Satelliten - Landwirtschaftskammer Niedersachsen

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„Satelliten“ – Auch bei der Biogasverstromung ein Erfolgsmodell
Die zum 1.1.2009 in Kraft getretene EEG-Novellierung bietet nicht nur deutlich verbesserte
Renditechancen für die Anlagenbetreiber, die nachwachsende Rohstoffe und ausreichende
Wirtschaftsdüngeranteile einsetzen oder ein gutes Wärmekonzept haben. Auch
Anlagenbetreiber, die in Zusammenhang mit letzterem an mehreren Standorten Strom
erzeugen wollen, um die Abwärme des BHKW besser nutzen zu können, profitieren
deutlich. Wie gut sich die Aufstellung eines „Satelliten“-BHKW als eigenständige Anlage
rechnet, analysiert Dr. Mathias Schindler von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen
am Beispiel einer Anlagenerweiterung.
Die hier als Beispiel betrachtete Anlage ging Anfang 2009 ans Netz und läuft nicht nur
störungsfrei, sondern fährt sogar aufgrund optimierter technischer Steuerung und Substratzufuhr
deutlich besser als ursprünglich einmal geplant, was sich nicht zuletzt auch im Gewinn
wiederspiegelt Wie eigentlich überall, wo es gut läuft, kommt hier natürlich auch sofort die Frage:
„Warum nicht die Anlage vergrößern?“
Die Fermenterkapazitäten sind durch die bestehenden BHKW nicht mehr ausgelastet und durch
den Bau eines neuen Nachgärers bzw. Endsubstratlagers könnte die Gasproduktion soweit
gesteigert werden, dass noch ein weiteres BHKW betrieben werden könnte. Dabei ergeben sich in
diesem Fall zwei Optionen. Zum Einen könnte am bestehenden Standort außer den Kapazitäten
für die zusätzliche Gaserzeugung auch das zusätzliche BHKW installiert werden. Dort könnte auch
etwas mehr Wärme verwertet werden. Alternativ dazu besteht aber auch die Möglichkeit, nach
Verlegen einer eigenen Gasleitung über ca. 1.300 m ein BHKW an einem Standort zu installieren,
wo eine höhere Wärmemenge abgegeben werden könnte.
Erfolg macht Appetit auf mehr
Das bisher umgesetzte Konzept der Biogasanlage sieht eine Produktion von ca. 4,38 Mio. kWh
Strom pro Jahr mittels 2 Motoren mit zusammen ca. 554 kWel. Anschlussleistung vor
(rechnerisch: 250 kWel.). Dazu werden jährlich neben 8.600 t Maissilage und 1.000 t
Hühnertrockenkot sowie 1.300 m3 Schweinegülle, die gegen eine entsprechende Menge
Endsubstrat ertauscht wird, und 1.900 m3 Milchviehgülle und 400 t an Grassilageresten vergoren
(vgl. Übersicht 1, Spalte „bisherige Anlage“). Da mit der Planung der Anlage bereits 2007
begonnen und der Bau in 2008 erfolgte, waren die Investitionskosten mit ca. 4.157 €/kWel.
Anschlusswert damals zwar relativ hoch, heute aber als eher moderat einzustufen.
Von den ca. 2,3 Mio. € Investitionsbedarf wurden 87.000 € durch die Grundstückseinbringung und
270.000 € als Kapitaleinlage getätigt, so dass ein Finanzierungsbedarf von 1,946 Mio. Euro
bestand. Dieser wurde über drei Kredite der KfW und der Hausbank gedeckt, die einen
durchschnittlichen Zinssatz von ca. 4,6% aufweisen. Für den eingespeisten Strom wird inklusive
Wirtschaftsdünger-, nawaRoh- und KWK-Bonus eine Vergütung von 19,07 €-cents/kWh gezahlt.
Zusätzlich werden über den Verkauf von 450.000 kWh Wärmeenergie noch 3 €-cents/kWh
realisiert und weitere - allerdings geringe - Einnahmen kommen noch aus einer Abgabe von
Endsubstrat gegen Geld.
Die anfänglichen Erträge dieser Anlage liegen nach Erreichen der vollen Leistung bei ca. 855.400
€ pro Jahr (siehe Übersicht 2). Nach Saldierung mit dem dafür erforderlichen Aufwand von
773.593 €/Jahr bleibt ein Unternehmensgewinn von 81.811 € im Jahr. Werden davon noch die
Ansprüche für die eigenen Faktoren in Höhe von 20.209 € (4% Eigenkapitalzins und 20 €/Akh)
abgezogen, verbleiben 61.603 € etwa, 7,2% vom Umsatz. Ein stattlicher Wert!
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Die Erwartungen für den gesamten Zeitraum, über den die garantierte Vergütung gezahlt wird,
liegen bei 17,1 Mio. € Umsatz, davon 16,7 Mio. € aus dem Stromverkauf. Es wird mit einem
Unternehmensgewinn von 1,57 Mio. € gerechnet, aus dem noch 426.000 € Faktoransprüche zu
bedienen sind. Mit durchschnittlich 57.155 € Unternehmergewinn pro Jahr bzw. 103 €/kWel./Jahr
entsteht eine wirtschaftlich stabile Situation, die selbst bei durchschnittlichen Maissilagepreisen
von 37,50 €/t (frei Silo, einsiliert) noch eine „schwarze Null“ liefern würde.
Dass aufgrund der guten Entwicklung der Cash flow schon am Anfang direkt nach Erreichen der
vollen Leistung deutlich positiv ist, spricht für gutes Finanzierungsmanagement. Dies Geld liegt
zurzeit in der Kasse und sucht nach Einsatzmöglichkeiten. Für Sondertilgungen ist es angesichts
des gezahlten Disagios zu schade, also wird nach Investitionsmöglichkeiten gesucht und was liegt
da näher, als das Erfolgsmodell auszubauen.
Wachstum bringt nicht immer mehr Erfolg
Die leichte Überdimensionierung der beiden Fermenter und der vorsorglich bereits
eingeplante Platz für eine Erweiterung führen zu der Überlegung, die vorhandenen
Kapazitäten so aufzustocken, dass ein drittes BHKW mit etwa 277 kWel. Leistung
(rechnerisch: 250 kWel.) ausgelastet werden kann. Die gegenüber der bestehenden
Anlage zu erwartenden Änderungen sind in der Spalten „Änderung durch Erweiterung um
250 kW“ der Übersichten 1 und 2 dargestellt.
Die dafür erforderliche zusätzliche Gasmenge soll aus der Vergärung von weiteren 1.000 t
Hühnertrockenkot
und
3.883
t
Maissilage
erzeugt
werden.
Damit
der
Wirtschaftdüngeranteil von sicherheitshalber 34,8% gehalten werden kann, sollen
3
Schweinegülle gegen die entsprechende
außerdem noch weitere 1.050 m
Endsubstratmenge ertauscht werden. Die Substratkosten steigen dadurch um ca. 133.900
€ pro Jahr an. Weil einiges eigentlich schon vorhanden ist, fällt der zusätzliche
Investitionsbedarf mit 481.000 € vergleichsweise niedrig aus, denn mit 1.737 €/kWel. sind
es nur 42% der spezifischen Kosten, die für die bisherige Anlage investiert werden
mussten. Dank 66.000 € Eigenkapital (26.000 € als Grundstück und 40.000 € als
Bareinlage) gibt die Bank die fehlenden 415.000 € in zwei Krediten über 5 und 10 Jahre
zu durchschnittlich 4,1% Zinsen dazu.
Nach dem Ausbau können 2,19 Mio. kWh Strom zusätzlich pro Jahr eingespeist werden.
Diese Leistungssteigerung klingt zunächst gut, wird aber von einer ernüchternd geringen
zusätzlichen Abschlagszahlung begleitet. Weil die Leistung oberhalb der (rechnerischen)
500 kWel. liegt, werden die zusätzlichen Kilowattstunden nur noch mit 12,41 €-cents
vergütet.
Fehlen im Bereich über 150 kWel. bereits insgesamt etwa 5,5 €-cents/kWh (2,5 €cents/kWh bei der Grundvergütung und 3 €-cents/kWh an Wirtschaftsdünger-Bonus), so
fallen oberhalb der 500 kWel.-Grenze weitere 5 €-cents/kWh (etwa 1 €-cent/kWh bei der
Grundvergütung, 3 €-cents/kWh beim nawaRo-Bonus und 1 €-cents/kWh beim
Wirtschaftsdüngerbonus) weg. Die erste Absenkung konnte in der bestehenden Anlage
dank striktem Kostenmanagement und einem brauchbaren Wärmekonzept noch
kompensiert werden und es wird mit der über 150 kWel. hinaus installierten Leistung auch
noch etwas zusätzlicher Gewinn verdient. Die zweite Absenkung für den Bereich oberhalb
von 500 kWel. kann nicht mehr kompensiert werden. Darüber hilft auch der Mehrerlös aus
dem jetzt möglichen zusätzlichen Wärmeverkauf nicht hinweg; obwohl die Anlagenleistung
3
um 50% wächst, werden mit zusätzlichen 279.119 € nur 32,6% mehr an monetären
Erträgen erzielt.
Dadurch fällt der zusätzlich aufgrund der Erweiterung erzielbare anfängliche
Unternehmensgewinn mit 2.124 €/Jahr sehr unbefriedigend aus, weil er die zusätzlichen
Faktoransprüche von 4.863 € pro Jahr nur etwa zur Hälfte abdecken kann. Aufgrund der
unterstellten inflationsbedingten Kostensteigerungen wird die Ergebnissituation im Laufe
der Zeit sogar noch schlechter. Weil 8. und im 15. Jahr zusätzlich auch noch
Ersatzinvestitionen für das BHKW fällig werden, ist über den Gesamtzeitraum selbst der
Unternehmensgewinn mit insgesamt 122.924 € deutlich im Minus.
Noch schlechter sieht es beim Unternehmergewinn nach Faktorentlohnung aus: Durch
einen Betrag von -31 €/kWel./Jahr für die zusätzlich installierte Leistung wird das Ergebnis
der Gesamtanlage um 170.373 € zurückgeworfen. Trotz vergleichsweise geringem
zusätzlichen Investitionsbedarf und einem sonst eigentlich ausreichenden Wärmekonzept
ist in dieser Anlagenerweiterung keine Rechnung drin ist, muss ein anderes Konzept
entwickelt werden.
„Satelliten“-BHKW: Die Gelddruckmaschine?
Alternativ zur einfachen Erweiterung wird die Erweiterung der bestehenden Gaserzeugung
am bisherigen Standort bei gleichzeitigem Bau einer Gasleitung und der Errichtung eines
„Satelliten“-BHKW an einem anderen Standort, wo ein deutlicher Wärmebedarf besteht,
geplant. Hier ist zwar mit einer deutlichen Steigerung des Investitionsbedarfes zu rechnen,
dafür aber wird bei der Berechnung der Einspeisevergütung wieder von vorn angefangen.
Aufgrund von Effizienzverlusten durch die in dieser Variante leicht suboptimale
Gesamtsteuerung der dann drei BHKWs (2 x 270 kWel. alt und 1 x 270 kWel. neu) und
etwas höhere Gasverluste werden in dieser Alternative leicht höhere Substratmengen an
Maissilage und Schweinegülle benötigt, die eine Steigerung der Substratkosten um
15.800 € auf 149.700 € verursachen (Übersicht 1, rechte Spalte).
Auch der Investitionsbedarf steigt deutlich: Die Auslagerung des BHKW muss mit 325.000
€ an zusätzlichen Investitionen für Standorterschließung und Leitungsbau erkauft werden.
Weil die Bank strikt nach den Sicherheiten geht und der fremdfinanzierte Anteil in dieser
Variante höher ausfällt, gibt die Bank die Kredite nur zu einem leicht höheren Zinssatz von
4,4%, was aber immer noch eine günstige Finanzierung darstellt.
Die an dem neuen Standort verkaufbare Wärmemenge fällt mit 200.000 kWh pro Jahr
ebenfalls höher aus, deutlicher steigt aber die Einspeisevergütung. Zwar muss diese jetzt
auf dem Stand von 2010, also mit einprozentiger Kürzung berechnet werden, dafür
werden aber für etwa 60% des erzeugten Stromes inklusive aller Boni 22,66 €-cents/kWh
(bis 150 kWel.) gezahlt und der übersteigende Stromanteil wird mit immer noch attraktiven
17,22 €-cents/kWh vergütet. Aufgrund dessen fällt der anfängliche monetäre
Gesamtertrag mit 457.556 €/Jahr (rechte Spalte in der Übersicht 2) fast 64% höher aus
als bei der „einfachen“ Erweiterung am bestehenden Standort.
Trotz der um fast 72.500 €/Jahr höheren Kosten ist für die Anlage mit über 108.000 €/Jahr
ein anfänglicher Unternehmensgewinn zu erwarten, der sogar noch deutlich über dem der
bisherigen Anlage liegen wird. Da die Faktorkosten sich unterproportional entwickeln, wird
die Relation beim Unternehmergewinn noch besser: Die nur halb so große „neue“ Anlage
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wird 63% mehr Unternehmergewinn einbringen. Werden mit der bisherigen Anlage 103
€/kWel./Jahr verdient, so liefert das „Satelliten“-BHKW mit 349 €/kWel./Jahr das 3,39fache.
Fazit
Nicht nur „unsere Lena“ kann seit Kopenhagen vom Erfolgsprojekt „Satellite“ profitieren.
Die Betreiber von Biogasanlagen können schon seit dem 1.1.2009 mit der Anerkennung
einer Erweiterung als „Satelliten“-BHKW finanziell richtig punkten.
Die einfache Erweiterung einer Biogasanlage, die meist deutlich kostengünstiger und
Ressourcen schonender möglich ist, rechnet sich wegen der drastisch schlechteren
Vergütungen bei annähernd gleicher Gesamtleistung selbst bei mittlerem Wärmekonzept
in der Regel nicht mehr.
Durch die über die 500 kWel.-Grenze hinaus installierte Leistung wird in den meisten
Fällen nicht nur Gas sondern auch (viel) Geld verbrannt.
Die derzeitige Anerkennungspraxis für „Satelliten“-BHKW als eigenständige Anlage
erzwingt die BoAs (Bonus optimierende Anlagen). Diese Regelungen stehen für die
nächste Novellierung des EEG, die für Ende 2011 geplant ist, bereits auf dem Prüfstand,
ob sie 2012 noch so gelten, wird von vielen „Experten“ bezweifelt.
Es ist ja wie es ist. Also: Machen Sie das Beste draus.
Übersicht 1: Grunddaten der bestehenden Anlage und der geplanten Kapazitäten
bisherige
Anlage
Milchkuhgülle
m3/J.
3
Schweinegülle
m /J.
Hühnertrockenkot
t/J.
Maissilage
t/J.
Grassilage
t/J.
Substratkosten
€/J.
WD-Anteil
%
Motorleistung
kWel.
Investitionsbedarf insg. €
pro kW el.
Fremdkapital
€
Ø FK-Zins
%
Einspeisung
kWh/J.
€/kWh Strom
Wärmenutzung
kWh/J.
€/kWh Wärme
Änderung durch
Erweiterung
um 250 kW
Änderung durch
Satelliten-BHKW
mit 250 kW
1.900
1.300
1.000
8.600
400
311.000
34,8%
554
2.303.000
4.157
1.946.000
4,6%
4.380.187
0,1907
450.000
0,0300
1.050
1.000
3.883
1.200
1.000
4.100
133.900
34,8%
277
481.000
1.737
415.000
4,1%
2.189.576
0,1241
150.000
0,0300
149.700
34,9%
277
806.000
2.910
710.000
4,4%
2.189.637
0,2048
200.000
0,0300
5
Übersicht 2: Ökonomische (Gesamt)-Ergebnisse der Anlage und der Projekte
bisherige
Anlage
anfängl. Gesamtertrag
anfängl. Gesamtaufwand
anf.Unternehmensgewinn
anfängl. Faktorkosten
anf. Unternehmergewinn
Einspeiseerlöse insg.
Gesamterträge insg.
Aufwand insgesamt
Unternehmensgewinn
Faktorkosten
Unternehmergewinn
€/J.
€/J.
€/J.
€/J.
€/J.
€
€
€
€
€
€
€/J.
€/kWel./J.
855.405
773.593
81.811
20.209
61.603
16.706.032
17.138.473
15.569.361
1.569.112
426.017
1.143.095
57.155
103
Änderung durch
Erweiterung
um 250 kW
279.119
276.995
2.124
4.863
-2.740
5.434.067
5.594.515
5.717.438
-122.924
47.450
-170.373
-8.519
-31
Änderung durch
Satelliten-BHKW
mit 250 kW
457.556
349.435
108.121
7.546
100.575
8.968.755
9.165.133
7.082.344
2.082.789
146.858
1.935.930
96.797
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