan (deren drey geweßen) auf sein begehren übernohmen, und wie die außwärtige zeichnung gelautet, ware der eine ahn den Bischof zu Rostost, der andere ahn den Bischof Alexio von Saray und Podan, der dritte aber ahn die Senatores zu St Peterßburg. Mit diesem hat der Secretarius seine ruckh reyß angetretten, und langte den 12ten Junij zu Wien wieder an, wo er alßogleich den 13ten zu Laxenburg Ihrer Kay[serliche]n May[estä]tt selbsten von der ihme allergnädigst anvertrauten Commission und dabey sich eraigneten Vorfallenheiten allerunterthänigsten wie auch dem Kay[serliche]n Ministerio den [fol. 17v] gantzen bericht erstattet, obwohlen nun Ihro Kayß[erlich]e M[ajestä]tt Indesßen biß zu bequemerer gelegenheit den Czarn zu besänftigen und zu reconcilijren gnädigst guth gefunden, daß man wegen des Czarowiz vorig- und dermahligen ferneren aufenthalt gegen die Czarische Ministres et Emissarios weder hier noch anderwerths in ia oder nein sich solte positive außlaßen, wegen obiger 3 Briefen auch deren Copien mit geschickhet worden, wohl für gut angesehen ware, solche, alß in sich ohnbedenckhlich, respectaos (?) und darumben nachdenckhlich fortlaufen zu lasßen, weilen wenigstens Ihre Czar[isch]e May[estä]tt so wohl alß dero Reich und die gantze Welt nothdürftig würde belernet seyn, daß der Czarowiz noch im Leben und wohl verwahret seye, so haben Jedannoch Ihre Kay[serlich]e May[estä]tt endlich deren zuruckhhaltung entschlosßen, [fol. 18r] wie dan sub Lit. O. P. Q. der dießfalß redlich und wahrhafte Verlauf und die hirinn Spargirte ohnwahrheit Clar zu ersehen ist. NB. Dieses seynd die Czar[ische] und Kayßerliche schreiben auch Protocollum so wegen extradirung sothaner Briefen vorgegangen ist, reliqua seynd ex actis et Actitatis so in des H[errn] R[eichs]Hof V[ize]-Cantzlers abweßenheit vorgefallen herauß zu ziehen, und meines ermesßens biß nach dem Brünner[schen] Casu in facto kurtz zu deducieren und zu belegen per Litteras vel Protocolla, auch loco Congruo zu beladung des wilden Czars das factum wegen wegschaffung unßers und hernach des Czarischen Residentens mit dexterität einfließen zu laßen. Geständnis des Thronfolgers Kurz vor seinem Tod gesteht Aleksej, dass Karl VI. seine Hilfe angeboten hat RGADA, Fond 6, d. 32, Bl. 111 (22. Juni 1718) 38 Liste der in Staatenabteilung Russland I 24, Konv. 2 (Flucht des Zarewitsch 1716–1718) enthaltenen Dokumente: Folio 1-2, 11-26 (leer) 27-32 3-8 33 35 37-42 44-47 49 51 53 55 56 57 58 60-62 64 66-67 68 70+74 71+73 72 75 77-78 79-81 82-83 84-85 88 89-90 91 94 95-96 98-99 100, 103 9-10 34 36 43, 48 50 52 54 59 63 65 69 76 86-87 93 92 97 101-102 104 106 108 109-110 112-115 116 117-120 121 123-124 123 a+b 125-126 128-134 136-133 143 145 147-150 Datum 21.11.17165.1717 -„27.11.1716 28.11.1716 11.1716 3.12.1716 5.12.1716 11.12.1716 20.12.1716 s.d. 14.3.1717 4.4.1717 10.4.1717 25.4.1717 25.4.1717 25.4.1717 27.4.1717 28.4.1717 s.d. 8.2.1717 28.4.1717 3.5.1717 5.5.1717 7.5.1717 7.5.1717 8.5.1717 8.5.1717 8.5.1717 8.5.1717 8.5.1717 13.5.1717 20.5.1717 Ort 122 127 1 3 5 , 142 144 146 Sprache deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch französ. deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch russ. deutsch deutsch russ. deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch 21.5.1717 11.6.1717 12.6.1717 10.7.1717 s.d. 18.8.1717 18.8.1717 18.8.1717 21.8.1717 s.d. 21.8.1717 21.8.1717 21.8.1717 Neapel Wien Wien Spaa Wien Wien Wien Wien Wien (Wien) Wien Wien Wien Konzept dazu Campmiller an RVK Gf.Schönborn Campmiller an RVK Gf.Schönborn Karl VI. Instruktion Karls VI. für seinen Sekretär Campmiller an RVK Gf.Schönborn Campmiller (?) an RVK Gf.Schönborn Zar Peter an K. Karl VI. (Resumé) Sinzendorf (?): „Ich halte dafür …“ RVK Gf. Schönborn an guten Freund Campmiller an RVK Gf.Schönborn Campmiller an RVK Gf.Schönborn (Karl VI.) an Gf. Volkra, Konzept (Karl VI.) an Kg. von England (Konz.) (Karl VI.) an Kg. von England (Konz.) Schönborn (?) an Kaiser Karl VI. Gf. Schönborn an Gf. Volkra (Abschr.) B. de Huldenberg an (Monseigneur) Bernstorff an Huldenberg: „Extrakt …“ Gf. Schönborn an FM Daun (Abschr.) I. Keil an Gf. (Schönborn) I. Rost an Kaiser Karl VI. Aleksej Bestuschew an Alexej P. (Ü) I. Keil an Gf. (Schönborn) „Lit L.M.N.“: Alexej P. an (Schönborn (? Ü) Alexej P. an (?) (Or.) Alexej P. an (?) (Abschr.) Alexej an Jakob, Sudakow u.Peter (Ü) Alexej an Jakob, Sudakow u.Peter (Or.) Campmiller an RVK Gf.Schönborn Alexej P. an Bischöfe und Senatoren in Moskau + P.S. (Ü, Abschr.) Alexej P. an … [Bischöfe und Senatoren in Moskau] + P.S. (Or.) I. Keil an Gf. (Schönborn) RVK Gf.Schönborn K. Karl VI. (Abschr.) Gf. Schönborn Prinz Eugen (Abschr.) Zar Peter I. an K. Karl VI. (Ü) (FM Daun) an K. Karl VI. (Konz.) (K. Karl VI.) an FM Daun (Konz.) (FM Daun) an K. Karl VI. (K. Karl VI.) an FM Daun (Konz.) Fürst Trautson an K.Karl VI., (Or., eh. „placet“) Sinzendorf eh. Fürst Trautson an K. Karl VI., (Or., eh. „placet“) (K. Karl VI.) an FM Daun (Konz.) (K. Karl VI.) an FM Daun (Reinschrift) 25.8.1717 25.8.1717 3.9.1717 Wien Wien Neapel (K. Karl VI.) an FM Daun (Konz.) (K. Karl VI.) an FM Daun (Reinschrift) FM Daun an K.Karl VI. (Or.) Salzburg Wien (Wien) (Wien) Wien Wien Wien London Wien (Rom ?) Reutte London Mantua Mantua? Mantua? Mantua? Mantua? Mantua? 20.5.1717 105 107 Inhalt Bericht über die Flucht von Alexej Petrowitsch russ. deutsch deutsch französ. deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch 39 152-154 157-158 159-160 163 -16 6 , 168-170 172, 173 175, 180 176 178 181-183 184-185 186-191 186-191 193-197 198-200 202-204 206-207 210-212 214 216 218-219 220-226 2 2 8 -2 3 0 , 266-272 231 232 234 236, 240 237, 238 239 241 242, 245 243 247, 251 1 5 1 , 155-156 161 1 6 2 , 167, 171 173a, 174, 177 179 192 201 205 208-209 213 215 217 227 233 235 3.9.1717 Neapel FM Daun an K.Karl VI. (Or.) deutsch 7.9.1717 7.9.1717 3.-4.10.1717 Neapel Neapel Neapel FM Daun an K.Karl VI. (Abschr.) FM Daun an K.Karl VI. (Or.) Russ. Korrespondenzen (Tolstoj, Alexej), [2 Exemplare: „10 et 11“ und „Lit. B“] (Ü) Alexej P. an „Ihr Jünglinge“ [2 Exemplare: „Lit A“] (Ü) deutsch deutsch deutsch Alexej P. an K. Karl VI. [„Lit. A“] (Ü) Alexej P. an K. Karl VI., eh. (Or.) Alexej P. an K. Karl VI. [„Lit. A“] (Ü) FM Daun an K. Karl VI. (Or.) FM Daun an K. Karl VI. (Abschr.) Prinz Eugen an K. Karl VI., eh. Unterschr., eh. „placet“ (Or.) deutsch russ. deutsch deutsch deutsch deutsch 5.10.1717 (Neapel) 14.10.1717 14.10.1717 14.10.1717 14.10.1717 14.10.1717 30.10.1717 Neapel Neapel Neapel Neapel Neapel Wien 30.10.1717 30.10.1717 19.12.1717 20.12.1717 20.12.1717 21.12.1717 Wien Wien 21.12.1717 21.12.1717 22.12.1717 24.12.1717 11.1717 -12.1717 24.11.1716 Wien Brünn Wien Brünn 24.11.1716 24.11.1716 18.12.1716 Weyerburg Weyerburg Ehrenberg Ehrenberg Ehrenberg Ehrenberg Brünn Brünn (Wien) Weyerburg 248 249 252 254 254a 256 257 260 250a 250 253 255 259 258 265 18.12.1716 18.12.1716 15.1.1717 15.1.1717 12.3.1717 20.12.1716, 5.1717, 27.4.1717 20.12.1716 20.12.1716 5.1717 27.4.1717 27.4.1717 20.5.1717 20.5.1717 20.5.1717 261 263 266-272 273 274-275 276-277 278 280 262 264 20.5.1717 20.5.1717 Neapel Neapel 29.4.1718 8.5.1718 8.5.1718 s.d. 7.5.1718 16.5.1718 Wien Laxenburg Laxenburg 40 246 244 279 Amsterdam Laxenburg Wien Amsterdam Amsterdam Laxenburg Wien Wien Neapel Neapel Neapel Laxenburg Wien Prinz Eugen an K. Karl VI. (Abschr.) RVK Gf. Schönborn an Graf Colloredo Hieronymus Graf Colloredo an K. Karl VI. (Or.) Hieronymus Graf Colloredo an K. Karl VI. (Abschr.) Votum des Gf. Schönborn „wegen des Czaroviz arretirung zu Brünn“ (Konz.?) „Opinio“ des Gf. Sinzendorf (Or.?) Gf. Colloredo an Gf. Schönborn (Or.) (K. Karl VI.) an Gf. Colloredo (Konz.) Hieronymus Gf. Colloredo an K. Karl VI. (Or.) „Reyß- und andere Begebenheiten …“ (Konz.) „Lit.A, B“: Alexius an Kaiser Karl VI. und Graf (Schönborn) (Ü /Abschr.) „Lit.A“: Alexius an Kaiser Karl VI. (Ü) „Lit.B“: “Alexius” an Comte (Schönborn) (Or.) „Lit.C, D“ Alexius an K. Karl VI. und Comte Schönborn (Ü /Abschr.) „Lit.D“ „Alexius“ an Gf. Schönborn (Or.) „Lit.C“ Alexius an K. Karl VI. (Abschr.) „Lit.E“ Alexius an Comte Schönborn (Abschr.) „Lit.E“ (Alexius an ?) (Or.) „Lit.E“ (Alexej an Schönborn ?) (Or.) „Lit.F“ Zar Peter I. an K. Karl VI. (Ü), „Lit.G“ K. Karl VI. an Peter I. (Abschr.), „Lit H“ (?) an Graf (Schönborn) „Lit.F“ Zar Peter I. an K. Karl VI. (Ü) Zar Peter I. an K. Karl VI. (Or.) „Lit.G“ K. Karl VI. an Peter I. (Abschr.) „Lit.H“ (? an Schönborn) (Abschr.) „Lit.H“ (treuester Diener) an Graf (Schönborn) (Or.) Alexius an K. Karl VI. (Abschr.) „Lit.J“ Alexius an K. Karl VI. (Abschr.) „Lit.J, K“ Alexius an „Bruder“ K. Karl VI. und an Graf Schönborn „Alexius“ an K. Karl VI. (Or.) „Alexius“ an Graf Schönborn (Or.) Liegen hinter fol. 230 ! K. Karl VI. an Graf Schönborn (Abschr.) K. Karl VI. an Zar Peter I. K. Karl VI. an Zar Peter I. Graf Schönborn an („ProCancellario“ Colloredo?) (Auszug) K. Karl VI. an Peter I. (Antwort auf Br. v. 21.3.) u. an Frh. Kirchner (?) (Abschr.) deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch russ. deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch deutsch latein. latein. deutsch deutsch 2 81-2 8 8 , 295, 297301 289-294 296 302-307 28.6.1718 Neapel FM Daun an K. Karl VI. (Or.) deutsch 21.8.1717 13.10.17?? s.d. Wien K. Karl VI. an FM Daun (Abschr.) (Alexej ?) an Monsieur (Schönborn ?) (Or.) „Anmerkung der Bedencklichkeiten … “ deutsch deutsch deutsch Das Urteil Das Urteil des Obersten Gerichtshofs mit den Unterschriften der Senatoren RGADA, Fond 6, d. 33, čast‘ 3, Bl. 171 und 174 (1718) 41 Manifest des Zaren Zar Peter I. enterbt Aleksej und gibt dessen Bruder Peter Petrovič als Thronfolger bekannt RGADA, Fond 248, d. 125, Bl. 252 (3. Februar 1718) 42 ПЕРЕЧЕНЬ ДОКУМЕНТОВ РГАДА ДЛЯ ЭКСПОНИРОВАНИЯ НА ВЫСТАВКЕ «ЦАРЕВИЧ АЛЕКСЕЙ» (в копиях, Вена декабрь 2012 г.) Русско-австрийские связи. Перв. четв. XVIII в. 1711 г. Портрет Петра I в рукописи «Соборного Уложения 1649 г.». Список XVIII в. Известия из Вены в первой русской газете «Ведомости». Корректурный экземпляр. 19х15,5 1716 г. сентября 19 Грамота Карла VI к Петру I с соболезнованием о кончине его сестры царевны Наталии Алексеевны. Латынь. Печать под бумажной кустодией. Известие, полученное из Вены 8 и 9 августа, в первой русской газете «Ведомости» о победе, одержанной войсками принца Евгения Савойского над турками на подступах к Белграду. Корректурный экземпляр Грамота Карла VI к Петру I с извещением о рождении у него дочери Марии Терезии. Латынь. Семья и детские годы царевича Алексея Петровича 1717 г. сентября 7 1717 г. мая 14 XVIII в. 1894 г. [1690 г.] 1738г. XVII в. [1703 г.] 1708 г. Нач. XVIII в. 1709 г. мая 11 1708 г. декабря 8 1714 г. мая 24 1709 г. апреля 10 1712 г. марта 17 [1710-е гг.] 1714 г. июля 15 Портрет царевича Алексея Петровича. Литография. Портрет царицы Евдокии Федоровны, первой супруги царя Петра I и матери царевича Алексея Петровича. Цветная литография Карион Истомин. «Книга любви знак в честен брак» с изображением Петра I и Евдокии Лопухиной, преподнесённая в качестве свадебного подарка Петру I. 16х25 План дворца в селе Преображенском, составленный гезелем архитектуры И. Жеребцовым. Бумага, тушь, акварель. 42х80 План местности с указанием дороги из Москвы и Преображенского в традиционное место паломничества царской семьи Троице-Сергеев монастырь. Мерки для пошива царевичу Алексею Петровичу французского малинового и шведского кафтанов. Письмо Н.К. Вяземского Петру I об обучении Алексея Петровича немецкому и французскому языкам и «цифири». Букварь для изучения немецкого языка в России. Титульный лист. Магдебург Письмо Н.К. Вяземского Петру I из села Преображенского об обучении царевича Алексея Петровича фортификации инженером Ф. Галибортоном. Письмо царевича Алексея Петровича к кабинет-секретарю А.В. Макарову с просьбой сообщить «как доведется какой и за что на меня есть государя батюшка гнев, что изволил писать, что бутто я оставил дело, хожю за бездельем, от чего ныне я в великой печали». Письмо царевича Алексея Петровича к киево-печерскому архимандриту Иоанникию Сенютовичу о получении от него через князя Д.М. Голицына креста со святыми мощами. Л.7 – адрес и печать красного сургуча. Письмо царевича Алексея Петровича к князю А.Д. Меншикову с извещением о том, что Петр I отправляется в Азов, а его отпустил к Москве. Проповедь митрополита Стефана Яворского, в которой он выражал неодобрение властям и взывал к св. Алексию и его тезке царевичу Алексею Петровичу, бывшему в это время за границей. Записная книжка царевича Алексея Петровича в кожаном футляре, серебряная ручка, украшенная бриллиантом. Работа немецких мастеров. Письмо царевича Алексея царице Екатерине Алексеевне из Преображенского, переданное через Анну Толстую. Автограф Ф.196. Д.1661. Л.41 АСРИ. Сейф, газеты рус. №488. Л.7. Ф.32. Оп.4. Д.34 АСРИ. БМСТ. №15-16. Ф.32. Оп.4. Д.37 22х35 АСРИ. Илл.ф. №794. АСРИ. Илл. ф.2896. Л.14 32,5Х45 Ф.201. Собрание Оболенского. Д.30. Л.1. Ф.1239. Оп.57. Д.259. Л.1 Ф.27. Д.484. Ч.II. Д.124. Л.1. 30х17 Ф.396. Оп.1. Д.37235. Л.1 Ф.9. Отд.II. Оп.3. Д.7. Л.374-376 Библ. ОРИ Иностр. 10384 Ф.9. Отд.II. Оп.3. Д.9. Л.132 Ф.5. Переписка высочайших особ с частными лицами. Д.33. Л.18 Ф.5. Д.35. Л.6 Ф.5. Д.34. Л.5 Ф.9. Отд.I. Д.31. Л.3-18. Ф.135. Отд.V. Р.III. Д.14. Ф.4. Переписка лиц император-ских фамилий и других высочайших особ. Д.10. Л.50 Царевич Алексей Петрович в контексте международной политики России 1710 г. апреля 12 Письмо Г.Ф. Долгорукова Петру I о пребывании царевича Алексея Петровича в Польше. Ф.9. Отд.II. Оп.3. Д.11. Л.163-164 43 1712 г. февраля 10 1711 г. 1711 г. мая 23 1711 г. мая 10 1711 г. мая 4 1711 г. августа 25 1712 г. [1713 г.] декабря 28 1715 г. [1719 г.] 1727 г. 1894 г. 1716 г. декабря 20 1717 г. 1717 г. января 3 1717 г. февраля 3 1717 г. февраля 21 1717 г. апреля 10 1717 г. мая 12 44 Ордер царевича Алексея Петровича из Торуни капитан-поручику Г.Г. Скорнякову-Писареву о нахождении его с драгунами в Сандомирском воеводстве. Подпись-автограф. Письмо царевича Алексея Петровича царю Петру I о сватовстве к принцессе Брауншвейг-Вольфенбютельской Шарлотте Христине Софии. Автограф. Письмо Ю.Ю. Трубецкого Петру I о браке царевича Алексея Петровича с принцессой Брауншвейг-Вольфенбютельской Шарлоттой Христиной Софией. Договор о браке царевича Алексея Петровича с принцессой БрауншвейгВольфенбютельской Шарлоттой Христиной Софией. Копия. Фрагмент. Портрет супруги царевича Алексея Петровича крон-принцессы Шарлотты. Гравюра. Письмо Ю.Ю. Трубецкого Петру I о пребывании царевича Алексея Петровича в Брауншвейге. Письмо герцога Антона-Ульриха Брауншвейг-Вольфенбюттельского Петру I с выражением надежды видеть его при бракосочетании царевича Алексея Петровича и принцессы Шарлотты. Автограф на нем. яз. Письмо герцога Брауншвейг-Люнебурского Фердинанда Альберхта царевичу Алексею Петровичу о своей женитьбе на принцессе Антонетте Амалии. Немец. яз. Письмо кабинет-секретаря Петра I А.В. Макарова царевичу Алексею Петровичу о прибытии царя в Шейнгоуз в добром здравии и встрече «вашего высочества з дедом его светлостью герцохом и с протчими ево фамилии в местечке Салцдале». Письмо царевича Алексея Петровича родственникам принцессы Шарлотты с сообщением о ее кончине. Отпуск. Немец. яз. Письмо от имени детей царевича Алексея Петровича великих князей Петра и Наталии Петру I с поздравлением с Новым годом. Подписи-автографы на немецком языке. Завещание (тестамент) императрицы Екатерины I о переходе престола к великому князю Петру Алексеевичу при опеке Верховного Тайного совета. На Л.5 - автограф Екатерины, на Л.6 – великих князей Петра, Анны, Елизаветы, Натальи, князя А.Д. Меншикова и других сановников. Портрет императора Петра II. Цветная литография. 32,5х45 Бегство царевича Алексея Петровича за границу. Пребывание в Вене Указ Петра I русскому резиденту в Амстердаме А.П. Веселовскому о розыске царевича Алексея Петровича, тайно покинувшего Россию. Подпись – автограф Петра I. Инструкция П.А. Толстому и А.И. Румянцеву о поездке в Вену для поиска и возвращения царевича Алексея в Россию. Копия. Письмо А.П. Веселовского Петру I из Франфуркта о розыске царевича Алексея Петровича с сопровождающими лицами, который останавливался «на квартире Черного орла за городом» под именем московского полковника Кохановского. Автограф. Донесение А.П. Веселовского из Вены о своих поездках по дорогам, ведущим к Италии – Тирольской и Каритской и расспросах у почтмейстеров о проезде русского офицера, «описывая статуту и образ» царевича Алексея Петровича. Автограф. Донесение А.П. Веселовского из Вены о том, что царевич Алексей Петрович точно находится в Вене, не был еще на аудиенции у императора Карла VI и до этого царевича тайно силами 4-5 русских офицеров можно увести из Вены в Мекленбург. Автограф. Доношение А.И. Румянцева Петру I о своей поездке из Вены в Тироль, и о том, что царевича Алексея Петровича «подлинно там нашел в Тирольской провинции в одной крепости Эренберх, которая имеет расстояние от Вены 78 миль между Итальянской и Швейсарской дороги и живет под протекцией цесарской и содержится за крепким караулом не токмо его ни служителей его ис крепости не пущают». Автограф. Письмо императора Карла VI царю Петру I на требование выдачи царевича Алексея Петровича резиденту А.П. Веселовскому о своем добром отношении к царю и к его сыну. Латынь. Подпись-автограф. Ф.9. Оп.6. Д.135. Л.1 Ф.4. Д.11. Л.8-9. Ф.9. Отд.II. Оп.3. Д.13. Л.998-999 Ф.9. Отд.II. Оп.3. Д.14. Л.755-756 АСРИ. Илл.ф. 22х28 Ф.2. Д.5. Л.1-1об. №767 Ф.55. Сношения с имперскими чинами. Оп.2. 1711. Д.14. Л.1-2. Ф.4. Д.15. Л.1-2. Ф.6. Д.26. Л.269. Ф.2. Дела, относящиеся до импера-торской фамилии. Оп.1. Д.7. Л.15. Ф.4. Д.19. Л.8-8об. Ф.2. Д.21. Л.2-6. АСРИ. Илл. ф. 2896. Л.17 Ф.6. Д.20. Л.3. Ф.32. Оп.1. 1717 г. Д.13. Л.10-13об. Ф.6. Д.20. Л.8-9об. Ф.6. Д.20. Л.25-25об. Ф.6. Д.20. Л.32-33. Ф.32. Оп.1. 1717 г. Д.13. Л.4-5об. Ф.6. Д.21. Л.7 1717 г. июля 13 1717 г. июля 31 1717 г. сентября 1 1717 г. сентября 30 1717 г. октября 2 1717 г. ноября 26 1717 г. декабря 5 1717 г. декабря 20 1718 г. января 1 1718 г. мая 8 1718 г. октября 19 1717 г. октябрь 1709 г. Ведомость на почтовые расходы А.П. Веселовского во время поездки из Амстердама с 23 декабря 1716 г. Доношение П.А. Толстого Петру I о состоявшейся у него вместе с А.И. Румянцевым и резидентом А.П. Веселовским аудиенции у императора Карла VI. Автограф. Письмо Христины Ловизе, тещи царевича Алексея Петровича, с выражением ему поддержки. Автограф. Нем. яз. Письмо П.А. Толстого царице Екатерине Алексеевне из Неаполя о скорейшем выполнении возложенного на него поручения по возвращению царевича Алексея Петровича в Россию и просьбой о покровительстве. Шифрованное письмо П.А. Толстого президенту Коллегии иностранных дел графу Г.И. Головкину, чтобы он сообщил Петру I наедине сведения, о том, что под влиянием «министров цесарских гишпанцев» Карл VI «саморучно писал к вицерою неапольскому, дабы всеми мерами трудился привесть царевича к тому, чтобы он к отцу поехал» и своих переговорах с царевичем. Письмо царевича Алексея Петровича любовнице Ефросинье Федоровой о своем приезде в Инсбрук (Инспрук), намерении дальше ехать в Вену «водою» с пожеланием беречь себя. Автограф. Письмо царевича Алексея Петровича любовнице Ефросинье Федоровой о своем приезде в Вену, посланных ей четырех письмах, поздравлением с «завтрашнем праздником Чюдотворца Николая». Автограф. Письмо любовницы царевича Алексея Петровича Ефросиньи Федоровой из Инсбрука о своем здоровье, покупках, сделанных в Венеции, поездке на гондоле и посещении церкви, а также о своем выезде из Вены 7 декабря. Подпись-автограф. Грамота Карла VI к Петру I с извещением о пребывании царевича Алексея Петровича в Вене, отъезде его с П.А. Толстым в Неаполь. Латынь. Печать под бумажной кустодией. Подпись-автограф. Грамота Карла VI к Петру I с объяснением, что он не советовал царевичу Алексею Петровичу оставаться за границей, не понуждал его вернуться в Россию, а предоставил это решение в его волю. Латынь. Печать под бумажной кустодией. Подпись-автограф. Грамота Карла VI к Петру I о данных им ранее сведениях относительно пребывания при его дворе царевича Алексея Петровича. Латынь. Титул императора написан золотом. Подпись-автограф. Письмо царевича Алексея Петровича Петру I из Неаполя о своем возвращении и с благодарностью за прощение. Жалованная грамота Петра I П.А. Толстому послу в Турции в 1702-1714 гг. Грамота живописно украшена; миниатюра, изображающая молодого царя. Ф.6. Д.20. Л.83 Ф.32. Оп.1. 1717 г. Д.13. Л.14-15об. Ф.6. Д.22. Л.12-13 Ф.6. Оп.1. Д.23. Л.3-3об. Ф.32. Оп.1. 1717 г. Д.13. Л.29 Ф.6. Д.18. Л.34-35. Ф.6. Д.18. Л.9-10. Ф.6. Д.18. Л.7-7об. Ф.32. Оп.4. Д.40. Л.1 74х50 Ф.32. Оп.4. Д.41. Л.1 66х50 Ф.32. оп.4. Д.45. Л.1 66х50 Ф.6. Оп.1. Д.19. Л.31 Ф.135. Отд.I. Р. IV. № 55. Л.4. Хроника судебного процесса над царевичем Алексеем Петровичем 1718 г. 1718 г. февраля 3 1718 г. февраля 20 1718 г. июня 4 1718 г. июня 25 [1718 г.] 1718 г. 1718 г. [1718 г.] 1718 г. Манифест о лишении царевича Алексея Петровича права на престол. Клятвенное обещание на верность новому наследнику престола царевичу Петру Петровичу в связи с лишением престола царевича Алексея Петровича. Церковная печать. Москва Указ Петра I из Преображенского о предоставлении курьеру Осипу Украинцеву подвод для вывоза бумаг царевича Алексея Петровича из Москвы в Петербург. Л.31 – образец печатной подорожной, изготовленной специально для курьеров. Запись заседания в Сенате о проступках царевича Алексея Петровича. Объявление розыскного дела и суда по указу Петра I на царевича Алексея Петровича. Печатный экз. Вопросные пункты Петра I для допроса царевича Алексея Петровича. Автограф Петра I. Пункты обвинения царевича Алексея Петровича с его ответами против 5 и 6 пунктов. Приговор о смертной казни майора Глебова, состоявшем в любовной связи с матерью царевича Алексея Петровича Евдокией Лопухиной с пометами Петра I, Показания Ефросиньи Федоровой о том, что царевич Алексей Петрович писал из Неаполя письма к цесарю и архиереям. Приговор Верховного суда по делу царевича Алексея Петровича с подписями сенаторов. Ф.156. Д.172. Л.1 Ф.248. Д.125. Л.252 Ф.6. Оп.1. Д.31. Л.3 Ф.6. Д.33. Ч.1. Л.22-34об. Ф.6. Д.33. Ч.3. Л.29 Ф.6. Оп.1. Д.32. Л.27-20. Ф.6. Оп.1. Д.32. Л.244247. Ф.6. Д.37. Л.40-41. Ф.6. Д.32. Л.73-74об. Ф.6. Д.33. Ч.3. Л.171-178. 45 1718 г. [1718 г.] [1718 г.] Манифест о винах царевича Алексея Петровича. Печатный экз. Опись библиотеки царевича Алексея Петровича, составленная после его ареста. Запись о доставлении «в казарму подлинных оригинальных писем Петра I и царевича Алексея Петровича, за печатью тайного советника Петра Толстого». К записи приложен ключ от ящика, в котором были доставлены документы. Записка о кончине и погребении царевича Алексея Петровича. Urkunde von Karl VI. an Peter I. über die Geburt seiner Tochter Maria Theresia, deutsches Original RGADA, Fond 32, op. 4, d. 37, 22x35 (14. Mai 1717) 46 Ф.6. Д.36. Ч.2. Л.1-2об. Ф.6. Д.34. Л.28-28об. Ф.6. Д.33. Ч.4. Л.1, ключ. Ф.6. Д.35. Л.1-3об. Zeittafel Datum Ereignis 18./28. Februar 1690 Geburt Aleksejs als Sohn Peters I. (1672–1725) und dessen Ehefrau Evdokija Lopuchina 1701–1713/1714 Spanischer Erbfolgekrieg: „Haager Allianz“ zwischen Österreich, England und Holland (7. September 1701) gegen Frankreich unter Ludwig XIV. (1638–1715) und Spanien unter seinem Enkel Philipp V. (1683–1746) um die Nachfolge in Spanien April 1708 Heirat Erzherzog Karls (1685–1740), als spanischer König Karl III., mit Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel 1710 Aufenthalt des Zarewitsch in Dresden 12. Oktober 1711 Wahl Karls zum Kaiser in Frankfurt, Krönung am 12. Dezember 14./25. Oktober 1711 Heirat des Zarewitsch Aleksej mit Charlotte von Braunschweig-Wolfenbüttel (1694–1715) 19. April 1713 Verkündung der Pragmatischen Sanktion 12./23. Oktober 1715 Nach der Geburt des Sohnes Peter Aleksejevic stirbt wenige Tage später Charlotte von BraunschweigWolfenbüttel, sie wurde am 16./27. November beigesetzt 16./27. Oktober 1715 Peter überreicht seinem Sohn Aleksej sein erstes Schreiben bezüglich der Thronfolgefrage 1716–1718 Türkenkrieg des Kaisers im Bündnis mit Venedig, nach den Siegen bei Peterwardein (5. August 1716) und bei Belgrad durch den Feldherrn Prinz Eugen, Friede von Passarowitz (21. Juli 1718); das Banat, die kleine Walachei sowie das nördliche Serbien mit Belgrad fallen an Karl VI. Jänner 1716 Peter stellt Aleksej mit einem zweiten Schreiben ein Ultimatum – „Ändere deinen Charakter ... oder werde Mönch“ 26. August Dritte Aufforderung Peters an Aleksej mit dem Verlangen nach einer sofortigen Entscheidung 26. September Aleksej reist aus St. Petersburg ab unter dem Vorwand Peter in Kopenhagen zu besuchen 10./21. November Ankunft des Zarewitsch in Wien 1717–1720 Die spanische Flotte erobert das der Habsburgermonarchie zugehörige Sardinien (1717), die im Jahr darauf erfolgte Eroberung des im Besitz Savoyen-Piemonts befindlichen Sizilien führt zur Quadrupelallianz (2. August 1718) und nach der Vernichtung der spanischen Flotte durch die Engländer bei Sizilien zum Beitritt Spaniens zu dieser Allianz (1720) Mai 1717 Nach Entdeckung des Zarewitsch in Tirol, durch die Vertrauten Peters, wird Aleksej nach Neapel gebracht, was aber nicht mehr geheim gehalten werden kann 13. Mai 1717 Geburt Maria Theresias Juli 1717 Peter wendet sich an Karl VI., die geheime Konferenz berät über das weitere Vorgehen; in der Folge werden Gespräche zwischen den russischen Gesandten und dem Zarewitsch wegen einer Rückkehr im Beisein des Vizekönigs Daun in Neapel erlaubt Oktober 1717 Aleksej wird in mehreren Gesprächen vom Gesandten Tolstoi, auch unter Drohungen und Zusagen, zur Rückkehr nach Russland bewogen November 1717 Der Zarewitsch reist aus Neapel ab und erreicht im Jänner 1718 Moskau 26. Juni/7. Juli 1718 Nach dem Strafgericht gegen die Mitwisser und Unterstützer des Zarewitsch folgt schließlich der Tod Aleksejs im Gefängnis 6. August 1726 In Wien wird der Vertrag zwischen Österreich und Russland für eine Defensivallianz unterzeichnet 1720–1735 Anerkennung der Pragmatischen Sanktion durch die Länder der Habsburger­monarchie (bis 1725) und durch die europäischen Mächte 47 48