Welt der Wissenschaft: Solarkonstante Wieviel Energie liefert uns die Sonne? Die genauesten Werte für den Energiefluss von der Sonne bestimmte Dietrich Labs, der im März 2008 im Alter von 86 Jahren in Heidelberg starb. Er entwickelte die präzisesten Vergleichsquellen zur Eichung des Sonnenspektrums. Sein SOLSPEC-Instrument wurde seit 1983 mehrmals im Weltraum eingesetzt und misst jetzt auf der Internationalen Raumstation ISS. Von Dietrich Lemke, Holger Mandel und Uwe Reichert A uch wenn die Sonne gerade mal den die Häufigkeit der Sonnenflecken pe- auch auf die Zusammensetzung der Atmo- nicht scheint und Wolken den riodisch schwankt. Solche Veränderungen sphäre haben. So bestimmt zum Beispiel Himmel verhängen: Sie leuch- könnten sich auf das Wettergeschehen Strahlung aus dem mittleren Ultraviolet- tet permanent und versorgt die und die Entwicklung des Erdklimas aus- ten, also dem Wellenlängenbereich von 200 Erde mit lebensnotwendiger Strahlungs- wirken, denn die Sonne bestimmt als pri- bis 300 Nanometern (nm), den Ozongehalt energie. Pro Sekunde und Quadratmeter märe äußere Energiequelle den Energie- der Atmosphäre und damit wiederum die sind es im Mittel 1367 Joule. Dieser Wert haushalt der irdischen Atmosphäre. Wie Absorption ultravioletter Strahlung. heißt Solarkonstante. Er ist allerdings stark solche Auswirkungen sind, lässt sich Um solche Auswirkungen der Son- nicht exakt konstant, denn er hängt von allerdings nur herausfinden, wenn man neneinstrahlung auf die Vorgänge in der der Entfernung der Erde zur Sonne ab, die die Sonnenstrahlung und ihre zeitlichen Erdatmosphäre verstehen zu können, ist es bekanntlich wegen der Exzentrizität der Veränderungen langfristig genau misst. also wichtig zu wissen, ob und wie sich die Erdbahn im Jahreslauf leicht variiert. Aber nicht genug, dass die Solarkons- spektrale Verteilung der Sonnenstrahlung Auch Veränderungen auf unserem Ta- tante leicht variiert: Auch die spektrale mit der Zeit ändert. Aber auch für das volle gesgestirn selbst können den Wert der So- Verteilung der von der Sonne abgestrahlten physikalische Verständnis der Energieer- larkonstante beeinflussen – zum Beispiel Energie kann sich mit der Zeit ändern und zeugung im Inneren der Sonne und des der elfjährige Sonnenfleckenzyklus, durch sowohl Auswirkungen auf das Erdklima als Strahlungstransports nach außen ist die Absolutmessung ihrer Strahlungsintensität erforderlich. Aus den gemessenen Werten Stichwort: Solarkonstante D von abgestrahlter Energie pro Fläche, pro Raumwinkel und pro Wellenlängeninter- ie Solarkonstante ist die Strahlungsener­gie der Sonne, die bei mittlerem vall kann dann durch Integration auch die Sonnenabstand von einer Astronomischen Einheit und senkrechtem Strah- Solarkonstante genau bestimmt werden. lungseinfall pro Sekunde und pro Quadratmeter auf die Erdatmosphäre einfällt. Ihr Mittelwert beträgt 1367 Joule pro Sekunde und Quadratmeter beziehungsweise 1367 Watt pro Quadratmeter. In älteren Lehrbüchern wird dieser Wert so veranschaulicht: Die Sonne wirft an je- Schwarzer Körper als Vergleichslichtquelle Im Grunde ist das Prinzip der Messung dem wolkenlosen Sommertag ein Brikett auf jeden Quadratmeter der Erde. Heute einfach: Man nehme ein Spektralphoto- haben Besitzer von Solaranlagen durch eingespartes Heizöl oder die Einspeisevergü- meter und messe über eine längere Zeit tung für Solarstrom eine Vorstellung von der Leistung des solaren Energiestroms. den spektralen Strahlungsstrom der Sonne in absoluten Einheiten, zum Beispiel 30 Juni 2008 Sterne und Weltraum + die von Dietrich Labs und Heinz Neckel 1970 gemessenen Werte in zehn Nanometer breiten Wellenlängenintervallen an, einschließlich der zahlreichen Absorptionslinien. Die glatte Kurve gibt das Quasikontinuum an, also die Verbindungslinie der höchsten gemessenen Intensitäten zwischen den Linien. ?dj[di_jjQMYc#(ij[h#'dc#'S ultravioletten bis weit in den infraroten Strahlungsbereich. Die Treppenkurve gibt Labs, D. und Neckel, H.: Proc. Symposium on Solar Radiation, 1973 Das Sonnenspektrum erstreckt sich vom * ) ( ' & i_Y^jXWh[h 8[h[_Y^ (&& *&& ,&& .&& '&&& '(&& '*&& ',&& '.&& M[bb[dbd][_dDWdec[j[h SOHO (ESA und NASA) in Watt pro Quadratzentimeter, Steradiant und Nanometer (W cm–2 sr–1 nm–1). In der Praxis allerdings ergeben sich eine Reihe von messtechnischen Schwierigkeiten: Um störende und veränderliche Einflüsse der Erdatmosphäre auszuschalten, sollten die Messungen vorzugsweise außerhalb der irdischen Lufthülle ausgeführt werden. Und die Empfindlichkeit des Messgeräts darf sich im Laufe der Zeit nicht unkontrolliert ändern; ein steter Vergleich des gemessenen Strahlungsstroms der Sonne mit demjenigen einer Strahlungsquelle bekannter Intensität im Labor ist also erforderlich. Eine solche Eichquelle ist der berühmte Schwarze Körper, dessen Abstrahlung Max Planck im Jahre 1900 mit der nach ihm benannten Strahlungsformel erstmals genau angeben konnte. Dazu muss nur die Temperatur des strahlenden Hohlraums exakt bekannt sein. Idealerweise sollte sie der Temperatur von etwa 5770 Kelvin auf Im Röntgenlicht und im Ultravioletten der Oberfläche der Sonne möglichst nahe bietet unsere Sonne mit ihrer Korona kommen. einen spektakulären Anblick. Einer der Wissenschaftler, die sich solche Messungen an der Sonne zur Lebensaufgabe machten, war Dietrich Labs Quecksilber-Hochdrucklampen mit einer Da Sterne vom Spektraltyp der Sonne von der Landessternwarte Heidelberg. sonnenähnlichen Ausstrahlung. Diese klei- (G2V) in der Milchstraße häufiger anzu- Vor allem in den 1960er Jahren hat er mit nen und transportablen Strahlungsquellen treffen sind, kennen wir so auch den Ener- seinen Mitarbeitern Messungen an den kalibrierte er im Labor mit einem Schwar- giefluss von zahlreichen Sternen gleichen hochalpinen Stationen Pic du Midi in den zen Körper. Dessen genaue Temperatur Typs, sofern deren Entfernung bekannt ist. französischen Pyrenäen und Jungfraujoch wurde wiederum am Erstarrungspunkt Umgekehrt kann aus der Helligkeitsmes- in den Berner Alpen durchgeführt. von Gold bei T = 1064,43 Grad Celsius an- sung von G2V-Sternen ihre Entfernung Da ein Schwarzer Körper mit allen gehängt. Diese gegenseitigen Anschlüsse abgeleitet werden (photometrische Paral- seinen Versorgungseinheiten ein unhand- erfordern hohes experimentelles Geschick laxe). An die G2V-Sterne lassen sich Sterne liches Gerät für Expeditionen zu solch und einen Genauigkeitsfanatiker wie Labs. mit anderem Spektraltyp anschließen, so unwirtlichen Orten ist, schuf Labs »sekun- Das Ergebnis einer solchen präzisen Abso- dass die Sonnenmessungen zum Stamm- däre« Standardstrahler: stabil leuchtende luteichung des Sonnenspektrums durch baum eines photometrischen Eichsystems Wolframbandlampen sowie Xenon- und Labs und Mitarbeiter zeigt die Grafik oben. der Sterne wurden. www.astronomie-heute.de Juni 2008 31 Didaktisches Material zu diesem Beitrag Besuchen Sie uns im Internet! steht Ihnen kostenlos auf der Website www.wissenschaft-schulen.de zur Verfügung, bei denen es darum geht, mit wenig materiellem Aufwand und entsprechend mehr Physik- und Mathematikkenntnissen die Solarkonstante zu bestimmen. Unser Projekt »Wissenschaft in die Schulen!« führen wir in Zusammenarbeit mit der Landesakademie für Lehrer­fortbildung in Bad Wildbad durch. Es wird von der Klaus Tschira Stiftung gGmbH großzügig gefördert. Mit der in den 1960er Jahren aufkom- tronen, die durch starke Magnetfelder auf menden Möglichkeit extraterrestrischer eine Kreisbahn gezwungen werden, strah- Messungen verband sich der Wunsch, das len beim Umlauf in tangentialer Richtung Sonnenspektrum auch in dem vom Erd- helles Licht ab. Das Spektrum dieser Syn- boden aus unzugänglichen Ultravioletten chrotronstrahlung kann genau berechnet zu kalibrieren. Der klassische Schwarze werden, wenn einige messbare Größen, Körper reichte dafür nicht aus, da er nicht wie Energie der Elektronen und Magnet- heiß genug wurde und kein bekanntes feldstärke, bekannt sind. Der Vorteil einer Wandmaterial Temperaturen von mehr als Eichung mit der Synchrotron-Strahlung 3000 Kelvin auszuhalten vermochte. Bei ist zweifach: ihre Intensität steigt zum Ul- dieser Temperatur liegt das Strahlungsma- travioletten hin an (Grafik unten), und sie ximum im nahen Infraroten. Seine Inten- kommt aus dem Vakuum des Beschleuni- sität fällt zum Ultravioletten hin um viele gers. Fenster mit Absorptionen und Refle- Größenordnungen ab. Aus diesem Grund xionen werden so vermeidbar. In unserem Online-Archiv finden Sie alle wurden Messungen im mittleren Ultra- Beim Deutschen Elektronen-Synchro- bisher erschienenen Sterne und Weltraum- violetten durch Streulicht aus dem sehr tron DESY in Hamburg haben Labs und Artikel seit 2005. viel helleren sichtbaren Bereich verfälscht, seine trotz zweifacher Filterung in dem von Labs drucklampen als sekundäre Eichquellen >> Hier können Sie nach einzelnen Artikeln entwickelten Doppelmonochromator. angeschlossen. Diese wurden dann unver- Doktoranden schließlich Hoch- recherchieren und diese für € 1,– Ab 1965 schuf sich Labs mit seinen Stu- züglich zur Ultraviolett-Kalibrierung von denten einen neuen primären Strahlungs- Raketen- und Satelliteninstrumenten zur als PDF-Dateien kaufen: standard: die Synchrotronstrahlung eines Messung des Zodiakallichtes eingesetzt, www.suw-online.de/archiv großen Beschleunigers. Energiereiche Elek- das durch Streuung des Sonnenlichts an >> Sie können Sterne und Weltraum Synchrotronstrahlung auch komplett als Online-Ausgabe Sonne Schwarzer Körper Im Gegensatz zu den abonnieren: Spektren thermischer www.suw-online.de/digitalabo Quellen wie Schwarzer Körper und Sonne steigt die Intensität von >> Der Podcast von Sterne und Weltaum Synchrotronstrahlung und astronomie heute enthält aktuelle forschung und Amateurastronomie. >> … oder treten Sie einfach mit unseren Astro-Bloggern in Kontakt: zu kurzen Wellenlängen relative Intensität Nachrichten rund um Weltraum- hin an. Skizziert ist der relative Verlauf, nicht die absolute Intensität, da letztere von vielen Geometriefaktoren abhängt. Offensichtlich liefert www.kosmologs.de D. Lemke/SuW-Grafik der Schwarze Körper im Diese und weitere kostenlose ServiceAngebote finden Sie unter www.astronomie-heute.de Ultraviolett Sichtbares Licht Ultravioletten ein viel zu kleines Eichsignal für die Sonne, vorteilhafter ist die Synchrotron-Strahlung. Infrarot Wellenlänge 32 Juni Wissen 2008 aus erster Hand Sterne und Weltraum Landessternwarte Heidelberg ZUM NACHDENKEN Solarkonstante or mir liegt die Ausgabe vom V Aufgabe 3: a) Im Perihel der Erdbahn be- 21./22. April 2001 der Rhein-Ne- trägt die Sonnendistanz rP 147,1 Mil- ckar-Zeitung. Auf Seite 5 hat dort die lionen km. Auf welchen Wert SP erhöht Heidelberger Tageszeitung eine große sich Leistungsdichte im Perihel? Man Reportage über Dietrich Labs und sein drücke das Ergebnis auch als prozentua- Lebenswerk abgedruckt: »Messung le Erhöhung in Bezug auf die Solarkons- Dietrich Labs (1921–2008) forschte an der der Sonnenstrahlung als Lebensauf- tante aus. b) Wie verhält es sich mit der Landessternwarte Heidelberg und lehrte gabe«. Fünf Wochen zuvor war der Leistungsdichte SA im Aphel der Erd- an der dortigen Universität. Ein letzter sympathische Professor achtzig Jahre bahn? Die Sonnendistanz ist dort rA Meilenstein in seinem Lebenswerk war die alt geworden. Viele Studenten kennen 152,1 Millionen km. Inbetriebnahme von SOLSPEC auf der Inter- ihn vom astronomischen Praktikum nationalen Raumstation im Februar 2008. an der Landessternwarte auf dem Kö- Aufgabe 4: Ein Braunkohlebrikett hat Er starb kurz darauf am 16. März. nigstuhl, das er lange Jahre betreut den Heizwert HB 6,0 kWh/kg. Die Mas- hat. Sein Hauptforschunggebiet, die se mB eines solchen Briketts beträgt ein präzise Messung der Solarkonstanten, Kilogramm. Man berechne die Leistungs- den interplanetaren Staubteilchen ent- gab Anregung zu den folgenden Auf- dichte LB eines Briketts pro Tag und Qua- steht. gaben. dratmeter und vergleiche mit der Aussa- Hauptziel blieb die präzise Messung ge im Kasten auf Seite 30. der direkten Sonnenstrahlung aus dem Aufgabe 1: Die Solarkonstante S be- Weltraum. Das sollte über einen längeren schreibt die über das Jahr gemittelte Aufgabe 5: Im Leerlauf benötigt ein Au- Zeitraum geschehen, um möglichen Ände- Leistungsdichte der auf die Erde ober- to etwa einen Liter Sprit pro Stunde. rungen der Solarkonstanten auf die Spur halb der Atmosphäre einfallenden Son- Der Heizwert von Benzin liegt bei HS zu kommen. Labs entwickelte deshalb nenstrahlung. Ihr Wert ist: 45 MJ/kg, seine Dichte liegt bei rS 0,8 zusammen mit G. Thuillier (Paris) und P. C. Simon (Brüssel) das Sonnenspektrometer kg/Liter. Man vergleiche die in einem Li- S 1367 W/m2. ter Benzin steckende Verbrennungsener- SOLSPEC für den Wellenlängenbereich von Man berechne mit Hilfe der Solarkon- gie mit der an einem guten Tag mit zwölf 180 bis 3200 nm, das erstmals im Dezem- stanten die Leuchtkraft der Sonne L. Stunden Sonnenscheindauer bei einem ber 1983 zusammen mit dem europäischen Die mittlere Distanz Erde–Sonne rAE Wirkungsgrad von dreißig Prozent auf- Weltraumlabor Spacelab 1 ins All startete. wird als Astronomische Einheit (AE) gesammelten Energiemenge einer ei- Der Heidelberger Beitrag umfasste dabei bezeichnet: rAE 1 AE 149,6 Millio- nen Quadratmeter großen Solarzellen- die Schwarzkörper-Eichung des Instru- nen km. paneele. Axel M. Quetz ments im Labor und die präzise Eichung der in SOLSPEC mitfliegenden Vergleichs- Aufgabe 2: Verblüffenderweise ge- lichtquellen am Kennedy Space Center vor horcht die Energieabstrahlung der Son- dem Start und nach der Landung. ne und der Sterne überhaupt derje- Ziel: Raumstation nigen eines sogenannten Schwarzen Körpers. Das Stefan-Boltzmannsche In den Jahren 1992 bis 1994 folgten drei Gesetz beschreibt für solche Körper weitere Einsätze auf Raumfähren-Missi- den Zusammenhang zwischen ihrer onen der NASA. Diese Flüge waren jedoch Leuchtkraft und ihrer Oberflächentem- auf eine Dauer von ein bis zwei Wochen peratur: beschränkt. Erst mit der freifliegenden Weltraumplattform Eureca der ESA, die LÖSUNGEN Ihre Lösungen senden Sie bitte L s T4 F. bis zum 15. Juni an: 10 –8 m–2 K–4 Redaktion SuW – Zum Nachdenken, zwischen August 1992 und Juli 1993 in Dabei ist s 5,67 der Erdumlaufbahn verblieb, konnten die Stefan-Boltzmannsche Strahlungs- Max-Planck-Institut für Astronomie, Messungen über einen längeren zusam- konstante und F die Oberfläche Königstuhl 17, D-69117 Heidelberg. menhängenden Zeitraum durchgeführt der Sonne. Ihr Radius beträgt: R Fax: (+49|0) 62 21–52 82 46. werden. Weiterreichende Pläne sahen den 696 000 km. Man leite aus der in Auf- Einmal im Jahr werden unter den erfolg- Einsatz von SOLSPEC auf der Internationa- gabe 1 bestimmten Sonnenleuchtkraft reichen Lösern Preise verlost: siehe Sei- len Raumstation (ISS) für mindestens 18 ihre Oberflächentemperatur her. te 125. W Monate vor. Infolge von Verzögerungen im www.astronomie-heute.de Juni 2008 33 NASA/ESA Seit Februar 2008 befindet sich das rund einen Meter große Sonnenspek­ Dietrich Lemke wirkte von trometer SOLSPEC an Bord der Internationalen Raumstation ISS. Gemeinsam 1965 bis 1967 als Doktorand mit einem zweiten Instrument ist es außen an dem europäischen Weltraum- in der von Dietrich Labs labor Columbus angebracht. geleiteten Arbeitsgruppe an der Nutzung der Synchrotronstrahlung als primärer Spaceshuttle-Programm der NASA ließ die ringe Variationen der Solarkonstanten von Standard mit. Anschließend war er am Max- Umsetzung jedoch länger auf sich warten. ungefähr 0,2 Prozent, aber Schwankungen Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg SOLSPEC konnte deshalb erst im Februar von mehreren Prozent im Ultravioletten. über viele Jahrzehnte für Weltraumprojekte 2008 zusammen mit dem europäischen Letzteres trägt zwar nur mit etwa einem des Instituts verantwortlich. Columbus-Modul zur ISS gebracht werden Prozent zur Gesamtstrahlung der Sonne (Grafik oben). bei, zeigt jedoch eine starke Wechselwir- Holger Mandel ist seit Die Kalibrierung des Spektrometers kung mit der Stratosphäre unserer Erde. Anfang der 1980er Jahre erfolgte diesmal unter Verwendung eines Bei stärkerer UV-Strahlung steigt die Ozon- in die Arbeitsgruppe von neuartigen Hochtemperatur-Schwarzkör- konzentration um mehrere Prozent und in Labs und die anstehenden pers aus Pyrokohlenstoff (T ~ 3200 Kelvin) der Folge die Temperatur der Stratosphäre. Kalibrierungskampagnen der Bundes- Das kann zu kleineren Rückkopplungs- des SOLSPEC-Experiments anstalt Braunschweig und der Synchro- effekten in die unteren Atmosphären­ eingebunden. Seit seiner Promotion ist er an tron-Strahlungsquelle BESSY II in Berlin. schichten führen. Erstaunlicherweise hat der Landessternwarte Heidelberg an der Ent- Anders als bei den bisherigen Einsätzen sich die Stratosphärentemperatur seit wicklung von Instrumenten – unter anderem im Weltraum ist es aus Kostengründen Beginn der Satellitenmessungen aber ge- für das Large Binocular Telescope – beteiligt. diesmal nicht möglich, das Experiment ringfügig verringert. Da die Gesamtstrah- nach erfolgter Mission wieder auf die Erde lung der Sonne jedoch gleich geblieben ist, Uwe Reichert entwickelte zurückzubringen und zu rekalibrieren. Es können wir für den irdischen Temperatu- Anfang der 1980er Jahre wird eines Tages mit der ausgedienten ISS ranstieg der letzten Jahrzehnte jedenfalls als Diplomand in der Ar- bei einem gesteuerten »Absturz« in der nicht die Sonne verantwortlich machen. beitsgruppe von Labs einen Physikalisch-Technischen Erdatmosphäre verglühen. Ob diese wichtige Aussage auch für die Graphit-Hohlraumstrahler zur Kalibrierung des SOL- Die inzwischen auch durch mehrere Zeit der ansteigenden Sonnenaktivität im Satellitenmessungen über drei Jahrzehnte neuen Sonnenfleckenzyklus gilt, wird uns SPEC-Experiments. Seit Anfang 2008 ist er gesammelten Daten zeigen erstaunlich ge- das neue SOLSPEC-Experiment lehren. Chefredakteur von »Sterne und Weltraum«. 34 Juni 2008 Sterne und Weltraum www.astronomie-heute.de Juni 2008 35