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4 Modellgussprothesen (Einstückgussprothesen)
4.1 Konstruktionsplanung der Prothese
Nach der allgemeinen Vorbehandlung und Konsolidierung des Restgebisses muss die definitive Versorgung
sorgfältig geplant und durchgeführt werden. Während
die Doppelkrone automatisch alle Anforderungen an ein
Halte- und Stützelement erfüllt, ist dies bei einer Modellgussklammer differenzierter zu betrachten. (Statt
des sprachlich nicht exakten Begriffes der „Auflage“ wird
im weiteren Verlauf von Abstützungselement oder Stützelement gesprochen, um deutlich zu machen, dass dieses
wichtige Klammerelement nicht einfach aufliegt, sondern eher „einliegt“ und einer sorgfältigen Planung bedarf.) Auch hier ist es wieder unabdingbar, dass Zahnarzt
und Zahntechniker Hand in Hand arbeiten. Dabei ist es
Aufgabe des Zahnarztes, nach eingehender Beurteilung
des Zustandes des Restgebisses und der Schleimhäute
die Modellgussprothese zu planen, wobei die im theoretischen Teil (Kap. 8 u. 9) aufgeführten Überlegungen zu
berücksichtigen sind. Der Zahntechniker muss dann die
vorgegebene Konstruktion umsetzen. Die häufig angewandte Praxis, den Zahntechniker, der die individuellen
Verhältnisse in der Mundhöhle nicht kennt, die Prothese
konstruieren zu lassen, ist falsch. Denn dann werden nur
mechanische und technische Gesichtspunkte berücksichtigt, während biologische und physiologische Aspekte zwangsläufig völlig außer Acht gelassen werden. Die
moderne Modellgussprothese bezieht alle Faktoren mit
ein und erfordert gegenseitiges Verständnis von Zahnarzt und Zahntechniker im Bemühen, auch eine „nur“
klammerverankerte Prothese dem Patienten so anzufertigen, dass sie wirklich inkorporiert werden kann.
Die Konstruktionsplanung der Modellgussprothese
ist die Aufgabe des Zahnarztes.
Studienmodelle
Nach der ersten präprothetischen Phase werden noch
einmal Alginatabformungen durchgeführt und Studienmodelle erstellt. Diese sollten so getrimmt sein, dass die
Basisflächen parallel zur Kauebene verlaufen und dass
die Rückseite der Modelle senkrecht zur Basisebene
steht. Die Modelle werden aus Superhartgips hergestellt,
um Abrasionen während der Vermessung und Planung
weitgehend zu vermeiden. Es empfiehlt sich auch, ein-
gefärbten Gips zu verwenden, da bei weißem Gips die
Konturen nur sehr schwer erkennbar sind.
Diagnostische Vermessung und Planung
Wahl der Pfeilerzähne und Lage der Kavitäten
für die Abstützungselemente
Die Festlegung der Lage der Abstützungselemente wird
durch die prothetische Wertigkeit der potentiellen
Klammerzähne mitbestimmt. Auch in ihrer Prognose
fragliche Zähne wie Molaren mit Furkationsbefall oder
isoliert stehende Prämolaren beeinflussen die Gestaltung der Halte- und Stützelemente. Daneben sollten die
angreifenden Hebelkräfte bei Freiendsituationen berücksichtigt werden. Es ist eine Kunst, einerseits ein solides parodontales Unterstützungsfeld herzustellen, andererseits aber auch Überkonstruktionen mit zu vielen
Halte- und Stützelementen und kleinen Verbindern zu
vermeiden. Das hat 2 Gründe:
1. Technische Gründe
Je weniger Elemente bei der Prothese konstruiert werden, desto einfacher ist ein passgenauer Guss herzustellen.
2. Prophylaktische Gründe
Eine Vielzahl von Elementen führt zu vermehrten
Schmutznischenbildungen, die zu einer größeren
Plaqueakkumulation an Hart- und Weichgeweben sowie
der Prothese führen, da die Selbstreinigung eingeschränkt ist. Zum anderen sind komplizierte Formen für
den Patienten schwieriger zu säubern.
Prothesen sind so einfach wie möglich
zu konstruieren.
Folgende Grundregeln (Ausnahmen möglich) müssen
unter der Voraussetzung beachtet werden, dass alle Pfeiler geeignet sind:
쐌 Die Sattelabstützungselemente sollten so weit wie
möglich auseinander liegen, um ein großes parodontales Unterstützungsfeld zu schaffen, was die Widerstandshebel möglichst vergrößert und die Angriffshebel verkleinert.
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Aus Pospiech, P.: Die prophylaktisch orientierte Versorgung mit Teilprothesen (ISBN 9783131269416) © 2001 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart
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Allgemeines
Abb. 4.1 a Aufgrund schlechter Klammerplanung ist der gekippte Molar weiter abgesunken.
b Isoliert stehende Prämolaren sollten axial belastet werden,
was am besten mit 2 Stützelementen zu erreichen ist.
쐌 Schaltlücken werden sattelnah abgestützt, weil dies
parodontalprophylaktisch günstiger ist, wenn kein
kleiner Verbinder zusätzlich das Parodontium kreuzt.
쐌 Freiendsituationen werden ggf. zusätzlich sattelfern
abgestützt, da die Stützelemente dann Kippmeiderfunktion bekommen.
쐌 Gekippte Pfeilerzähne und isoliert stehende Prämolaren werden ebenfalls mit mesialen und distalen Abstützungen versehen, um eine möglichst axiale Belastung zu erreichen (Abb. 4.1).
ben ist. Ziel ist es dann, bei allen Pfeilerzähnen einen
möglichst gleichmäßigen Unterschnitt bezüglich der
Einschubrichtung zu erhalten. Dies führt im Idealfall zu
gleichmäßigen Retentionskräften und damit zur gleichmäßigen Horizontalbelastung der Pfeiler beim Ein- und
Ausgliedern der Prothese. Auch die zahnlosen Anteile
müssen vermessen werden. Stark unter sich gehende
Bereiche am zahnlosen Alveolarfortsatz oder an Knochenkanten können das Einsetzen einer Prothese unmöglich machen.
Für die weitere Planung und Kommunikation mit
dem Zahntechniker ist es zweckmäßig, die zunächst
festgelegte Einschubrichtung festzuhalten, wobei sich 3
Methoden anbieten:
쐌 Tripodisierung. Am Modell werden oral 3 weit auseinander liegende Fadenkreuzmarkierungen angebracht. Diese sollten so platziert sein, dass sie mit einem Blick erfassbar sind (Abb. 4.3 a). Wenn die Einschubrichtung wiedergefunden werden soll, muss das
Modell dann nur so lange gekippt werden, bis die
Spitze des Suchers nur noch durch Parallelverschiebung an diese Punkte anzulegen ist.
쐌 Strichmarkierungen am Sockel. Eine weitere Möglichkeit besteht im Anbringen senkrechter Striche an den
glatt getrimmten Modellrändern (Abb. 4.3 b). Der
Nachteil ist, dass diese Markierungen nicht alle auf einen Blick zu erfassen und deshalb häufig nur umständlich wieder zu finden sind.
쐌 Fixierung mittels Übertragungsstift. Dabei wird der
Vermessungsstab des Parallelometers mit einem alten, dünn mit Vaseline bestrichenen Rosenbohrer getauscht. Im Zentrum des Modells wird ein Loch von
ca. 4 mm Durchmesser und 5 mm Tiefe gebohrt, mit
Palavit G oder Pattern Resin halb gefüllt und der in der
Einschubrichtung fixierte Rosenbohrer abgesenkt.
Durch die Vaselineisolierung ist er wieder herausnehmbar, sodass das Modell leicht transportiert werden kann. Der Aufwand bei dieser Methode ist zwar
etwas größer, dafür ist das Wiederauffinden der Einschubrichtung erleichtert (Abb. 4.3 c).
Erst nach definitiver Festlegung der Stützpunkte können
die Klammern konstruiert werden.
Festlegung der Einschubrichtung
Um rationeller zu arbeiten, ist es zweckmäßig, die Vermessung und Planung einer Modellgussprothese immer
nach demselben Schema (s. Auf einen Blick) durchzuführen. Für die diagnostische Vermessung geht man zunächst von der Nulllage aus (Abb. 4.2), d. h. die Einschubrichtung wird senkrecht zur Kauebene gewählt, weil
dies auch für den Patienten am leichtesten zu handha-
Abb. 4.2 Erster Vermessungsschritt: Aufsuchen der günstigsten Einschubrichtung ausgehend von der Nulllage.
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Konstruktionsplanung der Prothese
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4 Modellgussprothesen
Abb. 4.3 a Tripodisierung des Modells:
Auf einen Blick sind alle 3 Markierungen zu erfassen.
b Festgelegte Einschubrichtung durch 3 senkrechte Strichmarkierungen am Modellsockel, die allerdings nicht auf einen
Blick erkennbar sind.
c Prinzipdarstellung der Fixierung der Einschubrichtung mittels
eines zentral im Modell fixierten Rosenbohrers.
c
Einzeichnen des prothetischen Äquators
Der Vermessungsstift des Parallelometers wird mit einer
Bleistiftmine vertauscht.
In der festgelegten Einschubrichtung wird der prothetische Äquator an den ausgewählten Klammerzähnen eingezeichnet (Abb. 4.4 a). Bei geteilten Klammern,
bei denen der Retentionsarm von vestibulär-apikal an
den Zahnhals herangeführt wird, muss zusätzlich die
größte Vorwölbung im Bereich des Alveolarfortsatzes
markiert werden (Abb. 4.4 b).
Festlegen der Konstruktion
des retentiven Klammerarms
Nachdem der Äquator eingezeichnet wurde, wird das jeweilige Retentionsfeld festgelegt. Dorthin wird der retentive Klammerarm gelegt. Dieser kann durchaus auch
oral zu liegen kommen, z. B. häufig bei den 2. Molaren
des Unterkiefers (Abb. 4.5 a). Das reziproke Element
wird dann auf dem Äquator verlaufend auf der jeweils
anderen Seite des Zahns angelegt. Die Klammer darf den
Zahn nicht schädigen, d. h. Horizontalkräfte auf den
Zahn müssen weitgehend vermieden werden.
Im Front-/Eckzahnbereich werden bevorzugt geteilte
Klammern verwendet, da sie unter ästhetischen Gesichtspunkten als günstiger betrachtet werden
(Abb. 4.5 b). Dies führt allerdings zu Abstrichen bei der
körperlichen Fassung der Pfeilerzähne. Im Prämolarenund Molarenbereich sollten in der Regel die robusteren
umfassenden Klammern Anwendung finden.
Die Unterschnittstiefe wird bei der kraftvermessenen
Klammer (Bios-/Rapidflex-System) mit einem speziellen Messgerät ermittelt, dem sog. „Scribt-O-Meter“
(Degussa) oder „Parameter“ (Bego) (Abb. 4.6). Das
Klammerende wird auf dem Modell mit einem senkrechten Strich markiert; der gemessene Unterschnittswert der Klammerspitze wird auf dem Modell notiert.
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b
a
Abb. 4.4
a Einzeichnen des prothetischen Äquators.
b Einzeichnen der größten Vorwölbung vom Alveolarfortsatz
im Bereich des Klammerzahnes: Dies muss aufgrund der Lage
des Klammerarms von geteilten Klammern im Vestibulum
berücksichtigt werden.
Abb. 4.5 a Festlegen der Lage der Spitze des retentiven Arms:
Ein Drittel seiner Länge sollte unterhalb des prothetischen Äquators verlaufen. Der Retentionsarm kann auch oral zu liegen kommen.
b Lage der Klammerspitze einer geteilten Klammer.
Abb. 4.6 a An der Klammerspitze wird die Unterschnittstiefe
vermessen und als erste Zahl auf dem Modellrand vermerkt.
b Messspitze des Unterschnittstiefenmessgerätes
Scribt-O-Meter.
Folgende Aspekte müssen zur Festlegung der Klammerspitze berücksichtigt werden:
쐌 Der Mindestsicherheitsabstand zur marginalen
Gingiva sollte 1 mm sein.
쐌 Ein Drittel des retentiven Klammerarmes muss im
Unterschnitt liegen.
쐌 Der Pfeilerzahn muss gut gegen Horizontalbewegungen gesichert sein (körperliche Fassung) (Abb. 4.7).
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Konstruktionsplanung der Prothese
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4 Modellgussprothesen
a
Dann wird der Weg zwischen Klammerspitze und Abstützungselement gemessen (Abb. 4.8); bei geteilten
Klammern ist dies die freie, aus dem Kunststoffsattel herausragende Klammerlänge. Auch dieser Wert wird auf
dem Modell notiert. Anhand einer Referenztabelle wird
die erforderliche Kürzung des Wachsprofils für die kraftvermessene Klammer abgelesen (Abb. 4.9). Auch dieser
Wert wird als dritte Zahl auf dem Modell markiert
(Abb. 4.10).
b
Subtraktive und additive Maßnahmen
Um eine ideale Klammerverankerung erzielen zu können, werden in der Regel mehr oder weniger umfangreiche Vorbereitungsmaßnahmen an den Pfeilerzähnen
notwendig sein (Abb. 4.11). Diese sollten ebenfalls zuvor
am Gipsmodell durchgeführt werden, um ein Gefühl für
die individuelle Situation des jeweiligen Patienten zu
bekommen. Diese Maßnahmen sind mit den Vorbereitungen einer Implantatschablone vergleichbar: Je besser
sie durchgeführt werden, desto besser ist auch das Ergebnis.
Die „Vorbehandlung“ des Gipsmodells sollte in idealer Weise erfolgen, auch wenn dies bei der klinischen
Umsetzung nicht hundertprozentig nachvollzogen werden kann. Zumindest ist aber der ideale Weg schon aufgezeigt, was die klinische Entscheidungsfindung und die
weitere Vorgehensweise am Patienten vereinfacht.
Abb. 4.8 a Hilfsmittel zur Bestimmung der Länge des retentiven Klammerarms vom Stützelement bis zur Spitze.
b Vermessungsgerät in Aktion auf dem halben Weg zum
Stützelement.
c Die Messung wird an der Auflage beendet.
d Längenbestimmung des retentiven Armes einer geteilten
Klammer: Es wird der Weg von der Klammeranlage am Zahn
bis zum Eintritt in den Sattelkunststoff gemessen.
c
쑺
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d
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Abb. 4.7 Mit der Klammer sollte eine möglichst gute körperliche Fassung erzielt werden.
Abb. 4.9 Referenztabelle: Anhand der Unterschnittstiefe und
der Klammerarmlänge kann jetzt genau die erforderliche Kürzung des Klammerprofils abgelesen werden.
Abb. 4.10 Alle 3 Daten sind auf dem Modellsockel vermerkt.
Von oben nach unten: Unterschnittstiefe, Klammerarmlänge
und Profilkürzung.
Abb. 4.11 Approximalbereich eines Prämolaren: Für eine gute
Passung und Funktion sollte die Führungsfläche vergrößert
werden.
Abb. 4.12 Eine sichere körperliche Fassung kann auch mit einer
geteilten Klammer bei entsprechender Konstruktion und
Planung von Führungsflächen verwirklicht werden.
Die sorgfältige Planung und „Vorbehandlung“ am
Studienmodell erleichtert die rasche klinische Umsetzung.
Subtraktive Maßnahmen
Zu den subtraktiven Maßnahmen zählen die Konturierung der Zähne und die Präparation der Kavitäten für die
Stützelemente. Die Konturierung umfasst die Präparation von Führungsflächen (s. Abb. 4.12), die Separierung
von Zähnen bei Klammern innerhalb der geschlossenen
Zahnreihe, die Beseitigung von überhängenden
Schmelzwülsten und störenden Schmelzkanten sowie
die Verbesserung von Retentionsfeldern.
Durchführung
1. Präparation von Führungsflächen
Durchführung
Führungsflächen für die Kippmeiderfunktion: Führungsflächen werden immer an den Pfeilerzähnen klammer- oder
sattelnah angelegt. Sie dienen der Sicherung gegen abziehende Kräfte und sollten so lang wie möglich sein. Je
mehr zueinander parallele Flächen vorhanden sind, desto
mehr „Friktion“ entwickelt die Gesamtprothese und
sie ist somit gegen abkippende Kräfte stabilisiert
(Abb. 4.12). Führungsflächen müssen sehr gut geplant
und erst am Studienmodell geübt werden. Solche Kippmeiderführungsflächen werden in der Regel nur an Seitenzähnen angelegt, da bei Frontzähnen die Kontur zu
stark verändert wird, was zu ästhetischen Einbußen
führt.
Alle durchgeführten Maßnahmen müssen am Modell genauestens eingezeichnet werden, wobei ein roter Farbstift verwendet werden sollte.
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Konstruktionsplanung der Prothese
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4 Modellgussprothesen
(Kippmeider-)Führungsflächen stabilisieren die Prothese gegen abziehende und kippende Kräfte. Sie
werden in der Regel an Seitenzähnen angelegt.
Durchführung
Für die Präparation der Führungsflächen eignen sich große Sof-Lex-Scheiben. Es können aber auch Diamanten
mit großem Durchmesser (große Auflagefläche) oder
Proxoshape-Feilen verwendet werden.
Führungsflächen für die reziproke Wirkung: Diese Form
der Führungsfläche ist schwieriger zu verwirklichen, da
die Zähne sich oberhalb des Äquators nach okklusal verjüngen. Ziel ist ein permanentes Widerlager beim Aufbiegen des retentiven Armes während des Ein- oder Ausgliederns der Prothese, das Ausweichbewegungen des
Zahnes vom retentiven Element weg verhindert
(Abb. 4.13).
2. Separieren (Öffnen der Approximalräume)
b
Abb. 4.14 a Sichere Fassung der Klammerzähne und ausreichender Platz für die Heranführung mit dem kleinen Verbinder.
b Schon eine geringe Präparation schafft ausreichend Platz für
den kleinen Verbinder und führt im Sinne von Führungsflächen auch zur weiteren Stabilität der Prothese.
Durchführung
Werden Klammern innerhalb der geschlossenen Zahnreihe geplant, müssen Zugänge für die kleinen Verbinder
geschaffen werden, um diese harmonisch an den Zahn
heranzuführen, z. B. bei der doppelten E- oder BonwillKlammer (Abb. 4.14). Dabei werden lediglich die dem
Verbinder zugewandten oralen Höcker etwas abgeflacht.
Dieses Öffnen der Approximalräume kann gut mit SofLex-Scheiben durchgeführt werden. Die Approximalkontakte müssen aber auf jeden Fall erhalten bleiben.
3. Beseitigung störender Schmelzanteile und Konturen
Durchführung
Es werden solche Schmelzanteile an Zähnen entfernt, die
die Einschubrichtung der Prothese stören sowie
Schmutznischen und ein unästhetisches Erscheinungsbild verursachen können. Bei Klammerzähnen muss ggf.
durch Schleifmaßnahmen sichergestellt werden, dass
Abb. 4.13 Reziproke Wirkung: Bis zur
Überwindung des prothetischen Äquators
sollte der Klammerzahn stabilisiert sein.
Ungünstig (links): Während des Ausgliederns verliert der orale Klammerarm den
Kontakt zum Zahn.
Günstig (rechts): Durch Schaffung einer
Führungsfläche wird der Kontakt des oralen Klammerarmes am Zahn erhalten. Er
bildet somit ein Widerlager, es resultieren
nur vertikale Kräfte.
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Führungsflächen mit reziproker Wirkung stabilisieren den Zahn gegen Horizontalschübe beim Einund Ausgliedern der Prothese.
a
Konstruktionsplanung der Prothese
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5. Kavitäten für die Abstützungselemente
Abb. 4.15 Zwei Drittel des retentiven Klammerarmes liegen in
der Suprawölbung, ein Drittel unterhalb des prothetischen
Äquators.
bei umfassenden Klammern zwei Drittel der retentiven
Klammerarme oberhalb des Äquators verlaufen und nur
ein Drittel der Klammerarmlänge im Unterschnitt liegt
(Abb. 4.15).
4. Verbesserung von Retentionsfeldern
Durchführung
Insbesondere bei UK-Eckzähnen, aber auch bei gekippten Seitenzähnen kann es notwendig werden, bukkal eine kleine Mulde an idealer Stelle einzuschleifen, um den
Unterschnitt zu verbessern. Dazu hat sich eine Arkansaskugel bewährt. Bei gleicher Unterschnittstiefe können
auch die Inklinationen der Retentionsfelder unterschiedlich sein. Anzustreben ist dabei ein langsam ansteigendes Feld (Abb. 4.16): Es vermeidet ein abruptes Einschnappen der Klammer in den Unterschnitt und der
Klammerarm liegt bei gleicher Unterschnittstiefe weiter
marginal und deshalb unter ästhetischen Gesichtspunkten günstiger (vgl. auch Abb. 9.7).
Die Präparation der Kavitäten für die Stützelemente erfolgt zum Schluss. Dazu müssen auch die vorhandene
Verzahnung und Okklusionskontakte berücksichtigt werden. Bei einer innigen Verzahnung müssen die Modelle
noch einmal in den Artikulator gebracht werden, um
dort die Okklusionskontakte mit Okklusionsfolie anzuzeichnen.
Stützelemente dienen nicht nur der Abstützung der
Prothese, sondern auch der Lagesicherung des belasteten Zahns, da Abstützungselement und kleiner Verbinder immer einen Winkel haben sollten, der kleiner ist als
90⬚ (Abb. 4.17 ). Dies ist insbesondere bei Front- und Eckzähnen wichtig, da die Abstützungselemente oft an den
schräg abfallenden Oralflächen konstruiert werden müssen (s. auch weiter unten den Abschnitt Additive Maßnahmen). Diese werden mit einem umgekehrten Kegel
präpariert (Abb. 4.18).
Eine weitere Möglichkeit stellt die Präparation von
Aufnahmen für inzisale Krallen dar. Diese haben allerdings häufig ästhetische Einbußen zur Folge (Abb. 4.19).
Die Kavitäten für die Abstützungselemente im Seitenzahnbereich werden löffelförmig präpariert (Abb. 4.20).
Zunächst wird mit einem großen kugelförmigen Diamanten (ISO-Größe 023) die Hauptkavität geschliffen;
diese wird dann mit einem kleineren Kugeldiamanten
(ISO-Größe 014) im Zentrum leicht nach apikal versenkt.
Scharfe Kanten und Übergänge sollten vermieden werden, da dies gusstechnische Probleme mit sich bringt
und das Erzielen passgenauer Klammern erschwert.
Im Mund ist alles rund.
Abb. 4.16 Ein langsam ansteigendes
Inklinationsfeld (links) ist günstig für
die Ein- und Ausgliederung.
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Durchführung
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4 Modellgussprothesen
Abb. 4.17 Stützelement und kleiner Verbinder bilden einen
Winkel, der kleiner als 90⬚ ist, um eine möglichst axiale Pfeilerbelastung zu gewährleisten.
Abb. 4.18 Schematische Darstellung der Präparation für eine
palatinale Auflage an Frontzähnen, um eine gute axiale Belastung und Fassung der Pfeilerzähne zu gewährleisten.
Durchführung
Dimensionen der Kavitäten: Die Abstützungselemente erfüllen die wesentliche Aufgabe der Lagesicherung der
Klammer sowie der Abstützung der Prothese bei Kaulast.
Deshalb müssen sie ausreichend stark dimensioniert
sein. Die Stärke der Abstützungselemente sollte
1,2 – 1,5 mm betragen. Als Richtmaß für die Ausdehnung
in bukkooraler Richtung wird ein Drittel der entsprechenden Zahnbreite bzw. auch die Hälfte des vestibulooralen
Höckerabstands angegeben. Dies entspricht einer Ausdehnung von 2 – 3 mm. In mesiodistaler Richtung sollten
die Abstützungselemente 2,5 – 3 mm lang sein.
Generell gilt, dass alle Schleifmaßnahmen bei nichtgefüllten Zähnen nur im Schmelz stattfinden dürfen und
der Schmelz anschließend poliert und fluoridiert werden
muss. Bei Verwendung von Diamanten wird nur mit einem Feinkorndiamanten (roter Ring) präpariert, was den
anschließenden Polituraufwand in Grenzen hält.
Additive Maßnahmen
Additive Maßnahmen werden erst dann in Erwägung gezogen, wenn alle subtraktiven Maßnahmen vollständig
abgeschlossen sind. Beim Studienmodell werden additive Maßnahmen als diagnostisches Wax-up mit einem
harten Wachs ausgeführt. Dazu zählen adhäsive Kompositergänzungen, adhäsiv befestigte Metallführungsflächen und gefräste Kronen.
Abb. 4.20 Löffelförmiges Aussehen einer klassischen Kavität
für ein Stützelement im Seitenzahnbereich: Wichtig sind die
nach zentral gerichtete Vertiefung und abgerundete Übergänge.
1. Adhäsive Kompositergänzungen
In der Regel werden additive Kompositergänzungen an
Frontzähnen durchgeführt, um eine Optimierung der Palatinalflächen zu erzielen. Dazu muss aber wiederum
zunächst die Relation zu den Antagonisten berücksichtigt werden. Wenn ausreichend Platz vorhanden ist, ergibt sich damit eine gute Möglichkeit, sichtbare inzisale
Abstützungselemente zu vermeiden.
Durchführung
Die gewünschte Form der Kontur wird aufgewachst und
das Abstützungselement bereits ausmodelliert. Darüber
wird eine 1 mm starke Polyethylenfolie tiefgezogen (s.
Herstellung der Tiefziehfolien) (ganzer Zahnkranz!). Mit
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Abb. 4.19 Klassische Form der Auflage an Zahn 43:
ein mesialer Grip.
Konstruktionsplanung der Prothese
91
Abb. 4.21 Schematische Darstellung der Schaffung einer Modellationshilfe für eine additive Maßnahme, um im Frontzahnbereich eine palatinale Abstützungsmöglichkeit zu schaffen.
dieser Folie als Schablone kann dann im Mund der Kompositaufbau sehr leicht durchgeführt werden. Bei Verwendung hoch visköser Komposite empfiehlt es sich, auf
dem Modell zusätzlich einen „Druckstempel“ aus Gips
herzustellen, da die Folie zu weich ist, um Druck auf das
Komposit auszuüben (Abb. 4.21). Eine freie Druckausübung mit dem Finger garantiert hingegen nicht den Erhalt der ausmodellierten Form. Ziel ist es, nach der Entfernung der Folie möglichst wenig schleifen zu müssen.
2. Adhäsiv befestigte Metallführungsflächen
Durchführung
Wenn die notwendige additive Maßnahme eine gewisse
Größenordnung übersteigt und ein zu großer Kompositanteil auf Zug belastet wird, empfiehlt sich eine adhäsiv
befestigte Metallergänzung aus einer Kobalt-Chrom-Molybdän-Legierung. Die Präparation des Zahns entspricht
dann der, die auch seit langen Jahren erfolgreich für Adhäsivbrücken vorgenommen wird: Zentrale Bohrung von
1 mm Tiefe, approximale Rille von 0,5 mm Durchmesser
und als Begrenzung eine seichte Hohlkehlpräparation
von 0,5 mm Tiefe.
3. Gefräste Kronen
Durchführung
Wenn die Indikation zur Überkronung vorliegt, bieten
sich auch gefräste Kronen an (Abb. 4.22). Es empfiehlt
sich aber vielleicht, dann gleich parallelgefräste Tele-
skopkronen herzustellen, die leichter passgenau anzufertigen sind. Diese können mit abgestützten und kraftvermessenen Klammern durchaus kombiniert werden.
Wahl des großen Verbinders
Die Auswahl der Transversalverbindung richtet sich im
Oberkiefer nach der Verteilung des Restgebisses, nach
anatomischen Gegebenheiten (unterschiedliche Resilienzen) sowie nach den Vorgaben des Patienten (Würgereiz). Hier stehen das Transversalband, die Hufeisenverbindung, die skelettierte Platte und die Vollplatte zur
Auswahl. Im Unterkiefer ist der Sublingualbügel mit seinen Modifikationen die Regel. Vestibulärbügel sind
höchst selten indiziert. Die zunächst geplanten Verbinder sind auf dem Modell einzuzeichnen (Abb. 4.23).
Wichtigstes Kriterium ist insbesondere im Unterkiefer,
dass der obere Rand der Transversalverbindung den Sicherheitsabstand von 4 mm zur marginalen Gingiva einhält.
Einzeichnen der kleinen Verbinder
Nach Festlegen des großen Verbinders werden auch die
kleinen Verbinder eingezeichnet, die möglichst geradlinig und auf kürzestem Weg verlaufen sollten.
Einzeichnen der Sattelretentionen
Das Einzeichnen der Sattelretentionen komplettiert die
diagnostische Vermessung. Auch wenn dies müßig erscheint, so wird doch der Blick noch einmal auf die zahnlosen Anteile gelenkt. Hier fallen ggf. noch Besonderheiten auf, die evtl. bisher übersehen worden sind, wie unter sich gehende Bereiche, noch nicht verheilte Extraktionswunden mit Restalveolen oder Schleimhautwucherungen, -kapuzen etc.
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Abb. 4.22 Klassisches Beispiel einer gefrästen Krone im Seitenzahnbereich mit langer Führungsfläche und 2 Auflagen.
4 Modellgussprothesen
Abb. 4.23 a Auf dem Studienmodell vom Zahnarzt eingezeichnete vorläufige Konstruktion im Oberkiefer.
Auf einen Blick
Konstruktionsplanung der Prothese
Ziel
Fahrplan für die 2. Phase der klinischen Vorbereitung des
Restgebisses.
b Konstruktionszeichnung im Unterkiefer: Diese Modelle dienen zur Kommunikation mit dem Techniker und Patienten.
쐌
쐌
쐌
쐌
쐌
Materialien
쐌
쐌
쐌
쐌
Superhartgipsmodelle (Oberkiefer und Unterkiefer),
Vermessungsgerät,
Aufwachsinstrumentarium,
Präparationsinstrumentarium.
Durchführung
쐌 Festlegung der Einschubrichtung,
ausgehend von der Nulllage,
쐌 Gewährleistung der reproduzierbaren Einstellung
der Modelle,
쐌
쐌
쐌
쐌
쐌
Einzeichnen des prothetischen Äquators,
Festlegung der Retentionsfelder,
Festlegen des retentiven Klammerarmes,
Vermessung der retentiven Klammerarme nach
dem Bios-/Rapidflex-System,
Eintragen der Werte auf dem Modellrand:
– Unterschnittstiefe,
– Klammerarmlänge,
– Kürzung des Klammerprofiles,
subtraktive Maßnahmen:
– Führungsflächen,
– Öffnen von Approximalräumen,
– Beseitigung störender Schmelzanteile
und Konturen,
– Verbesserung von Retentionsfeldern,
– Kavitäten für die Stützelemente,
additive Maßnahmen,
Wahl des großen Verbinders,
Wahl der kleinen Verbinder,
Einzeichnen der Sattelretentionen.
4.2 Klinische Umsetzung der Planung und definitive Abformung
Planungsgespräch mit dem Patienten
Vor der Durchführung der endgültigen Vorbereitung des
Restgebisses für die Aufnahme einer Modellgussprothese werden mit dem Patienten die Überlegungen und die
Planung der Prothese am Studienmodell noch einmal
durchgesprochen. Insbesondere wenn sichtbare Klammeranteile unvermeidlich sind, muss das dem Patienten
noch einmal dargelegt werden. Je nach Patient und Situation sollte man sich in schwierigen Fällen den Behandlungsplan vom Patienten in der Karteikarte unterschreiben lassen. Das Studienmodell sollte in jedem Fall
zur Dokumentation der Planung aufbewahrt werden.
Remotivation und professionelle
Zahnreinigung
Je nach der bisherigen Vorbehandlungsdauer ist der Patient schon mehr oder weniger fest ins Prophylaxeprogramm eingebunden. In vielen Fällen wird es aber so
sein, dass eine intensive präprothetische Therapie nicht
notwendig war, sondern dass nach Zahnverlust bei ansonsten problemloser Restbezahnung eine Prothese eingegliedert werden muss.
Deshalb ist es günstig, die Remotivation und professionelle Zahnreinigung im Rahmen dieser Sitzung
durchzuführen. Anhand des Modells wird mit dem Pa-
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Aus Pospiech, P.: Die prophylaktisch orientierte Versorgung mit Teilprothesen (ISBN 9783131269416) © 2001 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart
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