Jahresbericht 2014 - Herder

Werbung
Jahresbericht 2014
Inhaltsverzeichnis
1
Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2
2
Profil und Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3
3
Forschungsbibliothek . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
4
Bildarchiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Kartensammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Dokumentesammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Projekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
17
20
21
23
Wissenschaftsforum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
5.1
5.2
5.3
5.4
5.5
5.6
6
7
11
13
14
14
Wissenschaftliche Sammlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
4.1
4.2
4.3
4.4
5
Bibliothek . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Zeitungsarchiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Bibliografieportal zur Geschichte Ostmitteleuropas . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Bibliotheksbezogene Fachportale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Projekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“
Verbundprojekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Forschungsvorhaben einzelner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter . . . . . . .
Veröffentlichungen und Verlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Tagungen, Workshops, Sektionen auf Kongressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Stipendiatinnen und Stipendiaten,
Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
33
39
45
53
55
65
Wissenschaftstransfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
6.1
6.2
6.3
6.4
6.5
Ausstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Lesungen am Herder-Institut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Herder-Kolloquium/Öffentliche Vorträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Lehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Publikationen, Vorträge, Präsentationen der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
68
70
74
75
76
7
Kooperation und Internationalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88
8
Institutsorgane und Institutsleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
8.1
8.2
8.3
8.4
9
Institutsorgane . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
Direktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
Gleichstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
Forschungsbeauftragte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
Management . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
Umschlagbild: Dönhoffstädt in Drogosze, Foto: Wolfgang Schekanski 2014
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
1
1 Vorbemerkung
Das Jahr 2014 stand am Herder-Institut für historische
Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft ganz im Zeichen zweier besonderer Entwicklungen.
So war auch das vergangene Jahr noch einmal sehr stark
geprägt durch unsere Erweiterungsbaumaßnahme, deren
„Halbzeit“ in Form eines Richtfestes in der Jahresmitte
gefeiert wurde. Auch in Phasen großer Lärm- und Staubbelastung gelang es dank des großen Engagements der
betroffenen Kolleginnen und Kollegen erneut, die Nutzung der Bibliothek und der Wissenschaftlichen Sammlungen aufrechtzuerhalten und damit die negativen Auswirkungen unseres Bauprojekts für die Nutzerinnen und
Nutzer unserer Bestände auf ein Minimum zu reduzieren.
Diese seit Spätsommer 2013 laufende große Baumaßnahme stellte unbestritten eine erhebliche Belastung gerade
für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unmittelbarer räumlicher Nähe zur Baustelle sowie für diejenigen
dar, die als Folge der Baumaßnahme ihre angestammten
Arbeitsplätze im Bibliotheksbereich zeitweilig oder auch
nachhaltig verloren. Ab 2015 werden die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jedoch renovierte Räumlichkeiten im bisherigen Bibliotheksbereich, der ebenfalls
umfassend neugestaltet wird, bzw. in der obersten Etage
des Erweiterungsbaus beziehen können. Außerdem werden die Arbeitsbereiche Bibliothek und Bibliografieportal
der Forschungsbibliothek erstmals auch räumlich vereint
tätig werden können, was für die Verschränkung ihrer
Arbeit vor dem Hintergrund neuer Herausforderungen im
bibliothekarischen wie bibliografischen Bereich von großer Bedeutung ist.
Die Baumaßnahme war und ist aus Sicht des HerderInstituts vor allem aber ein deutlicher und unmissverständlicher Beweis für das Vertrauen, das unsere Zuwendungsgeber – die Beauftragte der Bundesregierung für
Kultur und Medien und das Hessische Ministerium für
Wissenschaft und Kunst – in das Herder-Institut setzen,
eine Bestätigung für die sehr erfolgreiche Arbeit nicht nur
der letzten Jahre und zugleich ein deutliches Bekenntnis
zu unserem Standort Marburg.
Das zweite ganzjährige Ereignis war das Fellowship von
Prof. Haslinger am Imre Kertész Kolleg in Jena und seine
Vertretung hier im Haus. Die Gremiensitzungen im Jahre
2014 brachten durchweg positive Bewertungen der Arbeit
und des Kurses des Instituts, sie waren leider aber auch
Zeiten des Abschiednehmens. So wechselte die Ansprech-
2
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Dr. Jürgen Warmbrunn, Dr. Franz Kahle, MinDir Dr. Günter
Winands (BKM), MinDirig Dr. Rolf Bernhardt (HMWK)
und Prof. Dr. Peter Haslinger vor dem Erweiterungsbau
(von links nach rechts)
person für das Herder-Institut beim Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Frau Dr. Eickemeier,
deren Nachfolgerin Frau Steinhofer-Adam auch bereits an
den Wirtschaftsplanverhandlungen und der Kuratoriumssitzung teilnahm. Einen Wechsel gab es ebenfalls in der
Leitung des Referats K44 bei der BKM. Die Nachfolge von
Frau Deres, die über viele Jahre mit dem Herder-Institut
verbunden war, trat Frau Dr. Zeddies an, die das HerderInstitut bereits in der ersten Woche ihrer neuen Tätigkeit
besuchte. Schließlich gab es aber auch zwei gewichtige
Veränderungen im Wissenschaftlichen Beirat: Neben
dem Vorsitzenden, Herrn Prof. Dr. von Puttkamer, dessen
Verdienste gerade auch bei der Institutsevaluierung 2012
noch einmal ausdrücklich gewürdigt wurden, schied auch
die kurz zuvor zur Ministerin für Kultur und Nationales
Erbe der Republik Polen ernannte Frau Prof. Dr. Omilanowska turnusgemäß aus dem Beirat aus.
Zu guter Letzt sei auch noch auf eine Würdigung des Herder-Instituts hingewiesen, die uns große Freude bereitet
hat: Das Herder-Institut wurde 2014 zum „Ehrenbotschafter der Stadt Danzig“ ernannt – eine besondere Würdigung der jahrzehntelangen engen Zusammenarbeit mit
zahlreichen Danziger Einrichtungen insbesondere unseres
Bildarchivs.
2 Profil und Aufgaben
pa in der Bundesrepublik Deutschland unter den neuen
politischen Rahmenbedingungen fortzusetzen und die
deutschen Aspekte der Entwicklung dieser Regionen zu
dokumentieren. In diese Konstruktion waren auch die
dem Herder-Forschungsrat assoziierten Historischen Kommissionen eingebunden.
FIN
N
Tallinn
RUS
EESTI
S
Rīga
LATVIJA
LIETUVA
DK
ROSSIJA
Vilnius
Kaliningrad
Gdańsk
POLSKA
Warszawa
Minsk
Hrodna
BELARUS'
Brest
Poznań
Kyїv
Łódź
Wrocław
D
UKRAÏNA
L'viv
Praha
Kraków
ČESKÁ REPUBLIKA
SLOVENSKO
Brno
Černivci
MD
Bratislava
Budapest
A
FL
CH
I
SLO
MAGYARORSZÁG
HR
RO
SRB
Das Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung wurde im April 1950 in Marburg auf Initiative des
Johann-Gottfried-Herder-Forschungsrats (HFR) gegründet
und ist heute ein national wie international renommiertes
Zentrum der internationalen historischen Ostmitteleuropaforschung. Mit seinen Arbeitsbereichen Wissensvermittlung, Dokumentation und Sammlungen unterstützt,
organisiert und betreibt das Institut Forschungen zur historischen und kulturellen Entwicklung Ostmitteleuropas
in den heutigen Grenzen Estlands, Lettlands, Litauens, Polens, Tschechiens, der Slowakei und der russischen Exklave
Kaliningrad. Im Zentrum steht die Analyse der Wechselbeziehungen und Austauschprozesse in und mit Ostmitteleuropa vom Mittelalter bis in die Gegenwart, mit einem
Schwerpunkt auf den Beziehungsgeflechten zum deutschsprachigen Raum und den deutschsprachigen Gruppen
und Minderheiten Ostmitteleuropas. Ein weiteres zentrales Anliegen ist die vergleichende Betrachtung der Geschichte Ostmitteleuropas und seiner Nachbarregionen
(v.a. Österreich, Ungarn, Belarus und westliche Ukraine)
in einem gesamteuropäischen Vergleichskontext. Ebenso
zentral ist die Reflexion über die medialen Grundlagen
der Vermittlung von Kenntnissen über Geschichte und
Kultur Ostmitteleuropas. In seinen ersten Jahren diente
das Herder-Institut als Begegnungsstätte einer Gruppe von
Geistes- und Sozialwissenschaftlern, deren biografische
und akademische Wurzeln in Gebieten jenseits der späteren Oder-Neiße-Grenze lagen.
Diese Gruppe verfolgte mit ihren sehr unterschiedlichen
Biografien (zumal aus den Jahren des Nationalsozialismus) den Ansatz, die Beschäftigung mit Ostmitteleuro-
Als Arbeitsinstrument richtete das Herder-Institut bereits
1951 eine Forschungsbibliothek ein und betrieb seit 1952
ein für Westeuropa in diesem Umfang und Zuschnitt unikales Zeitungsarchiv mit einer eigenen Presseausschnittsammlung. Ebenfalls seit 1951 wurden aus Beständen
unterschiedlichster Provenienz ein Bildarchiv, eine Karten- und eine Dokumentesammlung im Sinne eines klassischen Archivs aufgebaut. Die Arbeit des Instituts hatte
infolge der politischen (Ostpolitik, Umbruch von 1989)
und wissenschaftlichen Veränderungen in der Bundesrepublik Deutschland zwischen den 1960er und 1990er
Jahren unterschiedliche, teils auch krisenhafte Phasen zu
durchlaufen. Ein Meilenstein war 1977 die Übernahme
des Herder-Instituts in die gemeinsame Forschungsförderung des Bundes und der Länder gemäß Art. 91b des
Grundgesetzes („Blaue Liste“); entsprechend ist das Institut seit 1997 auch Mitglied der aus der „Blauen Liste“ hervorgegangenen Leibniz-Gemeinschaft. Einschneidend für
das Selbstverständnis und die Entwicklung der weiteren
Aktivitäten war die Herauslösung aus der Trägerschaft des
Herder-Forschungsrats zum 1. Januar 1994. Diese transformierte das Herder-Institut in eine rechtlich verselbständigte wissenschaftliche Serviceeinrichtung für die internationale Ostmitteleuropaforschung, verbunden mit einem
Prozess grundlegender Erneuerung. So erfolgten eine
programmatische Neuausrichtung und Konzentration
des Aufgabenprofils auf historische Fragestellungen sowie
eine entschlossene Öffnung und Internationalisierung.
Zentrale Punkte der neuen Entwicklungsstrategie waren
zum einen der umfassende Ausbau der Partnerschaften zu
ostmitteleuropäischen Universitäten und Einrichtungen,
zum anderen die offensive Nutzung der aufkommenden
neuen Medien. Heute finanzieren das Sitzland Hessen und
das seit 1998 auf Bundesseite zuständige Ressort der Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der
Kultur und der Medien (heute: für Kultur und Medien,
BKM) gemeinsam mit den übrigen Bundesländern die
Institutsarbeit. Das Herder-Institut ist eine Institution der
wissenschaftlichen Infrastruktur. Die in den Sammlungen
des Instituts bereitgehaltenen Materialien bilden den Ausgangspunkt für eigene Forschungen, die Erstellung von
Hilfsmitteln und Wissensportalen für die Forschung und
eine entsprechend vielfältige wissenschaftliche Infrastruktur. Grundlage und erster Schwerpunkt der Tätigkeit des
Instituts sind dabei seine umfangreichen und unikalen
Sammlungen, die in Zukunft weiter ausgebaut, erschlossen und digital der Fachwelt und interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen. Sie umfassen
eine Forschungsbibliothek zur Geschichte und Kultur
Ostmitteleuropas mit derzeit rund einer halben Million
Bänden, einschließlich einer der Forschungsbibliothek
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
3
Führung in der Bibliothek für Tagungsteilnehmende
Sammlungspräsentation im Studiensaal
zugeordneten Zeitungssammlung, in der seit 1952 Tagesund Wochenzeitungen aus Ostmitteleuropa archiviert
und für den Zeitraum bis bis 1999 in einer systematischen
Sammlung von über 5 Millionen Ausschnitten ausgewertet worden sind. Daneben unterhält das Institut ein Bildarchiv mit Bildträgern aller Art, insbesondere zur Topografie sowie Kunst- und Kulturgeschichte Ostmitteleuropas
(derzeit ca. 580.000 Einheiten), eine Kartensammlung mit
rund 38.500 Kartenblättern, ca. 1.200 Altkarten und etwas
über 6.300 Luftbildaufnahmen aus den Jahren zwischen
1942-1945. Schließlich befindet sich am Herder-Institut
eine umfangreiche Dokumentesammlung mit einem
Schwerpunkt auf der Geschichte des Baltikums, bestehend
aus Nachlässen, Familienarchiven, Einzelarchivalien usw.
sowie verfilmten Archivalien (derzeit ca. 1.450 laufende
Regalmeter). Im Zuge der Neudefinition des Infrastrukturauftrags durch die Leibniz-Gemeinschaft gewährleistet
das Herder-Institut damit eine synergetische Verbindung
zwischen Forschungstätigkeit, Infrastrukturaufbau und
Dienstleistungsfunktionen. Darüber hinaus bildet die
Kombination aus verschiedensten Medienarten, die vielfach unikale Materialien umfassen, und deren digitale Erfassung sowie Präsentation heute einen weiteren Kern der
Institutsarbeit. Entsprechend sind die Leitziele des HerderInstituts
Felder definiert, die nach dieser Zeit vom Wissenschaftlichen Beirat auf ihre Tragfähigkeit und Relevanz für die
Institutsarbeit überprüft und gegebenenfalls neu justiert
werden. Ab 2013 bündeln dabei folgende Perspektiven
die Forschungs- und Infrastrukturleistungen des Instituts,
stärken seine Funktion als internationales Forum zur Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas und eröffnen neue
Kooperationsperspektiven im nationalen wie internationalen Umfeld:
■
■
■
■
die Bereitstellung, Erweiterung, Erschließung und Konservierung von anderenorts nicht verfügbaren Spezialsammlungen für die historische Ostmitteleuropaforschung
die Durchführung eigener programmgebundener Forschung
die Förderung des Wissenschaftsdiskurses und Wissenschaftstransfers in seinem Arbeitsgebiet auf nationaler
und transnationaler Ebene und
die Bereitstellung grundlegender Hilfs- und Arbeitsmittel für die Forschung.
Durch „Projektleitende Perspektiven“ sind für die Dauer
von jeweils vier Jahren institutsübergreifend thematische
4
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
■
■
■
■
■
Sammeln, Bewahren und Vermitteln
bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung
Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive
Raum, Region, Stadt, Umwelt
politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten,
Gewalt und Sicherheit.
Beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Tätigkeit bietet darüber hinaus die 2006 vertraglich vereinbarte, seit
der gemeinsamen Berufung des neuen Direktors 2007 immer engere Kooperation mit der Justus-Liebig-Universität
Gießen. So stärkt die Kooperation mit universitären Strukturen, vor allem mit dem seit 2006 bestehenden regionalwissenschaftlichen Gießener Zentrum Östliches Europa
(GiZo), dem Zentrum für Medien und Interaktivität (ZMI)
und dem International Graduate Centre for the Study of
Culture (GCSC), nachhaltig die Institutsaktivitäten auch
im Bereich von Wissensvermittlung unter Nutzung moderner Medien. Jedoch auch deutschlandweit konnten
die Kooperationen deutlich befördert werden. Die vom
Herder-Institut 2010 initiierten „Vernetzungstreffen der
außeruniversitären Forschungs- und Infrastruktureinrichtungen der historisch-kulturwissenschaftlichen Ostmitteleuropaforschung“ wurden auch im Berichtsjahr fortgesetzt
und in Form der „Arbeitsgemeinschaft außeruniversitäre
Forschung und Infrastrukturen zum Östlichen Europa“
institutionalisiert. Mit dem Geisteswissenschaftlichen
Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der
Universität Leipzig wurden Kooperationsgespräche fortgeführt, wobei thematische und infrastrukturelle Überschneidungsbereiche, Wege zum verstärkten personellen
Austausch und ein Maßnahmenkatalog zur Vertiefung
der wechselseitigen Beziehungen besprochen wurden.
Ein erster gemeinsamer Projektantrag wurde im März
2013 eingereicht (Vernetzungsprojekt „Forschungsinfrastruktur Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa“, gemeinsam mit dem Deutschen Dokumentationszentrum für
Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg) und ist im
Dezember 2013 bewilligt worden. Das Projekt konnte im
Juli 2014 beginnen. Auch im vergangenen Jahr suchte das
Herder-Institut eine intensive Kooperation mit Instituten
der Leibniz-Gemeinschaft über gemeinsame Projektzusammenhänge. Vor allem über Vernetzungsprojekte des
SAW-Verfahrens im Bereich des Paktes für Forschung und
Innovation konnte diese Strategie wieder erfolgreich umgesetzt werden. Diese Strategie gilt es in Zukunft auch in
Richtung der Forschungsmuseen verstärkt weiter zu verfolgen. Hierzu dienen auch die Leibniz-Forschungsverbünde,
bei denen das Herder-Institut dreimal beteiligt ist (Historische Authentizität, Krisen einer globalisierten Welt
und Science 2.0). Auch alle weiteren Aktivitäten sollen
in Zukunft noch ausgebaut und intensiver miteinander
vernetzt werden. In besonderer Weise ist der Erfolg beim
SAW-Antragsverfahren in der erstmals bedienten Förderlinie „Innovative Vorhaben“ zu betrachten, bei der das
Projekt „Polesien als Interventionslandschaft. Herrschaft,
Technologie und Ökologie an der europäischen Peripherie 1920-2015“ von Anna Veronika Wendland als Hauptantragstellerin gemeinsam mit universitären Partnern in
Gießen und Siegen eingeworben werden konnte. Das Projekt wurde im November 2014 bewilligt und nimmt seine
Arbeit am 1. Juli 2015 auf.
Als Ergebnis der Neuorientierung der Institutsarbeit seit
den 1990er Jahren kann das Herder-Institut heute als eine
der weltweit führenden Stätten der historischen Ostmitteleuropaforschung und als unverzichtbare Einrichtung
der wissenschaftlichen Infrastruktur bezeichnet werden.
Dies ist Auftrag und Perspektive zugleich, nicht zuletzt
in einer sich wissenskulturell und medial immer rascher
verändernden Welt. Diese Entwicklungen werden auch in
Zukunft Eingang finden in ein neues Verständnis der Vermittlungsfunktion des Herder-Instituts im Wissenschaftsdiskurs zwischen Ostmitteleuropa, Deutschland sowie
dem Westen Europas und der Welt.
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
5
Forschungsbibliothek
Wissenschaftliche Sammlungen
Wissenschaftsforum
Wissenschaftstransfer
3 Forschungsbibliothek
Leitung: Dr. Jürgen Warmbrunn
Lesesaal der Forschungsbibliothek
Die Forschungsbibliothek besteht seit dem Jahr 2011 aus
den Arbeitsbereichen Bibliothek, Bibliotheksbezogene
Fachportale, Bibliografieportal und Zeitungssammlung.
Die Bibliothek des Herder-Instituts sammelt Bücher, Zeitschriften, Zeitungen, CD-ROMs, CDs, DVDs, elektronische
Ressourcen, Videos, Schallplatten und Noten. Sie bietet
mit derzeit rund einer halben Million Bänden, 21.431
in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) gemeldeten Titeln
und 1.603 laufend bezogenen Periodika einen der umfangreichsten und qualitativ bedeutendsten Bibliotheksbestände zur Geschichte, Kultur und Landeskunde Ostmitteleuropas weltweit. Im Einklang mit entsprechenden
Empfehlungen des Wissenschaftlichen Beirats des HerderInstituts übernimmt sie als exzellente Forschungs- und
Spezialbibliothek auch eine wichtige Funktion in der
überregionalen Literaturversorgung. Zu diesem Zweck
werden der Bibliothek aus dem Institutshaushalt regelmäßig zusätzliche Mittel zur Verstärkung des Erwerbungsetats zur Verfügung gestellt.
auch in ihrer Zuständigkeit für die Vergabe von DOIs (Digital Object Identifiers) für das Herder-Institut und externe Partner sowie den 2014 fortgesetzten Planungen für
einen elektronischen Lesesaal wider. Schwerpunkte bei
den bereits laufenden Digitalisierungsarbeiten der Bibliothek sind unikale Manuskripte und Musikalienfilme im
Bestand der Bibliothek, die Bestandsergänzung durch die
unter urheberrechtlichen Gesichtspunkten unkritische
Digitalisierung vergriffener Jahrbücher und sonstiger Periodika, die Bereitstellung von Kopien für die elektronische
Kopienfernleihe im Rahmen des HeBIS-Verbundes sowie
die kooperative Kataloganreicherung (Zugänglichmachung von Inhaltsverzeichnissen u.Ä. im elektronischen
Katalog). Zukünftig soll außerdem die Retrodigitalisierung
der Zeitungsausschnittsammlung einen weiteren, quantitativ besonders bedeutsamen Schwerpunkt bilden. Darüber hinaus arbeitet sie an den großangelegten Retrodigitalisierungsprojekten im Rahmen des DFG-geförderten
Projekts zum Aufbau der dezentralen Plattform für elektronische Volltexte der Osteuropaforschung „OsteuropaDokumente online“ (OstDok) sowie an entsprechenden
Aktivitäten anderer Einrichtungen (z.B. des Instituts für
Ost- und Südosteuropaforschung Regensburg und der Nationalbibliothek Lettlands in Riga) aktiv mit.
Der Bibliotheksbestand wird mit dem Anspruch auf größtmögliche Vollständigkeit auch im Bereich der schwer
beschaffbaren (sog. „grauen“) Literatur kontinuierlich
erweitert. Die Bibliothek ist darüber hinaus beteiligt am
Aufbau virtueller Fach- und Informationsangebote und
entwickelt unter besonderer Berücksichtigung der Langzeitverfügbarkeit eine Strategie für ihre zukünftigen Aktivitäten im Bereich der Digitalisierung. Dies spiegelt sich
Gerade für die Bibliothek stellt die seit August 2013 erfolgende große Baumaßnahme eine einmalige Chance zur
Weiterentwicklung ihres Serviceangebots, aber auch eine
besondere Herausforderung und Belastung dar. Neben
dem streckenweise sehr störenden Baulärm, der die Arbeit
für die Bibliotheksnutzer/innen und wie auch für Mitarbeiter/innen erheblich erschwerte, verlor die Bibliothek
durch die Baumaßnahme vorübergehend drei Büros mit je-
3.1
Bibliothek
Leitung: Dr. Jürgen Warmbrunn
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
7
Fahrregal-Anlage im Bibliotheksmagazin
weils mindestens zwei Arbeitsplätzen. Die betroffenen Mitarbeiter/innen sind seitdem unter deutlich schlechteren
Arbeitsbedingungen in den bisherigen Benutzercarrels
untergebracht, der Besprechungsraum in der Hensel-Villa
wird vorübergehend als Arbeitsplatz für Stipendiatinnen
und Stipendiaten und einen Projektmitarbeiter genutzt.
Auf diese Weise konnte der Lesesaal für die normale Benutzung weiterhin offen gehalten werden. Dank des vorbildlichen Engagements des Bibliothekspersonals und der
Einstellung eines zweiten ständigen Magazinmitarbeiters
wurde der Benutzungsbetrieb der Bibliothek nahezu ohne
Einschränkungen aufrechterhalten. Der Erleichterung der
Bestandsnutzung in der Bauphase dienen auch ein für alle
Nutzerinnen und Nutzer zugänglicher mobiler Handscanner sowie ein stationärer Buchscanner, der für die Abspeicherung von Digitalisaten auf Datenträgern (USB-Sticks)
vorgesehen und dessen Nutzung kostenfrei ist.
Seit Oktober 2013 bietet die Forschungsbibliothek einen
beruflichen Ausbildungsplatz für eine „Fachangestellte
für Medien- und Informationsdienste – Fachrichtung Bibliothek“ an. Ermöglicht wurde dies einerseits durch die
Bereitschaft des Herder-Instituts, für diesen Zweck finanzielle Mittel bereitzustellen, andererseits die Zusage einer
Mitarbeiterin der Forschungsbibliothek, neben ihren eigentlichen Aufgaben an einem Kurs zum Erwerb der Ausbildereignungsprüfung teilzunehmen, die sie im Berichtsjahr erfolgreich abgeschlossen hat.
Bestandserweiterung
Die Bestandserweiterung erfolgte auch im Jahr 2014 über
Kauf, Tausch und die gezielte Einwerbung von relevanten
Geschenken. Beim Kauf wurde wie üblich besonderer
Wert darauf gelegt, die Medien im Interesse der Nutzer/innen möglichst schnell und zu günstigsten Konditionen zu
erwerben. Für die Bibliothek stellt der Tausch institutseigener sowie speziell zu diesem Zweck erworbener Publika-
8
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
tionen anderer Verlage gegen einschlägige Publikationen
der Tauschpartner gerade bei Veröffentlichungen außerhalb des Buchhandels nach wie vor eine wichtige und
unerlässliche Erwerbungsform dar, die sogar noch weiter
ausgebaut werden konnte. Dies ermöglicht eine schnellere
Bearbeitung von Tauschangeboten anderer Bibliotheken
und erhöht dadurch die Zahl der eingeworbenen Tauschgaben ganz wesentlich. Die Bibliothek stärkt durch ihre
unterschiedlichen Tauschaktivitäten darüber hinaus die
Stellung der deutschen wissenschaftlichen Publikationen
im Ausland und die Zugänglichkeit wichtiger geschichtswissenschaftlicher Spezialliteratur auch in insbesondere
ostmitteleuropäischen Bibliotheken mit geisteswissenschaftlicher Ausrichtung, die diese sonst aus Etatgründen
nicht erwerben könnten. Im Berichtsjahr wurden in Gesprächen mit Tauschpartnern außerdem Überlegungen
angestellt, wie sich die gegenseitigen Tauschbeziehungen
angesichts einer zunehmenden Zahl von ePublikationen
weiterentwickeln werden und können.
Da zahlreiche Institutionen und Einzelpersonen großen
Wert darauf legen, mit ihren Publikationen in der zentralen deutschen Forschungsbibliothek zur Geschichte und
Landeskunde Ostmitteleuropas vertreten und durch deren
sehr zügige Einarbeitung in den Bestand schnell weltweit
elektronisch recherchierbar zu sein, konnte erneut eine
erhebliche Zahl von relevanten und qualitativ hochwertigen Publikationen als Geschenk eingeworben werden.
Das quantitative Verhältnis der drei Erwerbungsformen
zueinander betrug im Berichtsjahr: Kauf 43,1 %, Geschenk
25,6 % und Tausch 31,2 %. Insgesamt wurden Medien im
Wert von 192.000 € erworben, wobei auf die Zeitungssammlung Ausgaben in Höhe von 142.000 € entfielen. In
der Zeitungssammlung wurden im Jahr 2014 noch 28 Zeitungen laufend bezogen.
Die Bibliothek verzeichnete im Berichtsjahr dank umfangreicher Schenkungen und des weiter intensivierten
Tausches einen Bestandszuwachs von 16.143 bibliografi-
schen Einheiten. Für externe Buchbinderarbeiten wurden
4.300 € verausgabt, wobei dank der Beschäftigung eines
als Buchbinder ausgebildeten Mitarbeiters weiterhin
zunehmend Arbeiten im Hause selbst erledigt werden
können, was sich unter konservatorischen, finanziellen
und Nutzungsgesichtspunkten sehr bewährt. Zu Tauschzwecken wurden der Bibliothek außerdem Publikationen
des Verlags Herder-Institut im Wert von 15.970 € zur Verfügung gestellt.
Bereits seit einiger Zeit betätigt sich die Bibliothek auf
dem Gebiet der Einbindung von für ihr Sammelgebiet relevanten elektronischen Volltexten (in der Regel pdf-Dateien) in den elektronischen Bibliothekskatalog (einschl.
ihrer sachlichen Erschließung) und beteiligt sich seit 2011
an der kooperativen und urheberrechtlich unkritischen
Kataloganreicherung mit Inhaltsverzeichnissen, Titelbildern und Ähnlichem im HeBIS-Verbund.
Aus rechtlichen Gründen nur für Nutzer/innen innerhalb
des Herder-Instituts zugänglich sind die einschlägigen
elektronischen Angebote, die als Nationallizenzen durch
die Deutsche Forschungsgemeinschaft erworben wurden,
sowie durch die Bibliothek auf CD erworbene digitalisierte
Adressbücher, die nur an einem Arbeitsplatz im Lesesaal
zugänglich gemacht werden dürfen. Dank einer Campuslizenz sind seit Ende 2013 alle Publikationen des Verlags
Otto Sagner in digitaler Form an jedem Arbeitsplatz im
Institut zugänglich. Die in diesem Paket enthaltenen Titel
werden auch komplett im Bibliothekskatalog verzeichnet.
Bestandserschließung
Die Bibliothek des Herder-Instituts beteiligt sich am hessischen Bibliotheksverbund (HeBIS), als – für Spezialbibliotheken eher ungewöhnlich – Direktteilnehmerin an der
zentralen deutschen Zeitschriftendatenbank (ZDB) und
über den HeBIS-Verbund am weltweiten Nachweisinstrument von Bibliotheksbeständen „WorldCat“«. Dadurch
ist gewährleistet, dass ihre Bestände, die bisher mit Hilfe
der bibliothekseigenen Systematik unter lokalen, biografischen und thematischen Gesichtspunkten sachlich
differenziert erschlossen werden, in einer elektronisch
weltweit zugänglichen Form nachgewiesen sind. Die Bibliothekssystematik und ihre Register (Sachregister sowie
orts- und personenkundliche Register) werden soweit nötig laufend aktualisiert und für Nutzer/innen der Bibliothek in Form einer „geführten Suche“ benutzerfreundlich
und auf leicht verständliche Weise zugänglich gemacht.
2014 wurden Vorarbeiten für eine weitergehende Nutzung
von normierten Schlagwörtern und der von der Bayerischen Staatsbibliothek für ihre Sondersammelgebiete im
Bereich Geschichte verwandten Version der „Dewey Decimal Classification“ (DDC) zur Inhaltserschließung aufgenommen. Dies würde neben einer einheitlichen Form der
sachlichen Erschließung in allen Arbeitsbereichen der Forschungsbibliothek sowie ggf. anderen Sammlungen des
Instituts auch eine Nachnutzung von Sacherschließungsinformationen anderer Bibliotheken im In- und Ausland
ermöglichen. Außerdem würden Schlagwort-Recherchen
im HeBIS-Verbundkatalog u.Ä. zunehmend auch Treffer
aus dem Bestand der Bibliothek des Herder-Instituts ergeben. Langfristiges Ziel aller Arbeiten in diesem Bereich
ist die georeferenzierte Präsentation der in der Systematik
erfassten Orte/Landschaften sowie eine noch stärkere Verknüpfung mit der bundesweit gepflegten Gemeinsamen
Normdatei (GND), an der die Forschungsbibliothek mit
der höchsten Redaktionsstufe mitarbeitet. Der dadurch
entstehende Datenbestand wird bei allen neu erworbenen
Monografien über Personen im OPAC sichtbar eingebunden, was wiederum als eine wichtige Vorarbeit für das am
Herder-Institut entstehende Zentrale Personenregister im
Rahmen des Fachinformationsangebots zu betrachten
ist. Die Arbeit an diesem Zentralen Personenregister des
Instituts, in dem mittlerweile alle Personen aus dem Personenregister der Bibliothek personalisiert und mit der
Gemeinsamen Normdatei (GND) verknüpft vorliegen, ist
ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit der Forschungsbibliothek. Entsprechend wurde die Aufbereitung und Ergänzung der Personenschlagwörter des Bibliografieportals
und der Presseausschnittsammlung (Estland, Polen und
Tschechien) weiter vorangetrieben.
Durch intensive Anstrengungen der Bibliothek sowie
dank der in den Vorjahren erfolgten projektbezogenen
Förderung durch BKM und HMWK ist die Retrokatalogisierung, also die nachträgliche Eingabe der Altbestände
in den elektronischen Katalog, für monografische Veröffentlichungen mittlerweile abgeschlossen worden; es erfolgt allerdings noch eine abschließende Kontrolle an den
noch vorhandenen konventionellen Kartenkatalogen, um
eine hundertprozentige Erfassung aller in der Bibliothek
vorhandenen Medien (insbesondere Zeitschriften und
Schriftenreihen) einschließlich der Sondersammlungen
im elektronischen Katalog sicherzustellen. Darüber hinaus wurden im Berichtsjahr die Katalogisierung und Erschließung der drei von den Baltischen Ritterschaften als
Deposita übernommenen Bibliotheken, des Bestandes der
Musiksammlung sowie weiterer Bibliotheksübernahmen
(in der Regel sogenannte „Gelehrtenbibliotheken“) fortgesetzt.
Bibliotheksfoyer
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
9
Für die Forschungsbibliothek im Hinblick auf ein angestrebtes Projekt zur Tiefenerschließung ihres Musikbestandes besonders wichtig war die Weiterbeschäftigung
einer ausgebildeten Musikbibliothekarin, die die Ordnungs-, Erschließungs-, Katalogisierungs- und Umsignierarbeiten in der Musiksammlung der Bibliothek fortsetzte
Benutzung
Die Benutzung der Bestände der Bibliothek durch in- und
ausländische Wissenschaftler/innen, Studierende und
sonstige interessierte Personen erfolgt vor Ort und im
Rahmen der Fernleihe (Direktausleihe, Online-Fernleihe,
konventionelle Fernleihe oder internationale Fernleihe).
Das elektronische Ausleihsystem ermöglicht es, sich jederzeit im Internet über die tatsächliche Verfügbarkeit der jeweiligen Medien zu informieren, und versetzt die Nutzer/
innen außerdem in die Lage, ihr Ausleihkonto einzusehen,
Bücher und Zeitschriften auf elektronischem Wege zu bestellen, vorzumerken oder auch zu verlängern. Die elektronische Ausleihe ist darüber hinaus eine Voraussetzung
für die enge bibliothekarische Zusammenarbeit zwischen
dem Herder-Institut und dem Gießener Zentrum Östliches
Europa (GiZo) sowie der Universitätsbibliothek Gießen.
Eine vergleichbare Zusammenarbeit mit dem Ziel einer
privilegierten Medienbereitstellung für das Imre Kertész
Kolleg an der Friedrich-Schiller-Universität Jena besteht
seit 2011 und wurde mit großem Erfolg fortgeführt, eine
entsprechende Zusammenarbeit findet außerdem mit
der Bibliothek des Geisteswissenschaftlichen Zentrums
Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO) an der
Universität Leipzig statt.
Im Berichtsjahr war die Bibliothek in der Regel von Montag bis Freitag jeweils neuneinhalb Stunden für die Benutzung vor Ort zugänglich. Die Zahl der Präsenznutzungen
durch Externe betrug 1.983 und stieg damit trotz der Einschränkungen aufgrund der Baumaßnahme und die deshalb seitens der Bibliothek angebotene kostenlose Privatfernleihe sowie die deutlich zunehmende elektronische
Kopienfernleihe wieder leicht an. Gleichzeitig nahmen
die Ausleihen wie auch die täglich per Brief, E-Mail oder
Das Herder-Institut ist Partner beim Fachrepositorium OstDok für
Ostmitteleuropawissenschaften
10
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Telefon eingehenden Anfragen zum Bibliotheksbestand
bzw. Bitten um wissenschaftliche Auskünfte deutlich zu.
Zusätzlich propagiert die Forschungsbibliothek durch die
Teilnahme von Mitarbeiter/inne/n an bibliothekarischen
und fachwissenschaftlichen Veranstaltungen, die Lehre
an der Justus-Liebig-Universität, die intensive Betreuung
von Stipendiatinnen und Stipendiaten, die Teilnahme an
Einführungsveranstaltungen ebenso wie Führungen für
Studierende insbesondere der Universitäten Gießen und
Marburg sowie zahlreiche weitere Besuchergruppen intensiv ihre einzigartigen Bestände und macht auf die hohe
Servicequalität vor Ort wie auch für die auswärtige Benutzung aufmerksam. Der Wahrnehmung der Bibliothek im
virtuellen Raum dient u.a. der online stehenden Podcast,
ihre Beteiligung am Facebook-Auftritt des Instituts sowie
ein Ende 2013 eingeführter „Live-Chat“ mit dem Personal
des Informationsbereichs der Bibliothek.
Das Platzproblem der Bibliothek wie auch der übrigen
Sammlungen des Herder-Instituts machte auch 2014 zusätzliche Auslagerungen von Bibliotheksbeständen notwendig, die aber jeweils so durchgeführt wurden, dass
die Einschränkungen bei ihrer Benutzung so gering wie
möglich gehalten wurden. Gleichwohl sind diese Auslagerungen ebenso wie die Lagerung eines Teils des Bibliotheksbestandes in klimatisch ungünstigen Kellerräumen
unter konservatorischen Aspekten völlig unbefriedigend
und müssen baldmöglichst abgestellt werden. Eine Lösung wird hier allerdings erst der Anbau an den Magazinturm mit sich bringen, der im 2. Quartal 2015 bezogen
werden wird.
Auch im Hinblick auf die Einbindung der Forschungsbibliothek in die Stadt Marburg und die umliegende Region
ist schließlich auf die zahlreichen Praktikantinnen und
Praktikanten hinzuweisen, die im Rahmen von Schulpraktika, studienbegleitenden Pflichtpraktika, Praxisphasen
im Rahmen des Studiums der Bibliotheks- und Informationswissenschaft sowie im Rahmen von Maßnahmen zur
Einstiegsseite des Bibliographieportals zur Geschichte Ostmitteleuropas
beruflichen Wiedereingliederung (u.a. von Schwerbehinderten) in der Bibliothek tätig waren.
Ein Angebot der Forschungsbibliothek gerade auch für
die breitere Öffentlichkeit mit sehr guter Resonanz waren
auch 2014 die insgesamt acht Lesungen, die in der Regel
im Lesesaal der Bibliothek stattfanden und durch Vitrinenausstellungen in ihrem Foyer ergänzt wurden (siehe
dazu ausführlicher unter 6.2). Die Lesungen werden nach
Möglichkeit auch als Podcasts angeboten.
3.2
Zeitungsarchiv
Wissenschaftliche Betreuung: Dr. Jan Lipinsky
Das Zeitungsarchiv des Herder-Instituts zählt als „Pressearchiv“ zu seinen ersten, kurz nach Institutsgründung
eingerichteten Arbeitsbereichen. Es bestand als eigenständige Abteilung bis zum Jahr 2000, ist seitdem Teil der
Forschungsbibliothek und gliederte sich von Anbeginn
an in die beiden korrespondierenden Bereiche Zeitungssammlung und Zeitungsausschnittarchiv. Beide zusammen erstrecken sich mit ihren Beständen heute über ca.
2,7 Regalkilometer. Davon entfallen auf die Zeitungssammlung rund 1,1 Regalkilometer gebundene oder gebündelte Zeitungen überwiegend im Großformat in rund
12.900 Bänden und 270 Rollfilmen. Von den 721 in der
Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesenen Zeitungstiteln sind über 30 % unikal, also nur im Herder-Institut
vorhanden. Zusätzlich hält die Sammlung oftmals unikale Jahrgänge im Bestand vor, die sonst in keiner anderen
Bibliothek im deutschsprachigen Raum zu finden sind.
Bibliotheksintern wurde nicht zuletzt aus pragmatischen
Gründen entschieden, seit 1945 erschienene Pressetitel in
der Zeitungssammlung und davor erschienene Zeitungen
im „normalen“ Periodikabestand aufzustellen. Über den
elektronischen Katalog (OPAC) und die ZDB können jedoch alle Pressetitel gemeinsam gesucht werden. Durch
Geschenke, gezielte Durchsicht von Tauschlisten und
Einarbeitung von Altbeständen konnten im Berichtsjahr
Lücken in der Zeitungssammlung geschlossen und bisher
fehlende Titel neu aufgenommen werden. Beispielsweise
gelang aus privater Hand der Ankauf mehrerer Nummern
des Jahres 1831 der in Mitau (Kurland) erschienenen
Allgemeinen deutschen Zeitung für Rußland, die laut ZDB
bisher in keiner anderen deutschen Bibliothek vorhanden waren. Die Bestände der Kattowitzer Zeitung konnten
für die Jahre 1918 bis 1919 durch Kopien ergänzt werden. Ebenfalls aus privater Hand übernommene Mikrofilmrollen polnischer Pressetitel der Zwischenkriegszeit
wurden digitalisiert. Nach einer weiteren Reduzierung
der kontinuierlich bezogenen Zeitungen werden derzeit
28 Zeitungsabonnements, mit einem Schwerpunkt auf
der Minderheitenpresse Ostmitteleuropas, als wichtiges
Element der durch die Forschungsbibliothek geleisteten
überregionalen Literaturversorgung in der Zeitungssammlung fortgeführt und archiviert. Fünf deutsche
Pressetitel werden nach der aktuellen Auslage im Nutzungsbereich des Bibliotheksfoyers und dortiger Lektüre makuliert. Die seit nunmehr vier Jahren provisorisch
und durch die laufenden Baumaßnahmen noch verstärkt
auf den Tannenberg ausgelagerten Teile der Zeitungssammlung wurden im Berichtsjahr weiterhin regelmäßig
genutzt, sodass durchschnittlich einmal pro Woche Bände von dort für den Lesesaal oder die Fernleihe geholt
werden konnten. Die übrige Zeitungssammlung sowie
fast das komplette Zeitungsausschnittarchiv sind für die
Präsenznutzung im Lesesaal der Forschungsbibliothek
leichter zugänglich, da sie weiterhin in Institutsräumen
auf dem Schlossberg lagern, die aber zum Teil klimatisch
unzureichend sind.
Das in den Jahren 1952 bis 1999 aktiv auf- und ausgebaute
Zeitungsausschnittarchiv, das den gesamten ostmitteleuropäischen Raum vergleichend umfasst und einheitlich
systematisch erschließt, kann als einmalige Dokumentation des „Experiments Sozialismus“ in Ostmitteleuropa
und seiner Wahrnehmung im Westen gelten. Es enthält
für die Nachkriegsjahre ca. 5 Mio. systematisch archivierte Zeitungsausschnitte in 15.200 Ordnern, 640.000
Mikrofiche-Aufnahmen sowie 160 Mikrofilmen und wird
ergänzt zum einen durch eine Spezialsammlung zur Zwischenkriegszeit sowie zum anderen durch das im Zeitraum
1952 bis 1991 entstandene, teilweise in die Zwischenkriegszeit zurückreichende Presseausschnittarchiv des
Deutschen Instituts für Zeitgeschichte der DDR (später Institut für Internationale Politik und Wirtschaft der DDR),
das gleichsam eine ideologische Parallelüberlieferung aus
kommunistischer Sicht anhand überwiegend regional
breit gestreuter deutscher Presse bietet. Insgesamt belegen
die in Archivkartons oder Ordnern abgelegten Ausschnitte
rund 1,6 Regalkilometer. Im originären und weiterhin auf
dem Marburger Schlossberg aufbewahrten Zeitungsausschnittarchiv des Herder-Instituts dominieren mit ca. 80 %
Materialien zu den Staaten Polen und Tschechoslowakei
sowie insgesamt rund 16 % zu den drei baltischen Staaten,
während die im Außenlager Tannenberg untergebrachte
Sammlung aus der DDR-Zeit mit ihren 839 Archivkartons
bzw. ca. 320.000 Ausschnitten einen Schwerpunkt auf die
UdSSR und neben Polen und Tschechoslowakei auch auf
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
11
Südosteuropa legt. Das Zeitungsausschnittarchiv wird vielfach für zeithistorische Forschungen (mitunter sogar als
alleinige Quellengrundlande während des Stipendienaufenthaltes in Marburg), aber auch für die institutsinternen
Ausstellungen im Rahmen der Lesungen bzw. zu besonderen Anlässen (z.B. Marburger Kamerapreis 2014 für Paweł
Edelmann (Februar/März), Fußballweltmeisterschaft in
Brasilien (Bestände zu Fußball und Brasilien, Juni/Juli),
Herbst, Weihnachten) als Illustrationsmaterial bei Institutsführungen oder für Motive im Instituts-Adventskalender genutzt.
600 zu Polen und 570 zur Tschechoslowakei sowie 90 zu
Südosteuropa) auf über 115 laufenden Metern. Die komplette Verzeichnung der RFE-Berichte ist erfolgt, ihre Katalogisierung zwecks Nachweis in der ZDB ist geplant. Die
weitere Bestandserfassung über eine ACCESS-Datenbank,
die perspektivisch Informationen über das gesamte Zeitungsarchiv enthalten und künftig auch online zugänglich sein soll, dauert an. Eine u.a. um die RFE-Berichte
ergänzte und aktualisierte Systematik für Recherchen im
gesamten Ausschnittbestand konnte im Berichtsjahr online gestellt werden.
Im Berichtszeitraum gelang die komplette Einarbeitung
des 2009 zu den für die Sammlung einschlägigen Themen
und deshalb nur in Teilen erworbenen privaten, 1926 in
Berlin begründeten und bis in die 1970er Jahre fortgeführten Zeitungsausschnittarchivs „Manfred Matthes“.
Primär für die 1930/1940er Jahre konnte damit der vorhandene Bestand sinnvoll retrospektiv für Polen, Tschechoslowakei und Ungarn, u.a. zu den Themen Polen im
Zweiten Weltkrieg (Generalgouvernement), tschechische
Berichterstattung über den Zeiten Weltkrieg, Katyn (1943),
Warschauer Aufstand (1944 f.), polnische Nachkriegszeit
(1947-1949: Wirtschaft, Innenpolitik, Außenpolitik), Ungarn-Aufstand 1956 sowie zu polnischen und ungarischen
Personen (z.B. Józef Piłsudski; Artikel aus den 1930er Jahren), Gyula (Julius) Graf Andrássy von Csík-Szent-Király
und Kraszna-Horka der Jüngere (1860-1929), Graf Albert
Apponyi von Nagy-Apponyi (1846-1933), László Bárdossy (1890-1946), Miklós (Nikolaus) (1868-1957), Pál Teleki
(Graf Paul Teleki von Szék; 1879-1941), ergänzt werden.
Weitere bisher unbearbeitete Altbestände (u.a. mit dem
Schwerpunkt Baltikum sowie zu Orten und Personen des
zentralen Sammlungsgebietes) wurden einsortiert und
sporadisch durch Artikel der aktuellen Tagespresse ergänzt.
Als Geschenke konnten ein größerer Bestand zu Königsberg (Kaliningrad) (1990 bis 2008) integriert sowie zwei
Mappen mit Karikaturen zur polnischen Politik der 1980er
Jahre und die sechs Ordner der die deutsch-polnischen
(Kultur-)Beziehungen betreffenden Zeitungsausschnittsammlung von Klaus Staemmler übernommen werden.
Staemmler, geboren 1921 in Bydgoszcz (Bromberg), lehrte
nach seiner Promotion in osteuropäischer Geschichte von
1963 bis 1986 als Dozent an der deutschen Buchhändlerschule in Frankfurt a.M. und wirkte zugleich seit 1967 als
einer der herausragenden Übersetzer polnischer Literatur
ins Deutsche. Er war Mitbegründer der Bibliotheca Polonica und verstarb im November 1999 in Münster. Seine seit
den 1960er Jahren geführte Ausschnittsammlung enthält
allein drei Ordner zu polnischen Schriftstellern.
Für die zunehmend wichtige, institutsübergreifende Arbeit am Zentralen Personenregister (ZPR) lieferte das Zeitungsarchiv wesentliche Daten zu. Im ZPR aufgeführte
Personen werden möglichst umfassend personalisiert und
dann mit den zuvor ergänzten Normdaten der Gemeinsamen Normdatei (GND) verknüpft, die wiederum als Abzüge im Institut für die Suche über alle Bestände sichtbar
gemacht werden sollen. So sind über die derzeitige ZPRSuchmaske die für Polen (17.000 Datensätze) und Estland
(4.000 Datensätze) in der Vergangenheit schon online
nachgewiesenen umfangreichsten biografischen Daten
des jeweiligen regionalen Personenausschnittarchivs findund recherchierbar. Insgesamt 2.400 tschechische Personen aus dem Teilbestand T 29, deren Nachnamen mit
„A – Bek“ beginnt, liegen zum Ende des Berichtsjahres nun
ebenfalls in der zentralen Personendatenbank vor, sind
allerdings noch nicht such- und sichtbar. Zudem konnte
die in den vergangenen Jahren in Kooperation mit der
Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik e.V.
(Berlin) programmierte Online-Datenbank digitalisierter
Presseausschnitte weiter ausgebaut werden. Sie ermöglicht die einfache Suche nach Personen, Zeitungsnamen,
Autorenschaft und Datum. Die kombinierte Suche bleibt
in Planung. Ziel ist es, die bisher nur über Aktenordner
zugänglichen Ausschnitte möglichst komfortabel online
durchsuchen zu können. Für dieses Pilotprojekt wurde
der am häufigsten benutzte Bestand P 0301 (insgesamt
186 Ordner) des Personenarchivs, das insgesamt ca. 4.650
Ordner mit ca. 1,5 Millionen Ausschnitten umfasst, ausgewählt. Dieser Bestand P 0301 enthält, alphabetisch nach
Nachnamen sortiert, Presseausschnitte zu deutschen Personen, die (überwiegend bis zum Jahr 1945) Bezüge zum
heute polnischen Raum hatten bzw. zu deutschen Vertriebenen aus diesem Raum. Die ersten 46 Ordner (Buchstaben A – F) liegen digitalisiert vor. Im Berichtszeitraum
konnte die Datenbank um zehn Ordner auf nunmehr 34
Ordner (Buchstaben A – Dol) oder insgesamt ca. 6.500
Ausschnitte erweitert werden, die nach ihrer vollständigen
Erfassung und OCR-Erkennung online durchsuchbar sind.
Die Datenbankrecherche ist aus rechtlichen Gründen allerdings nur in den Räumlichkeiten des Herder-Instituts
und innerhalb der OCR-erkannten Texte möglich, sie wird
von Stipendiatinnen und Stipendiaten des Instituts sowie
anderen Forscherinnen und Forschern aber bereits intensiv im Lesesaal der Forschungsbibliothek genutzt. Der Information der wissenschaftlichen Öffentlichkeit über die-
Die komplette thematisch und chronologisch sortierte
Aufstellung der Rundfunk-, Presse- und Fernsehberichte
von Radio Free Europe ermöglichte im Berichtsjahr erste
Nutzungen. Der Bestand wurde seit Institutsgründung laufend über das Auswärtige Amt an das Herder-Institut abgegeben und umfasst die Jahre 1957 bis 1991 (leider mit
Lücken) in ca. 1.260 Ordnern bzw. Archivkartons (davon
12
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
ses laufende Projekt und zugleich der Vorbereitung eines
entsprechenden Drittmittelantrages dienten mehrere Vorträge, u.a. auf dem Deutschen Bibliothekartag in Bremen.
Jan Lipinsky: Vortrag „Ostmitteleuropa in der Tagespresse
– das Marburger Ausschnittarchiv künftig auch digital?“,
43. Wissenschaftliche Arbeits- und Fortbildungstagung der
Arbeitsgemeinschaft der Bibliotheken und Dokumentationsstellen der Ost-, Ostmittel- und Südosteuropaforschung
(ABDOS) e.V. „Weiterdenken – Institutionen der Informationsvermittlung vor neuen Herausforderungen“, Hannover
6. Mai.
Jan Lipinsky: Vortrag „Vom Nutzen eines online zugänglichen Presseausschnittarchivs – Erfahrungen im Zuge der
beginnenden Digitalisierung“, Workshop „Intelligente Inhaltserfassung von Zeitungsartikeln“, Staatsbiblithek Berlin
26. Mai.
Jan Lipinsky: Vortrag „Die Zeitungsausschnittsammlung
– digitaler Zugriff statt Blättern in zerfallendem Papier“,
103. Deutscher Bibliothekartag, Bremen 5. Juni.
3.3
Bibliographieportal zur Geschichte
Ostmitteleuropas
Leitung: Dr. Jürgen Warmbrunn
Das Bibliographieportal zur Geschichte Ostmitteleuropas
beschäftigt sich mit der Bereitstellung und Weiterentwicklung eines elektronischen Online-Recherchesystems für
die gesamte wissenschaftlich relevante Literatur zur Geschichte Ostmitteleuropas unter besonderer Berücksichtigung unselbständig erschienener Publikationen (z.B.
Zeitschriftenaufsätze, Beiträge in Sammelwerken u.Ä.).
Die in der Vergangenheit erfolgte Erstellung gedruckter
Jahresbibliografien zur Geschichte einzelner ostmitteleuropäischer Landschaften wird auf Empfehlung des wissenschaftlichen Beirats des Herder-Instituts bis auf die
Bibliographie zur Geschichte Schlesiens nicht fortgeführt. Die
zugrunde liegende einheitliche Materialsammlung erfolgt
im Rahmen eines arbeitsteilig organisierten Kooperationsverbundes, in dem unter Leitung des Herder-Instituts Partnerinstitutionen in Deutschland, Polen, Tschechien, der
Slowakei, Ungarn und Litauen zusammenarbeiten. Die
bisherigen Absprachen sehen vor, dass die Partnerinstitute
jeweils die in Ostmittel- und Osteuropa erscheinenden
Titel, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des HerderInstituts sowie externe deutsche Kooperationspartner die
in Westeuropa und Übersee erscheinende Literatur erfassen. Dazu werden gegenwärtig im Herder-Institut laufend westeuropäische und nordamerikanische Periodika
ausgewertet, während die Bearbeitung ost(mittel)europäischer Zeitschriften und Reihenwerke durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Partnerinstitute erfolgt. Die
elektronischen Datenbestände für jeweils ein Berichtsjahr
sollen mit den Kooperationspartnern ausgetauscht und
die nach Marburg gelieferten Titel in die Literaturdatenbank des Herder-Instituts integriert werden.
Die bibliografische Arbeit am Herder-Institut wird seit
Mitte 2011 auf Grund der durch interne und externe Gremien beschlossenen Reorganisation der Institutsstruktur
nunmehr im Rahmen des neuen Arbeitsbereichs „Bibliografieportal“ innerhalb der Forschungsbibliothek fortgeführt. Im Berichtsjahr wurden die Vorbereitungen für die
Migration der bisherigen Allegro-Datenbank wie auch die
Durchführung der aktuellen bibliografischen Arbeit im
hessischen HeBIS-Verbundkatalog fortgeführt.
Einen zusätzlichen räumlichen Ausdruck wird diese Integration in dem im Berichtsjahr beschlossenen Umzug des
Arbeitsbereichs in die neue Büroetage der Forschungsbibliothek in der ersten Jahreshälfte 2015 finden.
Ebenfalls in der Umsetzungsphase befindet sich die Einbindung der bibliografischen Daten des Herder-Instituts
in das an der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer
Kulturbesitz betriebene SlavistikPortal sowie in die Datenbankangebote zu Osteuropa der Martin-Opitz-Bibliothek
Herne.
Außerdem wurden die Vorarbeiten für die Neufassung und
Erweiterung der Kooperationsvereinbarungen mit den externen Partnern unter den zukünftigen neuen Arbeitsbedingungen vorangetrieben.
Perspektivisch ist vorgesehen, auch stärker bibliografische
Daten einzuarbeiten, die in anderen Arbeitszusammenhängen des Instituts anfallen (z.B. bei der Kataloganreicherung), die Einbindung der qualitativ hochwertigen
Daten des Herder-Instituts in die geplanten Fachinformationsdienste zu unterstützen und die bibliografische
Arbeit am Herder-Instituts unter dem Gesichtspunkt der
prosopografischen Arbeit zu Ostmitteleuropa voranzutreiben.
Den Schwerpunkt der Arbeit in dieser Übergangsphase
machte jedoch die Integration der biografischen Datensätze des Bibliographieportals in das unter Federführung
der Forschungsbibliothek im Aufbau befindliche Zentrale
Personenregister des Herder-Instituts aus. In diesem Rahmen fand eine schrittweise Heranführung der Mitarbeiter
des Bibliografieportals an das bibliothekarische System
HeBIS-PICA und die Arbeit mit Normdaten statt.
Darüber hinaus wurde die Redaktion der Bibliografie für
die Schlesische Geschichte für das Berichtsjahr 2011 zum
Abschluss gebracht und die Erfassung des bibliografischen
Materials für die schlesische Geschichte für das Berichtsjahr 2012 abgeschlossen.
Im Rahmen der internationalen Kooperation mit dem
Historischen Institut in Vilnius wurden aus der gemeinsamen Datenbank im Herder-Institut Korrekturauszüge
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
13
für den nächsten Jahresband der Bibliographie zur litauischen Geschichte (2003) angefertigt.
Die Datenbank wies zum Ende des Berichtsjahres rund
673.900 (Ende 2013: 674.800) Literaturtitel und 60.000
Rezensionen nach. Hinzu kamen 79.516 Stammsätze
(Ende 2013: 75.761), und zwar für Personen 56.874 (Ende
2013: 54.589), Geographica 19.519 (Ende 2013: 18.133) sowie Sachen 3.123 (Ende 2013: 3.039).
Eine besondere Herausforderung gerade für diesen Arbeitsbereich stellen die Veränderungen bei der DFG-Förderung
im Bereich der Fachinformationsdienste (bisher Sondersammelgebiete) dar. Hier wird sich das Herder-Institut bemühen, seine spezifischen Kompetenzen und Fähigkeiten
in die zukünftige Fachinformationsstruktur zu Ostmitteleuropa einzubringen.
3.5
3.4
Leitung: Dr. Jürgen Warmbrunn
Die Forschungsbibliothek des Herder-Instituts hat sich in
den vergangenen Jahren immer stärker zu einem Kooperations- und Ansprechpartner für Projekte im Bereich virtueller Bibliotheks- und Informationsangebote entwickelt.
Dies betraf zunächst die Zusammenarbeit mit den Virtuellen Fachbibliotheken Osteuropa (ViFaOst) bzw. Ostseeraum und Nordeuropa (vifanord) einschließlich der Erfassung und Erschließung von relevanten Internetressourcen
(OstNet, ViFaOst, historicum.net). Gerade die Zusammenarbeit mit den virtuellen Fachbibliotheken (einschließlich des Slavistik-Portals der Staatsbibliothek zu Berlin
– Preußischer Kulturbesitz) und mit Bibliotheken ähnlicher fachlicher Orientierung kann nunmehr durch das
Vorhandensein einer Z 39.50-Schnittstelle und weiterer
technischer Verknüpfungsmöglichkeiten sowie dank der
Unterstützung durch die HeBIS-Verbundzentrale insbesondere im Hinblick auf den Zugriff auf die gehaltvollen
bibliografischen und Bestandsdaten der Forschungsbibliothek wesentlich verbessert werden.
Seit 2009 werden diese unterschiedlichen Aktivitäten
durch die Mitarbeit bei der neuen zentralen Plattform für
elektronische Volltexte der Osteuropaforschung „Osteuropa-Dokumente online“ (OstDok) ergänzt (Projektpartner:
Bayerische Staatsbibliothek, Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Regensburg und Collegium Carolinum).
Nach der Bewilligung einer zweiten Förderphase durch die
DFG konnte hierfür wieder ein bis Anfang 2016 im HerderInstitut tätiger wissenschaftlicher Projektmitarbeiter eingestellt werden. In der zweiten Förderphase stehen neben
der Retrodigitalisierung weiterer Publikationen des Herder-Instituts vor allem die Propagierung des genuin elektronischen Publizierens durch neue und anspruchsvolle
wissenschaftliche Reihen, ein virtueller Lesesaal mit für
die Ostmitteleuropaforschung besonders wichtigen und
dank entsprechender Rechteeinholung durch das HerderInstitut frei zugänglichen ursprünglich nur in gedruckter
Form verfügbaren „Standardwerken“ sowie zusätzliche
spezifische themenbezogene Angebote im Mittelpunkt.
Außerdem sollen „Usability-Studien“ erfolgen, ein Themenportal zum Ersten Weltkrieg in Ostmitteleuropa unter
besonderer Berücksichtigung der neu entstehenden Grenzen entwickelt und eine eigene digitale Reihe des HerderInstituts auf den Weg gebracht werden.
14
Projekte
Bibliotheksbezogene Fachportale
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
3.5.1 „Frühe deutsch- bzw. polnischsprachige
Holocaust- und Lagerliteratur (1933-1949)
– annotierte und georeferenzierte OnlineBibliographie zur Erforschung von Erinnerungsnarrativen“
Leitung: Prof. Dr. Peter Haslinger,
Dr. Jürgen Warmbrunn
Bearbeitung: Annalena Schmidt M.A.
Das Projekt wird in Kooperation mit vier Partnern an der JLU
Gießen durchgeführt. Im Einzelnen sind dies: die Arbeitsstelle Holocaustliteratur (Hon.-Prof. Dr. Sascha Feuchert),
das Institut für Geographie/Bereich Geoinformatik und Fernerkundung (Dr. Wolf-Dieter Erb), das „Zentrum für Medien
und Interaktivität“ sowie das Institut für Germanistik/
Bereich angewandte Sprachwissenschaft und Computerlinguistik (Prof. Dr. Henning Lobin)
Projektleitende Perspektiven:
1) Sammeln, Bewahren und Vermitteln
2) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten,
Gewalt und Sicherheit
Der Holocaust und seine Erinnerungsdiskurse stellen ein
zentrales Forschungsfeld dar, nicht zuletzt weil das Erinnerungsgebot an den Holocaust nach wie vor hohe politische und öffentliche Relevanz besitzt. Bald wird es keine überlebenden Zeugen der NS-Verbrechen mehr geben
– die ersten Texte, die in den Jahren der Taten und den
ersten Nachkriegsjahren verfasst und veröffentlicht wurden, sind nicht mehr Bestandteil des kollektiven und des
kulturellen Gedächtnisses bzw. sind gar nicht erst in diese
eingegangen.
Erschlossen werden soll in dem BMBF finanzierten e-Humanities-Projekt deshalb die frühe deutsch- und polnischsprachige Holocaustliteratur, die in den Jahren zwischen
1933 und 1949 publiziert wurde. Die bibliografischen
Angaben der Texte sollen um Zusatzinformationen – wie
Orte, Daten, Hinweise zum Autor sowie der Rezeption
oder auch durch Fundstellen in unterschiedlichen Bibliotheken – angereichert in einer Online-Datenbank zugänglich gemacht werden. Über die kartografische Umsetzung
wird erkennbar, wo, wann und in welcher Sprache Schwerpunkte in den Zeugnissen lagen. In dieser annotierten
3.5.2 „OstDok“
Leitung: Dr. Jürgen Warmbrunn
Bearbeitung: Dr. Tomasz Łopatka
Projektleitende Perspektive:
Sammeln, Bewahren und Vermitteln
OstDok ist ein Fachrepositorium zur Geschichte, Politik
und Kultur der Länder Ost-, Ostmittel- und Südosteuropas, das das Herder-Institut seit 2009 gemeinsam mit der
Bayerischen Staatsbibliothek München, dem Collegium
Carolinum in München und dem Institut für Ost- und
Südosteuropaforschung in Regensburg aufbaut. Das Ziel
dieses von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts ist es, einschlägige qualitätsgesicherte
Forschungsarbeiten entsprechend dem Prinzip des Open
Access in elektronischer Form über das Internet bereitzustellen.
und georeferenzierten Darstellung sollen die angereicherten bibliografischen Informationen der zukünftigen Forschung, aber auch der universitären Lehre, Schulen oder
Gedenkstätten zur Verfügung stehen.
Im Berichtszeitraum wurden unter anderem primäre Texte
für das Projekt aus – vor allem polnischen – Bibliotheken
beschafft und Recherchereisen für Autorbiografien und
die Werkgeschichten vorgenommen. Zudem konnten in
der Presseausschnittsammlung der Forschungsbibliothek
Dossiers zu einzelnen Personen für ebendiesen Zweck ausgewertet werden.
Die fachlichen Schwerpunkte von OstDok liegen auf der
Geschichte, Politik und Kultur der Länder Ost-, Ostmittel- und Südosteuropas. Der Fokus richtet sich auf die
noch urheberrechtlich geschützten Publikationen des 20.
Jahrhunderts sowie aktuelle Veröffentlichungen – diese
Materialien sind somit erstmals für die Wissenschaft auch
im Open Access frei zugänglich. Zur Verfügung stehen
neben Einzelveröffentlichungen die führenden Schriftenreihen der deutschen Ost-, Ostmittel- und Südosteuropaforschung, die von den an OstDok beteiligten Partnern
herausgegeben werden. Hinzu kommen die Publikationen
weiterer Institutionen. Der stetige Ausbau gewährleistet
eine umfassende Literaturversorgung im Open Access. Als
zentrale Plattform der Osteuropaforschung für Recherche
und Veröffentlichung ist OstDok eng vernetzt mit anderen Fachrepositorien und Anbietern digitaler Volltexte. Es
wird unterstützt von einer Vielzahl von Forschungseinrichtungen, Instituten, Lehrstühlen und anderen Einrichtungen der Ost-, Ostmittel- und Südosteuropaforschung.
Neben der Volltextrecherche in schon vorhandenen Publikationen bietet OstDok Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit, ihre Forschungsergebnisse
online zu publizieren. Aktuell erscheinen auf OstDok zwei
Reihen, die von den fachwissenschaftlichen Instituten
verantwortet und redigiert werden. In der vom Collegium
Carolinum betreuten Digitalen Reihe der Graduierungsschriften werden hervorragende deutsche und tschechische Master-, Magister- und Diplomarbeiten veröffentlicht. In der Reihe DigiOst erscheinen Sammelbände zu
verschiedenen Tagungen und Konferenzen sowie Quelleneditionen.
Nach Bewilligung einer zweiten Förderphase durch die
DFG konnte im Herder-Institut Dr. Tomasz Łopatka für das
Projekt eingestellt werden.
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
15
4 Wissenschaftliche Sammlungen
Leitung: Dr. Dietmar Popp
In der Abteilung Wissenschaftliche Sammlungen sammelt, archiviert und bewahrt das Herder-Institut wertvolle
und meist einzigartige Bestände des ostmitteleuropäischen
Kulturerbes. Dabei handelt es sich um drei Bereiche: das
Bildarchiv mit Bildträgern aller Art, insbesondere zur Topografie sowie zur Kunst- und Kulturgeschichte Ostmitteleuropas (derzeit ca. 590.000 Einheiten), die Kartensammlung mit rund 40.000 Kartenblättern, ca. 1.200 Altkarten
sowie 6.300 Senkrechtluftaufnahmen aus den Jahren
1942-1945 sowie die Dokumentesammlung, die klassische
Archivalien in Form von Familienarchiven, Nachlässen
und Einzelarchivalien sowie Sondersammlungen (zusammen etwa 1500 lfd. Regalmeter) aufbewahrt. Neben der
sachgerechten Konservierung und Bewahrung der zum
großen Teil unikalen Dokumente bilden die systematische
Erweiterung nach definierten Erwerbungskonzepten, die
datenbankgestützte inhaltliche Erschließung und die Vermittlung der Bestände an die Nutzerinnen und Nutzer auf
verschiedensten Wegen die entscheidenden Aufgaben der
Abteilung.
Nutzungen
Die Sammlungen und Infrastrukturleistungen der Abteilung wurden im Berichtszeitraum durch 1.004 Präsenznutzungen (davon 574 in der Dokumentesammlung)
sowie von 7.507 externen Interessentinnen und Interessenten (Rechercheaufträge, Bestellungen, Auskünfte) in
Anspruch genommen. Die Zahl der Präsenznutzungen in
Präsentation von Archivalien in der Dokumentesammlung
Bildarchiv, Kartensammlung und Dokumentesammlung
ist zwar etwas geringer ausgefallen als im Vorjahr, hat in
längerer Perspektive aber weiterhin einen vergleichsweise
hohen Wert. Vor allem aber ist im Berichtszeitraum die
Zahl der schriftlichen und telefonischen Anfragen und
Auskünfte wiederum deutlich angestiegen und hat einen
neuen Höchststand erreicht. Ähnlich ist die Zahl der Publikationsgenehmigungen (155) höher als im Vorjahr
(125) und hat wieder den Höchstwert des vorletzten Jahres erreicht, was ebenso die starke Nachfrage und Nutzung
der Sammlungsbestände belegt wie die allgemein hohen
Nutzungszahlen.
Entwicklung der Benutzerzahlen seit 1995
8000
7000
6000
5000
4000
3000
2000
1000
0
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
Präsenz
16
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Externe
4.1
Bildarchiv
Bestandserweiterung
Leitung: Dr. Dietmar Popp
Die wichtigsten Arbeiten des Bildarchivs im Berichtszeitraum umfassten unterschiedliche Erschließungs- und
Digitalisierungsmaßnahmen, die im Rahmen der Grundlagenarbeit oder in Projektkontexten stattfanden und im
Weiteren beschrieben werden: Hervorzuheben sind die
zum Abschluss gebrachten Erschließungsarbeiten von
Porträtbeständen im Rahmen des DigiPortA-Projekts, die
verschiedenen Arbeiten in Zusammenhang mit der Erschließung des fotografischen Nachlasses von Ernst Stewner mit der Vorbereitung einer Ausstellung in Posen und
der Produktion des Katalogs im Herder-Institut sowie die
Aufnahme der Fotos zu lettischen Herrenhäusern von Vitolds Mašnovskis in den Online-Bildkatalog. Daneben gab
es eine Reihe von Aktivitäten zur Übernahme von unterschiedlichsten Bildmaterialien, teils in größeren Konvoluten, sowie Initiativen zur weiteren externen Vernetzung
durch Einbindung und digitalen Nachweis von Bildbeständen von Partnereinrichtungen oder Privatleuten.
Eine besonders bemerkenswerte Maßnahme war die Digitalisierung von zwei großformatigen Fotoalben der gräflichen Familie Ballestrem aus den 1920er Jahren, die die
ehemaligen Besitzungen der Familie in Oberschlesien, vor
allem die Bergbau- und Industrieanlagen sowie die industriellen Produkte, aber auch die Arbeitersiedlungen und
die herrschaftlichen Wohnsitze in qualitätvollen Schwarzweißabzügen dokumentieren. Die Fotos sind nicht nur
als Einzelbilder im Bildkatalog dokumentiert, sondern
die in Familienbesitz befindlichen Alben können nun
als Ganzes virtuell „durchgeblättert“ werden. Aus dieser
ursprünglichen Dienstleistung für das vom Schlesischen
Museum zu Görlitz realisierte Ausstellungsprojekt „Adel in
Schlesien und der Oberlausitz“ haben sich Pläne für eine
weitere Kooperation mit dem Graf von Ballestremschen
Firmen- und Familienarchiv in Berlin hinsichtlich der digitalen Erschließung der von der Familie bewahrten Bildquellen ergeben.
Im Bildarchiv sind im Berichtszeitraum 30 Zugänge mit
zusammen rund 12.500 Einheiten zu verzeichnen, die im
Rahmen von Ankäufen, als Geschenk oder im Tausch für
Bereitstellung von Materialien aus der eigenen Sammlung
erworben wurden. Sie umfassen historische und aktuelle
Bildmaterialien verschiedenster Mediengattungen aus
dem gesamten Sammlungsgebiet und mit einem breiten
Themenspektrum.
Besonders erwähnenswert sind die aus privater Provenienz stammenden Bildquellen aus der Zeit der 1930er und
1940er Jahre, wie die 32 Glasnegative und 36 Schwarzweißabzüge von Hans van der Piepen aus Westpreußen,
insbesondere von der Marienburg, und die von Dr. Dorothea Tscheschner aus dem Nachlass Ihres Vaters Walther
Tscheschner, ehemaliger Stadtbaumeister in Brieg, übergebenen Bildmaterialien zur Brieg und Schlesien (rund
2.600 Einheiten). Neben den Fotografien wurde auch eine
Vielzahl von Ansichtskarten aus unterschiedlichsten Regionen Ostmitteleuropas sowie mit verschiedenen Provenienzen in das Bildarchiv übernommen. Eine ganz herausragende Erwerbung waren dabei vier große Alben aus dem
Nachlass von Dr. Dietrich Hettwer, ehemaliger Breslauer
Chirurg, die rund 1.500 exzellente historische Postkarten
zu Breslau und Schlesien beinhalten.
Postkartenalben des Breslauer Chirurgen Dr. Dietrich Hettwer
Fotoalben der gräflichen Familie Ballestrem
Daneben wurden aktuelle Aufnahmen in mehreren Fotokampagnen projektbezogen erworben bzw. erstellt: So
fertigte wiederum der polnische Fotograf Stanisław Chomicki im Auftrag des Herder-Instituts rund 600 Aufnahmen von Bau- und Kunstdenkmälern in der Woiwodschaft
Lublin an, die in Bezug zur Bearbeitung dieser Region im
Rahmen des Dehio-Handbuchs Kleinpolen stehen. Ebenso
wurden durch den Fotografen des Herder-Instituts, Wolfgang Schekanski, 971 Digitalaufnahmen bei einer Fotokampagne für den Historisch-topographischen Atlas schlesischer Städte und 855 Aufnahmen bei der Exkursion durch
das ehem. Ostpreußen im Rahmen des Projekts „Virtuelle
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
17
Im Rahmen von Nachbearbeitungen an den Dokumentationen der zeithistorisch wertvollen Fotosammlungen
Beyerlein und Custodis wurde bei beiden die Zuordnung
der Einzelbilder zu den von den Fotografen arrangierten
Alben sowie in den überlieferten Bestandskonvoluten
durchgeführt, bei den Beyerlein-Fotos zusätzlich mit der
von Rudolf Jaworski und Florian Peters herausgegebenen
Publikation (Alltagsperspektiven im besetzten Warschau.
Fotografien eines deutschen Postbeamten, 1939-1944). Beim
Custodis-Bestand hingegen wurden die Möglichkeiten der
weiteren Verknüpfung mit Textquellen (hier Briefe des Fotografen) erprobt.
Bestandserhaltung
Universitätsgebäude in Kaliningrad
Rekonstruktionen in transnationalen Forschungsumgebungen – Das Portal: Schlösser und Parkanlagen im ehemaligen Ostpreußen“ erzeugt.
Bestandserschließung
Die Bestandserschließung konzentrierte sich im Berichtszeitraum auf weitere Korrekturarbeiten an der Dokumentation des Niederschlesischen Bildarchivs und
der Sammlung Drost sowie auf die Fortführung der Verzeichnungsarbeiten zur Sammlung Arczyński (Polen, ca.
1950-2000; einschließlich Fortsetzung der Digitalisierung
mit Bearbeitung von 250 Kleinbildfilmen mit rund 8.800
Fotos). Weitere Etappen erfolgten zudem in dem längerfristigen Vorhaben der digitalen Erschließung des im Bistumsarchiv Görlitz aufbewahrten fotografischen Nachlasses von Paul Poklekowski (rund 6.000 Glasnegative zu
Schlesien, davon 2.600 im Berichtsjahr nach Marburg
transportiert, digitalisiert und sukzessiv online gestellt).
Ebenso wurden die über mehrere Jahre laufende Retrokatalogisierung und Digitalisierung des gesamten Bestands
an Ansichtskarten weitergeführt und rund 3.000 Einheiten
neu gescannt, wobei der Schwerpunkt auf Tschechien lag.
Zugleich wurde das digitale Angebot durch eine größere
Zahl von neu digitalisierten Bildquellen (zum Teil durch
Serviceaufträge) erweitert und über die Dokumentation
der zugehörigen Metadaten im Bildkatalog den Nutzerinnen und Nutzern zur Verfügung gestellt. Hinsichtlich
einer weitergehenden Erschließung und Verbesserung der
Recherchemöglichkeiten wurde die systematische und
flächendeckende administrative Zuordnung und Georeferenzierung der im Bildkatalog erfassten Bildmaterialien
und Objekte weitergeführt. Die konzeptionelle Weiterentwicklung des Bildkatalogs erfolgte in internen konzeptionellen Gesprächen sowie im Austausch mit der Göttinger
Firma data-quest und zielte insbesondere auf Verbesserungen hinsichtlich der Nutzerfreundlichkeit sowie auf
Aspekte der weiteren Anreicherung und Verlinkung mit
Kontextinformationen und -materialien.
18
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Als konservatorische Maßnahmen wurden umfangreichere Um- und Neulagerungen im Archivbereich, insbesondere die Umbettung von Negativ- und Diamaterial
aus dem allgemeinen Zugangsregal des Bildarchivs in
einen speziellen Bereich im klimatisierten Magazinraum
durchgeführt. Außerdem erfolgte die archivgerechte Neulagerung der über 4.000 Positive umfassenden Sammlung
Drost.
Transfer in die Öffentlichkeit
Im Rahmen von Wissenschaftstransfer und Vermittlung
an eine breitere Öffentlichkeit war das Team des Bildarchivs mit der Betreuung und Präsentation von vier Ausstellungen befasst, an denen das Herder-Institut in unterschiedlicher Weise und Intensität beteiligt ist. Diese
Ausstellungen wurden an sechs Orten in Deutschland
und Polen gezeigt – auf Grund der Bauarbeiten im Herder-Institut gab es hier keine Präsentationen – und hatten
folgende Themen zum Gegenstand: Historische Ansichtengrafik Schlesiens, die Ostseebäder Zoppot, Cranz und
Rigaer Strand im 19. und 20. Jahrhundert, Ernst Stewners
Fotografien von Polen und insbesondere Posen in den
1930er/40er Jahren sowie Warschau in der Okkupationszeit 1939-45 (vgl. 6.1 Ausstellungen).
Für die Ausstellung „Mutter des Hirschberger Tals. Friederike Gräfin von Reden und ihr Wirken“ des Museums
der Universität Wrocław wurden 15 Blätter der um 1800
entstandenen grafischen Entwürfe zum Gut Buchwald aus
der Grafiksammlung des Bildarchivs ausgeliehen. Das von
Prof. Dr. Jan Harasimowicz geleitete Universitätsmuseum
ist, ebenso wie andere Einrichtungen und Vertreter der
Breslauer Universität, langjähriger Kooperationspartner.
Ein besonderes Highlight in der Zusammenarbeit war der
Festakt zur Fertigstellung der Wiederausmalung des Oratorium Marianum der Leopoldina am 9. Mai. Als Grundlage für die auf den verlorenen historischen Barockfresken
basierende Neuausmalung durch den Maler Christoph
Wetzel wurden seitens des Herder-Instituts hochaufgelöste
Scans der 1944 im „Führerauftrag“ angefertigten Farbdias
Oratorium Marianum der von Kaiser Leopold I. 1702 als Akademie gegründeten Breslauer Universität
zur Verfügung gestellt. Mit diesen und anderen Bildquellen sowie Kontextrecherchen wurde zudem die entsprechende Begleitpublikation von Prof. Dr. Norbert Conrads
unterstützt.
In Hinblick auf das eigene größere Ausstellungs- und
Katalogprojekt zu Ernst Stewner wurden im Berichtszeitraum die wesentlichen Arbeiten zur Erschließung und
Digitalisierung des Bildbestands sowie zur Vorbereitung
von Ausstellung und Katalog mit Partnern in Polen und
Deutschland durchgeführt. Gegenstand ist der fotografische Nachlass von Ernst Stewner (geb. 1907 in Wolhynien, heute Ukraine, gest. 1996 in Nienburg an der Weser),
der 2012 als Geschenk von den Nachkommen ins Bildarchiv übergeben worden war (rund 2.000 Einheiten mit
rund 1.000 Motiven). Das Vorhaben wurde in deutsch-polnischer Kooperation mit dem Centrum Kultury „Zamek“
in Poznań (Kulturforum „Schloss“, Posen) durchgeführt
und die Ausstellung dort Anfang November 2014 eröffnet
(vgl. 6.1). In der Folge soll diese Ausstellung an weiteren
Orten in Polen sowie in Deutschland präsentiert werden.
Der deutsch-polnische Katalog mit wissenschaftlichen
Beiträgen ist in der Reihe Materialien zu Kunst, Kultur und
Geschichte Ostmitteleuropas im Verlag Herder-Institut erschienen, zunächst als Museumsausgabe für die Standorte
in Polen, 2015 folgt die Verlagsausgabe. Bei dem hochinteressanten Bildbestand handelt es sich um rund 850 Foto-
grafien (Negative und Positive) aus den 1930er und frühen
1940er Jahren aus Polen mit Schwerpunkten auf Landschaftsmotiven aus Wolhynien und dem Wartheland, auf
Ansichten der Stadt Posen und anderer polnischer Orte sowie auf ethnografischen Motiven und Porträts. Zu den im
Bildarchiv vorliegenden Originalen werden dabei auch die
in verschiedenen Einrichtungen und Publikationen nachweisbaren Aufnahmen Ernst Stewners herangezogen, um
ein möglichst umfassendes Bild vom Schaffen des „deutschen Fotografen in Polen“ zu zeichnen.
Publikationen
Elke Bauer: Visual History − The Value of Historical Photographs as a Source in the Age of Digitization, in: Agnieszka
Seidel-Grzesińska und Ksenia Stanicka-Brzezicka (Hrsg.):
Obraz i metoda. Wrocław 2014 (Cyfrowe spotkania z zabytkami, 4), S. 81-89.
Dietmar Popp (zus. mit Piotr Korduba): Ernst Stewner. Ein
deutscher Fotograf in Polen/Niemiecki fotograf Polski, [Ausstellungskatalog], Marburg 2014.
Dietmar Popp (zus. mit Piotr Korduba): Einführung/Wprowadzenie, in: Piotr Korduba, Dietmar Popp (Hrsg.): Ernst
Stewner. Ein deutscher Fotograf in Polen/Niemiecki fotograf
Polski. Ausstellungskatalog, Marburg 2014, S. 10-15.
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
19
Dietmar Popp (zus. mit Piotr Korduba): Ernst Stewner 19071996, in: Piotr Korduba, Dietmar Popp (Hrsg.): Ernst Stewner. Ein deutscher Fotograf in Polen/Niemiecki fotograf Polski. Ausstellungskatalog, Marburg 2014, S. 16-19.
Dietmar Popp: Der fotografische Nachlass von Ernst Stewner im Bildarchiv des Herder-Instituts/Spuścizna fotograficzna Ernsta Stewnera w archiwum ikonograficznym Instytutu
Herdera, in: Piotr Korduba, Dietmar Popp (Hrsg.): Ernst
Stewner. Ein deutscher Fotograf in Polen/Niemiecki fotograf
Polski. Ausstellungskatalog, Marburg 2014, S. 119-122.
Vorträge
Elke Bauer und Dietmar Popp: „Zbiory gdańskie Instytutu Herdera w Marburgu“, in der Reihe „Kultura dawnego
Gdańska“ des Towarzystwo Dom Uphagena, Uphagenhaus,
Gdańsk, 30. Oktober.
Dietmar Popp: Präsentation zum Ausstellungs- und Katalogprojekt „Ernst Stewner. Ein deutscher Fotograf in Polen/
Niemiecki fotograf Polski“, 22. Tagung des Arbeitskreises
deutscher und polnischer KunsthistorikerInnen und DenkmalpflegerInnen zum Thema „Die Künste in Zeiten politischer Zäsuren und gesellschaftlicher Transformation.
Agens, Arena, Projektionsraum“, HU Berlin und TU Berlin,
24.-27. September.
Dietmar Popp: Einführung in die Ausstellung „Ernst Stewner. Ein deutscher Fotograf in Polen/Niemiecki fotograf Polski“ anlässlich der Eröffnung im Centrum Kultury „Zamek“,
Poznań, 7. November.
4.2
sondere dieser Ausgabe liegt darin, dass das Kartenwerk
die topografischen Verhältnisse der DDR ohne all jene
Veränderungen, Verzerrungen usw. abbildet, die aufgrund
von Geheimhaltung für andere topografische Karten der
DDR seit 1965 vorgeschrieben waren. Da Kartenblätter der
„Ausgabe Staat“ bis 1989 als „Vertrauliche Verschlusssache“ galten, wurden jeweils vorangegangene veraltete Auflagen zudem direkt vernichtet. Das Kartenwerk ist nicht
allein eine Quelle zur Erforschung von Geheimhaltung
während des Kalten Krieges, sondern ermöglicht ebenso
Untersuchungen zur deutsch-polnischen Grenzregion, zur
Landnutzung, Stadtentwicklung usw. während der 1980er
Jahre. So stellt dieses Kartenwerk unter anderem eine interessante Quelle für Untersuchungen der deutschen Grenzregionen sowie zur Kartografiegeschichte dar. Ein weiterer
Zugang von besonderer Bedeutung bildet der Nachlass
von Walther Tscheschner, Stadtbaurat in Brieg bis 1933.
Tscheschner hatte bereits in den 1950er und 1960er Jahren Gelegenheit, aus der DDR nach Polen zu reisen und
Kontakt zu den dortigen Stadtplanern und Architekten,
insbesondere in Brieg, aufzunehmen. Zu Tscheschners
Nachlass gehören u.a. Pläne und Arbeitsmaterial für die
Rekonstruktion der Altstadt Briegs nach 1945. Neben diesen Karten aus dem 20. Jahrhundert konnte die Kartensammlung auch mehrere Altkarten erwerben, darunter die
von Karl Wimberger angefertigte Karte „Bataille de GrossJaegerndorf“, die militärische Formationen der Schlacht
1757 zeigt und als Art Lehrmittel für den französischen
Generalstab in den Atlas pour le traité des grandes opérations
militaires einging.
Kartensammlung
Leitung: Dr. Christian Lotz
Dipl.-Ing. Wolfgang Kreft, der die Kartensammlung seit
1982 leitete und zu einer bedeutenden Säule der historisch-geografischen Ostmitteleuropaforschung ausbaute,
wurde am 30. Juni in den Ruhestand verabschiedet. Seinem größten Projekt, dem Historisch-topographischen Atlas
schlesischer Städte, wird Wolfgang Kreft als Mitherausgeber jedoch auch weiterhin verbunden bleiben. Die kommissarische Leitung der Kartensammlung übernahm anschließend Dipl.-Ing. Marc Friede, bis deren neuer Leiter,
Dr. Christian Lotz, im November seinen Dienst antrat.
Bestandserweiterung
Die Kartensammlung hat im Berichtsjahr 2014 über Ankäufe, als Geschenke oder im Tausch insgesamt 1.392
Kartenblätter erworben. Den größten Anteil dieser Neuzugänge bildet ein Bestand topografischer Karten 1:25000,
„Ausgabe Staat“, der DDR aus den 1980er Jahren. Das be-
20
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Aus den Neuerwerbungen der Kartensammlung: Karte der
Schlacht bei Groß-Jägersdorf (Ostpreußen) am 30. August 1757,
Signatur K 6 VII H 2 - R
4.3
Dokumentesammlung
Leitung: Dr. Peter Wörster
Bestandserweiterung
Interaktiver Kartenindex im Katalog topografischer Kartenwerke
Bestandserschließung und -nutzung
Die Erschließung der umfangreichen Neuerwerbungen
bildete 2014 einen besonderen Arbeitsschwerpunkt, sodass es den Mitarbeitern der Kartensammlung gelang,
insgesamt 1.612 neue kartografische Materialien zu katalogisieren und zahlreiche vorhandene Einträge zu optimieren. Im Rahmen der kontinuierlichen Digitalisierung
der Sammlungsbestände konnten zudem rund 2.000 Kartenblätter gescannt werden. Die topografischen Karten
lassen sich dank der erfassten geografischen Koordinaten
des Darstellungsgebietes mittels einer räumlichen Suche
im Katalog der topografischen Kartenwerke recherchieren,
thematische Karten im OPAC. Es bleibt Ziel der Kartensammlung, diese verschiedenen Zugänge zum Bestand in
der zu schaffenden Forschungsumgebung des Herder-Instituts zusammenzuführen.
Dariusz Gierczak (mit Robert Krzysztofik und Weronika Dragan): Genesis and Development of the Spatial Structures
in Former Border Railway Centres Mysłowice – Szczakowa
– Granica (Maczki), Poland , in: Environmental and Socioeconomic Studies 2 (2014), 1, S. 35-44.
Die Dokumentesammlung kann für den Berichtszeitraum
auf 53 Neuzugänge mit ca. 4-200 Archivalieneinheiten
verweisen. Neben völlig neuen Erwerbungen handelt es
sich wie in früheren Jahren großteils um wertvolle Ergänzungen zu bereits vorhandenen Archivbeständen
(Familienarchiven, Nachlässen, Akten aus der Arbeit von
Vereinen und Gesellschaften usw.). Von der vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen den Eigentümern, die
ihr Archivgut als Depositum, also als Dauerleihgabe, in
die Obhut des Herder-Instituts gegeben haben, und der
Dokumentesammlung zeugen erneute umfangreiche Ergänzungen. Wiederum sind hier in besonderer Weise der
Verband der Baltischen Ritterschaften und verschiedene
deutschbaltische Familien bzw. Familienverbände, aber
auch das Ostpreußische Landesmuseum in Lüneburg zu
nennen.
Unter den Ergänzungen sind vor allem solche zum Archiv
des Verbandes der Baltischen Ritterschaften und zu den
Archiven weiterer deutschbaltischer Familien v. Campenhausen, Kaegbein, v. Kruedener, Lackschewitz und v. Petzold zu erwähnen.
Zu den gänzlich neu erworbenen Beständen gehören die
Archive der deutschbaltischen Familien Gurland, v. Hahn,
Neander, v. Nolcken(-Alatskivi), v. Schilling, v. Vietinghoff
sowie der Teilnachlass des deutschbaltischen Gelehrten
Boris Meissner. Gelangten die vorgenannten Materialien
meist als Depositum, einige auch als Geschenk an die
DSHI, konnten einige Unterlagen auch angekauft werden:
Briefe des deutschbaltischen Schriftstellers Werner Bergengruen, Zeitzeugenberichte (Flucht und Vertreibung)
sowie eine kulturgeschichtlich besonders interessante
Sammlung von Hochzeitstelegrammen (ein Band) aus
dem Großfürstentum Litauen, die eine 1885 zwischen den
Familien v. Potocki und v. Radziwiłł stattgefundene Heirat
betreffen.
Familienarchiv von Nolcken-Alatskivi
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
21
Die Dokumentesammlung des Herder-Instituts hat konsequent nach der vor vielen Jahren formulierten Erwerbungsstrategie gehandelt und den Weg beschritten, sich
durch den strategischen Bestandsausbau weiterhin als das
größte und wichtigste Archiv zur Geschichte der baltischen
Region in Deutschland zu profilieren und als Kompetenzzentrum für baltische Fragen, soweit sie mit Archivbeständen verbunden sind, zu etablieren. Dies wurde auch durch
gezielte Abgabe von Archivmaterialien nicht-baltischer
Provenienz an andere Archive unterstrichen. Privateigentümer von Beständen in Westeuropa und Nordamerika
haben zudem die Übergabe ihrer Materialien für die nächsten Jahre in Aussicht gestellt.
Bestandserschließung
Die Dokumentesammlung konnte weitere elektronische
Findbücher online schalten und diese so im Internet recherchierbar machen, andere wurden für die Online-Stellung vorbereitet, um sie im Laufe des Jahres 2015 ins Internet zu stellen. Insgesamt stehen dem interessierten Nutzer
damit im Augenblick die Erschließungsdaten von über
310 Beständen der DSHI mit zusammen knapp 18.500
Archivalieneinheiten zur Verfügung. Die Recherche über
analoge Findmittel ist selbstverständlich weiterhin durch
Anfrage gesichert.
Im Berichtsjahr wurde die Erfassung der in den Katalogen
des Kurländischen Provinzialmuseums zu Mitau enthaltenen Daten in einer Datenbank abgeschlossen. Diese
Datenbank wird zur Zeit für eine Online-Stellung 2015
vorbereitet.
Der Bestandserschließung, der erleichterten Benutzung
und der künftigen Präsentation im Internet galt die Digitalisierung der Aktenabschriften der Friderizianischen Landesaufnahme in Westpreußen 1772/73, die 2013 begonnen und auch abgeschlossen wurde (DSHI 120 Wpr. KK,
knapp 7.000 Digitalisate). Es wurden erste Kooperationsgespräche geführt, um diese Digitalisate mit einer Datenbank zu verlinken, die vor ca. 20 Jahren US-amerikanische
Familienforscher auf Grund unseres Bestands angelegt
hatten. 2015 oder 2016 sollte sich daraus ein deutsch-amerikanisches Kooperationsprojekt ergeben.
Transfer in die Öffentlichkeit
Die Archivbestände und die in ihnen enthaltenen Forschungsmöglichkeiten wurden in Vorträgen und Artikeln
einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Neben dem zwölfmal erscheinenden Online-Forum „Archivale des Monats“
wurden regelmäßig Beiträge im Nachrichtenblatt der Baltischen Ritterschaften und in den Archivnachrichten aus
Hessen veröffentlicht. Auch 2014 wurde der Mitgliederversammlung der Baltischen Historischen Kommission über
die Arbeit der Dokumentesammlung berichtet.
Die beiden Mitarbeiter der Dokumentesammlung, Dorothee M. Goeze und Peter Wörster, nutzten wie in den
Vorjahren die von ihnen betreuten Archivbestände für
Lehrveranstaltungen im Fachbereich Geschichte und Kulturwissenschaften der Philipps-Universität Marburg. Es
entstanden zahlreiche Semester-, Projekt- und BachelorArbeiten und zwei Master-Arbeiten auf Grund des im Herder-Institut vorhandenen Archivguts. Besonders zu erwähnen sind für das Berichtsjahr die Arbeiten von:
Alexander Kiesling: Spuren der Französischen Revolution in
den Livländischen Landtagsrezessen und in den Diarien der
Kurländischen Landtage 1789 bis 1792. Bachelor-Arbeit am
Fachbereich 6 (Geschichte) der Philipps-Universität, Marburg 2014.
Sebastian Wolf: Fünf Jahrhunderte Stadtgeschichte im Spiegel eines Amtsbuches. Die Stadt Hasenpoth in Kurland
(1378 bis 1910). Bachelor-Arbeit am Fachbereich 6 (Geschichte) der Philipps-Universität, Marburg 2014.
Aleksandar Zekić: „Wo die Minderheit die Mehrheit ist“.
Die jüdische Bevölkerung in der Stadt Hasenpoth in Kurland zwischen 1797 und 1812. Ihre Stellung in Gesellschaft,
Wirtschaft und Politik. Master-Arbeit am Fachbereich 6 (Geschichte) der Philipps-Universität, Marburg 2014.
Dirk Stolper: Ludwig August Graf Mellin (1754-1835). Livländischer Gutsherr und Landespolitiker in der Zeit der
Agrarreformen. Master-Arbeit am Fachbereich 6 (Geschichte) der Philipps-Universität, Marburg 2014.
Publikationen
Bestandserhaltung
Wegen der ständig zunehmenden Neuerwerbungen war es
auch 2014 nötig, ein zusätzliches Außenlager anzumieten.
Restaurierungen von Archivstücken konnten wegen der
Notbehelfe infolge der Baumaßnahmen nicht neu begonnen werden.
22
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Dorothee M. Goeze: Document Collection of the Herder Institute, in: Heinz Peter Brogiato, Klaus-Peter Kiedel (Hrsg.):
Research, Travel, Exploration. The Lifeworlds of the Leibniz
Association Archives, Halle 2014, S. 170.
Dorothee M. Goeze: Records from Personal Registers, in:
Heinz Peter Brogiato, Klaus-Peter Kiedel (Hrsg.): Research,
Travel, Exploration. The Lifeworlds of the Leibniz Association
Archives, Halle 2014, S. 74-75.
Dorothee M. Goeze: The World of Nobility in the Baltic, in:
Heinz Peter Brogiato, Klaus-Peter Kiedel (Hrsg.): Research,
Travel, Exploration. The Lifeworlds of the Leibniz Association
Archives, Halle 2014, S. 90-91.
Dorothee M. Goeze: The Year 1941 Mirrored in Posters, in:
Heinz Peter Brogiato, Klaus-Peter Kiedel (Hrsg.): Research,
Travel, Exploration. The Lifeworlds of the Leibniz Association
Archives, Halle 2014, S. 104-105.
Peter Wörster: November 1561 in Baltic History, in: Heinz Peter Brogiato, Klaus-Peter Kiedel (Hrsg.): Research, Travel, Exploration. The Lifeworlds of the Leibniz Association Archives,
Halle 2014, S. 88-89.
Dorothee M. Goeze, Peter Wörster, Manfred v. Boetticher:
Gustav Graf von Lambsdorffs testamentarische Stiftung für
Gutsarbeiter 1901, in: Nachrichtenblatt der Baltischen Ritterschaften 56 (2014), 1 (Nr. 221), S. 6-7.
Dorothee M. Goeze: Nora von Wahl (1904-1991). Illustrationen zu den Märchen der Brüder Grimm, hrsg. u. eingeleitet von Dorothee M. Goeze [10 Postkarten, Abbildungen
aus der Dokumentesammlung, Familienarchiv v. Wahl],
Marburg 2014.
Dorothee M. Goeze: Aus der Dokumentesammlung des Herder-Instituts: HerBalt, Dramatische Bergungsaktion [Uexküll], Edition des Kochbuchs der Henriette v. Wahl, Werner
Bergengruen zum 50. Todestag, in: Archivnachrichten aus
Hessen 14 (2014), 2, S. 58-59.
Dorothee M. Goeze, Peter Wörster, Manfred v. Boetticher:
Herzog Friedrich Casimir von Kurland bestätigt die Statuten
der Zunft der Kupferschmiede in Goldingen, in: Nachrichtenblatt der Baltischen Ritterschaften 56 (2014), 3 (Nr. 223),
S. 69 f.
Vorträge
Dorothee M. Goeze: Leitung des Panels „Swedens Early Influence in the Baltic“ und Vortrag „Big Streams and Small
Facts: What Archival Sources Can Tell About a Region: Unknown Facts About the Swedish Time in the Baltic“, The Yale
Conference on Baltic & Scandinavian Studies (AABS, SASS),
New Haven, 13. März.
Dorothee M. Goeze: „Baltisaksa perekonna tähtsus ja kontinuiteet 20.saj.“, Übung „Baltisaksa elu pärast 1939. aastat“,
Universität Tallinn, 24. April.
Dorothee M. Goeze, Peter Wörster: Künstlernachlass Nora v.
Wahl und Vereinsakten „Ännchen von Tharau e.V.“, in: Archivnachrichten aus Hessen 14 (2014), 1, S. 19-20.
Dorothee M. Goeze: „Die Dokumentesammlung des
Herder-Instituts und die Übernahme von Familienarchiven”,
Familientag v. Hahn, Schloss Höhnscheid, 16. August.
Dorothee M. Goeze: Einleitung: Die Familie v. Wahl in der
Dokumentesammlung des Herder-Instituts, in: Henriette
v. Wahl – Kochbuch Anno 1800 (Hrsg. Familienverband v.
Wahl), Marburg 2014.
Peter Wörster: „Swedish People in the Baltic: An Almost Forgotten Chapter of Cultural Relations [The Lyceum in Riga]”,
The Yale Conference on Baltic & Scandinavian Studies
(AABS, SASS), New Haven, 13. März.
Peter Wörster: Leonid Arbusow d.J. Sein Nachlaß und seine
wissenschaftlichen Sammlungen, in: Ilgvars Misāns, Klaus
Neitmann (Hrsg.): Leonid Arbusow (1882-1951) und die
Erforschung des mittelalterlichen Livland, Köln u.a. 2014
(Quellen und Studien zur baltischen Geschichte, 24), S. 151161.
Dorothee M. Goeze: Adel im Baltikum. Archivbestände und
Forschungsmöglichkeiten in der Dokumentesammlung
des Herder-Instituts Marburg (DSHI), in: Christoph Franke
(Hrsg.): Adelsarchive in der historischen Forschung, Marburg 2014 (Schriften des Hessischen Staatsarchivs Marburg,
26), S. 11-21.
Dorothee M. Goeze, Peter Wörster, Manfred v. Boetticher:
Personen von Adel als Dozenten am Herderinstitut [HerderInstitut] Riga 1921-1939, in: Nachrichtenblatt der Baltischen
Ritterschaften 56 (2014), 2 (Nr. 223), S. 38.
Dorothee M. Goeze, Peter Wörster, Manfred v. Boetticher:
Aus der Archivarbeit in Marburg, in: Nachrichtenblatt der
Baltischen Ritterschaften 56 (2014), 3 (Nr. 223), S. 69 f.
4.4
Projekte
4.4.1 Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in
Polen. Kleinpolen
Leitung: Dr. Dietmar Popp
Bearbeitung: Sławomir Brzezicki M.A., Dr. Adam Organisty
und Dr. Joanna Wolańska in Zusammenarbeit mit Dr. Birte
Pusback
In Kooperation mit dem Kunsthistorischen Institut der
Jagiellonen-Universität Kraków (Prof. Dr. Wojciech Bałus,
Dr. habil. Piotr Krasny), der Dehio-Vereinigung und dem
Deutschen Kunstverlag, München-Berlin sowie dem Verlag
des Instituts für das Nationale Kulturerbe (Narodowy Instytut Dziedzictwa) in Warschau
Gefördert durch die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, die Hermann Reemtsma Stiftung (Hamburg)
und die Dehio-Vereinigung e.V. sowie durch das Polnische
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
23
Wissenschaftsministerium (Ministerstwo Nauki i Szkolnictwa Wyższego)
Projektleitende Perspektiven:
1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren
2) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung
Hervorgegangen aus dem erfolgreichen Pilotprojekt
„Handbuch der Kunstdenkmäler in Schlesien“ (erschienen 2005/2006 in deutscher und polnischer Version) ist
das Vorhaben zur Dokumentation der wichtigsten Bauund Kunstdenkmäler in Polen in Form eines „OnlineInformationssystems“ und gedruckter Reisehandbücher
nach dem Vorbild der von Georg Dehio begründeten Reihe zu Deutschland. Eine flächendeckende Beschreibung
der Denkmäler in den Grenzen des heutigen polnischen
Staates soll in deutsch-polnischer Kooperation unter der
Federführung des Herder-Instituts auf der Basis von Autopsie der Objekte sowie auf dem aktuellen, internationalen
Forschungsstand, frei von nationalen Perspektiven, erarbeitet werden.
Das gegenwärtige Vorhaben widmet sich der historischen
Region Kleinpolen mit den Gebieten um Krakau (Kraków),
Kielce-Sandomierz, Lublin und Przemyśl-Rzeszów. Nach
Durchführung des Vorprojekts 2006/2007 (Arbeitsregionen, Objektdatenbank, Autorenteams) wurden im Sommer 2008 die Arbeiten am Hauptprojekt aufgenommen.
Seitdem erfolgte durch die 28 polnischen Autorinnen und
Autoren die Erstellung der Texte zu den knapp 3.400 bauund kunsthistorischen Objekten in 118 Kreisen (Powiaty).
Bis zum Ende des Berichtszeitraums ist die Bearbeitung
von 98 % des gesamten Bearbeitungsgebiets erfolgt und
wird mit einem kleinen Nachtrag bis Frühjahr 2015 abgeschlossen. Die gelieferten Texte wurden und werden in der
Arbeitsstelle in Krakau inhaltlich geprüft und redaktionell
bearbeitet, mit einer im Rahmen des Projekts erstellten Fotodokumentation als Hilfe. Die von jeweiligen Fachleuten
in Krakau verfassten Einführungen zur Geschichte und
zu Epochen der Kunstgeschichte liegen auf Polnisch vor.
Nach Übergabe weiterer redigierter Textteile an das Herder-Institut konnten die Übersetzung ins Deutsche und
die deutschsprachige Redaktion fortgeführt werden. Der
Abschluss des Manuskripts in polnischer Version ist für
2015 vorgesehen mit Drucklegung der polnischen Version
im Verlag des Instituts für das Nationale Kulturerbe (Narodowy Instytut Dziedzictwa). Für die Übersetzungsarbeiten
und die deutschsprachige Redaktion ist aufgrund der zeitversetzten Arbeitsabläufe mit einer Bearbeitung über das
Jahr 2015 hinaus zu rechnen. Die deutsche Version des
Reisehandbuchs erscheint im Deutschen Kunstverlag.
Dietmar Popp: Kurzvortrag „Andrzej Tomaszewski und das
Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen” bei der Gedenkveranstaltung für Prof. Dr. Andrzej Tomaszewski, Polnisches Institut Berlin, 24. September.
4.4.2 Historisch-topographischer Atlas
schlesischer Städte
Leitung: Prof. Dr. Peter Haslinger,
Dipl.-Ing. Wolfgang Kreft
Bearbeitung: Dariusz Gierczak M.A., Dipl.-Ing. Marc Friede
In Kooperation mit Prof. Dr. Grzegorz Strauchold (Historisches Institut der Universität Wrocław), Dr. Dariusz Przybytek (Universitätsbibliothek Wrocław), Prof. Dr. Krystian
Heffner (Universität Katowice) und Prof. Dr. Werner Freitag
(Institut für vergleichende Städtegeschichte Münster)
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft
(DFG) und die Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung/
Polsko-Niemiecka Fundacja na rzecz Nauki (DPWS/PNFN)
Projektleitende Perspektiven:
1) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung
2) Raum, Region, Stadt, Umwelt
Losgelöst von den bis tief ins 20. Jahrhundert hinein etablierten Beschreibungen der nationalen Städtesysteme
Innenraum der Holzkirche von Budynin
24
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
steht im Zentrum des Projektinteresses die von der Stadtgeschichte in neuerer Zeit wiederentdeckte europäische
Stadt, die in verschiedenen Diskussionsforen Fragen sowohl der Urbanisierungs- und Stadtplanungsforschung als
auch der kulturgeschichtlichen Phase der Stadtgeschichte
erörtert, die in den 1990er Jahren mit der Hinwendung zur
gemeinsamen europäischen Aufarbeitung des städtischen
Kulturerbes zu neuen Ansätzen führte.
Ziel des in der ersten Projektphase 2008-2013 weitgehend
von der DFG geförderten Forschungsprojekts ist eine Darstellung der siedlungstopografischen Entwicklung und
des raumstrukturellen Wandels von 34 ausgewählten
Städten der historischen Region Schlesien vom 19. bis 21.
Jahrhundert. Den definierten Perioden der Stadtentwicklung des Untersuchungszeitraums (1815-1870, 1871-1918,
1919-1945, 1946-1989, seit 1990) entsprechend sieht die
Konzeption eine synoptische Dokumentation der Stadtentwicklung vom Beginn des industriellen Zeitalters in
Schlesien über die gründerzeitliche Stadterweiterung und
den Ausbau der modernen Verkehrsinfrastruktur sowie
die Siedlungsentwicklung in der Zwischenkriegszeit vor.
Für die Zeit nach 1945 werden vor allem die verschiedenen Formen des Wiederaufbaus und der zunächst sozialistische Funktionswandel der Beispielorte bis hin zum
aktuellen Transformationsprozess der Städte in den Blick
genommen.
Der Kanon des Atlasprogramms umfasst neben Texten zur
jeweiligen Stadtentwicklung die Edition von zum Teil unikalen amtlichen topografischen Karten- und Luftbildquellen im einheitlichen Maßstab 1 : 25000 aus den Jahren
um 1830, 1900, 1940, 1975 und 2000, die insbesondere
die siedlungs-, verkehrs- und wirtschaftsgeografische Entwicklung von Stadt und umliegender Kulturlandschaft
dokumentieren. Schicht um Schicht lassen sich anhand
der zeitdynamischen Visualisierung die Etappen der Stadtentwicklung freilegen – auf der Grundlage der Topografie.
Einstieg in die englische Version der Webanwendung des schlesischen Städteatlas
den Historisch-topographischen Atlas schlesischer Städte als
Langzeitvorhaben in das Akademieprogramm ab 2016 aufzunehmen, hat die Akademie im Juni im Sommer 2014
abgelehnt. Eine wesentliche Aufgabe nach dem Wechsel
der Leitung der Kartensammlung ist es, die zukünftige Finanzierung des Städteatlas sicherzustellen.
Wolfgang Kreft und Marc Friede: Präsentation „Historischtopographischer Atlas schlesischer Städte – Nowa Sól/Neusalz“, Leipziger Buchmesse, 16. März.
Dariusz Gierczak: Vortrag „Stadt und Wandel abbilden – das
Beispiel Görlitz/Zgorzelec“, Tagung des Bundes für Heimat
und Umwelt/Civilscape „Stadt – Landschaft – Wandel“,
TownScapes Forum, Berlin, 31. Mai.
Marc Friede: Vortrag „Historisch-topographischer Atlas
schlesischer Städte – Aktueller Entwicklungsstand und Ausblick“, Arbeitstreffen des AK Historische Kartographie, Institut für vergleichende Städtegeschichte, Münster, 30. Oktober.
Eine besondere Bedeutung als Quelle haben dabei die ausgewerteten Senkrechtluftbilder von 1944/45, die vielfach
die letzten Zeugnisse der noch unzerstörten historischen
Stadtlandschaften darstellen. Eine Entwicklungsphasenkarte fasst die räumliche und zeitliche Entwicklung der
jeweiligen Stadt zusammen. Publiziert werden die Forschungsergebnisse in Form von zweisprachigen Atlasbänden für jede Stadt und als multimediale Internetanwendung.
Nach Auslaufen der DFG-Förderung haben die Mitarbeiter
der Kartensammlung im Jahr 2014 hauptsächlich an der
Redaktion eingegangener Texte für die folgenden Bände
des Städteatlas gearbeitet. Ferner wurden für die Webpräsentation zahlreiche Städtekurzporträts erstellt. Die
erfolgte Übersetzung der gesamten Online-Anwendung
ins Englische stieß bereits auf sehr positive Resonanz bei
der internationalen Nutzerschaft. Ein Antrag bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz,
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
25
2) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog
in historischer Perspektive
3) Raum, Region, Identitäten
4) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten,
Gewalt und Sicherheit
Screenshot aus Archivdatenbank zu HerBalt
4.4.3 „Hereditas Baltica“ (HerBalt) – „Virtueller
Lesesaal für baltisches Archivgut“
Leitung: Dr. Peter Wörster, Dorothee M. Goeze M.A.
Bearbeitung: vgl. unten die einzelnen Teilprojekte/Module
Gefördert durch: verschiedene Geldgeber, abhängig von
den Teilprojekten und unseren Partnern
Projektleitende Perspektiven:
1) Sammeln, Bewahren und Vermitteln
2) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog
in historischer Perspektive
3) Raum, Region, Stadt, Umwelt
4) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten,
Gewalt und Sicherheit
Die Dokumentesammlung startete im März 2011 das Kooperationsprojekt „Hereditas Baltica“, kurz: „HerBalt“, den
„Virtuellen Lesesaal für baltisches Archivgut“. Ziel dieses
sich aus mehreren Teilprojekten modular aufbauenden,
langfristig angelegten Projekts ist die Einrichtung eines
Portals zu digitalisierten Archivbeständen des Herder-Instituts in Kooperation mit Partnern im In- und Ausland.
2014 konnte das erste von der Bundesbeauftragten für
Kultur und Medien sowie privaten deutschbaltischen
Geldgebern finanziert Modul des Digitalisierungsprojekts
HerBalt endgültig abgeschlossen werden. Ziel war die
Bereitstellung grundlegender Materialien zur Personenkunde sowie zentraler Quellen zur politischen Geschichte des Baltikums wie das Archiv der Matrikelkommission
der Estländischen Ritterschaft (bis 1920), das Archiv der
Matrikelkommission des Estländischen Gemeinnützigen
Vereins (1920-1939), das Archiv des deutschbaltischen Genealogen und Archivars Gottfried Carl Georg von Törne
(1854-1918) und die Landtagsprotokolle der Estländischen
Ritterschaft 1800-1851. Die Ergebnisse sind in der DSHIArchivdatenbank zu recherchieren, wobei diese Verzeichnungsdaten mit dem estnischen Portal „Saaga“ (http://
www.ra.ee/dgs/explorer.php) verlinkt sind und, nach der
Registrierung im estnischen System, mit den Digitalisaten
verbunden werden können.
4.4.3.2 Hereditas Baltica 2
(„Deutschbaltisches Wörterbuch“)
Leitung: Dr. Peter Wörster, Dr. Reet Bender
Bearbeitung: Dr. Peter Wörster, Dr. Reet Bender,
Piret Rääbus, Dorothee M. Goeze M.A.
In Kooperation mit dem Institut für Germanistik der Universität Tartu
Gefördert durch das Wissenschaftsministerium Estland
Projektleitende Perspektiven:
1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren
2) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog
in historischer Perspektive
3) Raum, Region, Identitäten
4) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten,
Gewalt und Sicherheit
4.4.3.1 Hereditas Baltica 1
Leitung: Dr. Peter Wörster, Dorothee M. Goeze M.A.,
Indrek Kuuben, Tõnis Türna
Bearbeitung: Dr. Peter Wörster, Dorothee M. Goeze M.A.,
Indrek Kuuben, Tõnis Türna, Sonja Hauptmannl M.A.,
Sven Lepa
In Kooperation mit dem Estnischen Historischen Staatsarchiv (Eesti Ajalooarhiiv) in Dorpat (Tartu)
Projektleitende Perspektiven:
1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren
26
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
In der Dokumentesammlung des Herder-Instituts befinden sich die Materialien zum Deutschbaltischen Wörterbuch (Archivsignatur DSHI 180 DBW). Dieses Wörterbuch
gehört zu den bislang in der linguistischen und kulturgeschichtlichen Forschung des Baltikums weitgehend
unberücksichtigten Archivbestanden. In diesem Bestand
spiegelt sich die gemeinsame deutschbaltisch-estnischlettische Kulturgeschichte (unter Berücksichtigung auch
der deutsch-russischen Kontakte) wider. Die Finanzierung
wurde auch 2014 durch das Wissenschaftsministerium
Estlands gesichert, sodass eine estnische Mitarbeiterin im
Berichtszeitraum wiederum zwei Wochen nach Marburg
kommen und eine Arbeitsbesprechung aller deutschen
und estnischen Bearbeiter des Projekts in Marburg stattfinden konnte. Die Arbeiten liefen entsprechend den finanziellen Rahmenbedingungen auch im Jahre 2014 weiter
und werden 2015 zu ersten auch öffentlich vorzeigbaren
Ergebnissen führen.
4.4.3.4 Hereditas Baltica 4
„Archiv der Compagnie der Schwarzen
Häupter zu Riga“
Leitung: Dr. Peter Wörster, Dorothee M. Goeze M.A.,
Valda Kvaskova
Bearbeitung: Dorothee M. Goeze M.A., Sonja Hauptmannl
M.A., Valda Kvaskova
4.4.3.3 Hereditas Baltica 3
(„Kurländische Seelenrevisionen“)
Leitung: Dr. Peter Wörster, Dorothee M. Goeze M.A.
Bearbeitung: Dorothee M. Goeze M.A.,
Sonja Hauptmannl M.A., Valda Kvaskova
In Kooperation mit dem Lettischen Nationalarchiv (Historisches Staatsarchiv Lettlands) in Riga (Rīga)
Gefördert durch das Max-Planck-Institut für demographische Forschung in Rostock
Projektleitende Perspektiven:
1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren
2) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog
in historischer Perspektive
3) Raum, Region, Identitäten
4) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten,
Gewalt und Sicherheit
In der Dokumentesammlung befindet sich ein großer Kopienbestand baltischen Archivguts, der zur Mikroverfilmung gehört, die im Zuge der Umsiedlung der Deutschbalten erfolgte. Ein Teil der 1940 kopierten Bestände ging
im Original am Ende des Zweiten Weltkriegs verloren. Es
ist also möglich und naheliegend, die Verluste durch die
Marburger Kopien, soweit diese das zulassen, zu ersetzen
und so den bis zum Zweiten Weltkrieg vorhandenen Archivbestand wenigstens virtuell zu rekonstruieren. Zu
diesen Kopienbeständen gehören auch die Kurländischen
Seelenrevisionslisten 1797-1834 (Archivsign. DSHI 540
KSL). Die besondere Aufnahmetechnik 1940 machte es
notwendig, die Marburger Archivmikrofilme zu bearbeiten, was durch das Max-Planck-Institut in Rostock finanziert wurde, weil dieses Institut ein langfristig angelegtes
Forschungsprojekt durchführt, für welches die Kurländischen Seelenrevisionen die wichtigste archivische Quelle darstellen. Infolge zahlreicher anderweitiger Aufgaben
und Arbeiten des Lettischen Nationalarchivs und der Dokumentesammlung konnte die für 2014 ins Auge gefasste
Online-Stellung noch nicht erfolgen. Dieser Schritt wurde
ins Jahr 2015 verschoben.
Projektleitende Perspektiven:
1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren
2) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog
in historischer Perspektive
3) Raum, Region, Identitäten
Es handelt sich hierbei um ein deutsch-lettisches Digitalisierungsprojekt, das von der Bundesbeauftragten für
Kultur und Medien finanziert wird. Es zielt darauf, das infolge der Umsiedlung der Deutschbalten 1939 getrennte
Archiv der „Compagnie der Schwarzen Häupter zu Riga“
in deutschlettischer Kooperation „virtuell“ zusammenzufuhren und in einem gemeinsamen Archivportal online
recherchierbar zu machen. Auf deutscher Seite arbeiten
der nach 1945 in Bremen wiedergegründete Verein „Compagnie der Schwarzen Haupter aus Riga“ und die Dokumentesammlung eng zusammen. Auf lettischer Seite ist
das Lettische Nationalarchiv federführend. Der älteste
Teil des Archivs gelangte im Verlauf der Umsiedlung der
Deutschbalten 1940 nach Deutschland und 1952 in die
Dokumentesammlung nach Marburg. Der Teil, der 1940
nicht nach Deutschland ausgeführt wurde, befindet sich
im Historischen Staatsarchiv Lettlands (LVVA) in Riga. Der
Bundesbeauftragten für Kultur und Medien ist zu verdanken, dass das Herder-Institut damit die gute Zusammenarbeit mit dem Lettischen Nationalarchiv langfristig und
nachhaltig fortsetzen kann. Das Herder-Institut ist auch
in diesem Sinne für Einrichtungen im Baltikum der ideale
Vertragspartner.
Im Berichtsjahr konnten die Arbeiten der Verfilmung und
Digitalisierung abgeschlossen werden. Für das kommende
Jahr sind die tiefe Erschließung bzw. die Verzeichnung der
Metadaten und anschließend deren Verlinkung mit dem
Server in Lettland vorgesehen.
4.4.4 Digitalisierung und Erschließung von
Porträtbeständen in Archiven der LeibnizGemeinschaft (DigiPortA)
Leitung des Teilprojekts im Herder-Institut:
Dr. Dietmar Popp, Dr. Peter Wörster
Bearbeitung: Dr. Agnese Bergholde, Dieter Wintergerst M.A.
in Zusammenarbeit mit Dorothee M. Goeze M.A. und
Thomas Urban M.A.
Unter Federführung des Archivs des Deutschen Museums
in München (Hauptantragsteller) und in Kooperation mit
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
27
schlossen und nachgewiesen. Grundlegendes Anliegen des
Projekts ist, am Beispiel der Quellengattung „Porträts“ die
Möglichkeiten der kooperativen Erfassung, Digitalisierung
und Präsentation von Bildquellen wahrzunehmen und die
Bedeutung der Archivbestände in den beteiligten LeibnizEinrichtungen aufzuzeigen. Durch die Einbeziehung von
Porträts aus Bürgertum, verschiedenen historischen wie
modernen Berufsgruppen, aus Wissenschaft und Technik
sowie aus städtischer und ländlicher Bevölkerung wird ein
breiter sozialhistorischer Forschungsansatz ermöglicht.
Wurden Porträts bisher weitgehend als Einzelblätter behandelt und interpretiert, legt das Projekt einen besonderen Schwerpunkt darauf, durch einen Provenienznachweis
und die Beschreibung der übergeordneten Sammlung ihre
originäre Zugehörigkeit zu Archivbeständen festzuhalten.
Durch einheitliche Standards bei der Erfassung, der Anwendung der Gemeinsamen Normdatei (GND) der Deutschen Nationalbibliothek und Geoinformationsdaten
wird der Anschluss an nationale Portale und die Vernetzung mit übergeordneten Datenbanken (Digitaler Porträtindex beim Bildarchiv Foto Marburg, Biographie-Portal)
möglich und beabsichtigt.
Armin Baron von Foelkersam, Fotografie 1907
(DSHI 190 Kurland BA Personen I 0293)
sieben weiteren Archiven von Leibniz-Instituten (Deutsches
Schiffahrtsmuseum Bremerhaven, Deutsches Bergbaumuseum Bochum, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg,
Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut Müncheberg, Leibniz-Institut für Länderkunde Leipzig, Deutsches
Institut für Internationale Pädagogische Forschung Berlin,
Leibniz-Institut für Regional-Entwicklung und Struktur-Planung Erkner)
Gefördert durch die Leibniz-Gemeinschaft im Rahmen des
Paktes für Forschung und Innovation
Projektleitende Perspektiven:
1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren
2) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung
Das Projekt DigiPortA vernetzt sektionsübergreifend neun
Leibniz-Archive und ihre Porträtsammlungen mit einem
Umfang von ca. 33.000 Bildern und stellt diese in einem
innovativen Ansatz der Forschung und Öffentlichkeit zur
Verfügung. Mit dem Fokus auf Personenporträts des 19.
und 20. Jahrhunderts werden damit der biografiehistorischen Forschung reichhaltige Quellenbestände neu er-
28
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Im Herder-Institut sind für das DigiPortA-Projekt rund
2.000 Porträts in den Beständen des Bildarchivs sowie
rund 3.000 Porträts in den Beständen der Dokumentesammlung von Relevanz, die Aufmerksamkeit insbesondere auf die deutschen Anteile an der Kulturgeschichte Ostmitteleuropas lenken. Dabei handelt es sich vorwiegend
um Druckgrafik, Fotografie und Fotopostkarten, wobei der
größte Teil der Bildquellen Personen aus dem Baltikum
zeigt. Oft sind die druckgrafischen Personendarstellungen
aus dem baltischen Raum die einzigen bildlichen Überlieferungen zu einer Person, eine Vielzahl an gemalten
Bildnissen ist in Folge des Zweiten Weltkriegs zerstört oder
verloren gegangen. Vor diesem Hintergrund stellt die Erfassung dieser kulturhistorisch wertvollen Zeugnisse und
ihre Zugänglichkeit für eine breite Nutzerschaft ein wichtiges Anliegen des Projekts dar. Im Rahmen dieses Projekts wird ein weiterer Teilbestand der Sammlungen des
Herder-Instituts erstmalig systematisch erschlossen und,
soweit urheberrechtlich zulässig, in der gemeinsamen
Online-Datenbank des DigiPortA-Projekts zur Nutzung
freigegeben.
Die Projektarbeiten am Herder-Institut wurden seit Oktober 2013 von der Kunsthistorikerin Dr. Agnese Bergholde
(für das Bildarchiv, in Vollzeit) und dem Archivar Dieter
Wintergerst M.A. (für die Dokumentesammlung, in Teilzeit) durchgeführt. Aus den Beständen des Bildarchivs
wurden bis zum Abschluss der Arbeiten von Frau Bergholde im Herbst 2014 über 2.000 Vorlagen dokumentiert
und digitalisiert, mit einem Schwerpunkt auf Portäts aus
dem Baltikum (Dommuseum Riga, Kurländisches Provinzialmuseum Mitau). Diese wurden zum Ende des Berichtsjahres an die Projektleitung im Deutschen Museum München geliefert zusammen mit gut 1.400 Bilddateien und
Datensätzen aus den Beständen der Dokumentesamm-
lung. Dort hat sich die Bearbeitung durch Herrn Wintergerst zunächst auf die rund 1.800 Porträts umfassende
private Porträtsammlung einer aus Kurland stammenden
Familie konzentriert, wobei die Projektarbeiten von ihm
noch bis Mitte 2015 fortgeführt werden. Die Expertise der
Institutsfotografen und die sehr gute technische Ausstattung ermöglichen die Anfertigung der Digitalisate im eigenen Haus. Das Ende des gesamten Verbundprojekts ist
auf Ende 2015 angesetzt, wobei ein Workshop und eine
Spring School („Vom Einzelblatt zur Sammlung. Porträts
vom 18. bis 20. Jahrhundert“) am Deutschen Museum in
München vom 23. bis zum 27. März 2015 den Abschluss
der intensiven Arbeitsphase und die Freischaltung der Online-Datenbank mit allen technischen Features markieren.
Die DigitPortA-Datenbank steht online zu Verfügung unter: http://www.digiporta.net/
4.4.5 Visual History. Institutionen und Medien
des Bildgedächtnisses
Leitung am Herder-Institut: Prof. Dr. Peter Haslinger
Bearbeitung: Dr. Elke Bauer
In Kooperation mit dem Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam (PD Dr. Annette Vowinckel: Gesamtkoordination), dem Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung, Braunschweig (Prof. Dr. Simone Lässig),
und dem Deutschen Museum, München (Dr. Wilhelm Füßl)
Finanziert durch die Leibniz-Gemeinschaft, Pakt für Forschung und Innovation
Das im Mai 2012 gestartete Verbundprojekt möchte während der dreijährigen Projektlaufzeit Grundlagenforschung zu verschiedenen Institutionen des modernen
Bildwesens betreiben.
Die Einzelprojekte widmen sich der Frage nach der Rolle
und Bedeutung staatlicher und privater bzw. privatwirtschaftlicher Institutionen für die Konstitution kollektiver
Bildgedächtnisse. Ihr gemeinsames Ziel ist es, nicht die
„Gegenstände“ kollektiven Bildwissens zu erforschen,
sondern die Institutionen, die diese Bilder generieren,
verwalten, verwerten, archivieren und/oder publizieren
bzw. die Produktion und Verbreitung bestimmter Bilder
verhindern.
Darüber hinaus soll unter www.visual-history.de ein
Online-Portal eingerichtet werden, das als Informationsund Vernetzungsplattform fungieren soll und enzyklopädisches Wissen zu den Institutionen des modernen Bildwesens bereitstellen möchte.
Teilprojekt
Das historische Bildarchiv im digitalen Zeitalter:
Überlieferung, Sammlung und digitale
Re-Kontextualisierung
Bearbeitung: Dr. Elke Bauer
Projektleitende Perspektiven:
1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln
und Visualisieren
2) bild- und medienwissenschaftliche
Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung
Das Teilprojekt am Herder-Institut beschäftigt sich mit
den Chancen und Problemen historischer Bildarchive im
digitalen Zeitalter. Ausgangspunkt ist der sich durch die
massenhafte Digitalisierung von Bildern und deren Bereitstellung im Internet rasant wandelnde Umgang mit
Bildquellen in der Geschichts- und Kulturwissenschaft,
der Bildarchive vor neue Herausforderungen stellt. So ersetzt die uneingeschränkte Verfügbarkeit von Bildern im
Netz zunehmend den Gang ins „analoge“ Archiv. Durch
die Präsentation von Bildsammlungen im Internet und die
Bildung eines digitalen Bildkanons geraten jedoch nichtdigitalisierte Materialien in den Archiven zunehmend aus
dem Blickfeld. Daher müssen die Auswahlkriterien für die
Digitalisierung kritisch reflektiert werden. Hinzu kommt,
dass das Bereitstellen von Bildmaterial im Internet die
Bildvorlage als Artefakt zunächst in den Hintergrund
drängt, denn meistens ist nur das Motiv für die Nutzerinnen und Nutzer eines Online-Angebots sichtbar. Die
Rückseiten beispielsweise mit ihren Beschriftungen werden unsichtbar. Ebenso verschwindet die Größe und die
Haptik der digitalisierten Vorlage – das Kleinbilddia und
die großformatige Grafik nähern sich an. Dabei fordert die
Wissenschaft seit einigen Jahren genau das Gegenteil: Die
Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte von Bildern ist
wichtig, um sie als ernstzunehmende historische Quelle
zu nutzen. Das Projekt soll untersuchen, wie Bildarchive/sammlungen, die ihre Bestände online bereitstellen, mit
der Problematik umgehen. Es soll Möglichkeiten eruieren,
wie die Bilder auch im Netz als Artefakte wahrzunehmen
sind und wie die Informationen, die ein herkömmlicher
Archivbesuch bietet (Beschriftungen, fachliche Beratung,
Verweise auf weitere Bestände), im Online-Archiv kompensiert bzw. zu neuen Informationsangeboten ausgebaut
werden können.
Im Berichtsjahr wurde die Auswertung einschlägiger Berichte zur Entwicklung einzelner Bilddatenbanken in Zeitschriften weitgehend abgeschlossen. Der Blick zurück ist
wichtig, da sich mit ihm zahlreiche negative wie auch positive Entwicklungen sinnvoll erklären lassen. 2014 wurde
begonnen, aktuelle Online-Bilddatenbanken systematisch
zu untersuchen und Trends auszumachen, wohin die
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
29
Reise derzeit geht. Gleichzeitig begann die Schreibphase
einzelner Kapitel. Bei der Vorstellung des Teilprojekts im
Wissenschaftlichen Projektbeirat wurde die 2013 aus dem
Gesamtprojekt angeregte Neuausrichtung des Teilprojekts
in Richtung Good-practice-Beispiele und wie eine „ideale“
Online-Bilddatenbank aussehen könnte, unterstützt.
Elke Bauer: Visual History − The value of historical photographs as a source in the age of digitization, in: Obraz i
metoda, hrsg. von Agnieszka Seidel-Grzesińska und Ksenia Stanicka-Brzezicka. (Cyfrowe spotkania z zabytkami, 4)
Wrocław 2014, S. 81-89.
Vortrag (gemeinsam mit Dr. Dietmar Popp): „Zbiory
gdańskie Instytutu Herdera w Marburgu“, Vortragsreihe
„Kultura dawnego Gdańska“, Dom Uphagena, Gdańsk, 29.
Oktober.
4.4.6 Virtuelle Rekonstruktionen in transnationalen Forschungsumgebungen –
Das Portal „Schlösser und Parkanlagen im
ehemaligen Ostpreußen“
Leitung: Prof. Dr. Peter Haslinger, Dr. Dietmar Popp
Projektkoordination:
Dr. Piotr Kuroczyński
Bearbeitung in Zusammenarbeit mit
Dr. Carsten Neumann, Daniel Dworak,
Oliver Hauck, Jan-Eric Lutteroth,
Martin Scholz, Ewa Kowalczuk,
Katarzyna Janicka, Torsten Veit und
Philipp Baranyai
Das Herder-Institut ist Hauptantragsteller, hat die Gesamtprojektleitung und steht in Kooperation mit dem Zentrum
für Medien und Interaktivtität der Justus-Liebig-Universität
Gießen (ZMI, Prof. Dr. Henning Lobin), dem Caspar-DavidFriedrich-Institut der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald (Bereich Kunstgeschichte, Prof. Dr. Kilian Heck) sowie
dem Fachbereich Informatik der Technischen Universität
Łódź/Lodz (Prof. Dr. Maria Pietruszka)
Weitere Partner: Institut für Raumdarstellung, Frankfurt
am Main; Historisches Institut der Justus-Liebig-Universität Gießen (Bereich Osteuropäische Geschichte, Prof. Dr.
Hans-Jürgen Bömelburg); Museum Ermland und Masuren,
Olsztyn; Museum Friedländer Tor, Kaliningrad; Institut für
Kunstgeschichte der Adam-Mickiewicz-Universität Poznań
(Prof. Dr. Tadeusz Żuchowski); AG Digital Humanities an
der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
(Prof. Dr. Günther Görz); Poznan Supercomputing and Networking Center – Institute of Bioorganic Chemistry of Polish
Academy of Sciences (Director Dr. Maciej Stroiński); Mediale Partner: Konferenzreihe „Cyfrowe spotkania z zabytkami” (Digital Encounters With Cultural Heritage), Institut für
Kunstgeschichte an der Universität Wrocław.
30
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Gefördert durch die Leibniz-Gemeinschaft im Rahmen des
Paktes für Forschung und Innovation
Projektleitende Perspektiven:
1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren
2) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung
3) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive
Das im Juli 2013 gestartete Projekt geht zurück auf eine Initiative des Instituts für Raumdarstellung in Frankfurt am
Main, einer Ausgründung aus dem Fachbereich Architektur der TU Darmstadt, und zielt auf die zeitgemäße Dokumentation und Vermittlung des verlorenen oder zerstreuten Kulturerbes einer multinationalen Kulturlandschaft.
In idealer Public-Private-Partnership treffen Expertise und
Vorarbeiten des Frankfurter Instituts auf Infrastruktur und
Potenziale des Herder-Instituts sowie anderer Partner in
Deutschland, Polen und im Kaliningrader Gebiet. Das auf
drei Jahre ausgelegte Vorhaben zielt zum einen auf Fachspezialisten, vor allem aus dem Fachgebiet der Kunstgeschichte, zum anderen auf ein breiteres Publikum, das die
1945 untergegangene Kultur dieser Region erkunden will.
Im Zentrum des Projekts steht die digitale Rekonstruktion
des zerstörten kulturellen Erbes in Form von digitalen 3DModellen am Beispiel von barocken Schlössern in Friedrichstein (Kamenka) und Schlodien (Gładysze).
Die geschichtswissenschaftliche 3D-Computer-Rekonstruktion tangiert in erster Linie die Bau- und Kunstgeschichte sowie die Geschichtswissenschaft und ist genuin
den „Spatial Humanities“ innerhalb der „Digital Humanities“ zuzuordnen. Das anwendungsbezogene, webbasierte Dokumentations- und Präsentationsmedium basiert
auf der Integration von 3D-Modellen im semantischen
Netz. Im Zusammenhang mit seiner Konzeption konnten
neue Kooperationspartner an der Universität ErlangenNürnberg und an dem Posener Institut für Bioorganische
Chemie an der Polnischen Akademie der Wissenschaften
gewonnen werden. Fragen der Datenbankstruktur, der
Datenformate und der Metadaten wurden erörtert und
Schlossruine von Schlodien/Gładysze (Polen)
die von der DFG geförderte Wissenschaftliche Kommunikationsinsfrastruktur (WissKI) als digitale Infrastruktur
gewählt. Ausgehend von dieser Entscheidung wird eine
Applikationsontologie entwickelt, die CIDOC-CRM referenziert ist, und eine computerbasierte Erschließung und
Dokumentation von born-digital 3D-Objekten erprobt
und weiterentwickelt. Der Mehrwert der Forschung für die
geisteswissenschaftlichen Bezugsdisziplinen liegt in der
Erörterung von allgemeingültigen Ansätzen für die e-Dokumentation des Rekonstruktionsprozesses, in der Nachweisbarkeit der rekonstruierten Bilder und in der Weiterentwicklung von Standards für die Langzeitverfügbarkeit
des generierten Wissens und ihrer räumlichen, digitalen
Repräsentanz.
Die Teilnahme an zahlreichen einschlägigen Konferenzen,
Tagungen und Symposien, u.a. in Berlin, München, Wien,
Florenz, Passau, Lodz (Łódź), Lemessos, hat die Vernetzung vorangetrieben, so etwa innerhalb des Verbands
„Digital Humanities im deutschsprachigen Raum e.V.“
und im „Arbeitskreis Digitale Kunstgeschichte“. Zudem
wurden projektbegleitende Seminare durchgeführt, die
im Sommersemester 2014 parallel an den Universitäten
in Gießen (Prof. Dr. Bömelburg), Greifswald (Prof. Dr.
Heck) und Posen (Prof. Dr. Żuchowski) stattgefunden haben. Den Kern dieser überregionalen und internationalen
Zusammenarbeit bildete das Blockseminar, bei dem die
Studenten aus den drei Universitäten eine gemeinsame
Exkursion mit Workshops in Posen, Allenstein (Olsztyn)
und Königsberg (Kaliningrad) absolviert haben. Die studentischen Arbeiten lieferten interessanten Input an historischen und kunstgeschichtlichen Erkenntnissen. Die
Exkursion wurde ebenfalls für aktive Bauforschung an der
Ruine in Schlodien genutzt, die zu neuen kunstgeschichtlichen Funden zur Fassaden- und Raumgestaltung geführt
hat. Die Funde wurden innerhalb des WissKI Content Management Systems erfasst und semantisch mit den Quellen und digitalen 3D-Objekten verknüpft. Die Ergebnisse
werden beim 33. Deutschen Kunsthistorikertag 2015 in
Mainz präsentiert. Beim 3. Projektmeilenstein wird die Virtuelle Forschungsumgebung in Form des angepassten und
weiterentwickelten WissKI Systems vor Gästen aus 23 Universitäten, Forschungseinrichtungen und (Forschungs-)
Museen am 17. März 2015 im Herder-Institut vorgestellt.
Im Rahmen des Qualitätsmanagments sollen hiermit die
wissenschaftliche Exzellenz und anwendungsspezifische
Funktionalität der Forschungsumgebung und seiner semantischen Datenbank sowie der Applikationsontologie
für geisteswissenschaftliche Fragestellungen innerhalb der
digitalen 3D-Rekonstruktion des zerstörten Kulturerbes
geprüft und sichergestellt werden.
Es ist beabsichtigt, dass die Forschungsergebnisse über
die im Sommer 2016 endende Laufzeit des Projekts hinaus weiter bearbeitet und für die Präsentation aufbereitet werden können. Unter anderem sind Ausstellungen
zum Thema der Adelskultur im ehemaligen Ostpreußen
bei unseren Partnermuseen in Allenstein und Königsberg
sowie dem Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg
für das Jahr 2017 geplant, wobei das webbasierte Portal als
zentrales Ausstellungsexponat den Kontext der Artefakte
innerhalb der Ausstellung vermitteln soll. Das Webportal
wird um den Prototyp eines „Virtuellen Musuems“ erweitert (WebGL Technologie), wobei die Möglichkeit der
immersiven und interaktiven Begehung der 3D-rekonstruierten Architektur und Innenausstattung sowie der Parkanlagen erprobt wird. Das verlorengeglaubte Kulturerbe
soll interaktiv im virtuellen Raum erkundet und erforscht
werden können, denn für jedes digitale 3D-Objekt liegen
per Mausklick sämtliche objektorientierten Metadaten
und semantischen Relationen zu anderen Objekten, Quellen, Akteuren und Ereignissen vor. Das „Virtuelle Museum“ wird in Zukunft als Anwendung für Mobile Devices
eine zeitgemäße Vermittlung auch vor Ort bieten und die
jüngeren Generationen in die Erkundung und Gestaltung
ihrer Heimatgeschichte stärker involvieren.
Publikationen
Piotr Kuroczyński: Digital Reconstruction and Virtual Research Environments – A Matter of Documentation Standards. In: Access and Understanding – Networking in the
Digital Era, Proceedings of the Annual Conference of CIDOC
(Dresden, 6.-11. September) (www.cidoc2014.de/images/
sampledata/cidoc/papers/L-1_Kuroczynski_paper.pdf
(11.02.2015)).
Oliver Hauck und Piotr Kuroczyński: Cultural Heritage Markup Language – How to Record and Preserve 3D Assets of
Digital Reconstruction, in: 19th Conference on Cultural Heritage and New Technologies, Vienna/Austria, 3.-5. November.
Piotr Kuroczyński, Oliver Hauck und Daniel Dworak: Digital
Reconstruction of Cultural Heritage – Questions of Documentation and Visualisation Standards for 3D Content,
in: 5th International Euro-Mediterranean Conference on
Cultural Heritage (Lemessos/Cyprus, 3.-8. November).
Vorträge
Piotr Kuroczyński: „Virtual Reconstructions in Transnational
Research Environments – the Web Portal ,Palaces and Parks
in former East Prussia‘“, Lehrstuhl für Kunstgeschichte, Caspar-David-Friedrich-Institut an der Universität Greifswald,
7. April.
Kuroczyński, Piotr: „Virtual Reconstructions in Transnational
Research Environments – the Web Portal ,Palaces and Parks
in former East Prussia‘“, Kolloquium Frühe Neuzeit, JustusLiebig-Universität Gießen, 28. April.
Piotr Kuroczyński und Oliver Hauck: „Cultural Heritage
Markup Language – How to Record and Preserve 3D Assets of Digital Reconstruction”, Invisible Cultural Heritage
(Niewidzialne dziedzictwo), 6. Konferenz der Reihe „Cyfrowe spotkania z zabytkami”, Łódź, 26./27. September.
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
31
Piotr Kuroczyński: „Digitale Rekonstruktionen in Virtuellen
Forschungsumgebungen – Aktuelle Herausforderungen
und Lösungsansätze“, Vortragsreihe zur Digitalen Kunstgeschichte am Institut für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München, 16. Dezember.
4.4.7 Forschungsinfrastruktur Kunstdenkmäler
in Ostmitteleuropa (FoKO)
Leitung: Prof. Dr. Peter Haslinger, Dr. Dietmar Popp
Projektkoordination:
Dr. Ksenia Stanicka-Brzezicka
(Herder-Institut)
Projektmitarbeiter:
Dr. Dirk Suckow (GWZO Leipzig),
Kamila Bojarska M.A. (Bildarchiv
Foto Marburg)
Projektpartner: Deutsches Dokumentationszentrum für
Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg; Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig (GWZO); Instytut Sztuki Polskiej Akademii Nauk, Warszawa; Univerzita Karlova v Praze,
Ústav dějin umění, Praha; Magyar Tudományos Akadémia
Bölcsészettudományi Kutatóközpont Művészettörténeti Intézet, Budapest; Slovenská akadémia vied, Ústav dejín umenia, Bratislava.
Projektleitende Perspektiven:
1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren
2) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung
3) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive
Das von der Leibniz-Gemeinschaft geförderte Vorhaben
„Forschungsinfrastruktur Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa“ ist ein internationales Verbundprojekt, das den
Aufbau einer interaktiven kunsthistorischen Forschungsinfrastruktur zum Ziel hat, mit welcher Methoden, Konzepte und Produkte der digitalen Kunstgeschichte angewendet und erprobt werden sollen. In den Fokus gerückt
werden dabei die bislang noch unzureichend gewürdigten
spezifischen Leistungen der Kunstproduktion im östlichen
Mitteleuropa, einer Region von komplexer historischer
Dynamik. Diese umfasst im Kern die heutigen Staaten
Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn sowie daran angrenzende Staaten und Regionen. Das Projekt wurde im
Juli 2014 gestartet, seit 1. Oktober 2014 ist die Koordinationsstelle besetzt. Seit dieser Zeit wurden folgende Aufgaben realisiert:
Die wesentliche Aufgabenstellung im Projekt ist die technologische Entwicklung der Forschungsinfrastruktur, wes-
32
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
halb der Formulierung der Anforderungen an das System
von Anfang an große Aufmerksamkeit gewidmet wurde.
Für die Entwicklung einer Datenbank sowie die Auswahl
einer geeigneten Software ist die Analyse von wichtigen
Faktoren entscheidend; dazu gehören: die globale Technologieentwicklung und ihre Anwendung im Rahmen der
digitalen Kunstgeschichte, die Spezifik des Projektes (Was
soll gezeigt werden und auf welche Weise? Welches sind
das Ziel und der Schwerpunkt des Projektes?), die „Heimsysteme“ der Institutionen, hier vor allem des Herder-Instituts, die Erfahrung aller Projektpartner, die Projektlaufzeit, die Projektmittel sowie die Folgekosten eines Systems,
seine Nachhaltigkeit. Diese Fragen wurden im Rahmen
von mehreren Besprechungen der deutschen Projektpartner in Marburg und Berlin in unterschiedlicher Zusammensetzung diskutiert. Als Effekt wurden die Datenbankarchitektur sowie die Features entworfen und weitgehend
festgelegt. Geplant ist eine Datenbank mit möglichst vielen separat erfassten Objekten, Personen, Einrichtungen,
Ereignissen, Orten und Quellen, die in verschiedenen
Bezügen zueinander stehen. Auch die Erfassung der Fotos
wird separat erfolgen. Vorgesehen ist zudem die Nutzung
von Normdaten wie AAT, GND sowie Iconclass.
Ausgangsbasis für die Projektarbeiten sind aber die Listen
der bau- und kunsthistorischen Objekte, die in der Forschungsplattform in Bild und Metadaten dokumentiert
werden sollen. Bis Ende des Jahres 2014 waren die Listen für
Polen, Slowakei, Tschechien und Ungarn im Kern vorbereitet. Die Fertigstellung der Listen erfolgt bis Ende Februar 2015. Bei der Auswahl der Objekte ist das Leitbild nicht
nur am klassischen „kunsthistorischen Kanon“ orientiert,
im Fokus stehen auch regionale Spezifika, beispielsweise
Holzbauten in Polen und der Slowakei oder türkenzeitliche Kunstdenkmäler in Ungarn. Im Berichtsjahr fand sodann die Vorplanung der Fotokampagnen statt. Fertiggestellt wurden die Listen von potenziellen Fotografen sowie
für deren Beauftragung notwendige Unterlagen wie das
Leistungsverzeichnis (Standards für Neuaufnahmen) oder
der Rahmenvertrag mit den Fotografen. Daraufhin wurde
Kontakt mit einigen Fotografen aufgenommen, verbunden mit einer Anfrage nach Vorhandensein von bestehendem, projektrelevantem Bildmaterial. Für die Auswahl von
historischen Bildbeständen aus den beteiligten Bildarchiven wurden Richtlinien entworfen, und im Herder-Institut
wie auch im Bildarchiv Foto Marburg wurden die ersten
Beispielen von Fotos ausgewählt. Es fand dabei auch eine
Sondierung nach Bildrechten statt.
Im Hinblick auf die Öffentlichkeitsarbeit zum Projekt
wurden neue Flyer- und Homepagetexte in deutscher, polnischer und ungarischer Version verfasst (englische, tschechische und slowakische Versionen sind in der Vorbereitung), die Homepage (Herder-Institut) wurde aktualisiert
und eine Kurzpräsentation des Projekts erfolgte während
des Arbeitstreffens des Arbeitskreises Digitale Kunstgeschichte (am Institut für Kunst- und Bildgeschichte der
Humboldt Universität zu Berlin, 24. Oktober).
5 Wissenschaftsforum
Leitung: Dr. Heidi Hein-Kircher
Eine zentrale Aufgabe des Herder-Instituts besteht darin,
der historischen Ostmitteleuropaforschung ein internationales Diskussionsforum zu bieten und Ergebnisse der
Forschung einer breiteren Öffentlichkeit zu vermitteln. In
der Abteilung sind verschiedene (Querschnitts-)Aufgaben
des Instituts aus dem Bereich der sozialen Infrastrukturen
gebündelt und miteinander verzahnt worden, woraus sich
nicht nur Synergien und Impulse für das ganze Institut
ergeben, sondern auch dessen soziale Infrastrukturaufgaben insgesamt gestärkt werden. Diese Ziele sollen durch
fünf sich ergänzende Arbeitsbereiche erreicht werden:
die Nachwuchsförderung, insbesondere mit der Leibniz
Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“ (siehe 5.1), Verbundprojekte (siehe 5.2), das
Stipendienprogramm (siehe 5.6), die Veranstaltungsplanung, -koordinierung und -durchführung (siehe 5.5) sowie nicht zuletzt die Veröffentlichungen durch den Verlag
Herder-Institut (siehe 5.4). Eine wichtige Klammer bildet
hierbei die Nachwuchsförderung. Neben der Durchführung von Nachwuchstagungen und Sommerakademien als
traditionelle Aufgabe des Instituts findet eine strukturierte
Ausbildung der (Post-)Doktorandinnen und Doktoranden
im Rahmen der Leibniz Graduate School statt. Die in den
Verbundprojekten verankerten wissenschaftlichen Projektstellen ermöglichen im Kontext eines größeren Kooperationsnetzes eine zielgerichtete Erstellung einer Qualifikationsschrift. Für die Nachwuchsförderung werden auch
die Herder-Stipendien und das Alumni-Netzwerk genutzt.
Weiterhin bietet das Herder-Institut durch seinen Verlag
dem wissenschaftlichen Nachwuchs Möglichkeiten zur
Publikation seiner Forschungsergebnisse. Die Arbeitsbereiche des Wissenschaftsforums entwickeln einen lebendigen Austausch untereinander und setzen so Synergien
und Dynamiken frei, die sich etwa in Drittmittelanträgen,
Tagungen und Publikationen niederschlagen. Insgesamt
gibt das Herder-Institut durch die Nachwuchsförderung,
Tagungs- und Projektaktivitäten sowie nicht zuletzt die
Publikationen auch wichtige Impulse nach außen, sodass
das Tätigkeitsprofil der Abteilung die derzeit wichtigsten
Arbeitsfelder der historischen Ostmitteleuropaforschung
widerspiegelt.
5.1
Leibniz Graduate School „Geschichte,
Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“
Sprecher: Prof. Dr. Peter Haslinger
Stellvertretender Sprecher: Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg
Koordinatorin/Geschäftsführung:
Ina Alber M.A.
In Kooperation mit dem Gießener
Zentrum Östliches Europa an der
Justus-Liebig-Universität Gießen
(Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg)
und dem International Centre
for the Study of Culture an der
Justus-Liebig-Universität Gießen
(Prof. Dr. Ansgar Nünning, Prof. Dr. Horst Carl)
Stipendiatinnen und Stipendiaten: Stanislava Kolková M.A.,
Kinga Kuligowska M.A., Dr. Christian Lotz, Tomaš Nenartovič
M.A., Dr. Eszter Gantner, Jan Surman (seit 01.04.2014), Sarah
Czerney (seit 01.04.2014)
Gefördert durch die Leibniz-Gemeinschaft, Pakt für Forschung und Innovation
Projektleitende Perspektive:
Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in
historischer Perspektive
5.1.1 Zwischen Nation und Europa.
Nationale Geschichtsmuseen als Medien
transnationaler Historiografie
Bearbeitung: Sarah Czerney M.A.
Projektleitende Perspektiven:
1) bild- und medienwissenschaftliche
Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung
2) Wissenskulturen und transnationaler
Wissenschaftsdialog in historischer
Perspektive
In Zeiten der EU-Krise, der Diskussionen über den Ausschluss insolventer Länder aus der Wirtschafts- und Währungsunion und fast täglicher Beschwerden von Politikern
über das „demokratische Defizit“ der EU sowie mangelnde
Solidarität unter den Bewohnern Europas betonen Intellektuelle, Forscher und EU-Beamte mehr denn je die kulturelle Identität und Einheit Europas, die oftmals als Grundlage eines neuen, stärkeren Europas gesehen werden.
Projektmitarbeitende im Wissenschaftsforum
In Konzepten einer gemeinsamen europäischen Kultur
und Identität spielt Geschichtsschreibung eine wichtige
Rolle: Historiografie in einem weiten Sinn als mediale Praxis verstanden, die nicht nur die Schriften akademischer
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
33
Historiker, sondern auch populäre Formate wie Fernsehserien („Histotainment“), Filme, Geschichtsschulbücher,
historische Museen und andere Medien einschließt, ist
bis heute eng mit der Idee oder Vorstellung der Nation
(Anderson) verbunden. Geschichte(n) in einem weiteren
als nationalen Rahmen zu „schreiben“ ist eine der herausforderndsten Aufgaben nicht nur der Geschichtswissenschaft, sondern auch zeitgenössischer europäischer
Geschichtsmuseen, die im Zentrum des Promotionsprojekts stehen. Einen Fokus legt das Projekt auf die polnische Museumslandschaft, wo innerhalb der letzten 20
Jahre eine große Zahl neuer Museen gegründet wurde,
so z.B. das Museum des Warschauer Aufstandes (2004),
das Museum für Moderne Kunst in Warschau (Warszawa) (2007), das Museum der Geschichte der polnischen
Juden in Warschau (Eröffnung im Herbst 2014), das Museum des Zweiten Weltkriegs in Danzig (Gdańsk) und
das Museum der polnischen Geschichte, ebenfalls in
Warschau (beide sollen 2015 eröffnet werden). Die Dauerausstellungen ausgesuchter Geschichtsmuseen in Polen, Deutschland und Frankreich bilden den Korpus des
Promotionsprojekts, in dem analysiert wird, wie zeitgenössische Geschichtsmuseen transnationale Geschichte
„schreiben“. Als Medienkulturwissenschaftlerin konzentriert sich die Bearbeiterin dabei nicht so sehr auf die
ausgestellte(n) Geschichte(n), sondern vielmehr auf den
Prozess des „Schreibens“ und auf die Medien dieser musealen Geschichtsschreibung, die versucht, neue historische
Narrative auf transnationalem Level einzuführen. Welche
Medien werden in den Ausstellungen genutzt, um einen
Diskurs einer gemeinsamen europäischen Geschichte zu
kreieren und zu legitimieren? Was gehört zu dieser Geschichte und was wird ausgeschlossen, vergessen? Neben
diesen Fragen geht es im Projekt insbesondere darum zu
untersuchen, was das Museum von anderen historiografischen Medien unterscheidet, und freizulegen, welche
die Spezifika der museal erzählten Geschichte sind. Im Berichtszeitraum wurden die bisherigen Ergebnisse auf drei
Konferenzen vorgestellt und diskutiert. Darüber hinaus
wurde mit der Datenauswertung begonnen.
Vortrag: „Inszenierung kultureller Identitäten und Diversitäten im Musée des civilisations de l’Europe et de la Méditerranée Marseille (MuCEM)“, Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde „Identitätsfabrik reloaded. Museen
als Resonanzräume kultureller Vielfalt und pluraler Lebensstile“, Badisches Landesmuseum, Karlsruhe, 22.-24. Mai.
Vortrag: „Musealized Memories – Filmic Witnesses as Media
of Transnational Historiography in National Museums“, International NITMES-Conference (Network in Transnational
Memory Studies) „Memory Transfers and Transformations“,
Universität Konstanz, 25.-27. Juni.
Vortrag: „Gendering Nationalmuseen. Gender als Kategorie
zur Analyse nationaler Geschichtsmuseen“, 4. Landesweiter Tag der Genderforschung in Sachsen-Anhalt, Otto-vonGuericke-Universität, Magdeburg, 6. November.
34
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
5.1.2 Urania, Industriepalast, Logos –
Wissensformate und Urbanität in Budapest
1873-1914
Bearbeitung:
Dr. Eszter Gantner
Konsulenten: Prof. Dr. Peter Haslinger,
Prof. Dr. Friedrich Lenger
Projektleitende Perspektiven:
1) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog
in historischer Perspektive
2) Raum, Region, Stadt, Umwelt
Die Stadt an sich ist in ihrer langen Geschichte schon immer ein Forum der Wissensproduktion und Distribution
gewesen. Aber die komplexe Wechselbeziehung von Stadt,
Wissen und sozialen Akteuren wurde in der Forschung bisher eher aus einzelnen Perspektiven (wie Migration) bzw.
auf Institutionen konzentriert (z.B. Universitätsgeschichte) untersucht.
Für die historische Ost(mittel)europaforschung bedeutet
diese komplexe und noch kaum erforschte Wechselbeziehung sowohl eine methodische als auch eine theoretische
Herausforderung, besonders im Hinblick auf die „verspätete“ Urbanisierung und (in diesem Zusammenhang)
auch auf die Industrialisierung der ostmitteleuropäischen
Region während des 19. Jahrhunderts. Am Beispiel von
Budapest in der Zeit von 1873-1914 wird deutlich, dass
Wissenstransfer nicht nur zwischen den einzelnen Städten, sondern auch innerhalb dieser Städte stattfindet; eben
nicht nur zwischen Berlin und Budapest oder Berlin und
Zagreb, sondern auch innerhalb des urbanen Raumes
von Budapest, wo das auf unterschiedliche Weise und in
diversen Formaten transferierte Wissen von unterschiedlichen Akteuren aufgenommen und verschieden rezipiert
wurde. Dementsprechend folgt das Forschungsvorhaben
dem Ansatz, mit Hilfe der Analyse der Verzahnung und
Wechselwirkung von Wissenstransfer bzw. -distribution
und Urbanisierung am Beispiel von Budapest 1873-1914
nach den Modi und Praxen der spezifischen, charakteristischen Urbanisierung zu suchen und diese zu erfassen. Dabei wird verstärkt auf die lokale „Übersetzung“ von europäischen, transferierten Wissensformaten fokussiert und
an drei Fallbeispielen dieser Prozess veranschaulicht: der
Industriepalast, die Urania und die philosophische Zeitschrift Logos. Die drei Fallbespiele stellen drei Ebenen der
urbanen Wissensformate dar, in denen unterschiedliches
akademisches Wissen in einem urbanen Umfeld vermittelt wurde. Damit wird gleichzeitig die Vermutung formuliert, dass diese Wissensformate im Zuge der Urbanisierung entstanden sind. Mit dem Begriff „Wissensformat“
führt die vorliegende Arbeit eine analytische Kategorie in
die historische Wissens- und Wissenschaftsforschung ein.
Diese umfasst die medialen Aspekte des Wissenstransfers:
Sie lenkt den Blick auf die tradierten Regeln, in denen Wissen erhoben, geformt und weitergegeben wird, auf die Akteure, auf ihre Strategien und Praxen im Prozess der Wissensgenerierung und -weitergabe. Von der Anwendung
des Begriffes „Wissensformat“ wird erhofft, die diversen
Wissensformate im urbanen Raum zu identifizieren und
ihre Komplexität von Produktion bis Distribution analytisch darzustellen sowie den Prozess von in Europa zirkulierenden und ins Lokale transformierten Wissensformaten konkret zu erfassen.
Vortrag: „Urbanisierung und Wissensformate: Budapest
1880-1914“, Internationale und interdisziplinäre Frühjahrsakademie „Wissenstransfer und urbaner Raum. Formate,
Modi und Akteure des Wissenstransfers in den Städten Ostmittel- und Osteuropas“, Herder-Institut, Marburg, 6. März.
Vortrag: „Urbanisierung und Wissensformate – Budapest
1880-1914“, Auftakt-Workshop der Leibniz Graduate School
„Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, HerderInstitut, Marburg, 2. April.
Vortrag: „Wissensformate und Urbanität: 1880-1914 Budapest“, Workshop „Knowledge and Diversity“ der Leibniz
Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut, Marburg, 25. Juni.
Vortrag:„Urbanization and Knowledge-distribution in the
fin de siècle Budapest“, 9th Science and Technology in the
European Periphery (STEP) Meeting, Lissabon, 1.-3. September.
5.1.3 Kontinuität oder Bruch?
Eliten als Akteure bei der Konzeptualisierung von Nation und Staat in der Slowakei
von 1938 bis 1948
Bearbeitung: Stanislava Kolková M.A.
Betreuung: Prof. Dr. Peter Haslinger
Projektleitende Perspektive:
Wissenskulturen und transnationaler
Wissenschaftsdialog in historischer
Perspektive
Der Fokus dieser Arbeit, welche im Rahmen der Leibniz
Graduate School entsteht, liegt in der Untersuchung der
Dynamik der slowakischen Wissenseliten und deren Rolle
beim Transfer von politisch-gesellschaftlichen Konzepten
in den slowakischen Kontext in einer der kontroversesten
Perioden der slowakischen Geschichte – der Autonomie
und der „Selbständigkeit“ von 1938 bis 1945 sowie der unmittelbaren Nachkriegszeit, von der Wiedereingliederung
in die Tschechoslowakei im Jahr 1945 bis zum Februarumsturz im Jahr 1948. Im Vordergrund der Untersuchung
steht die Frage, welche Nations- und Staatskonzepte in der
Slowakei von 1938 bis 1948 generiert und/oder übernommen wurden und ob und wie diese Konzepte in Kunst, Kultur und Wissenschaft reflektiert, rezipiert, transformiert,
repräsentiert und medialisiert wurden. Einen wesentlichen Aspekt bildet die Frage, aus welchen Wissenskulturen (z.B. Einflüsse aus dem deutschen, südosteuropäischen, evtl. baltischen Raum) diese Konzepte rezipiert
wurden und wie die Eliten mit dem eigenen Wissen und
den Fachkenntnissen in einem spezifischen politischen
Regime umgehen. Neben der geopolitischen Situation im
Europa der Zwischen- und der Kriegszeit haben transnationale Kultur- und Wissenschaftsverflechtungen auf den
Transfer und die Rezeption neuer Ideen Einfluss genommen. Dabei kam den kulturellen und wissenschaftlichen
Eliten als Akteuren des Transfers eine wesentliche Rolle
zu: Besonders in politisch und wirtschaftlich unsicheren
Zeiten wird von der Elite erwartet, als Stütze der Gesellschaft zu fungieren, Lösungen für die gesellschaftlichen
Probleme zu finden, neue Perspektiven aufzuzeigen und
neue Wege zu schaffen. Im politischen System, das sich
seit Oktober 1938 in der Slowakei etablierte, existierte ein
politisches Regime eigener Prägung. Die „Idee der nationalen Einheit“ wurde in das Programm der Hlinka-Partei
aufgenommen, die nach dem Verbot der anderen politischen Parteien zur führenden und später einzigen politischen Macht in der Slowakei aufgestiegen war. Zielsetzung
der Hlinka-Partei war es, ein selbständiges und selbstbewusstes Volk zu schaffen. Im Prozess der „Slowakisierung“
und der „nationalen Vereinigung“ sowie der Wissensvermittlung sind die kulturellen und wissenschaftlichen Eliten in den Vordergrund getreten, denn die Wissenseliten
waren und sind bei der Formulierung neuer Konzepte er-
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
35
forderlich, da dies einen spezifischen und strukturierten
Umgang mit Wissen voraussetzt (Wissensregime). Innerhalb der beiden ausgewählten Gruppen der Wissenseliten
sind jedoch verschiedene Gruppierungen festzustellen,
anhand derer sich die unterschiedlichen Debatten zu Nation und Staat nachverfolgen lassen. Im Jahr 2014 wurde
die Verschriftlichung der Arbeit soweit abgeschlossen, dass
diese zum Jahresbeginn 2015 eingereicht werden kann.
Vortrag: „Kontinuität oder Bruch? Eliten als Akteure bei der
Konzeptualisierung von Nation und Staat in der Slowakei
von 1938 bis 1948“, Auftakt-Workshop der Leibniz Graduate
School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“,
Herder-Institut, Marburg, 2. April.
scientific communities aufgefasst wurden und welche Rollen
ihnen zugesprochen wurden. Besondere Berücksichtigung
erfährt ihre Rezeption im Ausland. Ihre Konfrontation mit
anderen Wissenschaftskulturen und -betrieben wie auch
die Prozesse der Integration oder Isolation in einem neuen
akademischen Umfeld bilden somit wichtige Aspekte der
Forschung. Dabei werden Wenden und Krisen in den Karrierewegen von Kołakowski und Bauman beleuchtet und
auf einer text- und kontextanalytischen Ebene bearbeitet.
Neben Interviews und Sekundärliteratur bilden vor allem
wissenschaftliche Texte der Intellektuellen eine Grundlage zur Analyse, inwieweit sich die Narration in ihren (muttersprachlich oder fremdsprachlich verfassten) Texten unter dem Einfluss der Umgebung und neuer Erfahrungen
verändert hat. Kinga Kuligowska hat 2014 mehrere Archivund Bibliotheksaufenthalte in Polen und Deutschland
besucht: Universitätsarchiv der Goethe-Universität Frankfurt, Archivzentrum der Goethe-Universität Frankfurt,
Universitätsbibliothek der Adam-Mickiewicz-Universität
Poznań, Ryczyński-Bibliothek Poznań; zudem führte sie
mehrere Interviews durch mit: Prof. Dr. Karol Sauerland,
Prof. Dr. Oskar Negt, Prof. Dr. Detlev Claussen, Prof. Dr.
Regina Becker-Schmidt.
5.1.4 Zwei ungleiche intellektuelle Entwicklungswege – Zygmunt Bauman und
Leszek Kołakowski im Vergleich
Joanna Roster, Dirk Uffelmann (Hrsg.): Contemporary Polish
Migrant Culture and Literature in Germany, Ireland, and the
UK, Rezension in: Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung
1(2014), S. 154-156.
Versuche einer (De-)Konstruktion regionaler Identität in der
Zips zwischen 1945 und 1948, in: Burkhard Olschowsky,
Robert Traba u.a. (Hrsg.): Regionen des östlichen Europas
im 20. Jahrhundert, Band 2: Region, Staat, Europa. Regionale Identitäten unter den Bedingungen von Diktatur und
Demokratie in Mittel- und Osteuropa, Oldenbourg 2014
(Schriften des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der
Deutschen im östlichen Europa, 50), S. 125-145.
Bearbeitung: Kinga Kuligowska
Mag. phil. und M.A.
Vortrag: „Erzwungene Migration polnischer Intellektueller
nach dem März 1968 – Eine Reise in die Denkfreiheit?“, Auftakt-Workshop der Leibniz Graduate School „Geschichte,
Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut, Marburg, 2. April.
Betreuung: Prof. Dr. Uwe Wirth,
Prof. Dr. Bożena Chołuj
36
Projektleitende Perspektive:
Wissenskulturen und transnationaler
Wissenschaftsdialog in historischer
Perspektive
Teilnahme und Referat: Studienreise nach Warschau, Teilnehmer des Forschungskolloquiums von Prof. Dr. Bożena
Chołuj, Warszawa, 9.-12.Februar.
Gegenstand des Dissertationsprojekts ist die Untersuchung
der intellektuellen Entwicklung von Leszek Kołakowski
und Zygmunt Bauman, die in den Fleckschen Kategorien
des Denkstils, Denkzwangs und Denkkollektivs gefasst
wird. Die Arbeit beleuchtet aussschlaggebende Etappen
ihrer Positionierungen: Faszination für den Kommunismus, kritische Hinterfragung des Marxismus, Abkehr vom
linken politischen Spektrum, Hinwendung zu religiösen
Themen und schließlich starke Auseinandersetzung mit
der Postmoderne. Dabei werden diese Phasen nicht absolut und isoliert gesetzt, sondern im Kontext wissenschaftlicher Paradigmen und Netzwerke verortet und auch als
fließende, oft wiederkehrende und sich wandelne Phasen
betrachtet. Herausfordernd und interessant zugleich ist
das Projekt wegen seiner Auseinandersetzung mit drei
Wissenschaftskulturen – der polnischen, deutschen und
englischen. So beleuchtet die Arbeit, wie unterschiedlich
die Arbeiten von Bauman und Kołakowski in den besagten
5.1.5 Nachhaltigkeit neu skalieren.
Internationale forstwissenschaftliche
Kongresse und Debatten um die
Ressourcenversorgung der Zukunft im
Nord- und Ostseeraum 1870–1914
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Bearbeitung: Dr. Christian Lotz
Projektleitende Perspektive:
Wissenskulturen und transnationaler
Wissenschaftsdialog in historischer
Perspektive
Während des 19. Jahrhunderts führten eine wachsende
Bevölkerungszahl und eine zunehmend industrialisierte Produktion in den Ländern Europas zu einem stetig
steigenden Ressourcenverbrauch. Dies galt nicht nur für
Kohle und Eisenerze, sondern ebenso für Holz. Zugleich
intensivierte sich der grenzübergreifende Austausch von
Gütern in einem immer weiter verzweigten Handel sowie
von Personen und Ideen durch den Ausbau von Kommunikationsnetzen, durch Reisen und Migration. Der steigende Rohstoffverbrauch ebenso wie die immer intensiveren wirtschaftlichen Verflechtungen gaben Experten
aus verschiedenen Fachgebieten den Anstoß, über die
Zukunft von Ressourcenversorgung in einer zunehmend
verflochtenen Welt nachzudenken. Hinsichtlich der Ressource Holz ging es hier in erster Linie um die Verfügbarkeit von Nadelholz als Nutzholz und um die Sicherung
eines dauerhaften – nachhaltigen – Ertrags aus den vorhandenen Wäldern. „Nachhaltiger Ertrag“ und „Nachhaltigkeit“ waren Begriffe, die die entstehende Forstwissenschaft seit dem 18. Jahrhundert geprägt hatte und die als
Fachbegriffe forstwirtschaftliche Nutzungen beschrieben,
bei denen jährlich nicht mehr Holz dem Wald entnommen wird, als in gleicher Zeit nachwächst. In heutigen
Diskussionen ist „Nachhaltigkeit“ längst nicht mehr ein
Terminus der Forstwissenschaft allein, sondern in Debatten über Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft beinahe allgegenwärtig. Aus einem Terminus, der zunächst allein auf
Holzressourcen orientiert war, ist inzwischen ein Begriff
geworden, der Zukunftsgestaltung allumfassend beschreiben soll. Anhand internationaler forstwissenschaftlicher
Kongresse, zu denen seit den 1870er Jahren Experten
aus zahlreichen europäischen Ländern zusammenkamen, erörtert das Habilitationsprojekt, wie Experten über
nachhaltige Ressourcenversorgung stritten. Dabei zeigt
sich, wie einerseits die Ausbreitung des Eisenbahnnetzes
und die Ausdehnung des forstwirtschaftlich genutzten
Raumes (timber frontier) die traditionell lokal begrenzten
Konzepte von Nachhaltigkeit aufbrachen. Andererseits
trieben Experten gezielt die Veränderung nachhaltiger
Wirtschaftskonzepte voran, indem sie kontinuierlich die
Datengrundlagen (Statistiken, Karten usw.) über vorhandene Waldflächen verfeinerten und die Hochrechnungen
für noch zu erschließende Waldflächen und deren forstwirtschaftliches Potenzial erstellten.
Dr. Christian Lotz hat im November 2014 seine Habilitationsschrift an der Justus-Liebig-Universität Gießen, Fachbereich
Geschichts- und Kulturwissenschaften eingereicht.
Vortrag: „Zwischen ,reiner‘ Wissenschaft und ökologischem
Alarmismus? Anläufe zur Institutionalisierung internationalen forstwissenschaftlichen Austauschs im Nord- und Ostseeraum während des 19. Jahrhunderts“, Auftakt-Workshop
der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien
in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut, Marburg, 2. April.
Vortrag: „Nachhaltigkeit neuskalieren. Internationale forstwissenschaftliche Kongresse und der Streit um die Ressourcenversorgung der Zukunft im Nord- und Ostseeraum,
1870-1914“, Kolloquium, Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Köln, 26. Mai.
Vortrag: „Nachhaltigkeit neuskalieren. Internationale forstwissenschaftliche Kongresse und der Streit um die Ressourcenversorgung der Zukunft 1870-1914“, Kolloquium des
Lehrstuhls für Sozial-, Wirtschafts- und Umweltgeschichte
am Historischen Institut der Universität Freiburg, 30. Juli.
Vortrag: „Nachhaltigkeit kartieren? Erkundung und Darstellung von Holz-Ressourcen im Nord- und Ostseeraum 18001914“, Kolloquium des Forschungszentrums Gotha, 11. September.
5.1.6 Territorialisierungsprojekte und Geopolitik
in Nordosteuropa 1890-1939
Bearbeitung: Tomaš Nenartovič M.A.
Betreuung:
Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg
(Justus-Liebig-Universität Gießen),
Prof. Dr. Peter Haslinger
(Justus-Liebig-Universität Gießen)
Projektleitende Perspektiven:
1) Wissenskulturen und transnationaler
Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive
2) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung
3) Raum, Region, Stadt, Umwelt
Das Projekt wird seit Juni 2011 an der Leibniz Graduate
School for Cultures of Knowledge in Central European
Transnational Contexts betrieben. Es widmet sich dem
geografischen Expertenwissen und der Nationalisierung
des Wissens sowie deren Nutzung für politische Ziele.
Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der umstrittenen
Kontaktzone des polnisch-litauisch-belarussisch-russischdeutsch-jüdischen Überschneidungsraums der Kulturen
während der Zwischenkriegszeit. Das Gebiet könnte zur
besseren Orientierung als Wilnagebiet bezeichnet werden,
da verschiedene Namen sowie unterschiedliche räumliche
Begrenzungen des Gebiets existieren. Als Hauptquelle zur
Bearbeitung der Fragestellung dienen Karten. Geografen,
Geophysiker, Geologen, Ethnografen und andere Wissenschaftler spielten und spielen immer wieder eine zentrale
Rolle bei der Bildung und Entwicklung von Nationen. In
ihren Darstellungen und Arbeiten zur Geografie, Ethnografie usw. beschreiben sie ihren Untersuchungsgegenstand in fest umrissenen Grenzen oder bestimmen sogar
mit Hilfe von Medien wie Karten, Schulbüchern, Atlanten etc. Grenzen selbst. Gerade im späten 19. und im 20.
Jahrhundert ist ein besonderer Einfluss des Expertenwissens bei der Begründung und Legitimierung nationaler
Ansprüche in Nordosteuropa zu beobachten. Wichtig ist
auch die Berücksichtigung nationaler, sprachlicher und religiöser Identitätsargumente, die geografisch-kartografisch
benutzt wurden, denn die Großregion Nordosteuropa war
ein Grenzgebiet der katholisch-orthodox-hebräischen
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
37
Glaubensrichtungen sowie der baltisch-slawisch-germanischen nationalen Interessen. Daher ist eine transnationale Perspektive unabdinglich, um die geopolitischen
Diskurse nachzeichnen und diese vergleichend interpretieren zu können. Tomaš Nenartovič hat die Arbeit Ende
des Jahres 2014 eingereicht.
Vortrag: „Territorialisierungsprojekte und Geopolitik in
Nordosteuropa 1890-1939“, Auftakt-Workshop der Leibniz
Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut, Marburg, 2. April.
5.1.7 Zwischen Volk, Imperium und Transnationalität: Zentraleuropäische Wissenschaften und ihre Sprachen im langen
19. Jahrhundert
lers, Marek Nekula u.a. (Hrsg.): Sprache, Gesellschaft und
Nation in Ostmitteleuropa, Göttingen 2014, S. 131-154.
Divided Space – Divided Science? Closing and Transcending
Scientific Boundaries in Central Europe, in: W. Boyd Rayward
(Hrsg.): Transcending Boundaries in Europe in the Period of
the Belle Epoque: Organizing Knowledge, Mobilizing Networks, and Effecting Social Change, Burlington-Surrey 2014,
S. 69-84.
Projektvorstellung: „Wissenschaft in Übersetzung. Wissenschaftssprachen in Zentraleuropa im langen 19ten Jahrhundert“, Auftakt-Workshop der Leibniz Graduate School
„Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, HerderInstitut, Marburg, 2. April.
Vortrag: „Managing Language for Science in Imperial Contexts: The Case of Polish Purism around 1900“, Tagung „Ideology in Grammar“, Universität Salzburg, 11.-12. April.
Bearbeitung: Dr. Jan Surman
Vortrag mit Franz Leander Fillafer (Konstanz): „Linguistic
Classifications and Hapsburg Cultural Policy in the Second
Half of the Nineteenth Century“, Tagung „National Races:
Anthropology, Classification and Politics in the Nineteenth
and Twentieth Centuries“, University College Cork, 28.-29.
Juli.
Projektleitende Perspektiven:
1) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog
in historischer Perspektive
2) bild- und medienwissenschaftliche
Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung
Spätestens seit dem Zusammenbruch der République des
Lettres standen die zeitgenössischen Wissenschaftler/
innen vor dem Problem, welche und eine wie geformte
Sprache für die Kommunikation ihrer wissenschaftlichen
Erkenntnisse am besten geeignet wäre. Das Projekt widmet
sich der Frage der Autonomisierung der wissenschaftlichen Kommunikationsräume am Vorabend der Moderne
am Beispiel des Polnischen, Tschechischen und Ukrainischen. Es untersucht, inwiefern das Programm der Nationalsprachen in dem verflochtenen Raum Zentraleuropas zu einer Ausbildung kommunikativer Räume geführt
hat, in denen die Differenzen zwischen wissenschaftlichen Begrifflichkeiten eine kommunikative Abgrenzung
der wissenschaftlichen Gemeinschaften förderten. Das
Projekt schließt dabei an die rezenten Diskussionen zu
Wissenschaftssprachen an und erweitert diese nicht nur
durch die Fokussierung auf Zentraleuropa und die Naturwissenschaften, sondern auch durch den Rückgriff auf die
komparative Begriffsgeschichte und translationswissenschaftliche Ansätze. Im Berichtszeitraum recherchierte Jan
Surman in Archiven in Kiev und Krakau. Im Zuge dieser
Recherchen konnte die Frage hinsichtlich des transnationalen Austauschs der Terminologien weiter konkretisiert
werden. Für das Jahr 2017 ist die Fertigstellung des Buchmanuskripts geplant.
Zwischen Internationalisierung und Popularisierung: Visionen der tschechischen Sprache der Naturwissenschaften
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in: Klaas-Hinrich Eh-
38
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Vortrag: „Hegel bei den Slawen: polnische nationale Philosophie als Übersetzung des deutschen Idealismus“, IFK
Akademie „Übersetzung als Kulturtechnik“, Internationales
Forschungszentrum Kulturwissenschaften Wien, Maria Taferl, 26. August.
Vortrag: „Purism and Internationalism in Late 19th Century
Polish Scientific Language: Search for ,Own‘ Science?“, Konferenz „9th Science and Technology in the European Periphery (STEP) Meeting“, Lissabon, 2. September.
Vortrag: „Internationalisation against the State? The Polish
Scientific Community in the Belle Époque“, 97. Jahrestagung
der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Medizin,
Naturwissenschaft und Technik e.V. (DGGMNT) „International Cooperation and Competition in Shifting Political
Contexts: Knowledge Production in Central Eastern Europe
in the 19th and 20th Century“, München, 13. September.
Vortrag: „Paris-Wien-St. Petersburg oder Alger-Brno-Charkiv? Wissens- und Wissenschaftstransfers zwischen ‚composite states‘“, Konferenz „Les investissements scientifiques,
technologiques et financiers des nations européennes en
Russie (1871-1914) et les préliminaires de la Première Guerre mondiale/Die wissenschaftlichen, technologischen und
finanziellen Investitionen der europäischen Staaten in Russland und die Vorzeichen des Ersten Weltkriegs“, Institut
français d’Autriche, Wien, 26. September.
Vortrag: „Culture beyond Language? Late Habsburg Monarchy as an (Imperial) Culture of Knowledge“, Jahrestagung
„Transgressing Difference. New Approaches to the Cultures
of Knowledge“, Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien, 9. Oktober.
5.2
Verbundprojekte
Der Arbeitsbereich „Verbundprojekte“ umfasst drittmittelgeförderte Forschungsprojekte in größeren Projektverbünden, die nicht im Rahmen der Wissenschaftlichen
Sammlungen bzw. der Forschungsbibliothek durchgeführt werden. Es handelt sich hierbei um in Umfang und
Arbeitsweise unterschiedlich konzipierte Kooperationsnetzwerke. Die Verbünde geben den Forschungs- bzw.
Qualifikationsprojekten sowie dem gesamten Aufgabenbereich des Instituts wichtige Impulse. Gleichzeitig setzt
das Herder-Institut mit seinem Fokus auf der historischen
Ostmitteleuropaforschung Akzente in dem jeweiligen Projektverbund.
5.2.1 SFB/TRR 138 „Dynamiken der Sicherheit. Formen der Versicherheitlichung in
historischer Perspektive“. Teilprojekt A 06
„Versicherheitlichung und Diskurse über
Rechte von Minderheiten und Mehrheiten
in Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert“
Projektleitung: Prof. Dr. Peter Haslinger (derzeit i.V.:
Dr. Veronika Wendland), Dr. Heidi Hein-Kircher
Projektleitende Perspektiven:
1) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten,
Gewalt und Sicherheit
2) Raum, Region, Stadt, Umwelt
Gemeinsam mit der Marburger Philipps-Universität und der
Justus-Liebig-Universität Gießen ist es dem Herder-Institut
gelungen, den SFB/Transregio 138 einzuwerben, der am 1.
April 2014 seine Arbeit aufnahm (www.sfb138.de).
Seit dem Aufstieg konkurrierender nationaler Bewegungen wurden multinationale Grenzgebiete der Imperien im östlichen Europa seit Mitte des 19. Jahrhunderts
zunehmend als Unsicherheitsräume wahrgenommen: Je
nach Akteursperspektive (Behörden, politische Aktivisten,
Expertengruppen) kam es zur Konzeptualisierung und
Imagination solcher Gebiete als von Konflikten zerrissen,
als unzureichend verwaltet und durch Irredentismus gefährdet. Im Umfeld der Weltkriege und in deren Nachwirkungen wurden sie letztlich als Sicherheitsrisiko in den
Neukonzipierungen (zwischen)staatlicher Konstruktionsprinzipien wahrgenommen. Diese staatlichen Peripherien Ostmitteleuropas waren zudem insbesondere in der
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wiederholt Objekt von
Grenzverschiebungen, wonach unter veränderten Rah-
menbedingungen staatliche Strukturen aufgebaut, diese
Territorien in den jeweiligen Gesamtstaat integriert und
die wahrgenommenen (I)Loyalitäten der lokalen Bevölkerung in den Sicherheitskonzeptionen staatlicher Akteure
mitberücksichtigt werden mussten. Das Teilprojekt hat
zum Ziel, die Verschränkung zwischen Diskursen über den
Rechtsstatus von „Minderheiten“ sowie Praktiken der Versicherheitlichung und Entsicherheitlichung zu analysieren. Es will so offenlegen, wie Versicherheitlichungs- und
Verrechtlichungsdiskurse korrelierten. Das Teilprojekt
untersucht daher, wie bereits etablierte oder gewohnheitsrechtlich tradierte Verfahrensweisen und Praktiken des
Interessenausgleichs auf lokaler Ebene zusammenwirkten, die auf Rechtsvorstellungen und Rechtswirklichkeit
gleichermaßen bezogen waren. Die rechtliche Umsetzung
von Sicherheitsvorstellungen wird dabei als kommunikativer Gesamtprozess begriffen, der auf unterschiedlichen
Ebenen abläuft (national, regional, lokal) und spezifische
Akteursgruppen umfasst. Es stehen somit Perspektivverschränkungen zwischen Sicherheitsvorstellungen von
Staat, Mehrheiten- und Minderheitenvertretern, Parteien
und Medien im Fokus. Untersucht wird außerdem, unter welchen Bedingungen und in welcher Weise externe
Rechtskonzepte rezipiert wurden.
Das am Herder-Institut bearbeitete Teilprojekt nimmt in
der ersten Förderphase (2014-2017) mit zwei Teilvorhaben
die multinationalen Grenzgebiete in der Zwischenkriegszeit in den Blick.
Teilvorhaben I
„Fremde Peripherie – Konfliktperipherie?
Die Karpatoukraine und Ostpolen als Unsicherheitsregionen in Perspektive und Handlungsmustern
zentralstaatlicher Akteure in Prag und Warschau in
der Zwischenkriegszeit“
Bearbeiter: Sebastian Paul M.A.
Im ersten Teilvorhaben soll vergleichend untersucht werden, inwiefern staatliche sowie nicht-staatliche Akteure
und Akteursgruppen in Polen und der Tschechoslowakei
der Zwischenkriegszeit sich auf zentralstaatlicher Ebene
diskursiv mit den jeweiligen östlichen Peripherien des
Staates unter dem Aspekt von Sicherheitskonzepten auseinandersetzten und wie diese Diskurse miteinander verschränkt wurden. Bei den ausgewählten Gebieten handelt
es sich um Territorien, die sich der polnische beziehungsweise tschechoslowakische Staat nach dem Ersten Weltkrieg im Zuge militärischer Auseinandersetzungen angeeignet hatte und deren innen- wie außenpolitische
Situation als prekär eingeschätzt wurde. Diese aus dem
Zentrum heraus als rückständig beschriebenen Grenzgebiete wurden als potenziell konfliktreich wahrgenommen, in denen mit einer in bedeutenden Teilen illoyalen
Bevölkerung gerechnet wurde. Auch waren diese Landes-
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
39
teile Gegenstand irredentistischer und revisionistischer
Strömungen, die für den Gesamtstaat ein existenzielles Sicherheitsproblem darstellten, dem von zentralstaatlicher
Ebene aus mit unterschiedlichen Handlungskonzepten
begegnet wurde. Ziel dieses Teilvorhabens ist, anhand des
im SFB „Dynamiken der Sicherheit“ verwendeten methodischen Zugangs der Versicherheitlichung (securitization)
vergleichend zu untersuchen, wie aus zentralstaatlicher
Perspektive diese Sicherheitsproblematiken wahrgenommen, diskutiert und ihnen durch politisches Handeln
begegnet wurde. Dabei wurde auf das Wissen von Sicherheitseliten zurückgegriffen (Historiker, Juristen, Ethnologen etc.), deren Rückwirkungen auf die Regierungspolitik in Prag und Warschau ebenso berücksichtigt werden
sollen wie der Einfluss medialer Diskurse, wobei hier von
einer Verschränkung von medialen und fachwissenschaftlichen Debatten und einer Überschneidung von Akteuren
und Akteursgruppen ausgegangen wird.
The Integration of Eastern Czechoslovakia (1918-1920) and
the Minority Question, in: Virág Rab (Hrsg.): XII. Országos
Grastyán konferencia előadásai, Pécs 2014, S. 236-243.
Vortrag: „‚Foucault‘ vor Ort? Oder: ‚Versicherheitlichung
und Diskurse über Rechte von Minderheiten und Mehrheiten: Stanisławów, Pińsk (Zweite Polnische Republik) und
Užhorod (Karpatoukraine), 1919-1938‘“, Jahrestagung des
Sonderforschungsbereichs/Transregio 138 „Dynamiken der
Sicherheit. Formen der Versicherheitlichung in historischer
Perspektive“, Schloss Rauischholzhausen, 3. Oktober.
5.2.2 Forschungs- und Editionsprojekt „World
War II – Everyday Life Under German
Occupation. Der Zweite Weltkrieg –
Alltag unter deutscher Besatzung“
Teilvorhaben II
„Versicherheitlichung vor Ort zwischen Diskurs und
Praxis. Rechte von Minderheiten und Mehrheiten:
Stanisławów, Pińsk und Užhorod, 1919-1938“
Bearbeiter: Felix Heinert M.A.
Das zweite Teilvorhaben untersucht Versicherheitlichungsdiskurse im Hinblick auf ihre praktische Umsetzung bzw. die Rückwirkungen vor Ort. Grundlage dieser
Regionalstudie sind Mittelstädte in östlichen Grenzgebieten der Zweiten Polnischen Republik und der Karpatoukraine, die über ihre administrative Rolle (unterschiedliche) zentralörtliche Funktionen übernahmen und daher
auch Orte von (sub)regionaler Rechtsprechung, Politikgestaltung bzw. Verwaltung waren. Speziell in Polen – und
hier wiederum in Ostgalizien bzw. gegenüber Juden in den
1930er Jahren – trat der gesetzgebende Staat Minderheiten
gegenüber mitunter auch repressiv auf, teils auch unter
dem Einsatz von erheblicher Gewalt. Dieses Szenario, das
man aus der bisherigen Forschungs- sowie Erinnerungsliteratur kennt, soll an Hand von bottom up-Prozessen überprüft und ggf. neu bewertet werden. Auf der lokalen Ebene
jenseits der großen Konflikt- und Diskursarenen sind hier,
so eine Arbeitshypothese, differenziertere Befunde sowie
Aushandlungsgrammatiken zu erwarten.
Die rechtliche Umsetzung von Sicherheitsvorstellungen
wird im Teilprojekt als kommunikativer Gesamtprozess
begriffen, der auf den unterschiedlichen Ebenen (national, regional, lokal) auch spezifische Akteursgruppen umfasst. Vor diesem Hintergrund untersucht das Teilprojekt
die mit lokalen Gruppenkonstellationen verbundenen
40
Sicherheits- und Bedrohungsvorstellungen und die damit
korrespondierenden Verrechtlichungsdiskurse und -praktiken. Analysiert wird, in welchen Konstellationen im lokalen Kontext tradierte Praktiken des Interessenausgleichs
beibehalten wurden und unter welchen Bedingungen externe Rechtskonzepte in welcher Weise rezipiert wurden.
Insofern interessiert sich das Projekt insbesondere für lokale Akteure sowie Repräsentant/inn/en des Staates. Hier
und nicht auf der „abstrakten“ zentralstaatlichen Ebene,
so lautet die Arbeitshypothese, wurde über Erfolg und
Misserfolg staatlicher Versicherheitlichungspraktiken und
Zivilisierungsmissionen entschieden.
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Leitung: Prof. Dr. Peter Haslinger (Herder-Institut)
und Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer (KWI Essen und
Universität Wuppertal) unter Mitarbeit von Prof. Dr.
Włodzimierz Borodziej (Universität Warschau), Dr.
Stefan Martens (DHI Paris) und Dr. Irina Sherbakova
(MEMORIAL Moskau)
Koordination: Dr. Daniela Kraus
Redaktion und Lektorat:
Dr. Tara Talwar Windsor
Gefördert durch den Pakt für
Forschung und Innovation im Rahmen
des Verfahrens des Senatsausschuss
Wettbewerb (SAW)
der Leibniz-Gemeinschaft
Das Forschungs- und Editionsprojekt „World War II –
Everyday Life Under German Occupation“ widmet sich der
Erforschung und Dokumentation von Alltagserfahrungen
der lokalen Bevölkerungen in den während des Zweiten
Weltkriegs von der Wehrmacht besetzten Gebieten. In vier
großen Themenschwerpunkten wird das Projekt unter anderem Mangelerfahrungen, verschiedene Formen von
Herrschaft und Gewalt, Ausbeutung und Zwangsarbeit
sowie Entrechtung, Ausgrenzung, Vertreibung und Verfolgung, aber auch verschiedene Formen des Widerstands
und der Kooperation bis hin zur direkten Tatbeteiligung
an nationalsozialistischen Verbrechen dokumentieren.
Die Edition wird in englischer Sprache erscheinen. Neben
der Printedition ist auch ein Online-Portal geplant, das
Schlange der „Postimees“-Besteller im Frühling 1943 in Estland
(Bildarchiv, Inv.-Nr. 156159)
die Quellen nicht nur in englischer Übersetzung, sondern
auch in der Originalsprache, teilweise unterstützt durch
Faksimiles, abbilden wird. Das Projekt vereinigt Kooperationspartner und Experten aus insgesamt 15 europäischen
Ländern, die sich schwerpunktmäßig oder ausschließlich
mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs befassen.
In 2014 wurden die letzten Nachrecherchen von Quellen
zu den ersten beiden Themenbereichen erfolgreich abgeschlossen. Insgesamt wurden mehr als 2.500 Quellen
zu den unmittelbaren Kriegsjahren aus verschiedensten
Zentral-, Regional- und Ortsarchiven in ganz Europa gesammelt, wobei ca. 550 Quellen in bilateralen Gesprächen mit den Länderexperten für die Edition ausgesucht
wurden. Daneben sind Leitlinien für die Übersetzung und
Kommentierung der Quellen ausgearbeitet und weiter
verfeinert worden. Um den weiteren Fortgang der Projektarbeit zu diskutieren, fanden am 28. März und 25. Juni
2014 Tagungen mit allen Herausgebern statt. Im Verlauf
der Tagungen wurden die Übersetzungs- und Kommentierungsleitlinien besprochen, weitere Ziele formuliert und
Arbeitsschritte geplant. Zeitgleich sind die Weichen für
die Übersetzung und Kommentierung der Quellen gestellt
worden, sodass diese Arbeitsschritte Anfang 2015 beginnen können. Für die Erstellung des Online-Portals sind die
ersten konzeptionellen Arbeiten durchgeführt worden, ein
Teaser-Portal wird im Januar 2015 freigeschaltet werden.
Am 24. September 2014 präsentierte sich das Projekt mit
dem Panel „Herrschaft und ihre Mittlerinstanzen. Lokale
Administrationen und Akteure in den im Zweiten Weltkrieg von der Wehrmacht besetzten Gebieten“ beim 50.
Deutschen Historikertag in Göttingen.
Kooperationspartner und Länderexperten:
Dr. Kusma Kosak (Belarussische Staatliche Universität Minsk,
für Belarus), Dr. Dirk Luyten (CEGES-SOMA, für Belgien),
Prof. Dr. Karl Christian Lammers (Saxo-Institut der Universität Kopenhagen, für Dänemark), Prof. Dr. Milan Ristović
(Universität Belgrad, für das ehem. Jugoslawien), Prof. Dr.
Anu-Mai Kõll (Center for Baltic and East European Studies
der Södertörn University, für Estland und Lettland), Prof. Dr.
Olivier Wieviorka (Ecole Normale Supérieure de Cachan, für
Frankreich), Prof. Dr. Hagen Fleischer (Universität Athen, für
Griechenland), Prof. Dr. Gustavo Corni (Universität Trento,
für Italien), Dr. Darius Staliunas (Litauisches Institut für Geschichte Vilnius, für Litauen), Prof. Dr. Benoît Majerus (Universität Luxemburg, für Luxemburg), Prof. Dr. Peter Romijn
(NIOD, für die Niederlande), Prof. Dr. Guri Hjeltnes (Center
for Studies of Holocaust and Religious Minorities, für Norwegen), Prof. Dr. Jerzy Kochanowski (Universität Warschau,
für Polen), Dr. Irina Scherbakowa (MEMORIAL Moskau, für
Russland), Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer (KWI Essen und Universität Wuppertal, für die Slowakei und die Tschechische
Republik), Prof. Dr. Tanja Penter (Universität Heidelberg, für
die Ukraine), Prof. Dr. Peter Haslinger (Herder-Institut und
Universität Gießen, für Ungarn).
Peter Haslinger mit Tatjana Tönsmeyer (Essen/Wuppertal):
Leitung der Sektion „Herrschaft und ihre Mittlerinstanzen.
Lokale Administrationen und Akteure in den im Zweiten
Weltkrieg von der Wehrmacht besetzten Gebieten“, 50.
Deutscher Historikertag, Göttingen, 24. September.
5.2.3 Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu
Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert
(DAPRO/Geoimaginaries)
Projektleitung: Prof. Dr. Peter Haslinger, Dr. Anna
Veronika Wendland
Koordination: Agnes Laba M.A.
In Kooperation mit dem
Georg-Eckert-Institut für Internationale
Schulbuchforschung, Braunschweig
(Prof. Dr. Simone Lässig),
dem Leibniz-Institut für Länderkunde,
Leipzig (Prof. Dr. Ute Wardenga),
und dem Institut für Wissensmedien,
Tübingen (Prof. Dr. Stephan Schwan)
Gefördert durch die Leibniz-Gemeinschaft, Pakt für Forschung und Innovation
Projektleitende Perspektiven:
1) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung
2) Raum, Region, Stadt, Umwelt
Die „Wiederkehr des Raumes“ ist seit gut zwei Jahrzehnten ein großes Thema der Geschichtswissenschaften,
der kritischen Geografie und der Kartografie. Nachdem
lange Zeit die Beschäftigung mit Raum und Raumkonzepten durch die Erfahrungen mit deutscher „Geopolitik“ in
der Zwischenkriegs- und der NS-Zeit diskreditiert war, gibt
es nun ganz neue Zugänge zum Phänomen „Raum“ als
einem menschengemachten Konzept. Dazu haben neue
Methoden und neue theoretische Ansätze der Geografie
und Kartografie sowie der Visuellen Geschichte beigetra-
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
41
gen, die wiederum auf wichtige Impulse aus den Kulturwissenschaften (visual/spatial turn) zurückgehen.
Heute werden Karten nicht mehr als möglichst getreue
Repräsentationen einer im Raum fertig und faktisch vorgefundenen Wirklichkeit angesehen, sondern man interessiert sich für sie als Ergebnis einer Kognitions- und Konstruktionsleistung: Kartenausschnittwahl, Ausblendungen,
Auswahlprozesse und Hervorhebungen, Farbpsychologie,
Karten„sprachen“ (d.h. die eingesetzten formalen und
symbolischen Werkzeuge), Kartenfolgen, animierte Karten, Beziehungen zwischen Karte und den auf sie bezogenen Texten und Bildern – all das ist von großem Interesse für solche Untersuchungen. Als Quellenmaterialien
kommen dabei nicht nur Karten in Frage, sondern auch
bildliche Darstellungen (z.B. von umstrittenen Grenzregionen) und alle Texte gleich welcher Provenienz, die sich
mit Raumordnungen und Raumverhältnissen beschäftigen und meist auch mit Kartendarstellungen arbeiten.
Das Atlasprojekt interessiert sich für die Wirksamkeit von
„Politischen Raumbildern“, d.h. Raumkonstrukten, die in
Gesellschaften kommunikativ vermittelt werden und in
politischen Handlungsprozessen von Bedeutung sind. Ostmitteleuropa eignet sich in besonderer Weise, um solche
Raumbilder in einer innovativen, multiperspektivischen
Darstellung zu präsentieren. Es ist eine europäische Region, die im 20. Jahrhundert durch Grenzverschiebungen,
ethnische und konfessionelle Pluralität, Zwangsmigrationen, Systemwechsel, Minderheitenkonflikte, konkurrierende Raumvorstellungen sowie raumwirksame ideologische Bruchlinien (z.B. den „Eisernen Vorhang“) ebenso
geprägt wurde wie durch die dynamische Neukonfigurierung räumlicher Verhältnisse seit 1989.
Immer gingen aus solchen Prozessen auch spezifische
Raumbilder und politische Kartografien hervor. Es ist ein
Anliegen dieses Projekts, zeitgenössische wie heutige politische Raumbilder zu dekonstruieren und den Ursachen
ihrer politischen Wirkmächtigkeit auf die Spur zu kom-
Suggestive Kartografie von „Ungarn“ aus der Zwischenkriegszeit,
in: Károly Kogutowicz „Magyarország néprajzi térképe/Ethnographical map of Hungary“, Budapest 1927, Herder-Institut,
Kartensammlung, Signatur K 54 III B 3
42
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
men. Dabei sollen Raumbilder in ihrer historischen Genese und gegenseitigen Verflechtung transparent gemacht
werden. Raumbilder und ihre medialen Repräsentationen,
vor allem die Kartografie, sollen also kritisch befragt und
die Instrumentarien ihrer Produktion offengelegt werden.
Im Projekt wird die Pilotversion eines Forschungs- sowie
Lehr- und Lerninstruments für die Hochschule entwickelt, der „Digitale Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert/Geoimaginaries“. Über
exemplarische Quellen, Zusatzmaterialien zu den Quellen
und interaktiv gestaltete Karten sollen die Formation und
Transformation von Raumkonzepten in der Außen- und
Geopolitik, der Erinnerungspolitik, der Wissenschaft und
ausgewählten massenmedialen Darstellungen (z.B. Zeitungen und Unterrichtsmedien) transparent gemacht werden.
Im Herder-Institut und bei den Kooperationspartnern entstehen aus dem Projekt heraus außerdem vier Dissertationsprojekte aus drei Disziplinen (Geschichte, Geografie,
Psychologie). Sie liefern Einzeluntersuchungen zu Darstellungsprinzipien, Wahrnehmungsformen und visuellen
Strategien kartografischer und anderer Raum-Repräsentationen.
Im Projekt arbeitet ein Forschungsnetzwerk aus vier Leibniz-Instituten zusammen mit in- und ausländischen Partnern. Die Partner werden durch aufeinander abgestimmte
Arbeitsprogramme, gegenseitige Forschungsaufenthalte,
gemeinsam organisierte Tagungen und Workshops miteinander in Kontakt gebracht. Eine Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Herder-Institut koordiniert diese Vernetzungsarbeit.
Agnes Laba: Vorstellung eines Posters zum Projekt „Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20.
Jahrhundert (DAPRO)“, Dritte Tagung Deutsche Polenforschung „Wissen, Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im Dialog“, Gießen, 20.-22. März.
Grenzen des Sozialismus zu Land und zu Wasser –
Die tschechoslowakische Landgrenze und polnische
Seegrenze im Vergleich
Bearbeitung: Jasmin Nithammer M.A.
Betreuung: Prof. Dr. Peter Haslinger
Projektleitende Perspektiven:
1) Raum, Region, Stadt, Umwelt
2) politische Ordnungen, Mehrheiten
und Minderheiten, Gewalt
und Sicherheit
Das im Mai 2011 begonnene Dissertationsprojekt steht im
Rahmen des von der Leibniz-Gemeinschaft mit Mitteln
aus dem „Pakt für Forschung und Innovation“ geförderten
Verbundprojekts „Digitaler Atlas politischer Raumbilder
zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert“, in Kooperation
mit dem Georg-Eckert-Institut für Internationale Schulbuchforschung, Braunschweig, dem Leibniz-Institut für
Länderkunde, Leipzig, und dem Institut für Wissensmedien, Tübingen. Es befasst sich mit den Systemaußengrenzen Polens und der Tschechoslowakei – dem sogenannten „Eisernen Vorhang“. Durch einen Vergleich der
polnischen Seegrenze (zur Ostsee) und der tschechoslowakischen Landgrenze (zu Deutschland und Österreich) soll
die Konstruktion von Raumbildern im politischen Diskurs
der genannten Länder im Zeitraum von 1948-1989 untersucht und die Zusammenhänge und Wechselwirkungen
zwischen den einzelnen Bereichen (Staats-/Machtapparat,
Grenzschutz, Zivilbevölkerung) herausgestellt werden,
um dadurch Rückschlüsse auf das durch die Machthaber
in verschiedenen Gesellschaftssektoren geprägte Bild der
Grenzen zu erhalten. Dabei stehen folgende Fragen im
Vordergrund:
1) Wie „funktionierte“ diese Grenze in Polen und der
Tschechoslowakei, wie wurde sie wahrgenommen und
dargestellt?
2) Welche Darstellungsformen der Grenze waren bei der
Konstitution von Raumbildern vorherrschend?
3) Welche Akteure nahmen Einfluss auf die Konstruktion
und Vermittlung eines bestimmten Grenzbildes und
wie sah dieses aus?
Da das Grenzregime der Sowjetunion auf die Grenzen der
Satellitenstaaten übertragen wurde, liegt die Vermutung
nahe, dass sich das Grenzregime und die geostrategischen
Bedeutungen der Grenzen ähnelten. Ich gehe jedoch davon aus, dass sie sich aufgrund ihrer Lage (Seegrenze vs.
Landgrenze) in ihrer Bedeutung, Wirkung und Konstitution unterschieden. Des Weiteren betrachte ich die geografischen Eigenschaften als einen wichtigen Faktor für die
Rolle und Funktion der Grenze innerhalb des staatssozialistischen Systems. Die Möglichkeit der unterschiedlichen
Wahrnehmung der Grenze, z.B. als „natürliche“ Barriere
(Seegrenze), direkte Kontaktzone (Landgrenze) oder militärisches Aufmarschgebiet, bestimmte den Grad und die
Tiefe ihrer Sicherung sowie ihre innen- und gesellschaftspolitische Bedeutung. Die dritte These geht davon aus,
dass die Bedeutung und Visualisierung der Grenze von
der Situation und dem Adressatenkreis abhängig war, wodurch ein disparates (Grenz-)Raumbild vermittelt wurde.
Indem der Fokus der Arbeit vornehmlich auf der Untersuchung und Analyse der meinungsbildenden und
gesellschaftswirksamen Produktion räumlicher Imaginationen der Systemaußengrenzen Polens und der Tschechoslowakei liegt und aus multidimensionaler und vergleichender Perspektive erfolgt, soll mit dem Projekt ein
Beitrag zur Schließung dieser Forschungslücke geleistet
werden. Im Berichtszeitraum wurde die Verschriftlichung
der Ergebnisse weiter voran gebracht.
5.2.4 Forschergruppe Gewaltgemeinschaften
Teilprojekt
„Paramilitärische Verbände im Ostmitteleuropa der
Zwischenkriegszeit – Gewalt als Gemeinschaftserlebnis am Beispiel der baltischen Freikorps“
Projektverbund der Justus-Liebig-Universität Gießen
in Kooperation mit dem Herder-Institut
Bearbeitung: Mathias Voigtmann M.A.
Betreuung: Prof. Dr. Peter Haslinger
Gefördert von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft
Projektleitende Perspektive:
politische Ordnungen, Mehrheiten
und Minderheiten, Gewalt und Sicherheit
Betrachtet man die gesamtpolitische Lage im Baltikum
nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, so lassen sich mehrere unterschiedliche Interessensphären herausarbeiten.
Neben den nationalstaatlichen Bestrebungen Lettlands,
Litauens und Estlands bestand das Ziel der sich noch im
Baltikum befindlichen deutschen Truppen und der deutschen Reichsregierung vorrangig darin, den Vormarsch
der bolschewistischen Einheiten, die gewillt waren, ihre
Einflusssphären in den baltischen Ländern aus der Vorkriegszeit wiederherzustellen, zu stoppen. So bildeten
sich bereits Ende 1918 deutsche Freikorpsverbände, die
ursprünglich als Sicherheitseinheiten für die sich zurückziehenden deutschen Truppen gedacht waren. Sie wurden
schon bald in aktive und offensiv geführte Kämpfe sowohl
mit bolschewistischen Einheiten als auch mit lettischen,
estnischen und litauischen Verbänden involviert.
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
43
Infolge der Kampfhandlungen kam es zu einem Zusammenschluss von aus Deutschland stammenden Einheiten
und von lokalen Akteuren, wie zum Beispiel der Baltischen
Landeswehr, in speziellen Gewaltnetzwerken, in denen
das Gewalthandeln nicht zuletzt dem eigenen Überleben
in einem Gebiet diente, wo sich die öffentliche Ordnung
in völliger Auflösung befand und die Sicherheits- und Versorgungslage äußerst angespannt war. Die Bedeutung des
in diesen gewalthaft agierenden Verbänden wechselseitig
verschränkten exzessiven Gewaltverhaltens ist in Hinblick
auf die dahinterstehende Gruppendynamik noch nicht
systematisch untersucht worden und stellt somit ein Desiderat der Forschung da.
Teilprojekt
Ziel des seit Anfang 2013 laufendenden Teilprojekts ist
es, die Binnenstruktur der Verbände als Gewaltgemeinschaften zu analysieren und zu verdeutlichen, wie sich
das dynamische Verhältnis zwischen Gruppenbild und
Gewaltverhalten sowie zwischen der Regelhaftigkeit und
der Exzessivität von Gewalt gestaltete. Den Abschluss der
Studie bildet die Frage nach dem Ende bzw. dem Auflösen
der verschiedenen Einheiten als Gewaltgemeinschaften
bzw. der Wiedereingliederung deren Mitglieder in die regulären strukturellen Systeme der zivilen Gesellschaft.
Gefördert von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft
Im Berichtszeitraum stand, neben der Durcharbeitung der
einschlägigen Forschungsliteratur, vor allem die Sichtung
und Bearbeitung des umfangreichen Quellenkorpus im
Mittelpunkt des Arbeitsprozesses. In diesem Zusammenhang konnte insbesondere die Erfassung und systematische Analyse der zahlreichen Ego-Dokumente bzw. der
umfangreichen Erinnerungs- und Memoirenliteratur zu
großen Teilen zum Abschluss gebracht werden. Des Weiteren wurde mit der Auswertung des im Herder-Institut gelagerten Archivbestandes begonnen. Infolgedessen konnten
erste Teileinheiten bzw. Kleingruppen herausgearbeitet
werden, an denen im weiteren Verlauf des Projekts tiefergehende Untersuchungen stattfinden sollen. Die bislang
gemachten Erkenntnisse verdeutlichen außerdem den
strukturellen Zusammenhang zwischen den agierenden
Gewaltgemeinschaften und dem spezifischen Raum, in
dem agiert wurde. In Anlehnung an die Ausführungen
von Felix Schnell kann man diesbezüglich von einem
besonderen Gewaltraum sprechen, zu dem die handelnden Verbände in einem direkten Abhängigkeitsverhältnis
zu stehen scheinen. Auch dieser Aspekt wird in den folgenden Arbeitsschritten intensiver beleuchtet werden.
Vortrag: „Die Freikorps als Schule der Gewalt – Die Baltikumer als spezielle Gewaltgemeinschaft unter besonderer Berücksichtigung der Biographie Ernst von Salomons“,
Workshop „Aktuelle Forschungen zu Nachkriegsgewalt
1918-1923“, Herder-Institut, Marburg, 26. März.
44
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
„Paramilitärische Verbände im Ostmitteleuropa
der Zwischenkriegszeit – Gewaltgemeinschaften im
Konflikt um Oberschlesien nach dem Ersten Weltkrieg:
ein deutsch-polnischer Vergleich“
Projektverbund der Justus-Liebig-Universität Gießen
in Kooperation mit dem Herder-Institut
Bearbeitung: Wojciech Pieniazek M.A.
Betreuung: Prof. Dr. Peter Haslinger
Projektleitende Perspektive:
politische Ordnungen, Mehrheiten
und Minderheiten, Gewalt
und Sicherheit
Nach der Staatsgründung 1918 erhob die polnische Delegation bei den Friedensverhandlungen Ansprüche auf die
preußische Provinz Oberschlesien. Die Alliierten einigten
sich auf Grund der multiethnischen Verhältnisse auf eine
Volksabstimmung im März 1921, in der die oberschlesische Bevölkerung entscheiden sollte, ob sie zu Deutschland oder zu Polen gehören wollte.
Seit 1918 ist es immer wieder aufgrund von Kriegsmüdigkeit sowie soziokultureller Probleme zu Unruhen gekommen, die von deutschen Freikorps niedergeschlagen worden sind. Hier finden sich die Wurzeln des Gewaltraums
Oberschlesien, der schon vor dem Ersten Weltkrieg eine
hohe Kriminalitätsrate aufwies.
In der Abstimmungszeit herrschte in Oberschlesien eine
bürgerkriegsähnliche Alltagssituation, die ihre Höhepunkte in drei propolnischen Insurrektionen (1919, 1920,
1921) hatte. Es bildeten sich auf deutscher und polnischer
Seite Gewaltgemeinschaften junger Männer, deren Exisenz nur auf den Abstimmungskampf ausgerichtet war.
Diese Paramilitärs entwickelten in diesem Kleinkrieg eine
eigene Form der Gewaltdynamik, die es zu erforschen gilt.
Die deutschen Paramilitärs waren oft ehemalige Freikorpssoldaten, die durch brutale Kämpfe im Baltikum und im
deutschen Bürgerkrieg geprägt waren. Das gleiche gilt
für die polnische Seite, die Erfahrung in den imperialen
Armeen, in jahrelanger konspirativer Tätigkeit sowie im
Kleinkrieg des Ostens gesammelt hatte. Die deutschen Akteure mussten anfangs Taktiken und Arten des verdeckten
Kampfes im Untergrund erlernen. Hier waren die Polen
erfahrener, was aus ihrer langen Untergrundtätigkeit resultierte. Die deutschen Gewaltgemeinschaften kopierten
scheinbar erfolgreich diese Gewaltform und lieferten sich
mit den polnischen Kommandos einen blutigen Klein-
krieg. Leidtragende war die oberschlesische Zivilbevölkerung, die mit Terror und Gewalt überzogen wurde.
Bislang gibt es keine abschließende Analyse der Paramilitärs, die an diesem Konflikt beteiligt waren. Im Projekt
wird eine systematische Untersuchung der Gewaltgemeinschaften in Oberschlesien erfolgen. Dazu gehört auch eine
Untersuchung der Binnenstrukturen und der Dynamik
der Gewaltausübung der Paramilitärs.
Vortrag: „Urbane Gewalt in Oberschlesien: Kriminelle Gruppen während der Abstimmungszeit (1918-1921)“, Dritte Tagung Deutsche Polenforschung „Wissen, Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im Dialog“, Gießen, 21. März.
Vortrag: „Bewaffnete Gruppen im oberschlesischen Grenzgebiet 1918/19: Binnenstruktur und Motivation“, Workshop
„Aktuelle Forschungen zu Nachkriegsgewalt 1918-1923“,
Herder-Institut, Marburg, 26. März.
Vortrag: „Die Frage der Generationen in der polnischen
und deutschen Nationalbewegung in Schlesien“, Workshop
„Die Generationenforschung. Perspektiven und Grenzen
der Methode für die historische Forschung der Geschichte
des langen 20. Jahrhunderts, Universität Salzburg, 4. April.
Vortrag: „Pacification by Freikorpos. The Riots in Upper Silesia, 1918/19“, International Workshop „Riots in Regions of
Heavy Industry. Violence, Conflict and Protest in the 20th
Century“, Universität Tübingen, 7. November.
5.3
Forschungsvorhaben einzelner
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Satzungsgemäß betreibt das Herder-Institut auch eigene
programmgebundene Forschungsvorhaben, die neben
Verbundprojekten, Quelleneditionen und wissenschaftlichen Grundlagenwerken (Handbücher) auch längerfristige Forschungsprojekte einzelner Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter umfassen. Der Akzentuierung dieser Vorhaben
dienen auch die fünf „Projektleitenden Perspektiven“ des
Herder-Instituts.
5.3.1 Zivilgesellschaftliches Engagement unter
Transformationsbedingungen in Polen
– ein biografietheoretischer und diskursanalytischer Zugang
Bearbeitung: Ina Alber M.A.
Projektleitende Perspektive:
politische Ordnungen, Mehrheiten
und Minderheiten, Gewalt
und Sicherheit
Durch die seit 1989 in Polen auftretenden gesellschaftlichen Transformationen haben sich bisherige eingeübte
soziale Deutungs- und Handlungsmuster sowie der Zukunftshorizont für die Menschen ebenso gewandelt wie
die Vorstellungen und Praktiken von Zivilgesellschaft.
Die zentrale Forschungsfrage des wissenssoziologischen
Dissertationsvorhabens lautet: Wie wird das soziale Phänomen zivilgesellschaftliches Engagement diskursiv und
biografisch hergestellt? Dazu wurden die Lebensgeschichten von Engagierten in Polen mit Hilfe biografisch-narrativer Interviews erhoben und rekonstruktiv ausgewertet.
Zivilgesellschaftliches Handeln im Kontext der gesamten
Lebensgeschichte zu betrachten, heißt auch immer, die
Einbettung in die Kollektivgeschichte und die Gegenwart
des Transformationsprozesses zu berücksichtigen. Dafür
ist es wichtig, die Analyse der öffentlichen Diskurse zu
Zivilgesellschaft sowie die Bedeutungen, die das Engagement für die Menschen zu unterschiedlichen Zeiten in
ihrem Leben haben konnte, mit in den Blick zu nehmen.
Von besonderem Interesse in Polen ist das Überdauern
von und die Brüche mit der Tradition der Solidarność.
Für das Projekt sind die Prämissen der wissenssoziologischen Diskursanalyse ausschlaggebend. Neben der biografieanalytischen Fokussierung des Vorhabens wurden
sowohl die Interviewtexte als auch anderer fallnahe Materialien wie Infoblätter, Broschüren, Homepages, massenmediale Erzeugnisse und juristische Texte mit der
Frage, welche Deutungsmuster zivilgesellschaftlichen Engagements sich in diesem Kontext rekonstruieren lassen,
diskursanalytisch ausgewertet. Abschließend stellt sich
die Frage, inwiefern die untersuchten Akteurinnen und
Akteure die öffentlichen Diskurse über Zivilgesellschaft
durch ihr Handeln mitbestimmen. Die Verknüpfung eines
biografietheoretischen und diskursanalytischen Zugangs
dient auch der Weiterentwicklung der Methodentriangulation in diesem Bereich. Das Dissertationsvorhaben ist
am Methodenzentrum Sozialwissenschaften, Abteilung
qualitative Methoden, der Georg-August-Universität Göttingen verankert und befindet sich in der Abschlussphase.
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
45
Vortrag: „Erinnerungs- und Erzählmuster oppositioneller
Kategorien in der polnischen Gesellschaft“, Dritte Tagung
Deutsche Polenforschung „Wissen, Verstehen, Übersetzen:
Nachbarn im Dialog“, Gießen, 21. März.
Vortrag: „,Maybe you remember from history‘ – Biographical Narrations from Times of Polish Communism“, Tagung
„The People’s Republic of Poland and the German Democratic Republic in Everyday Experience. Biography – Memory – Interpretation“, Dom Spotkań z Historią, Warszawa, 27.
März.
Vortrag: „The Sociology of Knowledge Approach to Discourse Analysis“, Workshop „Discourse Analysis of Ancient
Religious Texts“, Max Weber Center of Advanced Social and
Cultural Studies, Erfurt, 8. August.
Vortrag: „Civil Society and its Role in Reconciliation Processes in East Central Europe“, Internationale Sommerakademie
„Societies in Transition. Former Soviet Union and East Central Europe between Conflict and Reconciliation“,Thüringer
Sozialakademie, Jena, 25. August.
Vortrag: „‚Gläserne AkteurInnen‘ – zwischen Anonymisierung und intersubjektiver Nachvollziehbarkeit“, Tagung
„Forschungsethik in der qualitativen und quantitativen Sozialforschung“, Ludwig-Maximilians-Universität München,
12. September.
Vortrag: „Narrating the ‚Transition to Democracy‘ – on the
Interdependency of Discourses and Biographies“, Konferenz
„Genealogies of Memory-Collective vs Collected Memories.
1989-1991 from an Oral History Perspective“, Warszawa,
7. November.
wird auch danach, wie Nutzerinnen und Nutzer mit Tradierungs- und Archivierungsbrüchen umgehen. Es konnten
weitere Kapitel ausformuliert werden, die Überlieferungsgeschichte, Provenienz und Sammlungsmotivation einzelner Objektgruppen beschreiben. Es wurde herausgearbeitet, dass es sowohl gezielte Sammlungslogiken als auch
eine institutsinterne Anschaffungspolitik gab wie auch
zufällige oder personenabhängige Zugänge. Dabei waren
Akteure und Netzwerke aus dem engeren Arbeitsumfeld
des Herder-Instituts bedeutsam. Neben den Mitgliedern
des Herder-Forschungsrats und den Historischen Kommissionen fungierten vor allem die ersten Institutsmitarbeiter
als Ansprechpartner bei der Erwerbung von Nachlässen,
privaten Bibliotheken oder Bildersammlungen. Nach Eingang von neuen Beständen in die Zugangsbücher begann
die Erschließung und Findbarmachung der Neuzugänge.
Hier arbeiteten die einzelnen Abteilungen des Instituts
nach den für das spezielle Sammlungsgut bestehenden
fachwissenschaftlichen Standards. Verzeichnung und
Dokumentation beispielsweise in Bibliothek, Bildarchiv
oder Dokumentesammlung verliefen unterschiedlich. Die
jeweiligen Arbeitsweisen bei der Entwicklung einer Wissensordnung über ein räumlich begrenztes Gebiet weitab
der untersuchten Region wurden herausgestellt und beschrieben.
5.3.3 Estnische Kulturgeschichte in Deutschland? Möglichkeiten und Grenzen der
Kulturvermittlung in Zeiten des Kalten
Krieges. Der estnische Literatur- und
Kulturwissenschaftler Otto A. Webermann
(1915-1971)
Bearbeitung: Dorothee M. Goeze M.A.
5.3.2 Die Sammlungen des Herder-Instituts.
Geschichte und Motivation ihrer
Entstehung; Logik und Politik ihrer
Weiterentwicklung
Projektleitende Perspektive:
Wissenskulturen und transnationaler
Wissenschaftsdialog in historischer
Perspektive
Bearbeitung: Antje Coburger M.A.
Betreuung: Prof. Dr. Peter Haslinger
Projektleitende Perspektive:
Sammeln, Bewahren, Vermitteln
und Visualisieren
Das Projekt untersucht am Beispiel von Beständen aus den
Sammlungen des Herder-Instituts, wie primäre Medien
(z.B. Dokumente, Bilder, Landkarten) durch einen ordnenden und systematisierenden Umgang erschlossen und
durch ordnungsbezogene, sekundäre Medien (Karteikarten, Mikrofilme, Datenbanken, Suchmasken) einem bestimmten Nutzerkreis verfügbar gemacht werden. Gefragt
46
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Der Austausch von Kultur bzw. von Wissen über Kultur
ist heute ein vieldiskutiertes Thema der Forschung, das
meist in Bezug auf einzelne Länder und Regionen gesetzt wird und nicht zuletzt auch mit den Möglichkeiten
des www-Netzes verbunden wird. Die hier vorgestellte
Arbeit beschäftigt sich mit einer „Kulturvermittlung“ in
einem anderen Sinne des Wortes, nämlich mit der verbindenden Tätigkeit durch eine Person. Somit steht nicht
ein Ort oder eine Region als Kulturumschlagplatz im Fokus, sondern ein ganz konkreter Mensch als Mittler von
Informationen, die der wissenschaftlichen und der ethnokulturellen Geistesgeschichte eines Landes zugehören.
Der estnische Literatur- und Kulturwissenschaftler Otto
A. Webermann (1915-1971) teilt in seinem Lebensweg das
Literatur- und Kulturwissenschaftler Otto A. Webermann
typische Schicksal eines sich wissenschaftlich bildenden
Esten in der Heimat, dann im Exil. Der Zeitrahmen seines
Wirkens umfasst die freie Republik Estland, die Zeit des
Zweiten Weltkriegs in Estland und in Deutschland und die
Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, die Webermann bis zu
seinem Tod 1971 in Deutschland verbrachte.
Anhand des von Pierre Bourdieu geprägten Begriffs des
„kulturellen Kapitals“ wird das „unsichtbare Fluchtgepäck“, das Webermann aus Estland mitgenommen hat, als
er 1944 sein Heimatland verließ, beleuchtet. Die Qualität
dieses „Kapitals“, nicht eines materiellen, sondern eines
des Wissens und der Bildung, und die Darstellung der
Möglichkeiten einer Person, dieses „Kapital“ in einer Art
Vernetzung (in Zeiten ohne World Wide Web) zu vermitteln, ist ein wesentlicher Aspekt dieses Themas der vorgestellten Arbeit. Ein weiteres ist der Inhalt der wissenschaftlichen Arbeit Webermanns, insbesondere seine Sicht auf
die Kulturgeschichte seines Heimatlandes und auch die
Fragestellung, wie Webermann die kulturellen Einflüsse,
bedingt durch die politischen Verhältnisse im Laufe der
Geschichte, auf Estland beurteilte und in welchen Zusammenhängen transnationaler Austauschprozesse sich dies
vollzog.
den Politikentwürfen, die davon jeweils abgeleitet wurden. Es adressiert damit die damals brennenden Themen
wie Grenze, Entwicklungsgefälle oder den logischen Widerspruch zwischen Staats- und Anspruchsgebieten und
ethnisch-sprachlichen Siedlungslagen. Dabei steht mit
den Experten eine Personengruppe im Fokus, die neben
oder nach einer akademischen Tätigkeit als Experten aktiv
publizistisch auftrat und sich im Zuge des Ausbaus unabhängiger Nationalstaaten bald in Positionen wiederfand,
die mit besonderen politischen, administrativen oder institutionellen Verantwortungen einhergingen. Ihr Status
blieb von der Form des politischen Systems, sozio-ökonomischen Problemen und kulturellen Zuschreibungen
abhängig, die sich in Ostmitteleuropa vor dem Zweiten
Weltkrieg sehr dynamisch vollzogen. Über Kriege, Grenzveränderungen, Minderheitenprobleme und Stabilisierungskrisen beschäftigten Fragen zu Raum die zeitgenössischen Experten in und außerhalb der Region intensiv
– und führten im Zweiten Weltkrieg bekanntermaßen zu
hochproblematischen Formen anwendungsorientierter
Forschung. Raumbezogene Konzepte werden im Projekt
daher nicht nur inhaltlich abgeglichen, sondern es wird
nach Rezeptionslogiken, Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten, Strategien und vor allem auch dem jeweils
zugrunde gelegten Politik- und Wissenschaftsverständnis
gefragt. Vergleichsbeispiele sind Polen, Ungarn und die
Tschechoslowakei. Das Projekt wurde im Berichtsjahr in
Jena weiterentwickelt, über ein Fellowship am Imre Kertész Kolleg.
5.3.5 Kommunale Verwaltung und nationale
Bewegungen in einer Vielvölkerstadt.
Lemberg im 19. Jahrhundert
Bearbeitung: Dr. Heidi Hein-Kircher
Projektleitende Perspektiven:
1) politische Ordnungen, Mehrheiten
und Minderheiten, Gewalt
und Sicherheit
2) Raum, Region, Stadt, Umwelt
5.3.4 Expertenkulturen, Raumbilder und Staatlichkeit in Ostmitteleuropa 1900-1950
Bearbeitung: Prof. Dr. Peter Haslinger
Projektleitende Perspektiven:
1) Raum, Region, Stadt, Umwelt
2) politische Ordnungen, Mehrheiten
und Minderheiten, Gewalt
und Sicherheit
Das Projekt fragt nach den wissenschaftlichen Logiken,
mit denen Raum in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
in Ostmitteleuropa konzeptionell gefasst wurde, und nach
In dem Forschungsvorhaben werden Kommunalpolitik
und Kommunalverwaltung der galizischen Hauptstadt
Lemberg von 1772 bis 1914 untersucht, da diese wichtige
Grundlagen für die Entwicklung von einer im Zerfall begriffenen Stadt zu einer multikonfessionellen und multiethnischen Metropole legte. Das Projekt konzentriert sich
auf das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts, weil sich in
dieser Phase grundlegende Entwicklungen überlagerten,
die wesentlich für die Fragestellung des Projekts sind: Es
entstanden im Rahmen der städtischen Autonomie kommunalpolitische Strukturen. Angesichts der sozialen, hygienischen und infrastrukturellen Herausforderungen
wurden notwendige Modernisierungen durchgeführt
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
47
Der Bahnhof von Lemberg vor 1908
(Bildarchiv, Inv.-Nr. 114074)
und die städtische, nun polonisierte Verwaltung vor die
politischen und kulturellen Herausforderungen der sich
verstärkt entwickelnden nationalen und politischen Bewegungen gestellt. Ziel ist, eine integrale Stadtgeschichte
Lembergs aus Perspektive der Kommunalpolitik und der
städtischen Verwaltung zu verfassen. Über die reine Verwaltungsgeschichte hinausgehend werden daher Aspekte
des kommunalen Zusammenlebens verschiedener Konfessionen und Ethnien in ihren organisatorischen, d.h.
rechtlich-administrativen Grundlagen bearbeitet. Wegen
umfangreicher Institutsaufgaben konnte das Projekt kaum
vorangebracht werden. Eine Fertigstellung ist für das späte
Frühjahr 2016 geplant, da Heidi Hein-Kircher ab April
2015 für ein Jahr zur Abfassung des Manuskripts von den
alltäglichen Dienstaufgaben befreit wird.
5.3.6 Das piastische Polen in seinen
internationalen Beziehungen
Bearbeitung: Dr. Norbert Kersken
Projektleitende Perspektive:
Wissenskulturen und transnationaler
Wissenschaftsdialog in historischer
Perspektive
Das piastische Polen zeichnet sich aufgrund seiner geografischen Lage und des Fehlens „natürlicher“ Grenzen
durch eine besondere Intensität seiner internationalen
Beziehungen und eine ausgesprochene Determiniertheit
seiner staatlichen Existenz durch die Art dieser Außenbeziehungen aus. In der Untersuchung geht es darum, das
piastische Polen systematisch in seinen internationalen
Beziehungen und Bindungen zu konturieren, diese in seiner zeitlichen Dynamik und Veränderung zu beschreiben,
die Medien, Konstellationen und Foren zu erfassen, in denen sich internationale Politik konkretisierte, und schließlich zu versuchen, die Bedeutung dieser internationalen
48
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Reglindis und Hermann, Stifterstandbilder im Naumburger Dom
Kontakte für Entwicklung und Konturen des piastischen
Polen zu ermessen. Die Anwendung neuer, kulturwissenschaftlicher Forschungsansätze auf die internationalen
Beziehungen hat die Diplomatiegeschichte und die Geschichte der internationalen Beziehungen im Mittelalter
einerseits aus den Bindungen an die traditionelle Staatengeschichte gelöst, andererseits aber erkennen lassen, dass
Diplomatiegeschichte zu Recht auf mittelalterliche Strukturen und Erscheinungen anwendbar ist. Hierbei ist sie
nicht nur als Teil der Rechts- und Verfassungsgeschichte
zu verstehen, sondern kann neue Aufschlüsse im Bereich
der Herrschafts- und Kommunikationsgeschichte, in der
Symbolgeschichte und in der Geschichte des kulturellen
Austauschs liefern. Die Darstellung fragt in systematischer
Form nach den Zeitstrukturen, nach den Kontakträumen
– in erster Linie sind es die Beziehungen zu den direkten
Nachbarn, zum Reich sowie zu bestimmten Territorien
des Reichs (Brandenburg, Pommern) sowie zu den ostslawischen Nachbarn (Kiever Rus’ sowie Nachfolgestaaten),
zu Böhmen und Ungarn, zu Dänemark und zu den baltischen Nachbarn (Pommerellen, Deutschordensstaat, Litauen) – und nach den Trägern und Kontaktformen der
internationalen Beziehungen, den Akteuren, den Bestimmungsfaktoren, den Realisierungsmedien (schriftliche
Kontakte, Gesandte, Herrschertreffen, dynastische Hei-
ratspolitik, territoriale Konflikte) und den Beziehungsintensitäten, in denen Außenbeziehungen realisiert wurden.
Für die Außenbeziehungen dynastisch geprägter mittelalterlicher Herrschaftsverbände waren Eheverbindungen
ein wichtiges Medium. Auch die Piasten hatten zu allen
Nachbarn ein Netz von Ehekontakten aufgebaut. Ausdruck fand eine derartige Heiratsbeziehung in einem vieldiskutierten Werk der hochmittelalterlichen Plastik, der
Gruppe von zwölf lebensgroßen Stifterstandbildern aus
Sandstein im Westchor des Naumburger Doms aus der
Mitte des 13. Jahrhunderts: Bolesław Chrobry verabredete
mit Gunzelin, dem Bruder des im April 1002 ermordeten
Markgrafen Ekkehard, die Verheiratung von Ekkehards
Sohn Hermann – der 1009 selbst Markgraf wurde – mit
seiner Tochter Reglindis, die hier mit ihrem Mann dargestellt ist. Die Eheverbindung ist Ausdruck für die stabilen
Beziehungen zwischen Ekkehardinern und Piasten trotz
der jahrelangen kriegerischen Beziehungen zwischen
Heinrich II. und Bolesław.
5.3.7 Der Ostgrenzen-Diskurs der Weimarer
Republik
Bearbeitung: Agnes Laba M.A.
Betreuung: Prof. Dr. Peter Haslinger
Projektleitende Perspektiven:
1) Raum, Region, Stadt, Umwelt
2) politische Ordnungen, Mehrheiten
und Minderheiten, Gewalt
und Sicherheit
Ausgehend von der Tatsache, dass in einer Gesellschaft
als politische Probleme wahrgenommene Momente Konstruktcharakter haben und ihre Wahrnehmung als solche
von ihrer Ver- und Aushandlung in relevanten gesellschaftlich-politischen Diskursarenen und den Narrativen,
in deren Rahmen sie diskutiert werden, abhängt, widmet
sich das Dissertationsprojekt dem diskursiven Moment der
Ostgrenze der Weimarer Republik. Anhand des Werkzeugs
der historischen Diskursanalyse werden die Struktur und
Funktion des Diskurses analysiert: Es wird nach den Diskurspartizipanten, den Diskursarenen und -medien gefragt
sowie nach den diesen Diskurs bestimmenden Narrativen,
Theorien und Argumentationslinien. Das Ende des Ersten
Weltkriegs bedeutete für Deutschland eine wirtschaftliche
und (außen)politische Schwächung sowie Gebietsverluste
an beinahe allen Grenzlinien. Vor dem Hintergrund eines
auf expansive Territorialpolitik angelegten Krieges wogen die territorialen Verluste besonders schwer. In ihnen
schienen sich alle Folgen der Niederlage zu konzentrieren.
Vor allem die in Folge des Versailler Vertrags entstandene
Grenze im Osten wurde zu einer Projektionsfläche für die
deutsche Nichtakzeptanz der Kriegsniederlage und die
Forderung nach ihrer Revision zu einer Art common sense.
Eine kaum überschaubare Flut an Publikationen, wissen-
Postkarte „Die Grenzmark Posen-Westpreussen“
(Bildarchiv, Inv.-Nr. 104462)
schaftlichen Abhandlungen, Presseberichten, Landkarten,
Postkarten usw. zum Thema Ostgrenze und anverwandten Themenkomplexen (z.B. Auslandsdeutschtum) wurde
herausgegeben, die durch den Versailler Vertrag entstandene Ostgrenze dadurch delegitimiert, während alternative, vermeintlich richtige Grenzziehungen entworfen
und begründet wurden. Die Arbeit knüpft an die aktuelle
Grenzforschung an, die Grenzen nicht mehr nur als starre
Linien auffasst, sondern als das Ergebnis von Diskursen
und gesellschaftlichen Praktiken. Gleichzeitig schließt sie
sich dem Plädoyer für eine Grenztheorie an, die den Gegenstand der Grenze zugleich auch als Produzenten einer
durch die von ihm etablierte politische Ordnung geprägten
Gesellschaft begreift. Grenzen werden somit als Moment
konzeptualisiert, dessen Funktion und Bedeutung von der
Gesellschaft, hier allen voran entscheidenden gesellschaftlichen Akteuren, bestimmt werden; gleichzeitig wirken
Grenzen wiederum aktiv auf diese Gesellschaft zurück und
üben somit Einfluss auf Politik und Gesellschaft aus. Damit vereint diese Arbeit zentrale Fragestellungen des spatial
turn und der historischen Diskursanalyse.
Quellengrundlage bilden neben der politisch-publizistischen Debatte im Pressewesen und eigenständigen Publi-
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
49
kationen Schulbücher und Landkarten. Im Berichtszeitraum dauerte die Verschriftlichung der bisher geleisteten
theoretisch-konzeptionellen und empirischen Arbeit an.
In 2015 soll die Promotion abgeschlossen werden.
„Entgegen dem feierlich erklärten Mehrheitswillen“. Das
Volk als diskursive Ressource im Ostgrenzen-Diskurs der
Weimarer Republik, in: Heidrun Kämper, Peter Haslinger
u.a. (Hrsg.): Demokratiegeschichte als Zäsurgeschichte.
Diskurse der frühen Weimarer Republik, Göttingen 2014,
S. 123-152.
„Das Kartenbild bleibt.“ Landkarten als Visualisierungsstrategien im Ost-Diskurs der Weimarer Republik, in: Franz X.
Eder, Oliver Kühlschelm u.a. (Hrsg.): Bilder in historischen
Diskursen, Wiesbaden 2014, S. 221-240.
Vortrag: „Im ‚Mäntelchen wissenschaftlich beglaubigter
Tatsächlichkeit‘ – Landkarten als Erinnerungsort und Propagandamittel im deutsch-polnischen Konflikt der Zwischenkriegszeit“, Jahrestagung „Kartographiehistorisches Colloquium“, Katholische Universität Eichstätt, 9.-11. Oktober.
Vortrag: „Institutionalizing Mental Maps – The Role of Geography School Textbooks in the Polish-German Territorial
Conflict 1918-1939“, Jahrestagung der Association for Slavic,
East European, & Eurasian Studies (ASEEES), San Antonio,
20.-23. November.
5.3.8 (Selbst-)Hilfe in Zeiten der Hilflosigkeit?
Die „Jüdische Soziale Selbsthilfe“ und
die „Jüdische Unterstützungsstelle“
1939-1944/45
Bearbeitung: Annalena Schmidt M.A.
Betreuung:
Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg
(Justus-Liebig-Universität Gießen),
Prof. Dr. Ulrike Weckel
(Justus-Liebig-Universität Gießen)
Kurz nach Kriegsbeginn im Jahr 1939 schlossen sich jüdische Hilfsorganisationen in Warschau zu einer Koordinierungskommission zusammen, die dem am 1. September 1939 in Warschau gegründeten „Hauptstädtischen
Komitee der Sozialen Selbsthilfe“ angegliedert war. Zu
Beginn des Jahres 1940 nannte sich die Kommission, die
exklusiv für die jüdische Fürsorge zuständig war, „Jüdische
Soziale Selbsthilfe“. Sie wurde Mitte des Jahres von den
deutschen Behörden anerkannt beziehungsweise ihnen
unterstellt. Im Jahr 1942 wurde die Arbeit des Präsidiums
durch die Nationalsozialisten untersagt, wobei sich das
Jahresbericht 2014
Im Berichtszeitraum wurden Recherchen in Archiven und
Bibliotheken in Israel durchgeführt. Damit wurde die
Quellenrecherche und -auswertung für das Projekt abgeschlossen und mit der Verschriftlichung der Ergebnisse
begonnen. Das Projekt wird voraussichtlich im Jahr 2015
abgeschlossen werden. Zudem wurden Ergebnisse aus
dem Projekt in mehreren Kolloquien und auf internationalen Konferenzen vorgestellt.
Vortrag: „(Selbst-)Hilfe in Zeiten der Hilflosigkeit? Die ,Jüdische Soziale Selbsthilfe‘ und die ,Jüdische Unterstützungsstelle‘ im Generalgouvernement 1939-1945“, Dritte Tagung
Deutsche Polenforschung „Wissen, Verstehen, Übersetzen:
Nachbarn im Dialog“, Gießen, 21. März.
Projektleitende Perspektive:
politische Ordnungen, Mehrheiten und
Minderheiten, Gewalt und Sicherheit
50
Verbot nur auf die Krakauer Zentrale bezog und die lokalen und regionalen Abordnungen ihre Arbeit – zumindest
de jure – weiterführen konnten, sodass trotz der partiellen
Schließung der Einrichtung eine Kontinuität gegeben war
und sie kurze Zeit später als „Jüdische Unterstützungsstelle“ wieder offiziell anerkannt arbeiten konnte. Auch diese
hatte eine wechselvolle Geschichte mit Anordnungen zur
Schließung und abermaliger Zulassung durch die Regierung. Letztendlich konnte sie wohl aber ihre Hilfstätigkeit bis in die letzten Tage der Besatzung fortführen – im
letzten halben Jahr durch die Unterstützung der polnischnichtjüdischen Bevölkerung. In dem Projekt wird die erste
Studie zu den beiden im Generalgouvernement zwischen
1939 und 1945 tätigen Organisationen entstehen. Sie ist
als Institutionengeschichte angelegt, in der unter anderem
aber auch mit Fragen und Methoden der Holocaustforschung, der Kommunikationsgeschichte und der Neuen
Kulturgeschichte gearbeitet werden soll. Zentrale Fragen
sind dabei, wie eine jüdische Hilfsorganisation von den
Deutschen toleriert – und teilweise auch subventioniert –
in den Jahren der Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten und der Besatzung Polens bestehen konnte;
was die Intentionen der beteiligten Gruppen waren; welche Kommunikationswege für die jüdische Bevölkerung
aus dem Generalgouvernement heraus zu anderen Organisationen möglich waren; und nicht zuletzt, wie sich
die Arbeit der Einrichtung auf das Leben der Bevölkerung
ausgewirkt hat.
Herder-Institut
Vortrag: „The Aid Agency for Destitute Jews in Poland, Zurich, and the ,Jewish Social Self-help’/,Jewish Aid Agency’
in the Generalgouvernement 1939-1944/45“, Yad Vashem
International Conference, Jerusalem, 15.-18. Dezember.
5.3.9 Vermittler erwünschten und Hüter
unerwünschten Wissens – das Bibliothekswesen Lettlands, Polens und der Tschechoslowakei zwischen 1945 und 1989/90
des bibliografischen Nachweises des jeweiligen nationalen
Schrifttums (unter Berücksichtigung des Exilschrifttums)
sowie der Zusammenhang zwischen Bibliotheken und
Zensurbehörden.
Bearbeitung: Dr. Jürgen Warmbrunn
Im Berichtsjahr konnte der Bearbeiter aufgrund der Übernahme der Gesamtverantwortung für das Herder-Institut
während des Fellowships von Prof. Haslinger am Imre
Kertész Kolleg in Jena und aufgrund zusätzlicher anderer Verpflichtungen, u.a. als Baubeauftragter des HerderInstituts, erneut lediglich die Literaturrecherchen zum
Projekt fortsetzen, kurze Archiv- und Bibliotheksaufenthalte durchführen und weitere Kontakte zu möglichen Interviewpartnern anknüpfen. Eine internationale Tagung
zum Bibliothekswesen in Ost- und Ostmitteleuropa in der
Nachkriegszeit in Zusammenarbeit mit der Nationalbibliothek Lettlands ist für die nächsten Jahre geplant.
Projektleitende Perspektive:
Wissenskulturen und transnationaler
Wissenschaftsdialog in historischer
Perspektive
Der größtmöglichen Zahl von Bibliotheksnutzerinnen
und -nutzern ohne Ansehen der Person den umfassendsten und schnellstmöglichen Zugang zu Information und
Wissen jeglicher Art zu ermöglichen ist das Leitbild bibliothekarischer Tätigkeit in einer demokratischen und pluralistischen Gesellschaft.
Welche Rolle Bibliotheken und die dort Beschäftigten in
autoritär oder diktatorisch regierten und damit auch nicht
dem freien und ungehinderten Zugang zu Information
und Wissen verpflichteten Gesellschaften gespielt haben,
ist für das nationalsozialistische Deutschland in den vergangenen zwei Jahrzehnten in einiger Tiefe erforscht
worden, entsprechende Untersuchungen für die ost- und
ostmitteleuropäischen Volksdemokratien sind jedoch rar.
Dies gilt umso mehr für vergleichende Untersuchungen.
Insofern verspricht das Forschungsprojekt zur Funktion von Bibliotheken und den in ihnen Beschäftigten als
Vermittler erwünschten und als Hüter unerwünschten
Wissens in Lettland, Polen und der Tschechoslowakei
zwischen 1945 und 1989/90 neue Erkenntnisse zur Bibliotheks-, Medien-, Kultur- und Wissenschaftsgeschichte
Ostmitteleuropas in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Schwerpunkte der bisherigen Arbeit sind die Vorbildfunktion des sowjetischen Bibliothekssystems für die
Bibliotheken in den genannten Ländern, dessen durch die
jeweils spezifischen nationalen Bedingungen beeinflusste
Adaption, die Frage der physischen Zugänglichkeit und
5.3.10 Atomogrady. Kernkraftwerksstädte
zwischen Utopie und Katastrophe im
östlichen Europa, 1965-2011
Bearbeitung:
Dr. Anna Veronika Wendland
Projektleitende Perspektiven:
1) Raum, Region, Stadt, Umwelt
2) bild- und medienwissenschaftliche
Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung
Das Monografieprojekt, das als Habilitationsschrift an der
JLU Gießen eingereicht werden soll, ist an einer Schnittstelle von Stadt-, Technik- und Umweltgeschichte angesiedelt, es eröffnet insofern noch einige komplementäre
Perspektiven zu den genannten „projektleitenden“ des
Herder-Instituts. Atomogrady, russisch für: „Atomstädte“,
heißen die Werksstädte der großen Kernkraftwerkskomplexe, die seit Mitte der 1960er Jahre in der Sowjetunion
bzw. ihren Nachfolgestaaten entstanden. Prypjat’, die
1986 evakuierte und langsam verfallende Kerntechnikerstadt des AKWs Tschernobyl, ist eine dieser Städte. Für die
Untersuchung wurde eine Gruppe von zehn Städten mit
zwischen 40.000 und 80.000 Einwohnern in der Ukraine,
Russland und Litauen ausgewählt, zu der auch Prypjat’
gehört. Einzelne Beispiele werden in Fallstudien vertieft.
Die Geschichte der Atomstädte ist auch eine Geschichte bedeutender Transformationsprozesse in größtenteils
agrarischen Landschaften der westlichen Sowjetunion,
die in den 1970er Jahren zur Basis des sowjetischen zivilen Nuklearparks wurden. Durch die Ankunft tausender
Bauarbeiter und Kerntechniker in schwachbesiedelten
Gebieten, durch die soziale Mobilisierung der örtlichen
Bevölkerungen wurden die lokalen Verhältnisse stark
transformiert. Daneben stehen der massive Eingriff der
nuklearen Großprojekte in Natur- und Kulturlandschaften
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
51
und der politisch-ästhetische Anspruch der Stadtprojekte.
Sie wurden als Musterstädte des Sozialismus geplant und
gebaut und galten als Inseln der Urbanität inmitten der
tiefen Provinz. Die Geschichte dieser Städte entfaltet sich
im ausgehenden 20. Jahrhundert zwischen urbaner Utopie und nuklearer Katastrophe und vor dem Hintergrund
ökonomischer und politischer Transformationsgeschichten in der späten Sowjetunion und nach dem Systemwechsel. Zum utopischen Gehalt der Atomstadt gehörten die
imperiale Integration durch Hochtechnologie, der Traum
von Energie im Überfluss, die Vorstellung von Zähmung
der Natur bei gleichzeitiger Schonung der Natur, der Mythos des „friedlichen Atoms“. Diese Konzepte bestimmten
die kulturellen Repräsentationen, Visualisierungen und
gesellschaftlichen Visionen, die sich an diese Städte anlagerten. Die Atomstadt war auch ein soziales Versprechen
für all jene, die aus den Dörfern kamen und in den Atomstädten berufliche Perspektiven suchten. Auf der anderen
Seite stehen die Umbruchserfahrungen, welche die Menschen in und um die Atomstädte machten. Das Arbeiten
mit dem Atom und seinen Risiken prägte Biografien und
soziale Identitäten. Der Umgang mit der nuklearen Technologie und die Mensch-Maschine-Beziehungen im Kernkraftwerk stellen daher ein wichtiges Untersuchungsfeld
des Vorhabens dar. Die große Zäsur für alle Akteure – oft
ganze Familien, die in den Kraftwerken arbeiteten – war
der Reaktorunfall von Tschernobyl 1986, aber auch der
damit in einem Sinnzusammenhang gesehene Zerfall der
Sowjetunion, die folgende Wirtschaftskrise und die Desintegration der staatlichen Kernenergiewirtschaft. Das
beginnende 21. Jahrhundert schließlich steht im Zeichen
scheinbar widersprüchlicher Prozesse: Nationalisierung
der Energieversorgungssysteme vs. Globalisierung der
Energiefrage und der Energiemärkte; „Renaissance“ der
osteuropäischen Kernenergie vs. Gegenbewegungen und
Unwägbarkeiten nach Fukushima, Beharren auf dem aus
sowjetischen Zeiten überkommenen Verflechtungsmodell
zwischen Werk und Werksstadt vs. Entflechtung, Rationalisierung und Kommerzialisierung. In fast allen der untersuchten Städte gilt aber das urban-energetische Projekt
Atomograd weiterhin als Zukunftsprojekt.
Im Berichtszeitraum wurde ein weiterer längerer Forschungsaufenthalt in der Ukraine durchgeführt. Im
Zentrum dieses Aufenthaltes standen Archivrecherchen
im Staatsarchiv der Ukraine in Kiew und im Stadtarchiv
Kuznecovs’k sowie eine Fortführung der als Langfristvorhaben angesetzten „Teilnehmenden Beobachtung“ im
Kernkraftwerk Rivne (August/September 2014). Diese Methode aus der Ethnologie ermöglicht es, Einblicke in Arbeitswelten, Arbeitsweisen, Mensch-Technik-Beziehungen
und den Umgang mit Strahlungsrisiken zu nehmen sowie
Hintergrundgespräche zu führen. Die umfangreichen
Aufzeichnungen aus den Recherchen wurden in mehreren Vorträgen und – teilweise auf die aktuelle Situation
der ukrainischen Kernenergiewirtschaft im Kontext des
Konflikts mit Russland bezugnehmenden – Publikationen
ausgewertet, die 2014 publiziert bzw. zu Ende des Berichtsjahres im Druck oder in Einreichung befanden.
Wissensformen der Kerntechnik im transnationalen Vergleich, in: Ferrum 86 (2014) S. 57-65.
Vortrag: „Atomogrady. Kernenergie und städtische Lebenswelten im östlichen Europa“, Universität Bremen, 21. Januar.
Vortrag: „Atomogrady. Nuclear Cities between Utopia and
Disaster in Eastern Europe“, University of Mary Washington,
10. April.
Vortrag: Visions and Foundations of the Atomograd. Nuclear Technology, Urban Utopia, and (post-)Soviet Social
Identities”, Second World Urbanity: Between Capitalist and
Communist Utopias. Conference 1: Visions and Foundations, Georgetown University Washington, 11. April.
Vortrag: „Innensichten einer Atomstadt. Technik-, Stadtund Umweltgeschichte an der (post-)sowjetischen Peripherie, 1970-2013“, Universität Bamberg, 1. Juli.
Vortrag: „Historisch arbeiten im Kontrollbereich. Feldzugänge zur Geschichte osteuropäischer Atomstädte 1965-2011“,
Tagung „Gegenwartskultur als methodologische Herausforderung der Kulturwissenschaften“, Universität Marburg,
13. November.
Kernkraftwerk Rivne, Ukraine
52
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
5.4
Veröffentlichungen und Verlag
5.4.1 Verlag
Wissenschaftliche Leitung: Dr. Heidi Hein-Kircher
Wichtige Aufgaben im Rahmen seiner Forumsfunktionen
sind für das Herder-Institut der Transfer von Forschungsergebnissen und die Bereitstellung von grundlegenden
Hilfsmitteln für die historische Ostmitteleuropaforschung.
Hierfür unterhält es einen eigenen Verlag, unterstützt aber
auch Publikationsprojekte, die in Fremdverlagen erscheinen. Der Verlag setzt sich zum Ziel, alle aktuellen Entwicklungen der Ostmitteleuropaforschung abzubilden und
durch seine Publikationen entsprechende Akzente sowohl
im Institut als auch außerhalb zu setzen. Vor Aufnahme
in die Reihen werden im Rahmen der Qualitätssicherung
zwei, meist externe Gutachten erbeten. Zum Arbeitsgebiet
des Verlags gehören auch digitale Publikationen etwa der
Themenmodule der „Dokumente und Materialien zur ostmitteleuropäischen Geschichte“ (s. 5.4.2.)
Im breiten Spektrum der Institutsveröffentlichungen
kommt der Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung (ZfO)
als einem wichtigen Medium internationaler fachwissenschaftlicher Kommunikation ein zentraler Stellenwert
zu. Daher werden zunehmend englischsprachige Artikel in der ZfO publiziert. Alle Aufsätze der ZfO sowie die
Themenhefte unterliegen einem double blind peer reviewVerfahren, sodass internationale Standards zur Qualitätssicherung angewendet werden. Die ZfO hat auf der europäischen Referenzliste der European Science Foundation,
der sogenannten ERIH-Liste, die höchstmögliche Bewertung „INT1“ erhalten. Seit 2014 wird die ZfO bei EBSCO
gelistet.
Da sich das Institut dem Open-Access-Gedanken verpflichtet sieht, werden alle im Verlag Herder-Institut verlegten
Bände mit einer moving wall von drei Jahren über OstDok
(3.5.2) online gestellt und frei zugänglich gemacht. Wichtige Rezensionen in der Zeitschrift für OstmitteleuropaForschung werden über sehepunkte.de, recensio.net, historische Rezensionen online sowie neuerdings in Auswahl
über Polenstudien Interdisziplinär (Pol-int.org) parallel
zur Printpublikation im Internet freigeschaltet. Seit 2012
nutzt der Verlag über einen Barsortimenter den Zugang zu
den großen Online-Shops, wodurch einerseits der Absatz
gesteigert und andererseits die Lagerhaltung sukzessive
reduziert werden kann. In die Listen des Barsortimenters
wurden 2014 außerdem ältere Publikationen des Verlags
eingepflegt. Über diese Kooperation wird es darüber hinaus zukünftig auch möglich sein, abverkaufte Titel nach
einer Digitalisierung über ein Print-on-Demand-Verfahren
kurzfristig wieder liefern zu können.
2014 war der Verlag mit einem Stand auf der Leipziger
Buchmesse und stellte dort im Verlauf der Messe eine
Neuerscheinung sowie den Historisch-topographischen Atlas
schlesischer Städte im Rahmen von Präsentationen vor.
Außerdem zeichnete sich der Verlag für Stände auf der
Dritten Tagung der Deutschen Polenforschung in Gießen
sowie auf dem 50. Deutschen Historikertag in Göttingen
verantwortlich: Er präsentiert jedoch nicht nur die Publikationen, sondern auch das gesamte (Web-)Angebot des
Herder-Instituts und trägt somit zur Öffentlichkeitswahrnehmung bei. Ein weiteres wichtiges Arbeitsfeld des
Verlags besteht außerdem in dem Corporate Publishing
als Querschnittsaufgabe für das gesamte Institut; außerdem überarbeiteten die Mitarbeiter/innen das Corporate
Design.
Neben Einzelschriften, die teilweise in Kooperation mit
Verlagen im Ausland gemeinsam publiziert werden, verlegt das Institut vier Reihen:
1. Studien mit spezielleren Fragestellungen, insbesondere
Qualifikationsschriften, werden in der Reihe Studien zur
Ostmitteleuropaforschung publiziert.
2. Die Ergebnisse einschlägiger Tagungen werden in der
Reihe Tagungen zur Ostmitteleuropaforschung zusammengefasst.
3. Für die Edition von Quellen steht die Reihe Quellen zur
Ostmitteleuropaforschung zur Verfügung.
4. In der vierten Reihe Materialien zur Kunst, Kultur und
Geschichte Ostmitteleuropas werden Ergebnisse zur
Kunstgeschichte und andererseits Materialien aus den
Wissenschaftlichen Sammlungen verlegt.
Präsentation Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte auf
der Leipziger Buchmesse
5. Außerdem erscheint der Historisch-topographische Atlas
schlesischer Städte in einem Reihenformat (4.4.1).
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
53
Im Berichtsjahr konnten folgende Neuerscheinungen vorgelegt werden:
Zeitschrift für
Ostmitteleuropa-Forschung 1/2014
Zeitschrift für
Ostmitteleuropa-Forschung 4/2014
Studien zur
Ostmitteleuropaforschung
Band 27:
Birgit Vierling:
Kommunikation als Mittel
politischer Mobilisierung.
Die Sudetendeutsche Partei (SdP)
auf ihrem Weg zur Einheitsbewegung in der Ersten Tschechoslowakischen Republik (1933-1938)
Studien zur
Ostmitteleuropaforschung
Band 28:
Alexandra Schweiger:
Polens Zukunft liegt im Osten.
Polnische Ostkonzepte
der späten Teilungszeit (1890-1918)
Studien zur
Ostmitteleuropaforschung
Band 29:
Robert Spät:
Die „polnische Frage“
in der öffentlichen Diskussion
im Deutschen Reich, 1894-1918
54
Aus dem Inhalt:
Marius Ščavinskas
On the Crusades
and Coercive
Missions in the
Baltic Region in
the Mid-12th
Century and Early
13th Century.
The Cases of
the Wends and
Livonians
Zdeněk Beran
Die Landfriedensbewegung
im Königreich
Böhmen
Zeitschrift für Ostforschung NF
63. Jahrgang 2014 ˙ Heft 4
Verlag Herder-Institut
Marburg 2014
63/4
STUDIEN
zur Ostmitteleuropaforschung
27
Birgit Vierling
Studien zur
Ostmitteleuropaforschung
Band 30:
Marc Hatlie:
Riga at War.
War and Wartimes Experiences
in a Multi-ethnic Metropolis
Materialien zu Kunst,
Kultur und
Geschichte Ostmitteleuropas
Band 3:
Piotr Korduba,
Dietmar Popp (Hrsg.):
Ernst Stewner.
Ein deutscher Fotograf in Polen/
Niemiecki fotograf Polski
STUDIEN
zur Ostmitteleuropaforschung
30
Mark R. Hatlie
Riga at War 1914-1919
War and Wartime Experience
in a Multi-ethnic Metropolis
ERNST STEWNER
EIN DEUTSCHER FOTOGRAF IN POLEN
NIEMIECKI FOTOGRAF POLSKI
Kommunikation als Mittel
politischer Mobilisierung
Die Sudetendeutsche Partei (SdP) auf ihrem Weg
zur Einheitsbewegung in der
Ersten Tschechoslowakischen Republik (1933-1938)
Tagungen zur
Ostmitteleuropaforschung
Band 29:
Eckhart Neander,
Andrzej Sakson (Hrsg.):
Umgesiedelt – Vertrieben.
Deutschbalten und Polen 1939-1945
im Warthegau,
3., unveränderte Auflage
STUDIEN
zur Ostmitteleuropaforschung
Deutschbalten und Polen
1939-1945 im Warthegau
Herausgegeben von
Eckhart Neander und Andrzej Sakson
29
Tagungen zur
Ostmitteleuropaforschung
Band 32:
Peter Haslinger, Heidi Hein-Kircher
u.a. (Hrsg.):
Heimstätten der Nation.
Ostmitteleuropäische Vereinsund Gesellschaftshäuser
im transnationalen Vergleich,
2., veränderte Auflage
Alexandra Schweiger
Polnische Ostkonzepte der späten Teilungszeit
(1890-1918)
29
Robert Spät
Die „polnische Frage“
in der öffentlichen Diskussion
im Deutschen Reich,
1894-1918
Jahresbericht 2014
Umgesiedelt – Vertrieben
28
Polens Zukunft liegt im Osten
STUDIEN
zur Ostmitteleuropaforschung
Tagungen zur
OstmitteleuropaForschung
Zeitschrift für
Ostmitteleuropa-Forschung 3/2014
ZEITSCHRIFT FÜR
OSTMITTELEUROPAFORSCHUNG
Herder-Institut
Bibliographien zur
Geschichte und Landeskunde
Ostmitteleuropas
Band 49:
Bibliografia historii Śląska/
Bibliografie zur Geschichte
Schlesiens/
Bibliographie dějin Slezska 2010
(Wrocław/Marburg/Opole 2013)
TA G U N G E N
zur Ostmitteleuropaforschung
Heimstätten der Nation
Ostmitteleuropäische
Vereins- und Gesellschaftshäuser
im transnationalen Vergleich
Herausgegeben von
Peter Haslinger, Heidi Hein-Kircher
und Rudolf Jaworski
Uniwersytet Wrocławski
Herder-Institut Marburg
Slezské zemské museum
Opava
Zeitschrift für
Ostmitteleuropa-Forschung 2/2014
Bibliografia historii Śląska
Bibliographie zur Geschichte
Schlesiens
Bibliografie dějin Slezska
2010
Wrocław • Marburg • Opava
32
5.4.2 Editionen
Die philologisch-kritische Edition schriftlicher Quellen ist
eine klassische Aufgabe der außeruniversitären geschichtswissenschaftlichen Forschungsstrukturen. So sieht auch
das Herder-Institut in der Initiierung, Förderung und Verwirklichung von mittel- bis längerfristigen Editionsvorhaben eine seiner zentralen Aufgaben. Einschlägige Editionsprojekte werden auf der Basis der eigenen Sammlungen
und externer Bestände sowie in Zusammenarbeit mit
in- und ausländischen Kooperationspartnern durchgeführt. Hierbei setzt das Institut nicht nur auf traditionelle
Druckveröffentlichungen, sondern auch auf elektronische
Publikationsformen im World Wide Web. Neben dem
Portal „Chronik des Gettos Lodz/Litzmannstadt“, das im
Rahmen des LOEWE-Projekts „Kulturtechniken und ihre
Medialisierung“ umgesetzt wurde, werden drei weitere
Editionsprojekte verfolgt: das internationale Projekt „Hereditas Baltica“ zur Onlinestellung baltischen Archivguts
und das „Deutsch-baltische Wörterbuch“ (s. die Projektbeschreibungen unter 4.4.3); diese Projekte werden von der
Dokumentesammlung (DSHI) betreut. Im Rahmen der
Verbundprojekte werden eine umfangreiche Edition zur
Alltagsgeschichte unter deutscher Besatzung in englischer
Sprache und ein Internetportal mit Originalquellen vorbereitet (5.2.2).
Zu den Editionen zählt zudem ein langfristig angelegtes
Quelleneditionsprojekt, das unter dem Titel „Dokumente
und Materialien zur ostmitteleuropäischen Geschichte“
(http://www.herder-institut.de/quellen) in Modulform
Primärquellen in strukturierter Form als Serviceleistung
für die universitäre Lehre online zur Verfügung stellt. Im
Berichtszeitraum wurde nicht nur der neue Auftritt weiter
optimiert und den technischen Erfordernissen, die sich
aus dem Relaunch der Institutswebsite ergaben, weiter angepasst, sondern vier Module freigeschaltet. 2014 waren
Modulliste der Dokumente und Materialien
sechzehn Module zur mittelalterlichen und neuzeitlichen
Geschichte Ostmitteleuropas freigeschaltet; insgesamt
befanden sich 2014 28 weitere Module in der Planungs-,
Konzeptions- und Erarbeitungsphase.
Freigeschaltet wurden folgende Themenmodule der
„Dokumente und Materialien zur Ostmitteleuropäischen
Geschichte“
■ Karsten Brüggemann, Raiko Jäärats (Bearb.): Estland in
der Zwischenkriegszeit
■ Guido Hausmann, Dimitri Tolkatsch, Jos Stübner
(Bearb.): Sowjetische Hegemonie in Ostmitteleuropa
(1922-1991)
■ Andreas Schmidt-Schweizer (Bearb.): Umbruch in
Ungarn 1985-1990
■ Imke Hansen, Andreas Strippel (Bearb.): Der Holocaust
in Polen
5.4.3 Grundlagenwerke und Handbücher
Im Rahmen der programmgebundenen Forschung erstellt
das Herder-Institut Hilfsmittel für Forschung und Lehre.
Insbesondere Handbücher sind hierfür unentbehrliche
Grundlagenwerke. Das Herder-Institut sieht es daher als
wichtige Serviceaufgabe an, mit Hilfe seiner Infrastrukturen ihre Publikation zu initiieren und durchzuführen
(Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen, s.o.
4.4.1, und Historisch-topographischer Atlas schlesischer
Städte, s.o. 4.4.2), diese begleitend zu unterstützen oder,
wie im Falle des Projektes GeoBib (s.o. 3.5.1), als Kooperationspartner zu wirken.
5.5
Tagungen, Workshops, Sektionen auf
Kongressen
Soziale Infrastrukturen sind eine wesentliche Voraussetzung für den wissenschaftlichen Austausch und Transfer
von Forschungsergebnissen in die scientific community und
in die interessierte Öffentlichkeit. Daher sieht das HerderInstitut seine Forumsfunktion als wichtigen Bestandteil
dieser sozialen Infrastrukturen an. Ein zentraler Bestandteil ist das umfangreiche Veranstaltungsprogramm: Während des Berichtszeitraums hat das Herder-Institut selbständig sowie in Kooperation mit in- und ausländischen
Partnerinstitutionen 6 Tagungen, 3 Workshops, 1 Master
Class sowie drei längere Veranstaltungen der Nachwuchsförderung, die aus 2013 wegen der Baumaßnahmen verschobene Frühjahrsakademie, die gemeinsam mit dem
Zentrum für Versöhnungsstudien in Jena konzipierte
Sommerakademie und schließlich die gemeinsam mit
dem Institut für Litauische Geschichte (Vilnius) und dem
IGKN (Lüneburg) veranstaltete Nachwuchstagung ausgerichtet. Zudem beteiligte sich das Herder-Institut mit einer Sektion und einem Themenraum am 50. Historikertag
„Gewinner/Verlierer“ in Göttigen.
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
55
Workshop: Publikationskulturen im Wandel in den
Osteuropa- und Geschichtswissenschaften II:
Bibliometrie und Rankings in der redaktionellen und
bibliothekarischen Praxis
Veranstalter: Redaktion der Zeitschrift für OstmitteleuropaForschung (Herder-Institut) und die Redaktion der Jahrbücher für Geschichte Osteuropas (IOS)
Regensburg, 7. Februar
Alain Frey als Vertreter des Medienkonzerns Thomson
Reuters, der u.a. das Web of Science betreibt, schilderte das
Auswahlverfahren geeigneter Zeitschriften durch sein Unternehmen und dessen Nutzen für die scientific community. Demgegenüber beschrieb Rafael Ball, Direktor der Universitätsbibliothek Regensburg, singuläre Datenbanken
mit kommerziellem Hintergrund wie jene von Thomson
Reuters, die zudem überwiegend auf Zitationsraten beruhen, als Auslaufmodelle. Zukünftig ließen sich mit den
Mitteln der altmetrics, die auch das Nutzerverhalten und
weitere Faktoren berücksichtigen, aus den big data möglichst vieler wissenschaftlicher Publikationen weitaus präzisere bibliografische Informationen kreieren; auch seien
in diesem Zusammenhang die Vorzüge offener peer reviewVerfahren zu bedenken. Jürgen Warmbrunn, Vertreter des
Direktors und Leiter der Bibliothek des Herder-Instituts,
vertrat angesichts der bekannten Nachteile bibliometrischer Verfahren – Dominanz der englischen Sprache, Zitierkartelle oder, im Bereich der Geschichtswissenschaft,
eine Bevorzugung zeithistorischer Themen – einen etwas
zurückhaltenderen Standpunkt. Sichtweisen aus Ostmitteleuropa vertraten für Estland Mai Laur, Professor für
Geschichte an der Universität Tartu und Mitherausgeber
der Forschungen zur baltischen Geschichte, und für Polen Wojciech Sowa, Historiker an dem Narodowe Centrum
Naukowe, Krakau, der zentralen staatlichen Institution
für Forschungsförderung. Beide unterstrichen die große
Bedeutung, die Ranking-Verfahren für die Publikationsstrategien estnischer und polnischer Wissenschaftler/innen inzwischen haben, betonten zugleich aber auch die
methodischen und organisatorischen Unzulänglichkeiten
der von den Wissenschaftsbürokratien als maßgeblich
angesehenen Datenbanken. Abschließend berichteten
Redakteure und Redakteurinnen mehrerer deutscher Osteuropazeitschriften von ihren Arbeitsabläufen. Nach wie
vor dominieren hier die klassische Expertenbegutachtung
und der weitgehende Verzicht auf Ranking-Verfahren. Die
Ergebnisse des Workshops werden in einem Heft der Zeitschrift Bibliometrie veröffentlicht werden.
Tagung: Politische Mobilisierung in Ostmitteleuropa
und Südosteuropa
Veranstalter: Institut für Ost- und Südosteuropaforschung
(IOS), Regensburg und Herder-Institut
Regensburg, 14.-15. Februar
Der zweite Teil der Doppeltagung, die im Vorjahr am 13.
und 14. Juni 2013 begonnen hatte, betonte die Aktualität
56
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
des Konferenzthemas. In mehreren ost- und südosteuropäischen Ländern – von der Ukraine über Bosnien-Herzegowina bis hin zur Türkei – fänden zurzeit politische und
soziale Proteste statt, die einerseits jeweils lokalspezifische
Gründe haben, aber auch eine gemeinsame Logik aufweisen. Sie sind Reaktionen auf durch die globale Wirtschaftskrise intensivierte innerstaatliche Verwerfungen
und Ausdruck von enormem Misstrauen in die jeweiligen
Regierungen und staatlichen Institutionen. Aus diesen
aktuellen Beispielen leitete Ulf Brunnbauer einige der
zentralen Fragen der Tagung ab: Was sind die Kanäle
und Instrumente der politischen Mobilisierung? Welche
Rolle spielen Netzwerke und die Kolonisierung des vorpolitischen Raums? Unter welchen Bedingungen führen
Krisen zu transformierenden politischen Bewegungen,
wie entstehen entsprechende Krisenwahrnehmungen?
Wie können Anlass-bezogene Proteste zu dauerhaften Bewegungen transformiert werden? Abschließend betonte
Brunnbauer, dass die Analyse dieser Fragen den interdisziplinären Dialog zwischen den Geistes- und den Sozialwissenschaften erforderlich mache. Peter Haslinger warf im
Schlusskommentar der Tagung die Frage auf, wie und woran sich der Erfolg einer politischen Mobilisierung messen lässt. Der Mobilisierungserfolg lasse sich etwa an dem
Maß der Erreichung der ursprünglich formulierten Ziele
oder an quantitativ feststellbaren Veränderungen des kollektiven Verhaltens feststellen. Auch die Entstehung neuer
Institutionen sowie deren Dauerhaftigkeit sind ein Indikator des Erfolgs von Mobilisierung. Haslinger betonte die
Bedeutung der Besetzung des vorpolitischen Raums für
erfolgreiche Mobilisierung, wobei insbesondere gesellschaftliche Krisen Möglichkeiten für neuartige Mobilisierungsformen sowie neue politische Sprachen schaffen.
Frühjahrsakademie: Wissenstransfer und urbaner
Raum
Veranstalter: Herder-Institut
Marburg, 4.-7. März
Die Stadt ist seit jeher ein Forum der Wissensproduktion
und -distribution gewesen, jedoch gab es immer wieder
Konstellationen und Phasen, in denen sich Wissenspro-
duktion und Wissenstransfer über urbane Vermittlungsräume beschleunigten und eine jeweils ganz spezifische
Entwicklungsrichtung nahmen. Im östlichen Europa lassen sich diese Prozesse oft als Rezeption und kreative Weiterentwicklung von Impulsen fassen, die sich bisweilen
erst mit einer zeitlichen Verzögerung durchsetzten und
vor dem Hintergrund bestimmter sozioökonomischer
und kultureller Faktoren eigene, für die Region spezifische Ausprägungen annahmen. Am Beispiel der Städte
Ostmittel- und Osteuropas wird deutlich, dass Wissenstransfer nicht nur zwischen den einzelnen Städten, sondern auch innerhalb von Städten stattfand, da das auf
unterschiedliche Weise transferierte Wissen von lokalen
Akteuren unterschiedlich aufgenommen wurde. Im Rahmen der ursprünglich für 2013 geplanten, aber wegen der
beginnenden Baumaßnahmen am Herder-Institut verschobenen Akademie trafen sich dreizehn Nachwuchswissenschaftler/innen aus neun Ländern, um anhand ihrer
Projekte diese grundsätzlichen Überlegungen zu überprüfen. Hierbei rückten – insbesondere auch durch die Impulsreferate von Csongor Lörincz (Berlin), Laszló Szögi
(Budapest), Eszter Gantner, Veronika Wendland und Heidi
Hein-Kircher (alle Marburg) – auch für die Wissens- wie
für die Stadtforschung wichtige neuere Ansätze und Fragestellungen in den Mittelpunkt der teilweise sehr lebendigen Debatten. Es wurden aber auch wichtige weitere Desiderate einschlägiger Forschungen formuliert. Insgesamt
diente die Frühjahrsakademie dem angeregten Austausch
und der Netzwerkbildung der Teilnehmer untereinander.
Tagung: Wissen, Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im
Dialog
Veranstalter: Deutsches Polen-Institut Darmstadt, Gießener
Zentrum Östliches Europa der Justus-Liebig-Universität Gießen, Herder-Institut
Gießen, 20.-22. März
Bereits zum dritten Mal fand die Tagung Deutsche Polenforschung statt. Der diesjährige Austragungsort war die
Justus-Liebig-Universität Gießen. Die große Teilnehmerzahl von rund 270 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zeigt dabei erneut, wie lebendig die Polenforschung in den deutschsprachigen Staaten ist. Unter dem
Leitthema „Wissen, Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im
Dialog“ wurden diesmal vor allem die Fächer Politikwissenschaften und Soziologie verstärkt in den Fokus der Tagung gestellt. Neben Vertretern der innerhalb der deutschsprachigen Polenforschung traditionell stark vertretenen
Fächer wie den Geschichts- und Literaturwissenschaften,
den Sprachwissenschaften und der Geografie stellten Politikwissenschaftler und Soziologen in 16 Sektionen und
weiteren Veranstaltungsarten ihre Projekte und Referate
vor. Unter dem Thema Nachbarschaft wurde dabei die
Perspektive der deutsch-polnischen Nachbarschaft aufgebrochen und um diejenige von Polens Nachbarschaft zu
seinen zahlreichen anderen Nachbarn im Norden, Süden
und Osten sowie auch um die jüdische Perspektive ergänzt.
Einleitende Grußworte zur Eröffnung der Tagung gab es
nicht nur von dem Präsidenten der Justus-Liebig-Universität Gießen, Joybrato Mukherjee, sondern auch vom
Staatsminister und Chef der Hessischen Staatskanzlei, Axel
Wintermeyer, der Oberbürgermeisterin der Stadt Gießen,
Dietlind Grabe-Boltz, Dieter Bingen, dem Direktor des
Deutschen Polen-Instituts in Darmstadt und dem Botschafter der Republik Polen, Jerzy Margański. Einen feierlichen
Höhepunkt fand die Veranstaltung mit dem Festvortrag
des ukrainischen Schriftstellers Jurij Andruchowytsch,
der im Anschluss an die feierliche Eröffnung der Tagung
über seine Liebe zu Polen sprach und damit Polens Nachbarschaftsverhältnisse aus der ukrainischen Perspektive
beleuchtete. Aus aktuellem Anlass hatten die Veranstalter
bereits im Vorfeld der Tagungseröffnung spontan eine
Podiumsdiskussion zur Ukraine-Krise organisiert, bei der
auch Anna Veronika Wendland, ausgewiesene Ukraine-Expertin des Herder-Instituts, mitdiskutierte. Einen weiteren
Höhepunkt des feierlichen Rahmenprogramms bildete der
Auftritt des aus Berlin angereisten „Clubs der polnischen
Versager“. Die beiden germanophilen Polen, Piotr Model
und Adam Gusowski, griffen ebenfalls das Oberthema der
Tagung auf und wiesen in einem humoristischen Spiel mit
Landkarten nach, dass allein Polen haargenau an die Ostgrenze Deutschlands passe, was Deutschland und Polen zu
perfekten Nachbarn mache. Die Theatergruppe „Sfinga“
der Adam-Mieckiewicz-Universität Poznań gab abschließend das Stück Circe von Anna Maciejewska zum Besten.
Wie bereits bei den vorherigen Veranstaltungen wurden
die 16 thematisch gebündelten Sektionen nicht nur von
einem reichhaltigen Festprogramm abgerundet, sondern
auch von den sogenannten „Zwischenzeiten“, einem
mehrteiligen Forum, in dem unterschiedliche Projekte der
deutschsprachigen Polenforschung vorgestellt wurden.
Eine schöne Ergänzung bildeten die zahlreichen Informationsstände von einschlägigen Verlagen, Organisationen,
Stiftungen und Instituten. Das Herder-Institut beteiligte
sich an der Dritten Tagung Deutsche Polenforschung
nicht nur organisatorisch, sondern war mit zahlreichen
Referaten und Projektvorstellungen sowie einem Informationsstand, der auch die digitalen Angebote des Hauses
präsentierte, vertreten.
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
57
Workshop: Aktuelle Forschungen zu Nachkriegsgewalt 1917-1923
Veranstalter: Herder-Institut
Marburg, 26. März
Der Workshop erörterte aktuelle Forschungsansätze über
die Gewalt nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und beleuchtete die Jahre 1917-1923, in denen eine Vielzahl von
Revolutionen und Gegenrevolutionen, Bürgerkriegen und
zwischenstaatlichen Konflikten die Bemühungen um eine
neue europäische Friedensordnung unterliefen. Im Mittelpunkt stand die Frage nach dem Ausmaß und den Folgen
nicht-staatlicher Gewalt im Vakuum zwischen dem Zerfall
polyethnischer Imperien und der Konsolidierung neuer
nationalstaatlicher Grenzen in Ostmitteleuropa.
Alexander-von-Humboldt-Stipendiat Robert B. Gerwarth
vom University College Dublin plädierte in seinem einleitenden Vortrag dafür, zeitgenössische Paradigmen (Revanchismus, die bolschewistische Revolution und den Mythos
vom jüdischen Bolschewismus und seine Wirkungsmacht
während der Bildung autoritär geführter Nationalstaaten)
aus der Nachkriegszeit des Ersten Weltkriegs als Erklärungsmuster für den Ausbruch und die Brutalisierung des
Zweiten Weltkriegs zu berücksichtigen.
Felix Schnell (Berlin) nahm in seinem methodischen
Beitrag die Frage nach der Erforschung vormoderner Gewaltformen nach dem Großen Krieg auf. Am Fallbeispiel
der ‚Baltikumer’, Freikorpseinheiten, die eigentlich als
Sicherheitsdivisionen für den Rückzug des Reichsheeres
gedacht waren, schilderte Mathias Voigtmann (Marburg),
wie ehemalige Soldaten ihre von militärischem Dienst,
bürgerlicher Existenz und positiven Rechten geprägten sozialen Räume aufgaben, um als Partisanen gegen bolschewistische, estnische und lettische Verbände zu kämpfen.
Auch Jochen Böhler (Jena) beschrieb in seiner Synthese
Ostmitteleuropa nach dem Großen Krieg als einen Gewaltraum, in dem einerseits der konventionelle Krieg vorbei
war, andererseits lokale militärische Verbände als Interventionstruppen eine Herrschaftsagenda in das osteuropäische Feld führten, die von einem hohen Maß an Ideologisierung und nationalistischen Rachemotiven geprägt war.
58
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
In seinem zusammenfassenden Kommentar rief HansJürgen Bömelburg (Gießen) die Tagungsteilnehmer dazu
auf, die Forschung zu paramilitärischen Verbänden in den
sich nach 1918 neu konstituierenden Staaten im Hinblick
auf einer Neuinterpretation nationalgeschichtlicher Ansätze zu vertiefen. Zudem seien, so der Neuzeit-Historiker,
Interpretationen der Grenzkämpfe auf der Grundlage von
Erinnerungsberichten von Protagonisten der Freikorpsverbände als ex-post Narrative besonders kritisch zu betrachten. Offen blieb die von den Veranstaltern angeregte und
angesichts der russischen Annexion der Krim hochaktuelle Frage nach der unterminierenden Wirkung paramilitärischer Gewalt für die parallele Aushandlung verbindlicher Rechtsnormen für eine stabile Weltordnung. Im
Laufe des Workshops gelang es nichtsdestoweniger, neue
sozialgeschichtliche und biografische Perspektiven auf
die Konfrontation zwischen postimperialen und nationalstaatlichen Gewaltgemeinschaften zu eröffnen, aber auch
aufzuzeigen, dass border studies zu Ostmitteleuropa nach
dem Ersten Weltkrieg noch mehr wissenschaftliche Aufmerksamkeit verdienen.
Studientag: Translation und/als Reflexion:
transdisziplinäre Annäherungen
Veranstalter: GCSC Gießen, Goethe-Universität Frankfurt,
Herder-Institut
Gießen, 3. April
Der zweite Studientag, den Fabian Link (Goethe-Universität Frankfurt), Laura Meneghello (GCSC Gießen) und
Jan Surman (LGSch) organisiert hatten, war mit den Zielen verbunden worden, eine kritische Reflexion über den
Begriff der Translation/Übersetzung anzuregen, die Potenziale sowie Grenzen dieses Begriffs auszuloten sowie dessen Anwendung in unterschiedlichen disziplinären Kontexten anzuregen. Dementsprechend war das Spektrum
der vertretenen Disziplinen breit und umfasste nebst den
Translationswissenschaften beispielsweise auch Wissenschaftsgeschichte und Ethnologik. Mit einer Keynote-Lecture der Grazer Translationswissenschaftlerin Michaela
Wolf, welche die Vielfalt der Übersetzungsbegriffe aufzeigte und besonderes Gewicht auf den Begriff der „kulturellen Übersetzung“ legte, begann die Veranstaltung.
Dabei wurden auch Fragen nach der Nicht-Übersetzbarkeit
erörtert und die Verwendung des Begriffs für die Übersetzungen von Schrift in andere Zeichensysteme diskutiert.
In der anschließenden Sektion wurde der Übersetzungsbegriff in zwei kulturwissenschaftlichen Themenbereichen
aufgegriffen. Die Vorträge machten deutlich, wie wichtig
die Agency für die Übersetzung ist, zeigten aber auch, dass
Übersetzungen starke Einschreibungen in bestehende Gesellschaftsformationen sind. Der Studientag, in dem auch
eine kurze Vorstellung der Übersetzungskonzepte des Projektes „Library Life“ stattfand, zeigte eindrücklich, dass
trotz disziplinärer Differenzen das nomadic concept Übersetzung in vielen Kontexten als ein Metaparadigma für die
Problematisierung kultureller Kontakte dienen kann und
diese aus der früher beherrschenden Dualität (Ausgangs-,
bzw. Zielkultur, Subalterne vs. Herrschende) befreit.
Master Class: Kontinuitäten und Brüche in der
Wissenschaftsgeschichte
Veranstalter: GCSC Gießen, Herder-Institut
Gießen, 7. Mai und Marburg, 8. Mai
Die Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“ hatte den Wissenschaftshistoriker Mitchell Ash aus Wien eingeladen, der zunächst in
Gießen eine Keynote Lecture „Science and Politics in the
20th Century: Crises and Continuity in Times of Political
Upheaval“ im Rahmen der GCSC-Vortragsreihe „Crisis,
Concepts and Concerns“ hielt. Am Folgetag trafen sich
die Promovierenden der LGSch und des GCSC dann im
Herder-Institut mit Mitchell Ash zur Master Class „Kontinuitäten und Brüche in der Wissenschaftsgeschichte“,
die sich mit der Frage beschäftigte, inwiefern und wie genau die Konzepte von Kontinuitäten und Brüchen für die
Wissenschaftsgeschichte, aber auch andere Bereiche, analytisch genutzt werden können. Im einleitenden Vortrag
ging Ash auf die Dimensionen der Begriffe der Kontinuität
und des Bruchs ein, die einen disziplinären Begriffstransfer
aus den Naturwissenschaften in die Geisteswissenschaften
durchlaufen hatten. In den Naturwissenschaften des 19.
Jahrhunderts lautete eine der zentralen Fragen bezüglich
der Kontinuität, ob es sich bei Licht um ein Kontinuum
handelte. Der Bruch wurde erst im Labor eingeführt, um
beobachten zu können, was ein künstlich eingeleitetes
Hindernis verursacht. Angelehnt an die naturwissenschaftliche Begrifflichkeit wurde in den Geisteswissenschaften Bruch als Unterbrechung einer kontinuierlichen
Bewegung in der Zeit gedeutet. Die leitende Frage für die
Geschichtswissenschaften ist, inwieweit es sich in Bezug
auf die historischen Prozesse um wirkliche Kontinuitäten
oder Brüche handelt oder ob sie eher von den Historikern
konstruierte Bruchereignisse darstellen. Damit hängt auch
die generelle Frage zusammen, was Geschichte sei – ein
Prozess, eine Konstruktion oder ein geistliches Phänomen
der Vergangenheitsbewältigung.
Tagung: Bulwarks in a Religious Triangle. Borderland
Myths in East European Multiconfessional Societies in
the Age of Nationalism
Veranstalter: Exzellenzcluster Religion und Politik der Westfälischen Wilhelms Universität Münster, Herder-Institut
Münster, 15.-17. Mai
Bollwerk-Mythen sind ein spezifisches Phänomen in den
multiethnischen und -konfessionellen Gesellschaften
im östlichen Europa, weil die Geschichte dieser Grenzregionen durch den Zusammenstoß und die Überlappung
von unterschiedlichen sozio-kulturellen und religiösen
Formationen geprägt wird. Die Unterscheidungen zwischen den religiösen und kulturellen Gruppen führen zu
Debatten über „Zivilisation“ und „Barbarentum“ und damit zu den jeweils diskursiv vermittelten sozio-kulturellen
„Missionen“. Hierfür eignen sich nicht nur AntemuraleMythen in besonderer Weise, sondern sind auch Produkt
solcher Diskurse, sodass sie in den multiethnischen Gesellschaften im östlichen Europa eine bedeutende identitätsstiftende Rolle spielen.
Die gemeinsam mit dem Exzellenzcluster Religion und Politik der Westfälischen Wilhelms Universität und in Kooperation mit dem Canadian Institute für Ukrainian Studies
(Edmonton) und dem Historischen Institut der Polnischen
Akademie der Wissenschaften konzipierte Tagung griff damit nicht nur in vergleichender Perspektive ein Desiderat
historischer Forschung auf: Die Beiträge der fünf Sektionen halfen einerseits, die jeweiligen Besonderheiten in
der Antemurale-Rhetorik aufzudecken, anderseits zeigten
sie, wie sie für die jeweiligen nationalen Ideologien und
das mental mapping genutzt wurden, wie sie zur Kohärenz
der lokalen Bevölkerung beitrugen, welche Hauptakteure
und -medien in diesen Diskursen festzumachen sind. Somit verwiesen zunächst Kerstin Weiand (Frankfurt a.M.)
und Edward Opaliński (Warszawa) auf den historischen
und religiösen Hintergrund des Antemurale-Topos seit
dem 16. Jahrhundert, während anschließend Serhii
Plokhii (Boston) und Philip Hoffeneder (Wien) die Grenzmythen in den ukrainischen historischen und politischen
Diskursen im Zeitalter des Nationalismus analysierten.
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
59
Anschließend fokussierten die Beiträge von Steven Seegel
(Greeley/CO), Heidi Hein-Kircher (Marburg) und Stephen
Norris (Upham Hall/OH) verschiedene Medien des mental mapping, so dass darauf aufbauend die anschließende
Sektion mit Beiträgen von Paul Środecki (Gießen), Liliya
Berezhnaja (Münster), Ciprian Ghisa (Cluj) und Natalia
Shlichta (Kiev) die „Glaubensbastionen“, die Kirchen in
den Grenzregionen, diskutierten. Abschließend standen
die Grenzmythologien zur Abgrenzung des jüdischen
bzw. islamischen „Anderen“ mit Beiträgen von Kerstin Joebst (Wien), Zaur Gasimov (Istanbul) und Jürgen Heyde
(Halle/ Saale) im Fokus. Die lebhaften Debatten der Tagung fanden in den aktuellen Ereignissen der Ukraine-Krise einen besonderen Resonanzboden, der die Wirksamkeit
von Bollwerk-Mythen in der longue durée hervorhob. Umfangreiche Informationen zum Programm, Konzept und
Verlauf: URL: http://www.herder-institut.de/go/hq-fb085a
Tagung: Migration und Landschaftswandel.
Veränderungen der Kulturlandschaft
in Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert
Veranstalter: Collegium Carolinum (München), Zentrum für
Umweltgeschichte (Tallinn), Herder-Institut (Marburg) in
Kooperation mit der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien und der Euopean Society for Environmental
History
München, 23.-24. Mai
Der Begriff der Landschaft umfasst bei genauer Betrachtung viele Facetten, die auch im täglichen Sprachgebrauch
anklingen: Landschaften können politisch und national sein, sie können blühen oder zum Blühen gebracht
werden, um nur einige der Wortvariationen zu nennen.
Landschaften ändern sich durch menschliches Eingreifen. Beschleunigt werden solche durch den Menschen
verursachten Prozesse, wenn einer Kulturlandschaft ihre
angestammte Bevölkerung „verloren geht“ und freiwillige
oder erzwungene Migration einen anderen Umgang mit
der Landschaft nach sich zieht. Die Verbindung zwischen
Landschaftswandel und Migration war das Kernthema einer Konferenz, die vom 23.-24. Mai in München stattfand.
Nach der Begrüßung durch Martin Schulze Wessel unter-
60
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
nahm Martin Zückert (München) den Versuch, verbindende Elemente zwischen dem Oberthema der Konferenz
und den verschiedenen Beiträgen zu skizzieren. Um ein
wichtiges Ergebnis der Konferenz vorwegzunehmen: Der
Versuch, gemeinsame Definitionen für die Leitbegriffe zu
finden, scheiterte. Dies spricht aber nicht gegen den Erfolg der Tagung, da die verschiedenen Definitionen einen
Blick auf die Vielfalt der „Forschungslandschaft“ zuließen.
Das vorrangige Ziel der Konferenz, über die Kooperation
dreier Institutionen die Wichtigkeit der Umweltgeschichte in den Zentraleuropastudien zu unterstreichen, ist, so
die einhellige Meinung der Diskutanten, erreicht worden.
Gemeinsame Topoi der Region wie Migration, Grenzen,
Multikulturalität sowie politische Traumata sind zumindest dem Ansatz nach aus dem Blickwinkel der Umweltgeschichte heraus betrachtet worden. Bestimmte Schlagworte wie „Wilderness“ oder „Dust Bowl“ eignen sich für
eine Einbettung der Region in einen globalen Kontext und
einen Vergleich mit anderen Weltregionen. Die Konferenz
hat die Vielfalt des Begriffs „Landschaft“ aufgezeigt. Als
Desiderat wurde von den Teilnehmern der Abschlussdiskussion eine noch stärkere Fokussierung auf Umweltgeschichte im engeren Sinn bezeichnet.
Sommerschule: Identitätskonstruktionen in Kontaktund Konfliktregionen im östlichen Europa
Veranstalter: Universität Łódź, Thematisches DAAD-Netzwerk
„Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen im östlichen Europa“
Łódź, 11.-24. Juli
Zu den Teilnehmenden gehörten Promovierende aus Gießen und Łódź mit Dissertationsprojekten im Themengebiet der Sommerschule sowie fortgeschrittene Master-Studierende der Disziplinen: Sprach-, Literatur-, Geschichts-,
Politik-, Sozial- und Kulturwissenschaften, die künftig zu
diesen Themen forschen möchten und eine anschließende
Promotion anstreben. Die Seminare und Abendvorträge
wurden von Professorinnen und Professoren der JLU Gießen sowie der Universität Łódź moderiert und gehalten.
Zu den grundlegenden Fragestellungen der Veranstaltung
gehörte vor allem die Entstehung und mediale Verbrei-
tung von Identitätszuschreibungen in Konfliktregionen
des östlichen Europas. Fokussiert wurde auf die Bedeutung
sprachlicher, religiöser und ethnischer Grenzlinien und
ihre Instrumentalisierung. Dabei wurden neben (sprach)politischen auch literarische und publizistische Inszenierungs- und Erinnerungspraktiken und ihr Einfluss auf
die Konstruktion und Verstärkung nationaler, ethnischer,
religiöser und anderer kollektiver Identitäten betrachtet.
Auch wurden konkrete aktuelle und historische Konfliktsituationen im östlichen Europa sowie ihre akademische
Reflexion und kulturelle Verarbeitung thematisiert und
analysiert. Im Hinblick auf Perspektiven der Konfliktbewältigung und die Rolle und Verantwortung der Geistesund Kulturwissenschaften wurde diskutiert, in welchem
Maße konfliktträchtige Identitätskonstruktionen durch
Erinnerungspolitik und Versöhnungsstrategien gemildert,
aber auch reaktiviert und verstärkt werden können.
Sommerakademie: Societies in Transition.
Former Soviet Union and East Central Europe between
Conflict and Reconciliation
Veranstalter: Jena Center for Reconciliation Studies (JCRS)
an der Theologischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Herder-Institut
Jena, 22.-28. August
Die Sommerakademie befasste sich mit Konflikt und Versöhnung als zwei Polen, zwischen denen sich die Transformationsgesellschaften in der Region Ostmitteleuropas
bewegen. Die international und interdisziplinär ausgerichtete Summer School brachte insgesamt 25 Nachwuchswissenschaftler/innen und etablierte Expert/inn/en aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion und Ostmitteleuropa
sowie Deutschland, Australien, Südafrika und dem Nahen
Osten zusammen.
Zentrale Fragen, die in Jena diskutiert wurden, betrafen die
Möglichkeiten von Versöhnung und Konfliktbearbeitung
unter Transformationsbedingungen, die Erinnerungspolitik und die Herausforderungen gruppenübergreifender
Kommunikation. Verschiedene Ansätze der Theologie,
Geschichts- und Politikwissenschaften sowie Soziologie
wurden in sechs Keynote-Vorträgen und 14 Teilnehmerbeiträgen vorgestellt. Sowohl historische Aspekte von
Diplomatie und Geopolitik in Ostmitteleuropa, als auch
aktuelle Entwicklungen von ethnischer und religiöser
Diversität in unterschiedlichen geografischen Kontexten
wurden diskutiert. Das Beispiel der Versöhnung auf staatlicher Ebene präsentierte Lily Gardner Feldman (Washington D.C.) in komparativer Perspektive durch die von ihr
evaluierten positiven Entwicklungen zwischen Deutschland und Polen und den trotz positiver Ansätze ambivalenten Tendenzen zur Aussöhnung zwischen Russland
und Polen. Strategische Fragen der internationalen Politik
und ihr Potenzial für eine nachhaltige Aufklärungs-und
Versöhnungsarbeit zeigte sich in der Rolle der Zivilgesellschaft und internationalen Organisationen, wie der Or-
ganisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa
(OSZE) oder in dem Beitrag von Medien, Schulbildung, Information und Wissensvermittlung in konfliktbeladenen
Kontexten.
Wenn es um Konflikte, Kriege und Verbrechen gegen die
Menschlichkeit ging, zeigte sich in den Diskussionen immer wieder, dass es keine klaren Trennlinien zwischen
den „Täter/inne/n“ und „Opfern“ sowie den Mitläufer/
inne/n bzw. Beobachtenden gibt. Unterschiedliche Vergangenheitsversionen konkurrieren miteinander und
wenn sie nicht entsprechend von allen gesellschaftlichen
Gruppen kommunikativ bearbeitet werden, bergen sie,
wie historische Entwicklungen zeigen, neues Konfliktpotenzial für gewaltsame Auseinandersetzungen. Dialog und
Kommunikation können daher als wesentliche Bausteine
von Versöhnungsarbeit angesehen werden.
Einen besonderen Schwerpunkt bildeten außerdem die
drei thematisch fokussierten Workshops, in denen die
Teilnehmenden in Kleingruppen Fallbeispiele von Versöhnungsarbeit aus Australien, Südafrika und Ostmitteleuropa kennenlernten. Die Sommerakademie war ferner durch
eine Exkursion in die Gedenkstätte Buchenwald geprägt,
die zu vielen weiteren Diskussionen und zu intensivem
Austausch anregte. Die eigenen Familiengeschichten der
Teilnehmenden wurden ebenso wie die unterschiedlichen
Forschungsdisziplinen und -perspektiven auf Erinnerung
und Versöhnung besprochen. Die Verankerung von Konflikt und Versöhnung zwischen Idealismus und Pragmatismus, Ökonomie und Politik, Emotionen und Religionen
wurde während der Veranstaltung auf vielen Ebenen sichtbar. Der Bedarf weiterer Forschung, Konzeptualisierung
und Determinierung analytischer Instrumente zur Versöhnungsforschung, die sowohl die generelle Problematik
von (Post-)Konfliktgesellschaften als auch die spezifischen
sozio-historischen Umstände von regionalen Kontexten
berücksichtigen, wurde im Rahmen der Summer School
herausgearbeitet. Die Teilnehmenden betonten zudem,
dass der intensive Austausch nicht nur auf fachlicher, sondern auch persönlicher Ebene ein wichtiger Bestandteil
von Austausch, Erinnerungs- und Versöhnungsarbeit sei,
den es weiterhin zu fördern gelte.
Jahresbericht 201 Herder-Institut
61
blocks und im westlichen Ausland oder dem Umgang mit
Jesuitenkirchen und -kollegien in den Zentralstädten der
osteuropäischen Länder, deren Ergebnisse dann wiederum
in die gemeinsame Erschließung der Problematik einflossen. Ein wichtiges Ziel war es auch, das Forschungsfeld in
allen seinen relevanten Dimensionen zu kartieren.
Historikertag: Sektion „Herrschaft und ihre Mittlerinstanzen“
Veranstalter: Herder-Institut in Kooperation mit der Bergischen Universität Wuppertal und dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen
Göttingen, 24. September
Sommerakademie: Kunstgeschichte im Kalten Krieg.
Methoden, Erkenntnisinteressen, Werteordnungen
Veranstalter: Lehrstuhl für Kunstgeschichte Osteuropas am
Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin, Herder-Institut
Marburg, 7.-14. September
Ziel der Veranstaltung war es, auf internationaler und
transdisziplinärer Ebene junge Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler miteinander zu vernetzen und für ideologiekritische Fragen in Bezug auf die Geschichte des
Fachs im Beziehungsgeflecht des Kalten Krieges zu sensibilisieren. Der Fokus lag auf der Diskussion von Strategien
der wissenschaftlichen Bewertung und populären Vermittlung von Baudenkmälern aus der Barockzeit – einer
Epoche, deren Wahrnehmung in der Perspektive sozialistischer Vergangenheitsdeutungen in Mitteleuropa durch
die Assoziation mit Rekatholisierung, Absolutismus und
„fremdnationaler“ Herrschaft belastet war, während sie
im Geschichtsbild des deutschsprachigen westlichen Europa als eine kulturelle Glanzzeit und damit gerade für
die Kriegsverlierer als wichtiger Referenzpunkt figurierte.
Die kunsthistoriografische Konzeptualisierung und Deutung barocker Kunst bietet also ein ideales Feld, um die
Wechselwirkungen von wissenschaftlicher Erkenntnissuche und politisch-ideologischen Diskursen, zumal in
der Konkurrenz über den Eisernen Vorhang hinweg, zu
analysieren. Mit dieser Fragestellung erschließt das Projekt
innerhalb des Faches Kunstgeschichte Neuland.
Die Veranstaltung kam ohne die üblichen Referate aus.
Stattdessen stand die Diskussion von programmatischen
Texten und Beispielen aus der kunsthistorischen Literatur
von den 1940er bis in die 1980er Jahre im Mittelpunkt: auf
Grundlage eines umfangreichen multilingualen Readers
und entlang im Vorfeld identifizierter Fragestellungen.
Dabei ging es vor allem um die Analyse methodischer
Strategien im Umgang mit der omnipräsenten Kunst aus
der Barockepoche und um deren Rückbindung an den
Kontext der politisch-ideologischen Konjunkturen. Die Bibliothek, das Bildarchiv und das Pressearchiv des HerderInstituts bildeten die ideale Grundlage für kleine exemplarische Nachforschungen vor Ort zu spezifischen Themen
wie Ausstellungen barocker Kunst in den Ländern des Ost-
62
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Mit der Sektion „Herrschaft und ihre Mittlerinstanzen. Lokale Administrationen und Akteure in den deutsch besetzten Gebieten des Zweiten Weltkriegs“ war das vom Herder-Institut in Kooperation mit der Bergischen Universität
Wuppertal und dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen geführte Forschungs- und Editionsprojekt „World War
II: Everyday Life Under German Occupation“ auf dem 50.
Deutschen Historikertag in Göttingen vertreten. Mehr als
80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen zu der unter
Federführung von Tatjana Tönsmeyer und Peter Haslinger
stehenden Veranstaltung. Einführend entwickelte Tatjana
Tönsmeyer einen Besatzungsbegriff, der es ermöglicht,
diese als spezifische Form von sozialer Praxis zu verstehen
und dadurch zu einer differenzierten Beurteilung von Lokalverwaltungen als Mittlerstellung zwischen Besatzern
und Besetzten im Europa während des Zweiten Weltkriegs
zu gelangen. In Beiträgen zu Dänemark, der Ukraine, Griechenland und Belgien stellten dann mit Karl Christian
Lammers (Kopenhagen), Tanja Penter (Heidelberg), Hagen Fleischer (Athen) und Dirk Luyten (Brüssel) vier Kooperationspartner der forschungsorientierten Quellenedition einschlägige Fallbeispiele zur Diskussion und zeigten
u.a., dass einheimische Akteure gerade im Bereich der Versorgung eine wichtige Rolle spielten. Insgesamt erwiesen
sich die Handlungsspielräume der diskutierten Mittlerinstanzen als zwar schmal, aber doch vielschichtiger und
dynamischer, als bisher von der Forschung angenommen.
Nach einem abschließenden Kommentar von Dieter Pohl
(Klagenfurt), der insbesondere die Wichtigkeit der gesamteuropäischen Perspektive der Sektion hervorhob, zeigte
die Diskussion, dass die frühere Dichotomie von „Kollaboration“ und „Widerstand“ der unter Besatzungsbedingungen herrschenden Komplexität nicht gerecht werden
kann.
Historikertag: Themenraum Ostmitteleuropa
Göttingen, 24.-26. September
In Kooperation mit sieben weiteren Institutionen, die sich
schwerpunktmäßig mit Ostmitteleuropa, Südosteuropa
und Osteuropa beschäftigen, organisierte das Herder-Institut im Rahmen des Historikertags einen „Themenraum
Ostmitteleuropa“, in dem die beteiligten Institute an den
drei Konferenztagen jeweils zwischen 13.30 und 15.00 Uhr
die Möglichkeit hatten, ihre Projekte und Angebote vorzustellen und sich sowohl untereinander als auch mit den
interessierten Zuhörern auszutauschen. Neben dem Herder-Institut waren außerdem das Zentrum für Historische
Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften
(PAN) (Berlin), das Europäische Netzwerk Erinnerung und
Solidarität (ENRS) (Warszawa) die Bayerische Staatsbibliothek (BSB) (München), das Geisteswissenschaftliche Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO)
(Leipzig), das Institut für Ost- und Südosteuropaforschung
(IOS) (Regensburg), das Bundesinstitut für Kultur und
Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE)
(Oldenburg) und das Nordost-Institut (IKGN) (Lüneburg)
an dem Themenraum beteiligt. In zahlreichen Vorträgen
und Präsentationen wurden so aktuelle Forschungsprojekte und anderweitige Angebote der beteiligten Institute
vorgestellt und die Präsenz der Ostmittel- und Südosteuropaforschung auf dem Historikertag deutlich gestärkt.
Das Herder-Institut nahm diesen Rahmen zum Anlass,
in Anlehnung an das Oberthema des Historikertags „Gewinner und Verlierer“ und vor dem Hintergrund des 100.
Jahrestags des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs gleich zwei
digitale Angebote vorzustellen. Unter der Überschrift „Der
Erste Weltkrieg und seine Folgen in den Online-Angeboten
des Herder-Instituts für historische Ostmitteleuropaforschung“ stellte Antje Coburger die Online-Quellenedition
der „Dokumente und Materialien zur ostmitteleuropäischen Geschichte“ vor, die als standardisiertes und strukturiertes Web-Angebot Dozenten, Studierenden und anderen Interessierten bisher nur schwer zugängliche Quellen
zur Geschichte Ostmitteleuropas zitierfähig per Open Access und in deutscher Übersetzung zur Verfügung stellt.
Agnes Laba stellte den am Herder-Institut in Kooperation
mit dem Georg-Eckert Institut für internationale Schulbuchforschung (Braunschweig), dem Institut für Wissensmedien (Tübingen) und dem Leibniz-Institut für Länderkunde (Leipzig) entwickelten „Digitalen Atlas politischer
Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert – Geoimaginaries“ vor.
Nachwuchstagung: National Minorities in the Soviet
Bloc after 1945
Veranstalter: Institut für Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa (Nordostinstitut, Lüneburg), Institut für Litauische Geschichte (Vilnius), Herder-Institut
Vilnius, 22.-25. Oktober
Nationalitätenfrage und nationale Minderheiten im östlichen Europa ist ein weit gefächertes Thema, das für den
Zeitraum bis 1945 bereits ausführlich diskutiert worden
ist. Inwieweit und ob die Paradigmen der Zwischenkriegszeit nach der Mobilisierung der Nation im Zweiten Weltkrieg weiterhin geltend gemacht werden können, wurde
zu einem der Hauptthemen der Nachwuchstagung. Die
Rückkehr von nationalen Ordnungsmodellen nach 1945
brachte die östlichen Titularnationen dazu, sich neben
einer enormen Wiederaufbauleistung mit Nachkriegsgrenzen und dem entstandenen Minderheitenproblem
auseinanderzusetzen. Daneben befanden sich viele der
ostmitteleuropäischen Staaten im sowjetischen Einflussgebiet, das imperiale Herrschaftspraktiken zur Norm
machte. Die Entwicklung von Nationalstaaten unter den
Bedingungen des Staatssozialismus wurde daher in den
ostmitteleuropäischen Volksrepubliken nach 1945 über
die Ethnisierung des Eigenen vorangetrieben. Das Machtzentrum Sowjetunion dagegen stand nach dem Großen
Vaterländischen Krieg vor dem Dilemma, ein institutionelles Gerüst zu bilden, an welches die Nationalstaaten
Teile ihrer Souveränitätsrechte abtreten sollten, ohne historisch gewachsene nationale Bindungen aufzulösen oder
in ihren Handlungsmöglichkeiten ganz eingeschränkt zu
sein. Insbesondere diese Beziehung gewinnt in der nationalstaatlichen Geschichtsschreibung der ehemaligen
Sowjetrepubliken eine negative Färbung, die Sowjetunion
habe die Völker territorialisiert, ihre Institutionen sowjetisiert und anschließend russifizieren lassen. Im „sowjetischen Gefängnis der Nationen“ habe es wenig Raum
für die Entfaltung von Nationalkulturen und politische
Partizipation gegeben. Vor dieser Problemlage stellten die
15 Teilnehmer/innen ihre vorwiegend mikrohistorisch
angelegten Forschungsprojekte vor. Hierbei standen einerseits Forschungsergebnisse zur Geschichte der nationalen
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
63
Minderheiten und des Zentrum-Peripherie-Verhältnisses
in den baltischen Staaten und Polen im Mittelpunkt, andererseits wurden aus komparatistischen Gründen auch
Minderheiten in der südlichen Sowjetunion und in dem
anschaulichen Zeitzeugenbericht des Historikers Arkadji
German (Saratov) am Beispiel der Deutschen in der Sowjetunion diskutiert.
Tagung: Akteure mittelalterlicher Außenpolitik
in Ostmitteleuropa
Veranstalter: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Thüringische Landesgeschichte, Herder-Institut
Marburg, 14.-15. November
Die Tagung war den Formen und Trägern außenpolitischen Handelns im östlichen Mitteleuropa im 14./15.
Jahrhundert gewidmet. Nach einer thematischen Einleitung, in der Norbert Kersken (Marburg) die Entwicklungslinien der jüngeren Forschung nachzeichnete und dabei
besonders auf Kontakt- und Kommunikationsformen einging, widmeten sich drei thematische Sektionen dynastischen Herrschern, Ständen sowie Gelehrten und Beratern
als Trägern von Außenbeziehungen. Angesprochen wurde
im Einzelnen die Außenpolitik der letzten Přemysliden
(Robert Antonín, Ostrava), der litauischen Gediminiden
im Vorfeld der Annahme des christlichen Glaubens (Rimvydas Petrauskas, Vilnius) sowie des herzoglichen Pommern an der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert (Rafał
Simiński, Szczecin). Eine wichtige Form der Gestaltung
von Außenpolitik auf Herrschertreffen wurde am Beispiel
der Verhandlungen zwischen Böhmen, Polen, dem Ordensstaat und Ungarn in Trentschin und Visegrád 1335
(Lenka Bobková, Praha) angesprochen. Die Bedeutung der
östlichen Peripherie in den Jahrzehnten zum Beginn des
16. Jahrhunderts wurde in Beiträgen zur polnischen Ostpolitik (Tetiana Grygorieva, Kyjiv) und den Beziehungen
Livlands zu Moskau (Alexander Baranov, Berlin) erhellt,
während der Blick auf wettinische Eliten im späten Ordensstaat (Stephan Flemmig, Jena) Formen der überregionalen personalen Netzwerkbildungen aufzeigte. Das
wachsende Gewicht ständischer Akteure seit dem späten
14. Jahrhundert konnte vor allem mit Blick auf Polen (Ju-
64
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
lia Burckhardt, Heidelberg und Dariusz Wróbel, Lublin)
verdeutlicht werden, während die Außenpolitik des nachhussitischen Böhmen mit Blick auf die Wiedereingliederung in das transnationale Machtgeflecht vor besonderen
Aufgaben stand (Uwe Tresp, Potsdam). Prägende und vermittelnde Gruppen wurden mit Blick auf die Regelung der
Nachfolge Kasimirs III. (Dániel Bagi, Pécs), auf das wittelsbachische und luxemburgische Brandenburg (Mario Müller, Hildesheim) und die Gestaltung der Beziehungen Polens zum Ordensstaat (Adam Szweda, Toruń) in den Fokus
gerückt. Ein besonderes Profil in der Propagierung und
Legitimierung von Außenpolitik vor allem an den polnischen und ungarischen Höfen gewannen italienische
Humanisten (Paul Srodecki, Gießen). Eine in großen Linien systematisierende und kontextualisierende Zusammenfassung (Martin Kintzinger, Münster) machte die Leistungen der Tagung deutlich und stellte sie den Befunden für
das westliche Europa gegenüber.
Tagung: Cities and River Environments – a Versatile
Relationship. Conflicts between Local, National and
Transnational Patterns of Governance in East Central
Europe and Beyond
Veranstalter: Herder-Institut
Marburg, 20.-21. November
Mit der Entscheidung, ein umweltgeschichtliches Thema
zum Gegenstand ihrer Jahrestagung zu machen, untermauerte die Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“ den sich abzeichnenden
Trend in der Historiografie Ostmitteleuropas und hob zugleich das große Potenzial hervor, das die laufenden Projekte am Institut für die umweltgeschichtliche Perspektive
bergen. Eszter Gantner und Christian Lotz luden als Organisatoren dazu ein, das Verhältnis zwischen Stadt und
Fluss anhand von Beispielen historisch zu analysieren
und zu vergleichen. Ziel der Tagung war es, einen möglichst großen Raum für die Diskussion der Beiträge sowie
einen Austausch über die vorgestellten Ansätze und ihre
Übertragbarkeit auf andere Forschungsthemen zu bieten.
Dementsprechend wurden die Beiträge in drei Sektionen
verteilt: Fisheries, Governance, Water Interventions. Jede
Sektion wurde zudem von einem Kommentar flankiert.
Einleitend stellte Christian Lotz (Marburg) die inhaltlichen
Ziele der Tagung vor: Insbesondere drei Aspekte sollten behandelt werden: die Rolle der Experten und der Wissensbestände in der Entwicklung der flussgeprägten urbanen
Räume, die Frage nach der Herkunft und der Position der
Akteure, die an den Debatten um Gestaltung eben jener
Räume beteiligt waren, sowie die Beschaffenheit von Grenzen der Stadt- und Flusslandschaften bzw. die Voraussetzung für ihre Verschiebung. Die Wahl der Beispiele bot die
Gelegenheit, Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede in der
Gestaltung und Wahrnehmung der Stadt-Fluss-Beziehung
in unterschiedlichen Regionen herauszuarbeiten. Aufgegriffen wurden in den Diskussionen vor allem Fragen zur
Bedeutung der Flüsse für die Entwicklung der Städte, zu
Konflikten zwischen den konkurrierenden Nutzungen der
Ressource Fluss sowie zu der Art und Verbreitung des Wis-
sens, das bei der Gestaltung der urbanen Flussräume eingesetzt wurde. So wurde festgestellt, dass der ökonomische
Druck für die Gestaltung der urbanen Flusslandschaften
in vielen Fällen maßgeblich war. Das galt vor allem für
die Beispiele Wien und Budapest, zumal die Donau bei
Budapest in der Zwischenkriegszeit zu einem wichtigen
Knotenpunkt der Nahrungsversorgung avancierte. Der
ökonomische Druck spielte hingegen bei der Errichtung
des Abwassersystems in Moskau am Ende des 19. Jahrhunderts weniger eine Rolle. Umso mehr förderte die Debatte um die „Rückständigkeit“ Moskaus das Vorhaben. Ein
Resultat des politischen Willens war die Errichtung der
Stadt Petersburg, der die italienische Stadt Venedig und die
west- und südeuropäische Technologie als Vorbilder galten. Daran zeigt sich, dass die Stadt-Fluss-Beziehung sich
in einem Spannungsfeld zwischen ökonomischem Druck,
politischer Macht und symbolischem Charakter bewegt(e).
Hinsichtlich der Akteure wurde in der Diskussion die Notwendigkeit hervorgehoben, die jeweiligen Akteure nach
ihren Interessen deutlich zu differenzieren.
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
65
5.6
Stipendiatinnen und
Stipendiaten,
Gastwissenschaftlerinnen
und Gastwissenschaftler
Stipendiatinnen und Stipendiaten
des Herder-Instituts
Sven Lepa, Tartu
(Januar)
„Baltische Bestände am Herder-Institut (Familienarchiv Schulz-Meyer)“
Monika Szurlej M.A., Złotoryja
(Januar)
„Die deutsche Zivilgesellschaft im
besetzten Krakau 1939-45“
Dipl.-Psych. Andreas Jüttemann,
Berlin
(Januar – Februar)
„Das Erbe einer Epidemie: Zur
Geschichte und Topografie der
Lungenheilstätten in Mittel- und
Ostdeutschland sowie Polen“
Dr. Tõnis Liibek, Tallinn
(Februar)
Monografie: „Die materielle Kultur
der Stadtbewohner Tallinns im
18. Jahrhundert“
Prof. Dr. Irina Belintseva, Moskva
(März)
„Die Holzarchitektur (Blockhäuser
und Fachwerkbauten) in Ostpreußen
(heutiges Kaliningrader Gebiet) aus
dem Zeitraum XIX. – erste Hälfte
XX. Jh“
Dr. Joanna Nalewajko-Kulikov,
Warszawa
(März)
„Yiddish Daily Press and the
Construction of Jewish Nation
(1905-1939)“
Baiba Vanaga M.A., Rīga
(April)
„Künstlerinnen in Lettland von der
Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940“
Dr. Bálint Varga, Bukarest
(Mai)
„Konkurrierende Geschichtsvisionen
und Regionalismus in Osteuropa,
1880-1940“
66
Dr. Nóra Gózonné Etényi, Budapest
(Juli)
„Politische Symbole über die europäische Position des Königreichs
Ungarn in der frühneuzeitlichen
Öffentlichkeit“
Kadi Polli, Tartu
(September)
„Die Familie von Liphart. Kunstsammlungen des deutschbaltischen
Adels im 19. Jahrhundert – Baltische
Kunst der Aufklärungszeit“
Dr. Anna G. Piotrowska, Kraków
(Juli)
„Musical Portraying of Roma in the
Eastern and Central Europe and Its
Consequences“
Prof. Dr. Krzysztof Rzepa, Poznań
(September)
„Richard Witting. Vater des modernen Posen und Mitgestalter der
Weimarer Republik“
Katarzyna Wodarska-Ogidel M.A.,
Warszawa
(Juli)
„Theater in den Kriegsgefangenenlagern und Konzentrationslagern
(1939-45)“
Dr. hab. Sławomir Zonenberg,
Bydgoszcz
(September)
„Die Reimchroniken des Deutschen
Ordens vom 17. bis zum 19. Jahrhundert“
Dr. Anselm Heinrich, Glasgow
(Juli – August)
„Theater in Osteuropa unter deutscher Besetzung (1939-1944)“
Dr. Grzegorz Bębnik, Katowice
(September – Oktober)
„Deutscher Volksbund 1933-1939.
Von der Dachorganisation bis zum
Verfechter des Nationalsozialismus“
Dr. Radosław Supranowicz, Olsztyn
(August)
„,Europa bis zum Ural‘. Die Idee des
vereinten Europa in den deutschen
und polnischen Presseaussagen nach
1945“
Prof. Dr. Paweł Zajas, Poznań
(August)
„Deutsche Kulturpropaganda und
deutsch-polnischer Kulturtransfer im
Ersten Weltkrieg“
Ewelina Kaczor M.A., Chęciny
(August)
„Patterns of Representation of Saint
Hedwig of Silesia in Medieval Sources“
Dr. habil. Zsombor Tóth, Budapest
(August)
„Amor patriae – Western Discourses
and Their Reception in the East – a
Comparative Approach“
Julianna Orsós M.A., Pécs
(August – September)
„Jüdisch-christliche conviventia
(Zusammenleben) und concivilitas (Mitbürgerschaft) im Heiligen
Römischen Reich in der ersten Hälfte
des 16. Jahrhunderts“
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Dr. Galina Potapova, St. Peterburg
(Oktober)
„Johann Friedrich Ernst Albrecht
(1752-1814): ein politischer Schriftsteller der deutschen Spätaufklärung
in den russischen Ostseeprovinzen
und in St. Petersburg“
Dr. Magdalena Izabella Sacha,
Gdańsk
(Oktober)
„West- und Ostpreußen als Museumsthema in Nachkriegsdeutschland
– die Re-Konstruktion oder Konstruktion der verlorenen Heimat?“
Dr. Valentina Spune, Rīga
(Oktober)
„Formation, Regulierung und Krise
des korrigierten Körpers (Mitte des
18. Jahrhunderts bis zu den 1930er
Jahren)“
Sebastian Borchers M.A., Berlin
(Oktober – November)
„Rhythmus und Klang. Grundlagen
der Wechselbeziehungen zwischen
Deutschland und Polen in der Neuen
Musik (1956-1989)“
Justyna Lijka M.A., Malbork
(November)
„Das Schaffen des Danziger Romantikers Johann Carl Schultz (18011873)“
Dr. Maris Saagpakk, Tallinn
(November)
„Didaktisierung der Materialien zur
deutschbaltischen Kulturgeschichte“
Dr. Muntis Auns, Rīga
(November)
„Besiedelung Kurlands im 18. Jahrhundert“
Dr. Mirosław Sikora, Katowice
(Dezember)
„Stehlend im Dienst der sozialistischen Gemeinschaft. Kooperation und Informationsaustausch
zwischen den Geheimdiensten des
Warschauer Paktes auf dem Gebiet
Forschung und Entwicklung, mit
besonderer Berücksichtigung Polens
1970-1990“
Stipendiat anderer Förderer
Prof. Dr. Robert Gerwarth, Dublin
(Oktober 2013 – März 2014)
„Europe’s ,Postwar‘, 1918-23“
(Fellowship der Alexander-vonHumboldt-Stiftung)
Dr. Denis Lomtev, Moskva
(Oktober – Dezember)
„Studien zum Marburger Nachlass
der Komponistin Ella von SchultzAdaiewsky“
(Alexander von Humboldt-Stiftung)
Gäste mit eigenen Mitteln
Dr. Klaus Richter, Birmingham
(Februar)
„Kriegsgeschichte“
Denise v. Weymarn, Basel
(März)
„Geschwisterbeziehungen im
deutschbaltischen Adel des 18. und
19. Jahrhunderts“
Dr. Alexey Rakhmanin, St. Peterburg
(Dezember)
„The Public Image of Researcher in
Totalitarian Society: Soviet Press on
Tartu School of Semiotics“
Dr. Roman Shiroukhov, Vilnius
(März)
„Western Balts Social, Economic,
and Cultural Development in the
10/11-13th CC“
Leibniz Graduate School Visiting
Fellows
Bart Vink, Nijmegen
(April und Oktober)
„Das Jahr 1905 im Baltikum“
Dr. Vassilis Petsinis, Lund
(Februar – April)
„Patterns and Management of Ethnic
Relations in Serbia and Estonia: A
Comparison“
Prof. Dr. Steven Seegel, Greely
(Mai)
„Map Wars: Transnational Lives and
Deaths of Geographers in the Making of East Central Europe“
Dr. Christian Cercel, Swansea
(Mai – Juli)
„Romania and the Deportation of
its German Minority to the Soviet
Union“
Dr. Vasilijus Safronovas, Vilnius
(März – April)
„The Construction of National
Spaces in a Pluricultural Region: The
Case of Prussian Lithuania“
Austauschwissenschaftler/innen
Zenonas Norkus, Vilnius
(Juni)
„Baltikum“
Inga Ilariene M.A., Vilnius
(Februar)
„Die Urkunden Livländischer Provenienz aus dem XIII.–XVI. Jh. im
Archiv der Kanzlei des Großfürstentums Litauen“
Janet Ward, Oklahoma
(Juni)
„Stadtplanung 2. Weltkrieg in Ostmitteleuropa“
Adrianna Michel, Bad Endbach
(laufend während des ersten Halbjahres)
„Polen/Dissertation“
Oliver-Frank Hornig, Wiesbaden
(laufend während des ersten Halbjahres)
„Schlesien“
doc. Ph. Dr. Lubos Švec, Praha
(August – September)
„Baltikum“
Agata Chmielowska, Wrocław
(September)
„Mittelalterliche Stadtplanung in
Niederschlesien“
Marta Kaluch-Tabisz, Wrocław
(September – Oktober)
„Kanzelaltäre in Schlesien“
Dr. Hiljar Tammela, Tallinn
(Oktober – November)
„Nachumsiedlung aus Estland“
Dr. Olev Liivik, Tallinn
(Oktober – November)
„Nachumsiedlung aus Estland“
Vera Adam, Marburg
(laufend während des Jahres)
„Burgen und Schlösser in Böhmen/
Heraldik“
Dr. Dr. h.c. Winfried Irgang,
Weimar/Lahn
(laufend während des Jahres)
„Schlesien“
Heinrich Mrowka, Langenstein
(laufend während des Jahres)
„Schweidnitz/Ostpreußen 19. Jh.“
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
67
6 Wissenschaftstransfer
6.1
Ausstellungen
Zoppot, Cranz und Rigaer Strand – Ostseebäder im
19. und 20. Jahrhundert
Im Objektiv des Feindes – Die deutschen Bildberichterstatter im besetzten Warschau 1939-1945/
W objektywie wroga. Niemieccy fotoreporterzy
w okupowanej Warszawie 1939-1945
Eine Ausstellung des Herder-Instituts, Marburg, in Zusammenarbeit mit dem Haus der Begegnungen mit der Geschichte, Warschau (Dom Spotkań z Historią Warszawa), der
Polnischen Akademie der Wissenschaften, Warschau (Polska
Akademia Nauk, Warszawa), dem Bundesarchiv in Koblenz
und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit der Bildagentur bpk sowie dem Museum Europäischer Kulturen – Staatliche Museen zu Berlin im Rahmen des Föderalen Programms
der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Die Ausstellung steht
unter der Schirmherrschaft der Stadtpräsidentin der Stadt
Warschau (Warszawa) und des Regierenden Bürgermeisters
der Stadt Berlin
Deutsch-Polnische Gesellschaft Hannover in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule, Hannover, 7. April bis 28.
April; Rathaus Sylt/OT Westerland, 1. August bis 31. Oktober
Zum Gedenken an den 70. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen wurde im Herder-Institut Marburg in Kooperation mit den Partnern die zweisprachige Wanderausstellung erstellt und erstmals gezeigt. Sie geht zurück auf
eine zuvor in Warschau (Warszawa), Berlin und Koblenz
präsentierte, umfassendere Bilddokumentation.
Während des Zweiten Weltkriegs kamen rund 700.000
Einwohner von Warschau ums Leben, fast die gesamte
jüdische Bevölkerung wurde ermordet. 1945 war Warschau eine nahezu menschenleere und zerstörte Stadt. Die
gezeigten Fotografien entstammen der Wahrnehmung
durch das „Objektiv des Feindes“, nämlich jenes der Propaganda-Kompanien der Wehrmacht und der Waffen-SS.
Durch die Linse der deutschen Kriegsberichterstatter wird
eine propagandistische Sichtweise auf die besetzte Stadt
und ihre Bewohner gezeigt: der Septemberfeldzug, die Zerstörungen, die Repressionen gegen die Bevölkerung Warschaus, der Alltag in der besetzten Stadt und im Ghetto
bis zu dessen Vernichtung nach dem Ghettoaufstand im
April/Mai 1943, schließlich der Warschauer Aufstand (August bis Oktober 1944) und die totale Zerstörung der Stadt
zwischen Oktober 1944 und Januar 1945.
Eine Ausstellung des Herder-Instituts, Marburg, in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kulturforum östliches Europa, Potsdam, und dem Lehrstuhl für Geschichte Osteuropas
der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt a.d. Oder, gefördert durch die M.C.A. Böckler – Mare Balticum-Stiftung
Schloss Caputh in Kooperation mit der Stiftung Preußische
Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Schwielowsee,
11. Mai bis 10. August
Um 1800 entstanden die ersten Seebäder an der Ostseeküste, zunächst ohne Komfort, mit einfachen Badekarren
und Kaltbädern. Die Badeeinrichtungen dienten der Heilung verschiedener Krankheiten, aber von Beginn an auch
der Erholung und Unterhaltung. Schnell entwickelte sich
die Infrastruktur der Bäder, Warmbadeanstalten entstanden, die Seestege wuchsen immer gewaltiger ins Meer. Spätestens mit Aufkommen der Eisenbahn wurden aus den
ehemals kleinen Fischerorten Unterhaltungszentren, in
denen sich die „Welt“ traf. Im Laufe der Jahre entwickelte
sich so eine spezifische Badekultur, die die Ausstellung an
Hand von drei Ostseebädern – Zoppot (Sopot), Cranz (Selenogradsk) und Rigaer Strand (Jūrmala) – exemplarisch
nachzeichnet und vorstellt. Dabei stehen die Themenbereiche Landschaft und allgemeine Geschichte, Gestaltung
des Raumes, Badegäste, Freizeitgestaltung und Unterhaltung sowie Bäderarchitektur in den aufeinanderfolgenden
Zeitperioden – 19. Jahrhundert, Zwischenkriegszeit, Zeit
des Nationalsozialismus, des Sozialismus/Kommunismus
sowie nach der politischen Wende – im Vordergrund. Es
werden die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten der
drei Badeorte an der südlichen Ostseeküste präsentiert.
Dietmar Popp: Eröffnungsrede zur Ausstellung im Rathaus
Sylt/OT Westerland, 31. Juli
Badende an der Ostsee bei Cranz, handcoloriertes Dia, vor 1945
(Bildarchiv, Inv.-Nr. 90936)
68
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Zeit-Reisen. Schlesien-Ansichten aus der Graphiksammlung Haselbach/Podróże w czasie. Dawne
widoki Śląska na grafikach z kolekcji Haselbacha
Eine Ausstellung des Herder-Instituts, Marburg, des Schlesischen Museums zu Görlitz und des Kunstforums Ostdeutsche Galerie Regensburg in Zusammenarbeit mit dem
Muzeum Architektury we Wrocławiu (Architekturmuseum
Breslau) präsentiert vom Deutschen Kulturforum östliches
Europa
Stadtmuseum im Klosterhof, Coswig, 10. September bis
5. Oktober; Stiftung Fürst-Pückler-Museum, Cottbus, 27.
November 2014 bis 26. April 2015
Fasziniert von der kulturellen Energie, die über Jahrhunderte von seiner Heimat Schlesien ausging, erwarb Albrecht Haselbach (1892-1979), Brauereibesitzer in Namslau, Anfang der 1940er Jahre eine einzigartige Sammlung
von über 4.000 Kupferstichen, Radierungen, Lithografien,
Zeichnungen und Aquarellen. Die im Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg (KOG) und im Schlesischen
Museum zu Görlitz (SMG) aufbewahrten Sammlungsbestände wurden von diesen Einrichtungen erstmals im
Rahmen einer deutsch-polnischen Kooperation mit dem
Herder-Institut in Marburg und dem Architekturmuseum
in Breslau (Wrocław) vollständig dokumentiert und digital
zusammengeführt (siehe die Bilddatenbank auf der Homepage des Herder-Instituts). Die im Rahmen der Projektkooperation ebenfalls vorbereitete Ausstellung präsentiert
eine hochwertige Auswahl aus der Sammlung Haselbach.
Sie lädt ein zu „Zeit-Reisen“ in eine reiche Kulturlandschaft im Herzen Europas, die seit Jahrhunderten Künstler
wie Touristen anzieht. Topografische Darstellungen aus
unterschiedlichen kunsthistorischen Epochen, vor allem
aus der Zeit der Romantik und des Biedermeiers, führen in
eine faszinierende Welt romantischer Gebirgslandschaften, stolzer Städte und früher Industriehochburgen. Sie
zeigen die vielfältigen „Entdeckungen“ Schlesiens durch
Künstler, Stecher und Verlage vor allem mit dem Beginn
des Tourismus im 19. Jahrhundert.
Ernst Stewner. Ein deutscher Fotograf in Polen/
Niemiecki fotograf Polski
Kulturzentrum „Schloss“, Posen (Poznań), 8. November bis
31. Dezember
Der Fotograf Ernst Stewner (1907-1996) gehört zu den
herausragenden Vertretern der Fotografie in Posen und
Großpolen bzw. im Wartheland zwischen 1932 und 1945,
sein Leben und Wirken changiert zwischen Verwurzelung
in der deutschen Kultur einerseits und tiefem Verständnis
für Polen sowie Liebe zu Polen andererseits in dem spannungsgeladenen Raum des östlichen Mitteleuropa und
in einer von mehreren radikalen politischen Brüchen geprägten Zeit. Als Kind deutscher Siedler mehrsprachig aufgewachsen in dem unter russischer Verwaltung stehenden
multikulturellen Wolhynien, lässt sich Ernst Stewner nach
der Schulzeit in Oberschlesien in der polnischen Provinz
Großpolen nieder und findet neben seinen beruflichen
Tätigkeiten zunächst als Privatlehrer, dann als Redakteur
und kaufmännischer Leiter im Lutherverlag in Posen Gelegenheit, die Fotografie als Leidenschaft und als Profession
zu verfolgen. Der Autodidakt beteiligt sich in den 1930er
Jahren rege an Ausstellungen polnischer Fotografie in Posen sowie anderen Städten Polens, er wird dabei von den
polnischen Fotografen anerkannt und mehrfach prämiert.
Außerdem veranstaltet Stewner selbst Ausstellungen zur
(deutschen) Heimatfotografie in Polen, einer sich in der
Zwischenkriegszeit in Mitteleuropa etablierenden Stilrichtung mit verschiedenen regionalen Ausprägungen. Mit
dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und der deutschen
Okkupation Polens ab September 1939 sowie im Zuge
der Enteignung polnischer Firmeneigentümer bekommt
er das florierende Fotofachgeschäft seines Kollegen Kazimierz Greger in Posen übertragen, das er wesentlich ausbaut und als „Foto-Stewner“ 1941 mit neuen, größeren
Geschäftsräumen wiedereröffnet. Nach Kriegsdienst als
Fotospezialist und Filmvorführer sowie Schreiber gelingen
ihm Ende Januar 1945 im letzten Moment die Flucht in
den Westen und die Rettung einiger seiner Negative und
Fotogerätschaften. Mit seiner Familie baut er in Nienburg
Nach Präsentation der Originale in den Jahren 2007/08 in
Görlitz, Regensburg, Breslau (Wrocław), Kattowitz (Katowice) und Marburg wurde im Winter 2008/09 durch das
Herder-Institut und das Schlesische Museum zu Görlitz
eine Wanderausstellung mit Faksimiles erstellt, die unter
Betreuung und Organisation durch das Deutsche Kulturforum östliches Europa, Potsdam, in den vergangenen und
in den kommenden Jahren an einer Vielzahl von Orten in
Polen und Deutschland gezeigt wurde und wird.
Eröffnung der Stewner-Ausstellung im Posener Kulturzentrum
„Schloss“ durch die polnische Kulturministerin
Prof. Dr. Malgorzata Omilanowska
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
69
6.2
an der Weser eine neue Existenz auf und wird als Chemiefabrikant tätig. Fotografie verfolgt er fortan als private Leidenschaft bis zu seinem Lebensende.
Ernst Stewners Integration in die polnische Gesellschaft
während der Zweiten Polnischen Republik, seine gemäßigte Haltung gegenüber den überwiegend polnischen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seines Geschäfts im
Posen der Okkupationszeit, sein Selbstverständnis als
Deutscher, dessen Heimat Polen ist, deren Landschaften,
städtische und ländliche Bauten, Menschen und ihre Tätigkeiten er liebevoll ablichtet, sowie seine Anerkennung
seitens der zeitgenössischen polnischen Fotografen sind
herausragende Charakteristika dieser bemerkenswerten
Persönlichkeit. In seinen Fotografien gelingt es ihm,
westlich-deutsche künstlerische Tendenzen mit traditionellen polnischen Gestaltungsweisen zu verbinden, in seiner Bildsprache und Ästhetik verschmilzt er „Deutsches“
und „Polnisches“, was ihm den Erfolg auf beiden Seiten
beschert. Sein im Herder-Institut aufbewahrtes, rund 855
Motive umfassendes fotografisches Werk (überwiegend
Schwarz-Weiß-Negative im Format 6 x 6 cm), wie es jetzt
erstmals umfassend in Ausstellung und Katalog gewürdigt
wird, ist deshalb wichtiger Bestandteil des gemeinsamen
deutsch-polnischen Kulturerbes.
Die in Zusammenarbeit von Centrum Kultury „Zamek“
(Kulturzentrum „Schloss“) in Posen (Poznań) mit dem
Herder-Institut vorbereitete Ausstellung beleuchtet erstmals Stewners Wirken umfassend – eingebettet in den
kulturhistorischen Kontext. Die Ausstellung präsentiert
neben Dokumenten zu Leben und Werk Ernst Stewners
vor allem 40 von ihm signierte Originalabzüge sowie 160
ausgewählte Fotografien in hochwertigen Drucken. Diese Bildauswahl ist zugleich auf Tafeln in dem im Verlag
Herder-Institut Marburg herausgegebenen zweisprachigen
Katalog zusammen mit wissenschaftlichen Beiträgen publiziert.
Dietmar Popp: Einführung in die Ausstellung anlässlich der
Eröffnung im Centrum Kultury „Zamek“, Poznań, 7. November.
70
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Lesungen am Herder-Institut
Seit März 2012 richtet die Forschungsbibliothek in regelmäßigen Abständen Lesungen aus. Dabei konnte die Anzahl der Veranstaltungen mit acht Terminen im Jahr 2014
auf hohem Niveau gehalten werden, obwohl die laufende Baumaßnahme gerade im Bibliotheksbereich zu zahlreichen Einschränkungen führte. Durchweg im Lesesaal
der Forschungsbibliothek und damit gleichsam von Büchern umgeben wurden Texte mit Bezug zu den Sammlungs- und Forschungsaktivitäten des Instituts zu Gehör
gebracht. Drei Lesungen richtete das Institut diesmal abteilungsübergreifend komplett selbst aus, andere erfolgten
in enger Kooperation mit der Universität Marburg oder
Partnern aus der Institutsarbeit. Die in der Lokalpresse angekündigten und durch Flyer und Plakate beworbenen Veranstaltungen richten sich an die breite interessierte Öffentlichkeit der Region. Im Institut begleiten und illustrieren
sie jeweils zum einen thematisch passende Vitrinenausstellungen mit Materialien aus den Magazinen von Bibliothek und Sammlungen sowie zum anderen digitalisierte
Bildmedien, die vor, während und nach den Lesungen an
die Leinwand im Lesesaal projiziert werden. Neben dem in
den vergangenen Jahren gewonnenen „Stammpublikum“,
das auf Wunsch jeweils gezielt für die nächste Lesung
eingeladen wird, kamen auch im laufenden Jahr immer
wieder neue Gäste aus Marburg, Gießen und Umgebung,
die sich für literarische, bibliothekarische oder historische
Themen interessieren und bei dieser Gelegenheit häufig
erstmals das Herder-Institut besuchen. Sie erhielten Einblicke in die Vielfalt der Arbeitsgebiete und Tätigkeiten;
häufig entsteht auf diese Weise der Entschluss, die Institutsbestände für eigene Forschungen auch künftig zu nutzen oder eigene Materialien zur Archivierung zu übergeben. Die Forschungsbibliothek hat damit erfolgreich eine
in den zurückliegenden Jahrzehnten etwas in Vergessenheit geratene Veranstaltungsreihe des Herder-Instituts zu
neuem Leben erweckt. Seit Jahresbeginn können alle Interessierten, die aus Terminschwierigkeiten selbst nicht zur
Lesung kommen konnten, die vorgetragenen Texte, die
während der Lesungen live mitgeschnitten werden, nachträglich via Podcast online anhören. Damit konnten wir
in guter Zusammenarbeit mit Öffentlichkeitsarbeit und
Instituts-IT einen vielfachen Wunsch aus Besucherkreisen
rasch und erfolgreich umsetzen.
Marcel Reich-Ranicki, der am 18. September 2013 verstarb,
stand im Mittelpunkt der ersten Lesung am 18. März. Thomas Anz, von 1998 bis 2013 Professor für Neuere deutsche
Literatur an der Philipps-Universität Marburg, las und
kommentierte Textauszüge aus der in zahlreiche Sprachen
übersetzten Autobiografie Mein Leben sowie aus den Werken Über Ruhestörer, Lauter Verrisse, Lauter Lobreden und
Wer schreibt, provoziert. Anz kannte nicht nur Reich-Ranicki
persönlich, ihm gelang es während seiner Marburger Lehrtätigkeit darüber hinaus auch, an der hiesigen Universität
die „Arbeitsstelle Marcel Reich-Ranicki für Literaturkritik
in Deutschland“ einzurichten und dadurch wichtige Teile
von dessen Bibliothek nach Marburg zu holen. Dadurch
verband gleich die erste Lesung einen Arbeitsschwerpunkt
des Herder-Instituts, die deutsch-polnischen (Kultur-)Beziehungen, mit unserem Institutsstandort Marburg auf
faszinierende Weise. Denn Reich-Ranicki wurde am 2.
Juni 1920 in Leslau (Włocławek, Polen) als Marceli Reich
in eine jüdische, deutsch-polnische Familie geboren. 1929
schickten ihn seine Eltern zu wohlhabenden Verwandten
nach Berlin, um ihm eine gute Schulausbildung zu ermöglichen. Im April 1938 legte er sein Abitur am FichteGymnasium ab, wurde aber bereits im Oktober desselben
Jahres von den Nationalsozialisten als polnischer Jude
nicht zum Studium zugelassen, sondern nach Polen ausgewiesen und 1940 ins Warschauer Ghetto umgesiedelt,
in dessen Verwaltung er als Übersetzer bzw. Mitarbeiter
des Ghetto-Untergrundarchivs tätig war. 1943 floh er mit
seiner Frau vor der Deportation nach Treblinka und versteckte sich bei einer polnischen Familie im Untergrund,
bis 1944 sowjetische Truppen Warschau eroberten. Bis
1950 arbeitete er bei der polnischen kommunistischen Geheimpolizei, dann begann seine Karriere als Literaturvermittler durch eine Anstellung beim Warschauer Verlag als
Lektor für deutsche Literatur. Nach einer Reise in die Bundesrepublik 1958 kehrte Reich-Ranicki nicht mehr nach
Polen zurück. Durch seine Mitarbeit in der Gruppe 47 und
Eva-Maria Dickhaut bei ihrer Lesung
den Feuilletons führender Tageszeitungen und besonders
durch die Sendung Das Literarische Quartett wurde er zu
einem der wichtigsten und einflussreichsten deutschen
Literaturkritiker und prägte maßgeblich das literarische
Leben in Deutschland.
Die zweite Lesung fand am 8. April in Kooperation mit
der Forschungsstelle für Personalschriften an der PhilippsUniversität Marburg statt und bezeugte wiederum die enge
Verbindung vom Schlossberg hinunter in die Stadt. EvaMaria Dickhaut, Leiterin der Forschungsstelle, führte in
Leben und Werk von Christian Freiherr von Wolff ein. Birthe zur Nieden las dazu passende Stellen aus einer anlässlich seines Todes in Halle 1754 erschienenen Trauer- und
Gedenkschrift. Die Zuhörerschaft erfuhr faszinierende
Details über Leben und Werk dieses großen Gelehrten und
wurde nicht zuletzt durch Wortschatz und Sprachduktus
der vorgetragenen Quelle zurück ins 18. Jahrhundert entführt. Wolff, Philosoph, Mathematiker und Universalgelehrter, wirkte fast zwanzig Jahre an der Marburger Philipps-Universität. Er wurde 1679 in Breslau als Sohn eines
Gerbers geboren, studierte in Jena und trat schon 1706
eine Professur der Mathematik in Halle an. Von 1723 bis
1740 war Wolff in Marburg tätig, prägte hier die Lehre und
gilt als der geistige Mittelpunkt der Philipps-Universität jener Zeit. Hier versammelte Wolff auch seine berühmtesten
Schüler um sich, unter anderem Michail V. Lomonosov.
Als gebürtiger Schlesier wurde Wolff dadurch zum herausragenden Marburger Vermittler deutschen Gelehrtenwissens an russische Nachwuchswissenschaftler. Er steht damit sinnbildlich für eine Transfer-Leistung, der sich auch
das Herder-Institut seit seiner Gründung verpflichtet weiß.
Mit unserer dritten Lesung gedachten wir am 20. Mai des
Ersten Weltkriegs, dessen Beginn sich im Berichtsjahr zum
100. Mal jährte. Für Deutschland war es ein klassischer
Zweifrontenkrieg, wobei es gerade im Osten, anders als
im Stellungskrieg im Westen, zu vielfachen Frontverschiebungen kam. Betroffen waren durch die vierjährigen
Kriegshandlungen und die folgenden Friedensverträge Regionen, die zum zentralen Sammlungsauftrag des
Herder-Instituts gehören. In Lesungen aus ausgewählten
gedruckten und archivalischen Materialien aus Dokumentesammlung und Bibliothek kamen Zeitzeugen zu
Wort. Männer und Frauen, einfache Soldaten, Kriegsgefangene und Repräsentanten der politischen oder militärischen Führung, Schriftsteller und Pfarrer berichteten in
Auszügen über „ihren“ Krieg in Ostpreußen, Galizien, im
heutigen Polen, Russland und im Baltikum. Ein einschneidendes Ereignis der deutschen und ostmitteleuropäischen
Zeitgeschichte rückte dadurch in persönlich-eindringlicher Weise ganz neu wieder ins Gedächtnis. Der Schwerpunkt lag bei Auswahl und Lesung durch Antje Coburger
und Jan Lipinsky auf dem ersten Kriegsjahr. Parallel waren Dias zu den Kriegszerstörungen 1914 in Ostpreußen
zu sehen. Diese Veranstaltung war zugleich die erste allein
durch hauseigenes Personal konzipierte, vorbereitete und
auch durchgeführte Lesung.
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
71
Andrejs Urdze, erster bevollmächtigter Vertreter des wieder freien Lettlands in der Bundesrepublik Deutschland,
las und berichtete am traditionsreichen 17. Juni voller
Herzblut und mit großem persönlichen Engagement während der vierten Lesung über die Entwicklungen im Baltikum, speziell in Lettland, in den letzten Jahrzehnten.
So wurde es deutlich mehr als ein „Vortrag zu 25 Jahre
Demokratie-Prozess“, wie die Marburger Presse getitelt
hatte. Urdze schöpfte aus eigenen Erfahrungen und entführte die Zuhörerschaft in eine bisher in den Lesungen
nur am Rande behandelte Region des zentralen Sammelund Forschungsauftrags des Herder-Instituts. Der Veranstaltung gelang es dadurch auf überzeugende Weise, dieses
besonderen Jubiläums des Endes sowjetischer Hegemonie
in Ostmitteleuropa zu gedenken. Denn vor 25 Jahren kam
es in ganz Osteuropa zu einem rasanten gesellschaftlichen
Wandel, zu einem Prozess der Demokratisierung, der
Umgestaltung und Erneuerung. In diesem Prozess waren
die drei baltischen Völker, die Esten, Letten und Litauer,
mit die Ersten, die ihre Stimme erhoben und die durch
ihre „singende Revolution“ zum Vorbild für andere wurden. Der sichtbarste Ausdruck des Strebens der baltischen
Völker nach Selbstbestimmung und Unabhängigkeit war
der „Baltische Weg“, die 600 km lange Menschenkette
von Tallinn über Riga nach Vilnius, die im August 1989
im Gedenken an den Hitler-Stalin-Pakt von 2 Millionen
Menschen gebildet wurde. Urdze berichtete unter Einbeziehung aktueller Bezüge zur Krise in der Ukraine über den
schwierigen Prozess der Wiedergewinnung der Unabhängigkeit und über die anschließende soziale, ökonomische
und politische Entwicklung der baltischen Staaten, die
Alexander Bergengruen, der Sohn von Werner Bergengruen
72
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
einerseits als „Erfolgsstory“ gesehen werden kann, doch
andererseits auch geprägt ist von sozialen Gegensätzen
und nationalen Spannungen im Innern und schwierigen
Beziehungen zum großen Nachbarn Russland.
Werner Bergengruen (1892-1964) stand im Mittelpunkt
der fünften Lesung im laufenden Jahr und stieß am 9.
September bei derart vielen Personen auf Interesse, dass
der Lesesaal mit über 60 Personen bis auf den letzten Platz
besetzt war. Gebannt folgte das Publikum den sehr unterhaltsam vorgetragenen und immer wieder mit Zitaten
aus Bergengruens Schriften angereicherten Erinnerungen
von Alexander Bergengruen, dem Sohn des Schriftstellers.
Werner Bergengruen selbst stammte aus Riga, besuchte
das Gymnasium in Lübeck, studierte vor 1914 in Marburg,
München und Berlin, nahm als preußischer Offizier am
Ersten Weltkrieg teil und trat 1919 in die Baltische Landeswehr ein. Sein bekanntestes Werk ist der Roman Der
Großtyrann und das Gericht (1935) – ein eindrucksvolles
Zeugnis der Literatur der „Inneren Emigration“. 1937
wurde er aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. Weitere Hauptwerke sind: Der Tod von Reval (1939),
Am Himmel wie auf Erden (1940, 1941 verboten), Dies
irae (1945), Das Feuerzeichen (1949), Der letzte Rittmeister
(1952). 1992 erschien posthum Schnaps mit Sakuska, eine
Sammlung von Erzählungen, die das Baltikum um 1900
mit „seinen Sitten, Zuständen u. Menschentypen“ vorstellt. Bergengruen war damit neben Siegfried von Vegesack der bedeutendste deutschbaltische Schriftsteller des
20. Jahrhunderts. In Marburg studierte er und heiratete
1919 Charlotte, Tochter des hiesigen Mathematikprofessors Kurt Hensel, dessen Wohnhaus als „Hensel-Villa“ zu
den Gebäuden des Herder-Instituts gehört. Damit gelang
es wie in den vergangenen Jahren auch mit dieser Lesung,
ostmitteleuropäisches Sammlungs- und Forschungsgebiet
des Herder-Instituts auf ideale und sehr konkrete Weise
mit dem Sitzort, ja mit einem der Gebäude des Instituts
zu verbinden.
Unsere sechste und wiederum komplett durch eigenes
Personal inspirierte und ausgerichtete Lesung fand am 28.
Oktober im Rahmen der Aktionswoche „Netzwerk Bibliothek“ statt und rückte gleichsam das Arbeitsumfeld des
Veranstaltungsortes in den Vordergrund. Unter dem Motto „Der Bücherwurm im Buch – Schriftsteller beschreiben Bibliotheken“ lasen Ina Alber, Antje Coburger und
Jan Lipinsky Beispieltexte aus Ost- und Westeuropa, die
das Publikum mitunter zum Schmunzeln, Staunen oder
Nachdenken brachten. Die Auswahl der Titel vermittelte
Vertrautes oder Geheimnisvolles, Humorvolles oder Kritisches. So erklangen Auszüge aus dem „Friedhof der vergessenen Bücher“ in Carlos Ruiz Zafóns Roman Der Schatten des Windes oder Beschreibungen des labyrinthischen
Bibliotheksturms des Klosters in Umberto Ecos Der Name
der Rose bzw. Ecos essayistisch-humorvolle Bemerkungen
aus Die Bibliothek. Das 100. Kapitel zu General Stumms
Besuch in der Wiener Staatsbibliothek aus Robert Musils Der Mann ohne Eigenschaften fehlte ebensowenig wie
Auszüge aus Antal Szerbs In der Bibliothek. Auch Karl Dedecius „Traum von einer europäischen Bibliothek“, der
mit einer Polnischen Bibliothek von einhundert Bänden
in deutscher Sprache begann, erklang im Lesesaal. In den
begleitenden Vitrinen lagen u.a. eindrucksvolle Fotos von
herausragenden, teilweise wegen der Kriegszerstörungen
leider nur noch historischen Bibliotheken und Lesesälen
Ostmitteleuropas.
Unsere siebte Lesung, die die Marburger Presse ausführlich
ankündigte, rückte am 25. November eine Publikation der
Reihe Studien zur Ostmitteleuropaforschung des Verlags Herder-Institut und damit zugleich mit Polen einen Interessenschwerpunkt des Instituts in den Vordergrund. Robert
Spät las aus seiner Dissertation über Die ‚polnische Frage‘ in
der öffentlichen Diskussion im Deutschen Reich, 1894-1918.
Durch diese Kooperation mit Wissenschaftsforum/Verlag
wurde ein weiteres Ziel der Lesungen, in institutsübergreifender Weise aktuelle Forschungs- und Sammlungsthemen in der Öffentlichkeit bekannt zu machen, auf überzeugende Weise erreicht. Der Erste Weltkrieg veränderte
die gesellschaftliche Wahrnehmung des deutsch-polnischen Verhältnisses schlagartig: Hatte sich die Diskussion über die „polnische Frage“ in Deutschland in der Vorkriegszeit um die antipolnische Politik Preußens gedreht,
eröffneten sich nun neue Perspektiven. In zahlreichen Zeitungs- und Zeitschriftenbeiträgen, Broschüren und Monografien diskutierten deutsche und polnische Journalisten,
Publizisten, Politiker und angesehene Persönlichkeiten
über eine deutsch-polnische Verständigung, die Wiedererrichtung eines polnischen Staates und ein antirussisches
Bündnis. Besonders polnische Akteure engagierten sich in
der Debatte und platzierten ihre Auffassungen über die Zukunft des geteilten Polens selbstbewusst in der deutschen
Öffentlichkeit, wo sie auf große Resonanz stießen. Robert
Späth gelang es, die Möglichkeit einer Verständigung zwischen Deutschen und Polen in der ersten Kriegshälfte eindringlich vor Augen zu führen.
Schon in die Weihnachtszeit entführte schließlich am 16.
Dezember eine wiederum komplett durch Institutspersonal konzipierte und bestrittene Lesung zum Gedenken an
den großen ostpreußischen Schriftsteller Siegfried Lenz,
der am 7. Oktober 2014 verstorben war. Lenz wurde 1926
in Lyck, der „Perle Masurens“, im damaligen Ostpreußen geboren. Er zählt zu den bedeutendsten Autoren der
deutschsprachigen Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur.
Der Sohn eines Zollbeamten verbrachte seine Kindheit
und anfängliche Schulzeit in Lyck, nach dem frühen Tod
seines Vaters lebte er dort bei seiner Großmutter. Im Anschluss an sein Notabitur 1943 wurde er zur Kriegsmarine eingezogen. Von 1946 bis 1950 studierte Lenz an der
Universität Hamburg Philosophie, Anglistik und Literaturwissenschaft, brach das Studium jedoch vorzeitig ab
und wurde Volontär sowie später Redakteur der Tageszeitung Die Welt. Dort lernte er auch seine Ehefrau Liselotte kennen, die später einige seiner Bücher illustrierte. Ab
den 1950er Jahren lebte Lenz als freier Schriftsteller in
Hamburg. Sein erster Roman Es waren Habichte in der Luft
überzeugte Kritiker und Leser gleichermaßen. Den größten auch internationalen Erfolg feierte Siegfried Lenz 1968
mit dem später sogar verfilmten Roman Deutschstunde, aus
dem auszugsweise vorgelesen wurde. Lenz’ Werke stehen
in den Lehrplänen zahlreicher Schulen. Der Roman Heimatmuseum, der ebenfalls in Auszügen zu Gehör gebracht
wurde, trägt starke autobiografische Züge und ist gleichsam eine Liebeserklärung an Masuren. Aktiv setzte Lenz
sich für die Ostpolitik Willy Brandts ein und wurde zur
Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrags 1970
nach Warschau eingeladen. 2011 verlieh ihm seine heute
polnische Geburtsstadt Ełk die Ehrenbürgerwürde. Zusätzlich zu Auszügen aus den zwei großen Romanen lasen Elke
Bauer, Antje Coburger, Agnes Laba und Jan Lipinsky auch
aus Lenz autobiografischer Vorstellung sowie aus verschiedenen Kurzgeschichten und Novellen, als deren Meister
Lenz gilt. So erklangen Abschnitte aus dem „Leseteufel.
Die erste der masurischen Geschichten“ aus So zärtlich war
Suleyken (1955), aus „Fast ein Triumph“ aus Das serbische
Mädchen (1987) und abschließend als weihnachtlicher
Ausklang aus Das Wunder von Striegeldorf (1957).
18. März
„Wer schreibt, provoziert.“ Thomas Anz liest Textauszüge
aus Mein Leben, Über Ruhestörer und weiteren Werken von
Marcel Reich-Ranicki (Thomas Anz)
8. April
„Er lehrte, Er las, Er dachte, Er schrieb.“ Lesung zum 260.
Todestag von Christian Wolff (Eva-Maria Dickhaut, Birthe
zur Nieden)
20. Mai
„Der Erste Weltkrieg. Zeitzeugen berichten über die ‚Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts‘“ (Antje Coburger, Jan
Lipinsky)
17. Juni
„25 Jahre wiedergewonnene Freiheit in Osteuropa. Der baltische Weg – wohin hat er geführt?“ (Andrejs Urdze)
9. September
„Werner Bergengruen zum 50. Todestag. Weit über den baltischen Raum hinaus. Leben und Werk“ (Alexander Bergengruen, Dorothee M. Goeze, Peter Wörster)
28. Oktober
„Der Bücherwurm im Buch. Schriftsteller beschreiben
Bibliotheken“ im Rahmen der Aktionswoche „Netzwerk Bibliothek“ (Ina Alber, Antje Coburger, Jan Lipinsky)
25. November
„Annäherung – Verständigung – Bündnis: Deutsche und
Polen im Ersten Weltkrieg“ (Robert Spät)
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
73
16. Dezember
„Suleyken oder kleine Erkundungen der masurischen Seele.
Gedenken an Siegfried Lenz 1926-2014“ (Elke Bauer, Antje
Coburger, Agnes Laba, Jan Lipinsky)
Für das Jahr 2015 sind bereits weitere Lesungen, u.a. zum
70. Jahrestag der Befreiung des Lagers in Auschwitz, zur
Biografie des Historikers Gotthold Rhode, zur Neuausgabe der Reiterarmee, Geschichten über den polnisch-sowjetischen Krieg (1920) von Isaak Babel, zur Publikation
Deutsch-Polnische Erinnerungsorte sowie zum Ersten Weltkrieg im Jahr 1915 geplant.
6.3
Herder-Kolloquium
19. Februar
„Nationalism and the ,New‘ Far-right in Hungary“
Vassilis Petsinis (Lund)
19. März
„More Than Just Daily News: Towards a Reappraisal of
Yiddish Daily Press in Poland, 1905-1939“
Joanna Nalewajko-Kulikov (Warszawa)
7. Mai
„Science and Politics in the 20th Century: Crises and
Continuity in Times of Political Upheaval“,
Justus-Liebig-Universität Gießen
Mitchell Ash (Wien)
2. Juli
„(Selbst-)Hilfe in Zeiten der Hilflosigkeit? Die ,Jüdische
Soziale Selbsthilfe‘ und die „Jüdische Unterstützungsstelle“ im Generalgouvernement 1939-1944/45“
Annalena Schmidt (Marburg)
6. August
„Polen und die deutsche Kunst- und Kulturpropaganda
im Ersten Weltkrieg“
Paweł Zajas (Poznań)
Öffentliche Vorträge
4. März
Internationale und interdisziplinäre Frühjahrsakademie „Wissenstransfer und urbaner Raum. Formate,
Modi und Akteure des Wissenstransfers in den Städten
Ostmittel- und Osteuropas“, Herder-Institut, Marburg
„Stadt- und Urbanitätsgeschichte in Ostmitteleuropa –
ein Forschungsüberblick“
Heidi Hein-Kircher (Marburg)
4. März
Internationale und interdisziplinäre Frühjahrsakademie „Wissenstransfer und urbaner Raum. Formate,
Modi und Akteure des Wissenstransfers in den Städten
Ostmittel- und Osteuropas“, Herder-Institut, Marburg
„Urbanität als Forschungsproblem in der Geschichte
des östlichen Europa“
Anna Veronika Wendland (Marburg)
6. März
Internationale und interdisziplinäre Frühjahrsakademie „Wissenstransfer und urbaner Raum. Formate,
Modi und Akteure des Wissenstransfers in den Städten
Ostmittel- und Osteuropas“, Herder-Institut, Marburg
„Urbanisierung und Wissensformate: Budapest 18801914“
Eszter B. Gantner (Marburg)
11. September
Herder-Institut, Marburg
„Der Schlagbaum. Von der Inszenierung zur globalen
Ikone des 2. Weltkriegs“
Gerhard Paul (Flensburg)
30. Oktober
Hans-Lemberg-Vorlesung in Kooperation mit der PhilippsUniversität Marburg und dem Collegium Carolinum,
Landgrafensaal, Hessisches Staatsarchiv Marburg
„‚Our Empire‘ – Neue Sichtweisen auf die Geschichte der
Habsburgmonarchie“
Pieter M. Judson (Firenze)
15. Oktober
„Die verlorene Heimat im Museum“
Magdalena Izabella Sacha (Gdańsk)
12. November
„Zivilgesellschaftliches Engagement im postsozialistischen Polen – soziologische Perspektiven“
Ina Alber (Marburg)
3. Dezember
„‚Pruzzenland‘. Das ehemalige Ostpreußen als Thema
für Schülerinnen und Schüler in Deutschland, Polen,
Russland und Litauen. Vorstellung einer Schulbuchanalyse und einer digitalen Quellen-Edition“, mit einer
Einführung von Vadim Oswalt (Herder Chair, Gießen)
Stephanie Zloch (Braunschweig)
74
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Gerhard Paul
6.4
Lehre
Ina Alber M.A.
Fachhochschule Frankfurt a.M.
„Modul 19.4 – Zielgruppensensible
Kommunikation und Konfliktbearbeitung“
Seminar
Wintersemester 2013/2014
Kinga Kuligowska M.A.
Europa-Universität Viadrina,
Frankfurt a.d. Oder
„Germanistik als Forschungsfeld,
Studiengang Interkulturelle Germanistik“
Seminar
Wintersemester 2013/2014
Dr. Peter Wörster
(Modul 6)“, Schwerpunkt Stadtforschung
Bachelor-Seminar
Sommersemester 2014
Dr. Heidi Hein-Kircher
Philipps-Universität Marburg
„Ostmitteleuropa vor dem Ersten
Weltkrieg. Dynamiken nationaler,
politischer und sozialer Bewegungen“
Übung
Sommersemester 2014
Dr. Anna Veronika Wendland
Justus-Liebig-Universität Gießen
„Umweltgeschichte im östlichen
Europa“
Hauptseminar
Sommersemester 2014
(mit Dorothee M. Goeze M.A.)
Dr. Norbert Kersken
Philipps-Universität Marburg
„Stammbücher als Quelle zur Kulturgeschichte der baltischen Region
vom 17. bis zum frühen 19. Jahrhundert (Arbeit mit Archivmaterial)“
Übung
Wintersemester 2013/2014
Justus-Liebig-Universität Gießen
„Zwischen Polen und dem Reich.
Die Slaven zwischen Elbe und Oder
(9.-12. Jh.)“
Hauptseminar
Sommersemester 2014
Prof. Dr. Peter Haslinger
Ina Alber, M.A.
(mit Dr. Elke Bauer und Dr. Daniela
Kraus)
Justus-Liebig-Universität Gießen
„Weltkrieg edieren – Erster und
Zweiter Weltkrieg in Text- und Bildeditionen“
Übung/Blockveranstaltung
Wintersemester 2013/2014
Annalena Schmidt M.A.
Justus-Liebig-Universität Gießen
„Jiddisch is gor nischt asoj schwer!
Jiddische Texte lesen und verstehen“
Proseminar
Sommersemester 2014
Dr. Eszter B. Gantner
Humboldt Universität zu Berlin –
Institut für Europäische Ethnologie
„Praxen und Praktiken urbaner Erinnerungskultur – Der Fall Berlin
Fachhochschule Frankfurt a.M.
„Modul 19.4 – Zielgruppensensible
Kommunikation und Konfliktbearbeitung“
Seminar
Sommersemester 2014
Georg-August-Universität Göttingen
9. Interdisziplinäre Methodenwoche
der Göttinger Graduiertenschule
Gesellschaftswissenschaften,
„Basic Principles of Qualitative Social
Research“
Seminar
Sommersemester 2014
Dr. Eszter B. Gantner
Humboldt Universität zu Berlin –
Institut für Europäische Ethnologie
„Urban Imagineering – Die Stadt und
ihre Bilder (Modul 6)“, Schwerpunkt
Stadtforschung
Bachelor-Seminar
Wintersemester 2014/2015
Elisa-Maria Hiemer M.A.
Justus-Liebig Universität Gießen
„Geschichtsbilder und Geschichtsverständnis in der neuesten polnischen
und tschechischen Literatur“
Übung
Wintersemester 2014/2015
Dr. Norbert Kersken
Justus-Liebig-Universität Gießen
„Polen und das Reich im Mittelalter“
Proseminar
Wintersemester 2014/15
Dr. Piotr Kuroczyński
Technische Universität Darmstadt
„Aus der Polygonsuppe … Wie
beschreibe ich meine 3D-Modelle,
damit sie verstanden werden“
Lectures at the Department of
Information and Communication
Technology in Architecture
Vorlesung
Wintersemester 2014/2015
Annalena Schmidt M.A.
(mit Monika Rox-Helmer)
Justus-Liebig-Universität Gießen
„Frühe Holocaust- und Lagerliteratur
aus dem Projekt GeoBib als Quelle:
Vorbereitung von Schullesungen
zum Holocaust-Gedenktag“
Proseminar
Wintersemester 2014/2015
Dr. Jan Surman
Philosophische Fakultät der
Leibniz-Universität Hannover
„Qualitative Text- und Diskursanalyse“
Seminar
Sommersemester 2014
Goethe-Universität Frankfurt a.M.
„Zwischen Paris, Berlin und
St. Petersburg: Wissenschaften in der
Belle Époque“
Übung
Wintersemester 2014/2015
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
75
Dr. Anna Veronika Wendland
Vortrag: „The Sociology of Knowledge Approach to Discourse Analysis“, Workshop „Discourse Analysis
of Ancient Religious Texts“, Max
Weber Center of Advanced Social
and Cultural Studies, Erfurt,
8. August.
Moderation mit Impuls (mit Maret
Bening): Workshop „TEQ in außeruniversitären Forschungs- und
Serviceeinrichtungen“, 2. TOTAL
E-QUALITY-Netzwerktreffen,
Johannes Gutenberg-Universität
Mainz, 13. Februar.
Vortrag mit Lesung: „,Thue ein
Häferl Wein …‘ – Das Kochbuch der
Eva König. Rezepte von Lessings
Frau“, Volkshochschule Groß Gerau,
Schloss Dornberg, 8. März.
Dr. des. Ina Alber
Vortrag: „Civil Society and Its Role
in Reconciliation Processes in East
Central Europe“, Internationale
Sommerakademie „Societies in Transition. Former Soviet Union and East
Central Europe between Conflict and
Reconciliation“,Thüringer Sozialakademie, Jena, 25. August.
Vortrag: „Erinnerungs- und Erzählmuster oppositioneller Kategorien in
der polnischen Gesellschaft“, Dritte
Tagung Deutsche Polenforschung
„Wissen, Verstehen, Übersetzen:
Nachbarn im Dialog“, Gießen,
21. März.
Vortrag: „Closing Lecture II“, Internationale Sommerakademie „Societies in Transition. Former Soviet
Union and East Central Europe between Conflict and Reconciliation“,
Thüringer Sozialakademie, Jena,
28. August.
Begrüßung und Einführung:
Workshop „Aktuelle Forschungen
zu Nachkriegsgewalt 1918-1923“,
Herder-Institut, Marburg, 26. März.
Vortrag: „,Gläserne AkteurInnen‘
– zwischen Anonymisierung und
intersubjektiver Nachvollziehbarkeit“, Tagung „Forschungsethik in
der qualitativen und quantitativen
Sozialforschung“, Ludwig-Maximilians-Universität München, 12. September.
Justus-Liebig-Universität Gießen
„Galizien 1915. Osteuropa und der
Erste Weltkrieg“
Übung, als Blockveranstaltung
Wintersemester 2014/2015
6.5
Publikationen, Vorträge,
Präsentationen der
Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter
Vortrag: „,Maybe you remember
from history‘ – Biographical Narrations from Times of Polish communism“, Tagung „The People’s
Republic of Poland and the German
Democratic Republic in Everyday
Experience. Biography – Memory
– Interpretation“, Dom Spotkań z
Historią, Warszawa, 27. März.
mit Anna Veronika Wendland:
„Begrüßung und Einführung in das
Programm der Leibniz Graduate
School“, Auftakt-Workshop der
Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut, Marburg,
2. April.
Zusammenfassung: Auftakt-Workshop der Leibniz Graduate School
„Geschichte, Wissen, Medien in
Ostmitteleuropa“, Herder-Institut,
Marburg, 2. April.
76
Vortrag: „Narrating the ‚Transition to
Democracy‘ – on the Interdependency of Discourses and Biographies“,
Konferenz „Genealogies of MemoryCollective vs Collected Memories.
1989-1991 from an Oral History Perspective“, Warszawa, 7. November.
Dr. Elke Bauer
mit Bodo Plachta: G.E. Lessing.
Emilia Galotti, Studienausgabe,
Stuttgart 2014.
Tagungsleitung (mit Maret Bening):
15. Tagung Chancengleichheit der
Leibniz-Gemeinschaft, Bildungszentrum Erkner, 12.-14. März.
Vortrag (mit Dietmar Popp): „Zbiory gdańskie Instytutu Herdera w
Marburgu“, Vortragsreihe des Towarzystwo Dom Uphagena „Kultura
dawnego Gdańska“, Uphagenhaus,
Gdańsk, 30. Oktober.
Antje Coburger M.A.
Vortrag (mit Agnes Laba): „Der
Erste Weltkrieg und seine Folgen in
den Online-Angeboten des HerderInstituts für historische Ostmitteleuropaforschung“, „Themenraum
Ostmitteleuropa“, 50. Deutscher
Historikertag, Göttingen, 26. September.
Vortrag (mit Christoph Schutte):
„Präsentation eines Leibniz-Instituts:
Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung, Marburg“,
Jahrestagung der Personal- und
Betriebsräte aus Einrichtungen der
Leibniz-Gemeinschaft, ver.di Bildungszentrum, Gladenbach,
29. September.
Sarah Czerney M.A.
Visual History – The Value of Historical Photographs as a Source in the
Age of Digitization“, in: Agnieszka
Seidel-Grzesińska, Ksenia Stanicka-Brzezicka (Hrsg.): Obraz i metoda,
Wrocław 2014 (Cyfrowe spotkania
z zabytkami 4), S. 81-89.
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
„Migration als Normalzustand“,
Rezension der Ausstellung „Das neue
Deutschland. Von Migration und
Vielfalt“ im Deutschen HygieneMuseum Dresden, http://www.zeitgeschichte-online.de/geschichtskultur/
migration-als-normalzustand
Vortrag: „Zwischen Nation und
Europa. Nationale Geschichtsmuseen
als Medien transnationaler Historiografie“, Auftakt-Workshop der Leibniz Graduate School „Geschichte,
Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“,
Herder-Institut, Marburg, 2. April.
Vortrag: „Inszenierung kultureller
Identitäten und Diversitäten im
Musée des civilisations de l’Europe
et de la Méditerranée Marseille
(MuCEM)“, Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde
„Identitätsfabrik reloaded. Museen
als Resonanzräume kultureller Vielfalt und pluraler Lebensstile“,
Badisches Landesmuseum,
Karlsruhe, 22.-24. Mai.
Vortrag: „Musealized Memories
– Filmic Witnesses as Media of
Transnational Historiography in
National Museums“, International
NITMES-Conference (Network in
Transnational Memory Studies)
„Memory Transfers and Transformations“, Universität Konstanz,
25.-27. Juni.
Vortrag: „Gendering Nationalmuseen. Gender als Kategorie zur
Analyse nationaler Geschichtsmuseen“, 4. Landesweiter Tag der
Genderforschung in Sachsen-Anhalt,
Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg, 6. November.
Themenmodul „Internetpräsenz des
Städteatlas“
gemeinsam mit Wolfgang Kreft und
Dariusz Gierczak: Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte/
Historyczno-topograficzny atlas
miast śląskich/Historicko-topografický atlas slezských měst/HistoricalTopographical Atlas of Silesian
Towns 2009-2014. (www.herderinstitut.de/staedteatlas-schlesien)
Vortrag: „Historisch-topographischer
Atlas schlesischer Städte – Aktueller
Entwicklungsstand und Ausblick“,
Arbeitstreffen des AK Historische
Kartographie, Institut für vergleichende Städtege-schichte, Münster,
30. Oktober.
Präsentation (mit Wolfgang Kreft):
„Historisch-topographischer Atlas
schlesischer Städte – Nowa Sól/
Neusalz“, Buchmesse, Leipzig,
16. März.
Vortrag: „Hungarian Jewish Identities in contemporary Budapest“,
internationale Konferenz „Old Rules
& New Traditions“, University College London/Centre for Ecology and
Evolution, 20. Februar.
Begrüßung und Einführung (mit
Heidi Hein-Kircher): Internationale
und interdisziplinäre Frühjahrsakademie „Wissenstransfer und urbaner
Raum. Formate, Modi und Akteure
des Wissenstransfers in den Städten
Ostmittel- und Osteuropas“, HerderInstitut, Marburg, 4. März.
Dr. Eszter B. Gantner
Anthropological Journal of European
Cultures, 23 (2014), 2, hrsg. mit Jay
Oppenheim.
Jewish identities in contemporary
Hungary, in: Bet Debora: Generationen/Generations, January 2014,
http://www.bet-debora.net/de/
publikationen-2/bet-debora-journalgenerationen/
mit Jay Oppenheim: Jewish Space
Reloaded: An Introduction, in: Anthropological Journal of European
Cultures, 23 (2014), S. 1-10.
Dipl.-Ing. Marc Friede
Drei Karten: Territoriale Gliederung der Belarussischen Sowjetischen Sozialistischen Republik
1945/1955/1965, in: Rayk Einax
(Hrsg.): Entstalinisierung auf
Weißrussisch. Krisenbewältigung,
sozioökonomische Dynamik und
öffentliche Mobilisierung in der
Belorussischen Sowjetrepublik
1953-1965, Historische BelarusStudien, Band 2, Wiesbaden 2014,
S. 59, 130, 164.
Vortrag: „Jüdisches Erbe als städtisches Erbe“, Workshop „Urban Heritage“, Georg-Simmel-Zentrum für
Metropolenforschung, HumboldtUniversität zu Berlin, 24. Januar.
Interpreting the Jewish Quarter, in:
Anthropological Journal of European
Cultures, 23 (2014), 2, S. 26-42.
Tagungsbericht (mit Heidi Hein-Kircher): Wissenstransfer und urbaner
Raum. Formate, Modi und Akteure
des Wissenstransfers in den Städten
Ostmittel- und Osteuropas, in: IMS
2/2014, Themenschwerpunkt: Stadt
und Armut im langen 19. Jahrhundert, S. 147-152.
Vortrag: „Vom Flash mob bis Guerilla
Gardening: Urbane Interventionen“,
Institutskolloquium Stadtforschung,
Institut für Europäische Ethnologie/
Humboldt-Universität zu Berlin,
7. Januar.
Vortrag: „Urbanisierung und Wissensformate: Budapest 1880-1914“,
Internationale und interdisziplinäre
Frühjahrsakademie „Wissenstransfer
und urbaner Raum. Formate, Modi
und Akteure des Wissenstransfers in
den Städten Ostmittel- und Osteuropas“, Herder-Institut, Marburg,
6. März.
Zusammenfassung (mit Heidi
Hein-Kircher): Internationale und
interdisziplinäre Frühjahrsakademie
„Wissenstransfer und urbaner Raum.
Formate, Modi und Akteure des Wissenstransfers in den Städten Ostmittel- und Osteuropas“, Herder-Institut,
Marburg, 7. März.
Vortrag: „Urbanisierung und Wissensformate – Budapest 1880-1914“,
Auftakt-Workshop der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen,
Medien in Ostmitteleuropa“,
Herder-Institut, Marburg, 2. April.
Vortrag: „Wissensformate und Urbanität: 1880-1914 Budapest“, Workshop „Knowledge and Diversity“ der
Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut, Marburg,
25. Juni.
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
77
Vortrag: „‚Who’s Heritage? Jewish
Tangible Heritage as a Space of Conflict‘ – The Case of Budapest Jewish
Quarter“, The Xth Congress of the
EAJS, Paris, 20.-24. Juli.
Vortrag:„Urbanization and Knowledge-distribution in the fin de siècle
Budapest“, 9th Science and Technology in the European Periphery
(STEP) Meeting, Lissabon,
1.-3. September.
Dariusz Gierczak M.A.
mit Robert Krzysztofik und Weronika
Dragan: Genesis and Development of
the Spatial Structures in Former Border Railway Centres Mysłowice – Szczakowa – Granica (Maczki), Poland,
in: Environmental & Socio-economic
Studies 2, H. 1 (2014), S. 35-44.
Themenmodul „Internetpräsenz des
Städteatlas“
mit Wolfgang Kreft und Marc Friede:
Historisch-topographischer Atlas
schlesischer Städte/Historycznotopograficzny atlas
miast śląskich/Historicko-topografický atlas slezských měst/HistoricalTopographical Atlas of Silesian
Towns 2009-2014.
Rezension/Buchbesprechung „Die
Zukunft der Kartographie. Neue
und nicht so neue epistemologische
Krisen“ (Hrsg. Marion Picker), in:
Comparativ – Zeitschrift für Globalgeschichte und vergleichende
Gesellschaftsforschung 24 (2014), 1,
Leipzig.
Impuls-Beitrag: „Stadt und Wandel
abbilden – das Beispiel Görlitz/Zgorzelec, Stadt – Landschaft – Wandel“,
Tagung des Bundes für Heimat und
Umwelt und Civilscape „TownScapes
Forum Berlin“, Berliner Stadtbibliothek/Landesbibliothek Berlin,
31. Mai.
Dorothee M. Goeze M.A.
Adel im Baltikum. Archivbestände
und Forschungsmöglichkeiten in der
Dokumentesammlung des HerderInstituts Marburg (DSHI), in: Christoph Franke (Hrsg.): Adelsarchive in
der historischen Forschung, Marburg
2014, S. 11-21.
Document Collection of the Herder
Institute, in: Heinz Peter Brogiato,
Klaus-Peter Kiedel (Hrsg.): Research,
Travel, Exploration. The Lifeworlds
of the Leibniz Association Archives,
Halle 2014, S. 170.
Records from Personal Registers, in:
Heinz Peter Brogiato, Klaus-Peter
Kiedel (Hrsg.): Research, Travel,
Exploration. The Lifeworlds of the
Leibniz Association Archives, Halle
2014, S. 174-175.
The World of Nobility in the
Baltic, in: Heinz Peter Brogiato,
Klaus-Peter Kiedel (Hrsg.): Research,
Travel, Exploration. The Lifeworlds
of the Leibniz Association Archives,
Halle 2014, S. 90-91.
mit Manfred v. Boetticher, Peter
Wörster): Aus den Archivalien im
Herder-Institut [Gustav Graf von
Lambsdorffs testamentarische
Stiftung für Gutsarbeiter 1901], in:
Nachrichtenblatt der Baltischen
Ritterschaften, 56 (2014), 1 (Nr. 221),
S. 6-7.
Panel – Chair: „Sweden’s Early Influence in the Baltic“, The Yale Conference on Baltic and Scandinavian
Studies, New Haven, 13. März.
Vortrag: „Big Streams and Small
Facts: What Archival Sources Can
Tell about a Region: Unknown Facts
about the Swedish Time in the Baltic“, The Yale Conference on Baltic
and Scandinavian Studies,
New Haven, 13. März.
Vortrag: „Forschungsmöglichkeiten
zur Geschichte der Ritterschaften“,
23. Tagung der baltischen ritterschaftlichen Familienverbände im
Verband der baltischen Ritterschaf-
78
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
ten e. V., Schloss Höhnscheid,
23. März.
Vortrag: „Die Dokumentesammlung des Herder-Instituts und die
Übernahme von Familienarchiven”,
Familientag von Hahn, Schloss
Höhnscheid, 16. August.
Vortrag: „Stadtgeschichte des
Baltikums (im 19. Jahrhundert)
im Spiegel archivischer Quellen in
Deutschland“, 26. Baltisches Seminar: Städtisches Leben im Baltikum
im 19. Jahrhundert“, Lüneburg,
7. November.
Prof. Dr. Peter Haslinger
Heimstätten der Nation. Ostmitteleuropäische Vereins- und
Gesellschaftshäuser im transnationalen Vergleich, hrsg. mit Heidi Hein-Kircher und Rudolf Jaworski,
2., veränderte Aufl., Marburg 2014.
Der spatial turn und die Geschichtsschreibung zu Ostmitteleuropa in
Deutschland (Summary), in: Zeitschrift für OstmitteleuropaForschung, 63 (2014), S. 74-95.
Wissensvermittlung im Zeitalter der
Informationsgesellschaft – Archive und Sammlungen im digitalen
Wandel, in: Jens Aspelmeier (Hrsg.):
Veröffentlichungen der Archivschule
Marburg Nr. 57, Transparenz für die
Bürger? Perspektiven historischer
Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit in Archiven, Beiträge zum 17.
Archivwissenschaftlichen Kolloquium der Archivschule Marburg, 2014,
S. 31-50.
Austria-Hungary, in: Robert Gerwarth, Erez Manela (Hrsg.): Empires
at War: 1911-1923, Oxford 2014,
S. 73-90.
Vortrag: „Contexts, Dynamics and
Limits of Political Mobilization: Concluding Remarks“, Part two of the
double-conference „Political
Mobilization in East Central and
Southeast Europe“, Institut für Ostund Südosteuropaforschung, Regensburg, 15. Februar.
Einführung zum Festvortrag von Jurij
Andruchowytsch: „Die Polen. Aus
der Perspektive eines Angenäherten“,
Dritte Tagung Deutsche Polenforschung „Wissen, Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im Dialog“, Gießen,
20. März.
Leitung der Sektion „Der Erste
Weltkrieg und Polen“, Dritte Tagung
Deutsche Polenforschung „Wissen,
Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im
Dialog“, Gießen, 21. März.
Kommentar zu den Vorträgen der
Sektion „Der Erste Weltkrieg und
Polen“, Dritte Tagung Deutsche
Polenforschung „Wissen, Verstehen,
Übersetzen: Nachbarn im Dialog“,
Gießen, 21. März.
Vortrag: „Der Erste Weltkrieg im
Jahr 2014 – vom vergessenen zum
wiederentdeckten Krieg?“, „Die beiden Weltkriege in den deutsch-polnischen Wissenschaftsbeziehungen“,
Kooperationstagung der Polnischen
Akademie der Wissenschaften und
der Leibniz-Gemeinschaft in der
Reihe „Wissenschaftsdialog – grenzüberschreitend. Potenziale und Herausforderungen für die Geistes- und
Sozialwissenschaften“, Warszawa,
3. September.
Teilnahme an einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Panels:
„Die deutsche Besatzung in Polen.
Alltag – Lebenswelten – Erinnerung“,
Polnischer Historiker Tag, Szczecin,
19. September.
mit Tatjana Tönsmeyer: Leitung
der Sektion: „Herrschaft und ihre
Mittlerinstanzen. Lokale Administrationen und Akteure in den im Zweiten Weltkrieg von der Wehrmacht
besetzten Gebieten“,
50. Deutscher Historikertag, Göttingen, 24. September.
Teilnahme an der Podiumsdiskussion „Das Ende des Ersten Weltkriegs. Folgen für die kulturelle
Vielfalt in Mittel- und Osteuropa“,
Schlüterhof, Deutsches Historisches
Museum, Berlin, 7. Oktober.
Dr. Heidi Hein-Kircher
Heimstätten der Nation. Ostmitteleuropäische Vereins- und Gesellschaftshäuser im transnationalen Vergleich,
hrsg. mit Peter Haslinger und Rudolf
Jaworski, 2., veränderte Aufl., Marburg 2014.
‚Akt von Gnesen‘: Ein Gipfeltreffen
im Jahr 1000, in: Hans Henning
Hahn, Robert Traba (Hrsg.): DeutschPolnische Erinnerungsorte, Band 2:
Geteilt/Gemeinsam, Paderborn 2014,
S. 81-92.
Schulbuchbeitrag: Auszüge aus
Kult Piłsudskiego i jego znaczenie
dla państwa Polskiego, 1926-1939,
Warszawa 2008, S. 123, 129-130, in:
Exam preparation. Historia, Warszawa 2014, S. 138.
Schulbuchbeitrag: Deutsche Mythen
und ihre Wirkung, in: Abi-Box Geschichte für Niedersachen IV Abitur
2015, Hannover 2015, S. 30-31.
Tagungsbericht: Infrastrukturen
der Versorgung. Ein Workshop zur
Geschichte kommunaler Wirtschaftspolitik im 19. und frühen 20.
Jahrhundert, in: Informationen zur
modernen Stadtgeschichte 1/2014,
S. 141-144.
Tagungsbericht (mit Eszter B. Gantner): Wissenstransfer und urbaner
Raum. Formate, Modi und Akteure
des Wissenstransfers in den Städten
Ostmittel- und Osteuropas, in: IMS
2/2014, Themenschwerpunkt: Stadt
und Armut im langen 19. Jahrhundert, S.147-152.
Galizien als Forschungsfeld, in:
Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 64 (2014), S. 561-569.
Begrüßung und Einführung (mit
Eszter B. Gantner): Internationale
und interdisziplinäre Frühjahrsakademie „Wissenstransfer und urbaner
Raum. Formate, Modi und Akteure
des Wissenstransfers in den Städten
Ostmittel- und Osteuropas“,
Herder-Institut, Marburg, 4. März.
Vortrag: „Stadt- und Urbanitätsgeschichte in Ostmitteleuropa – ein
Forschungsüberblick“, Internationale und interdisziplinäre Frühjahrsakademie „Wissenstransfer und
urbaner Raum. Formate, Modi und
Akteure des Wissenstransfers in den
Städten Ostmittel- und Osteuropas“,
Herder-Institut, Marburg, 4. März.
Zusammenfassung (mit Eszter
B. Gantner): Internationale und
interdisziplinäre Frühjahrsakademie
„Wissenstransfer und urbaner Raum.
Formate, Modi und Akteure des Wissenstransfers in den Städten Ostmittel- und Osteuropas“, Herder-Institut,
Marburg, 7. März.
Moderation: Workshop „Aktuelle
Forschungen zu Nachkriegsgewalt
1918-1923“, Herder-Institut,
Marburg, 26. März.
Vortrag (mit Liliya Berezhnaya):
Opening remarks, Tagung „Bulwarks
in a ‚Religious Triangle‘. Borderland
Myths in East European Multiconfessional Societies in the Age of
Nationalism“, International Conference of the Herder-Institute and
the Cluster of Excellence „Religion
and Politics“ in cooperation with the
Polish Academy of Sciences, Institute
of History and the Canadian Institute
of Ukrainian Studies, Westfälische
Wilhelms-Universität Münster, Münster, 15. Mai.
Moderation: „ Antemurale Topos:
‚Historical and Political Backgrounds‘ (European and Religious
Applications)“, Tagung „Bulwarks
in a ‚Religious Triangle‘. Borderland
Myths in East European Multiconfessional Societies in the Age of Nationalism“, International Conference of
the Herder-Institute and the Cluster
of Excellence „Religion and Politics“
in cooperation with the Polish Academy of Sciences, Institute of History
and the Canadian Institute of Ukrainian Studies, Westfälische WilhelmsUniversität Münster, Münster,
15. Mai.
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
79
Vortrag: „The Bulwark Mission:
Polish Travel Guides on Galicia and
Lviv at the End of the 19th – the First
Decades of 20th Century“, Tagung
„Bulwarks in a ‚Religious Triangle‘.
Borderland Myths in East European
Multiconfessional Societies in the
Age of Nationalism“. International
Conference of the Herder-Institute
and the Cluster of Excellence „Religion and Politics“ in cooperation
with the Polish Academy of Sciences,
Institute of History and the Canadian Institute of Ukrainian Studies,
Westfälische Wilhelms-Universität
Münster, Münster, 15. Mai.
Felix Heinert M.A.
Vortrag: „‚Foucault‘ vor Ort? Oder:
‚Versicherheitlichung und Diskurse
über Rechte von Minderheiten und
Mehrheiten: Stanisławów, Pińsk
(Zweite Polnische Republik) und
Užhorod (Karpatoukraine), 19191938‘“, Jahrestagung des Sonderforschungsbereichs/Transregio 138
„Dynamiken der Sicherheit. Formen
der Versicherheitlichung in historischer Perspektive“, Schloss Rauischholzhausen, 3. Oktober.
Elisa-Maria Hiemer M.A.
Outrageous Taboo Breaking or
Ingenious Narrative Strategy? About
Zyta Rudzka’s „Ślicznotka doktora
Josefa“ and its perception in German
and Polish reviews, in: Reinhard Ibler
(Hrsg.): Der Holocaust in den mitteuropäischen Literaturen und Kulturen
seit 1989, Stuttgart 2014,
S. 317-329.
Vortrag: „Jüdisches autobiographisches Schreiben als mitteleuropäisches Phänomen? Zum Wieder- und
Neuaufbau jüdischer kultureller
Topographien“, Tagung „Slavische
Literaturen als Weltliteratur. Hybride
Konstellationen“, Justus-Liebig Universität Gießen, 13. November.
cepcí“, Masaryk Universität, Brno,
19. November.
Vortrag: „Varianten autobiographischen Schreibens. Ein Systematisierungsversuch“, Masterclass „Neuere
Ansätze der Erzählforschung“, JustusLiebig-Universität Gießen,
12. Dezember.
Eligiusz Janus M.A.
Vortrag: „Prosopographische Projekte
online. Konzepte und Merkmale“,
Drittes Germersheimer Symposion „Übersetzen und Literatur“,
Johannes Gutenberg-Universität
Mainz, Fachbereich Translations-,
Sprach- und Kulturwissenschaft, Germersheim, 14.-16. November.
Dr. Norbert Kersken
Vortrag: „Politische Sieger und Verlierer in der hochmittelalterlichen
Geschichtsschreibung des östlichen
Mitteleuropa“, Sektion „‚Gewinner‘
in der Kritik, ‚Verlierer‘ ernten Lob.
Jenseits der Panegyrik des ‚guten
Herrschers‘ in der hochmittelalterlichen Chronistik“, 50. Deutscher
Historikertag, Göttingen, 26. September.
Vortrag: „Václav Hájek von Libočan,
Kronyka Czeská“, Arbeitstagung
„Geschichtsschreibung in den böhmischen Ländern“, Institut für Österreichische Geschichtsforschung,
Wien, 16. Oktober.
Vortrag: „Außenpolitik im späten
Mittelalter. Entwicklungslinien und
Probleme der Forschung“
Vortrag auf der internationalen Fachtagung des Herder-Instituts und des
Lehrstuhls für Thüringische Landesgeschichte, Friedrich-Schiller-Universität Jena „Akteure mittelalterlicher
Außenpolitik: Das Beispiel Ostmitteleuropas“, Marburg, 14. November.
Jahresbericht 2014
Versuche einer (De-)Konstruktion regionaler Identität in der
Zips zwischen 1945 und 1948, in:
Burkhard Olschowsky, Robert Traba
u.a. (Hrsg.): Regionen des östlichen
Europas im 20. Jahrhundert: Band
2: Region, Staat, Europa. Regionale
Identitäten unter den Bedingungen
von Diktatur und Demokratie in
Mittel- und Osteuropa, Oldenbourg
2014, S. 125-145.
Vortrag: „Kontinuität oder Bruch?
Eliten als Akteure bei der Konzeptualisierung von Nation und Staat in der
Slowakei von 1938 bis 1948“, Auftakt-Workshop der Leibniz Graduate
School „Geschichte, Wissen, Medien
in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut,
Marburg, 2. April.
Dipl.-Ing. Wolfgang Kreft
Themenmodul „Internetpräsenz des
Städteatlas“
mit Dariusz Gierczak und Marc Friede: Historisch-topographischer Atlas
schlesischer Städte/ Historycznotopograficzny atlas miast śląskich/Historicko-topografický atlas slezských
měst/Historical-Topographical Atlas
of Silesian Towns 2009-2014.
Präsentation (mit Marc Friede):
„Historisch-topographischer Atlas
schlesischer Städte – Nowa Sól/Neusalz“, Buchmesse, Leipzig, 16. März.
Kinga Kuligowska M.A.
Joanna Roster, Dirk Uffelmann
(Hrsg.): Contemporary Polish
Migrant Culture and Literature
in Germany, Ireland, and the UK,
Rezension in: Grenzen und Räume.
Neue Forschungen und Forschungsimpulse, Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 1 (2014), S. 154156.
Teilnahme und Referat: Studienreise nach Warschau, Teilnehmer des
Forschungskolloquiums von Prof. Dr.
Bożena Chołuj, Warschau,
9.-12. Februar.
Vortrag: „Literackie przestrzenie
w literaturze polsko-żydowskiej i
niemiecko-żydowskiej. Regionalizacja a europeizacja“, Tagung „Střední
Evropa včera a dnes: proměny kon-
80
Stanislava Kolková M.A.
Herder-Institut
Vortrag: „Erzwungene Migration
polnischer Intellektueller nach
dem März 1968 – Eine Reise in die
Denkfreiheit?“, Auftakt-Workshop
der Leibniz Graduate School
„Geschichte, Wissen, Medien in
Ostmitteleuropa“, Herder-Institut,
Marburg, 2. April.
Vortrag (mit Oliver Hauck): „Cultural
Heritage Markup Language – How
to Record and Preserve 3D Assets of
Digital Reconstruction“, 6th Conference of ‚Digital Encounters with
Cultural Heritage‘ with the Topic
‚The Invisible Heritage‘, Łódź, 27.
September.
Dr. Piotr Kuroczyński
Vortrag: „Digitale Rekonstruktionen in Virtuellen Forschungsumgebungen – Aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze“,
Vortragsreihe zur Digitalen Kunstgeschichte am Institut für Kunstgeschichte der Ludwig-MaximiliansUniversität München, 16. Dezember.
Z płaszczyzny obrazu w wirtualną
przestrzeń komputerowej rekonstrukcji [prezentacja na CD], in: Agnieszka
Seidel-Grzesińska, Ksenia StanickaBrzezicka (Hrsg.): Obraz i metoda,
Wrocław 2014, S. 212-216.
Digital Reconstruction and Virtual
Research Environments – A Question
of Documentation Standards, in: Proceedings of the AnnualConference of
CIDOC 2014, Dresden. http://www.
cidoc2014.de/images/sampledata/cidoc/papers/L-1_Kuroczynski_paper.
pdf
mit Oliver B. Hauck und Daniel
Dworak: Digital Reconstruction of
Cultural Heritage – Questions of
Documentation and Visualisation
standards for 3D content. www.
academia.edu
Panel-Chair: „Pecha Kucha – Virtuelle Rekonstruktion“ 1st Annual
Conference of the Digital Humanities in German-speaking Region
(Digital Humanities im deutschsprachigen Raum e.V.), Universität
Passau, 25.-28. Februar
Vortrag: „Virtual Reconstructions
in Transnational Research Environments – the Web Portal ‚Palaces
and Parks in Former East Prussia‘“,
Lehrstuhl für Kunstgeschichte,
Caspar-David-Friedrich-Institut an
der Universität Greifswald, 7. April
Vortrag: „Virtual Reconstructions
in Transnational Research Environments – the Web Portal ‚Palaces and
Parks in Former East Prussia‘“, Kolloquium Frühe Neuzeit, Justus-LiebigUniversität Gießen, 28. April.
Vortrag: „Im ‚Mäntelchen wissenschaftlich beglaubigter Tatsächlichkeit‘ – Landkarten als Erinne-rungsort und Propagandamittel
im deutsch-polnischen Konflikt der
Zwischenkriegszeit“, Jahrestagung
„Kartographiehistorisches Colloquium“, Katholische Universität
Eichstätt, 9.-11. Oktober.
Vortrag: „Institutionalizing Mental Maps – The Role of Geography
School Textbooks in the Polish-German Territorial Conflict 1918-1939“,
Jahrestagung des Association for
Slavic, East European, & Eurasian
Studies (ASEEES), San Antonio (USA),
20.-23. November.
Agnes Laba M.A.
Dr. Jan Lipinsky
„Entgegen dem feierlich erklärten
Mehrheitswillen“ – Das Volk als
diskursive Ressource im deutschen
Revisionsgedanken der Weimarer Republik, in: Peter Haslinger, Heidrun
Kämper u.a. (Hrsg.): Demokratiegeschichte als Zäsurgeschichte. Das Beispiel der frühen Weimarer Republik,
Berlin 2014,
S. 123-152.
„Das Kartenbild bleibt.“ Landkarten
als Visualisierungsstrategien im OstDiskurs der Weimarer Republik, in:
Franz X. Eder, Oliver Kühschelm u.a.
(Hrsg.): Bilder in historischen Diskursen, Wiesbaden 2014, S. 221-240.
Vorstellung eines Posters zum
Projekt „Digitaler Atlas politischer
Raumbilder zu Ostmitteleuropa im
20. Jahrhundert (DAPRO)“, Dritte
Tagung Deutsche Polenforschung
„Wissen, Verstehen, Übersetzen:
Nachbarn im Dialog“, Gießen, 20.22. März.
Vortrag (mit Antje Coburger): „Der
Erste Weltkrieg und seine Folgen in
den Online-Angeboten des HerderInstituts für historische Ostmitteleuropaforschung“, „Themenraum
Ostmitteleuropa“, 50. Deutscher
Historikertag, Göttingen, 26. September.
Vortrag: „Michail W. Lomonossow – russischer Universalgelehrter
zwischen Moskau und Marburg“,
Philipps-Universität, Marburg,
14. April.
Vortrag: „Ostmitteleuropa in der
Tagespresse – das Marburger Ausschnittarchiv künftig auch digital?“,
43. Wissenschaftliche Arbeits- und
Fortbildungstagung der Arbeitsgemeinschaft der Bibliotheken und
Dokumentationsstellen der Ost-, Ostmittel- und Südosteuropaforschung
(ABDOS) e.V. „Weiterdenken –
Institutionen der Informationsvermittlung vor neuen Herausforderungen“, Hannover, 6. Mai.
Vortrag: „Vom Nutzen eines online
zugänglichen Presseausschnittarchivs“, Workshop „Intelligente Inhaltserfassung von Zeitungsartikeln“,
Staatsbibliothek Berlin, 26. Mai.
Vortrag: „Die Zeitungsausschnittsammlung – digitaler Zugriff statt
Blätter in zerfallendem Papier“,
Tagung „103. Deutscher Bibliothekartag“, Bremen, 5. Juni.
Vortrag: „Beruf Bibliothekar/in.
Ausbildung, Aufgaben, Tätigkeitsbereiche“, Vorstellung auf der
Berufsbörse 2014 der Elisabethschule
Marburg, 4. Juli.
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
81
Tomasz Łopatka M.A.
Forschungszentrums Gotha,
11. September.
Projektvorstellung: „Möglichkeiten
des elektronischen Publizierens im
Rahmen des Fachrepositoriums zur
Geschichte des östlichen Europa
‚OstDok‘“, Dritte Tagung Deutsche
Polenforschung „Wissen, Verstehen,
Übersetzen: Nachbarn im Dialog“,
Gießen, 21. März.
Dr. Christian Lotz
Die Landsmannschaft Schlesien in
den erinnerungspolitischen Kontroversen zwischen Ost und West, in:
Matthias Stickler (Hrsg.): „Jenseits
von Aufrechnung und Verdrängung.
Neue Forschungen zu Flucht, Vertreibung und Vertriebenenintegration“,
Stuttgart 2014, S. 99-108.
Vortrag: „Zwischen ‚reiner‘ Wissenschaft und ökologischem
Alarmismus? Anläufe zur Institutionalisierung internationalen forstwissenschaftlichen Austauschs im Nordund Ostseeraum während des 19.
Jahrhunderts“, Auftakt-Workshop
der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut, Marburg,
2. April.
Vortrag: „Nachhaltigkeit neuskalieren. Internationale forstwissenschaftliche Kongresse und der Streit
um die Ressourcenversorgung der
Zukunft im Nord- und Ostseeraum,
1870-1914“, Kolloquium, Institut
für Osteuropäische Geschichte der
Universität Köln, 26. Mai.
Vortrag: „Nachhaltigkeit neuskalieren. Internationaler forstwissenschaftliche Kongresse und der Streit
um die Ressourcenversorgung der
Zukunft 1870-1914“, Kolloquium
des Lehrstuhls für Sozial-, Wirtschafts- und Umweltgeschichte am
Historischen Institut der Universität
Freiburg, 30. Juli.
Vortrag: „Nachhaltigkeit kartieren?
Erkundung und Darstellung von
Holz-Ressourcen im Nord- und Ostseeraum 1800-1914“, Kolloquium des
82
Tomaš Nenartovič M.A.
Vortrag: „Territorialisierungsprojekte
und Geopolitik in Nordosteuropa
1890-1939“, Auftakt-Workshop der
Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut, Marburg,
2. April.
Vortrag: „Pacification by Freikorpos.
The Riots in Upper Silesia, 1918/19“,
International Workshop „Riots in
Regions of Heavy Industry. Violence,
Conflict and Protest in the 20th
Century“, Universität Tübingen,
7. November.
Dr. Dietmar Popp
Ernst Stewner. Ein deutscher Fotograf
in Polen/Niemiecki fotograf Polski.
Ausstellungskatalog, (hrsg. mit Piotr
Korduba), 1. Aufl., Marburg 2014.
Sebastian Paul M.A.
The Integration of Eastern Czechoslovakia (1918-1920) and the Minority Question“, in: Virág Rab (Hrsg.):
XII. Országos Grastyán konferencia
előadásai, Pécs 2014, S. 236-243.
mit Piotr Korduba: Einführung/
Wprowadzenie, in: Piotr Korduba,
Dietmar Popp (Hrsg.): Ernst Stewner.
Ein deutscher Fotograf in Polen/Niemiecki fotograf Polski. Ausstellungskatalog, Marburg 2014, S. 10-15.
Die Rezeption des Švejk in der Ersten
Tschechoslowakischen Republik.
Eine Neubewertung und systematische Einordnung, in: Zeitschrift
für Ostmitteleuropa-Forschung, 63
(2014), S. 249-278.
mit Piotr Korduba: Ernst Stewner
1907-1996, in: Piotr Korduba, Dietmar Popp (Hrsg.): Ernst Stewner. Ein
deutscher Fotograf in Polen/Niemiecki fotograf Polski. Ausstellungskatalog, Marburg 2014, S. 16-19.
Wojciech Pieniazek M.A.
Der fotografische Nachlass von Ernst
Stewner im Bildarchiv des HerderInstituts/Spuścizna fotograficzna
Ernsta Stewnera w archiwum ikonograficznym Instytutu Herdera, in:
Piotr Korduba, Dietmar Popp (Hrsg.):
Ernst Stewner. Ein deutscher Fotograf
in Polen/Niemiecki fotograf Polski.
Ausstellungskatalog, Marburg 2014,
S. 119-122.
Vortrag: „Urbane Gewalt in Oberschlesien: Kriminelle Gruppen
während der Abstimmungszeit (19181921)“, Dritte Tagung Deutsche
Polenforschung „Wissen, Verstehen,
Übersetzen: Nachbarn im Dialog“,
Gießen, 21. März.
Vortrag: „Bewaffnete Gruppen
im oberschlesischen Grenzgebiet
1918/19: Binnenstruktur und Motivation“, Workshop „Aktuelle Forschungen zu Nachkriegsgewalt 19181923“, Herder-Institut, Marburg,
26. März.
Vortrag: „Die Frage der Generationen
in der polnischen und deutschen
Nationalbewegung in Schlesien“,
Workshop „Die Generationenforschung. Perspektiven und Grenzen
der Methode für die historische
Forschung der Geschichte des langen
20. Jahrhunderts, Universität Salzburg, 4. April.
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Eröffnungsrede zur Ausstellung „Im
Objektiv des Feindes – Die deutschen
Bildberichterstatter im besetzten
Warschau 1939-1945“, Rathaus Sylt/
OT Westerland, 31. Juli.
Kurzvortrag: „Andrzej Tomaszewski und das Dehio-Handbuch der
Kunstdenkmäler in Polen”, Symposion „Gedenkveranstaltung für
Prof. Dr. Andrzej Tomaszewski“,
Polnisches Institut Berlin, 24. September.
Präsentation: „Das Ausstellungsund Katalogprojekt ‚Ernst Stewner.
Ein deutscher Fotograf in Polen/
Niemiecki fotograf Polski‘“, 22. Ta-
gung des Arbeitskreises deutscher
und polnischer Kunsthistoriker
und Denkmalpfleger „Die Künste
in Zeiten politischer Zäsuren und
gesellschaftlicher Transformation.
Agens, Arena, Projektionsraum“,
Humboldt-Universität Berlin und
Technische Universität Berlin, 24.-27.
September.
Eröffnung und Sektionsleitung beim
Homburger Gespräch 2014 der Böckler-Mare-Balticum-Stiftung: „Vorbild
– Topos – Mythos: Skandinavien
in den Kulturen des Baltikums im
20. und 21. Jahrhundert“, Werner
Reimers Stiftung, Bad Homburg v.d.
Höhe, 16.-17. Oktober.
Vortrag (mit Elke Bauer): „Zbiory
gdańskie Instytutu Herdera w Marburgu“, Vortragsreihe des Towarzystwo Dom Uphagena „Kultura
dawnego Gdańska“, Uphagenhaus,
Gdańsk, 30. Oktober.
Einführung in die Ausstellung „Ernst
Stewner. Ein deutscher Fotograf in
Polen/Niemiecki fotograf Polski“,
Ausstellungseröffnung, Centrum
Kultury „Zamek“, Poznań, 7. November.
Annalena Schmidt M.A.
Vortrag: „(Selbst-)Hilfe in Zeiten der
Hilflosigkeit? Die ‚Jüdische Soziale
Selbsthilfe‘ und die ‚Jüdische Unterstützungsstelle‘ im Generalgouvernement 1939-1945“, Dritte Tagung
Deutsche Polenforschung „Wissen,
Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im
Dialog“, Gießen, 21. März.
Vorstellung eines Posters zum Projekt
„GeoBib: Frühe deutsch- bzw. polnischsprachige Holocaust- und Lagerliteratur (1933-1949). Annotierte und
georeferenzierte Online-Bibliographie zur Erfor-schung von Erinnerungsnarrativen“, Dritte Tagung
Deutsche Polenforschung „Wissen,
Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im
Dialog“, Gießen, 22. März.
Vorstellung eines Posters zum Projekt
„GeoBib: Frühe deutsch- bzw. polnischsprachige Holocaust- und Lager-
literatur (1933-1949). Annotierte und
georeferenzierte Online-Bibliographie zur Erforschung von Erinnerungsnarrativen“, erste Jahrestagung
des Lehrstuhls Digital Humanities an
der Universität Passau in Zusammenarbeit mit dem Verband „Brückenschlag oder ,feindliche Übernahme‘?
Chancen und Risiken der Begegnung
zwischen Geisteswissenschaften und
Informatik“, Passau, 25.-28. März.
Vortrag: „The ‚Aid Agency for Destitute Jews in Poland‘, Zurich, and
the ‚Jewish Social Self-help‘/‚Jewish
Aid Agency‘ in the Generalgouvernement 1939-1944/45“, Yad Vashem
International Conference, Jerusalem,
15.-18. Dezember.
Dr. Christoph Schutte
Richard Hamann in Posen 1911-13,
in: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft 40 (2013), S. 7-26.
Vortrag (mit Antje Coburger): „Präsentation eines Leibniz-Instituts:
Herder-Institut für historische
Ostmitteleuropaforschung, Marburg“, Jahrestagung der Personalund Betriebsräte aus Einrichtungen
der Leibniz-Gemeinschaft, ver.
di Bildungszentrum, Gladenbach,
29. September.
Dr. Ksenia Stanicka-Brzezicka
Obraz i metoda, hrsg. mit Agnieszka
Seidel-Grzesińska, Wrocław 2014.
mit Joanna Lubos-Kozieł und Agnieszka Seidel-Grzesińska: Dzieło
sztuki a jego obraz. Aktualne problemy terminologiczne, in: Obraz i
metoda, hrsg. mit Agnieszka SeidelGrzesińska, Wrocław 2014, S. 35-45.
mit Sławomir Brzezicki: Dokumenty
ikonograficzne w bazach danych –
problemy merytoryczne, techniczne
i prawne na przykładzie bazy danych
Instytutu Herdera w Marburgu, in:
Obraz i metoda, hrsg. mit Agnieszka
Seidel-Grzesińska, Wrocław 2014,
S. 142-150.
mit Agnieszka Seidel-Grzesińska:
Wielojęzyczne słowniki hierarchiczne w dokumentacji muzealnej w
Polsce, in: Muzealnictwo 55 (2014),
S. 169-179.
Indexiert in: Index Copernicus Journals Master List, BazHum, Google
Scholar, CEJSH (The Central European Journal of Social Sciences and
Humanities), Urlich’s Periodicals.
Auch online:
http://muzealnictworocznik.
com/abstracted.php?level=4&id_
issue=873565&dz=s6
Dr. Jan Surman
Objektivität, Bestandsaufnahme,
Territorium: Galizische Quelleneditionen und ihre Verortung zwischen
wissenschaftlichen und ideologischen Ansprüchen, in: Christine
Ottner, Klaus Ries (Hrsg.): Die Institutionalisierung der Geschichtsforschung: Universitäten und Wissenschaftsakademien in Deutschland
und Österreich (1850-1900), Stuttgart
2014, S. 98-222.
Divided Space – Divided Science?
Closing and Transcending Scientific
Boundaries in Central Europe, in: W.
Boyd Rayward (Hrsg.): Transcending
Boundaries in Europe in the Period
of the Belle Epoque: Organizing
Knowledge, Mobilizing Networks,
and Effecting Social Change, Burlington-Surrey 2014, S. 69-84.
Projektvorstellung: „Wissenschaft in
Übersetzung. Wissenschaftssprachen
in Zentraleuropa im langen 19ten
Jahrhundert“, Auftakt-Workshop der
Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut, Marburg,
2. April.
Vortrag: „Managing Language for
Science in Imperial Contexts: The
Case of Polish Purism around 1900“,
Tagung „Ideology in Grammar“,
Universität Salzburg, 11.-12. April.
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
83
Vortrag (mit Franz Leander Fillafer):
„Linguistic Classifications and Hapsburg Cultural Policy in the Second
Half of the Nineteenth Century“,
Tagung „National Races: Anthropology, Classification and Politics
in the Nineteenth and Twentieth
Centuries“, University College Cork,
28.-29. Juli.
Vortrag: „Hegel bei den Slawen:
polnische nationale Philosophie als
Übersetzung des deutschen Idealismus“, IFK Akademie „Übersetzung
als Kulturtechnik“, Internationales
Forschungszentrum Kulturwissenschaften Wien, Maria Taferl,
26. August.
Vortrag: „Purism and Internationalism in Late 19th Century Polish Scientific Language: Search For ‚Own‘
Science?“, Konferenz „9th Science
and Technology in the European
Periphery (STEP) Meeting“, Lissabon,
2. September.
Vortrag: „Uses and Abuses of ‚Postcolonial Theory‘ in East Central
Europe“, Kongress „Fourth European
Congress on World and Global History (ENIUGH)“, Paris, 5. September.
Vortrag: „Internationalisation
Against the State? The Polish
Scientific Community in the Belle
Époque“, 97. Jahrestagung der
Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik e.V. (DGGMNT)
„International Cooperation and
Competition in Shifting Political
Contexts: Knowledge Production
in Central Eastern Europe in the
19th and 20th Century“, München,
13. September.
Vortrag: „Paris-Wien-St. Petersburg
oder Alger-Brno-Charkiv? Wissensund Wissenschaftstransfers zwischen
‚composite states‘“, Konferenz „Les
investissements scientifiques, technologiques et financiers des nations
européennes en Russie (1871-1914)
et les préliminaires de la Première
Guerre mondiale/Die wissenschaftlichen, technologischen und finanziellen Investitionen der europä-
84
ischen Staaten in Russland und die
Vorzeichen des Ersten Weltkriegs“,
Institut français d’Autriche, Wien,
26. September.
Vortrag: „Culture Beyond Language? Late Habsburg Monarchy
As an (Imperial) Culture of Knowledge“, Jahrestagung „Transgressing
Difference. New Approaches to the
Cultures of Knowledge“, Institut für
Kulturwissenschaften und Theatergeschichte, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien, 9.
Oktober.
Mathias Voigtmann M.A.
Vortrag: „Die Freikorps als Schule der
Gewalt – Die Baltikumer als spezielle
Gewaltgemeinschaft unter besonderer Berücksichtigung der Biographie
Ernst von Salomons“, Workshop
„Aktuelle Forschungen zu Nachkriegsgewalt 1918-1923“, HerderInstitut, Marburg, 26. März.
Dr. Anna Veronika Wendland
Ostmitteleuropäische Städte als
Arenen der Verhandlung nationaler, imperialer und lokaler Projekte,
in: Steffi Marung, Katja Naumann
(Hrsg.): Vergessene Vielfalt. Territorialisierung und Internationalisierung
in Ostmitteleuropa seit der Mitte
des 19. Jahrhunderts, Bielefeld 2014,
S. 106-131.
Wissensformen der Kerntechnik im
transnationalen Vergleich, in:
Ferrum 86 (2014), S. 57-65.
Offener Brief an Prof. Jörg Baberowski, HU Berlin, zu seinem
Artikel „Zwischen den Imperien“,
in: Die Zeit vom 13.03.2014, S. 52:
euromaidanberlin.wordpress.
com/2014/03/25/ein-offener-briefvon-der-historikerin-anna-veronikawendland/ (25.03.2014).
Für ein neues Land, in: Der Freitag
vom 10.04.2014.
Dr. Jürgen Warmbunn
Vortrag: „Was ist Bibliometrie und
was haben Bibliotheken damit zu
tun?“, Workshop „Publikationskulturen im Wandel in den Osteuropa- und Geschichtswissenschaften
II: Bibliometrie und Rankings in
der redaktionellen und bibliothekarischen Praxis“, Institut für Ost- und
Südosteuropaforschung, Regensburg,
7. Februar.
Vortrag: „Crimes on the Other Side.
The Depiction of the Baltic Countries in the Crime Fiction of Henning
Mankell“, The Yale Conference on
Baltic and Scandinavian Studies, New
Haven, 14. März.
Tagungsleitung: 43. Wissenschaftliche Arbeits- und Fortbildungstagung der Arbeitsgemeinschaft der
Bibliotheken und Dokumentationsstellen der Ost-, Ostmittel- und
Südosteuropaforschung (ABDOS) e.V.
„Weiterdenken – Institutionen der
Informationsvermittlung vor neuen
Herausforderungen“, Hannover,
5.-7. Mai.
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Webversion, 11.04.2014: http://www.
freitag.de/autoren/der-freitag/fuerein-neues-land
Annahme verweigert. Warum der
Aufruf „Wieder Krieg in Europa?
Nicht mit uns!“ nicht nur an die
Falschen adressiert ist, sondern
auch falsch ist, euromaidanpress.
com/2014/12/09/annahme-verweigert-replik-von-anna-veronikawendland/
Wie mache ich einen ukrainischen
Atomunfall? Teil 1, maidantranslations.com/2014/12/03/wie-mache-icheinen-ukrainischen-atomunfall/
(2014) Wie mache ich einen ukrainischen Atomunfall? Teil 2. Fakten,
Fakten, Fakten, maidan-translations.
com/2014/12/05/wie-mache-icheinen-ukrainischen-atomunfall-teil2-fakten-fakten-fakten/
Lingua Russiae Imperii, euromaidanpress.com/2014/12/09/lingua-russiae-imperii-anna-veronika-wendland/
Atomwirtschaft und Reaktorsicherheit in der Bundesrepublik.
Sammelrezension zu: Laufs, Paul:
Reaktorsicherheit für Leistungskernkraftwerke. Die Entwicklung im politischen und technischen Umfeld der
Bundesrepublik Deutschland, Berlin
2013/Radkau, Joachim; Hahn, Lothar: Aufstieg und Fall der deutschen
Atomwirtschaft, München 2013, in:
H-Soz-Kult, 03.11.2014, http://www.
hsozkult.de/publicationreview/id/
rezbuecher-22268
Vortrag: „Atomogrady. Kernenergie
und städtische Lebenswelten im östlichen Europa“, Universität Bremen,
17. Januar.
Teilnahme an der Podiumsdiskussion zum Thema „Vielfältige Ukraine: Pro-Russisch, Pro-Europäisch,
Pur-Ukrainisch? Zu den öffentlichen
Diskussionen in den Medien und
den aktuellen Konflikten in der
ukrainischen Gesellschaft“, Gießener
Zentrum Östliches Europa (GiZo),
Justus-Liebig-Universität, Gießen, 30.
Januar.
Vortrag: „Urbanität als Forschungsproblem in der Geschichte des
östlichen Europa“, Internationale
und interdisziplinäre Frühjahrsakademie „Wissenstransfer und urbaner
Raum. Formate, Modi und Akteure
des Wissenstransfers in den Städten
Ostmittel- und Osteuropas“, HerderInstitut, Marburg, 4. März.
Teilnahme an der Podiumsdiskussion „Ukraine quo vadis? Die KrimKrise und die deutsch-polnische Kooperation“, Justus-Liebig-Universität,
Gießen, 20. März.
Kommentar: zu den Vorträgen der
Sektion „Wissenschaft als Übersetzung“, Dritte Tagung Deutsche
Polenforschung „Wissen, Verstehen,
Übersetzen: Nachbarn im Dialog“,
Gießen, 21. März.
Moderation: Workshop „Aktuelle
Forschungen zu Nachkriegsgewalt
1918-1923“, Herder-Institut, Marburg, 26. März.
Begrüßung und Einführung (mit Ina
Alber): Auftakt-Workshop der Leibniz Graduate School „Geschichte,
Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“,
Herder-Institut, Marburg, 2. April.
Vortrag: „Zwischen Nationalstaat
und Staatsnation: Was ist wirklich los
in der Ukraine?“, Landeszentrale für
politische Bildung Thüringen, Erfurt,
4. Juli.
Vortrag: „Living with the Atom in
the Ukraine: Nuclear Technology,
Urban Culture, and Social Identity
Seen from the Inside“, Conference
„Secret Cities and Nuclear Cities:
Two Scholars Discuss their Research
on the Unknown Cityscapes of the
Former Soviet Union“, University of
Mary Washington, Washington DC,
10. April.
Präsentation mit Kick-off-Vortrag
für Konzeptgruppe 2: Versicherheitlichung und Zukunftsverständnis,
Jahrestagung des Sonderforschungsbereichs/Transregio 138 „Dynamiken der Sicherheit. Formen der
Versicherheitlichung in historischer
Perspektive“, Schloss Rauischholzhausen, 4. Oktober.
Vortrag: „Atomogrady. Nuclear Cities
between Utopia and Disaster in Eastern Europe 1965-2011“, Conference
„Visions and Foundations in the
History of Socialist Cities’ Planning
and Construction“, Mortara Center
for International Studies at Georgetown University in Washington DC,
11. April.
Einführungsvortrag: „Polesien – unberührte Wildnis oder atomare Verseuchung? Eine Landschaft zwischen
Belarus und Ukraine“, Vernissage
„Polesien – Fotografien von Oksana
Guizot“, Cafè International, JustusLiebig-Universität, Gießen, 22. April.
Vortrag: „Nationsbildung und transethnische Staatsidee – Revolutionäre
Ukraine 2014“, Ringvorlesung „Ukraine und Russland – Konfliktsplitter“,
Justus-Liebig-Universität, Gießen,
7. Mai.
Vortrag: „The City as Urban Battlefield. Lviv-Lwów-Lvov in Ukrainian,
Polish and Russian Patriotic Cultures“, Tagung „Patriotic Cultures in
WWI“, St. Petersburg, 12. Juni.
Teilnahme an der Podiumsdiskussion: „Zerreißprobe in der Ukraine“,
in der Reihe „Böll International“,
Heinrich-Böll-Stiftung Hessen,
Frankfurt am Main, 13. Oktober.
Vortrag (mit Claudia Kraft): „(Post)Colonialism – (Post)Imperialism:
Innereuropean Hegemonies and
Entanglements“, International Conference „Colonialism and Decolonisation in National History Cultures
and Memory Politics in European
Perspective“, Siegen, 17. Oktober.
Vortrag: „Der Ukraine Konflikt im Fadenkreuz divergierenden innen- und
außenpolitischen Interesses“, Tagesseminar „Russland und der Westen
– der Fall Ukraine“, Landeszentrale
für politische Bildung Thüringen,
Akademie Rosenhof e.V., Weimar,
28. Oktober.
Vortrag: „Historisch arbeiten im
Kontrollbereich. Feldzugänge
zur Geschichte osteuropäischer
Atomstädte (1965-2011), Tagung
„Gegenwartskultur als methodologische Herausforderung der
Kulturwissenschaft(en)“, PhilippsUniversität Marburg, 13. November.
Vortrag: „Die Ukraine-Krise: Worum
es geht, was unser Handeln leitet,
und wie wir handeln sollten“, Studientag Osteuropa der Evangelischen
Landeskirchen Hessen-Nassau/
Kurhessen-Waldeck, Hanau, 28. Juni.
Vortrag: „Innenansichten sowjetischer Atomstädte“, Otto-FriedrichUniversität Bamberg, 1. Juli.
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
85
Dr. Peter Wörster
Die Pacta Subiectionis als Gründungsurkunde des Herzogtums Kurland [lettische Zusammenfassung],
in: Latvijas Zinātņu Akadēmijas Vēstis, A Daļa: Sociālās un Humanitārās
Zinātnes, Section A: Humanities and
Social Sciences, European paradigms
in Latvian and Livonian History,
architecture and art 67 (2013) [2014],
3-5, S. 108-118.
Leonid Arbusow d.J. Sein Nachlaß
und seine wissenschaftlichen Sammlungen, in: Ilgvars Misāns, Klaus
Neitmann (Hrsg.): Leonid Arbusow
(1882-1951) und die Erforschung des
mittelalterlichen Livland, Köln u.a.
2014, S. 151-161.
86
November 1561 in Baltic History,
in: Heinz Peter Brogiato, Klaus-Peter Kiedel (Hrsg.): Research, Travel,
Exploration. The Lifeworlds of the
Leibniz Association Archives, Halle
2014, S. 88-89.
(mit Manfred von Boetticher und
Dorothee M. Goeze): Aus den Archivalien im Herder-Institut [Gustav
Graf von Lambsdorffs testamentarische Stiftung für Gutsarbeiter
1901], in: Nachrichtenblatt der
Baltischen Ritterschaften 56 (2014), 1
(Nr. 221), S. 6-7.
Vortrag: „Kant – Denkmäler des
Philosophen“, Ringvorlesung im
Studium Generale „Leitfiguren der
europäischen Kultur – 100 Jahre
Bonatzbauskulpturen“, Universität
Tübingen, 21. Januar.
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Vortrag: „Sweden in the Baltic: An
Almost Forgotten Chapter of Cultural
Relations“, The Yale Conference on
Baltic and Scandinavian Studies, New
Haven, 13. März.
Grußwort: „Das Herder-Institut in
Marburg und die Vereinigten Kurländischen Stiftungen“, Jubiläumsveranstaltung „Kurlandtag und 100jähriges Jubiläum der Kurländischen
Stiftungen“, Dresden, 21. Juni.
Vortrag: „Stadtgeschichte und Schulgeschichte: Riga und das Kaiserliche
Lyceum“, 26. Baltisches Seminar
„Städtisches Leben im Baltikum im
19. Jahrhundert“, Lüneburg,
8. November.
Kooperation und Internationalität
Institutsorgane und Institutsleitung
Management
7 Kooperation und Internationalität
Als eine der wichtigsten wissenschaftlichen Forschungsund Infrastruktureinrichtungen für die historische Ostmitteleuropaforschung unterhält das Herder-Institut ein
dichtes Netz von Kooperationsbeziehungen zu Institutionen und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im
In- und Ausland. Im Rahmen seiner Sammlungen pflegt
es eine große Anzahl von Tauschbeziehungen mit Bibliotheken und Wissenschaftseinrichtungen in aller Welt.
Eine enge Anbindung einzelner Institutionen der Ostmitteleuropaforschung erfolgt über die Mitgliedschaft
im Trägerverein des Herder-Instituts oder über Rahmenabkommen, spezifische Kooperationsvereinbarungen
oder durch den Wissenschaftlichen Beirat. Auf regionaler
Ebene stand 2014 wiederum die Zusammenarbeit mit der
Justus-Liebig-Universität Gießen im Vordergrund der universitären Kooperationsbeziehungen des Herder-Instituts.
Ein Ausbau der Bibliothekszusammenarbeit war auch
2014 wieder Beleg für die enge Kooperation im Bereich der
hessischen Forschungsinfrastruktur. Die Kooperation mit
den ausländischen Partnern umfasste gemeinsam organisierte Tagungen, sowie die gemeinsame Vorbereitung und
Durchführung von Ausstellungen. Daneben gab es vielfältige Kooperationen mit verschiedenen Museumspartnern
und Ausstellungshäusern und der Polnischen Akademie
der Wissenschaften. Besondere Erwähnung verdient die
Fortführung der engen Kooperation der institutseigenen
Sammlungen mit den Universitäten Wrocław und Kraków
in den Projekten zum Historisch-topographischen Atlas
Kooperationen mit Hochschulen
im In- und Ausland (nach Orten)
Abylay-Khan Universität für
Internationale Beziehungen und
Weltsprachen Almaty
• Kooperation im DAAD-Netzwerk
„Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen im östlichen Europa“
Nationale und KapodistriasUniversität Athen
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation. Der
Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Universität Belgrad
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation. Der
Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
88
schlesischer Städte und zum Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler Polens. Als hervorragende Partner aus dem
Baltikum sind das Stadtarchiv Tallinn sowie das Historische Staatsarchiv in Rīga zu nennen. Das Herder-Institut
für historische Ostmitteleuropaforschung hat zudem die
Kooperation mit historischen Lehrstühlen in der Region
durch die Ernennung von Prof. Dr. Vadim Oswalt von der
Justus-Liebig-Universität Gießen zum Herder Chair weiter verstärkt. Als ausgewisener Experte ist Prof. Dr. Oswalt
neben Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg, ebenfalls JustusLiebig-Universität Gießen, Prof. Dr. Claudia Kraft von der
Universität Siegen und Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer von
der Bergischen Universität Wuppertal und dem KWI Essen
der vierte Herder Chair. Die angestrebte Intensivierung der
bestehenden Zusammenarbeit bezieht sich auf Tagungen
und andere Veranstaltungen sowie die gemeinsame Beantragung und Durchführung von Forschungs- und Infrastrukturprojekten. Die Ausprägung eines regionalen
Schwerpunktes ist hierbei durchaus angedacht. Der Herder Chair wird auf jeweils drei Jahre verliehen und kann
danach bei gegenseitigem Interesse immer wieder verlängert werden. Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer leitet zusammen
mit Prof. Dr. Peter Haslinger das Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German
Occupation“. Prof. Dr. Claudia Kraft hat gemeinsam mit
Anna Veronika Wendland einen Projektantrag im SAWVerfahren initiiert.
Freie Universität Berlin
• Mitglied im Think tank der
Cross Sectional Group V „Space
and Collective Identities“ im
Exzellenzcluster „Topoi“
(Prof. Dr. Peter Haslinger)
Institut für Kunst- und Bildgeschichte, Humboldt-Universität zu
Berlin
• Sommerschule „Kunstgeschichte
im Kalten Krieg. Methoden,
Erkenntnisinteressen, Werteordnungen“
Haupteingang Universität Warszawa
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Ecole Normale Supérieure de
Cachan
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation. Der
Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Universität Babeş-Bolyai ClujNapoca
• Kooperation im DAAD-Netzwerk
„Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen im östlichen Europa“
University of Alberta, Canadian
Institute of Ukrainian Studies,
Edmonton
• Kooperationstagung „Bollwerke
in einem ,religiösen Dreieck‘.
Grenzregionen-Mythen in osteuropäischen multikonfessionellen Gesellschaften“ mit dem
Excellenzcluster „Religion und
Politik“
Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg
• Kooperation im Projekt „Virtuelle
Rekonstruktionen in transnationalen Forschungsumgebungen –
das Portal ‚Schlösser und Parkanlagen im ehemaligen Ostpreußen‘“
Goethe-Universität Frankfurt a.M.
• Zweiter Studientag „Übersetzung
und wissenschaftlicher Wandel“
mit dem Forschungszentrum für
historische Geisteswissenschaften
• Beteiligung an der Lehre
(Dr. Jan Jakub Surman)
Fachhochschule Frankfurt a.M.
• Beteiligung an der Lehre
(Ina Alber M.A.)
• Projektantrag „Polesien als Interventionslandschaft. Raum, Herrschaft, Technologie und Ökologie
an der europäischen Peripherie
1915-2015“
Justus-Liebig-Universität Gießen,
Gießener Zentrum Östliches Europa
(GiZo)
• Mitglied des Direktoriums
(Prof. Dr. Peter Haslinger)
• Zusammenarbeit im Rahmen der
Sektionen
• Kooperation im DAAD-Netzwerk
„Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen im östlichen Europa“
• Dritte Tagung Deutsche Polenforschung „Wissen, Verstehen,
Übersetzen: Nachbarn im Dialog“
Europa-Universität Viadrina
Frankfurt a.d. Oder, Lehrstuhl für
Geschichte Osteuropas
• Wanderausstellung „Zoppot,
Cranz, Rigaer Strand. Ostseebäder
im 19. und 20. Jahrhundert“
• Kooperationsvereinbarung Portal
„Polenstudien.Interdisziplinär“
Justus-Liebig-Universität Gießen
• Kooperationsvereinbarung
• Mitgliedschaft im Kuratorium
des Instituts
• Mitgliedschaft im Vorstand
des Instituts (Prof. Dr. Monika
Wingender)
• Herder Chair
(Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg,
zugleich Stellv. Sprecher der Leibniz Graduate School „Geschichte,
Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“ und Prof. Dr. Vadim Oswalt)
• Beteiligung an der Lehre (Dr. Elke
Bauer, Prof. Dr. Peter Haslinger,
Elisa-Maria Hiemer M.A.,
Dr. Norbert Kersken, Dr. Daniela
Kraus, Annalena Schmidt M.A.,
Dr. Jürgen Warmbrunn, Dr. Anna
Veronika Wendland)
• Bibliothekskooperation
Gemeinsamer Sonderforschungsbereich/Transregio-Projekt „Dynamiken der Sicherheit. Formen der
Versicherheitlichung in historischer Perspektive“
Justus-Liebig-Universität Gießen
Justus-Liebig-Universität Gießen,
Institut für Geographie/Bereich
Geoinformatik und Fernerkundung
• Projekt GeoBib: „Frühe deutschbzw. polnischsprachige Holocaustund Lagerliteratur (1933-1949).
Annotierte und georeferenzierte
Online-Bibliographie zur Erforschung von Erinnerungsnarrativen“
Justus-Liebig-Universität Gießen,
Historisches Institut
• Zusammenarbeit im Rahmen des
Kolloquiums zur Osteuropäischen
Geschichte
• Forschergruppe „Gewaltgemeinschaften“ (Prof. Dr. Peter
Haslinger, Wojciech Pieniazek,
Mathias Voigtmann)
• Herder-Kolloquium mit
Dr. Stephanie Zloch (Braunschweig) „‚Pruzzenland‘. Das
ehemalige Ostpreußen als Thema
für Schülerinnen und Schüler in
Deutschland, Polen, Russland und
Litauen. Vorstellung einer Schul-
buchanalyse und einer digitalen
Quellen-Edition“
Justus-Liebig-Universität Gießen,
Institut für Germanistik, Arbeitsstelle Holocaustliteratur
• Zusammenarbeit im Rahmen des
ProLOEWE-Netzwerks der LOEWEForschungsvorhaben
• Mitglied des Wissenschaftlichen
Beirats (Prof. Dr. Peter Haslinger)
• Projekt GeoBib: „Frühe deutschbzw. polnischsprachige Holocaustund Lagerliteratur (1933-1949).
Annotierte und georeferenzierte
Online-Bibliographie zur Erforschung von Erinnerungsnarrativen“
• Kooperation im DAAD-Netzwerk
„Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen im östlichen Europa“
Justus-Liebig-Universität Gießen,
International Graduate Centre for
the Study of Culture (GCSC)
• Zusammenarbeit im Rahmen des
ProLOEWE-Netzwerks der LOEWEForschungsvorhaben
• Leibniz Graduate School
„Geschichte, Wissen, Medien in
Ostmitteleuropa“
• Zusammenarbeit im Rahmen der
Research Areas des GCSC
• Principal Investigator und Mitglied
des Direktoriums
(Prof. Dr. Peter Haslinger)
• Kooperation im DAAD-Netzwerk
„Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen im östlichen Europa“
• Studientag „Translation und/als
Reflexion: transdisziplinäre Annährungen“
• Masterclass „Kontinuitäten und
Brüche in der Wissenschaftsgeschichte“ der Leibniz Graduate
School „Geschichte, Wissen,
Medien in Ostmitteleuropa“ mit
Prof. Dr. Mitchell Ash
Justus-Liebig-Universität Gießen, Zentrum für Medien und
Interaktivität (ZMI)
• Zusammenarbeit im Rahmen des
ProLOEWE-Netzwerks der LOEWEForschungsvorhaben
• Mitglied des Direktoriums
(Prof. Dr. Peter Haslinger)
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
89
• Kooperation im Projekt „Virtuelle
Rekonstruktionen in transnationalen Forschungsumgebungen –
das Portal ‚Schlösser und Parkanlagen im ehemaligen Ostpreußen‘“
• Kooperation im DAAD-Netzwerk
„Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen im östlichen Europa“
Universität Glasgow
• Kooperationsvereinbarung
Georg-August-Universität Göttingen
• Beteiligung an der Lehre
(Dr. des. Ina Alber)
University of Northern Colorado,
Greely
• Workshop „Interpreting Maps“
der Leibniz Graduate School
„Geschichte, Wissen, Medien in
Ostmitteleuropa“ mit
Prof. Dr. Steven Seegel
Ernst-Moritz-Arndt-Universität
Greifswald
• Bibliothekskooperation
• Kooperationsvereinbarung (Virtuelle Fachbibliothek „vifanord“)
• Erwerbungsabsprachen
• Kooperation mit dem Graduiertenkolleg „Baltic Borderlands“
(Prof. Dr. Peter Haslinger)
• Kooperation mit dem CasparDavid-Friedrich-Institut (Kunstgeschichte) im Projekt „Virtuelle Rekonstruktionen in transnationalen
Forschungsumgebungen – das
Portal ‚Schlösser und Parkanlagen
im ehemaligen Ostpreußen‘“
Martin-Luther-Universität Halle/
Wittenberg
• Handbuch-Projekt „Polen in der
Europäischen Geschichte“
Helmut-Schmidt-Universität Hamburg
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation. Der
Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover
• Beteiligung an der Lehre
(Ina Alber M.A.)
90
Friedrich-Schiller-Universität Jena
• Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats (Prof. Dr. Joachim
Puttkamer)
• Bibliothekskooperation mit dem
Imre Kertész Kolleg Jena. Europas
Osten im 20. Jahrhundert. Historische Erfahrungen im Vergleich
• Internationale Sommerakademie
„Societies in Transition. Former
Soviet Union and East Central
Europe between Conflict and
Reconciliation“ mit dem Jena
Zentrum für Versöhnungsforschung/Jena Center for Reconciliation Studies (JCRS)
• Kooperationstagung „Akteure
mittelalterlicher Außenpolitik:
Das Beispiel Ostmitteleuropas“
• Workshop „Aktuelle Forschungen
zu Nachkriegsgewalt 1918-1923“
• Fellowship Prof. Dr. Peter
Haslinger (1. Januar bis 31. Dezember 2014)
Schlesische Universität Katowice
• Projekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“
Föderale Wolgauniversitat Kazan’
• Kooperation im DAAD-Netzwerk
„Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen im östlichen Europa“
Universität Kopenhagen, The SAXO
Institute
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation. Der
Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Jagiellonen-Universität Kraków,
Historische Fakultät
• Kooperationsvereinbarung
Jagiellonen-Universität Kraków,
Kunsthistorisches Institut
• Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen (Kleinpolen)
Universität Łódź
• Kooperationsvereinbarung
• Kooperation im DAAD-Netzwerk
„Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen im östlichen Europa“
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Institut für Informatik, Technische
Universität Łódź/Lodz
• Kooperation mit dem Institut für
Informatik im Projekt „Virtuelle
Rekonstruktionen in transnationalen Forschungsumgebungen –
das Portal ‚Schlösser und Parkanlagen im ehemaligen Ostpreußen‘“
• Kooperationstagung „Immaterielles Erbe“ in der Reihe „Digitale
Begegnungen mit Kulturerbe“
Universität Luxembourg
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation. Der
Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Philipps-Universität Marburg
• Kooperationsvereinbarung
• Mitgliedschaft im Trägerverein des
Instituts
• Mitgliedschaft im Kuratorium des
Instituts
• Informationstechnologie
• Bibliothekskooperation
• Beteiligung an der Lehre (Dr. Heidi
Hein-Kircher, Dr. Peter Wörster,
Dorothee Goeze M.A.)
• Gemeinsamer Sonderforschungsbereich/Transregio-Projekt „Dynamiken der Sicherheit. Formen der
Versicherheitlichung in historischer Perspektive“
• Hans-Lemberg-Vorlesung mit
Prof. Dr. Pieter M. Judson (European University Institute, Florenz)
• Lesung zum 260. Todestag von
Christian Wolff in Kooperation mit
der Forschungsstelle für Personalschriften
• Kooperation mit dem Familienservice ergänzt (Dual Career Couples)
Belarussische Staatliche Universität
Minsk
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation. Der
Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
• Kooperation im DAAD-Netzwerk
„Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen im östlichen Europa“
Ludwig-Maximilians-Universität
München
• Projekt „Virtuelle Fachbibliothek
Osteuropa“ (VifaOst)
• Rezensionsjournal „Sehepunkte“
• Historicum.net (Länderportale)
• Kooperation im Rahmen der
Graduate School for East and
Southeast European Studies
• Tagung „Migration und Landschaftswandel – Veränderungen
der Kulturlandschaft in Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert“
• Projektantrag „Polesien als Interventionslandschaft. Raum, Herrschaft, Technologie und Ökologie
an der europäischen Peripherie
1915-2015“
Westfälische Wilhelms-Universität
Münster
• Projekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“
• Kooperationstagung „Bollwerke
in einem ,religiösen Dreieck‘.
Grenzregionen-Mythen in osteuropäischen multikonfessionellen
Gesellschaften“ mit dem Excellenzcluster „Religion und Politik“
Universität Tallinn, Centre for
Environmental History in Estonia
(KAJAK)
• Tagung „Migration und Landschaftswandel – Veränderungen
der Kulturlandschaft in Ostmitteleuropa im 19.und 20. Jahrhundert“
Carl von Ossietzky Universität
Oldenburg
• Kooperationsvereinbarung
• Kooperation mit dem Institut für
Germanistik im Projekt „OnlineLexikon zur Kultur und Geschichte
der Deutschen im östlichen
Europa“
Adam-Mickiewicz-Universität
Poznań
• Projekt „Virtuelle Rekonstruktionen in transnationalen Forschungsumgebungen – das Portal
‚Schlösser und Parkanlagen im
ehemaligen Ostpreußen‘“
Universität Regensburg
• Kooperation im Rahmen der
Graduate School for East and
Southeast European Studies
• Zweiter Teil der Kooperationstagung „Politische Mobilisierung
in Ostmittel- und Südosteuropa“
Universität Lettlands Rīga
• Kooperationsvereinbarung
Universität Siegen
• Herder Chair (Prof. Dr. Claudia
Kraft)
Södertörns Högskola/Centre for
Baltic and East European Studies
• Kooperationsvereinbarung
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation. Der
Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Nikolaus-Kopernikus-Universität
Toruń
• Kooperation mit der Universitätsbibliothek/Bibliografieportal
• Kooperationsvereinbarung
European Humanities University
(EHU), Vilnius
Center for German Studies/Laboratory of Critical Urbanism
• Planung und Tagungskonzeption
„Shrinking Cities“, Visaginas
• Konzept für die Sommerschule
2015
Universität Trento
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation. Der
Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Universität Warszawa
• Handbuch-Projekt „Polen in der
Europäischen Geschichte“
• Leibniz Chair
(Prof. Dr. Włodzimierz Borodziej)
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation. Der
Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Universität Wrocław
Institut für Geschichte der Universität Wien
• Masterclass „Kontinuitäten und
Brüche in der Wissenschaftsgeschichte“ der Leibniz Graduate
School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“ mit Prof.
Dr. Mitchell Ash
Universität Wrocław
• Kooperationsvereinbarung mit der
Universitätsbibliothek
• Bibliografieportal
• Projekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“
Institut für Kunstgeschichte,
Universität Wrocław
• Kooperationstagung „Immaterielles Erbe“ in der Reihe „Digitale
Begegnungen mit Kulturerbe“
Bergische Universität Wuppertal
• Herder Chair (Prof. Dr. Tatjana
Tönsmeyer)
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation. Der
Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Kooperationen mit Forschungsinstituten des In- und Auslands
(nach Orten)
NIOD Instituut voor Oorlogs-,
Holocaust- en Genocidestudies,
Amsterdam
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation. Der
Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
91
NISE [National Movements &
Intermediary Structures in Europe],
Antwerpen
• Annual Gathering
Consejo Superior de Investigaciones
CientÍficas (CSIC), Institució Milà i
Fontanals, Barcelona
• Jahrestagung der Leibniz Graduate
School „Geschichte, Wissen,
Medien in Ostmitteleuropa“
Sorbisches Institut – Serbski
Institut, Bautzen/Cottbus
• Mitgliedschaft im Wissenschaftlichen Beirat (Dr. Jürgen Warmbrunn)
Collegium Hungaricum, Berlin
• Kooperationstagung „Zielregion
Ostmitteleuropa – Migration im
20. Jahrhundert“
Archiv der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung des Deutschen Instituts für Internationale
Pädagogische Forschung, Berlin
• Projekt „DigiPortA – Digitalisierung und Erschließung von
Porträtbeständen in Archiven der
Leibniz-Gemeinschaft“ (Dokumentesammlung, Bildarchiv)
Institut für Kunstgeschichte der
Slowakischen Akademie der
Wissenschaften, Bratislava
• Projekt „Forschungsinfrastruktur
Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa“ (FoKO)
Institut für Geschichte der
Slowakischen Akademie der
Wissenschaften, Bratislava
• Kooperationsvereinbarung
• Bibliografieportal
Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung,
Braunschweig
• Projekt „Visual History. Institutionen und Medien des Bildgedächtnisses“
• Projekt „Digitaler Atlas politischer
Raumbilder zu Ostmitteleuropa im
20. Jahrhundert“
92
• Projekt „Forschungsinfrastrukturen und Wissenstransfer in der
Leibniz-Gemeinschaft: Best Practice Modelle und Strategien“
• Stellvertretender Vorsitz im Wissenschaftlichen Beirat
(Prof. Dr. Peter Haslinger)
• Herder-Kolloquium mit Dr.
Stephanie Zloch (Braunschweig)
„‚Pruzzenland‘. Das ehemalige
Ostpreußen als Thema für Schülerinnen und Schüler in Deutschland, Polen, Russland und Litauen.
Vorstellung einer Schulbuchanalyse und einer digitalen QuellenEdition“
Centre for Historical Research and
Documentation on War and Contemporary Society (CEGES-SOMA),
Brüssel
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation. Der
Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Institut für Kunstgeschichte der
Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest
• Projekt „Forschungsinfrastruktur
Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa“ (FoKO)
Deutsches Polen-Institut,
Darmstadt
• Bibliothekskooperation
• Dritte Tagung Deutsche Polenforschung „Wissen, Verstehen,
Übersetzen: Nachbarn im Dialog“
Institut für Raumdarstellung,
Darmstadt
• Projekt „Virtuelle Rekonstruktionen in transnationalen Forschungsumgebungen – das Portal
‚Schlösser und Parkanlagen im
ehemaligen Ostpreußen‘“
UCD Centre for War Studies,
Dublin
• Mitgliedschaft im International
Advisory Board (Prof. Dr. Peter
Haslinger)
• Workshop „Aktuelle Forschungen
zu Nachkriegsgewalt 1918-1923“
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Wissenschaftliche Sammlungen des
Leibniz-Instituts für RegionalEntwicklung und StrukturPlanung, Erkner
• Projekt „DigiPortA – Digitalisierung und Erschließung von
Porträtbeständen in Archiven der
Leibniz-Gemeinschaft“ (Dokumentesammlung, Bildarchiv)
Kulturwissenschaftliches Institut,
Essen (KWI)
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation. Der
Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Geisteswissenschaftliches Zentrum
Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig
(GWZO)
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Mitgliedschaft im Kuratorium
• Kooperationsvereinbarung
• Bibliothekskooperation
• Projekt „Forschungsinfrastruktur
Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa“ (FoKO)
• Kooperationstagung „Zielregion
Ostmitteleuropa – Migration im
20. Jahrhundert“
Leibniz-Institut für Länderkunde,
Leipzig
• Projekt „Digitaler Atlas politischer
Raumbilder zu Ostmitteleuropa im
20. Jahrhundert“
• Projekt „DigiPortA – Digitalisierung und Erschließung von
Porträtbeständen in Archiven der
Leibniz-Gemeinschaft“ (Dokumentesammlung, Bildarchiv)
• Bibliothekskooperation
Simon-Dubnow-Institut, Leipzig
• Mitgliedschaft im Trägerverein
Nordost-Institut, Lüneburg
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Mitgliedschaft im Kuratorium des
Instituts
• Bibliothekskooperation
• Zusammenarbeit bei Themenmodulen im Projekt „Dokumente
und Materialien zur ostmitteleuropäischen Geschichte“
• Internationale Nachwuchstagung
„National Minorities in the Soviet
bloc after 1945“
Leibniz-Institut für Europäische
Geschichte, Mainz
• Verlagskooperation: Rezensionsportal „recensio.net“
Institut für Deutsche Sprache,
Mannheim
• Projekt „Demokratiegeschichte
des 20. Jahrhunderts als Zäsurgeschichte – Das Beispiel der frühen
Weimarer Republik“
Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte –
Bildarchiv Foto Marburg
• Projekt „Farbdiaarchiv zur Wandund Deckenmalerei“
• Ausstellung „Warschau – der letzte
Blick. Deutsche Luftaufnahmen
aus der Zeit vor dem Warschauer
Aufstand, August 1944“
• Projekt „Forschungsinfrastruktur
Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa“ (FoKO)
Hessisches Staatsarchiv Marburg
• Hans-Lemberg-Vorlesung mit
Prof. Dr. Pieter M. Judson (European University Institute, Florenz)
MEMORIAL Moskau
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation. Der
Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Collegium Carolinum, München
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Projekt „Virtuelle Fachbibliothek
Osteuropa“ (ViFaOst)
• Mitglied (Prof. Dr. Peter Haslinger)
• Tagung „Migration und Landschaftswandel – Veränderungen
der Kulturlandschaft in Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert“
• Hans-Lemberg-Vorlesung mit
Prof. Dr. Pieter M. Judson (European University Institute, Florenz)
• Bibliothekskooperation
Institut für Zeitgeschichte,
München
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Projekt „Demokratiegeschichte
des 20. Jahrhunderts als Zäsurgeschichte – Das Beispiel der frühen
Weimarer Republik“
• Bibliothekskooperation
Polnische Akademie der
Wissenschaften, Regionalabteilung
Poznań
• Internationale Kooperationstagung
„Bollwerke in einem ,religiösen
Dreieck‘. Grenzregionen-Mythen
in osteuropäischen multikonfessionellen Gesellschaften“
Zentralinstitut für Kunstgeschichte,
München
• Projekt „Farbdiaarchiv zur Wandund Deckenmalerei“
Institut für Kunstgeschichte der
Tschechischen Akademie der
Wissenschaften und Künste, Praha
• Projekt „Forschungsinfrastruktur
Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa“ (FoKO)
Bundesinstitut für Kultur und
Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Oldenburg
• Kooperationsvereinbarung
• Kooperation im Projekt „OnlineLexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen
Europa“
• Bibliothekskooperation
Schlesisches Institut (Schlesisches
Landesmuseum) Opava
• Kooperationsvereinbarung
Schlesisches Institut Opole
• Kooperationsvereinbarung
Center for the Study of the Holocaust and Religious Minorities, Oslo
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation. Der
Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Deutsches Historisches Institut Paris
• Verlagskooperation Rezensionsportal „recensio.net“
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation. Der
Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Zentrum für Zeithistorische
Forschung, Potsdam
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Mitglied im Kuratorium
• Projekt „Visual History. Institutionen und Medien des Bildgedächtnisses“
Institut für Geschichte der
Tschechischen Akademie der
Wissenschaften und Künste, Praha
• Kooperationsvereinbarung
• Bibliografieportal
Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS), Regensburg
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Projekt „Virtuelle Fachbibliothek
Osteuropa“ (ViFaOst)
• Bibliothekskooperation
• Zweiter Teil des Workshops
„Publikationskulturen im Wandel
in den Osteuropa- und Geschichtswissenschaften: Bibliometrie und
Rankings in der redaktionellen
und bibliothekarischen Praxis“
und gemeinschaftliches Themenheft für „Bibliometrie“
• Zweiter Teil der Doppeltagung
„Politische Mobilisierung in Ostmittel- und Südosteuropa“
Kunsthistorisches Institut der
Akademie der Wissenschaften
Lettlands, Rīga
• Forschungs- und Dokumentationsprojekt „Mitau“
Max-Planck-Institut für Historische
Demographie, Rostock
• Projekt „Familien- und Bevölkerungsdynamiken im 18. und
19. Jahrhundert in Kurland“
Institut für Donauschwäbische
Geschichte und Landeskunde,
Tübingen
• Mitglied im Wissenschaftlichen
Beirat (Prof. Dr. Peter Haslinger)
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
93
Leibniz-Institut für Wissensmedien,
Tübingen
• Projekt „Digitaler Atlas politischer
Raumbilder zu Ostmitteleuropa im
20. Jahrhundert“
• Internationale Kooperationstagung
„Bollwerke in einem ,religiösen
Dreieck‘. Grenzregionen-Mythen
in osteuropäischen multikonfessionellen Gesellschaften“
Collegium Bohemicum, Ústí nad
Labem
• Mitglied im Wissenschaftlichen
Beirat (Prof. Dr. Peter Haslinger)
Institut für Kunstgeschichte der
Polnischen Akademie der Wissenschaften, Warszawa
• Projekt „Forschungsinfrastruktur
Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa“ (FoKO)
Institut für Litauische Geschichte,
Vilnius
• Kooperationsvereinbarung
• Wissenschaftleraustausch (Inga
Ilariene im Februar 2014)
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation. Der
Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
• Internationale Nachwuchstagung
„National Minorities in the Soviet
bloc after 1945“
Deutsche Botschaft Warschau
• Kooperationstagung „Die beiden Weltkriege in den deutschpolnischen Wissenschaftsbeziehungen“
• Konzept für die Nachwuchstagung
2015 der Polnischen Akademie der
Wissenschaften und der LeibnizGemeinschaft
Deutsches Historisches Institut,
Warschau
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Bibliothekskooperation
Collegium Civitas, Warszawa
• Ausstellung „Im Objektiv des
Feindes – Die deutschen Bildberichterstatter im besetzten
Warschau 1938-1945“
Institut für Archäologie und Ethnologie der Polnischen Akademie der
Wissenschaften, Warszawa
• Kooperationstagung „Immaterielles Erbe“ in der Reihe „Digitale
Begegnungen mit Kulturerbe“
Institut für Geschichte der
Polnischen Akademie der Wissenschaften, Warszawa
• Kooperationsvereinbarung
94
Institut für Politische Studien der
Polnischen Akademie der Wissenschaften, Warszawa
• Ausstellung „Im Objektiv des
Feindes – Die deutschen Bildberichterstatter im besetzten
Warschau 1938-1945“
• Kooperationstagung „Die beiden
Weltkriege in den deutschpolnischen Wissenschaftsbeziehungen“
Kunstinstitut der Polnischen
Akademie der Wissenschaften,
Warszawa
• Kooperationsvereinbarung
• Wissenschaftleraustausch
• Projekt „Online-Informationssystem der Kunstdenkmäler in
Polen“
• Vertrieb der Publikationsreihe
„Gemeinsames Kulturerbe“ in
Deutschland
Polnische Akademie der Wissenschaften, Warszawa/Warschau
• Kooperationstagung „Die beiden Weltkriege in den deutschpolnischen Wissenschaftsbeziehungen“
Deutscher Kunstverlag BerlinMünchen
• Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen (Kleinpolen)
Staatsbibliothek zu Berlin –
Preußischer Kulturbesitz
• Bibliothekskooperation
• Erwerbungsabsprachen
• Projekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“
Museum Europäischer Kulturen –
Staatliche Museen zu Berlin
• Ausstellung „Im Objektiv des
Feindes – Die deutschen Bildberichterstatter im besetzten
Warschau 1938-1945“
Geheimes Staatsarchiv Preußischer
Kulturbesitz, Berlin
• Archivkooperation
• Austausch
• Bibliothekskooperation
Montanhistorisches Dokumentationszentrum (montan.dok)
beim Deutschen Bergbaumuseum
Bochum
• Projekt „DigiPortA – Digitalisierung und Erschließung von
Porträtbeständen in Archiven der
Leibniz-Gemeinschaft“ (Dokumentesammlung, Bildarchiv)
Archiv des Deutschen Schiffahrtsmuseums, Bremerhaven
• Projekt „DigiPortA – Digitalisierung und Erschließung von
Porträtbeständen in Archiven der
Leibniz-Gemeinschaft“ (Dokumentesammlung, Bildarchiv)
Nationalbibliothek Budapest
• Kooperationsvereinbarung
Kooperationen mit Bibliotheken
(ohne Tauschpartner), Denkmalämtern, Museen, Archiven und
sonstigen Kultureinrichtungen des
In- und Auslands (nach Orten)
Bildagentur Preußischer Kulturbesitz, Berlin
• Ausstellung „Im Objektiv des
Feindes – Die deutschen Bildberichterstatter im besetzten
Warschau 1938-1945“
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
LIBER – Ligue des Bibliothèques
Européennes de Recherche,
Den Hague
• Mitgliedschaft
Historisches Museum der Stadt
Gdańsk
• Kooperationsvereinbarung
Kulturhistorisches Museum Görlitz
• Projekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“
Schlesisches Museum zu Görlitz
• Dokumentations- und Ausstellungsprojekt „Graphiksammlung
Haselbach“
Martin-Opitz-Bibliothek, Herne
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Kooperationsvereinbarung
• Bibliothekskooperation
• Erwerbungsabsprachen
Museum Friedländer Tor,
Kaliningrad
• Projekt „Virtuelle Rekonstruktionen in transnationalen
Forschungsumgebungen – das
Portal ‚Schlösser und Parkanlagen
im ehemaligen Ostpreußen‘“
Bundesarchiv Koblenz, Bildarchiv
• Ausstellung „Im Objektiv des
Feindes – Die deutschen Bildberichterstatter im besetzten
Warschau 1938-1945“
Historisches Museum der Stadt
Łódź
• Kooperationstagung „Immaterielles Erbe“ in der Reihe „Digitale
Begegnungen mit Kulturerbe“
COSEELIS – Council for Slavonic
and East European Library and
Information Services, London
• Mitgliedschaft
Archivschule Marburg
• Kooperation, Archivdatenbanken
und -portale
Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut, Müncheberg
• Projekt „DigiPortA – Digitalisierung und Erschließung von
Porträtbeständen in Archiven der
Leibniz-Gemeinschaft“ (Dokumentesammlung, Bildarchiv)
Bayerische Staatsbibliothek,
München
• Projekt „Virtuelle Fachbibliothek
Osteuropa“ (ViFaOst)
• Fachrepositorium zur Geschichte
Osteuropas (OstDok)
• Bibliothekskooperation
• Erwerbungsabsprachen
• Verlagskooperation: Rezensionsportal „recensio.net“
Deutsches Museum, München
• Projekt „DigiPortA – Digitalisierung und Erschließung von
Porträtbeständen in Archiven der
Leibniz-Gemeinschaft“ (Dokumentesammlung, Bildarchiv)
• Projekt „Visual History. Institutionen und Medien des Bildgedächtnisses“
Haus des Deutschen Ostens,
München
• Wanderausstellung „Zoppot,
Cranz, Rigaer Strand. Ostseebäder
im 19. und 20. Jahrhundert“
Deutsches Kunstarchiv im
Germanischen Nationalmuseum,
Nürnberg
• Projekt „DigiPortA – Digitalisierung und Erschließung von
Porträtbeständen in Archiven der
Leibniz-Gemeinschaft“ (Dokumentesammlung, Bildarchiv)
Museum Ermlands und Masurens
Allenstein/Muzeum Warmia i
Mazur Olsztyn
• Projekt „Virtuelle Rekonstruktionen in transnationalen Forschungsumgebungen – das Portal
‚Schlösser und Parkanlagen im
ehemaligen Ostpreußen‘“
Deutsches Kulturforum östliches
Europa, Potsdam
• Wanderausstellung „Zeit-Reisen.
Historische Schlesien-Ansichten
aus der Graphiksammlung Haselbach“ (Kooperationsvereinbarung)
• Wanderausstellung „Zoppot, Cranz
und Rigaer Strand – Ostseebäder
im 19. und 20. Jahrhundert“
(Kooperationsvereinbarung)
• Dokumentations- und Ausstellungsprojekt „Graphiksammlung
Haselbach“
Centrum Kultury „Zamek“ Poznań
• Ausstellungs- und Katalogprojekt
„Ernst Stewner – ein deutscher
Fotograf in Polen“
Woiwodschaftsbibliothek Poznań
• Kooperationsvereinbarung
Kunstforum Ostdeutsche Galerie,
Regensburg
• Dokumentations- und Ausstellungsprojekt „Graphiksammlung
Haselbach“
Historisches Staatsarchiv Lettlands,
Rīga
• Kooperationsvereinbarung
• Abgleich der Bestände, Austausch
Kopien, Editionsvorhaben, Archivtagungen
Lettische Nationalbibliothek Rīga
• Kooperationsvereinbarung
• Bibliothekskooperation
Dokumentationszentrum Prora,
Rügen
• Wanderausstellung „Zoppot,
Cranz, Rigaer Strand. Ostseebäder
im 19. und 20. Jahrhundert“
Nationalmuseum Szczecin
• Kooperationsvereinbarung
Estnisches Historisches Museum,
Tallinn/Reval
• Projektkooperation im Rahmen
eines Dokumentarfilms zu Estland
im Zweiten Weltkrieg
Staatsarchiv Estlands, Tallinn
• Kooperation: Archivtagungen,
Publikationen, Abgleich der
Bestände
Stadtarchiv Tallinn
• Vorbereitung Erschließungsprojekt
„Ratsarchiv Reval“
• Archivtagungen
Estnisches Historisches Staatsarchiv,
Tartu
• Kooperation: HerBalt, Archivtagungen, Publikationen, Abgleich
der Bestände
Haus der Begegnungen mit der
Geschichte, Warszawa
• Ausstellung „Im Objektiv des
Feindes – Die deutschen Bildberichterstatter im besetzten Warschau 1938-1945“
• Kooperationsvereinbarung
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
95
Historisches Museum Warschau/
Muzeum Historyczne m.st.
Warszawy
• Ausstellung „Warschau – der letzte
Blick. Deutsche Luftaufnahmen
aus der Zeit vor dem Warschauer
Aufstand, August 1944“
Denkmalpflege-, Forschungsund Dokumentationszentrum/
Narodowy Institut Dziedzictwa,
Warszawa
• Kooperationsvereinbarung
Vereinigung der Polnischen
Denkmalpfleger, Warszawa
• Ausstellung „Warschau – der letzte
Blick. Deutsche Luftaufnahmen
aus der Zeit vor dem Warschauer
Aufstand, August 1944“
Verlag Via Nova, Wrocław
• Wanderausstellung „Breslau im
Luftbild der Zwischenkriegszeit“
• Wanderausstellung „Danzig im
Luftbild der Zwischenkriegszeit“
Architekturmuseum Wrocław
• Kooperationsvereinbarung
Universität Wrocław/Breslau,
Universitätsbibliothek
• Projekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“
Kooperationen mit Fachzeitschriften des In- und Auslands
Historický Časopis, Bratislava
• Mitglied des Internationalen
Beirats (Prof. Dr. Peter Haslinger)
Rocznik Grudziądzki, Grudziądz
• Redaktionsmitglied
(Dr. Peter Wörster)
Solanus: International Journal for
Russian and East-European Bibliographic, Library and Publishing
Studies, London
• International Advisory Panel
(Dr. Jürgen Warmbrunn)
Terra Baltica, Kaliningrad
• Redaktionsrat (Dr. Peter Wörster)
96
Kooperationen mit
Fachgesellschaften
Adalbert-Stifter-Verein
• Mitgliedschaft
Akademie Mitteleuropa e.V.
• Mitgliedschaft
(Dr. Jürgen Warmbrunn)
American Association for the
Advancement of Slavic Studies
(AAASS)
• Mitgliedschaft
Arbeitsgemeinschaft der Bibliotheken und Dokumentationseinrichtungen der Ost-, Ostmittel- und
Südosteuropaforschung (ABDOS)
e.V.
• Mitgliedschaft
• Vorsitz (Dr. Jürgen Warmbrunn)
Arbeitsgemeinschaft Deutsche
Ostgebiete e.V.
• Mitgliedschaft
Arbeitsgemeinschaft außeruniversitäre Forschung und Infrastrukturen
zum Östlichen Europa
• Mitgliedschaft
Arbeitsgemeinschaft Digitale Geschichtswissenschaft
• Mitgliedschaft
Arbeitsgemeinschaft für germanistische Edition
• Mitgliedschaft Dr. Elke Bauer
Arbeitsgemeinschaft der Spezialbibliotheken und Dokumentationsstellen der Ost-, Ostmittel- und
Südosteuropaforschung (ASpB)/
Sektion 5 im Deutschen Bibliotheksverband
• Mitgliedschaft
• Ehrenmitgliedschaft (Dr. Jürgen
Warmbrunn)
• Beirat (Dr. Jürgen Warmbrunn)
Arbeitsgemeinschaft der Kunsthistorischen Bildarchive und
Fototheken
• Mitgliedschaft (Bildarchiv)
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Arbeitskreis der deutschen und
polnischen Kunsthistoriker und
Denkmalpfleger
• Beiratsmitgliedschaft
(Dr. Dietmar Popp)
Association for the Advancement of
Baltic Studies (aabs)
• Mitgliedschaft
(Dorothee M. Goeze)
Baltische Historische Kommission
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Mitgliedschaft im Kuratorium des
Instituts
• Kooperationsvereinbarung
• Bibliografieportal
• Projektfinanzierung
• Mitgliedschaft Dr. Peter Wörster
(Archivfragen)
• Mitgliedschaft Dorothee M. Goeze
Bessarabiendeutscher Verein
• Mitgliedschaft
Bibliotheca Baltica
• Tätigkeit als Secretary (Dr. Jürgen
Warmbrunn)
Copernicus Vereinigung für
Geschichte und Landeskunde
Westpreußens e.V.
• Mitgliedschaft
Dehio-Vereinigung
• Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen (Kleinpolen)
• Mitgliedschaft (Dr. Dietmar Popp)
Deutsche Gesellschaft für
Osteuropakunde (DGO)
• Kooperationstagung „Zielregion
Ostmitteleuropa – Migration im
20. Jahrhundert“
• Mitgliedschaft Prof. Dr. Peter
Haslinger, Dr. Heidi Hein-Kircher
• Konzept für die Jahrestagung 2015
des Verbands der OsteuropahistorikerInnen e.V. (VOH)
Deutsch-polnische Gesellschaft,
Landesverband Baden-Württemberg
• Ausstellung „Warschau – der letzte
Blick. Deutsche Luftaufnahmen
aus der Zeit vor dem Warschauer
Aufstand, August 1944“
Deutscher Bibliotheksverband e.V.
• Mitgliedschaft
Europäisches Netzwerk „Erinnerung und Solidarität“/European
Network Remembrance and Solidarity (ENRS)
• Deutscher Vertreter im Wissenschaftlichen Beirat
(Prof. Dr. Peter Haslinger)
European Association of History
Educators (EUROCLIO)/Verband
der Geschichtslehrer Deutschlands
e.V.
• Mitgliedschaft
European Society for Environmental History (ESEH), Tallinn
• Tagung „Migration und Landschaftswandel – Veränderungen
der Kulturlandschaft in Ostmitteleuropa im 19.und 20. Jahrhundert“
Gelehrte Estnische Gesellschaft/
Õpetatud Eesti Selts Tartu
• Mitgliedschaft (Dorothee M. Goeze
M.A.)
Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine e.V.
• Mitgliedschaft
Gesellschaft für Musikforschung
• Mitgliedschaft
Historische Kommission für die
Böhmischen Länder
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Kooperationsvereinbarung
• Projektfinanzierung
Historische Kommission für ostund westpreußische Landesforschung
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Kooperationsvereinbarung
• Projektfinanzierung
Historische Kommission für
Pommern
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Kooperationsvereinbarung
• Projektfinanzierung
Historische Kommission für
Schlesien
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Kooperationsvereinbarung
• Projektfinanzierung
International Federation of Library
Associations and Institutions
(IFLA)/Deutsches IFLA-Nationalkomitee
• Koordinator des deutschen
IFLA-Dolmetscherteams
(Dr. Jürgen Warmbrunn)
Internationale Gutenberg-Gesellschaft in Mainz e.V.
• Mitgliedschaft
Johann Gottfried HerderForschungsrat
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Mitgliedschaft im Kuratorium des
Instituts
• Kooperationsvereinbarung
• Projektfinanzierung
• Geschäftsführendes Vorstandsmitglied
• Mitgliedschaften: Prof. Dr. Peter
Haslinger, Dr. Jürgen Warmbrunn,
Dr. Norbert Kersken, Dr. Heidi
Hein-Kircher, Dr. Anna Veronika
Wendland, Dr. Peter Wörster
Kommission für die Geschichte der
Deutschen in Polen
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Kooperationsvereinbarung
• Projektfinanzierung
• Mitgliedschaft Dr. Christoph
Schutte
Leibniz-Gemeinschaft
• Mitgliedschaft
• Forschungsverbund Historische
Authentizität
• Forschungsverbund Science 2.0
• Forschungsverbund Krisen einer
globalisierten Welt
• Interdisziplinärer Verbund wissenschaftlicher Infrastrukturen (IVI)
• Arbeitskreis Bibliotheken und
Informationseinrichtungen
• Arbeitskreis Archive (Sprecher:
Dr. Peter Wörster)
• Arbeitskreis Internationalisierung
• Arbeitskreis IT
• Arbeitskreis Chancengleichheit
(Mitglied im Sprecherinnenrat:
Dr. Elke Bauer)
• Kooperationstagung „Die beiden Weltkriege in den deutschpolnischen Wissenschaftsbeziehungen“
M.C.A. Böckler – Mare BalticumStiftung
• „Homburger Gespräche“ (deutsche
und baltische Kunsthistoriker und
-historikerinnen)
• Vorstandsmitgliedschaft
(Dr. Dietmar Popp)
• Finanzierung Projekt „Bestandskataloge des Kurländischen Provinzialmuseums Mitau“
• Finanzierung Projekt „Digital
gestützte Erfassung der im Zweiten
Weltkrieg aus Lettland ausgeführten Kulturgüter: das Kurländische Provinzialmuseum Mitau“
• Finanzierung der Wanderausstellung „Zoppot, Cranz und Rigaer
Strand – Ostseebäder im 19. und
20. Jahrhundert“
Mennonitischer Geschichtsverein e.V.
• Mitgliedschaft
Netzwerk Bibliothek
• Lesung „Der Bücherwurm im
Buch“ im Rahmen der Aktionswoche „Netzwerk Bibliothek“
Netzwerk „Kunst und Kultur der
Hansestädte“
• Mitgliedschaft (Dr. Dietmar Popp)
Osteuropa-Netzwerk
• Mitglied des Koordinierungskomitees (Dr. Jürgen Warmbrunn)
Südostdeutsche Historische
Kommission
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Kooperationsvereinbarung
• Projektfinanzierung
Verband der Osteuropahistorikerinnen und -historiker (VOH)
• Vorstandsmitglied (Prof. Dr. Peter
Haslinger, Dr. Heidi Hein-Kircher)
• Konzept für die Jahrestagung 2015
des Verbands der OsteuropahistorikerInnen e.V. (VOH)
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
97
Verband der Historiker und
Historikerinnen Deutschlands e.V.
(VHHD)
• Sprecher der Arbeitsgemeinschaft
„Digitale Geschichtswissenschaft“
(Prof. Dr. Peter Haslinger)
98
• Berufung von Dr. Anna Veronika
Wendland in die vorläufige
Deutsch-Ukrainische Historikerkommission
Verein Deutscher Bibliothekare e.V.
• Mitgliedschaft (Dr. Jürgen Warmbrunn)
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Verein für Familienforschung in
Ost- und Westpreußen e.V.
• Mitgliedschaft
Wissenschaftliche Gesellschaft zu
Toruń
• Kooperationsvereinbarung
• Bibliografieportal
8 Institutsorgane und Institutsleitung
8.1
Institutsorgane
Das Institut ist seiner Rechtsform nach ein eingetragener
Verein, dem im Berichtsjahr 18 Institutionen und Fachgesellschaften als ordentliche Mitglieder angehörten, die
sich in besonderer Weise der historischen Ostmitteleuropaforschung verbunden fühlen (s. Verzeichnis der Kooperationsbeziehungen). Rechtmäßigkeit, Zweckmäßigkeit
und Wirtschaftlichkeit der Geschäftsführung werden von
einem Kuratorium überwacht, dem im Berichtsjahr vier
Vertreterinnen und Vertreter der Länder und des Bundes:
■
■
■
■
■
Dr. Susanne Eickemeier – Vorsitz, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst [bis Juni 2014]
Anja Steinhofer-Adam – Vorsitz, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst [seit Juni 2014]
Dr. Daniel Hofmann – Stellvertretender Vorsitz,
Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und
Medien
Ministerialrätin Dr. Angelika Willms-Herget, Bundesministerium für Bildung und Forschung
Ministerialrat Christoph Meier, Sächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst
und
■
■
der Direktor des Geisteswissenschaftlichen Zentrums
Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der
Universität Leipzig, Prof. Dr. Christian Lübke
der Präsident der Justus-Liebig-Universität Gießen,
Prof. Dr. Joybrato Mukherjee bzw. in Vertretung
Prof. Dr. Adriaan Dorresteijn
sowie vier von der Mitgliederversammlung gewählte Vertreter der Mitgliederversammlung angehörten:
■
■
■
■
Prof. Dr. Eckart Conze
Prof. Dr. Reinhard Johler
Prof. Dr. Martin Sabrow
Prof. Dr. Matthias Thumser.
Die laufenden Geschäfte des Instituts führt ein Vorstand,
dem neben dem Institutsdirektor als geschäftsführendem
Vorstandsmitglied (Prof. Dr. Peter Haslinger) zwei weitere
auf Dauer von drei Jahren von der Mitgliederversammlung
auf Vorschlag des Kuratoriums berufene Personen angehören. Im Berichtsjahr waren dies Dr. Jürgen Warmbrunn,
stellvertretender Institutsdirektor und Leiter der Abteilung
Forschungsbibliothek, sowie Prof. Dr. Monika Wingender,
Slawistin und geschäftsführende Direktorin des Gießener
Zentrums Östliches Europa an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Seit der letzten Satzungsänderung 2014 ergänzt die Verwaltungsleitung mit Bernd Brandenstein den
Vorstand des Instituts.
Kuratorium und Vorstand werden in wissenschaftlichen
und technischen Fragen des Instituts von einem Wissenschaftlichen Beirat beraten, dem im Berichtszeitraum folgende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angehörten:
■
■
Prof. Dr. Joachim von Puttkamer, Vorsitz (FriedrichSchiller-Universität Jena)
Prof. Dr. Thomas Wünsch (Universität Passau)
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
99
■
■
■
■
■
■
Dr. habil. Piotr Majewski (Muzeum II Wojny
Światowej, Gdańsk)
Prof. Dr. Ulrike von Hirschhausen (Universität
Rostock)
Dr. Darius Staliūnas (The Lithuanian Institute of History/Litauisches Historisches Institut, Vilnius)
Prof. Dr. Małgorzata Omilanowska (Polnische Akademie der Wissenschaften, Warszawa)
Dr. Ulrike Eich (Rheinisch-Westfälische Technische
Hochschule, Aachen)
Prof. Dr. Günther Görz (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Leiter der AG Digital Humanities im Department Informatik)
Blick ins Direktionszimmer
8.2 Direktion
Die Institutsleitung besteht aus dem Institutsvorstand und
dem Direktionsstab, der in den letzten Jahren kontinuierlich an Bedeutung und Umfang gewann. 2014 gehörte
zum Direktionsstab die Direktionsassistenz, die den Direktor organisatorisch unterstützt und das Direktionssekretariat führt. Des Weiteren sind der Direktion die Stabsstelle
Forschungskoordination/Wissenschaftskommunikation
und der Arbeitsbereich Informationstechnik zugeordnet.
Im Rahmen eines Forschungsaufenthalts nahm Prof. Dr.
Peter Haslinger vom 1. Januar bis 31. Dezember ein Fellowship am Imre Kertész Kolleg Jena wahr. Während seiner
Abwesenheit übernahmen Dr. Jürgen Warmbrunn und Dr.
Anna Veronika Wendland stellvertretend die Institutsleitung. Die Gesamtverantwortung für die Leitung des Herder-Instituts lag bei Dr. Jürgen Warmbrunn. Den Bereich
Forschung und die Vertretung der Professur Geschichte
Ostmitteleuropas an der Universität Gießen übernahm
Dr. Anna Veronika Wendland.
8.2.1 Forschungskoordination/Wissenschaftskommunikation – Koordination der Öffentlichkeitsarbeit
raum die Projektleitungs- und Lehrverpflichtungen Prof.
Haslingers, seine Vertretung in Gremien des Instituts und
der Leibniz-Gemeinschaft sowie die Sprecherinnenposition der Leibniz-Graduate School. Dr. Wendland konnte
als Hauptantragstellerin in enger Zusammenarbeit mit
der Stabsstelle die Antragstellung des Instituts im LeibnizWettbewerb 2015 (Polesien als Interventionslandschaft.
Raum, Herrschaft, Technologie und Ökologie an der Europäischen Peripherie 1915-2015) zum Erfolg führen. Des
Weiteren war sie als Antragstellerin an dem leider nicht
erfolgreichen Langfristantrag im Akademienprogramm
durch die Kartensammlung über Städtelandschaften in
Ostmitteleuropa beteiligt.
Dr. Wendland hatte gemeinsam mit Dr. Hein-Kircher bis
zur Übertragung dieser Aufgabe an Dr. Christoph Schutte
die wissenschaftliche Schriftleitung der Zeitschrift für
Ostmitteleuropa-Forschung inne und war außerdem als
Mitherausgeberin aktiv. Neben der Tätigkeit für die ZfO
nahm Dr. Wendland auch noch weitere gutachterliche Tätigkeiten für das Herder-Institut, für die DFG und mehrere
ausländische Stiftungen wahr.
Dr. Anna Veronika Wendland/Antje Coburger M.A.
(in Vertretung Januar – Dezember 2014)
Das Aufgabenfeld der mit einer Wissenschaftlichen Mitarbeiterin besetzten Stabsstelle Forschungskoordination/
Wissenschaftskommunikation gliedert sich in vier größere Bereiche: Koordinations- und Beratungsaufgaben sowie
Vorbereitungsarbeiten bei Drittmittelantragsverfahren;
Entwicklung von Forschungsprojekten und Forschungsstrategien, insbesondere bei der Beteiligung des HerderInstituts an Forschungsverbünden; Querschnittsaufgaben
in der Institutsleitung, z.B. bei der Leitung von Arbeitsgruppen; eigene Forschung und Lehre.
Frau Dr. Wendland hatte im Berichtsjahr die Vertretung
von Prof. Haslinger im Bereich Institutsleitung/Forschung
inne und wurde in dieser Zeit auf der Stabsstelle von Antje Coburger M.A. vertreten. Sie übernahm in diesem Zeit-
100
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Herder aktuell Nr. 38,
Januar-Juni 2014
nung einzelner Veranstaltungsformate beteiligt war, vor
allem der „Lesungen am Herder-Institut“ und der Hans
Lemberg Vorlesung. In den Berichtszeitraum fallen auch
Zuarbeiten für die Institutswebseite und andere Internetauftritte, für die Daten und Inhalte aus dem HerderInstitut angefordert wurden. Auch der Facebook-Auftritt
des Instituts, der bisher nur durch automatische Einspeisung von RSS-Feeds generiert wurde, informiert seit Oktober 2014 abwechslungsreich über Ereignisse im engen
und weiteren Umfeld der historischen Ostmitteleuropaforschung. In der community fand diese Ausweitung der
Kommunikation Anklang, wie sich durch die „Gefällt mir“
Angaben zeigen lässt.
8.2.2 Fachinformationssystem zur Geschichte
Ostmitteleuropas und Informationstechnik
Leitung: Dr. Jürgen Warmbrunn
Treppenaufgang im Direktionsgebäude
Im Rahmen des Arbeitskreises Projekte, in dem die institutsübergreifende Projektplanung und -evaluierung für
zukünftige Antragsverfahren durchgeführt wird, wurden
unter der Leitung von Frau Coburger mehrere Sitzungen
abgehalten. Die im Haus konzipierten Drittmittelanträge
verbleiben dabei wie zuvor in der Hauptverantwortung der
damit befassten Abteilungen, werden aber durch die Stabsstelle Forschungskoordination und den AK Projekte bei Bedarf durch Beratung unterstützt und ihre Dokumentation
in den dortigen Akten vorgehalten, sodass ein Überblick
der Direktion auf alle laufenden Verfahren gewährleistet
ist. In enger Koordination mit dem AK Projekte wurde das
SAW-Antragsverfahren 2016 mit der Hauptantragstellerin
Dr. Eszter Gantner vorbereitet, die sich auf der Förderlinie
„Frauen in Leitungspositionen“ mit einem Projekt über
jüdisches Erbe im Städtischen Raum bewerben wird.
Im Jahr 2014 war infolge vermehrter Veranstaltungs- und
Kooperationsaktivitäten des Herder-Instituts wieder ein
beträchtlicher Anstieg der Anforderungen im Bereich
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (Pressemitteilungen,
Pressegespräche, Konzeption/Gestaltung von Informationsmaterial über Veranstaltungen des Herder-Instituts,
Organisation von Veranstaltungen, Redaktion von Herder
aktuell, Koordination des Jahresberichts) zu verzeichnen.
Dieser Arbeitsbereich wurde ab Juli 2013 ausgegliedert
und wird, wie schon vorher vertretungsweise, von Antje
Coburger betreut, die mehrmals federführend an der Pla-
Der ab 2015 erfolgende Aufbau der neuen Abteilung „Digitale Geschichte und IT“ zielt zentral auch darauf ab,
den Aufbau einer virtuellen Forschungsinfrastruktur zu
Ostmitteleuropa am Herder-Institut in enger Absprache
und Koordination mit den bestehenden Abteilungen und
Arbeitsbereichen sowie einschlägigen Projekten am Institut zu forcieren. Dies geschieht zunehmend auch vor
dem Hintergrund der aktuellen massiven Veränderungen
bei der wissenschaftlichen Literatur- und Informationsversorgung zum gesamten osteuropäischen Bereich in
Deutschland (Übergang von DFG-geförderten Sondersammelgebieten zu Fachinformationsdiensten), die auch für
das Herder-Institut eine Neupositionierung notwendig
machen.
Durch diese Schwerpunktsetzung der neuen Abteilung soll
zum Ausdruck gebracht werden, dass das Herder-Institut
dem weiteren Ausbau einer fachlichen Forschungsinfrastruktur, in dem die unterschiedlichen Bestände und Materialien seiner Sammlungen virtuell mit weiteren Informations- und Wissensangeboten zusammengeführt und
bereitgestellt werden, auch weiterhin außerordentliche Bedeutung und einen herausragenden Stellenwert zumisst.
Dieses Angebot soll in einer zukünftigen weitergehenden
Ausbauphase den zentralen Baustein einer möglichst in
Kooperation mit anderen Einrichtungen der Ostmitteleuropaforschung aufzubauenden Virtuellen Forschungsumgebung bilden, mit dem das Herder-Institut neben
seiner bereits vorhandenen Funktion als Forschungs- und
Begegnungsstätte zusätzlich einen virtuellen Raum für kooperatives wissenschaftliches Arbeiten anbieten wird.
Ziel aller netzbasierten Aktivitäten des Herder-Instituts
bleibt es dabei, mit seinem Fachinformationssystem im
Sinne eines Fachportals zu Ostmitteleuropa zunächst ein
multilinguales und integriertes Instrument zur Bereitstellung, Präsentation und Erschließung seiner Bestände sowie einschlägiger externer Ressourcen, die von Bedeutung
für die Ostmitteleuropaforschung sind, zu schaffen.
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
101
Das bestehende System zielt entsprechend auf die Präsentation sämtlicher Web-Informationsangebote des Instituts
in integrierter Form: In Datenbanken, deren Inhalte aufgrund speziell entwickelter Routinen auch externen Kooperationspartnern zur Verfügung stehen, werden Informationen zum Institut, Beschreibungen der Bestände, Texte,
Literatur, Karten und Bilder verwaltet. Im Zusammenhang
mit den Vorbereitungen für die Arbeit des Bibliografieportals im HeBIS-Verbund wurde mit der Frankfurter
Verbundzentrale der Zugriff auf die Bibliotheksdaten in
Form einer Z39.50-Schnittstelle realisiert, die lange ein
entscheidendes Desiderat bei der Zusammenarbeit mit anderen Portalen darstellte. U.a. auf diese Weise kann nunmehr eine unmittelbare Einbindung der bibliografischen
und Bestandsdaten der Forschungsbibliothek in Metakataloge erfolgen.
Um die nachhaltige Zugänglichkeit am Herder-Institut erzeugter elektronischer Ressourcen zu gewährleisten, wurden im Berichtsjahr außerdem Vorbereitungen für eine
eigene Vergabe von DOIs (Digital Object Identifiers) in
Kooperation mit der GESIS getroffen. Hier wird das Herder-Institut in Zukunft auf Wunsch auch unterstützend
für andere Einrichtungen wie etwa das Imre Kertész Kolleg
in Jena tätig werden können.
Den zentralen ersten Schritt beim weiteren Ausbau des
Fachinformationssystems stellt jedoch nach wie vor die
Zusammenführung aller Datensätze zu den für das Arbeitsgebiet des Herder-Instituts einschlägigen Personen in
Form eines Zentralen Personenregisters dar. Dieses Zentrale Personenregister wird zwar organisatorisch von der
Forschungsbibliothek betreut, soll aber zukünftig entsprechende Daten aus allen Abteilungen und Arbeitsbereichen
vereinen und sich dabei eng an der Gemeinsamen Normdatei der Deutschen Nationalbibliothek orientieren und
mit dieser kooperieren. Nach Abschluss der qualitativen
Aufbereitung und Integration der Personendaten der Bibliothek des Herder-Instituts wurde die Einarbeitung der biografischen Daten des Bibliografieportals fortgesetzt und
mit den Planungen für die Einbeziehung von Personendaten aus den Wissenschaftlichen Sammlungen begonnen. Die zukünftigen weiteren Entwicklungsstufen beim
Aufbau des Fachinformationssystems werden die Einführung gemeinsamer Verfahren der sachlichen Erschließung
(normierte Sachschlagwörter und DDC-Klassifikation)
und die flächendeckende Nutzung der Georeferenzierung
bei geografischen Bezeichnungen aus dem Arbeitsbereich
des Herder-Instituts sowie deren Verlinkung sein.
Informationstechnik
Leitung: Dipl.-Geogr. Björn Ludwig
Eines der Ziele des zur Direktion gehörigen Stabsbereichs
IT ist die Konsolidierung und Weiterentwicklung der Informationstechnologieressourcen des Herder-Instituts,
um den steigenden Anforderungen an die Leistungsfähig-
102
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
keit und die Verfügbarkeit des operativen IT-Systembetriebs gerecht zu werden. Zu den zentralen Aufgaben gehören der Betrieb von zentralen IT-Diensten, wie Netzwerk,
zentrale Dateisysteme, Archivierung und Backup.
Internetpräsenz
Die in 2013 neu gestaltete Webseite des Instituts wurde im
Berichtszeitraum um weitere Funktionalitäten erweitert.
Bestehende Erweiterungen wurden sowohl in Optik wie
auch Verhalten weiter optimiert, natürlich auch für den
Gebrauch von mobilen Endgeräten.
Für die im Jahr 2015 stattfindende 11. Konferenz der Baltischen Studien in Europa (CBSE) wurde durch die IT-Abteilung des Instituts ein Webauftritt produziert. Hier wurden Interessierte sowohl über die Konferenz informiert
wie auch das Umfeld/Rahmenprogramm und hatten zusätzlich die Möglichkeit, Panel und Abstract-Vorschläge
online einzureichen. Die Webseite ist unter http://www.
balticstudies2015.org/ zu erreichen.
Im gesamten Berichtszeitraum wurden mit Hilfe von Piwik, einem Open-Source-Programm für Webanalytik, die
vom Webserver auf Basis von Besucheranfragen erzeugten
Logdateien ausgewertet und eine Besucherstatistik erzeugt. Diese gibt Auskunft über Zeitverläufe, rezipierte
HTML-Seiten, gewählte Zugänge sowie über die verwendeten Begriffe, die bei Suchmaschinen zur Auffindung des
Herder-Instituts-Servers führten. Im Jahresdurchschnitt
2014 konnten ca. 12.000 eindeutige Besucher und ca.
82.000 Seitenansichten pro Monat registriert werden.
Hardware
Ende 2014 betrug die Anzahl der am Institut eingesetzten Arbeitsplatzrechner 100 PCs und 40 Notebooks. Am
Ende des Berichtszeitraums wurde das Netzwerk über fünf
Server und neun dezentrale Switche betrieben. Die EDV
hält für die Ausleihe innerhalb des Hauses und auch für
Dienstreisen zusätzlich mehrere Geräte bereit: Dazu gehören unter anderem Beamer und Laptops.
Zum Ende des Berichtszeitraums wurden erste Vorbereitungen getroffen, das Netzwerk des Instituts auf ein
benachbartes Gebäude zu erweitern. Der endgültige Anschluss an das Daten- und Telefonnetz wird im ersten
Quartal 2015 erfolgen.
Im letzten Quartal 2014 wurde auf dem Dach des Instituts
eine Webcam installiert, welche das Lahntal in Richtung
Gießen zeigt. Auf der Webseite (http://www.herder-institut.de/go/n5-e0d825) werden zusätzliche Zeitraffervideos
angeboten.
Für alle Aktivitäten auf dem Gebiet der Informationstechnologie wurden im Berichtszeitraum rund 50.300 € für
Sachausgaben und Investitionen zur Verbesserung der ITInfrastruktur bereitgestellt.
Als neue Möglichkeit der Bereitstellung von Kundenaufträgen wurde Anfang 2014 ownCloud – eine freie Software
für das Vorhalten von Daten (Filehosting) in einer eigenen
privaten Cloud – in Betrieb genommen. Der Versand von
Datenträgern konnte so deutlich reduziert werden.
Interaktive Karte zur Übersicht über die Präsentationsorte der
Ausstellungen des Herder-Instituts seit dem Jahr 2000 und zugleich kartengestützter Zugang zu den entsprechenden Detailinformationen
8.3
Gleichstellung
Als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft hat sich das Herder-Institut selbst verpflichtet, die Bereiche Chancengleichheit sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf aktiv
zu gestalten.
Seit 2005 gibt es am Herder-Institut eine Gleichstellungsbeauftragte, die der Leitung zugeordnet und weisungsfrei
ist. Sie unterstützt und berät die Leitung bei der Planung
und Umsetzung gleichstellungsrelevanter Maßnahmen.
Die Gleichstellungsbeauftragte und ihre Stellvertreterin
werden alle vier Jahre aus dem Kreis der Mitarbeiterinnen
gewählt. Seit 2009 nimmt Elke Bauer das Amt wahr. Ihre
Stellvertreterin ist ebenfalls seit 2009 Katarína Köhler.
Die Gleichstellungsbeauftragte ist in der Zwischenzeit am
Herder-Institut fest verankert; dies zeigt sich an ihrer Teilnahme an den monatlich stattfindenden Abteilungsleiterrunden, bei denen das Thema „Gleichstellung“ einen
festen Programmpunkt einnimmt. Die Gleichstellungsbeauftragte informiert den Vorstand regelmäßig über ihre
Tätigkeit und berichtet im Kuratorium sowie bei der Betriebsversammlung und nimmt an Leitungsklausuren teil.
Seit 2010 ist das Herder-Institut mit dem Total E-QualityPrädikat zertifiziert. Das Prädikat bescheinigt Einrichtungen ein erfolgreiches und nachhaltiges Engagement im
Bereich der Chancengleichheit von Frauen und Männern
im Beruf. Alle drei Jahre muss das Prädikat erneut beantragt werden, zuletzt durchlief das Herder-Institut 2013
erfolgreich diesen Prozess.
Die Leibniz-Einrichtungen haben sich verpflichtet, die
„Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards“ der
DFG umzusetzen. Ein wichtiger Punkt der Gleichstellungsarbeit am Institut ist es nach wie vor, hierfür die Rahmenbedingungen zu schaffen. Ein bedeutender Baustein war
die Entwicklung des neuen Gleichstellungskonzepts 20132018, das im Mai 2013 von Vorstand und Gleichstellungsbeauftragten unterschrieben wurde und den seit 2007 gültigen Gleichstellungsplan abgelöst hat. Der Unterschied
zum bisherigen Gleichstellungsplan liegt in Zeitvorgaben
zur Umsetzung der einzelnen Maßnahmen und Zielvorgaben, es werden Verantwortliche für die einzelnen Maßnahmen genannt sowie die Einhaltung der Zielsetzungen
kontrolliert. Jährlich wird der Grad der Umsetzung der
geplanten Maßnahmen evaluiert und in einem Bericht
dem Vorstand vorgelegt. Dies geschah 2014 zum ersten
Mal. Erfreulich war, dass zahlreiche Maßnahmen im Zeitplan umgesetzt wurden. Frauen in Leitungspositionen
wird aber ein Thema bleiben, das das Institut noch längerfristig beschäftigen wird. Als Schritt in diese Richtung
wurden für das Programmbudget 2016 – wie bereits für
das Programmbudget 2015 – Zielquoten für Entgeltgruppen 13 und höher sowie für Leitungspositionen genannt.
Damit folgt das Herder-Institut einer Vorgabe der LeibnizGemeinschaft infolge eines Beschlusses der Gemeinsamen
Wissenschaftskonferenz. Im Gleichstellungskonzept sind
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
103
darüber hinaus Zielquoten für die Entgeltgruppen 10 bis
12 vereinbart worden. Diese ambitionierten Quoten orientieren sich an frei werdenden Stellen sowie Spielräumen, die durch zu erwartende finanzielle Aufwüchse und
Drittmittel entstehen.
pflegenden Angehörigen die Vereinbarkeit von Beruf und
Privatleben erleichtern. Im Oktober fand für alle Interessierten aus dem Herder-Institut eine Informationsveranstaltung des Pflegebüros der Universitätsstadt Marburg
zum Thema „Pflegende Angehörige“ statt.
Im Berichtsjahr wurde Anna Veronika Wendland, die die
Stabsstelle Wissenschaftskommunikation/Forschungskoordination inne hat, mit der Position der stellvertretenden
Direktorin betraut, in dieser Funktion vertrat sie Peter Haslinger während seines Fellowship am Imre Kertész Kolleg
der Universität Jena im Bereich der Lehre an der Justus-Liebig-Universität und in der Leitung der wissenschaftlichen
Projekte am Herder-Institut.
In 2014 konnte das Budget für Gleichstellungsaufgaben
u.a. für die Unterstützung der Ferienbetreuung von Schulkindern sowie zum Teil für die oben erwähnten Fortbildungen und das Mentoring-Programm verwendet werden.
Bereits 2013 konnte sich Dr. Eszter Gantner, PostDok-Stipendiatin der Leibniz Graduate School, erfolgreich beim
„Leibniz-Mentoring“-Programm bewerben. Diese Maßnahme lief bis Ende Oktober 2014. Das Programm ist für
Wissenschaftlerinnen in Leibniz-Einrichtungen gedacht
und hat „zum Ziel, hochqualifizierte promovierte Forscherinnen auf ihrem Weg in eine Führungsposition oder
Professur zu fördern. Es soll die Wissenschaftlerinnen
darin unterstützen, ihre Karriere zielgerichtet zu steuern,
fachspezifische Netzwerke aufzubauen und Leitungsaufgaben selbstbewusst zu übernehmen“ (http://www.leibnizgemeinschaft.de/karriere/wissenschaftlicher-nachwuchs/
leibniz-mentoring/, 04.02.2015).
Die verfolgte Gleichstellungspolitik des Instituts verfährt
zweigleisig, zum einen gibt es zunehmend Maßnahmen
zur Verbesserung der individuellen Karriereplanung
(Sprachkurse, Fortbildungen, offene Sprechstunde des
Direktors, Gespräche vorab über den Wiedereinstieg nach
der Elternzeit), zum andern soll vom Bedarf der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter insgesamt her gedacht werden.
Kurz- und mittelfristig sollen über Kooperationen und
Netzwerkbildung Hilfen angeboten werden, die das Herder-Institut alleine nicht leisten kann. Individuallösungen
bei Notfällen wie der plötzlich notwendigen Betreuung
von Verwandten sind bereits heute weitgehend komplikationslos möglich. Hervorzuheben ist, dass Direktion und
Verwaltung stets bemüht sind, Individuallösungen im Bereich der Arbeitszeiten und des Arbeitsortes zu finden.
8.4
2014 nahm eine wissenschaftliche Mitarbeiterin an einer
von der Leibniz-Gemeinschaft angebotenen Fortbildung
„Frauen in Führungspositionen“ teil. Des Weiteren fand
eine Inhouse-Fortbildung für Frauen zum Thema „Gesprächsführung als Teil des Stressmanagements“ statt. Die
Gleichstellungsbeauftragte selbst besuchte eine Fortbildung zum Thema „Konfliktmanagement für Gleichstellungsbeauftragte“.
Zurzeit sind individuelle Lösungswege der meist praktizierte Weg, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
zu gewährleisten. Neben diesen denkt man aber intensiv über eine Angebotspalette nach, die allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zugutekommt. Mit dem Family
Welcome Center der Philipps-Universität Marburg gibt es
eine Kooperation im Bereich „Dual Career Service“. Der
Kontakt zum Marburger Bündnis für Familie wurde ausgebaut, Katarína Köhler nimmt regelmäßig an den Treffen
des Bündnisses teil. Im Rahmen dieser Kooperation kann
das Herder-Institut ab Mai 2015 an einer Notfallgruppe
partizipieren, die Kinderbetreuung zunächst bis 20.00 Uhr
anbieten wird.
2014 stagnierten leider die Vorbereitungen zu den beiden
Betriebsvereinbarungen zur alternierenden Telearbeit sowie zur Flexibilisierung der Arbeitszeit, dies soll Anfang
2015 neu aufgegriffen werden. Diese beiden Betriebsvereinbarungen werden vor allem Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern mit Klein- und Schulkindern sowie mit zu
104
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Forschungsbeauftragte
Im Juni 2013 wurden die Forschungsbeauftragte und
ihre Stellvertreterin neu gewählt (Dr. Heidi Hein-Kircher
und Annalena Schmidt M.A. als Stellvertreterin). Die Forschungsbeauftragte versteht sich als überparteiliche Interessenvertretung für die wissenschaftlich Arbeitenden des
Herder-Instituts, sodass ihre Tätigkeiten im Wesentlichen
organisatorische Querschnittsaufgaben sind. Grundsätzliches Ziel ihrer Arbeit soll es sein, dazu beizutragen, die
Aufgaben im Bereich Infrastruktur/Dienstleistung/Service
mit der Forschung für alle außerhalb der Drittmittelprojekte angestellten bzw. nicht durch Stipendien unterstützten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vereinbar
zu machen und ihre Forschungen zu fördern. In diesem
Rahmen berät die Forschungsbeauftragte die Institutsleitung und arbeitet ihr zu, indem sie beispielsweise Konzepte
entwickelt und an der Auswahl der Bewerberinnen und
Bewerber um die Rotationsstelle sowie um Forschungsaufenthalte im Rahmen der Kooperationsvereinbarungen
beteiligt ist. Sie ist zugleich Ansprechpartnerin für die im
Haus tätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
in Bezug auf die Organisation eigener Forschungstätigkeiten und gibt ihnen Hilfestellung zur Schaffung von
Freiräumen für die Forschung. Weiterhin wurde eine Initiative gestartet, die Publikationstätigkeiten der Mitarbeiterschaft im englischsprachigen Raum zu unterstützen.
9 Management
Haushalt
Das Gesamtvolumen des Wirtschaftsplanes des HerderInstituts betrug im Berichtsjahr rd. 8.277.000,– €. Davon
entfielen rd. 6.201.100,– € auf die institutionelle Grundförderung, die jeweils zur Hälfte vom Bund und von allen
sechzehn Bundesländern zur Verfügung gestellt wurde.
Hinzu kam eine Rücklage in Höhe von rd. 313.700,– €, die
im Haushaltsjahr 2014 für definierte Ausgabenzwecke gebildet wurde. Für laufende Projekte hat das Institut Drittmittel verschiedener Forschungsförderungseinrichtungen
in Höhe von rund 1.159.800,– € vereinnahmt und aus
Vermietungen, Publikationen, der Anfertigung von Kopien, Reproduktionen, Fotografien, Digitalisaten, durch
die Gewährung von Nutzungsrechten sowie kostenpflichtige Recherchen und Fachauskünfte weitere Einnahmen in
Höhe von rund 59.800,– € erzielt. Das Verhältnis zwischen
eingeworbenen Drittmitteln und erwirtschafteten Einnahmen (insgesamt 1.219.600,– €) zur institutionellen Jahreszuwendung lag damit bei etwa 1:6.
Controlling und Evaluierung
Als Instrumente der regelmäßigen Qualitätssicherung
kommen im Herder-Institut sowohl ein betriebsinternes
Controlling als auch ein abgestuftes Verfahren externer
Evaluierung zum Einsatz. Seit 2003 liegt den Programmund Finanzplanungen des Instituts eine Kosten-LeistungsRechnung zugrunde, die eine computergestützte Erfassung der für die einzelnen Arbeitsbereiche (Kostenstellen)
bzw. Projekte (Produkte/Kostenträger) aufgewendeten
Personal- und Sachressourcen sowie ein regelmäßiges Berichtswesen umfasst und den Abteilungsleitungen bzw.
der Institutsleitung eine qualitäts- und output-orientierte
Steuerung ermöglicht.
Nach Ablösung des kameralen Haushalts wird der Wirtschaftsplan in Form eines Programmbudgets geführt. Für
Haushaltsführung und Bewirtschaftung der Haushaltsmittel sind damit die Leistungsdaten in Verbindung mit
den finanzwirtschaftlichen Ergebnissen im jeweiligen
Leistungsplan maßgeblich. Mit dem Programmbudget
werden neben dem Finanzierungsbedarf und dem Arbeitsprogramm auch die Ziele und Kriterien der anschließenden Leistungsbewertung formuliert. Neben dem internen Controlling und dem Programmbudget sind die
Begutachtungen der Institutstätigkeit durch den Senat der
Leibniz-Gemeinschaft (WGL; alle sieben Jahre) und durch
den Wissenschaftlichen Beirat des Instituts (laut Beschluss
des Senats der WGL mindestens einmal innerhalb von sieben Jahren) weitere wichtige Instrumente der Qualitätssicherung. Im Jahr 2012 hat der Senat der Leibniz-Gemeinschaft die Arbeit des Herder-Instituts uneingeschränkt
positiv bewertet und die weitere gemeinsame Förderung
des Instituts durch Bund und Länder empfohlen. Der Ausschuss der GWK (Gemeinsame Wissenschaftskonferenz)
hat daraufhin festgestellt, dass das Herder-Institut für his-
torische Ostmitteleuropaforschung – Institut der LeibnizGemeinschaft die Voraussetzungen für die Förderung gemäß § 1 Abs. 1 AV-WGL erfüllt.
Personal
In den vier Abteilungen des Herder-Instituts waren insgesamt 43,19 Mitarbeiter/innen (Vollzeitäquivalente am
31.12.2014) – davon 10,65 wissenschaftliche Mitarbeiter – unbefristet beschäftigt. Daneben waren zwei wissenschaftliche Mitarbeiter/innen befristet beschäftigt
sowie im Rahmen von Drittmittelprojekten zwölf wissenschaftliche Mitarbeiter/innen in befristeten Beschäftigungsverhältnissen tätig. Durch unterschiedlich befristete Beschäftigung von insgesamt sechsundzwanzig
wissenschaftlichen/studentischen Hilfskräften und zwölf
Praktikant/inn/en konnten einzelne Programmbereiche
verstärkt und zugleich dem Erfordernis der Förderung des
Nachwuchses bzw. der Aus- und Weiterbildung Rechnung
getragen werden. Schließlich sind für Urlaubs- und Krankheitsvertretungen vorübergehend elf weitere Mitarbeiter/
innen eingesetzt worden. Der Frauenanteil unter allen Beschäftigten lag im Berichtsjahr bei 56 %.
Direktion
Prof. Dr. Peter Haslinger
Dr. Anna Veronika Wendland
Simone Cerwenka
Sandra Heckeroth
Michael Becker
Björn Ludwig
Witali Rott
Direktor
Wissenschaftliche
Mitarbeiterin
Direktionsassistentin
Direktionsassistentin
Sachbearbeiter IT
Sachbearbeiter IT
Sachbearbeiter IT
Abteilung „Wissenschaftsforum“
Dr. Heidi Hein-Kircher
Dr. Norbert Kersken
Ina Alber
Dr. Christoph Schutte
Ruth Steinebach
Susanne Grotzer
Herta Lather
Ellen Strobl
Antje Coburger
Sarah Czerney
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
Leiterin der Abteilung
Wissenschaftlicher
Mitarbeiter
Wissenschaftliche
Mitarbeiterin
Redakteur der
„Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung“
Verlagsmanagerin
Lektorin
Mediengestalterin
Mediengestalterin
Wissenschaftliche
Mitarbeiterin
Wissenschaftliche
Mitarbeiterin LGSch
seit 1. April
105
Felix Heinert
Dr. Daniela Kraus
Agnes Laba
Jasmin Nithammer
Sebastian Paul
Wojciech Pieniazek
Annalena Schmidt
Dr. Jan Surmann
Mathias Voigtmann
Elisa-Maria Hiemer
Maximilian Brisach
Jana Alenka Gleich
Andriy Kazymyriv
Viktoria Pelke
Jonas Gabriel Pfäffinger
Robert Philipp
Konstantin Rometsch
Lisa Schröer
Sönke Breuer
Sascha Brünig
Ulrike Döbel
Florian Emge
Patrick Grodzki
Wissenschaftlicher
Projektmitarbeiter
seit 15. April
Wissenschaftliche
Projektmitarbeiterin
bis 30. September
Wissenschaftliche
Projektmitarbeiterin
Wissenschaftliche
Projektmitarbeiterin
bis 30. April
Wissenschaftlicher
Projektmitarbeiter
seit 1. Juni
Wissenschaftlicher
Projektmitarbeiter
Wissenschaftliche
Projektmitarbeiterin
Wissenschaftlicher
Projektmitarbeiter LGSch
seit 1. April
Wissenschaftlicher
Projektmitarbeiter
Wissenschaftliche
Hilfskraft
Studentische Hilfskraft
(Projektmitarbeiter)
Studentische Hilfskraft
(Projektmitarbeiterin)
seit 1. Juni
Studentische Hilfskraft
(Projektmitarbeiter)
bis 30. April
Studentische Hilfskraft
(Projektmitarbeiterin)
seit 1. Juni
Studentische Hilfskraft
(Projektmitarbeiter)
Studentische Hilfskraft
(Projektmitarbeiter)
Studentische Hilfskraft
(Projektmitarbeiter)
bis 31. März
Studentische Hilfskraft
(Projektmitarbeiterin)
seit 1. März
Studentische Hilfskraft
bis 31. Mai
Studentische Hilfskraft
Studentische Hilfskraft
seit 1. Juni
Studentische Hilfskraft
Studentische Hilfskraft
Abteilung „Forschungsbibliothek“
Dr. Jürgen Warmbrunn
Dr. Jan Lipinsky
Eligiusz Janus
Mandy Barke
Mathias Häberle
Susanne Heuser
Johanna Hocke-Szparaga
Danuta Konieczny
Guntar Martinson
Ilka Schlierbach
Gabriela Walti
Jadwiga Warmbrunn
Ramune Cerneckyte
Peggy Semper
Beate Schiebl
Reiner Beushausen
Peter Garbers
Katarína Köhler
Alexander Hocke
Ulrike Nau
Olha Vorsovska
Achim Diener
Dr. Tomasz Łopatka
Michelle Simon
Natalia Kunz
Sandra Cebula
Katharina Friede
Oliver Hegedüs
Aglaya Kalafatova
Attila Krucso
Indre Maknaviciute
Natalie Sablowski
Cynthia Sadler
106
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
Leiter der Abteilung
Wissenschaftlicher
Mitarbeiter
Wissenschaftlicher
Mitarbeiter
Bibliothekarin
Bibliothekar/Erwerbung
Bibliothekarin/
Zeitschriftenstelle
Bibliothekarin
Bibliothekarin/
Katalogisierung
Bibliothekar/
Katalogisierung
Bibliothekarin/
Retrokatalogisierung
Bibliothekarin/
Retrokatalogisierung
Bibliothekarin/
Katalogisierung
Bibliotheksmitarbeiterin
seit 1. März
Bibliothekarin
Bibliothekarin
Sachbearbeiter
Sachbearbeiter
Sachbearbeiterin
Magazindienst/
Buchbinderei
Magazindienst
Aushilfskraft
(Mutterschutz)
seit 23. Oktober
Magazindienst
Wissenschaftlicher
Projektmitarbeiter
Studentische Hilfskraft
(Projektmitarbeiterin) seit
1. November
Studentische Hilfskraft
(Projektmitarbeiterin) seit
1. Februar
Studentische Hilfskraft bis
30. September
Studentische Hilfskraft seit
15. Oktober
Studentische Hilfskraft
Studentische Hilfskraft seit
1. Juni
Studentische Hilfskraft bis
28. Februar
Studentische Hilfskraft bis
31. März
Studentische Hilfskraft seit
1. Januar
Studentische Hilfskraft
Dirk Stolper
Karina Turmann
Jan Völkel
Maximilian Wehn
Maria Schanze
Nadine Englert
Studentische Hilfskraft
Studentische Hilfskraft
Studentische Hilfskraft seit
1. Mai
Studentische Hilfskraft seit
1. Januar
Aushilfskraft (Vertretung
von Frau Vorsovska)
seit 15. September
Auszubildende FAMI
Abteilung „Wissenschaftliche Sammlungen“
Dr. Dietmar Popp
Wolfgang Kreft
Dr. Christian Lotz
Dr. Peter Wörster
Marc Friede
Dorothee M. Goeze
Christina Gorol
Thomas Urban
Claudia Junghänel
Wolfgang Schekanski
Christa Pilarz
Dr. Elke Bauer
Dariusz Gierczak
Dr. Piotr Kuroczynski
Leiter der Abteilung
Wissenschaftlicher
Mitarbeiter/
Kartensammlung
bis 30. Juni
Wissenschaftlicher
Mitarbeiter/
Kartensammlung
seit 1. November
Wissenschaftlicher
Mitarbeiter/
Dokumentesammlung
Sachbearbeiter/
Kartensammlung
Sachbearbeiterin/
Dokumentesammlung
Sachbearbeiterin/
Bildarchiv
Sachbearbeiter/Bildarchiv
Fotografin
Fotograf/
Bildbearbeitung
Archivarbeiten/
Bildarchiv
Wissenschaftliche
Projektmitarbeiterin
Wissenschaftlicher
Projektmitarbeiter
Wissenschaftlicher
Projektmitarbeiter
Dr. Ksenia Stanicka-Brzezicka
Dr. Agnese Bergholde
Dieter Wintergerst
Sonja Hauptmannl
Katarzyna Olczyk
Wojciech Witkowski
Natalia Dutka
Stephan Kersten
Anna Matter
Borislav Novakovic
Sebastian Weiß
Sebastian Wolf
Wissenschaftliche
Projektmitarbeiterin
seit 1. Oktober
Projektmitarbeiterin
Projektmitarbeiter
Wissenschaftliche
Hilfskraft bis 31. August
Wissenschaftliche
Hilfskraft bis 28. Februar
Wissenschaftliche
Hilfskraft
Studentische Hilfskraft
Studentische Hilfskraft bis
31. August
Studentische Hilfskraft seit
15. Oktober
Studentische Hilfskraft bis
31. Juli
Studentische Hilfskraft
Studentische Hilfskraft
vom 1. August
bis 30. November
Abteilung „Verwaltung“
Bernd Brandenstein
Gisela Geier
Edeltraud Imhof
Krista Kaletsch
Herta Lather
Anke Morawa
Tamara Peil
Ute Schmidt
Hans-Joachim Reumann
Leiter der Abteilung
Sachbearbeiterin/
Anlagenbuchhaltung,
Debitoren
Sachbearbeiterin/
Projektförderung,
Stipendien
Sachbearbeiterin/
Personal
Sachbearbeiterin/
Buchhaltung
Sachbearbeiterin/
Buchhaltung
seit 14. Juli
Sachbearbeiterin
Sachbearbeiterin/
Buchhaltung
Hausmeister
(Kursiv = befristetes und Drittmittelpersonal)
Jahresbericht 2014 Herder-Institut
107
Notizen
108
Jahresbericht 2014
Herder-Institut
© Herder-Institut
Herder-Institut für historische
Ostmitteleuropaforschung –
Institut der Leibniz-Gemeinschaft
Gisonenweg 5-7
35037 Marburg
Tel. +49 6421 184-0
Fax +49 6421 184-139
[email protected]
www.herder-institut.de
Herunterladen