HSD Hochschule Düsseldorf FB E I Fachbereich Elektro- und Informationstechnik Bauelemente-Praktikum Übertrager Datum: Teilnehmer Name WS/SS 201.. Gruppe: Matr.-Nr. 1 2 3 Testat Versuchsaufbau Nr.: verwendete Geräte: Das Kapitel 2 auf Seite 7 ist vor Antritt des Praktikums zu bearbeiten! Labor für elektronische Bauelemente und Schaltungen Prof. Dr. Lauffs · Dipl.-Ing. Hein Raum 5.2.46 · Tel.: 0211 / 4351-2320 Seite 1 Bauelemente-Praktikum, Übertrager Φ2σ 1. Grundlagen Übertrager sind Spezialtransformatoren zur verzerrungsarmen Signalübertragung in der Nachrichtentechnik. Damit unterscheiden sie sich von Transformatoren der Energietechnik, für die möglichst effiziente Energieübertragung bei einer Betriebsfrequenz im Vordergrund steht. Φ1σ Φh i1 i2 u2 L2 N2 Ein Übertrager besteht aus zwei magnetisch gekoppelten WickN1 L1 lungen mit den Windungszahlen N1 und N2 und den Induktivitä- u1 ten L1 und L2 (selbstverständlich kann man auch mehr als zwei SekundärWicklungen vorsehen, wir wollen uns hier aber auf diesen einfawicklung chen Fall beschränken). Das rechte Bild zeigt ein Beispiel. Der PrimärÜbertragerkern kann aus Eisenblechen, aber auch aus Ferritmatewicklung Abb. 1.1 rial bestehen. Während z.B. bei Netztransformatoren das Kernmaterial bis in die magnetische Sättigung beansprucht wird, beschränkt man sich bei den Übertragern der Nachrichtentechnik zur Vermeidung nichtlinearer Verzerrungen auf einen Aussteuerbereich, in dem die magnetischen Eigenschaften des Kernmaterials annähernd unabhängig von der Aussteuerung sind. In der Hochfrequenztechnik werden Übertrager oft auch ohne Kern mit sogenannten Luftspulen realisiert. Als Übersetzung des Übertragers definiert man: ü= N1 = N2 L1 (1) L2 Dieser Quotient der Windungszahlen darf beim realen Übertrager aber keinesfalls mit dem Spannungsverhältnis u1/u2, von dem er sich oft deutlich unterscheidet, gleichgesetzt werden! Verantwortlich dafür sind einige nichtideale Eigenschaften des Übertragers, wie z.B. Verluste und Streuung. Übertragerverluste entstehen in den Wicklungswiderstände sowie im Kern. Die Kernverluste setzen sich aus Wirbelstromund Hystereseverlusten zusammen. Der magnetische Fluß Φ unterteilt sich in den Hauptfluß Φh, der beide Wicklungen durchsetzt, und die beiden Streuflüsse Φ1σ und Φ2σ, die jeweils nur mit einer Wicklung verkettet sind. Je geringer die Streuflüsse sind, um so besser ist die Kopplung der beiden Wicklungen. Quantitativ wird dies durch den Kopplungsfaktor k oder den Streufaktor σ beschrieben. Es gilt: σ = 1 − k 2 mit 0 ≤ k ≤ 1 (2) Negative Werte von k symbolisieren eine Phasenumkehr zwischen u1 und u2. Den Idealfall mit |k| = 1 bzw. σ = 0 bezeichnet man als feste Kopplung. Lose Kopplung bzw. große Streuung reduziert die obere Grenzfrequenz des Übertragers. Auch bei offener Sekundärseite fließt auf der Primärseite eines verlustfreien Übertragers ein Leerlaufstrom, der sogenannte Magnetisierungsstrom; ein Blindstrom, der keine Verluste erzeugt, prinzipiell aber unerwünscht ist. Er wächst mit sinkender Frequenz und beeinflußt die untere Grenzfrequenz des Übertragers. Bei hohen Frequenzen führen die Kapazitäten zwischen den Windungen zu kapazitiven Kurzschlüssen der Wicklungen. Je nach Anwendungsfall kann man unerwünschte Eigenschaften des Übertragers vernachlässigen. Abhängig vom Grad der Idealisierung gelangt man so vom verlustfreien, über den streufreien zum idealen Übertrager. 1.1. verlustfreie Übertrager Bei Vernachlässigung der Wicklungswiderstände sowie evtl. Verluste im Kernmaterial erhält man den verlustfreien Übertrager mit den bekannten Transformatorgleichungen: i1 Abb. 1.2 u1 i2 primär N1 sekundär N2 di1 di +M 2 dt dt di1 di u2 = M + L2 2 dt dt u1 = L1 u2 Dabei ist die Gegeninduktivität M über die Formel mit dem Kopplungsfaktor und den Wicklungsinduktivitäten verknüpft. M = k ⋅ L1 ⋅ L2 (3a) (3b) (4) Die Punkte im Schaltzeichen des Übertragers kennzeichnen die Anfänge gleichsinnig gewickelter Spulen. Für den Fall sinusförmiger Wechselvorgänge lassen sich die Gleichungen auch in komplexer Form schreiben: i1 Abb. 1.3 © Lauffs u1 primär N1 i2 sekundär N2 u2 u1 = i1 ⋅ jωL1 + i 2 ⋅ jωM (5a) u 2 = i1 ⋅ jωM + i 2 ⋅ jωL2 (5b) Seite 2 Bauelemente-Praktikum, Übertrager 1.2. streufreie Übertrager Der streufreie Übertrager zeichnet sich dadurch aus, daß der gesamte magnetische Fluß der Primärspule auch die Sekundärspule durchsetzt und umgekehrt. In diesem Fall ist der Kopplungsfaktor k = 1, der Streufaktor σ = 1 - k2 = 0 und die Gegeninduktivität M = L1 ⋅ L2 . Division von Gleichung (5a) durch (5b) ergibt dann: u1 i1 ⋅ jω L1 + i 2 ⋅ jω M i1 ⋅ L1 + i 2 ⋅ M = = = u 2 i1 ⋅ jω M + i 2 ⋅ jω L2 i1 ⋅ M + i 2 ⋅ L2 L1 L2 ⋅ i1 ⋅ L1 + i 2 ⋅ L2 i1 ⋅ L1 + i 2 ⋅ L2 = L1 L2 = N1 N2 Wie man sieht, ist das Verhältnis von Primär- zu Sekundärspannung unabhängig von den Strömen, d.h. belastungsunabhängig. Dies gilt aber nur für verlust- und streufreie Übertrager! Nur für diese ist die Spannungsübersetzung u1/u2: L1 u1 = u2 L2 = N1 =ü N2 (6) 1.3. ideale Übertrager Der ideale Übertrager ist ein verlust- und streufreier Übertrager mit unendlich großen Induktivitäten, d.h. mit L1→∞, L2→∞ und M→∞. Dividiert man Gleichung (5a) durch jωL1: L1 ⋅ L2 u1 M = i +i = i +i jωL1 1 2 L1 1 2 L1 = i1 + i 2 L2 L1 = i1 + i2 ü so verschwindet für L1→∞ der Magnetisierungsstrom u1/jωL1 auf der linken Seite der Gleichung und man erhält durch Umstellen die Stromübersetzung i1 1 =− (7) i2 ü Beim idealen Übertrager ergibt sich also auch für die Stromübersetzung ein spannungs- bzw. belastungsunabhängiger Wert. Damit ist der ideale Übertrager allein durch sein Übersetzungsverhältnis ü gekennzeichnet. Wir wollen den idealen Übertrager im folgenden durch ein eigenes Symbol kennzeichnen und dabei einen Strom-Zählpfeil umkehren, um das Minuszeichen aus Gl. 7 zu umgehen: i i 1= ü2 ü : 1 i2 u 1=ü·u 2 Abb. 1.4 primär sekundär N2 N1= ü·N2 u2 idealer Übertrager Der ideale Übertrager transformiert Spannungen mit ü, Ströme mit 1/ü und Impedanzen mit ü2. Eine sekundärseitige Impedanz Z2 erscheint an den primärseitigen Anschlüssen des idealen Übertragers mit Z1 = ü2·Z2: ü:1 Z 1= ü 2·Z 2 Abb. 1.5 primär sekundär N1 N2 Z2 1.4. Ersatzschaltbilder verlust- und streufreier Übertrager Wie man leicht überprüfen kann, gelten die Gleichungen (5a) und (5b) auch für das folgende T-Ersatzschaltbild: i1 u1 = i1 ⋅ jωL1 + i 2 ⋅ jωM = i1 ⋅ jω( L1 − M ) + (i1 + i 2 ) ⋅ jωM ⇒ Abb. 1.6 u 2 = i1 ⋅ jωM + i 2 ⋅ jωL2 = (i1 + i 2 ) ⋅ jωM + i 2 ⋅ jω( L2 − M ) u1= ü·u2 L1-M L2-M i2 u2 M i1+i2 Mit k = 1 und den Gleichungen (4) und (6) können wir die Komponenten der Ersatzschaltung aber auch anders ausdrücken: M = L1 ⋅ L2 = L2 L1 ⋅ L1 = L1 L2 ⋅ L2 = L1 = ü ⋅ L2 ü 1 L1 − M = L1 ⋅ 1 − bzw. L2 − M = L2 ⋅ (1 − ü) ü © Lauffs i1 L1·(1-1/ü) ⇒ Abb. 1.7 u1= ü·u2 L1 ü L2·(1-ü) i 2 =ü·L2 i1+i2 u2 Seite 3 Bauelemente-Praktikum, Übertrager Wenn ü = u2 /u1 ≠ 1 ist, nimmt eine der Längsinduktivitäten einen negativen Wert an. Dies ergibt zwar physikalisch keinen Sinn, ist mathematisch aber korrekt. Wir erkennen, daß der induktive Spannungs'teiler' aus Längs- und Querinduktivität nur so eine Spannungserhöhung um den Faktor ü bewirken kann. Die T-Ersatzschaltung bildet das Übertragungsverhalten des Transformators nach, berücksichtigt aber nicht die Potentialtrennung zwischen Primär- und Sekundärseite. Um auch die Potentialtrennung zum Ausdruck zu bringen, schalten wir einen idealen Übertrager mit der Übersetzung 1:1 in Kette (nicht in Reihe, denn unter der Reihen- oder Serienschaltung von Vierpolen versteht man etwas anderes!). Die Übersetzung ü : 1 erfolgt immer noch durch das T-Glied. L2-M i ′ = i 2 2 1:1 i 1 L1-M u 1= ü·u 2′ Abb. 1.8 i2 u 2′ = u 2 M u2 i 1+ i 2′ idealer Übertrager ü:1 Schließlich verlagern wir noch die Übersetzung ü : 1 vom T-Glied auf den idealen Übertrager. Dabei müssen wir berücksichtigen, daß die rechte Seite des T-Gliedes jetzt über den idealen Übertrager mit den transformierten Größen u2′= ü·u2 und i2′= i2/ü gespeist wird und in den Transformatorgleichungen (5a) bzw. (5b) u2 = u2′/ü und i2 = ü·i2′ substituieren: u1 = i1 ⋅ jωL1 + ü ⋅ i 2 ′ ⋅ jωM = i1 ⋅ jω ⋅ ( L1 − ü ⋅ M ) + (i1 + i 2 ′ ) ⋅ jω ⋅ ü ⋅ M u2 ′ = i1 ⋅ jωM + ü ⋅ i 2 ′ ⋅ jωL2 ü u 2 ′ = i1 ⋅ jω ⋅ ü ⋅ M + ü 2 ⋅ i 2 ′ ⋅ jωL2 = (i1 + i 2 ′ ) ⋅ jω ⋅ ü ⋅ M + i 2 ′ ⋅ jω ⋅ (ü 2 ⋅ L2 − ü ⋅ M ) Zu diesen Gleichungen gehört das folgende Ersatzschaltbild: ü2L2-üM i 2′ = i 2/ü ü:1 i 1 L1-üM Abb. 1.9 u1 i2 u 2′ = ü·u 2 üM u2 i 1+ i 2′ Offenbar können wir in diesem Ersatzschaltbild den Faktor ü des idealen Übertragers frei wählen. Schließlich ist das Übertragungsverhalten bereits durch die Parameter L1, L2 und M vollständig bestimmt! Mit ü = 1 würden wir wieder das Ersatzschaltbild nach Abbildung 1.8 erhalten. Im vorliegenden Fall ist es allerdings sinnvoll, ü so zu wählen, wie in Gleichung (1) definiert. Mit Gleichung (4) und k = 1 (Streufreiheit) fallen dann nämlich beide Längsinduktivitäten weg: ü ⋅ M = L1 = ü 2 ⋅ L2 L1 − ü ⋅ M = 0 ü 2 ⋅ L2 − ü ⋅ M = 0 und wir erhalten ein sehr einfaches Ersatzschaltbild des streufreien Übertragers: i 2′ i1 Abb. 1.10 u1 N1 : N2 i2 u 2′ L1 u2 i 1+ i 2′ Die Längsinduktivitäten hatten ja nur die Aufgabe der Spannungsübersetzung, die jetzt vom idealen Übertrager wahrgenommen wird. Parallel zum idealen Übertrager liegt nur noch die Primärinduktivität L1. Diese Querinduktivität verursacht den Leerlaufstrom, den wir beim idealen Übertrager noch vernachlässigen konnten. 1.5. Ersatzschaltbilder streuender Übertrager Das Ersatzschaltbild nach Abb. 1.9 gilt auch für streuende Übertrager mit k ≠ 1. Allerdings gelingt es jetzt nicht mehr, die Längsinduktivitäten durch geeignete Wahl von ü verschwinden zu lassen. Gibt man dem idealen Übertrager die in Gleichung (1) definierte Übersetzung, so verbleiben zwei gleich große Längsinduktivitäten: ü⋅M = L1 L2 ⋅ k ⋅ L1 ⋅ L2 = k ⋅ L1 L1 − ü ⋅ M = L1 − k ⋅ L1 = (1 − k ) ⋅ L1 ü 2 ⋅ L2 − ü ⋅ M = L1 − ü ⋅ M = (1 − k ) ⋅ L1 © Lauffs Seite 4 Bauelemente-Praktikum, Übertrager Damit sieht das Ersatzschaltbild folgendermaßen aus: i 1 (1-k)L1 u1 Abb. 1.11 i 2′ (1-k)L1 N1 : N2 i2 u 2′ k·L1 u2 i 1+ i 2′ Die Längsinduktivitäten können jetzt als 'Streuinduktivitäten' und die Querinduktivität als 'Hauptinduktivität' gedeutet werden. Durch geeignete, andere Wahl von ü kann man entweder die rechte oder die linke Längsinduktivität verschwinden lassen. Wir wollen von diesen Möglichkeiten aber keinen weiteren Gebrauch machen. 1.6. Ersatzschaltbilder streuender und verlustbehafteter Übertrager Das Ersatzschaltbild des realen Übertragers baut auf Abb 1.11 auf, enthält zusätzlich aber noch die Wicklungswiderstände R1 und R2′ sowie den Widerstand RFe. R2′ ist der mit ü2 = (N1/N2)2 auf die linke Seite des idealen Übertragers transformierte Wicklungswiderstand der Sekundärwicklung. Mit RFe berücksichtigt man die im Kern entstehenden 'Eisen'verluste, d.h. Wirbelstrom- und Hystereseverluste. R1 i1 Abb. 1.12 u1 (1-k)L1 C1 k·L1 R2′ (1-k)L1 i2′ i2 u2′ C2′ RFe N1 : N2 u2 Wer mit dem Ersatzschaltbild auch das Übertragungsverhalten bei sehr hohen Frequenzen nachbilden will, ergänzt es noch um die parasitären (d.h. unerwünschten) Wicklungskapazitäten. 1.7. Breitbandübertrager Ein Breitbandübertrager soll den Lastwiderstand RL an den Innenwiderstand RG des Signalgenerators anpassen und dabei das Eingangssignal ua mit möglichst frequenzunabhängigem Spannungsverhältnis A = ua /ue an den Lastwiderstand übertragen. RG Abb. 1.13 N1 : N2 ue Signalgenerator ua Übertragungs funktion: u (f) A( f ) = u a e( f ) RL (8) Mit realen Übertragern ist dies nur eingeschränkt möglich, weil jede Übertragerschaltung eine untere und eine obere Grenzfrequenz fu und fo hat. Nach Definition ist bei fu und fo der Betrag des Spannungsverhältnisses |A| gegenüber seinem Maximum auf 1/√ 2 abgefallen, d.h. es gilt: A max A max A( fu ) = bzw. A( fo ) = (9) 2 2 Die Differenz zwischen oberer und unterer Grenzfrequenz ist die Bandbreite B des Übertragers: B = fo - fu (10) 1.7.1. Übertragungsverhalten bei tiefen Frequenzen, untere Grenzfrequenz fu Bei tiefen Frequenzen kann man die Blindwiderstände der Streuinduktivitäten in Abbildung 1.12 gegenüber den Wicklungswiderständen vernachlässigen, wenn ω(1-k)L1 << R1 bzw. ω(1-k)L1 << R2′ ist. Dann erhält man folgendes Ersatzschaltbild: R1 Abb. 1.14 ue R2′ N1 : N2 RL′ u a′ k·L1 ua Durch Zusammenfassung von ue, R1, R2′ und RL′ zu einer Ersatzspannungsquelle vereinfacht sich der frequenzabhängige Teil der Schaltung: R1||(R2′+RL′) Abb. 1.15 © Lauffs u e· R2′+RL′ R1+ R2′+ RL′ k·L1 const.·u a Seite 5 Bauelemente-Praktikum, Übertrager Wir erkennen, daß der reale Breitbandübertrager sich bei tiefen Frequenzen wie ein RL-Hochpaß verhält und eine untere Grenzfrequenz fu hat: R1 ( R2 ′ + RL ′ ) fu = (11) 2 ⋅ π ⋅ k ⋅ L1 Diese Betrachtung dient zur Abschätzung der unteren Grenzfrequenz des Übertragers. Sie ist nur dann korrekt, wenn wir uns lediglich für das Spannungsverhältnis ua /ue interessieren und die frequenzabhängige Belastung des Signalgenerators außer acht lassen. Wer den Einfluß des Signalgeneratorinnenwiderstandes auf die untere Grenzfrequenz berücksichtigen will, muß in Gleichung (11) zu R1 noch RG addieren. Außerdem ist ein weiterer Effekt zu berücksichtigen: Bei konstanter Eingangsspannung nimmt der Magnetisierungsstrom i1 + i 2′ mit sinkender Frequenz zu und steuert das Kernmaterial weiter aus. Über die Nichtlinearität der Magnetisierungskurve B(H) ändert sich so auch die Induktivität und damit die Grenzfrequenz. Die stärkere magnetische Aussteuerung des Kernmaterials führt außerdem zu nichtlinearen Signalverzerrungen. 1.7.2. Übertragungsverhalten bei hohen Frequenzen, obere Grenzfrequenz fo Bei hohen Frequenzen kann man den Blindwiderstand der Hauptinduktivität k·L1 in Abbildung 1.12 gegenüber den anderen Widerständen vernachlässigen. Zur vereinfachten Abschätzung der oberen Grenzfrequenz wollen wir außerdem Eisenverluste und parasitäre Kapazitäten vernachlässigen und erhalten folgendes Ersatzschaltbild: 2(1-k)L1 R1+R2′ RL′ ue Abb. 1.16 N1 : N2 u a′ ua Bei hohen Frequenzen verhält sich der reale Breitbandübertrager wie ein RL-Tiefpaß mit der Grenzfrequenz fo = R1 + R2 ′ + RL ′ 4 ⋅ π ⋅ (1 − k ) ⋅ L1 (12) Auch diese Formel dient wegen der Vernachlässigungen nur zur Abschätzung der oberen Grenzfrequenz. 1.8. Resonanzübertrager Bei Resonanzübertragern bringt man Übertragerinduktivitäten mit Kapazitäten extern zugeschalteter Kondensatoren in Resonanz. Dadurch werden bevorzugt nur noch Signalfrequenzen übertragen, die innerhalb der Bandbreite des Resonanzübertragers liegen. Da man Kondensatoren parallel oder seriell zu Übertragerwicklungen schalten kann, gibt es mehrere Schaltungsvarianten. Wir wollen hier nur die Schaltung behandeln, die dem vorliegenden Praktikumsversuch zugrunde liegt: RG N1 : N2 RL Abb. 1.17 C ua ue (Oszilloskop) Signalgenerator Im Versuchsteil zum Resonanzübertrager wird der Signalgenerator an die rechte Seite des Übertragers (die ursprüngliche Sekundärseite) angeschlossen. Der Primärseite ist ein Kondensator C parallelgeschaltet. RL ist im Versuch der Eingangswiderstand des Oszilloskops und so hochohmig, daß er zu vernachlässigen ist. Wenn wir außerdem Eisenverluste und parasitäre Kapazitäten vernachlässigen, erhalten wir folgendes Ersatzschaltbild: R1 Abb. 1.18 ua C (1-k)L1 k·L1 (1-k)L1 R2′ Serienresonanz RG′ N1 : N2 u e′ Parallelresonanz Signalgenerator Wir erkennen, daß eine Parallelresonanz zwischen C und L1 = (1-k)L1 + L1 und eine Serienresonanz zwischen C und den beiden Längsinduktivitäten 2·(1-k)L1 möglich ist. Damit es zu einer ausgeprägten Resonanz kommt, muß der sog. Kennwiderstand Zk wesentlich größer als die (ohmschen) Serienwiderstände und wesentlich kleiner als die Parallelwiderstände sein. ZK ist der Betrag des Blindwiderstandes der frequenzbestimmenden Kapazität bzw. Induktivität bei der Resonanzfrequenz fr: Z K = XC ( f r ) = X L ( f r ) = © Lauffs 1 L = ωr L = ω rC C (13) Seite 6 Bauelemente-Praktikum, Übertrager Eine Maßzahl für die Ausprägung einer Resonanz ist die Güte Q des Resonanzkreises. Sie errechnet sich aus dem Verhältnis des Kennwiderstandes ZK und den in Serie bzw. parallel geschalteten Verlustwiderständen Rs bzw. Rp Q= ZK Rs bzw. Q = Rp (14) ZK Aus der Güte Q läßt sich die Bandbreite B der Resonanz ermitteln, wobei B, fo und fu wie beim Breitbandübertrager durch die Gleichungen (9) und (10) definiert sind: f B = fo − fu = r (15) Q Im vorliegende Praktikumsversuch ist die Parallelresonanz durch R2′ und RG′ so stark bedämpft, daß sie nicht mehr meßbar ist. Dagegen führt die Serienresonanz zu einer deutlichen Spannungserhöhung von ua bei der Resonanzfrequenz fr = 1 2 π 2(1 − k ) ⋅ L1 ⋅ C (16) Bei dieser Frequenz ist der Blindwiderstand der Hauptinduktivität ωr·k·L1 im Ersatzschaltbild (Abb. 1.18) so groß im Vergleich zu allen anderen Widerständen geworden, daß man ihn vernachlässigen kann. Dadurch vereinfacht sich das Ersatzschaltbild, 2(1-k)L1 R1+ R2′+ RG′ N : N 1 2 ua Abb. 1.19 C Signalgenerator und wir erkennen, daß der Serienresonanzkreis in diesem Fall die Güte Q= 2(1 − k ) ⋅ L1 ZK 1 = ⋅ Rs C R1 + R2 ′ + RG ′ (17) hat. 1.9. Bode-Diagramme Zur graphischen Darstellung des frequenzabhängen Übertragungsverhaltens, der Übertragungsfunktion A(f), eines Systems verwendet man häufig das sog. Bode-Diagramm. Es besteht aus zwei Teilen: im Amplitudengang wird der Betrag des Verhältnisses von Ausgangs- zu Eingangsgröße aufgetragen, im Phasengang die Differenz zwischen Ausgangs- und Eingangsphase. Die gemeinsame Frequenzachse ist logarithmisch geteilt, um einen größeren Bereich darstellen zu können als dies mit linearer Teilung möglich wäre. Aus dem gleichen Grund trägt man auch den Amplitudengang logarithmisch auf. Allerdings teilt man hier die Achse meist nicht logarithmisch sondern benutzt das in Dezibel gemessene Übertragungsmaß |A|*. Für Spannungsverhältnisse gilt * A = 20dB ⋅ lg A = 20dB ⋅ lg (1 dB = 1 Dezibel = 1/10 Bel ua benannt nach Alexander G. Bell (1847-1922) ue (18) Ein Bode-Diagramm mit den Übertragungsfunktionen für einen Breitband- und einen Resonanzübertrager könnte z.B. folgendermaßen aussehen: 6 dB 2 fu fr fo 3 dB -3 dB 0 dB √ 2 1 B |A|∗ |A| Breitbandübertrager -3 dB -3 dB -10 dB B fu fo 0,5 0,2 Resonanzübertrager Abb. 1.20 -20 dB 1 Hz 90° 10 Hz 100 Hz 1 kHz ϕ Breitbandübertrager 0° ϕ = ϕa− ϕe -90° © Lauffs Resonanzübertrager 10 kHz f 0,1 100 kHz Seite 7 Bauelemente-Praktikum, Übertrager 2. Versuchsvorbereitung Der im Praktikumsversuch eingesetzte Übertrager hat die Daten: L1 = 50 H, R1 = 2,8 kΩ, L2 = 0,8 H, R2 = 76 Ω, M = 6,2 H 2.1. Berechnen Sie den Koppelfaktor k= den Streufaktor das Windungszahlverhältnis σ= N1/N2 = 2.2. Der Übertrager soll durch folgendes Ersatzschaltbild beschrieben werden, in das noch die Zahlenwerte einzusetzen sind: : Abb. 2.1 Primäru seite 1 u2 Sekundär- u2′ seite 2.3. Im Versuchsteil 3.1 wird der Übertrager als Breitbandübertrager in folgender Beschaltung eingesetzt: 50 Ω Abb. 2.2 ue Signalgenerator Primärseite Sekundär- u a seite 1 kΩ Die Belastung des Signalgenerators durch die angeschlossene Last kann vernachlässigt und damit die Spannung ue als konstant angenommen werden. Die Übertragungsfunktion A = ua /ue wird also nur durch den Übertrager und den angeschlossenen Lastwiderstand bestimmt. Berechnen Sie die zu erwartende untere und obere Grenzfrequenz: fu = fo = 2.4. Im Versuchsteil 3.3 wird der Übertrager als Resonanzübertrager eingesetzt. Der Signalgenerator speist diesmal die Sekundärseite: 50 Ω 2,2 nF Abb. 2.3 ua Primärseite Sekundär- u e seite Signalgenerator In dieser Schaltung hat der Innenwiderstand des Signalgenerators Einfluß auf das Übertragungsverhalten und darf nicht vernachlässigt werden! Berechnen Sie die zu erwartende Resonanzfrequenz sowie die Güte der Resonanz: fr = Q= 2.5. Skizzieren Sie (qualitativ) die Verzerrungen eines Rechtecksignals durch einen RC-Tiefpaß bzw. einen RC-Hochpaß. Die Zeitkonstanten τ = R·C sollen in der Größenordnung der Periodendauer liegen. R Ue(t) t Ue(t) C Ua(t) T Abb. 2.4 Ue(t) C t Ue(t) R Ua(t) T 2.6. Ergänzen Sie folgende Tabelle: |A| |A|* © Lauffs 1 10 0,01 1/√ 2 6 dB 14 dB -34 dB Seite 8 Bauelemente-Praktikum, Übertrager 3. Versuchsdurchführung Im Rahmen dieses Laborversuchs ist zunächst ein Breitbandübertrager im Frequenz- und im Zeitbereich zu untersuchen; dabei ist ein Bode-Diagramm aufzuzeichnen, es sind die Grenzfrequenzen zu ermitteln und Verformungen eines Rechtecksignals durch den Übertrager zu dokumentieren. Schließlich ist der Amplitudengang eines Resonanzübertragers zu messen. Weil die bei AC-Signaleingangskopplung wirksame untere Grenzfrequenz des Oszilloskops Messungen unter 50 Hz verfälscht, ist die Kopplung grundsätzlich auf DC zu stellen. Weder Signalgenerator noch Oszilloskop haben eine sog. "schwebende" Masse. Vielmehr sind die Masseanschlüsse beider Geräte über die Netzzuleitung verbunden. Achten Sie deshalb darauf, daß Sie nicht den Signalgeneratorausgang zur Masse des Oszilloskops kurzschließen! 3.1. Breitbandübertrager, Messungen im Frequenzbereich, Aufzeichnung des Bode-Diagramms Meßschaltung nach Abbildung 2.2, Versuchsaufbau nach folgender Abbildung: ue ua Übertrager Oszilloskop Funktionsgenerator Kurzschlußbrücke C 50 Ω Ausgang benutzen! R A uss = 2 V Sinus B Y-Positionen beider Kanäle bei geerdeten Eingängen justieren, Eingangssignalkopplung: DC, Triggerung auf Kanal A Abb. 3.1 Legen Sie eine sinusförmige Spannung mit einem Spitze-Spitze-Werte von 2 V an den Übertragereingang (linke Seite) an. Messen Sie für die in der Tabelle im Arbeitsblatt 1 aufgeführten Frequenzen die Ausgangsspannung nach Betrag und Phase (Phasennacheilung negativ) und berechnen Sie |A| und |A|*. Zeichnen Sie den Amplituden- und Phasengang in das vorbereitete Bode-Diagramm ein und ermitteln Sie zeichnerisch die Grenzfrequenzen! 3.2. Breitbandübertrager, Messungen im Zeitbereich, Verzerrungen eines Rechtecksignals Meßschaltung und Aufbau bleiben bestehen, an den Übertragereingang legen Sie jetzt aber ein Rechtecksignal mit einem Spitze-Spitze-Werte von 2 V. Skizzieren Sie maßstabsgetreu die Ausgangssignale des Übertragers für die im Arbeitsblatt 2 vorgegebenen Frequenzen. Erklären Sie die im Zeitbereich gemessenen Signalverläufe mit dem Hoch- bzw. Tiefpaßverhalten des Breitbandübertragers! 3.3. Resonanzübertrager Meßschaltung nach Abbildung 2.3, Versuchsaufbau nach folgender Abbildung: ua Funktionsgenerator 50 Ω Ausgang benutzen! uss = 1 V Sinus bei f = 1kHz Abb. 3.2 ue Übertrager Oszilloskop Kurzschlußbrücke C R A B Y-Positionen beider Kanäle bei geerdeten Eingängen justieren, Eingangssignalkopplung: DC, Triggerung auf Kanal A Legen Sie bei einer Frequenz von 1 kHz eine sinusförmige Spannung mit einem Spitze-Spitze-Werte von 1 V an den Übertragereingang (jetzt die rechte Seite!). Messen Sie für die in der Tabelle im Arbeitsblatt 3 aufgeführten Frequenzen die Ausgangsspannung und berechnen Sie |A|*. (Hinweis: Die Ausgangsspannung des Funktionsgenerators ändert sich geringfügig mit der Frequenz. Regeln Sie die Spannung trotzdem nicht nach. Für die Berechnung gehen Sie von einer konstanten Eingangsspannung von 1 V aus.) Zeichnen Sie den Amplitudengang in das Diagramm ein, ermitteln Sie zeichnerisch Resonanzfrequenz sowie Bandbreite und berechnen Sie daraus die Güte der Resonanzstelle! © Lauffs Seite 9 Bauelemente-Praktikum, Übertrager Arbeitsblatt 1: Frequenzgang des Breitbandübertragers f ua ss / V ϕ (ϕa − ϕe) |A| |A|∗/dB f ua ss / V 5 Hz 1 kHz 10 Hz 2 kHz 15Hz 5 kHz 20 Hz 10 kHz 50 Hz 20 kHz 100 Hz 30 kHz 200 Hz 40 kHz 500 Hz 50 kHz ϕ (ϕa − ϕe) |A| |A|∗/dB -15 dB |A| |A|∗ 0,1 -20 dB 0,05 -30 dB 0,02 -40 dB 1 Hz 90° 10 Hz 100 Hz 1 kHz ϕ 0° -90° fu = © Lauffs fo = 10 kHz f 0,01 100 kHz Bauelemente-Praktikum, Übertrager Seite 10 Arbeitsblatt 2: Verzerrung eines Rechtecksignals uess = 2 V, f = 5 Hz Rechtecksignal Kanal I: DC, 0,5 V/cm Kanal II: DC, 50 mV/cm Zeitablenkung: 50 ms/cm Triggerung: Kanal I, DC, positive Flanke Übertrager verhält sich wie ein .....................paß uess = 2 V, f = 500 Hz Rechtecksignal Kanal I: DC, 0,5 V/cm Kanal II: DC, 50 mV/cm Zeitablenkung: 0,5 ms/cm Triggerung: Kanal I, DC, positive Flanke uess = 2 V, f = 5 kHz Rechtecksignal Kanal I: DC, 0,5 V/cm Kanal II: DC, 50 mV/cm Zeitablenkung: 50 µs/cm Triggerung: Kanal I, DC, positive Flanke Übertrager verhält sich wie ein .....................paß © Lauffs Seite 11 Bauelemente-Praktikum, Übertrager Arbeitsblatt 3: Resonanzübertrager f ua ss / V |A|∗/dB f 1,0 kHz 2,6 kHz 1,5 kHz 2,7 kHz 2,0 kHz 2,8 kHz 2,1 kHz 2,9 kHz 2,2 kHz 3,0 kHz 2,3 kHz 3,2 kHz 2,4 kHz 3,5 kHz 2,5 kHz 4,0 kHz ua ss / V |A|∗/dB 30 dB |A|∗ |A| 20 10 20 dB 5 10 dB 1 kHz 2 kHz fr = © Lauffs B= 3 kHz Q= f 4 kHz