Und was man sonst noch in der Stallapotheke braucht Sie ist wichtig für Mensch und Tier und sollte jedem Reiter ein Begriff sein: die Stallapotheke. Was genau in einer gut sortierten und praxisorientierten Stallapotheke enthalten sein soll und worauf man dringend achten muss, haben wir hier für Euch zusammengefasst. Beim Inhalt unterscheiden wir zwischen Verbandsmaterial, Medikamenten und Zubehör. Folgende Verbandsmaterialien sollten immer griffbereit sein: • sterile Wundauflagen in verschiedenen Größen (bitte auch die XXL-­‐Variante bereit halten, denn Pferde sind groß und können schon bei kleinen Koppelrangeleien großflächige Wunden davon tragen) • Verbandsmull (reichlich, reichlich und nochmal reichlich – niemand ärgert sich beim Versorgen einer Wunde über zu viel Verbandsmull) • Mullbinden, mindestens 3 oder besser 4 Stück, in unterschiedlichen Breiten • Mindestens 2 elastische Binden zum Fixieren von Wundauflagen oder für einen festen Verband bei Prellungen oder Verstauchungen (Den Verband bitte niemals zu fest anlegen, sonst wird die Blutzirkulation verschlechtert oder im Extremfall sogar verhindert. Gleichzeitig darf der Verband natürlich auch nicht nicht so locker sein, dass er rutscht. Wenn’s sitzt wie eine Bandage ist alles gut ;-­‐)) • Dreieckstücher (anfangs niemand weiß genau, wofür man die braucht, bis es so weit ist und dann will man sie nicht missen, also am besten gleich 2 oder 3 davon in den Kasten packen. Man kann Dreieckstücher vielfältig verwenden, sei es zum Stabilisieren, Verbinden, Einwickeln, als Transporthilfe und und und. Sie helfen auch, wenn der Verbandsmull (siehe oben) doch mal nicht ausreicht) • Leukoplast® oder ein anderes, gut haftendes Pflaster (das braune mit der guten Klebewirkung, nicht das weiße für sensible Haut. Wir wollen, dass es hält. Wie wir den Verband nachher wieder ab bekommen ist erst mal nebensächlich ;-­‐)) in der breiten Variante • 1 Rolle Gewebeklebeband (auch hier am besten das silberfarbene, das ist extrem stabil, weicht nicht auf und steckt so richtig was weg) und ein oder zwei Säcke aus Baumwolle oder Leinen (keine Kunstfasern) mit mind. 40x80cm für Hufverbände • eine Dose kleine Pflaster für allerlei kleine Hautverletzungen des Zweibeiners In der Rubrik Medikamente sollte eine gut sortierte Stallapotheke auf jeden Fall folgendes enthalten: • Desinfektionsmittel, am besten als Spray. Idealerweise eine große Flasche für’s Pferd (beim Desinfizieren am Pferd immer viel aufsprühen – wenn’s runter läuft und richtig durchgenässt ist ist es genau richtig) und eine kleine z.B. Octenisept® für die Zweibeiner) • Antiseptische Salbe, z.B. Betaisodonna® (Vorsicht: einmal angebrochen bitte die Reste nicht länger als 1 Woche aufheben und kühl lagern. Außerdem solltet Ihr die Creme nicht mit schmutzigen Fingern entnehmen oder gar die Tubenöffnung mit der Wunde in Kontakt bringen. Dadurch würdet Ihr die Creme verschmutzen und züchtet unter Umständen resistente Bakterien) • Zinkhaltige Wundsalbe (am besten als Spray, wenn Euer Pferd mit dem Geräusch von Sprays kein Problem hat. Falls doch nehmt Ihr besser die Creme-­‐Version. Mirfulan® gibt es z.B. sowohl als Creme als auch als Spray) • Heparinhaltige Salbe oder Gel für Prellungen und Verstauchungen • Kühlpacks oder Eisspray. Ideal sind selbst-­‐kühlende Kühlpacks, die durch Knicken einer Membran kalt werden und keine Kühlung benötigen. Wichtig: bei Eisspray immer ein feuchtes Tuch auflegen und auf das Tuch sprühen, nicht direkt auf Fell oder Haut, sonst kann es an der betroffenen Stelle zu Erfrierungen kommen. • Bei Neigung zu bestimmten Krankheiten wie Kotwasser oder Koliken sollten auch für diese entsprechende Erste-­‐ Hilfe-­‐Mittel schon mal bereit gehalten werden, z.B. Flohsamen gegen Kotwasser oder Colosan® gegen überm..ige Blähungen und als Kolik-­‐Vorsorge. Wichtig: diese Mittel sind nur als Erste Hilfe gedacht und ersetzen nicht den Tierarzt! Oft übersehen aber dennoch wichtig: Zubehör und Kleinkram: • Scheren, am besten zwei oder drei: eine kleine für feine Schnitte und eine größere mit abgerundeter Spitze sind die Mindestaustattung. • Latexhandschuhe (oder, falls eine Latexallergie vorliegt, latexfreie Einmalhandschuhe) zum Schutz vor Infektionen. Am besten gleich eine ganze Packung, denn im Eifer des Gefechts gehen diese dünnen Handschuhe schnell kaputt. Tipp: Zwei Paar Handschuhe übereinander anziehen, so ist, falls der obere Handschuh reissen sollte, der zweite als Schutz noch vorhanden. Denkt immer daran, dass der Umgang mit Blut, Speichel, Urin und Kot unter Umständen infektiös sein kann. Die Zoonosen (das sind Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden können) die es gibt sind alles andere als spaßig. • 1 Fieberthermometer (bitte ein quecksilberfreies Thermometer, denn Quecksilber ist hochgiftig und beim Umgang am Pferd kann das Thermometer schon mal kaputt gehen) • 1 Wäscheklammer mit Schnur, ans Fieberthermometer geknotet (beim Fiebermessen klemmt man die Klammer am Schweif fest. Man glaubt gar nicht, wie schnell ein Fieberthermometer im Pferd verschwindet, wenn man es nicht sichert ;-­‐)) • mehrere Plastiktüten oder große bzw. mittelgroße Mülls.cke – zum Einen kann man damit Hufverbände, Auflagen, feuchte Wickel etc. abdecken und zum Anderen all die verschmutzten Kompressen etc. einsammeln, wenn es mal zum Ernstfall gekommen ist. • Nasenbremse – ein antiquarisches aber wirkungsvolles Mittel zur Beruhigung. Wichtig: nicht zu fest zuziehen. Die Wirkung der Nasenbremse kommt durch den Druck auf Akupressurpunkte, nicht durch Gewalt zu Stande! • Maulkorb oder Greenguard® Fressbremse falls der Patient zeitweise nicht fressen soll oder bei Behandlungen zum Zubeissen neigt • 2 Pinzetten, eine spitzige und eine abgerundete • Zeckenzange oder Zeckenschlinge Für alles, was sich in der Stallapotheke befindet, gilt: ruhig einen ordentlichen Vorrat anlegen. Noch nie hat sich jemand im Notfall über zu viel Verbandsmaterial, eine zu große Tube Salbe oder zu viele Scheren geärgert, über zu wenig aber sehr wohl ;-­‐)) Wichtiges zum Schluss: Bitte unbedingt alle 3 Monate die Haltbarkeit der Sachen überprüfen. Wichtig ist, dass man auch die Verbandsmaterialien überprüft. Steriles Verbandsmaterial hat ein Verfallsdatum und ist nach Erreichen desselben nicht mehr steril und damit auch nicht mehr als Wundauflage geeignet. Medikamente dürfen auf gar keinen Fall nach dem Verfallsdatum noch benutzt werden. Einmalhandschuhe werden mit der Zeit brüchig oder klebrig, also auch diese bitte regelmäßig überprüfen, genau wie die Batterie im Fieberthermometer. Angebrochene Salben gehören in den Müll, auch wenn das Verfallsdatum noch weit entfernt ist. Jede offene Salbe ist eine Brutstätte für Keime. Nach Anbruch sollte man Medikamente generell kühl aufbewahren und nach höchstens einer Woche wegwerfen. Sprays mit Treibgas solltet Ihr immer mal wieder kurz antesten. Dazu reicht ein kleiner Druck auf den Sprühkopf. Sprühdosen mit Treibgas können selbiges nämlich mit der Zeit verlieren und im Ernstfall kommt höchstens noch ein lasches *pfffft* aber kein Medikament mehr. Dass man Sprays nicht heiß oder unter Sonnenbestrahlung lagern darf versteht sich wohl von selbst. Gerade auf Turnieren sollte die Stallapotheke nicht unbedingt im heißen Auto stehen. Das tut weder den Sprays (sie können bei zu starker Erhitzung sogar explodieren) noch den Medikamenten gut.