Parodontologie - DImagazin

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Schwerpunkt
ParodontitisTherapie
DENTALE
IMPLANTOLOGIE
international
& Parodontologie
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PARODONTOLOGIE
Behandlung von singulären
und multiplen Rezessionen
MARKTÜBERSICHT
Photodynamische versus
photothermische Therapie
PARODONTOLOGIE
Parodontitis-Therapie
bei Diabetikern
4
Juni
2013
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Arbeit unterstützen. Denn Mundgesundheit gehört in beste Hände.
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Edit or i a l
Manchmal ist weniger mehr
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
ob manchmal nicht weniger mehr ist, hängt von der
Betrachtungsweise ab. Aus der Sicht der Patienten
wäre ein weniger an Therapie sicher in vielen Fällen
wunschgemäß, aus Sicht der Kostenerstatter ein Segen. Es geht in dieser Frage aber nicht darum, ob
Patienten unversorgt bleiben sollten, sondern darum,
welches Maß an therapeutischer Invasivität erforderlich ist, um das gewünschte Ziel zu erreichen. In der
Zieldefinition gilt es zwischen dem Gewünschten und
dem Wünschenswerten zu differenzieren.
Im Ersatz von Zähnen durch Implantate konkurrieren
Konzepte, die den Ersatz eines jeden Zahnes - inklusive der Weisheitszähne - vorsehen mit denen, die
durch minimierten Implantateinsatz zur Verankerung
herausnehmbaren Zahnersatzes die Wiederherstellung der Kaufähigkeit des Patienten anstreben. Denken wir vom Zeitpunkt der Entscheidung für oder
wider implantologische und damit verbundene prothetische Konzepte zwanzig Jahre weiter und fragen
uns, wie es vor dem Hintergrund einer überalternden
Gesellschaft mit den Möglichkeiten aussieht, die
periimplantären Gewebe durch die erforderlichen
Maßnahmen entzündungsfrei zu halten. Zurzeit lassen Einblicke in aus Pflegeeinrichtungen kommende
Patienten eher die Annahme zu, dass in Hinblick auf
die Assistenz in der Mundhygiene Nachholbedarf besteht. Die Frage darf gestellt werden, wie viele Jahre
es brauchen wird, bis dieser Nachholbedarf an den
entsprechenden Stellen erkannt und schließlich durch
bedarfsgerechte Schulungen ausgeglichen wird.
Im Bereich der parodontalchirurgischen Methoden
zum Zahnerhalt und in der Optimierung parodontaler und periimplantärer Weichgewebe setzen sich
mehr und mehr minimalinvasive Konzepte durch
und verdeutlichen, wie sich durch ein Weniger an
Invasivität ein Mehr an funktionell und ästhetisch ansprechenden Ergebnissen erzielen lassen. In diesem
Zusammenhang zeigen die universitären Autoren Dr.
Raluca Cosgarea, Prof. Dr. Nicole Arweiler und
Prof. Dr. mult. Anton Sculean sowie Dr. Friederike Ratschow und Dr. Achim Sieper aus der zahnärztlichen Praxis in ihren Beiträgen anhand von Fall-
DENT IMPLANTOL 17, 4, 253 (2013)
beispielen die Möglichkeiten auf, die sich durch
den Einsatz der Tunneltechnik im Bereich der gingivalen Rezessionsdeckung erreichen lassen. Dabei dient die Reintegration von dem Mundmilieu
ausgesetzten Wurzeloberflächen natürlich nicht
nur ästhetisch motivierten Bedürfnissen sondern
stellt insbesondere in Hinblick auf gerontostomatologische Aspekte eine präventive Maßnahme
zur Vermeidung von Wurzelkaries dar.
Dr. Michael Hopp und Prof. Dr. Reiner Biffar
verdanken wir einen Beitrag zum neuen Verfahren
der Photothermischen Therapie in der Zahnheilkunde, die in Abgrenzung zur Photodynamischen
Therapie nicht nur in der Parodontologie ihren Einsatz findet und durch ein Weniger an Zeitaufwand
ein Mehr an therapeutischer Effizienz verspricht.
Wie sich möglicherweise invasivere Therapiemethoden durch den Einsatz medikamentöser und
lasergestützter Verfahren zur Optimierung der
konservativen Therapie der Parodontitis beim
Diabetespatienten vermeiden lassen, wird in der
Vorstellung ihres Praxiskonzeptes von Prof. Dr.
Frank Liebaug und Frau Dr. Ning Wu dargestellt. Wenngleich - wie gezeigt - in vielen Bereichen sich durch weniger mehr erreichen lässt,
so wird auch deutlich, dass nur durch ein Mehr
an Information Einsicht in die Möglichkeit beziehungsweise Notwendigkeit zur Reduktion der
therapeutischen Invasivität im Erreichen des Wünschenswerten gewonnen werden kann.
In dieser Hinsicht wünschen wir Ihnen viel Freude
bei der Lektüre dieser Ausgabe der DI DENTALE
IMPLANTOLOGIE & Parodontologie.
Herzlichst
Ihr Dr. Georg Gaßmann
253
In ha l t
Schwerpunkt: Parodontitis-Therapie
Parodontologie
256
Die Behandlung von singulären und multiplen Rezessionen mit der modifizierten Tunneltechnik
264
Rezessionsdeckung heute
268
Die ICG-gestützte Photothermische Therapie (PTT)
280
Die Abrechnung der antimikrobiellen photodynamischen Therapie (aPDT)
286
Optimierung der Parodontitis-Therapie bei Diabetikern
Leistungsvergleich
283
284
Marktübersicht: Antimikrobielle photothermische Therapie (PTT)
Marktübersicht: Antimikrobielle photodynamische Therapie (PDT)
Raluca Cosgarea, Nicole Arweiler, Anton Sculean
Friederike Ratschow, Achim Sieper
Michael Hopp, Reiner Biffar
Sabine Schröder
Frank Liebaug, Ning Wu
Implantologie
294
Implantatbehandlung nach generalisierter chronischer Parodontitis
Praxisführung
298
300
304
309
Ziele, Ziele, Ziele – bei Überdosis droht Gefahr
Nutzen Sie die Potenziale Ihrer Prophylaxeabteilung
Ohne geregelte Praxisprozesse keine realistischen Gewinnplanungen
Mehr Wertschöpfung durch mehr Wertschätzung
Philipp Plugmann
Axel Thüne
Maike Klapdor
Angelika Pindur-Nakamura
Sybille David
Herstellerinformationen
312
Neuprodukte
Industrie-Report
313
314
315
316
Intelligente 3D-Implantatplanung: intuitiv, smart & easy
Neue Maßstäbe in punkto Ergonomie und Ästhetik
CAM-Award 2013 für Arbeit zur Parodontitis verliehen
Viel Lebensqualität mit einem Eingriff
320
322
325
325
326
327
327
328
Fortbildung
Die neue E-Learning-Plattform in der Implantologie – DENTAL CAMPUS
10 Jahre Osteology Stiftung: Ein Feuerwerk an Inspiration und Motivation
Infokampagne zu Parodontitis und Allgemeinerkrankungen
Implantology meets CAD/CAM 2013
Regenerative Parodontalchirurgie für die tägliche Praxis
Praxiskurse senken die Hemmschwelle
Ladies Night in Düsseldorf
Was macht eigentlich...?
Acht Fragen an Prof. Dr. Peter Eickholz
Buchrezension
329
Themenkomplex Craniomandibuläre Dysfunktionen - Von der Fibel zur Bibel Jan-Friedrich Dehner
Rubriken
253
Editorial
330
Vorschau - Impressum
254
DENT IMPLANTOL 17, 4, 254 (2013)
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P a ro d o n t o l o g i e
Die Behandlung von singulären
und multiplen Rezessionen mit
der modifizierten Tunneltechnik
Raluca Cosgarea1, Nicole Arweiler1, Anton Sculean2
Indizes: Gingivarezession, Rezessionsdeckung, Subepitheliale Bindegewebe,
Kollagenmatrix, Tunneltechnik
Die gingivale Rezession wird definiert durch die Exposition der Wurzeloberfläche aufgrund des Rückgangs der Margo Gingivae apikal der Schmelz-ZementGrenze (SZG) [4, 38]. Die freiliegenden Wurzeloberflächen werden oft mit einer
beeinträchtigten Plaquekontrolle, einer erhöhten Überempfindlichkeit sowie mit
ästhetischen Problemen assoziiert [14, 37]. Die vorhersagbare Therapie multipler Rezessionen stellt immer noch eine Herausforderung für den Kliniker dar. Ziel
dieses Beitrags ist die Darstellung der modifizierten Tunneltechnik und den damit
erreichten Ergebnissen bei der Behandlung von multiplen Rezessionen.
E
inzelne oder multiple Rezessionen werden an
einem beträchtlichen Anteil der Bevölkerung,
sowohl bei älteren aus auch bei jüngeren Personen,
bei Patienten mit oder ohne adäquater Mundhygi-
256
1
2
Abteilung für Parodontologie, Universität Marburg
Klinik für Parodontologie, Universität Bern, Schweiz
ene diagnostiziert. Rezessionen konnten bei mehr
als 90 % der über 50-jährigen und in 60 % der
unter 20-jährigen Patienten einer parodontal gut
betreuten norwegischen Population festgestellt
DENT IMPLANTOL 17, 4, 256 - 263 (2013)
Parodont ol ogi e
werden [24]. In einer schweizerischen Rekrutenpopulation wiesen 17 % der ersten Molaren und
8,7 % der Eckzähne Rezessionen von mindestens 1
mm auf [34].
Ätiologie
Faktoren, die zur Entstehung gingivaler Rezessionen führen, können in prädisponierende und auslösende Faktoren unterteilt werden.
Prädisponierende
pathogenetische Faktoren
Knöcherne Dehiszenzen sind Stellen, an denen die
Zahnwurzel nicht vom Knochen bedeckt ist und die
meistens von einer dünnen und fragilen Gingiva
bedeckt sind. Folglich sind diese Regionen anfällig
für plaqueinduzierte Entzündungen und Traumata
und stellen einen prädisponierenden Faktor für die
Entstehung gingivaler Rezessionen dar. Marginal
einstrahlende Lippen- und Wangenbändchen können die Durchführung einer korrekten Bürstenbewegung (z. B. Bass-Technik) und somit eine effektive und atraumatische Plaquekontrolle verhindern.
Dadurch kann die Akkumulation von Plaque und
anschliessend die Entstehung von Gingivitis und
Wurzelkaries begünstigt werden. Die Anwendung
einer falschen (z. B. horizontalen) Zahnputztechnik
kann ebenfalls zu einer Traumatisierung der Gingiva führen [18, 23, 25]. Beide Faktoren können zur
Rezessionsbildung führen. Genetisch werden verschiedene Phänotypen der Gingiva unterschieden.
Dünne, fragile Gingiva wird meistens mit schlanken Zahnformen assoziiert, während dicke, breite
Gingiva an quadratischen Zahnkronen festgestellt
werden kann. Es konnte gezeigt werden, dass subgingivale Infektionen beim dünnen Gingivaphänotyp zur Rezessionsbildung führen, während ein dicker Gingivaphänotyp mit Taschenbildung reagiert
[29, 35].
Auslösende pathogenetische Faktoren
Mechanische Faktoren, wie die Anwendung einer
traumatisierenden Putztechnik [18, 23] in horizontaler Richtung mit extremem Anpressdruck und
einer Zahnbürste mit harten Borsten [20], stellen
ein Hauptauslöser fazialer Rezessionen dar. Zähne, wie z. B. Eckzähne, die sich in der Zahnreihe
an exponierten Stellen befinden, sind wegen der
ungleichmässigen Verteilung des Zahnbürsten Anpressdruckes am häufigsten davon betroffen. Die
Plaqueakkumulation ist ein weiterer auslösender
Faktor. Diese verursacht subgingivale Infektionen,
die beim Vorliegen einer dünnen Gingiva schnell
zum Gingivarückgang und somit zur Entstehung
einer Rezession führen. In diesem Zusammenhang
stellen subgingivale Restaurationsränder Plaquere-
DENT IMPLANTOL 17, 4, 256 - 263 (2013)
tentionsstellen dar und dadurch ein weiterer Auslöser für gingivale Rezessionen [36]. Kieferorthopädische Zahnbewegungen können, insbesondere
an Unterkieferschneidezähnen, zur Bildung fazialer
Rezessionen führen (Tabelle 1). Wenn Zähne aus
dem Alveolarfortsatz bewegt werden, entstehen
Knochendehiszenzen, die gingivale Rezessionen
bilden können [17]. Ein weiterer auslösender Faktor
kann das Tragen oraler Schmuckstücke, wie z. B.
Lippen- und Zungenpiercings, sein [22].
Wie sich zeigte, kann mit einer optimalen und regelmässigen Plaquekontrolle sichergestellt werden,
dass die parodontale Gesundheit unabhängig von
der Ausprägung gingivaler Rezessionen erhalten
werden kann [19]. Allerdings konnte die Notwendigkeit einer Mindestbreite der befestigten Gingiva
zur Erhaltung der parodontalen Gesundheit bisher
nicht wissenschaftlich belegt werden.
Klassifikation
1985 entwickelte Miller eine Klassifikation gingivaler Rezessionen. Die Prognose zu den verschiedenen Rezessionsdeckungstechniken beruht auf
dieser Einteilung: Miller Klasse I, II, III und IV (Tabelle 1) [26]. Eine vollständige Wurzeldeckung kann
bei Miller Klassen I und II erreicht werden [11, 13].
Miller Klassen III und IV stellen eine grössere Herausforderung für den Kliniker dar und können nur
teilweise und unvorhersagbarer gedeckt werden.
Für die Prognose des Therapieergebnisses stellt die
Höhe des Knochen- und Gingivagewebes im Approximalraum einen kritischen Faktor dar.
Indikationen für eine Rezessionsdeckung
Die Hauptindikationen für die Deckung gingivaler
Rezessionen sind die Verbesserung der Plaquekontrolle und damit verbunden das Vorbeugen von
Gingivitis und Wurzelkaries, die Verbesserung der
Ästhetik sowie die Therapie von überempfindlichen
Zahnhälsen.
Die modifizierte Tunneltechnik
Vor jeglicher Rezessionsdeckungstherapie ist es
unerlässlich, die ätiologischen Faktoren zu diagnostizieren und möglichst zu verändern. Zusätzlich müssen die Patienten präoperativ ein hohes
Niveau der individuellen Mundhygiene erreicht
haben. Das Erreichen dieses Ziels setzt mehrere Sitzungen professioneller Zahnreinigung voraus, um
die klinischen Entzündungszeichen sowie Traumata
zu eliminieren oder zumindest zu minimieren. Die
Wurzeloberflächen der betroffenen Rezessionen
werden gereinigt und geglättet, so dass eventuell
vorhandene Plaque und/oder Endotoxine sowie
Rauigkeiten entfernt werden. Zervikale Restaurati-
257
Pa ro d o n t o l o gi e
onen und Wurzelkaries sollten präoperativ beseitigt werden.
Die erste Variante der Tunneltechnik wurde 1994
von Allen [1] beschrieben: Nach intrasulkulären
Inzisionen im Rezessionsbereich wird im Rahmen
eines Mukoperiostlappens die Gingiva vom Knochen gelöst. Dafür werden spezielle Tunnelierungsinstrumente oder Küretten angewendet. Bei einer
entsprechenden Gewebedicke kann ein Mukosalappen gebildet werden: Das Periost wird auf dem
Knochen belassen und der Lappen wird im Bindegewebe präpariert. Dabei entsteht ein Tunnel, der
3 bis 5 mm apikal und lateral der Rezession hinaus
geführt wird. Papillen müssen unterminiert werden. Ein Bindegewebstransplantat wird im Tunnel
eingebracht und mit Matratzennähten am Mukoperiostlappen fixiert. Bei der modifizierten Tunneltechnik wird anstelle eines Spaltlappens ein Mukoperiostlappen präpariert. Der Mukoperiostlappen
wird über die mukogingivale Grenze verschoben
und eventuell einstrahlende Fasern werden gelöst, bis der ganze Lappen ohne Spannung über
die Rezessionen und das eingebrachte Bindegewebstransplantat verschoben werden kann [7, 5].
Dadurch wird das Transplantat besser geschützt
und die Vaskularisierung verbessert. Anschliessend
werden der Mukoperiostlappen und das Transplantat mit Umschlingungsnähten um den Zahn fixiert;
bei einer vorherigen Verblockung der Zähne können auch Aufhängenähte oder fortlaufende Nähte
angewendet werden [2].
Das chirurgische, schrittweise Vorgehen:
1. Die Tunnelpräparation:
• Nach intrasulkulären Inzisionen werden
die Parodontalfasern mit einem Skalpell
oder mit speziellen Tunnelmessern vom
Knochen abgelöst (Abb. 1 und 2).
• Der Mukoperiostlappen wird vorsichtig
über die Mukogingivalgrenze hinaus
präpariert und einstrahlende Fasern mit
Tunnelierungsinstrumenten, Küretten
oder mit einem Skalpell abgelöst.
• Die Papillen werden vom Knochen gelöst,
so dass sie frei beweglich sind (Abb. 2).
• Der tunnelierte Lappen wird soweit apikal
und koronal präpariert, dass bei der
koronalen Verschiebung die ganze
Rezession spannungsfrei bedeckt
werden kann.
2. Ein Bindegewebstransplantat wird vom
Gaumen entnommen. Die Länge und Breite
des Transplantates muss die Deckung aller
Rezessionen im OP-Bereich sichern.
3. Die Wunde am Gaumen wird mit Nähten
unterschiedlicher Techniken fixiert (z. B.
fortlaufende Naht), so dass eine Heilung per
primam gesichert wird.
4. Die Wurzeloberflächen werden mit EDTA
konditioniert und nach anschliessender
Miller Klasse
Definition
Klasse I
• Die Rezession reicht nicht bis an die Mukogingivalgrenze.
• Es liegt interdental kein Verlust von parodontalem Gewebe vor.
Klasse II
• Die Rezession reicht bis an oder über die Mukogingivalgrenze hinaus.
• Es liegt interdental kein Verlust von parodontalem Gewebe vor. Klasse III
• Die Rezession reicht bis an oder über die Mukogingivalgrenze hinaus.
• Es liegt ein Verlust von Knochen oder Weichgewebe im Approximalraum vor.
• Das interdentale Weichgewebe liegt apikal der approximalen
Schmelz-Zement-Grenze, jedoch koronal des bukkalen Gingivalrandes.
Klasse IV
• Die Rezession reicht bis an oder über die Mukogingivalgrenze hinaus.
• Es liegt ein starker Verlust von Knochen und Weichgewebe
im Approximalraum vor.
• Das interdentale Weichgewebe liegt apikal des bukkalen Gingivarandes.
Beispiel
Tabelle 1: Miller Klassifikation
258
DENT IMPLANTOL 17, 4, 256 - 263 (2013)
KEINE�
REINIGT�BESSER�
KEIN�WUNDER��ORAL�B�IST
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MARKE�WELTWEIT�BEI�
ZAHNARZTEMPFEHLUNGEN�
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Abb. 1: Das präoperative Bild zeigt eine fortgeschrittene Miller
Klasse 1 Rezession in der UK-Front.
Abb. 2: Mittels Mukoperiostlappen wird der Tunnel gebildet und
komplett mobilisiert.
Spülung wird ein Schmelzmatrix-Derivat auf
die Wurzeloberfläche appliziert (Abb. 3 und 4).
Das Bindegewebstransplantat wird mit
Matratzennähten in den Tunnel eingebracht
und mit Umschlingungsnähten an den Zähnen
fixiert (Abb. 5).
5. Der tunnelierte Lappen wird nach koronal
verschoben und mit Umschlingungsnähten
an den Zähnen fixiert. Dabei ist es wichtig, dass der Lappen über die Schmelz-Zement Grenze spannungsfrei verschoben werden
kann (Abb. 6). Bei Rezessionen von einer
Tiefe bis 3 mm können Lappen und Transplan tat mit einer Umschlingungsnaht koronal
reponiert und an den Zähnen fixiert werden.
Postoperativ werden die Patienten instruiert, zweimal täglich für 4 Wochen mit 0,1 oder 0,2 %-iger
Chlorhexidindigluconatlösung zu spülen und den
operierten Bereich mechanisch nicht zu beanspruchen. Die Wunde darf nicht berührt und die Wangen nicht abgespannt werden. Ein vorsichtiges Zähneputzen kann erst nach 2 bis 3 Wochen mit einer
weichen chirurgischen Zahnbürste vorgenommen
werden. Die Reinigung des Interdentalraumes kann
erst nach 4 bis 5 Wochen wieder aufgenommen
werden. Die Nahtentfernung am Gaumen erfolgt
nach einer Woche; die Nähte im Bereich der Rezessionsdeckung werden nach 14 bis 21 Tagen entfernt. Das Ergebnis kann nach 12 Monaten definitiv
evaluiert werden (Abb. 7).
Prognose der
modifizierten Tunneltechnik
Abb. 3: Konditionierung der Wurzeloberfläche mit 24 %-igem
EDTA (PrefGel, Straumann, Basel, Schweiz).
Abb. 4: Applikation eines Schmelzmatrix Derivates (Straumann
Emdogain, Basel, Schweiz).
260
In einem aktuellen systematischen Übersichtsartikel wurde die Vorhersagbarkeit verschiedener chirurgischer Rezessionsdeckungstechniken evaluiert
[16]. Der modifizierte koronale Verschiebelappen
mit oder ohne Bindegewebstransplantat und der
modifizierte koronalverschobene Tunnel mit Bindegewebstransplantat waren die meist vorhersagbaren Methoden, die eine komplette Deckung multiplen Miller Klasse I und II Rezessionen sicherten.
Der koronal verschobene Lappen mit der gleichzeitigen Anwendung von Bindegewebstransplantaten
zeigt stabilere Langzeit-Ergebnisse im Vergleich zur
Technik allein [32]. Gute Ergebnisse bei multiplen
Miller Klasse III Rezessionen konnten mit der modifizierten Tunneltechnik erreicht werden, aber auch
die Anwendung von Bindegewebstransplantaten
mit und ohne Applikation von Schmelzmatrixproteinen zeigten vergleichbare Ergebnisse (82 % vs.
83 %) [5].
Ein Nachteil der Rezessionsdeckung mit Bindegewebstransplantaten ist die zusätzliche Operationsstelle für die Entnahme des Transplantates.
DENT IMPLANTOL 17, 4, 256 - 263 (2013)
Parodont o l ogi e
Zudem werden eine grössere Patientenmorbidität,
ein längerer Zeitaufwand und postoperative Komplikationen, wie. z. B. Blutung, Taubheitsgefühl
und Sensibilitätsstörungen im Donor-Bereich, beschrieben [33, 10]. Auch kann es öfters zu Schwierigkeiten, wenn nicht sogar zu einer unmöglichen
Entnahme eines entsprechend grossen Transplantates kommen. Um diesen Problemen entgegen
zu wirken, wurden bioresorbierbare auf Kollagen
basierende Materialien entwickelt, die das Bindegewebstransplantat ersetzen sollen, um somit die
Patientenmorbidität zu minimieren und die Akzeptanz zu steigern. In einer Fallstudie mit 5 Patienten
mit multiplen Miller Klasse I und II, verwendeten
Modaressi und Wang zusätzlich zur modifizierten
Tunneltechnik eine azelluläre dermale Matrix [27].
Es wurde damit eine durchschnittliche Defektdeckung von 60,5 % erzielt; dieses entsprach einer
Wurzeldeckung von 93,5 %. In einer aktuelleren
Fallstudie von 8 Patienten mit multiplen Miller Klasse I und II Rezessionen (insgesamt 42 Rezessionen)
wurde die modifizierte Tunneltechnik mit einer
bioresorbierbaren Kollagen Matrix (Mucograft®,
Geistlich Biomaterials) angewendet [28]. In 72 %
der Fälle konnte eine komplette Wurzeldeckung
erreicht werden. In einer aktuellen, kontrollierten,
randomisierten klinischen Studie [6] wurden 156
Rezessionen der Miller Klasse I und II randomisiert
mit der modifizierten Tunneltechniktechnik mit Bindegewebstransplantat oder mit Kollagenmembran
behandelt. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen für
beide Therapien Verbesserungen. Die Anwendung
des Bindegewebstransplantats zeigte jedoch wesentlich bessere Ergebnisse bezüglich einer kompletten Wurzeldeckung (85 % vs. 42 % mit der
Kollagenmembran) im Vergleich zur Kollagenmatrix [6]. Somit könnten die Kollagenmatrices eine
mögliche Alternative zur Anwendung von Bindegewebstransplantaten darstellen und zur Reduktion
von Zeitaufwand und Patientenmorbidität führen.
Zurzeit scheinen sie bezüglich des Erreichens einer
kompletten Rezessionsdeckung und einer Zunahme der Dicke der befestigten Gingiva / Mukosa im
Vergleich zum subepithelialen Bindegewebstransplantat jedoch weniger erfolgreich zu sein.
Abb. 5: Das Bindegewebe wird in den Tunnel gezogen und mittels Umschlingungsnähten fixiert.
Abb. 6: Der tunnelierte Lappen wird nach koronal verschoben
und mittels Umschlingungsnähten fixiert.
Abb. 7: Ergebnis nach 1 Jahr. Eine komplette Wurzeldeckung
sowie eine optimale Farbe und Verdickung sind ersichtlich.
Beeinflussende Faktoren
Verschiedene Eigenschaften des gebildeten Lappens nehmen Einfluss auf den Erfolg der Rezessionsdeckung. Die Dicke des Lappens wird positiv
mit der mittleren und kompletten Rezessionsdeckung assoziiert [15, 8]. Ein weiterer Einflussfaktor stellt die Spannung des Lappens dar. Bei einer
Steigerung der Spannung über 0,4 g, beeinflusst
die Lappenspannung umgekehrt proportional die
finale Rezessionsdeckung [30]. Ausserdem zeigte
die neue Position des Gingivarandes bei der Anwendung des koronalen Verschiebelappens eine
DENT IMPLANTOL 17, 4, 256 - 263 (2013)
positive Korrelation zur Rezessionsdeckung auf
[31]. Folglich sollte bei der Positionierung des Lappens darauf geachtet werden, dass die SchmelzZementgrenze grosszügig bedeckt wird. Die Ausrichtung des Transplantates, ob die Seite mit dem
Periost gegen den Lappen oder zum Zahn ausgerichtet ist, scheint keine Rolle zu spielen [21, 3].
Chambrone et al. zeigten in einer systematischen
Übersichtsarbeit, dass das Rauchen das Resultat
der Rezessionsdeckung beeinflusst [12]. Raucher
zeigten eine geringere Reduktion der Rezession
261
P a ro d o n t o l o g i e
und komplette Wurzeldeckungen konnten weniger oft erreicht werden als bei Nichtrauchern.
Schlussfolgerungen
Die modifizierte Tunneltechnik scheint für den
Patienten und das Gewebe vorteilhafter zu sein.
Diese Technik sichert durch das minimalinvasive
chirurgische Vorgehen (einzige Inzision ist auf den
Sulkus beschränkt) eine gute Durchblutung des
koronalverschobenen Lappens und des darunterliegenden Transplantates. Durch die Kombination
der modifizierten Tunneltechnik mit einem Bindegewebstransplantat werden die bukkale Gingiva /
Mukosa und die Langzeitstabilität der Ergebnisse
erhöht [9]. Aufgrund der Vermeidung von Entlastungsinzisionen ermöglicht die Technik eine narbenlose Heilung und ein optimales ästhetisches
Ergebnis.
Prof. Dr. med. dent. Dr. h.c. mult.
ANTON SCULEAN, M.S.
Universität Bern
Klinik für Parodontologie
Freiburgstrasse 7
3010 Bern, Schweiz
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DENT IMPLANTOL 17, 4, 256 - 263 (2013)
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P a ro d o n t o l o g i e
Rezessionsdeckung heute
Friederike Ratschow, Achim Sieper
Indizes: Rezessionsdeckung, Rot-Weiß-Ästhetik, Zahnfleisch
Ein schönes Lächeln wird nicht nur durch schöne Zähne getragen (weiße Ästhetik), sondern auch maßgeblich durch einen harmonischen Zahnfleischverlauf (rote
Ästhetik). Disharmonien entstehen hingegen vor allem bei Asymmetrien, zu viel
Zahnfleisch („Gummy Smile“) oder zu wenig Zahnfleisch (Rezession). Moderne mikrochirurgische Verfahren bieten die Möglichkeit, ein harmonisches Bild wieder
herzustellen. Die Ergebnisse werden schonender und vorhersagbarer.
E
ine Zahnfleischkorrektur ist für Patienten
interessant, die aufgrund von zuviel oder zu
wenig Zahnfleisch Beschwerden haben oder sich
am ästhetischen Bild stören. Das Ziel eines parodontal-chirurgischen Eingriffs ist eine physiologische Abdeckung der Wurzeloberfläche. Es gibt
zahlreiche minimalinvasive Verfahren, mit denen
das Zahnfleisch korrigiert werden kann. Zu den
populärsten Techniken gehören die Bildung von
koronalen Verschiebelappen nach Bernimoullin [1]
und der laterale Verschiebelappen.
Bei diesen Operationstechiken muss darauf geachtet werden, dass genügend befestigte Gingiva von
mindestens 3 mm im Bereich der Rezession vorhanden ist. Eine andere Möglichkeit ist die Bildung
264
eines freien Transplantats. Hier kann entweder ein
Bindegewebstransplantat oder ein Gingivatransplantat aus dem Bereich des Gaumens hergestellt
werden.
Ein weiteres Verfahren ist die modifizierte Envelope-Technik [2,3] mittels freiem Bindegewebstransplantat (ebenfalls aus dem Bereich des Gaumens),
welches durch vorherige Tunnelierung der Gingiva
an die betroffenen Defekte transplantiert wird.
Durch die auf die feste Gingiva wirkenden Zugkräfte der Bänder kann es ebenfalls zu Rezessionen
kommen. Häufig reicht schon allein die Durchtrennung oder Verlagerung hochansetzender Bänder,
um den Fortlauf der Rezession zu stoppen. Mit
der Operationstechnik GTR (Guided Tissue RegeDENT IMPLANTOL 17, 4, 264 - 267 (2013)
Parodont ol ogi e
neration) wird eine Membran intraoperativ in den
betroffenen Defekt eingelegt. Sie verhindert eine
Adaptation der Epithelzellen des Sulkuses und
des Sharpey‘schen Faserapparats, bildet also eine
künstliche Barriere. Da sich die einzelnen Strukturen des Parodontiums mit einer unterschiedlichen
Geschwindigkeit regenerieren, ist eine Trennung
durch die resorbierbare Membran erforderlich. Auf
diese Weise kann ein physiologisches Wachstum
erfolgen, mit dem Ergebnis, dass sich das Gewebe
deutlich besser regeneriert [4]. Durch eine lange
Berufserfahrung und die daraus gewonnene Expertise sollte der Operateur je nach Ausgangslage und
Befund die Technik wählen, welche sich für den Patienten als die erfolgsversprechendste darstellt.
Gummy Smile
Bei einem Gummy Smile ist scheinbar zu viel Zahnfleisch vorhanden, es rückt beim Lächeln in den
Vordergrund und wird häufig als störend empfunden. Zu kleine Zähne oder ein Überschuss an
Zahnfleisch können Ursachen sein, die zu einem
Gummy Smile führen. Des Weiteren kann eine Hyperaktivität der Oberlippe beim Lächeln oder auch
eine zu straffe Verbindung zwischen Zahnfleisch
und Oberlippe das Bild von zu viel Zahnfleisch verstärken [5].
Wenn zuviel Zahnfleisch vorhanden ist, wird das
überschüssige Gewebe sehr schonend mit dem
Laser bzw. Elektrotom entfernt. Die Gingivektomie
wird vor allem bei Pseudotaschen oder Hyperplasien verwendet. Ziel der Behandlung ist die Wiederherstellung des physiologischen Überganges
zwischen Zahn und Gingiva. Bei zu kleinen Zähnen
lässt sich das Missverhältnis durch Kronen oder Veneers und einer damit verbundenen Vergrößerung
der Zähne aufheben.
Rezessionen
Unter einer Rezession versteht man den Rückgang der Gingiva des darunter liegenden Alveolarknochens durch endogene und/oder exogene
Faktoren. Ursache für eine Zahnfleischrezession
Abb. 1: Miller Klasse 1.
Abb. 2: Miller Klasse 2.
DENT IMPLANTOL 17, 4, 264 - 267 (2013)
können chronische Zahnfleischentzündungen,
Verletzungen, Zahnfehlstellungen oder die falsche
Zahnputztechnik sein.
Ein freiliegender Zahnhals führt zu Überempfindlichkeiten, es kommt zu einer funktionellen und
ästhetischen Beeinträchtigung und das Kariesrisiko
ist deutlich erhöht, da das im Wurzelbereich freiliegende Dentin wesentlich kariesanfälliger ist als
Zahnschmelz.
Nach Miller 1985 [6] werden Gingivarezessionen in
vier Klassen differenziert. Diese Klassen zeigen die
verschiedenen Grade der Rezessionen, erleichtern
die Behandlungsplanung und zeigen auf, wie gut
die jeweilige Prognose für eine Rezessionsdeckung
ist.
Miller Klasse I
Die Rezession reicht nicht bis zur mukogingivalen
Grenze. Interdentales Gewebe ist nicht verloren
gegangen. Eine vollständige Deckung ist zu erwarten. Die Prognose ist sehr gut (Abb. 1).
Miller Klasse II
Die Rezession überschreitet die mukogingivale
Grenze. Interdentales Gewebe ist nicht betroffen.
Eine weitgehende Deckung kann erreicht werden
(Abb. 2).
Miller Klasse III
Die Rezession reicht bis in die Mukosa. Ein interdentaler Gewebeverlust schließt die vollständige
Abdeckung der Wurzeloberfläche aus. Eine partielle Deckung ist möglich (Abb. 3).
Miller Klasse IV
Die Rezession reicht über die mukogingivale Grenze, gleichzeitig ist es zu einem Weich- und Hartgewebeverlust gekommen. Eine Bedeckung der Wurzeloberfläche ist nicht zu erwarten (Abb. 4).
Technik zur Rezessionsdeckung
Unterschiedliche Techniken wurden vorgestellt und
angewendet. Hiervon hat sich eine sehr minimal-
Abb. 3: Miller Klasse 3.
Abb. 4: Miller Klasse 4.
265
P a ro d o n t o l o g i e
regelmäßigen Recall (Kontrolltermine) motiviert
werden. Außerdem sollten Fehlbelastungen der
betroffenen Zähne ausgeschlossen bzw. korrigiert
werden. Eine große Rolle spielt auch, ob der Patient Raucher oder Nichtraucher ist. Es handelt sich
um ein mikrochirurgisches Verfahren, bei dem
eine ausreichende Durchblutung von großer Bedeutung ist. Dies ist bei einem Raucher nicht gegeben und die Prognose somit deutlich schlechter
[8].
Envelope Technik
Abb. 5: Ausgangssituation: multiple Rezessionen.
Abb. 6: Tunnelierung des Zahnfleisches.
invasive und sehr sichere Technik durchgesetzt,
mit der auch wir die besten Erfahrungen gemacht
haben. Dies ist die sogenannte Tunneltechnik nach
Allen et al. 1994 [3], welche eine modifizierte Form
der Envelope Technik nach Raetzke et al. 1985 [2]
ist. Diese Technik soll im Folgenden anhand eines
Fallbeispiels vorgestellt werden.
Unabhängig vom Operationsverfahren müssen im
Vorfeld bestehende Entzündungen beseitigt und
der Patient zur richtigen Putztechnik und zum
Bei der Envelope-Technik nach Raetzke et al. 1985
[2] präpariert der Operateur eine Mukosatasche,
die von der Inzision am Sulkus des betroffenen
Zahnes ausgeht. Zusätzlich wird ein freies subgingivales Bindegewebstransplantat 3 mm apikal der
marginalen Gingiva des Gaumens entnommen entsprechend der Beschreibung nach Hürzeler et al.
1999 [7]. Zu beachten ist, dass die Mindeststärke
des Transplantats von 2 mm eingehalten werden
muss. Transplantate mit einem geringeren Durchmesser neigen dazu zu nekrotisieren. Wichtig ist im
Bereich des Gaumens genaue Kenntnisse über den
Verlauf der A. palatina zu haben, da es sonst durch
unkontrollierte Blutungen zu lebensgefährlichen
Situationen kommen kann.
Vorteil der Envelope-Technik ist, dass diese Methode ohne weitere Inzisionen und damit kaum sichtbaren Narben auskommt. Das freie subgingivale
Schleimhauttransplantat wird in die präparierte
Tasche eingebracht und kann dann entweder mit
Nähten oder einem Verband adaptiert werden.
Allen et al. [3] modifizierten 1994 die EnvelopeTechnik, sie verbanden mehrere nebeneinander
liegenden Rezessionen durch eine Tunnelierung
der Interdentalsepten und führten dann das Bindegewebstransplantat hindurch. Vorteil dieser Modifizierung ist eine minimalinvasive Durchführbarkeit
mit gleichzeitigen multiplen Deckungen nebeneinander stehender Zahnwurzeln.
Abb. 7 und 8: Das Bindegewebstransplantat wurde aus dem Gaumen entnommen.
266
DENT IMPLANTOL 17, 4, 264 - 267 (2013)
Parodont ol ogi e
Fallbeispiel
Der in Abbildung 5 bis 10 vorgestellte Fall zeigt
multiple Rezessionen an den Frontzähnen im Unterkiefer (Zahn 32-43). Das Zahnfleisch wurde mit
mirochirurgischen Instrumenten tunneliert. Über
einen mikrochirurgischen Schnitt wurde ein Bindegewebstransplantat aus dem Gaumen entnommen. Das Transplantat wurde in regio 32-43 positioniert und fixiert. Das Ergebnis nach 5 Monaten
zeigt eine vollständige Beseitigung der Rezessionen
regio 32-43.
Abb. 9: Positionierung des Transplantats und Fixierung.
Nachsorge
Das Gewebetransplantat darf während der Einheilphase (minimum 6 Wochen) nicht mechanisch belastet werden. In der Einheilphase wachsen langsam
kleine Blutgefäße von der Umgebung in das Bindegewebstransplantat, damit diese nicht reißen, darf
im OP-Gebiet für mindestens sechs Wochen nicht
mit der Zahnbürste geputzt werden. Zur Reinigung
kann mit einer Chlorhexamed Spülung 1-2 mal täglich gespült werden. Die Nahtentfernung erfolgt 3
Wochen nach dem Eingriff.
Prognose
Die von uns hier beschriebene angewendete Tunneltechnik ist ein wissenschaftlich basiertes, sicheres und bewährtes, minimalinvasives Operationsverfahren. Grundsätzlich kann durch so einen
Eingriff die Situation nur verbessert werden. Eine
Verschlimmerung der Rezession durch eine Deckung mit einem Bindegewebstransplantat ist fast
nicht möglich. Es bleibt abzuwarten, inwieweit in
jüngster Zeit vorgestellte Operationsverfahren mit
diversen Kollagenmaterialien die autologe Binde-
DR. FRIEDERIKE RATSCHOW
Master of Science Orale
Chirurgie und Implantologie
ALL DENTE HAUS
Lünener Straße 73
59174 Kamen
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DR. ACHIM SIEPER
Master of Science Implantologie
Master of Science Oralchirurgie
Mastership in Oral Implantology
at UCLA
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DENT IMPLANTOL 17, 4, 264 - 267 (2013)
Abb. 10: Ergebnis nach 5 Monaten.
gewebsentnahme vom Gaumen wirklich gleichwertig ersetzen können [9]. Zusätzliche Kosten und
in Einzelfällen die mögliche Gefahr durch eventuelle biologische Inkompatibilitäten sind ungünstige
Faktoren. Zudem fehlen noch klinisch relevante
Langzeitstudien.
LITERATUR
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[3]
[4]
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267
P a ro d o n t o l o g i e
Die ICG-gestützte
Photothermische Therapie (PTT)
Michael Hopp, Reiner Biffar
Indizes: Photothermische Therapie, Indocyaningrün, PTT, Parodontitistherapie
Nach mehrjähriger erfolgreicher Anwendung der antimikrobiellen Photodynamischen Therapie (aPDT) auf Basis von Methylen- und Toluidinblau steht ein grüner Farbstoff – Indocyaningrün – angeregt mit 810 nm, zur Verfügung. Mit dem Erfahrungsschatz von zwei Jahren Anwendung und weiterführenden Forschungen
wissen wir heute, dass die Hauptkomponente der Wirkung ein photothermischer
Effekt (PTT) ist. Im Folgenden sollen Einsatz, Wirkspektrum und Therapieeffizienz
näher dargestellt werden.
D
ie photodynamische Therapie (PDT) als mini malinvasive Methode aus der Onkologie, angewendet mit injizierten Photosensitizern, ist in der
Zahnmedizin zu einer nicht invasiven, oberflächenorientierten Therapie mit Hauptangriffsziel der
Bakterien weiterentwickelt worden und deshalb
über die Erweiterung „antibakteriell“ auch als diese
gekennzeichnet - die „antimikrobielle Photodynamische Therapie“ (aPDT). Sie umfasst die lichtinduzierte athermische Inaktivierung von Zellen, Mikroorganismen oder Molekülen ohne Zerstörung des
Wirtsgewebes auf Basis lichtabsorbierender Farbstoffe, die über eine Sauerstoffradikalfreisetzung,
den Singulett- bzw. Triplettsauerstoff, zu einer oxi-
268
dierenden Wirkung an der Bakterienmembran und
den Zellorganellen und damit deren irreversiblen
Schädigung führen. Als Farbstoffe stehen heute das
Methylenblau (aktiviert mit 660 nm), das Toluidinblau (aktiviert mit 635 nm) und spezielle Methylenblauderivate (aktiviert mit 810 nm) zur Verfügung.
Bei allen drei Farbstoffen handelt es sich um Substanzen der Phenotiazinfarbstoffe. Das nicht vom
Farbstoff absorbierte Laserlicht bewirkt parallel eine
Gewebesstimulation als einen untrennbaren Lasereffekt und die Hemmung der dentalen Plaque,
was eine schnelle Heilung unterstützt [11]. Weitere
wesentliche Vorteile sind: das Verfahren ist nicht
DENT IMPLANTOL 17, 4, 268 - 279 (2013)
Parodont ol ogi e
invasiv, schmerzfrei und darf im Rahmen der Delegierung durch die fortgebildete DH, ZMP oder ZMF
durchgeführt werden.
Mit der Einführung des Indocyaningrüns (ICG) in die
Zahnmedizin im Jahr 2011 (EmunDo®, A.R.C.), angeregt durch Laser der Wellenlänge 810 nm, wurde
basierend auf diversen Publikationen zu Material
und Anwendungen in der Medizin ebenfalls von
einem oxidativen Verhalten mit Entstehung reaktiver
Sauerstoffradikale ausgegangen [1, 2, 30], was von
einigen Autoren bei der Anwendung in der Zahnmedizin immer noch so gesehen wird [21]. Anwendungsbeobachtungen im dentalen Bereich führten
zu einer anderen Sichtweise des Reaktionsmodus,
die sich mit Untersuchungen aus der Medizin deckt
[4]. Hopp und Biffar (2013) definierten den prinzipiellen Wirkmechanismus als photothermische Therapie (PTT) mit einem geringen photodynamischen
Effekt [9]. Ob der photodynamische Anteil therapeutisch überhaupt zum Tragen kommt ist umstritten
und wird meist abgelehnt. Dies wird durch neuere
Publikationen ebenfalls gestützt [5, 21, 31].
Die unspezifischen photothermischen Therapien mit
dem Laser werden bereits seit Jahren in der parodontalen Anwendung mit Erfolg ausgeführt. Zum
Einsatz kommen fasergestützte Systeme auf Basis
von Diodenlasern mit Wellenlängen von 810 bis 980
nm und Nd:YAG-Laser (1.064 nm). Auch die Er:YAGund Er,Cr:YSGG-Laser finden ausgerüstet mit verschiedenen speziellen Applikatoren ihren Einsatz.
Nachteilig ist der unspezifische, teils große Hitzeeintrag in das Gewebe mit Laserleistungen oberhalb
einem Watt. Die ICG-gestützte PTT führt zu einer
spezifischen Farbstoffanregung und der Entstehung
von Thermik durch Energieabgabe kinetischer Energie von Elektronen, die in Doppelbindungssystemen
in einen angeregten Zustand versetzt werden und
auf ihr Grundniveau oder ein Zwischenniveau zurückfallen. Es kann schonender bei hoher Effizienz
in der parodontalen Tasche gearbeitet werden.
Indocyaningrün (ICG) –
Historie und medizinische Anwendung
Das Indocyaningrün (Abb. 1), 1,7-Bis[1,1-dimethyl3-(4-sulfobutyl)- 1H-benz[e]indol-2-yl]heptamethinium-betain-Na, welches aus der Leberfunktionstestung, der Augenkeilkunde und Onkologie gut
bekannt ist, ist in seinem Einsatz in der Zahnheilkunde neu und verspricht viel Potential für die Parodontologie und andere Einsatzgebiete [2].
Indocyaningrün ist ein anionischer Photosensitizer,
wird mit 810 nm angeregt und führt zur Photothermik, wobei der ICG-Gehalt intra- und extrazellulär
entscheidend ist und eine Zeitkomponente enthält
[1]. Die Absorption hängt vom lösenden Medium,
DENT IMPLANTOL 17, 4, 268 - 279 (2013)
Abb. 1: Strukturformel Indocyaningrün (ICG).
Oxidative Schädigung der Zelle
Typ IIReaktion
O2
1
Laserlicht 810 nm
Zelle
Toxische Komponenten:
geringere Zelllebensfähigkeit
Abb. 2: Reaktionsmodus des ICG nach Laserlichtaktivierung (810
nm) und Entstehung der Molekülfragmente nach Engel et al. 2008.
der Bindung an Plasmaproteine und der Konzentration ab [17]. Die Gesamtwirkung ist neben der Photodynamik (PDT), die Fluoreszenz und hauptsächlich
eine photothermischen Wirkung (PTT) [4]. Hopp
und Biffar (2013) gaben einen geschätzten Wert von
maximal 20 Prozent reaktiver Sauerstoffradikale an,
andere Vermutungen gehen nur von einem Anteil
von 2 bis 7 Prozent aus [9]. Die entstehenden Sauerstoffradikale führen wahrscheinlich nur zur Spaltung
des ICG-Moleküls (Abb. 2) [4]. Durch Gesichtsfeldeinschränkungen des Visus nach intraoculären ICGAnwendungen ist die Diskussion über die Toxizität
des Materials neu entfacht worden. Engel et al.
(2008) konnten im Zellversuch nachweisen, dass das
sich bei der Photooxidation zersetzende Material
durch seine Spalt- und Abbauprodukte einen zellinhibierenden Effekt bekommt.
Dem als Natriumsalz vorliegenden ICG wird in der
medizinischen Anwendung zur Lösungsverbesserung bis zu 5 % Natriumiodid beigegeben [10].
Das in der Zahnmedizin verwendete Material ist als
EmunDo® (A.R.C.) iodidfrei, als PerioGreen (elexxion) mit 5 % normal iodidhaltig. Inwieweit das iodidhaltige Material Allergien bzw. anphylaktische
Reaktionen in der zahnmedizinischen Anwendung
als nicht injiziertes Material auszulösen vermag ist
nicht bekannt.
269
Pa ro d o n t o l o gi e
CG wird nicht von der Darmschleimhaut resorbiert,
somit ist eine Gefahr beim unkontrollierten Verschlucken des Materials unproblematisch. Die Metabolisierung des Indocyaningrüns erfolgt in der Leber
mikrosomal, wird nur über Leber und Gallenwege
ausgeschieden [22]. Die Toxizität ist als gering einzustufen Die bei Tieren gemessenen intravenösen
LD50 -Werte liegen bei 60 mg/kg bei der Maus und
bei 87 mg/kg bei Ratten [10].
Durch seine vollständige Metabolisierung und Ausscheidung über die Leber ist ICG bestens für die
Leberfunktionsdiagnostik geeignet und kann durch
seine spezifische Clearence-Rate zwischen einer
normalen gesunden Leber, einer Leberdysfunktion
und drogen- bzw. medikamentenbedingten Leberveränderungen unterscheiden [20]. Bei intravenös
verabreichtem ICG besteht eine Halbwertszeit von
3 bis 4 Minuten - in Abhängigkeit von der Leberleistung. In der Schwangerschaft ist eine Gabe nicht
risikofrei. Allergische Reaktionen auf iodidhaltiges
ICG sind nur wenige beschrieben [7].
Die meisten medizinischen Anwendungen gehen
von einer Injektion des ICG mit Anreicherung in den
Targetzellen oder Organen aus. Die Schwellenwerte
der Gewebskoagulation werden bei Therapien am
Ziliarkörper, einem sehr empfindlichen Gewebe bewusst genutzt, um photothermische Effekte nebenwirkungsarm einsetzen zu können [16]. Grundlage
sind präzise Kenntnisse der Dosis-Wirkungskurve.
Bei der Behandlung teleangiektatischer Beinvenen
wird der PTT-Effekt des injizierten ICG genutzt,
um die Gefäßveränderungen unter der Haut auf
sehr elegante Weise zu veröden [15]. Die verwendete Laserenergie beträgt 100 - 110 J/cm2. Durch
mathematische Modellationen und Abgleich mit
experimentellen Ergebnissen ist es möglich ICGKonzentrationen und Laserleistung in Bezug auf das
Gewebe optimal abzustimmen und übermäßige Erhitzungen zu vermeiden [28].
Dass eine letale Wirkung auf Bakterien vorhanden
ist, ist bekannt, aber auch ihre Selektivität. Während Staphylococcus aureus und Strep. pyogenes
durch den photodynamischen Effekt vernichtet
werden bleibt P. aerugenosa erhalten. Die verwendete Energiedichte betrug 411 J/cm2. Eine effektive
Wirkkonzentration wurde schon bei 25 µg/ml ICGKonzentration erreicht [26]. Bei der Behandlung der
Akne könnte das System ICG-Laser einen wesentlichen Fortschritt bedeuten, bei der Substitution
oder Ergänzung zur konventionellen Akne-Therapie,
da die eingesetzten Wirkstoffe erhebliche Nebenwirkungen zeigen [14]. Bei der Behandlung AIDSassoziierter Kaposi-Sarkome mit Indocyaningrün
auf der äußeren Haut verzeichneten Szeimies et al.
(2001) sehr gute Effekte mit fast vollständiger Remission der Sarkome [29].Hautschweißungen von
270
Wunden, wie von Khosroshahi et al. (2010) untersucht, könnten mit topisch aufgebrachten ICG mit
vergleichsweise niedriger Energie erfolgen und so
Schäden in der Tiefe vermeiden [13]. Ob diese Technik auch bei der Schweißung von Nervgewebe eine
Rolle spielen könnte wird die Zukunft zeigen.
Eine effektive Einwirkung des ICG auf den squamösen
Schleimhautkrebs in der Mundhöhle konnten Lim
& Oh (2001) nachweisen [18]. Der Prozentsatz der
apoptotischen Zellen stieg auf 8 % nach 6 Stunden
nach ICG-PDT mit 20 µM ICG und der Prozentsatz
toter Zellen stieg rasant auf 65 % bei Verwendung
einer Lösung mit 200 µM ICG nach 3 Stunden. Im
Gegensatz zu anderen Studien aktivierten sie das ICG
mit einer LED der Wellenlänge 785 nm. Dieses Verfahren könnte die gering invasive Krebstherapie im
Mundhöhlenbereich deutlich voranbringen. Urbanska
et a. (2002) fanden eine erhöhte Effektivität bei der
Behandlung von Melanomzellen unter Vorbehandlung mit ICG von etwa dem 5- bis 10-fachen einer
normalen Laserbehandlung mit Diodenlasern im Wellenlängenbereich zwischen 700 und 800 nm [30].
An einer Einbettung in Polyurethan-Kunststoffe für
die Herstellung von intravenösen Kathedern wird
gearbeitet, da die antimikrobielle Aktivität gegen
gram-positive Bakterien eine Reduktion von 2 log10Einheiten, wie Methicillin resistente Staphylococcus
aureus (MRSA) und Staphylococcus epidermidis nach
15 Minuten Exposition bei einer Energiedichte von
31,83 J/cm2 beträgt. Bei gleichen Bedingungen zeigen
gramnegative Bakterien (Escherichia coli and Pseudomonas aeruginosa) nur ein geringes Ansprechen, ihre
Reduktion betrug nur 0,5 log10-Einheiten [25].
Anwendung der PTT in der Zahnmedizin
In der Zahnmedizin ist die Zahl der Studien zur ICGAnwendung äußerst begrenzt und beschränkt sich
zumeist auf in-vitro-Versuche, Erfahrungswerte und
Fallberichte [8, 9, 12, 21]. Kariesentfernung auf ICGBasis untersuchten Rodrigues de Sant´anna et al.
(2009) und konnten deutliche abtragende Effekte
an der Hartsubstanz nachweisen [27]. Ebenfalls eine
abtragende Leistung ohne Risse in der Substanz
beschreiben McNally et al. (1999), wobei der Temperaturanstieg im Pulpenraum extrahierter Zähne je
nach Konzentration des ICG und der Laserleistung
abhängt. Sie sehen den einfachen apparativen Aufwand der farbstoffgestützten laserbasierten Ablation von kariösem Schmelz und Dentin gegenüber
Er:YAG-Basis von Vorteil [19]. Hier ist eine kritische
Beurteilung der postulierten Vorteile in Bezug auf
Hitzeentstehung, Tiefenstrahlung, Pulpenschädigung, Verbrauchsmittelaufwand und Zeit sicher angebracht, auch wenn die Autoren zu dem Schluss
kommen, dass das behandelte Dentin keine Risse
und eine dem gesunden Material vergleichbare
DENT IMPLANTOL 17, 4, 268 - 279 (2013)
Parodont ol ogi e
Härte aufweist. Gegenüber der alleinigen Desinfektion des kariösen Dentins durch PDT-Verfahren
mit Phenotiazin-Farbstoffen kann eine verbesserte
Wirksamkeit und ein Substanzabtrag erzielt werden. Die Kariesentfernung mittels ICG ist invasiver,
bisher wenig untersucht, kommt aber eventuell mit
einer Anwendung aus. Ob sie eine reale Alternative
zur Arbeit mit Er:YAG- und Er,Cr:YSGG-Lasern ist,
bleibt abzuwarten.
Die Anwendung in der Parodontologie wurde nach
Erfolgen bei in-vitro-Tests gegen parodontalpathogene Keime von Boehm & Ciancio (2011) postuliert,
nicht durch Patientenstudien belegt [3]. Umfassende
Studien zur Thematik sind in Arbeit. Aus Sicht des
Praktikers hat sich die Integration der PTT mit ICG in
die Nachbehandlung und langfristige Stabilisierung
der Parodontitis/Periimplantitis sehr bewährt [8, 12].
Die Wirkung geringer Laserleistung zeigt im Zusammenspiel mit dem ICG-Photosensitizer auf verschiedene Bakterien des Biofilms und in der parodontalen Tasche eine gute Wirkung und kann somit als
Unterstützung zu konventionellen mechanischen
Methoden eingesetzt werden.
Im periapikalen Defektmodell wiesen Nagayoshi
et al. (2011) eine vollständige Sterilisation der Knochenkavität mit ICG mit mehr als 60 Sekunden Bestrahlung bei 810 nm nach [23]. Ein wesentlicher
Nebeneffekt durch den Laser ist die Stimulierung
der Knochenheilung durch photobiologische Effekte der Laserstrahlung. Guzzardella et a. (2002)
konnten den Effekt in der Knochendefektheilung
mit Laserlicht der Wellenlänge 780 nm experimentell mit hoher Signifikanz nachweisen. Es konnte
unter Laserbestrahlung eine Zweidrittel höhere
Knochenneubildung nachgewiesen werden [6]. Die
derzeit angebotenen ICG-Farbstoffe haben eine unparodur_drittelQ_DentImplantologie_maerz2013.pdf 1 07.03.2013 15:20:17
terschiedliche Wirkstoffkonzentration und Zusammensetzung. Die Konsistenz der gebrauchsfertigen
Lösungen ist durch das Lösungsmittel Wasser identisch. Durch ihre geringe Viskosität können auch
schwierig zu benetzende Bereiche oder spaltförmige Areale, wie parodontale Taschen, gut benetzt
und ausgeschwemmt werden.
Die Anwender- und Applikationsfreundlichkeit der
Gebinde ist unterschiedlich. Während Phenotiazinfarbstoffe in gelöster Form für den direkten Einsatz
geliefert werden, muss ICG als kristalline Substanz
erst in einer Durchstichampulle oder aus einer Tablette gelöst werden. Der Grund ist die geringe Lagerfähigkeit der Lösung von ca. 4 Stunden [17]. Da
die Photosensitizer für eine Anwendung (ICG) oder
einen Patienten mit fehlender Lagerfähigkeit konzipiert sind spielt die Packmenge eine wesentliche
Rolle. Gebinde im Bereich 0,5 bis 1 ml sind optimal,
darüber zu groß, was einen hohen Abfallanteil und
Kosten nach sich zieht.
Ein wichtiger Aspekt sind geeigneter Lichtleiter und
Applikatoren, um das Licht verlustfrei und effizient
an den Wirkort zu bringen. Hier spielen die Lichtleitermaterialien und -formen sowie die Qualität der
optischen Kopplungsstellen eine Rolle. Sie entscheiden über Leistungsverluste, aber auch über den Preis.
Aus hygienischer Sicht sind Einmalapplikatoren als
Bare- und Bulb-Fiber oder Therapiehandstücke, wie
sie z. B. für das EmunDo-System angeboten werden,
der Permanentfaser vorzuziehen. Bei intrasulkulärer
Applikation des Laserlichtes kommt das Licht direkt
an den Farbstoff und damit an den Wirkort. Ein kleiner Prozentsatz des Lichtes wird in die Tiefe emittiert und kann photobiologische Effekte auslösen.
Bei transgingivaler Bestrahlung wirken Schleimhautdicke, Durchblutung, Schleimhautpigmentierungen,
P a ro d o n t o l o g i e
die Absorption im Gewebe, die Lichtparameter,
Blut-, Sekret- und Farbstoffreste sowie die Veränderung der Absorption während des Arbeitens.
Behandlung einer
chronischen Parodontitis
Abb. 3: Entzündung des marginalen Parodonts mit verstrichener
Kontur der Papillen.
Abb. 4: OPG mit beginnenden parodontalen Einbrüchen.
Abb. 5: Einbringen der ICG-Lösung.
Abbildung 3 zeigt den oralen Ausgangszustand bei
einer jungen Patientin mit chronischer Parodontitis,
verursacht durch mangelnde Pflege. Im OPG sind
ein minimaler Knochenrückgang und kleine kraterförmige Einbrüche erkennbar (Abb. 4). Nach vorausgegangener PZR und der Reinigung der Wurzeloberflächen (SRP) wurde in einer separaten Sitzung eine
lasergestützte PTT-Behandlung mit ICG vorgenommen. Zur Anästhesie in leichten Parodontitisfällen
reicht die Oberflächenbetäubung mit Oraqix. Nach
Spülen der Taschen mit physiologischer Kochsalzlösung erfolgt das Einbringen der ICG-Lösung (EmunDo®, A.R.C.) (Abb. 5) und der erste Laserschritt mit
der Bare-Fiber als transgingivales Lasern (Abb. 6) mit
400 mW bei 810 nm (Q 810, Henry Schein), für etwa
10 Sekunden pro parodontaler Einheit, je von vestibulär und palatinal/lingual. Alternativ zur Bare-Fiber
kann ein Therapie-, Transgingival- oder Bleachinghandstück verwendet werden.
Im zweiten Schritt erfolgt das Lasern der Taschen
mit der Bulb-Fiber, je nach Schleimhautzustand mit
300 mW (Abb. 7). Je Fläche oder Unterschnitt werden 8 bis 12 Sekunden unter ständiger Bewegung
veranschlagt, da der photothermische Effekt auch
bei dieser kleinen Leistung deutlich ist und keine unkontrollierten thermischen Effekte verursachen soll.
Das entzündete innere Taschenepithel kann mit nur
300 mW Leistung effizient entfernt werden (Abb.
8). Von palatinal erfolgt dasselbe Vorgehen. Durch
den Therapiecharakter als minimalchirurgisches Vorgehen gelten bei einer PTT auch die Grundregeln
von operativen laserchirurgischen Eingriffen mit erweiterten hygienischen Anforderungen. Das Tragen
der Laserschutzbrille ist bei Anwendung des Typ4Lasers mit 810 nm Pflicht. Nach Abschluss der PTTBehandlung erfolgt ein letztes Spülen des Sulkus.
Das Ergebnis der Behandlung lässt den minimalinvasiven Eingriff erkennen. Abbildung 9 zeigt den
Zustand nach Abheilung des Parodonts mit Detaildarstellung des entzündungsfreien Eckzahnfrontbereichs 13 nach ca. 3 Wochen mit leichten Verfärbungen durch CHX-Spüllösungen (Abb. 10). Die
Entwicklung der klinischen Parameter und des Taschentiefenverlaufes spricht für ein überzeugendes
Ergebnis (Abb. 11).
Behandlung einer Gingivitis/
Parodontitis im akuten Schub
Abb. 6: Transgingivales Lasern mit Bare-Fiber.
272
Bei Entzündungen in den parodontalen Taschen ist
eine selektive Entfernung des inneren TaschenepiDENT IMPLANTOL 17, 4, 268 - 279 (2013)
Parodont o l ogi e
Abb. 7: Lasern der Taschen mit Bulb-Fiber.
Abb. 8: Das entzündete innere Taschenepithel kann mit nur 300
mW Leistung entfernt werden.
Abb. 9: Gesundes Erscheinungsbild des Parodonts nach
Ausheilung.
Abb. 10: Detaildarstellung des 1. Quadranten im Eckzahnbereich.
Abb. 11: Die Entwicklung der parodontalen Taschentiefen nach
Ausheilung ist überzeugend.
Abb. 12: Parodontale PTT-Behandlung am Patienten.
thels aus dem Sulkus bei 300 mW mit einer BulbFaser bei der ICG-gestützten Methoden und als
photothermische Therapie (PTT) möglich und Kennzeichen dieser Behandlung.
Bei der 64-jährigen Patientin ist es etwa 5 Jahre
nach Sanierung des Gebisses zu einem akuten entzündlichen Schub des Parodonts unter dem Hintergrund einer massiven Pilzinfektion durch Candida
albicans (CFU +++) im Mundraum und den Lippen
gekommen. Die Mykose wurde medikamentös mit
einer Kombination aus Amphotericin B und Mikonazol bekämpft.
DENT IMPLANTOL 17, 4, 268 - 279 (2013)
Abb. 13: Q 810-Laser (ARC) mit Universalhandstück und den
Bare- und Bulb-Fiberansätzen für Einmalgebrauch.
273
Pa ro d o n t o l o g i e
Die parodontale Behandlung erfolgte nach Oberflächenanästhesie mit Oraqix, einer stufenweisen
mechanischen Reinigung und nachfolgender lasergestützter PTT (Abb. 12).
Abb. 14: Lasern der Taschen im OK mit Bulb-Fiber.
Abb. 15: ICG-Lösung in Parodontaltaschen des Unterkiefers
eingebracht.
Abbildung 13 zeigt den Q 810-Laser (Henry Schein)
mit Universalfaser und den Bare- und Bulb-Fiberansätzen für den Einmalgebrauch. Nach Spülen und
Einbringen des EmunDo-Photosensitizers erfolgt
das transgingivale Lasern mit der Bare-Fiber mit 400
mW Leistung, danach das Lasern der Taschen mit
Bulb-Fiber (Abb. 14) nach Protokoll mit 300 mW
Leistung. Dem schließt sich eine leichte Deepithelisation mit 400 mW des marginalen Parodonts und
ein Nachspülen an.
Durch das lediglich vorhandene anteriore Restgebiss
wird im vorliegenden Fall nicht quadrantenweise
sondern kieferweise gearbeitet. Im Unterkiefer wird
nach Spülen die ICG-Lösung in die Parodontaltaschen
eingebracht (Abb. 15) und das transgingivale und intrasulkuläre (Abb. 16) Lasern sowie die Deepithelisation durchgeführt. Zum Abschluss der Behandlung
wird CHX-Gel in die Taschen und Konusprothese als
Reservoir gegeben. Bereits kurze Zeit nach der PTT
ist ein entzündungs- und schwellungsfreier Zustand
erkennbar (Abb. 17). Die Messung der parodontalen Taschentiefen nach Ausheilung ist überzeugend
(Abb. 18) und das parodontale Erscheinungsbild mit
Prothetik lässt keine Entzündungen mehr erkennen.
Auch Blutungen lassen sich nicht provozieren.
Periimplantitistherapie im
fortgeschrittenen Stadium
Abb. 16: Intrasulkuläres Lasern der Taschen im UK.
Bei einer älteren Patientin mit fortgeschrittener periimplantärer Destruktion wird in Absprache mit der
Patientin eine nicht-invasive PTT-Behandlung ohne
Antibiotikagabe durchgeführt. Eine mechanische
Zahnreinigung, desinfizierende Spülungen, Instillation von CHX-Gel in den periimplantären Sulkus und
die Verwendung von durimplant bilden die häuslichen Pflegemaßnahmen. Das Röntgenbild (Abb.
19) zeigt einen fortgeschrittenen Knochenabbau,
was durch Taschentiefenmessungen bestätigt wird.
Die Behandlung wird schonend unter Verwendung
einer Oraqix-Oberflächenanästhesie ausgeführt.
Nach vorsichtiger Reinigung wird der ICG-Photosensitizer (EmunDo, A.R.C.) eingebracht und mittels einer Bare-Fiber transgingival mit 400 mW bei 810 nm
(Q 810, Henry Schein) sowie in der Tasche mit einer
Bulb-Fiber mit 300 mW aktiviert (Abb. 20). Mit einer
einmaligen Behandlung konnte eine sofortige und
nachhaltige Remission des Entzündungsgeschehens
erreicht werden.
Abb. 17: Bereits nach 2 Wochen ist ein entzündungs- und
schwellungsfreier Zustand erkennbar.
274
Nach Ausheilung war ein stabiler Zustand erkennbar (Abb. 21). Dieser Erfolg darf aber nicht darüber
DENT IMPLANTOL 17, 4, 268 - 279 (2013)
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Pa ro d o n t o l o g i e
hinwegtäuschen, dass es nur eine symptomatische
Palliativbehandlung ist, die kaum zur Knochenneubildung beiträgt und klinisch als Ruhestadium einer
Periimplantitis eingeschätzt werden muss.
Schlussfolgerungen
Abb. 18: Die Taschentiefenmessung unterstreicht den Erfolg der
Behandlung.
Sehr bewährt hat sich die Integration der PDT und
PTT in die Behandlung und Nachbehandlung mit
langfristiger Stabilisierung der Parodontitis/Periimplantitis [8]. Die Wirkung geringer Laserleistung
zeigt im Zusammenspiel mit Photosensitizer auf verschiedene Bakterien des Biofilms und in der parodontalen Tasche eine gute Wirkung und kann somit
als Unterstützung zu konventionellen mechanischen
Reinigungsmethoden eingesetzt werden.
Alle lichtaktivierten Verfahren wurden bisher als PDTBehandlungen vergleichbar angesehen, differierten
lediglich in den verwendeten Farbstoffen, deren Eigenwirkung und der anregenden Wellenlänge. Dies
ist aus der Kenntnis der realen Wirkmechanismen
so nicht korrekt. Die PTT ist ein eigenständiges Behandlungskonzept.
Abb. 19: Schwere röntgenologische Knochenresorptionen
periimplantär.
Abb. 20: Lasern mit Bulb-Fiber.
Abb. 21: Zustand nach Ausheilen des akuten Geschehens etwa
3 Wochen nach PTT.
276
Bei Therapien mit dem Indocyaningrün tritt keine
Eigenwirkung des Materials durch Desinfektion auf.
Der therapeutische Effekt ist auf die reine Anwendungszeit, d. h. Aktivierungszeit mit dem Laser, beschränkt. Vorausgehende Einwirkzeiten sind nicht
notwendig. Die Wirkungen sind neben einer geringfügigen Photodynamik (PDT) am Gesamtgeschehen,
in der Fluoreszenz und hauptsächlich der photothermischen Wirkung (PTT) als größtem Anteil zu sehen
[4]. Hieraus erklärt sich auch die bedingte Zerstörung des Taschenepithels bei sehr geringfügiger Blutung. Für die Anwendungen ist ein klares Protokoll
mit Verteilung und Einhaltung der Einwirkzeit des
Farbstoffes, vorgegebenen Spül- und Trocknungsvorgängen und der Einhaltung der Aktivierungszeit
und der applizierten Laserenergie gefordert. Im Gegensatz zur PDT mit Methylen-/Toluidinblau kann
eine Verlängerung der Aktivierungszeit bei ICG einen Schaden am Gewebe verursachen. Es gibt keine
Eigenwirkung des Photosensitizers und damit auch
keine nachwirkenden Effekte nach Abschluss der
Behandlung.
Klinisch hat sich gezeigt, dass die PTT beim ICG im
akuten und chronischen Zustand bei parodontalen
und periimplantären Defekten, aber auch bei der
erweiterten professionellen Zahnreinigung zum
Erhalt der parodontalen Gesundheit im vorgeschädigten und erfolgreich therapierten Parodont
eine schonende, aber effiziente Therapiemethode
ist. Eine Trennung von PTT und blutungsintensiven
Behandlungen ist sinnvoll, da die Farbstoffe ausgespült bzw. unzulässig stark verdünnt werden. Die
Bindung an Proteine, Biofilm und Zellen verbessert
DENT IMPLANTOL 17, 4, 268 - 279 (2013)
aber die Spezifität der Wirkung gegenüber entzündeten Geweben
und Biofilmen.
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Wirtschaftliche Aspekte durch zusätzlichen Gebrauch von Applikatoren
und Photosensitizern (ICG-Farbstofflösung) bei der Anwendung an Einzelzähnen, dem Einsatz in der Endodontie, Karieshärtung, Desinfektion
des OP-Situs bei chirurgischen Eingriffen und ähnlichem sind indikationsgegeben streng zu prüfen und eventuell durch andere Laserverfahren zu ersetzen. Durch die sehr hohe Effizienz aufgrund der PTT bei
der Anwendung von ICG ist eine einmalige Therapie pro Zyklus meist
ausreichend.
Die PTT ersetzt nicht zwingend ein Antibiotikum, kann aber dazu beitragen, dass die Anwendung von Antibiotika deutlich eingeschränkt
wird. Für einen direkt folgenden invasiven Parodontaleingriff kann von
einer stark reduzierten Bakterienlast in den Taschen ausgegangen werden, was aus Sicht der Bakterienausschwemmung von Vorteil ist. Das
ICG ist durch die nachgewiesene Tiefenwirkung in diesem Falle effizienter, da durch die PTT-Wirkung Keime im grenznahen entzündeten
Gewebe meist mit erfasst werden. Der PTT-Anwendung folgt bei Laserlichtapplikation über einem Schwellenwert mit Gewebeschaden eine
Defektheilung, die sich erfahrungsgemäß schnell vollzieht und durch
den volumenmäßig begrenzten Defekt keine Retraktionen hervorruft.
+(/%2
unterstützt
Die PTT-Behandlung mit ICG ist nur bedingt vergleichbar mit der aPDT,
kann diese vom Wirkspektrum nicht ersetzen. Obwohl PDT und PTT bei
vielen Indikationen eingesetzt werden können, entscheiden Patientenund Behandlerwünsche sowie Therapieziele den Einsatz.
Die reine aPDT ist für nicht-invasive Behandlungen im Delegationsverfahren [24], reine Gewebsdesinfektionen und schmerzfreie Erhaltungstherapien geeignet. Beim Einsatz der PTT mit ICG im Delegierungsverfahren darf eine Schwellenleistung von wahrscheinlich maximal 0,2 bis
0,3 Watt nicht überschritten werden. Hier bedarf es dringend weiterer
Untersuchungen und einer klaren Festlegung. Darf eine Behandlung
einen bedingt invasiven Charakter aufweisen oder ausgedehnter sein,
ist die farbstoffgestützte PTT-Behandlung vorzuziehen. Sie wird dann
durch den Zahnarzt ausgeführt.
Mit der PTT-Behandlung auf Basis von Indocyaningrün ist dem Behandler ein neues Medium an die Hand gegeben, das bei geringer Laserenergie zwischen 200 bis 400 mW gewebsschonend eine der reinen
Laserbehandlung entsprechende, eine zusätzliche geringfügige photodynamische Komponente über Sauerstoffradikale sowie eine photobiologische Komponente zur Heilungsunterstützung enthält. Durch die geringe Konzentration und die räumliche und zeitliche Einschränkung der
Wirksamkeit entstehender Sauerstoffradikale sind diese vermutlich nur
in der Lage das ICG als Molekül zu spalten.
DENT IMPLANTOL 17, 4, 268 - 279 (2013)
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John (2013) sieht den wesentlichen Vorteil der ICG-gestützten PTT in der
Minimierung der Laserenergie bei reduziertem Schmerz während und
nach der Behandlung, einer hohen Wirkeffizienz durch postulierten Angriff fast selektiv auf entzündetes Gewebe und Biofilme, eine schonende
Vorgehensweise, geringe Nebenwirkungen und eine sehr hohe Patientenakzeptanz [12]. Es ist somit eine Leistungsverbesserung durch Einsatz
eines neuen Verfahrens mit der PTT bei veränderten Wirkmechanismen
bei parodontalen Behandlungen gegenüber den reinen aPDT-Verfahren
gegeben. Mit der Einführung des ICG ist eine weitere sinnvolle Anwendung für die Laserwellenlänge 810 nm hinzugekommen.
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Kurz zusammengefasst sind die Eigenschaften und
Besonderheiten der PTT-Behandlungen auf Basis von
Indocyaningrün:
• sehr knappe Datenlage für dentale Anwen dungen, meist nur Expertenmeinungen und
Falldarstellungen sowie Darstellung der
Anwendungsmöglichkeit aus in-vitro-Tests,
• Anwendung im Mund ist anspruchsvoll,
• geringer zeitlicher Aufwand bei hoher Effizienz,
• Wirksamkeit ist unbedingt gegeben, erhöhter
Effekt gegenüber reiner aPDT,
• keine Eigenwirkung (Desinfektion) des ICGs,
Wirkung nur bei Aktivierung,
• Delegierbarkeit bedingt vorhanden, muss
weiter geprüft und spezifiziert werden,
• Schmerzfreiheit nicht garantiert,
bedingt schmerzhaft,
• Gewebszerstörung bei intrasulkulärer
Behandlung oberhalb 0,2 vorhanden,
• nachgewiesener Effekt, hauptsächlich PTT,
minimal PDT, wobei deren Anteil am
Behandlungsergebnis unklar ist, Nebeneffekt
ist Softlaserwirkung (LILT),
• hohe Akzeptanz beim Patienten,
• Entwicklungspotential für Anwendungen in der
Zahnmedizin kann als sehr hoch eingeschätzt
werden.
VERWENDETE MATERIALIEN
Farbstoff
EmunDo® (A.R.C. Laser GmbH, Nürnberg)
Laser
Q 810 (Henry Schein, Langen)
Anästhetika
Oraqix Parodontal-Gel
(Dentsply DeTrey, Konstanz)
DR. MICHAEL HOPP
Zahnarztpraxis am Kranoldplatz
Kranoldplatz 5
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und Ernst-Moritz-ArndtUniversität Greifswald
Direktor:
Professor Dr. Reiner Biffar
Rotgerberstraße 8 · 17489 Greifswald
PROF. DR. REINER BIFFAR
Ernst-Moritz-Arndt-Universität
Greifswald
Zentrum für Zahn-,
Mund- und Kieferheilkunde
Abteilung für Zahnärztliche
Prothetik und Werkstoffkunde
Rotgerberstraße 8 · 17489 Greifswald
278
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Ab re c h n u n g sti pp
Die Abrechnung der antimikrobiellen
photodynamischen Therapie (aPDT)
Sabine Schröder
Die antimikrobielle photodynamische Therapie (aPDT) ist ein Therapieverfahren,
das sich auf die Abtötung von Mikroorganismen beschränkt und somit in diverse
Behandlungsstrategien, wie die Parodontitis-, Periimplantitis- oder Weichgewebstherapie, eingebunden wird. Nachfolgend werden für einige Einsatzgebiete die
Abrechnungsmöglichkeiten vorgestellt.
D
iese eigenständige Leistung ist im BEMA nicht
beschrieben. Sie ist somit keine Vertragsleistung des BEMA und kann demzufolge auch nicht
zulasten der Krankenkasse abgerechnet werden.
Sie erfüllt die Voraussetzungen für die Berechnung
nach GOZ auch beim GKV-Patienten, da es sich
nicht um die besondere Art der Ausführung einer
BEMA-Leistung handelt und sie somit auch nicht
gegen das Zuzahlungsverbot verstößt. Es handelt
sich nicht um eine behandlungsunterstützende
Maßnahme, sondern um eine selbstständige Leistung.
Der GKV-Patient muss in diesem Fall vor Behandlungsbeginn für diese Leistung mit einer entsprechenden Vereinbarung gemäß § 4 (5) BMV-Z bzw.
§ 7 (7) EKVZ aus dem gesetzlichen Vertrag losgelöst werden. Durch diese Loslösung des GKV-Patienten ist die Abrechnungsgrundlage für die Leistung dann die Gebührenordnung für Zahnärzte
(GOZ) (siehe Formular).
Da die Leistung auch im Gebührenkatalog für privatzahnärztliche Leistungen (GOZ) nicht enthalten
ist, kann sie analog berechnet werden.
Die Möglichkeiten der Analogberechnung wurden
mit Inkrafttreten der neuen GOZ deutlich ausgeweitet. Während es sich bisher bei analog zu berechnenden Leistungen um eine wissenschaftlich
anerkannte Methode handeln musste, die zum
Zeitpunkt des Inkrafttretens auch in der Gebührenordnung für Zahnärzte noch nicht existierte,
besteht die Möglichkeit der analogen Berechnung
der Leistung nun grundsätzlich immer dann, wenn
eine Leistung nicht in der GOZ oder in einem für
Zahnärzte geöffneten Abschnitt der GOÄ enthalten ist.
Dies ist in § 6 (1) GOZ geregelt:
280
Gebührenordnung für Zahnärzte
(GOZ) vom 01.01.2012
§ 6 Gebühren für andere Leistungen
Selbstständige zahnärztliche Leistungen, die in das
Gebührenverzeichnis nicht aufgenommen sind,
können entsprechend einer nach Art, Kosten und
Zeitaufwand gleichwertigen Leistung des Gebührenverzeichnisses dieser Verordnung berechnet
werden. Sofern auch eine nach Art, Kosten- und
Zeitaufwand gleichwertige Leistung im Gebührenverzeichnis dieser Verordnung nicht enthalten
ist, kann die selbstständige zahnärztliche Leistung
entsprechend einer nach Art, Kosten- und Zeitaufwand gleichwertigen Leistung der in Absatz
2 genannten Leistungen des Gebührenverzeichnisses der Gebührenordnung für Ärzte berechnet
werden.
Bei der Analogberechnung zieht man eine nach
Art, Kosten- und Zeitaufwand gleichwertig zu erachtende GOZ-Leistung heran. Die Wahl einer entsprechenden Analogziffer obliegt dem Behandler
und wird gemessen an seinem Behandlungsaufwand. Die Ziffer muss laut § 10 (4) GOZ später in
der Behandlungsrechnung entsprechend gekennzeichnet sein:
Gebührenordnung für Zahnärzte
(GOZ) vom 01.01.2012
§ 10 Fälligkeit und Abrechnung der Vergütung;
Rechnung § 10 (4) GOZ
Wird eine Leistung nach § 6 Abs. 1 berechnet,
ist die entsprechend bewertete Leistung für den
Zahlungspflichtigen verständlich zu beschreiben
und mit dem Hinweis „entsprechend“ sowie der
Nummer und der Bezeichnung der als gleichwertig
erachteten Leistung zu versehen. Ab hier gewinnt
das tatsächliche Einsatzgebiet des PhotosensibilisaDENT IMPLANTOL 17, 4, 280 - 282 (2013)
Abrec hnung s t i pp
Vereinbarung einer Privatbehandlung für gesetzlich versicherte Patienten gemäß § 4 Abs. 5 BMV-Z
bzw. § 7 Abs. 7 EKVZ
zwischen (Patient/Zahlungspflichtiger)
und
(Zahnarzt)
Mir ist bekannt, dass ich als Patient der gesetzlichen Krankenversicherung das Recht habe, unter Vorlage der
Krankenversichertenkarte nach den Bedingungen der gesetzlichen Krankenversicherung behandelt zu werden.
Unabhängig davon wünsche ich ausdrücklich, aufgrund eines privaten Behandlungsvertrages gemäß der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) privat behandelt zu werden.
Nachfolgende Behandlung wurde vereinbart nach der GOZ 2012 und/oder GOÄ 82:
Zahn
15
Leistung/Gebührenziffer
Anzahl
Einfachsatz
33,18
Faktor
2,3
Antibakterielle photodynamische Therapie (aPDT) zur Behandlung von Herpes bzw. zur
Aphtentherapie gemäß § 6 (1) GOZ entsprechend
GOZ 3270 Germektomie
Gesamtbetrag
Euro
76,31
76,31
Die aufgeführte Behandlung
wird auf Wunsch des Patienten durchgeführt.
ist nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung enthalten.
geht weit über das Maß der ausreichenden, zweckmäßigen und wirtschaftlichen Versorgung hinaus
(§§ 12, 70 SGB V).
entspricht nicht den Richtlinien des Bundesausschusses der Zahnärzte und Krankenkassen für eine
ausreichende, zweckmäßige und wirtschaftliche vertragszahnärztliche Versorgung.
Erklärung des Versicherten
Ich bin darüber aufgeklärt worden, dass eine Erstattung der Vergütung der genannten Leistungen durch die
Krankenkasse in der Regel nicht erfolgen kann.
Ort, Datum
(Unterschrift Patient/Zahlungspflichtiger) tors bei der Wahl der angemessenen Analogziffer
an Bedeutung. Nachfolgend erhalten Sie gängige
Vorschläge für die Wahl einer vergleichbaren Gebührenziffer. Dies darf jedoch nur richtungsgebend
verstanden werden. Der Behandler muss individuell – gemessen an seinem tatsächlichen Aufwand
– diese Gebührenziffer eigenständig bestimmen.
DENT IMPLANTOL 17, 4, 280 - 282 (2013)
Ort, Datum
(Zahnarzt)
Antibakterielle photodynamische Therapie
(aPDT) im Rahmen der Therapie von Parodontitis bzw. Periimplantitis, je Parodont, gemäß
§ 6 (1) GOZ entsprechend
z. B. 4100 GOZ analog mit 275 Punkten,
oder 4138 GOZ analog mit 220 Punkten,
oder 2420 GOZ analog mit 70 Punkten.
281
A b re c h n u n g s ti p p
Intrakanaläre bzw. enossale antibakterielle
photodynamische Therapie (aPDT) nach abgeschlossener Wurzelkanalaufbereitung, je Wurzelkanal, gemäß § 6 (1) GOZ entsprechend
z. B. 2410 GOZ analog mit 392 Punkten,
oder 2250 GOZ analog mit 210 Punkten,
oder 3060 GOZ analog mit 140 Punkten.
Antibakterielle photodynamische Therapie
(aPDT) zur Behandlung von Herpes bzw. zur
Aphtentherapie gemäß § 6 (1) GOZ entsprechend
z. B. GOZ 3270 analog mit 590 Punkten.
Antibakterielle
photodynamische
Therapie (aPDT) in knöchernen Bereichen bzw. im
Weichgewebe, je Behandlungsareal, gemäß §
6 (1) GOZ entsprechend
z. B. 3270 GOZ analog mit 590 Punkten,
z. B. 2410 GOZ analog mit 392 Punkten,
oder 2250 GOZ analog mit 210 Punkten.
Antibakterielle photodynamische Therapie
(aPDT) im Rahmen der Therapie von Karies, je
Zahn, gemäß § 6 (1) GOZ entsprechend
z. B. 2190 GOZ analog mit 450 Punkten.
Beim rein privat versicherten Patienten wird die Leistung ebenfalls wie oben beschrieben als analoge
Leistung berechnet. Hier ist keine vorherige Vereinbarung notwendig. Wichtig ist nur die Kennzeichnung als analoge Leistung bei Rechnungsstellung.
Die Abrechnungshinweise sind von der Autorin nach ausführlicher Recherche erstellt worden. Eine Haftung und Gewähr wird jedoch ausgeschlossen.
SABINE SCHRÖDER, ZMV
APZ · Engelbertstraße 3
59929 Brilon
www.apz-brilon.de
E-Mail:
[email protected]
HELBO -Verfahren entspricht Kriterien
zur Abrechnungsempfehlung der DKV
®
S
eit vielen Jahren ist der Begriff „Photodynamik“
(PDT) zur Bekämpfung von bakteriellen Infektionen im Mundraum ein innovatives Thema in der
Zahnmedizin, wobei unter diesem allgemeinen
Begriff mittlerweile die unterschiedlichsten Produktkonzepte vermarktet werden. Umso wichtiger
sind deshalb fundierte klinisch-wissenschaftlich
erhobene Daten, welche die Wirksamkeit der angebotenen Verfahren belegen. Einigkeit unter Experten herrscht allenfalls darin, dass die einzelnen
Ergebnisse aufgrund der enormen Unterschiede in
den Produktkonzepten und -komponenten nicht
auf andere Systeme übertragen werden können.
Das am besten klinisch überprüfte Verfahren zur
Photodynamik ist die „HELBO ® -Therapie“, die seit
mehr als zwölf Jahren in den unterschiedlichsten
Indikationen wissenschaftlich untersucht und dokumentiert wird. Über 60 Publikationen, darunter
auch zu verschiedenen Indikationen international
publizierte randomisierte, klinisch kontrollierte Studien aus Zentren in aller Welt, unterstützen die Evidenz der HELBO ® -Therapie.
Nach Auswertung der wissenschaftlichen Datenlage hat die DKV jetzt bezüglich der Photodynamik
eine Empfehlung zur Abrechnung für die Bereiche
Parodontitis- und Periimplantitistherapie heraus-
282
gegeben. Dies ist sicherlich ein Meilenstein in der
Anwendung dieser Therapie zur Behandlung biofilmassoziierter oraler Infektionen. Voraussetzung
für die Kostenerstattung ist, dass das eingesetzte
Therapiesystem bestimmte Anforderungen erfüllt.
So wird beispielsweise die Sterilität der eingesetzten Materialien zwingend gefordert. Der Wirkstoff
in der Photosensitizerlösung soll innerhalb einer
relevanten Bandbreite konzentriert sein und muss
durch einen Diodenlaser mit einer Ausgangsleistung von 90 - 140 mW aktiviert werden.
Die Abstrahlungswellenlänge soll im Bereich von
650 - 670 nm liegen und den Photosensitizer durch
dreidimensional abstrahlende Lichtleiter direkt in
der Tasche anregen.
All diese Kriterien erfüllt das HELBO ® Therapieverfahren bereits heute und erfährt somit die Anerkennung der Evidenz und Effektivität
dieser Therapie! Für GKV-Patienten bietet die DKV
eine Zusatzversicherung gemäß ihrem KombiMed
Tarif DBE an, welche den Versicherten die Abrechnung der Anwendung der HELBO-Therapie gemäß
der Empfehlung gewährt.
Informationen zur HELBO-Therapie und der
Abrechnungsempfehlung der DKV unter
www.helbo.de
DENT IMPLANTOL 17, 4, 280 - 282 (2013)
Lei stun g sverg l ei ch Ant im ikrobielle phot ot her m isc he Ther apie (P T T )
Hersteller / Vertrieb
A.R.C. Laser GmbH
Bessemerstr. 14
90411 Nürnberg
Produktname
EmunDo ®
Einsatzbereiche
Parodontitis, Periimplantitis, Endodontitis
CE-Zulassung seit
2011
Systembestandteile
Laser, Optiken nach Indikationen,
Zubehör: Handstück zur flächigen Bestrahlung, Bulb-Faser, Bare-Faser
Photosensitizer
steril verfügbar, indikationsabhängige Menge
Sonden / Optiken
steriles Einmalprodukt, Mehrfachverwendung an einem Patienten,
Mehrpatientenverwendung
Abstrahlverhalten der Sonden
flächig, radiär für Taschen, gleichmäßig
Arbeitsablauf
Reinigen, Anfärben, Bestrahlen, Ausspülen
Empfohlene Belichtungsdauer für ein
Implantat mit Periimplantitis
30 - 50 Sek. bei 300 mW
Empfohlene Belichtungsdauer für 12 Zähne
eines Kiefers bei Paro-Behandlung
ca. 7 Min. bei 300 mW
Empfohlene Belichtungsdauer für
OK/UK komplett
ca. 20 Min. bei 300 mW
Zulassungsklasse
Klasse 1 (Medizinprodukteverordnung),
Laser: Klasse 2b (Medizinprodukteverordnung)
Gewicht Laser
1,2 kg
Ergonomie Laser
Einhandbedienung mit Sonde möglich
Stromversorgung
integrierter aufladbarer Akku
Sterile Anwendung möglich?
ja
Technologie
Laser
Fortbildungskonzept /
Einweisung Mitarbeiter(innen)
regionale Workshops mit erfahrenen Referenzärzten
Preis pro Behandlung
-
Preis für das System
-
Spezifische Literatur zur
vorgestellten Therapie
in-vitro Studie: z. B. T.K. Boehm, S.G. Ciancio;
Diode laser activated indocyanine green selectively kills bacteria,
J Int Acad Periodontol. 2011 Jul ;13 (2):58-63 21913603
Hochschule / Meinungsführer der
vorgestellten Therapie
Prof. Dr. Norbert Gutknecht
Prof. Dr. MSc. Gerd Volland
Vertrieb in Deutschland seit
2011
Homepage
www.arclaser.de
DENT IMPLANTOL 17, 4, 283 - 285 (2013)
283
Le i st u n g sv e r gl ei ch A n ti mi krob i el l e phot ody nam isc he Ther apie (PDT)
Hersteller / Vertrieb
bredent medical GmbH & Co KG
Geschäftsbereich HELBO
Josef-Reiertstr. 4
69190 Walldorf
elexxion AG
Schützenstrasse 84
78315 Radolfzell
Produktname
HELBO-Therapie
antimikrobielle photodynamische Therapie
Perio Green
Einsatzbereiche
bakterielle Infektionen im Mundraum, z. B. Parodontologie, Implantologie (Periimplantitis, Socket Preservation, Desinfektion
vor Augmentation / Implantation), Endodontie, Kariologie, alveoläre Ostitis, Knochennekrosen, Nahtdehiszenzen,
allgemein: Knochen- und Weichgewebsdesinfektion, LILT uvm.
Antimikrobielle Therapie in den Bereichen:
Prophylaxe, Parodontitistherapie, Periimplantitistherapie
CE-Zulassung seit
2004
2012
Systembestandteile
Laser, Optiken nach Indikationen, Photosensitizer nach Indikationen, Zubehör: HELBO T-Controller, Therapiekonzepte nach
Indikationen, Schulungsprogramm für ZÄ und Assistentinnen, vielfältiges Fortbildungsprogramm, Patienteninfo (Broschüre, Poster,
TV-Wartezimmerfilm)
Perio Green-Tablette, steriles Wasser, steriles Applikationszubehör;
kmpatibel zu allen elexxion-Lasergeräten;
spezielle indikationsbezogene Applikatoren mit 200, 300, 400 und
600 µm Faserstärke sowie 6 mm Großflächensonde
Photosensitizer
steril, indikationsabhängige Konsistenz, indikationsabhängige
Menge
steriler Photosensitizer mit niedriger Viskosität für maximale
Sensitizer-Penetration;
Sensitizer-Konzentration variabel
Sonden / Optiken
steril, zum Einmalgebrauch empfohlen
Applikationstipps aufbereitbar nach aktuellen Hygienerichtlinien
(Autoklav)
Abstrahlverhalten der Sonden
flächig bzw. radiär (z. B. Taschen, Kanäle, Alveolen),
gleichmäßige Abstrahlung
Abstrahlwinkel von bis zu 45° gewährleistet vollständige
Bestrahlung
Arbeitsablauf
Reinigen, Anfärben, Spülen, Bestrahlen, Entfärben / Polieren
Reinigen, Anfärben, Spülen, Bestrahlen.
Entfärben nicht erforderlich!
Empfohlene Belichtungsdauer für ein
Implantat mit Periimplantitis
1 Min.
60 Sekunden
Empfohlene Belichtungsdauer für 12 Zähne
eines Kiefers bei Paro-Behandlung
12 Min.
60 Sekunden je Zahn
Empfohlene Belichtungsdauer für
OK/UK komplett
28/32 Minuten
28 Minuten
Zulassungsklasse
2M
Medizinprodukteklasse IIa / Gerät: IIb
Gewicht Laser
ca. 80 g
ab 480 g
Ergonomie Laser
Einhandbedienung mit Sonde möglich
Einhandbedienung mit Sonde möglich.
Im Gerät integrierte Timer zur einfachen Anwendungskontrolle.
Stromversorgung
Akkus, kein Netzkabel
Akku (Li-Ionen Technik)
Sterile Anwendung möglich?
ja
ja
Technologie
Laser
Laser, 810 nm
Fortbildungskonzept /
Einweisung Mitarbeiter(innen)
Praxis-Teamschulung inkl. Live-Behandlung integriert, vielfältiges
Fortbildungs-/Veranstaltungsprogramm für Zahnärzte
und Assistenz
„Dental Academy“-Workshops und Praxisschulungen durch
Medizinprodukteberater
Preis pro Behandlung
je nach Indikation, Farbstoff ab 9,80 Euro,
Lichtleiter ab 17,60 Euro
abhängig von der Indikation
Preis für das System
ab 4.600,- Euro
169,- Euro für eine Doppelpackung
Spezifische Literatur zur
vorgestellten Therapie
in-vitro-Studie: diverse,
in-vivo-Studie: zahlreiche, auf Anfrage beim Hersteller
In-vitro-Studie:
T.K. Boehm, S.G. Ciancio;
Diode laser activated indocyanine green selectively kills bacteria,
J Int Acad Periodontol. 2011 Jul ;13 (2):58-63 21913603
In-vivo-Studie:
Studie unter Leitung von Prof. Matthias Frentzen am Lehrstuhl für
Parodontolgie der Universität Bonn läuft
Hochschule / Meinungsführer der
vorgestellten Therapie
Dr. Jörg Neugebauer, Landsberg, PD Dr. Andreas Braun, Uni Marburg, Dr. Dr. B. Sigusch, Uni Jena, Prof. Dr. Dr. A. Sculean, Uni Bern,
Dr. S. Hafner, Uni München, Dr. R. Rößler, Charité Berlin, Prof. Dr.
G. Dhom, Ludwigshafen, Prof. Dr. Romanos, Rochester, USA, Prof.
Dr. A. Novaes, Ribero Preto, Brasilien, Prof. Dr. Turhani, Uni Wien
Universität Bonn / Prof. Matthias Frentzen
Vertrieb in Deutschland seit
2003
2012
Homepage
www.helbo.de
www.elexxion.com
www.periogreen.de
284
DENT IMPLANTOL 17, 4, 283 - 285 (2013)
L ei stun g sverg l ei ch A nt im ikrobielle phot ody nam isc he Ther apie (P DT )
Hersteller / Vertrieb
CMS /
Loser & Co GmbH
Benzstraße 1c
51381 Leverkusen
orangedental GmbH &Co. KG
Aspachstraße 11
88400 Biberach
Produktname
FotoSan630
PAD PLUS
Einsatzbereiche
Parodontologie, Endodontie, Periimplantitis,
Kariesbehandlung
Prophylaxe, Implantologie, Parodontologie, Endodontie,
restaurative Zahnheilkunde
CE-Zulassung seit
2009
vorhanden
Systembestandteile
LED-Handstück, Ansatztips nach Indikationen, Photosensitizer
nach Indikationen, Zubehör: Schutzbrille
Photosensitizer nach Indikationen; Systembestandteile:
Steuergerät, Handstück, Stromanschluss, Lichtleiter;
Zubehör: 1 x 0,8 ml dünnfließende Lösung, 1 x 1,2 ml dickfließende
Lösung, 5 x Endo Tips, 5 x Paro Tips, 2 Schutzbrillen
Photosensitizer
indikationsabhängige Konsistenz
(low, medium, high)
Konzentration nach Indikationen verfügbar, indikationsabhängige
Konsistenz, indikationsabhängige Menge
Sonden / Optiken
Mehrfachverwendung an einem Patienten
Lichtstab mit Einmaltips
Abstrahlverhalten der Sonden
radiär für Taschen, apikalwärts für Wurzelkanäle
radiär für Taschen, apikalwärts für Wurzelkanäle (mit Endo-Tips)
Arbeitsablauf
1. mechanisches Reinigen, 2. Anfärben,
3. Bestrahlen, 4. Spülen
anfärben, bestrahlen
Empfohlene Belichtungsdauer für ein
Implantat mit Periimplantitis
10 - 30 Sek.
1 Min.
Empfohlene Belichtungsdauer für 12 Zähne
eines Kiefers bei Paro-Behandlung
3 - 6 Min.
12 bis 24 Min.
Empfohlene Belichtungsdauer für
OK/UK komplett
6 - 12 Min.
32 bis 64 Min.
Zulassungsklasse
Klasse 1
-
Gewicht Laser
51 g
1,75 kg (einschließlich LED-Handstück)
Ergonomie Laser
Einhandbedienung mit Sonde möglich
Einhandbedienung mit Handstück möglich
Stromversorgung
über Akku
50 - 60 Hz, 0,35 A
Sterile Anwendung möglich?
nein
nein
Technologie
LED
rotes LED-Licht (optischer Lichtleiter)
Fortbildungskonzept /
Einweisung Mitarbeiter(innen)
Praxis-Team-Schulung
durch Depot/AD und orange AD gewährleistet
Preis pro Behandlung
ca. 2,- bis 3,- Euro
je nach Indikation
Preis für das System
1.599,- Euro
3.490,- Euro
Spezifische Literatur zur
vorgestellten Therapie
auf Anfrage
in-vitro Studie: British Journal of Dermatology 2002, 146:568-573
Article by Garcez A.S. et al Oral Surg Oral Med Oral Pathol Oral
Radiol 2006. 102: 93-98. Article by Foschi F. et al Lasers in Surgery
and Medicine. 2007. 39: 782-787;
in-vivo Studie: Paper by Bonsor SJ et.al. British Dental Journal,2006
200; 337-340. In vivo study demonstrating efficacy of PAD technique in endodontics;
Article by Anderson R.A.et. al. Journal of clinical Dentistry 2007,
Study of the effects of PAD technique in treatment of periodontal
lesions;
Photodynamic therapy as adjunct to non-surgical periodontal
treatment in patients on periodontal maintenance: a randomized
controlled clinical trail
Hochschule / Meinungsführer der
vorgestellten Therapie
k. A.
Dr. med. dent. Liviu Steier, Specialist in Endodontics und Prothetik,
Assoc. Clinical Professor, Vis.(multi) Professor
Vertrieb in Deutschland seit
2011
2011
Homepage
www.loser.de
www.orangedental.de
DENT IMPLANTOL 17, 4, 283 - 285 (2013)
285
P a ro d o n t o l o g i e
Optimierung der ParodontitisTherapie bei Diabetikern
Frank Liebaug, Ning Wu
Indizes: Diabetes mellitus, Parodontitis, Laser, Therapie
Patienten, die eine chronische Parodontitis aufweisen, haben nach wissenschaftlichen Untersuchungen ein sechsfach höheres Risiko an Diabetes mellitus zu erkranken. In Deutschland leiden ca. 6 bis 8 Mio. Menschen an Diabetes mellitus.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass die Zahl der Diabetiker in
den kommenden 25 Jahren um mehr als 40 % zunehmen wird. Die Zahl der Neuerkrankungen an Diabetes mellitus beträgt in Deutschland derzeit 12 pro 100.000
Einwohner.
D
ie einfachste Definition erfolgt unabhängig
von möglichen klinischen Symptomen und
bezieht sich auf chronisch erhöhte Blutglukosewerte im unbehandelten Krankheitszustand. Die Hyperglykämie ist dabei Ausdruck eines Insulinmangels oder der Existenz von Bedingungen, die zu
einer eingeschränkten Wirkung von Insulin führen.
Mit dem Diabetes mellitus sind zahlreiche andere
286
Stoffwechselveränderungen assoziiert; so insbesondere die Entwicklung einer Ketonämie unter
den Bedingungen eines schweren Insulinmangels,
Veränderungen im Lipoproteinstoffwechsel und
Proteinhaushalt. Diabetes ist grundsätzlich eine
dauerhafte, nicht reversible Erkrankung, abgesehen von sehr wenigen Situationen in denen die
Hyperglykämie passager sein kann.
DENT IMPLANTOL 17, 4, 286 - 293 (2013)
Parodont ol ogi e
Einteilung der Diabetesformen
Die Einteilung der verschiedenen Diabetesformen
erfolgt nach streng pathogenetischen Prinzipien.
Durch die Klassifikation der American Diabetes Association und der WHO von 1997 wurden ältere
Klassifikationen abgelöst. Die für den zahnärztlichen Behandler wichtigsten Formen von Diabetes
sind Typ 1-Diabetes und Typ 2-Diabetes.
Weiterhin werden laut der o.g. Klassifikation andere näher klassifizierte Typen, die meist auf genetischen Defekten beruhen oder mit Erkrankungen
des endokrinen oder exokrinen Systems zusammenhängen, beschrieben. Nicht unwesentlich ist
auch das Auftreten von Gestationsdiabetes während der Schwangerschaft. Typ 2 ist etwa 25-fach
häufiger als Typ 1 in der Patientenpopulation zu
finden [2].
Parodontitis und die allgemeine
Gesundheit stehen in einer
vielfältigen Wechselbeziehung
Medizin und Zahnmedizin waren für lange Zeit
des letzten Jahrhunderts getrennte Welten. Lange wurden vom parodontalen Entzündungsgeschehen ausgehende Einflüsse auf die allgemeine
Gesundheit nicht als Problem erkannt und deshalb
auch nicht gezielt untersucht. Erst in den 80er und
90er Jahren tauchten mehr und mehr hochrangige
internationale Untersuchungen auf, die eine klare
Assoziation zwischen Parodontitis und beispielweise Diabetes mellitus oder Herzerkrankungen
bewiesen [29, 32]. Untersuchungen belegen, dass
Diabetes und Parodontitis sich gegenseitig negativ
beeinflussen (4, 19, 23, 25]. Bei Diabetespatienten
gestaltet sich die systematische Parodontitistherapie oft schwieriger als bei Patienten ohne Komorbiditäten.
Im vorliegenden Artikel soll eine duale Therapie
mit Laserdekontaminierung der entzündeten parodontalen Taschen einerseits und der Kombination
mit Chlorhexidin-Xantan-Gel bei schwierigen Behandlungsfällen andererseits beschrieben werden.
Patienten mit Komorbiditäten - und hier an erster
Stelle Diabetes mellitus - weisen eine erhöhte Gefahr von Rezidiven auf.
Das Auftreten parodontaler Entzündungen ist eng
mit der Präsenz spezifischer Mikroorganismen im
Bereich des gingivalen Sulkus bzw. parodontaler
Taschen verbunden. Daher verwundert es nicht,
dass der Fokus parodontologischer Forschungsbemühungen in der Vergangenheit meist auf der
detaillierten Analyse mutmaßlicher bakterieller Virulenzmechanismen lag, die für die Krankheitsinitiierung verantwortlich gemacht wurden [24].
DENT IMPLANTOL 17, 4, 286 - 293 (2013)
Bei der Entstehung und Manifestation des Krankheitsbildes kommt nach neueren Erkenntnissen
den Fehlregulationen des oralen Immunsystems
eine zentrale Rolle zu. Die Etablierung einer konsequenten Plaquekontrolle und Keimzahlverminderung ist unter klinisch-praktischen Gesichtspunkten dennoch immer noch das Mittel der Wahl, um
die Intensität parodontaler Entzündungsprozesse
zu minimieren.Im Ökosystem der Mundhöhle von
gesunden Patienten existiert prinzipiell ein funktionierendes Gleichgewicht. Das alleinige Vorhandensein von parodontalpathogenen Mikroorganismen führt deshalb in der Regel nicht zwangsläufig
zum Ausbruch von Parodontopathien. Jeder Patient besitzt eine individuelle Flora. Hauptziel ist
es, die infektionsauslösenden Bakterien während
der mechanischen Therapie zu reduzieren [2].
Durch die alleinige Initialbehandlung, aber auch
chirurgische Therapie, lassen sich beispielsweise
die Keime Porphyromonas gingivalis, Tannerella
forsythia, Fusobacterium species, Aggregatibacter
actinomycetemcomitans, Prevotella intermedia
und Prevotella oralis nicht eliminieren. Bei tiefen
Taschen ist auf Grund der komplexen Wurzelanatomie der Zugang mit parodontalen Instrumenten
zu allen erkrankten Bereichen erschwert. Selbst
die große Auswahl an schlanken und anatomisch
ausgeformten Kürretten und Scalern lässt oft keine effiziente Therapie im Bi- und Trifurkationsbereich von Molaren zu.
Früher ging man davon aus, dass verschiedene pathogene Mikroorganismen die Eigenschaft besitzen, in Gewebe einzudringen und somit durch eine
mechanische Reinigung nicht zu erreichen wären.
Gerade die Persistenz parodontalpathogener Spezies, wie Aggregatibacter actinomycetemcomitans
und Porphyromonas gingivalis wurden als wichtige
Faktoren für die Progredienz einer chronischen
Parodontitis angesehen. Das Erkrankungsrisiko ist
nach neuesten Betrachtungen aber im patientenindividuellen Organismus zu suchen. Jeder Mensch
trägt Enzyme in sich, die in aktivierter Form sogar
lebensbedrohlich sein können. Die sogenannten
MMP-8-Enzyme (Matrix-Metallo-Proteinase) setzen die pathogene Enzymaktivität in Gang, die
eine Reaktion des Immunsystems auf die oben
aufgeführten Parodontitisbakterien auslöst. Wird
die Matrix-Metallo-Proteinase (auch Kollagenase 2
genannt) im Entzündungsfall aktiviert, dann setzt
dieses Enzym der Immunabwehr zum Schutz vor
Parodontitiserregern den Gewebeabbau im Bereich des Zahnhalteapparates in Gang. Führt man
diese Gedanken konsequent weiter, dann ist die
Mundhöhle der Ausgangspunkt für den Zündstoff aMMP-8 (aktive Matrix-Metallo-Proteinase),
welcher als gewebeabbauendes Enzym auch an
anderen Organen wirkt und dadurch in höchstem
Maße lebensbedrohlich werden kann.
287
Pa ro d o n t o l o gi e
Diabetes mellitus
beeinflusst Parodontitis
Veränderungen des Parodonts können allererste
Anzeichen der durch Diabetes hervorgerufenen
klinischen Komplikationen sein. Bereits junge Diabetiker zeigen eine stärkere Ausprägung ihrer Parodontitis als gleichaltrige Nichtdiabetiker. In unserem Patientengut gibt es einige Typ 1-Diabetiker,
die trotz ihrer guten und effektiven Mundhygiene
lokalisiert tiefe Taschen und parodontalen Knochenabbau aufweisen. Weiterhin ist eine schlechte metabolische Kontrolle ein Risikofaktor für die
Manifestation und die Verschlimmerung der chronischen Parodontitis.
Diabetes mellitus
Diabetes ist schlechter einstellbar, wenn der Diabetespatient an weiteren (chronischen) Entzündungen leidet. Summiert man die Einzelflächen der
entzündeten parodontalen Taschen so kommt man
zu einer offenen Wundfläche von 20 bis 40 cm2.
Führt man sich diese Tatsache vor Augen, so wird
schnell klar, dass die Parodontitis eine ernstzunehmende Entzündung für den Betroffenen darstellt.
Allein schon aus diesem generellen Grund ist es
zwingend geboten, dass Diabetiker einer „exzellenten“ parodontologischen Führung und regelmäßigen Kontrolle und Behandlung bedürfen. Im
Falle von Parodontitis und Diabetes mellitus ist die
Beeinflussung nicht unidirektional, sondern beide
Krankheitsbilder beeinflussen sich gegenseitig negativ [4, 19, 23, 25].
Durch einen gewissen Paradigmenwechsel in der
Parodontaltherapie während der letzten Jahre rücken die nichtchirurgischen Behandlungen der Taschen mittlerer Tiefe (3,5 bis 5 mm) in den Vordergrund. Diese Fälle repräsentieren den größten Teil
jener Patienten, die an parodontalen Erkrankungen
leiden. Bei Diabetikern hat sich in meiner Praxis
schon ein Behandlungsbeginn bei Taschentiefen
von 2,5 bis 3 mm bewährt, um frühzeitig die Etablierung der parodontalen Entzündung zu bekämpfen. Mit dem Einzug von dentaler Lasertechnik auf
diesem Gebiet ergaben sich interessante Perspektiven, die heutzutage im Grunde genommen zum
Behandlungsspektrum eines jeden Behandlers gehören sollten [12-17]. Moderne Lasergeräte können
gerade in Verbindung mit Scaling und Root Planing
nur Vorzüge ausspielen.
Die subgingivale Plaque ist der Hauptfaktor bei
der Entstehung der Parodontitis. Zahnstein spielt
als Retentionsstelle für die Besiedelung mit Mikroorganismen eine wichtige Rolle. Den Weichgeweben der Taschen zugewandt finden sich lockere
Bakterienansammlungen, die so genannte nicht-
288
adhärente Plaque, in der Literatur als „Swimmers“
bezeichnet, die fast ausschließlich aus gramnegativen Anaerobiern bestehen. Diese nehmen in
akuten Phasen stark zu und scheinen beim Fortschreiten der Parodontitis eine wesentliche Rolle
zu spielen.
Mit Chlorhexidin hat der Zahnarzt seit Jahrzehnten
einen potentiellen Helfer im Kampf gegen Parodontitis [18]. Die äußerst vorteilhafte keimreduzierende
Wirkung von Chlorhexidinbisgluconat ist jedem
zahnärztlichen Kollegen durch sein Studium hinreichend bekannt. Um die Applikation in den tiefen
Taschenbereichen zu verbessern und ebenfalls eine
erhöhte Verweildauer zu garantieren, wurden bereits vor Jahren sogenannte Local Delivery Devices
erprobt. Diese werden zusätzlich und unterstützend bei der Behandlung von Parodontalerkrankungen erfolgreich eingesetzt [26]. Bei Diabetikern
mit rezidivierender Entzündungsneigung und/oder
mit Furkationsbefall nutze ich dafür ein Chlorhexidin-Xanthan Gel namens ChloSite®, welches ein
typischer Vertreter der Local Delivery Devices ist.
Nach den Herstellerangaben ist ChloSite® ein
1,5 %-iges Chlorhexidin, das in einer XanthanTrägersubstanz gebunden ist. Chlorhexidin liegt
in ChloSite® in zwei verschiedenen Formen vor:
Zum einen als 0,5 % gut lösliches ChlorhexidinDigluconat (Chlorhexidindigluconat) - auch Chlorhexidinbis (D-)gluconat genannt. Es ist die Form
des Chlorhexidins, welche vor allem in der Zahnmedizin häufig als Antiseptikum eingesetzt wird.
Als zweiten Bestandteil findet man 1,0 %-iges,
langsam freiwerdendes Chlorhexidin-Dihydrochlorid (Chlorhexidin-Dihydrochlorid ist ein Bisbiguanid mit bakteriostatischen Eigenschaften).
Das Chlorhexidin-Digluconat übernimmt in dieser
Zusammensetzung die Aufgabe der unmittelbaren
Desinfektionsaktivität, während durch das Chlorhexidin-Dihydrochlorid eine kontrolliert verzögerte
Desinfektion erreicht wird.
Die hohe Sulkus-Fluid-Rate, bei welcher der Inhalt
einer parodontalen Tasche etwa 40 mal pro Stunde erneuert wird, macht es für die gewünschte
gute Substantivität eines LDDs erforderlich, dass
er mit Trägerstoffen versehen wird, die ein möglichst langes Verbleiben in der Tasche sicherstellen.
(Anm.: Mit Substantivität bezeichnet man die Eigenschaft eines Wirkstoffes ein Reservoir zu bilden, indem es sich an die angrenzenden Hart- oder
Weichgewebswände einer Zahnfleischtasche bindet.). ChloSite® ist dafür mit dem Trägerstoff Xanthan-Gel ausgestattet. Xanthan ist ein natürliches
Verdickungs- und Geliermittel. Es wird mithilfe
von Bakterien der Gattung Xanthomonas aus zuckerhaltigen Substraten gewonnen. Xanthan kann
nicht bzw. nur zu einem sehr geringen Teil metaDENT IMPLANTOL 17, 4, 286 - 293 (2013)
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P a ro d o n t o l o g i e
Abb. 1: Röntgenübersichtsaufnahme (OPG) von 42 Jahre junger
Patientin mit Diabetes mellitus Typ 1 zeigt bereits generalisierten
Knochenabbau mit beginnendem Bifurkationsbefall und zusätzlichen Paro-Endo-Läsionen.
Abb. 2: Untersuchung und Sondierung im Bifurkationsbereich.
bolisiert werden. Aus diesem Grund wird Xanthan
zu den Ballaststoffen gezählt. Xanthan gilt als gesundheitlich unbedenklich [26]. Es quillt in wässriger Lösung und erhöht dadurch die Viskosität des
in ihr gelösten Stoffes, in diesem Fall den beiden
Formen des Chlorhexidins. Es wird als Verdickungsmittel in Lebensmitteln verwendet, unter anderem
auch in Milchprodukten, Saucen, Ketchups, etc.
Ein besonderes Kennzeichen von Xanthanlösungen
besteht darin, dass sie eine Pseudofließgrenze besitzen. Xanthan bildet bei Kontakt mit Flüssigkeiten
ein dreidimensionales, pseudoelastisches „Netz“
(Retikulum). In einem solchen Netz können bakterizide Stoffe wie Chlorhexidine stabil eingelagert
werden. Abhängig von deren spezifischen physikalisch-chemischen Eigenschaften werden diese dann
kontrolliert freigesetzt. Xanthan in ChloSite® sorgt
laut Herstellerangaben für eine gute subgingivale
Haftung des LDDs, während der hohe Chlorhexidingehalt eine sichere Bakterizidie gewährleistet.
Eine besondere Galenik garantiert die kontrolliert
verzögerte Freisetzung im Biofilm.
Das hier verwendete Medizinprodukt ChloSite® Perio Schutz Gel besteht aus einem Xanthan-Gel, das
1,5-prozentiges Chlorhexidin enthält. Die spezielle
Beschaffenheit des Gels erlaubt eine Verweildauer
von wissenschaftlich belegten 2 bis 3 Wochen im
behandelten Taschenbereich [26]. Über diesen Zeitraum wird parallel zum Abbau des Gels stetig CHX
freigesetzt und so werden Bakterien während der
gesamten Phase wirksam bekämpft.
Dentallasersysteme
Abb. 3: Taschenbehandlung mittels flexibler Laserlichtleitfaser
im schwer zugänglichen Bifurkationsbereich: diffuse Ausbreitung des Laserlichtes von der parodontalen Tasche aus in die
angrenzenden Gewebeschichten.
In den letzten Jahren haben verschiedene Dentallasersysteme in der Therapie der Parodontitiden Bedeutung erlangt [1] (Abb. 7 und 8). Prinzipiell ist eine
Laseranwendung aber nur als Ergänzung der konventionellen systematischen Therapie zu empfehlen,
wenn auch der Bereich der nichtchirurgischen Parodontaltherapie mittlerweile durch die Laserapplikation erweitert werden konnte. Bevor Lasergeräte
zum Einsatz kommen muss der Patient im Sinne einer vollständigen Initialtherapie vorbereitet sein. Mit
den jüngsten Entwicklungen auf dem Gebiet der
Lasertechnik erscheint es vorstellbar, dass auch die
Entfernung von Konkrementen mit Hilfe des Lasers
vorgenommen werden kann. In erster Linie macht
Interaktiver Fortbildungsteil – sammeln Sie CME-Punkte
W
enn Sie den vorliegenden Beitrag durchgearbeitet haben, können Sie Ihr Wissen online kontrollieren und zertifizierte Fortbildungspunkte sammeln. Unter www.dimagazin-aktuell.de/cme finden Sie den Fragebogen zum Artikel „Optimierung der Parodontitis-Therapie bei Diabetikern“. Per Mausklick beantworten Sie die dort
gestellten Fragen, die sich auf den gekennzeichneten Fachartikel der aktuellen Ausgabe beziehen. Wenn Sie die
geforderte Mindestanzahl an richtigen Antworten erreicht haben, wird eine Seite frei geschaltet. Dort können Sie sich
eine Teilnahmebescheinigung ausdrucken. Wir erkennen die Leitsätze der BZÄK zur zahnärztlichen Fortbildung an und die
DENT IMPLANTOL 17, 4, 256 - 264 (2013)
Punktebewertung erfolgt nach BZÄK/DGZMK.
260
Parodont o l ogi e
man sich die bakterizide Wirkung einer bestimmten
Wellenlänge zu Nutze.
Zahlreiche Studien und Veröffentlichungen aus den
verschiedensten Bereichen der Zahnmedizin haben
nachgewiesen, dass Laser im Infrarotbereich eine
ausgezeichnete antibakterielle Wirkung aufweisen
und auch in der Lage sind bakterielle Toxine zu
deaktivieren. Diese Wirkung entfaltet sich bereits
bei einer Abgabeleistung, die deutlich unterhalb
der Schwelle für eine thermische Schädigung von
Weich- und Hartgewebe liegt. Dünne und flexible
Lichtleitersysteme leiten die Laserstrahlung an nahezu jeden gewünschten Ort und lassen sich selbst
im Bifurkationsbereich von Molaren gut verwenden
(Abb. 1 - 3). Es liegt daher nahe sich dieser Vorteile
im Zusammenhang mit einer systematischen Parodontaltherapie zu bedienen. Wird die abgegebene
Leistung erhöht, kann mit einem Er:YAG-, Nd:YAGoder Dioden-Laser auch Taschenepithel im Sinne
einer geschlossenen Kürettage entfernt werden.
Die Taschendekontaminierung mit Laserlicht ist
deshalb auch bei einer akuten lokalen Parodontitis
sehr effektiv.
Abb. 4: Instillation von Chlorhexidin-Xanthan-Gel, welches unter geringem Druck in den Furkations- und Taschenbereich eingebracht wird.
Klinischer Behandlungsablauf
Anhand der beigefügten klinischen Fotos in den
Abbildungen 1 bis 5 sollen beispielhaft die wichtigsten klinischen Schritte für den Leser illustriert
werden. In meiner Praxis gestaltet sich der klinische
Behandlungsablauf folgendermaßen:
1. Anwendung von Ultraschallgeräten auf
Schmelzoberflächen zur Entfernung von
mineralisierten Zahnbelägen (Zahnstein)
und Konkrementen.
2. Einsatz von Schallscalern auf dem Wurzel dentin, zur systematischen Bearbeitung
der Wurzeloberfläche. Zusätzlich
mechanische Wurzelglättung mit
Handinstrumenten.
3. Finishing, Scaling und Root Planing mit
Handinstrumenten bei feiner Taktilität.
4. Abschließende Spülung mit Chlorhexidin.
5. Taschendekontaminierung mit Laserlicht,
wobei im Furkationsbereich flexible
Fasern unabdingbar sind.
6. In wenigen klinischen Einzelfällen externe
Gingivektomie und Entfernung von Gingiva hyperplasien zur Reduzierung von extrem
tiefen parodontalen Taschen.
7. Einbringen von ChloSite-Perio-Schutzgel
mit einer mitgelieferten, seitlich geöffneten
und abgerundeten Kanüle ohne Traumati sierung des die Tasche begrenzenden
Weichgewebes.
Durch die sofortige bakterizide Wirkung der Laserlichtapplikation einerseits aber auch die mindeDENT IMPLANTOL 17, 4, 286 - 293 (2013)
Abb. 5: Die Kanüle wird sanft bis zum Fundus der Tasche bzw.
in den Bifurkationsbereich eingeführt und unter gelindem Druck
das Gel instilliert, bis ein Teil des Gels über den Taschenrand
herausquillt. Das überschüssige Gel kann entweder mit einem
Tupfer für ca. 30 Min. abgedeckt und belassen oder aber mit
einem Wattepellet abgewischt werden.
stens 15 bis 20 Tage andauernde Keimreduktion
und Vermeidung einer Neubesiedelung der Tasche
durch Chlorhexidinfreisetzung andererseits, wird
eine äußerst günstige Wundheilung erzielt. Die Effektivität dieser Behandlungsmethode zeigt sich in
einem klinisch reizlosen, in der Regel schmerzfreien
und blutungsfreien Heilungsverlauf, welcher von
den Patienten als sehr positiv eingeschätzt wird. Die
Sondierungstiefen der erkrankten Taschen nehmen
erfahrungsgemäß durch die einmalige Anwendung
pro Parodontium um ca. 2 bis 2,5 mm ab.
Ein wesentlicher klinischer Vorteil der Anwendung
von Chlorhexidin-Xanthan-Gel (Abb. 6) in parodontalen Taschen gegenüber der sogenannten FullMouth-Desinfektion oder aber Taschenspülungen
mit Chlorhexidin besteht darin, dass keine Nebenwirkungen wie „Schwarze Haar-Zunge“, Inaktivierung von Fibroblasten bei Regenerationsbehandlung, Geschmacksstörungen, Chlorhexidin-Staining
auf Kompositefüllungen vorgefunden werden.
291
P a ro d o n t o l o g i e
Abb. 6: Das verwendete Chlorhexidin-Xanthan-Gel wird in verschiedenen Abpackungen angeboten, wobei sich für lokale Taschenbehandlungen die 0,25 ml großen Einmalspritzen bewährt
haben.
Abb. 7: Laser HF, das einzige Kombinationsgerät weltweit mit
zwei Lasereinheiten 975 nm/6 W und 660 nm/25 - 100 mW sowie HF-Chirurgiekomponente 2,2 mHz für einfaches, schnelles
und präzises Schneiden von Weichgewebe.
Duale Therapie klinisch bewährt
Der Einsatz von Laserlicht und Chlorhexidin-Xanthan-Gel in Form von ChloSite-Perioschutz-Gel in
Kombination mit einer systematischen Parodontaltherapie erhöht den Behandlungserfolg bei Patienten, die zusätzlich an Diabetes mellitus leiden
(Abb. 3 bis 5). Der klinische Heilungsverlauf wird
für den Patienten verbessert. Gerade im schwer
zugänglichen Bi- und Trifurkationsbereich von Molaren kann das Medikament in Gelform schmerzfrei für den Patienten und für den Behandler ohne
Schwierigkeit appliziert werden.
Auf eine adjuvante Antibiotikagabe mit entsprechenden systemischen Nebenwirkungen kann in
nahezu allen Fällen verzichtet werden. Diese unterstützende Therapievariante ist meiner Meinung
nach eine dem gegenwärtigen Stand der Parodontaltherapie angemessene Methode und zeichnet
sich durch eine Verkürzung der Behandlungsdauer,
einen komplikationslosen Heilungsverlauf und die
Vermeidung von unerwünschten Nebenwirkungen
aus. Gerade die Vermeidung einer vorschnellen Antibiotikagabe ist unter dem Aspekt einer weltweit
beobachteten, zunehmenden Resistenzentwicklung Beachtung zu schenken und sollte verantwortungsvoll abgewogen werden.
Für den praktisch tätigen Zahnarzt ist es von großer
Bedeutung Therapiemethoden zu nutzen, die die
natürliche Regeneration von parodontalen Weichund Hartgeweben begünstigen. Hervorzuheben
ist auch, dass bei Furkationsbefall und sehr tiefen
Taschen je nach Sondierungstiefe in besonders
hartnäckigen Fällen die Therapie ohne Probleme
mehrfach wiederholt werden kann und so langsam und schrittweise eine messbare Reduzierung
der klinischen Taschentiefe erreicht werden kann
[7-11].
292
Abb. 8: Farbiges und übersichtliches Touchscreen-Display unterstützt die Auswahl verschiedener Indikationsbereiche und zeigt
vorgeschlagene Werkseinstellungen, die vom Benutzer individuell modifiziert werden können.
Fazit
Im täglichen Arbeitsalltag der Zahnärzte stellt die
klinisch erfolgreiche Parodontaltherapie für den
praktisch tätigen Kollegen auch heute noch eine
Herausforderung dar. Gerade wegen der schwierigen Beherrschung dieser weit verbreiteten Erkrankung werden seit Jahren immer wieder unterschiedliche Therapieansätze diskutiert. Parodontitis
als chronisches Entzündungsgeschehen verschlechtert die Kontrolle der Glykämie bei Diabetes mellitus. Auf diese Weise wird Parodontitis zu einem
verstärkenden Risikofaktor für Spätkomplikationen
des Diabetes, wie z. B. Nephropathien. Die kombinierte Anwendung von Laserlicht und einem verzögert freigesetzten Chlorhexidin-Xanthan-Gel unterstützt die Entzündungsrückbildung beachtlich.
Je nach klinischem Verlauf sollte diese Methode
in das Konzept der unterstützenden ParodontitisTherapie aufgenommen werden.
DENT IMPLANTOL 17, 4, 286 - 293 (2013)
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China)
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Implantatbehandlung nach
generalisierter chronischer Parodontitis
Philipp Plugmann
Indizes: chronische Parodontitis, Angulation
Der Verlust von mehreren Zähnen durch eine generalisierte chronische Parodontitis kann sowohl zu Schaltlücken als auch Freiendlücken führen. Grundsätzlich
lassen sich diese Situationen durch klassische Zahnersatzlösungen oder implantologisch versorgen. Dies hängt neben den medizinischen Gegebenheiten auch
von der Akzeptanz der Patienten ab. Im folgenden Fall wird eine rein implantologische Lösung zum maximalen Schutz der Zahnhartsubstanz beschrieben.
D
ie 42-jährige Patientin stellte sich im Juli
2011 in unserer Praxis vor. Der Ausgangsbefund wies eine starke generalisierte chronische
Parodontalerkrankung auf. Aufgrund der parodontalen Verhältnisse waren die Zähne 15, 16, 36, 37,
46 und 47 bereits verloren gegangen (Abb. 1). Der
ebenfalls fehlende Zahn 25 war durch eine Brücke
ersetzt – alle anderen fehlenden Zähne waren nicht
ersetzt. Nach umfassender Aufklärung zur Mundhygiene wurde im Rahmen der parodontalen Vorbehandlung eine geschlossene Kürettage durchgeführt. Die Patientin verbesserte im Anschluss ihre
Mundhygiene deutlich. Abbildung 2 zeigt die Ausgangssituation nach der erfolgreich abgeschlossenen Vorbehandlung. Die Ausgangssituation im
Schlussbiss von frontal und lateral werden in den
Abbildungen 3 bis 6 dargestellt.
Die Patientin wurde umfassend über Therapiealternativen zur implantologischen Versorgung aufgeklärt. Da die Patientin herausnehmbaren Zahnersatz absolut ablehnte und das Beschleifen der
Zähne vermeiden wollte, blieb nur die implantologische Lösung.
Am 30. November 2011 erfolgte die Implantation
zur Versorgung der fehlenden Zähne. Aufgrund
der vorausgegangenen parodontalen Erkrankung
schätzten wir das Risiko für einen möglicherweise
weichen Knochen hoch ein. Zur Erreichung einer
guten Primärstabilität in solchen Knochensituationen ist sowohl das Implantatdesign wie auch das
Implantatgewinde von ausschlaggebender Bedeutung. Zur Anwendung kamen daher OsseoSpeed
4,0 S Implantate in regio 37, 46 und 47, die für
solche Situationen gut geeignet sind. OsseoSpeed
3,5 S Implantate wurden in regio 15, 16 und 36
294
eingegliedert. Die Implantatlängen betrugen regio
16: 9 mm, regio 15: 11 mm, regio 37: 11 mm, regio
36: 13 mm und regio 46,47: je 13 mm.
Die Mesialkippung der Zähne 17 und 18 ergab in
regio 15,16 eine Schaltlücke mit einer Breite von
11,5 mm, daher waren die Platzverhältnisse für die
zwei Implantate eingeschränkt. Des Weiteren war
aufgrund der geringen Knochenhöhe in regio 16
ein interner Sinuslift indiziert (Abb. 7). Das Implantat in regio 15 wurde geneigt inseriert. Aufgrund
der ausreichenden Distanz zur Wurzel des Zahnes
14 und der Mesialneigung der Implantatspitze des
Implantates regio 15 konnte ein externer Sinusbodenlift vermieden werden. Der Patientin wurden
eine zusätzliche chirurgische Maßnahme und damit möglicherweise einhergehende Risiken erspart.
Diese Vorgehensweise, die Neigung von Implantaten im OK-Seitenzahnbereich in Nähe des Sinus
maxillaris, wird auch im neu erschienenen Buch von
Testori, Galli und del Fabbro zur Sofortbelastung
(Quintessenz Verlag) dargestellt. Bei del Fabbro
et al. trägt dabei das geneigte Implantat in Nähe
des Sinus maxillaris eine größere Last als die einer
Einzelkrone und nicht wie im vorliegenden Fall,
bei dem die Implantate nach gedeckter Einheilung
spätbelastet wurden, die Last einer Einzelkrone.
Chirurgisches Vorgehen
Vom Schleimhauttyp präsentierte sich eine dünne
attached keratinisierte Gingiva. Nach dem Aufklappen zeigte sich eine vestibulär leicht atrophierte
Zone im Ober- und Unterkiefer, es war jedoch
keine Augmentation notwendig. Die knochenadäquate Aufbereitung des Implantatbetts gilt als
Grundlage für das Erreichen der gewünschten PriDENT IMPLANTOL 17, 4, 294 - 297 (2013)
Im plant o l ogi e
Abb. 1: Ausgangssituation vor der Parodontalbehandlung.
Abb. 2: Ausgangssituation nach abgeschlossener Parodontalbehandlung.
Abb. 3: Ausgangssituation im Oberkiefer.
Abb. 4: Ausgangssituation im Unterkiefer.
Abb. 5: Ausgangssituation vor der Implantation (linke Seite.)
Abb. 6: Ausgangssituation vor der Implantation (rechte Seite).
Abb. 7: OPG nach Einbringen der sechs Implantate und dem
internen Sinuslift regio 16.
Abb. 8: Intraoperative Aufnahme nach Einbringen des Implantates und der Deckschraube in regio 37.
DENT IMPLANTOL 17, 4, 294 - 297 (2013)
295
Im p l a n t o l o g i e
märstabilität. Die Knochenqualität nach Lekholm
und Zarb wird eingeteilt in die Klassen D I bis D IV.
Bei dieser Patientin war die Knochenqualität in der
Maxilla D III und in der Mandibula D II-III. Für diesen
eher spongiösen Knochen konnte eine reduzierte
Aufbereitung des Implantatbettes durchgeführt
und durch einen reduzierten Bohrdurchmesser ein
höherer Drehmomentwiderstand erzielt werden,
was zur gewünschten Primärstabilität führte.
Abb. 9: Eingeschraubte Direct Abutments im Oberkiefer,
bereits extraoral vestibulär beschliffen.
Abb. 10: Eingeschraubte Direct Abutments im Unterkiefer.
Die Schnittführung erfolgte trapezförmig zur Bildung der Mukoperiostlappen bei den Freiendlücken (Abb. 8) und bogenförmig krestal dicht neben
den Papillen zu deren Schonung bei der Schaltlücke. Das Operationsgebiet wurde durch multiple
6.0er-Einzelknopfnähte (Polypropylene monofilament, nicht resorbierbar) verschlossen.Die Patientin verfügte über eine eingeschränkte Mundöffnung mit einer Schneidekantendistanz von nur 32
mm, was das chirurgische Vorgehen komplizierte.
Das mit zahlreichen Instrumenten versehene Chirurgie- und Prothetikset des ASTRA TECH Implantatsystems von DENTSPLY Implants bietet jedoch
auch für solche Fälle eine Reihe von Optionen, die
eine erfolgreiche Beherrschung der Situation ermöglichen.
Implantatprothetik
Auf die Implantate wurden Direct Abutments aufgeschraubt und der Schraubenkanal anschließend
mit Cavit abgedeckt (Abb. 9 und 10). Im Anschluss
erfolgte eine Röntgenkontrolle (Abb. 11). Das ausgewählte Abutment-System war für die individuelle Situation der Patientin gut geeignet, da der
Kieferbereich schräg atrophiert war. Die OK-Direct
Abutments wurden extraoral vestibulär beschliffen, um später bei der Zahnersatzherstellung eine
ästhetisch gleichmäßige vestibuläre Kronenform
gewährleisten zu können.
Abb. 11: Kontrollaufnahme (OPG) mit sechs Direct Abutments.
Abb. 12: Fertige Suprakonstruktionen 15 und 16.
296
Die definitive prothetische Versorgung erfolgte mit
VMK-Einzelkronen im Ober- und Unterkiefer. Die
Kronen wurden nach einer sechswöchigen Probetragezeit fest zementiert (Abb. 12). Die Probetragezeit wurde aufgrund der parodontologischen
Vorgeschichte und der bilateralen Freiendsituation
gewählt, um im Falle von Beschwerden die Einzelkronen leichter abnehmen zu können.
Das ästhetische und funktionelle Ergebnis war ausgesprochen gut und die Patientin mit ihrer neuen
Versorgung hoch zufrieden. Die Einheilzeit der Implantate von 6 Monaten erfolgte gingivagedeckt
und ohne Interimsersatz, da die Patientin herausnehmbaren Ersatz grundsätzlich nicht toleriert.
Weiterhin lehnte sie nach Aufklärung eine Belastung der Implantate während der Einheilzeit ab,
da sie nicht gewillt war, Risiken einzugehen.
DENT IMPLANTOL 17, 4, 294 - 297 (2013)
Abb. 13: Fertige Suprakonstruktionen regio 36, 37, 46 und
47.
Fazit
Der beschriebene Fall zeigt, dass bei entsprechender Vorbehandlung und einem geeigneten
Implantatsystem auch prognostisch schwierige
Fälle zufriedenstellend gelöst werden können.
Die Angulation einzelner Implantate im OK-Seitenzahnbereich in Nähe des Sinus maxillaris kann,
dies ist die Intention dieses Fallbeispieles, in dafür
indizierten Fällen bei ausreichendem Abstand zu
den Wurzeln der Nachbarzähne einen externen
Sinusbodenlift vermeiden. Dies stellt für den Patienten einen Nutzen dar, indem eine zusätzliche
chirurgische Maßnahme und die damit einhergehenden Risiken ausgeschlossen werden. Aus medizinischer Sicht ist es ein Erfolg, wenn im Rahmen
der Evidence Based Dentistry (EBD) und Evidence
Based Medicine (EBM) Risiken für den Patienten
vermieden werden können. Die Technik geneigter
Implantate kann dazu beitragen.
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Pra x i sm a n a g emen t
© Rainer Sturm / pixelio.de
Ziele, Ziele, Ziele –
bei Überdosis droht Gefahr
Axel Thüne
Geht es Ihnen oder Ihren Mitarbeitern auch so? Wir erleben immer mehr, dass sich
Widerstand bei Mitarbeitern rührt, wenn da schon wieder neue Ziele formuliert
werden sollen. Wohlgemerkt, wir alle sind uns einig, wie wichtig klar formulierte
Ziele sein können. Hierbei gilt aber das gleiche wie bei einem Medikament: Die
Überdosis kann zum Tode führen. Für manche Menschen ist es eher beängstigend, etwas festzulegen, was es noch gar nicht gibt. Wo sollen denn plötzlich die
Patienten für die vielen Implantate herkommen? Was passiert mit unserer Motivation, wenn wir die Ziele nicht erreichen? Woher soll ich heute wissen, was morgen
passiert?
298
M
anchmal braucht es vielleicht gar kein Ziel,
sondern ein gemeinsames Problem. Ja, Sie
hören richtig, Sie dürfen Problem sagen, auch wenn
das in jedem Verkaufstraining verpönt ist. Oftmals
werden Ziele in Hülle und Fülle formuliert und über
das Praxisteam gestülpt, obwohl es seit langem
große und kleine Probleme in der Praxisorganisation
gibt, deren Existenz jede Neuerung im Keim ersticken lässt.
es ein gemeinsames Problem zu lösen gilt. Dem gemeinsamen Problem auf die Schliche zu kommen,
ist meist gar nicht so einfach. Teams haben im Lauf
der Jahre gelernt, mit bestimmten Unzulänglichkeiten zu leben. Oft hören wir Aussagen wie „ich
schaue mir das schon zehn Jahre an, warum soll
ich dazu noch etwas sagen“ oder „wenn die mich
mal gefragt hätten, hätte ich ihnen das gleich sagen
können“.
Im Team nachgefragt, kommt dann oftmals ein süffisantes Grinsen, mit dem Beisatz, „schön, dass uns
auch mal jemand fragt“. Wir alle erleben tagtäglich,
dass Menschen viel enger zusammenrücken, wenn
Stellen Sie sich vor es gäbe in Ihrer Praxis einen Mangel, der Sie schon lange immer wieder ärgert. Sie
haben sich im Lauf der Zeit darauf eingestellt und
können damit leben. Unterschätzen Sie dabei bitte
DENT IMPLANTOL 17, 4, 298 - 299 (2013)
Re c ht
nicht die Auswirkungen auf das Unterbewusstsein.
Wir meinen zwar damit umgehen zu können, aber
insgeheim füllt es immer mehr unser innerliches
„Ärgerfass“, bis es irgendwann zum Überlaufen
kommt. Oft reicht dafür nur der berühmte kleine
Tropfen. Keiner versteht warum wegen solch einer
Kleinigkeit, eine so überzogene Reaktion entsteht.
Ein Praxisinhaber beschrieb sich einmal selbst als
Chaos-Manager. Wie lange mag das wohl gut gehen. Wann hat auch der virtuoseste Chaos-Manager
mal die Nase voll?
Was könnte entstehen, wenn Sie es mit Ihrem Team
schaffen könnten, nach und nach ein Problem nach
dem anderen anzugehen und zu lösen? Zunächst
gilt es von jedem Teammitglied mindestens einen
Punkt zu erfragen, der im Alltag stört. Seien Sie bitte nicht enttäuscht, wenn es einige Zeit dauert bis
etwas kommt – man hat ja gelernt damit zu leben.
Aussagen, wie „das ist doch nur eine Kleinigkeit, ich
weiß gar nicht, ob es sich lohnt überhaupt darüber
zu sprechen“. Im Coaching erleben wir immer wieder, dass gerade diese Kleinigkeiten für enormen
Zündstoff sorgen. Als Beispiel sei hier nur der Zementrest am gereinigten Instrument genannt…
Wenn das Problem erkannt und benannt ist, haben
Sie einen Teil des Lösungsweges schon beschritten.
Jetzt gilt es Verbindlichkeit zu schaffen. Aussagen
wie „man müsste es mal probieren“, sorgen von
vorneherein für eine Misserfolgsgarantie. Klären Sie
gemeinsam, was bis wann mit wem unternommen
wird. Diese Maßnahmen werden schriftlich in einer
Agenda dokumentiert und bei der nächsten Teamsitzung auf Erledigung kontrolliert. Es kann durchaus
vorkommen, dass die Lösung beim ersten Anlauf
nicht wie geplant funktioniert. Bitte nicht enttäuscht
sein. Das Problem ist möglicherweise viele Jahre alt
und braucht mehr als nur einen Anlauf. Klären Sie
gemeinsam, welche Details des Vorgehens funktioniert haben und welche nicht. Verändern Sie die
neue Herangehensweise bis Sie zufrieden sind. So
wie alle Verbesserungen braucht es eine gewisse
Zeit, um das Neue zu verankern. Neben einem guten Vorhaben ist das Dranbleiben und Durchhalten
maßgebend. Übrigens ein guter Anlass, um Ihr Qualitätsmanagement auf Funktionalität zu prüfen.
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Pra x i sf ü h r u n g
© Gerd Altmann / pixelio.de
Nutzen Sie die Potenziale
Ihrer Prophylaxeabteilung
Maike Klapdor
Prophylaxeleistungen sind in den meisten Praxen in das Therapiekonzept eingebunden - allerdings mit sehr unterschiedlichen Erfolgen. Es lässt sich beobachten, dass viele Praxen ihre Prophylaxe-Potenziale bei weitem nicht ausschöpfen.
Das ist schade - sowohl für die Zahngesundheit der Patienten als auch für den
wirtschaftlichen Erfolg der Praxis. Dieser Beitrag verfolgt das Ziel, Ihnen einen
Eindruck von möglichen Honorargrößen zu verschaffen. Sie erhalten zentrale Hinweise, wie der Ausbau der Prophylaxeabteilung gelingen kann.
R
und 30 Prozent der Honorarumsätze einer
Praxis (Gesamtumsatz abzüglich Labor) können mit Prophylaxeleistungen (Kinder IP, PZR, PARVorbehandlungen) generiert werden. Diese Quote
ist abgeleitet aus komplexem Erfahrungswissen.
In Zahlen bedeutet das folgendes:
Bei einem jährlichen zahnärztlichen Honorarvolumen von beispielsweise 336.000 Euro (ein Behandler, der durchschnittlich pro Monat 28.000
Euro Honorar erwirtschaftet) bedeutet dies ein
Prophylaxehonorar von 144.000 Euro pro Jahr
(12.000 Euro im Monatsdurchschnitt).
300
In einer Praxis, die mit drei Behandlern ein zahnärztliches Durchschnittshonorar von zum Beispiel
70.000 Euro pro Monat generiert, können nach
dieser Faustregel rund 30.000 Euro in der Prophylaxe erwirtschaftet werden (= 360.000 Euro
Jahreswert für die Prophylaxe). Wenn eine DH beschäftigt wird (= Delegation PAR) sind noch höhere Umsätze erzielbar.
Wie werden solche Relationen erreicht?
Zunächst ist natürlich die Zielstellung durch den
Praxisinhaber erforderlich – dies entspringt einer
DENT IMPLANTOL 17, 4, 300 -303 (2013)
bewusst angenommenen Führungsaufgabe. Eine
eindeutige Zielformulierung (Jahresplanung) ist
die Basis dafür, dass das gesamte Praxisteam den
zentralen Nutzen, den Prophylaxeleistungen dem
Patienten bieten, versteht und in den Köpfen verankert (Teambesprechung, Fortbildungen).
Nächster Schritt ist der wirksame Transfer auf die
Handlungsebene. Das funktioniert, indem die Ablaufstrukturen des Praxisbetriebes systematisch
auf das konkrete Ziel eingestellt werden. Einzelmaßnahmen sind beispielsweise: Die Festlegung
eines für alle Zahnärzte verbindlichen Ablaufes
der Kontrolluntersuchung (01), praxisinterne Regelungen zur einheitlichen Erhebung des PSI (04) und
Etablierung einer konsequenten deckungsgleichen
Sprachregelung gegenüber den Patienten für die
Kommunikation des Befundes innerhalb vorab
kleinteilig festgelegter Zuständigkeiten (Teamworkshop).
Weitere organisatorische Detailregelungen betreffen das Terminmanagement und das RecallSystem (systematische Patientenbindung, ggf.
Modus nach individuellem PAR-Status). Dabei gilt:
Fachlich hoch qualifizierte Prophylaxekräfte brauchen wenig Strukturvorgaben und wirken oft als
Motor für eine dynamische Gesamtentwicklung.
Geringe Qualifizierung im Prophylaxeteam führt
zwangsläufig zu erhöhter Kontrollnotwendigkeit
und erschwert eine stabile PZR-Patientenbindung.
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GUT B ERATEN
Mit den Highlights der IDS
In Mehrbehandlerpraxen ist im Optimalfall einer
der (angestellten) Zahnärzte PAR-Spezialist und
verantwortet ein ausgefeiltes PAR-Behandlungskonzept, in das die Mitarbeiter der Prophylaxe eng
eingebunden sind.
Ausreichende Zimmerkapazitäten sind ein weiterer
relevanter Aspekt, ebenso wie dienstleistungsorientierte Behandlungszeiten: Nachweislich haben
die späten Nachmittags- und frühen Abendstunden den längsten Terminvorlauf.
Kalkulation
Wir unterstellen einen Vollzeit-Arbeitsplatz mit 39
Arbeitsstunden pro Woche und einer Anwesenheit von 44 Wochen für ein Kalenderjahr. Die Kalkulation ergibt sich aus der umseitigen Tabelle, die
zusätzlich in ein Diagramm übertragen wurde.
Die Zahlenreihe macht deutlich, dass die Umsatzchancen entscheidend von der Auslastung (möglichst geringe Rüst- und Leerzeiten) und der Höhe
des erzielten Stundensatzes (effizientes Terminmanagement, angemessene Preisstellung) abhängen.
DENT IMPLANTOL 17, 4, 300 -303 (2013)
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Kalkulation
durchschnittliches Honorar pro Stunde
70 €
70 €
85 €
85 €
95 €
Leer- und Rüstzeiten in Prozent
35 %
20 %
35 %
20 %
20 %
erzieltes Honorar pro Jahr
78.078 €
96.096 €
94.809 €
116.688€
130.416 €
Rentabilität in der Prophylaxe
Eine Fortführung der Kalkulation mit Personalkosten, Raumkosten, etc. wäre natürlich interessant,
würde jedoch einerseits den Umfang dieses Beitrags sprengen. Andererseits gibt es verschiedene
Vergütungsregelungen, von denen hier keine besonders betont werden soll. Nur soviel: Umsatzabhängige Vergütungen sind vielleicht naheliegend
und durchaus üblich. Beinhalten aber das nicht zu
unterschätzende Risiko der Entstehung von Wettbewerbsenergie, die atmosphärisch belasten kann.
Demgegenüber unterstützen Fixgehälter (ggf. plus
Praxisbonus) die für den Ausbau der Prophylaxeabteilung essentiell wichtige enge Kooperationsbereitschaft im Team. Eine passende Lösung ist
jeweils praxisindividuell zu finden.
Fazit
Der Erfolg einer Prophylaxeabteilung entsteht nicht
zufällig, sondern entwickelt sich kontinuierlich, sobald das gesamte Team zur zielorientierten und systematischen Verdichtung der Ablauforganisation
angeleitet wird. Unabhängig von der Praxisgröße
gilt: Die im Alltag gelebten Ablaufprozesse bestimmen die Resultate.
Die Organisationsstrukturen geben entscheidend
vor, ob Ihr Team zum Erfolg kommen kann oder
nicht. Hier die Weichen richtig zu stellen und Vorbildfunktion zu übernehmen ist Kernaufgabe des
Praxisinhabers. Dabei ist der Grad des erreichbaren Erfolges abhängig von der fachlichen Qua-
302
lifikationstiefe und den Kommunikationsstandards
im Team.
Für größere Entwicklungsschritte hat es sich methodisch bewährt, die Mitarbeiter im Rahmen von
Workshops frühzeitig in das Vorhaben einzubinden. Diese Technik hat nicht nur den Vorteil, dass
im kollegialen Brainstorming Ideen und Gedankenketten entstehen, zu denen der Einzelne gar
nicht fähig wäre. Sondern sorgt auch dafür, dass
die Mitarbeiter an dem Gesamtprozess aktiv beteiligt werden und sich deshalb wesentlich besser
mit den erarbeiteten praxisindividuellen Lösungen
identifizieren.
Auf diese Weise gelingt es, den Leistungsbereich
Prophylaxe innerhalb eines bewährten Praxiskonzeptes zu einem stabilen Erfolgsbaustein wachsen
zu lassen.
MAIKE KLAPDOR
Klapdor Kollegen DentalKonzepte GmbH & Co. KG
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Pra x i sf ü h r u n g
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Ohne geregelte Praxisprozesse
keine realistischen Gewinnplanungen
Angelika Pindur-Nakamura
Prozesse bilden die Basis für Ihre betriebswirtschaftlichen Berechnungen. Wenn
Sie diese kennen und beherrschen, sind Ihre Kosten- und Gewinnplanungen realistisch und Ergebnisse treffen mit hoher Wahrscheinlichkeit so ein, wie sie erwartet werden. Denn wie Sie in Ihrem Unternehmen Zahnarztpraxis arbeiten, dies
spiegelt sich in Ihren Zahlen wider. Dieser Beitrag gibt Ihnen Antworten auf die
Frage: Wie funktioniert meine Praxis und wie arbeiten wir?
E
in Prozess ist eine Abfolge von Tätigkeiten, die
materielle und immaterielle Produkte erzeugt,
verändert oder umwandelt. Jeder Prozess wird
durch Beginn und Ende festgelegt.
liche und geistige) und meistens auch technische
(elektrische oder mechanische) Leistung aufgebracht (Abb. 1).
Beispiel Materialeinkauf
Ein Prozess benötigt Eingaben und erzeugt Ergebnisse. Die Anforderungen an diese müssen für jeden Prozess festgelegt sein. In einem ersten Schritt
muss das gewünschte Ergebnis eines Prozesses
festgelegt werden. Davon hängt ab, welche Eingaben der Prozess benötigt und wie die einzelnen
Prozessschritte (Tätigkeiten) ablaufen müssen.
Prozessergebnisse können Produkte, Dokumente,
Informationen, Abfallprodukte usw. sein. Zu den
Eingaben eines Prozesses zählen z. B. Material,
Instrumente, Dokumente, Informationen usw. Für
den Prozess selbst wird menschliche (handwerk-
304
Gewünschtes Ergebnis: Richtiges und einwandfreies Material nach Vorgabe
Prozessgrenzen:
• Beginn > Feststellung des Materialbedarfs
• Ende > Materialanlieferung
Eingangsgrößen:
Materialbedarf, z. B. Eintrag im Bestellbuch
Prozesstätigkeiten:
• Auswahl des Lieferanten
• Bestellung des Materials in der erforderlichen
Menge (telefonisch, per Fax, per E-Mail usw.)
• Annahme des angelieferten Materials
DENT IMPLANTOL 17, 4, 304 - 308 (2013)
Pr ax isf ühr ung
Eingaben
Abfolge von Tätigkeiten
•
•
•
•
•
Produkte
Dokumente
Informationen
Material
Instrumente
(= Prozess)
Ergebnisse
•
•
•
•
Produkte
Dokumente
Informationen
Abfallprodukte
Leistung
Abb. 1: Grundprinzip eines Prozesses
Welche Prozesse gibt es in Ihrer Praxis?
Praxistätigkeiten können den Kern-, Unterstützungsund Managementprozessen zugeordnet werden.
Kernprozesse
sind in erster Linie die klinischen Prozesse, die das
Zusammenwirken zwischen Patienten und den
medizinischen Fachpersonen regeln. Die klinischen
Prozesse umfassen alle Aktivitäten in der Zahnarztpraxis, beginnend bei der ersten Anfrage bis zur
letzten zahnärztlichen Behandlung einschließlich
der Praxishygiene und der Vor- und Nachbereitung
der Behandlungsplätze. Ziel ist es, Erfordernisse und
Erwartungen von Patienten und anderen interessierten Parteien (z. B. Angehörige, Kostenträger) zu
identifizieren und durch stabile und steuerbare Prozesse in ein zufriedenstellendes Ergebnis zu überführen.
Unterstützende Prozesse
tragen dazu bei, dass eine reibungslose Erbringung
der Kernprozesse ermöglicht wird. Hierunter fallen
z. B. die Fort- und Weiterbildung des Praxispersonals
und der Praxisführung sowie die Umsetzung der Anforderungen des Arbeits- und des Datenschutzes.
Managementprozesse
sind diejenigen Prozesse, die zur Leitung und Führung einer Zahnartpraxis erforderlich sind. In Ihrer
unreine
Instrumente
Verantwortung als Praxisleiter liegt auch, alle erforderlichen Ressourcen bereitzustellen, wie interne
Kommunikations- und Informationswege zu schaffen, Zielvereinbarungen zu treffen und die Praxisleistungen und Ergebnisse regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen.
Alle Prozesse wirken zusammen
Nun funktionieren diese genannten Prozesse nicht
unabhängig voneinander. Ganz im Gegenteil: Ihre
gesamten Praxistätigkeiten sind als Abfolge von Prozessen zu begreifen, die sich gegenseitig beeinflussen. Das Ergebnis eines Prozesses ist in der Regel die
Eingabe für einen folgenden Prozess (Abb. 2).
Beziehungen bestehen beispielsweise zwischen den
Prozessen der Behandlung und der Praxishygiene.
Zu Beginn der Behandlung muss gewährleistet sein,
dass nur korrekt aufbereitete Medizinprodukte zum
Einsatz kommen. Ebenso sind die Patientendaten
und Ergebnisse der Behandlung notwendige Eingaben für die Prozesse in der Verwaltung.
Im Regelfall bildet das Ergebnis des einen Prozesses
die direkte Eingabe für den nächsten. Diese Schnittstelle zwischen Prozessen ist besonders kritisch,
da das Prozessergebnis erheblich von der Qualität
der Eingaben abhängt. Daher müssen sowohl die
erforderlichen Prozesseingaben als auch die ge-
Wartung /
Validierung
Praxishygiene
Abrechnungssoftware
reine
Instrumente
Verwaltung
Liquidation
Empfang
Behandlung
Empfang
Patient
Patient
Patientenkartei
Patientenkartei
Abb. 2: Zusammenspiel von Praxisprozessen (Ausschnitt)
DENT IMPLANTOL 17, 4, 304 - 308 (2013)
305
Pra x i sf ü h r u n g
Je besser Sie nun Ihre Prozesse und deren Wechselwirkung kennen, umso besser können Sie Risiken
und Engpässe im Vorfeld vermeiden und Routine in
Ihren Praxistätigkeiten durch festgelegte Spielregeln
schaffen. Eine hohe Effizienz ist nur dann möglich,
wenn Tätigkeiten nach vorgegebenen Regeln ablaufen und gut aufeinander abgestimmt sind. Es ist wie
bei einer mechanischen Uhr: je präziser die Zahnrädchen ineinander laufen, desto zuverlässiger läuft
das Uhrwerk.
Jedem Mitarbeiter müssen die Anforderungen an
die Arbeitsprozesse bekannt sein, damit er diese mit
möglichst geringer Verschwendung (Vermeidung
von Fehlern, optimaler Mitteleinsatz) umsetzen kann.
Wird dieses Prinzip konsequent gelebt, so wird die
Wirtschaftlichkeit neben der Patientenorientierung
in der Zahnarztpraxis zum obersten Gebot.
Wie werden Prozesse
analysiert und festgelegt?
Schnittstelle vorheriger Prozess
Das Ziel der Prozessanalyse ist die klare und strukturierte Darstellung des Prozesses mit allen erforderlichen Tätigkeiten, mit Verantwortlichkeiten
für diese Tätigkeiten und mit allen notwendigen
Hilfsmitteln. Anhand dieser Darstellung lässt sich
dann objektiv und für alle am Prozess beteiligten
Mitarbeiter eindeutig nachvollziehbar beurteilen, an
welchen Stellen und warum Störungen oder Fehler
aufgetreten sind. Danach muss im Einzelfall über
Maßnahmen, die zur Verbesserung bzw. Optimierung der Prozesse führen, entschieden werden.
Als hilfreiche Methode, um einen Prozess zu analysieren und zu beschreiben, hat sich die das sogenannte „Schildkrötendiagramm“ bewährt. Die
Erarbeitung des Diagramms sollte im Team mit allen
Prozessbeteiligten erfolgen (Abb. 3). Zunächst muss
der ausgewählte Prozess - hier die Praxishygiene klar in dem Zusammenspiel mit den weiteren Praxisprozessen abgegrenzt werden. Dies bedeutet, dass
1. das gewünschte Ergebnis festzulegen ist
(„hygienisch rein“ konform gesetzlicher
Vorgaben),
2. die Prozessgrenzen zu bestimmen sind,
d. h. wo beginnt und wo endet der Prozess
(Schnittstelle zum vorherigen Prozess und
Folgeprozess),
3. die Eingangs- und Ausgangsgrößen festzulegen
sind (unreine bzw. reine Instrumente),
4. die Folge der Prozesstätigkeiten (einzelne
Arbeitsschritte) darzustellen ist.
In das Schildkrötendiagramm sind dann einzutragen:
• die Prozessbezeichnung – hier der Prozess
der Praxishygiene
• die notwendigen Eingaben, damit der Prozess
reibungslos ablaufen kann
• die gewünschten Ergebnisse aus dem Prozess
• die erforderlichen Betriebsmittel, Geräte und Ausrüstung – Womit?
Hier sind z. B. zu benennen das Desinfektions mittel, Tauchbad, Reinigungs-, Desinfektions gerät und Sterilisator sowie deren
Validierung und Wartung.
• die erforderlichen Qualifikationen der Mitar beiter – Mit wem? Unter diesem Punkt sind Hy gienebeauftragte, Sachkunde der Helferinnen,
Unterweisungen zu benennen.
Womit?
Mit wem?
Betriebsmittel,
Geräte, Ausrüstung
Qualifizierte
Mitarbeiter
Eingabe
Prozess
Ergebnis
unreine
Instrumente
Praxishygiene
reine
Instrumente
Wie viel?
Wie?
Kennzahlen zur
Prozessüberwachung
Prozesse /
Verfahren
Anweisungen
Schnittstelle Folgeprozess
wünschten Ergebnisse eindeutig festgelegt sein.
Sauber definierte Schnittstellen tragen zur
Fehlervermeidung und damit zur Kostenreduzierung bei!
Abb. 3: Schildkrötendiagramm Praxishygiene
306
DENT IMPLANTOL 17, 4, 304 - 308 (2013)
•
•
die Methoden und Verfahren, die für den
Prozess angewandt werden – Wie?
Hier sind z. B. an erster Stelle die Verfahren der
Aufbereitung von Medizinprodukten und die
Anweisungen der Hersteller aufzuführen.
Die Kennzahlen, mit denen der Prozess
überwacht wird – Wie viel?
Ob der Prozess der Hygiene stabil und zuverlässig läuft, kann z. B. anhand der Ausfallrate
der Geräte oder der Fehlerrate der Sterilisationsvorgänge gemessen werden.
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aus Wissenschaft und Praxis, vermitteln ein umfassendes
praktisches Konzept der modernen Parodontologie – von
den Grundlagen über die Diagnostik bis hin zu den
Maßgaben einer systematischen Parodontaltherapie.
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Diese Methode wird bei der Aufnahme und Festlegung der Prozesse in unterschiedlichen Branchen
erfolgreich angewendet, da sie alle Beteiligten zu
einer disziplinierten und systematischen Arbeitsweise anleitet, in der von Anfang an die Weichen für
optimal laufende Prozesse gestellt werden. Schon
im Vorfeld können dadurch Risiken, die zu fehlerhaften Ergebnissen führen, erkannt und vermieden
werden.
Anforderungen an die Prozesse
Die Anforderungen geben den Rahmen vor, in dem
die Prozesse umgesetzt werden. Jeder einzelne Prozess muss sich mit seinen Ergebnissen an diesen
Anforderungen orientieren. Vielfach sind sie in der
Praxis nicht bekannt. Deshalb ist es notwendig, sich
diesen bewusst zu werden und sie bereits bei der
Aufnahme zu ermitteln und zu dokumentieren.
Zu den wichtigsten Anforderungen zählen:
• Patientenanforderungen
Zahnarztpraxen hängen von ihren Patienten bzw.
Kunden ab. Daher müssen gegenwärtige und zukünftige Erfordernisse bzw. Erwartungen der Patienten verstanden und diese Anforderungen erfüllt
werden. Um im Wettbewerb des Marktes zu bestehen wird immer zwingender, diese Erwartungen
sogar zu übertreffen. Die Kenntnis der Kundenwünsche und ihre Berücksichtigung in den Praxiszielen
sind entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg.
•
Interne Anforderungen
Diese Anforderungen sind aus der Selbstverpflichtung der Praxis selbst gestellt.
Sie orientieren sich an Qualitätszielen, die
sich aus dem Leitbild der Praxis, seiner
Qualitätskultur und den eigenen Werten
und Verhaltensgrundsätzen ableiten.
•
Gesetzliche und behördliche
Anforderungen
Die Einhaltung von Richtlinien, Gesetzen und
Verordnungen gehört zur Verantwortung der
Führungskräfte im Unternehmen, die auch
unter dem Begriff Compliance bekannt ist.
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Adresse / Stempel
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Datum
Unterschrift
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Pra x i sf ü h r u n g
Die Nichteinhaltung von Regeln kann zu
direkten Verlusten wie Bußgeldern oder zur
Gewinnabschöpfung führen. Hier ist offensichtlich, wie wichtig es für die Wirtschaftlichkeit ist, Anforderungen des Gesetzgebers
in die Prozessabläufe zu integrieren.
• Normative Anforderungen
Normative Anforderungen für den Aufbau
und die Umsetzung Ihrer Praxisprozesse, wie
sie z. B. die Qualitätsnormen DIN EN ISO 9001
und DIN EN ISO 15224 enthalten, müssen
dann zwingend berücksichtigt werden,
wenn Sie Ihre Organisation einer externen
Überprüfung, sprich Zertifizierung, unterziehen.
Was Sie durch prozessorientiertes
Arbeiten bewirken
Reibungsverluste verringern
Durch die Festlegung der Praxisprozesse werden
Reibungsverluste im Ablauf der Tätigkeiten verringert. Gerade an den Schnittstellen, wo unterschiedliche Arbeitsbereiche aufeinander treffen, schlagen
sich ineffiziente Strukturen und fehlende Regeln
besonders deutlich nieder. Wenn z. B. die Koordinierung zwischen Materialbereitstellung und der
Behandlung klar geregelt ist, kommt es seltener zu
Materialengpässen.
Einheitlichen Qualitätsstandard und
Transparenz gewährleisten
Gerade im Bereich privater Leistungen, wie z. B.
die der Professionellen Zahnreinigung, erwarten
Patienten einen einheitlichen Standard, ganz egal
welche der Helferinnen die Arbeit durchführt. Je
höher die finanzielle Eigenleistung der Patienten,
desto mehr fordern diese Transparenz und Nachvollziehbarkeit ein. Festgelegte Qualitätsstandards und
Arbeitsprozesse, von allen Mitarbeitern in der Praxis
eingehalten, tragen zur Patientenzufriedenheit bei.
Die Qualität einer Praxisleistung ist für Patienten
nicht einfach zu beurteilen. Im Fall der PZR ist die
Erwartung der Patienten ausgerichtet am Faktor
Zeit: er zahlt für eine entsprechend lange Behandlungsdauer. Die Dauer wird die Zufriedenheit der
Patienten somit wesentlich beeinflussen, solange
mit ihnen nicht über die Rahmenbedingungen für
diesen Prozessablauf kommuniziert wird.
Zeit und Kosten sparen
In den Behandlungen zeigt sich ein besonderes
Merkmal: Zahnarzt und Helferinnen sind in ihrem
Arbeitsablauf in starkem Maße voneinander abhängig. Der Arbeitsablauf kann holprig oder flüssig –
Hand in Hand – von statten gehen. Je eindeutiger
und systematischer die Behandlungsabläufe festgelegt sind, desto mehr Zeit und Nerven werden ge-
308
spart, was wiederum die Wirtschaftlichkeit erhöht.
Wenn nicht schon in Ihrer Praxis geschehen, sollte
der chronologische Ablauf einer Behandlung erfasst
werden. Entscheidend ist, hier nur das zu erfassen,
was tatsächlich reproduzierbar jedes Mal bei der Behandlung anfällt. Es hat keinen Sinn, exotische Zwischenschritte, seltene Komplikationen oder Behandlungsraritäten zu erfassen. Vielmehr geht es darum,
die für jede Praxis durchaus unterschiedlichen essenziellen Behandlungen darzustellen. In einer chirurgisch orientierten Praxis ist dies sicher anders zu
definieren als in einer Prophylaxepraxis.
Umsetzung gesetzlicher
Vorgaben nachweisen
Prozessbeschreibungen dienen auch als Nachweis,
dass konform gesetzlicher Anforderungen, wie z.
B. im Bereich der Praxishygiene, gearbeitet wird.
In zahlreichen Bundesländern erfolgen durch die
Behörden routinemäßig Begehungen zahnmedizinischer Praxen. Was tun, wenn eine Aufsichtsbehörde unangekündigt erscheint? Verfügt die Praxis
über die notwendige Dokumentation und ist diese
griffbereit? Sind die Prozesse der Praxishygiene einschließlich der Zuständigkeiten festgelegt und dokumentiert? Wenn Sie sicherstellen können, dass nicht
nur die Hygienebeauftragte, sondern alle Mitarbeiter in Ihrer Praxis Zugriff zu den relevanten Dokumenten und Informationen haben, dann ist Stress
und Hektik vermeidbar, die Zeit und damit Geld kosten - ganz zu schweigen von eventuellen Bußgeldern bei aufgedeckten Mängeln.
Fazit
Auf der Basis klar strukturierter Praxisprozesse können Leistungen, die Qualität der Ergebnisse und
angesetzte Kosten miteinander verglichen werden.
Erst dieser Vergleich ermöglicht eine realistische
Aussage über Ihre tatsächlichen Gewinne. Mitarbeiter Ihrer Praxis haben dann die Pflicht, entsprechend der vorgegeben Prozesse zu arbeiten. Abweichungen vom definierten Standard, wenn nicht
medizinisch vertretbar, gehen ansonsten zu Lasten
der Gewinne.
ANGELIKA PINDUR-NAKAMURA
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DENT IMPLANTOL 17, 4, 304 - 308 (2013)
Pr ax isf ühr ung
© momius / fotolia.de
Mehr Wertschöpfung
durch mehr Wertschätzung
Sybille David
Wenn Patienten der Praxis über die Jahre die Treue halten und neue Patienten den
Weg in die Praxis finden sollen, so muss das Konzept der Praxis auf die Steigerung
der Servicequalität ausgerichtet sein. Denn nur Patienten, die den Aufenthalt in
der Praxis als angenehm empfinden, sich angenommen und wertgeschätzt fühlen,
werden gerne wiederkommen und die Praxis ebenso gerne weiterempfehlen.
S
o selbstverständlich die stetige fachliche Weiter qualifizierung in Praxen ist, so sträflich wird häufig die Servicequalität vernachlässigt. „Wir tun unser
Bestes“ ist meist nicht genug und häufig auch nicht
das Richtige. Patienten haben ihre eigenen Vorstellungen von einer exzellenten Betreuungsqualität
und nur bedingt Verständnis für Abweichungen,
wenn es z. B. mal wieder „hoch her geht“ in der
Praxis. Während der Einzelhandel, die Sterne-Gastronomie und Hotellerie, sowie Fluggesellschaften
und ähnliche Unternehmen ständig neue „ServiceGimmicks“ entwickeln (müssen) und dafür dann
nicht unerhebliche Summen investieren (müssen),
ist es in der Zahnarztpraxis sehr viel einfacher und
meist sogar mit keinerlei Kosten verbunden, Patienten zufrieden zu stellen oder gar zu begeistern.
entwickelt seine Stärken an allen relevanten Patientenkontaktpunkten. Als Patientenkontaktpunkte
(Customer Touchpoints) bezeichnet man die Stellen,
an denen der Patient Kontakt mit der Praxis aufnehmen kann.
Patientenkontaktpunkte
Exzellenz an allen wichtigen
Patientenkontaktpunkten
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Ein exzellentes und auf höchste Patientenzufriedenheit ausgerichtetes Praxismanagementsystem
Zu den wichtigen Kontaktpunkten gehören natürlich auch das Verhalten und die Kommunikations-
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Webseite
Empfehlungsportale
Telefonkontakt mit der Praxis
Besuch in der Praxis
Behandlung
Rechnungslegung
Schriftverkehr/ E-Mail-Verkehr
Praxiskommunikation intern und extern
Recall/Erinnerungssystem
Beschwerdemanagement
etc.
309
Pra x i sf ü h r u n g
kultur (Corporate Communication) des Teams, die
Umgangskultur der Praxis (Corporate Behaviour),
Praxiskleidung (Corporate Style) als Teil der Corporate Identity (CI) der Praxis. Für jeden dieser Kontaktpunkte wird ein Mindeststandard festgelegt.
Alles das gibt der Praxis ihren unverwechselbaren
Charakter, ist nicht kopierbar und verschafft der
Praxis ein exklusives Alleinstellungsmerkmal im
Wettbewerb.
Nur wenn alle Patientenkontaktpunkte auf die Bedürfnisse der Patienten ausgerichtet sind und auch
zur Praxis passen, empfindet der Patient den Besuch
in der Praxis als so angenehm, dass er wiederkommen und die Praxis auch empfehlen wird.
So steigert ein auf Wertschätzung und Exzellenz
ausgerichtetes Praxismanagement auch die Wertschöpfung der Praxis, weil durch das Wohlbefinden
der Patienten deren Vertrauen gestärkt und dabei
gleichzeitig die Preissensibilität gesenkt wird.
Warum Patienten
einer Praxis ihre Gunst schenken
Das Deutsche Marketingbarometer hat in einer seiner Studien herausgefunden, dass sich 33 % der
Kunden wegen Gleichgültigkeit und 11 % wegen
Unhöflichkeit des Personals gegen ein Unternehmen entscheiden!
So sind laut dieser Studie 44 % der Kundenverluste
in Unternehmen hausgemacht und könnten durch
eine zum Unternehmen passende Servicekultur,
Mitarbeiterqualifizierung und -motivation sowie
verbesserter Kundenfokussierung verhindert werden. Wegen zu hoher Preise hingegen wechselten lediglich 3 % der Kunden das Unternehmen!
Natürlich ist es leichter, äußere Faktoren, wie z. B.
zu hohe Preise oder den vermeintlich ungünstigen
Standort, verantwortlich zu machen, wenn der Erfolg der Praxis nicht wie erwartet ausfällt. Wenn die
Zuzahlungsbereitschaft der Patienten eher verhalten ausgeprägt ist, sollte die Praxis eine sorgfältige
Analyse möglicher Gründe vornehmen und auch
interne Gründe mit in Betracht ziehen.
Durchschnittliche Zuwendung, durchschnittliche
Betreuungsqualität führen auch nur zu durch-
310
schnittlicher Bindung eines Patienten an die Praxis. Eine Praxis, in der ein Patient den Eindruck
gewinnt, dass er eher stört, als willkommen ist, in
der überforderte und gestresst wirkende MitarbeiterInnen und BehandlerInnen Patienten regelrecht
„abarbeiten“, in der wenig Zeit für den Menschen
bleibt, wird wohl keinen besonderen Platz in Herz
und Hirn des Patienten erlangen. Solange jedoch
die Praxis für den Patienten austauschbar bleibt,
ist Patientenverlust ein stetiges Risiko, dem nur mit
einem exzellenten Betreuungskonzept und ständiger Verbesserung der Serviceprozesse entgegen
gewirkt werden kann.
Doch was ist exzellente Betreuung im Praxisalltag?
Aus der Hirnforschung wissen wir inzwischen sehr
gut, dass ca. 99,9996 % unserer Sinneseindrücke
unbewusst unser Gehirn erreichen und dort verarbeitet und abgespeichert werden. Bewusst erreichen uns lediglich 0,0004 % aller Eindrücke.
Der Zusammenhang von Mitarbeiterund Patientenzufriedenheit
Betrachten wir nun beispielhaft den Kontaktpunkt
persönliche Betreuung des Patienten während seines Praxisaufenthaltes, so wird schnell klar, dass
die Praxis unbewusst überzeugen muss. Nicht das
exklusive Praxisambiente ist entscheidend, ob der
Patient der Praxis die Treue hält, sondern wohl eher
emotionale Faktoren, wie z. B. das erste Lächeln
der freundlichen Empfangsmitarbeiterin, ein angenehmer Duft der Praxis, jenseits der sonst üblichen
Praxisgerüche, stressfreie Atmosphäre. Lichtdesign
u. ä. Das geschmackvolle Praxisdesign ergänzt das
Wohlfühlambiente bestenfalls, ist aber nicht alleine wirksam. Die entscheidenden emotionalen Faktoren werden weitestgehend durch die PraxismitarbeiterInnen transportiert. So sind glückliche und
aufgeschlossene MitarbeiterInnen, die gerne für die
Praxis arbeiten, jeden Patienten als ein Geschenk
ansehen, nicht als Belastung, der Garant für langlebige und verlässliche Praxis-Patientenbeziehungen.
Der wohl entscheidendste Faktor in einem auf Service-Exzellenz ausgerichteten Praxismanagementsystem sind demzufolge die MitarbeiterInnen. Ein
Basisangebot an Service und guter Betreuungskul-
1
2
3
4
Mindeststandard
Erwartungen
Überraschung
Mitarbeiter
DENT IMPLANTOL 17, 4, 309 - 311 (2013)
Pr ax isf ühr ung
tur setzt jeder Patient voraus und nimmt die Erfüllung dieser Basis-Erwartungen nicht als besonders
wahr. So ist ein pünktlicher Behandlungsbeginn
ohne Wartezeit in angenehmer Warteatmosphäre
solch ein Mindest-Standard.
Ihr Patient, das unbekannte Wesen
Aufgrund von Empfehlungen, Recherchen im Internet, aber auch aus Vergleichen mit Praxen, in denen
der Patient zuvor war, kommt er in eine neue Praxis
mit bestimmten Erwartungen, die erfüllt werden
sollen. Diese persönlichen Erwartungen kennt die
Praxis im Einzelfall nicht, kann aber einiges mittels
Anamnesebogen und Erstfragebogen von Neupatienten darüber erfahren. So ist es empfehlenswert,
den neuen Patienten zu fragen, warum er genau
diese Praxis gewählt hat. Die Frage nach dem „Warum?“ ist neben der Frage „Wie ist jemand auf die
Praxis aufmerksam geworden?“ ganz entscheidend
für die konkrete Erfüllung von Patientenerwartungen.
Fühlt sich der Patient beispielsweise von Ihrer Webseite und den darauf angezeigten Bestbewertungen
der wichtigsten Bewertungsportale besonders angesprochen, erwartet er einen hohen Standard in
der Praxis. Wurde er von einem Freund empfohlen,
z. B. weil dieser Ihre Schnelligkeit und Pünktlichkeit
lobte, erwartet er dies ebenfalls. Sollte der Patient
ausgerechnet bei seinem ersten Besuch spürbare
Differenzen zwischen Erwartung und Wirklichkeit
erleben, ist dies ein denkbar ungünstiger Start.
Interessant wird es ab Stufe 3, wenn der Patient
eine Praxisqualität erlebt, die über seine Erwartungen hinausgeht. Diese überraschenden Servicemomente sind der erste Schritt zu einer langfristigen Patienten-Praxisbindung. Unerwartete
Überraschungen, wie z. B. ein kostenloser Parkplatz
für die Dauer der Behandlung und noch für weitere
2 Stunden in der Innenstadt, ein kleines Schminkset
einer begehrten Kosmetikmarke nach einer umfangreichen Behandlung o. ä., beeindrucken auch
anspruchsvollste Patienten. Derlei Service erwartet
kaum jemand in einer Welt, in der scheinbar maximaler Gewinn und Schnäppchenwahn vorherrschen.
Außerordentlich und nicht kopierbar für den Wettbewerb sind die Serviceleistungen der Stufe 4, die durch
exzellent ausgebildete MitarbeiterInnen erbracht
werden. Hierzu gehören beste Umgangsformen,
eine ausgeprägt positive Kommunikationskultur,
der souveräne Umgang mit den unterschiedlichen
Patientenpersönlichkeiten, perfektes Auftreten,
Stil, Etikette und die spürbare Lust an Betreuung.
Nur wer auch seine MitarbeiterInnen kontinuierlich
in Kommunikation, in Auftreten und zeitgemäßen
DENT IMPLANTOL 17, 4, 309 - 311 (2013)
Umgangsformen schult, wird hier punkten können.
Zufriedene und bestens qualifizierte MitarbeiterInnen sind die Basis für begeisterte Patienten!
Zudem sollte das Konzept der Praxis es erlauben,
von wirklicher Betreuung der Patienten während
des Aufenthaltes in der Praxis zu sprechen. Ein allein
gelassener Patient im Wartezimmer, weiter wartend
auf dem Behandlungsstuhl, hastig verabschiedet,
weil das Zimmer bereits wieder gebraucht wird,
ohne Begleitung zurück an die Rezeption geschickt,
wird wohl die Praxis nicht in sonderlich guter Erinnerung behalten.
Wie viel angenehmer ist eine Praxiskultur, basierend auf persönlicher Begleitung in den Behandlungsbereich, MitarbeiterInnen, die sich dem neuen
Patienten formvollendet und herzlich vorstellen, ihn
bis zu Beginn und nach dem Ende der Behandlung
begleiten, ihn betreuen. Diese Wertschätzung löst
gute Gefühle bei jedem Patienten aus, er fühlt sich
geschätzt, wichtig, gut behandelt, ernst genommen. Fragen werden beantwortet, man nimmt
sich Zeit – das wird der Patient wohlwollend „speichern“. Patienten, die eine solche Praxiskultur erleben, sind weniger preissensibel, empfinden das
Preis-Leistungs-Verhältnis der Praxis als vorteilhaft
und ausgewogen. Und derlei begeisterte Patienten
empfehlen die Praxis natürlich weiter, sprechen mit
Kollegen und Freunden über ihre guten Erlebnisse
in der Praxis, twittern positiv über die Praxis und
liken sie auch im Internet – was einer überdurchschnittlich positiven Bewertung der Praxis durchaus
förderlich ist.
So macht es Sinn, Wert auf eine professionell, herzliche Praxiskultur zu legen, wie sie z. B. das Praxisknigge-Konzept bietet. In einem Service-Audit werden alle Patientenkontaktpunkte analysiert und im
anschließenden Praxisknigge-Workshop verbindliche Standards für die Praxis entwickelt. So entsteht
ein für jede Praxis maßgeschneidertes Service- und
Betreuungsmanagement, das einzigartig und unkopierbar ist. Durch mehr Wertschätzung entsteht so
mehr Wertschöpfung des einzelnen Patientenfalles
und ganz „nebenbei“ erwirbt die Praxis ein Alleinstellungsmerkmal, das genau auf Herz und Hirn der
Wunschpatienten-Zielgruppe ausgerichtet ist.
SYBILLE DAVID
Zahnärztliche Praxisberatung seit 1985
Tel. 0 61 52 / 18 88 30
E-Mail:
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www.praxis-knigge.de
311
H e r st e l l e r i n f ormati o n en
Periimplantitis vorbeugen
Im deutschen Prophylaxemarkt hat durimplant für die Implantaterhaltung und zur Zahnfleischpflege eine weite Verbreitung gefunden. Empfohlen wird das Produkt i. d. R. von der Prophylaxe-Mitarbeiterin für Patienten mit Implantaten zur Prophylaxe zuhause, zur Vermeidung
von Periimplantitis und Zahnfleischentzündungen bakteriellen Ursprungs. Der Verkauf erfolgt
rezeptfrei über die Apotheke oder über den Praxis-Prophylaxeshop. Zur optimalen Prophylaxe
verwendet der Patient durimplant einmal wöchentlich bis einmal täglich abends nach dem
letzten Zähneputzen. Die wichtigsten Nutzen für den Verwender: durimplant ist als Dauerprophylaktikum zur täglichen Pflege geeignet. Es schmeckt angenehm medizinisch nach Salbei
und frisch nach Minze, verbleibt lange vor Ort, wirkt über die ganze Nacht (slow release) und ist
leicht und gut zu platzieren. Zudem sind keine Verfärbungen zu befürchten. All dies führt dazu,
dass die Patienten durimplant lieben. CHX-Gele hingegen wirken meist nur wenige Sekunden
bis Minuten, schmecken bitter, führen zu Verfärbungen am Zahn und werden schnell vom
Speichel weggespült. Zudem sind CHX-Gele Arzneimittel und können somit nicht über den
Prophylaxeshop frei verkauft werden. Eine übersichtliche Gegenüberstellung der Produkteigenschaften von durimplant zu „normalen“ CHX-Gelen finden Sie unter www.legeartis.de.
Kontakt: lege artis Pharma GmbH + Co. KG, Dettenhausen; www.legeartis.de
Knochen erhalten und aufbauen
Die Kombination aus Geistlich Bio-Oss® Collagen (100 mg) und der Kollagenmembran
Geistlich Bio-Gide® (16 x 22 mm) bietet als Geistlich Combi-Kit Collagen eine optimale
Lösung für die Behandlung von alveolären Knochendefekten nach Zahnextraktion sowie
kleinen Augmentationen. Bei Wissenschaftlern und Praktikern findet diese Kombination immer häufiger ihre Anwendung. „Das Alveolenmanagement mit Geistlich Bio-Oss®
Collagen - und bei kompromittierter Alveole zusätzlich mit Geistlich Bio-Gide® - ist
für mich und meine Patienten ein Muss, um ein funktionelles und ästhetisches Behandlungsergebnis zu erreichen“, erklärt Dr. K. L. Ackermann aus Filderstadt. Führende Experten sind sich einig und empfehlen die Biomaterialien von Geistlich wegen der überzeugenden wissenschaftlichen Dokumentation, der langjährigen klinischen Erfahrung und
nicht zuletzt auch wegen des anwenderfreundlichen Handlings.
Kontakt: Geistlich Biomaterials Vertriebsgesellschaft mbH, Baden-Baden; www.geistlich.de
Das neue MD 11 für die Implantologie
Das MD 11 Implantologie-Motor-System kann mit 1:1 Hand- oder Winkelstück und den untersetzten Winkelstücken 16:1, 20:1, 32:1 und 70:1 betrieben werden. Das 20:1 Winkelstück
deckt dabei das breiteste Spektrum für die Implantologie ab und kann mit integrierter LEDBeleuchtung geordert werden. Über das Display werden alle Einstellungs-Parameter auf einen
Blick bereitgestellt und durch die Geschwindigkeitsanzeige sowie die graphische Drehmomentanzeige in Echtzeit ergänzt. Eine leicht zu reinigende Tastatur mit fühlbarer und akustischer
Rückmeldung erleichtert die Bedienung und vermittelt Sicherheit in der Handhabung des
Gerätes. Das gedämpft öffnende Schlauchfach der Kühlmittelpumpe ist rechts über dem Bedienfeld angeordnet, die Bedientaste genau darunter. Das Einlegen des Schlauchsets ist durch
gute Sicht ein Kinderspiel. Winkelstücke und Motoren unterliegen durch Gebrauch und unterschiedlicher Pflege dem Verschleiß. Durch die regelmäßige Winkelstück-Kalibrierung wird
diesem Umstand Rechnung getragen. Drehvermögen und Drehmomentübertragung bleiben
während der gesamten Lebensdauer des Geräts und der Hand- und Winkelstücke erhalten.
Im Konfigurations-Menü lassen sich zahlreiche Parameter auf die persönlichen Bedürfnisse
einstellen. Display-Beleuchtung, Pump- und Motorverhalten sowie das Drehmomentverhalten können angepasst werden. Auch
Gebrauchsdauer von Gerät, Motor und Pumpe sind ablesbar. Über eine breite Trittplatte lässt sich die Drehzahl am Winkelstück
präzise regeln. Durch zwei Fuß-Bedientasten werden die Kühlmittelpumpe und die Drehrichtung des eingespannten Instruments
gesteuert. Die Entwicklung des neuen Motorsystems ging Hand in Hand mit der Entwicklung des großen Bruders, des MD 30, was
schon am Design erkennbar ist.
Kontakt: Nouvag AG, CH-Goldach; www.nouvag.com
312
DENT IMPLANTOL 17, 4, 312 (2013)
Indust r ie- R e por t
Intelligente 3D-Implantatplanung:
intuitiv, smart & easy
Eindrucksvoll setzt sich der Trend zur Digitalisierung auch in der Dentalbranche
fort. Eine effiziente und innovative Methode in der computergestützten 3D-Implantologie bietet smop (swissmeda online planning). Das gesamte implantologische Team profitiert: egal ob erfahrener Implantologe, Zahnarzt mit geringer
Implantaterfahrung oder Zahntechniker.
D
ie Idee, die dahinter steckt, verdeutlicht der
Mit-Entwickler Dipl.-Ing. Florian Schober,
Oberassistent am ZZM der Universität Zürich:
„Wir wollten das Behandlungskonzept im Vergleich zum konventionellen Vorgehen effizienter
gestalten, intuitiv und unkompliziert. Unser Ziel
war, den Gesamtprozess zu optimieren und somit
einen reibungslosen Ablauf vom ersten Patientenkontakt über die gemeinsame Fallplanung bis hin
zur Herstellung der ersten Hilfsteile zu ermöglichen. Der gesamte Prozess ist im Vergleich zum
konventionellen Vorgehen viel effizienter, da alle
Beteiligten viel schneller arbeiten und bei jedem
Schritt Einfluss nehmen können.
Die Toleranz ist reduziert, das moderne Design
der Bohrschablone – durch ein neues 3D-Druckverfahren sehr präzise – erlaubt eine gute Sicht
auf die Peripherie.
Durch die Arbeit in der smop Planungscommunity
und dem offenen System können Zahnärzte und
Techniker von Beginn an via Internet zusammenarbeiten. Offene Schnittstellen erlauben zudem
eine Nutzung mit verschiedenen Implantatsystemen. Der Siegeszug von smop ist international.
Mittlerweile in sechs Sprachen verfügbar (deutsch,
englisch, italienisch, französisch, spanisch und
russisch), erobert das System insbesondere den
amerikanischen und chinesischen
Markt.
Swissmeda ist ein kleines Schweizer Unternehmen mit hervorragender Expertise in der computergestützten Implantologie. Hohe
Kompetenz, Flexibilität und ein direktes Feedback auf Serviceanfragen gewährleisten eine optimale
Umsetzung des gesamten Implantatprozesses.
Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Als Datengrundlage wird eine DVT- oder CT-Aufnahme genutzt. Diese wird mittels einer neuartigen, einfach
zu bedienenden 3D-Software analysiert. Investitionskosten entfallen und variable Kosten entstehen erst bei einer tatsächlichen Implantation.
Verringerter Aufwand beim Anwender bedeutet
auch kürzere Stuhl- und OP-Zeiten. Dies wiederum ist für den Patienten mit einer schnellen Genesung verbunden, was die Patientenzufriedenheit erhöht. Die passgenauen Bohrschablonen
gewährleisten eine optimale Implantatinsertion.
DENT IMPLANTOL 17, 4, 313 (2013)
Im Rahmen von zweitägigen Schulungen können sich Interessenten
mit Unterstützung von Experten umfassende Kenntnisse zum
3D-Planungssystem erarbeiten und selbst einen
Testfall konstruieren. Termine finden Sie auf der
Homepage.
WEITERE INFORMATIONEN
Swissmeda AG
Technoparkstrasse 1
CH-8005 Zürich
www.swissmeda.com/smop
E-Mail: [email protected]
313
In d u st r i e - R e po rt
Neue Maßstäbe in punkto
Ergonomie und Ästhetik
Die neue Diagnostik-Instrumentenlinie ERGOPROBE wurde für höchste Ansprüche
entwickelt. So definiert ihr neues, bis ins kleinste Detail durchdachtes Design nicht
nur die Ergonomie im Dentalbereich neu, sondern auch ermüdungsfreies Arbeiten
und Ästhetik. Nach der ERGOPLANT Instrumentenlinie für die Implantologie kommt
nun eine weitere Produktneuheit im Dentalbereich aus dem Hause Aesculap.
D
ie möchte man gar nicht mehr aus der Hand
legen – so lautet unisono die Meinung von
Zahnärzten, die die neuentwickelte ERGOPROBE
Instrumentenlinie bereits getestet haben. Denn traditionell werden bei Aesculap Innovationen Hand
in Hand mit der Praxis entwickelt. Bei der über
zweijährigen Entwicklungszeit zeichnete
als klinischer Berater der Parodontologe
und Oralchirurg Dr. Stefan Schnitzer verantwortlich. Zusätzlich wurden Praktiker aus
Universitäts-Zahnkliniken und Praxen eng
in den Entwicklungsprozess eingebunden.
Testen, testen, testen – und immer weiter
verfeinern und perfektionieren, so lautete
die Devise im Entwicklungsprozess von ERGOPROBE. Denn nur, was unter Praxisbedingungen entwickelt wird, kann später in
der Praxis auch wirklich überzeugen - und
das über viele Jahre hinweg, denn die hochwertigen Instrumente sind aufgrund ihrer langen Lebensdauer auch ausgesprochen wirtschaftlich.
Für das Zusammenspiel von Ästhetik, Form und Ergonomie lag die Messlatte hoch: Mit dem neuen,
innovativen Design wurde eine der führenden Design-Agenturen für Produktgestaltung beauftragt.
„In unserer gemeinsamen Entwicklungsarbeit ist es
gelungen, einen scheinbaren Widerspruch zu lösen. Denn etwas voluminösere Instrumente liegen
generell deutlich besser in der Hand – aus Stahl
wären sie bisher aber leider auch schlichtweg viel
zu schwer gewesen, mit inakzeptablen Folgen wie
schlechterem Handling und schnellerer Ermüdung
beim Arbeiten“, erläutert Thomas Beck, Manager
Application Research, die Herausforderung. Herkömmliche Dentalinstrumente aus Stahl sind deshalb auch sehr dünn – und damit aber leider auch
nicht besonders ergonomisch. Ein neuer Materialmix aus Stahl und Kunststoff löst dieses Problem
elegant: Bei den Griffen kommen sowohl Stahl als
auch der aus der Raumfahrt stammende, extrem
leichte, thermostabile und langlebige PEEK-Kunststoff zum Einsatz. Das Ergebnis dieser Innovation
314
bei Diagnostik-Instrumenten ist sichtlich und spürbar besser: Eine optimale Form und Dicke des Griffs
– bei gleichzeitig rund 30 % Gewichtsersparnis im
Vergleich zu den viel dünneren, herkömmlichen
Stahlinstrumenten. Und das ist ein echtes Pfund,
wenn es um ermüdungsfreies Arbeiten geht.
Dabei sorgt die Oberfläche der Griffe im bewährten Golfball-Design für eine besonders angenehme und griffige Haptik. Zusammen mit der
Gewichtsersparnis führt das zu einem völlig neuen,
ergonomischen Arbeitserlebnis. Bewährte Aesculap Phynox-Arbeitsenden mit der Speziallegierung
aus Cobalt-Chrom-Nickel-Molybdän vervollständigen die Instrumentenlinie als neue, funktionale
Synthese aus Ergonomie und Ästhetik.
Mit insgesamt 17 Zahnsonden sowie 6 Parodontometern bietet ERGOPROBE vom Start weg ein
umfassendes, hochwertiges und ökonomisches
Produktprogramm für die Diagnostik.
WEITERE INFORMATIONEN
Aesculap AG
Am Aesculap-Platz
78532 Tuttlingen
Tel. 0 74 61 / 95-2467
Fax 0 74 61 / 95-2131
E-Mail: [email protected]
www.aesculap-dental.de
DENT IMPLANTOL 17, 4, 314 (2013)
Indust r ie-Ne ws
CAM-Award 2013 für Arbeit
zur Parodontitis verliehen
In Fachkreisen ist er begehrt und anerkannt: Der CAM-Award, mit dem überzeugende, praxisrelevante Veröffentlichungen aus dem Gebiet der Naturheilkunde ausgezeichnet werden. Anlässlich der CAM, der europäischen Fachmesse für
komplementäre und alternative Medizin, wurde diesmal der Lübecker Arzt für
Naturheilverfahren Peter-Hansen Volkmann für seine Arbeit zur Parodontitis und
Periimplantitis ausgezeichnet. Darin wies er nach, wie sich entzündliche Zahnbetterkrankungen erfolgreich mit Vitaminen und Mineralstoffen behandeln lassen.
P
atienten, die schon länger mit Entzün
dungen des Zahnbetts zu kämpfen haben, wissen wie schwierig es ist, auf lange Sicht
gesund zu werden. Liegt das Zahnfleisch nicht
mehr dicht am Zahnhals, können sich Speisereste und schädliche Bakterien einnisten und die
Entzündung weiter vorantreiben. Zahnfleischbluten, Schmerzen und Zahnfleischrückgang bis hin
zum Zahn- oder Implantatverlust sind die Folgen.
Eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Parodontitis spielt die körpereigene Abwehr. Ist sie intakt,
können die entzündungsfördernden Bakterien
gut in Schach gehalten und daran gehindert werden, weiter in der Tiefe ihre Gewebezerstörung
fortzusetzen. Bei schwacher Immunität lassen
sich entzündliche Zahnbetterkrankungen kaum
allein mit chirurgisch-hygienischen Maßnahmen
und Antibiotika kurieren. Sie brauchen – unbedingt – eine Milieusanierung des Bindegewebes
im ganzen Körper durch frische, naturbelassene
Kost ohne E-Stoffe und mindestens zwei Liter
Trinkwasser pro Tag.
Das hinter Itis-Protect stehende Therapiekonzept
geht davon aus, dass die Hauptursache für chronische Zahnbettentzündungen in unzureichender
Vitamin- und Mineralstoffversorgung sowie in ernährungsbedingten Darmstörungen liegt.
Hier kann die orthomolekulare Medizin den entscheidenden Anstoß im Wandel von Entzündung zu
Gesundheit geben. Genau an dieser Stelle setzt die
von der hypo-A GmbH unterstützte Forschungsarbeit, die Peter-Hansen Volkmann mit einigen Kollegen durchgeführt hat, an: Unter der Leitung des
Biochemikers Dr. Lutz Netuschil, Privatdozent an
den Universitäten Jena und Marburg, überprüften
die Forscher das von Volkmann erarbeitete Konzept
zur orthomolekularen Therapie und Darmsanierung
bei chronischer Entzündung. In einer viermonatigen
Pilotstudie an 26 selektierten Patienten, die zuvor
zwei Jahre lang weder auf Antibiotika
noch auf Operationen angesprochen
hatten, wurde die Wirksamkeit untersucht. Das Resümee dieser international
einzigartigen Studie mit Itis-Protect I-IV
war in allen Fällen überzeugend: Für
Patienten mit chronischen, scheinbar
unheilbaren Zahnbettentzündungen
gibt es jetzt endlich eine nachhaltig
wirksame, schmerzlose Alternative
zum Schutz vor weiterem kostspieligen
Implantat- oder Zahnverlust.
Das wusste auch die Jury der CAM zu
würdigen und überreichte Herrn Volkmann am 27. April in Düsseldorf in Anwesenheit der Gesundheitsministerin
von NRW den begehrten CAM-Award
2013.
DENT IMPLANTOL 17, 4, 315 (2013)
315
Kollegentipp
Die definitive Arbeit wurde mit Lithiumdisilikat-Einzelkronen hergestellt. Dadurch wurde eine optimale Ästhetik erreicht.
Viel Lebensqualität mit einem Eingriff
Für die Versorgung von zahnlosen Menschen mit implantatgetragenem Zahnersatz gibt es mehrere Therapiemöglichkeiten. Wünschen sich die Patienten feste
neue Zähne, ist das All-on-4-Konzept eine Option. Bei dieser Therapie erhalten
die Patienten auf vier Implantaten einen festsitzenden Zahnersatz, der bei entsprechender Primärstabilität sofort versorgt wird – ohne dass zuvor augmentative
Maßnahmen notwendig sind. Dr. Bernd Quantius aus Mönchengladbach belegte
2007 seinen ersten Kurs in der Maló Clinic in Lissabon. Er erkannte, dass diese
Versorgung einem großen Teil seiner zahnlosen Patienten zu mehr Lebensqualität verhelfen würde. Mittlerweile stellt die All-on-4-Therapie eine wichtige Säule
seines Praxiskonzepts dar.
DI: Es gibt verschiedene Möglichkeiten den
zahnlosen Kiefer implantologisch zu versorgen. Welche Aspekte des All-on-4-Konzepts
haben Ihr Interesse geweckt?
Dr. Bernd Quantius: Gleich bei meinem ersten Kurs
in der Maló Clinic habe ich gemerkt, dass ich mit
dem Konzept diejenigen Patienten erreichen kann,
die zwar einen festsitzenden implantatgetragenen
Zahnersatz anstreben, aber vor augmentativen
Maßnahmen und vor einer Therapiedauer von rund
einem Jahr zurückschrecken. Fasziniert hat mich der
Gedanke, dass ich diese Patienten mit relativ wenig
chirurgischem Aufwand innerhalb eines Tages mit
festen Zähnen versorgen kann. Bei diesem Konzept
stehen Aufwand und Nutzen für den Patienten in
einem sehr guten Verhältnis.
316
DI: Wie groß ist das Patientenpotenzial in Ihrer
Praxis?
BQ: Es werden immer mehr. Viele meiner Patienten
haben einen längeren Weg hinter sich, um eine
Lösung für feste Zähne ohne augmentative Maßnahmen zu finden. Grundsätzlich tun sich zwei
Patientengruppen auf, für die diese Versorgung
besonders interessant zu sein scheint. Zu der einen
Gruppe zählen die Patienten, die beruflich ziemlich
eingespannt sind und entsprechend wenig Zeit für
eine Therapie aufbringen können oder wollen. Diese
Menschen lehnen es ab, ein Jahr mit einer Behandlung nach der konventionellen Vorgehensweise mit
Knochenaufbau und gedeckter Einheilung zu verbringen. Das passt nicht in ihr Leben. Zu der zweiten
Gruppe gehören die Menschen, die chirurgischen
DENT IMPLANTOL 17, 4, 316 - 319 (2013)
Kollege nt i pp
Eingriffen eher ängstlich gegenüberstehen und deshalb eine herkömmliche Therapie ablehnen. Meine
Patienten sind begeistert, wenn sie einen Tag nach
der OP mit der festsitzenden provisorischen Restauration die Praxis verlassen. Das freut auch mich.
DI: Von Ihrem ersten All-on-4-Kurs bis zur Versorgung der ersten Patienten – war das ein langer Weg?
BQ: Ich habe wenige Wochen nach meiner ersten
Fortbildung begonnen, die ersten Patienten nach
All-on-4 zu versorgen. Dann habe ich noch vier weitere Kurse bei Prof. Paulo Maló besucht, mehrere
Hospitationen absolviert und mich in weiteren Fortbildungen speziell mit der Methode Sofortversorgung auseinander gesetzt. Dieser Aufwand hat sich
für mich gelohnt. Die Implantologie hat in meiner
Praxis noch einmal einen richtigen Schub erfahren.
Mittlerweile versorge ich mehrmals in der Woche
Patienten nach der All-on-4-Methode.
DI: Haben Sie die Aspekte Sofortbelastung und
anguliert gesetzte Implantate kritisch hinterfragt?
BQ: Nachdem ich die Methode kennengelernt habe,
begann die intensive Beschäftigung mit dem Studienmaterial zu diesem Konzept. Die Ergebnisse zu
den Überlebensraten von anguliert und gerade gesetzten Implantaten mit Sofortbelastung unterscheiden sich im Ergebnis nicht signifikant. Die Angulation ist nicht der springende Punkt. Entscheidend
sind die Vorgehensweise und die richtige Indikation.
Diese beiden Aspekte entscheiden über den Langzeiterfolg des Therapiekonzeptes. Aus meiner Sicht
sind die Erfolgsaussichten sogar eher etwas besser,
weil ein weiterer Knochenabbau vermieden wird.
Ich mache sehr gute Erfahrungen mit dem Konzept.
Es gab nur wenige Implantatverluste innerhalb der
Einheilphase. Bisher habe ich noch keine endgültige
Arbeit verloren.
DI: Welche Befundunterlagen sind notwendig?
BQ: Man benötigt eine dreidimensionale Aufnahme,
um die Knochensituation genau analysieren zu können. Die Knochenqualität muss in Höhe und Breite
erkennbar sein. Nur dann kann man entscheiden,
ob der Patient für dieses Konzept in Frage kommt.
DI: Gibt es spezielle Aspekte, die bei der Planung zu berücksichtigen sind?
BQ: Es geht in erster Linie um die Knochenqualität.
Im Unterkiefer und im Oberkiefer sollten mindestens
10 mm in der Höhe und 5 mm in der Breite vorhanden sein. Wichtig ist die Berücksichtigung der Lachlinie. Eine zu hohe Lachlinie kann sich negativ auf das
ästhetische Ergebnis in dem sensiblen Übergang von
Weichgewebe zur Prothese auswirken. Um das Risiko zu umgehen, kann der Knochen bei einem ausreichenden Angebot in der Höhe nivelliert werden.
DENT IMPLANTOL 17, 4, 316 - 319 (2013)
DI: Wie verläuft die Zusammenarbeit mit dem
Zahntechniker im Hinblick auf die Sofortversorgung?
BQ: Die OP-Termine spreche ich mit genügend Vorlauf mit Wolfgang Sommer, meinem Zahntechniker, ab. Wir haben einen guten Modus gefunden.
Nachdem er die Erfahrung gemacht hat, dass das
Konzept funktioniert, hat er sich darauf eingelassen.
Mittlerweile hat er die prothetische Versorgung weiterentwickelt und stellt die Brücke beispielsweise mit
vollkeramischen Einzelzahnkronen her. Das ästhetische Ergebnis wirkt sehr natürlich. Wie aufwändig
die Prothetik wird, hängt natürlich vom Budget des
Patienten ab.
Abb. 1: Ausgangssituation eines 69-jährigen Patienten
mit nicht erhaltungswürdiger Restbezahnung im Oberkiefer. Die Knochenqualität und -quantität war ausreichend, um den Patienten nach dem All-on-4-Konzept
zu versorgen.
Abb. 2: Die Sofortversorgung wurde innerhalb von
24 Stunden nach der Insertion der Implantate
(NobelSpeedy) eingesetzt.
Abb. 3: Nach ca. 6 Monaten erfolgte die Abdrucknahme
für die definitive Versorgung.
317
Kollegentipp
Abb. 4 und 5: Es wurde eine Einprobe des CAD/CAM gefertigten Gerüstes durchgeführt und die Passung radiologisch
kontrolliert.
DI: In welchen Fällen inserieren Sie die Implantate mit NobelGuide?
BQ: Standardmäßig arbeite ich mit Aufklappen.
Die meisten meiner Patienten haben eine nicht
erhaltungswürdige Restbezahnung, die vor dem
Inserieren der vier Implantate extrahiert werden
muss. Direkt im Anschluss wird der Knochen nivelliert. Das schließt den Einsatz einer OP-Schablone
aus. Bei bereits zahnlosen Kiefern bietet sich das
schablonengeführte Inserieren hingegen an. Diese
Methode ist für den Patienten minimal-invasiver
und damit auch angenehmer. Die meisten Patienten bekommen keine Schwellung.
DI: Was ist für die Sofortbelastung zu beachten?
BQ: Es gibt klar definierte Parameter für die sofortige Primärstabilität, die unbedingt eingehalten
werden müssen. Hilfreich ist ein Implantatdesign,
das eine hohe Primärstabilität gewährleistet. In der
Maló Clinic habe ich die NobelSpeedy Implantate
für dieses Konzept kennen gelernt. Seitdem vor ein
paar Jahren NobelActive auf den Markt gekommen ist, bevorzuge ich dieses Implantat. Ich erziele
mit diesem Implantat in Hinblick auf die Primärstabilität noch bessere Ergebnisse. Selbst in weichem
Knochen erreiche ich mit diesem Implantat in den
meisten Fällen die notwendige Primärstabilität.
Abb. 6: Mit den keramischen Einzelkronen wirkt die
Brücke sehr natürlich.
318
Mein Kriterium ist, dass mindestens drei Implantate mit hoher Primärstabilität verankert werden
müssen. Mit dem NobelActive Implantat habe ich
dieses Ziel in den letzten Jahren immer erreichen
können.
DI: Wie sieht es mit der Hygienefähigkeit der
festsitzenden Prothetik aus?
BQ: Durch eine konvexe Basisgestaltung der Suprakonstruktion wird eine gute Hygienefähigkeit
geschaffen. Im Hinblick darauf wird während der
OP das Plateau so hergestellt, dass die konvexe Gestaltung später möglich ist. Wichtig ist auch, dass
die Patienten im Anschluss in einen regelmäßigen
Recall eingegliedert werden. Bei diesen Terminen
schrauben wir die Prothetik komplett ab und reinigen sie. Im Aufklärungsgespräch wird der Patient
auf die Notwendigkeit hingewiesen, zweimal im
Jahr diese professionelle Reinigung durchführen zu
lassen.
DI: Welche Situation eignet sich für den Einstieg in diese Behandlung?
BQ: Ich empfehle zum Einstieg eine Unterkieferversorgung, weil die Primärstabilität interforaminal gut zu erreichen ist. Einfache Situationen sind
wichtig, um die notwendige Routine im Workflow
zu bekommen.
Dr. Bernd Quantius aus Mönchengladbach
DENT IMPLANTOL 17, 4, 316 - 319 (2013)
Kollege nt i pp
All-on-4 in Kürze
Indikation: Der zahnlose Unter- und Oberkiefer
oder Kiefer mit nicht erhaltungswürdiger Restbezahnung
Prinzip: Vier Implantate – je zwei gerade gesetzte
Implantate im Frontzahnbereich und abgewinkelte
Implantate im Seitenzahnbereich – tragen eine provisorische, festsitzende und sofort belastbare zirkuläre
Brücke.
Vorteile: Mit den anguliert inserierten Implantaten
im Seitenzahnbereich werden relevante anatomische
Strukturen umgangen. Diese Implantate können im
qualitativ hochwertigeren Knochen verankert werden. Der Kontaktbereich zwischen Knochen und
Implantat wird vergrößert. Das bietet einen besseren
Halt für die Prothetik. Augmentative Maßnahmen
sind nicht notwendig, daher nur ein chirurgischer
Eingriff. Mit dem festsitzenden Zahnersatz erlangen
die Patienten mehr Lebensqualität.
Chirurgische Überlegungen: Die Implantate können mit Lappenbildung inseriert werden, bei NobelGuide mit/ohne Lappenbildung oder Mini-Lappen.
Empfohlen wird die Verwendung der All-on-4-Führungsschablone oder einer vom Techniker hergestellten individuellen Orientierungsschablone für eine
genaue Insertion von Implantaten und Abutments.
Diese kann mit dem computergestützten Diagnoseund Behandlungskonzept NobelGuide kombiniert
werden.
Prothetische Überlegung: Die endgültige Versorgung nach der Einheilungsphase ist als festsitzende
prothetische Lösung möglich.
Bei entsprechender Primärstabilität ist die sofortige
Versorgung mit einem festsitzenden Kunststoffprovisorium möglich. Für die definitive, festsitzende Versorgung ist beispielsweise ein Titangerüst mit Kunststoffverblendung/keramischer Verblendung möglich.
Aufwändiger sind individuell gefertigte Einzelkronen
aus Lithium-Disilikat Vollkeramik, die auf das Brückengerüst zementiert/adhäsiv befestigt werden.
dentalkompakt-online–halbe Anzeige_23Jan13_Layout 1 23.01.13 15:10 Seite 1
www.dentalkompakt-online.de
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Fo r t b i l d u n g
Die neue E-Learning-Plattform in der
Implantologie - DENTAL CAMPUS
Durch ein didaktisches Konzept, hohe Qualität des Inhalts und eine zeitgemäße
Interaktivität setzt der DENTAL CAMPUS neue Standards in der zahnärztlichen
Fortbildung. Umfassendes theoretisches Wissen auf dem aktuellsten Stand ist direkt mit praktischen Informationen zu Techniken und Produkthandling verknüpft.
So wird eine moderne Form der Weiterbildung möglich.
D
ENTAL CAMPUS ist eine neue und unabhän gige Online-Plattform. Angeboten wird unabhängige, ganzheitliche und gut strukturierte
Ausbildung in der Implantologie. Das Fortbildungsangebot richtet sich zum einen an internetaffine
Zahnärztinnen und Zahnärzte, die in die Implantologie einsteigen. Aber auch erfahrene Implantologen können ihr Wissen in spezifischen Bereichen
verbessern und einzelne Themen oder Fälle auswählen.
Prof. Dr. Christoph Hämmerle, einer der Initiatoren und Präsident, erklärt: „Dental Campus
ermöglicht Zahnärztinnen und Zahnärzten die
Behandlung ihrer Patienten zu verbessern, indem
sie aktuelles Fachwissen erwerben und dieses
sofort in konkretes Behandlungs-Know-how umsetzen.“ Dental Campus wird von fünf Partner-
320
firmen unterstützt, die praktische Informationen
zum Handling ihrer Produkte bereitstellen. „Wir
haben diese Firmen ausgewählt aufgrund ihrer
hohen Standards in Qualität und Wissenschaft,
ihres Beitrages zur Entwicklung der Implantologie
sowie ihrer Bedeutung im Markt“, erklärt Christoph Hämmerle.
Interaktives Lernen
Die Plattform ist unterteilt in vier Hauptfunktionen, wobei die ersten zwei ähnlich einer Patientenbehandlung strukturiert sind. Intelligente
Verlinkungen ermöglichen dem Anwender weiterführende Informationen aufzurufen, ohne sich
auf der Plattform zu verlieren. Suchfunktionen
helfen, spezifische Themen und Informationen
rasch zu finden.
DENT IMPLANTOL 17, 4, 320 - 321 (2013)
F or t bildung
•
•
•
•
In der Education gibt es verschiedene Module
mit Online-Vorträgen bekannter Referenten,
die den aktuellen Stand der Wissenschaft
und Klinik vorstellen. Die Nutzer können
anschließend ihr neu erworbenes Wissen
testen. Direkte Links zu klinischen Beispielen
und zu Produktinformationen, die von den
Partnerfirmen bereitgestellt werden, optimieren den praktischen Nutzen.
Die Funktion Clinical Cases enthält klinische
Fälle unterschiedlicher Komplexität. Die
Behandlung wird Schritt für Schritt und
mit einem hohen Detaillierungsgrad gezeigt.
Nutzer können ihre eigene Einschätzung
von Fällen und Behandlungsoptionen mit
denen der Experten und den tatsächlich
durchgeführten Therapien vergleichen.
Strukturierte Diskussionen sind ebenfalls
möglich.
In Forums & Groups finden Nutzer umfassende
Möglichkeiten, sich mit anderen Klinikern
auszutauschen.
In Lounges bieten die Partnerfirmen praktische
Informationen darüber, wie die in den Vorträgen und Fällen verwendeten Materialien
beim Patienten angewendet werden.
Unter
Clinical Cases stehen klinische Fälle unterschiedlicher
Komplexität zur Auswahl.
Individuelles Lernen
Alle Inhalte sind peer-reviewed, werden durch ein
globales Team an Experten zur Verfügung gestellt
und durch das Implant Campus Board kontrolliert.
Das Board besteht neben Hämmerle aus Prof.
Mauricio Araujo, Prof. Lyndon Cooper, PD Dr.
Ronald Jung, Prof. Mariano Sanz und Dr. Franck
Renouard.
Erfahrungen aus anderen E-Learning-Projekten
wurden mit den neuen technischen Möglichkeiten
kombiniert, um eine umfassende Fortbildung mit
maximalem praktischem Bezug zu entwickeln.
Alle wichtigen Informationen zu Theorie, Technologie sowie zu den verwendeten Produkten
findet der Anwender in einem einzigen Medium.
Das didaktische Konzept wurde von Prof. Michael
Kerres, einem international führenden Spezialisten
in Online-Didaktik, ausgearbeitet.
Praktisches Lernen
„Eine effektive Weiterbildung muss auch praktische Trainings und persönliche Kommunikation
mit Kollegen beinhalten”, erklärt Prof. Christoph
Hämmerle. „Wir planen klassische Kurse in verschiedenen Ländern anzubieten, welche die Inhalte von Dental Campus ergänzen.” Derzeit
laufen Diskussionen zu Kooperationen mit verschiedenen zahnärztlichen Fachgesellschaften,
um in Zukunft die Einbindung von Graduierten-
DENT IMPLANTOL 17, 4, 320 - 321 (2013)
DENT IMPLANTOL 17, 4, 320 - 321 (2013)
Unter Education finden sich Online-Vorträge zu verschiedenen
Behandlungsphasen
Programmen zu ermöglichen. Ziel ist, die zahnärztliche Fortbildung und damit die Behandlung
der Patientinnen und Patienten kontinuierlich zu
verbessern.
Ein großer Vorteil ist für den Nutzer sicher darin zu
sehen, dass die Lerninhalte individuell zusammengestellt werden können und die Plattform zeitund ortsunabhängig genutzt werden kann. Für
die ausgewählten Themen bzw. Nutzungszeiten
wird eine Gebühr fällig. Seit wenigen Wochen ist
die Seite auf Englisch online. Bei Interesse können
Sie sich als Nutzer unter dental-campus.com registrieren und sich Themen und Fälle individuell
zusammenstellen.
WEITERE INFORMATIONEN
Dental Campus
Englischviertelstr. 32 · CH-8032 Zürich
www.dental-campus.com
[email protected]
321
Fo r t b i l d u n g
10 Jahre Osteology Stiftung
Ein Feuerwerk an
Inspiration und Motivation
Anfang Mai drehte sich in Monaco (fast) alles um die orale Geweberegeneration.
Das Internationale Osteology Symposium lockte 2.700 Teilnehmer aus aller Welt
an die frühlingshafte Côte d’Azur. Neben der Periimplantitistherapie standen aktuelle Konzepte zur Knochen- und Weichgeweberegeneration im Fokus. Nicht nur
dank der hochkarätigen Referenten und deren praxisbezogene Tipps werden sich
die Besucher noch lange an die Veranstaltung erinnern.
S
tandesgemäß gab es zum Geburtstag eine
feierliche Ouvertüre, einen leckeren Geburtstagskuchen, einen Geburtstagsdrink und während
der Celebration Night ein beeindruckendes Feuerwerk hoch über der Côte d’Azur. Das Programm
und die Location waren einwandfrei vorbereitet. Die
Teilnehmer hochmotiviert. Die 83 Referenten und
Moderatoren aus 18 Ländern perfekt gerüstet und
die Themen übersichtlich strukturiert: 17 praktische
Workshops, 600 Schweinekiefer, 60 Vorträge, 200
Poster, interaktive Sessions, 3D-Operationsvideos
und eine Industrieausstellung mit mehr als 50 Aus-
322
stellern. „Nicht nur theoretische Erfahrungen sollen
den Teilnehmern vermittelt werden, sondern praxisbezogene Ratschläge „for the monday morning“,
um im Praxisalltag die richtige Entscheidung zu treffen“, so Prof. Niklaus P. Lang (Bern), einer der zwei
Kongressvorsitzenden. Gemeinsam mit Prof. Massimo Simion (Mailand) hatte er das Kongressmotto
„Entscheidungsfindung bei der oralen Geweberegeneration“ gewählt.
Zum Auftakt sprach als Keynote Lecturer Prof. Jan
Lindhe (Göteborg) zum Thema Knochenstruktur
DENT IMPLANTOL 17, 4, 322 - 324 (2013)
F or t bildung
und Veränderungen der Kieferkammdimensionen
nach Zahnextraktion. Er präsentierte unveröffentlichte Daten die bestätigen, dass eine Sofortimplantation Knochenresorptionen zwar in der mesialen/
distalen, nicht aber in der bukkalen/palatinalen Dimension verhindern kann. Diese wiederum kann
durch eine Ridge Preservation mit Biomaterialien
weitgehend erhalten werden
In den folgenden – teils parallelen – Sessions wurde Fragestellungen rund um die Regeneration von
Hart- und Weichgewebe diskutiert: Gibt es eine
Alternative zur Sinusbodenelevation? Wie können
große Augmentationen verhindert werden? Welche
chirurgischen Techniken sind am aussichtsreichsten?
Welche Biomaterialien am geeignetsten? Und wie
sieht überhaupt die Zukunft des Weichgewebemanagements aus?
Parodontal kompromittiertes Gebiss
Weichgewebemanagement
für Ästhetik und Funktion
Prof. Anton Sculean (Bern) und Dr. Giovanni
Zuchelli (Bologna) fokussierten in ihren Vorträgen
auf die Rezessionsdeckung. Wird nur ein koronaler
Verschiebelappen gebildet, kommt es seltener zur
kompletten Wurzeldeckung als wenn zusätzlich ein
Bindegewebetransplantat eingesetzt wird. Eine Alternative zum Verschiebelappen ist der modifizierte
Tunnel – insbesondere für multiple Rezessionen der
Miller-Klasse 1 und 2.
Dabei wird ein Bindegewebetransplantat aus dem
Gaumen oder ein vergleichbares Biomaterial in
einem Tunnel unter die Gingiva gezogen und dort
vernäht. Die Vorteile des technisch anspruchsvollen
Verfahrens liegen auf der Hand: kaum Narbenbildung, bessere Durchblutung, perfekte farbliche Anpassung.
Prof. Niklaus P. Lang beschäftigte sich zum Auftakt
mit der Fragestellung: Zahnerhalt oder Extraktion?
Er präsentierte eine Möglichkeit, mit der auf Basis einer Risikoanalyse die Überlebenswahrscheinlichkeit
oder das Reinfektionsrisiko parodontal kompromittierter Zähne beurteilt werden kann. Das Formular zur parodontalen Risikobeurteilung kann unter
www.perio-tools.de/pra/de eingesehen werden.
Was passiert nach der Extraktion?
Dr. Pierpaolo Cortellini (Florenz) präsentierte
anhand zahlreicher Bilder und beeindruckender
3D-Filme den perfekten Wundverschluss und die
Anwendung regenerativer Materialien, um die
Prognose gefährdeter Zähne zu verbessern. Prof.
Maurizio Tonetti (Genua) empfahl den Zuhörern
bei einem Furkationsbefall eines Molaren nicht davonzulaufen, sondern dies als Chance für die eigene
Weiterentwicklung zu sehen. Der Ersatz durch ein
Implantat sollte so lange wie möglich aufgeschoben
werden.
PD Ronald E. Jung (Zürich) sprach über die Vor- und
Nachteile von Sofortimplantation, spätere Implantation in Kombination mit Ridge Preservation oder
Spontanheilung. Falls das Implantat nicht spätestens
drei Monate nach Extraktion gesetzt werden kann,
sollte die Extraktionsalveole mit einem Biomaterial
gefüllt und mit einer Membran abgedeckt werden.
Soll die Qualität der Weichgewebe verbessert werden, kann ein Socket Seal mit einem Weichgewebetransplantat aus dem Gaumen oder eine Kollagenmatrix helfen.
Prof. Mariano Sanz (Madrid) zeigte histologische
Daten aus einer präklinischen Studie zum frühen
Heilungsverlauf nach Zahnextraktion. Lingual blieben die Knochenverhältnisse fast unverändert, die
bukkale Knochenlamelle resorbierte in der horizontalen Dimension sehr stark.
In verschiedenen Workshops konnten die Teilnehmer wichtige Erfahrungen sammeln.
DENT IMPLANTOL 17, 4, 322 - 324 (2013)
323
Fo r t b i l d u n g
Die zwei Kongresspräsidenten: Prof. Massimo Simion
und Prof. Nikolaus P. Lang (rechts).
Prävention, Diagnose
und Therapie der Periimplantitis
Der schwer zu behandelnden Infektion rund ums Implantat wurde sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt,
da hierzu in der Praxis noch viel Unwissenheit zu
herrschen scheint. Prof. Andrea Mombelli (Genf)
berichtete über die Schlüsselfaktoren, die eine Periimplantitis begünstigen: ungenügende Menge keratinisierter Mukosa, zu geringes Knochenvolumen,
kleiner Abstand zwischen Implantaten sowie eine
ungünstige dreidimensionale Implantatposition.
Auch überschüssige Zementreste bei zementierten
Rekonstruktionen können laut Prof. Lisa HeitzMayfield (Adelaide) ein Risiko darstellen. Periapika-
Prof. Dr. Christoph Hämmerle, Präsident der Osteology
Foundation.
le Röntgenbilder zum Zeitpunkt der prothetischen
Versorgung und anschließend im jährlichen Rhythmus können bei der Überwachung des Implantats
helfen. Zudem sollten Taschentiefen, Entzündungen
und die Mobilität des Implantats überwacht werden.
Über den aktuellen Stand der Wissenschaft berichteten Prof. Frank Schwarz (Düsseldorf) und Prof.
Giovanni Salvi (Bern). In der Anfangsphase der Periimplantitistherapie sollten schlechte Mundhygiene
und schlecht zu reinigende Rekonstruktionen eliminiert werden. Es folgt die nichtchirurgische Entfernung des Biofilms und die antimikrobielle Therapie
durch Laser, photodynamische Therapie sowie systemische oder lokale Antibiotikagabe. Ein bis zwei
Monate später wird der Defekt reevaluiert und bei
Bedarf eine chirurgische Therapie mit Entfernung
des Granulationsgewebes und Dekontamination der
Implantatoberfläche durchgeführt. Zusätzlich können Antibiotika verabreicht werden. Eine Implantoplastik im Anschluss kann die erneute Besiedelung
der Implantatoberfläche verhindern.
Fazit
Ein fulminantes Feuerwerk eröffnete die Geburtstagsparty im Salle des Etoiles.
324
Die Osteology hat sich selbst das größte Geburtstagsgeschenk gemacht: Die Führungsrolle in der regenerativen Zahnmedizin wurde durch dieses Symposium noch weiter ausgebaut. Das vor zehn Jahren
gesteckte Ziel, die Forschung, Ausbildung und Zusammenarbeit in der oralen Geweberegeneration
zu fördern, wurde mit sehr viel Leben gefüllt. Mehr
als 20.000 Teilnehmer an nationalen und internationalen Veranstaltungen innerhalb von 10 Jahren ist
eine beeindruckende Zahl. Man darf gespannt, welche richtungsweisenden Studien zukünftig von der
Stiftung unterstützt werden. Wer beim nächsten Internationalen Osteology Symposium dabei sein will,
sollte sich schon mal das Jahr 2016 vormerken.
Carmen Bornfleth
DENT IMPLANTOL 17, 4, 322 - 324 (2013)
F or t bil dung
Infokampagne zu Parodontitis und
Allgemeinerkrankungen
Im Rahmen einer Pressekonferenz während der Osteology in Monaco präsentierte die
European Federation of Periodontology (EFP) ihre globale Kampagne „Perio and General Health.“ Das Bewusstsein aller an der zahnmedizinischen Behandlung Beteiligten
soll geschärft werden für Zahnfleischerkrankungen und deren negative Auswirkungen
auf die Allgemeingesundheit.
D
ie Grundlage für die große Kampagne
wurde beim 9. European Workshop “Periodontitis
and Systemic Diseases” im letzten November in Segovia
(Spanien) gelegt. Mehr als 80 führende Wissenschaftler
aus Europa und den USA trafen sich, um bei der von EFP
und AAP (American Academy of Periodontology) organisierten und von Colgate Gaba gesponserten Veranstaltung zu diskutieren und analysieren. Die „Outreach
Campaign“ steht für einen interdisziplinären Dialog,
der die Verbindung zwischen Erkrankungen des Zahnfleischs und des Zahnhalteapparats mit lebensbedrohlichen systemischen Krankheitsbildern zum Thema hat.
Vier Arbeitsgruppen verschafften sich im November
einen Überblick über sämtlichen Studien, die sich mit
den Zusammenhängen von Parodontalerkrankungen
mit Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
Schwangerschaft und anderen systemischen Erkrankungen befassen. Während der Pressekonferenz stellte
Prof. Niklaus Lang, Sprecher des European Workshop und Wissenschaftlicher Vorstand der Osteology,
den European Workshop vor. Er verspricht sich von
der Aktion einen Paradigmenwechsel, da durch den
Besuch einer Zahnarztpraxis die Allgemeingesundheit
positiv beeinflusst werden kann. Prof. Marino Sanz,
Vorstand des EFP European Workshops (Madrid), erläuterte die wechselseitigen Beziehungen zwischen
Parodontalerkrankungen und Diabetes. Prof. Maurizio Tonetti, Vorstand der Arbeitsgruppe Cardiovascular and Periodontal Disease, gab einen Einblick in seine
Thematik. Im Anschluss präsentierte er das EFP-Manifest „Perio and General Health”.
WEITERE INFORMATIONEN
http://perioworkshop.efp.org
Implantology meets CAD/CAM 2013
Am 16. November 2013 führt BEGO unter dem Motto „Implantology meets CAD/CAM
(IMCC)“ erneut zwei erfolgreiche Veranstaltungen zusammen: den 4. Bremer Implantologietag der BEGO Implant Systems und das bereits 6. Anwendertreffen der BEGO Medical.
Zahntechniker, Zahnärzte und Implantologen sind auch
in diesem Jahr zum interdisziplinären Austausch ins
Park Hotel Bremen eingeladen. Neben vielen weiteren
interessanten Beiträgen hochkarätiger Spezialisten aus
Zahnmedizin und Zahntechnik stehen im Rahmen des
6. BEGO Medical Anwendertreffens für die Anwender
vertiefende Workshops rund um das Thema Implantatprothetik auf dem Programm. Höchst spannende und
fachlich versierte Vorträge von Experten der Implantologie warten beim parallel stattfindenden 4. Bremer Implantologietag auf dessen Teilnehmer. Als Abendveranstaltung und krönenden Abschluss des „Implantology
DENT IMPLANTOL 17, 4, 325 (2013)
meets CAD/CAM 2013“-Tages, können die Gäste die
Show „Palais im Park“ des Park Hotel Bremens erleben.
Die Gäste werden bereits am Vortrag des Kongresses
(15.11.13) ab 15.30 Uhr bei der BEGO in Bremen herzlich willkommen geheißen und sind zu einer Führung
durch das Unternehmen und zu einem Vortrag des
geschäftsführenden Gesellschafters Christoph Weiss
eingeladen.
WEITERE INFORMATIONEN
www.bego.com/imcc
325
Fo r t b i l d u n g
Regenerative Parodontalchirurgie
für die tägliche Praxis
Geistlich Biomaterials veranstaltet am 6./7. September 2013 einen Zwei-Tageskurs
mit Theorie, Live-OP und Hands-on-Übungen rund um das Thema „Regenerative
Parodontalchirurgie für die tägliche Praxis“. Durchgeführt wird der Kurs von Prof.
Dr. Markus Hürzeler in München.
D
ie vorliegende Evidenz zum regenerativen
Zahnerhalt zeigt ein gewaltiges Potential auf,
das aber aufgrund des Implantatbooms der letzten
Jahre zurücksteckte. Prof. Markus Hürzeler, einer
der Autoren des Buches „Plastisch-ästhetische Parodontal- und Implantatchirurgie: Ein mikrochirurgisches Konzept“, in dem erstmals ein umfassender
Überblick über die Grundlagen, Indikationen und
klinischen Techniken einer plastisch-ästhetischen
Parodontal- und Implantatchirurgie auf mikrochirurgischer Grundlage beschrieben wurde, bietet Anfang September zu diesem Thema einen Kurs an.
Am ersten Kurstag präsentiert Hürzeler ein 360°
Panorama seiner modernen plastisch-ästhetischen
Praxis. Er richtet den Blick der Teilnehmer auf die
aktuellen Methoden und Möglichkeiten der Geweberegeneration.
Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung ist es ihm
möglich den Teilnehmern Gründe und Möglichkeiten zur Fehlervermeidung aber auch zum Komplikationsmanagement nach heutigem Wissensstand
zu vermitteln.
Prof. Hürzeler zeigt auf, unter welchen Voraussetzungen regenerative Maßnahmen in der Parodontalchirurgie funktionieren. Im Rahmen einer Gruppenarbeit werden die Teilnehmer zu einem vorgestellten
Patientenfall eine entsprechende Parodontitis-Therapie erarbeiten.
Der zweite Tag steht ganz im Zeichen der Praxis:
Wichtige mikochirurgische Details (Flapdesign,
Nahttechniken) werden während einer Live-OP
durch Prof. Hürzeler am Patienten demonstriert und
erklärt. Die Teilnehmer haben zudem die Möglichkeit ausgiebig an Tierpräparaten zu üben.
WEITERE INFORMATIONEN
Geistlich Biomaterials Vertriebsgesellschaft mbH
Schneidweg 5
76534 Baden-Baden
Tel. 07223 / 9624-13
www.geistlich.de
E-Mail: [email protected]
Regenerative Parodontalchirurgie ist das Thema von Prof. Hürzeler in München.
326
DENT IMPLANTOL 17, 4, 326 (2013)
F or t bildung
Praxiskurse senken die Hemmschwelle
RESORBA, Hersteller für chirurgisches Nahtmaterial und Kollagenkonzepte für die
Dentalchirurgie veranstaltet im Oktober zwei praxisorientierte Fortbildungskurse zum
Thema Naht- und Schnitttechniken.
A
m 19. Oktober 2013 findet im Mövenpick
Hotel Frankfurt/Oberursel der Kurs „Schnitt-,
Nahttechniken und Mukogingivalchirurgie“ statt. Bei
diesem sowohl theoretischen und als auch praktischen
Kurs in Form von Hands-on-Übungen am Schweinekiefer wird den Teilnehmern die Möglichkeit gegeben,
das gelernte Wissen mittels chirurgischer Übungen zu
vertiefen. Ziel der Veranstaltung ist, die Hemmschwelle
für die chirurgisch-orientierte Zahnheilkunde zu bewältigen und eine Basis für chirurgisch-zahnärztliche Eingriffe zu erlangen.
Der zweite Kurs, am 26. Oktober 2013 im Hotel Clostermanns Hof in Niederkassel-Uckendorf bei Köln, steht
unter dem Schwerpunkt „Ästhetische chirurgische
Eingriffe in der zahnärztlichen Praxis“. Die Grundlage
dieses Kurses sind Vorträge auf dem Gebiet der zahnärztlichen Chirurgie. Dies beinhaltet zum einen die Wurzelspitzenresektion und die operative Entfernung von
Zähnen und Weisheitszähnen. Zum anderen werden
Möglichkeiten der plastischen Deckung einer MundAntrum-Verbindung sowie partiell die präprothetische
Chirurgie dargestellt. Zudem wird die plastisch-ästhetische Implantations-, Augmentations- und Parodontalchirurgie erläutert. Im Anschluss hat auch bei diesem
Kurs jeder Teilnehmer die Möglichkeit mittels Handson-Übungen einige der im Vortrag besprochenen ope-
Resorba ist u.a. Hersteller von Kollagenkegel, antibiotikahaltigen Kollagenschwämmen und -membranen.
rativen Eingriffe selbst am Schweinekiefer durchzuführen. Referentin beider Kurse ist Oralchirurgin Dr. Nina
Psenicka. Für die Fortbildungen erhalten die Teilnehmer
jeweils sechs Fortbildungspunkte.
WEITERE INFORMATIONEN
RESORBA Medical GmbH
Herr Alexander Borek
Am Flachmoor 16, 90475 Nürnberg
Tel. 01 78 / 63 305 24
www.resorba.com · E-Mail: [email protected]
Ladies Night in Düsseldorf
Der Implantathersteller Implant Direct lädt Zahnärztinnen und Implantologinnen am
3. Juli 2013 um 18.30 Uhr zur Ladies Night nach Düsseldorf ein. Der zweistündige Event
ist exklusiv für Frauen. Die Teilnahme an der Ladies Night ist kostenlos und wird mit
zwei Fortbildungspunkten nach BZÄK und DGZMK bewertet.
D
ie erfahrene Oralchirurgin Dr. Friederike Ratschow,
MSc, wird an diesem Abend zum Thema „Sinuslift – Wann und wie?“ referieren. Der Schwerpunkt
liegt auf der strukturierten Behandlung im schwierigen Oberkiefer-Seitenzahnbereich. Im Anschluss daran erhalten die Teilnehmerinnen theoretische und
praktische Schminktipps sowie eine Typberatung von
Experten der Landparfümerie und Beauty-Farm Le
Flacon. „Unsere Ladies-Night-Veranstaltungsreihe verbindet zahnmedizinische Fachbeiträge mit Style- und
DENT IMPLANTOL 17, 4, 327 (2013)
Beauty-Themen und ist die ideale Gelegenheit, sich in
entspannter Atmosphäre mit Kolleginnen auszutauschen“, so Manuela Lutiger, Head of Marketing bei
Implant Direct. Interessierte Zahnärztinnen und Implantologinnen können sich bis zum 27. Juni 2013 unter der Infoline 00800 4030 4030 (kostenfrei), Fax +41
44 567 8101 oder per E-Mail an events@implantdirect.
eu anmelden. Eine Anmeldung ist erforderlich. Die Teilnehmerzahl ist auf 20 Personen begrenzt. Die nächste
Ladies Night findet am 11. September in Berlin statt.
327
Wa s m a c h t e i gen tl i ch ...?
Acht Fragen an
Prof. Dr. Peter Eickholz
Seit 2004 ist Prof. Eickholz Direktor der Poliklinik für Parodontologie
des Zentrums der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (Carolinum) der
Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt. Seine Hauptarbeitsgebiete sind die Diagnostik und Therapie der Furkationsbeteiligung,
computerunterstützte Röntgendiagnostik, regenerative Parodontitistherapie, lokale Antibiotikatherapie sowie Langzeitergebnisse nach
Parodontitistherapie und der Einfluss von Risikofaktoren. Zudem ist er
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie.
Vier Fragen an Prof. Dr. Peter Eickholz
?
Warum haben Sie den Beruf
des Zahnarztes ergriffen?
Was hätte ich vor gut 30 Jahren am liebsten studiert?
Geschichte, Kunst oder Archäologie. Was hat das mit
Zahnmedizin zu tun? Manchmal erinnert mich meine Arbeit schon an eine archäologische Ausgrabung.
Zahnmedizin erschien mir damals als ausgewogene
Mischung von feinmotorischer Herausforderung und
realistischer Berufsperspektive. Meine Entscheidung
wurde im ersten Semester in Köln auf eine harte Probe
gestellt, aber jetzt bin ich selbst für die Ausbildung von
Zahnmedizin-Studierenden verantwortlich und muss
sehen, deren Interesse an einem Studienabschluss mit
dem Interesse unserer Gesellschaft an qualifizierten
Zahnärzten in Einklang zu bringen. Das ist nicht immer
ganz einfach.
?
Würde Ihre Berufswahl heute
wieder gleich aussehen?
Unter gleichen Voraussetzungen ja. Das, was ich mache, macht mir meistens Spaß und ist sehr abwechslungsreich. Die Wahl war also nicht so schlecht. Aber
der Weg zu meiner aktuellen Tätigkeit war nicht nur
von autonomen Entscheidungen und eigener Initiative bestimmt. Manchmal muss man zur richtigen Zeit
am richtigen Ort sein. Wenn die Rahmenbedingungen
ungünstig sind, nützt alles Wissen und Können wenig.
Vielleicht wäre ich ja heute auch ein glücklicher Archäologe, wenn ich mich anders entschieden hätte.
Wo sehen Sie in der zahnärztlichen
Ausbildung die wesentlichen
Herausforderungen?
Zum einen müssen die Ausbildungsinhalte der aktuellen Erkrankungsprävalenz angepasst werden. D. h.
weniger mechanistisch-restaurative Zahnheilkunde,
sondern mehr präventiv-medizinische Inhalte. Weniger Zahntechnik, mehr Zahnmedizin. Mit dem Entwurf
der neuen Approbationsordnung für Zahnmedizin sind
wichtige Weichen dafür gestellt, aber leider ist die noch
?
328
nicht verabschiedet und das liegt natürlich am lieben
Geld. Und da bin ich schon bei der anderen Herausforderung: Die Qualitätsstandards der Ausbildung aufrecht zu halten bei chronischer Unterfinanzierung der
Universitäten durch die Bundesländer und dabei noch
„Spitzenforschung“ zu leisten. Alles soll exzellent sein,
aber kosten darf es natürlich nichts.
?
Welches sind die herausragenden
Problemfelder bei der Behandlung
Ihrer Patienten?
Der 4. Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS IV)
zufolge gibt es in Deutschland etwa 10 Millionen behandlungsbedürftige Fälle schwerer Parodontalerkrankungen. Noch Fragen?
Vier Fragen an Peter Eickholz
?
Wie bringen Sie die Work-LifeBalance ins Gleichgewicht?
Ich bin mir nicht sicher, ob mir das tatsächlich gelingt. Vielleicht sollte man das lieber meine Familie
fragen. Wichtig ist es in diesem Kontext, konsequent „Nein sagen“ zu können. Habe ich aber wieder nicht getan, als ich gebeten wurde diese Fragen
zu beantworten…
?
Welche Zeitschriften lesen Sie?
Das Fachliche lasse ich hier außen vor. Jeden Morgen überfliege ich meine regionale Tageszeitung
und für das, was darüber hinausgeht, halte ich es
mit „Spiegel-Leser wissen mehr…“ Ich hoffe, dass
ich damit richtig liege.
?
Welches Buch liegt auf Ihrem
Nachttisch?
Ken Follett: Winter of the World. Aber es liegt da
nicht nur. Ich lese auch gelegentlich darin.
?
Wie lautet ihr Lebensmotto?
Immer wieder aufstehen.
DENT IMPLANTOL 17, 4, 328 (2013)
Buc hrez ens i on
Themenkomplex Craniomandibuläre
Dysfunktionen - Von der Fibel zur Bibel
Das Thema CMD ist kein Novum. Im Behandlungsalltag begegnet uns eine Vielzahl
von Patienten mit einem kryptischen, vielgliedrigen Beschwerdebild. Demgegenüber
verliert sich der Zahnarzt oft im weiten Feld zwischen Ahnungslosigkeit, Erfahrungswerten und alternativen Konzepten. Sofort zum Spezialisten überweisen oder sich auf
eine langwierige Behandlung mit ungewissem Ausgang einlassen? Wir stellen Ihnen
zwei Werke vor, mit welchen Sie sich auf dem langen Weg begeben können:
D
as handliche Buch im Hardcover
der Berliner Autoren Prof. Arne
Ernst und Prof. Freesmeyer sieht die
Wahrheit im wahrsten Sinne interdisziplinär: Zum einen soll der Arzt mehr
über das stomatognathe System erfahren und zum anderen soll der Zahnarzt
die medizinischen Kenntnisse über die
angrenzenden Organsysteme ausbauen.
Das Auffrischen des Grundwissens
über funktionelle Anatomie der dem
Kopf-Hals-Bereich angrenzenden Strukturen erleichtert das Verständnis der craniomandibulären
Einheit und vereinfacht den Einstieg in die Pathophysiologie. Ein eigenes Kapitel ist den Leitsymptomen
gewidmet, deren Erkennen für beide Fachdisziplinen
gleichermaßen verpflichtend ist. Dies bereitet für den
Behandler die Entscheidungsgrundlage zu adäquater Diagnostik und der zielführenden Wahl aus den vielfältigen
Therapieoptionen. Da die Grenze zur Psychosomatik
fließend ist, wird in einem separaten Kapitel auf Psychosomatische Modelle und Behandlungen eingegangen und eine schwer greifbare Komponente in den
Themenkreis aufgenommen. Hilfreich und daher umso
greifbarer sind die Ausführungen zur begleitenden
Schmerztherapie. Einziges Manko:
Die den Zahnärzten so vertraute Schienentherapie erfährt keine besondere
Würdigung.
Mehr dazu erfahren Sie im Buch:
„Therapie
von
Kiefergelenkschmerzen“. Dieses Buch ist durch und
durch für die allumfassende Auseinandersetzung mit der Materie gedacht.
Auf über 500 Seiten gehen die Frankfurter Physiotherapie-Koryphäe Wolfgang Stelzenmüller und der Frankfurter
Zahnarzt Dr. Jan Wiesner auf alle DeDENT IMPLANTOL 17, 4, 329 (2013)
tails in der Interaktion zwischen Zahnarzt und
Physiotherapeut ein und behandeln jeden nur
denkbaren Blickwinkel des Themas. Die Erfahrung aus langjähriger interdisziplinärer Zusammenarbeit und das Bestreben nach einem
akribisch recherchierten Buchprojekt gepaart
mit einer Vielzahl hochqualitativer Beiträge
diverser Autoren ergab ein wirklich umfassendes Werk. Als reines Nachschlagewerk ist
das Buch nicht geeignet, denn die Verbindung
der Themen/Probleme erfordert ein breites Interesse und große Aufmerksamkeit beim Lesen des Buches. Der Leser wird belohnt durch
gut veranschaulichte Entscheidungswege,
ausführliche Textpassagen auf Basis solider Literaturarbeit mit reichhaltigem Bildmaterial und sich kontinuierlich
aufbauende Erkenntnis des großen Ganzen. Dies beinhaltet explizit die systematische Schienentherapie.
Beide Lehrbücher erscheinen im üblichen Layout eines
Thieme Lehrbuches, welches auf monotone, überlange
Textpassagen verzichtet und abwechslungsreiche informative Textpassagen mit anschaulichen Patientenfotos,
Graphiken etc. verknüpft. Nun ist es an Ihnen zu entscheiden, inwieweit Sie sich auf das Thema einlassen
wollen…
Dr. Jan-Friedrich Dehner
Arneborg Ernst, Wolfgang B. Freesmeyer
Funktionsstörungen im Kopf-Hals-Bereich
2007, 168 S., 165 Abb.
Thieme-Verlag, ISBN: 9783131556912
Preis: 129,95 Euro
Wolfgang Stelzenmüller, Jan Wiesner
Therapie von Kiefergelenkschmerzen
2., überarbeitete und erweiterte Auflage 2010
568 S., 979 Abb., gebunden
Thieme-Verlag, ISBN: 9783131313829
Preis: 149,95 Euro
329
Im p re ssu m
VORSCHAU
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September 2013
Implantologie
Seien Sie gespannt auf aktuelle Fachartikel rund um
das Schwerpunktthema „Knochenmanagement“.
Erfahren Sie mehr über die Blockaugmentation aus
der Crista zygomaticoalveolaris von Dr. Nikolaos
Papagiannoulis (Bild). DDr. Angelo Troedhan
klärt auf, wie Knochenregeneration und -augmentation tatsächlich funktionieren. Ein weiterer Schwerpunkt widmet sich dem Dauerthema „Periimplantitis“.
Leistungsvergleich
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mithilfe unseres aktuellen Leistungsvergleichs „Knochenersatzmaterialien“.
IMPRESSUM
Verlag Chefredaktion Implantologie:
Spitta Verlag GmbH & Co. KG
Ammonitenstraße 1, 72336 Balingen
Tel.: +49 7433 952-325
Fax: +49 7433 952-321
Internet: www.spitta.de
www.dimagazin-aktuell.de
PD Dr. Dr. Dr. Oliver Seitz
[email protected]
Chefredaktion Parodontologie:
Dr. Georg Gaßmann
[email protected]
Redaktion: Carmen Bornfleth
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Anzeigen:
Manfred Flohr
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Pia Flohr
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Anzeigenservice
und Vertrieb:
Gundula Schwaner
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Tel.: +49 7433 952-325
Anzeigenpreisliste: Nr. 17 vom 1. November 2012
Erscheinungsweise: Februar, März, Mai, Juni, September,
Oktober, November, Dezember
Jahrgang: 17. Jahrgang 2013
Auflage: 9.500 Exemplare
Verbreitung: Deutschland und europäisches Ausland
Jahresabonnement: Euro 50,00 (Einzelpreis Euro 10,00)
Gestaltung: www.b-2-h.de
Druckerei: F&W MEDIENCENTER, Kienberg
Redaktionsbeirat: Dr. Eduardo Anitua, Vitoria (E)
Prof. Dr. Nicole Arweiler, Marburg
Dr. Georg Bayer, Landsberg
Dr. Fred Bergmann, Viernheim
Dr. Robert Böttcher, Ohrdruf
Dr. Jörg Brachwitz, Remscheid, Schwelm
Dr. Jennifer Cha, Las Vegas (USA)
Dr. Leon Chen, Las Vegas (USA)
Dr. Jan-Friedrich Dehner, Frankfurt
Dr. Hermann Derks, Emmerich
Dr. Marcus Engelschalk, München
Dr. Daniel Engler-Hamm, München
Prof. Dr. Dr. E. Fischer-Brandies, München
Dr. med. Michael Gahlert, München
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Univ.-Prof. W.-D. Grimm, Witten/Herdecke
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Dr. Michael Hopp, Berlin
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Dr. Hans-Dieter John, Düsseldorf
Dr. Frank Kistler, Landsberg
Dr. Steffen Kistler, Landsberg
Prof. Dr. J. W. Kleinfelder, Nijmegen (NL)
Dr. Heinz Kniha, München
Prof. Dr. Ralf Kohal, Freiburg
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Dr. Philippe D. Ledermann, Bern (CH)
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Dr. Robert Nölken, Lindau
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Prof. Dr. Dr. Dr. Robert Sader, Frankfurt
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Prof. Dr. Murat Yildirim, Aachen
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