busine$+finanzen - Vision-Flow

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BUSINE$+FINANZEN
BUSINE$+FINANZEN
Zapfhahn montiert und über die Zapfsäule
direkt mit der Verrechnung gekoppelt, nur
„ Basel III betrifft vor
Private Equity-Unternehmen werden das Heuschrecken-Image nicht los. Dabei haben die
meisten nichts damit gemein.
allem Mittelständler,
was auch für die „Logistik“ noch längerfristig zum Problem bei
der Geldbeschaffung
werden dürfte
“
autorisierten Personen mit RFID-Chipkarte
das Betanken ihrer Fahrzeuge gestattet.
Durch diese Lösung wird jedes Betanken
personifizierbar und unberechtigte Entnahmen durch Firmenfremde faktisch unmöglich. Die Nachfrage nach dieser technischen
Lösung ist groß. Nach Angaben des Unternehmers sind bereits über zehn Verträge
unter Dach und Fach. Auch sieht er in seiner
Entwicklung ein erhebliches Marktpotenzial,
etwa bei Tankstellenbetreibern, die ihr
Stammkundengeschäft automatisieren wollen. Dennoch gelingt es dem rührigen Unternehmer nicht, das notwendige Kapital
für den Einkauf der notwendigen Komponenten aufzutreiben, die er für die Implementierung seiner Lösung benötigt. Der
Grund: Seine Bank gibt ihm keinen Kredit,
weil die Anforderungen, insbesondere
durch Basel III, noch strenger geworden
sind. „Bei Banken heutzutage Geld zu bekommen ist wesentlich schwieriger als es
im Jahr 2006 oder 2007 war“ bestätigt auch
Max von Moy, Grünwald Equity Management GmbH, die Situation im Rahmen
eines Round Tables gegenüber
BUSINESS+LOGISTIC.
■■ PRIVATE EQUITY
Heuschrecken können
auch helfen
Logistiker und Basel III
Das Image von Private Equity ist allgemein in Österreich von HeuschreckenSzenarien bestimmt und darum kaum ein Finanzierungsthema in Unternehmen.
Dabei könnten etliche Mittelständler so einen Teil ihrer Probleme bei der
Kapitalbeschaffung – etwa für Investitionen ihres Wachstums – lösen.
Basel III wird Experten wie Max von
Moy zufolge zum Mittelstandsproblem und
dürfte daher auch besonders die Logistik
betreffen, weil diese vor allem geprägt ist
durch den Mittelstand. Der Grund: Basel III
sieht höhere Mindesteigenkapitalanforderungen und die Einführung von Kapitalpuffern bei Kreditinstituten vor. Und diese führen letztlich zu höheren Eigenkapitalanforderungen beim kreditansuchenden Unternehmen und höheren Zinsen. Die
Finanzierung des Wirtschaftswachstums
verteuert sich daher. Auch Michael Wahl,
Partner bei Ernst&Young Corporate Finance
GmbH, meint bei einem Gespräch mit
BUSINESS+LOGISTIC: „Die Märkte scheinen sich zu erholen, aber die Erholung und
das Wachstum müssen jetzt finanziert werden. Gerade der Working Capital Aufbau,
Investitions- und Refinanzierungsbedarf machen dabei einigen Mittelständlern wegen
Basel III zu schaffen. Sie sind oft gezwungen, sich alternative Finanzierungsmöglichkeiten zu suchen.“
Das Wesen von Private Equity
Eine dieser Finanzierungsmöglichkeiten
könnte der Private Equity-Bereich sein. Private Equity ist eine Form des Beteiligungskapitals, bei der die vom Kapitalgeber eingegangene Beteiligung nicht an der Börse
handelbar ist. Die Kapitalgeber können dabei vermögende private Anleger oder institutionelle Anleger wie Banken oder Versicherungen sein. Häufig sind es jedoch auch
auf diese Beteiligungsform spezialisierte
Kapitalbeteiligungsgesellschaften. Diese
Private-Equity-Gesellschaften sammeln
wiederum finanzielle Mittel – etwa für die
Investition in ein laufendes Geschäft – bei
vermögenden privaten oder institutionellen
Anlegern. Mit diesem Geld beteiligen sie
sich gezielt an Unternehmen, deren RenditeRisiko-Verhältnis günstig ist. Das ist etwa
dann der Fall, wenn das Zielunternehmen
hohe und stabile Cashflows aufweist. Darüber hinaus sollte es über Markteintrittsbarrieren für potentielle Konkurrenten verfügen.
Hinsichtlich seines Kapitalbedarfs für das
laufende Geschäft bestehen hingegen keine
größeren Ansprüche – etwa für Neuinvestitionen bzw. Forschung und Entwicklung.
Max von Moy erläutert gegenüber
BUSINESS+LOGISTIC: „Wir investieren
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ausschließlich unser eigenes Geld und das
von vermögenden Freunden und Bekannten.
Mit anderen Worten: Im Prinzip ist das alles ein Teil unserer persönlichen Vermögensadaption. Wir suchen daher nach möglichst intelligenten und stabilen Wachstumspotenzialen, in die wir investieren können.“
Der PE-Markt in Österreich
Dererlei gäbe es in Österreich freilich
einige, bestätigt der Finanz-Fachmann.
Auch sei durchaus die Logistik ein interessanter Markt für Private Equity. „Wir wollen
unser Kapital möglichst intelligent und
sicher anlegen, und deshalb suchen wir uns
Branchen, wo es vernünftige Nischen gibt.
Wir sind auch an Logistikdienstleistern
beteiligt. Diese Beteiligungen sind für uns
sehr erfreulich“, so von Moy gegenüber
BUSINESS+LOGISTIC.
Max von Moy: „Bei Banken heutzutage Geld zu
bekommen, ist wesentlich schwieriger als es im
Jahr 2006 oder 2007 war.“
Das Heuschrecken-Image. Allerdings steckt
der Private Equity Markt in Österreich
noch in den Kinderschuhen, so die Einschätzung der Experten. Zwar engagieren
sich österreichische institutionelle Anleger
sehr wohl in diesem Bereich und waren in
der Vergangenheit auch erfolgreich. Hingegen holen sich österreichische Unternehmen
nur selten Geld aus diesem alternativen Kapitalmarkt, um Investitionen ihres laufenden
Geschäfts, ihrer Forschung und Entwicklung
oder für ihre Expansion zu finanzieren.
Die Gründe dafür sehen PE-Manager wie
Ein Bericht von CR Hans-Joachim Schlobach
FEBRUAR 2011
Banken fürchten sich
Diese Erfahrung macht derzeit auch ein
bekannter österreichischer Mittelständler
für technische Logistiklösungen in der Nähe von Wien. Er sucht seit mehr als einem
halben Jahr nach Möglichkeiten der Vorfinanzierung, damit er seine bereits abgeschlossenen Lieferverträge auch erfüllen
kann. Die Lösung, die seine Kunden bei
ihm bestellt haben, ist eine von ihm neu
entwickelte RFID-Innovation, welche Flottenbetreibern von Lkw oder Baumaschinen
und Unternehmen mit hauseigenen Tank-
stellen hilft, ihren Spritschwund endlich in
den Griff zu bekommen. Dieser macht in einigen Unternehmen mitunter bis zu 30
Prozent des Jahresverbrauches aus, das
sind fünf- bis sechsstellige Euro-Beträge,
welche den Unternehmen verloren gehen.
Deshalb finden sich dafür etwa große Gemeinden, Transportunternehmen oder Verlader unter den Interessenten. Sie wollen
mit dieser Lösung aus Niederösterreich ihre Sprit-Vorräte überwachen und ihren
Kraftstoff-Schwund faktisch auf Null reduzieren. Einfach dargestellt handelt es sich
dabei um eine RFID-Lösung, die, an den
BUSINE$+LOGISIC
ENNSHAFEN
FOTO: Jan GOTT
päischen Vergleich überdurchschnittlich und die Arbeitslosigkeit sinkt.
Noch nie waren hierzulande mehr
Menschen in Lohn und Brot als jetzt.
Hauptarbeitgeber ist dabei der Mittelstand.
Gleichzeitig hat gerade der Mittelstand dafür gesorgt, dass die Finanzkrise an Österreich vergleichsweise glimpflich vorüber gegangen ist. Und trotzdem ist es für mittelständische Unternehmen besonders schwer,
für die Vorfinanzierung ihres Wachstums
Finanzmittel von der eigenen Hausbank zu
bekommen.
FOTO: FOTOLIA
Ö
sterreichs Wirtschaft wächst im euro-
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DER HERZSCHLAG
DER LOGISTIK
Der Herzschlag
der Logistik
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www.ennshafen.at
FEBRUAR 2011
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Max von Moy in diffusen Ängsten, die etwa
durch die „Heuschrecken-Debatte“ geschürt
wurden. Diese betreffe vor allem Private
Equity-Fonds, welche mit hohen Renditeanforderungen nur relativ kurzfristig in
Unternehmen investieren. Nachdem sie
einige Jahre in das Unternehmen investiert
haben, steigen die Fonds aus, entweder
über einen Börsegang, oder durch einen
Verkauf an einem anderen (strategischen)
Investor. Nicht selten zerstückeln sie
das Unternehmen und ziehen dann wieder
davon – ähnlich wie Heuschrecken.
Langfristigkeit zählt. 60 bis 70 Prozent der
Private Equity-Häuser sind jedoch Unternehmen, welche langfristige Strategien verfolgen und eher auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind. Dies erfordert vom Unternehmen,
welches PE-Kapital für Investitionen haben
möchte, viel Offenheit gegenüber dem Kapitalgeber – und der Kapitalgeber will auch
mitsprechen, wenn er investieren soll. „Typischerweise möchte ein Private Equity Investor ein Mitspracherecht und die vertraglich geregelte Möglichkeit haben, die Strategie des Unternehmens aktiv mit zu gestalten“, sagt Michael Wahl im Gespräch.
Genau das ist für Unternehmer ein Hemmschuh. Denn zurzeit sei das Verständnis
von PE noch immer, dass man das quasi als
Bankersatz sieht. Die Entscheidungskompetenzen wolle man jedoch nicht abgeben.
Private Equity als Chance
Dabei wollen Private Equity-Unternehmen in der Regel ein Unternehmen schlanker und schlagkräftiger machen, damit es
ertragreicher wird und langfristig wettbewerbsfähig bleibt. Ziel ist es, dass das Unternehmen beim Ausstieg mehr Wert ist, als zu
dem Zeitpunkt, in dem die Investoren eingestiegen sind. Das kann im Idealfall eine
Win-Win-Situation für das Unternehmen
und den Investor sein. Wenig Interesse zeigen die meisten PE-Unternehmen hingegen daran, verbrannte Erde zu hinterlassen,
wie das oft befürchtet wird. Selbst in Krisenzeiten stehen die Investoren zu ihren
Investments.
Vorwürfe unbegründet. Auch sei aus der
Sicht von Dr. Frank Thiäner, Partner bei
der auf Private Equity spezialisierten Anwaltskanzlei P+P Pöllath + Partners der
Vorwurf des Ausplünderns von gesunden
Unternehmen durch gierige Investoren
haltlos. Er meint gegenüber boerseARD.de:
„Jeder Finanzinvestor hat ein ökonomisches
Interesse daran, dass das gekaufte Unternehmen im Wert steigt, da er es ja mit Gewinn verkaufen möchte.“ Im Wesentlichen
gebe es dabei drei Ausstiegsszenarien: Manchmal endet das Engagement der Finanzinvestoren mit dem Börsengang, dem IPO. Auch
der Verkauf an ein anderes Unternehmen,
FEBRUAR 2011
das mit Hilfe des Zukaufs eigene strategische
Absichten verwirklichen will ist durchaus
üblich. Beim „Secondary Buy-Out“ kauft eine
andere Beteiligungsgesellschaft das Unternehmen und das Spiel beginnt von neuem.
Insgesamt steht bei den meisten PE-Investoren jedoch ein positives Ergebnis im
Vordergrund. Das muss nicht in einem Verkauf enden sondern kann auch eine dauerhafte Beteiligung mit einer entsprechenden
Dividenden-Ausschüttung sein.
Beteiligungen positiv. Und in der Tat: Private
Equity-finanzierte Unternehmen haben
auch die Krise fast durchwegs gut gemeistert,
wie der Börseexpress am 1. Februar berichtet. Er beruft sich dabei auf eine jüngst
veröffentlichte Studie der SVG Advisers.
Untersucht wurden dabei die Umsätze von
50 Unternehmen in den Jahren 2006 bis
2010. Ein Ergebnis: Nur im Krisenjahr 2009
mussten die Firmen einen Rückgang ihrer
Umsätze hinnehmen. Und rückblickend auf
das vergangene Jahr 2010 erwarten die Unternehmen bereits heuer wieder eine deut-
Basel III verändert die
Volkswirtschaften
Kurz nach Einführung von Basel II brach die
weltweite Finanzkrise aus. Aus den Eindrücken
dieser Finanzkrise entstand die Vision eines neuen, weiter entwickelten Regelwerks für Banken,
das nunmehr unter dem Begriff Basel III Gestalt
annimmt. Die Umsetzung beginnt stufenweise
ab Januar 2012, bis 2018 sollen alle Maßnahmen vollumfänglich umgesetzt sein. Basel III hat
- nach allem, was bislang bekannt ist - weitreichende Konsequenzen auf die Eigenkapital- und
Liquiditätsanforderungen von Banken. Auf Basis
von aktuellen Auswirkungsstudien wird der zusätzliche Bedarf an Eigenkapital allein für
Deutschland auf über 60 Milliarden Euro geschätzt, das meiste davon im Tier I-Bereich. Die
Liquiditätslücken im kurzfristigen Bereich bewegen sich Schätzungen zufolge zwischen 190 und
300 Milliarden Euro, im mittel- bis langfristigen
Bereich zwischen 420 und 590 Milliarden Euro.
Auch die Einführung der Leverage Ratio sowie
BUSINE$+FINANZEN
liche Ergebnisverbesserung. Den Konjunktureinbruch federten die Unternehmen laut
SVG mit umfassenden operativen und
strategischen Maßnahmen ab. Zum Erfolg
führten strategische Neuausrichtungen,
Managementwechsel, Kostenreduzierungen und finanzielle Maßnahmen.
Nur wenige Verlierer. Ein weiterer Schwerpunkt der Studie waren die finanziellen
Verhältnisse der Unternehmen. Demnach
haben gut ein Viertel finanzielle Restrukturierungen oder Neuverhandlungen ihrer Finanzierungen eingeleitet. Nur sechs Unternehmen konnten in der Krise ihre Kreditbedingungen nicht erfüllen. Lediglich vier
Unternehmen verloren die Private EquityInvestoren an die Kreditgeber. Zudem wurde
die Verschuldung der Unternehmen im Untersuchungszeitraum signifikant reduziert,
allein zwischen 2008 und 2009 sank das
Kreditvolumen um 13 Prozent. Untersucht
wurden die 50 größten Private Equity-Beteiligungen in Europa mit einem kumulierten Wert von mehr als 130 Milliarden
Euro.
Chance für Unternehmen. Ähnliche Erfahrungen machten auch etwa Max von Moy.
Zwar habe man in den Krisenjahren durchaus Verluste bei den Beteiligungen hinnehmen müssen. Die Bilanz falle jedoch insgesamt positiv aus, was für die Investments
spräche, so von Moy. Er und Michael Wahl
sehen daher ihre Aufgabe auch darin, Aufklärungsarbeit zu leisten und zu zeigen,
das Private Equity wenig mit Heuschrecken
zu tun habe, sondern eine Chance für die

Unternehmen biete.
der Liquidity Coverage Ratio und Net Stable
Funding Ratio wird Auswirkungen auf die Eigenkapitalnutzung, die Bilanzierungspolitik und die
Geschäftsmodelle von Banken haben. Die Einführung von Basel III trifft auf ein Umfeld, das
sich auszeichnet durch hohe Fälligkeiten auf den
internationalen Kapitalmärkten bei allen Kapitalmarktsegmenten und damit eine hohe Inanspruchnahme der Kapitalmärkte ab 2011. Hinzu
kommt eine neue, internationale Regulierung
von Versicherungsgesellschaften, die bislang zu
den Hauptfinanzierern von Banken gehören, ab
2014 im Rahmen von Solvency II. Zusätzlich
führt die EU im Rahmen eines EU-weiten Bankeninsolvenzregimes ab 2014 ein neues Regelwerk für die Restrukturierung von Banken ein.
Daher rechnen Experten damit, dass sich das
Geschäftsmodell von Banken gründlich verändern wird. Gleiches gelte dann aber auch für das
Geschäftsmodell einer Volkswirtschaft, die in hohem Maße von der Bankenfinanzierung abhängt
– was in Österreich der Fall ist.
BUSINE$+LOGISIC
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■■ zur Diskussion
„Ich bin bei diesem Thema
gespalten“
Während für die einen Logistiker Private Equity durchaus eine Alternative für
die Kapitalbeschaffung sein kann, zeigen sich Österreichs Infrastrukturunternehmen
wie etwa der Hafen Enns oder der Wiener Hafen reserviert. Wie Österreichs
Transportwirtschaft zu alternativen Kapitalmärkten steht, das ergab ein Round Table,
zu dem BUSINESS+LOGISTIC in die Club-Räume des Wiener Hafens einlud.
Es moderierten Andreas Dür* und CR Hans-Joachim Schlobach.
Dür: Das Thema Private
Equity wurde im Bereich Logistik noch nicht behandelt, weil
der Logistik-Dienstleistermarkt bei PE-Unternehmen
noch nicht im Fokus war. Wie
sehen Sie dieses Thema als
Vorstand eines der renommiertesten österreichischen Logistikdienstleisters?
Senger Weiss: Wir verfolgen
im Hinblick auf Private Equity
kein Eigeninteresse. Mich interessiert jedoch die Dynamik in
diesem Umfeld. Ich war überrascht über den einen oder anderen Private Equity-Deal im
Logistik-Dienstleistermarkt.
Persönlich bin ich bei diesem
Thema ein bisschen gespalten,
welche Funktion diese Form der
Finanzierung im Bereich Logistik bei bekanntlich niedrigen
Margen wirklich sinnvoll haben
kann: Infrastrukturfinanzierung, Wachstums- und Akquisitionsfinanzierung oder eher
Forschungs- oder Fuhrparkfinanzierung?
B+L: Mittelständische Unter-
nehmen haben Probleme etwa
ihr Wachstum zu finanzieren
und geraten immer stärker ins
Hintertreffen gegenüber großen Logistikkonzernen, auch
in Osteuropa. Wie sehen Sie
das im Hinblick auf Private
Equity?
Senger Weiss: Was stimmt ist,
dass die traditionell starke Präsenz von Familienunternehmen
im Logistikbereich mehr und
mehr abnimmt. Hier könnte ich
mir einen vermehrten Einsatz
von Private Equity vorstellen,
um die Vielfalt des Marktes weiter zu gewährleisten. Der Vorteil eines Familienunternehmens ist die Familie, aber auch
der größte Nachteil. Strukturanforderungen und Know-How
von Seiten Private Equity Investoren kann helfen, solange diese
an der Entwicklung des Unternehmens interessiert sind ohne
gleich einen Markt konsolidieren zu wollen oder einen
raschen Exit vorzubereiten. In
Die Teilnehmer am Roundtable
Mag. Wolfram Senger-Weiss, Vorstand Gebrüder Weiss GmbH
Michael Wahl, Partner Ernst&Young Corporate Finance GmbH
Max von Moy, Grünwald Equity Management GmbH
Mag. Christian Steindl, EHG Ennshafen GmbH
Stefan Bilik, Hafen Wien GmbH
Andreas Dür, GF XpertLog Beratung
Moderation:
Hans-Joachim Schlobach, Chefredakteur + Herausgeber
BUSINESS+LOGISTIC Magazin, GF RS Verlag
Fotograf: Jan Gott
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Bezug auf Gebrüder Weiss haben
wir unsere Strategie etwa in
Südosteuropa klar definiert und
umgesetzt. Außerdem sind wir
äußerst solide finanziert. Von
daher sehe ich keine Notwendigkeit, mit einem Private Equity
Investor größere Schritte zu tun.
Eigentümer und Chef gibt. Wir
beteiligen uns an Spin-Offs und
wir kaufen von Banken, denen
Unternehmen gehören, weil
deren Eigentümer die Kredite
nicht bezahlen konnten. Hinzu
kommt die Wachstums- und
Finanzierungs-Tranche.
B+L: Alle haben vor der Krise
B+L: Beteiligen Sie sich auch an
sehr gut verdient. Wir stehen
daher heute vor der absurden
Situation, dass Geld genug vorhanden ist, das darauf wartet,
angelegt zu werden. Dennoch
scheuen sich etwa Banken,
Kredite zu geben, um etwa
Wachstum zu finanzieren. Die
Logistik ist eine der Branchen,
welche – abgesehen vom
Transportgewerbe - auch in
der Krise gut gelaufen ist. 2010
erreichte man schon wieder
Vorkrisenniveau. Ist diese
Branche daher nicht auch interessant für Private Equity-Unternehmen und Investoren, die
langfristige Strategien verfolgen? Wie sehen Sie die Lage?
Sie sind ja aus einem Haus, das
ziemlich konservativ agiert. Wo
wollen Ihre Anleger hin?
von Moy: Wir sind ein Unternehmen, das ausschließlich eigenes, vorhandenes Geld und
das von Freunden und Bekannten
investiert und somit ein Teil
unserer persönlichen Vermögensadaption. Um Ihre Frage zu
beantworten: Wir suchen nach
möglichst intelligenten und stabilen Wachstumspotenzialen.
Wir beteiligen uns an Unternehmen, bei denen es keinen
Nachfolger für den derzeitigen
Logistikern?
von Moy: Wir wollen unser
Kapital möglichst intelligent
und sicher anlegen. Deshalb suchen wir uns Branchen, wo es
vernünftige Nischen gibt. Wir
sind auch an zwei Logistikdienstleistern beteiligt. Diese
Beteiligungen sind für uns sehr
erfreulich. Natürlich hatten die
im Jahr 2009 ein schwieriges
Jahr. Dennoch konnten dort alle
Mitarbeiter gehalten werden.
2010 war wieder viel besser,
eines der besten Jahre, das wir
dort je hatten. Für uns ist die
Krise also im Augenblick vorbei.
B+L: Und was ist mit der Kre-
ditfinanzierung?
von Moy: Sie haben Recht. Bei
Banken heutzutage Geld zu bekommen, ist wesentlich schwieriger als es im Jahr 2006 oder
2007 war. Sie müssen auf der einen Seite mehr Sicherheit bringen und auf der anderen Seite
ist die Bank einfach ängstlicher.
Dür: Welche Alternativen gibt
es neben dem Kreditmarkt?
von Moy: Grundsätzlich haben Sie auch immer die Möglichkeit von privaten Kapitalgebern Kapital zu holen. Private
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BUSINE$+FINANZEN
BUSINE$+FINANZEN
B+L: Herr Mag. Steindl. Sie führen einen
Mag. Wolfram Senger-Weiss, Vorstand Gebrüder Weiss GmbH: „Ich persönlich bin bei diesem Thema ein
bisschen gespalten, welche Funktion diese Form der Finanzierung im Bereich Logistik wirklich haben kann.
Banken stöhnen jetzt schon. Könnte es
sein, dass der Private Equity Markt
befeuert wird?
Max von Moy, Grünwald Equity Management
GmbH: „Wir suchen nach möglichst intelligenten
und stabilen Wachstumspotenzialen.“
Wahl: Zunächst noch einmal einen kleinen
Exkurs in den Frächterbereich. Dort ist die
Krise aus meiner Sicht noch nicht vorbei.
Es scheint zwar, dass der Frächtermarkt
sich erholt, aber das Wachstum muss jetzt
finanziert werden. Und hier machen vor
allem der Working Capital Aufbau, sowie
der Investitions- und Refinanzierungsbedarf einigen zu schaffen. Zu Ihrer Frage: Ja,
der Private Equity-Markt könnte dadurch
wachsen. Allerdings hat Private Equity in
Österreich noch viel Potenzial, weil es bei
Unternehmen oftmals noch nicht als alternative oder komplementäre Möglichkeit
der Kapitalbeschaffung gesehen wird. Derzeit versteht man es hierzulande oft als eine
Art Ersatz der Bankenfinanzierung, bei der
man die Entscheidungskompetenzen am
Ende des Tages nicht abgibt.
FEBRUAR 2011
B+L: Das werden dann aber im wesent-
Stefan Bilik, Hafen Wien GmbH: „Der Hafen Wien
muss seine Neutralität wahren können.“
reichen. Einen Teil können Sie etwa dem
Container-, einen anderen Teil dem Automobil-, und einen dritten Teil vielleicht
dem Lagerbereich zuschlagen. Daraus lassen sich Erlöse lukrieren. Und was den Betrieb dieser genannten Bereiche angeht, so
gilt, dass wir die Infrastrukturen die wir
selbst schaffen, auch mit eigenem Personal
betreiben wollen. Wir schaffen also nicht
nur Flächen und Hallenstrukturen und vermieten sie, sondern wir betreiben sie auch
mit unseren eigenen Personalkapazitäten
und Mitarbeitern. So gewährleisten wir die
Neutralität.
B+L: Wie ist der Zugang des Hafen Wiens
und der Wien Holding? Sie schütten demnächst ja das Hafenbecken zu um auch
Raum zu gewinnen. Das wäre auch eine
Möglichkeit ein Private Equity Unternehmen bei dem Aufbau von Infrastruktur
und zwar von Hallen, Lagerhallen, usw.
dort zu beteiligen. Oder nicht?
Bilik: Wir haben mit Private Equity nur
sehr wenig Erfahrungen gemacht. Herr
Mag. Steindl nannte das Stichwort „Neutralität“. Das gilt auch für uns. Auch wir wollen
unsere Entscheidungen selber fällen können. Unser neues Hafentor, das den Hafen
Freudenau hochwassersicher macht, wird
keinen Private Equity begeistern können.
Wenn Sie jedoch unsere Landgewinnung
ansprechen, ist das natürlich ein Projekt,
aus dem sich mittelfristig ein hoher Nutzen
ziehen lässt in unterschiedlichsten Be-
Andreas Dür, GF XpertLog Beratung: „Das Thema
Private Equity wurde im Bereich Logistik noch
nicht behandelt, weil der Logistik-Dienstleistermarkt bei PE-Unternehmen noch nicht im Fokus
war.“
B+L: Die EU-Förderungen für Infrastruk-
Michael Wahl, Ernst&Young Corporate Finance GmbH: „Private Equity hat in Österreich noch viel Potenzial, weil es bei den Unternehmen oftmals noch nicht als alternative oder komplementäre Möglichkeit der Kapitalbeschaffung gesehen wird.“
BUSINE$+LOGISIC
FOTOS: JAN GOTT
B+L: Basel III tritt 2013 in Kraft und die
Dür: Was passiert, wenn ein PE-Investor
sich beteiligt?
Wahl: Beim Private Equity sollte es immer eine Wachstumsstory geben und es
sollte ein Ausstiegszenario denkbar sein.
Das ist auch die Herausforderung. Ein
Private Equity Investor untersucht zuerst
einmal das Unternehmen, in das er
investieren will, sehr genau. Das ist gerade
im Logistikbereich eine Hürde, weil es
sich oft um familiengeführte Unternehmen handelt. Gerade hier liegt nahezu das
gesamte Know-how bei der Geschäftsführung und bei den Eigentümern. Es gibt
im Logistikbereich durchaus Szenarien, wo
ein PE-Investor einsteigen könnte, wenn
etwa das Unternehmen seinen Kunden
umfangreiche Zusatzleistungen anbietet
und eine diversifizierte Kundenstruktur
aufbaut. Jeder Private Equity Investor
sucht nach Unternehmen, die eine echte
Daseinsberechtigung haben, die das
Potenzial zur Marktführerschaft in einem
bestimmten Bereich haben. Darüber
hinaus sind Expansionsmöglichkeiten
und Wachstumsmöglichkeiten wichtige
Faktoren.
möglich mit Eigenkapital abzudecken. Allerdings gebe ich Ihnen Recht: Es wird in
Zukunft eine Herausforderung sein, hier
die richtigen Finanzierungslösungen zu finden.
Hafen. Sind private Investoren eine Option für Sie, Ihre Investitionen etwa in Hafenanlagen zu finanzieren. Ein Kapitalgeber will ja mitreden. Geht das bei Ihnen?
Wie ist Ihr Zugang zu Private Equity?
Steindl: Unser Unternehmensprinzip
heißt „Neutralität“. Private Equity sind Beteiligungen über einen eher kurzfristigen
Rahmen von 3-10 Jahren. Das widerspricht
natürlich den langfristigen Abschreibungszeiträumen von Infrastruktur. Hier sprechen wir von Abschreibungszeiten von 3050 Jahren, insbesondere bei der wasserseitigen Infrastruktur. Unsere senkrechten
Kaimauern, wir sind ja derzeit der einzige
Donauhafen der solche Kaianlagen errichtet, werden in 50 Jahren abgeschrieben.
Hier geht es in der Anfangsphase natürlich
um Verluste, die man hier mitträgt, die erst
sukzessive verdient werden können. Dennoch gibt es viele Unternehmen, die sich
bei uns aus strategischen Gründen beteiligen möchten. Immerhin ist die Verfügbarkeit der Infrastruktur begrenzt.
FOTOS: JAN GOTT
Equity ist ja nichts anderes, als ein privater
Kapitalgeber.
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turprojekte wie das Ihre oder im Hafen
Enns werden jedoch mittelfristig gekappt.
Wo soll dann das Geld herkommen?
Bilik: Es war schon immer unsere Unternehmerpolitik, Investitionen so viel wie
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lichen die Banken sein, schätze ich. Wo
aber ist der Unterschied zwischen einer
Bank, die mitredet, und einem privaten
Private Equity?
Steindl: Wir investieren grundsätzlich
sehr A-typisch und investieren etwa in
Wirtschaftskrisen wie zuletzt, denn dann
kann man bei den Investitionskosten sparen. Für die Banken sind Sicherheit und
Cash Flow wichtiger als Rendite. Bei Private Equity spielt hohe Rendite eine bedeutende Rolle. Investitionen, die sich nicht
sofort rechnen sind daher bei Banken
leichter zu finanzieren.
B+L: Danke für die spannende Runde!

Mag. Christian Steindl, EHG Ennshafen GmbH:
„Private Equity sind Beteiligungen über einen
eher kurzfristigen Rahmen von 3-10 Jahren. Das
widerspricht natürlich den langfristigen Abschreibungszeiträumen von Infrastruktur.“
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