5. Antriebe mit Asynchronmaschine

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EL4
Grundlagen Antriebstechnik
5. Antriebe mit Asynchronmaschine
Inhalt
5. Antriebe mit Asynchronmaschine ................................................................................... 2
5.1 Einleitung............................................................................................................................... 2
5.2 Asynchronmaschine mit Kurzschlussläufer ....................................................................... 3
5.2.1 Aufbau .............................................................................................................................. 3
5.2.2 Statordrehfeld ................................................................................................................... 4
5.2.3 Wirkungsweise ................................................................................................................. 4
5.2.4 Ersatzschaltung ................................................................................................................ 6
5.2.5 Leistungsfluss................................................................................................................... 9
5.2.6 Betriebskennlinien ......................................................................................................... 10
5.2.7 drehzahlvariabler Betrieb ............................................................................................... 12
5.3 Sanftanlasser für Asynchronmaschinen ........................................................................... 13
5.3.1 Einleitung ....................................................................................................................... 13
5.3.2 Drehstromsteller-Typen ................................................................................................. 15
5.3.3 Drehstromsteller mit RL-Last ........................................................................................ 16
5.4 Umrichter ............................................................................................................................ 19
5.4.1 Einleitung ....................................................................................................................... 19
5.4.2 Aufbau, Eigenschaften ................................................................................................... 20
5.4.3 Netzstromrichter für Wechselstrom ............................................................................... 22
5.4.4 Netzstromrichter für Drehstrom ..................................................................................... 24
5.4.5 Zwischenkreis ................................................................................................................ 26
5.4.6 Pulsstromrichter für Wechselstrom ................................................................................ 27
5.4.7 Maschinenstromrichter: Pulsstromrichter für Drehstrom .............................................. 29
5.5 Literaturverzeichnis ........................................................................................................... 34
15.12.15 / sbrw
5-1
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5.1 Einleitung
5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.1 Einleitung
Die Asynchronmaschine (ASM) wurde Ende des 19. Jh. entwickelt. Sie wird mit Drehstrom betrieben. Die häufigste Ausführung (mit Kurzschlussläufer) ist robust und einfach aufgebaut. Dadurch
ist ihre Herstellung günstig und die Wartung gering, was gewichtige Vorteile sind. Sie kann am
Drehstromnetz anlaufen und arbeitet dann mit fast konstanter Drehzahl als drehzahlstatischer Antrieb: Pumpe, Lüfter, Kompressor (Druckluft, Kälte).
Abbildung 5-1
Explosionszeichnung einer ASM (© CEG motori elettrici)
Drehzahl und Drehmoment wurden früher mit externen Widerständen verstellt und benötigten einen
Rotor mit Schleifringen (Schleifringläufer). Heute wird dazu meistens ein Stromrichter (Umrichter)
verwendet, der keine Schleifringe benötigt und verlustarm arbeitet. In einem weiten Leistungsbereich (0.5 kW bis 5 MW) ist das der häufigste drehzahlvariable Antrieb. Einsatzgebiete: Förderband, Zentrifuge, Rührwerk, Pumpe, Lüfter, Kompressor, verschiedenste Werkzeugmaschinen
(Herstellung, Bearbeitung von Gütern), Elektrofahrzeuge (Zug, Tram, Trolleybus, Werkfahrzeuge).
Asynchronmaschinen können auch am Wechselstrom betrieben werden, wenn mit einer
Hilfsvorrichtung (Kondensator oder Spaltpol)
dafür gesorgt wird, dass im Stator ein Drehfeld
entsteht. Solche Asynchronmaschinen kleiner
Leistung werden häufig als wartungsfreier
Lüfterantrieb in elektronischen Geräten eingesetzt.
Abbildung 5-2
S-Bahn mit ASM, Umrichter als drehzahlvariabler Antrieb (www.stadlerrail.com)
5-2
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5.2 Asynchronmaschine mit Kurzschlussläufer
5.2 Asynchronmaschine mit Kurzschlussläufer
5.2.1 Aufbau
Eine Asynchronmaschine besteht aus Stator (Ständer) und Rotor (Läufer). Der Luftspalt wird möglichst klein dimensioniert, um eine gute magnetische Kopplung zwischen Stator und Rotor zu erzielen. Stator und Rotor tragen im Eisen über den ganzen Umfang verteilte Wicklungen. Beim Stator
ist es immer eine Drehstromwicklung (Stern oder Dreieck).
Abbildung 5-3
links: Querschnitt ASM; rechts: Stator
Beim Rotor gibt es 2 verschiedene Varianten: meistens Kurzschlussläufer, selten Schleifringläufer.
Beim Kurzschlussläufer werden die Windungen mit Stäben ausgeführt und über Ringe an den Enden kurzgeschlossen. Das erlaubt eine vereinfachte Konstruktion.
Abbildung 5-4
Rotor; links: Kurzschlusskäfig aus Aluminium (vom
rechts: Schleifringläufer mit gewickelter Drehstromwicklung
Eisen
getrennt);
Der Schleifringläufer trägt eine Drehstromwicklung (Stern oder Dreieck). Ihre Anschlüsse werden
auf Schleifringe geführt und sind über Kohlebürsten (Wartung) mit den Anschlussklemmen des
Rotors verbunden.
5-3
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5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.2 Asynchronmaschine mit Kurzschlussläufer
5.2.2 Statordrehfeld
Wenn eine Drehstrommaschine (Asynchron-, Synchronmaschine) ans Netz geschaltet wird, fliessen
im Stator (Index 1) 3 Strangströme mit der Frequenz f1.
i1U(t)
i1V(t)
t1
Abbildung 5-5
i1W(t)
t2
Strangströme Stator
Die Ströme erzeugen zusammen im Rotor (Index 2) ein veränderliches magnetisches Feld. Für diese
Betrachtung genügt eine vereinfachte Statorwicklung, die Rotorwicklung wird nicht benötigt.
1U1
1U1
1W2
1
1V2
1W2
1
1V2
1V1
1W1
1
1V1
1W1
1
1U2
1U2
Zeitpunkt t1
Abbildung 5-6
Zeitpunkt t2
Statorströme, Feldlinien im Rotorraum (zu vervollständigen)
Das magnetische Feld in diesem Rotor hat 2 Pole, seine Polpaarzahl p beträgt 1. Es dreht sich mit
der Winkelgeschwindigkeit D1 bzw. mit der Synchrondrehzahl n1 und heisst Drehfeld.
 2 f1
(5-1)
Winkelgeschwindigkeit Statordrehfeld
 D1  1 
p
p
f 60s
(5-2)
Synchrondrehzahl Statordrehfeld
n1  1 
p min
5.2.3 Wirkungsweise
Die Wirkung ist gleich, aber einfacher verständlich, wenn der Rotor mit drei kurzgeschlossenen
Strängen betrachtet wird anstatt mit einem Kurzschlusskäfig. Der Rotor hat die Drehzahl n.
5-4
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5.2 Asynchronmaschine mit Kurzschlussläufer
Synchroner Lauf:
Wenn der Rotor mit derselben Drehzahl n dreht wie das Statordrehfeld, bleibt das magnetische Feld
in den Rotorsträngen konstant. Ohne Feldänderung wird keine Spannung induziert (Induktionsgesetz). Es fliesst kein Rotorstrom und es entsteht keine Lorentz-Kraft auf die Rotorleiter. Dieser Fall
heisst synchroner Lauf und entspricht dem Leerlauf bei vernachlässigbarer Reibung.
Asynchroner Lauf:
Sobald jedoch die beiden Drehzahlen n1, n voneinander abweichen, ändert das Feld in den Rotorsträngen mit der Frequenz f2. Die Feldänderung induziert in jedem Rotorstrang eine Wechselspannung, die in der kurzgeschlossenen Wicklung einen Wechselstrom erzeugt. Der Strom ist so gerichtet, dass er seiner Ursache entgegenwirkt (Lenz’sche Regel). Die Abweichung der beiden Drehzahlen ist entscheidend für die Wirkung und gibt der Maschine ihren Namen: Asynchronmaschine. Die
Abweichung kann mit verschiedenen Grössen beschrieben werden. Die wichtigste ist der Schlupf s;
er wird in Prozent angegeben.
f 2   n1  n   p  s  f1
s
f 2 D1   n1  n


f1
D1
n1
D 2 
2 2 f 2

 D1  
p
p
D1
1U1
1W2
1
1V2
2V2
2U1
(5-3)
Schlupf
(5-4)
Winkelgeschwindigkeit Drehfeld bezüg(5-5)
lich Rotor
Grössen im Zeitpunkt t1:
n(t1) < n1(t1)
f2(t1) . . . . 0
Rotorstrang 2U1-2U2:
2W1
2W2
Rotorfrequenz
ui2U(t1) =
1V1
2V1
2U2
1W1
1
i2U(t1) . . . . 0
..........
1U2
B1(t1)
Zeitpunkt t1
Abbildung 5-7
(t1) . . . . 0
Betriebsfall: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Rotor dreht langsamer als Statordrehfeld (zu vervollständigen)
L2
Ui2
R2
I2
Abbildung 5-8
Ersatzschaltung kurzgeschlossener Rotorstrang
Rotorspannung:
Stator und Rotorwicklung sind gekoppelt, ähnlich wie Primär- und Sekundärwicklung eines Trafos.
Aber die Frequenz im Rotor ist schlupfabhängig. Nur bei Stillstand des Rotors (s = 1) ist die Rotorfrequenz gleich gross wie die Statorfrequenz. Dann induziert das Statordrehfeld in den Wicklun-
5-5
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5.2 Asynchronmaschine mit Kurzschlussläufer
gen des Rotors die Spannung Ui20. Sie ist nur bei einem Schleifringläufer messbar. Bei kleinerem
Schlupf nimmt sie ab.
Ui 2  s Ui 20
induzierte Wechselspannung Rotorstrang
(5-6)
Ui20
Ui2
Abbildung 5-9
Rotorspannung und Rotorfrequenz in Funktion von Schlupf (bzw. Winkelgeschwindigkeit des Rotors)
Rotorstrom:
Die induzierte Spannung ist zusammen mit dem Widerstand Z2 des Rotorstranges massgebend für
den Strom.
I2 
Ui 2
Z2
Wechselstrom Rotorstrang
(5-7)
Drehzahl, Drehmoment:
Wenn die Maschine im Leerlauf ist und nun belastet wird, sinkt die Drehzahl leicht ab. Dadurch
steigen Schlupf, induzierte Rotorspannung, Rotorstrom und damit das Drehmoment zunächst linear
an. Drehzahl und Winkelgeschwindigkeit lassen sich einfach mit dem Schlupf ausdrücken.
n  1  s   n1
(5-8)
Drehzahl Rotor
2 f1
(5-9)
Winkelgeschwindigkeit Rotor
p
Das Drehmoment hängt ebenfalls vom Schlupf ab. Es lässt sich jedoch erst mit Hilfe der Grössen
aus der Ersatzschaltung berechnen.
  1  s  
5.2.4 Ersatzschaltung
Rotorstrang:
Die Ersatzschaltung besteht aus der Spannungsquelle Ui2 für die induzierte Spannung, der Streuinduktivität L2 und dem Leiterwiderstand R2 der Wicklung.
I2
I2
R2
L2 
L2
1/s
R2
f1
f2
Ui2
Ui20
Abbildung 5-10 links: Rotorersatzschaltung für Rotorfrequenz f2;
rechts: Rotorersatzschaltung für Statorfrequenz f1
5-6
Rmech
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5.2 Asynchronmaschine mit Kurzschlussläufer
Die Ersatzschaltung für die Rotorfrequenz f2 kann mit Hilfe des Schlupfes auf die Statorfrequenz f1
umgerechnet werden. Dabei entsteht ein zusätzlicher Widerstand Rmech (Motorbetrieb). Die Leistung
der 3 Strangwiderstände Rmech entspricht der innere Leistung Pi, die an den mechanischen Teil abgegeben wird (elektro-mechanische Umwandlung).
Ui2
;
s

1  L 2  2  L 2 ;
s
R
R2  Rmech  2
s
1 s
Rmech 
R2
s
U i 20 
Umrechnung auf Statorfrequenz (Motorbetrieb)
(5-10)
äquivalenter Lastwiderstand (Motorbetrieb)
(5-11)
Die Ersatzschaltung gilt auch beim Kurzschlussläufer. Allerdings können die Ersatzelemente nicht
mehr physikalisch direkt identifiziert werden.
Maschinenstrang:
Die Ersatzschaltung des Statorstranges besteht aus denselben Elementen wie die Primärseite eines
Transformators: Leiterwiderstand R1, Streuinduktivität L1, Hauptinduktivität Lh und Eisenverlustwiderstand RFe. Die Hauptinduktivität ist massgebend für die Magnetisierung des Eisens von Stator
und Rotor. Wegen der transformatorischen Kopplung von Statorwicklung und Rotorwicklung können die beiden Ersatzschaltungen kombiniert werden. Es entsteht dieselbe Ersatzschaltung wie beim
Trafo.
ideal
I1
R1
L1
U1
Uh
Lh
Abbildung 5-11
R2
L2
ü
Ui20
I2
Rmech
U2
RFe
Ersatzschaltung Maschinenstrang mit Übertrager
Die Rotorseite kann wie beim Trafo mit Hilfe der Übersetzung ü auf die Statorseite umgerechnet
werden. Die Übersetzung entspricht dem mit den Wicklungsfaktoren kW ergänzten Windungsverhältnis.
U
Uh
k N
Übersetzung
ü h 
 W1 1
(5-12)
U i 20 U i 2
kW 2  N 2
s
I1
R1
R2’
L2’
L1
U1
Lh
RFe
Uh = Ui20’
I2’
Rmech’
U2’
Abbildung 5-12 Ersatzschaltung Maschinenstrang, auf Statorseite umgerechnet
Bestimmen der Ersatzschaltung:
Sie erfolgt ähnlich wie beim Transformator mit Hilfe der beiden Grenzzustände und unter Berücksichtigung der Schaltungsart (Stern oder Dreieck):
-
Messung des Wicklungswiderstandes R1
5-7
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-
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5.2 Asynchronmaschine mit Kurzschlussläufer
Leerlaufversuch mit Nennspannung (s = 0; Rmech  ; I2  0);
 Bestimmung von Lh, RFe
Stillstandversuch (blockierter Rotor) mit reduzierter Spannung und Nennstrom
(s = 1; Rmech = 0; „Kurzschluss“);
 Bestimmung von L1= L2‘, R2‘
Berechnung mit Ersatzschaltung:
Die Elemente werden am besten zusammengefasst, um die Berechnung zu vereinfachen.
1
Z 1  R1  j1  L1; Z 2 '  R2 ' j1  L2 '; Y 3  GFe 
j1  Lh
Z2’
Z1
I1
U1
Y3
Abbildung 5-13
(5-13)
I2’
Rmech’
Uh = Ui20’
U2’
Ersatzschaltung Maschinenstrang mit zusammengefassten Elementen
Mit Hilfe der bekannten Gleichungen (Masche, Knoten, Serie-, Parallelschaltung) und der Schaltungsart können die elektrischen Grössen der Asynchronmaschine nun berechnet werden.
vereinfachte Ersatzschaltungen:
Prinzip: Bei Serieschaltung sind verhältnismässig kleine Widerstände vernachlässigbar, bei Parallelschaltung verhältnismässig grosse.
Bei Leerlauf (Rmech‘ ) kann folglich der Rotor vernachlässigt werden. Beim Stator spielen noch
der Magnetisierungsstrom (Lh) und die Kupferverluste (R1) eine Rolle.
I10
R1
U10
Lh
Abbildung 5-14 Vereinfachte Ersatzschaltung Leerlauf (Index 0; Strang).
Bei grösseren Maschinen und kleinen Streuungen kann die Aufteilung von Kupferverlusten und
Streuung vernachlässigt werden. Oft sind auch die Eisenverluste klein. Es gilt
dann die vereinfachte Ersatzschaltung gemäss Abbildung 5-15.
R1
I1
U1
Lh
L1+ L2‘
Uh
R2‘
I2’
Rmech’
U2’
Abbildung 5-15 Vereinfachte Ersatzschaltung grössere Maschinen belastet (Strang).
5-8
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5.2 Asynchronmaschine mit Kurzschlussläufer
5.2.5 Leistungsfluss
Motorbetrieb:
Für die Berechnung werden die primären und sekundären Stranggrössen (Index 1, 2) verwendet.
Um die Leitergrössen des Stators zu erhalten, muss die Schaltungsart (Stern oder Dreieck) noch
berücksichtigt werden.
S1  3  U1  I1
(5-14)
primäre Scheinleistung
P1  S1  cos 1 
primäre Wirkleistung
(5-15)
PV 1  3  R1  I12
Wicklungsverluste Stator
(5-16)
PFe
U h2
U12
 3
 3
RFe
RFe
PL  P1  PV 1  PFe 
Eisenverluste
PV 2
 Pi  PV 2  M i  D1
s
(5-17)
Luftspaltleistung
(5-18)
Wicklungsverluste Rotor
(5-19)
Pi  PL  PV 2  1  s   PL  3  Rmech ' I 2 ' 2 M i   innere Leistung,
elektro-mechanische Wandlung
(5-20)
PReib  MV  
Reibungsverluste
(5-21)
PM  Pi  PRe ib  M  
mechanische Leistung
(5-22)
PV 2  s  PL  3  R2 ' I 2 ' 2 M i  D 2
Im Motorbetrieb wird die Maschine elektrisch gespeist und gibt mechanische Leistung ab. Sie läuft
untersynchron. Alle Leistungen sind positiv.
PV2/3
PV1/3
Rmech‘ =
PL /3
Pel /3
Pi /3
PM /3
PReib /3
PFe /3
Abbildung 5-16 Leistungsfluss pro Strang
Bedingungen für Motorbetrieb:
0  1  90;
0  s  1;
0  n  n1;
5-9
M i  M Re ib
(5-23)
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5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.2 Asynchronmaschine mit Kurzschlussläufer
Im Generatorbetrieb wird die Maschine mechanisch angetrieben und gibt elektrische Leistung ab.
Sie läuft übersynchron. Die Gleichungen gelten weiterhin. Die Leistungen PM, PL, Pi und P1 werden
negativ.
Bedingungen für Generatorbetrieb:
(5-24)
90  1  180;
s  0;
n  n1;
M  M Re ib
Um die Drehrichtung im Netzbetrieb zu ändern, müssen 2 Aussenleiter des Drehstromanschlusses
vertauscht werden.
5.2.6 Betriebskennlinien
Drehzahl-Drehmoment-Kennlinie:
Das Drehmoment kann mit Hilfe des vollständigen Ersatzschemas und der Gleichung (5-20) berechnet werden.
Pi
3  Rmech ' I 2 ' 2
PL
Mi  

 D1

inneres Moment
(5-25)
Die Berechnung kann vereinfacht werden, falls die Kopplung zwischen Stator und Rotor gut ist,
Dazu werden die sog. Kippdaten benötigt. Wenn die Maschine aus dem Leerlauf belastet wird,
steigt das Drehmoment stark an. Wird die Belastung immer weiter erhöht, fällt das Drehmoment
plötzlich ab auf einen kleineren Wert und die Maschine bleibt stehen bis die Belastung wieder reduziert wird. Der Punkt mit maximalem Drehmoment heisst Kipp-Punkt (Index K), sein Moment MK
wird als Kippmoment bezeichnet, sein Schlupf sK als Kippschlupf.
X   X h
𝑀𝑖 ≈ 𝑀𝐾 
𝑠
𝑠𝐾
2
𝑠
+ 𝐾
3 𝑝 𝑈1 2
𝑀𝐾 ≈ 2 
1  𝑋
𝑠𝐾 ≈
𝑅2 ′
𝑋
gute Kopplung (Bed. für (5-27) - (5-29))
(5-26)
inneres Moment, Kloss’sche Gleichung
(5-27)
Kippmoment, maximales Moment
(5-28)
Kippschlupf
(5-29)
𝑠
Es treten drei verschiedene Betriebsbereiche auf:
-
Bereich M, Motorbetrieb 0 < n < n1:
Der Rotor eilt dem Statordrehfeld nach und läuft untersynchron.
-
Bereich G, Generatorbetrieb n > n1:
Der Rotor eilt dem Statordrehfeld vor und läuft übersynchron.
-
Bereich B, Gegenstrombremse oder gegensynchroner Betrieb n < 0:
Der Rotor dreht sich gegen das Statordrehfeld. Der Schlupf ist grösser als eins. Sowohl die
Bremsleistung wie auch die im Stator zugeführte Leistung werden im Rotor umgesetzt. Bei
einem Schleifringläufer kann die Leistung nach aussen abgeführt werden. Bei einem Kurzschlussläufer ist das ein für die Rotorerwärmung kritischer Betriebsfall.
5-10
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5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.2 Asynchronmaschine mit Kurzschlussläufer
Abbildung 5-17 Kennlinien Mi = f(n) und Mi = f(s) (zu vervollständigen)
Statorstrom:
Der Statorstrom eines Stranges kann mit Hilfe der Ersatzschaltung und dem Schlupf berechnet werden.
I1 
U1

Ztot Z 
1
U1
1
Y3 
U1

1
Z 2 ' Rmech '
Z1 
1
Y3 
1
jX  2 ' R2 '/ s
Anlauf; s = 1 >> sK
(5-30)
Im Leerlauf fliesst der Leerlaufstrom I10. Er magnetisiert die Maschine, deckt die Eisen- und die
Reibungsverluste. Sobald der Schlupf zunimmt, steigen Moment und Strom stark an. Übersteigt der
Schlupf den Kippschlupf, sinkt das Moment wieder auf das Anlaufmoment MA ab, der Strom jedoch
steigt noch weiter an bis zum Anlaufstrom I1A (entspricht Kurzschlussstrom beim Trafo).
I1,A
M(n)
MK
MN
MA
I1(n)
I1,N
I1,0
0
nK
nN n0
Abbildung 5-18 Statorstromkennlinie und Drehmomentkennlinie
5-11
n
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5.2 Asynchronmaschine mit Kurzschlussläufer
5.2.7 Drehzahlvariabler Betrieb
Die Drehzahl hängt von Statorfrequenz f1, Schlupf s und Polpaarzahl p ab.
n  1  s  
f1
p
(5-31)
Drehzahl Rotor
Somit bestehen grundsätzlich 3 Varianten, die Drehzahl zu verändern:
Frequenzsteuerung
Schlupfsteuerung
Änderung der Polpaarzahl
-
Frequenzsteuerung:
Dazu wird ein Stromrichter benötigt, der das Drehstromnetz umformt in ein Drehstromnetz mit variabler Frequenz und Spannung. Er wird als Umrichter oder Frequenzumrichter bezeichnet. Diese
Variante ist heute die häufigste Form der Drehzahlsteuerung mit Asynchronmaschine.
3

3
ASM

UN, fN
M, 
UM, fM
Abbildung 5-19
ASM
Blockschema drehzahlvariabler Antrieb mit Umrichter und
Bereich 1 mit konstantem Feld: Wird nur die Statorfrequenz linear abgesenkt, sinkt der Blindwiderstand Xh der Hauptinduktivität. Deshalb steigt der Magnetisierungsstrom durch die Hauptinduktivität an und bringt das Eisen in die Sättigung. Um das zu vermeiden, muss gleichzeitig auch die Statorspannung linear abgesenkt werden. Dann bleibt die Amplitude des Drehfelds konstant. Bei tiefen
Frequenzen muss der Kupferwiderstand R1 berücksichtigt werden. Deshalb darf die Statorspannung
nicht zu tief werden. Die kombinierte Frequenz- und Spannungssteuerung führt im Bereich vom
Stillstand bis zu der Nenndrehzahl zu einem näherungsweise konstanten Kippmoment(Abbildung
5-20).
M(n)
f<f0
f=f0
U1(n)
f>f0
n
0
n0
Abbildung 5-20 Drehmomentkennlinie ASM bei U/f Steuerung der Statorspannung
Bereich 2 mit Feldschwächung: Die Statorspannung kann nicht über die Nennspannung erhöht werden. Die Statorfrequenz kann jedoch weiter erhöht werden. Dadurch sinkt der Magnetisierungs5-12
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5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.3 Sanftanlasser für Asynchronmaschinen
strom in der Hauptinduktivität, das Statordrehfeld und das Moment werden geschwächt. Das Kippmoment nimmt stärker ab. Die Nennleistung bleibt in diesem Bereich erreichbar.
Bereich 3 mit starker Feldschwächung: Bei noch höherer Frequenz kommt das Kippmoment in die
Nähe des erreichbaren Moments. Um ein Kippen zu verhindern, wird der Strom so abgesenkt, dass
das Moment deutlich unter dem Kippmoment bleibt. Dadurch nimmt auch die Leistung ab.
I1
U1
M
PM
Abbildung 5-21 Betriebskennlinien der U/f Steuerung (zu vervollständigen)
Schlupfsteuerung:
Um den Schlupf zu verändern, muss gemäss der Gleichung (5-29) der Rotorwiderstand vergrössert
werden. Das ist mit einem Schleifringläufer mit externen, verstellbaren Widerständen möglich. Anstelle der Widerstände wird heute ein Stromrichter (Umrichter) eingesetzt. Er wirkt ähnlich wie ein
stufenlos verstellbarer Widerstand, speist aber die bezogene Leistung zurück ins Netz. Der Stromrichter kann auch zusätzliche Leistung in den Rotor einspeisen und die Maschine übersynchron als
Motor betreiben. Früher waren viele Asynchronmaschinen mit Schleifringläufer als drehzahlvariable Antriebe im Einsatz. Neue Maschinen werden selten bestellt.
Änderung der Polpaarzahl:
Das ist möglich bei einem Stator mit umschaltbarer Polpaarzahl und Kurzschlussläufer. Die Wicklungen können im Stillstand umgeschaltet werden. Dadurch können sie bei 2 verschiedenen Drehzahlen eingesetzt werden, die aber nicht veränderlich sind. Seltene Variante.
5.3 Sanftanlasser für Asynchronmaschinen
5.3.1 Einleitung
Beim Einschalten einer Asynchronmaschine ist der Scheinwiderstand Ztot eines Stranges sehr klein.
Der Einschaltstrom beträgt bei Direkteinschaltung das 6- bis 10-fache des Nennstroms und belastet
das Netz. Zudem nimmt das Moment schlagartig zu, was die Asynchronmaschine und die Arbeitsmaschine (z. B. Pumpe) belastet. Es stehen 3 verlustarme Gegenmassnahmen zur Wahl:
-
Stern-Dreieck-Anlauf;
Sanftanlasser;
Umrichter.
5-13
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5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.3 Sanftanlasser für Asynchronmaschinen
Stern-Dreieck-Anlauf:
Meistens werden die Asynchronmaschinen für Dreieckschaltung gebaut und im Klemmenkasten
sind beide Wicklungsenden zugänglich (U1, U2, V1, V2, W1, W2). Das erlaubt, die Maschine zuerst
in Sternschaltung mit verminderter Strang-Spannung anzufahren und anschliessend auf Dreieckschaltung umzuschalten (2-stufiger Anlauf). Bei der Sternschaltung mit gleichem Strangwiderstand
Z nehmen Strangspannung und Strangstrom um den Faktor 3 ab, der Leiterstrom vermindert sich
um den Faktor 3 gegenüber der Dreieckschaltung. Beim Ein- und Umschalten gibt es immer noch
verkleinerte Strom- und Momentstösse auf Netz und Antrieb.
direkt
Y-
Last
Abbildung 5-22 Drehmoment T = f(n), Leiterstrom I = f(n) bei Stern-Dreieck-Anlauf
(Nordqvist, 2004)
Das Anlaufmoment ist noch ca. 25 % des Anlaufmoments bei Direkteinschaltung. Deshalb können
nur Lasten mit kleinem Anlaufmoment angefahren werden, z. B. Förderbänder, Rolltreppen, Kompressoren, Pumpen, Lüfter.
Sanftanlasser:
Ein Sanftanlasser ist ein Phasenanschnitt-Stromrichter für Drehstrom, ein sog. Drehstromsteller. Er
erhöht die Maschinenspannung stufenlos, indem er die positive und die negative Halbwelle der Sinusspannung verzögert einschaltet, „anschneidet“, ohne sie gleichzurichten. Die PhasenanschnittStromrichter wurden anfangs des 20. Jh. in Röhrentechnik (Quecksilberdampf) entwickelt. Sie verbreiteten sich stark nach der Erfindung des Thyristors, 1957.
Umrichter:
Ein Umrichter formt den Drehstrom des Netzes in einen frequenz- und spannungsvariablen Drehstrom um. Dadurch kann er die Asynchronmaschine vollständig drehzahlvariabel betreiben. Er wird
bloss dann als Sanftanlasser eingesetzt, wenn die beiden anderen Varianten nicht genügen.
5-14
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5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.3 Sanftanlasser für Asynchronmaschinen
5.3.2 Drehstromsteller-Typen
Abbildung 5-23 Drehstromsteller kleiner (links), mittlerer (rechts) Leistung (www.abb.com)
Es gibt 3 verschiedene Typen von Drehstromsteller-Schaltungen:
-
auf 3 Leiter wirkend (symmetrisch), sog. In-Line-Schaltung;
auf 2 Leiter wirkend (asymmetrisch) , sog. In-Line-Schaltung;
auf 3 Stränge einer Dreieckschaltung wirkend (symmetrisch), sog. Dreieck-Schaltung.
a)
b)
DSS
DSS
Drehstromsteller (DSS)
a) auf 3 oder 2 Leiter
wirkend
(In-Line-Schaltung)
b) auf 3 Stränge einer
Dreieckschaltung
wirkend
(Dreieckschaltung)
Abbildung 5-24 Blockschema verschiedener Drehstromsteller-Typen (Nordqvist, 2004)
Es wird der einfachste Fall näher betrachtet, der Drehstromsteller in Dreieckschaltung.
Die Schaltung besteht aus 3 gleichen Teilschaltungen. Jede Teilschaltung umfasst ein Thyristorpaar
und einen Strang der Asynchronmaschine. Sie heisst Wechselstromsteller mit RL-Last. Weil sie
unabhängig von den anderen Teilschaltungen ist, kann sie einzeln betrachtet werden.
5-15
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Grundlagen Antriebstechnik
5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.3 Sanftanlasser für Asynchronmaschinen
T1
IU
U1
R
IUV
U2
UM UV
T2
UUV
L
T3
V1
IV
UWU
IVW
T4
UVW
R
L
V2
UM VW
T5
W1
IW
IWU
T6
Drehstromsteller
Netz
R
L
W2
UM WU
Asynchronmaschine
Abbildung 5-25 Prinzipschema Drehstromsteller in Dreieckschaltung
5.3.3 Drehstromsteller mit RL-Last
Verhalten von Thyristoren:
Die Thyristoren sind Halbleiter-Schalter. Bei negativer Spannung am Halbleiter sperren sie wie
Dioden (Sperrbereich). Bei positiver Spannung am Halbleiter sperren sie weiterhin (Blockierbereich). Erst ein zusätzlicher Einschaltbefehl am Gate bringt den Halbleiter zum Leiten. Ein zu kleiner Strom (i < IH; Haltestrom) bringt den Halbleiter wieder zum Sperren. Normale Thyristoren können nicht mit einem Gateimpuls ausgeschaltet werden.
I
U
Leiten
I
IH
Ein
Sperren
Blockieren
U
Abbildung 5-26 Kennlinie Thyristor
Schaltung Strang:
Der Wechselstromsteller besteht nur aus 2 Thyristoren T1, T2 für positiven und negativen Strom. Er
wandelt die Wechselspannung des Netzes am Eingang (Index E) mittels Phasenanschnitt in eine
variable Wechselspannung am Ausgang (Index A) um, die kleiner als die Eingangsspannung ist.
Bei kleinen Strömen können die beiden Thyristoren durch einen Triac ersetzt werden.
5-16
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5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.3 Sanftanlasser für Asynchronmaschinen
T1
I
R
UE
T2
UA
L
Abbildung 5-27 Prinzipschema Wechselstromsteller mit RL-Last
Anwendungen:
- Helligkeitsverstellung bei Lampen (Dimmer),
- Drehzahlverstellung bei Bohrmaschinen, Küchenmaschinen, Staubsauger (Universalmaschinen).
Wirkungsweise Strang:
Nach Beginn der positiven Spannungs-Halbwelle wird der Steuerwinkel  < 180 ° abgewartet.
Dann wird der Thyristor T1 mit einem Zündimpuls eingeschaltet. An der Last liegt nun die Spannung uE(t). Zu Beginn fliesst noch kein Strom, die ganze Spannung uE(t) liegt an der Induktivität.
Gemäss der Differentialgleichung der Induktivität beginnt nun ein Strom zu fliessen.
diL (t ) 1
  uL (t )
dt
L
Differentialgleichung Induktivität L
(5-32)
Dadurch entsteht an R ein Spannungsabfall uR(t) und die Spulenspannung sinkt. Solange die Spannung an L positiv ist, steigt der Strom an, solange sie negativ ist, nimmt er ab. Sobald der Strom
kleiner als der Haltestrom des Thyristors T1 ist, schaltet er ab. In der negativen Halbwelle geschieht
dasselbe mit dem Thyristor T2.
Bei  > Z sinkt der Strom und damit die Wirkleistung in R ab. Weil der Netzstrom phasenverschoben und nicht sinusförmig ist, entstehen Netzrückwirkungen: Strom-Oberschwingungen, induktive
Grundschwingungs-Blindleistung und Oberschwingungs-Blindleistung.
Impuls T1
Impuls T2
uN
uA
iA
uA/UN; iA/A
1
0.5
0
-0.5
-1
0
50
100
150
200
250
300
350
phi/°
Abbildung 5-28
Ausgangsgrössen uA(t), iA(t) bei RL-Last; Steuerwinkel  > Z.
Für Steuerwinkel  < Z läuft die Schaltung unregelmässig, weil der Thyristor teilweise nicht einschaltet (wegen negativer Spannung am Thyristor). Nur wenn die Zündimpulse wiederholt (sog.
Impulsketten) oder verlängert werden (sog. Langimpulse), entsteht ein stationärer Betrieb. Wech-
5-17
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5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.3 Sanftanlasser für Asynchronmaschinen
selstromsteller werden generell mit solchen Impulsen betrieben, meistens Impulsketten. Es stellt
sich der Fall  = Z ein.
Wirkungsweise Drehstromsteller:
Die 3 Wechselstromsteller werden 120 ° versetzt mit dem Steuerwinkel  gesteuert. Zu Beginn
wird ein hoher Steuerwinkel gewählt und eine Anfangsspannung von ca. 30 % der Nennspannung
erzeugt. Während der Anlaufzeit wird der Steuerwinkel vermindert auf 0 ° und die Strangspannung
UM der Asynchronmaschine rampenförmig auf die Leiterspannung UN erhöht.
Bei Bedarf kann das berechnete Drehmoment anstatt der Spannung rampenförmig erhöht werden
oder der Strom begrenzt werden. Nach dem Hochlauf kann ein paralleles Schütz eingeschaltet werden, das den Sanftanlasser ablöst und die Verluste verringert. Beim Auslauf kann der Sanftanlasser
dasselbe in umgekehrter Reihenfolge wiederholen. Dadurch werden wie beim Anlauf Arbeitsmaschine und Anlage geschont (z. B. Pumpe, Förderband mit empfindlichen Gütern).
UM
UN
Abbildung 5-29 Verlauf der Maschinenspannung bei Anfahrt und Auslauf (Nordqvist, 2004)
Die im Bereich  >  entstehenden Netzrückwirkungen (Strom-Oberschwingungen, Oberschwingungs-Blindleistung) sind meistens problemlos, weil sie nur kurzzeitig auftreten.
direkt
Sanftanlasser
Last
Abbildung 5-30 Sanftanlasser: Drehmoment M = T = f(n), Leiterstrom I = f(n) (Nordqvist, 2004)
Das Anlaufmoment ist etwas höher als bei Stern-Dreieckumschaltung. Es können aber immer noch
nur Lasten mit verkleinertem Anlaufmoment angefahren werden, z. B. Förderbänder, Rolltreppen,
Kompressoren, Pumpen, Lüfter. Falls ein höheres Moment nötig ist, kommen nur Direkteinschaltung oder Umrichter in Frage.
5-18
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5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.4 Umrichter
5.4 Umrichter
5.4.1 Einleitung
Drehzahlvariable Antriebe bestehen meist aus Umrichtern (UR) und Asynchronmaschinen (ASM).
Abbildung 5-31 Pumpe mit Asynchronmaschine und aufgesetztem Umrichter
Der Umrichter formt den Drehstrom des Netzes in einen frequenz- und spannungsvariablen Drehstrom um. Er steuert die Drehzahl der Asynchronmaschine mit der Statorfrequenz. Zusätzlich muss
er die Spannung gemäss den Anforderungen der Asynchronmaschine verändern.
Abbildung 5-32 Kennlinien Asynchronmaschine (Brosch, 2008)
Anforderungen der Asynchronmaschine an den Umrichter:
- Im gesamten Frequenzbereich muss der Maximalstrom des Umrichters geliefert werden
können.
5-19
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-
-
5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.4 Umrichter
Im Frequenzbereich 0 bis fN (entspricht Ankerstellbereich bei Gleichstrommaschine) müssen
sich Frequenz und Statorspannung näherungsweise proportional verhalten. Das Drehfeld des
Stators bleibt dadurch konstant und es kann das volle Drehmoment abgegeben werden.
Im Frequenzbereich fN bis fmax (sog. Feldstellbereich) ist die Statorspannung U auf dem
Nennwert und darf nicht mehr zunehmen. Das magnetische Feld und das Drehmoment
schwächen sich ab. Es kann die Nennleistung abgegeben werden.
5.4.2 Aufbau, Eigenschaften
Umrichter werden häufig als Frequenzumrichter bezeichnet. Umrichter für Asynchronmaschinen
haben immer einen Spannungszwischenkreis (Kondensator) und können auch als
U-Umrichter bezeichnet werden. Umrichter für Synchronmaschinen können auch
einen Stromzwischenkreis haben (Spule; I-Umrichter). Hier wird nur der UUmrichter betrachtet.
Steuerteil
zum Leitsystem
BedienPanel
Controller
zum
Netz
3

=
=
Netzstromrichter
Zwischenkreis

3
zur
Maschine
Maschinenstromrichter
Leistungsteil
Abbildung 5-33 Blockschema Umrichter mit Spannungszwischenkreis
Leistungsteil:
Der Netzstromrichter richtet die Netzspannung gleich. Der Zwischenkreis hat einen kleinen Energiespeicher in Form einer Kondensatorbatterie. Er wird gleichzeitig vom Netzstromrichter gefüllt
und vom Maschinenstromrichter geleert. Der Maschinenstromrichter erzeugt eine Drehspannung
mit variabler Frequenz und Amplitude. Dadurch kann er schnell und verlustarm die Asynchronmaschine gemäss ihrer Kennlinie steuern.
Steuerteil:
Der Steuerteil des Frequenzumrichters hat folgende 3 Aufgaben:
- Kommunikation mit dem Leitsystem oder dem Bediener und mit dem Leistungsteil;
- Steuerung oder Regelung von Drehzahl oder Drehmoment der Asynchronmaschine.
- Überwachung von Leistungsteil und Steuerteil.
Der Steuerteil empfängt die Drehzahl- oder Drehmoment-Sollwerte vom Leitsystem. Er erhält die
Istwerte (Spannung, Strom, etc.) von den Sensoren im Leistungsteil. Mit Hilfe der programmierten
Steuerung oder Regelung berechnet er die Ein- und Ausschalt-Befehle für die Halbleiter im Maschinenstromrichter.
5-20
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5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.4 Umrichter
Steuerteil
Energiespeicher
Leistungsteil
Abbildung 5-34 Ansicht Umrichter (www.siemens.com)
Die Halbleiter werden bei kleineren Umrichtern in Modulen zusammengefasst: ein Modul für den
Netzstromrichter, ein Modul für den Maschinenstromrichter.
①
①
②
Abbildung 5-35 Halbleiter-Module ohne Kühler (1), Controller-Print (2) (www.abb.com)
Vorteile:
- hohe Regelgenauigkeit und kurze Reaktionszeit bei Lastsprüngen;
- Anfahrt mit Volllast möglich;
- verlustarm; bedeutende Energieeinsparung beim Ersatz einer verlustbehafteten Drehzahlverstellung (z. B. Drosselklappe für Flüssigkeitsströmung);
- wartungsarm; Wartungseinsparung beim Ersatz eines drehzahlvariablen Gleichstromantriebs durch einen Antrieb mit Asynchronmaschine und Umrichter;
- Steuerteil hat vorbereitete Programme für Hauptanwendungen (Applikationsmakros für Förderband etc.);
- detaillierte Störungsmeldung von Umrichter und Maschine (Diagnose);
- fernsteuerbar (Steuerteil hat Anschluss an Leitsystem).
Nachteile:
- erhöhte Netzbelastung durch nichtsinusförmige Ströme
 evtl. Filter oder besserer Netzstromrichter nötig;
- erhöhte Belastung der Maschine durch nichtsinusförmige Spannungen.
 evtl. Filter oder entsprechend dimensionierte Maschine nötig.
Zusammenfassung: Die Kombination Umrichter mit Asynchronmaschine ist ein hervorragender
drehzahlvariabler Antrieb mit einem weiten Anwendungsbereich.
5-21
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5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.4 Umrichter
5.4.3 Netzstromrichter für Wechselstrom
Bei einem Wechselstromnetz (Bahn) oder bei kleinen Leistungen ist der Netzstromrichter (NSR) für
Wechselstrom gebaut. Es wird zuerst diese einfachere Variante des Netzstromrichters betrachtet.
Ersatzschaltung:
Ein einfacher Netzstromrichter besteht aus einer Dioden-Brückenschaltung. Die Glättungselemente
kleine Spule und Kondensator (Energiespeicher) werden durch eine grosse Spule ersetzt. Der Maschinenstromrichter verbraucht Wirkleistung. Er wird durch den Widerstand R ersetzt.
Ohne Glättungsspule würde der Kondensator hohe Netzstromspitzen erzeugen, was unerwünscht
ist. Bei Bedarf kann die Netzspannung über einen Transformator reduziert werden: z. B. bei hoher
Netzspannung (Bahn) oder tiefer Zwischenkreis-Spannung (unterbrechungsfreie Stromversorgung
USV).
K
D1
IN
D3
id(t)
Id
A
R
ud(t)
Udi
UN
L
uZK(t)
UZK
K
D2
D4
A
Indizes:
N
Netzseite
d
DC-Seite
i
ideell
A
Anode
K
Kathode
ZK
Zwischenkreis
Abbildung 5-36 Ersatzschaltung Netzstromrichter für Wechselstrom
Wirkungsweise:
Bei kathodenseitig parallelgeschalteten Dioden (D1, D3) leitet diejenige mit dem höheren Anodenpotential. Bei anodenseitig parallelgeschalteten Dioden (D2, D4) leitet diejenige mit dem tieferen
Kathodenpotential. Folglich werden in der ersten Halbwelle die Dioden D1 und D4 leitend, in der
zweiten Halbwelle D3 und D2. Es entsteht am Ausgang eine stark wellige Gleichspannung ud(t). Die
Spule sorgt für einen näherungsweise konstanten Strom. Er führt am Widerstand zu einer näherungsweise konstanten Spannung. Der einfache Netzstromrichter kann nur im Gleichrichterbetrieb
arbeiten. Die Schaltung wird als B2U bezeichnet:
B: Brückenschaltung;
2: 2 Pulse pro Netzperiode;
U: ungesteuert (die Dioden können nicht gesteuert werden).
Der Netzstrom hat keine Phasenverschiebung zur Netzspannung und ist nicht sinusförmig. Er besteht aus einer sinusförmigen Grundschwingung (Index 1) und Oberschwingungen. Die Stromoberschwingungen müssen bei grösseren Leistungen gefiltert werden (unerwünschte Netzrückwirkungen).
-
weitere Anwendungen der B2-Schaltung:
- Netzteil, DC-Speisegerät,
- drehzahlvariabler Gleichstromantrieb (zusammen mit Gleichstromsteller und Gleichstrommaschine).
5-22
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5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.4 Umrichter
Abbildung 5-37 Ein-, Ausgangsgrössen B2U-Schaltung mit Glättung und R-Last
Berechnung: Annahmen
 Die Halbleiterverluste sind vernachlässigbar. Keine Spannungsabfälle im Durchlassbetrieb.
 Die Glättung ist ideal. Der Strom lückt nicht.
In Wirklichkeit ist die Glättung nicht ideal: Die Glättungselemente L, C werden aus Kostengründen
möglichst klein gewählt. Deshalb sind die Ströme welliger als hier betrachtet (vgl. Praktikum).
kB 2 
U di 2  2

UN

Gleichrichtfaktor
(5-33)
ideelle Gleichspannung
(5-34)
Gleichstrom
(5-35)
Gleichstromleistung
(5-36)
Wirkungsgrad NSR
(bei grösseren Anlagen)
(5-37)
Wechselstrom
(5-38)
Grundschwingungsgehalt Strom
(aus Fourieranalyse)
(5-39)
SN  U N  I N
Eingangsscheinleistung
(5-40)
PN  S N  N  Pd
Eingangswirkleistung
(5-41)
QN 
Eingangsblindleistung
(5-42)
Phasenverschiebung Netzseite
(5-43)
Leistungsfaktor Netzseite
(5-44)
U di  U ZK 
I d  I ZK 
1 T
 ud (t )  dt  k B 2  U N
T 0
U di PZK

R
U di
Pd  PZK  R  I d eff 2  U di  I d
 NSR 
Pd
 99 %
PN
I N  Id
gI 
I N1 2  2

IN

S N 2  PN 2
N  0
N 
PN
2 2
 g I  cos( N ) 
SN

5-23
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5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.4 Umrichter
5.4.4 Netzstromrichter für Drehstrom
Ersatzschaltung:
Ein einfacher Netzstromrichter (NSR) besteht aus einer Drehstrom-Brückenschaltung mit Dioden.
Die Glättungselemente kleine Spule und Kondensator (Energiespeicher) werden wieder durch eine
grosse Spule ersetzt und der Maschinenstromrichter durch den Widerstand R. Wenn die Schaltung
aus Thyristoren anstatt Dioden besteht, kann die Gleichspannung stufenlos verändert werden (Phasenanschnitt-Technik).
+
u+N(t)
K
D1
U1N
U2N
U3N
1
2
3
D3
D5
id(t)
Id
L
A
I1
ud(t)
Udi
I2
I3
R
uZK(t)
UZK
K
N
u-N(t)
D2
A
_
D4
D6
Abbildung 5-38 Ersatzschaltung NSR
ud(t) = u+N(t) – u-N(t)
gleichgerichtete Spannung
(5-45)
Wirkungsweise:
Es werden zuerst die Sternspannungen u1N(t), u2N(t), u3N(t) betrachtet. Bei kathodenseitig parallelgeschalteten Dioden (D1, D3, D5) leitet diejenige mit dem höheren Anodenpotential. Folglich leiten
- im Bereich T/12  t < 5T/12 die Diode D1,
- im Bereich 5T/12  t < 9T/12 die Diode D3,
- im Bereich 9T/12  t < 13T/12 die Diode D5.
Bei anodenseitig parallelgeschalteten Dioden (D2, D4, D6) leitet diejenige mit dem tieferen Kathodenpotential. Folglich leiten
- im Bereich 3T/12  t < 7T/12 die Diode D6,
- im Bereich 7T/12  t < 11T/12 die Diode D2,
- im Bereich 11T/12  t < 15T/12 die Diode D4.
Jede der 6 Dioden hat die Leitdauer 120 °. Die Dioden D1, D3, D5 leiten um 60 ° versetzt gegenüber
den Dioden D2, D4, D6. Dadurch findet immer nach 60 ° eine Kommutierung statt.
Die beiden Teilspannungen u+N(t), u-N(t) bilden gemäss der Maschengleichung die noch leicht wellige Gleichspannung ud(t). Die Glättungsspule sorgt für einen näherungsweise konstanten Gleichstrom id(t). Er führt am Ersatzwiderstand R zu einer näherungsweise konstanten Zwischenkreisspannung uZK(t). Der einfache Netzstromrichter kann nur im Gleichrichterbetrieb arbeiten. Die
Schaltung wird als B6U bezeichnet:
- B: Brückenschaltung;
- 6: 6 Pulse pro Netzperiode;
- U: ungesteuert (die Dioden können nicht gesteuert werden).
Bremsbetrieb:
Soll im Bremsbetrieb die Leistung auch von der Asynchronmaschine ins Netz zurückfliessen können, muss ein rückspeisefähiger Netzstromrichter verwendet werden (gesteuerte B6-Schaltung oder
Pulsstromrichter). Oder die Energie wird durch einen Gleichstromsteller mit Bremswiderstand im
Zwischenkreis verheizt.
5-24
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5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.4 Umrichter
weitere Anwendungen B6-Schaltung:
- mit Dioden: Gleichrichter für DC-Netz (Tram, Trolleybus),
- mit Thyristoren: Erregung von Synchronmaschinen, Ladegerät grosser Akkumulatoren,
Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ).
Abbildung 5-39 Ein-, Ausgangsgrössen B6U-Schaltung mit Glättung und R-Last
Berechnung:
Annahmen: Die Halbleiterverluste sind vernachlässigbar. Die Glättung ist ideal.
kB6 
U di 3  2

UN

U di  U ZK 
I d  I ZK 
1 T
 ud (t )  dt  k B 6  U N
T 0
U di
R
5-25
Gleichrichtfaktor
(5-46)
ideelle Gleichspannung
(5-47)
Lade- und Entladestrom Zwischenkreis
(5-48)
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5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.4 Umrichter
Pd  PZK  R  I deff 2  U di  I d
Gleichstromleistung
(5-49)
 NSR 
Pd
 99 %
PN
Wirkungsgrad NSR (bei grösseren
Anlagen)
(5-50)
IN 
2
 Id
3
Leiterstrom
(5-51)
gI 
I N1 3

IN 
Grundschwingungsgehalt Strom
(aus Fourieranalyse)
(5-52)
SN  3 U N  I N
Eingangsscheinleistung
(5-53)
PN  S N  N  Pd
Eingangswirkleistung
(5-54)
QN 
Eingangsblindleistung
(5-55)
Phasenverschiebung Netzseite
(5-56)
Leistungsfaktor Netzseite
(5-57)
S N 2  PN 2
N  0
N 
PN
3
 g I  cos( N ) 
SN

Nur die Grundschwingung des Netzstromes trägt zur Wirkleistung bei. Die Oberschwingungen erhöhen den Effektivwert. Sie bewirken Oberschwingungsblindleistung, erhöhen damit die Scheinleistung und vermindern den Leistungsfaktor am Netz.
Die höhere Pulszahl der B6-Schaltung verglichen mit der B2-Schaltung hat folgende Vorteile:
- Gleichspannung: höhere Frequenz des Spannungsrippels (6-fache Netzfrequenz statt 2-fache)
 braucht weniger Glättung.
- Netzstrom: weniger Oberschwingungen, höherer Grundschwingungsgehalt, besserer
Leistungsfaktor
 braucht weniger Filter.
5.4.5 Zwischenkreis
Wirkungsweise:
Der Zwischenkreis besteht aus einer kleinen Glättungsdrossel und einer Kondensatorbatterie (Energiespeicher). Die Zwischenkreisspannung ist praktisch konstant.
Der Maschinenstromrichter bezieht einen Entladestrom aus dem Zwischenkreis. Sein Mittelwert
hängt nur von der Wirkleistung der Asynchronmaschine ab. Der Netzstromrichter liefert den entsprechenden Ladestrom des Zwischenkreises. Der Energiespeicher gleicht kurzfristige Stromunterschiede von Netzstromrichter und Maschinenstromrichter aus.
Blindleistung der Asynchronmaschine: Die Blindleistung pBlind Strang(t) eines Strangs ist sinusförmig.
Die Blindleistung aller 3 Stränge zusammen ergibt 0. Der Austausch unter den Strängen erfolgt
über den Zwischenkreisanschluss des Maschinenstromrichters (ohne C!).
5-26
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5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.4 Umrichter
5.4.6 Pulsstromrichter für Wechselstrom
Der Maschinenstromrichter (MSR) ist ein Pulsstromrichter (PSR) für Drehstrom. Ein Pulsstromrichter bildet mittels Pulsen die gewünschte Spannungsform. Um seine Wirkungsweise besser zu
verstehen, wird zuerst der einfachere Pulsstromrichter für Wechselstrom betrachtet.
Ersatzschaltung:
Die Schaltung des Wechselstrom-Pulsstromrichters ist identisch mit der Schaltung des 4Quadranten-Gleichstromstellers. Nur die Steuerung ist unterschiedlich. Der Netzstromrichter mit
Zwischenkreis liefert die Gleichspannung Ud und wird durch eine Gleichspannungsquelle ersetzt.
Die Transistoren T1, T2 bilden mit den Dioden D1, D2 den Umschalter S1 (orange). Er kann die Ausgangsklemme 1 mit dem Pluspol oder mit dem Minuspol der Gleichspannung Ud verbinden. Der
Umschalter S2 (bestehend aus T3, T4, D3, D4; grün) kann dasselbe mit der Ausgangsklemme 2 tun.
Als Last wird eine RL-Schaltung betrachtet.
+
id(t)
Id
T1
D2
iV(t)
IV
Ud = UZK
L
D1
D4
T4
D3
R
1
T2
T3
2
uV(t)
UV
-
Abbildung 5-40 Ersatzschaltung Wechselstrom-Pulsstromrichter mit RL-Last
Abbildung 5-41 vereinfachte Ersatzschaltung Wechselstrom-Pulsstromrichter
Wirkungsweise:
Die beiden Umschalter S1, S2 können nur 3 Spannungen an die Last geben: + Ud, 0, - Ud. Damit
kann eine nicht sinusförmige Wechselspannung erzeugt werden. Sie besteht aus Pulsen fester Höhe
und frei wählbarer Breite. Die Breite wird so moduliert, dass eine sinusförmige Grundschwingung
mit der gewünschten Frequenz und Amplitude entsteht. Die Induktivität wirkt als kurzfristiger
Energiespeicher und glättet den Strom.
Die Wechselspannung uV(t) ist nicht sinusförmig. Sie besteht aus einer Grundschwingung (Index 1)
und Oberschwingungen. Die Spannungsoberschwingungen können bei Bedarf weggefiltert werden
(unterbrechungsfreien Stromversorgung; USV). Der Wechselstrom iV(t) ist dank der Spule fast sinusförmig.
5-27
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5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.4 Umrichter
Abbildung 5-42 Ein-, Ausgangsgrössen PSR für 6 Pulse pro Wechselspannungsperiode
(zu vervollständigen)
Modulationsverfahren:
- Pulsbreiten-Modulation (PWM): Tein variabel, T konstant.
Die Schaltung arbeitet mit einer festen Schaltfrequenz. Diese Variante wird zusammen mit einem Sinusfilter verwendet, das die Schaltfrequenz aus der Ausgangsspannung herausfiltert (z. B.
bei einer USV).
-
Pulsfrequenz-Modulation: Tein konstant, T variabel.
Die Schaltung arbeitet mit einer festen Einschaltdauer Tein. Diese Variante kommt nur in Spezialfällen vor (bei minimaler Pulsdauer).
-
2-Punkt-Regelung: Tein variabel, T variabel.
Die Schaltung arbeitet mit einem Toleranzband um den Sollwert des Stromes. Wird der obere
Rand des Toleranzbandes erreicht, wird ausgeschaltet, wird der untere Rand erreicht, wird eingeschaltet. Diese Variante kommt häufig vor.
Änderung von Frequenz und Amplitude der Spannungsgrundschwingung uV1(t) mit PWM:
Die Frequenz wird eingestellt, indem mehr oder weniger Pulse pro Grundschwingung erzeugt werden. Die Amplitude kann durch die Breite der Pulse verändert werden.
Weitere Anwendungen:
- Fotovoltaik-Wechselrichter,
- Netzstromrichter, falls Rückspeisung gefordert (z. B. Netzkopplung Landesnetz - Bahnnetz;
Eisenbahnantrieb).
5-28
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5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.4 Umrichter
Abbildung 5-43 PSR; Veränderung von Frequenz und Amplitude der Grundschwingung (Brosch,
2008)
5.4.7 Maschinenstromrichter: Pulsstromrichter für Drehstrom
Ersatzschaltung:
Der Netzstromrichter mit Zwischenkreis liefert die Gleichspannung Ud und wird durch eine Gleichspannungsquelle ersetzt. Ein Pulsstromrichter (PSR) für Drehstrom arbeitet als Maschinenstromrichter (MSR). Er besteht aus 6 Transistoren und 6 Dioden. Ein Transistor bildet mit seiner parallel
geschalteten Diode zusammen einen Schalter. 2 übereinander gezeichnete Schalter zusammen bilden einen Umschalter (farbig). Ein Umschalter kann eine Ausgangsklemme (U, V, W) mit dem
Pluspol oder mit dem Minuspol der Gleichspannung Ud verbinden. Die Stränge der Asynchronmaschine werden durch RL-Schaltungen (Z) ersetzt. Die Stränge können im Stern oder im Dreieck
geschaltet werden.
+
id(t)
Id
IU
U
UUS
UUV
Ud
Z
IV
V
S
UVW
W
UWU
UVS
UWS
IW
-
Abbildung 5-44 Ersatzschaltung MSR und ASM
Wirkungsweise:
Die 3 Umschalter werden so gesteuert, dass die Leiterspannungen uUV(t), uVW(t), uWU(t) ein Drehstromsystem bilden: 3 um 120 ° versetzte Drehspannungen. Der Maschinenstromrichter kann nur
Frequenz und Amplitude der Spannungsgrundschwingung direkt beeinflussen. Damit regelt er indirekt die Drehzahl oder das Drehmoment der Asynchronmaschine.
5-29
ZHAW / SoE
Grundlagen Antriebstechnik
+
5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.4 Umrichter
id(t)
Id
IU
U
S1
Ud/2
UUV
0
V
UUS
S
S2
UVW
Ud/2
S3
W
Z
IV
UWU
UWS
UVS
IW
-
Abbildung 5-45
vereinfachte Ersatzschaltung MSR und ASM
Bei der Dreieckschaltung der Asynchronmaschine sehen die Strangspannungen uUV(t), uVW(t),
uWU(t) gleich aus wie beim Wechselstrom-Pulsstromrichter. Die Pulse haben die Amplitude + Ud
oder - Ud.
Abbildung 5-46 PSR mit ASM, Dreieckschaltung; Strangspannung, -Strom; f = 25 Hz
Bei der Sternschaltung der Asynchronmaschine ist die eine Seite eines Stranges direkt mit einer
Ausgangsklemme verbunden. Die andere Seite eines Strangs wird über den Sternpunkt S durch die
anderen Stränge beeinflusst. Deshalb entstehen an einem Strang mehr als bloss 2 verschiedene Pulsamplituden. Sie können bestimmt werden, indem die verschiedenen Schalterstellungen betrachtet
werden. Für die Strangspannung uUS(t) sind folgende Pulsamplituden möglich:
Klemme U
Klemme V
Klemme W
-
+
-
+
-
+
+
-
+
+
+
+
+
uUS(t) = f(Ud)
Die Betrachtung gilt auch für die anderen Strangspannungen. Dadurch entstehen feiner pulsierende
Strangspannungen.
5-30
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5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.4 Umrichter
0.5
0
-0.5
Abbildung 5-47 PSR mit ASM, Sternschaltung; Strangspannung mit Grundschwingung
Realisierung Pulsbreitenmodulation:
Um die Schaltzeitpunkte des Umschalters S1 zu bestimmen, wird eine sinusförmige Modulationsfunktion mU(t) mit einem höherfrequenten Dreiecksignal s(t) verglichen. Ist die Sinusfunktion grösser als das Dreiecksignal, wird der Pluspol von Ud an die Ausgangsklemme U geschaltet. Ist sie
kleiner, wird der Minuspol von Ud an die Ausgangsklemme U geschaltet. Zwischen der Klemme U
und dem Mittelpunkt des Zwischenkreises (Klemme 0) entsteht die gepulste Spannung uU0(t). Die
Umschalter S2, S3 werden analog gesteuert durch Vergleich von mV(t) bzw. mW(t) mit s(t). Es entstehen uV0(t), uW0(t) und die Leiterspannungen uUV(t), uVW(t), uWU(t) (Abbildung 5-48).
𝑀
Modulationsgrad
𝑓1
Modulationsfrequenz, Grundschwingung (5-59)
𝑚𝑈 (𝑡) = 𝑀 cos(2𝑓1  𝑡)
Modulationsfunktion Phase U
(5-60)
𝑚𝑉 (𝑡) = 𝑀 cos(2𝑓1  𝑡 − 2/3)
Modulationsfunktion Phase V
(5-61)
𝑓𝑃 = 𝑇 ≫ 𝑓1
Dreiecksfrequenz, Pulsfrequenz
(5-62)
𝑢𝑈𝑉 (𝑡) = 𝑢𝑈0 (𝑡)−𝑢𝑉0 (𝑡)
gepulste Leiterspannung UV
(5-63)
1
𝑃
Abbildung 5-48
links: Modulation mit Grundschwingung
rechts: Modulation mit Grund- und 3. Oberschwingung
5-31
(5-58)
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Grundlagen Antriebstechnik
5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.4 Umrichter
Die Grundschwingung UM1 der Leiterspannung an der Maschine kann mittels Fourieranalyse berechnet werden. Sie soll zwischen 0 und UN proportional zur Frequenz f1 verändert werden können.
Beim Modulationsgrad M = 1 wird jedoch noch nicht der Wert der Netzspannung UN erreicht.
√3
𝑈𝑀1 = 𝑀 2√2 𝑈𝑑 = 𝑀
𝑈𝑀1 =
3√3
2
3√3
2
𝑈𝑁
𝑈𝑁 = 0.8270𝑈𝑁
Grundschwingung bei M  Mlin max
(5-64)
Grundschwingung bei M = 1
(5-65)
Wird der Modulationsgrad über 1 erhöht, entstehen überbreite Pulse und tiefere Oberschwingungsfrequenzen, was unerwünscht ist. Das kann in einem gewissen Bereich verhindert werden, indem
der Modulationsfunktion etwas 3. Oberschwingung beigemischt wird. Dadurch entstehen einerseits
mehr breite Pulse, was die Grundschwingungsspannung erhöht. Anderseits verschwindet die 3.
Oberschwingung in der Leiterspannung wegen der Differenzbildung (und in der Sternspannung bei
floatendem Sternpunkt; Abbildung 5-48). Beim Wert Mlin max erreicht die Grundschwingung UM1
das Maximum des linearen Bereichs. Sie kommt nun in die Nähe der Netzspannung UN. Erst bei
leichter Übermodulation mit dem Wert Mmax wird die Spannung UN erreicht.
1
𝑚𝑈 (𝑡) = 𝑀 [sin(2𝑓1  𝑡) + 6 sin(2𝑓3  𝑡)]
3
erweiterte Modulationsfunktion U
𝑈𝑀1 =  𝑈𝑁 = 0.9549𝑈𝑁
Grundschwingung bei Mlin max =
𝑀𝑚𝑎𝑥 = 1.369
Modulationswert für UN
2
√3
(5-66)
(5-67)
(5-68)
Im Spektrum der Leiterspannung ist die Grundschwingung gut sichtbar. Die Rechteckpulse führen
zu Amplitudengruppen bei der Pulsfrequenz und mehrfacher Pulsfrequenz. Bei Übermodulation
entstehen niederfrequente Oberschwingungen (Abbildung 5-49).
Abbildung 5-49
Spektrum Leiterspannung bei erweiterter Modulationsfunktion
Somit kann nun die Anforderung der Asynchronmaschine erfüllt werden, die Grundschwingungsspannung UM1 im Frequenzbereich 0 < f  fNenn weitgehend proportional zur Frequenz zu verändern
und im Bereich f > fNenn auf dem Wert UMNenn konstant zu halten (Abbildung 5-32).
Der Grundschwingungsgehalt gU steigt nichtlinear mit zunehmender Grundschwingungsspannung.
Der Modulationsgrad M ist linear zur Grundschwingungsspannung, solange keine Übermodulation
auftritt (Abbildung 5-50).
5-32
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Grundlagen Antriebstechnik
Abbildung 5-50
5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.4 Umrichter
Grundschwingungsgehalt gU und Modulationsgrad M
Berechnung PSR im Wechselrichterbetrieb (ASM im Motorbetrieb):
Näherungen Maschinengrössen: Der Strom iM(t) wird sinusförmig angenommen. Grundschwingungsgehalt gU und Effektivwert UM der Spannung uM(t) sind nicht sinusförmig und werden näherungsweise berechnet.
Grundschwingungsgehalt Spannung
(aus Fourieranalyse; Näherung)
(5-69)
Spannung Maschine
(5-70)
Strom Maschine (-, Y-Schaltung)
(5-71)
SM  3  U M  I M
Scheinleistung
(5-72)
SM 1  3  U M 1  I M  gU  SM
Grundschwingungs-Scheinleistung
(5-73)
PM  SM  M  SM 1  cos M 1 
Wirkleistung
(5-74)
QM 
Blindleistung
(5-75)
Phasenverschiebung Grundschwingung
(5-76)
Leistungsfaktor
(5-77)
Verschiebungsfaktor
(5-78)
Wirkungsgrad PSR (bei grösseren Anlagen)
(5-79)
𝑔𝑈 =
𝑈𝑀1
𝑈𝑀
𝑈
 0.91√ 𝑈𝑀1
𝑁
1 T
U
2
   uM (t )   dt  M 1
T 0
gU
UM 
IM  
UM1
;
Z
IM 
U MY 1
ZY
SM 2  PM 2
M 1
M 
PM
 gU  cos M 1 
SM
cos M 1  
 PSR 
PM
SM 1
PM
 98 %
Pd
5-33
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Grundlagen Antriebstechnik
Pd  PZK 
PM
 PSR
5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.5 Literaturverzeichnis
 PM
Gleichstromleistung
(5-80)
Nur die Grundschwingung der Maschinenspannung trägt zur Wirkleistung bei. Die Oberschwingungen erhöhen den Effektivwert. Sie bewirken Oberschwingungsblindleistung, erhöhen damit die
Scheinleistung und vermindern den Leistungsfaktor. Die Oberschwingungen führen auch zu zusätzlichen Verlusten von ca. 1 % der Maschinen-Nennleistung. Das Geräusch der Asynchronmaschine.
wird ebenfalls beeinflusst, sie tönt schärfer (vgl. Anfahrgeräusch S-Bahn).
Weitere Anwendungen:
- dynamische Blindleistungskompensation,
- Kompensation von Asymmetrien im Drehstromnetz
- aktives Netzfilter, das Oberschwingungen auslöscht.
5.5 Literaturverzeichnis
Brosch, Peter. 2008. Moderne Stromrichterantriebe. s.l. : Vogel, 2008.
Colotti, Alberto. 2012. Leistungselektronik und Antriebe. Winterthur : zhaw, 2012.
Fischer, Rolf. 2006. Elektrische Maschinen. München : Hanser, 2006.
Nordqvist, Kässer. 2004. Sanftanlasser Handbuch. s.l. : ABB STOTZ-KONTAKT GmbH, 2004.
5-34
ZHAW / SoE
Grundlagen Antriebstechnik
5. Antriebe mit Asynchronmaschine
5.5 Literaturverzeichnis
Netzstromrichter
Zwischenkreis
id(t)
Id
L
IU
Maschinenstromrichter
U
U
S1
UUV
ud(t)
Ud
V
UU
V
S2
W
UVW
C
500
uUV
iUV
500
ud/V; id/A
0
uUV/V; iUV/A
uU
iU
200
uU/V; iU/A
W
S3
N
UWU
0
0
-200
0
uN(t)
iN(t)
gI = IN1 / IN = 3 / 
SN =  3UNIN
PN = NSN
N = gIcos N1
Abbildung 5-51
0.01
0.02
t/s
0.03
0.04
ud
id
-500
0
sinusförmig
nicht sinusförmig
Grundschwingungsgehalt
ud(t)
ode
id(t)
Leistungsfaktor
Pd = UdId
Umrichter, Übersicht
5-35
0.02
t/s
0.04
6 Pulse pro Netzperikonstant
-500
0
0.01
0.02
0.03
0.04
0.05
t/s
uM(t)
iM(t)
gU= UM1 / UM
SM =  3UMIM
PM = MSM
M = gUcos M1
nicht sinusförmig
näherungsweise sinusförmig
Grundschwingungsgehalt
Leistungsfaktor
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