Jahresbericht 2014 Inhaltsverzeichnis 1 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2 Profil und Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3 Forschungsbibliothek . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 4 Bildarchiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kartensammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dokumentesammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Projekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 20 21 23 Wissenschaftsforum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 6 7 11 13 14 14 Wissenschaftliche Sammlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 4.1 4.2 4.3 4.4 5 Bibliothek . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeitungsarchiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bibliografieportal zur Geschichte Ostmitteleuropas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bibliotheksbezogene Fachportale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Projekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“ Verbundprojekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Forschungsvorhaben einzelner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter . . . . . . . Veröffentlichungen und Verlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagungen, Workshops, Sektionen auf Kongressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stipendiatinnen und Stipendiaten, Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 39 45 53 55 65 Wissenschaftstransfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 Ausstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lesungen am Herder-Institut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herder-Kolloquium/Öffentliche Vorträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Publikationen, Vorträge, Präsentationen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 70 74 75 76 7 Kooperation und Internationalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 8 Institutsorgane und Institutsleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 8.1 8.2 8.3 8.4 9 Institutsorgane . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 Direktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 Gleichstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 Forschungsbeauftragte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Management . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 Umschlagbild: Dönhoffstädt in Drogosze, Foto: Wolfgang Schekanski 2014 Jahresbericht 2014 Herder-Institut 1 1 Vorbemerkung Das Jahr 2014 stand am Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft ganz im Zeichen zweier besonderer Entwicklungen. So war auch das vergangene Jahr noch einmal sehr stark geprägt durch unsere Erweiterungsbaumaßnahme, deren „Halbzeit“ in Form eines Richtfestes in der Jahresmitte gefeiert wurde. Auch in Phasen großer Lärm- und Staubbelastung gelang es dank des großen Engagements der betroffenen Kolleginnen und Kollegen erneut, die Nutzung der Bibliothek und der Wissenschaftlichen Sammlungen aufrechtzuerhalten und damit die negativen Auswirkungen unseres Bauprojekts für die Nutzerinnen und Nutzer unserer Bestände auf ein Minimum zu reduzieren. Diese seit Spätsommer 2013 laufende große Baumaßnahme stellte unbestritten eine erhebliche Belastung gerade für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unmittelbarer räumlicher Nähe zur Baustelle sowie für diejenigen dar, die als Folge der Baumaßnahme ihre angestammten Arbeitsplätze im Bibliotheksbereich zeitweilig oder auch nachhaltig verloren. Ab 2015 werden die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jedoch renovierte Räumlichkeiten im bisherigen Bibliotheksbereich, der ebenfalls umfassend neugestaltet wird, bzw. in der obersten Etage des Erweiterungsbaus beziehen können. Außerdem werden die Arbeitsbereiche Bibliothek und Bibliografieportal der Forschungsbibliothek erstmals auch räumlich vereint tätig werden können, was für die Verschränkung ihrer Arbeit vor dem Hintergrund neuer Herausforderungen im bibliothekarischen wie bibliografischen Bereich von großer Bedeutung ist. Die Baumaßnahme war und ist aus Sicht des HerderInstituts vor allem aber ein deutlicher und unmissverständlicher Beweis für das Vertrauen, das unsere Zuwendungsgeber – die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst – in das Herder-Institut setzen, eine Bestätigung für die sehr erfolgreiche Arbeit nicht nur der letzten Jahre und zugleich ein deutliches Bekenntnis zu unserem Standort Marburg. Das zweite ganzjährige Ereignis war das Fellowship von Prof. Haslinger am Imre Kertész Kolleg in Jena und seine Vertretung hier im Haus. Die Gremiensitzungen im Jahre 2014 brachten durchweg positive Bewertungen der Arbeit und des Kurses des Instituts, sie waren leider aber auch Zeiten des Abschiednehmens. So wechselte die Ansprech- 2 Jahresbericht 2014 Herder-Institut Dr. Jürgen Warmbrunn, Dr. Franz Kahle, MinDir Dr. Günter Winands (BKM), MinDirig Dr. Rolf Bernhardt (HMWK) und Prof. Dr. Peter Haslinger vor dem Erweiterungsbau (von links nach rechts) person für das Herder-Institut beim Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Frau Dr. Eickemeier, deren Nachfolgerin Frau Steinhofer-Adam auch bereits an den Wirtschaftsplanverhandlungen und der Kuratoriumssitzung teilnahm. Einen Wechsel gab es ebenfalls in der Leitung des Referats K44 bei der BKM. Die Nachfolge von Frau Deres, die über viele Jahre mit dem Herder-Institut verbunden war, trat Frau Dr. Zeddies an, die das HerderInstitut bereits in der ersten Woche ihrer neuen Tätigkeit besuchte. Schließlich gab es aber auch zwei gewichtige Veränderungen im Wissenschaftlichen Beirat: Neben dem Vorsitzenden, Herrn Prof. Dr. von Puttkamer, dessen Verdienste gerade auch bei der Institutsevaluierung 2012 noch einmal ausdrücklich gewürdigt wurden, schied auch die kurz zuvor zur Ministerin für Kultur und Nationales Erbe der Republik Polen ernannte Frau Prof. Dr. Omilanowska turnusgemäß aus dem Beirat aus. Zu guter Letzt sei auch noch auf eine Würdigung des Herder-Instituts hingewiesen, die uns große Freude bereitet hat: Das Herder-Institut wurde 2014 zum „Ehrenbotschafter der Stadt Danzig“ ernannt – eine besondere Würdigung der jahrzehntelangen engen Zusammenarbeit mit zahlreichen Danziger Einrichtungen insbesondere unseres Bildarchivs. 2 Profil und Aufgaben pa in der Bundesrepublik Deutschland unter den neuen politischen Rahmenbedingungen fortzusetzen und die deutschen Aspekte der Entwicklung dieser Regionen zu dokumentieren. In diese Konstruktion waren auch die dem Herder-Forschungsrat assoziierten Historischen Kommissionen eingebunden. FIN N Tallinn RUS EESTI S Rīga LATVIJA LIETUVA DK ROSSIJA Vilnius Kaliningrad Gdańsk POLSKA Warszawa Minsk Hrodna BELARUS' Brest Poznań Kyїv Łódź Wrocław D UKRAÏNA L'viv Praha Kraków ČESKÁ REPUBLIKA SLOVENSKO Brno Černivci MD Bratislava Budapest A FL CH I SLO MAGYARORSZÁG HR RO SRB Das Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung wurde im April 1950 in Marburg auf Initiative des Johann-Gottfried-Herder-Forschungsrats (HFR) gegründet und ist heute ein national wie international renommiertes Zentrum der internationalen historischen Ostmitteleuropaforschung. Mit seinen Arbeitsbereichen Wissensvermittlung, Dokumentation und Sammlungen unterstützt, organisiert und betreibt das Institut Forschungen zur historischen und kulturellen Entwicklung Ostmitteleuropas in den heutigen Grenzen Estlands, Lettlands, Litauens, Polens, Tschechiens, der Slowakei und der russischen Exklave Kaliningrad. Im Zentrum steht die Analyse der Wechselbeziehungen und Austauschprozesse in und mit Ostmitteleuropa vom Mittelalter bis in die Gegenwart, mit einem Schwerpunkt auf den Beziehungsgeflechten zum deutschsprachigen Raum und den deutschsprachigen Gruppen und Minderheiten Ostmitteleuropas. Ein weiteres zentrales Anliegen ist die vergleichende Betrachtung der Geschichte Ostmitteleuropas und seiner Nachbarregionen (v.a. Österreich, Ungarn, Belarus und westliche Ukraine) in einem gesamteuropäischen Vergleichskontext. Ebenso zentral ist die Reflexion über die medialen Grundlagen der Vermittlung von Kenntnissen über Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas. In seinen ersten Jahren diente das Herder-Institut als Begegnungsstätte einer Gruppe von Geistes- und Sozialwissenschaftlern, deren biografische und akademische Wurzeln in Gebieten jenseits der späteren Oder-Neiße-Grenze lagen. Diese Gruppe verfolgte mit ihren sehr unterschiedlichen Biografien (zumal aus den Jahren des Nationalsozialismus) den Ansatz, die Beschäftigung mit Ostmitteleuro- Als Arbeitsinstrument richtete das Herder-Institut bereits 1951 eine Forschungsbibliothek ein und betrieb seit 1952 ein für Westeuropa in diesem Umfang und Zuschnitt unikales Zeitungsarchiv mit einer eigenen Presseausschnittsammlung. Ebenfalls seit 1951 wurden aus Beständen unterschiedlichster Provenienz ein Bildarchiv, eine Karten- und eine Dokumentesammlung im Sinne eines klassischen Archivs aufgebaut. Die Arbeit des Instituts hatte infolge der politischen (Ostpolitik, Umbruch von 1989) und wissenschaftlichen Veränderungen in der Bundesrepublik Deutschland zwischen den 1960er und 1990er Jahren unterschiedliche, teils auch krisenhafte Phasen zu durchlaufen. Ein Meilenstein war 1977 die Übernahme des Herder-Instituts in die gemeinsame Forschungsförderung des Bundes und der Länder gemäß Art. 91b des Grundgesetzes („Blaue Liste“); entsprechend ist das Institut seit 1997 auch Mitglied der aus der „Blauen Liste“ hervorgegangenen Leibniz-Gemeinschaft. Einschneidend für das Selbstverständnis und die Entwicklung der weiteren Aktivitäten war die Herauslösung aus der Trägerschaft des Herder-Forschungsrats zum 1. Januar 1994. Diese transformierte das Herder-Institut in eine rechtlich verselbständigte wissenschaftliche Serviceeinrichtung für die internationale Ostmitteleuropaforschung, verbunden mit einem Prozess grundlegender Erneuerung. So erfolgten eine programmatische Neuausrichtung und Konzentration des Aufgabenprofils auf historische Fragestellungen sowie eine entschlossene Öffnung und Internationalisierung. Zentrale Punkte der neuen Entwicklungsstrategie waren zum einen der umfassende Ausbau der Partnerschaften zu ostmitteleuropäischen Universitäten und Einrichtungen, zum anderen die offensive Nutzung der aufkommenden neuen Medien. Heute finanzieren das Sitzland Hessen und das seit 1998 auf Bundesseite zuständige Ressort der Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien (heute: für Kultur und Medien, BKM) gemeinsam mit den übrigen Bundesländern die Institutsarbeit. Das Herder-Institut ist eine Institution der wissenschaftlichen Infrastruktur. Die in den Sammlungen des Instituts bereitgehaltenen Materialien bilden den Ausgangspunkt für eigene Forschungen, die Erstellung von Hilfsmitteln und Wissensportalen für die Forschung und eine entsprechend vielfältige wissenschaftliche Infrastruktur. Grundlage und erster Schwerpunkt der Tätigkeit des Instituts sind dabei seine umfangreichen und unikalen Sammlungen, die in Zukunft weiter ausgebaut, erschlossen und digital der Fachwelt und interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen. Sie umfassen eine Forschungsbibliothek zur Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas mit derzeit rund einer halben Million Bänden, einschließlich einer der Forschungsbibliothek Jahresbericht 2014 Herder-Institut 3 Führung in der Bibliothek für Tagungsteilnehmende Sammlungspräsentation im Studiensaal zugeordneten Zeitungssammlung, in der seit 1952 Tagesund Wochenzeitungen aus Ostmitteleuropa archiviert und für den Zeitraum bis bis 1999 in einer systematischen Sammlung von über 5 Millionen Ausschnitten ausgewertet worden sind. Daneben unterhält das Institut ein Bildarchiv mit Bildträgern aller Art, insbesondere zur Topografie sowie Kunst- und Kulturgeschichte Ostmitteleuropas (derzeit ca. 580.000 Einheiten), eine Kartensammlung mit rund 38.500 Kartenblättern, ca. 1.200 Altkarten und etwas über 6.300 Luftbildaufnahmen aus den Jahren zwischen 1942-1945. Schließlich befindet sich am Herder-Institut eine umfangreiche Dokumentesammlung mit einem Schwerpunkt auf der Geschichte des Baltikums, bestehend aus Nachlässen, Familienarchiven, Einzelarchivalien usw. sowie verfilmten Archivalien (derzeit ca. 1.450 laufende Regalmeter). Im Zuge der Neudefinition des Infrastrukturauftrags durch die Leibniz-Gemeinschaft gewährleistet das Herder-Institut damit eine synergetische Verbindung zwischen Forschungstätigkeit, Infrastrukturaufbau und Dienstleistungsfunktionen. Darüber hinaus bildet die Kombination aus verschiedensten Medienarten, die vielfach unikale Materialien umfassen, und deren digitale Erfassung sowie Präsentation heute einen weiteren Kern der Institutsarbeit. Entsprechend sind die Leitziele des HerderInstituts Felder definiert, die nach dieser Zeit vom Wissenschaftlichen Beirat auf ihre Tragfähigkeit und Relevanz für die Institutsarbeit überprüft und gegebenenfalls neu justiert werden. Ab 2013 bündeln dabei folgende Perspektiven die Forschungs- und Infrastrukturleistungen des Instituts, stärken seine Funktion als internationales Forum zur Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas und eröffnen neue Kooperationsperspektiven im nationalen wie internationalen Umfeld: ■ ■ ■ ■ die Bereitstellung, Erweiterung, Erschließung und Konservierung von anderenorts nicht verfügbaren Spezialsammlungen für die historische Ostmitteleuropaforschung die Durchführung eigener programmgebundener Forschung die Förderung des Wissenschaftsdiskurses und Wissenschaftstransfers in seinem Arbeitsgebiet auf nationaler und transnationaler Ebene und die Bereitstellung grundlegender Hilfs- und Arbeitsmittel für die Forschung. Durch „Projektleitende Perspektiven“ sind für die Dauer von jeweils vier Jahren institutsübergreifend thematische 4 Jahresbericht 2014 Herder-Institut ■ ■ ■ ■ ■ Sammeln, Bewahren und Vermitteln bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive Raum, Region, Stadt, Umwelt politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten, Gewalt und Sicherheit. Beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Tätigkeit bietet darüber hinaus die 2006 vertraglich vereinbarte, seit der gemeinsamen Berufung des neuen Direktors 2007 immer engere Kooperation mit der Justus-Liebig-Universität Gießen. So stärkt die Kooperation mit universitären Strukturen, vor allem mit dem seit 2006 bestehenden regionalwissenschaftlichen Gießener Zentrum Östliches Europa (GiZo), dem Zentrum für Medien und Interaktivität (ZMI) und dem International Graduate Centre for the Study of Culture (GCSC), nachhaltig die Institutsaktivitäten auch im Bereich von Wissensvermittlung unter Nutzung moderner Medien. Jedoch auch deutschlandweit konnten die Kooperationen deutlich befördert werden. Die vom Herder-Institut 2010 initiierten „Vernetzungstreffen der außeruniversitären Forschungs- und Infrastruktureinrichtungen der historisch-kulturwissenschaftlichen Ostmitteleuropaforschung“ wurden auch im Berichtsjahr fortgesetzt und in Form der „Arbeitsgemeinschaft außeruniversitäre Forschung und Infrastrukturen zum Östlichen Europa“ institutionalisiert. Mit dem Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig wurden Kooperationsgespräche fortgeführt, wobei thematische und infrastrukturelle Überschneidungsbereiche, Wege zum verstärkten personellen Austausch und ein Maßnahmenkatalog zur Vertiefung der wechselseitigen Beziehungen besprochen wurden. Ein erster gemeinsamer Projektantrag wurde im März 2013 eingereicht (Vernetzungsprojekt „Forschungsinfrastruktur Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa“, gemeinsam mit dem Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg) und ist im Dezember 2013 bewilligt worden. Das Projekt konnte im Juli 2014 beginnen. Auch im vergangenen Jahr suchte das Herder-Institut eine intensive Kooperation mit Instituten der Leibniz-Gemeinschaft über gemeinsame Projektzusammenhänge. Vor allem über Vernetzungsprojekte des SAW-Verfahrens im Bereich des Paktes für Forschung und Innovation konnte diese Strategie wieder erfolgreich umgesetzt werden. Diese Strategie gilt es in Zukunft auch in Richtung der Forschungsmuseen verstärkt weiter zu verfolgen. Hierzu dienen auch die Leibniz-Forschungsverbünde, bei denen das Herder-Institut dreimal beteiligt ist (Historische Authentizität, Krisen einer globalisierten Welt und Science 2.0). Auch alle weiteren Aktivitäten sollen in Zukunft noch ausgebaut und intensiver miteinander vernetzt werden. In besonderer Weise ist der Erfolg beim SAW-Antragsverfahren in der erstmals bedienten Förderlinie „Innovative Vorhaben“ zu betrachten, bei der das Projekt „Polesien als Interventionslandschaft. Herrschaft, Technologie und Ökologie an der europäischen Peripherie 1920-2015“ von Anna Veronika Wendland als Hauptantragstellerin gemeinsam mit universitären Partnern in Gießen und Siegen eingeworben werden konnte. Das Projekt wurde im November 2014 bewilligt und nimmt seine Arbeit am 1. Juli 2015 auf. Als Ergebnis der Neuorientierung der Institutsarbeit seit den 1990er Jahren kann das Herder-Institut heute als eine der weltweit führenden Stätten der historischen Ostmitteleuropaforschung und als unverzichtbare Einrichtung der wissenschaftlichen Infrastruktur bezeichnet werden. Dies ist Auftrag und Perspektive zugleich, nicht zuletzt in einer sich wissenskulturell und medial immer rascher verändernden Welt. Diese Entwicklungen werden auch in Zukunft Eingang finden in ein neues Verständnis der Vermittlungsfunktion des Herder-Instituts im Wissenschaftsdiskurs zwischen Ostmitteleuropa, Deutschland sowie dem Westen Europas und der Welt. Jahresbericht 2014 Herder-Institut 5 Forschungsbibliothek Wissenschaftliche Sammlungen Wissenschaftsforum Wissenschaftstransfer 3 Forschungsbibliothek Leitung: Dr. Jürgen Warmbrunn Lesesaal der Forschungsbibliothek Die Forschungsbibliothek besteht seit dem Jahr 2011 aus den Arbeitsbereichen Bibliothek, Bibliotheksbezogene Fachportale, Bibliografieportal und Zeitungssammlung. Die Bibliothek des Herder-Instituts sammelt Bücher, Zeitschriften, Zeitungen, CD-ROMs, CDs, DVDs, elektronische Ressourcen, Videos, Schallplatten und Noten. Sie bietet mit derzeit rund einer halben Million Bänden, 21.431 in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) gemeldeten Titeln und 1.603 laufend bezogenen Periodika einen der umfangreichsten und qualitativ bedeutendsten Bibliotheksbestände zur Geschichte, Kultur und Landeskunde Ostmitteleuropas weltweit. Im Einklang mit entsprechenden Empfehlungen des Wissenschaftlichen Beirats des HerderInstituts übernimmt sie als exzellente Forschungs- und Spezialbibliothek auch eine wichtige Funktion in der überregionalen Literaturversorgung. Zu diesem Zweck werden der Bibliothek aus dem Institutshaushalt regelmäßig zusätzliche Mittel zur Verstärkung des Erwerbungsetats zur Verfügung gestellt. auch in ihrer Zuständigkeit für die Vergabe von DOIs (Digital Object Identifiers) für das Herder-Institut und externe Partner sowie den 2014 fortgesetzten Planungen für einen elektronischen Lesesaal wider. Schwerpunkte bei den bereits laufenden Digitalisierungsarbeiten der Bibliothek sind unikale Manuskripte und Musikalienfilme im Bestand der Bibliothek, die Bestandsergänzung durch die unter urheberrechtlichen Gesichtspunkten unkritische Digitalisierung vergriffener Jahrbücher und sonstiger Periodika, die Bereitstellung von Kopien für die elektronische Kopienfernleihe im Rahmen des HeBIS-Verbundes sowie die kooperative Kataloganreicherung (Zugänglichmachung von Inhaltsverzeichnissen u.Ä. im elektronischen Katalog). Zukünftig soll außerdem die Retrodigitalisierung der Zeitungsausschnittsammlung einen weiteren, quantitativ besonders bedeutsamen Schwerpunkt bilden. Darüber hinaus arbeitet sie an den großangelegten Retrodigitalisierungsprojekten im Rahmen des DFG-geförderten Projekts zum Aufbau der dezentralen Plattform für elektronische Volltexte der Osteuropaforschung „OsteuropaDokumente online“ (OstDok) sowie an entsprechenden Aktivitäten anderer Einrichtungen (z.B. des Instituts für Ost- und Südosteuropaforschung Regensburg und der Nationalbibliothek Lettlands in Riga) aktiv mit. Der Bibliotheksbestand wird mit dem Anspruch auf größtmögliche Vollständigkeit auch im Bereich der schwer beschaffbaren (sog. „grauen“) Literatur kontinuierlich erweitert. Die Bibliothek ist darüber hinaus beteiligt am Aufbau virtueller Fach- und Informationsangebote und entwickelt unter besonderer Berücksichtigung der Langzeitverfügbarkeit eine Strategie für ihre zukünftigen Aktivitäten im Bereich der Digitalisierung. Dies spiegelt sich Gerade für die Bibliothek stellt die seit August 2013 erfolgende große Baumaßnahme eine einmalige Chance zur Weiterentwicklung ihres Serviceangebots, aber auch eine besondere Herausforderung und Belastung dar. Neben dem streckenweise sehr störenden Baulärm, der die Arbeit für die Bibliotheksnutzer/innen und wie auch für Mitarbeiter/innen erheblich erschwerte, verlor die Bibliothek durch die Baumaßnahme vorübergehend drei Büros mit je- 3.1 Bibliothek Leitung: Dr. Jürgen Warmbrunn Jahresbericht 2014 Herder-Institut 7 Fahrregal-Anlage im Bibliotheksmagazin weils mindestens zwei Arbeitsplätzen. Die betroffenen Mitarbeiter/innen sind seitdem unter deutlich schlechteren Arbeitsbedingungen in den bisherigen Benutzercarrels untergebracht, der Besprechungsraum in der Hensel-Villa wird vorübergehend als Arbeitsplatz für Stipendiatinnen und Stipendiaten und einen Projektmitarbeiter genutzt. Auf diese Weise konnte der Lesesaal für die normale Benutzung weiterhin offen gehalten werden. Dank des vorbildlichen Engagements des Bibliothekspersonals und der Einstellung eines zweiten ständigen Magazinmitarbeiters wurde der Benutzungsbetrieb der Bibliothek nahezu ohne Einschränkungen aufrechterhalten. Der Erleichterung der Bestandsnutzung in der Bauphase dienen auch ein für alle Nutzerinnen und Nutzer zugänglicher mobiler Handscanner sowie ein stationärer Buchscanner, der für die Abspeicherung von Digitalisaten auf Datenträgern (USB-Sticks) vorgesehen und dessen Nutzung kostenfrei ist. Seit Oktober 2013 bietet die Forschungsbibliothek einen beruflichen Ausbildungsplatz für eine „Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste – Fachrichtung Bibliothek“ an. Ermöglicht wurde dies einerseits durch die Bereitschaft des Herder-Instituts, für diesen Zweck finanzielle Mittel bereitzustellen, andererseits die Zusage einer Mitarbeiterin der Forschungsbibliothek, neben ihren eigentlichen Aufgaben an einem Kurs zum Erwerb der Ausbildereignungsprüfung teilzunehmen, die sie im Berichtsjahr erfolgreich abgeschlossen hat. Bestandserweiterung Die Bestandserweiterung erfolgte auch im Jahr 2014 über Kauf, Tausch und die gezielte Einwerbung von relevanten Geschenken. Beim Kauf wurde wie üblich besonderer Wert darauf gelegt, die Medien im Interesse der Nutzer/innen möglichst schnell und zu günstigsten Konditionen zu erwerben. Für die Bibliothek stellt der Tausch institutseigener sowie speziell zu diesem Zweck erworbener Publika- 8 Jahresbericht 2014 Herder-Institut tionen anderer Verlage gegen einschlägige Publikationen der Tauschpartner gerade bei Veröffentlichungen außerhalb des Buchhandels nach wie vor eine wichtige und unerlässliche Erwerbungsform dar, die sogar noch weiter ausgebaut werden konnte. Dies ermöglicht eine schnellere Bearbeitung von Tauschangeboten anderer Bibliotheken und erhöht dadurch die Zahl der eingeworbenen Tauschgaben ganz wesentlich. Die Bibliothek stärkt durch ihre unterschiedlichen Tauschaktivitäten darüber hinaus die Stellung der deutschen wissenschaftlichen Publikationen im Ausland und die Zugänglichkeit wichtiger geschichtswissenschaftlicher Spezialliteratur auch in insbesondere ostmitteleuropäischen Bibliotheken mit geisteswissenschaftlicher Ausrichtung, die diese sonst aus Etatgründen nicht erwerben könnten. Im Berichtsjahr wurden in Gesprächen mit Tauschpartnern außerdem Überlegungen angestellt, wie sich die gegenseitigen Tauschbeziehungen angesichts einer zunehmenden Zahl von ePublikationen weiterentwickeln werden und können. Da zahlreiche Institutionen und Einzelpersonen großen Wert darauf legen, mit ihren Publikationen in der zentralen deutschen Forschungsbibliothek zur Geschichte und Landeskunde Ostmitteleuropas vertreten und durch deren sehr zügige Einarbeitung in den Bestand schnell weltweit elektronisch recherchierbar zu sein, konnte erneut eine erhebliche Zahl von relevanten und qualitativ hochwertigen Publikationen als Geschenk eingeworben werden. Das quantitative Verhältnis der drei Erwerbungsformen zueinander betrug im Berichtsjahr: Kauf 43,1 %, Geschenk 25,6 % und Tausch 31,2 %. Insgesamt wurden Medien im Wert von 192.000 € erworben, wobei auf die Zeitungssammlung Ausgaben in Höhe von 142.000 € entfielen. In der Zeitungssammlung wurden im Jahr 2014 noch 28 Zeitungen laufend bezogen. Die Bibliothek verzeichnete im Berichtsjahr dank umfangreicher Schenkungen und des weiter intensivierten Tausches einen Bestandszuwachs von 16.143 bibliografi- schen Einheiten. Für externe Buchbinderarbeiten wurden 4.300 € verausgabt, wobei dank der Beschäftigung eines als Buchbinder ausgebildeten Mitarbeiters weiterhin zunehmend Arbeiten im Hause selbst erledigt werden können, was sich unter konservatorischen, finanziellen und Nutzungsgesichtspunkten sehr bewährt. Zu Tauschzwecken wurden der Bibliothek außerdem Publikationen des Verlags Herder-Institut im Wert von 15.970 € zur Verfügung gestellt. Bereits seit einiger Zeit betätigt sich die Bibliothek auf dem Gebiet der Einbindung von für ihr Sammelgebiet relevanten elektronischen Volltexten (in der Regel pdf-Dateien) in den elektronischen Bibliothekskatalog (einschl. ihrer sachlichen Erschließung) und beteiligt sich seit 2011 an der kooperativen und urheberrechtlich unkritischen Kataloganreicherung mit Inhaltsverzeichnissen, Titelbildern und Ähnlichem im HeBIS-Verbund. Aus rechtlichen Gründen nur für Nutzer/innen innerhalb des Herder-Instituts zugänglich sind die einschlägigen elektronischen Angebote, die als Nationallizenzen durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft erworben wurden, sowie durch die Bibliothek auf CD erworbene digitalisierte Adressbücher, die nur an einem Arbeitsplatz im Lesesaal zugänglich gemacht werden dürfen. Dank einer Campuslizenz sind seit Ende 2013 alle Publikationen des Verlags Otto Sagner in digitaler Form an jedem Arbeitsplatz im Institut zugänglich. Die in diesem Paket enthaltenen Titel werden auch komplett im Bibliothekskatalog verzeichnet. Bestandserschließung Die Bibliothek des Herder-Instituts beteiligt sich am hessischen Bibliotheksverbund (HeBIS), als – für Spezialbibliotheken eher ungewöhnlich – Direktteilnehmerin an der zentralen deutschen Zeitschriftendatenbank (ZDB) und über den HeBIS-Verbund am weltweiten Nachweisinstrument von Bibliotheksbeständen „WorldCat“«. Dadurch ist gewährleistet, dass ihre Bestände, die bisher mit Hilfe der bibliothekseigenen Systematik unter lokalen, biografischen und thematischen Gesichtspunkten sachlich differenziert erschlossen werden, in einer elektronisch weltweit zugänglichen Form nachgewiesen sind. Die Bibliothekssystematik und ihre Register (Sachregister sowie orts- und personenkundliche Register) werden soweit nötig laufend aktualisiert und für Nutzer/innen der Bibliothek in Form einer „geführten Suche“ benutzerfreundlich und auf leicht verständliche Weise zugänglich gemacht. 2014 wurden Vorarbeiten für eine weitergehende Nutzung von normierten Schlagwörtern und der von der Bayerischen Staatsbibliothek für ihre Sondersammelgebiete im Bereich Geschichte verwandten Version der „Dewey Decimal Classification“ (DDC) zur Inhaltserschließung aufgenommen. Dies würde neben einer einheitlichen Form der sachlichen Erschließung in allen Arbeitsbereichen der Forschungsbibliothek sowie ggf. anderen Sammlungen des Instituts auch eine Nachnutzung von Sacherschließungsinformationen anderer Bibliotheken im In- und Ausland ermöglichen. Außerdem würden Schlagwort-Recherchen im HeBIS-Verbundkatalog u.Ä. zunehmend auch Treffer aus dem Bestand der Bibliothek des Herder-Instituts ergeben. Langfristiges Ziel aller Arbeiten in diesem Bereich ist die georeferenzierte Präsentation der in der Systematik erfassten Orte/Landschaften sowie eine noch stärkere Verknüpfung mit der bundesweit gepflegten Gemeinsamen Normdatei (GND), an der die Forschungsbibliothek mit der höchsten Redaktionsstufe mitarbeitet. Der dadurch entstehende Datenbestand wird bei allen neu erworbenen Monografien über Personen im OPAC sichtbar eingebunden, was wiederum als eine wichtige Vorarbeit für das am Herder-Institut entstehende Zentrale Personenregister im Rahmen des Fachinformationsangebots zu betrachten ist. Die Arbeit an diesem Zentralen Personenregister des Instituts, in dem mittlerweile alle Personen aus dem Personenregister der Bibliothek personalisiert und mit der Gemeinsamen Normdatei (GND) verknüpft vorliegen, ist ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit der Forschungsbibliothek. Entsprechend wurde die Aufbereitung und Ergänzung der Personenschlagwörter des Bibliografieportals und der Presseausschnittsammlung (Estland, Polen und Tschechien) weiter vorangetrieben. Durch intensive Anstrengungen der Bibliothek sowie dank der in den Vorjahren erfolgten projektbezogenen Förderung durch BKM und HMWK ist die Retrokatalogisierung, also die nachträgliche Eingabe der Altbestände in den elektronischen Katalog, für monografische Veröffentlichungen mittlerweile abgeschlossen worden; es erfolgt allerdings noch eine abschließende Kontrolle an den noch vorhandenen konventionellen Kartenkatalogen, um eine hundertprozentige Erfassung aller in der Bibliothek vorhandenen Medien (insbesondere Zeitschriften und Schriftenreihen) einschließlich der Sondersammlungen im elektronischen Katalog sicherzustellen. Darüber hinaus wurden im Berichtsjahr die Katalogisierung und Erschließung der drei von den Baltischen Ritterschaften als Deposita übernommenen Bibliotheken, des Bestandes der Musiksammlung sowie weiterer Bibliotheksübernahmen (in der Regel sogenannte „Gelehrtenbibliotheken“) fortgesetzt. Bibliotheksfoyer Jahresbericht 2014 Herder-Institut 9 Für die Forschungsbibliothek im Hinblick auf ein angestrebtes Projekt zur Tiefenerschließung ihres Musikbestandes besonders wichtig war die Weiterbeschäftigung einer ausgebildeten Musikbibliothekarin, die die Ordnungs-, Erschließungs-, Katalogisierungs- und Umsignierarbeiten in der Musiksammlung der Bibliothek fortsetzte Benutzung Die Benutzung der Bestände der Bibliothek durch in- und ausländische Wissenschaftler/innen, Studierende und sonstige interessierte Personen erfolgt vor Ort und im Rahmen der Fernleihe (Direktausleihe, Online-Fernleihe, konventionelle Fernleihe oder internationale Fernleihe). Das elektronische Ausleihsystem ermöglicht es, sich jederzeit im Internet über die tatsächliche Verfügbarkeit der jeweiligen Medien zu informieren, und versetzt die Nutzer/ innen außerdem in die Lage, ihr Ausleihkonto einzusehen, Bücher und Zeitschriften auf elektronischem Wege zu bestellen, vorzumerken oder auch zu verlängern. Die elektronische Ausleihe ist darüber hinaus eine Voraussetzung für die enge bibliothekarische Zusammenarbeit zwischen dem Herder-Institut und dem Gießener Zentrum Östliches Europa (GiZo) sowie der Universitätsbibliothek Gießen. Eine vergleichbare Zusammenarbeit mit dem Ziel einer privilegierten Medienbereitstellung für das Imre Kertész Kolleg an der Friedrich-Schiller-Universität Jena besteht seit 2011 und wurde mit großem Erfolg fortgeführt, eine entsprechende Zusammenarbeit findet außerdem mit der Bibliothek des Geisteswissenschaftlichen Zentrums Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO) an der Universität Leipzig statt. Im Berichtsjahr war die Bibliothek in der Regel von Montag bis Freitag jeweils neuneinhalb Stunden für die Benutzung vor Ort zugänglich. Die Zahl der Präsenznutzungen durch Externe betrug 1.983 und stieg damit trotz der Einschränkungen aufgrund der Baumaßnahme und die deshalb seitens der Bibliothek angebotene kostenlose Privatfernleihe sowie die deutlich zunehmende elektronische Kopienfernleihe wieder leicht an. Gleichzeitig nahmen die Ausleihen wie auch die täglich per Brief, E-Mail oder Das Herder-Institut ist Partner beim Fachrepositorium OstDok für Ostmitteleuropawissenschaften 10 Jahresbericht 2014 Herder-Institut Telefon eingehenden Anfragen zum Bibliotheksbestand bzw. Bitten um wissenschaftliche Auskünfte deutlich zu. Zusätzlich propagiert die Forschungsbibliothek durch die Teilnahme von Mitarbeiter/inne/n an bibliothekarischen und fachwissenschaftlichen Veranstaltungen, die Lehre an der Justus-Liebig-Universität, die intensive Betreuung von Stipendiatinnen und Stipendiaten, die Teilnahme an Einführungsveranstaltungen ebenso wie Führungen für Studierende insbesondere der Universitäten Gießen und Marburg sowie zahlreiche weitere Besuchergruppen intensiv ihre einzigartigen Bestände und macht auf die hohe Servicequalität vor Ort wie auch für die auswärtige Benutzung aufmerksam. Der Wahrnehmung der Bibliothek im virtuellen Raum dient u.a. der online stehenden Podcast, ihre Beteiligung am Facebook-Auftritt des Instituts sowie ein Ende 2013 eingeführter „Live-Chat“ mit dem Personal des Informationsbereichs der Bibliothek. Das Platzproblem der Bibliothek wie auch der übrigen Sammlungen des Herder-Instituts machte auch 2014 zusätzliche Auslagerungen von Bibliotheksbeständen notwendig, die aber jeweils so durchgeführt wurden, dass die Einschränkungen bei ihrer Benutzung so gering wie möglich gehalten wurden. Gleichwohl sind diese Auslagerungen ebenso wie die Lagerung eines Teils des Bibliotheksbestandes in klimatisch ungünstigen Kellerräumen unter konservatorischen Aspekten völlig unbefriedigend und müssen baldmöglichst abgestellt werden. Eine Lösung wird hier allerdings erst der Anbau an den Magazinturm mit sich bringen, der im 2. Quartal 2015 bezogen werden wird. Auch im Hinblick auf die Einbindung der Forschungsbibliothek in die Stadt Marburg und die umliegende Region ist schließlich auf die zahlreichen Praktikantinnen und Praktikanten hinzuweisen, die im Rahmen von Schulpraktika, studienbegleitenden Pflichtpraktika, Praxisphasen im Rahmen des Studiums der Bibliotheks- und Informationswissenschaft sowie im Rahmen von Maßnahmen zur Einstiegsseite des Bibliographieportals zur Geschichte Ostmitteleuropas beruflichen Wiedereingliederung (u.a. von Schwerbehinderten) in der Bibliothek tätig waren. Ein Angebot der Forschungsbibliothek gerade auch für die breitere Öffentlichkeit mit sehr guter Resonanz waren auch 2014 die insgesamt acht Lesungen, die in der Regel im Lesesaal der Bibliothek stattfanden und durch Vitrinenausstellungen in ihrem Foyer ergänzt wurden (siehe dazu ausführlicher unter 6.2). Die Lesungen werden nach Möglichkeit auch als Podcasts angeboten. 3.2 Zeitungsarchiv Wissenschaftliche Betreuung: Dr. Jan Lipinsky Das Zeitungsarchiv des Herder-Instituts zählt als „Pressearchiv“ zu seinen ersten, kurz nach Institutsgründung eingerichteten Arbeitsbereichen. Es bestand als eigenständige Abteilung bis zum Jahr 2000, ist seitdem Teil der Forschungsbibliothek und gliederte sich von Anbeginn an in die beiden korrespondierenden Bereiche Zeitungssammlung und Zeitungsausschnittarchiv. Beide zusammen erstrecken sich mit ihren Beständen heute über ca. 2,7 Regalkilometer. Davon entfallen auf die Zeitungssammlung rund 1,1 Regalkilometer gebundene oder gebündelte Zeitungen überwiegend im Großformat in rund 12.900 Bänden und 270 Rollfilmen. Von den 721 in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesenen Zeitungstiteln sind über 30 % unikal, also nur im Herder-Institut vorhanden. Zusätzlich hält die Sammlung oftmals unikale Jahrgänge im Bestand vor, die sonst in keiner anderen Bibliothek im deutschsprachigen Raum zu finden sind. Bibliotheksintern wurde nicht zuletzt aus pragmatischen Gründen entschieden, seit 1945 erschienene Pressetitel in der Zeitungssammlung und davor erschienene Zeitungen im „normalen“ Periodikabestand aufzustellen. Über den elektronischen Katalog (OPAC) und die ZDB können jedoch alle Pressetitel gemeinsam gesucht werden. Durch Geschenke, gezielte Durchsicht von Tauschlisten und Einarbeitung von Altbeständen konnten im Berichtsjahr Lücken in der Zeitungssammlung geschlossen und bisher fehlende Titel neu aufgenommen werden. Beispielsweise gelang aus privater Hand der Ankauf mehrerer Nummern des Jahres 1831 der in Mitau (Kurland) erschienenen Allgemeinen deutschen Zeitung für Rußland, die laut ZDB bisher in keiner anderen deutschen Bibliothek vorhanden waren. Die Bestände der Kattowitzer Zeitung konnten für die Jahre 1918 bis 1919 durch Kopien ergänzt werden. Ebenfalls aus privater Hand übernommene Mikrofilmrollen polnischer Pressetitel der Zwischenkriegszeit wurden digitalisiert. Nach einer weiteren Reduzierung der kontinuierlich bezogenen Zeitungen werden derzeit 28 Zeitungsabonnements, mit einem Schwerpunkt auf der Minderheitenpresse Ostmitteleuropas, als wichtiges Element der durch die Forschungsbibliothek geleisteten überregionalen Literaturversorgung in der Zeitungssammlung fortgeführt und archiviert. Fünf deutsche Pressetitel werden nach der aktuellen Auslage im Nutzungsbereich des Bibliotheksfoyers und dortiger Lektüre makuliert. Die seit nunmehr vier Jahren provisorisch und durch die laufenden Baumaßnahmen noch verstärkt auf den Tannenberg ausgelagerten Teile der Zeitungssammlung wurden im Berichtsjahr weiterhin regelmäßig genutzt, sodass durchschnittlich einmal pro Woche Bände von dort für den Lesesaal oder die Fernleihe geholt werden konnten. Die übrige Zeitungssammlung sowie fast das komplette Zeitungsausschnittarchiv sind für die Präsenznutzung im Lesesaal der Forschungsbibliothek leichter zugänglich, da sie weiterhin in Institutsräumen auf dem Schlossberg lagern, die aber zum Teil klimatisch unzureichend sind. Das in den Jahren 1952 bis 1999 aktiv auf- und ausgebaute Zeitungsausschnittarchiv, das den gesamten ostmitteleuropäischen Raum vergleichend umfasst und einheitlich systematisch erschließt, kann als einmalige Dokumentation des „Experiments Sozialismus“ in Ostmitteleuropa und seiner Wahrnehmung im Westen gelten. Es enthält für die Nachkriegsjahre ca. 5 Mio. systematisch archivierte Zeitungsausschnitte in 15.200 Ordnern, 640.000 Mikrofiche-Aufnahmen sowie 160 Mikrofilmen und wird ergänzt zum einen durch eine Spezialsammlung zur Zwischenkriegszeit sowie zum anderen durch das im Zeitraum 1952 bis 1991 entstandene, teilweise in die Zwischenkriegszeit zurückreichende Presseausschnittarchiv des Deutschen Instituts für Zeitgeschichte der DDR (später Institut für Internationale Politik und Wirtschaft der DDR), das gleichsam eine ideologische Parallelüberlieferung aus kommunistischer Sicht anhand überwiegend regional breit gestreuter deutscher Presse bietet. Insgesamt belegen die in Archivkartons oder Ordnern abgelegten Ausschnitte rund 1,6 Regalkilometer. Im originären und weiterhin auf dem Marburger Schlossberg aufbewahrten Zeitungsausschnittarchiv des Herder-Instituts dominieren mit ca. 80 % Materialien zu den Staaten Polen und Tschechoslowakei sowie insgesamt rund 16 % zu den drei baltischen Staaten, während die im Außenlager Tannenberg untergebrachte Sammlung aus der DDR-Zeit mit ihren 839 Archivkartons bzw. ca. 320.000 Ausschnitten einen Schwerpunkt auf die UdSSR und neben Polen und Tschechoslowakei auch auf Jahresbericht 2014 Herder-Institut 11 Südosteuropa legt. Das Zeitungsausschnittarchiv wird vielfach für zeithistorische Forschungen (mitunter sogar als alleinige Quellengrundlande während des Stipendienaufenthaltes in Marburg), aber auch für die institutsinternen Ausstellungen im Rahmen der Lesungen bzw. zu besonderen Anlässen (z.B. Marburger Kamerapreis 2014 für Paweł Edelmann (Februar/März), Fußballweltmeisterschaft in Brasilien (Bestände zu Fußball und Brasilien, Juni/Juli), Herbst, Weihnachten) als Illustrationsmaterial bei Institutsführungen oder für Motive im Instituts-Adventskalender genutzt. 600 zu Polen und 570 zur Tschechoslowakei sowie 90 zu Südosteuropa) auf über 115 laufenden Metern. Die komplette Verzeichnung der RFE-Berichte ist erfolgt, ihre Katalogisierung zwecks Nachweis in der ZDB ist geplant. Die weitere Bestandserfassung über eine ACCESS-Datenbank, die perspektivisch Informationen über das gesamte Zeitungsarchiv enthalten und künftig auch online zugänglich sein soll, dauert an. Eine u.a. um die RFE-Berichte ergänzte und aktualisierte Systematik für Recherchen im gesamten Ausschnittbestand konnte im Berichtsjahr online gestellt werden. Im Berichtszeitraum gelang die komplette Einarbeitung des 2009 zu den für die Sammlung einschlägigen Themen und deshalb nur in Teilen erworbenen privaten, 1926 in Berlin begründeten und bis in die 1970er Jahre fortgeführten Zeitungsausschnittarchivs „Manfred Matthes“. Primär für die 1930/1940er Jahre konnte damit der vorhandene Bestand sinnvoll retrospektiv für Polen, Tschechoslowakei und Ungarn, u.a. zu den Themen Polen im Zweiten Weltkrieg (Generalgouvernement), tschechische Berichterstattung über den Zeiten Weltkrieg, Katyn (1943), Warschauer Aufstand (1944 f.), polnische Nachkriegszeit (1947-1949: Wirtschaft, Innenpolitik, Außenpolitik), Ungarn-Aufstand 1956 sowie zu polnischen und ungarischen Personen (z.B. Józef Piłsudski; Artikel aus den 1930er Jahren), Gyula (Julius) Graf Andrássy von Csík-Szent-Király und Kraszna-Horka der Jüngere (1860-1929), Graf Albert Apponyi von Nagy-Apponyi (1846-1933), László Bárdossy (1890-1946), Miklós (Nikolaus) (1868-1957), Pál Teleki (Graf Paul Teleki von Szék; 1879-1941), ergänzt werden. Weitere bisher unbearbeitete Altbestände (u.a. mit dem Schwerpunkt Baltikum sowie zu Orten und Personen des zentralen Sammlungsgebietes) wurden einsortiert und sporadisch durch Artikel der aktuellen Tagespresse ergänzt. Als Geschenke konnten ein größerer Bestand zu Königsberg (Kaliningrad) (1990 bis 2008) integriert sowie zwei Mappen mit Karikaturen zur polnischen Politik der 1980er Jahre und die sechs Ordner der die deutsch-polnischen (Kultur-)Beziehungen betreffenden Zeitungsausschnittsammlung von Klaus Staemmler übernommen werden. Staemmler, geboren 1921 in Bydgoszcz (Bromberg), lehrte nach seiner Promotion in osteuropäischer Geschichte von 1963 bis 1986 als Dozent an der deutschen Buchhändlerschule in Frankfurt a.M. und wirkte zugleich seit 1967 als einer der herausragenden Übersetzer polnischer Literatur ins Deutsche. Er war Mitbegründer der Bibliotheca Polonica und verstarb im November 1999 in Münster. Seine seit den 1960er Jahren geführte Ausschnittsammlung enthält allein drei Ordner zu polnischen Schriftstellern. Für die zunehmend wichtige, institutsübergreifende Arbeit am Zentralen Personenregister (ZPR) lieferte das Zeitungsarchiv wesentliche Daten zu. Im ZPR aufgeführte Personen werden möglichst umfassend personalisiert und dann mit den zuvor ergänzten Normdaten der Gemeinsamen Normdatei (GND) verknüpft, die wiederum als Abzüge im Institut für die Suche über alle Bestände sichtbar gemacht werden sollen. So sind über die derzeitige ZPRSuchmaske die für Polen (17.000 Datensätze) und Estland (4.000 Datensätze) in der Vergangenheit schon online nachgewiesenen umfangreichsten biografischen Daten des jeweiligen regionalen Personenausschnittarchivs findund recherchierbar. Insgesamt 2.400 tschechische Personen aus dem Teilbestand T 29, deren Nachnamen mit „A – Bek“ beginnt, liegen zum Ende des Berichtsjahres nun ebenfalls in der zentralen Personendatenbank vor, sind allerdings noch nicht such- und sichtbar. Zudem konnte die in den vergangenen Jahren in Kooperation mit der Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik e.V. (Berlin) programmierte Online-Datenbank digitalisierter Presseausschnitte weiter ausgebaut werden. Sie ermöglicht die einfache Suche nach Personen, Zeitungsnamen, Autorenschaft und Datum. Die kombinierte Suche bleibt in Planung. Ziel ist es, die bisher nur über Aktenordner zugänglichen Ausschnitte möglichst komfortabel online durchsuchen zu können. Für dieses Pilotprojekt wurde der am häufigsten benutzte Bestand P 0301 (insgesamt 186 Ordner) des Personenarchivs, das insgesamt ca. 4.650 Ordner mit ca. 1,5 Millionen Ausschnitten umfasst, ausgewählt. Dieser Bestand P 0301 enthält, alphabetisch nach Nachnamen sortiert, Presseausschnitte zu deutschen Personen, die (überwiegend bis zum Jahr 1945) Bezüge zum heute polnischen Raum hatten bzw. zu deutschen Vertriebenen aus diesem Raum. Die ersten 46 Ordner (Buchstaben A – F) liegen digitalisiert vor. Im Berichtszeitraum konnte die Datenbank um zehn Ordner auf nunmehr 34 Ordner (Buchstaben A – Dol) oder insgesamt ca. 6.500 Ausschnitte erweitert werden, die nach ihrer vollständigen Erfassung und OCR-Erkennung online durchsuchbar sind. Die Datenbankrecherche ist aus rechtlichen Gründen allerdings nur in den Räumlichkeiten des Herder-Instituts und innerhalb der OCR-erkannten Texte möglich, sie wird von Stipendiatinnen und Stipendiaten des Instituts sowie anderen Forscherinnen und Forschern aber bereits intensiv im Lesesaal der Forschungsbibliothek genutzt. Der Information der wissenschaftlichen Öffentlichkeit über die- Die komplette thematisch und chronologisch sortierte Aufstellung der Rundfunk-, Presse- und Fernsehberichte von Radio Free Europe ermöglichte im Berichtsjahr erste Nutzungen. Der Bestand wurde seit Institutsgründung laufend über das Auswärtige Amt an das Herder-Institut abgegeben und umfasst die Jahre 1957 bis 1991 (leider mit Lücken) in ca. 1.260 Ordnern bzw. Archivkartons (davon 12 Jahresbericht 2014 Herder-Institut ses laufende Projekt und zugleich der Vorbereitung eines entsprechenden Drittmittelantrages dienten mehrere Vorträge, u.a. auf dem Deutschen Bibliothekartag in Bremen. Jan Lipinsky: Vortrag „Ostmitteleuropa in der Tagespresse – das Marburger Ausschnittarchiv künftig auch digital?“, 43. Wissenschaftliche Arbeits- und Fortbildungstagung der Arbeitsgemeinschaft der Bibliotheken und Dokumentationsstellen der Ost-, Ostmittel- und Südosteuropaforschung (ABDOS) e.V. „Weiterdenken – Institutionen der Informationsvermittlung vor neuen Herausforderungen“, Hannover 6. Mai. Jan Lipinsky: Vortrag „Vom Nutzen eines online zugänglichen Presseausschnittarchivs – Erfahrungen im Zuge der beginnenden Digitalisierung“, Workshop „Intelligente Inhaltserfassung von Zeitungsartikeln“, Staatsbiblithek Berlin 26. Mai. Jan Lipinsky: Vortrag „Die Zeitungsausschnittsammlung – digitaler Zugriff statt Blättern in zerfallendem Papier“, 103. Deutscher Bibliothekartag, Bremen 5. Juni. 3.3 Bibliographieportal zur Geschichte Ostmitteleuropas Leitung: Dr. Jürgen Warmbrunn Das Bibliographieportal zur Geschichte Ostmitteleuropas beschäftigt sich mit der Bereitstellung und Weiterentwicklung eines elektronischen Online-Recherchesystems für die gesamte wissenschaftlich relevante Literatur zur Geschichte Ostmitteleuropas unter besonderer Berücksichtigung unselbständig erschienener Publikationen (z.B. Zeitschriftenaufsätze, Beiträge in Sammelwerken u.Ä.). Die in der Vergangenheit erfolgte Erstellung gedruckter Jahresbibliografien zur Geschichte einzelner ostmitteleuropäischer Landschaften wird auf Empfehlung des wissenschaftlichen Beirats des Herder-Instituts bis auf die Bibliographie zur Geschichte Schlesiens nicht fortgeführt. Die zugrunde liegende einheitliche Materialsammlung erfolgt im Rahmen eines arbeitsteilig organisierten Kooperationsverbundes, in dem unter Leitung des Herder-Instituts Partnerinstitutionen in Deutschland, Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Litauen zusammenarbeiten. Die bisherigen Absprachen sehen vor, dass die Partnerinstitute jeweils die in Ostmittel- und Osteuropa erscheinenden Titel, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des HerderInstituts sowie externe deutsche Kooperationspartner die in Westeuropa und Übersee erscheinende Literatur erfassen. Dazu werden gegenwärtig im Herder-Institut laufend westeuropäische und nordamerikanische Periodika ausgewertet, während die Bearbeitung ost(mittel)europäischer Zeitschriften und Reihenwerke durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Partnerinstitute erfolgt. Die elektronischen Datenbestände für jeweils ein Berichtsjahr sollen mit den Kooperationspartnern ausgetauscht und die nach Marburg gelieferten Titel in die Literaturdatenbank des Herder-Instituts integriert werden. Die bibliografische Arbeit am Herder-Institut wird seit Mitte 2011 auf Grund der durch interne und externe Gremien beschlossenen Reorganisation der Institutsstruktur nunmehr im Rahmen des neuen Arbeitsbereichs „Bibliografieportal“ innerhalb der Forschungsbibliothek fortgeführt. Im Berichtsjahr wurden die Vorbereitungen für die Migration der bisherigen Allegro-Datenbank wie auch die Durchführung der aktuellen bibliografischen Arbeit im hessischen HeBIS-Verbundkatalog fortgeführt. Einen zusätzlichen räumlichen Ausdruck wird diese Integration in dem im Berichtsjahr beschlossenen Umzug des Arbeitsbereichs in die neue Büroetage der Forschungsbibliothek in der ersten Jahreshälfte 2015 finden. Ebenfalls in der Umsetzungsphase befindet sich die Einbindung der bibliografischen Daten des Herder-Instituts in das an der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz betriebene SlavistikPortal sowie in die Datenbankangebote zu Osteuropa der Martin-Opitz-Bibliothek Herne. Außerdem wurden die Vorarbeiten für die Neufassung und Erweiterung der Kooperationsvereinbarungen mit den externen Partnern unter den zukünftigen neuen Arbeitsbedingungen vorangetrieben. Perspektivisch ist vorgesehen, auch stärker bibliografische Daten einzuarbeiten, die in anderen Arbeitszusammenhängen des Instituts anfallen (z.B. bei der Kataloganreicherung), die Einbindung der qualitativ hochwertigen Daten des Herder-Instituts in die geplanten Fachinformationsdienste zu unterstützen und die bibliografische Arbeit am Herder-Instituts unter dem Gesichtspunkt der prosopografischen Arbeit zu Ostmitteleuropa voranzutreiben. Den Schwerpunkt der Arbeit in dieser Übergangsphase machte jedoch die Integration der biografischen Datensätze des Bibliographieportals in das unter Federführung der Forschungsbibliothek im Aufbau befindliche Zentrale Personenregister des Herder-Instituts aus. In diesem Rahmen fand eine schrittweise Heranführung der Mitarbeiter des Bibliografieportals an das bibliothekarische System HeBIS-PICA und die Arbeit mit Normdaten statt. Darüber hinaus wurde die Redaktion der Bibliografie für die Schlesische Geschichte für das Berichtsjahr 2011 zum Abschluss gebracht und die Erfassung des bibliografischen Materials für die schlesische Geschichte für das Berichtsjahr 2012 abgeschlossen. Im Rahmen der internationalen Kooperation mit dem Historischen Institut in Vilnius wurden aus der gemeinsamen Datenbank im Herder-Institut Korrekturauszüge Jahresbericht 2014 Herder-Institut 13 für den nächsten Jahresband der Bibliographie zur litauischen Geschichte (2003) angefertigt. Die Datenbank wies zum Ende des Berichtsjahres rund 673.900 (Ende 2013: 674.800) Literaturtitel und 60.000 Rezensionen nach. Hinzu kamen 79.516 Stammsätze (Ende 2013: 75.761), und zwar für Personen 56.874 (Ende 2013: 54.589), Geographica 19.519 (Ende 2013: 18.133) sowie Sachen 3.123 (Ende 2013: 3.039). Eine besondere Herausforderung gerade für diesen Arbeitsbereich stellen die Veränderungen bei der DFG-Förderung im Bereich der Fachinformationsdienste (bisher Sondersammelgebiete) dar. Hier wird sich das Herder-Institut bemühen, seine spezifischen Kompetenzen und Fähigkeiten in die zukünftige Fachinformationsstruktur zu Ostmitteleuropa einzubringen. 3.5 3.4 Leitung: Dr. Jürgen Warmbrunn Die Forschungsbibliothek des Herder-Instituts hat sich in den vergangenen Jahren immer stärker zu einem Kooperations- und Ansprechpartner für Projekte im Bereich virtueller Bibliotheks- und Informationsangebote entwickelt. Dies betraf zunächst die Zusammenarbeit mit den Virtuellen Fachbibliotheken Osteuropa (ViFaOst) bzw. Ostseeraum und Nordeuropa (vifanord) einschließlich der Erfassung und Erschließung von relevanten Internetressourcen (OstNet, ViFaOst, historicum.net). Gerade die Zusammenarbeit mit den virtuellen Fachbibliotheken (einschließlich des Slavistik-Portals der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz) und mit Bibliotheken ähnlicher fachlicher Orientierung kann nunmehr durch das Vorhandensein einer Z 39.50-Schnittstelle und weiterer technischer Verknüpfungsmöglichkeiten sowie dank der Unterstützung durch die HeBIS-Verbundzentrale insbesondere im Hinblick auf den Zugriff auf die gehaltvollen bibliografischen und Bestandsdaten der Forschungsbibliothek wesentlich verbessert werden. Seit 2009 werden diese unterschiedlichen Aktivitäten durch die Mitarbeit bei der neuen zentralen Plattform für elektronische Volltexte der Osteuropaforschung „Osteuropa-Dokumente online“ (OstDok) ergänzt (Projektpartner: Bayerische Staatsbibliothek, Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Regensburg und Collegium Carolinum). Nach der Bewilligung einer zweiten Förderphase durch die DFG konnte hierfür wieder ein bis Anfang 2016 im HerderInstitut tätiger wissenschaftlicher Projektmitarbeiter eingestellt werden. In der zweiten Förderphase stehen neben der Retrodigitalisierung weiterer Publikationen des Herder-Instituts vor allem die Propagierung des genuin elektronischen Publizierens durch neue und anspruchsvolle wissenschaftliche Reihen, ein virtueller Lesesaal mit für die Ostmitteleuropaforschung besonders wichtigen und dank entsprechender Rechteeinholung durch das HerderInstitut frei zugänglichen ursprünglich nur in gedruckter Form verfügbaren „Standardwerken“ sowie zusätzliche spezifische themenbezogene Angebote im Mittelpunkt. Außerdem sollen „Usability-Studien“ erfolgen, ein Themenportal zum Ersten Weltkrieg in Ostmitteleuropa unter besonderer Berücksichtigung der neu entstehenden Grenzen entwickelt und eine eigene digitale Reihe des HerderInstituts auf den Weg gebracht werden. 14 Projekte Bibliotheksbezogene Fachportale Jahresbericht 2014 Herder-Institut 3.5.1 „Frühe deutsch- bzw. polnischsprachige Holocaust- und Lagerliteratur (1933-1949) – annotierte und georeferenzierte OnlineBibliographie zur Erforschung von Erinnerungsnarrativen“ Leitung: Prof. Dr. Peter Haslinger, Dr. Jürgen Warmbrunn Bearbeitung: Annalena Schmidt M.A. Das Projekt wird in Kooperation mit vier Partnern an der JLU Gießen durchgeführt. Im Einzelnen sind dies: die Arbeitsstelle Holocaustliteratur (Hon.-Prof. Dr. Sascha Feuchert), das Institut für Geographie/Bereich Geoinformatik und Fernerkundung (Dr. Wolf-Dieter Erb), das „Zentrum für Medien und Interaktivität“ sowie das Institut für Germanistik/ Bereich angewandte Sprachwissenschaft und Computerlinguistik (Prof. Dr. Henning Lobin) Projektleitende Perspektiven: 1) Sammeln, Bewahren und Vermitteln 2) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten, Gewalt und Sicherheit Der Holocaust und seine Erinnerungsdiskurse stellen ein zentrales Forschungsfeld dar, nicht zuletzt weil das Erinnerungsgebot an den Holocaust nach wie vor hohe politische und öffentliche Relevanz besitzt. Bald wird es keine überlebenden Zeugen der NS-Verbrechen mehr geben – die ersten Texte, die in den Jahren der Taten und den ersten Nachkriegsjahren verfasst und veröffentlicht wurden, sind nicht mehr Bestandteil des kollektiven und des kulturellen Gedächtnisses bzw. sind gar nicht erst in diese eingegangen. Erschlossen werden soll in dem BMBF finanzierten e-Humanities-Projekt deshalb die frühe deutsch- und polnischsprachige Holocaustliteratur, die in den Jahren zwischen 1933 und 1949 publiziert wurde. Die bibliografischen Angaben der Texte sollen um Zusatzinformationen – wie Orte, Daten, Hinweise zum Autor sowie der Rezeption oder auch durch Fundstellen in unterschiedlichen Bibliotheken – angereichert in einer Online-Datenbank zugänglich gemacht werden. Über die kartografische Umsetzung wird erkennbar, wo, wann und in welcher Sprache Schwerpunkte in den Zeugnissen lagen. In dieser annotierten 3.5.2 „OstDok“ Leitung: Dr. Jürgen Warmbrunn Bearbeitung: Dr. Tomasz Łopatka Projektleitende Perspektive: Sammeln, Bewahren und Vermitteln OstDok ist ein Fachrepositorium zur Geschichte, Politik und Kultur der Länder Ost-, Ostmittel- und Südosteuropas, das das Herder-Institut seit 2009 gemeinsam mit der Bayerischen Staatsbibliothek München, dem Collegium Carolinum in München und dem Institut für Ost- und Südosteuropaforschung in Regensburg aufbaut. Das Ziel dieses von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts ist es, einschlägige qualitätsgesicherte Forschungsarbeiten entsprechend dem Prinzip des Open Access in elektronischer Form über das Internet bereitzustellen. und georeferenzierten Darstellung sollen die angereicherten bibliografischen Informationen der zukünftigen Forschung, aber auch der universitären Lehre, Schulen oder Gedenkstätten zur Verfügung stehen. Im Berichtszeitraum wurden unter anderem primäre Texte für das Projekt aus – vor allem polnischen – Bibliotheken beschafft und Recherchereisen für Autorbiografien und die Werkgeschichten vorgenommen. Zudem konnten in der Presseausschnittsammlung der Forschungsbibliothek Dossiers zu einzelnen Personen für ebendiesen Zweck ausgewertet werden. Die fachlichen Schwerpunkte von OstDok liegen auf der Geschichte, Politik und Kultur der Länder Ost-, Ostmittel- und Südosteuropas. Der Fokus richtet sich auf die noch urheberrechtlich geschützten Publikationen des 20. Jahrhunderts sowie aktuelle Veröffentlichungen – diese Materialien sind somit erstmals für die Wissenschaft auch im Open Access frei zugänglich. Zur Verfügung stehen neben Einzelveröffentlichungen die führenden Schriftenreihen der deutschen Ost-, Ostmittel- und Südosteuropaforschung, die von den an OstDok beteiligten Partnern herausgegeben werden. Hinzu kommen die Publikationen weiterer Institutionen. Der stetige Ausbau gewährleistet eine umfassende Literaturversorgung im Open Access. Als zentrale Plattform der Osteuropaforschung für Recherche und Veröffentlichung ist OstDok eng vernetzt mit anderen Fachrepositorien und Anbietern digitaler Volltexte. Es wird unterstützt von einer Vielzahl von Forschungseinrichtungen, Instituten, Lehrstühlen und anderen Einrichtungen der Ost-, Ostmittel- und Südosteuropaforschung. Neben der Volltextrecherche in schon vorhandenen Publikationen bietet OstDok Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit, ihre Forschungsergebnisse online zu publizieren. Aktuell erscheinen auf OstDok zwei Reihen, die von den fachwissenschaftlichen Instituten verantwortet und redigiert werden. In der vom Collegium Carolinum betreuten Digitalen Reihe der Graduierungsschriften werden hervorragende deutsche und tschechische Master-, Magister- und Diplomarbeiten veröffentlicht. In der Reihe DigiOst erscheinen Sammelbände zu verschiedenen Tagungen und Konferenzen sowie Quelleneditionen. Nach Bewilligung einer zweiten Förderphase durch die DFG konnte im Herder-Institut Dr. Tomasz Łopatka für das Projekt eingestellt werden. Jahresbericht 2014 Herder-Institut 15 4 Wissenschaftliche Sammlungen Leitung: Dr. Dietmar Popp In der Abteilung Wissenschaftliche Sammlungen sammelt, archiviert und bewahrt das Herder-Institut wertvolle und meist einzigartige Bestände des ostmitteleuropäischen Kulturerbes. Dabei handelt es sich um drei Bereiche: das Bildarchiv mit Bildträgern aller Art, insbesondere zur Topografie sowie zur Kunst- und Kulturgeschichte Ostmitteleuropas (derzeit ca. 590.000 Einheiten), die Kartensammlung mit rund 40.000 Kartenblättern, ca. 1.200 Altkarten sowie 6.300 Senkrechtluftaufnahmen aus den Jahren 1942-1945 sowie die Dokumentesammlung, die klassische Archivalien in Form von Familienarchiven, Nachlässen und Einzelarchivalien sowie Sondersammlungen (zusammen etwa 1500 lfd. Regalmeter) aufbewahrt. Neben der sachgerechten Konservierung und Bewahrung der zum großen Teil unikalen Dokumente bilden die systematische Erweiterung nach definierten Erwerbungskonzepten, die datenbankgestützte inhaltliche Erschließung und die Vermittlung der Bestände an die Nutzerinnen und Nutzer auf verschiedensten Wegen die entscheidenden Aufgaben der Abteilung. Nutzungen Die Sammlungen und Infrastrukturleistungen der Abteilung wurden im Berichtszeitraum durch 1.004 Präsenznutzungen (davon 574 in der Dokumentesammlung) sowie von 7.507 externen Interessentinnen und Interessenten (Rechercheaufträge, Bestellungen, Auskünfte) in Anspruch genommen. Die Zahl der Präsenznutzungen in Präsentation von Archivalien in der Dokumentesammlung Bildarchiv, Kartensammlung und Dokumentesammlung ist zwar etwas geringer ausgefallen als im Vorjahr, hat in längerer Perspektive aber weiterhin einen vergleichsweise hohen Wert. Vor allem aber ist im Berichtszeitraum die Zahl der schriftlichen und telefonischen Anfragen und Auskünfte wiederum deutlich angestiegen und hat einen neuen Höchststand erreicht. Ähnlich ist die Zahl der Publikationsgenehmigungen (155) höher als im Vorjahr (125) und hat wieder den Höchstwert des vorletzten Jahres erreicht, was ebenso die starke Nachfrage und Nutzung der Sammlungsbestände belegt wie die allgemein hohen Nutzungszahlen. Entwicklung der Benutzerzahlen seit 1995 8000 7000 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Präsenz 16 Jahresbericht 2014 Herder-Institut Externe 4.1 Bildarchiv Bestandserweiterung Leitung: Dr. Dietmar Popp Die wichtigsten Arbeiten des Bildarchivs im Berichtszeitraum umfassten unterschiedliche Erschließungs- und Digitalisierungsmaßnahmen, die im Rahmen der Grundlagenarbeit oder in Projektkontexten stattfanden und im Weiteren beschrieben werden: Hervorzuheben sind die zum Abschluss gebrachten Erschließungsarbeiten von Porträtbeständen im Rahmen des DigiPortA-Projekts, die verschiedenen Arbeiten in Zusammenhang mit der Erschließung des fotografischen Nachlasses von Ernst Stewner mit der Vorbereitung einer Ausstellung in Posen und der Produktion des Katalogs im Herder-Institut sowie die Aufnahme der Fotos zu lettischen Herrenhäusern von Vitolds Mašnovskis in den Online-Bildkatalog. Daneben gab es eine Reihe von Aktivitäten zur Übernahme von unterschiedlichsten Bildmaterialien, teils in größeren Konvoluten, sowie Initiativen zur weiteren externen Vernetzung durch Einbindung und digitalen Nachweis von Bildbeständen von Partnereinrichtungen oder Privatleuten. Eine besonders bemerkenswerte Maßnahme war die Digitalisierung von zwei großformatigen Fotoalben der gräflichen Familie Ballestrem aus den 1920er Jahren, die die ehemaligen Besitzungen der Familie in Oberschlesien, vor allem die Bergbau- und Industrieanlagen sowie die industriellen Produkte, aber auch die Arbeitersiedlungen und die herrschaftlichen Wohnsitze in qualitätvollen Schwarzweißabzügen dokumentieren. Die Fotos sind nicht nur als Einzelbilder im Bildkatalog dokumentiert, sondern die in Familienbesitz befindlichen Alben können nun als Ganzes virtuell „durchgeblättert“ werden. Aus dieser ursprünglichen Dienstleistung für das vom Schlesischen Museum zu Görlitz realisierte Ausstellungsprojekt „Adel in Schlesien und der Oberlausitz“ haben sich Pläne für eine weitere Kooperation mit dem Graf von Ballestremschen Firmen- und Familienarchiv in Berlin hinsichtlich der digitalen Erschließung der von der Familie bewahrten Bildquellen ergeben. Im Bildarchiv sind im Berichtszeitraum 30 Zugänge mit zusammen rund 12.500 Einheiten zu verzeichnen, die im Rahmen von Ankäufen, als Geschenk oder im Tausch für Bereitstellung von Materialien aus der eigenen Sammlung erworben wurden. Sie umfassen historische und aktuelle Bildmaterialien verschiedenster Mediengattungen aus dem gesamten Sammlungsgebiet und mit einem breiten Themenspektrum. Besonders erwähnenswert sind die aus privater Provenienz stammenden Bildquellen aus der Zeit der 1930er und 1940er Jahre, wie die 32 Glasnegative und 36 Schwarzweißabzüge von Hans van der Piepen aus Westpreußen, insbesondere von der Marienburg, und die von Dr. Dorothea Tscheschner aus dem Nachlass Ihres Vaters Walther Tscheschner, ehemaliger Stadtbaumeister in Brieg, übergebenen Bildmaterialien zur Brieg und Schlesien (rund 2.600 Einheiten). Neben den Fotografien wurde auch eine Vielzahl von Ansichtskarten aus unterschiedlichsten Regionen Ostmitteleuropas sowie mit verschiedenen Provenienzen in das Bildarchiv übernommen. Eine ganz herausragende Erwerbung waren dabei vier große Alben aus dem Nachlass von Dr. Dietrich Hettwer, ehemaliger Breslauer Chirurg, die rund 1.500 exzellente historische Postkarten zu Breslau und Schlesien beinhalten. Postkartenalben des Breslauer Chirurgen Dr. Dietrich Hettwer Fotoalben der gräflichen Familie Ballestrem Daneben wurden aktuelle Aufnahmen in mehreren Fotokampagnen projektbezogen erworben bzw. erstellt: So fertigte wiederum der polnische Fotograf Stanisław Chomicki im Auftrag des Herder-Instituts rund 600 Aufnahmen von Bau- und Kunstdenkmälern in der Woiwodschaft Lublin an, die in Bezug zur Bearbeitung dieser Region im Rahmen des Dehio-Handbuchs Kleinpolen stehen. Ebenso wurden durch den Fotografen des Herder-Instituts, Wolfgang Schekanski, 971 Digitalaufnahmen bei einer Fotokampagne für den Historisch-topographischen Atlas schlesischer Städte und 855 Aufnahmen bei der Exkursion durch das ehem. Ostpreußen im Rahmen des Projekts „Virtuelle Jahresbericht 2014 Herder-Institut 17 Im Rahmen von Nachbearbeitungen an den Dokumentationen der zeithistorisch wertvollen Fotosammlungen Beyerlein und Custodis wurde bei beiden die Zuordnung der Einzelbilder zu den von den Fotografen arrangierten Alben sowie in den überlieferten Bestandskonvoluten durchgeführt, bei den Beyerlein-Fotos zusätzlich mit der von Rudolf Jaworski und Florian Peters herausgegebenen Publikation (Alltagsperspektiven im besetzten Warschau. Fotografien eines deutschen Postbeamten, 1939-1944). Beim Custodis-Bestand hingegen wurden die Möglichkeiten der weiteren Verknüpfung mit Textquellen (hier Briefe des Fotografen) erprobt. Bestandserhaltung Universitätsgebäude in Kaliningrad Rekonstruktionen in transnationalen Forschungsumgebungen – Das Portal: Schlösser und Parkanlagen im ehemaligen Ostpreußen“ erzeugt. Bestandserschließung Die Bestandserschließung konzentrierte sich im Berichtszeitraum auf weitere Korrekturarbeiten an der Dokumentation des Niederschlesischen Bildarchivs und der Sammlung Drost sowie auf die Fortführung der Verzeichnungsarbeiten zur Sammlung Arczyński (Polen, ca. 1950-2000; einschließlich Fortsetzung der Digitalisierung mit Bearbeitung von 250 Kleinbildfilmen mit rund 8.800 Fotos). Weitere Etappen erfolgten zudem in dem längerfristigen Vorhaben der digitalen Erschließung des im Bistumsarchiv Görlitz aufbewahrten fotografischen Nachlasses von Paul Poklekowski (rund 6.000 Glasnegative zu Schlesien, davon 2.600 im Berichtsjahr nach Marburg transportiert, digitalisiert und sukzessiv online gestellt). Ebenso wurden die über mehrere Jahre laufende Retrokatalogisierung und Digitalisierung des gesamten Bestands an Ansichtskarten weitergeführt und rund 3.000 Einheiten neu gescannt, wobei der Schwerpunkt auf Tschechien lag. Zugleich wurde das digitale Angebot durch eine größere Zahl von neu digitalisierten Bildquellen (zum Teil durch Serviceaufträge) erweitert und über die Dokumentation der zugehörigen Metadaten im Bildkatalog den Nutzerinnen und Nutzern zur Verfügung gestellt. Hinsichtlich einer weitergehenden Erschließung und Verbesserung der Recherchemöglichkeiten wurde die systematische und flächendeckende administrative Zuordnung und Georeferenzierung der im Bildkatalog erfassten Bildmaterialien und Objekte weitergeführt. Die konzeptionelle Weiterentwicklung des Bildkatalogs erfolgte in internen konzeptionellen Gesprächen sowie im Austausch mit der Göttinger Firma data-quest und zielte insbesondere auf Verbesserungen hinsichtlich der Nutzerfreundlichkeit sowie auf Aspekte der weiteren Anreicherung und Verlinkung mit Kontextinformationen und -materialien. 18 Jahresbericht 2014 Herder-Institut Als konservatorische Maßnahmen wurden umfangreichere Um- und Neulagerungen im Archivbereich, insbesondere die Umbettung von Negativ- und Diamaterial aus dem allgemeinen Zugangsregal des Bildarchivs in einen speziellen Bereich im klimatisierten Magazinraum durchgeführt. Außerdem erfolgte die archivgerechte Neulagerung der über 4.000 Positive umfassenden Sammlung Drost. Transfer in die Öffentlichkeit Im Rahmen von Wissenschaftstransfer und Vermittlung an eine breitere Öffentlichkeit war das Team des Bildarchivs mit der Betreuung und Präsentation von vier Ausstellungen befasst, an denen das Herder-Institut in unterschiedlicher Weise und Intensität beteiligt ist. Diese Ausstellungen wurden an sechs Orten in Deutschland und Polen gezeigt – auf Grund der Bauarbeiten im Herder-Institut gab es hier keine Präsentationen – und hatten folgende Themen zum Gegenstand: Historische Ansichtengrafik Schlesiens, die Ostseebäder Zoppot, Cranz und Rigaer Strand im 19. und 20. Jahrhundert, Ernst Stewners Fotografien von Polen und insbesondere Posen in den 1930er/40er Jahren sowie Warschau in der Okkupationszeit 1939-45 (vgl. 6.1 Ausstellungen). Für die Ausstellung „Mutter des Hirschberger Tals. Friederike Gräfin von Reden und ihr Wirken“ des Museums der Universität Wrocław wurden 15 Blätter der um 1800 entstandenen grafischen Entwürfe zum Gut Buchwald aus der Grafiksammlung des Bildarchivs ausgeliehen. Das von Prof. Dr. Jan Harasimowicz geleitete Universitätsmuseum ist, ebenso wie andere Einrichtungen und Vertreter der Breslauer Universität, langjähriger Kooperationspartner. Ein besonderes Highlight in der Zusammenarbeit war der Festakt zur Fertigstellung der Wiederausmalung des Oratorium Marianum der Leopoldina am 9. Mai. Als Grundlage für die auf den verlorenen historischen Barockfresken basierende Neuausmalung durch den Maler Christoph Wetzel wurden seitens des Herder-Instituts hochaufgelöste Scans der 1944 im „Führerauftrag“ angefertigten Farbdias Oratorium Marianum der von Kaiser Leopold I. 1702 als Akademie gegründeten Breslauer Universität zur Verfügung gestellt. Mit diesen und anderen Bildquellen sowie Kontextrecherchen wurde zudem die entsprechende Begleitpublikation von Prof. Dr. Norbert Conrads unterstützt. In Hinblick auf das eigene größere Ausstellungs- und Katalogprojekt zu Ernst Stewner wurden im Berichtszeitraum die wesentlichen Arbeiten zur Erschließung und Digitalisierung des Bildbestands sowie zur Vorbereitung von Ausstellung und Katalog mit Partnern in Polen und Deutschland durchgeführt. Gegenstand ist der fotografische Nachlass von Ernst Stewner (geb. 1907 in Wolhynien, heute Ukraine, gest. 1996 in Nienburg an der Weser), der 2012 als Geschenk von den Nachkommen ins Bildarchiv übergeben worden war (rund 2.000 Einheiten mit rund 1.000 Motiven). Das Vorhaben wurde in deutsch-polnischer Kooperation mit dem Centrum Kultury „Zamek“ in Poznań (Kulturforum „Schloss“, Posen) durchgeführt und die Ausstellung dort Anfang November 2014 eröffnet (vgl. 6.1). In der Folge soll diese Ausstellung an weiteren Orten in Polen sowie in Deutschland präsentiert werden. Der deutsch-polnische Katalog mit wissenschaftlichen Beiträgen ist in der Reihe Materialien zu Kunst, Kultur und Geschichte Ostmitteleuropas im Verlag Herder-Institut erschienen, zunächst als Museumsausgabe für die Standorte in Polen, 2015 folgt die Verlagsausgabe. Bei dem hochinteressanten Bildbestand handelt es sich um rund 850 Foto- grafien (Negative und Positive) aus den 1930er und frühen 1940er Jahren aus Polen mit Schwerpunkten auf Landschaftsmotiven aus Wolhynien und dem Wartheland, auf Ansichten der Stadt Posen und anderer polnischer Orte sowie auf ethnografischen Motiven und Porträts. Zu den im Bildarchiv vorliegenden Originalen werden dabei auch die in verschiedenen Einrichtungen und Publikationen nachweisbaren Aufnahmen Ernst Stewners herangezogen, um ein möglichst umfassendes Bild vom Schaffen des „deutschen Fotografen in Polen“ zu zeichnen. Publikationen Elke Bauer: Visual History − The Value of Historical Photographs as a Source in the Age of Digitization, in: Agnieszka Seidel-Grzesińska und Ksenia Stanicka-Brzezicka (Hrsg.): Obraz i metoda. Wrocław 2014 (Cyfrowe spotkania z zabytkami, 4), S. 81-89. Dietmar Popp (zus. mit Piotr Korduba): Ernst Stewner. Ein deutscher Fotograf in Polen/Niemiecki fotograf Polski, [Ausstellungskatalog], Marburg 2014. Dietmar Popp (zus. mit Piotr Korduba): Einführung/Wprowadzenie, in: Piotr Korduba, Dietmar Popp (Hrsg.): Ernst Stewner. Ein deutscher Fotograf in Polen/Niemiecki fotograf Polski. Ausstellungskatalog, Marburg 2014, S. 10-15. Jahresbericht 2014 Herder-Institut 19 Dietmar Popp (zus. mit Piotr Korduba): Ernst Stewner 19071996, in: Piotr Korduba, Dietmar Popp (Hrsg.): Ernst Stewner. Ein deutscher Fotograf in Polen/Niemiecki fotograf Polski. Ausstellungskatalog, Marburg 2014, S. 16-19. Dietmar Popp: Der fotografische Nachlass von Ernst Stewner im Bildarchiv des Herder-Instituts/Spuścizna fotograficzna Ernsta Stewnera w archiwum ikonograficznym Instytutu Herdera, in: Piotr Korduba, Dietmar Popp (Hrsg.): Ernst Stewner. Ein deutscher Fotograf in Polen/Niemiecki fotograf Polski. Ausstellungskatalog, Marburg 2014, S. 119-122. Vorträge Elke Bauer und Dietmar Popp: „Zbiory gdańskie Instytutu Herdera w Marburgu“, in der Reihe „Kultura dawnego Gdańska“ des Towarzystwo Dom Uphagena, Uphagenhaus, Gdańsk, 30. Oktober. Dietmar Popp: Präsentation zum Ausstellungs- und Katalogprojekt „Ernst Stewner. Ein deutscher Fotograf in Polen/ Niemiecki fotograf Polski“, 22. Tagung des Arbeitskreises deutscher und polnischer KunsthistorikerInnen und DenkmalpflegerInnen zum Thema „Die Künste in Zeiten politischer Zäsuren und gesellschaftlicher Transformation. Agens, Arena, Projektionsraum“, HU Berlin und TU Berlin, 24.-27. September. Dietmar Popp: Einführung in die Ausstellung „Ernst Stewner. Ein deutscher Fotograf in Polen/Niemiecki fotograf Polski“ anlässlich der Eröffnung im Centrum Kultury „Zamek“, Poznań, 7. November. 4.2 sondere dieser Ausgabe liegt darin, dass das Kartenwerk die topografischen Verhältnisse der DDR ohne all jene Veränderungen, Verzerrungen usw. abbildet, die aufgrund von Geheimhaltung für andere topografische Karten der DDR seit 1965 vorgeschrieben waren. Da Kartenblätter der „Ausgabe Staat“ bis 1989 als „Vertrauliche Verschlusssache“ galten, wurden jeweils vorangegangene veraltete Auflagen zudem direkt vernichtet. Das Kartenwerk ist nicht allein eine Quelle zur Erforschung von Geheimhaltung während des Kalten Krieges, sondern ermöglicht ebenso Untersuchungen zur deutsch-polnischen Grenzregion, zur Landnutzung, Stadtentwicklung usw. während der 1980er Jahre. So stellt dieses Kartenwerk unter anderem eine interessante Quelle für Untersuchungen der deutschen Grenzregionen sowie zur Kartografiegeschichte dar. Ein weiterer Zugang von besonderer Bedeutung bildet der Nachlass von Walther Tscheschner, Stadtbaurat in Brieg bis 1933. Tscheschner hatte bereits in den 1950er und 1960er Jahren Gelegenheit, aus der DDR nach Polen zu reisen und Kontakt zu den dortigen Stadtplanern und Architekten, insbesondere in Brieg, aufzunehmen. Zu Tscheschners Nachlass gehören u.a. Pläne und Arbeitsmaterial für die Rekonstruktion der Altstadt Briegs nach 1945. Neben diesen Karten aus dem 20. Jahrhundert konnte die Kartensammlung auch mehrere Altkarten erwerben, darunter die von Karl Wimberger angefertigte Karte „Bataille de GrossJaegerndorf“, die militärische Formationen der Schlacht 1757 zeigt und als Art Lehrmittel für den französischen Generalstab in den Atlas pour le traité des grandes opérations militaires einging. Kartensammlung Leitung: Dr. Christian Lotz Dipl.-Ing. Wolfgang Kreft, der die Kartensammlung seit 1982 leitete und zu einer bedeutenden Säule der historisch-geografischen Ostmitteleuropaforschung ausbaute, wurde am 30. Juni in den Ruhestand verabschiedet. Seinem größten Projekt, dem Historisch-topographischen Atlas schlesischer Städte, wird Wolfgang Kreft als Mitherausgeber jedoch auch weiterhin verbunden bleiben. Die kommissarische Leitung der Kartensammlung übernahm anschließend Dipl.-Ing. Marc Friede, bis deren neuer Leiter, Dr. Christian Lotz, im November seinen Dienst antrat. Bestandserweiterung Die Kartensammlung hat im Berichtsjahr 2014 über Ankäufe, als Geschenke oder im Tausch insgesamt 1.392 Kartenblätter erworben. Den größten Anteil dieser Neuzugänge bildet ein Bestand topografischer Karten 1:25000, „Ausgabe Staat“, der DDR aus den 1980er Jahren. Das be- 20 Jahresbericht 2014 Herder-Institut Aus den Neuerwerbungen der Kartensammlung: Karte der Schlacht bei Groß-Jägersdorf (Ostpreußen) am 30. August 1757, Signatur K 6 VII H 2 - R 4.3 Dokumentesammlung Leitung: Dr. Peter Wörster Bestandserweiterung Interaktiver Kartenindex im Katalog topografischer Kartenwerke Bestandserschließung und -nutzung Die Erschließung der umfangreichen Neuerwerbungen bildete 2014 einen besonderen Arbeitsschwerpunkt, sodass es den Mitarbeitern der Kartensammlung gelang, insgesamt 1.612 neue kartografische Materialien zu katalogisieren und zahlreiche vorhandene Einträge zu optimieren. Im Rahmen der kontinuierlichen Digitalisierung der Sammlungsbestände konnten zudem rund 2.000 Kartenblätter gescannt werden. Die topografischen Karten lassen sich dank der erfassten geografischen Koordinaten des Darstellungsgebietes mittels einer räumlichen Suche im Katalog der topografischen Kartenwerke recherchieren, thematische Karten im OPAC. Es bleibt Ziel der Kartensammlung, diese verschiedenen Zugänge zum Bestand in der zu schaffenden Forschungsumgebung des Herder-Instituts zusammenzuführen. Dariusz Gierczak (mit Robert Krzysztofik und Weronika Dragan): Genesis and Development of the Spatial Structures in Former Border Railway Centres Mysłowice – Szczakowa – Granica (Maczki), Poland , in: Environmental and Socioeconomic Studies 2 (2014), 1, S. 35-44. Die Dokumentesammlung kann für den Berichtszeitraum auf 53 Neuzugänge mit ca. 4-200 Archivalieneinheiten verweisen. Neben völlig neuen Erwerbungen handelt es sich wie in früheren Jahren großteils um wertvolle Ergänzungen zu bereits vorhandenen Archivbeständen (Familienarchiven, Nachlässen, Akten aus der Arbeit von Vereinen und Gesellschaften usw.). Von der vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen den Eigentümern, die ihr Archivgut als Depositum, also als Dauerleihgabe, in die Obhut des Herder-Instituts gegeben haben, und der Dokumentesammlung zeugen erneute umfangreiche Ergänzungen. Wiederum sind hier in besonderer Weise der Verband der Baltischen Ritterschaften und verschiedene deutschbaltische Familien bzw. Familienverbände, aber auch das Ostpreußische Landesmuseum in Lüneburg zu nennen. Unter den Ergänzungen sind vor allem solche zum Archiv des Verbandes der Baltischen Ritterschaften und zu den Archiven weiterer deutschbaltischer Familien v. Campenhausen, Kaegbein, v. Kruedener, Lackschewitz und v. Petzold zu erwähnen. Zu den gänzlich neu erworbenen Beständen gehören die Archive der deutschbaltischen Familien Gurland, v. Hahn, Neander, v. Nolcken(-Alatskivi), v. Schilling, v. Vietinghoff sowie der Teilnachlass des deutschbaltischen Gelehrten Boris Meissner. Gelangten die vorgenannten Materialien meist als Depositum, einige auch als Geschenk an die DSHI, konnten einige Unterlagen auch angekauft werden: Briefe des deutschbaltischen Schriftstellers Werner Bergengruen, Zeitzeugenberichte (Flucht und Vertreibung) sowie eine kulturgeschichtlich besonders interessante Sammlung von Hochzeitstelegrammen (ein Band) aus dem Großfürstentum Litauen, die eine 1885 zwischen den Familien v. Potocki und v. Radziwiłł stattgefundene Heirat betreffen. Familienarchiv von Nolcken-Alatskivi Jahresbericht 2014 Herder-Institut 21 Die Dokumentesammlung des Herder-Instituts hat konsequent nach der vor vielen Jahren formulierten Erwerbungsstrategie gehandelt und den Weg beschritten, sich durch den strategischen Bestandsausbau weiterhin als das größte und wichtigste Archiv zur Geschichte der baltischen Region in Deutschland zu profilieren und als Kompetenzzentrum für baltische Fragen, soweit sie mit Archivbeständen verbunden sind, zu etablieren. Dies wurde auch durch gezielte Abgabe von Archivmaterialien nicht-baltischer Provenienz an andere Archive unterstrichen. Privateigentümer von Beständen in Westeuropa und Nordamerika haben zudem die Übergabe ihrer Materialien für die nächsten Jahre in Aussicht gestellt. Bestandserschließung Die Dokumentesammlung konnte weitere elektronische Findbücher online schalten und diese so im Internet recherchierbar machen, andere wurden für die Online-Stellung vorbereitet, um sie im Laufe des Jahres 2015 ins Internet zu stellen. Insgesamt stehen dem interessierten Nutzer damit im Augenblick die Erschließungsdaten von über 310 Beständen der DSHI mit zusammen knapp 18.500 Archivalieneinheiten zur Verfügung. Die Recherche über analoge Findmittel ist selbstverständlich weiterhin durch Anfrage gesichert. Im Berichtsjahr wurde die Erfassung der in den Katalogen des Kurländischen Provinzialmuseums zu Mitau enthaltenen Daten in einer Datenbank abgeschlossen. Diese Datenbank wird zur Zeit für eine Online-Stellung 2015 vorbereitet. Der Bestandserschließung, der erleichterten Benutzung und der künftigen Präsentation im Internet galt die Digitalisierung der Aktenabschriften der Friderizianischen Landesaufnahme in Westpreußen 1772/73, die 2013 begonnen und auch abgeschlossen wurde (DSHI 120 Wpr. KK, knapp 7.000 Digitalisate). Es wurden erste Kooperationsgespräche geführt, um diese Digitalisate mit einer Datenbank zu verlinken, die vor ca. 20 Jahren US-amerikanische Familienforscher auf Grund unseres Bestands angelegt hatten. 2015 oder 2016 sollte sich daraus ein deutsch-amerikanisches Kooperationsprojekt ergeben. Transfer in die Öffentlichkeit Die Archivbestände und die in ihnen enthaltenen Forschungsmöglichkeiten wurden in Vorträgen und Artikeln einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Neben dem zwölfmal erscheinenden Online-Forum „Archivale des Monats“ wurden regelmäßig Beiträge im Nachrichtenblatt der Baltischen Ritterschaften und in den Archivnachrichten aus Hessen veröffentlicht. Auch 2014 wurde der Mitgliederversammlung der Baltischen Historischen Kommission über die Arbeit der Dokumentesammlung berichtet. Die beiden Mitarbeiter der Dokumentesammlung, Dorothee M. Goeze und Peter Wörster, nutzten wie in den Vorjahren die von ihnen betreuten Archivbestände für Lehrveranstaltungen im Fachbereich Geschichte und Kulturwissenschaften der Philipps-Universität Marburg. Es entstanden zahlreiche Semester-, Projekt- und BachelorArbeiten und zwei Master-Arbeiten auf Grund des im Herder-Institut vorhandenen Archivguts. Besonders zu erwähnen sind für das Berichtsjahr die Arbeiten von: Alexander Kiesling: Spuren der Französischen Revolution in den Livländischen Landtagsrezessen und in den Diarien der Kurländischen Landtage 1789 bis 1792. Bachelor-Arbeit am Fachbereich 6 (Geschichte) der Philipps-Universität, Marburg 2014. Sebastian Wolf: Fünf Jahrhunderte Stadtgeschichte im Spiegel eines Amtsbuches. Die Stadt Hasenpoth in Kurland (1378 bis 1910). Bachelor-Arbeit am Fachbereich 6 (Geschichte) der Philipps-Universität, Marburg 2014. Aleksandar Zekić: „Wo die Minderheit die Mehrheit ist“. Die jüdische Bevölkerung in der Stadt Hasenpoth in Kurland zwischen 1797 und 1812. Ihre Stellung in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Master-Arbeit am Fachbereich 6 (Geschichte) der Philipps-Universität, Marburg 2014. Dirk Stolper: Ludwig August Graf Mellin (1754-1835). Livländischer Gutsherr und Landespolitiker in der Zeit der Agrarreformen. Master-Arbeit am Fachbereich 6 (Geschichte) der Philipps-Universität, Marburg 2014. Publikationen Bestandserhaltung Wegen der ständig zunehmenden Neuerwerbungen war es auch 2014 nötig, ein zusätzliches Außenlager anzumieten. Restaurierungen von Archivstücken konnten wegen der Notbehelfe infolge der Baumaßnahmen nicht neu begonnen werden. 22 Jahresbericht 2014 Herder-Institut Dorothee M. Goeze: Document Collection of the Herder Institute, in: Heinz Peter Brogiato, Klaus-Peter Kiedel (Hrsg.): Research, Travel, Exploration. The Lifeworlds of the Leibniz Association Archives, Halle 2014, S. 170. Dorothee M. Goeze: Records from Personal Registers, in: Heinz Peter Brogiato, Klaus-Peter Kiedel (Hrsg.): Research, Travel, Exploration. The Lifeworlds of the Leibniz Association Archives, Halle 2014, S. 74-75. Dorothee M. Goeze: The World of Nobility in the Baltic, in: Heinz Peter Brogiato, Klaus-Peter Kiedel (Hrsg.): Research, Travel, Exploration. The Lifeworlds of the Leibniz Association Archives, Halle 2014, S. 90-91. Dorothee M. Goeze: The Year 1941 Mirrored in Posters, in: Heinz Peter Brogiato, Klaus-Peter Kiedel (Hrsg.): Research, Travel, Exploration. The Lifeworlds of the Leibniz Association Archives, Halle 2014, S. 104-105. Peter Wörster: November 1561 in Baltic History, in: Heinz Peter Brogiato, Klaus-Peter Kiedel (Hrsg.): Research, Travel, Exploration. The Lifeworlds of the Leibniz Association Archives, Halle 2014, S. 88-89. Dorothee M. Goeze, Peter Wörster, Manfred v. Boetticher: Gustav Graf von Lambsdorffs testamentarische Stiftung für Gutsarbeiter 1901, in: Nachrichtenblatt der Baltischen Ritterschaften 56 (2014), 1 (Nr. 221), S. 6-7. Dorothee M. Goeze: Nora von Wahl (1904-1991). Illustrationen zu den Märchen der Brüder Grimm, hrsg. u. eingeleitet von Dorothee M. Goeze [10 Postkarten, Abbildungen aus der Dokumentesammlung, Familienarchiv v. Wahl], Marburg 2014. Dorothee M. Goeze: Aus der Dokumentesammlung des Herder-Instituts: HerBalt, Dramatische Bergungsaktion [Uexküll], Edition des Kochbuchs der Henriette v. Wahl, Werner Bergengruen zum 50. Todestag, in: Archivnachrichten aus Hessen 14 (2014), 2, S. 58-59. Dorothee M. Goeze, Peter Wörster, Manfred v. Boetticher: Herzog Friedrich Casimir von Kurland bestätigt die Statuten der Zunft der Kupferschmiede in Goldingen, in: Nachrichtenblatt der Baltischen Ritterschaften 56 (2014), 3 (Nr. 223), S. 69 f. Vorträge Dorothee M. Goeze: Leitung des Panels „Swedens Early Influence in the Baltic“ und Vortrag „Big Streams and Small Facts: What Archival Sources Can Tell About a Region: Unknown Facts About the Swedish Time in the Baltic“, The Yale Conference on Baltic & Scandinavian Studies (AABS, SASS), New Haven, 13. März. Dorothee M. Goeze: „Baltisaksa perekonna tähtsus ja kontinuiteet 20.saj.“, Übung „Baltisaksa elu pärast 1939. aastat“, Universität Tallinn, 24. April. Dorothee M. Goeze, Peter Wörster: Künstlernachlass Nora v. Wahl und Vereinsakten „Ännchen von Tharau e.V.“, in: Archivnachrichten aus Hessen 14 (2014), 1, S. 19-20. Dorothee M. Goeze: „Die Dokumentesammlung des Herder-Instituts und die Übernahme von Familienarchiven”, Familientag v. Hahn, Schloss Höhnscheid, 16. August. Dorothee M. Goeze: Einleitung: Die Familie v. Wahl in der Dokumentesammlung des Herder-Instituts, in: Henriette v. Wahl – Kochbuch Anno 1800 (Hrsg. Familienverband v. Wahl), Marburg 2014. Peter Wörster: „Swedish People in the Baltic: An Almost Forgotten Chapter of Cultural Relations [The Lyceum in Riga]”, The Yale Conference on Baltic & Scandinavian Studies (AABS, SASS), New Haven, 13. März. Peter Wörster: Leonid Arbusow d.J. Sein Nachlaß und seine wissenschaftlichen Sammlungen, in: Ilgvars Misāns, Klaus Neitmann (Hrsg.): Leonid Arbusow (1882-1951) und die Erforschung des mittelalterlichen Livland, Köln u.a. 2014 (Quellen und Studien zur baltischen Geschichte, 24), S. 151161. Dorothee M. Goeze: Adel im Baltikum. Archivbestände und Forschungsmöglichkeiten in der Dokumentesammlung des Herder-Instituts Marburg (DSHI), in: Christoph Franke (Hrsg.): Adelsarchive in der historischen Forschung, Marburg 2014 (Schriften des Hessischen Staatsarchivs Marburg, 26), S. 11-21. Dorothee M. Goeze, Peter Wörster, Manfred v. Boetticher: Personen von Adel als Dozenten am Herderinstitut [HerderInstitut] Riga 1921-1939, in: Nachrichtenblatt der Baltischen Ritterschaften 56 (2014), 2 (Nr. 223), S. 38. Dorothee M. Goeze, Peter Wörster, Manfred v. Boetticher: Aus der Archivarbeit in Marburg, in: Nachrichtenblatt der Baltischen Ritterschaften 56 (2014), 3 (Nr. 223), S. 69 f. 4.4 Projekte 4.4.1 Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen. Kleinpolen Leitung: Dr. Dietmar Popp Bearbeitung: Sławomir Brzezicki M.A., Dr. Adam Organisty und Dr. Joanna Wolańska in Zusammenarbeit mit Dr. Birte Pusback In Kooperation mit dem Kunsthistorischen Institut der Jagiellonen-Universität Kraków (Prof. Dr. Wojciech Bałus, Dr. habil. Piotr Krasny), der Dehio-Vereinigung und dem Deutschen Kunstverlag, München-Berlin sowie dem Verlag des Instituts für das Nationale Kulturerbe (Narodowy Instytut Dziedzictwa) in Warschau Gefördert durch die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, die Hermann Reemtsma Stiftung (Hamburg) und die Dehio-Vereinigung e.V. sowie durch das Polnische Jahresbericht 2014 Herder-Institut 23 Wissenschaftsministerium (Ministerstwo Nauki i Szkolnictwa Wyższego) Projektleitende Perspektiven: 1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren 2) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung Hervorgegangen aus dem erfolgreichen Pilotprojekt „Handbuch der Kunstdenkmäler in Schlesien“ (erschienen 2005/2006 in deutscher und polnischer Version) ist das Vorhaben zur Dokumentation der wichtigsten Bauund Kunstdenkmäler in Polen in Form eines „OnlineInformationssystems“ und gedruckter Reisehandbücher nach dem Vorbild der von Georg Dehio begründeten Reihe zu Deutschland. Eine flächendeckende Beschreibung der Denkmäler in den Grenzen des heutigen polnischen Staates soll in deutsch-polnischer Kooperation unter der Federführung des Herder-Instituts auf der Basis von Autopsie der Objekte sowie auf dem aktuellen, internationalen Forschungsstand, frei von nationalen Perspektiven, erarbeitet werden. Das gegenwärtige Vorhaben widmet sich der historischen Region Kleinpolen mit den Gebieten um Krakau (Kraków), Kielce-Sandomierz, Lublin und Przemyśl-Rzeszów. Nach Durchführung des Vorprojekts 2006/2007 (Arbeitsregionen, Objektdatenbank, Autorenteams) wurden im Sommer 2008 die Arbeiten am Hauptprojekt aufgenommen. Seitdem erfolgte durch die 28 polnischen Autorinnen und Autoren die Erstellung der Texte zu den knapp 3.400 bauund kunsthistorischen Objekten in 118 Kreisen (Powiaty). Bis zum Ende des Berichtszeitraums ist die Bearbeitung von 98 % des gesamten Bearbeitungsgebiets erfolgt und wird mit einem kleinen Nachtrag bis Frühjahr 2015 abgeschlossen. Die gelieferten Texte wurden und werden in der Arbeitsstelle in Krakau inhaltlich geprüft und redaktionell bearbeitet, mit einer im Rahmen des Projekts erstellten Fotodokumentation als Hilfe. Die von jeweiligen Fachleuten in Krakau verfassten Einführungen zur Geschichte und zu Epochen der Kunstgeschichte liegen auf Polnisch vor. Nach Übergabe weiterer redigierter Textteile an das Herder-Institut konnten die Übersetzung ins Deutsche und die deutschsprachige Redaktion fortgeführt werden. Der Abschluss des Manuskripts in polnischer Version ist für 2015 vorgesehen mit Drucklegung der polnischen Version im Verlag des Instituts für das Nationale Kulturerbe (Narodowy Instytut Dziedzictwa). Für die Übersetzungsarbeiten und die deutschsprachige Redaktion ist aufgrund der zeitversetzten Arbeitsabläufe mit einer Bearbeitung über das Jahr 2015 hinaus zu rechnen. Die deutsche Version des Reisehandbuchs erscheint im Deutschen Kunstverlag. Dietmar Popp: Kurzvortrag „Andrzej Tomaszewski und das Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen” bei der Gedenkveranstaltung für Prof. Dr. Andrzej Tomaszewski, Polnisches Institut Berlin, 24. September. 4.4.2 Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte Leitung: Prof. Dr. Peter Haslinger, Dipl.-Ing. Wolfgang Kreft Bearbeitung: Dariusz Gierczak M.A., Dipl.-Ing. Marc Friede In Kooperation mit Prof. Dr. Grzegorz Strauchold (Historisches Institut der Universität Wrocław), Dr. Dariusz Przybytek (Universitätsbibliothek Wrocław), Prof. Dr. Krystian Heffner (Universität Katowice) und Prof. Dr. Werner Freitag (Institut für vergleichende Städtegeschichte Münster) Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung/ Polsko-Niemiecka Fundacja na rzecz Nauki (DPWS/PNFN) Projektleitende Perspektiven: 1) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung 2) Raum, Region, Stadt, Umwelt Losgelöst von den bis tief ins 20. Jahrhundert hinein etablierten Beschreibungen der nationalen Städtesysteme Innenraum der Holzkirche von Budynin 24 Jahresbericht 2014 Herder-Institut steht im Zentrum des Projektinteresses die von der Stadtgeschichte in neuerer Zeit wiederentdeckte europäische Stadt, die in verschiedenen Diskussionsforen Fragen sowohl der Urbanisierungs- und Stadtplanungsforschung als auch der kulturgeschichtlichen Phase der Stadtgeschichte erörtert, die in den 1990er Jahren mit der Hinwendung zur gemeinsamen europäischen Aufarbeitung des städtischen Kulturerbes zu neuen Ansätzen führte. Ziel des in der ersten Projektphase 2008-2013 weitgehend von der DFG geförderten Forschungsprojekts ist eine Darstellung der siedlungstopografischen Entwicklung und des raumstrukturellen Wandels von 34 ausgewählten Städten der historischen Region Schlesien vom 19. bis 21. Jahrhundert. Den definierten Perioden der Stadtentwicklung des Untersuchungszeitraums (1815-1870, 1871-1918, 1919-1945, 1946-1989, seit 1990) entsprechend sieht die Konzeption eine synoptische Dokumentation der Stadtentwicklung vom Beginn des industriellen Zeitalters in Schlesien über die gründerzeitliche Stadterweiterung und den Ausbau der modernen Verkehrsinfrastruktur sowie die Siedlungsentwicklung in der Zwischenkriegszeit vor. Für die Zeit nach 1945 werden vor allem die verschiedenen Formen des Wiederaufbaus und der zunächst sozialistische Funktionswandel der Beispielorte bis hin zum aktuellen Transformationsprozess der Städte in den Blick genommen. Der Kanon des Atlasprogramms umfasst neben Texten zur jeweiligen Stadtentwicklung die Edition von zum Teil unikalen amtlichen topografischen Karten- und Luftbildquellen im einheitlichen Maßstab 1 : 25000 aus den Jahren um 1830, 1900, 1940, 1975 und 2000, die insbesondere die siedlungs-, verkehrs- und wirtschaftsgeografische Entwicklung von Stadt und umliegender Kulturlandschaft dokumentieren. Schicht um Schicht lassen sich anhand der zeitdynamischen Visualisierung die Etappen der Stadtentwicklung freilegen – auf der Grundlage der Topografie. Einstieg in die englische Version der Webanwendung des schlesischen Städteatlas den Historisch-topographischen Atlas schlesischer Städte als Langzeitvorhaben in das Akademieprogramm ab 2016 aufzunehmen, hat die Akademie im Juni im Sommer 2014 abgelehnt. Eine wesentliche Aufgabe nach dem Wechsel der Leitung der Kartensammlung ist es, die zukünftige Finanzierung des Städteatlas sicherzustellen. Wolfgang Kreft und Marc Friede: Präsentation „Historischtopographischer Atlas schlesischer Städte – Nowa Sól/Neusalz“, Leipziger Buchmesse, 16. März. Dariusz Gierczak: Vortrag „Stadt und Wandel abbilden – das Beispiel Görlitz/Zgorzelec“, Tagung des Bundes für Heimat und Umwelt/Civilscape „Stadt – Landschaft – Wandel“, TownScapes Forum, Berlin, 31. Mai. Marc Friede: Vortrag „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte – Aktueller Entwicklungsstand und Ausblick“, Arbeitstreffen des AK Historische Kartographie, Institut für vergleichende Städtegeschichte, Münster, 30. Oktober. Eine besondere Bedeutung als Quelle haben dabei die ausgewerteten Senkrechtluftbilder von 1944/45, die vielfach die letzten Zeugnisse der noch unzerstörten historischen Stadtlandschaften darstellen. Eine Entwicklungsphasenkarte fasst die räumliche und zeitliche Entwicklung der jeweiligen Stadt zusammen. Publiziert werden die Forschungsergebnisse in Form von zweisprachigen Atlasbänden für jede Stadt und als multimediale Internetanwendung. Nach Auslaufen der DFG-Förderung haben die Mitarbeiter der Kartensammlung im Jahr 2014 hauptsächlich an der Redaktion eingegangener Texte für die folgenden Bände des Städteatlas gearbeitet. Ferner wurden für die Webpräsentation zahlreiche Städtekurzporträts erstellt. Die erfolgte Übersetzung der gesamten Online-Anwendung ins Englische stieß bereits auf sehr positive Resonanz bei der internationalen Nutzerschaft. Ein Antrag bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz, Jahresbericht 2014 Herder-Institut 25 2) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive 3) Raum, Region, Identitäten 4) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten, Gewalt und Sicherheit Screenshot aus Archivdatenbank zu HerBalt 4.4.3 „Hereditas Baltica“ (HerBalt) – „Virtueller Lesesaal für baltisches Archivgut“ Leitung: Dr. Peter Wörster, Dorothee M. Goeze M.A. Bearbeitung: vgl. unten die einzelnen Teilprojekte/Module Gefördert durch: verschiedene Geldgeber, abhängig von den Teilprojekten und unseren Partnern Projektleitende Perspektiven: 1) Sammeln, Bewahren und Vermitteln 2) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive 3) Raum, Region, Stadt, Umwelt 4) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten, Gewalt und Sicherheit Die Dokumentesammlung startete im März 2011 das Kooperationsprojekt „Hereditas Baltica“, kurz: „HerBalt“, den „Virtuellen Lesesaal für baltisches Archivgut“. Ziel dieses sich aus mehreren Teilprojekten modular aufbauenden, langfristig angelegten Projekts ist die Einrichtung eines Portals zu digitalisierten Archivbeständen des Herder-Instituts in Kooperation mit Partnern im In- und Ausland. 2014 konnte das erste von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien sowie privaten deutschbaltischen Geldgebern finanziert Modul des Digitalisierungsprojekts HerBalt endgültig abgeschlossen werden. Ziel war die Bereitstellung grundlegender Materialien zur Personenkunde sowie zentraler Quellen zur politischen Geschichte des Baltikums wie das Archiv der Matrikelkommission der Estländischen Ritterschaft (bis 1920), das Archiv der Matrikelkommission des Estländischen Gemeinnützigen Vereins (1920-1939), das Archiv des deutschbaltischen Genealogen und Archivars Gottfried Carl Georg von Törne (1854-1918) und die Landtagsprotokolle der Estländischen Ritterschaft 1800-1851. Die Ergebnisse sind in der DSHIArchivdatenbank zu recherchieren, wobei diese Verzeichnungsdaten mit dem estnischen Portal „Saaga“ (http:// www.ra.ee/dgs/explorer.php) verlinkt sind und, nach der Registrierung im estnischen System, mit den Digitalisaten verbunden werden können. 4.4.3.2 Hereditas Baltica 2 („Deutschbaltisches Wörterbuch“) Leitung: Dr. Peter Wörster, Dr. Reet Bender Bearbeitung: Dr. Peter Wörster, Dr. Reet Bender, Piret Rääbus, Dorothee M. Goeze M.A. In Kooperation mit dem Institut für Germanistik der Universität Tartu Gefördert durch das Wissenschaftsministerium Estland Projektleitende Perspektiven: 1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren 2) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive 3) Raum, Region, Identitäten 4) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten, Gewalt und Sicherheit 4.4.3.1 Hereditas Baltica 1 Leitung: Dr. Peter Wörster, Dorothee M. Goeze M.A., Indrek Kuuben, Tõnis Türna Bearbeitung: Dr. Peter Wörster, Dorothee M. Goeze M.A., Indrek Kuuben, Tõnis Türna, Sonja Hauptmannl M.A., Sven Lepa In Kooperation mit dem Estnischen Historischen Staatsarchiv (Eesti Ajalooarhiiv) in Dorpat (Tartu) Projektleitende Perspektiven: 1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren 26 Jahresbericht 2014 Herder-Institut In der Dokumentesammlung des Herder-Instituts befinden sich die Materialien zum Deutschbaltischen Wörterbuch (Archivsignatur DSHI 180 DBW). Dieses Wörterbuch gehört zu den bislang in der linguistischen und kulturgeschichtlichen Forschung des Baltikums weitgehend unberücksichtigten Archivbestanden. In diesem Bestand spiegelt sich die gemeinsame deutschbaltisch-estnischlettische Kulturgeschichte (unter Berücksichtigung auch der deutsch-russischen Kontakte) wider. Die Finanzierung wurde auch 2014 durch das Wissenschaftsministerium Estlands gesichert, sodass eine estnische Mitarbeiterin im Berichtszeitraum wiederum zwei Wochen nach Marburg kommen und eine Arbeitsbesprechung aller deutschen und estnischen Bearbeiter des Projekts in Marburg stattfinden konnte. Die Arbeiten liefen entsprechend den finanziellen Rahmenbedingungen auch im Jahre 2014 weiter und werden 2015 zu ersten auch öffentlich vorzeigbaren Ergebnissen führen. 4.4.3.4 Hereditas Baltica 4 „Archiv der Compagnie der Schwarzen Häupter zu Riga“ Leitung: Dr. Peter Wörster, Dorothee M. Goeze M.A., Valda Kvaskova Bearbeitung: Dorothee M. Goeze M.A., Sonja Hauptmannl M.A., Valda Kvaskova 4.4.3.3 Hereditas Baltica 3 („Kurländische Seelenrevisionen“) Leitung: Dr. Peter Wörster, Dorothee M. Goeze M.A. Bearbeitung: Dorothee M. Goeze M.A., Sonja Hauptmannl M.A., Valda Kvaskova In Kooperation mit dem Lettischen Nationalarchiv (Historisches Staatsarchiv Lettlands) in Riga (Rīga) Gefördert durch das Max-Planck-Institut für demographische Forschung in Rostock Projektleitende Perspektiven: 1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren 2) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive 3) Raum, Region, Identitäten 4) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten, Gewalt und Sicherheit In der Dokumentesammlung befindet sich ein großer Kopienbestand baltischen Archivguts, der zur Mikroverfilmung gehört, die im Zuge der Umsiedlung der Deutschbalten erfolgte. Ein Teil der 1940 kopierten Bestände ging im Original am Ende des Zweiten Weltkriegs verloren. Es ist also möglich und naheliegend, die Verluste durch die Marburger Kopien, soweit diese das zulassen, zu ersetzen und so den bis zum Zweiten Weltkrieg vorhandenen Archivbestand wenigstens virtuell zu rekonstruieren. Zu diesen Kopienbeständen gehören auch die Kurländischen Seelenrevisionslisten 1797-1834 (Archivsign. DSHI 540 KSL). Die besondere Aufnahmetechnik 1940 machte es notwendig, die Marburger Archivmikrofilme zu bearbeiten, was durch das Max-Planck-Institut in Rostock finanziert wurde, weil dieses Institut ein langfristig angelegtes Forschungsprojekt durchführt, für welches die Kurländischen Seelenrevisionen die wichtigste archivische Quelle darstellen. Infolge zahlreicher anderweitiger Aufgaben und Arbeiten des Lettischen Nationalarchivs und der Dokumentesammlung konnte die für 2014 ins Auge gefasste Online-Stellung noch nicht erfolgen. Dieser Schritt wurde ins Jahr 2015 verschoben. Projektleitende Perspektiven: 1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren 2) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive 3) Raum, Region, Identitäten Es handelt sich hierbei um ein deutsch-lettisches Digitalisierungsprojekt, das von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien finanziert wird. Es zielt darauf, das infolge der Umsiedlung der Deutschbalten 1939 getrennte Archiv der „Compagnie der Schwarzen Häupter zu Riga“ in deutschlettischer Kooperation „virtuell“ zusammenzufuhren und in einem gemeinsamen Archivportal online recherchierbar zu machen. Auf deutscher Seite arbeiten der nach 1945 in Bremen wiedergegründete Verein „Compagnie der Schwarzen Haupter aus Riga“ und die Dokumentesammlung eng zusammen. Auf lettischer Seite ist das Lettische Nationalarchiv federführend. Der älteste Teil des Archivs gelangte im Verlauf der Umsiedlung der Deutschbalten 1940 nach Deutschland und 1952 in die Dokumentesammlung nach Marburg. Der Teil, der 1940 nicht nach Deutschland ausgeführt wurde, befindet sich im Historischen Staatsarchiv Lettlands (LVVA) in Riga. Der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien ist zu verdanken, dass das Herder-Institut damit die gute Zusammenarbeit mit dem Lettischen Nationalarchiv langfristig und nachhaltig fortsetzen kann. Das Herder-Institut ist auch in diesem Sinne für Einrichtungen im Baltikum der ideale Vertragspartner. Im Berichtsjahr konnten die Arbeiten der Verfilmung und Digitalisierung abgeschlossen werden. Für das kommende Jahr sind die tiefe Erschließung bzw. die Verzeichnung der Metadaten und anschließend deren Verlinkung mit dem Server in Lettland vorgesehen. 4.4.4 Digitalisierung und Erschließung von Porträtbeständen in Archiven der LeibnizGemeinschaft (DigiPortA) Leitung des Teilprojekts im Herder-Institut: Dr. Dietmar Popp, Dr. Peter Wörster Bearbeitung: Dr. Agnese Bergholde, Dieter Wintergerst M.A. in Zusammenarbeit mit Dorothee M. Goeze M.A. und Thomas Urban M.A. Unter Federführung des Archivs des Deutschen Museums in München (Hauptantragsteller) und in Kooperation mit Jahresbericht 2014 Herder-Institut 27 schlossen und nachgewiesen. Grundlegendes Anliegen des Projekts ist, am Beispiel der Quellengattung „Porträts“ die Möglichkeiten der kooperativen Erfassung, Digitalisierung und Präsentation von Bildquellen wahrzunehmen und die Bedeutung der Archivbestände in den beteiligten LeibnizEinrichtungen aufzuzeigen. Durch die Einbeziehung von Porträts aus Bürgertum, verschiedenen historischen wie modernen Berufsgruppen, aus Wissenschaft und Technik sowie aus städtischer und ländlicher Bevölkerung wird ein breiter sozialhistorischer Forschungsansatz ermöglicht. Wurden Porträts bisher weitgehend als Einzelblätter behandelt und interpretiert, legt das Projekt einen besonderen Schwerpunkt darauf, durch einen Provenienznachweis und die Beschreibung der übergeordneten Sammlung ihre originäre Zugehörigkeit zu Archivbeständen festzuhalten. Durch einheitliche Standards bei der Erfassung, der Anwendung der Gemeinsamen Normdatei (GND) der Deutschen Nationalbibliothek und Geoinformationsdaten wird der Anschluss an nationale Portale und die Vernetzung mit übergeordneten Datenbanken (Digitaler Porträtindex beim Bildarchiv Foto Marburg, Biographie-Portal) möglich und beabsichtigt. Armin Baron von Foelkersam, Fotografie 1907 (DSHI 190 Kurland BA Personen I 0293) sieben weiteren Archiven von Leibniz-Instituten (Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven, Deutsches Bergbaumuseum Bochum, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut Müncheberg, Leibniz-Institut für Länderkunde Leipzig, Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung Berlin, Leibniz-Institut für Regional-Entwicklung und Struktur-Planung Erkner) Gefördert durch die Leibniz-Gemeinschaft im Rahmen des Paktes für Forschung und Innovation Projektleitende Perspektiven: 1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren 2) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung Das Projekt DigiPortA vernetzt sektionsübergreifend neun Leibniz-Archive und ihre Porträtsammlungen mit einem Umfang von ca. 33.000 Bildern und stellt diese in einem innovativen Ansatz der Forschung und Öffentlichkeit zur Verfügung. Mit dem Fokus auf Personenporträts des 19. und 20. Jahrhunderts werden damit der biografiehistorischen Forschung reichhaltige Quellenbestände neu er- 28 Jahresbericht 2014 Herder-Institut Im Herder-Institut sind für das DigiPortA-Projekt rund 2.000 Porträts in den Beständen des Bildarchivs sowie rund 3.000 Porträts in den Beständen der Dokumentesammlung von Relevanz, die Aufmerksamkeit insbesondere auf die deutschen Anteile an der Kulturgeschichte Ostmitteleuropas lenken. Dabei handelt es sich vorwiegend um Druckgrafik, Fotografie und Fotopostkarten, wobei der größte Teil der Bildquellen Personen aus dem Baltikum zeigt. Oft sind die druckgrafischen Personendarstellungen aus dem baltischen Raum die einzigen bildlichen Überlieferungen zu einer Person, eine Vielzahl an gemalten Bildnissen ist in Folge des Zweiten Weltkriegs zerstört oder verloren gegangen. Vor diesem Hintergrund stellt die Erfassung dieser kulturhistorisch wertvollen Zeugnisse und ihre Zugänglichkeit für eine breite Nutzerschaft ein wichtiges Anliegen des Projekts dar. Im Rahmen dieses Projekts wird ein weiterer Teilbestand der Sammlungen des Herder-Instituts erstmalig systematisch erschlossen und, soweit urheberrechtlich zulässig, in der gemeinsamen Online-Datenbank des DigiPortA-Projekts zur Nutzung freigegeben. Die Projektarbeiten am Herder-Institut wurden seit Oktober 2013 von der Kunsthistorikerin Dr. Agnese Bergholde (für das Bildarchiv, in Vollzeit) und dem Archivar Dieter Wintergerst M.A. (für die Dokumentesammlung, in Teilzeit) durchgeführt. Aus den Beständen des Bildarchivs wurden bis zum Abschluss der Arbeiten von Frau Bergholde im Herbst 2014 über 2.000 Vorlagen dokumentiert und digitalisiert, mit einem Schwerpunkt auf Portäts aus dem Baltikum (Dommuseum Riga, Kurländisches Provinzialmuseum Mitau). Diese wurden zum Ende des Berichtsjahres an die Projektleitung im Deutschen Museum München geliefert zusammen mit gut 1.400 Bilddateien und Datensätzen aus den Beständen der Dokumentesamm- lung. Dort hat sich die Bearbeitung durch Herrn Wintergerst zunächst auf die rund 1.800 Porträts umfassende private Porträtsammlung einer aus Kurland stammenden Familie konzentriert, wobei die Projektarbeiten von ihm noch bis Mitte 2015 fortgeführt werden. Die Expertise der Institutsfotografen und die sehr gute technische Ausstattung ermöglichen die Anfertigung der Digitalisate im eigenen Haus. Das Ende des gesamten Verbundprojekts ist auf Ende 2015 angesetzt, wobei ein Workshop und eine Spring School („Vom Einzelblatt zur Sammlung. Porträts vom 18. bis 20. Jahrhundert“) am Deutschen Museum in München vom 23. bis zum 27. März 2015 den Abschluss der intensiven Arbeitsphase und die Freischaltung der Online-Datenbank mit allen technischen Features markieren. Die DigitPortA-Datenbank steht online zu Verfügung unter: http://www.digiporta.net/ 4.4.5 Visual History. Institutionen und Medien des Bildgedächtnisses Leitung am Herder-Institut: Prof. Dr. Peter Haslinger Bearbeitung: Dr. Elke Bauer In Kooperation mit dem Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam (PD Dr. Annette Vowinckel: Gesamtkoordination), dem Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung, Braunschweig (Prof. Dr. Simone Lässig), und dem Deutschen Museum, München (Dr. Wilhelm Füßl) Finanziert durch die Leibniz-Gemeinschaft, Pakt für Forschung und Innovation Das im Mai 2012 gestartete Verbundprojekt möchte während der dreijährigen Projektlaufzeit Grundlagenforschung zu verschiedenen Institutionen des modernen Bildwesens betreiben. Die Einzelprojekte widmen sich der Frage nach der Rolle und Bedeutung staatlicher und privater bzw. privatwirtschaftlicher Institutionen für die Konstitution kollektiver Bildgedächtnisse. Ihr gemeinsames Ziel ist es, nicht die „Gegenstände“ kollektiven Bildwissens zu erforschen, sondern die Institutionen, die diese Bilder generieren, verwalten, verwerten, archivieren und/oder publizieren bzw. die Produktion und Verbreitung bestimmter Bilder verhindern. Darüber hinaus soll unter www.visual-history.de ein Online-Portal eingerichtet werden, das als Informationsund Vernetzungsplattform fungieren soll und enzyklopädisches Wissen zu den Institutionen des modernen Bildwesens bereitstellen möchte. Teilprojekt Das historische Bildarchiv im digitalen Zeitalter: Überlieferung, Sammlung und digitale Re-Kontextualisierung Bearbeitung: Dr. Elke Bauer Projektleitende Perspektiven: 1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren 2) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung Das Teilprojekt am Herder-Institut beschäftigt sich mit den Chancen und Problemen historischer Bildarchive im digitalen Zeitalter. Ausgangspunkt ist der sich durch die massenhafte Digitalisierung von Bildern und deren Bereitstellung im Internet rasant wandelnde Umgang mit Bildquellen in der Geschichts- und Kulturwissenschaft, der Bildarchive vor neue Herausforderungen stellt. So ersetzt die uneingeschränkte Verfügbarkeit von Bildern im Netz zunehmend den Gang ins „analoge“ Archiv. Durch die Präsentation von Bildsammlungen im Internet und die Bildung eines digitalen Bildkanons geraten jedoch nichtdigitalisierte Materialien in den Archiven zunehmend aus dem Blickfeld. Daher müssen die Auswahlkriterien für die Digitalisierung kritisch reflektiert werden. Hinzu kommt, dass das Bereitstellen von Bildmaterial im Internet die Bildvorlage als Artefakt zunächst in den Hintergrund drängt, denn meistens ist nur das Motiv für die Nutzerinnen und Nutzer eines Online-Angebots sichtbar. Die Rückseiten beispielsweise mit ihren Beschriftungen werden unsichtbar. Ebenso verschwindet die Größe und die Haptik der digitalisierten Vorlage – das Kleinbilddia und die großformatige Grafik nähern sich an. Dabei fordert die Wissenschaft seit einigen Jahren genau das Gegenteil: Die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte von Bildern ist wichtig, um sie als ernstzunehmende historische Quelle zu nutzen. Das Projekt soll untersuchen, wie Bildarchive/sammlungen, die ihre Bestände online bereitstellen, mit der Problematik umgehen. Es soll Möglichkeiten eruieren, wie die Bilder auch im Netz als Artefakte wahrzunehmen sind und wie die Informationen, die ein herkömmlicher Archivbesuch bietet (Beschriftungen, fachliche Beratung, Verweise auf weitere Bestände), im Online-Archiv kompensiert bzw. zu neuen Informationsangeboten ausgebaut werden können. Im Berichtsjahr wurde die Auswertung einschlägiger Berichte zur Entwicklung einzelner Bilddatenbanken in Zeitschriften weitgehend abgeschlossen. Der Blick zurück ist wichtig, da sich mit ihm zahlreiche negative wie auch positive Entwicklungen sinnvoll erklären lassen. 2014 wurde begonnen, aktuelle Online-Bilddatenbanken systematisch zu untersuchen und Trends auszumachen, wohin die Jahresbericht 2014 Herder-Institut 29 Reise derzeit geht. Gleichzeitig begann die Schreibphase einzelner Kapitel. Bei der Vorstellung des Teilprojekts im Wissenschaftlichen Projektbeirat wurde die 2013 aus dem Gesamtprojekt angeregte Neuausrichtung des Teilprojekts in Richtung Good-practice-Beispiele und wie eine „ideale“ Online-Bilddatenbank aussehen könnte, unterstützt. Elke Bauer: Visual History − The value of historical photographs as a source in the age of digitization, in: Obraz i metoda, hrsg. von Agnieszka Seidel-Grzesińska und Ksenia Stanicka-Brzezicka. (Cyfrowe spotkania z zabytkami, 4) Wrocław 2014, S. 81-89. Vortrag (gemeinsam mit Dr. Dietmar Popp): „Zbiory gdańskie Instytutu Herdera w Marburgu“, Vortragsreihe „Kultura dawnego Gdańska“, Dom Uphagena, Gdańsk, 29. Oktober. 4.4.6 Virtuelle Rekonstruktionen in transnationalen Forschungsumgebungen – Das Portal „Schlösser und Parkanlagen im ehemaligen Ostpreußen“ Leitung: Prof. Dr. Peter Haslinger, Dr. Dietmar Popp Projektkoordination: Dr. Piotr Kuroczyński Bearbeitung in Zusammenarbeit mit Dr. Carsten Neumann, Daniel Dworak, Oliver Hauck, Jan-Eric Lutteroth, Martin Scholz, Ewa Kowalczuk, Katarzyna Janicka, Torsten Veit und Philipp Baranyai Das Herder-Institut ist Hauptantragsteller, hat die Gesamtprojektleitung und steht in Kooperation mit dem Zentrum für Medien und Interaktivtität der Justus-Liebig-Universität Gießen (ZMI, Prof. Dr. Henning Lobin), dem Caspar-DavidFriedrich-Institut der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald (Bereich Kunstgeschichte, Prof. Dr. Kilian Heck) sowie dem Fachbereich Informatik der Technischen Universität Łódź/Lodz (Prof. Dr. Maria Pietruszka) Weitere Partner: Institut für Raumdarstellung, Frankfurt am Main; Historisches Institut der Justus-Liebig-Universität Gießen (Bereich Osteuropäische Geschichte, Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg); Museum Ermland und Masuren, Olsztyn; Museum Friedländer Tor, Kaliningrad; Institut für Kunstgeschichte der Adam-Mickiewicz-Universität Poznań (Prof. Dr. Tadeusz Żuchowski); AG Digital Humanities an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Prof. Dr. Günther Görz); Poznan Supercomputing and Networking Center – Institute of Bioorganic Chemistry of Polish Academy of Sciences (Director Dr. Maciej Stroiński); Mediale Partner: Konferenzreihe „Cyfrowe spotkania z zabytkami” (Digital Encounters With Cultural Heritage), Institut für Kunstgeschichte an der Universität Wrocław. 30 Jahresbericht 2014 Herder-Institut Gefördert durch die Leibniz-Gemeinschaft im Rahmen des Paktes für Forschung und Innovation Projektleitende Perspektiven: 1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren 2) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung 3) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive Das im Juli 2013 gestartete Projekt geht zurück auf eine Initiative des Instituts für Raumdarstellung in Frankfurt am Main, einer Ausgründung aus dem Fachbereich Architektur der TU Darmstadt, und zielt auf die zeitgemäße Dokumentation und Vermittlung des verlorenen oder zerstreuten Kulturerbes einer multinationalen Kulturlandschaft. In idealer Public-Private-Partnership treffen Expertise und Vorarbeiten des Frankfurter Instituts auf Infrastruktur und Potenziale des Herder-Instituts sowie anderer Partner in Deutschland, Polen und im Kaliningrader Gebiet. Das auf drei Jahre ausgelegte Vorhaben zielt zum einen auf Fachspezialisten, vor allem aus dem Fachgebiet der Kunstgeschichte, zum anderen auf ein breiteres Publikum, das die 1945 untergegangene Kultur dieser Region erkunden will. Im Zentrum des Projekts steht die digitale Rekonstruktion des zerstörten kulturellen Erbes in Form von digitalen 3DModellen am Beispiel von barocken Schlössern in Friedrichstein (Kamenka) und Schlodien (Gładysze). Die geschichtswissenschaftliche 3D-Computer-Rekonstruktion tangiert in erster Linie die Bau- und Kunstgeschichte sowie die Geschichtswissenschaft und ist genuin den „Spatial Humanities“ innerhalb der „Digital Humanities“ zuzuordnen. Das anwendungsbezogene, webbasierte Dokumentations- und Präsentationsmedium basiert auf der Integration von 3D-Modellen im semantischen Netz. Im Zusammenhang mit seiner Konzeption konnten neue Kooperationspartner an der Universität ErlangenNürnberg und an dem Posener Institut für Bioorganische Chemie an der Polnischen Akademie der Wissenschaften gewonnen werden. Fragen der Datenbankstruktur, der Datenformate und der Metadaten wurden erörtert und Schlossruine von Schlodien/Gładysze (Polen) die von der DFG geförderte Wissenschaftliche Kommunikationsinsfrastruktur (WissKI) als digitale Infrastruktur gewählt. Ausgehend von dieser Entscheidung wird eine Applikationsontologie entwickelt, die CIDOC-CRM referenziert ist, und eine computerbasierte Erschließung und Dokumentation von born-digital 3D-Objekten erprobt und weiterentwickelt. Der Mehrwert der Forschung für die geisteswissenschaftlichen Bezugsdisziplinen liegt in der Erörterung von allgemeingültigen Ansätzen für die e-Dokumentation des Rekonstruktionsprozesses, in der Nachweisbarkeit der rekonstruierten Bilder und in der Weiterentwicklung von Standards für die Langzeitverfügbarkeit des generierten Wissens und ihrer räumlichen, digitalen Repräsentanz. Die Teilnahme an zahlreichen einschlägigen Konferenzen, Tagungen und Symposien, u.a. in Berlin, München, Wien, Florenz, Passau, Lodz (Łódź), Lemessos, hat die Vernetzung vorangetrieben, so etwa innerhalb des Verbands „Digital Humanities im deutschsprachigen Raum e.V.“ und im „Arbeitskreis Digitale Kunstgeschichte“. Zudem wurden projektbegleitende Seminare durchgeführt, die im Sommersemester 2014 parallel an den Universitäten in Gießen (Prof. Dr. Bömelburg), Greifswald (Prof. Dr. Heck) und Posen (Prof. Dr. Żuchowski) stattgefunden haben. Den Kern dieser überregionalen und internationalen Zusammenarbeit bildete das Blockseminar, bei dem die Studenten aus den drei Universitäten eine gemeinsame Exkursion mit Workshops in Posen, Allenstein (Olsztyn) und Königsberg (Kaliningrad) absolviert haben. Die studentischen Arbeiten lieferten interessanten Input an historischen und kunstgeschichtlichen Erkenntnissen. Die Exkursion wurde ebenfalls für aktive Bauforschung an der Ruine in Schlodien genutzt, die zu neuen kunstgeschichtlichen Funden zur Fassaden- und Raumgestaltung geführt hat. Die Funde wurden innerhalb des WissKI Content Management Systems erfasst und semantisch mit den Quellen und digitalen 3D-Objekten verknüpft. Die Ergebnisse werden beim 33. Deutschen Kunsthistorikertag 2015 in Mainz präsentiert. Beim 3. Projektmeilenstein wird die Virtuelle Forschungsumgebung in Form des angepassten und weiterentwickelten WissKI Systems vor Gästen aus 23 Universitäten, Forschungseinrichtungen und (Forschungs-) Museen am 17. März 2015 im Herder-Institut vorgestellt. Im Rahmen des Qualitätsmanagments sollen hiermit die wissenschaftliche Exzellenz und anwendungsspezifische Funktionalität der Forschungsumgebung und seiner semantischen Datenbank sowie der Applikationsontologie für geisteswissenschaftliche Fragestellungen innerhalb der digitalen 3D-Rekonstruktion des zerstörten Kulturerbes geprüft und sichergestellt werden. Es ist beabsichtigt, dass die Forschungsergebnisse über die im Sommer 2016 endende Laufzeit des Projekts hinaus weiter bearbeitet und für die Präsentation aufbereitet werden können. Unter anderem sind Ausstellungen zum Thema der Adelskultur im ehemaligen Ostpreußen bei unseren Partnermuseen in Allenstein und Königsberg sowie dem Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg für das Jahr 2017 geplant, wobei das webbasierte Portal als zentrales Ausstellungsexponat den Kontext der Artefakte innerhalb der Ausstellung vermitteln soll. Das Webportal wird um den Prototyp eines „Virtuellen Musuems“ erweitert (WebGL Technologie), wobei die Möglichkeit der immersiven und interaktiven Begehung der 3D-rekonstruierten Architektur und Innenausstattung sowie der Parkanlagen erprobt wird. Das verlorengeglaubte Kulturerbe soll interaktiv im virtuellen Raum erkundet und erforscht werden können, denn für jedes digitale 3D-Objekt liegen per Mausklick sämtliche objektorientierten Metadaten und semantischen Relationen zu anderen Objekten, Quellen, Akteuren und Ereignissen vor. Das „Virtuelle Museum“ wird in Zukunft als Anwendung für Mobile Devices eine zeitgemäße Vermittlung auch vor Ort bieten und die jüngeren Generationen in die Erkundung und Gestaltung ihrer Heimatgeschichte stärker involvieren. Publikationen Piotr Kuroczyński: Digital Reconstruction and Virtual Research Environments – A Matter of Documentation Standards. In: Access and Understanding – Networking in the Digital Era, Proceedings of the Annual Conference of CIDOC (Dresden, 6.-11. September) (www.cidoc2014.de/images/ sampledata/cidoc/papers/L-1_Kuroczynski_paper.pdf (11.02.2015)). Oliver Hauck und Piotr Kuroczyński: Cultural Heritage Markup Language – How to Record and Preserve 3D Assets of Digital Reconstruction, in: 19th Conference on Cultural Heritage and New Technologies, Vienna/Austria, 3.-5. November. Piotr Kuroczyński, Oliver Hauck und Daniel Dworak: Digital Reconstruction of Cultural Heritage – Questions of Documentation and Visualisation Standards for 3D Content, in: 5th International Euro-Mediterranean Conference on Cultural Heritage (Lemessos/Cyprus, 3.-8. November). Vorträge Piotr Kuroczyński: „Virtual Reconstructions in Transnational Research Environments – the Web Portal ,Palaces and Parks in former East Prussia‘“, Lehrstuhl für Kunstgeschichte, Caspar-David-Friedrich-Institut an der Universität Greifswald, 7. April. Kuroczyński, Piotr: „Virtual Reconstructions in Transnational Research Environments – the Web Portal ,Palaces and Parks in former East Prussia‘“, Kolloquium Frühe Neuzeit, JustusLiebig-Universität Gießen, 28. April. Piotr Kuroczyński und Oliver Hauck: „Cultural Heritage Markup Language – How to Record and Preserve 3D Assets of Digital Reconstruction”, Invisible Cultural Heritage (Niewidzialne dziedzictwo), 6. Konferenz der Reihe „Cyfrowe spotkania z zabytkami”, Łódź, 26./27. September. Jahresbericht 2014 Herder-Institut 31 Piotr Kuroczyński: „Digitale Rekonstruktionen in Virtuellen Forschungsumgebungen – Aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze“, Vortragsreihe zur Digitalen Kunstgeschichte am Institut für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München, 16. Dezember. 4.4.7 Forschungsinfrastruktur Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa (FoKO) Leitung: Prof. Dr. Peter Haslinger, Dr. Dietmar Popp Projektkoordination: Dr. Ksenia Stanicka-Brzezicka (Herder-Institut) Projektmitarbeiter: Dr. Dirk Suckow (GWZO Leipzig), Kamila Bojarska M.A. (Bildarchiv Foto Marburg) Projektpartner: Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg; Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig (GWZO); Instytut Sztuki Polskiej Akademii Nauk, Warszawa; Univerzita Karlova v Praze, Ústav dějin umění, Praha; Magyar Tudományos Akadémia Bölcsészettudományi Kutatóközpont Művészettörténeti Intézet, Budapest; Slovenská akadémia vied, Ústav dejín umenia, Bratislava. Projektleitende Perspektiven: 1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren 2) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung 3) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive Das von der Leibniz-Gemeinschaft geförderte Vorhaben „Forschungsinfrastruktur Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa“ ist ein internationales Verbundprojekt, das den Aufbau einer interaktiven kunsthistorischen Forschungsinfrastruktur zum Ziel hat, mit welcher Methoden, Konzepte und Produkte der digitalen Kunstgeschichte angewendet und erprobt werden sollen. In den Fokus gerückt werden dabei die bislang noch unzureichend gewürdigten spezifischen Leistungen der Kunstproduktion im östlichen Mitteleuropa, einer Region von komplexer historischer Dynamik. Diese umfasst im Kern die heutigen Staaten Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn sowie daran angrenzende Staaten und Regionen. Das Projekt wurde im Juli 2014 gestartet, seit 1. Oktober 2014 ist die Koordinationsstelle besetzt. Seit dieser Zeit wurden folgende Aufgaben realisiert: Die wesentliche Aufgabenstellung im Projekt ist die technologische Entwicklung der Forschungsinfrastruktur, wes- 32 Jahresbericht 2014 Herder-Institut halb der Formulierung der Anforderungen an das System von Anfang an große Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Für die Entwicklung einer Datenbank sowie die Auswahl einer geeigneten Software ist die Analyse von wichtigen Faktoren entscheidend; dazu gehören: die globale Technologieentwicklung und ihre Anwendung im Rahmen der digitalen Kunstgeschichte, die Spezifik des Projektes (Was soll gezeigt werden und auf welche Weise? Welches sind das Ziel und der Schwerpunkt des Projektes?), die „Heimsysteme“ der Institutionen, hier vor allem des Herder-Instituts, die Erfahrung aller Projektpartner, die Projektlaufzeit, die Projektmittel sowie die Folgekosten eines Systems, seine Nachhaltigkeit. Diese Fragen wurden im Rahmen von mehreren Besprechungen der deutschen Projektpartner in Marburg und Berlin in unterschiedlicher Zusammensetzung diskutiert. Als Effekt wurden die Datenbankarchitektur sowie die Features entworfen und weitgehend festgelegt. Geplant ist eine Datenbank mit möglichst vielen separat erfassten Objekten, Personen, Einrichtungen, Ereignissen, Orten und Quellen, die in verschiedenen Bezügen zueinander stehen. Auch die Erfassung der Fotos wird separat erfolgen. Vorgesehen ist zudem die Nutzung von Normdaten wie AAT, GND sowie Iconclass. Ausgangsbasis für die Projektarbeiten sind aber die Listen der bau- und kunsthistorischen Objekte, die in der Forschungsplattform in Bild und Metadaten dokumentiert werden sollen. Bis Ende des Jahres 2014 waren die Listen für Polen, Slowakei, Tschechien und Ungarn im Kern vorbereitet. Die Fertigstellung der Listen erfolgt bis Ende Februar 2015. Bei der Auswahl der Objekte ist das Leitbild nicht nur am klassischen „kunsthistorischen Kanon“ orientiert, im Fokus stehen auch regionale Spezifika, beispielsweise Holzbauten in Polen und der Slowakei oder türkenzeitliche Kunstdenkmäler in Ungarn. Im Berichtsjahr fand sodann die Vorplanung der Fotokampagnen statt. Fertiggestellt wurden die Listen von potenziellen Fotografen sowie für deren Beauftragung notwendige Unterlagen wie das Leistungsverzeichnis (Standards für Neuaufnahmen) oder der Rahmenvertrag mit den Fotografen. Daraufhin wurde Kontakt mit einigen Fotografen aufgenommen, verbunden mit einer Anfrage nach Vorhandensein von bestehendem, projektrelevantem Bildmaterial. Für die Auswahl von historischen Bildbeständen aus den beteiligten Bildarchiven wurden Richtlinien entworfen, und im Herder-Institut wie auch im Bildarchiv Foto Marburg wurden die ersten Beispielen von Fotos ausgewählt. Es fand dabei auch eine Sondierung nach Bildrechten statt. Im Hinblick auf die Öffentlichkeitsarbeit zum Projekt wurden neue Flyer- und Homepagetexte in deutscher, polnischer und ungarischer Version verfasst (englische, tschechische und slowakische Versionen sind in der Vorbereitung), die Homepage (Herder-Institut) wurde aktualisiert und eine Kurzpräsentation des Projekts erfolgte während des Arbeitstreffens des Arbeitskreises Digitale Kunstgeschichte (am Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt Universität zu Berlin, 24. Oktober). 5 Wissenschaftsforum Leitung: Dr. Heidi Hein-Kircher Eine zentrale Aufgabe des Herder-Instituts besteht darin, der historischen Ostmitteleuropaforschung ein internationales Diskussionsforum zu bieten und Ergebnisse der Forschung einer breiteren Öffentlichkeit zu vermitteln. In der Abteilung sind verschiedene (Querschnitts-)Aufgaben des Instituts aus dem Bereich der sozialen Infrastrukturen gebündelt und miteinander verzahnt worden, woraus sich nicht nur Synergien und Impulse für das ganze Institut ergeben, sondern auch dessen soziale Infrastrukturaufgaben insgesamt gestärkt werden. Diese Ziele sollen durch fünf sich ergänzende Arbeitsbereiche erreicht werden: die Nachwuchsförderung, insbesondere mit der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“ (siehe 5.1), Verbundprojekte (siehe 5.2), das Stipendienprogramm (siehe 5.6), die Veranstaltungsplanung, -koordinierung und -durchführung (siehe 5.5) sowie nicht zuletzt die Veröffentlichungen durch den Verlag Herder-Institut (siehe 5.4). Eine wichtige Klammer bildet hierbei die Nachwuchsförderung. Neben der Durchführung von Nachwuchstagungen und Sommerakademien als traditionelle Aufgabe des Instituts findet eine strukturierte Ausbildung der (Post-)Doktorandinnen und Doktoranden im Rahmen der Leibniz Graduate School statt. Die in den Verbundprojekten verankerten wissenschaftlichen Projektstellen ermöglichen im Kontext eines größeren Kooperationsnetzes eine zielgerichtete Erstellung einer Qualifikationsschrift. Für die Nachwuchsförderung werden auch die Herder-Stipendien und das Alumni-Netzwerk genutzt. Weiterhin bietet das Herder-Institut durch seinen Verlag dem wissenschaftlichen Nachwuchs Möglichkeiten zur Publikation seiner Forschungsergebnisse. Die Arbeitsbereiche des Wissenschaftsforums entwickeln einen lebendigen Austausch untereinander und setzen so Synergien und Dynamiken frei, die sich etwa in Drittmittelanträgen, Tagungen und Publikationen niederschlagen. Insgesamt gibt das Herder-Institut durch die Nachwuchsförderung, Tagungs- und Projektaktivitäten sowie nicht zuletzt die Publikationen auch wichtige Impulse nach außen, sodass das Tätigkeitsprofil der Abteilung die derzeit wichtigsten Arbeitsfelder der historischen Ostmitteleuropaforschung widerspiegelt. 5.1 Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“ Sprecher: Prof. Dr. Peter Haslinger Stellvertretender Sprecher: Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg Koordinatorin/Geschäftsführung: Ina Alber M.A. In Kooperation mit dem Gießener Zentrum Östliches Europa an der Justus-Liebig-Universität Gießen (Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg) und dem International Centre for the Study of Culture an der Justus-Liebig-Universität Gießen (Prof. Dr. Ansgar Nünning, Prof. Dr. Horst Carl) Stipendiatinnen und Stipendiaten: Stanislava Kolková M.A., Kinga Kuligowska M.A., Dr. Christian Lotz, Tomaš Nenartovič M.A., Dr. Eszter Gantner, Jan Surman (seit 01.04.2014), Sarah Czerney (seit 01.04.2014) Gefördert durch die Leibniz-Gemeinschaft, Pakt für Forschung und Innovation Projektleitende Perspektive: Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive 5.1.1 Zwischen Nation und Europa. Nationale Geschichtsmuseen als Medien transnationaler Historiografie Bearbeitung: Sarah Czerney M.A. Projektleitende Perspektiven: 1) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung 2) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive In Zeiten der EU-Krise, der Diskussionen über den Ausschluss insolventer Länder aus der Wirtschafts- und Währungsunion und fast täglicher Beschwerden von Politikern über das „demokratische Defizit“ der EU sowie mangelnde Solidarität unter den Bewohnern Europas betonen Intellektuelle, Forscher und EU-Beamte mehr denn je die kulturelle Identität und Einheit Europas, die oftmals als Grundlage eines neuen, stärkeren Europas gesehen werden. Projektmitarbeitende im Wissenschaftsforum In Konzepten einer gemeinsamen europäischen Kultur und Identität spielt Geschichtsschreibung eine wichtige Rolle: Historiografie in einem weiten Sinn als mediale Praxis verstanden, die nicht nur die Schriften akademischer Jahresbericht 2014 Herder-Institut 33 Historiker, sondern auch populäre Formate wie Fernsehserien („Histotainment“), Filme, Geschichtsschulbücher, historische Museen und andere Medien einschließt, ist bis heute eng mit der Idee oder Vorstellung der Nation (Anderson) verbunden. Geschichte(n) in einem weiteren als nationalen Rahmen zu „schreiben“ ist eine der herausforderndsten Aufgaben nicht nur der Geschichtswissenschaft, sondern auch zeitgenössischer europäischer Geschichtsmuseen, die im Zentrum des Promotionsprojekts stehen. Einen Fokus legt das Projekt auf die polnische Museumslandschaft, wo innerhalb der letzten 20 Jahre eine große Zahl neuer Museen gegründet wurde, so z.B. das Museum des Warschauer Aufstandes (2004), das Museum für Moderne Kunst in Warschau (Warszawa) (2007), das Museum der Geschichte der polnischen Juden in Warschau (Eröffnung im Herbst 2014), das Museum des Zweiten Weltkriegs in Danzig (Gdańsk) und das Museum der polnischen Geschichte, ebenfalls in Warschau (beide sollen 2015 eröffnet werden). Die Dauerausstellungen ausgesuchter Geschichtsmuseen in Polen, Deutschland und Frankreich bilden den Korpus des Promotionsprojekts, in dem analysiert wird, wie zeitgenössische Geschichtsmuseen transnationale Geschichte „schreiben“. Als Medienkulturwissenschaftlerin konzentriert sich die Bearbeiterin dabei nicht so sehr auf die ausgestellte(n) Geschichte(n), sondern vielmehr auf den Prozess des „Schreibens“ und auf die Medien dieser musealen Geschichtsschreibung, die versucht, neue historische Narrative auf transnationalem Level einzuführen. Welche Medien werden in den Ausstellungen genutzt, um einen Diskurs einer gemeinsamen europäischen Geschichte zu kreieren und zu legitimieren? Was gehört zu dieser Geschichte und was wird ausgeschlossen, vergessen? Neben diesen Fragen geht es im Projekt insbesondere darum zu untersuchen, was das Museum von anderen historiografischen Medien unterscheidet, und freizulegen, welche die Spezifika der museal erzählten Geschichte sind. Im Berichtszeitraum wurden die bisherigen Ergebnisse auf drei Konferenzen vorgestellt und diskutiert. Darüber hinaus wurde mit der Datenauswertung begonnen. Vortrag: „Inszenierung kultureller Identitäten und Diversitäten im Musée des civilisations de l’Europe et de la Méditerranée Marseille (MuCEM)“, Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde „Identitätsfabrik reloaded. Museen als Resonanzräume kultureller Vielfalt und pluraler Lebensstile“, Badisches Landesmuseum, Karlsruhe, 22.-24. Mai. Vortrag: „Musealized Memories – Filmic Witnesses as Media of Transnational Historiography in National Museums“, International NITMES-Conference (Network in Transnational Memory Studies) „Memory Transfers and Transformations“, Universität Konstanz, 25.-27. Juni. Vortrag: „Gendering Nationalmuseen. Gender als Kategorie zur Analyse nationaler Geschichtsmuseen“, 4. Landesweiter Tag der Genderforschung in Sachsen-Anhalt, Otto-vonGuericke-Universität, Magdeburg, 6. November. 34 Jahresbericht 2014 Herder-Institut 5.1.2 Urania, Industriepalast, Logos – Wissensformate und Urbanität in Budapest 1873-1914 Bearbeitung: Dr. Eszter Gantner Konsulenten: Prof. Dr. Peter Haslinger, Prof. Dr. Friedrich Lenger Projektleitende Perspektiven: 1) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive 2) Raum, Region, Stadt, Umwelt Die Stadt an sich ist in ihrer langen Geschichte schon immer ein Forum der Wissensproduktion und Distribution gewesen. Aber die komplexe Wechselbeziehung von Stadt, Wissen und sozialen Akteuren wurde in der Forschung bisher eher aus einzelnen Perspektiven (wie Migration) bzw. auf Institutionen konzentriert (z.B. Universitätsgeschichte) untersucht. Für die historische Ost(mittel)europaforschung bedeutet diese komplexe und noch kaum erforschte Wechselbeziehung sowohl eine methodische als auch eine theoretische Herausforderung, besonders im Hinblick auf die „verspätete“ Urbanisierung und (in diesem Zusammenhang) auch auf die Industrialisierung der ostmitteleuropäischen Region während des 19. Jahrhunderts. Am Beispiel von Budapest in der Zeit von 1873-1914 wird deutlich, dass Wissenstransfer nicht nur zwischen den einzelnen Städten, sondern auch innerhalb dieser Städte stattfindet; eben nicht nur zwischen Berlin und Budapest oder Berlin und Zagreb, sondern auch innerhalb des urbanen Raumes von Budapest, wo das auf unterschiedliche Weise und in diversen Formaten transferierte Wissen von unterschiedlichen Akteuren aufgenommen und verschieden rezipiert wurde. Dementsprechend folgt das Forschungsvorhaben dem Ansatz, mit Hilfe der Analyse der Verzahnung und Wechselwirkung von Wissenstransfer bzw. -distribution und Urbanisierung am Beispiel von Budapest 1873-1914 nach den Modi und Praxen der spezifischen, charakteristischen Urbanisierung zu suchen und diese zu erfassen. Dabei wird verstärkt auf die lokale „Übersetzung“ von europäischen, transferierten Wissensformaten fokussiert und an drei Fallbeispielen dieser Prozess veranschaulicht: der Industriepalast, die Urania und die philosophische Zeitschrift Logos. Die drei Fallbespiele stellen drei Ebenen der urbanen Wissensformate dar, in denen unterschiedliches akademisches Wissen in einem urbanen Umfeld vermittelt wurde. Damit wird gleichzeitig die Vermutung formuliert, dass diese Wissensformate im Zuge der Urbanisierung entstanden sind. Mit dem Begriff „Wissensformat“ führt die vorliegende Arbeit eine analytische Kategorie in die historische Wissens- und Wissenschaftsforschung ein. Diese umfasst die medialen Aspekte des Wissenstransfers: Sie lenkt den Blick auf die tradierten Regeln, in denen Wissen erhoben, geformt und weitergegeben wird, auf die Akteure, auf ihre Strategien und Praxen im Prozess der Wissensgenerierung und -weitergabe. Von der Anwendung des Begriffes „Wissensformat“ wird erhofft, die diversen Wissensformate im urbanen Raum zu identifizieren und ihre Komplexität von Produktion bis Distribution analytisch darzustellen sowie den Prozess von in Europa zirkulierenden und ins Lokale transformierten Wissensformaten konkret zu erfassen. Vortrag: „Urbanisierung und Wissensformate: Budapest 1880-1914“, Internationale und interdisziplinäre Frühjahrsakademie „Wissenstransfer und urbaner Raum. Formate, Modi und Akteure des Wissenstransfers in den Städten Ostmittel- und Osteuropas“, Herder-Institut, Marburg, 6. März. Vortrag: „Urbanisierung und Wissensformate – Budapest 1880-1914“, Auftakt-Workshop der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, HerderInstitut, Marburg, 2. April. Vortrag: „Wissensformate und Urbanität: 1880-1914 Budapest“, Workshop „Knowledge and Diversity“ der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut, Marburg, 25. Juni. Vortrag:„Urbanization and Knowledge-distribution in the fin de siècle Budapest“, 9th Science and Technology in the European Periphery (STEP) Meeting, Lissabon, 1.-3. September. 5.1.3 Kontinuität oder Bruch? Eliten als Akteure bei der Konzeptualisierung von Nation und Staat in der Slowakei von 1938 bis 1948 Bearbeitung: Stanislava Kolková M.A. Betreuung: Prof. Dr. Peter Haslinger Projektleitende Perspektive: Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive Der Fokus dieser Arbeit, welche im Rahmen der Leibniz Graduate School entsteht, liegt in der Untersuchung der Dynamik der slowakischen Wissenseliten und deren Rolle beim Transfer von politisch-gesellschaftlichen Konzepten in den slowakischen Kontext in einer der kontroversesten Perioden der slowakischen Geschichte – der Autonomie und der „Selbständigkeit“ von 1938 bis 1945 sowie der unmittelbaren Nachkriegszeit, von der Wiedereingliederung in die Tschechoslowakei im Jahr 1945 bis zum Februarumsturz im Jahr 1948. Im Vordergrund der Untersuchung steht die Frage, welche Nations- und Staatskonzepte in der Slowakei von 1938 bis 1948 generiert und/oder übernommen wurden und ob und wie diese Konzepte in Kunst, Kultur und Wissenschaft reflektiert, rezipiert, transformiert, repräsentiert und medialisiert wurden. Einen wesentlichen Aspekt bildet die Frage, aus welchen Wissenskulturen (z.B. Einflüsse aus dem deutschen, südosteuropäischen, evtl. baltischen Raum) diese Konzepte rezipiert wurden und wie die Eliten mit dem eigenen Wissen und den Fachkenntnissen in einem spezifischen politischen Regime umgehen. Neben der geopolitischen Situation im Europa der Zwischen- und der Kriegszeit haben transnationale Kultur- und Wissenschaftsverflechtungen auf den Transfer und die Rezeption neuer Ideen Einfluss genommen. Dabei kam den kulturellen und wissenschaftlichen Eliten als Akteuren des Transfers eine wesentliche Rolle zu: Besonders in politisch und wirtschaftlich unsicheren Zeiten wird von der Elite erwartet, als Stütze der Gesellschaft zu fungieren, Lösungen für die gesellschaftlichen Probleme zu finden, neue Perspektiven aufzuzeigen und neue Wege zu schaffen. Im politischen System, das sich seit Oktober 1938 in der Slowakei etablierte, existierte ein politisches Regime eigener Prägung. Die „Idee der nationalen Einheit“ wurde in das Programm der Hlinka-Partei aufgenommen, die nach dem Verbot der anderen politischen Parteien zur führenden und später einzigen politischen Macht in der Slowakei aufgestiegen war. Zielsetzung der Hlinka-Partei war es, ein selbständiges und selbstbewusstes Volk zu schaffen. Im Prozess der „Slowakisierung“ und der „nationalen Vereinigung“ sowie der Wissensvermittlung sind die kulturellen und wissenschaftlichen Eliten in den Vordergrund getreten, denn die Wissenseliten waren und sind bei der Formulierung neuer Konzepte er- Jahresbericht 2014 Herder-Institut 35 forderlich, da dies einen spezifischen und strukturierten Umgang mit Wissen voraussetzt (Wissensregime). Innerhalb der beiden ausgewählten Gruppen der Wissenseliten sind jedoch verschiedene Gruppierungen festzustellen, anhand derer sich die unterschiedlichen Debatten zu Nation und Staat nachverfolgen lassen. Im Jahr 2014 wurde die Verschriftlichung der Arbeit soweit abgeschlossen, dass diese zum Jahresbeginn 2015 eingereicht werden kann. Vortrag: „Kontinuität oder Bruch? Eliten als Akteure bei der Konzeptualisierung von Nation und Staat in der Slowakei von 1938 bis 1948“, Auftakt-Workshop der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut, Marburg, 2. April. scientific communities aufgefasst wurden und welche Rollen ihnen zugesprochen wurden. Besondere Berücksichtigung erfährt ihre Rezeption im Ausland. Ihre Konfrontation mit anderen Wissenschaftskulturen und -betrieben wie auch die Prozesse der Integration oder Isolation in einem neuen akademischen Umfeld bilden somit wichtige Aspekte der Forschung. Dabei werden Wenden und Krisen in den Karrierewegen von Kołakowski und Bauman beleuchtet und auf einer text- und kontextanalytischen Ebene bearbeitet. Neben Interviews und Sekundärliteratur bilden vor allem wissenschaftliche Texte der Intellektuellen eine Grundlage zur Analyse, inwieweit sich die Narration in ihren (muttersprachlich oder fremdsprachlich verfassten) Texten unter dem Einfluss der Umgebung und neuer Erfahrungen verändert hat. Kinga Kuligowska hat 2014 mehrere Archivund Bibliotheksaufenthalte in Polen und Deutschland besucht: Universitätsarchiv der Goethe-Universität Frankfurt, Archivzentrum der Goethe-Universität Frankfurt, Universitätsbibliothek der Adam-Mickiewicz-Universität Poznań, Ryczyński-Bibliothek Poznań; zudem führte sie mehrere Interviews durch mit: Prof. Dr. Karol Sauerland, Prof. Dr. Oskar Negt, Prof. Dr. Detlev Claussen, Prof. Dr. Regina Becker-Schmidt. 5.1.4 Zwei ungleiche intellektuelle Entwicklungswege – Zygmunt Bauman und Leszek Kołakowski im Vergleich Joanna Roster, Dirk Uffelmann (Hrsg.): Contemporary Polish Migrant Culture and Literature in Germany, Ireland, and the UK, Rezension in: Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 1(2014), S. 154-156. Versuche einer (De-)Konstruktion regionaler Identität in der Zips zwischen 1945 und 1948, in: Burkhard Olschowsky, Robert Traba u.a. (Hrsg.): Regionen des östlichen Europas im 20. Jahrhundert, Band 2: Region, Staat, Europa. Regionale Identitäten unter den Bedingungen von Diktatur und Demokratie in Mittel- und Osteuropa, Oldenbourg 2014 (Schriften des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 50), S. 125-145. Bearbeitung: Kinga Kuligowska Mag. phil. und M.A. Vortrag: „Erzwungene Migration polnischer Intellektueller nach dem März 1968 – Eine Reise in die Denkfreiheit?“, Auftakt-Workshop der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut, Marburg, 2. April. Betreuung: Prof. Dr. Uwe Wirth, Prof. Dr. Bożena Chołuj 36 Projektleitende Perspektive: Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive Teilnahme und Referat: Studienreise nach Warschau, Teilnehmer des Forschungskolloquiums von Prof. Dr. Bożena Chołuj, Warszawa, 9.-12.Februar. Gegenstand des Dissertationsprojekts ist die Untersuchung der intellektuellen Entwicklung von Leszek Kołakowski und Zygmunt Bauman, die in den Fleckschen Kategorien des Denkstils, Denkzwangs und Denkkollektivs gefasst wird. Die Arbeit beleuchtet aussschlaggebende Etappen ihrer Positionierungen: Faszination für den Kommunismus, kritische Hinterfragung des Marxismus, Abkehr vom linken politischen Spektrum, Hinwendung zu religiösen Themen und schließlich starke Auseinandersetzung mit der Postmoderne. Dabei werden diese Phasen nicht absolut und isoliert gesetzt, sondern im Kontext wissenschaftlicher Paradigmen und Netzwerke verortet und auch als fließende, oft wiederkehrende und sich wandelne Phasen betrachtet. Herausfordernd und interessant zugleich ist das Projekt wegen seiner Auseinandersetzung mit drei Wissenschaftskulturen – der polnischen, deutschen und englischen. So beleuchtet die Arbeit, wie unterschiedlich die Arbeiten von Bauman und Kołakowski in den besagten 5.1.5 Nachhaltigkeit neu skalieren. Internationale forstwissenschaftliche Kongresse und Debatten um die Ressourcenversorgung der Zukunft im Nord- und Ostseeraum 1870–1914 Jahresbericht 2014 Herder-Institut Bearbeitung: Dr. Christian Lotz Projektleitende Perspektive: Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive Während des 19. Jahrhunderts führten eine wachsende Bevölkerungszahl und eine zunehmend industrialisierte Produktion in den Ländern Europas zu einem stetig steigenden Ressourcenverbrauch. Dies galt nicht nur für Kohle und Eisenerze, sondern ebenso für Holz. Zugleich intensivierte sich der grenzübergreifende Austausch von Gütern in einem immer weiter verzweigten Handel sowie von Personen und Ideen durch den Ausbau von Kommunikationsnetzen, durch Reisen und Migration. Der steigende Rohstoffverbrauch ebenso wie die immer intensiveren wirtschaftlichen Verflechtungen gaben Experten aus verschiedenen Fachgebieten den Anstoß, über die Zukunft von Ressourcenversorgung in einer zunehmend verflochtenen Welt nachzudenken. Hinsichtlich der Ressource Holz ging es hier in erster Linie um die Verfügbarkeit von Nadelholz als Nutzholz und um die Sicherung eines dauerhaften – nachhaltigen – Ertrags aus den vorhandenen Wäldern. „Nachhaltiger Ertrag“ und „Nachhaltigkeit“ waren Begriffe, die die entstehende Forstwissenschaft seit dem 18. Jahrhundert geprägt hatte und die als Fachbegriffe forstwirtschaftliche Nutzungen beschrieben, bei denen jährlich nicht mehr Holz dem Wald entnommen wird, als in gleicher Zeit nachwächst. In heutigen Diskussionen ist „Nachhaltigkeit“ längst nicht mehr ein Terminus der Forstwissenschaft allein, sondern in Debatten über Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft beinahe allgegenwärtig. Aus einem Terminus, der zunächst allein auf Holzressourcen orientiert war, ist inzwischen ein Begriff geworden, der Zukunftsgestaltung allumfassend beschreiben soll. Anhand internationaler forstwissenschaftlicher Kongresse, zu denen seit den 1870er Jahren Experten aus zahlreichen europäischen Ländern zusammenkamen, erörtert das Habilitationsprojekt, wie Experten über nachhaltige Ressourcenversorgung stritten. Dabei zeigt sich, wie einerseits die Ausbreitung des Eisenbahnnetzes und die Ausdehnung des forstwirtschaftlich genutzten Raumes (timber frontier) die traditionell lokal begrenzten Konzepte von Nachhaltigkeit aufbrachen. Andererseits trieben Experten gezielt die Veränderung nachhaltiger Wirtschaftskonzepte voran, indem sie kontinuierlich die Datengrundlagen (Statistiken, Karten usw.) über vorhandene Waldflächen verfeinerten und die Hochrechnungen für noch zu erschließende Waldflächen und deren forstwirtschaftliches Potenzial erstellten. Dr. Christian Lotz hat im November 2014 seine Habilitationsschrift an der Justus-Liebig-Universität Gießen, Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften eingereicht. Vortrag: „Zwischen ,reiner‘ Wissenschaft und ökologischem Alarmismus? Anläufe zur Institutionalisierung internationalen forstwissenschaftlichen Austauschs im Nord- und Ostseeraum während des 19. Jahrhunderts“, Auftakt-Workshop der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut, Marburg, 2. April. Vortrag: „Nachhaltigkeit neuskalieren. Internationale forstwissenschaftliche Kongresse und der Streit um die Ressourcenversorgung der Zukunft im Nord- und Ostseeraum, 1870-1914“, Kolloquium, Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Köln, 26. Mai. Vortrag: „Nachhaltigkeit neuskalieren. Internationale forstwissenschaftliche Kongresse und der Streit um die Ressourcenversorgung der Zukunft 1870-1914“, Kolloquium des Lehrstuhls für Sozial-, Wirtschafts- und Umweltgeschichte am Historischen Institut der Universität Freiburg, 30. Juli. Vortrag: „Nachhaltigkeit kartieren? Erkundung und Darstellung von Holz-Ressourcen im Nord- und Ostseeraum 18001914“, Kolloquium des Forschungszentrums Gotha, 11. September. 5.1.6 Territorialisierungsprojekte und Geopolitik in Nordosteuropa 1890-1939 Bearbeitung: Tomaš Nenartovič M.A. Betreuung: Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg (Justus-Liebig-Universität Gießen), Prof. Dr. Peter Haslinger (Justus-Liebig-Universität Gießen) Projektleitende Perspektiven: 1) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive 2) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung 3) Raum, Region, Stadt, Umwelt Das Projekt wird seit Juni 2011 an der Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts betrieben. Es widmet sich dem geografischen Expertenwissen und der Nationalisierung des Wissens sowie deren Nutzung für politische Ziele. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der umstrittenen Kontaktzone des polnisch-litauisch-belarussisch-russischdeutsch-jüdischen Überschneidungsraums der Kulturen während der Zwischenkriegszeit. Das Gebiet könnte zur besseren Orientierung als Wilnagebiet bezeichnet werden, da verschiedene Namen sowie unterschiedliche räumliche Begrenzungen des Gebiets existieren. Als Hauptquelle zur Bearbeitung der Fragestellung dienen Karten. Geografen, Geophysiker, Geologen, Ethnografen und andere Wissenschaftler spielten und spielen immer wieder eine zentrale Rolle bei der Bildung und Entwicklung von Nationen. In ihren Darstellungen und Arbeiten zur Geografie, Ethnografie usw. beschreiben sie ihren Untersuchungsgegenstand in fest umrissenen Grenzen oder bestimmen sogar mit Hilfe von Medien wie Karten, Schulbüchern, Atlanten etc. Grenzen selbst. Gerade im späten 19. und im 20. Jahrhundert ist ein besonderer Einfluss des Expertenwissens bei der Begründung und Legitimierung nationaler Ansprüche in Nordosteuropa zu beobachten. Wichtig ist auch die Berücksichtigung nationaler, sprachlicher und religiöser Identitätsargumente, die geografisch-kartografisch benutzt wurden, denn die Großregion Nordosteuropa war ein Grenzgebiet der katholisch-orthodox-hebräischen Jahresbericht 2014 Herder-Institut 37 Glaubensrichtungen sowie der baltisch-slawisch-germanischen nationalen Interessen. Daher ist eine transnationale Perspektive unabdinglich, um die geopolitischen Diskurse nachzeichnen und diese vergleichend interpretieren zu können. Tomaš Nenartovič hat die Arbeit Ende des Jahres 2014 eingereicht. Vortrag: „Territorialisierungsprojekte und Geopolitik in Nordosteuropa 1890-1939“, Auftakt-Workshop der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut, Marburg, 2. April. 5.1.7 Zwischen Volk, Imperium und Transnationalität: Zentraleuropäische Wissenschaften und ihre Sprachen im langen 19. Jahrhundert lers, Marek Nekula u.a. (Hrsg.): Sprache, Gesellschaft und Nation in Ostmitteleuropa, Göttingen 2014, S. 131-154. Divided Space – Divided Science? Closing and Transcending Scientific Boundaries in Central Europe, in: W. Boyd Rayward (Hrsg.): Transcending Boundaries in Europe in the Period of the Belle Epoque: Organizing Knowledge, Mobilizing Networks, and Effecting Social Change, Burlington-Surrey 2014, S. 69-84. Projektvorstellung: „Wissenschaft in Übersetzung. Wissenschaftssprachen in Zentraleuropa im langen 19ten Jahrhundert“, Auftakt-Workshop der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, HerderInstitut, Marburg, 2. April. Vortrag: „Managing Language for Science in Imperial Contexts: The Case of Polish Purism around 1900“, Tagung „Ideology in Grammar“, Universität Salzburg, 11.-12. April. Bearbeitung: Dr. Jan Surman Vortrag mit Franz Leander Fillafer (Konstanz): „Linguistic Classifications and Hapsburg Cultural Policy in the Second Half of the Nineteenth Century“, Tagung „National Races: Anthropology, Classification and Politics in the Nineteenth and Twentieth Centuries“, University College Cork, 28.-29. Juli. Projektleitende Perspektiven: 1) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive 2) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung Spätestens seit dem Zusammenbruch der République des Lettres standen die zeitgenössischen Wissenschaftler/ innen vor dem Problem, welche und eine wie geformte Sprache für die Kommunikation ihrer wissenschaftlichen Erkenntnisse am besten geeignet wäre. Das Projekt widmet sich der Frage der Autonomisierung der wissenschaftlichen Kommunikationsräume am Vorabend der Moderne am Beispiel des Polnischen, Tschechischen und Ukrainischen. Es untersucht, inwiefern das Programm der Nationalsprachen in dem verflochtenen Raum Zentraleuropas zu einer Ausbildung kommunikativer Räume geführt hat, in denen die Differenzen zwischen wissenschaftlichen Begrifflichkeiten eine kommunikative Abgrenzung der wissenschaftlichen Gemeinschaften förderten. Das Projekt schließt dabei an die rezenten Diskussionen zu Wissenschaftssprachen an und erweitert diese nicht nur durch die Fokussierung auf Zentraleuropa und die Naturwissenschaften, sondern auch durch den Rückgriff auf die komparative Begriffsgeschichte und translationswissenschaftliche Ansätze. Im Berichtszeitraum recherchierte Jan Surman in Archiven in Kiev und Krakau. Im Zuge dieser Recherchen konnte die Frage hinsichtlich des transnationalen Austauschs der Terminologien weiter konkretisiert werden. Für das Jahr 2017 ist die Fertigstellung des Buchmanuskripts geplant. Zwischen Internationalisierung und Popularisierung: Visionen der tschechischen Sprache der Naturwissenschaften der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in: Klaas-Hinrich Eh- 38 Jahresbericht 2014 Herder-Institut Vortrag: „Hegel bei den Slawen: polnische nationale Philosophie als Übersetzung des deutschen Idealismus“, IFK Akademie „Übersetzung als Kulturtechnik“, Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften Wien, Maria Taferl, 26. August. Vortrag: „Purism and Internationalism in Late 19th Century Polish Scientific Language: Search for ,Own‘ Science?“, Konferenz „9th Science and Technology in the European Periphery (STEP) Meeting“, Lissabon, 2. September. Vortrag: „Internationalisation against the State? The Polish Scientific Community in the Belle Époque“, 97. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik e.V. (DGGMNT) „International Cooperation and Competition in Shifting Political Contexts: Knowledge Production in Central Eastern Europe in the 19th and 20th Century“, München, 13. September. Vortrag: „Paris-Wien-St. Petersburg oder Alger-Brno-Charkiv? Wissens- und Wissenschaftstransfers zwischen ‚composite states‘“, Konferenz „Les investissements scientifiques, technologiques et financiers des nations européennes en Russie (1871-1914) et les préliminaires de la Première Guerre mondiale/Die wissenschaftlichen, technologischen und finanziellen Investitionen der europäischen Staaten in Russland und die Vorzeichen des Ersten Weltkriegs“, Institut français d’Autriche, Wien, 26. September. Vortrag: „Culture beyond Language? Late Habsburg Monarchy as an (Imperial) Culture of Knowledge“, Jahrestagung „Transgressing Difference. New Approaches to the Cultures of Knowledge“, Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien, 9. Oktober. 5.2 Verbundprojekte Der Arbeitsbereich „Verbundprojekte“ umfasst drittmittelgeförderte Forschungsprojekte in größeren Projektverbünden, die nicht im Rahmen der Wissenschaftlichen Sammlungen bzw. der Forschungsbibliothek durchgeführt werden. Es handelt sich hierbei um in Umfang und Arbeitsweise unterschiedlich konzipierte Kooperationsnetzwerke. Die Verbünde geben den Forschungs- bzw. Qualifikationsprojekten sowie dem gesamten Aufgabenbereich des Instituts wichtige Impulse. Gleichzeitig setzt das Herder-Institut mit seinem Fokus auf der historischen Ostmitteleuropaforschung Akzente in dem jeweiligen Projektverbund. 5.2.1 SFB/TRR 138 „Dynamiken der Sicherheit. Formen der Versicherheitlichung in historischer Perspektive“. Teilprojekt A 06 „Versicherheitlichung und Diskurse über Rechte von Minderheiten und Mehrheiten in Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert“ Projektleitung: Prof. Dr. Peter Haslinger (derzeit i.V.: Dr. Veronika Wendland), Dr. Heidi Hein-Kircher Projektleitende Perspektiven: 1) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten, Gewalt und Sicherheit 2) Raum, Region, Stadt, Umwelt Gemeinsam mit der Marburger Philipps-Universität und der Justus-Liebig-Universität Gießen ist es dem Herder-Institut gelungen, den SFB/Transregio 138 einzuwerben, der am 1. April 2014 seine Arbeit aufnahm (www.sfb138.de). Seit dem Aufstieg konkurrierender nationaler Bewegungen wurden multinationale Grenzgebiete der Imperien im östlichen Europa seit Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend als Unsicherheitsräume wahrgenommen: Je nach Akteursperspektive (Behörden, politische Aktivisten, Expertengruppen) kam es zur Konzeptualisierung und Imagination solcher Gebiete als von Konflikten zerrissen, als unzureichend verwaltet und durch Irredentismus gefährdet. Im Umfeld der Weltkriege und in deren Nachwirkungen wurden sie letztlich als Sicherheitsrisiko in den Neukonzipierungen (zwischen)staatlicher Konstruktionsprinzipien wahrgenommen. Diese staatlichen Peripherien Ostmitteleuropas waren zudem insbesondere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wiederholt Objekt von Grenzverschiebungen, wonach unter veränderten Rah- menbedingungen staatliche Strukturen aufgebaut, diese Territorien in den jeweiligen Gesamtstaat integriert und die wahrgenommenen (I)Loyalitäten der lokalen Bevölkerung in den Sicherheitskonzeptionen staatlicher Akteure mitberücksichtigt werden mussten. Das Teilprojekt hat zum Ziel, die Verschränkung zwischen Diskursen über den Rechtsstatus von „Minderheiten“ sowie Praktiken der Versicherheitlichung und Entsicherheitlichung zu analysieren. Es will so offenlegen, wie Versicherheitlichungs- und Verrechtlichungsdiskurse korrelierten. Das Teilprojekt untersucht daher, wie bereits etablierte oder gewohnheitsrechtlich tradierte Verfahrensweisen und Praktiken des Interessenausgleichs auf lokaler Ebene zusammenwirkten, die auf Rechtsvorstellungen und Rechtswirklichkeit gleichermaßen bezogen waren. Die rechtliche Umsetzung von Sicherheitsvorstellungen wird dabei als kommunikativer Gesamtprozess begriffen, der auf unterschiedlichen Ebenen abläuft (national, regional, lokal) und spezifische Akteursgruppen umfasst. Es stehen somit Perspektivverschränkungen zwischen Sicherheitsvorstellungen von Staat, Mehrheiten- und Minderheitenvertretern, Parteien und Medien im Fokus. Untersucht wird außerdem, unter welchen Bedingungen und in welcher Weise externe Rechtskonzepte rezipiert wurden. Das am Herder-Institut bearbeitete Teilprojekt nimmt in der ersten Förderphase (2014-2017) mit zwei Teilvorhaben die multinationalen Grenzgebiete in der Zwischenkriegszeit in den Blick. Teilvorhaben I „Fremde Peripherie – Konfliktperipherie? Die Karpatoukraine und Ostpolen als Unsicherheitsregionen in Perspektive und Handlungsmustern zentralstaatlicher Akteure in Prag und Warschau in der Zwischenkriegszeit“ Bearbeiter: Sebastian Paul M.A. Im ersten Teilvorhaben soll vergleichend untersucht werden, inwiefern staatliche sowie nicht-staatliche Akteure und Akteursgruppen in Polen und der Tschechoslowakei der Zwischenkriegszeit sich auf zentralstaatlicher Ebene diskursiv mit den jeweiligen östlichen Peripherien des Staates unter dem Aspekt von Sicherheitskonzepten auseinandersetzten und wie diese Diskurse miteinander verschränkt wurden. Bei den ausgewählten Gebieten handelt es sich um Territorien, die sich der polnische beziehungsweise tschechoslowakische Staat nach dem Ersten Weltkrieg im Zuge militärischer Auseinandersetzungen angeeignet hatte und deren innen- wie außenpolitische Situation als prekär eingeschätzt wurde. Diese aus dem Zentrum heraus als rückständig beschriebenen Grenzgebiete wurden als potenziell konfliktreich wahrgenommen, in denen mit einer in bedeutenden Teilen illoyalen Bevölkerung gerechnet wurde. Auch waren diese Landes- Jahresbericht 2014 Herder-Institut 39 teile Gegenstand irredentistischer und revisionistischer Strömungen, die für den Gesamtstaat ein existenzielles Sicherheitsproblem darstellten, dem von zentralstaatlicher Ebene aus mit unterschiedlichen Handlungskonzepten begegnet wurde. Ziel dieses Teilvorhabens ist, anhand des im SFB „Dynamiken der Sicherheit“ verwendeten methodischen Zugangs der Versicherheitlichung (securitization) vergleichend zu untersuchen, wie aus zentralstaatlicher Perspektive diese Sicherheitsproblematiken wahrgenommen, diskutiert und ihnen durch politisches Handeln begegnet wurde. Dabei wurde auf das Wissen von Sicherheitseliten zurückgegriffen (Historiker, Juristen, Ethnologen etc.), deren Rückwirkungen auf die Regierungspolitik in Prag und Warschau ebenso berücksichtigt werden sollen wie der Einfluss medialer Diskurse, wobei hier von einer Verschränkung von medialen und fachwissenschaftlichen Debatten und einer Überschneidung von Akteuren und Akteursgruppen ausgegangen wird. The Integration of Eastern Czechoslovakia (1918-1920) and the Minority Question, in: Virág Rab (Hrsg.): XII. Országos Grastyán konferencia előadásai, Pécs 2014, S. 236-243. Vortrag: „‚Foucault‘ vor Ort? Oder: ‚Versicherheitlichung und Diskurse über Rechte von Minderheiten und Mehrheiten: Stanisławów, Pińsk (Zweite Polnische Republik) und Užhorod (Karpatoukraine), 1919-1938‘“, Jahrestagung des Sonderforschungsbereichs/Transregio 138 „Dynamiken der Sicherheit. Formen der Versicherheitlichung in historischer Perspektive“, Schloss Rauischholzhausen, 3. Oktober. 5.2.2 Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Teilvorhaben II „Versicherheitlichung vor Ort zwischen Diskurs und Praxis. Rechte von Minderheiten und Mehrheiten: Stanisławów, Pińsk und Užhorod, 1919-1938“ Bearbeiter: Felix Heinert M.A. Das zweite Teilvorhaben untersucht Versicherheitlichungsdiskurse im Hinblick auf ihre praktische Umsetzung bzw. die Rückwirkungen vor Ort. Grundlage dieser Regionalstudie sind Mittelstädte in östlichen Grenzgebieten der Zweiten Polnischen Republik und der Karpatoukraine, die über ihre administrative Rolle (unterschiedliche) zentralörtliche Funktionen übernahmen und daher auch Orte von (sub)regionaler Rechtsprechung, Politikgestaltung bzw. Verwaltung waren. Speziell in Polen – und hier wiederum in Ostgalizien bzw. gegenüber Juden in den 1930er Jahren – trat der gesetzgebende Staat Minderheiten gegenüber mitunter auch repressiv auf, teils auch unter dem Einsatz von erheblicher Gewalt. Dieses Szenario, das man aus der bisherigen Forschungs- sowie Erinnerungsliteratur kennt, soll an Hand von bottom up-Prozessen überprüft und ggf. neu bewertet werden. Auf der lokalen Ebene jenseits der großen Konflikt- und Diskursarenen sind hier, so eine Arbeitshypothese, differenziertere Befunde sowie Aushandlungsgrammatiken zu erwarten. Die rechtliche Umsetzung von Sicherheitsvorstellungen wird im Teilprojekt als kommunikativer Gesamtprozess begriffen, der auf den unterschiedlichen Ebenen (national, regional, lokal) auch spezifische Akteursgruppen umfasst. Vor diesem Hintergrund untersucht das Teilprojekt die mit lokalen Gruppenkonstellationen verbundenen 40 Sicherheits- und Bedrohungsvorstellungen und die damit korrespondierenden Verrechtlichungsdiskurse und -praktiken. Analysiert wird, in welchen Konstellationen im lokalen Kontext tradierte Praktiken des Interessenausgleichs beibehalten wurden und unter welchen Bedingungen externe Rechtskonzepte in welcher Weise rezipiert wurden. Insofern interessiert sich das Projekt insbesondere für lokale Akteure sowie Repräsentant/inn/en des Staates. Hier und nicht auf der „abstrakten“ zentralstaatlichen Ebene, so lautet die Arbeitshypothese, wurde über Erfolg und Misserfolg staatlicher Versicherheitlichungspraktiken und Zivilisierungsmissionen entschieden. Jahresbericht 2014 Herder-Institut Leitung: Prof. Dr. Peter Haslinger (Herder-Institut) und Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer (KWI Essen und Universität Wuppertal) unter Mitarbeit von Prof. Dr. Włodzimierz Borodziej (Universität Warschau), Dr. Stefan Martens (DHI Paris) und Dr. Irina Sherbakova (MEMORIAL Moskau) Koordination: Dr. Daniela Kraus Redaktion und Lektorat: Dr. Tara Talwar Windsor Gefördert durch den Pakt für Forschung und Innovation im Rahmen des Verfahrens des Senatsausschuss Wettbewerb (SAW) der Leibniz-Gemeinschaft Das Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation“ widmet sich der Erforschung und Dokumentation von Alltagserfahrungen der lokalen Bevölkerungen in den während des Zweiten Weltkriegs von der Wehrmacht besetzten Gebieten. In vier großen Themenschwerpunkten wird das Projekt unter anderem Mangelerfahrungen, verschiedene Formen von Herrschaft und Gewalt, Ausbeutung und Zwangsarbeit sowie Entrechtung, Ausgrenzung, Vertreibung und Verfolgung, aber auch verschiedene Formen des Widerstands und der Kooperation bis hin zur direkten Tatbeteiligung an nationalsozialistischen Verbrechen dokumentieren. Die Edition wird in englischer Sprache erscheinen. Neben der Printedition ist auch ein Online-Portal geplant, das Schlange der „Postimees“-Besteller im Frühling 1943 in Estland (Bildarchiv, Inv.-Nr. 156159) die Quellen nicht nur in englischer Übersetzung, sondern auch in der Originalsprache, teilweise unterstützt durch Faksimiles, abbilden wird. Das Projekt vereinigt Kooperationspartner und Experten aus insgesamt 15 europäischen Ländern, die sich schwerpunktmäßig oder ausschließlich mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs befassen. In 2014 wurden die letzten Nachrecherchen von Quellen zu den ersten beiden Themenbereichen erfolgreich abgeschlossen. Insgesamt wurden mehr als 2.500 Quellen zu den unmittelbaren Kriegsjahren aus verschiedensten Zentral-, Regional- und Ortsarchiven in ganz Europa gesammelt, wobei ca. 550 Quellen in bilateralen Gesprächen mit den Länderexperten für die Edition ausgesucht wurden. Daneben sind Leitlinien für die Übersetzung und Kommentierung der Quellen ausgearbeitet und weiter verfeinert worden. Um den weiteren Fortgang der Projektarbeit zu diskutieren, fanden am 28. März und 25. Juni 2014 Tagungen mit allen Herausgebern statt. Im Verlauf der Tagungen wurden die Übersetzungs- und Kommentierungsleitlinien besprochen, weitere Ziele formuliert und Arbeitsschritte geplant. Zeitgleich sind die Weichen für die Übersetzung und Kommentierung der Quellen gestellt worden, sodass diese Arbeitsschritte Anfang 2015 beginnen können. Für die Erstellung des Online-Portals sind die ersten konzeptionellen Arbeiten durchgeführt worden, ein Teaser-Portal wird im Januar 2015 freigeschaltet werden. Am 24. September 2014 präsentierte sich das Projekt mit dem Panel „Herrschaft und ihre Mittlerinstanzen. Lokale Administrationen und Akteure in den im Zweiten Weltkrieg von der Wehrmacht besetzten Gebieten“ beim 50. Deutschen Historikertag in Göttingen. Kooperationspartner und Länderexperten: Dr. Kusma Kosak (Belarussische Staatliche Universität Minsk, für Belarus), Dr. Dirk Luyten (CEGES-SOMA, für Belgien), Prof. Dr. Karl Christian Lammers (Saxo-Institut der Universität Kopenhagen, für Dänemark), Prof. Dr. Milan Ristović (Universität Belgrad, für das ehem. Jugoslawien), Prof. Dr. Anu-Mai Kõll (Center for Baltic and East European Studies der Södertörn University, für Estland und Lettland), Prof. Dr. Olivier Wieviorka (Ecole Normale Supérieure de Cachan, für Frankreich), Prof. Dr. Hagen Fleischer (Universität Athen, für Griechenland), Prof. Dr. Gustavo Corni (Universität Trento, für Italien), Dr. Darius Staliunas (Litauisches Institut für Geschichte Vilnius, für Litauen), Prof. Dr. Benoît Majerus (Universität Luxemburg, für Luxemburg), Prof. Dr. Peter Romijn (NIOD, für die Niederlande), Prof. Dr. Guri Hjeltnes (Center for Studies of Holocaust and Religious Minorities, für Norwegen), Prof. Dr. Jerzy Kochanowski (Universität Warschau, für Polen), Dr. Irina Scherbakowa (MEMORIAL Moskau, für Russland), Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer (KWI Essen und Universität Wuppertal, für die Slowakei und die Tschechische Republik), Prof. Dr. Tanja Penter (Universität Heidelberg, für die Ukraine), Prof. Dr. Peter Haslinger (Herder-Institut und Universität Gießen, für Ungarn). Peter Haslinger mit Tatjana Tönsmeyer (Essen/Wuppertal): Leitung der Sektion „Herrschaft und ihre Mittlerinstanzen. Lokale Administrationen und Akteure in den im Zweiten Weltkrieg von der Wehrmacht besetzten Gebieten“, 50. Deutscher Historikertag, Göttingen, 24. September. 5.2.3 Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert (DAPRO/Geoimaginaries) Projektleitung: Prof. Dr. Peter Haslinger, Dr. Anna Veronika Wendland Koordination: Agnes Laba M.A. In Kooperation mit dem Georg-Eckert-Institut für Internationale Schulbuchforschung, Braunschweig (Prof. Dr. Simone Lässig), dem Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig (Prof. Dr. Ute Wardenga), und dem Institut für Wissensmedien, Tübingen (Prof. Dr. Stephan Schwan) Gefördert durch die Leibniz-Gemeinschaft, Pakt für Forschung und Innovation Projektleitende Perspektiven: 1) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung 2) Raum, Region, Stadt, Umwelt Die „Wiederkehr des Raumes“ ist seit gut zwei Jahrzehnten ein großes Thema der Geschichtswissenschaften, der kritischen Geografie und der Kartografie. Nachdem lange Zeit die Beschäftigung mit Raum und Raumkonzepten durch die Erfahrungen mit deutscher „Geopolitik“ in der Zwischenkriegs- und der NS-Zeit diskreditiert war, gibt es nun ganz neue Zugänge zum Phänomen „Raum“ als einem menschengemachten Konzept. Dazu haben neue Methoden und neue theoretische Ansätze der Geografie und Kartografie sowie der Visuellen Geschichte beigetra- Jahresbericht 2014 Herder-Institut 41 gen, die wiederum auf wichtige Impulse aus den Kulturwissenschaften (visual/spatial turn) zurückgehen. Heute werden Karten nicht mehr als möglichst getreue Repräsentationen einer im Raum fertig und faktisch vorgefundenen Wirklichkeit angesehen, sondern man interessiert sich für sie als Ergebnis einer Kognitions- und Konstruktionsleistung: Kartenausschnittwahl, Ausblendungen, Auswahlprozesse und Hervorhebungen, Farbpsychologie, Karten„sprachen“ (d.h. die eingesetzten formalen und symbolischen Werkzeuge), Kartenfolgen, animierte Karten, Beziehungen zwischen Karte und den auf sie bezogenen Texten und Bildern – all das ist von großem Interesse für solche Untersuchungen. Als Quellenmaterialien kommen dabei nicht nur Karten in Frage, sondern auch bildliche Darstellungen (z.B. von umstrittenen Grenzregionen) und alle Texte gleich welcher Provenienz, die sich mit Raumordnungen und Raumverhältnissen beschäftigen und meist auch mit Kartendarstellungen arbeiten. Das Atlasprojekt interessiert sich für die Wirksamkeit von „Politischen Raumbildern“, d.h. Raumkonstrukten, die in Gesellschaften kommunikativ vermittelt werden und in politischen Handlungsprozessen von Bedeutung sind. Ostmitteleuropa eignet sich in besonderer Weise, um solche Raumbilder in einer innovativen, multiperspektivischen Darstellung zu präsentieren. Es ist eine europäische Region, die im 20. Jahrhundert durch Grenzverschiebungen, ethnische und konfessionelle Pluralität, Zwangsmigrationen, Systemwechsel, Minderheitenkonflikte, konkurrierende Raumvorstellungen sowie raumwirksame ideologische Bruchlinien (z.B. den „Eisernen Vorhang“) ebenso geprägt wurde wie durch die dynamische Neukonfigurierung räumlicher Verhältnisse seit 1989. Immer gingen aus solchen Prozessen auch spezifische Raumbilder und politische Kartografien hervor. Es ist ein Anliegen dieses Projekts, zeitgenössische wie heutige politische Raumbilder zu dekonstruieren und den Ursachen ihrer politischen Wirkmächtigkeit auf die Spur zu kom- Suggestive Kartografie von „Ungarn“ aus der Zwischenkriegszeit, in: Károly Kogutowicz „Magyarország néprajzi térképe/Ethnographical map of Hungary“, Budapest 1927, Herder-Institut, Kartensammlung, Signatur K 54 III B 3 42 Jahresbericht 2014 Herder-Institut men. Dabei sollen Raumbilder in ihrer historischen Genese und gegenseitigen Verflechtung transparent gemacht werden. Raumbilder und ihre medialen Repräsentationen, vor allem die Kartografie, sollen also kritisch befragt und die Instrumentarien ihrer Produktion offengelegt werden. Im Projekt wird die Pilotversion eines Forschungs- sowie Lehr- und Lerninstruments für die Hochschule entwickelt, der „Digitale Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert/Geoimaginaries“. Über exemplarische Quellen, Zusatzmaterialien zu den Quellen und interaktiv gestaltete Karten sollen die Formation und Transformation von Raumkonzepten in der Außen- und Geopolitik, der Erinnerungspolitik, der Wissenschaft und ausgewählten massenmedialen Darstellungen (z.B. Zeitungen und Unterrichtsmedien) transparent gemacht werden. Im Herder-Institut und bei den Kooperationspartnern entstehen aus dem Projekt heraus außerdem vier Dissertationsprojekte aus drei Disziplinen (Geschichte, Geografie, Psychologie). Sie liefern Einzeluntersuchungen zu Darstellungsprinzipien, Wahrnehmungsformen und visuellen Strategien kartografischer und anderer Raum-Repräsentationen. Im Projekt arbeitet ein Forschungsnetzwerk aus vier Leibniz-Instituten zusammen mit in- und ausländischen Partnern. Die Partner werden durch aufeinander abgestimmte Arbeitsprogramme, gegenseitige Forschungsaufenthalte, gemeinsam organisierte Tagungen und Workshops miteinander in Kontakt gebracht. Eine Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Herder-Institut koordiniert diese Vernetzungsarbeit. Agnes Laba: Vorstellung eines Posters zum Projekt „Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert (DAPRO)“, Dritte Tagung Deutsche Polenforschung „Wissen, Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im Dialog“, Gießen, 20.-22. März. Grenzen des Sozialismus zu Land und zu Wasser – Die tschechoslowakische Landgrenze und polnische Seegrenze im Vergleich Bearbeitung: Jasmin Nithammer M.A. Betreuung: Prof. Dr. Peter Haslinger Projektleitende Perspektiven: 1) Raum, Region, Stadt, Umwelt 2) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten, Gewalt und Sicherheit Das im Mai 2011 begonnene Dissertationsprojekt steht im Rahmen des von der Leibniz-Gemeinschaft mit Mitteln aus dem „Pakt für Forschung und Innovation“ geförderten Verbundprojekts „Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert“, in Kooperation mit dem Georg-Eckert-Institut für Internationale Schulbuchforschung, Braunschweig, dem Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig, und dem Institut für Wissensmedien, Tübingen. Es befasst sich mit den Systemaußengrenzen Polens und der Tschechoslowakei – dem sogenannten „Eisernen Vorhang“. Durch einen Vergleich der polnischen Seegrenze (zur Ostsee) und der tschechoslowakischen Landgrenze (zu Deutschland und Österreich) soll die Konstruktion von Raumbildern im politischen Diskurs der genannten Länder im Zeitraum von 1948-1989 untersucht und die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Bereichen (Staats-/Machtapparat, Grenzschutz, Zivilbevölkerung) herausgestellt werden, um dadurch Rückschlüsse auf das durch die Machthaber in verschiedenen Gesellschaftssektoren geprägte Bild der Grenzen zu erhalten. Dabei stehen folgende Fragen im Vordergrund: 1) Wie „funktionierte“ diese Grenze in Polen und der Tschechoslowakei, wie wurde sie wahrgenommen und dargestellt? 2) Welche Darstellungsformen der Grenze waren bei der Konstitution von Raumbildern vorherrschend? 3) Welche Akteure nahmen Einfluss auf die Konstruktion und Vermittlung eines bestimmten Grenzbildes und wie sah dieses aus? Da das Grenzregime der Sowjetunion auf die Grenzen der Satellitenstaaten übertragen wurde, liegt die Vermutung nahe, dass sich das Grenzregime und die geostrategischen Bedeutungen der Grenzen ähnelten. Ich gehe jedoch davon aus, dass sie sich aufgrund ihrer Lage (Seegrenze vs. Landgrenze) in ihrer Bedeutung, Wirkung und Konstitution unterschieden. Des Weiteren betrachte ich die geografischen Eigenschaften als einen wichtigen Faktor für die Rolle und Funktion der Grenze innerhalb des staatssozialistischen Systems. Die Möglichkeit der unterschiedlichen Wahrnehmung der Grenze, z.B. als „natürliche“ Barriere (Seegrenze), direkte Kontaktzone (Landgrenze) oder militärisches Aufmarschgebiet, bestimmte den Grad und die Tiefe ihrer Sicherung sowie ihre innen- und gesellschaftspolitische Bedeutung. Die dritte These geht davon aus, dass die Bedeutung und Visualisierung der Grenze von der Situation und dem Adressatenkreis abhängig war, wodurch ein disparates (Grenz-)Raumbild vermittelt wurde. Indem der Fokus der Arbeit vornehmlich auf der Untersuchung und Analyse der meinungsbildenden und gesellschaftswirksamen Produktion räumlicher Imaginationen der Systemaußengrenzen Polens und der Tschechoslowakei liegt und aus multidimensionaler und vergleichender Perspektive erfolgt, soll mit dem Projekt ein Beitrag zur Schließung dieser Forschungslücke geleistet werden. Im Berichtszeitraum wurde die Verschriftlichung der Ergebnisse weiter voran gebracht. 5.2.4 Forschergruppe Gewaltgemeinschaften Teilprojekt „Paramilitärische Verbände im Ostmitteleuropa der Zwischenkriegszeit – Gewalt als Gemeinschaftserlebnis am Beispiel der baltischen Freikorps“ Projektverbund der Justus-Liebig-Universität Gießen in Kooperation mit dem Herder-Institut Bearbeitung: Mathias Voigtmann M.A. Betreuung: Prof. Dr. Peter Haslinger Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft Projektleitende Perspektive: politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten, Gewalt und Sicherheit Betrachtet man die gesamtpolitische Lage im Baltikum nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, so lassen sich mehrere unterschiedliche Interessensphären herausarbeiten. Neben den nationalstaatlichen Bestrebungen Lettlands, Litauens und Estlands bestand das Ziel der sich noch im Baltikum befindlichen deutschen Truppen und der deutschen Reichsregierung vorrangig darin, den Vormarsch der bolschewistischen Einheiten, die gewillt waren, ihre Einflusssphären in den baltischen Ländern aus der Vorkriegszeit wiederherzustellen, zu stoppen. So bildeten sich bereits Ende 1918 deutsche Freikorpsverbände, die ursprünglich als Sicherheitseinheiten für die sich zurückziehenden deutschen Truppen gedacht waren. Sie wurden schon bald in aktive und offensiv geführte Kämpfe sowohl mit bolschewistischen Einheiten als auch mit lettischen, estnischen und litauischen Verbänden involviert. Jahresbericht 2014 Herder-Institut 43 Infolge der Kampfhandlungen kam es zu einem Zusammenschluss von aus Deutschland stammenden Einheiten und von lokalen Akteuren, wie zum Beispiel der Baltischen Landeswehr, in speziellen Gewaltnetzwerken, in denen das Gewalthandeln nicht zuletzt dem eigenen Überleben in einem Gebiet diente, wo sich die öffentliche Ordnung in völliger Auflösung befand und die Sicherheits- und Versorgungslage äußerst angespannt war. Die Bedeutung des in diesen gewalthaft agierenden Verbänden wechselseitig verschränkten exzessiven Gewaltverhaltens ist in Hinblick auf die dahinterstehende Gruppendynamik noch nicht systematisch untersucht worden und stellt somit ein Desiderat der Forschung da. Teilprojekt Ziel des seit Anfang 2013 laufendenden Teilprojekts ist es, die Binnenstruktur der Verbände als Gewaltgemeinschaften zu analysieren und zu verdeutlichen, wie sich das dynamische Verhältnis zwischen Gruppenbild und Gewaltverhalten sowie zwischen der Regelhaftigkeit und der Exzessivität von Gewalt gestaltete. Den Abschluss der Studie bildet die Frage nach dem Ende bzw. dem Auflösen der verschiedenen Einheiten als Gewaltgemeinschaften bzw. der Wiedereingliederung deren Mitglieder in die regulären strukturellen Systeme der zivilen Gesellschaft. Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft Im Berichtszeitraum stand, neben der Durcharbeitung der einschlägigen Forschungsliteratur, vor allem die Sichtung und Bearbeitung des umfangreichen Quellenkorpus im Mittelpunkt des Arbeitsprozesses. In diesem Zusammenhang konnte insbesondere die Erfassung und systematische Analyse der zahlreichen Ego-Dokumente bzw. der umfangreichen Erinnerungs- und Memoirenliteratur zu großen Teilen zum Abschluss gebracht werden. Des Weiteren wurde mit der Auswertung des im Herder-Institut gelagerten Archivbestandes begonnen. Infolgedessen konnten erste Teileinheiten bzw. Kleingruppen herausgearbeitet werden, an denen im weiteren Verlauf des Projekts tiefergehende Untersuchungen stattfinden sollen. Die bislang gemachten Erkenntnisse verdeutlichen außerdem den strukturellen Zusammenhang zwischen den agierenden Gewaltgemeinschaften und dem spezifischen Raum, in dem agiert wurde. In Anlehnung an die Ausführungen von Felix Schnell kann man diesbezüglich von einem besonderen Gewaltraum sprechen, zu dem die handelnden Verbände in einem direkten Abhängigkeitsverhältnis zu stehen scheinen. Auch dieser Aspekt wird in den folgenden Arbeitsschritten intensiver beleuchtet werden. Vortrag: „Die Freikorps als Schule der Gewalt – Die Baltikumer als spezielle Gewaltgemeinschaft unter besonderer Berücksichtigung der Biographie Ernst von Salomons“, Workshop „Aktuelle Forschungen zu Nachkriegsgewalt 1918-1923“, Herder-Institut, Marburg, 26. März. 44 Jahresbericht 2014 Herder-Institut „Paramilitärische Verbände im Ostmitteleuropa der Zwischenkriegszeit – Gewaltgemeinschaften im Konflikt um Oberschlesien nach dem Ersten Weltkrieg: ein deutsch-polnischer Vergleich“ Projektverbund der Justus-Liebig-Universität Gießen in Kooperation mit dem Herder-Institut Bearbeitung: Wojciech Pieniazek M.A. Betreuung: Prof. Dr. Peter Haslinger Projektleitende Perspektive: politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten, Gewalt und Sicherheit Nach der Staatsgründung 1918 erhob die polnische Delegation bei den Friedensverhandlungen Ansprüche auf die preußische Provinz Oberschlesien. Die Alliierten einigten sich auf Grund der multiethnischen Verhältnisse auf eine Volksabstimmung im März 1921, in der die oberschlesische Bevölkerung entscheiden sollte, ob sie zu Deutschland oder zu Polen gehören wollte. Seit 1918 ist es immer wieder aufgrund von Kriegsmüdigkeit sowie soziokultureller Probleme zu Unruhen gekommen, die von deutschen Freikorps niedergeschlagen worden sind. Hier finden sich die Wurzeln des Gewaltraums Oberschlesien, der schon vor dem Ersten Weltkrieg eine hohe Kriminalitätsrate aufwies. In der Abstimmungszeit herrschte in Oberschlesien eine bürgerkriegsähnliche Alltagssituation, die ihre Höhepunkte in drei propolnischen Insurrektionen (1919, 1920, 1921) hatte. Es bildeten sich auf deutscher und polnischer Seite Gewaltgemeinschaften junger Männer, deren Exisenz nur auf den Abstimmungskampf ausgerichtet war. Diese Paramilitärs entwickelten in diesem Kleinkrieg eine eigene Form der Gewaltdynamik, die es zu erforschen gilt. Die deutschen Paramilitärs waren oft ehemalige Freikorpssoldaten, die durch brutale Kämpfe im Baltikum und im deutschen Bürgerkrieg geprägt waren. Das gleiche gilt für die polnische Seite, die Erfahrung in den imperialen Armeen, in jahrelanger konspirativer Tätigkeit sowie im Kleinkrieg des Ostens gesammelt hatte. Die deutschen Akteure mussten anfangs Taktiken und Arten des verdeckten Kampfes im Untergrund erlernen. Hier waren die Polen erfahrener, was aus ihrer langen Untergrundtätigkeit resultierte. Die deutschen Gewaltgemeinschaften kopierten scheinbar erfolgreich diese Gewaltform und lieferten sich mit den polnischen Kommandos einen blutigen Klein- krieg. Leidtragende war die oberschlesische Zivilbevölkerung, die mit Terror und Gewalt überzogen wurde. Bislang gibt es keine abschließende Analyse der Paramilitärs, die an diesem Konflikt beteiligt waren. Im Projekt wird eine systematische Untersuchung der Gewaltgemeinschaften in Oberschlesien erfolgen. Dazu gehört auch eine Untersuchung der Binnenstrukturen und der Dynamik der Gewaltausübung der Paramilitärs. Vortrag: „Urbane Gewalt in Oberschlesien: Kriminelle Gruppen während der Abstimmungszeit (1918-1921)“, Dritte Tagung Deutsche Polenforschung „Wissen, Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im Dialog“, Gießen, 21. März. Vortrag: „Bewaffnete Gruppen im oberschlesischen Grenzgebiet 1918/19: Binnenstruktur und Motivation“, Workshop „Aktuelle Forschungen zu Nachkriegsgewalt 1918-1923“, Herder-Institut, Marburg, 26. März. Vortrag: „Die Frage der Generationen in der polnischen und deutschen Nationalbewegung in Schlesien“, Workshop „Die Generationenforschung. Perspektiven und Grenzen der Methode für die historische Forschung der Geschichte des langen 20. Jahrhunderts, Universität Salzburg, 4. April. Vortrag: „Pacification by Freikorpos. The Riots in Upper Silesia, 1918/19“, International Workshop „Riots in Regions of Heavy Industry. Violence, Conflict and Protest in the 20th Century“, Universität Tübingen, 7. November. 5.3 Forschungsvorhaben einzelner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Satzungsgemäß betreibt das Herder-Institut auch eigene programmgebundene Forschungsvorhaben, die neben Verbundprojekten, Quelleneditionen und wissenschaftlichen Grundlagenwerken (Handbücher) auch längerfristige Forschungsprojekte einzelner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umfassen. Der Akzentuierung dieser Vorhaben dienen auch die fünf „Projektleitenden Perspektiven“ des Herder-Instituts. 5.3.1 Zivilgesellschaftliches Engagement unter Transformationsbedingungen in Polen – ein biografietheoretischer und diskursanalytischer Zugang Bearbeitung: Ina Alber M.A. Projektleitende Perspektive: politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten, Gewalt und Sicherheit Durch die seit 1989 in Polen auftretenden gesellschaftlichen Transformationen haben sich bisherige eingeübte soziale Deutungs- und Handlungsmuster sowie der Zukunftshorizont für die Menschen ebenso gewandelt wie die Vorstellungen und Praktiken von Zivilgesellschaft. Die zentrale Forschungsfrage des wissenssoziologischen Dissertationsvorhabens lautet: Wie wird das soziale Phänomen zivilgesellschaftliches Engagement diskursiv und biografisch hergestellt? Dazu wurden die Lebensgeschichten von Engagierten in Polen mit Hilfe biografisch-narrativer Interviews erhoben und rekonstruktiv ausgewertet. Zivilgesellschaftliches Handeln im Kontext der gesamten Lebensgeschichte zu betrachten, heißt auch immer, die Einbettung in die Kollektivgeschichte und die Gegenwart des Transformationsprozesses zu berücksichtigen. Dafür ist es wichtig, die Analyse der öffentlichen Diskurse zu Zivilgesellschaft sowie die Bedeutungen, die das Engagement für die Menschen zu unterschiedlichen Zeiten in ihrem Leben haben konnte, mit in den Blick zu nehmen. Von besonderem Interesse in Polen ist das Überdauern von und die Brüche mit der Tradition der Solidarność. Für das Projekt sind die Prämissen der wissenssoziologischen Diskursanalyse ausschlaggebend. Neben der biografieanalytischen Fokussierung des Vorhabens wurden sowohl die Interviewtexte als auch anderer fallnahe Materialien wie Infoblätter, Broschüren, Homepages, massenmediale Erzeugnisse und juristische Texte mit der Frage, welche Deutungsmuster zivilgesellschaftlichen Engagements sich in diesem Kontext rekonstruieren lassen, diskursanalytisch ausgewertet. Abschließend stellt sich die Frage, inwiefern die untersuchten Akteurinnen und Akteure die öffentlichen Diskurse über Zivilgesellschaft durch ihr Handeln mitbestimmen. Die Verknüpfung eines biografietheoretischen und diskursanalytischen Zugangs dient auch der Weiterentwicklung der Methodentriangulation in diesem Bereich. Das Dissertationsvorhaben ist am Methodenzentrum Sozialwissenschaften, Abteilung qualitative Methoden, der Georg-August-Universität Göttingen verankert und befindet sich in der Abschlussphase. Jahresbericht 2014 Herder-Institut 45 Vortrag: „Erinnerungs- und Erzählmuster oppositioneller Kategorien in der polnischen Gesellschaft“, Dritte Tagung Deutsche Polenforschung „Wissen, Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im Dialog“, Gießen, 21. März. Vortrag: „,Maybe you remember from history‘ – Biographical Narrations from Times of Polish Communism“, Tagung „The People’s Republic of Poland and the German Democratic Republic in Everyday Experience. Biography – Memory – Interpretation“, Dom Spotkań z Historią, Warszawa, 27. März. Vortrag: „The Sociology of Knowledge Approach to Discourse Analysis“, Workshop „Discourse Analysis of Ancient Religious Texts“, Max Weber Center of Advanced Social and Cultural Studies, Erfurt, 8. August. Vortrag: „Civil Society and its Role in Reconciliation Processes in East Central Europe“, Internationale Sommerakademie „Societies in Transition. Former Soviet Union and East Central Europe between Conflict and Reconciliation“,Thüringer Sozialakademie, Jena, 25. August. Vortrag: „‚Gläserne AkteurInnen‘ – zwischen Anonymisierung und intersubjektiver Nachvollziehbarkeit“, Tagung „Forschungsethik in der qualitativen und quantitativen Sozialforschung“, Ludwig-Maximilians-Universität München, 12. September. Vortrag: „Narrating the ‚Transition to Democracy‘ – on the Interdependency of Discourses and Biographies“, Konferenz „Genealogies of Memory-Collective vs Collected Memories. 1989-1991 from an Oral History Perspective“, Warszawa, 7. November. wird auch danach, wie Nutzerinnen und Nutzer mit Tradierungs- und Archivierungsbrüchen umgehen. Es konnten weitere Kapitel ausformuliert werden, die Überlieferungsgeschichte, Provenienz und Sammlungsmotivation einzelner Objektgruppen beschreiben. Es wurde herausgearbeitet, dass es sowohl gezielte Sammlungslogiken als auch eine institutsinterne Anschaffungspolitik gab wie auch zufällige oder personenabhängige Zugänge. Dabei waren Akteure und Netzwerke aus dem engeren Arbeitsumfeld des Herder-Instituts bedeutsam. Neben den Mitgliedern des Herder-Forschungsrats und den Historischen Kommissionen fungierten vor allem die ersten Institutsmitarbeiter als Ansprechpartner bei der Erwerbung von Nachlässen, privaten Bibliotheken oder Bildersammlungen. Nach Eingang von neuen Beständen in die Zugangsbücher begann die Erschließung und Findbarmachung der Neuzugänge. Hier arbeiteten die einzelnen Abteilungen des Instituts nach den für das spezielle Sammlungsgut bestehenden fachwissenschaftlichen Standards. Verzeichnung und Dokumentation beispielsweise in Bibliothek, Bildarchiv oder Dokumentesammlung verliefen unterschiedlich. Die jeweiligen Arbeitsweisen bei der Entwicklung einer Wissensordnung über ein räumlich begrenztes Gebiet weitab der untersuchten Region wurden herausgestellt und beschrieben. 5.3.3 Estnische Kulturgeschichte in Deutschland? Möglichkeiten und Grenzen der Kulturvermittlung in Zeiten des Kalten Krieges. Der estnische Literatur- und Kulturwissenschaftler Otto A. Webermann (1915-1971) Bearbeitung: Dorothee M. Goeze M.A. 5.3.2 Die Sammlungen des Herder-Instituts. Geschichte und Motivation ihrer Entstehung; Logik und Politik ihrer Weiterentwicklung Projektleitende Perspektive: Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive Bearbeitung: Antje Coburger M.A. Betreuung: Prof. Dr. Peter Haslinger Projektleitende Perspektive: Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren Das Projekt untersucht am Beispiel von Beständen aus den Sammlungen des Herder-Instituts, wie primäre Medien (z.B. Dokumente, Bilder, Landkarten) durch einen ordnenden und systematisierenden Umgang erschlossen und durch ordnungsbezogene, sekundäre Medien (Karteikarten, Mikrofilme, Datenbanken, Suchmasken) einem bestimmten Nutzerkreis verfügbar gemacht werden. Gefragt 46 Jahresbericht 2014 Herder-Institut Der Austausch von Kultur bzw. von Wissen über Kultur ist heute ein vieldiskutiertes Thema der Forschung, das meist in Bezug auf einzelne Länder und Regionen gesetzt wird und nicht zuletzt auch mit den Möglichkeiten des www-Netzes verbunden wird. Die hier vorgestellte Arbeit beschäftigt sich mit einer „Kulturvermittlung“ in einem anderen Sinne des Wortes, nämlich mit der verbindenden Tätigkeit durch eine Person. Somit steht nicht ein Ort oder eine Region als Kulturumschlagplatz im Fokus, sondern ein ganz konkreter Mensch als Mittler von Informationen, die der wissenschaftlichen und der ethnokulturellen Geistesgeschichte eines Landes zugehören. Der estnische Literatur- und Kulturwissenschaftler Otto A. Webermann (1915-1971) teilt in seinem Lebensweg das Literatur- und Kulturwissenschaftler Otto A. Webermann typische Schicksal eines sich wissenschaftlich bildenden Esten in der Heimat, dann im Exil. Der Zeitrahmen seines Wirkens umfasst die freie Republik Estland, die Zeit des Zweiten Weltkriegs in Estland und in Deutschland und die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, die Webermann bis zu seinem Tod 1971 in Deutschland verbrachte. Anhand des von Pierre Bourdieu geprägten Begriffs des „kulturellen Kapitals“ wird das „unsichtbare Fluchtgepäck“, das Webermann aus Estland mitgenommen hat, als er 1944 sein Heimatland verließ, beleuchtet. Die Qualität dieses „Kapitals“, nicht eines materiellen, sondern eines des Wissens und der Bildung, und die Darstellung der Möglichkeiten einer Person, dieses „Kapital“ in einer Art Vernetzung (in Zeiten ohne World Wide Web) zu vermitteln, ist ein wesentlicher Aspekt dieses Themas der vorgestellten Arbeit. Ein weiteres ist der Inhalt der wissenschaftlichen Arbeit Webermanns, insbesondere seine Sicht auf die Kulturgeschichte seines Heimatlandes und auch die Fragestellung, wie Webermann die kulturellen Einflüsse, bedingt durch die politischen Verhältnisse im Laufe der Geschichte, auf Estland beurteilte und in welchen Zusammenhängen transnationaler Austauschprozesse sich dies vollzog. den Politikentwürfen, die davon jeweils abgeleitet wurden. Es adressiert damit die damals brennenden Themen wie Grenze, Entwicklungsgefälle oder den logischen Widerspruch zwischen Staats- und Anspruchsgebieten und ethnisch-sprachlichen Siedlungslagen. Dabei steht mit den Experten eine Personengruppe im Fokus, die neben oder nach einer akademischen Tätigkeit als Experten aktiv publizistisch auftrat und sich im Zuge des Ausbaus unabhängiger Nationalstaaten bald in Positionen wiederfand, die mit besonderen politischen, administrativen oder institutionellen Verantwortungen einhergingen. Ihr Status blieb von der Form des politischen Systems, sozio-ökonomischen Problemen und kulturellen Zuschreibungen abhängig, die sich in Ostmitteleuropa vor dem Zweiten Weltkrieg sehr dynamisch vollzogen. Über Kriege, Grenzveränderungen, Minderheitenprobleme und Stabilisierungskrisen beschäftigten Fragen zu Raum die zeitgenössischen Experten in und außerhalb der Region intensiv – und führten im Zweiten Weltkrieg bekanntermaßen zu hochproblematischen Formen anwendungsorientierter Forschung. Raumbezogene Konzepte werden im Projekt daher nicht nur inhaltlich abgeglichen, sondern es wird nach Rezeptionslogiken, Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten, Strategien und vor allem auch dem jeweils zugrunde gelegten Politik- und Wissenschaftsverständnis gefragt. Vergleichsbeispiele sind Polen, Ungarn und die Tschechoslowakei. Das Projekt wurde im Berichtsjahr in Jena weiterentwickelt, über ein Fellowship am Imre Kertész Kolleg. 5.3.5 Kommunale Verwaltung und nationale Bewegungen in einer Vielvölkerstadt. Lemberg im 19. Jahrhundert Bearbeitung: Dr. Heidi Hein-Kircher Projektleitende Perspektiven: 1) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten, Gewalt und Sicherheit 2) Raum, Region, Stadt, Umwelt 5.3.4 Expertenkulturen, Raumbilder und Staatlichkeit in Ostmitteleuropa 1900-1950 Bearbeitung: Prof. Dr. Peter Haslinger Projektleitende Perspektiven: 1) Raum, Region, Stadt, Umwelt 2) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten, Gewalt und Sicherheit Das Projekt fragt nach den wissenschaftlichen Logiken, mit denen Raum in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Ostmitteleuropa konzeptionell gefasst wurde, und nach In dem Forschungsvorhaben werden Kommunalpolitik und Kommunalverwaltung der galizischen Hauptstadt Lemberg von 1772 bis 1914 untersucht, da diese wichtige Grundlagen für die Entwicklung von einer im Zerfall begriffenen Stadt zu einer multikonfessionellen und multiethnischen Metropole legte. Das Projekt konzentriert sich auf das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts, weil sich in dieser Phase grundlegende Entwicklungen überlagerten, die wesentlich für die Fragestellung des Projekts sind: Es entstanden im Rahmen der städtischen Autonomie kommunalpolitische Strukturen. Angesichts der sozialen, hygienischen und infrastrukturellen Herausforderungen wurden notwendige Modernisierungen durchgeführt Jahresbericht 2014 Herder-Institut 47 Der Bahnhof von Lemberg vor 1908 (Bildarchiv, Inv.-Nr. 114074) und die städtische, nun polonisierte Verwaltung vor die politischen und kulturellen Herausforderungen der sich verstärkt entwickelnden nationalen und politischen Bewegungen gestellt. Ziel ist, eine integrale Stadtgeschichte Lembergs aus Perspektive der Kommunalpolitik und der städtischen Verwaltung zu verfassen. Über die reine Verwaltungsgeschichte hinausgehend werden daher Aspekte des kommunalen Zusammenlebens verschiedener Konfessionen und Ethnien in ihren organisatorischen, d.h. rechtlich-administrativen Grundlagen bearbeitet. Wegen umfangreicher Institutsaufgaben konnte das Projekt kaum vorangebracht werden. Eine Fertigstellung ist für das späte Frühjahr 2016 geplant, da Heidi Hein-Kircher ab April 2015 für ein Jahr zur Abfassung des Manuskripts von den alltäglichen Dienstaufgaben befreit wird. 5.3.6 Das piastische Polen in seinen internationalen Beziehungen Bearbeitung: Dr. Norbert Kersken Projektleitende Perspektive: Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive Das piastische Polen zeichnet sich aufgrund seiner geografischen Lage und des Fehlens „natürlicher“ Grenzen durch eine besondere Intensität seiner internationalen Beziehungen und eine ausgesprochene Determiniertheit seiner staatlichen Existenz durch die Art dieser Außenbeziehungen aus. In der Untersuchung geht es darum, das piastische Polen systematisch in seinen internationalen Beziehungen und Bindungen zu konturieren, diese in seiner zeitlichen Dynamik und Veränderung zu beschreiben, die Medien, Konstellationen und Foren zu erfassen, in denen sich internationale Politik konkretisierte, und schließlich zu versuchen, die Bedeutung dieser internationalen 48 Jahresbericht 2014 Herder-Institut Reglindis und Hermann, Stifterstandbilder im Naumburger Dom Kontakte für Entwicklung und Konturen des piastischen Polen zu ermessen. Die Anwendung neuer, kulturwissenschaftlicher Forschungsansätze auf die internationalen Beziehungen hat die Diplomatiegeschichte und die Geschichte der internationalen Beziehungen im Mittelalter einerseits aus den Bindungen an die traditionelle Staatengeschichte gelöst, andererseits aber erkennen lassen, dass Diplomatiegeschichte zu Recht auf mittelalterliche Strukturen und Erscheinungen anwendbar ist. Hierbei ist sie nicht nur als Teil der Rechts- und Verfassungsgeschichte zu verstehen, sondern kann neue Aufschlüsse im Bereich der Herrschafts- und Kommunikationsgeschichte, in der Symbolgeschichte und in der Geschichte des kulturellen Austauschs liefern. Die Darstellung fragt in systematischer Form nach den Zeitstrukturen, nach den Kontakträumen – in erster Linie sind es die Beziehungen zu den direkten Nachbarn, zum Reich sowie zu bestimmten Territorien des Reichs (Brandenburg, Pommern) sowie zu den ostslawischen Nachbarn (Kiever Rus’ sowie Nachfolgestaaten), zu Böhmen und Ungarn, zu Dänemark und zu den baltischen Nachbarn (Pommerellen, Deutschordensstaat, Litauen) – und nach den Trägern und Kontaktformen der internationalen Beziehungen, den Akteuren, den Bestimmungsfaktoren, den Realisierungsmedien (schriftliche Kontakte, Gesandte, Herrschertreffen, dynastische Hei- ratspolitik, territoriale Konflikte) und den Beziehungsintensitäten, in denen Außenbeziehungen realisiert wurden. Für die Außenbeziehungen dynastisch geprägter mittelalterlicher Herrschaftsverbände waren Eheverbindungen ein wichtiges Medium. Auch die Piasten hatten zu allen Nachbarn ein Netz von Ehekontakten aufgebaut. Ausdruck fand eine derartige Heiratsbeziehung in einem vieldiskutierten Werk der hochmittelalterlichen Plastik, der Gruppe von zwölf lebensgroßen Stifterstandbildern aus Sandstein im Westchor des Naumburger Doms aus der Mitte des 13. Jahrhunderts: Bolesław Chrobry verabredete mit Gunzelin, dem Bruder des im April 1002 ermordeten Markgrafen Ekkehard, die Verheiratung von Ekkehards Sohn Hermann – der 1009 selbst Markgraf wurde – mit seiner Tochter Reglindis, die hier mit ihrem Mann dargestellt ist. Die Eheverbindung ist Ausdruck für die stabilen Beziehungen zwischen Ekkehardinern und Piasten trotz der jahrelangen kriegerischen Beziehungen zwischen Heinrich II. und Bolesław. 5.3.7 Der Ostgrenzen-Diskurs der Weimarer Republik Bearbeitung: Agnes Laba M.A. Betreuung: Prof. Dr. Peter Haslinger Projektleitende Perspektiven: 1) Raum, Region, Stadt, Umwelt 2) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten, Gewalt und Sicherheit Ausgehend von der Tatsache, dass in einer Gesellschaft als politische Probleme wahrgenommene Momente Konstruktcharakter haben und ihre Wahrnehmung als solche von ihrer Ver- und Aushandlung in relevanten gesellschaftlich-politischen Diskursarenen und den Narrativen, in deren Rahmen sie diskutiert werden, abhängt, widmet sich das Dissertationsprojekt dem diskursiven Moment der Ostgrenze der Weimarer Republik. Anhand des Werkzeugs der historischen Diskursanalyse werden die Struktur und Funktion des Diskurses analysiert: Es wird nach den Diskurspartizipanten, den Diskursarenen und -medien gefragt sowie nach den diesen Diskurs bestimmenden Narrativen, Theorien und Argumentationslinien. Das Ende des Ersten Weltkriegs bedeutete für Deutschland eine wirtschaftliche und (außen)politische Schwächung sowie Gebietsverluste an beinahe allen Grenzlinien. Vor dem Hintergrund eines auf expansive Territorialpolitik angelegten Krieges wogen die territorialen Verluste besonders schwer. In ihnen schienen sich alle Folgen der Niederlage zu konzentrieren. Vor allem die in Folge des Versailler Vertrags entstandene Grenze im Osten wurde zu einer Projektionsfläche für die deutsche Nichtakzeptanz der Kriegsniederlage und die Forderung nach ihrer Revision zu einer Art common sense. Eine kaum überschaubare Flut an Publikationen, wissen- Postkarte „Die Grenzmark Posen-Westpreussen“ (Bildarchiv, Inv.-Nr. 104462) schaftlichen Abhandlungen, Presseberichten, Landkarten, Postkarten usw. zum Thema Ostgrenze und anverwandten Themenkomplexen (z.B. Auslandsdeutschtum) wurde herausgegeben, die durch den Versailler Vertrag entstandene Ostgrenze dadurch delegitimiert, während alternative, vermeintlich richtige Grenzziehungen entworfen und begründet wurden. Die Arbeit knüpft an die aktuelle Grenzforschung an, die Grenzen nicht mehr nur als starre Linien auffasst, sondern als das Ergebnis von Diskursen und gesellschaftlichen Praktiken. Gleichzeitig schließt sie sich dem Plädoyer für eine Grenztheorie an, die den Gegenstand der Grenze zugleich auch als Produzenten einer durch die von ihm etablierte politische Ordnung geprägten Gesellschaft begreift. Grenzen werden somit als Moment konzeptualisiert, dessen Funktion und Bedeutung von der Gesellschaft, hier allen voran entscheidenden gesellschaftlichen Akteuren, bestimmt werden; gleichzeitig wirken Grenzen wiederum aktiv auf diese Gesellschaft zurück und üben somit Einfluss auf Politik und Gesellschaft aus. Damit vereint diese Arbeit zentrale Fragestellungen des spatial turn und der historischen Diskursanalyse. Quellengrundlage bilden neben der politisch-publizistischen Debatte im Pressewesen und eigenständigen Publi- Jahresbericht 2014 Herder-Institut 49 kationen Schulbücher und Landkarten. Im Berichtszeitraum dauerte die Verschriftlichung der bisher geleisteten theoretisch-konzeptionellen und empirischen Arbeit an. In 2015 soll die Promotion abgeschlossen werden. „Entgegen dem feierlich erklärten Mehrheitswillen“. Das Volk als diskursive Ressource im Ostgrenzen-Diskurs der Weimarer Republik, in: Heidrun Kämper, Peter Haslinger u.a. (Hrsg.): Demokratiegeschichte als Zäsurgeschichte. Diskurse der frühen Weimarer Republik, Göttingen 2014, S. 123-152. „Das Kartenbild bleibt.“ Landkarten als Visualisierungsstrategien im Ost-Diskurs der Weimarer Republik, in: Franz X. Eder, Oliver Kühlschelm u.a. (Hrsg.): Bilder in historischen Diskursen, Wiesbaden 2014, S. 221-240. Vortrag: „Im ‚Mäntelchen wissenschaftlich beglaubigter Tatsächlichkeit‘ – Landkarten als Erinnerungsort und Propagandamittel im deutsch-polnischen Konflikt der Zwischenkriegszeit“, Jahrestagung „Kartographiehistorisches Colloquium“, Katholische Universität Eichstätt, 9.-11. Oktober. Vortrag: „Institutionalizing Mental Maps – The Role of Geography School Textbooks in the Polish-German Territorial Conflict 1918-1939“, Jahrestagung der Association for Slavic, East European, & Eurasian Studies (ASEEES), San Antonio, 20.-23. November. 5.3.8 (Selbst-)Hilfe in Zeiten der Hilflosigkeit? Die „Jüdische Soziale Selbsthilfe“ und die „Jüdische Unterstützungsstelle“ 1939-1944/45 Bearbeitung: Annalena Schmidt M.A. Betreuung: Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg (Justus-Liebig-Universität Gießen), Prof. Dr. Ulrike Weckel (Justus-Liebig-Universität Gießen) Kurz nach Kriegsbeginn im Jahr 1939 schlossen sich jüdische Hilfsorganisationen in Warschau zu einer Koordinierungskommission zusammen, die dem am 1. September 1939 in Warschau gegründeten „Hauptstädtischen Komitee der Sozialen Selbsthilfe“ angegliedert war. Zu Beginn des Jahres 1940 nannte sich die Kommission, die exklusiv für die jüdische Fürsorge zuständig war, „Jüdische Soziale Selbsthilfe“. Sie wurde Mitte des Jahres von den deutschen Behörden anerkannt beziehungsweise ihnen unterstellt. Im Jahr 1942 wurde die Arbeit des Präsidiums durch die Nationalsozialisten untersagt, wobei sich das Jahresbericht 2014 Im Berichtszeitraum wurden Recherchen in Archiven und Bibliotheken in Israel durchgeführt. Damit wurde die Quellenrecherche und -auswertung für das Projekt abgeschlossen und mit der Verschriftlichung der Ergebnisse begonnen. Das Projekt wird voraussichtlich im Jahr 2015 abgeschlossen werden. Zudem wurden Ergebnisse aus dem Projekt in mehreren Kolloquien und auf internationalen Konferenzen vorgestellt. Vortrag: „(Selbst-)Hilfe in Zeiten der Hilflosigkeit? Die ,Jüdische Soziale Selbsthilfe‘ und die ,Jüdische Unterstützungsstelle‘ im Generalgouvernement 1939-1945“, Dritte Tagung Deutsche Polenforschung „Wissen, Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im Dialog“, Gießen, 21. März. Projektleitende Perspektive: politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten, Gewalt und Sicherheit 50 Verbot nur auf die Krakauer Zentrale bezog und die lokalen und regionalen Abordnungen ihre Arbeit – zumindest de jure – weiterführen konnten, sodass trotz der partiellen Schließung der Einrichtung eine Kontinuität gegeben war und sie kurze Zeit später als „Jüdische Unterstützungsstelle“ wieder offiziell anerkannt arbeiten konnte. Auch diese hatte eine wechselvolle Geschichte mit Anordnungen zur Schließung und abermaliger Zulassung durch die Regierung. Letztendlich konnte sie wohl aber ihre Hilfstätigkeit bis in die letzten Tage der Besatzung fortführen – im letzten halben Jahr durch die Unterstützung der polnischnichtjüdischen Bevölkerung. In dem Projekt wird die erste Studie zu den beiden im Generalgouvernement zwischen 1939 und 1945 tätigen Organisationen entstehen. Sie ist als Institutionengeschichte angelegt, in der unter anderem aber auch mit Fragen und Methoden der Holocaustforschung, der Kommunikationsgeschichte und der Neuen Kulturgeschichte gearbeitet werden soll. Zentrale Fragen sind dabei, wie eine jüdische Hilfsorganisation von den Deutschen toleriert – und teilweise auch subventioniert – in den Jahren der Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten und der Besatzung Polens bestehen konnte; was die Intentionen der beteiligten Gruppen waren; welche Kommunikationswege für die jüdische Bevölkerung aus dem Generalgouvernement heraus zu anderen Organisationen möglich waren; und nicht zuletzt, wie sich die Arbeit der Einrichtung auf das Leben der Bevölkerung ausgewirkt hat. Herder-Institut Vortrag: „The Aid Agency for Destitute Jews in Poland, Zurich, and the ,Jewish Social Self-help’/,Jewish Aid Agency’ in the Generalgouvernement 1939-1944/45“, Yad Vashem International Conference, Jerusalem, 15.-18. Dezember. 5.3.9 Vermittler erwünschten und Hüter unerwünschten Wissens – das Bibliothekswesen Lettlands, Polens und der Tschechoslowakei zwischen 1945 und 1989/90 des bibliografischen Nachweises des jeweiligen nationalen Schrifttums (unter Berücksichtigung des Exilschrifttums) sowie der Zusammenhang zwischen Bibliotheken und Zensurbehörden. Bearbeitung: Dr. Jürgen Warmbrunn Im Berichtsjahr konnte der Bearbeiter aufgrund der Übernahme der Gesamtverantwortung für das Herder-Institut während des Fellowships von Prof. Haslinger am Imre Kertész Kolleg in Jena und aufgrund zusätzlicher anderer Verpflichtungen, u.a. als Baubeauftragter des HerderInstituts, erneut lediglich die Literaturrecherchen zum Projekt fortsetzen, kurze Archiv- und Bibliotheksaufenthalte durchführen und weitere Kontakte zu möglichen Interviewpartnern anknüpfen. Eine internationale Tagung zum Bibliothekswesen in Ost- und Ostmitteleuropa in der Nachkriegszeit in Zusammenarbeit mit der Nationalbibliothek Lettlands ist für die nächsten Jahre geplant. Projektleitende Perspektive: Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive Der größtmöglichen Zahl von Bibliotheksnutzerinnen und -nutzern ohne Ansehen der Person den umfassendsten und schnellstmöglichen Zugang zu Information und Wissen jeglicher Art zu ermöglichen ist das Leitbild bibliothekarischer Tätigkeit in einer demokratischen und pluralistischen Gesellschaft. Welche Rolle Bibliotheken und die dort Beschäftigten in autoritär oder diktatorisch regierten und damit auch nicht dem freien und ungehinderten Zugang zu Information und Wissen verpflichteten Gesellschaften gespielt haben, ist für das nationalsozialistische Deutschland in den vergangenen zwei Jahrzehnten in einiger Tiefe erforscht worden, entsprechende Untersuchungen für die ost- und ostmitteleuropäischen Volksdemokratien sind jedoch rar. Dies gilt umso mehr für vergleichende Untersuchungen. Insofern verspricht das Forschungsprojekt zur Funktion von Bibliotheken und den in ihnen Beschäftigten als Vermittler erwünschten und als Hüter unerwünschten Wissens in Lettland, Polen und der Tschechoslowakei zwischen 1945 und 1989/90 neue Erkenntnisse zur Bibliotheks-, Medien-, Kultur- und Wissenschaftsgeschichte Ostmitteleuropas in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Schwerpunkte der bisherigen Arbeit sind die Vorbildfunktion des sowjetischen Bibliothekssystems für die Bibliotheken in den genannten Ländern, dessen durch die jeweils spezifischen nationalen Bedingungen beeinflusste Adaption, die Frage der physischen Zugänglichkeit und 5.3.10 Atomogrady. Kernkraftwerksstädte zwischen Utopie und Katastrophe im östlichen Europa, 1965-2011 Bearbeitung: Dr. Anna Veronika Wendland Projektleitende Perspektiven: 1) Raum, Region, Stadt, Umwelt 2) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung Das Monografieprojekt, das als Habilitationsschrift an der JLU Gießen eingereicht werden soll, ist an einer Schnittstelle von Stadt-, Technik- und Umweltgeschichte angesiedelt, es eröffnet insofern noch einige komplementäre Perspektiven zu den genannten „projektleitenden“ des Herder-Instituts. Atomogrady, russisch für: „Atomstädte“, heißen die Werksstädte der großen Kernkraftwerkskomplexe, die seit Mitte der 1960er Jahre in der Sowjetunion bzw. ihren Nachfolgestaaten entstanden. Prypjat’, die 1986 evakuierte und langsam verfallende Kerntechnikerstadt des AKWs Tschernobyl, ist eine dieser Städte. Für die Untersuchung wurde eine Gruppe von zehn Städten mit zwischen 40.000 und 80.000 Einwohnern in der Ukraine, Russland und Litauen ausgewählt, zu der auch Prypjat’ gehört. Einzelne Beispiele werden in Fallstudien vertieft. Die Geschichte der Atomstädte ist auch eine Geschichte bedeutender Transformationsprozesse in größtenteils agrarischen Landschaften der westlichen Sowjetunion, die in den 1970er Jahren zur Basis des sowjetischen zivilen Nuklearparks wurden. Durch die Ankunft tausender Bauarbeiter und Kerntechniker in schwachbesiedelten Gebieten, durch die soziale Mobilisierung der örtlichen Bevölkerungen wurden die lokalen Verhältnisse stark transformiert. Daneben stehen der massive Eingriff der nuklearen Großprojekte in Natur- und Kulturlandschaften Jahresbericht 2014 Herder-Institut 51 und der politisch-ästhetische Anspruch der Stadtprojekte. Sie wurden als Musterstädte des Sozialismus geplant und gebaut und galten als Inseln der Urbanität inmitten der tiefen Provinz. Die Geschichte dieser Städte entfaltet sich im ausgehenden 20. Jahrhundert zwischen urbaner Utopie und nuklearer Katastrophe und vor dem Hintergrund ökonomischer und politischer Transformationsgeschichten in der späten Sowjetunion und nach dem Systemwechsel. Zum utopischen Gehalt der Atomstadt gehörten die imperiale Integration durch Hochtechnologie, der Traum von Energie im Überfluss, die Vorstellung von Zähmung der Natur bei gleichzeitiger Schonung der Natur, der Mythos des „friedlichen Atoms“. Diese Konzepte bestimmten die kulturellen Repräsentationen, Visualisierungen und gesellschaftlichen Visionen, die sich an diese Städte anlagerten. Die Atomstadt war auch ein soziales Versprechen für all jene, die aus den Dörfern kamen und in den Atomstädten berufliche Perspektiven suchten. Auf der anderen Seite stehen die Umbruchserfahrungen, welche die Menschen in und um die Atomstädte machten. Das Arbeiten mit dem Atom und seinen Risiken prägte Biografien und soziale Identitäten. Der Umgang mit der nuklearen Technologie und die Mensch-Maschine-Beziehungen im Kernkraftwerk stellen daher ein wichtiges Untersuchungsfeld des Vorhabens dar. Die große Zäsur für alle Akteure – oft ganze Familien, die in den Kraftwerken arbeiteten – war der Reaktorunfall von Tschernobyl 1986, aber auch der damit in einem Sinnzusammenhang gesehene Zerfall der Sowjetunion, die folgende Wirtschaftskrise und die Desintegration der staatlichen Kernenergiewirtschaft. Das beginnende 21. Jahrhundert schließlich steht im Zeichen scheinbar widersprüchlicher Prozesse: Nationalisierung der Energieversorgungssysteme vs. Globalisierung der Energiefrage und der Energiemärkte; „Renaissance“ der osteuropäischen Kernenergie vs. Gegenbewegungen und Unwägbarkeiten nach Fukushima, Beharren auf dem aus sowjetischen Zeiten überkommenen Verflechtungsmodell zwischen Werk und Werksstadt vs. Entflechtung, Rationalisierung und Kommerzialisierung. In fast allen der untersuchten Städte gilt aber das urban-energetische Projekt Atomograd weiterhin als Zukunftsprojekt. Im Berichtszeitraum wurde ein weiterer längerer Forschungsaufenthalt in der Ukraine durchgeführt. Im Zentrum dieses Aufenthaltes standen Archivrecherchen im Staatsarchiv der Ukraine in Kiew und im Stadtarchiv Kuznecovs’k sowie eine Fortführung der als Langfristvorhaben angesetzten „Teilnehmenden Beobachtung“ im Kernkraftwerk Rivne (August/September 2014). Diese Methode aus der Ethnologie ermöglicht es, Einblicke in Arbeitswelten, Arbeitsweisen, Mensch-Technik-Beziehungen und den Umgang mit Strahlungsrisiken zu nehmen sowie Hintergrundgespräche zu führen. Die umfangreichen Aufzeichnungen aus den Recherchen wurden in mehreren Vorträgen und – teilweise auf die aktuelle Situation der ukrainischen Kernenergiewirtschaft im Kontext des Konflikts mit Russland bezugnehmenden – Publikationen ausgewertet, die 2014 publiziert bzw. zu Ende des Berichtsjahres im Druck oder in Einreichung befanden. Wissensformen der Kerntechnik im transnationalen Vergleich, in: Ferrum 86 (2014) S. 57-65. Vortrag: „Atomogrady. Kernenergie und städtische Lebenswelten im östlichen Europa“, Universität Bremen, 21. Januar. Vortrag: „Atomogrady. Nuclear Cities between Utopia and Disaster in Eastern Europe“, University of Mary Washington, 10. April. Vortrag: Visions and Foundations of the Atomograd. Nuclear Technology, Urban Utopia, and (post-)Soviet Social Identities”, Second World Urbanity: Between Capitalist and Communist Utopias. Conference 1: Visions and Foundations, Georgetown University Washington, 11. April. Vortrag: „Innensichten einer Atomstadt. Technik-, Stadtund Umweltgeschichte an der (post-)sowjetischen Peripherie, 1970-2013“, Universität Bamberg, 1. Juli. Vortrag: „Historisch arbeiten im Kontrollbereich. Feldzugänge zur Geschichte osteuropäischer Atomstädte 1965-2011“, Tagung „Gegenwartskultur als methodologische Herausforderung der Kulturwissenschaften“, Universität Marburg, 13. November. Kernkraftwerk Rivne, Ukraine 52 Jahresbericht 2014 Herder-Institut 5.4 Veröffentlichungen und Verlag 5.4.1 Verlag Wissenschaftliche Leitung: Dr. Heidi Hein-Kircher Wichtige Aufgaben im Rahmen seiner Forumsfunktionen sind für das Herder-Institut der Transfer von Forschungsergebnissen und die Bereitstellung von grundlegenden Hilfsmitteln für die historische Ostmitteleuropaforschung. Hierfür unterhält es einen eigenen Verlag, unterstützt aber auch Publikationsprojekte, die in Fremdverlagen erscheinen. Der Verlag setzt sich zum Ziel, alle aktuellen Entwicklungen der Ostmitteleuropaforschung abzubilden und durch seine Publikationen entsprechende Akzente sowohl im Institut als auch außerhalb zu setzen. Vor Aufnahme in die Reihen werden im Rahmen der Qualitätssicherung zwei, meist externe Gutachten erbeten. Zum Arbeitsgebiet des Verlags gehören auch digitale Publikationen etwa der Themenmodule der „Dokumente und Materialien zur ostmitteleuropäischen Geschichte“ (s. 5.4.2.) Im breiten Spektrum der Institutsveröffentlichungen kommt der Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung (ZfO) als einem wichtigen Medium internationaler fachwissenschaftlicher Kommunikation ein zentraler Stellenwert zu. Daher werden zunehmend englischsprachige Artikel in der ZfO publiziert. Alle Aufsätze der ZfO sowie die Themenhefte unterliegen einem double blind peer reviewVerfahren, sodass internationale Standards zur Qualitätssicherung angewendet werden. Die ZfO hat auf der europäischen Referenzliste der European Science Foundation, der sogenannten ERIH-Liste, die höchstmögliche Bewertung „INT1“ erhalten. Seit 2014 wird die ZfO bei EBSCO gelistet. Da sich das Institut dem Open-Access-Gedanken verpflichtet sieht, werden alle im Verlag Herder-Institut verlegten Bände mit einer moving wall von drei Jahren über OstDok (3.5.2) online gestellt und frei zugänglich gemacht. Wichtige Rezensionen in der Zeitschrift für OstmitteleuropaForschung werden über sehepunkte.de, recensio.net, historische Rezensionen online sowie neuerdings in Auswahl über Polenstudien Interdisziplinär (Pol-int.org) parallel zur Printpublikation im Internet freigeschaltet. Seit 2012 nutzt der Verlag über einen Barsortimenter den Zugang zu den großen Online-Shops, wodurch einerseits der Absatz gesteigert und andererseits die Lagerhaltung sukzessive reduziert werden kann. In die Listen des Barsortimenters wurden 2014 außerdem ältere Publikationen des Verlags eingepflegt. Über diese Kooperation wird es darüber hinaus zukünftig auch möglich sein, abverkaufte Titel nach einer Digitalisierung über ein Print-on-Demand-Verfahren kurzfristig wieder liefern zu können. 2014 war der Verlag mit einem Stand auf der Leipziger Buchmesse und stellte dort im Verlauf der Messe eine Neuerscheinung sowie den Historisch-topographischen Atlas schlesischer Städte im Rahmen von Präsentationen vor. Außerdem zeichnete sich der Verlag für Stände auf der Dritten Tagung der Deutschen Polenforschung in Gießen sowie auf dem 50. Deutschen Historikertag in Göttingen verantwortlich: Er präsentiert jedoch nicht nur die Publikationen, sondern auch das gesamte (Web-)Angebot des Herder-Instituts und trägt somit zur Öffentlichkeitswahrnehmung bei. Ein weiteres wichtiges Arbeitsfeld des Verlags besteht außerdem in dem Corporate Publishing als Querschnittsaufgabe für das gesamte Institut; außerdem überarbeiteten die Mitarbeiter/innen das Corporate Design. Neben Einzelschriften, die teilweise in Kooperation mit Verlagen im Ausland gemeinsam publiziert werden, verlegt das Institut vier Reihen: 1. Studien mit spezielleren Fragestellungen, insbesondere Qualifikationsschriften, werden in der Reihe Studien zur Ostmitteleuropaforschung publiziert. 2. Die Ergebnisse einschlägiger Tagungen werden in der Reihe Tagungen zur Ostmitteleuropaforschung zusammengefasst. 3. Für die Edition von Quellen steht die Reihe Quellen zur Ostmitteleuropaforschung zur Verfügung. 4. In der vierten Reihe Materialien zur Kunst, Kultur und Geschichte Ostmitteleuropas werden Ergebnisse zur Kunstgeschichte und andererseits Materialien aus den Wissenschaftlichen Sammlungen verlegt. Präsentation Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte auf der Leipziger Buchmesse 5. Außerdem erscheint der Historisch-topographische Atlas schlesischer Städte in einem Reihenformat (4.4.1). Jahresbericht 2014 Herder-Institut 53 Im Berichtsjahr konnten folgende Neuerscheinungen vorgelegt werden: Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 1/2014 Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 4/2014 Studien zur Ostmitteleuropaforschung Band 27: Birgit Vierling: Kommunikation als Mittel politischer Mobilisierung. Die Sudetendeutsche Partei (SdP) auf ihrem Weg zur Einheitsbewegung in der Ersten Tschechoslowakischen Republik (1933-1938) Studien zur Ostmitteleuropaforschung Band 28: Alexandra Schweiger: Polens Zukunft liegt im Osten. Polnische Ostkonzepte der späten Teilungszeit (1890-1918) Studien zur Ostmitteleuropaforschung Band 29: Robert Spät: Die „polnische Frage“ in der öffentlichen Diskussion im Deutschen Reich, 1894-1918 54 Aus dem Inhalt: Marius Ščavinskas On the Crusades and Coercive Missions in the Baltic Region in the Mid-12th Century and Early 13th Century. The Cases of the Wends and Livonians Zdeněk Beran Die Landfriedensbewegung im Königreich Böhmen Zeitschrift für Ostforschung NF 63. Jahrgang 2014 ˙ Heft 4 Verlag Herder-Institut Marburg 2014 63/4 STUDIEN zur Ostmitteleuropaforschung 27 Birgit Vierling Studien zur Ostmitteleuropaforschung Band 30: Marc Hatlie: Riga at War. War and Wartimes Experiences in a Multi-ethnic Metropolis Materialien zu Kunst, Kultur und Geschichte Ostmitteleuropas Band 3: Piotr Korduba, Dietmar Popp (Hrsg.): Ernst Stewner. Ein deutscher Fotograf in Polen/ Niemiecki fotograf Polski STUDIEN zur Ostmitteleuropaforschung 30 Mark R. Hatlie Riga at War 1914-1919 War and Wartime Experience in a Multi-ethnic Metropolis ERNST STEWNER EIN DEUTSCHER FOTOGRAF IN POLEN NIEMIECKI FOTOGRAF POLSKI Kommunikation als Mittel politischer Mobilisierung Die Sudetendeutsche Partei (SdP) auf ihrem Weg zur Einheitsbewegung in der Ersten Tschechoslowakischen Republik (1933-1938) Tagungen zur Ostmitteleuropaforschung Band 29: Eckhart Neander, Andrzej Sakson (Hrsg.): Umgesiedelt – Vertrieben. Deutschbalten und Polen 1939-1945 im Warthegau, 3., unveränderte Auflage STUDIEN zur Ostmitteleuropaforschung Deutschbalten und Polen 1939-1945 im Warthegau Herausgegeben von Eckhart Neander und Andrzej Sakson 29 Tagungen zur Ostmitteleuropaforschung Band 32: Peter Haslinger, Heidi Hein-Kircher u.a. (Hrsg.): Heimstätten der Nation. Ostmitteleuropäische Vereinsund Gesellschaftshäuser im transnationalen Vergleich, 2., veränderte Auflage Alexandra Schweiger Polnische Ostkonzepte der späten Teilungszeit (1890-1918) 29 Robert Spät Die „polnische Frage“ in der öffentlichen Diskussion im Deutschen Reich, 1894-1918 Jahresbericht 2014 Umgesiedelt – Vertrieben 28 Polens Zukunft liegt im Osten STUDIEN zur Ostmitteleuropaforschung Tagungen zur OstmitteleuropaForschung Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 3/2014 ZEITSCHRIFT FÜR OSTMITTELEUROPAFORSCHUNG Herder-Institut Bibliographien zur Geschichte und Landeskunde Ostmitteleuropas Band 49: Bibliografia historii Śląska/ Bibliografie zur Geschichte Schlesiens/ Bibliographie dějin Slezska 2010 (Wrocław/Marburg/Opole 2013) TA G U N G E N zur Ostmitteleuropaforschung Heimstätten der Nation Ostmitteleuropäische Vereins- und Gesellschaftshäuser im transnationalen Vergleich Herausgegeben von Peter Haslinger, Heidi Hein-Kircher und Rudolf Jaworski Uniwersytet Wrocławski Herder-Institut Marburg Slezské zemské museum Opava Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 2/2014 Bibliografia historii Śląska Bibliographie zur Geschichte Schlesiens Bibliografie dějin Slezska 2010 Wrocław • Marburg • Opava 32 5.4.2 Editionen Die philologisch-kritische Edition schriftlicher Quellen ist eine klassische Aufgabe der außeruniversitären geschichtswissenschaftlichen Forschungsstrukturen. So sieht auch das Herder-Institut in der Initiierung, Förderung und Verwirklichung von mittel- bis längerfristigen Editionsvorhaben eine seiner zentralen Aufgaben. Einschlägige Editionsprojekte werden auf der Basis der eigenen Sammlungen und externer Bestände sowie in Zusammenarbeit mit in- und ausländischen Kooperationspartnern durchgeführt. Hierbei setzt das Institut nicht nur auf traditionelle Druckveröffentlichungen, sondern auch auf elektronische Publikationsformen im World Wide Web. Neben dem Portal „Chronik des Gettos Lodz/Litzmannstadt“, das im Rahmen des LOEWE-Projekts „Kulturtechniken und ihre Medialisierung“ umgesetzt wurde, werden drei weitere Editionsprojekte verfolgt: das internationale Projekt „Hereditas Baltica“ zur Onlinestellung baltischen Archivguts und das „Deutsch-baltische Wörterbuch“ (s. die Projektbeschreibungen unter 4.4.3); diese Projekte werden von der Dokumentesammlung (DSHI) betreut. Im Rahmen der Verbundprojekte werden eine umfangreiche Edition zur Alltagsgeschichte unter deutscher Besatzung in englischer Sprache und ein Internetportal mit Originalquellen vorbereitet (5.2.2). Zu den Editionen zählt zudem ein langfristig angelegtes Quelleneditionsprojekt, das unter dem Titel „Dokumente und Materialien zur ostmitteleuropäischen Geschichte“ (http://www.herder-institut.de/quellen) in Modulform Primärquellen in strukturierter Form als Serviceleistung für die universitäre Lehre online zur Verfügung stellt. Im Berichtszeitraum wurde nicht nur der neue Auftritt weiter optimiert und den technischen Erfordernissen, die sich aus dem Relaunch der Institutswebsite ergaben, weiter angepasst, sondern vier Module freigeschaltet. 2014 waren Modulliste der Dokumente und Materialien sechzehn Module zur mittelalterlichen und neuzeitlichen Geschichte Ostmitteleuropas freigeschaltet; insgesamt befanden sich 2014 28 weitere Module in der Planungs-, Konzeptions- und Erarbeitungsphase. Freigeschaltet wurden folgende Themenmodule der „Dokumente und Materialien zur Ostmitteleuropäischen Geschichte“ ■ Karsten Brüggemann, Raiko Jäärats (Bearb.): Estland in der Zwischenkriegszeit ■ Guido Hausmann, Dimitri Tolkatsch, Jos Stübner (Bearb.): Sowjetische Hegemonie in Ostmitteleuropa (1922-1991) ■ Andreas Schmidt-Schweizer (Bearb.): Umbruch in Ungarn 1985-1990 ■ Imke Hansen, Andreas Strippel (Bearb.): Der Holocaust in Polen 5.4.3 Grundlagenwerke und Handbücher Im Rahmen der programmgebundenen Forschung erstellt das Herder-Institut Hilfsmittel für Forschung und Lehre. Insbesondere Handbücher sind hierfür unentbehrliche Grundlagenwerke. Das Herder-Institut sieht es daher als wichtige Serviceaufgabe an, mit Hilfe seiner Infrastrukturen ihre Publikation zu initiieren und durchzuführen (Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen, s.o. 4.4.1, und Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte, s.o. 4.4.2), diese begleitend zu unterstützen oder, wie im Falle des Projektes GeoBib (s.o. 3.5.1), als Kooperationspartner zu wirken. 5.5 Tagungen, Workshops, Sektionen auf Kongressen Soziale Infrastrukturen sind eine wesentliche Voraussetzung für den wissenschaftlichen Austausch und Transfer von Forschungsergebnissen in die scientific community und in die interessierte Öffentlichkeit. Daher sieht das HerderInstitut seine Forumsfunktion als wichtigen Bestandteil dieser sozialen Infrastrukturen an. Ein zentraler Bestandteil ist das umfangreiche Veranstaltungsprogramm: Während des Berichtszeitraums hat das Herder-Institut selbständig sowie in Kooperation mit in- und ausländischen Partnerinstitutionen 6 Tagungen, 3 Workshops, 1 Master Class sowie drei längere Veranstaltungen der Nachwuchsförderung, die aus 2013 wegen der Baumaßnahmen verschobene Frühjahrsakademie, die gemeinsam mit dem Zentrum für Versöhnungsstudien in Jena konzipierte Sommerakademie und schließlich die gemeinsam mit dem Institut für Litauische Geschichte (Vilnius) und dem IGKN (Lüneburg) veranstaltete Nachwuchstagung ausgerichtet. Zudem beteiligte sich das Herder-Institut mit einer Sektion und einem Themenraum am 50. Historikertag „Gewinner/Verlierer“ in Göttigen. Jahresbericht 2014 Herder-Institut 55 Workshop: Publikationskulturen im Wandel in den Osteuropa- und Geschichtswissenschaften II: Bibliometrie und Rankings in der redaktionellen und bibliothekarischen Praxis Veranstalter: Redaktion der Zeitschrift für OstmitteleuropaForschung (Herder-Institut) und die Redaktion der Jahrbücher für Geschichte Osteuropas (IOS) Regensburg, 7. Februar Alain Frey als Vertreter des Medienkonzerns Thomson Reuters, der u.a. das Web of Science betreibt, schilderte das Auswahlverfahren geeigneter Zeitschriften durch sein Unternehmen und dessen Nutzen für die scientific community. Demgegenüber beschrieb Rafael Ball, Direktor der Universitätsbibliothek Regensburg, singuläre Datenbanken mit kommerziellem Hintergrund wie jene von Thomson Reuters, die zudem überwiegend auf Zitationsraten beruhen, als Auslaufmodelle. Zukünftig ließen sich mit den Mitteln der altmetrics, die auch das Nutzerverhalten und weitere Faktoren berücksichtigen, aus den big data möglichst vieler wissenschaftlicher Publikationen weitaus präzisere bibliografische Informationen kreieren; auch seien in diesem Zusammenhang die Vorzüge offener peer reviewVerfahren zu bedenken. Jürgen Warmbrunn, Vertreter des Direktors und Leiter der Bibliothek des Herder-Instituts, vertrat angesichts der bekannten Nachteile bibliometrischer Verfahren – Dominanz der englischen Sprache, Zitierkartelle oder, im Bereich der Geschichtswissenschaft, eine Bevorzugung zeithistorischer Themen – einen etwas zurückhaltenderen Standpunkt. Sichtweisen aus Ostmitteleuropa vertraten für Estland Mai Laur, Professor für Geschichte an der Universität Tartu und Mitherausgeber der Forschungen zur baltischen Geschichte, und für Polen Wojciech Sowa, Historiker an dem Narodowe Centrum Naukowe, Krakau, der zentralen staatlichen Institution für Forschungsförderung. Beide unterstrichen die große Bedeutung, die Ranking-Verfahren für die Publikationsstrategien estnischer und polnischer Wissenschaftler/innen inzwischen haben, betonten zugleich aber auch die methodischen und organisatorischen Unzulänglichkeiten der von den Wissenschaftsbürokratien als maßgeblich angesehenen Datenbanken. Abschließend berichteten Redakteure und Redakteurinnen mehrerer deutscher Osteuropazeitschriften von ihren Arbeitsabläufen. Nach wie vor dominieren hier die klassische Expertenbegutachtung und der weitgehende Verzicht auf Ranking-Verfahren. Die Ergebnisse des Workshops werden in einem Heft der Zeitschrift Bibliometrie veröffentlicht werden. Tagung: Politische Mobilisierung in Ostmitteleuropa und Südosteuropa Veranstalter: Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS), Regensburg und Herder-Institut Regensburg, 14.-15. Februar Der zweite Teil der Doppeltagung, die im Vorjahr am 13. und 14. Juni 2013 begonnen hatte, betonte die Aktualität 56 Jahresbericht 2014 Herder-Institut des Konferenzthemas. In mehreren ost- und südosteuropäischen Ländern – von der Ukraine über Bosnien-Herzegowina bis hin zur Türkei – fänden zurzeit politische und soziale Proteste statt, die einerseits jeweils lokalspezifische Gründe haben, aber auch eine gemeinsame Logik aufweisen. Sie sind Reaktionen auf durch die globale Wirtschaftskrise intensivierte innerstaatliche Verwerfungen und Ausdruck von enormem Misstrauen in die jeweiligen Regierungen und staatlichen Institutionen. Aus diesen aktuellen Beispielen leitete Ulf Brunnbauer einige der zentralen Fragen der Tagung ab: Was sind die Kanäle und Instrumente der politischen Mobilisierung? Welche Rolle spielen Netzwerke und die Kolonisierung des vorpolitischen Raums? Unter welchen Bedingungen führen Krisen zu transformierenden politischen Bewegungen, wie entstehen entsprechende Krisenwahrnehmungen? Wie können Anlass-bezogene Proteste zu dauerhaften Bewegungen transformiert werden? Abschließend betonte Brunnbauer, dass die Analyse dieser Fragen den interdisziplinären Dialog zwischen den Geistes- und den Sozialwissenschaften erforderlich mache. Peter Haslinger warf im Schlusskommentar der Tagung die Frage auf, wie und woran sich der Erfolg einer politischen Mobilisierung messen lässt. Der Mobilisierungserfolg lasse sich etwa an dem Maß der Erreichung der ursprünglich formulierten Ziele oder an quantitativ feststellbaren Veränderungen des kollektiven Verhaltens feststellen. Auch die Entstehung neuer Institutionen sowie deren Dauerhaftigkeit sind ein Indikator des Erfolgs von Mobilisierung. Haslinger betonte die Bedeutung der Besetzung des vorpolitischen Raums für erfolgreiche Mobilisierung, wobei insbesondere gesellschaftliche Krisen Möglichkeiten für neuartige Mobilisierungsformen sowie neue politische Sprachen schaffen. Frühjahrsakademie: Wissenstransfer und urbaner Raum Veranstalter: Herder-Institut Marburg, 4.-7. März Die Stadt ist seit jeher ein Forum der Wissensproduktion und -distribution gewesen, jedoch gab es immer wieder Konstellationen und Phasen, in denen sich Wissenspro- duktion und Wissenstransfer über urbane Vermittlungsräume beschleunigten und eine jeweils ganz spezifische Entwicklungsrichtung nahmen. Im östlichen Europa lassen sich diese Prozesse oft als Rezeption und kreative Weiterentwicklung von Impulsen fassen, die sich bisweilen erst mit einer zeitlichen Verzögerung durchsetzten und vor dem Hintergrund bestimmter sozioökonomischer und kultureller Faktoren eigene, für die Region spezifische Ausprägungen annahmen. Am Beispiel der Städte Ostmittel- und Osteuropas wird deutlich, dass Wissenstransfer nicht nur zwischen den einzelnen Städten, sondern auch innerhalb von Städten stattfand, da das auf unterschiedliche Weise transferierte Wissen von lokalen Akteuren unterschiedlich aufgenommen wurde. Im Rahmen der ursprünglich für 2013 geplanten, aber wegen der beginnenden Baumaßnahmen am Herder-Institut verschobenen Akademie trafen sich dreizehn Nachwuchswissenschaftler/innen aus neun Ländern, um anhand ihrer Projekte diese grundsätzlichen Überlegungen zu überprüfen. Hierbei rückten – insbesondere auch durch die Impulsreferate von Csongor Lörincz (Berlin), Laszló Szögi (Budapest), Eszter Gantner, Veronika Wendland und Heidi Hein-Kircher (alle Marburg) – auch für die Wissens- wie für die Stadtforschung wichtige neuere Ansätze und Fragestellungen in den Mittelpunkt der teilweise sehr lebendigen Debatten. Es wurden aber auch wichtige weitere Desiderate einschlägiger Forschungen formuliert. Insgesamt diente die Frühjahrsakademie dem angeregten Austausch und der Netzwerkbildung der Teilnehmer untereinander. Tagung: Wissen, Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im Dialog Veranstalter: Deutsches Polen-Institut Darmstadt, Gießener Zentrum Östliches Europa der Justus-Liebig-Universität Gießen, Herder-Institut Gießen, 20.-22. März Bereits zum dritten Mal fand die Tagung Deutsche Polenforschung statt. Der diesjährige Austragungsort war die Justus-Liebig-Universität Gießen. Die große Teilnehmerzahl von rund 270 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zeigt dabei erneut, wie lebendig die Polenforschung in den deutschsprachigen Staaten ist. Unter dem Leitthema „Wissen, Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im Dialog“ wurden diesmal vor allem die Fächer Politikwissenschaften und Soziologie verstärkt in den Fokus der Tagung gestellt. Neben Vertretern der innerhalb der deutschsprachigen Polenforschung traditionell stark vertretenen Fächer wie den Geschichts- und Literaturwissenschaften, den Sprachwissenschaften und der Geografie stellten Politikwissenschaftler und Soziologen in 16 Sektionen und weiteren Veranstaltungsarten ihre Projekte und Referate vor. Unter dem Thema Nachbarschaft wurde dabei die Perspektive der deutsch-polnischen Nachbarschaft aufgebrochen und um diejenige von Polens Nachbarschaft zu seinen zahlreichen anderen Nachbarn im Norden, Süden und Osten sowie auch um die jüdische Perspektive ergänzt. Einleitende Grußworte zur Eröffnung der Tagung gab es nicht nur von dem Präsidenten der Justus-Liebig-Universität Gießen, Joybrato Mukherjee, sondern auch vom Staatsminister und Chef der Hessischen Staatskanzlei, Axel Wintermeyer, der Oberbürgermeisterin der Stadt Gießen, Dietlind Grabe-Boltz, Dieter Bingen, dem Direktor des Deutschen Polen-Instituts in Darmstadt und dem Botschafter der Republik Polen, Jerzy Margański. Einen feierlichen Höhepunkt fand die Veranstaltung mit dem Festvortrag des ukrainischen Schriftstellers Jurij Andruchowytsch, der im Anschluss an die feierliche Eröffnung der Tagung über seine Liebe zu Polen sprach und damit Polens Nachbarschaftsverhältnisse aus der ukrainischen Perspektive beleuchtete. Aus aktuellem Anlass hatten die Veranstalter bereits im Vorfeld der Tagungseröffnung spontan eine Podiumsdiskussion zur Ukraine-Krise organisiert, bei der auch Anna Veronika Wendland, ausgewiesene Ukraine-Expertin des Herder-Instituts, mitdiskutierte. Einen weiteren Höhepunkt des feierlichen Rahmenprogramms bildete der Auftritt des aus Berlin angereisten „Clubs der polnischen Versager“. Die beiden germanophilen Polen, Piotr Model und Adam Gusowski, griffen ebenfalls das Oberthema der Tagung auf und wiesen in einem humoristischen Spiel mit Landkarten nach, dass allein Polen haargenau an die Ostgrenze Deutschlands passe, was Deutschland und Polen zu perfekten Nachbarn mache. Die Theatergruppe „Sfinga“ der Adam-Mieckiewicz-Universität Poznań gab abschließend das Stück Circe von Anna Maciejewska zum Besten. Wie bereits bei den vorherigen Veranstaltungen wurden die 16 thematisch gebündelten Sektionen nicht nur von einem reichhaltigen Festprogramm abgerundet, sondern auch von den sogenannten „Zwischenzeiten“, einem mehrteiligen Forum, in dem unterschiedliche Projekte der deutschsprachigen Polenforschung vorgestellt wurden. Eine schöne Ergänzung bildeten die zahlreichen Informationsstände von einschlägigen Verlagen, Organisationen, Stiftungen und Instituten. Das Herder-Institut beteiligte sich an der Dritten Tagung Deutsche Polenforschung nicht nur organisatorisch, sondern war mit zahlreichen Referaten und Projektvorstellungen sowie einem Informationsstand, der auch die digitalen Angebote des Hauses präsentierte, vertreten. Jahresbericht 2014 Herder-Institut 57 Workshop: Aktuelle Forschungen zu Nachkriegsgewalt 1917-1923 Veranstalter: Herder-Institut Marburg, 26. März Der Workshop erörterte aktuelle Forschungsansätze über die Gewalt nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und beleuchtete die Jahre 1917-1923, in denen eine Vielzahl von Revolutionen und Gegenrevolutionen, Bürgerkriegen und zwischenstaatlichen Konflikten die Bemühungen um eine neue europäische Friedensordnung unterliefen. Im Mittelpunkt stand die Frage nach dem Ausmaß und den Folgen nicht-staatlicher Gewalt im Vakuum zwischen dem Zerfall polyethnischer Imperien und der Konsolidierung neuer nationalstaatlicher Grenzen in Ostmitteleuropa. Alexander-von-Humboldt-Stipendiat Robert B. Gerwarth vom University College Dublin plädierte in seinem einleitenden Vortrag dafür, zeitgenössische Paradigmen (Revanchismus, die bolschewistische Revolution und den Mythos vom jüdischen Bolschewismus und seine Wirkungsmacht während der Bildung autoritär geführter Nationalstaaten) aus der Nachkriegszeit des Ersten Weltkriegs als Erklärungsmuster für den Ausbruch und die Brutalisierung des Zweiten Weltkriegs zu berücksichtigen. Felix Schnell (Berlin) nahm in seinem methodischen Beitrag die Frage nach der Erforschung vormoderner Gewaltformen nach dem Großen Krieg auf. Am Fallbeispiel der ‚Baltikumer’, Freikorpseinheiten, die eigentlich als Sicherheitsdivisionen für den Rückzug des Reichsheeres gedacht waren, schilderte Mathias Voigtmann (Marburg), wie ehemalige Soldaten ihre von militärischem Dienst, bürgerlicher Existenz und positiven Rechten geprägten sozialen Räume aufgaben, um als Partisanen gegen bolschewistische, estnische und lettische Verbände zu kämpfen. Auch Jochen Böhler (Jena) beschrieb in seiner Synthese Ostmitteleuropa nach dem Großen Krieg als einen Gewaltraum, in dem einerseits der konventionelle Krieg vorbei war, andererseits lokale militärische Verbände als Interventionstruppen eine Herrschaftsagenda in das osteuropäische Feld führten, die von einem hohen Maß an Ideologisierung und nationalistischen Rachemotiven geprägt war. 58 Jahresbericht 2014 Herder-Institut In seinem zusammenfassenden Kommentar rief HansJürgen Bömelburg (Gießen) die Tagungsteilnehmer dazu auf, die Forschung zu paramilitärischen Verbänden in den sich nach 1918 neu konstituierenden Staaten im Hinblick auf einer Neuinterpretation nationalgeschichtlicher Ansätze zu vertiefen. Zudem seien, so der Neuzeit-Historiker, Interpretationen der Grenzkämpfe auf der Grundlage von Erinnerungsberichten von Protagonisten der Freikorpsverbände als ex-post Narrative besonders kritisch zu betrachten. Offen blieb die von den Veranstaltern angeregte und angesichts der russischen Annexion der Krim hochaktuelle Frage nach der unterminierenden Wirkung paramilitärischer Gewalt für die parallele Aushandlung verbindlicher Rechtsnormen für eine stabile Weltordnung. Im Laufe des Workshops gelang es nichtsdestoweniger, neue sozialgeschichtliche und biografische Perspektiven auf die Konfrontation zwischen postimperialen und nationalstaatlichen Gewaltgemeinschaften zu eröffnen, aber auch aufzuzeigen, dass border studies zu Ostmitteleuropa nach dem Ersten Weltkrieg noch mehr wissenschaftliche Aufmerksamkeit verdienen. Studientag: Translation und/als Reflexion: transdisziplinäre Annäherungen Veranstalter: GCSC Gießen, Goethe-Universität Frankfurt, Herder-Institut Gießen, 3. April Der zweite Studientag, den Fabian Link (Goethe-Universität Frankfurt), Laura Meneghello (GCSC Gießen) und Jan Surman (LGSch) organisiert hatten, war mit den Zielen verbunden worden, eine kritische Reflexion über den Begriff der Translation/Übersetzung anzuregen, die Potenziale sowie Grenzen dieses Begriffs auszuloten sowie dessen Anwendung in unterschiedlichen disziplinären Kontexten anzuregen. Dementsprechend war das Spektrum der vertretenen Disziplinen breit und umfasste nebst den Translationswissenschaften beispielsweise auch Wissenschaftsgeschichte und Ethnologik. Mit einer Keynote-Lecture der Grazer Translationswissenschaftlerin Michaela Wolf, welche die Vielfalt der Übersetzungsbegriffe aufzeigte und besonderes Gewicht auf den Begriff der „kulturellen Übersetzung“ legte, begann die Veranstaltung. Dabei wurden auch Fragen nach der Nicht-Übersetzbarkeit erörtert und die Verwendung des Begriffs für die Übersetzungen von Schrift in andere Zeichensysteme diskutiert. In der anschließenden Sektion wurde der Übersetzungsbegriff in zwei kulturwissenschaftlichen Themenbereichen aufgegriffen. Die Vorträge machten deutlich, wie wichtig die Agency für die Übersetzung ist, zeigten aber auch, dass Übersetzungen starke Einschreibungen in bestehende Gesellschaftsformationen sind. Der Studientag, in dem auch eine kurze Vorstellung der Übersetzungskonzepte des Projektes „Library Life“ stattfand, zeigte eindrücklich, dass trotz disziplinärer Differenzen das nomadic concept Übersetzung in vielen Kontexten als ein Metaparadigma für die Problematisierung kultureller Kontakte dienen kann und diese aus der früher beherrschenden Dualität (Ausgangs-, bzw. Zielkultur, Subalterne vs. Herrschende) befreit. Master Class: Kontinuitäten und Brüche in der Wissenschaftsgeschichte Veranstalter: GCSC Gießen, Herder-Institut Gießen, 7. Mai und Marburg, 8. Mai Die Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“ hatte den Wissenschaftshistoriker Mitchell Ash aus Wien eingeladen, der zunächst in Gießen eine Keynote Lecture „Science and Politics in the 20th Century: Crises and Continuity in Times of Political Upheaval“ im Rahmen der GCSC-Vortragsreihe „Crisis, Concepts and Concerns“ hielt. Am Folgetag trafen sich die Promovierenden der LGSch und des GCSC dann im Herder-Institut mit Mitchell Ash zur Master Class „Kontinuitäten und Brüche in der Wissenschaftsgeschichte“, die sich mit der Frage beschäftigte, inwiefern und wie genau die Konzepte von Kontinuitäten und Brüchen für die Wissenschaftsgeschichte, aber auch andere Bereiche, analytisch genutzt werden können. Im einleitenden Vortrag ging Ash auf die Dimensionen der Begriffe der Kontinuität und des Bruchs ein, die einen disziplinären Begriffstransfer aus den Naturwissenschaften in die Geisteswissenschaften durchlaufen hatten. In den Naturwissenschaften des 19. Jahrhunderts lautete eine der zentralen Fragen bezüglich der Kontinuität, ob es sich bei Licht um ein Kontinuum handelte. Der Bruch wurde erst im Labor eingeführt, um beobachten zu können, was ein künstlich eingeleitetes Hindernis verursacht. Angelehnt an die naturwissenschaftliche Begrifflichkeit wurde in den Geisteswissenschaften Bruch als Unterbrechung einer kontinuierlichen Bewegung in der Zeit gedeutet. Die leitende Frage für die Geschichtswissenschaften ist, inwieweit es sich in Bezug auf die historischen Prozesse um wirkliche Kontinuitäten oder Brüche handelt oder ob sie eher von den Historikern konstruierte Bruchereignisse darstellen. Damit hängt auch die generelle Frage zusammen, was Geschichte sei – ein Prozess, eine Konstruktion oder ein geistliches Phänomen der Vergangenheitsbewältigung. Tagung: Bulwarks in a Religious Triangle. Borderland Myths in East European Multiconfessional Societies in the Age of Nationalism Veranstalter: Exzellenzcluster Religion und Politik der Westfälischen Wilhelms Universität Münster, Herder-Institut Münster, 15.-17. Mai Bollwerk-Mythen sind ein spezifisches Phänomen in den multiethnischen und -konfessionellen Gesellschaften im östlichen Europa, weil die Geschichte dieser Grenzregionen durch den Zusammenstoß und die Überlappung von unterschiedlichen sozio-kulturellen und religiösen Formationen geprägt wird. Die Unterscheidungen zwischen den religiösen und kulturellen Gruppen führen zu Debatten über „Zivilisation“ und „Barbarentum“ und damit zu den jeweils diskursiv vermittelten sozio-kulturellen „Missionen“. Hierfür eignen sich nicht nur AntemuraleMythen in besonderer Weise, sondern sind auch Produkt solcher Diskurse, sodass sie in den multiethnischen Gesellschaften im östlichen Europa eine bedeutende identitätsstiftende Rolle spielen. Die gemeinsam mit dem Exzellenzcluster Religion und Politik der Westfälischen Wilhelms Universität und in Kooperation mit dem Canadian Institute für Ukrainian Studies (Edmonton) und dem Historischen Institut der Polnischen Akademie der Wissenschaften konzipierte Tagung griff damit nicht nur in vergleichender Perspektive ein Desiderat historischer Forschung auf: Die Beiträge der fünf Sektionen halfen einerseits, die jeweiligen Besonderheiten in der Antemurale-Rhetorik aufzudecken, anderseits zeigten sie, wie sie für die jeweiligen nationalen Ideologien und das mental mapping genutzt wurden, wie sie zur Kohärenz der lokalen Bevölkerung beitrugen, welche Hauptakteure und -medien in diesen Diskursen festzumachen sind. Somit verwiesen zunächst Kerstin Weiand (Frankfurt a.M.) und Edward Opaliński (Warszawa) auf den historischen und religiösen Hintergrund des Antemurale-Topos seit dem 16. Jahrhundert, während anschließend Serhii Plokhii (Boston) und Philip Hoffeneder (Wien) die Grenzmythen in den ukrainischen historischen und politischen Diskursen im Zeitalter des Nationalismus analysierten. Jahresbericht 2014 Herder-Institut 59 Anschließend fokussierten die Beiträge von Steven Seegel (Greeley/CO), Heidi Hein-Kircher (Marburg) und Stephen Norris (Upham Hall/OH) verschiedene Medien des mental mapping, so dass darauf aufbauend die anschließende Sektion mit Beiträgen von Paul Środecki (Gießen), Liliya Berezhnaja (Münster), Ciprian Ghisa (Cluj) und Natalia Shlichta (Kiev) die „Glaubensbastionen“, die Kirchen in den Grenzregionen, diskutierten. Abschließend standen die Grenzmythologien zur Abgrenzung des jüdischen bzw. islamischen „Anderen“ mit Beiträgen von Kerstin Joebst (Wien), Zaur Gasimov (Istanbul) und Jürgen Heyde (Halle/ Saale) im Fokus. Die lebhaften Debatten der Tagung fanden in den aktuellen Ereignissen der Ukraine-Krise einen besonderen Resonanzboden, der die Wirksamkeit von Bollwerk-Mythen in der longue durée hervorhob. Umfangreiche Informationen zum Programm, Konzept und Verlauf: URL: http://www.herder-institut.de/go/hq-fb085a Tagung: Migration und Landschaftswandel. Veränderungen der Kulturlandschaft in Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert Veranstalter: Collegium Carolinum (München), Zentrum für Umweltgeschichte (Tallinn), Herder-Institut (Marburg) in Kooperation mit der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien und der Euopean Society for Environmental History München, 23.-24. Mai Der Begriff der Landschaft umfasst bei genauer Betrachtung viele Facetten, die auch im täglichen Sprachgebrauch anklingen: Landschaften können politisch und national sein, sie können blühen oder zum Blühen gebracht werden, um nur einige der Wortvariationen zu nennen. Landschaften ändern sich durch menschliches Eingreifen. Beschleunigt werden solche durch den Menschen verursachten Prozesse, wenn einer Kulturlandschaft ihre angestammte Bevölkerung „verloren geht“ und freiwillige oder erzwungene Migration einen anderen Umgang mit der Landschaft nach sich zieht. Die Verbindung zwischen Landschaftswandel und Migration war das Kernthema einer Konferenz, die vom 23.-24. Mai in München stattfand. Nach der Begrüßung durch Martin Schulze Wessel unter- 60 Jahresbericht 2014 Herder-Institut nahm Martin Zückert (München) den Versuch, verbindende Elemente zwischen dem Oberthema der Konferenz und den verschiedenen Beiträgen zu skizzieren. Um ein wichtiges Ergebnis der Konferenz vorwegzunehmen: Der Versuch, gemeinsame Definitionen für die Leitbegriffe zu finden, scheiterte. Dies spricht aber nicht gegen den Erfolg der Tagung, da die verschiedenen Definitionen einen Blick auf die Vielfalt der „Forschungslandschaft“ zuließen. Das vorrangige Ziel der Konferenz, über die Kooperation dreier Institutionen die Wichtigkeit der Umweltgeschichte in den Zentraleuropastudien zu unterstreichen, ist, so die einhellige Meinung der Diskutanten, erreicht worden. Gemeinsame Topoi der Region wie Migration, Grenzen, Multikulturalität sowie politische Traumata sind zumindest dem Ansatz nach aus dem Blickwinkel der Umweltgeschichte heraus betrachtet worden. Bestimmte Schlagworte wie „Wilderness“ oder „Dust Bowl“ eignen sich für eine Einbettung der Region in einen globalen Kontext und einen Vergleich mit anderen Weltregionen. Die Konferenz hat die Vielfalt des Begriffs „Landschaft“ aufgezeigt. Als Desiderat wurde von den Teilnehmern der Abschlussdiskussion eine noch stärkere Fokussierung auf Umweltgeschichte im engeren Sinn bezeichnet. Sommerschule: Identitätskonstruktionen in Kontaktund Konfliktregionen im östlichen Europa Veranstalter: Universität Łódź, Thematisches DAAD-Netzwerk „Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen im östlichen Europa“ Łódź, 11.-24. Juli Zu den Teilnehmenden gehörten Promovierende aus Gießen und Łódź mit Dissertationsprojekten im Themengebiet der Sommerschule sowie fortgeschrittene Master-Studierende der Disziplinen: Sprach-, Literatur-, Geschichts-, Politik-, Sozial- und Kulturwissenschaften, die künftig zu diesen Themen forschen möchten und eine anschließende Promotion anstreben. Die Seminare und Abendvorträge wurden von Professorinnen und Professoren der JLU Gießen sowie der Universität Łódź moderiert und gehalten. Zu den grundlegenden Fragestellungen der Veranstaltung gehörte vor allem die Entstehung und mediale Verbrei- tung von Identitätszuschreibungen in Konfliktregionen des östlichen Europas. Fokussiert wurde auf die Bedeutung sprachlicher, religiöser und ethnischer Grenzlinien und ihre Instrumentalisierung. Dabei wurden neben (sprach)politischen auch literarische und publizistische Inszenierungs- und Erinnerungspraktiken und ihr Einfluss auf die Konstruktion und Verstärkung nationaler, ethnischer, religiöser und anderer kollektiver Identitäten betrachtet. Auch wurden konkrete aktuelle und historische Konfliktsituationen im östlichen Europa sowie ihre akademische Reflexion und kulturelle Verarbeitung thematisiert und analysiert. Im Hinblick auf Perspektiven der Konfliktbewältigung und die Rolle und Verantwortung der Geistesund Kulturwissenschaften wurde diskutiert, in welchem Maße konfliktträchtige Identitätskonstruktionen durch Erinnerungspolitik und Versöhnungsstrategien gemildert, aber auch reaktiviert und verstärkt werden können. Sommerakademie: Societies in Transition. Former Soviet Union and East Central Europe between Conflict and Reconciliation Veranstalter: Jena Center for Reconciliation Studies (JCRS) an der Theologischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Herder-Institut Jena, 22.-28. August Die Sommerakademie befasste sich mit Konflikt und Versöhnung als zwei Polen, zwischen denen sich die Transformationsgesellschaften in der Region Ostmitteleuropas bewegen. Die international und interdisziplinär ausgerichtete Summer School brachte insgesamt 25 Nachwuchswissenschaftler/innen und etablierte Expert/inn/en aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion und Ostmitteleuropa sowie Deutschland, Australien, Südafrika und dem Nahen Osten zusammen. Zentrale Fragen, die in Jena diskutiert wurden, betrafen die Möglichkeiten von Versöhnung und Konfliktbearbeitung unter Transformationsbedingungen, die Erinnerungspolitik und die Herausforderungen gruppenübergreifender Kommunikation. Verschiedene Ansätze der Theologie, Geschichts- und Politikwissenschaften sowie Soziologie wurden in sechs Keynote-Vorträgen und 14 Teilnehmerbeiträgen vorgestellt. Sowohl historische Aspekte von Diplomatie und Geopolitik in Ostmitteleuropa, als auch aktuelle Entwicklungen von ethnischer und religiöser Diversität in unterschiedlichen geografischen Kontexten wurden diskutiert. Das Beispiel der Versöhnung auf staatlicher Ebene präsentierte Lily Gardner Feldman (Washington D.C.) in komparativer Perspektive durch die von ihr evaluierten positiven Entwicklungen zwischen Deutschland und Polen und den trotz positiver Ansätze ambivalenten Tendenzen zur Aussöhnung zwischen Russland und Polen. Strategische Fragen der internationalen Politik und ihr Potenzial für eine nachhaltige Aufklärungs-und Versöhnungsarbeit zeigte sich in der Rolle der Zivilgesellschaft und internationalen Organisationen, wie der Or- ganisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) oder in dem Beitrag von Medien, Schulbildung, Information und Wissensvermittlung in konfliktbeladenen Kontexten. Wenn es um Konflikte, Kriege und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ging, zeigte sich in den Diskussionen immer wieder, dass es keine klaren Trennlinien zwischen den „Täter/inne/n“ und „Opfern“ sowie den Mitläufer/ inne/n bzw. Beobachtenden gibt. Unterschiedliche Vergangenheitsversionen konkurrieren miteinander und wenn sie nicht entsprechend von allen gesellschaftlichen Gruppen kommunikativ bearbeitet werden, bergen sie, wie historische Entwicklungen zeigen, neues Konfliktpotenzial für gewaltsame Auseinandersetzungen. Dialog und Kommunikation können daher als wesentliche Bausteine von Versöhnungsarbeit angesehen werden. Einen besonderen Schwerpunkt bildeten außerdem die drei thematisch fokussierten Workshops, in denen die Teilnehmenden in Kleingruppen Fallbeispiele von Versöhnungsarbeit aus Australien, Südafrika und Ostmitteleuropa kennenlernten. Die Sommerakademie war ferner durch eine Exkursion in die Gedenkstätte Buchenwald geprägt, die zu vielen weiteren Diskussionen und zu intensivem Austausch anregte. Die eigenen Familiengeschichten der Teilnehmenden wurden ebenso wie die unterschiedlichen Forschungsdisziplinen und -perspektiven auf Erinnerung und Versöhnung besprochen. Die Verankerung von Konflikt und Versöhnung zwischen Idealismus und Pragmatismus, Ökonomie und Politik, Emotionen und Religionen wurde während der Veranstaltung auf vielen Ebenen sichtbar. Der Bedarf weiterer Forschung, Konzeptualisierung und Determinierung analytischer Instrumente zur Versöhnungsforschung, die sowohl die generelle Problematik von (Post-)Konfliktgesellschaften als auch die spezifischen sozio-historischen Umstände von regionalen Kontexten berücksichtigen, wurde im Rahmen der Summer School herausgearbeitet. Die Teilnehmenden betonten zudem, dass der intensive Austausch nicht nur auf fachlicher, sondern auch persönlicher Ebene ein wichtiger Bestandteil von Austausch, Erinnerungs- und Versöhnungsarbeit sei, den es weiterhin zu fördern gelte. Jahresbericht 201 Herder-Institut 61 blocks und im westlichen Ausland oder dem Umgang mit Jesuitenkirchen und -kollegien in den Zentralstädten der osteuropäischen Länder, deren Ergebnisse dann wiederum in die gemeinsame Erschließung der Problematik einflossen. Ein wichtiges Ziel war es auch, das Forschungsfeld in allen seinen relevanten Dimensionen zu kartieren. Historikertag: Sektion „Herrschaft und ihre Mittlerinstanzen“ Veranstalter: Herder-Institut in Kooperation mit der Bergischen Universität Wuppertal und dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen Göttingen, 24. September Sommerakademie: Kunstgeschichte im Kalten Krieg. Methoden, Erkenntnisinteressen, Werteordnungen Veranstalter: Lehrstuhl für Kunstgeschichte Osteuropas am Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin, Herder-Institut Marburg, 7.-14. September Ziel der Veranstaltung war es, auf internationaler und transdisziplinärer Ebene junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler miteinander zu vernetzen und für ideologiekritische Fragen in Bezug auf die Geschichte des Fachs im Beziehungsgeflecht des Kalten Krieges zu sensibilisieren. Der Fokus lag auf der Diskussion von Strategien der wissenschaftlichen Bewertung und populären Vermittlung von Baudenkmälern aus der Barockzeit – einer Epoche, deren Wahrnehmung in der Perspektive sozialistischer Vergangenheitsdeutungen in Mitteleuropa durch die Assoziation mit Rekatholisierung, Absolutismus und „fremdnationaler“ Herrschaft belastet war, während sie im Geschichtsbild des deutschsprachigen westlichen Europa als eine kulturelle Glanzzeit und damit gerade für die Kriegsverlierer als wichtiger Referenzpunkt figurierte. Die kunsthistoriografische Konzeptualisierung und Deutung barocker Kunst bietet also ein ideales Feld, um die Wechselwirkungen von wissenschaftlicher Erkenntnissuche und politisch-ideologischen Diskursen, zumal in der Konkurrenz über den Eisernen Vorhang hinweg, zu analysieren. Mit dieser Fragestellung erschließt das Projekt innerhalb des Faches Kunstgeschichte Neuland. Die Veranstaltung kam ohne die üblichen Referate aus. Stattdessen stand die Diskussion von programmatischen Texten und Beispielen aus der kunsthistorischen Literatur von den 1940er bis in die 1980er Jahre im Mittelpunkt: auf Grundlage eines umfangreichen multilingualen Readers und entlang im Vorfeld identifizierter Fragestellungen. Dabei ging es vor allem um die Analyse methodischer Strategien im Umgang mit der omnipräsenten Kunst aus der Barockepoche und um deren Rückbindung an den Kontext der politisch-ideologischen Konjunkturen. Die Bibliothek, das Bildarchiv und das Pressearchiv des HerderInstituts bildeten die ideale Grundlage für kleine exemplarische Nachforschungen vor Ort zu spezifischen Themen wie Ausstellungen barocker Kunst in den Ländern des Ost- 62 Jahresbericht 2014 Herder-Institut Mit der Sektion „Herrschaft und ihre Mittlerinstanzen. Lokale Administrationen und Akteure in den deutsch besetzten Gebieten des Zweiten Weltkriegs“ war das vom Herder-Institut in Kooperation mit der Bergischen Universität Wuppertal und dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen geführte Forschungs- und Editionsprojekt „World War II: Everyday Life Under German Occupation“ auf dem 50. Deutschen Historikertag in Göttingen vertreten. Mehr als 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen zu der unter Federführung von Tatjana Tönsmeyer und Peter Haslinger stehenden Veranstaltung. Einführend entwickelte Tatjana Tönsmeyer einen Besatzungsbegriff, der es ermöglicht, diese als spezifische Form von sozialer Praxis zu verstehen und dadurch zu einer differenzierten Beurteilung von Lokalverwaltungen als Mittlerstellung zwischen Besatzern und Besetzten im Europa während des Zweiten Weltkriegs zu gelangen. In Beiträgen zu Dänemark, der Ukraine, Griechenland und Belgien stellten dann mit Karl Christian Lammers (Kopenhagen), Tanja Penter (Heidelberg), Hagen Fleischer (Athen) und Dirk Luyten (Brüssel) vier Kooperationspartner der forschungsorientierten Quellenedition einschlägige Fallbeispiele zur Diskussion und zeigten u.a., dass einheimische Akteure gerade im Bereich der Versorgung eine wichtige Rolle spielten. Insgesamt erwiesen sich die Handlungsspielräume der diskutierten Mittlerinstanzen als zwar schmal, aber doch vielschichtiger und dynamischer, als bisher von der Forschung angenommen. Nach einem abschließenden Kommentar von Dieter Pohl (Klagenfurt), der insbesondere die Wichtigkeit der gesamteuropäischen Perspektive der Sektion hervorhob, zeigte die Diskussion, dass die frühere Dichotomie von „Kollaboration“ und „Widerstand“ der unter Besatzungsbedingungen herrschenden Komplexität nicht gerecht werden kann. Historikertag: Themenraum Ostmitteleuropa Göttingen, 24.-26. September In Kooperation mit sieben weiteren Institutionen, die sich schwerpunktmäßig mit Ostmitteleuropa, Südosteuropa und Osteuropa beschäftigen, organisierte das Herder-Institut im Rahmen des Historikertags einen „Themenraum Ostmitteleuropa“, in dem die beteiligten Institute an den drei Konferenztagen jeweils zwischen 13.30 und 15.00 Uhr die Möglichkeit hatten, ihre Projekte und Angebote vorzustellen und sich sowohl untereinander als auch mit den interessierten Zuhörern auszutauschen. Neben dem Herder-Institut waren außerdem das Zentrum für Historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften (PAN) (Berlin), das Europäische Netzwerk Erinnerung und Solidarität (ENRS) (Warszawa) die Bayerische Staatsbibliothek (BSB) (München), das Geisteswissenschaftliche Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO) (Leipzig), das Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS) (Regensburg), das Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) (Oldenburg) und das Nordost-Institut (IKGN) (Lüneburg) an dem Themenraum beteiligt. In zahlreichen Vorträgen und Präsentationen wurden so aktuelle Forschungsprojekte und anderweitige Angebote der beteiligten Institute vorgestellt und die Präsenz der Ostmittel- und Südosteuropaforschung auf dem Historikertag deutlich gestärkt. Das Herder-Institut nahm diesen Rahmen zum Anlass, in Anlehnung an das Oberthema des Historikertags „Gewinner und Verlierer“ und vor dem Hintergrund des 100. Jahrestags des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs gleich zwei digitale Angebote vorzustellen. Unter der Überschrift „Der Erste Weltkrieg und seine Folgen in den Online-Angeboten des Herder-Instituts für historische Ostmitteleuropaforschung“ stellte Antje Coburger die Online-Quellenedition der „Dokumente und Materialien zur ostmitteleuropäischen Geschichte“ vor, die als standardisiertes und strukturiertes Web-Angebot Dozenten, Studierenden und anderen Interessierten bisher nur schwer zugängliche Quellen zur Geschichte Ostmitteleuropas zitierfähig per Open Access und in deutscher Übersetzung zur Verfügung stellt. Agnes Laba stellte den am Herder-Institut in Kooperation mit dem Georg-Eckert Institut für internationale Schulbuchforschung (Braunschweig), dem Institut für Wissensmedien (Tübingen) und dem Leibniz-Institut für Länderkunde (Leipzig) entwickelten „Digitalen Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert – Geoimaginaries“ vor. Nachwuchstagung: National Minorities in the Soviet Bloc after 1945 Veranstalter: Institut für Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa (Nordostinstitut, Lüneburg), Institut für Litauische Geschichte (Vilnius), Herder-Institut Vilnius, 22.-25. Oktober Nationalitätenfrage und nationale Minderheiten im östlichen Europa ist ein weit gefächertes Thema, das für den Zeitraum bis 1945 bereits ausführlich diskutiert worden ist. Inwieweit und ob die Paradigmen der Zwischenkriegszeit nach der Mobilisierung der Nation im Zweiten Weltkrieg weiterhin geltend gemacht werden können, wurde zu einem der Hauptthemen der Nachwuchstagung. Die Rückkehr von nationalen Ordnungsmodellen nach 1945 brachte die östlichen Titularnationen dazu, sich neben einer enormen Wiederaufbauleistung mit Nachkriegsgrenzen und dem entstandenen Minderheitenproblem auseinanderzusetzen. Daneben befanden sich viele der ostmitteleuropäischen Staaten im sowjetischen Einflussgebiet, das imperiale Herrschaftspraktiken zur Norm machte. Die Entwicklung von Nationalstaaten unter den Bedingungen des Staatssozialismus wurde daher in den ostmitteleuropäischen Volksrepubliken nach 1945 über die Ethnisierung des Eigenen vorangetrieben. Das Machtzentrum Sowjetunion dagegen stand nach dem Großen Vaterländischen Krieg vor dem Dilemma, ein institutionelles Gerüst zu bilden, an welches die Nationalstaaten Teile ihrer Souveränitätsrechte abtreten sollten, ohne historisch gewachsene nationale Bindungen aufzulösen oder in ihren Handlungsmöglichkeiten ganz eingeschränkt zu sein. Insbesondere diese Beziehung gewinnt in der nationalstaatlichen Geschichtsschreibung der ehemaligen Sowjetrepubliken eine negative Färbung, die Sowjetunion habe die Völker territorialisiert, ihre Institutionen sowjetisiert und anschließend russifizieren lassen. Im „sowjetischen Gefängnis der Nationen“ habe es wenig Raum für die Entfaltung von Nationalkulturen und politische Partizipation gegeben. Vor dieser Problemlage stellten die 15 Teilnehmer/innen ihre vorwiegend mikrohistorisch angelegten Forschungsprojekte vor. Hierbei standen einerseits Forschungsergebnisse zur Geschichte der nationalen Jahresbericht 2014 Herder-Institut 63 Minderheiten und des Zentrum-Peripherie-Verhältnisses in den baltischen Staaten und Polen im Mittelpunkt, andererseits wurden aus komparatistischen Gründen auch Minderheiten in der südlichen Sowjetunion und in dem anschaulichen Zeitzeugenbericht des Historikers Arkadji German (Saratov) am Beispiel der Deutschen in der Sowjetunion diskutiert. Tagung: Akteure mittelalterlicher Außenpolitik in Ostmitteleuropa Veranstalter: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Thüringische Landesgeschichte, Herder-Institut Marburg, 14.-15. November Die Tagung war den Formen und Trägern außenpolitischen Handelns im östlichen Mitteleuropa im 14./15. Jahrhundert gewidmet. Nach einer thematischen Einleitung, in der Norbert Kersken (Marburg) die Entwicklungslinien der jüngeren Forschung nachzeichnete und dabei besonders auf Kontakt- und Kommunikationsformen einging, widmeten sich drei thematische Sektionen dynastischen Herrschern, Ständen sowie Gelehrten und Beratern als Trägern von Außenbeziehungen. Angesprochen wurde im Einzelnen die Außenpolitik der letzten Přemysliden (Robert Antonín, Ostrava), der litauischen Gediminiden im Vorfeld der Annahme des christlichen Glaubens (Rimvydas Petrauskas, Vilnius) sowie des herzoglichen Pommern an der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert (Rafał Simiński, Szczecin). Eine wichtige Form der Gestaltung von Außenpolitik auf Herrschertreffen wurde am Beispiel der Verhandlungen zwischen Böhmen, Polen, dem Ordensstaat und Ungarn in Trentschin und Visegrád 1335 (Lenka Bobková, Praha) angesprochen. Die Bedeutung der östlichen Peripherie in den Jahrzehnten zum Beginn des 16. Jahrhunderts wurde in Beiträgen zur polnischen Ostpolitik (Tetiana Grygorieva, Kyjiv) und den Beziehungen Livlands zu Moskau (Alexander Baranov, Berlin) erhellt, während der Blick auf wettinische Eliten im späten Ordensstaat (Stephan Flemmig, Jena) Formen der überregionalen personalen Netzwerkbildungen aufzeigte. Das wachsende Gewicht ständischer Akteure seit dem späten 14. Jahrhundert konnte vor allem mit Blick auf Polen (Ju- 64 Jahresbericht 2014 Herder-Institut lia Burckhardt, Heidelberg und Dariusz Wróbel, Lublin) verdeutlicht werden, während die Außenpolitik des nachhussitischen Böhmen mit Blick auf die Wiedereingliederung in das transnationale Machtgeflecht vor besonderen Aufgaben stand (Uwe Tresp, Potsdam). Prägende und vermittelnde Gruppen wurden mit Blick auf die Regelung der Nachfolge Kasimirs III. (Dániel Bagi, Pécs), auf das wittelsbachische und luxemburgische Brandenburg (Mario Müller, Hildesheim) und die Gestaltung der Beziehungen Polens zum Ordensstaat (Adam Szweda, Toruń) in den Fokus gerückt. Ein besonderes Profil in der Propagierung und Legitimierung von Außenpolitik vor allem an den polnischen und ungarischen Höfen gewannen italienische Humanisten (Paul Srodecki, Gießen). Eine in großen Linien systematisierende und kontextualisierende Zusammenfassung (Martin Kintzinger, Münster) machte die Leistungen der Tagung deutlich und stellte sie den Befunden für das westliche Europa gegenüber. Tagung: Cities and River Environments – a Versatile Relationship. Conflicts between Local, National and Transnational Patterns of Governance in East Central Europe and Beyond Veranstalter: Herder-Institut Marburg, 20.-21. November Mit der Entscheidung, ein umweltgeschichtliches Thema zum Gegenstand ihrer Jahrestagung zu machen, untermauerte die Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“ den sich abzeichnenden Trend in der Historiografie Ostmitteleuropas und hob zugleich das große Potenzial hervor, das die laufenden Projekte am Institut für die umweltgeschichtliche Perspektive bergen. Eszter Gantner und Christian Lotz luden als Organisatoren dazu ein, das Verhältnis zwischen Stadt und Fluss anhand von Beispielen historisch zu analysieren und zu vergleichen. Ziel der Tagung war es, einen möglichst großen Raum für die Diskussion der Beiträge sowie einen Austausch über die vorgestellten Ansätze und ihre Übertragbarkeit auf andere Forschungsthemen zu bieten. Dementsprechend wurden die Beiträge in drei Sektionen verteilt: Fisheries, Governance, Water Interventions. Jede Sektion wurde zudem von einem Kommentar flankiert. Einleitend stellte Christian Lotz (Marburg) die inhaltlichen Ziele der Tagung vor: Insbesondere drei Aspekte sollten behandelt werden: die Rolle der Experten und der Wissensbestände in der Entwicklung der flussgeprägten urbanen Räume, die Frage nach der Herkunft und der Position der Akteure, die an den Debatten um Gestaltung eben jener Räume beteiligt waren, sowie die Beschaffenheit von Grenzen der Stadt- und Flusslandschaften bzw. die Voraussetzung für ihre Verschiebung. Die Wahl der Beispiele bot die Gelegenheit, Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede in der Gestaltung und Wahrnehmung der Stadt-Fluss-Beziehung in unterschiedlichen Regionen herauszuarbeiten. Aufgegriffen wurden in den Diskussionen vor allem Fragen zur Bedeutung der Flüsse für die Entwicklung der Städte, zu Konflikten zwischen den konkurrierenden Nutzungen der Ressource Fluss sowie zu der Art und Verbreitung des Wis- sens, das bei der Gestaltung der urbanen Flussräume eingesetzt wurde. So wurde festgestellt, dass der ökonomische Druck für die Gestaltung der urbanen Flusslandschaften in vielen Fällen maßgeblich war. Das galt vor allem für die Beispiele Wien und Budapest, zumal die Donau bei Budapest in der Zwischenkriegszeit zu einem wichtigen Knotenpunkt der Nahrungsversorgung avancierte. Der ökonomische Druck spielte hingegen bei der Errichtung des Abwassersystems in Moskau am Ende des 19. Jahrhunderts weniger eine Rolle. Umso mehr förderte die Debatte um die „Rückständigkeit“ Moskaus das Vorhaben. Ein Resultat des politischen Willens war die Errichtung der Stadt Petersburg, der die italienische Stadt Venedig und die west- und südeuropäische Technologie als Vorbilder galten. Daran zeigt sich, dass die Stadt-Fluss-Beziehung sich in einem Spannungsfeld zwischen ökonomischem Druck, politischer Macht und symbolischem Charakter bewegt(e). Hinsichtlich der Akteure wurde in der Diskussion die Notwendigkeit hervorgehoben, die jeweiligen Akteure nach ihren Interessen deutlich zu differenzieren. Jahresbericht 2014 Herder-Institut 65 5.6 Stipendiatinnen und Stipendiaten, Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler Stipendiatinnen und Stipendiaten des Herder-Instituts Sven Lepa, Tartu (Januar) „Baltische Bestände am Herder-Institut (Familienarchiv Schulz-Meyer)“ Monika Szurlej M.A., Złotoryja (Januar) „Die deutsche Zivilgesellschaft im besetzten Krakau 1939-45“ Dipl.-Psych. Andreas Jüttemann, Berlin (Januar – Februar) „Das Erbe einer Epidemie: Zur Geschichte und Topografie der Lungenheilstätten in Mittel- und Ostdeutschland sowie Polen“ Dr. Tõnis Liibek, Tallinn (Februar) Monografie: „Die materielle Kultur der Stadtbewohner Tallinns im 18. Jahrhundert“ Prof. Dr. Irina Belintseva, Moskva (März) „Die Holzarchitektur (Blockhäuser und Fachwerkbauten) in Ostpreußen (heutiges Kaliningrader Gebiet) aus dem Zeitraum XIX. – erste Hälfte XX. Jh“ Dr. Joanna Nalewajko-Kulikov, Warszawa (März) „Yiddish Daily Press and the Construction of Jewish Nation (1905-1939)“ Baiba Vanaga M.A., Rīga (April) „Künstlerinnen in Lettland von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940“ Dr. Bálint Varga, Bukarest (Mai) „Konkurrierende Geschichtsvisionen und Regionalismus in Osteuropa, 1880-1940“ 66 Dr. Nóra Gózonné Etényi, Budapest (Juli) „Politische Symbole über die europäische Position des Königreichs Ungarn in der frühneuzeitlichen Öffentlichkeit“ Kadi Polli, Tartu (September) „Die Familie von Liphart. Kunstsammlungen des deutschbaltischen Adels im 19. Jahrhundert – Baltische Kunst der Aufklärungszeit“ Dr. Anna G. Piotrowska, Kraków (Juli) „Musical Portraying of Roma in the Eastern and Central Europe and Its Consequences“ Prof. Dr. Krzysztof Rzepa, Poznań (September) „Richard Witting. Vater des modernen Posen und Mitgestalter der Weimarer Republik“ Katarzyna Wodarska-Ogidel M.A., Warszawa (Juli) „Theater in den Kriegsgefangenenlagern und Konzentrationslagern (1939-45)“ Dr. hab. Sławomir Zonenberg, Bydgoszcz (September) „Die Reimchroniken des Deutschen Ordens vom 17. bis zum 19. Jahrhundert“ Dr. Anselm Heinrich, Glasgow (Juli – August) „Theater in Osteuropa unter deutscher Besetzung (1939-1944)“ Dr. Grzegorz Bębnik, Katowice (September – Oktober) „Deutscher Volksbund 1933-1939. Von der Dachorganisation bis zum Verfechter des Nationalsozialismus“ Dr. Radosław Supranowicz, Olsztyn (August) „,Europa bis zum Ural‘. Die Idee des vereinten Europa in den deutschen und polnischen Presseaussagen nach 1945“ Prof. Dr. Paweł Zajas, Poznań (August) „Deutsche Kulturpropaganda und deutsch-polnischer Kulturtransfer im Ersten Weltkrieg“ Ewelina Kaczor M.A., Chęciny (August) „Patterns of Representation of Saint Hedwig of Silesia in Medieval Sources“ Dr. habil. Zsombor Tóth, Budapest (August) „Amor patriae – Western Discourses and Their Reception in the East – a Comparative Approach“ Julianna Orsós M.A., Pécs (August – September) „Jüdisch-christliche conviventia (Zusammenleben) und concivilitas (Mitbürgerschaft) im Heiligen Römischen Reich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts“ Jahresbericht 2014 Herder-Institut Dr. Galina Potapova, St. Peterburg (Oktober) „Johann Friedrich Ernst Albrecht (1752-1814): ein politischer Schriftsteller der deutschen Spätaufklärung in den russischen Ostseeprovinzen und in St. Petersburg“ Dr. Magdalena Izabella Sacha, Gdańsk (Oktober) „West- und Ostpreußen als Museumsthema in Nachkriegsdeutschland – die Re-Konstruktion oder Konstruktion der verlorenen Heimat?“ Dr. Valentina Spune, Rīga (Oktober) „Formation, Regulierung und Krise des korrigierten Körpers (Mitte des 18. Jahrhunderts bis zu den 1930er Jahren)“ Sebastian Borchers M.A., Berlin (Oktober – November) „Rhythmus und Klang. Grundlagen der Wechselbeziehungen zwischen Deutschland und Polen in der Neuen Musik (1956-1989)“ Justyna Lijka M.A., Malbork (November) „Das Schaffen des Danziger Romantikers Johann Carl Schultz (18011873)“ Dr. Maris Saagpakk, Tallinn (November) „Didaktisierung der Materialien zur deutschbaltischen Kulturgeschichte“ Dr. Muntis Auns, Rīga (November) „Besiedelung Kurlands im 18. Jahrhundert“ Dr. Mirosław Sikora, Katowice (Dezember) „Stehlend im Dienst der sozialistischen Gemeinschaft. Kooperation und Informationsaustausch zwischen den Geheimdiensten des Warschauer Paktes auf dem Gebiet Forschung und Entwicklung, mit besonderer Berücksichtigung Polens 1970-1990“ Stipendiat anderer Förderer Prof. Dr. Robert Gerwarth, Dublin (Oktober 2013 – März 2014) „Europe’s ,Postwar‘, 1918-23“ (Fellowship der Alexander-vonHumboldt-Stiftung) Dr. Denis Lomtev, Moskva (Oktober – Dezember) „Studien zum Marburger Nachlass der Komponistin Ella von SchultzAdaiewsky“ (Alexander von Humboldt-Stiftung) Gäste mit eigenen Mitteln Dr. Klaus Richter, Birmingham (Februar) „Kriegsgeschichte“ Denise v. Weymarn, Basel (März) „Geschwisterbeziehungen im deutschbaltischen Adel des 18. und 19. Jahrhunderts“ Dr. Alexey Rakhmanin, St. Peterburg (Dezember) „The Public Image of Researcher in Totalitarian Society: Soviet Press on Tartu School of Semiotics“ Dr. Roman Shiroukhov, Vilnius (März) „Western Balts Social, Economic, and Cultural Development in the 10/11-13th CC“ Leibniz Graduate School Visiting Fellows Bart Vink, Nijmegen (April und Oktober) „Das Jahr 1905 im Baltikum“ Dr. Vassilis Petsinis, Lund (Februar – April) „Patterns and Management of Ethnic Relations in Serbia and Estonia: A Comparison“ Prof. Dr. Steven Seegel, Greely (Mai) „Map Wars: Transnational Lives and Deaths of Geographers in the Making of East Central Europe“ Dr. Christian Cercel, Swansea (Mai – Juli) „Romania and the Deportation of its German Minority to the Soviet Union“ Dr. Vasilijus Safronovas, Vilnius (März – April) „The Construction of National Spaces in a Pluricultural Region: The Case of Prussian Lithuania“ Austauschwissenschaftler/innen Zenonas Norkus, Vilnius (Juni) „Baltikum“ Inga Ilariene M.A., Vilnius (Februar) „Die Urkunden Livländischer Provenienz aus dem XIII.–XVI. Jh. im Archiv der Kanzlei des Großfürstentums Litauen“ Janet Ward, Oklahoma (Juni) „Stadtplanung 2. Weltkrieg in Ostmitteleuropa“ Adrianna Michel, Bad Endbach (laufend während des ersten Halbjahres) „Polen/Dissertation“ Oliver-Frank Hornig, Wiesbaden (laufend während des ersten Halbjahres) „Schlesien“ doc. Ph. Dr. Lubos Švec, Praha (August – September) „Baltikum“ Agata Chmielowska, Wrocław (September) „Mittelalterliche Stadtplanung in Niederschlesien“ Marta Kaluch-Tabisz, Wrocław (September – Oktober) „Kanzelaltäre in Schlesien“ Dr. Hiljar Tammela, Tallinn (Oktober – November) „Nachumsiedlung aus Estland“ Dr. Olev Liivik, Tallinn (Oktober – November) „Nachumsiedlung aus Estland“ Vera Adam, Marburg (laufend während des Jahres) „Burgen und Schlösser in Böhmen/ Heraldik“ Dr. Dr. h.c. Winfried Irgang, Weimar/Lahn (laufend während des Jahres) „Schlesien“ Heinrich Mrowka, Langenstein (laufend während des Jahres) „Schweidnitz/Ostpreußen 19. Jh.“ Jahresbericht 2014 Herder-Institut 67 6 Wissenschaftstransfer 6.1 Ausstellungen Zoppot, Cranz und Rigaer Strand – Ostseebäder im 19. und 20. Jahrhundert Im Objektiv des Feindes – Die deutschen Bildberichterstatter im besetzten Warschau 1939-1945/ W objektywie wroga. Niemieccy fotoreporterzy w okupowanej Warszawie 1939-1945 Eine Ausstellung des Herder-Instituts, Marburg, in Zusammenarbeit mit dem Haus der Begegnungen mit der Geschichte, Warschau (Dom Spotkań z Historią Warszawa), der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Warschau (Polska Akademia Nauk, Warszawa), dem Bundesarchiv in Koblenz und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit der Bildagentur bpk sowie dem Museum Europäischer Kulturen – Staatliche Museen zu Berlin im Rahmen des Föderalen Programms der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft der Stadtpräsidentin der Stadt Warschau (Warszawa) und des Regierenden Bürgermeisters der Stadt Berlin Deutsch-Polnische Gesellschaft Hannover in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule, Hannover, 7. April bis 28. April; Rathaus Sylt/OT Westerland, 1. August bis 31. Oktober Zum Gedenken an den 70. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen wurde im Herder-Institut Marburg in Kooperation mit den Partnern die zweisprachige Wanderausstellung erstellt und erstmals gezeigt. Sie geht zurück auf eine zuvor in Warschau (Warszawa), Berlin und Koblenz präsentierte, umfassendere Bilddokumentation. Während des Zweiten Weltkriegs kamen rund 700.000 Einwohner von Warschau ums Leben, fast die gesamte jüdische Bevölkerung wurde ermordet. 1945 war Warschau eine nahezu menschenleere und zerstörte Stadt. Die gezeigten Fotografien entstammen der Wahrnehmung durch das „Objektiv des Feindes“, nämlich jenes der Propaganda-Kompanien der Wehrmacht und der Waffen-SS. Durch die Linse der deutschen Kriegsberichterstatter wird eine propagandistische Sichtweise auf die besetzte Stadt und ihre Bewohner gezeigt: der Septemberfeldzug, die Zerstörungen, die Repressionen gegen die Bevölkerung Warschaus, der Alltag in der besetzten Stadt und im Ghetto bis zu dessen Vernichtung nach dem Ghettoaufstand im April/Mai 1943, schließlich der Warschauer Aufstand (August bis Oktober 1944) und die totale Zerstörung der Stadt zwischen Oktober 1944 und Januar 1945. Eine Ausstellung des Herder-Instituts, Marburg, in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kulturforum östliches Europa, Potsdam, und dem Lehrstuhl für Geschichte Osteuropas der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt a.d. Oder, gefördert durch die M.C.A. Böckler – Mare Balticum-Stiftung Schloss Caputh in Kooperation mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Schwielowsee, 11. Mai bis 10. August Um 1800 entstanden die ersten Seebäder an der Ostseeküste, zunächst ohne Komfort, mit einfachen Badekarren und Kaltbädern. Die Badeeinrichtungen dienten der Heilung verschiedener Krankheiten, aber von Beginn an auch der Erholung und Unterhaltung. Schnell entwickelte sich die Infrastruktur der Bäder, Warmbadeanstalten entstanden, die Seestege wuchsen immer gewaltiger ins Meer. Spätestens mit Aufkommen der Eisenbahn wurden aus den ehemals kleinen Fischerorten Unterhaltungszentren, in denen sich die „Welt“ traf. Im Laufe der Jahre entwickelte sich so eine spezifische Badekultur, die die Ausstellung an Hand von drei Ostseebädern – Zoppot (Sopot), Cranz (Selenogradsk) und Rigaer Strand (Jūrmala) – exemplarisch nachzeichnet und vorstellt. Dabei stehen die Themenbereiche Landschaft und allgemeine Geschichte, Gestaltung des Raumes, Badegäste, Freizeitgestaltung und Unterhaltung sowie Bäderarchitektur in den aufeinanderfolgenden Zeitperioden – 19. Jahrhundert, Zwischenkriegszeit, Zeit des Nationalsozialismus, des Sozialismus/Kommunismus sowie nach der politischen Wende – im Vordergrund. Es werden die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten der drei Badeorte an der südlichen Ostseeküste präsentiert. Dietmar Popp: Eröffnungsrede zur Ausstellung im Rathaus Sylt/OT Westerland, 31. Juli Badende an der Ostsee bei Cranz, handcoloriertes Dia, vor 1945 (Bildarchiv, Inv.-Nr. 90936) 68 Jahresbericht 2014 Herder-Institut Zeit-Reisen. Schlesien-Ansichten aus der Graphiksammlung Haselbach/Podróże w czasie. Dawne widoki Śląska na grafikach z kolekcji Haselbacha Eine Ausstellung des Herder-Instituts, Marburg, des Schlesischen Museums zu Görlitz und des Kunstforums Ostdeutsche Galerie Regensburg in Zusammenarbeit mit dem Muzeum Architektury we Wrocławiu (Architekturmuseum Breslau) präsentiert vom Deutschen Kulturforum östliches Europa Stadtmuseum im Klosterhof, Coswig, 10. September bis 5. Oktober; Stiftung Fürst-Pückler-Museum, Cottbus, 27. November 2014 bis 26. April 2015 Fasziniert von der kulturellen Energie, die über Jahrhunderte von seiner Heimat Schlesien ausging, erwarb Albrecht Haselbach (1892-1979), Brauereibesitzer in Namslau, Anfang der 1940er Jahre eine einzigartige Sammlung von über 4.000 Kupferstichen, Radierungen, Lithografien, Zeichnungen und Aquarellen. Die im Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg (KOG) und im Schlesischen Museum zu Görlitz (SMG) aufbewahrten Sammlungsbestände wurden von diesen Einrichtungen erstmals im Rahmen einer deutsch-polnischen Kooperation mit dem Herder-Institut in Marburg und dem Architekturmuseum in Breslau (Wrocław) vollständig dokumentiert und digital zusammengeführt (siehe die Bilddatenbank auf der Homepage des Herder-Instituts). Die im Rahmen der Projektkooperation ebenfalls vorbereitete Ausstellung präsentiert eine hochwertige Auswahl aus der Sammlung Haselbach. Sie lädt ein zu „Zeit-Reisen“ in eine reiche Kulturlandschaft im Herzen Europas, die seit Jahrhunderten Künstler wie Touristen anzieht. Topografische Darstellungen aus unterschiedlichen kunsthistorischen Epochen, vor allem aus der Zeit der Romantik und des Biedermeiers, führen in eine faszinierende Welt romantischer Gebirgslandschaften, stolzer Städte und früher Industriehochburgen. Sie zeigen die vielfältigen „Entdeckungen“ Schlesiens durch Künstler, Stecher und Verlage vor allem mit dem Beginn des Tourismus im 19. Jahrhundert. Ernst Stewner. Ein deutscher Fotograf in Polen/ Niemiecki fotograf Polski Kulturzentrum „Schloss“, Posen (Poznań), 8. November bis 31. Dezember Der Fotograf Ernst Stewner (1907-1996) gehört zu den herausragenden Vertretern der Fotografie in Posen und Großpolen bzw. im Wartheland zwischen 1932 und 1945, sein Leben und Wirken changiert zwischen Verwurzelung in der deutschen Kultur einerseits und tiefem Verständnis für Polen sowie Liebe zu Polen andererseits in dem spannungsgeladenen Raum des östlichen Mitteleuropa und in einer von mehreren radikalen politischen Brüchen geprägten Zeit. Als Kind deutscher Siedler mehrsprachig aufgewachsen in dem unter russischer Verwaltung stehenden multikulturellen Wolhynien, lässt sich Ernst Stewner nach der Schulzeit in Oberschlesien in der polnischen Provinz Großpolen nieder und findet neben seinen beruflichen Tätigkeiten zunächst als Privatlehrer, dann als Redakteur und kaufmännischer Leiter im Lutherverlag in Posen Gelegenheit, die Fotografie als Leidenschaft und als Profession zu verfolgen. Der Autodidakt beteiligt sich in den 1930er Jahren rege an Ausstellungen polnischer Fotografie in Posen sowie anderen Städten Polens, er wird dabei von den polnischen Fotografen anerkannt und mehrfach prämiert. Außerdem veranstaltet Stewner selbst Ausstellungen zur (deutschen) Heimatfotografie in Polen, einer sich in der Zwischenkriegszeit in Mitteleuropa etablierenden Stilrichtung mit verschiedenen regionalen Ausprägungen. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und der deutschen Okkupation Polens ab September 1939 sowie im Zuge der Enteignung polnischer Firmeneigentümer bekommt er das florierende Fotofachgeschäft seines Kollegen Kazimierz Greger in Posen übertragen, das er wesentlich ausbaut und als „Foto-Stewner“ 1941 mit neuen, größeren Geschäftsräumen wiedereröffnet. Nach Kriegsdienst als Fotospezialist und Filmvorführer sowie Schreiber gelingen ihm Ende Januar 1945 im letzten Moment die Flucht in den Westen und die Rettung einiger seiner Negative und Fotogerätschaften. Mit seiner Familie baut er in Nienburg Nach Präsentation der Originale in den Jahren 2007/08 in Görlitz, Regensburg, Breslau (Wrocław), Kattowitz (Katowice) und Marburg wurde im Winter 2008/09 durch das Herder-Institut und das Schlesische Museum zu Görlitz eine Wanderausstellung mit Faksimiles erstellt, die unter Betreuung und Organisation durch das Deutsche Kulturforum östliches Europa, Potsdam, in den vergangenen und in den kommenden Jahren an einer Vielzahl von Orten in Polen und Deutschland gezeigt wurde und wird. Eröffnung der Stewner-Ausstellung im Posener Kulturzentrum „Schloss“ durch die polnische Kulturministerin Prof. Dr. Malgorzata Omilanowska Jahresbericht 2014 Herder-Institut 69 6.2 an der Weser eine neue Existenz auf und wird als Chemiefabrikant tätig. Fotografie verfolgt er fortan als private Leidenschaft bis zu seinem Lebensende. Ernst Stewners Integration in die polnische Gesellschaft während der Zweiten Polnischen Republik, seine gemäßigte Haltung gegenüber den überwiegend polnischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seines Geschäfts im Posen der Okkupationszeit, sein Selbstverständnis als Deutscher, dessen Heimat Polen ist, deren Landschaften, städtische und ländliche Bauten, Menschen und ihre Tätigkeiten er liebevoll ablichtet, sowie seine Anerkennung seitens der zeitgenössischen polnischen Fotografen sind herausragende Charakteristika dieser bemerkenswerten Persönlichkeit. In seinen Fotografien gelingt es ihm, westlich-deutsche künstlerische Tendenzen mit traditionellen polnischen Gestaltungsweisen zu verbinden, in seiner Bildsprache und Ästhetik verschmilzt er „Deutsches“ und „Polnisches“, was ihm den Erfolg auf beiden Seiten beschert. Sein im Herder-Institut aufbewahrtes, rund 855 Motive umfassendes fotografisches Werk (überwiegend Schwarz-Weiß-Negative im Format 6 x 6 cm), wie es jetzt erstmals umfassend in Ausstellung und Katalog gewürdigt wird, ist deshalb wichtiger Bestandteil des gemeinsamen deutsch-polnischen Kulturerbes. Die in Zusammenarbeit von Centrum Kultury „Zamek“ (Kulturzentrum „Schloss“) in Posen (Poznań) mit dem Herder-Institut vorbereitete Ausstellung beleuchtet erstmals Stewners Wirken umfassend – eingebettet in den kulturhistorischen Kontext. Die Ausstellung präsentiert neben Dokumenten zu Leben und Werk Ernst Stewners vor allem 40 von ihm signierte Originalabzüge sowie 160 ausgewählte Fotografien in hochwertigen Drucken. Diese Bildauswahl ist zugleich auf Tafeln in dem im Verlag Herder-Institut Marburg herausgegebenen zweisprachigen Katalog zusammen mit wissenschaftlichen Beiträgen publiziert. Dietmar Popp: Einführung in die Ausstellung anlässlich der Eröffnung im Centrum Kultury „Zamek“, Poznań, 7. November. 70 Jahresbericht 2014 Herder-Institut Lesungen am Herder-Institut Seit März 2012 richtet die Forschungsbibliothek in regelmäßigen Abständen Lesungen aus. Dabei konnte die Anzahl der Veranstaltungen mit acht Terminen im Jahr 2014 auf hohem Niveau gehalten werden, obwohl die laufende Baumaßnahme gerade im Bibliotheksbereich zu zahlreichen Einschränkungen führte. Durchweg im Lesesaal der Forschungsbibliothek und damit gleichsam von Büchern umgeben wurden Texte mit Bezug zu den Sammlungs- und Forschungsaktivitäten des Instituts zu Gehör gebracht. Drei Lesungen richtete das Institut diesmal abteilungsübergreifend komplett selbst aus, andere erfolgten in enger Kooperation mit der Universität Marburg oder Partnern aus der Institutsarbeit. Die in der Lokalpresse angekündigten und durch Flyer und Plakate beworbenen Veranstaltungen richten sich an die breite interessierte Öffentlichkeit der Region. Im Institut begleiten und illustrieren sie jeweils zum einen thematisch passende Vitrinenausstellungen mit Materialien aus den Magazinen von Bibliothek und Sammlungen sowie zum anderen digitalisierte Bildmedien, die vor, während und nach den Lesungen an die Leinwand im Lesesaal projiziert werden. Neben dem in den vergangenen Jahren gewonnenen „Stammpublikum“, das auf Wunsch jeweils gezielt für die nächste Lesung eingeladen wird, kamen auch im laufenden Jahr immer wieder neue Gäste aus Marburg, Gießen und Umgebung, die sich für literarische, bibliothekarische oder historische Themen interessieren und bei dieser Gelegenheit häufig erstmals das Herder-Institut besuchen. Sie erhielten Einblicke in die Vielfalt der Arbeitsgebiete und Tätigkeiten; häufig entsteht auf diese Weise der Entschluss, die Institutsbestände für eigene Forschungen auch künftig zu nutzen oder eigene Materialien zur Archivierung zu übergeben. Die Forschungsbibliothek hat damit erfolgreich eine in den zurückliegenden Jahrzehnten etwas in Vergessenheit geratene Veranstaltungsreihe des Herder-Instituts zu neuem Leben erweckt. Seit Jahresbeginn können alle Interessierten, die aus Terminschwierigkeiten selbst nicht zur Lesung kommen konnten, die vorgetragenen Texte, die während der Lesungen live mitgeschnitten werden, nachträglich via Podcast online anhören. Damit konnten wir in guter Zusammenarbeit mit Öffentlichkeitsarbeit und Instituts-IT einen vielfachen Wunsch aus Besucherkreisen rasch und erfolgreich umsetzen. Marcel Reich-Ranicki, der am 18. September 2013 verstarb, stand im Mittelpunkt der ersten Lesung am 18. März. Thomas Anz, von 1998 bis 2013 Professor für Neuere deutsche Literatur an der Philipps-Universität Marburg, las und kommentierte Textauszüge aus der in zahlreiche Sprachen übersetzten Autobiografie Mein Leben sowie aus den Werken Über Ruhestörer, Lauter Verrisse, Lauter Lobreden und Wer schreibt, provoziert. Anz kannte nicht nur Reich-Ranicki persönlich, ihm gelang es während seiner Marburger Lehrtätigkeit darüber hinaus auch, an der hiesigen Universität die „Arbeitsstelle Marcel Reich-Ranicki für Literaturkritik in Deutschland“ einzurichten und dadurch wichtige Teile von dessen Bibliothek nach Marburg zu holen. Dadurch verband gleich die erste Lesung einen Arbeitsschwerpunkt des Herder-Instituts, die deutsch-polnischen (Kultur-)Beziehungen, mit unserem Institutsstandort Marburg auf faszinierende Weise. Denn Reich-Ranicki wurde am 2. Juni 1920 in Leslau (Włocławek, Polen) als Marceli Reich in eine jüdische, deutsch-polnische Familie geboren. 1929 schickten ihn seine Eltern zu wohlhabenden Verwandten nach Berlin, um ihm eine gute Schulausbildung zu ermöglichen. Im April 1938 legte er sein Abitur am FichteGymnasium ab, wurde aber bereits im Oktober desselben Jahres von den Nationalsozialisten als polnischer Jude nicht zum Studium zugelassen, sondern nach Polen ausgewiesen und 1940 ins Warschauer Ghetto umgesiedelt, in dessen Verwaltung er als Übersetzer bzw. Mitarbeiter des Ghetto-Untergrundarchivs tätig war. 1943 floh er mit seiner Frau vor der Deportation nach Treblinka und versteckte sich bei einer polnischen Familie im Untergrund, bis 1944 sowjetische Truppen Warschau eroberten. Bis 1950 arbeitete er bei der polnischen kommunistischen Geheimpolizei, dann begann seine Karriere als Literaturvermittler durch eine Anstellung beim Warschauer Verlag als Lektor für deutsche Literatur. Nach einer Reise in die Bundesrepublik 1958 kehrte Reich-Ranicki nicht mehr nach Polen zurück. Durch seine Mitarbeit in der Gruppe 47 und Eva-Maria Dickhaut bei ihrer Lesung den Feuilletons führender Tageszeitungen und besonders durch die Sendung Das Literarische Quartett wurde er zu einem der wichtigsten und einflussreichsten deutschen Literaturkritiker und prägte maßgeblich das literarische Leben in Deutschland. Die zweite Lesung fand am 8. April in Kooperation mit der Forschungsstelle für Personalschriften an der PhilippsUniversität Marburg statt und bezeugte wiederum die enge Verbindung vom Schlossberg hinunter in die Stadt. EvaMaria Dickhaut, Leiterin der Forschungsstelle, führte in Leben und Werk von Christian Freiherr von Wolff ein. Birthe zur Nieden las dazu passende Stellen aus einer anlässlich seines Todes in Halle 1754 erschienenen Trauer- und Gedenkschrift. Die Zuhörerschaft erfuhr faszinierende Details über Leben und Werk dieses großen Gelehrten und wurde nicht zuletzt durch Wortschatz und Sprachduktus der vorgetragenen Quelle zurück ins 18. Jahrhundert entführt. Wolff, Philosoph, Mathematiker und Universalgelehrter, wirkte fast zwanzig Jahre an der Marburger Philipps-Universität. Er wurde 1679 in Breslau als Sohn eines Gerbers geboren, studierte in Jena und trat schon 1706 eine Professur der Mathematik in Halle an. Von 1723 bis 1740 war Wolff in Marburg tätig, prägte hier die Lehre und gilt als der geistige Mittelpunkt der Philipps-Universität jener Zeit. Hier versammelte Wolff auch seine berühmtesten Schüler um sich, unter anderem Michail V. Lomonosov. Als gebürtiger Schlesier wurde Wolff dadurch zum herausragenden Marburger Vermittler deutschen Gelehrtenwissens an russische Nachwuchswissenschaftler. Er steht damit sinnbildlich für eine Transfer-Leistung, der sich auch das Herder-Institut seit seiner Gründung verpflichtet weiß. Mit unserer dritten Lesung gedachten wir am 20. Mai des Ersten Weltkriegs, dessen Beginn sich im Berichtsjahr zum 100. Mal jährte. Für Deutschland war es ein klassischer Zweifrontenkrieg, wobei es gerade im Osten, anders als im Stellungskrieg im Westen, zu vielfachen Frontverschiebungen kam. Betroffen waren durch die vierjährigen Kriegshandlungen und die folgenden Friedensverträge Regionen, die zum zentralen Sammlungsauftrag des Herder-Instituts gehören. In Lesungen aus ausgewählten gedruckten und archivalischen Materialien aus Dokumentesammlung und Bibliothek kamen Zeitzeugen zu Wort. Männer und Frauen, einfache Soldaten, Kriegsgefangene und Repräsentanten der politischen oder militärischen Führung, Schriftsteller und Pfarrer berichteten in Auszügen über „ihren“ Krieg in Ostpreußen, Galizien, im heutigen Polen, Russland und im Baltikum. Ein einschneidendes Ereignis der deutschen und ostmitteleuropäischen Zeitgeschichte rückte dadurch in persönlich-eindringlicher Weise ganz neu wieder ins Gedächtnis. Der Schwerpunkt lag bei Auswahl und Lesung durch Antje Coburger und Jan Lipinsky auf dem ersten Kriegsjahr. Parallel waren Dias zu den Kriegszerstörungen 1914 in Ostpreußen zu sehen. Diese Veranstaltung war zugleich die erste allein durch hauseigenes Personal konzipierte, vorbereitete und auch durchgeführte Lesung. Jahresbericht 2014 Herder-Institut 71 Andrejs Urdze, erster bevollmächtigter Vertreter des wieder freien Lettlands in der Bundesrepublik Deutschland, las und berichtete am traditionsreichen 17. Juni voller Herzblut und mit großem persönlichen Engagement während der vierten Lesung über die Entwicklungen im Baltikum, speziell in Lettland, in den letzten Jahrzehnten. So wurde es deutlich mehr als ein „Vortrag zu 25 Jahre Demokratie-Prozess“, wie die Marburger Presse getitelt hatte. Urdze schöpfte aus eigenen Erfahrungen und entführte die Zuhörerschaft in eine bisher in den Lesungen nur am Rande behandelte Region des zentralen Sammelund Forschungsauftrags des Herder-Instituts. Der Veranstaltung gelang es dadurch auf überzeugende Weise, dieses besonderen Jubiläums des Endes sowjetischer Hegemonie in Ostmitteleuropa zu gedenken. Denn vor 25 Jahren kam es in ganz Osteuropa zu einem rasanten gesellschaftlichen Wandel, zu einem Prozess der Demokratisierung, der Umgestaltung und Erneuerung. In diesem Prozess waren die drei baltischen Völker, die Esten, Letten und Litauer, mit die Ersten, die ihre Stimme erhoben und die durch ihre „singende Revolution“ zum Vorbild für andere wurden. Der sichtbarste Ausdruck des Strebens der baltischen Völker nach Selbstbestimmung und Unabhängigkeit war der „Baltische Weg“, die 600 km lange Menschenkette von Tallinn über Riga nach Vilnius, die im August 1989 im Gedenken an den Hitler-Stalin-Pakt von 2 Millionen Menschen gebildet wurde. Urdze berichtete unter Einbeziehung aktueller Bezüge zur Krise in der Ukraine über den schwierigen Prozess der Wiedergewinnung der Unabhängigkeit und über die anschließende soziale, ökonomische und politische Entwicklung der baltischen Staaten, die Alexander Bergengruen, der Sohn von Werner Bergengruen 72 Jahresbericht 2014 Herder-Institut einerseits als „Erfolgsstory“ gesehen werden kann, doch andererseits auch geprägt ist von sozialen Gegensätzen und nationalen Spannungen im Innern und schwierigen Beziehungen zum großen Nachbarn Russland. Werner Bergengruen (1892-1964) stand im Mittelpunkt der fünften Lesung im laufenden Jahr und stieß am 9. September bei derart vielen Personen auf Interesse, dass der Lesesaal mit über 60 Personen bis auf den letzten Platz besetzt war. Gebannt folgte das Publikum den sehr unterhaltsam vorgetragenen und immer wieder mit Zitaten aus Bergengruens Schriften angereicherten Erinnerungen von Alexander Bergengruen, dem Sohn des Schriftstellers. Werner Bergengruen selbst stammte aus Riga, besuchte das Gymnasium in Lübeck, studierte vor 1914 in Marburg, München und Berlin, nahm als preußischer Offizier am Ersten Weltkrieg teil und trat 1919 in die Baltische Landeswehr ein. Sein bekanntestes Werk ist der Roman Der Großtyrann und das Gericht (1935) – ein eindrucksvolles Zeugnis der Literatur der „Inneren Emigration“. 1937 wurde er aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. Weitere Hauptwerke sind: Der Tod von Reval (1939), Am Himmel wie auf Erden (1940, 1941 verboten), Dies irae (1945), Das Feuerzeichen (1949), Der letzte Rittmeister (1952). 1992 erschien posthum Schnaps mit Sakuska, eine Sammlung von Erzählungen, die das Baltikum um 1900 mit „seinen Sitten, Zuständen u. Menschentypen“ vorstellt. Bergengruen war damit neben Siegfried von Vegesack der bedeutendste deutschbaltische Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. In Marburg studierte er und heiratete 1919 Charlotte, Tochter des hiesigen Mathematikprofessors Kurt Hensel, dessen Wohnhaus als „Hensel-Villa“ zu den Gebäuden des Herder-Instituts gehört. Damit gelang es wie in den vergangenen Jahren auch mit dieser Lesung, ostmitteleuropäisches Sammlungs- und Forschungsgebiet des Herder-Instituts auf ideale und sehr konkrete Weise mit dem Sitzort, ja mit einem der Gebäude des Instituts zu verbinden. Unsere sechste und wiederum komplett durch eigenes Personal inspirierte und ausgerichtete Lesung fand am 28. Oktober im Rahmen der Aktionswoche „Netzwerk Bibliothek“ statt und rückte gleichsam das Arbeitsumfeld des Veranstaltungsortes in den Vordergrund. Unter dem Motto „Der Bücherwurm im Buch – Schriftsteller beschreiben Bibliotheken“ lasen Ina Alber, Antje Coburger und Jan Lipinsky Beispieltexte aus Ost- und Westeuropa, die das Publikum mitunter zum Schmunzeln, Staunen oder Nachdenken brachten. Die Auswahl der Titel vermittelte Vertrautes oder Geheimnisvolles, Humorvolles oder Kritisches. So erklangen Auszüge aus dem „Friedhof der vergessenen Bücher“ in Carlos Ruiz Zafóns Roman Der Schatten des Windes oder Beschreibungen des labyrinthischen Bibliotheksturms des Klosters in Umberto Ecos Der Name der Rose bzw. Ecos essayistisch-humorvolle Bemerkungen aus Die Bibliothek. Das 100. Kapitel zu General Stumms Besuch in der Wiener Staatsbibliothek aus Robert Musils Der Mann ohne Eigenschaften fehlte ebensowenig wie Auszüge aus Antal Szerbs In der Bibliothek. Auch Karl Dedecius „Traum von einer europäischen Bibliothek“, der mit einer Polnischen Bibliothek von einhundert Bänden in deutscher Sprache begann, erklang im Lesesaal. In den begleitenden Vitrinen lagen u.a. eindrucksvolle Fotos von herausragenden, teilweise wegen der Kriegszerstörungen leider nur noch historischen Bibliotheken und Lesesälen Ostmitteleuropas. Unsere siebte Lesung, die die Marburger Presse ausführlich ankündigte, rückte am 25. November eine Publikation der Reihe Studien zur Ostmitteleuropaforschung des Verlags Herder-Institut und damit zugleich mit Polen einen Interessenschwerpunkt des Instituts in den Vordergrund. Robert Spät las aus seiner Dissertation über Die ‚polnische Frage‘ in der öffentlichen Diskussion im Deutschen Reich, 1894-1918. Durch diese Kooperation mit Wissenschaftsforum/Verlag wurde ein weiteres Ziel der Lesungen, in institutsübergreifender Weise aktuelle Forschungs- und Sammlungsthemen in der Öffentlichkeit bekannt zu machen, auf überzeugende Weise erreicht. Der Erste Weltkrieg veränderte die gesellschaftliche Wahrnehmung des deutsch-polnischen Verhältnisses schlagartig: Hatte sich die Diskussion über die „polnische Frage“ in Deutschland in der Vorkriegszeit um die antipolnische Politik Preußens gedreht, eröffneten sich nun neue Perspektiven. In zahlreichen Zeitungs- und Zeitschriftenbeiträgen, Broschüren und Monografien diskutierten deutsche und polnische Journalisten, Publizisten, Politiker und angesehene Persönlichkeiten über eine deutsch-polnische Verständigung, die Wiedererrichtung eines polnischen Staates und ein antirussisches Bündnis. Besonders polnische Akteure engagierten sich in der Debatte und platzierten ihre Auffassungen über die Zukunft des geteilten Polens selbstbewusst in der deutschen Öffentlichkeit, wo sie auf große Resonanz stießen. Robert Späth gelang es, die Möglichkeit einer Verständigung zwischen Deutschen und Polen in der ersten Kriegshälfte eindringlich vor Augen zu führen. Schon in die Weihnachtszeit entführte schließlich am 16. Dezember eine wiederum komplett durch Institutspersonal konzipierte und bestrittene Lesung zum Gedenken an den großen ostpreußischen Schriftsteller Siegfried Lenz, der am 7. Oktober 2014 verstorben war. Lenz wurde 1926 in Lyck, der „Perle Masurens“, im damaligen Ostpreußen geboren. Er zählt zu den bedeutendsten Autoren der deutschsprachigen Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur. Der Sohn eines Zollbeamten verbrachte seine Kindheit und anfängliche Schulzeit in Lyck, nach dem frühen Tod seines Vaters lebte er dort bei seiner Großmutter. Im Anschluss an sein Notabitur 1943 wurde er zur Kriegsmarine eingezogen. Von 1946 bis 1950 studierte Lenz an der Universität Hamburg Philosophie, Anglistik und Literaturwissenschaft, brach das Studium jedoch vorzeitig ab und wurde Volontär sowie später Redakteur der Tageszeitung Die Welt. Dort lernte er auch seine Ehefrau Liselotte kennen, die später einige seiner Bücher illustrierte. Ab den 1950er Jahren lebte Lenz als freier Schriftsteller in Hamburg. Sein erster Roman Es waren Habichte in der Luft überzeugte Kritiker und Leser gleichermaßen. Den größten auch internationalen Erfolg feierte Siegfried Lenz 1968 mit dem später sogar verfilmten Roman Deutschstunde, aus dem auszugsweise vorgelesen wurde. Lenz’ Werke stehen in den Lehrplänen zahlreicher Schulen. Der Roman Heimatmuseum, der ebenfalls in Auszügen zu Gehör gebracht wurde, trägt starke autobiografische Züge und ist gleichsam eine Liebeserklärung an Masuren. Aktiv setzte Lenz sich für die Ostpolitik Willy Brandts ein und wurde zur Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrags 1970 nach Warschau eingeladen. 2011 verlieh ihm seine heute polnische Geburtsstadt Ełk die Ehrenbürgerwürde. Zusätzlich zu Auszügen aus den zwei großen Romanen lasen Elke Bauer, Antje Coburger, Agnes Laba und Jan Lipinsky auch aus Lenz autobiografischer Vorstellung sowie aus verschiedenen Kurzgeschichten und Novellen, als deren Meister Lenz gilt. So erklangen Abschnitte aus dem „Leseteufel. Die erste der masurischen Geschichten“ aus So zärtlich war Suleyken (1955), aus „Fast ein Triumph“ aus Das serbische Mädchen (1987) und abschließend als weihnachtlicher Ausklang aus Das Wunder von Striegeldorf (1957). 18. März „Wer schreibt, provoziert.“ Thomas Anz liest Textauszüge aus Mein Leben, Über Ruhestörer und weiteren Werken von Marcel Reich-Ranicki (Thomas Anz) 8. April „Er lehrte, Er las, Er dachte, Er schrieb.“ Lesung zum 260. Todestag von Christian Wolff (Eva-Maria Dickhaut, Birthe zur Nieden) 20. Mai „Der Erste Weltkrieg. Zeitzeugen berichten über die ‚Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts‘“ (Antje Coburger, Jan Lipinsky) 17. Juni „25 Jahre wiedergewonnene Freiheit in Osteuropa. Der baltische Weg – wohin hat er geführt?“ (Andrejs Urdze) 9. September „Werner Bergengruen zum 50. Todestag. Weit über den baltischen Raum hinaus. Leben und Werk“ (Alexander Bergengruen, Dorothee M. Goeze, Peter Wörster) 28. Oktober „Der Bücherwurm im Buch. Schriftsteller beschreiben Bibliotheken“ im Rahmen der Aktionswoche „Netzwerk Bibliothek“ (Ina Alber, Antje Coburger, Jan Lipinsky) 25. November „Annäherung – Verständigung – Bündnis: Deutsche und Polen im Ersten Weltkrieg“ (Robert Spät) Jahresbericht 2014 Herder-Institut 73 16. Dezember „Suleyken oder kleine Erkundungen der masurischen Seele. Gedenken an Siegfried Lenz 1926-2014“ (Elke Bauer, Antje Coburger, Agnes Laba, Jan Lipinsky) Für das Jahr 2015 sind bereits weitere Lesungen, u.a. zum 70. Jahrestag der Befreiung des Lagers in Auschwitz, zur Biografie des Historikers Gotthold Rhode, zur Neuausgabe der Reiterarmee, Geschichten über den polnisch-sowjetischen Krieg (1920) von Isaak Babel, zur Publikation Deutsch-Polnische Erinnerungsorte sowie zum Ersten Weltkrieg im Jahr 1915 geplant. 6.3 Herder-Kolloquium 19. Februar „Nationalism and the ,New‘ Far-right in Hungary“ Vassilis Petsinis (Lund) 19. März „More Than Just Daily News: Towards a Reappraisal of Yiddish Daily Press in Poland, 1905-1939“ Joanna Nalewajko-Kulikov (Warszawa) 7. Mai „Science and Politics in the 20th Century: Crises and Continuity in Times of Political Upheaval“, Justus-Liebig-Universität Gießen Mitchell Ash (Wien) 2. Juli „(Selbst-)Hilfe in Zeiten der Hilflosigkeit? Die ,Jüdische Soziale Selbsthilfe‘ und die „Jüdische Unterstützungsstelle“ im Generalgouvernement 1939-1944/45“ Annalena Schmidt (Marburg) 6. August „Polen und die deutsche Kunst- und Kulturpropaganda im Ersten Weltkrieg“ Paweł Zajas (Poznań) Öffentliche Vorträge 4. März Internationale und interdisziplinäre Frühjahrsakademie „Wissenstransfer und urbaner Raum. Formate, Modi und Akteure des Wissenstransfers in den Städten Ostmittel- und Osteuropas“, Herder-Institut, Marburg „Stadt- und Urbanitätsgeschichte in Ostmitteleuropa – ein Forschungsüberblick“ Heidi Hein-Kircher (Marburg) 4. März Internationale und interdisziplinäre Frühjahrsakademie „Wissenstransfer und urbaner Raum. Formate, Modi und Akteure des Wissenstransfers in den Städten Ostmittel- und Osteuropas“, Herder-Institut, Marburg „Urbanität als Forschungsproblem in der Geschichte des östlichen Europa“ Anna Veronika Wendland (Marburg) 6. März Internationale und interdisziplinäre Frühjahrsakademie „Wissenstransfer und urbaner Raum. Formate, Modi und Akteure des Wissenstransfers in den Städten Ostmittel- und Osteuropas“, Herder-Institut, Marburg „Urbanisierung und Wissensformate: Budapest 18801914“ Eszter B. Gantner (Marburg) 11. September Herder-Institut, Marburg „Der Schlagbaum. Von der Inszenierung zur globalen Ikone des 2. Weltkriegs“ Gerhard Paul (Flensburg) 30. Oktober Hans-Lemberg-Vorlesung in Kooperation mit der PhilippsUniversität Marburg und dem Collegium Carolinum, Landgrafensaal, Hessisches Staatsarchiv Marburg „‚Our Empire‘ – Neue Sichtweisen auf die Geschichte der Habsburgmonarchie“ Pieter M. Judson (Firenze) 15. Oktober „Die verlorene Heimat im Museum“ Magdalena Izabella Sacha (Gdańsk) 12. November „Zivilgesellschaftliches Engagement im postsozialistischen Polen – soziologische Perspektiven“ Ina Alber (Marburg) 3. Dezember „‚Pruzzenland‘. Das ehemalige Ostpreußen als Thema für Schülerinnen und Schüler in Deutschland, Polen, Russland und Litauen. Vorstellung einer Schulbuchanalyse und einer digitalen Quellen-Edition“, mit einer Einführung von Vadim Oswalt (Herder Chair, Gießen) Stephanie Zloch (Braunschweig) 74 Jahresbericht 2014 Herder-Institut Gerhard Paul 6.4 Lehre Ina Alber M.A. Fachhochschule Frankfurt a.M. „Modul 19.4 – Zielgruppensensible Kommunikation und Konfliktbearbeitung“ Seminar Wintersemester 2013/2014 Kinga Kuligowska M.A. Europa-Universität Viadrina, Frankfurt a.d. Oder „Germanistik als Forschungsfeld, Studiengang Interkulturelle Germanistik“ Seminar Wintersemester 2013/2014 Dr. Peter Wörster (Modul 6)“, Schwerpunkt Stadtforschung Bachelor-Seminar Sommersemester 2014 Dr. Heidi Hein-Kircher Philipps-Universität Marburg „Ostmitteleuropa vor dem Ersten Weltkrieg. Dynamiken nationaler, politischer und sozialer Bewegungen“ Übung Sommersemester 2014 Dr. Anna Veronika Wendland Justus-Liebig-Universität Gießen „Umweltgeschichte im östlichen Europa“ Hauptseminar Sommersemester 2014 (mit Dorothee M. Goeze M.A.) Dr. Norbert Kersken Philipps-Universität Marburg „Stammbücher als Quelle zur Kulturgeschichte der baltischen Region vom 17. bis zum frühen 19. Jahrhundert (Arbeit mit Archivmaterial)“ Übung Wintersemester 2013/2014 Justus-Liebig-Universität Gießen „Zwischen Polen und dem Reich. Die Slaven zwischen Elbe und Oder (9.-12. Jh.)“ Hauptseminar Sommersemester 2014 Prof. Dr. Peter Haslinger Ina Alber, M.A. (mit Dr. Elke Bauer und Dr. Daniela Kraus) Justus-Liebig-Universität Gießen „Weltkrieg edieren – Erster und Zweiter Weltkrieg in Text- und Bildeditionen“ Übung/Blockveranstaltung Wintersemester 2013/2014 Annalena Schmidt M.A. Justus-Liebig-Universität Gießen „Jiddisch is gor nischt asoj schwer! Jiddische Texte lesen und verstehen“ Proseminar Sommersemester 2014 Dr. Eszter B. Gantner Humboldt Universität zu Berlin – Institut für Europäische Ethnologie „Praxen und Praktiken urbaner Erinnerungskultur – Der Fall Berlin Fachhochschule Frankfurt a.M. „Modul 19.4 – Zielgruppensensible Kommunikation und Konfliktbearbeitung“ Seminar Sommersemester 2014 Georg-August-Universität Göttingen 9. Interdisziplinäre Methodenwoche der Göttinger Graduiertenschule Gesellschaftswissenschaften, „Basic Principles of Qualitative Social Research“ Seminar Sommersemester 2014 Dr. Eszter B. Gantner Humboldt Universität zu Berlin – Institut für Europäische Ethnologie „Urban Imagineering – Die Stadt und ihre Bilder (Modul 6)“, Schwerpunkt Stadtforschung Bachelor-Seminar Wintersemester 2014/2015 Elisa-Maria Hiemer M.A. Justus-Liebig Universität Gießen „Geschichtsbilder und Geschichtsverständnis in der neuesten polnischen und tschechischen Literatur“ Übung Wintersemester 2014/2015 Dr. Norbert Kersken Justus-Liebig-Universität Gießen „Polen und das Reich im Mittelalter“ Proseminar Wintersemester 2014/15 Dr. Piotr Kuroczyński Technische Universität Darmstadt „Aus der Polygonsuppe … Wie beschreibe ich meine 3D-Modelle, damit sie verstanden werden“ Lectures at the Department of Information and Communication Technology in Architecture Vorlesung Wintersemester 2014/2015 Annalena Schmidt M.A. (mit Monika Rox-Helmer) Justus-Liebig-Universität Gießen „Frühe Holocaust- und Lagerliteratur aus dem Projekt GeoBib als Quelle: Vorbereitung von Schullesungen zum Holocaust-Gedenktag“ Proseminar Wintersemester 2014/2015 Dr. Jan Surman Philosophische Fakultät der Leibniz-Universität Hannover „Qualitative Text- und Diskursanalyse“ Seminar Sommersemester 2014 Goethe-Universität Frankfurt a.M. „Zwischen Paris, Berlin und St. Petersburg: Wissenschaften in der Belle Époque“ Übung Wintersemester 2014/2015 Jahresbericht 2014 Herder-Institut 75 Dr. Anna Veronika Wendland Vortrag: „The Sociology of Knowledge Approach to Discourse Analysis“, Workshop „Discourse Analysis of Ancient Religious Texts“, Max Weber Center of Advanced Social and Cultural Studies, Erfurt, 8. August. Moderation mit Impuls (mit Maret Bening): Workshop „TEQ in außeruniversitären Forschungs- und Serviceeinrichtungen“, 2. TOTAL E-QUALITY-Netzwerktreffen, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 13. Februar. Vortrag mit Lesung: „,Thue ein Häferl Wein …‘ – Das Kochbuch der Eva König. Rezepte von Lessings Frau“, Volkshochschule Groß Gerau, Schloss Dornberg, 8. März. Dr. des. Ina Alber Vortrag: „Civil Society and Its Role in Reconciliation Processes in East Central Europe“, Internationale Sommerakademie „Societies in Transition. Former Soviet Union and East Central Europe between Conflict and Reconciliation“,Thüringer Sozialakademie, Jena, 25. August. Vortrag: „Erinnerungs- und Erzählmuster oppositioneller Kategorien in der polnischen Gesellschaft“, Dritte Tagung Deutsche Polenforschung „Wissen, Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im Dialog“, Gießen, 21. März. Vortrag: „Closing Lecture II“, Internationale Sommerakademie „Societies in Transition. Former Soviet Union and East Central Europe between Conflict and Reconciliation“, Thüringer Sozialakademie, Jena, 28. August. Begrüßung und Einführung: Workshop „Aktuelle Forschungen zu Nachkriegsgewalt 1918-1923“, Herder-Institut, Marburg, 26. März. Vortrag: „,Gläserne AkteurInnen‘ – zwischen Anonymisierung und intersubjektiver Nachvollziehbarkeit“, Tagung „Forschungsethik in der qualitativen und quantitativen Sozialforschung“, Ludwig-Maximilians-Universität München, 12. September. Justus-Liebig-Universität Gießen „Galizien 1915. Osteuropa und der Erste Weltkrieg“ Übung, als Blockveranstaltung Wintersemester 2014/2015 6.5 Publikationen, Vorträge, Präsentationen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Vortrag: „,Maybe you remember from history‘ – Biographical Narrations from Times of Polish communism“, Tagung „The People’s Republic of Poland and the German Democratic Republic in Everyday Experience. Biography – Memory – Interpretation“, Dom Spotkań z Historią, Warszawa, 27. März. mit Anna Veronika Wendland: „Begrüßung und Einführung in das Programm der Leibniz Graduate School“, Auftakt-Workshop der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut, Marburg, 2. April. Zusammenfassung: Auftakt-Workshop der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut, Marburg, 2. April. 76 Vortrag: „Narrating the ‚Transition to Democracy‘ – on the Interdependency of Discourses and Biographies“, Konferenz „Genealogies of MemoryCollective vs Collected Memories. 1989-1991 from an Oral History Perspective“, Warszawa, 7. November. Dr. Elke Bauer mit Bodo Plachta: G.E. Lessing. Emilia Galotti, Studienausgabe, Stuttgart 2014. Tagungsleitung (mit Maret Bening): 15. Tagung Chancengleichheit der Leibniz-Gemeinschaft, Bildungszentrum Erkner, 12.-14. März. Vortrag (mit Dietmar Popp): „Zbiory gdańskie Instytutu Herdera w Marburgu“, Vortragsreihe des Towarzystwo Dom Uphagena „Kultura dawnego Gdańska“, Uphagenhaus, Gdańsk, 30. Oktober. Antje Coburger M.A. Vortrag (mit Agnes Laba): „Der Erste Weltkrieg und seine Folgen in den Online-Angeboten des HerderInstituts für historische Ostmitteleuropaforschung“, „Themenraum Ostmitteleuropa“, 50. Deutscher Historikertag, Göttingen, 26. September. Vortrag (mit Christoph Schutte): „Präsentation eines Leibniz-Instituts: Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung, Marburg“, Jahrestagung der Personal- und Betriebsräte aus Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft, ver.di Bildungszentrum, Gladenbach, 29. September. Sarah Czerney M.A. Visual History – The Value of Historical Photographs as a Source in the Age of Digitization“, in: Agnieszka Seidel-Grzesińska, Ksenia Stanicka-Brzezicka (Hrsg.): Obraz i metoda, Wrocław 2014 (Cyfrowe spotkania z zabytkami 4), S. 81-89. Jahresbericht 2014 Herder-Institut „Migration als Normalzustand“, Rezension der Ausstellung „Das neue Deutschland. Von Migration und Vielfalt“ im Deutschen HygieneMuseum Dresden, http://www.zeitgeschichte-online.de/geschichtskultur/ migration-als-normalzustand Vortrag: „Zwischen Nation und Europa. Nationale Geschichtsmuseen als Medien transnationaler Historiografie“, Auftakt-Workshop der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut, Marburg, 2. April. Vortrag: „Inszenierung kultureller Identitäten und Diversitäten im Musée des civilisations de l’Europe et de la Méditerranée Marseille (MuCEM)“, Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde „Identitätsfabrik reloaded. Museen als Resonanzräume kultureller Vielfalt und pluraler Lebensstile“, Badisches Landesmuseum, Karlsruhe, 22.-24. Mai. Vortrag: „Musealized Memories – Filmic Witnesses as Media of Transnational Historiography in National Museums“, International NITMES-Conference (Network in Transnational Memory Studies) „Memory Transfers and Transformations“, Universität Konstanz, 25.-27. Juni. Vortrag: „Gendering Nationalmuseen. Gender als Kategorie zur Analyse nationaler Geschichtsmuseen“, 4. Landesweiter Tag der Genderforschung in Sachsen-Anhalt, Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg, 6. November. Themenmodul „Internetpräsenz des Städteatlas“ gemeinsam mit Wolfgang Kreft und Dariusz Gierczak: Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte/ Historyczno-topograficzny atlas miast śląskich/Historicko-topografický atlas slezských měst/HistoricalTopographical Atlas of Silesian Towns 2009-2014. (www.herderinstitut.de/staedteatlas-schlesien) Vortrag: „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte – Aktueller Entwicklungsstand und Ausblick“, Arbeitstreffen des AK Historische Kartographie, Institut für vergleichende Städtege-schichte, Münster, 30. Oktober. Präsentation (mit Wolfgang Kreft): „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte – Nowa Sól/ Neusalz“, Buchmesse, Leipzig, 16. März. Vortrag: „Hungarian Jewish Identities in contemporary Budapest“, internationale Konferenz „Old Rules & New Traditions“, University College London/Centre for Ecology and Evolution, 20. Februar. Begrüßung und Einführung (mit Heidi Hein-Kircher): Internationale und interdisziplinäre Frühjahrsakademie „Wissenstransfer und urbaner Raum. Formate, Modi und Akteure des Wissenstransfers in den Städten Ostmittel- und Osteuropas“, HerderInstitut, Marburg, 4. März. Dr. Eszter B. Gantner Anthropological Journal of European Cultures, 23 (2014), 2, hrsg. mit Jay Oppenheim. Jewish identities in contemporary Hungary, in: Bet Debora: Generationen/Generations, January 2014, http://www.bet-debora.net/de/ publikationen-2/bet-debora-journalgenerationen/ mit Jay Oppenheim: Jewish Space Reloaded: An Introduction, in: Anthropological Journal of European Cultures, 23 (2014), S. 1-10. Dipl.-Ing. Marc Friede Drei Karten: Territoriale Gliederung der Belarussischen Sowjetischen Sozialistischen Republik 1945/1955/1965, in: Rayk Einax (Hrsg.): Entstalinisierung auf Weißrussisch. Krisenbewältigung, sozioökonomische Dynamik und öffentliche Mobilisierung in der Belorussischen Sowjetrepublik 1953-1965, Historische BelarusStudien, Band 2, Wiesbaden 2014, S. 59, 130, 164. Vortrag: „Jüdisches Erbe als städtisches Erbe“, Workshop „Urban Heritage“, Georg-Simmel-Zentrum für Metropolenforschung, HumboldtUniversität zu Berlin, 24. Januar. Interpreting the Jewish Quarter, in: Anthropological Journal of European Cultures, 23 (2014), 2, S. 26-42. Tagungsbericht (mit Heidi Hein-Kircher): Wissenstransfer und urbaner Raum. Formate, Modi und Akteure des Wissenstransfers in den Städten Ostmittel- und Osteuropas, in: IMS 2/2014, Themenschwerpunkt: Stadt und Armut im langen 19. Jahrhundert, S. 147-152. Vortrag: „Vom Flash mob bis Guerilla Gardening: Urbane Interventionen“, Institutskolloquium Stadtforschung, Institut für Europäische Ethnologie/ Humboldt-Universität zu Berlin, 7. Januar. Vortrag: „Urbanisierung und Wissensformate: Budapest 1880-1914“, Internationale und interdisziplinäre Frühjahrsakademie „Wissenstransfer und urbaner Raum. Formate, Modi und Akteure des Wissenstransfers in den Städten Ostmittel- und Osteuropas“, Herder-Institut, Marburg, 6. März. Zusammenfassung (mit Heidi Hein-Kircher): Internationale und interdisziplinäre Frühjahrsakademie „Wissenstransfer und urbaner Raum. Formate, Modi und Akteure des Wissenstransfers in den Städten Ostmittel- und Osteuropas“, Herder-Institut, Marburg, 7. März. Vortrag: „Urbanisierung und Wissensformate – Budapest 1880-1914“, Auftakt-Workshop der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut, Marburg, 2. April. Vortrag: „Wissensformate und Urbanität: 1880-1914 Budapest“, Workshop „Knowledge and Diversity“ der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut, Marburg, 25. Juni. Jahresbericht 2014 Herder-Institut 77 Vortrag: „‚Who’s Heritage? Jewish Tangible Heritage as a Space of Conflict‘ – The Case of Budapest Jewish Quarter“, The Xth Congress of the EAJS, Paris, 20.-24. Juli. Vortrag:„Urbanization and Knowledge-distribution in the fin de siècle Budapest“, 9th Science and Technology in the European Periphery (STEP) Meeting, Lissabon, 1.-3. September. Dariusz Gierczak M.A. mit Robert Krzysztofik und Weronika Dragan: Genesis and Development of the Spatial Structures in Former Border Railway Centres Mysłowice – Szczakowa – Granica (Maczki), Poland, in: Environmental & Socio-economic Studies 2, H. 1 (2014), S. 35-44. Themenmodul „Internetpräsenz des Städteatlas“ mit Wolfgang Kreft und Marc Friede: Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte/Historycznotopograficzny atlas miast śląskich/Historicko-topografický atlas slezských měst/HistoricalTopographical Atlas of Silesian Towns 2009-2014. Rezension/Buchbesprechung „Die Zukunft der Kartographie. Neue und nicht so neue epistemologische Krisen“ (Hrsg. Marion Picker), in: Comparativ – Zeitschrift für Globalgeschichte und vergleichende Gesellschaftsforschung 24 (2014), 1, Leipzig. Impuls-Beitrag: „Stadt und Wandel abbilden – das Beispiel Görlitz/Zgorzelec, Stadt – Landschaft – Wandel“, Tagung des Bundes für Heimat und Umwelt und Civilscape „TownScapes Forum Berlin“, Berliner Stadtbibliothek/Landesbibliothek Berlin, 31. Mai. Dorothee M. Goeze M.A. Adel im Baltikum. Archivbestände und Forschungsmöglichkeiten in der Dokumentesammlung des HerderInstituts Marburg (DSHI), in: Christoph Franke (Hrsg.): Adelsarchive in der historischen Forschung, Marburg 2014, S. 11-21. Document Collection of the Herder Institute, in: Heinz Peter Brogiato, Klaus-Peter Kiedel (Hrsg.): Research, Travel, Exploration. The Lifeworlds of the Leibniz Association Archives, Halle 2014, S. 170. Records from Personal Registers, in: Heinz Peter Brogiato, Klaus-Peter Kiedel (Hrsg.): Research, Travel, Exploration. The Lifeworlds of the Leibniz Association Archives, Halle 2014, S. 174-175. The World of Nobility in the Baltic, in: Heinz Peter Brogiato, Klaus-Peter Kiedel (Hrsg.): Research, Travel, Exploration. The Lifeworlds of the Leibniz Association Archives, Halle 2014, S. 90-91. mit Manfred v. Boetticher, Peter Wörster): Aus den Archivalien im Herder-Institut [Gustav Graf von Lambsdorffs testamentarische Stiftung für Gutsarbeiter 1901], in: Nachrichtenblatt der Baltischen Ritterschaften, 56 (2014), 1 (Nr. 221), S. 6-7. Panel – Chair: „Sweden’s Early Influence in the Baltic“, The Yale Conference on Baltic and Scandinavian Studies, New Haven, 13. März. Vortrag: „Big Streams and Small Facts: What Archival Sources Can Tell about a Region: Unknown Facts about the Swedish Time in the Baltic“, The Yale Conference on Baltic and Scandinavian Studies, New Haven, 13. März. Vortrag: „Forschungsmöglichkeiten zur Geschichte der Ritterschaften“, 23. Tagung der baltischen ritterschaftlichen Familienverbände im Verband der baltischen Ritterschaf- 78 Jahresbericht 2014 Herder-Institut ten e. V., Schloss Höhnscheid, 23. März. Vortrag: „Die Dokumentesammlung des Herder-Instituts und die Übernahme von Familienarchiven”, Familientag von Hahn, Schloss Höhnscheid, 16. August. Vortrag: „Stadtgeschichte des Baltikums (im 19. Jahrhundert) im Spiegel archivischer Quellen in Deutschland“, 26. Baltisches Seminar: Städtisches Leben im Baltikum im 19. Jahrhundert“, Lüneburg, 7. November. Prof. Dr. Peter Haslinger Heimstätten der Nation. Ostmitteleuropäische Vereins- und Gesellschaftshäuser im transnationalen Vergleich, hrsg. mit Heidi Hein-Kircher und Rudolf Jaworski, 2., veränderte Aufl., Marburg 2014. Der spatial turn und die Geschichtsschreibung zu Ostmitteleuropa in Deutschland (Summary), in: Zeitschrift für OstmitteleuropaForschung, 63 (2014), S. 74-95. Wissensvermittlung im Zeitalter der Informationsgesellschaft – Archive und Sammlungen im digitalen Wandel, in: Jens Aspelmeier (Hrsg.): Veröffentlichungen der Archivschule Marburg Nr. 57, Transparenz für die Bürger? Perspektiven historischer Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit in Archiven, Beiträge zum 17. Archivwissenschaftlichen Kolloquium der Archivschule Marburg, 2014, S. 31-50. Austria-Hungary, in: Robert Gerwarth, Erez Manela (Hrsg.): Empires at War: 1911-1923, Oxford 2014, S. 73-90. Vortrag: „Contexts, Dynamics and Limits of Political Mobilization: Concluding Remarks“, Part two of the double-conference „Political Mobilization in East Central and Southeast Europe“, Institut für Ostund Südosteuropaforschung, Regensburg, 15. Februar. Einführung zum Festvortrag von Jurij Andruchowytsch: „Die Polen. Aus der Perspektive eines Angenäherten“, Dritte Tagung Deutsche Polenforschung „Wissen, Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im Dialog“, Gießen, 20. März. Leitung der Sektion „Der Erste Weltkrieg und Polen“, Dritte Tagung Deutsche Polenforschung „Wissen, Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im Dialog“, Gießen, 21. März. Kommentar zu den Vorträgen der Sektion „Der Erste Weltkrieg und Polen“, Dritte Tagung Deutsche Polenforschung „Wissen, Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im Dialog“, Gießen, 21. März. Vortrag: „Der Erste Weltkrieg im Jahr 2014 – vom vergessenen zum wiederentdeckten Krieg?“, „Die beiden Weltkriege in den deutsch-polnischen Wissenschaftsbeziehungen“, Kooperationstagung der Polnischen Akademie der Wissenschaften und der Leibniz-Gemeinschaft in der Reihe „Wissenschaftsdialog – grenzüberschreitend. Potenziale und Herausforderungen für die Geistes- und Sozialwissenschaften“, Warszawa, 3. September. Teilnahme an einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Panels: „Die deutsche Besatzung in Polen. Alltag – Lebenswelten – Erinnerung“, Polnischer Historiker Tag, Szczecin, 19. September. mit Tatjana Tönsmeyer: Leitung der Sektion: „Herrschaft und ihre Mittlerinstanzen. Lokale Administrationen und Akteure in den im Zweiten Weltkrieg von der Wehrmacht besetzten Gebieten“, 50. Deutscher Historikertag, Göttingen, 24. September. Teilnahme an der Podiumsdiskussion „Das Ende des Ersten Weltkriegs. Folgen für die kulturelle Vielfalt in Mittel- und Osteuropa“, Schlüterhof, Deutsches Historisches Museum, Berlin, 7. Oktober. Dr. Heidi Hein-Kircher Heimstätten der Nation. Ostmitteleuropäische Vereins- und Gesellschaftshäuser im transnationalen Vergleich, hrsg. mit Peter Haslinger und Rudolf Jaworski, 2., veränderte Aufl., Marburg 2014. ‚Akt von Gnesen‘: Ein Gipfeltreffen im Jahr 1000, in: Hans Henning Hahn, Robert Traba (Hrsg.): DeutschPolnische Erinnerungsorte, Band 2: Geteilt/Gemeinsam, Paderborn 2014, S. 81-92. Schulbuchbeitrag: Auszüge aus Kult Piłsudskiego i jego znaczenie dla państwa Polskiego, 1926-1939, Warszawa 2008, S. 123, 129-130, in: Exam preparation. Historia, Warszawa 2014, S. 138. Schulbuchbeitrag: Deutsche Mythen und ihre Wirkung, in: Abi-Box Geschichte für Niedersachen IV Abitur 2015, Hannover 2015, S. 30-31. Tagungsbericht: Infrastrukturen der Versorgung. Ein Workshop zur Geschichte kommunaler Wirtschaftspolitik im 19. und frühen 20. Jahrhundert, in: Informationen zur modernen Stadtgeschichte 1/2014, S. 141-144. Tagungsbericht (mit Eszter B. Gantner): Wissenstransfer und urbaner Raum. Formate, Modi und Akteure des Wissenstransfers in den Städten Ostmittel- und Osteuropas, in: IMS 2/2014, Themenschwerpunkt: Stadt und Armut im langen 19. Jahrhundert, S.147-152. Galizien als Forschungsfeld, in: Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 64 (2014), S. 561-569. Begrüßung und Einführung (mit Eszter B. Gantner): Internationale und interdisziplinäre Frühjahrsakademie „Wissenstransfer und urbaner Raum. Formate, Modi und Akteure des Wissenstransfers in den Städten Ostmittel- und Osteuropas“, Herder-Institut, Marburg, 4. März. Vortrag: „Stadt- und Urbanitätsgeschichte in Ostmitteleuropa – ein Forschungsüberblick“, Internationale und interdisziplinäre Frühjahrsakademie „Wissenstransfer und urbaner Raum. Formate, Modi und Akteure des Wissenstransfers in den Städten Ostmittel- und Osteuropas“, Herder-Institut, Marburg, 4. März. Zusammenfassung (mit Eszter B. Gantner): Internationale und interdisziplinäre Frühjahrsakademie „Wissenstransfer und urbaner Raum. Formate, Modi und Akteure des Wissenstransfers in den Städten Ostmittel- und Osteuropas“, Herder-Institut, Marburg, 7. März. Moderation: Workshop „Aktuelle Forschungen zu Nachkriegsgewalt 1918-1923“, Herder-Institut, Marburg, 26. März. Vortrag (mit Liliya Berezhnaya): Opening remarks, Tagung „Bulwarks in a ‚Religious Triangle‘. Borderland Myths in East European Multiconfessional Societies in the Age of Nationalism“, International Conference of the Herder-Institute and the Cluster of Excellence „Religion and Politics“ in cooperation with the Polish Academy of Sciences, Institute of History and the Canadian Institute of Ukrainian Studies, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Münster, 15. Mai. Moderation: „ Antemurale Topos: ‚Historical and Political Backgrounds‘ (European and Religious Applications)“, Tagung „Bulwarks in a ‚Religious Triangle‘. Borderland Myths in East European Multiconfessional Societies in the Age of Nationalism“, International Conference of the Herder-Institute and the Cluster of Excellence „Religion and Politics“ in cooperation with the Polish Academy of Sciences, Institute of History and the Canadian Institute of Ukrainian Studies, Westfälische WilhelmsUniversität Münster, Münster, 15. Mai. Jahresbericht 2014 Herder-Institut 79 Vortrag: „The Bulwark Mission: Polish Travel Guides on Galicia and Lviv at the End of the 19th – the First Decades of 20th Century“, Tagung „Bulwarks in a ‚Religious Triangle‘. Borderland Myths in East European Multiconfessional Societies in the Age of Nationalism“. International Conference of the Herder-Institute and the Cluster of Excellence „Religion and Politics“ in cooperation with the Polish Academy of Sciences, Institute of History and the Canadian Institute of Ukrainian Studies, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Münster, 15. Mai. Felix Heinert M.A. Vortrag: „‚Foucault‘ vor Ort? Oder: ‚Versicherheitlichung und Diskurse über Rechte von Minderheiten und Mehrheiten: Stanisławów, Pińsk (Zweite Polnische Republik) und Užhorod (Karpatoukraine), 19191938‘“, Jahrestagung des Sonderforschungsbereichs/Transregio 138 „Dynamiken der Sicherheit. Formen der Versicherheitlichung in historischer Perspektive“, Schloss Rauischholzhausen, 3. Oktober. Elisa-Maria Hiemer M.A. Outrageous Taboo Breaking or Ingenious Narrative Strategy? About Zyta Rudzka’s „Ślicznotka doktora Josefa“ and its perception in German and Polish reviews, in: Reinhard Ibler (Hrsg.): Der Holocaust in den mitteuropäischen Literaturen und Kulturen seit 1989, Stuttgart 2014, S. 317-329. Vortrag: „Jüdisches autobiographisches Schreiben als mitteleuropäisches Phänomen? Zum Wieder- und Neuaufbau jüdischer kultureller Topographien“, Tagung „Slavische Literaturen als Weltliteratur. Hybride Konstellationen“, Justus-Liebig Universität Gießen, 13. November. cepcí“, Masaryk Universität, Brno, 19. November. Vortrag: „Varianten autobiographischen Schreibens. Ein Systematisierungsversuch“, Masterclass „Neuere Ansätze der Erzählforschung“, JustusLiebig-Universität Gießen, 12. Dezember. Eligiusz Janus M.A. Vortrag: „Prosopographische Projekte online. Konzepte und Merkmale“, Drittes Germersheimer Symposion „Übersetzen und Literatur“, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft, Germersheim, 14.-16. November. Dr. Norbert Kersken Vortrag: „Politische Sieger und Verlierer in der hochmittelalterlichen Geschichtsschreibung des östlichen Mitteleuropa“, Sektion „‚Gewinner‘ in der Kritik, ‚Verlierer‘ ernten Lob. Jenseits der Panegyrik des ‚guten Herrschers‘ in der hochmittelalterlichen Chronistik“, 50. Deutscher Historikertag, Göttingen, 26. September. Vortrag: „Václav Hájek von Libočan, Kronyka Czeská“, Arbeitstagung „Geschichtsschreibung in den böhmischen Ländern“, Institut für Österreichische Geschichtsforschung, Wien, 16. Oktober. Vortrag: „Außenpolitik im späten Mittelalter. Entwicklungslinien und Probleme der Forschung“ Vortrag auf der internationalen Fachtagung des Herder-Instituts und des Lehrstuhls für Thüringische Landesgeschichte, Friedrich-Schiller-Universität Jena „Akteure mittelalterlicher Außenpolitik: Das Beispiel Ostmitteleuropas“, Marburg, 14. November. Jahresbericht 2014 Versuche einer (De-)Konstruktion regionaler Identität in der Zips zwischen 1945 und 1948, in: Burkhard Olschowsky, Robert Traba u.a. (Hrsg.): Regionen des östlichen Europas im 20. Jahrhundert: Band 2: Region, Staat, Europa. Regionale Identitäten unter den Bedingungen von Diktatur und Demokratie in Mittel- und Osteuropa, Oldenbourg 2014, S. 125-145. Vortrag: „Kontinuität oder Bruch? Eliten als Akteure bei der Konzeptualisierung von Nation und Staat in der Slowakei von 1938 bis 1948“, Auftakt-Workshop der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut, Marburg, 2. April. Dipl.-Ing. Wolfgang Kreft Themenmodul „Internetpräsenz des Städteatlas“ mit Dariusz Gierczak und Marc Friede: Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte/ Historycznotopograficzny atlas miast śląskich/Historicko-topografický atlas slezských měst/Historical-Topographical Atlas of Silesian Towns 2009-2014. Präsentation (mit Marc Friede): „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte – Nowa Sól/Neusalz“, Buchmesse, Leipzig, 16. März. Kinga Kuligowska M.A. Joanna Roster, Dirk Uffelmann (Hrsg.): Contemporary Polish Migrant Culture and Literature in Germany, Ireland, and the UK, Rezension in: Grenzen und Räume. Neue Forschungen und Forschungsimpulse, Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 1 (2014), S. 154156. Teilnahme und Referat: Studienreise nach Warschau, Teilnehmer des Forschungskolloquiums von Prof. Dr. Bożena Chołuj, Warschau, 9.-12. Februar. Vortrag: „Literackie przestrzenie w literaturze polsko-żydowskiej i niemiecko-żydowskiej. Regionalizacja a europeizacja“, Tagung „Střední Evropa včera a dnes: proměny kon- 80 Stanislava Kolková M.A. Herder-Institut Vortrag: „Erzwungene Migration polnischer Intellektueller nach dem März 1968 – Eine Reise in die Denkfreiheit?“, Auftakt-Workshop der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut, Marburg, 2. April. Vortrag (mit Oliver Hauck): „Cultural Heritage Markup Language – How to Record and Preserve 3D Assets of Digital Reconstruction“, 6th Conference of ‚Digital Encounters with Cultural Heritage‘ with the Topic ‚The Invisible Heritage‘, Łódź, 27. September. Dr. Piotr Kuroczyński Vortrag: „Digitale Rekonstruktionen in Virtuellen Forschungsumgebungen – Aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze“, Vortragsreihe zur Digitalen Kunstgeschichte am Institut für Kunstgeschichte der Ludwig-MaximiliansUniversität München, 16. Dezember. Z płaszczyzny obrazu w wirtualną przestrzeń komputerowej rekonstrukcji [prezentacja na CD], in: Agnieszka Seidel-Grzesińska, Ksenia StanickaBrzezicka (Hrsg.): Obraz i metoda, Wrocław 2014, S. 212-216. Digital Reconstruction and Virtual Research Environments – A Question of Documentation Standards, in: Proceedings of the AnnualConference of CIDOC 2014, Dresden. http://www. cidoc2014.de/images/sampledata/cidoc/papers/L-1_Kuroczynski_paper. pdf mit Oliver B. Hauck und Daniel Dworak: Digital Reconstruction of Cultural Heritage – Questions of Documentation and Visualisation standards for 3D content. www. academia.edu Panel-Chair: „Pecha Kucha – Virtuelle Rekonstruktion“ 1st Annual Conference of the Digital Humanities in German-speaking Region (Digital Humanities im deutschsprachigen Raum e.V.), Universität Passau, 25.-28. Februar Vortrag: „Virtual Reconstructions in Transnational Research Environments – the Web Portal ‚Palaces and Parks in Former East Prussia‘“, Lehrstuhl für Kunstgeschichte, Caspar-David-Friedrich-Institut an der Universität Greifswald, 7. April Vortrag: „Virtual Reconstructions in Transnational Research Environments – the Web Portal ‚Palaces and Parks in Former East Prussia‘“, Kolloquium Frühe Neuzeit, Justus-LiebigUniversität Gießen, 28. April. Vortrag: „Im ‚Mäntelchen wissenschaftlich beglaubigter Tatsächlichkeit‘ – Landkarten als Erinne-rungsort und Propagandamittel im deutsch-polnischen Konflikt der Zwischenkriegszeit“, Jahrestagung „Kartographiehistorisches Colloquium“, Katholische Universität Eichstätt, 9.-11. Oktober. Vortrag: „Institutionalizing Mental Maps – The Role of Geography School Textbooks in the Polish-German Territorial Conflict 1918-1939“, Jahrestagung des Association for Slavic, East European, & Eurasian Studies (ASEEES), San Antonio (USA), 20.-23. November. Agnes Laba M.A. Dr. Jan Lipinsky „Entgegen dem feierlich erklärten Mehrheitswillen“ – Das Volk als diskursive Ressource im deutschen Revisionsgedanken der Weimarer Republik, in: Peter Haslinger, Heidrun Kämper u.a. (Hrsg.): Demokratiegeschichte als Zäsurgeschichte. Das Beispiel der frühen Weimarer Republik, Berlin 2014, S. 123-152. „Das Kartenbild bleibt.“ Landkarten als Visualisierungsstrategien im OstDiskurs der Weimarer Republik, in: Franz X. Eder, Oliver Kühschelm u.a. (Hrsg.): Bilder in historischen Diskursen, Wiesbaden 2014, S. 221-240. Vorstellung eines Posters zum Projekt „Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert (DAPRO)“, Dritte Tagung Deutsche Polenforschung „Wissen, Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im Dialog“, Gießen, 20.22. März. Vortrag (mit Antje Coburger): „Der Erste Weltkrieg und seine Folgen in den Online-Angeboten des HerderInstituts für historische Ostmitteleuropaforschung“, „Themenraum Ostmitteleuropa“, 50. Deutscher Historikertag, Göttingen, 26. September. Vortrag: „Michail W. Lomonossow – russischer Universalgelehrter zwischen Moskau und Marburg“, Philipps-Universität, Marburg, 14. April. Vortrag: „Ostmitteleuropa in der Tagespresse – das Marburger Ausschnittarchiv künftig auch digital?“, 43. Wissenschaftliche Arbeits- und Fortbildungstagung der Arbeitsgemeinschaft der Bibliotheken und Dokumentationsstellen der Ost-, Ostmittel- und Südosteuropaforschung (ABDOS) e.V. „Weiterdenken – Institutionen der Informationsvermittlung vor neuen Herausforderungen“, Hannover, 6. Mai. Vortrag: „Vom Nutzen eines online zugänglichen Presseausschnittarchivs“, Workshop „Intelligente Inhaltserfassung von Zeitungsartikeln“, Staatsbibliothek Berlin, 26. Mai. Vortrag: „Die Zeitungsausschnittsammlung – digitaler Zugriff statt Blätter in zerfallendem Papier“, Tagung „103. Deutscher Bibliothekartag“, Bremen, 5. Juni. Vortrag: „Beruf Bibliothekar/in. Ausbildung, Aufgaben, Tätigkeitsbereiche“, Vorstellung auf der Berufsbörse 2014 der Elisabethschule Marburg, 4. Juli. Jahresbericht 2014 Herder-Institut 81 Tomasz Łopatka M.A. Forschungszentrums Gotha, 11. September. Projektvorstellung: „Möglichkeiten des elektronischen Publizierens im Rahmen des Fachrepositoriums zur Geschichte des östlichen Europa ‚OstDok‘“, Dritte Tagung Deutsche Polenforschung „Wissen, Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im Dialog“, Gießen, 21. März. Dr. Christian Lotz Die Landsmannschaft Schlesien in den erinnerungspolitischen Kontroversen zwischen Ost und West, in: Matthias Stickler (Hrsg.): „Jenseits von Aufrechnung und Verdrängung. Neue Forschungen zu Flucht, Vertreibung und Vertriebenenintegration“, Stuttgart 2014, S. 99-108. Vortrag: „Zwischen ‚reiner‘ Wissenschaft und ökologischem Alarmismus? Anläufe zur Institutionalisierung internationalen forstwissenschaftlichen Austauschs im Nordund Ostseeraum während des 19. Jahrhunderts“, Auftakt-Workshop der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut, Marburg, 2. April. Vortrag: „Nachhaltigkeit neuskalieren. Internationale forstwissenschaftliche Kongresse und der Streit um die Ressourcenversorgung der Zukunft im Nord- und Ostseeraum, 1870-1914“, Kolloquium, Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Köln, 26. Mai. Vortrag: „Nachhaltigkeit neuskalieren. Internationaler forstwissenschaftliche Kongresse und der Streit um die Ressourcenversorgung der Zukunft 1870-1914“, Kolloquium des Lehrstuhls für Sozial-, Wirtschafts- und Umweltgeschichte am Historischen Institut der Universität Freiburg, 30. Juli. Vortrag: „Nachhaltigkeit kartieren? Erkundung und Darstellung von Holz-Ressourcen im Nord- und Ostseeraum 1800-1914“, Kolloquium des 82 Tomaš Nenartovič M.A. Vortrag: „Territorialisierungsprojekte und Geopolitik in Nordosteuropa 1890-1939“, Auftakt-Workshop der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut, Marburg, 2. April. Vortrag: „Pacification by Freikorpos. The Riots in Upper Silesia, 1918/19“, International Workshop „Riots in Regions of Heavy Industry. Violence, Conflict and Protest in the 20th Century“, Universität Tübingen, 7. November. Dr. Dietmar Popp Ernst Stewner. Ein deutscher Fotograf in Polen/Niemiecki fotograf Polski. Ausstellungskatalog, (hrsg. mit Piotr Korduba), 1. Aufl., Marburg 2014. Sebastian Paul M.A. The Integration of Eastern Czechoslovakia (1918-1920) and the Minority Question“, in: Virág Rab (Hrsg.): XII. Országos Grastyán konferencia előadásai, Pécs 2014, S. 236-243. mit Piotr Korduba: Einführung/ Wprowadzenie, in: Piotr Korduba, Dietmar Popp (Hrsg.): Ernst Stewner. Ein deutscher Fotograf in Polen/Niemiecki fotograf Polski. Ausstellungskatalog, Marburg 2014, S. 10-15. Die Rezeption des Švejk in der Ersten Tschechoslowakischen Republik. Eine Neubewertung und systematische Einordnung, in: Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung, 63 (2014), S. 249-278. mit Piotr Korduba: Ernst Stewner 1907-1996, in: Piotr Korduba, Dietmar Popp (Hrsg.): Ernst Stewner. Ein deutscher Fotograf in Polen/Niemiecki fotograf Polski. Ausstellungskatalog, Marburg 2014, S. 16-19. Wojciech Pieniazek M.A. Der fotografische Nachlass von Ernst Stewner im Bildarchiv des HerderInstituts/Spuścizna fotograficzna Ernsta Stewnera w archiwum ikonograficznym Instytutu Herdera, in: Piotr Korduba, Dietmar Popp (Hrsg.): Ernst Stewner. Ein deutscher Fotograf in Polen/Niemiecki fotograf Polski. Ausstellungskatalog, Marburg 2014, S. 119-122. Vortrag: „Urbane Gewalt in Oberschlesien: Kriminelle Gruppen während der Abstimmungszeit (19181921)“, Dritte Tagung Deutsche Polenforschung „Wissen, Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im Dialog“, Gießen, 21. März. Vortrag: „Bewaffnete Gruppen im oberschlesischen Grenzgebiet 1918/19: Binnenstruktur und Motivation“, Workshop „Aktuelle Forschungen zu Nachkriegsgewalt 19181923“, Herder-Institut, Marburg, 26. März. Vortrag: „Die Frage der Generationen in der polnischen und deutschen Nationalbewegung in Schlesien“, Workshop „Die Generationenforschung. Perspektiven und Grenzen der Methode für die historische Forschung der Geschichte des langen 20. Jahrhunderts, Universität Salzburg, 4. April. Jahresbericht 2014 Herder-Institut Eröffnungsrede zur Ausstellung „Im Objektiv des Feindes – Die deutschen Bildberichterstatter im besetzten Warschau 1939-1945“, Rathaus Sylt/ OT Westerland, 31. Juli. Kurzvortrag: „Andrzej Tomaszewski und das Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen”, Symposion „Gedenkveranstaltung für Prof. Dr. Andrzej Tomaszewski“, Polnisches Institut Berlin, 24. September. Präsentation: „Das Ausstellungsund Katalogprojekt ‚Ernst Stewner. Ein deutscher Fotograf in Polen/ Niemiecki fotograf Polski‘“, 22. Ta- gung des Arbeitskreises deutscher und polnischer Kunsthistoriker und Denkmalpfleger „Die Künste in Zeiten politischer Zäsuren und gesellschaftlicher Transformation. Agens, Arena, Projektionsraum“, Humboldt-Universität Berlin und Technische Universität Berlin, 24.-27. September. Eröffnung und Sektionsleitung beim Homburger Gespräch 2014 der Böckler-Mare-Balticum-Stiftung: „Vorbild – Topos – Mythos: Skandinavien in den Kulturen des Baltikums im 20. und 21. Jahrhundert“, Werner Reimers Stiftung, Bad Homburg v.d. Höhe, 16.-17. Oktober. Vortrag (mit Elke Bauer): „Zbiory gdańskie Instytutu Herdera w Marburgu“, Vortragsreihe des Towarzystwo Dom Uphagena „Kultura dawnego Gdańska“, Uphagenhaus, Gdańsk, 30. Oktober. Einführung in die Ausstellung „Ernst Stewner. Ein deutscher Fotograf in Polen/Niemiecki fotograf Polski“, Ausstellungseröffnung, Centrum Kultury „Zamek“, Poznań, 7. November. Annalena Schmidt M.A. Vortrag: „(Selbst-)Hilfe in Zeiten der Hilflosigkeit? Die ‚Jüdische Soziale Selbsthilfe‘ und die ‚Jüdische Unterstützungsstelle‘ im Generalgouvernement 1939-1945“, Dritte Tagung Deutsche Polenforschung „Wissen, Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im Dialog“, Gießen, 21. März. Vorstellung eines Posters zum Projekt „GeoBib: Frühe deutsch- bzw. polnischsprachige Holocaust- und Lagerliteratur (1933-1949). Annotierte und georeferenzierte Online-Bibliographie zur Erfor-schung von Erinnerungsnarrativen“, Dritte Tagung Deutsche Polenforschung „Wissen, Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im Dialog“, Gießen, 22. März. Vorstellung eines Posters zum Projekt „GeoBib: Frühe deutsch- bzw. polnischsprachige Holocaust- und Lager- literatur (1933-1949). Annotierte und georeferenzierte Online-Bibliographie zur Erforschung von Erinnerungsnarrativen“, erste Jahrestagung des Lehrstuhls Digital Humanities an der Universität Passau in Zusammenarbeit mit dem Verband „Brückenschlag oder ,feindliche Übernahme‘? Chancen und Risiken der Begegnung zwischen Geisteswissenschaften und Informatik“, Passau, 25.-28. März. Vortrag: „The ‚Aid Agency for Destitute Jews in Poland‘, Zurich, and the ‚Jewish Social Self-help‘/‚Jewish Aid Agency‘ in the Generalgouvernement 1939-1944/45“, Yad Vashem International Conference, Jerusalem, 15.-18. Dezember. Dr. Christoph Schutte Richard Hamann in Posen 1911-13, in: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft 40 (2013), S. 7-26. Vortrag (mit Antje Coburger): „Präsentation eines Leibniz-Instituts: Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung, Marburg“, Jahrestagung der Personalund Betriebsräte aus Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft, ver. di Bildungszentrum, Gladenbach, 29. September. Dr. Ksenia Stanicka-Brzezicka Obraz i metoda, hrsg. mit Agnieszka Seidel-Grzesińska, Wrocław 2014. mit Joanna Lubos-Kozieł und Agnieszka Seidel-Grzesińska: Dzieło sztuki a jego obraz. Aktualne problemy terminologiczne, in: Obraz i metoda, hrsg. mit Agnieszka SeidelGrzesińska, Wrocław 2014, S. 35-45. mit Sławomir Brzezicki: Dokumenty ikonograficzne w bazach danych – problemy merytoryczne, techniczne i prawne na przykładzie bazy danych Instytutu Herdera w Marburgu, in: Obraz i metoda, hrsg. mit Agnieszka Seidel-Grzesińska, Wrocław 2014, S. 142-150. mit Agnieszka Seidel-Grzesińska: Wielojęzyczne słowniki hierarchiczne w dokumentacji muzealnej w Polsce, in: Muzealnictwo 55 (2014), S. 169-179. Indexiert in: Index Copernicus Journals Master List, BazHum, Google Scholar, CEJSH (The Central European Journal of Social Sciences and Humanities), Urlich’s Periodicals. Auch online: http://muzealnictworocznik. com/abstracted.php?level=4&id_ issue=873565&dz=s6 Dr. Jan Surman Objektivität, Bestandsaufnahme, Territorium: Galizische Quelleneditionen und ihre Verortung zwischen wissenschaftlichen und ideologischen Ansprüchen, in: Christine Ottner, Klaus Ries (Hrsg.): Die Institutionalisierung der Geschichtsforschung: Universitäten und Wissenschaftsakademien in Deutschland und Österreich (1850-1900), Stuttgart 2014, S. 98-222. Divided Space – Divided Science? Closing and Transcending Scientific Boundaries in Central Europe, in: W. Boyd Rayward (Hrsg.): Transcending Boundaries in Europe in the Period of the Belle Epoque: Organizing Knowledge, Mobilizing Networks, and Effecting Social Change, Burlington-Surrey 2014, S. 69-84. Projektvorstellung: „Wissenschaft in Übersetzung. Wissenschaftssprachen in Zentraleuropa im langen 19ten Jahrhundert“, Auftakt-Workshop der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut, Marburg, 2. April. Vortrag: „Managing Language for Science in Imperial Contexts: The Case of Polish Purism around 1900“, Tagung „Ideology in Grammar“, Universität Salzburg, 11.-12. April. Jahresbericht 2014 Herder-Institut 83 Vortrag (mit Franz Leander Fillafer): „Linguistic Classifications and Hapsburg Cultural Policy in the Second Half of the Nineteenth Century“, Tagung „National Races: Anthropology, Classification and Politics in the Nineteenth and Twentieth Centuries“, University College Cork, 28.-29. Juli. Vortrag: „Hegel bei den Slawen: polnische nationale Philosophie als Übersetzung des deutschen Idealismus“, IFK Akademie „Übersetzung als Kulturtechnik“, Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften Wien, Maria Taferl, 26. August. Vortrag: „Purism and Internationalism in Late 19th Century Polish Scientific Language: Search For ‚Own‘ Science?“, Konferenz „9th Science and Technology in the European Periphery (STEP) Meeting“, Lissabon, 2. September. Vortrag: „Uses and Abuses of ‚Postcolonial Theory‘ in East Central Europe“, Kongress „Fourth European Congress on World and Global History (ENIUGH)“, Paris, 5. September. Vortrag: „Internationalisation Against the State? The Polish Scientific Community in the Belle Époque“, 97. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik e.V. (DGGMNT) „International Cooperation and Competition in Shifting Political Contexts: Knowledge Production in Central Eastern Europe in the 19th and 20th Century“, München, 13. September. Vortrag: „Paris-Wien-St. Petersburg oder Alger-Brno-Charkiv? Wissensund Wissenschaftstransfers zwischen ‚composite states‘“, Konferenz „Les investissements scientifiques, technologiques et financiers des nations européennes en Russie (1871-1914) et les préliminaires de la Première Guerre mondiale/Die wissenschaftlichen, technologischen und finanziellen Investitionen der europä- 84 ischen Staaten in Russland und die Vorzeichen des Ersten Weltkriegs“, Institut français d’Autriche, Wien, 26. September. Vortrag: „Culture Beyond Language? Late Habsburg Monarchy As an (Imperial) Culture of Knowledge“, Jahrestagung „Transgressing Difference. New Approaches to the Cultures of Knowledge“, Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien, 9. Oktober. Mathias Voigtmann M.A. Vortrag: „Die Freikorps als Schule der Gewalt – Die Baltikumer als spezielle Gewaltgemeinschaft unter besonderer Berücksichtigung der Biographie Ernst von Salomons“, Workshop „Aktuelle Forschungen zu Nachkriegsgewalt 1918-1923“, HerderInstitut, Marburg, 26. März. Dr. Anna Veronika Wendland Ostmitteleuropäische Städte als Arenen der Verhandlung nationaler, imperialer und lokaler Projekte, in: Steffi Marung, Katja Naumann (Hrsg.): Vergessene Vielfalt. Territorialisierung und Internationalisierung in Ostmitteleuropa seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, Bielefeld 2014, S. 106-131. Wissensformen der Kerntechnik im transnationalen Vergleich, in: Ferrum 86 (2014), S. 57-65. Offener Brief an Prof. Jörg Baberowski, HU Berlin, zu seinem Artikel „Zwischen den Imperien“, in: Die Zeit vom 13.03.2014, S. 52: euromaidanberlin.wordpress. com/2014/03/25/ein-offener-briefvon-der-historikerin-anna-veronikawendland/ (25.03.2014). Für ein neues Land, in: Der Freitag vom 10.04.2014. Dr. Jürgen Warmbunn Vortrag: „Was ist Bibliometrie und was haben Bibliotheken damit zu tun?“, Workshop „Publikationskulturen im Wandel in den Osteuropa- und Geschichtswissenschaften II: Bibliometrie und Rankings in der redaktionellen und bibliothekarischen Praxis“, Institut für Ost- und Südosteuropaforschung, Regensburg, 7. Februar. Vortrag: „Crimes on the Other Side. The Depiction of the Baltic Countries in the Crime Fiction of Henning Mankell“, The Yale Conference on Baltic and Scandinavian Studies, New Haven, 14. März. Tagungsleitung: 43. Wissenschaftliche Arbeits- und Fortbildungstagung der Arbeitsgemeinschaft der Bibliotheken und Dokumentationsstellen der Ost-, Ostmittel- und Südosteuropaforschung (ABDOS) e.V. „Weiterdenken – Institutionen der Informationsvermittlung vor neuen Herausforderungen“, Hannover, 5.-7. Mai. Jahresbericht 2014 Herder-Institut Webversion, 11.04.2014: http://www. freitag.de/autoren/der-freitag/fuerein-neues-land Annahme verweigert. Warum der Aufruf „Wieder Krieg in Europa? Nicht mit uns!“ nicht nur an die Falschen adressiert ist, sondern auch falsch ist, euromaidanpress. com/2014/12/09/annahme-verweigert-replik-von-anna-veronikawendland/ Wie mache ich einen ukrainischen Atomunfall? Teil 1, maidantranslations.com/2014/12/03/wie-mache-icheinen-ukrainischen-atomunfall/ (2014) Wie mache ich einen ukrainischen Atomunfall? Teil 2. Fakten, Fakten, Fakten, maidan-translations. com/2014/12/05/wie-mache-icheinen-ukrainischen-atomunfall-teil2-fakten-fakten-fakten/ Lingua Russiae Imperii, euromaidanpress.com/2014/12/09/lingua-russiae-imperii-anna-veronika-wendland/ Atomwirtschaft und Reaktorsicherheit in der Bundesrepublik. Sammelrezension zu: Laufs, Paul: Reaktorsicherheit für Leistungskernkraftwerke. Die Entwicklung im politischen und technischen Umfeld der Bundesrepublik Deutschland, Berlin 2013/Radkau, Joachim; Hahn, Lothar: Aufstieg und Fall der deutschen Atomwirtschaft, München 2013, in: H-Soz-Kult, 03.11.2014, http://www. hsozkult.de/publicationreview/id/ rezbuecher-22268 Vortrag: „Atomogrady. Kernenergie und städtische Lebenswelten im östlichen Europa“, Universität Bremen, 17. Januar. Teilnahme an der Podiumsdiskussion zum Thema „Vielfältige Ukraine: Pro-Russisch, Pro-Europäisch, Pur-Ukrainisch? Zu den öffentlichen Diskussionen in den Medien und den aktuellen Konflikten in der ukrainischen Gesellschaft“, Gießener Zentrum Östliches Europa (GiZo), Justus-Liebig-Universität, Gießen, 30. Januar. Vortrag: „Urbanität als Forschungsproblem in der Geschichte des östlichen Europa“, Internationale und interdisziplinäre Frühjahrsakademie „Wissenstransfer und urbaner Raum. Formate, Modi und Akteure des Wissenstransfers in den Städten Ostmittel- und Osteuropas“, HerderInstitut, Marburg, 4. März. Teilnahme an der Podiumsdiskussion „Ukraine quo vadis? Die KrimKrise und die deutsch-polnische Kooperation“, Justus-Liebig-Universität, Gießen, 20. März. Kommentar: zu den Vorträgen der Sektion „Wissenschaft als Übersetzung“, Dritte Tagung Deutsche Polenforschung „Wissen, Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im Dialog“, Gießen, 21. März. Moderation: Workshop „Aktuelle Forschungen zu Nachkriegsgewalt 1918-1923“, Herder-Institut, Marburg, 26. März. Begrüßung und Einführung (mit Ina Alber): Auftakt-Workshop der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“, Herder-Institut, Marburg, 2. April. Vortrag: „Zwischen Nationalstaat und Staatsnation: Was ist wirklich los in der Ukraine?“, Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Erfurt, 4. Juli. Vortrag: „Living with the Atom in the Ukraine: Nuclear Technology, Urban Culture, and Social Identity Seen from the Inside“, Conference „Secret Cities and Nuclear Cities: Two Scholars Discuss their Research on the Unknown Cityscapes of the Former Soviet Union“, University of Mary Washington, Washington DC, 10. April. Präsentation mit Kick-off-Vortrag für Konzeptgruppe 2: Versicherheitlichung und Zukunftsverständnis, Jahrestagung des Sonderforschungsbereichs/Transregio 138 „Dynamiken der Sicherheit. Formen der Versicherheitlichung in historischer Perspektive“, Schloss Rauischholzhausen, 4. Oktober. Vortrag: „Atomogrady. Nuclear Cities between Utopia and Disaster in Eastern Europe 1965-2011“, Conference „Visions and Foundations in the History of Socialist Cities’ Planning and Construction“, Mortara Center for International Studies at Georgetown University in Washington DC, 11. April. Einführungsvortrag: „Polesien – unberührte Wildnis oder atomare Verseuchung? Eine Landschaft zwischen Belarus und Ukraine“, Vernissage „Polesien – Fotografien von Oksana Guizot“, Cafè International, JustusLiebig-Universität, Gießen, 22. April. Vortrag: „Nationsbildung und transethnische Staatsidee – Revolutionäre Ukraine 2014“, Ringvorlesung „Ukraine und Russland – Konfliktsplitter“, Justus-Liebig-Universität, Gießen, 7. Mai. Vortrag: „The City as Urban Battlefield. Lviv-Lwów-Lvov in Ukrainian, Polish and Russian Patriotic Cultures“, Tagung „Patriotic Cultures in WWI“, St. Petersburg, 12. Juni. Teilnahme an der Podiumsdiskussion: „Zerreißprobe in der Ukraine“, in der Reihe „Böll International“, Heinrich-Böll-Stiftung Hessen, Frankfurt am Main, 13. Oktober. Vortrag (mit Claudia Kraft): „(Post)Colonialism – (Post)Imperialism: Innereuropean Hegemonies and Entanglements“, International Conference „Colonialism and Decolonisation in National History Cultures and Memory Politics in European Perspective“, Siegen, 17. Oktober. Vortrag: „Der Ukraine Konflikt im Fadenkreuz divergierenden innen- und außenpolitischen Interesses“, Tagesseminar „Russland und der Westen – der Fall Ukraine“, Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Akademie Rosenhof e.V., Weimar, 28. Oktober. Vortrag: „Historisch arbeiten im Kontrollbereich. Feldzugänge zur Geschichte osteuropäischer Atomstädte (1965-2011), Tagung „Gegenwartskultur als methodologische Herausforderung der Kulturwissenschaft(en)“, PhilippsUniversität Marburg, 13. November. Vortrag: „Die Ukraine-Krise: Worum es geht, was unser Handeln leitet, und wie wir handeln sollten“, Studientag Osteuropa der Evangelischen Landeskirchen Hessen-Nassau/ Kurhessen-Waldeck, Hanau, 28. Juni. Vortrag: „Innenansichten sowjetischer Atomstädte“, Otto-FriedrichUniversität Bamberg, 1. Juli. Jahresbericht 2014 Herder-Institut 85 Dr. Peter Wörster Die Pacta Subiectionis als Gründungsurkunde des Herzogtums Kurland [lettische Zusammenfassung], in: Latvijas Zinātņu Akadēmijas Vēstis, A Daļa: Sociālās un Humanitārās Zinātnes, Section A: Humanities and Social Sciences, European paradigms in Latvian and Livonian History, architecture and art 67 (2013) [2014], 3-5, S. 108-118. Leonid Arbusow d.J. Sein Nachlaß und seine wissenschaftlichen Sammlungen, in: Ilgvars Misāns, Klaus Neitmann (Hrsg.): Leonid Arbusow (1882-1951) und die Erforschung des mittelalterlichen Livland, Köln u.a. 2014, S. 151-161. 86 November 1561 in Baltic History, in: Heinz Peter Brogiato, Klaus-Peter Kiedel (Hrsg.): Research, Travel, Exploration. The Lifeworlds of the Leibniz Association Archives, Halle 2014, S. 88-89. (mit Manfred von Boetticher und Dorothee M. Goeze): Aus den Archivalien im Herder-Institut [Gustav Graf von Lambsdorffs testamentarische Stiftung für Gutsarbeiter 1901], in: Nachrichtenblatt der Baltischen Ritterschaften 56 (2014), 1 (Nr. 221), S. 6-7. Vortrag: „Kant – Denkmäler des Philosophen“, Ringvorlesung im Studium Generale „Leitfiguren der europäischen Kultur – 100 Jahre Bonatzbauskulpturen“, Universität Tübingen, 21. Januar. Jahresbericht 2014 Herder-Institut Vortrag: „Sweden in the Baltic: An Almost Forgotten Chapter of Cultural Relations“, The Yale Conference on Baltic and Scandinavian Studies, New Haven, 13. März. Grußwort: „Das Herder-Institut in Marburg und die Vereinigten Kurländischen Stiftungen“, Jubiläumsveranstaltung „Kurlandtag und 100jähriges Jubiläum der Kurländischen Stiftungen“, Dresden, 21. Juni. Vortrag: „Stadtgeschichte und Schulgeschichte: Riga und das Kaiserliche Lyceum“, 26. Baltisches Seminar „Städtisches Leben im Baltikum im 19. Jahrhundert“, Lüneburg, 8. November. Kooperation und Internationalität Institutsorgane und Institutsleitung Management 7 Kooperation und Internationalität Als eine der wichtigsten wissenschaftlichen Forschungsund Infrastruktureinrichtungen für die historische Ostmitteleuropaforschung unterhält das Herder-Institut ein dichtes Netz von Kooperationsbeziehungen zu Institutionen und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im In- und Ausland. Im Rahmen seiner Sammlungen pflegt es eine große Anzahl von Tauschbeziehungen mit Bibliotheken und Wissenschaftseinrichtungen in aller Welt. Eine enge Anbindung einzelner Institutionen der Ostmitteleuropaforschung erfolgt über die Mitgliedschaft im Trägerverein des Herder-Instituts oder über Rahmenabkommen, spezifische Kooperationsvereinbarungen oder durch den Wissenschaftlichen Beirat. Auf regionaler Ebene stand 2014 wiederum die Zusammenarbeit mit der Justus-Liebig-Universität Gießen im Vordergrund der universitären Kooperationsbeziehungen des Herder-Instituts. Ein Ausbau der Bibliothekszusammenarbeit war auch 2014 wieder Beleg für die enge Kooperation im Bereich der hessischen Forschungsinfrastruktur. Die Kooperation mit den ausländischen Partnern umfasste gemeinsam organisierte Tagungen, sowie die gemeinsame Vorbereitung und Durchführung von Ausstellungen. Daneben gab es vielfältige Kooperationen mit verschiedenen Museumspartnern und Ausstellungshäusern und der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Besondere Erwähnung verdient die Fortführung der engen Kooperation der institutseigenen Sammlungen mit den Universitäten Wrocław und Kraków in den Projekten zum Historisch-topographischen Atlas Kooperationen mit Hochschulen im In- und Ausland (nach Orten) Abylay-Khan Universität für Internationale Beziehungen und Weltsprachen Almaty • Kooperation im DAAD-Netzwerk „Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen im östlichen Europa“ Nationale und KapodistriasUniversität Athen • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Universität Belgrad • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ 88 schlesischer Städte und zum Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler Polens. Als hervorragende Partner aus dem Baltikum sind das Stadtarchiv Tallinn sowie das Historische Staatsarchiv in Rīga zu nennen. Das Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung hat zudem die Kooperation mit historischen Lehrstühlen in der Region durch die Ernennung von Prof. Dr. Vadim Oswalt von der Justus-Liebig-Universität Gießen zum Herder Chair weiter verstärkt. Als ausgewisener Experte ist Prof. Dr. Oswalt neben Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg, ebenfalls JustusLiebig-Universität Gießen, Prof. Dr. Claudia Kraft von der Universität Siegen und Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer von der Bergischen Universität Wuppertal und dem KWI Essen der vierte Herder Chair. Die angestrebte Intensivierung der bestehenden Zusammenarbeit bezieht sich auf Tagungen und andere Veranstaltungen sowie die gemeinsame Beantragung und Durchführung von Forschungs- und Infrastrukturprojekten. Die Ausprägung eines regionalen Schwerpunktes ist hierbei durchaus angedacht. Der Herder Chair wird auf jeweils drei Jahre verliehen und kann danach bei gegenseitigem Interesse immer wieder verlängert werden. Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer leitet zusammen mit Prof. Dr. Peter Haslinger das Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation“. Prof. Dr. Claudia Kraft hat gemeinsam mit Anna Veronika Wendland einen Projektantrag im SAWVerfahren initiiert. Freie Universität Berlin • Mitglied im Think tank der Cross Sectional Group V „Space and Collective Identities“ im Exzellenzcluster „Topoi“ (Prof. Dr. Peter Haslinger) Institut für Kunst- und Bildgeschichte, Humboldt-Universität zu Berlin • Sommerschule „Kunstgeschichte im Kalten Krieg. Methoden, Erkenntnisinteressen, Werteordnungen“ Haupteingang Universität Warszawa Jahresbericht 2014 Herder-Institut Ecole Normale Supérieure de Cachan • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Universität Babeş-Bolyai ClujNapoca • Kooperation im DAAD-Netzwerk „Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen im östlichen Europa“ University of Alberta, Canadian Institute of Ukrainian Studies, Edmonton • Kooperationstagung „Bollwerke in einem ,religiösen Dreieck‘. Grenzregionen-Mythen in osteuropäischen multikonfessionellen Gesellschaften“ mit dem Excellenzcluster „Religion und Politik“ Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg • Kooperation im Projekt „Virtuelle Rekonstruktionen in transnationalen Forschungsumgebungen – das Portal ‚Schlösser und Parkanlagen im ehemaligen Ostpreußen‘“ Goethe-Universität Frankfurt a.M. • Zweiter Studientag „Übersetzung und wissenschaftlicher Wandel“ mit dem Forschungszentrum für historische Geisteswissenschaften • Beteiligung an der Lehre (Dr. Jan Jakub Surman) Fachhochschule Frankfurt a.M. • Beteiligung an der Lehre (Ina Alber M.A.) • Projektantrag „Polesien als Interventionslandschaft. Raum, Herrschaft, Technologie und Ökologie an der europäischen Peripherie 1915-2015“ Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießener Zentrum Östliches Europa (GiZo) • Mitglied des Direktoriums (Prof. Dr. Peter Haslinger) • Zusammenarbeit im Rahmen der Sektionen • Kooperation im DAAD-Netzwerk „Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen im östlichen Europa“ • Dritte Tagung Deutsche Polenforschung „Wissen, Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im Dialog“ Europa-Universität Viadrina Frankfurt a.d. Oder, Lehrstuhl für Geschichte Osteuropas • Wanderausstellung „Zoppot, Cranz, Rigaer Strand. Ostseebäder im 19. und 20. Jahrhundert“ • Kooperationsvereinbarung Portal „Polenstudien.Interdisziplinär“ Justus-Liebig-Universität Gießen • Kooperationsvereinbarung • Mitgliedschaft im Kuratorium des Instituts • Mitgliedschaft im Vorstand des Instituts (Prof. Dr. Monika Wingender) • Herder Chair (Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg, zugleich Stellv. Sprecher der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“ und Prof. Dr. Vadim Oswalt) • Beteiligung an der Lehre (Dr. Elke Bauer, Prof. Dr. Peter Haslinger, Elisa-Maria Hiemer M.A., Dr. Norbert Kersken, Dr. Daniela Kraus, Annalena Schmidt M.A., Dr. Jürgen Warmbrunn, Dr. Anna Veronika Wendland) • Bibliothekskooperation Gemeinsamer Sonderforschungsbereich/Transregio-Projekt „Dynamiken der Sicherheit. Formen der Versicherheitlichung in historischer Perspektive“ Justus-Liebig-Universität Gießen Justus-Liebig-Universität Gießen, Institut für Geographie/Bereich Geoinformatik und Fernerkundung • Projekt GeoBib: „Frühe deutschbzw. polnischsprachige Holocaustund Lagerliteratur (1933-1949). Annotierte und georeferenzierte Online-Bibliographie zur Erforschung von Erinnerungsnarrativen“ Justus-Liebig-Universität Gießen, Historisches Institut • Zusammenarbeit im Rahmen des Kolloquiums zur Osteuropäischen Geschichte • Forschergruppe „Gewaltgemeinschaften“ (Prof. Dr. Peter Haslinger, Wojciech Pieniazek, Mathias Voigtmann) • Herder-Kolloquium mit Dr. Stephanie Zloch (Braunschweig) „‚Pruzzenland‘. Das ehemalige Ostpreußen als Thema für Schülerinnen und Schüler in Deutschland, Polen, Russland und Litauen. Vorstellung einer Schul- buchanalyse und einer digitalen Quellen-Edition“ Justus-Liebig-Universität Gießen, Institut für Germanistik, Arbeitsstelle Holocaustliteratur • Zusammenarbeit im Rahmen des ProLOEWE-Netzwerks der LOEWEForschungsvorhaben • Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats (Prof. Dr. Peter Haslinger) • Projekt GeoBib: „Frühe deutschbzw. polnischsprachige Holocaustund Lagerliteratur (1933-1949). Annotierte und georeferenzierte Online-Bibliographie zur Erforschung von Erinnerungsnarrativen“ • Kooperation im DAAD-Netzwerk „Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen im östlichen Europa“ Justus-Liebig-Universität Gießen, International Graduate Centre for the Study of Culture (GCSC) • Zusammenarbeit im Rahmen des ProLOEWE-Netzwerks der LOEWEForschungsvorhaben • Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“ • Zusammenarbeit im Rahmen der Research Areas des GCSC • Principal Investigator und Mitglied des Direktoriums (Prof. Dr. Peter Haslinger) • Kooperation im DAAD-Netzwerk „Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen im östlichen Europa“ • Studientag „Translation und/als Reflexion: transdisziplinäre Annährungen“ • Masterclass „Kontinuitäten und Brüche in der Wissenschaftsgeschichte“ der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“ mit Prof. Dr. Mitchell Ash Justus-Liebig-Universität Gießen, Zentrum für Medien und Interaktivität (ZMI) • Zusammenarbeit im Rahmen des ProLOEWE-Netzwerks der LOEWEForschungsvorhaben • Mitglied des Direktoriums (Prof. Dr. Peter Haslinger) Jahresbericht 2014 Herder-Institut 89 • Kooperation im Projekt „Virtuelle Rekonstruktionen in transnationalen Forschungsumgebungen – das Portal ‚Schlösser und Parkanlagen im ehemaligen Ostpreußen‘“ • Kooperation im DAAD-Netzwerk „Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen im östlichen Europa“ Universität Glasgow • Kooperationsvereinbarung Georg-August-Universität Göttingen • Beteiligung an der Lehre (Dr. des. Ina Alber) University of Northern Colorado, Greely • Workshop „Interpreting Maps“ der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“ mit Prof. Dr. Steven Seegel Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald • Bibliothekskooperation • Kooperationsvereinbarung (Virtuelle Fachbibliothek „vifanord“) • Erwerbungsabsprachen • Kooperation mit dem Graduiertenkolleg „Baltic Borderlands“ (Prof. Dr. Peter Haslinger) • Kooperation mit dem CasparDavid-Friedrich-Institut (Kunstgeschichte) im Projekt „Virtuelle Rekonstruktionen in transnationalen Forschungsumgebungen – das Portal ‚Schlösser und Parkanlagen im ehemaligen Ostpreußen‘“ Martin-Luther-Universität Halle/ Wittenberg • Handbuch-Projekt „Polen in der Europäischen Geschichte“ Helmut-Schmidt-Universität Hamburg • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover • Beteiligung an der Lehre (Ina Alber M.A.) 90 Friedrich-Schiller-Universität Jena • Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats (Prof. Dr. Joachim Puttkamer) • Bibliothekskooperation mit dem Imre Kertész Kolleg Jena. Europas Osten im 20. Jahrhundert. Historische Erfahrungen im Vergleich • Internationale Sommerakademie „Societies in Transition. Former Soviet Union and East Central Europe between Conflict and Reconciliation“ mit dem Jena Zentrum für Versöhnungsforschung/Jena Center for Reconciliation Studies (JCRS) • Kooperationstagung „Akteure mittelalterlicher Außenpolitik: Das Beispiel Ostmitteleuropas“ • Workshop „Aktuelle Forschungen zu Nachkriegsgewalt 1918-1923“ • Fellowship Prof. Dr. Peter Haslinger (1. Januar bis 31. Dezember 2014) Schlesische Universität Katowice • Projekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“ Föderale Wolgauniversitat Kazan’ • Kooperation im DAAD-Netzwerk „Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen im östlichen Europa“ Universität Kopenhagen, The SAXO Institute • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Jagiellonen-Universität Kraków, Historische Fakultät • Kooperationsvereinbarung Jagiellonen-Universität Kraków, Kunsthistorisches Institut • Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen (Kleinpolen) Universität Łódź • Kooperationsvereinbarung • Kooperation im DAAD-Netzwerk „Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen im östlichen Europa“ Jahresbericht 2014 Herder-Institut Institut für Informatik, Technische Universität Łódź/Lodz • Kooperation mit dem Institut für Informatik im Projekt „Virtuelle Rekonstruktionen in transnationalen Forschungsumgebungen – das Portal ‚Schlösser und Parkanlagen im ehemaligen Ostpreußen‘“ • Kooperationstagung „Immaterielles Erbe“ in der Reihe „Digitale Begegnungen mit Kulturerbe“ Universität Luxembourg • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Philipps-Universität Marburg • Kooperationsvereinbarung • Mitgliedschaft im Trägerverein des Instituts • Mitgliedschaft im Kuratorium des Instituts • Informationstechnologie • Bibliothekskooperation • Beteiligung an der Lehre (Dr. Heidi Hein-Kircher, Dr. Peter Wörster, Dorothee Goeze M.A.) • Gemeinsamer Sonderforschungsbereich/Transregio-Projekt „Dynamiken der Sicherheit. Formen der Versicherheitlichung in historischer Perspektive“ • Hans-Lemberg-Vorlesung mit Prof. Dr. Pieter M. Judson (European University Institute, Florenz) • Lesung zum 260. Todestag von Christian Wolff in Kooperation mit der Forschungsstelle für Personalschriften • Kooperation mit dem Familienservice ergänzt (Dual Career Couples) Belarussische Staatliche Universität Minsk • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ • Kooperation im DAAD-Netzwerk „Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen im östlichen Europa“ Ludwig-Maximilians-Universität München • Projekt „Virtuelle Fachbibliothek Osteuropa“ (VifaOst) • Rezensionsjournal „Sehepunkte“ • Historicum.net (Länderportale) • Kooperation im Rahmen der Graduate School for East and Southeast European Studies • Tagung „Migration und Landschaftswandel – Veränderungen der Kulturlandschaft in Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert“ • Projektantrag „Polesien als Interventionslandschaft. Raum, Herrschaft, Technologie und Ökologie an der europäischen Peripherie 1915-2015“ Westfälische Wilhelms-Universität Münster • Projekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“ • Kooperationstagung „Bollwerke in einem ,religiösen Dreieck‘. Grenzregionen-Mythen in osteuropäischen multikonfessionellen Gesellschaften“ mit dem Excellenzcluster „Religion und Politik“ Universität Tallinn, Centre for Environmental History in Estonia (KAJAK) • Tagung „Migration und Landschaftswandel – Veränderungen der Kulturlandschaft in Ostmitteleuropa im 19.und 20. Jahrhundert“ Carl von Ossietzky Universität Oldenburg • Kooperationsvereinbarung • Kooperation mit dem Institut für Germanistik im Projekt „OnlineLexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa“ Adam-Mickiewicz-Universität Poznań • Projekt „Virtuelle Rekonstruktionen in transnationalen Forschungsumgebungen – das Portal ‚Schlösser und Parkanlagen im ehemaligen Ostpreußen‘“ Universität Regensburg • Kooperation im Rahmen der Graduate School for East and Southeast European Studies • Zweiter Teil der Kooperationstagung „Politische Mobilisierung in Ostmittel- und Südosteuropa“ Universität Lettlands Rīga • Kooperationsvereinbarung Universität Siegen • Herder Chair (Prof. Dr. Claudia Kraft) Södertörns Högskola/Centre for Baltic and East European Studies • Kooperationsvereinbarung • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń • Kooperation mit der Universitätsbibliothek/Bibliografieportal • Kooperationsvereinbarung European Humanities University (EHU), Vilnius Center for German Studies/Laboratory of Critical Urbanism • Planung und Tagungskonzeption „Shrinking Cities“, Visaginas • Konzept für die Sommerschule 2015 Universität Trento • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Universität Warszawa • Handbuch-Projekt „Polen in der Europäischen Geschichte“ • Leibniz Chair (Prof. Dr. Włodzimierz Borodziej) • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Universität Wrocław Institut für Geschichte der Universität Wien • Masterclass „Kontinuitäten und Brüche in der Wissenschaftsgeschichte“ der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“ mit Prof. Dr. Mitchell Ash Universität Wrocław • Kooperationsvereinbarung mit der Universitätsbibliothek • Bibliografieportal • Projekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“ Institut für Kunstgeschichte, Universität Wrocław • Kooperationstagung „Immaterielles Erbe“ in der Reihe „Digitale Begegnungen mit Kulturerbe“ Bergische Universität Wuppertal • Herder Chair (Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer) • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Kooperationen mit Forschungsinstituten des In- und Auslands (nach Orten) NIOD Instituut voor Oorlogs-, Holocaust- en Genocidestudies, Amsterdam • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Jahresbericht 2014 Herder-Institut 91 NISE [National Movements & Intermediary Structures in Europe], Antwerpen • Annual Gathering Consejo Superior de Investigaciones CientÍficas (CSIC), Institució Milà i Fontanals, Barcelona • Jahrestagung der Leibniz Graduate School „Geschichte, Wissen, Medien in Ostmitteleuropa“ Sorbisches Institut – Serbski Institut, Bautzen/Cottbus • Mitgliedschaft im Wissenschaftlichen Beirat (Dr. Jürgen Warmbrunn) Collegium Hungaricum, Berlin • Kooperationstagung „Zielregion Ostmitteleuropa – Migration im 20. Jahrhundert“ Archiv der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung, Berlin • Projekt „DigiPortA – Digitalisierung und Erschließung von Porträtbeständen in Archiven der Leibniz-Gemeinschaft“ (Dokumentesammlung, Bildarchiv) Institut für Kunstgeschichte der Slowakischen Akademie der Wissenschaften, Bratislava • Projekt „Forschungsinfrastruktur Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa“ (FoKO) Institut für Geschichte der Slowakischen Akademie der Wissenschaften, Bratislava • Kooperationsvereinbarung • Bibliografieportal Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung, Braunschweig • Projekt „Visual History. Institutionen und Medien des Bildgedächtnisses“ • Projekt „Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert“ 92 • Projekt „Forschungsinfrastrukturen und Wissenstransfer in der Leibniz-Gemeinschaft: Best Practice Modelle und Strategien“ • Stellvertretender Vorsitz im Wissenschaftlichen Beirat (Prof. Dr. Peter Haslinger) • Herder-Kolloquium mit Dr. Stephanie Zloch (Braunschweig) „‚Pruzzenland‘. Das ehemalige Ostpreußen als Thema für Schülerinnen und Schüler in Deutschland, Polen, Russland und Litauen. Vorstellung einer Schulbuchanalyse und einer digitalen QuellenEdition“ Centre for Historical Research and Documentation on War and Contemporary Society (CEGES-SOMA), Brüssel • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Institut für Kunstgeschichte der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest • Projekt „Forschungsinfrastruktur Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa“ (FoKO) Deutsches Polen-Institut, Darmstadt • Bibliothekskooperation • Dritte Tagung Deutsche Polenforschung „Wissen, Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im Dialog“ Institut für Raumdarstellung, Darmstadt • Projekt „Virtuelle Rekonstruktionen in transnationalen Forschungsumgebungen – das Portal ‚Schlösser und Parkanlagen im ehemaligen Ostpreußen‘“ UCD Centre for War Studies, Dublin • Mitgliedschaft im International Advisory Board (Prof. Dr. Peter Haslinger) • Workshop „Aktuelle Forschungen zu Nachkriegsgewalt 1918-1923“ Jahresbericht 2014 Herder-Institut Wissenschaftliche Sammlungen des Leibniz-Instituts für RegionalEntwicklung und StrukturPlanung, Erkner • Projekt „DigiPortA – Digitalisierung und Erschließung von Porträtbeständen in Archiven der Leibniz-Gemeinschaft“ (Dokumentesammlung, Bildarchiv) Kulturwissenschaftliches Institut, Essen (KWI) • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig (GWZO) • Mitgliedschaft im Trägerverein • Mitgliedschaft im Kuratorium • Kooperationsvereinbarung • Bibliothekskooperation • Projekt „Forschungsinfrastruktur Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa“ (FoKO) • Kooperationstagung „Zielregion Ostmitteleuropa – Migration im 20. Jahrhundert“ Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig • Projekt „Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert“ • Projekt „DigiPortA – Digitalisierung und Erschließung von Porträtbeständen in Archiven der Leibniz-Gemeinschaft“ (Dokumentesammlung, Bildarchiv) • Bibliothekskooperation Simon-Dubnow-Institut, Leipzig • Mitgliedschaft im Trägerverein Nordost-Institut, Lüneburg • Mitgliedschaft im Trägerverein • Mitgliedschaft im Kuratorium des Instituts • Bibliothekskooperation • Zusammenarbeit bei Themenmodulen im Projekt „Dokumente und Materialien zur ostmitteleuropäischen Geschichte“ • Internationale Nachwuchstagung „National Minorities in the Soviet bloc after 1945“ Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, Mainz • Verlagskooperation: Rezensionsportal „recensio.net“ Institut für Deutsche Sprache, Mannheim • Projekt „Demokratiegeschichte des 20. Jahrhunderts als Zäsurgeschichte – Das Beispiel der frühen Weimarer Republik“ Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg • Projekt „Farbdiaarchiv zur Wandund Deckenmalerei“ • Ausstellung „Warschau – der letzte Blick. Deutsche Luftaufnahmen aus der Zeit vor dem Warschauer Aufstand, August 1944“ • Projekt „Forschungsinfrastruktur Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa“ (FoKO) Hessisches Staatsarchiv Marburg • Hans-Lemberg-Vorlesung mit Prof. Dr. Pieter M. Judson (European University Institute, Florenz) MEMORIAL Moskau • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Collegium Carolinum, München • Mitgliedschaft im Trägerverein • Projekt „Virtuelle Fachbibliothek Osteuropa“ (ViFaOst) • Mitglied (Prof. Dr. Peter Haslinger) • Tagung „Migration und Landschaftswandel – Veränderungen der Kulturlandschaft in Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert“ • Hans-Lemberg-Vorlesung mit Prof. Dr. Pieter M. Judson (European University Institute, Florenz) • Bibliothekskooperation Institut für Zeitgeschichte, München • Mitgliedschaft im Trägerverein • Projekt „Demokratiegeschichte des 20. Jahrhunderts als Zäsurgeschichte – Das Beispiel der frühen Weimarer Republik“ • Bibliothekskooperation Polnische Akademie der Wissenschaften, Regionalabteilung Poznań • Internationale Kooperationstagung „Bollwerke in einem ,religiösen Dreieck‘. Grenzregionen-Mythen in osteuropäischen multikonfessionellen Gesellschaften“ Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München • Projekt „Farbdiaarchiv zur Wandund Deckenmalerei“ Institut für Kunstgeschichte der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und Künste, Praha • Projekt „Forschungsinfrastruktur Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa“ (FoKO) Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Oldenburg • Kooperationsvereinbarung • Kooperation im Projekt „OnlineLexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa“ • Bibliothekskooperation Schlesisches Institut (Schlesisches Landesmuseum) Opava • Kooperationsvereinbarung Schlesisches Institut Opole • Kooperationsvereinbarung Center for the Study of the Holocaust and Religious Minorities, Oslo • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Deutsches Historisches Institut Paris • Verlagskooperation Rezensionsportal „recensio.net“ • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam • Mitgliedschaft im Trägerverein • Mitglied im Kuratorium • Projekt „Visual History. Institutionen und Medien des Bildgedächtnisses“ Institut für Geschichte der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und Künste, Praha • Kooperationsvereinbarung • Bibliografieportal Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS), Regensburg • Mitgliedschaft im Trägerverein • Projekt „Virtuelle Fachbibliothek Osteuropa“ (ViFaOst) • Bibliothekskooperation • Zweiter Teil des Workshops „Publikationskulturen im Wandel in den Osteuropa- und Geschichtswissenschaften: Bibliometrie und Rankings in der redaktionellen und bibliothekarischen Praxis“ und gemeinschaftliches Themenheft für „Bibliometrie“ • Zweiter Teil der Doppeltagung „Politische Mobilisierung in Ostmittel- und Südosteuropa“ Kunsthistorisches Institut der Akademie der Wissenschaften Lettlands, Rīga • Forschungs- und Dokumentationsprojekt „Mitau“ Max-Planck-Institut für Historische Demographie, Rostock • Projekt „Familien- und Bevölkerungsdynamiken im 18. und 19. Jahrhundert in Kurland“ Institut für Donauschwäbische Geschichte und Landeskunde, Tübingen • Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat (Prof. Dr. Peter Haslinger) Jahresbericht 2014 Herder-Institut 93 Leibniz-Institut für Wissensmedien, Tübingen • Projekt „Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert“ • Internationale Kooperationstagung „Bollwerke in einem ,religiösen Dreieck‘. Grenzregionen-Mythen in osteuropäischen multikonfessionellen Gesellschaften“ Collegium Bohemicum, Ústí nad Labem • Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat (Prof. Dr. Peter Haslinger) Institut für Kunstgeschichte der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Warszawa • Projekt „Forschungsinfrastruktur Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa“ (FoKO) Institut für Litauische Geschichte, Vilnius • Kooperationsvereinbarung • Wissenschaftleraustausch (Inga Ilariene im Februar 2014) • Forschungs- und Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung“ • Internationale Nachwuchstagung „National Minorities in the Soviet bloc after 1945“ Deutsche Botschaft Warschau • Kooperationstagung „Die beiden Weltkriege in den deutschpolnischen Wissenschaftsbeziehungen“ • Konzept für die Nachwuchstagung 2015 der Polnischen Akademie der Wissenschaften und der LeibnizGemeinschaft Deutsches Historisches Institut, Warschau • Mitgliedschaft im Trägerverein • Bibliothekskooperation Collegium Civitas, Warszawa • Ausstellung „Im Objektiv des Feindes – Die deutschen Bildberichterstatter im besetzten Warschau 1938-1945“ Institut für Archäologie und Ethnologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Warszawa • Kooperationstagung „Immaterielles Erbe“ in der Reihe „Digitale Begegnungen mit Kulturerbe“ Institut für Geschichte der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Warszawa • Kooperationsvereinbarung 94 Institut für Politische Studien der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Warszawa • Ausstellung „Im Objektiv des Feindes – Die deutschen Bildberichterstatter im besetzten Warschau 1938-1945“ • Kooperationstagung „Die beiden Weltkriege in den deutschpolnischen Wissenschaftsbeziehungen“ Kunstinstitut der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Warszawa • Kooperationsvereinbarung • Wissenschaftleraustausch • Projekt „Online-Informationssystem der Kunstdenkmäler in Polen“ • Vertrieb der Publikationsreihe „Gemeinsames Kulturerbe“ in Deutschland Polnische Akademie der Wissenschaften, Warszawa/Warschau • Kooperationstagung „Die beiden Weltkriege in den deutschpolnischen Wissenschaftsbeziehungen“ Deutscher Kunstverlag BerlinMünchen • Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen (Kleinpolen) Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz • Bibliothekskooperation • Erwerbungsabsprachen • Projekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“ Museum Europäischer Kulturen – Staatliche Museen zu Berlin • Ausstellung „Im Objektiv des Feindes – Die deutschen Bildberichterstatter im besetzten Warschau 1938-1945“ Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin • Archivkooperation • Austausch • Bibliothekskooperation Montanhistorisches Dokumentationszentrum (montan.dok) beim Deutschen Bergbaumuseum Bochum • Projekt „DigiPortA – Digitalisierung und Erschließung von Porträtbeständen in Archiven der Leibniz-Gemeinschaft“ (Dokumentesammlung, Bildarchiv) Archiv des Deutschen Schiffahrtsmuseums, Bremerhaven • Projekt „DigiPortA – Digitalisierung und Erschließung von Porträtbeständen in Archiven der Leibniz-Gemeinschaft“ (Dokumentesammlung, Bildarchiv) Nationalbibliothek Budapest • Kooperationsvereinbarung Kooperationen mit Bibliotheken (ohne Tauschpartner), Denkmalämtern, Museen, Archiven und sonstigen Kultureinrichtungen des In- und Auslands (nach Orten) Bildagentur Preußischer Kulturbesitz, Berlin • Ausstellung „Im Objektiv des Feindes – Die deutschen Bildberichterstatter im besetzten Warschau 1938-1945“ Jahresbericht 2014 Herder-Institut LIBER – Ligue des Bibliothèques Européennes de Recherche, Den Hague • Mitgliedschaft Historisches Museum der Stadt Gdańsk • Kooperationsvereinbarung Kulturhistorisches Museum Görlitz • Projekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“ Schlesisches Museum zu Görlitz • Dokumentations- und Ausstellungsprojekt „Graphiksammlung Haselbach“ Martin-Opitz-Bibliothek, Herne • Mitgliedschaft im Trägerverein • Kooperationsvereinbarung • Bibliothekskooperation • Erwerbungsabsprachen Museum Friedländer Tor, Kaliningrad • Projekt „Virtuelle Rekonstruktionen in transnationalen Forschungsumgebungen – das Portal ‚Schlösser und Parkanlagen im ehemaligen Ostpreußen‘“ Bundesarchiv Koblenz, Bildarchiv • Ausstellung „Im Objektiv des Feindes – Die deutschen Bildberichterstatter im besetzten Warschau 1938-1945“ Historisches Museum der Stadt Łódź • Kooperationstagung „Immaterielles Erbe“ in der Reihe „Digitale Begegnungen mit Kulturerbe“ COSEELIS – Council for Slavonic and East European Library and Information Services, London • Mitgliedschaft Archivschule Marburg • Kooperation, Archivdatenbanken und -portale Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut, Müncheberg • Projekt „DigiPortA – Digitalisierung und Erschließung von Porträtbeständen in Archiven der Leibniz-Gemeinschaft“ (Dokumentesammlung, Bildarchiv) Bayerische Staatsbibliothek, München • Projekt „Virtuelle Fachbibliothek Osteuropa“ (ViFaOst) • Fachrepositorium zur Geschichte Osteuropas (OstDok) • Bibliothekskooperation • Erwerbungsabsprachen • Verlagskooperation: Rezensionsportal „recensio.net“ Deutsches Museum, München • Projekt „DigiPortA – Digitalisierung und Erschließung von Porträtbeständen in Archiven der Leibniz-Gemeinschaft“ (Dokumentesammlung, Bildarchiv) • Projekt „Visual History. Institutionen und Medien des Bildgedächtnisses“ Haus des Deutschen Ostens, München • Wanderausstellung „Zoppot, Cranz, Rigaer Strand. Ostseebäder im 19. und 20. Jahrhundert“ Deutsches Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg • Projekt „DigiPortA – Digitalisierung und Erschließung von Porträtbeständen in Archiven der Leibniz-Gemeinschaft“ (Dokumentesammlung, Bildarchiv) Museum Ermlands und Masurens Allenstein/Muzeum Warmia i Mazur Olsztyn • Projekt „Virtuelle Rekonstruktionen in transnationalen Forschungsumgebungen – das Portal ‚Schlösser und Parkanlagen im ehemaligen Ostpreußen‘“ Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam • Wanderausstellung „Zeit-Reisen. Historische Schlesien-Ansichten aus der Graphiksammlung Haselbach“ (Kooperationsvereinbarung) • Wanderausstellung „Zoppot, Cranz und Rigaer Strand – Ostseebäder im 19. und 20. Jahrhundert“ (Kooperationsvereinbarung) • Dokumentations- und Ausstellungsprojekt „Graphiksammlung Haselbach“ Centrum Kultury „Zamek“ Poznań • Ausstellungs- und Katalogprojekt „Ernst Stewner – ein deutscher Fotograf in Polen“ Woiwodschaftsbibliothek Poznań • Kooperationsvereinbarung Kunstforum Ostdeutsche Galerie, Regensburg • Dokumentations- und Ausstellungsprojekt „Graphiksammlung Haselbach“ Historisches Staatsarchiv Lettlands, Rīga • Kooperationsvereinbarung • Abgleich der Bestände, Austausch Kopien, Editionsvorhaben, Archivtagungen Lettische Nationalbibliothek Rīga • Kooperationsvereinbarung • Bibliothekskooperation Dokumentationszentrum Prora, Rügen • Wanderausstellung „Zoppot, Cranz, Rigaer Strand. Ostseebäder im 19. und 20. Jahrhundert“ Nationalmuseum Szczecin • Kooperationsvereinbarung Estnisches Historisches Museum, Tallinn/Reval • Projektkooperation im Rahmen eines Dokumentarfilms zu Estland im Zweiten Weltkrieg Staatsarchiv Estlands, Tallinn • Kooperation: Archivtagungen, Publikationen, Abgleich der Bestände Stadtarchiv Tallinn • Vorbereitung Erschließungsprojekt „Ratsarchiv Reval“ • Archivtagungen Estnisches Historisches Staatsarchiv, Tartu • Kooperation: HerBalt, Archivtagungen, Publikationen, Abgleich der Bestände Haus der Begegnungen mit der Geschichte, Warszawa • Ausstellung „Im Objektiv des Feindes – Die deutschen Bildberichterstatter im besetzten Warschau 1938-1945“ • Kooperationsvereinbarung Jahresbericht 2014 Herder-Institut 95 Historisches Museum Warschau/ Muzeum Historyczne m.st. Warszawy • Ausstellung „Warschau – der letzte Blick. Deutsche Luftaufnahmen aus der Zeit vor dem Warschauer Aufstand, August 1944“ Denkmalpflege-, Forschungsund Dokumentationszentrum/ Narodowy Institut Dziedzictwa, Warszawa • Kooperationsvereinbarung Vereinigung der Polnischen Denkmalpfleger, Warszawa • Ausstellung „Warschau – der letzte Blick. Deutsche Luftaufnahmen aus der Zeit vor dem Warschauer Aufstand, August 1944“ Verlag Via Nova, Wrocław • Wanderausstellung „Breslau im Luftbild der Zwischenkriegszeit“ • Wanderausstellung „Danzig im Luftbild der Zwischenkriegszeit“ Architekturmuseum Wrocław • Kooperationsvereinbarung Universität Wrocław/Breslau, Universitätsbibliothek • Projekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“ Kooperationen mit Fachzeitschriften des In- und Auslands Historický Časopis, Bratislava • Mitglied des Internationalen Beirats (Prof. Dr. Peter Haslinger) Rocznik Grudziądzki, Grudziądz • Redaktionsmitglied (Dr. Peter Wörster) Solanus: International Journal for Russian and East-European Bibliographic, Library and Publishing Studies, London • International Advisory Panel (Dr. Jürgen Warmbrunn) Terra Baltica, Kaliningrad • Redaktionsrat (Dr. Peter Wörster) 96 Kooperationen mit Fachgesellschaften Adalbert-Stifter-Verein • Mitgliedschaft Akademie Mitteleuropa e.V. • Mitgliedschaft (Dr. Jürgen Warmbrunn) American Association for the Advancement of Slavic Studies (AAASS) • Mitgliedschaft Arbeitsgemeinschaft der Bibliotheken und Dokumentationseinrichtungen der Ost-, Ostmittel- und Südosteuropaforschung (ABDOS) e.V. • Mitgliedschaft • Vorsitz (Dr. Jürgen Warmbrunn) Arbeitsgemeinschaft Deutsche Ostgebiete e.V. • Mitgliedschaft Arbeitsgemeinschaft außeruniversitäre Forschung und Infrastrukturen zum Östlichen Europa • Mitgliedschaft Arbeitsgemeinschaft Digitale Geschichtswissenschaft • Mitgliedschaft Arbeitsgemeinschaft für germanistische Edition • Mitgliedschaft Dr. Elke Bauer Arbeitsgemeinschaft der Spezialbibliotheken und Dokumentationsstellen der Ost-, Ostmittel- und Südosteuropaforschung (ASpB)/ Sektion 5 im Deutschen Bibliotheksverband • Mitgliedschaft • Ehrenmitgliedschaft (Dr. Jürgen Warmbrunn) • Beirat (Dr. Jürgen Warmbrunn) Arbeitsgemeinschaft der Kunsthistorischen Bildarchive und Fototheken • Mitgliedschaft (Bildarchiv) Jahresbericht 2014 Herder-Institut Arbeitskreis der deutschen und polnischen Kunsthistoriker und Denkmalpfleger • Beiratsmitgliedschaft (Dr. Dietmar Popp) Association for the Advancement of Baltic Studies (aabs) • Mitgliedschaft (Dorothee M. Goeze) Baltische Historische Kommission • Mitgliedschaft im Trägerverein • Mitgliedschaft im Kuratorium des Instituts • Kooperationsvereinbarung • Bibliografieportal • Projektfinanzierung • Mitgliedschaft Dr. Peter Wörster (Archivfragen) • Mitgliedschaft Dorothee M. Goeze Bessarabiendeutscher Verein • Mitgliedschaft Bibliotheca Baltica • Tätigkeit als Secretary (Dr. Jürgen Warmbrunn) Copernicus Vereinigung für Geschichte und Landeskunde Westpreußens e.V. • Mitgliedschaft Dehio-Vereinigung • Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen (Kleinpolen) • Mitgliedschaft (Dr. Dietmar Popp) Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO) • Kooperationstagung „Zielregion Ostmitteleuropa – Migration im 20. Jahrhundert“ • Mitgliedschaft Prof. Dr. Peter Haslinger, Dr. Heidi Hein-Kircher • Konzept für die Jahrestagung 2015 des Verbands der OsteuropahistorikerInnen e.V. (VOH) Deutsch-polnische Gesellschaft, Landesverband Baden-Württemberg • Ausstellung „Warschau – der letzte Blick. Deutsche Luftaufnahmen aus der Zeit vor dem Warschauer Aufstand, August 1944“ Deutscher Bibliotheksverband e.V. • Mitgliedschaft Europäisches Netzwerk „Erinnerung und Solidarität“/European Network Remembrance and Solidarity (ENRS) • Deutscher Vertreter im Wissenschaftlichen Beirat (Prof. Dr. Peter Haslinger) European Association of History Educators (EUROCLIO)/Verband der Geschichtslehrer Deutschlands e.V. • Mitgliedschaft European Society for Environmental History (ESEH), Tallinn • Tagung „Migration und Landschaftswandel – Veränderungen der Kulturlandschaft in Ostmitteleuropa im 19.und 20. Jahrhundert“ Gelehrte Estnische Gesellschaft/ Õpetatud Eesti Selts Tartu • Mitgliedschaft (Dorothee M. Goeze M.A.) Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine e.V. • Mitgliedschaft Gesellschaft für Musikforschung • Mitgliedschaft Historische Kommission für die Böhmischen Länder • Mitgliedschaft im Trägerverein • Kooperationsvereinbarung • Projektfinanzierung Historische Kommission für ostund westpreußische Landesforschung • Mitgliedschaft im Trägerverein • Kooperationsvereinbarung • Projektfinanzierung Historische Kommission für Pommern • Mitgliedschaft im Trägerverein • Kooperationsvereinbarung • Projektfinanzierung Historische Kommission für Schlesien • Mitgliedschaft im Trägerverein • Kooperationsvereinbarung • Projektfinanzierung International Federation of Library Associations and Institutions (IFLA)/Deutsches IFLA-Nationalkomitee • Koordinator des deutschen IFLA-Dolmetscherteams (Dr. Jürgen Warmbrunn) Internationale Gutenberg-Gesellschaft in Mainz e.V. • Mitgliedschaft Johann Gottfried HerderForschungsrat • Mitgliedschaft im Trägerverein • Mitgliedschaft im Kuratorium des Instituts • Kooperationsvereinbarung • Projektfinanzierung • Geschäftsführendes Vorstandsmitglied • Mitgliedschaften: Prof. Dr. Peter Haslinger, Dr. Jürgen Warmbrunn, Dr. Norbert Kersken, Dr. Heidi Hein-Kircher, Dr. Anna Veronika Wendland, Dr. Peter Wörster Kommission für die Geschichte der Deutschen in Polen • Mitgliedschaft im Trägerverein • Kooperationsvereinbarung • Projektfinanzierung • Mitgliedschaft Dr. Christoph Schutte Leibniz-Gemeinschaft • Mitgliedschaft • Forschungsverbund Historische Authentizität • Forschungsverbund Science 2.0 • Forschungsverbund Krisen einer globalisierten Welt • Interdisziplinärer Verbund wissenschaftlicher Infrastrukturen (IVI) • Arbeitskreis Bibliotheken und Informationseinrichtungen • Arbeitskreis Archive (Sprecher: Dr. Peter Wörster) • Arbeitskreis Internationalisierung • Arbeitskreis IT • Arbeitskreis Chancengleichheit (Mitglied im Sprecherinnenrat: Dr. Elke Bauer) • Kooperationstagung „Die beiden Weltkriege in den deutschpolnischen Wissenschaftsbeziehungen“ M.C.A. Böckler – Mare BalticumStiftung • „Homburger Gespräche“ (deutsche und baltische Kunsthistoriker und -historikerinnen) • Vorstandsmitgliedschaft (Dr. Dietmar Popp) • Finanzierung Projekt „Bestandskataloge des Kurländischen Provinzialmuseums Mitau“ • Finanzierung Projekt „Digital gestützte Erfassung der im Zweiten Weltkrieg aus Lettland ausgeführten Kulturgüter: das Kurländische Provinzialmuseum Mitau“ • Finanzierung der Wanderausstellung „Zoppot, Cranz und Rigaer Strand – Ostseebäder im 19. und 20. Jahrhundert“ Mennonitischer Geschichtsverein e.V. • Mitgliedschaft Netzwerk Bibliothek • Lesung „Der Bücherwurm im Buch“ im Rahmen der Aktionswoche „Netzwerk Bibliothek“ Netzwerk „Kunst und Kultur der Hansestädte“ • Mitgliedschaft (Dr. Dietmar Popp) Osteuropa-Netzwerk • Mitglied des Koordinierungskomitees (Dr. Jürgen Warmbrunn) Südostdeutsche Historische Kommission • Mitgliedschaft im Trägerverein • Kooperationsvereinbarung • Projektfinanzierung Verband der Osteuropahistorikerinnen und -historiker (VOH) • Vorstandsmitglied (Prof. Dr. Peter Haslinger, Dr. Heidi Hein-Kircher) • Konzept für die Jahrestagung 2015 des Verbands der OsteuropahistorikerInnen e.V. (VOH) Jahresbericht 2014 Herder-Institut 97 Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e.V. (VHHD) • Sprecher der Arbeitsgemeinschaft „Digitale Geschichtswissenschaft“ (Prof. Dr. Peter Haslinger) 98 • Berufung von Dr. Anna Veronika Wendland in die vorläufige Deutsch-Ukrainische Historikerkommission Verein Deutscher Bibliothekare e.V. • Mitgliedschaft (Dr. Jürgen Warmbrunn) Jahresbericht 2014 Herder-Institut Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e.V. • Mitgliedschaft Wissenschaftliche Gesellschaft zu Toruń • Kooperationsvereinbarung • Bibliografieportal 8 Institutsorgane und Institutsleitung 8.1 Institutsorgane Das Institut ist seiner Rechtsform nach ein eingetragener Verein, dem im Berichtsjahr 18 Institutionen und Fachgesellschaften als ordentliche Mitglieder angehörten, die sich in besonderer Weise der historischen Ostmitteleuropaforschung verbunden fühlen (s. Verzeichnis der Kooperationsbeziehungen). Rechtmäßigkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit der Geschäftsführung werden von einem Kuratorium überwacht, dem im Berichtsjahr vier Vertreterinnen und Vertreter der Länder und des Bundes: ■ ■ ■ ■ ■ Dr. Susanne Eickemeier – Vorsitz, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst [bis Juni 2014] Anja Steinhofer-Adam – Vorsitz, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst [seit Juni 2014] Dr. Daniel Hofmann – Stellvertretender Vorsitz, Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Ministerialrätin Dr. Angelika Willms-Herget, Bundesministerium für Bildung und Forschung Ministerialrat Christoph Meier, Sächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst und ■ ■ der Direktor des Geisteswissenschaftlichen Zentrums Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig, Prof. Dr. Christian Lübke der Präsident der Justus-Liebig-Universität Gießen, Prof. Dr. Joybrato Mukherjee bzw. in Vertretung Prof. Dr. Adriaan Dorresteijn sowie vier von der Mitgliederversammlung gewählte Vertreter der Mitgliederversammlung angehörten: ■ ■ ■ ■ Prof. Dr. Eckart Conze Prof. Dr. Reinhard Johler Prof. Dr. Martin Sabrow Prof. Dr. Matthias Thumser. Die laufenden Geschäfte des Instituts führt ein Vorstand, dem neben dem Institutsdirektor als geschäftsführendem Vorstandsmitglied (Prof. Dr. Peter Haslinger) zwei weitere auf Dauer von drei Jahren von der Mitgliederversammlung auf Vorschlag des Kuratoriums berufene Personen angehören. Im Berichtsjahr waren dies Dr. Jürgen Warmbrunn, stellvertretender Institutsdirektor und Leiter der Abteilung Forschungsbibliothek, sowie Prof. Dr. Monika Wingender, Slawistin und geschäftsführende Direktorin des Gießener Zentrums Östliches Europa an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Seit der letzten Satzungsänderung 2014 ergänzt die Verwaltungsleitung mit Bernd Brandenstein den Vorstand des Instituts. Kuratorium und Vorstand werden in wissenschaftlichen und technischen Fragen des Instituts von einem Wissenschaftlichen Beirat beraten, dem im Berichtszeitraum folgende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angehörten: ■ ■ Prof. Dr. Joachim von Puttkamer, Vorsitz (FriedrichSchiller-Universität Jena) Prof. Dr. Thomas Wünsch (Universität Passau) Jahresbericht 2014 Herder-Institut 99 ■ ■ ■ ■ ■ ■ Dr. habil. Piotr Majewski (Muzeum II Wojny Światowej, Gdańsk) Prof. Dr. Ulrike von Hirschhausen (Universität Rostock) Dr. Darius Staliūnas (The Lithuanian Institute of History/Litauisches Historisches Institut, Vilnius) Prof. Dr. Małgorzata Omilanowska (Polnische Akademie der Wissenschaften, Warszawa) Dr. Ulrike Eich (Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule, Aachen) Prof. Dr. Günther Görz (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Leiter der AG Digital Humanities im Department Informatik) Blick ins Direktionszimmer 8.2 Direktion Die Institutsleitung besteht aus dem Institutsvorstand und dem Direktionsstab, der in den letzten Jahren kontinuierlich an Bedeutung und Umfang gewann. 2014 gehörte zum Direktionsstab die Direktionsassistenz, die den Direktor organisatorisch unterstützt und das Direktionssekretariat führt. Des Weiteren sind der Direktion die Stabsstelle Forschungskoordination/Wissenschaftskommunikation und der Arbeitsbereich Informationstechnik zugeordnet. Im Rahmen eines Forschungsaufenthalts nahm Prof. Dr. Peter Haslinger vom 1. Januar bis 31. Dezember ein Fellowship am Imre Kertész Kolleg Jena wahr. Während seiner Abwesenheit übernahmen Dr. Jürgen Warmbrunn und Dr. Anna Veronika Wendland stellvertretend die Institutsleitung. Die Gesamtverantwortung für die Leitung des Herder-Instituts lag bei Dr. Jürgen Warmbrunn. Den Bereich Forschung und die Vertretung der Professur Geschichte Ostmitteleuropas an der Universität Gießen übernahm Dr. Anna Veronika Wendland. 8.2.1 Forschungskoordination/Wissenschaftskommunikation – Koordination der Öffentlichkeitsarbeit raum die Projektleitungs- und Lehrverpflichtungen Prof. Haslingers, seine Vertretung in Gremien des Instituts und der Leibniz-Gemeinschaft sowie die Sprecherinnenposition der Leibniz-Graduate School. Dr. Wendland konnte als Hauptantragstellerin in enger Zusammenarbeit mit der Stabsstelle die Antragstellung des Instituts im LeibnizWettbewerb 2015 (Polesien als Interventionslandschaft. Raum, Herrschaft, Technologie und Ökologie an der Europäischen Peripherie 1915-2015) zum Erfolg führen. Des Weiteren war sie als Antragstellerin an dem leider nicht erfolgreichen Langfristantrag im Akademienprogramm durch die Kartensammlung über Städtelandschaften in Ostmitteleuropa beteiligt. Dr. Wendland hatte gemeinsam mit Dr. Hein-Kircher bis zur Übertragung dieser Aufgabe an Dr. Christoph Schutte die wissenschaftliche Schriftleitung der Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung inne und war außerdem als Mitherausgeberin aktiv. Neben der Tätigkeit für die ZfO nahm Dr. Wendland auch noch weitere gutachterliche Tätigkeiten für das Herder-Institut, für die DFG und mehrere ausländische Stiftungen wahr. Dr. Anna Veronika Wendland/Antje Coburger M.A. (in Vertretung Januar – Dezember 2014) Das Aufgabenfeld der mit einer Wissenschaftlichen Mitarbeiterin besetzten Stabsstelle Forschungskoordination/ Wissenschaftskommunikation gliedert sich in vier größere Bereiche: Koordinations- und Beratungsaufgaben sowie Vorbereitungsarbeiten bei Drittmittelantragsverfahren; Entwicklung von Forschungsprojekten und Forschungsstrategien, insbesondere bei der Beteiligung des HerderInstituts an Forschungsverbünden; Querschnittsaufgaben in der Institutsleitung, z.B. bei der Leitung von Arbeitsgruppen; eigene Forschung und Lehre. Frau Dr. Wendland hatte im Berichtsjahr die Vertretung von Prof. Haslinger im Bereich Institutsleitung/Forschung inne und wurde in dieser Zeit auf der Stabsstelle von Antje Coburger M.A. vertreten. Sie übernahm in diesem Zeit- 100 Jahresbericht 2014 Herder-Institut Herder aktuell Nr. 38, Januar-Juni 2014 nung einzelner Veranstaltungsformate beteiligt war, vor allem der „Lesungen am Herder-Institut“ und der Hans Lemberg Vorlesung. In den Berichtszeitraum fallen auch Zuarbeiten für die Institutswebseite und andere Internetauftritte, für die Daten und Inhalte aus dem HerderInstitut angefordert wurden. Auch der Facebook-Auftritt des Instituts, der bisher nur durch automatische Einspeisung von RSS-Feeds generiert wurde, informiert seit Oktober 2014 abwechslungsreich über Ereignisse im engen und weiteren Umfeld der historischen Ostmitteleuropaforschung. In der community fand diese Ausweitung der Kommunikation Anklang, wie sich durch die „Gefällt mir“ Angaben zeigen lässt. 8.2.2 Fachinformationssystem zur Geschichte Ostmitteleuropas und Informationstechnik Leitung: Dr. Jürgen Warmbrunn Treppenaufgang im Direktionsgebäude Im Rahmen des Arbeitskreises Projekte, in dem die institutsübergreifende Projektplanung und -evaluierung für zukünftige Antragsverfahren durchgeführt wird, wurden unter der Leitung von Frau Coburger mehrere Sitzungen abgehalten. Die im Haus konzipierten Drittmittelanträge verbleiben dabei wie zuvor in der Hauptverantwortung der damit befassten Abteilungen, werden aber durch die Stabsstelle Forschungskoordination und den AK Projekte bei Bedarf durch Beratung unterstützt und ihre Dokumentation in den dortigen Akten vorgehalten, sodass ein Überblick der Direktion auf alle laufenden Verfahren gewährleistet ist. In enger Koordination mit dem AK Projekte wurde das SAW-Antragsverfahren 2016 mit der Hauptantragstellerin Dr. Eszter Gantner vorbereitet, die sich auf der Förderlinie „Frauen in Leitungspositionen“ mit einem Projekt über jüdisches Erbe im Städtischen Raum bewerben wird. Im Jahr 2014 war infolge vermehrter Veranstaltungs- und Kooperationsaktivitäten des Herder-Instituts wieder ein beträchtlicher Anstieg der Anforderungen im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (Pressemitteilungen, Pressegespräche, Konzeption/Gestaltung von Informationsmaterial über Veranstaltungen des Herder-Instituts, Organisation von Veranstaltungen, Redaktion von Herder aktuell, Koordination des Jahresberichts) zu verzeichnen. Dieser Arbeitsbereich wurde ab Juli 2013 ausgegliedert und wird, wie schon vorher vertretungsweise, von Antje Coburger betreut, die mehrmals federführend an der Pla- Der ab 2015 erfolgende Aufbau der neuen Abteilung „Digitale Geschichte und IT“ zielt zentral auch darauf ab, den Aufbau einer virtuellen Forschungsinfrastruktur zu Ostmitteleuropa am Herder-Institut in enger Absprache und Koordination mit den bestehenden Abteilungen und Arbeitsbereichen sowie einschlägigen Projekten am Institut zu forcieren. Dies geschieht zunehmend auch vor dem Hintergrund der aktuellen massiven Veränderungen bei der wissenschaftlichen Literatur- und Informationsversorgung zum gesamten osteuropäischen Bereich in Deutschland (Übergang von DFG-geförderten Sondersammelgebieten zu Fachinformationsdiensten), die auch für das Herder-Institut eine Neupositionierung notwendig machen. Durch diese Schwerpunktsetzung der neuen Abteilung soll zum Ausdruck gebracht werden, dass das Herder-Institut dem weiteren Ausbau einer fachlichen Forschungsinfrastruktur, in dem die unterschiedlichen Bestände und Materialien seiner Sammlungen virtuell mit weiteren Informations- und Wissensangeboten zusammengeführt und bereitgestellt werden, auch weiterhin außerordentliche Bedeutung und einen herausragenden Stellenwert zumisst. Dieses Angebot soll in einer zukünftigen weitergehenden Ausbauphase den zentralen Baustein einer möglichst in Kooperation mit anderen Einrichtungen der Ostmitteleuropaforschung aufzubauenden Virtuellen Forschungsumgebung bilden, mit dem das Herder-Institut neben seiner bereits vorhandenen Funktion als Forschungs- und Begegnungsstätte zusätzlich einen virtuellen Raum für kooperatives wissenschaftliches Arbeiten anbieten wird. Ziel aller netzbasierten Aktivitäten des Herder-Instituts bleibt es dabei, mit seinem Fachinformationssystem im Sinne eines Fachportals zu Ostmitteleuropa zunächst ein multilinguales und integriertes Instrument zur Bereitstellung, Präsentation und Erschließung seiner Bestände sowie einschlägiger externer Ressourcen, die von Bedeutung für die Ostmitteleuropaforschung sind, zu schaffen. Jahresbericht 2014 Herder-Institut 101 Das bestehende System zielt entsprechend auf die Präsentation sämtlicher Web-Informationsangebote des Instituts in integrierter Form: In Datenbanken, deren Inhalte aufgrund speziell entwickelter Routinen auch externen Kooperationspartnern zur Verfügung stehen, werden Informationen zum Institut, Beschreibungen der Bestände, Texte, Literatur, Karten und Bilder verwaltet. Im Zusammenhang mit den Vorbereitungen für die Arbeit des Bibliografieportals im HeBIS-Verbund wurde mit der Frankfurter Verbundzentrale der Zugriff auf die Bibliotheksdaten in Form einer Z39.50-Schnittstelle realisiert, die lange ein entscheidendes Desiderat bei der Zusammenarbeit mit anderen Portalen darstellte. U.a. auf diese Weise kann nunmehr eine unmittelbare Einbindung der bibliografischen und Bestandsdaten der Forschungsbibliothek in Metakataloge erfolgen. Um die nachhaltige Zugänglichkeit am Herder-Institut erzeugter elektronischer Ressourcen zu gewährleisten, wurden im Berichtsjahr außerdem Vorbereitungen für eine eigene Vergabe von DOIs (Digital Object Identifiers) in Kooperation mit der GESIS getroffen. Hier wird das Herder-Institut in Zukunft auf Wunsch auch unterstützend für andere Einrichtungen wie etwa das Imre Kertész Kolleg in Jena tätig werden können. Den zentralen ersten Schritt beim weiteren Ausbau des Fachinformationssystems stellt jedoch nach wie vor die Zusammenführung aller Datensätze zu den für das Arbeitsgebiet des Herder-Instituts einschlägigen Personen in Form eines Zentralen Personenregisters dar. Dieses Zentrale Personenregister wird zwar organisatorisch von der Forschungsbibliothek betreut, soll aber zukünftig entsprechende Daten aus allen Abteilungen und Arbeitsbereichen vereinen und sich dabei eng an der Gemeinsamen Normdatei der Deutschen Nationalbibliothek orientieren und mit dieser kooperieren. Nach Abschluss der qualitativen Aufbereitung und Integration der Personendaten der Bibliothek des Herder-Instituts wurde die Einarbeitung der biografischen Daten des Bibliografieportals fortgesetzt und mit den Planungen für die Einbeziehung von Personendaten aus den Wissenschaftlichen Sammlungen begonnen. Die zukünftigen weiteren Entwicklungsstufen beim Aufbau des Fachinformationssystems werden die Einführung gemeinsamer Verfahren der sachlichen Erschließung (normierte Sachschlagwörter und DDC-Klassifikation) und die flächendeckende Nutzung der Georeferenzierung bei geografischen Bezeichnungen aus dem Arbeitsbereich des Herder-Instituts sowie deren Verlinkung sein. Informationstechnik Leitung: Dipl.-Geogr. Björn Ludwig Eines der Ziele des zur Direktion gehörigen Stabsbereichs IT ist die Konsolidierung und Weiterentwicklung der Informationstechnologieressourcen des Herder-Instituts, um den steigenden Anforderungen an die Leistungsfähig- 102 Jahresbericht 2014 Herder-Institut keit und die Verfügbarkeit des operativen IT-Systembetriebs gerecht zu werden. Zu den zentralen Aufgaben gehören der Betrieb von zentralen IT-Diensten, wie Netzwerk, zentrale Dateisysteme, Archivierung und Backup. Internetpräsenz Die in 2013 neu gestaltete Webseite des Instituts wurde im Berichtszeitraum um weitere Funktionalitäten erweitert. Bestehende Erweiterungen wurden sowohl in Optik wie auch Verhalten weiter optimiert, natürlich auch für den Gebrauch von mobilen Endgeräten. Für die im Jahr 2015 stattfindende 11. Konferenz der Baltischen Studien in Europa (CBSE) wurde durch die IT-Abteilung des Instituts ein Webauftritt produziert. Hier wurden Interessierte sowohl über die Konferenz informiert wie auch das Umfeld/Rahmenprogramm und hatten zusätzlich die Möglichkeit, Panel und Abstract-Vorschläge online einzureichen. Die Webseite ist unter http://www. balticstudies2015.org/ zu erreichen. Im gesamten Berichtszeitraum wurden mit Hilfe von Piwik, einem Open-Source-Programm für Webanalytik, die vom Webserver auf Basis von Besucheranfragen erzeugten Logdateien ausgewertet und eine Besucherstatistik erzeugt. Diese gibt Auskunft über Zeitverläufe, rezipierte HTML-Seiten, gewählte Zugänge sowie über die verwendeten Begriffe, die bei Suchmaschinen zur Auffindung des Herder-Instituts-Servers führten. Im Jahresdurchschnitt 2014 konnten ca. 12.000 eindeutige Besucher und ca. 82.000 Seitenansichten pro Monat registriert werden. Hardware Ende 2014 betrug die Anzahl der am Institut eingesetzten Arbeitsplatzrechner 100 PCs und 40 Notebooks. Am Ende des Berichtszeitraums wurde das Netzwerk über fünf Server und neun dezentrale Switche betrieben. Die EDV hält für die Ausleihe innerhalb des Hauses und auch für Dienstreisen zusätzlich mehrere Geräte bereit: Dazu gehören unter anderem Beamer und Laptops. Zum Ende des Berichtszeitraums wurden erste Vorbereitungen getroffen, das Netzwerk des Instituts auf ein benachbartes Gebäude zu erweitern. Der endgültige Anschluss an das Daten- und Telefonnetz wird im ersten Quartal 2015 erfolgen. Im letzten Quartal 2014 wurde auf dem Dach des Instituts eine Webcam installiert, welche das Lahntal in Richtung Gießen zeigt. Auf der Webseite (http://www.herder-institut.de/go/n5-e0d825) werden zusätzliche Zeitraffervideos angeboten. Für alle Aktivitäten auf dem Gebiet der Informationstechnologie wurden im Berichtszeitraum rund 50.300 € für Sachausgaben und Investitionen zur Verbesserung der ITInfrastruktur bereitgestellt. Als neue Möglichkeit der Bereitstellung von Kundenaufträgen wurde Anfang 2014 ownCloud – eine freie Software für das Vorhalten von Daten (Filehosting) in einer eigenen privaten Cloud – in Betrieb genommen. Der Versand von Datenträgern konnte so deutlich reduziert werden. Interaktive Karte zur Übersicht über die Präsentationsorte der Ausstellungen des Herder-Instituts seit dem Jahr 2000 und zugleich kartengestützter Zugang zu den entsprechenden Detailinformationen 8.3 Gleichstellung Als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft hat sich das Herder-Institut selbst verpflichtet, die Bereiche Chancengleichheit sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf aktiv zu gestalten. Seit 2005 gibt es am Herder-Institut eine Gleichstellungsbeauftragte, die der Leitung zugeordnet und weisungsfrei ist. Sie unterstützt und berät die Leitung bei der Planung und Umsetzung gleichstellungsrelevanter Maßnahmen. Die Gleichstellungsbeauftragte und ihre Stellvertreterin werden alle vier Jahre aus dem Kreis der Mitarbeiterinnen gewählt. Seit 2009 nimmt Elke Bauer das Amt wahr. Ihre Stellvertreterin ist ebenfalls seit 2009 Katarína Köhler. Die Gleichstellungsbeauftragte ist in der Zwischenzeit am Herder-Institut fest verankert; dies zeigt sich an ihrer Teilnahme an den monatlich stattfindenden Abteilungsleiterrunden, bei denen das Thema „Gleichstellung“ einen festen Programmpunkt einnimmt. Die Gleichstellungsbeauftragte informiert den Vorstand regelmäßig über ihre Tätigkeit und berichtet im Kuratorium sowie bei der Betriebsversammlung und nimmt an Leitungsklausuren teil. Seit 2010 ist das Herder-Institut mit dem Total E-QualityPrädikat zertifiziert. Das Prädikat bescheinigt Einrichtungen ein erfolgreiches und nachhaltiges Engagement im Bereich der Chancengleichheit von Frauen und Männern im Beruf. Alle drei Jahre muss das Prädikat erneut beantragt werden, zuletzt durchlief das Herder-Institut 2013 erfolgreich diesen Prozess. Die Leibniz-Einrichtungen haben sich verpflichtet, die „Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards“ der DFG umzusetzen. Ein wichtiger Punkt der Gleichstellungsarbeit am Institut ist es nach wie vor, hierfür die Rahmenbedingungen zu schaffen. Ein bedeutender Baustein war die Entwicklung des neuen Gleichstellungskonzepts 20132018, das im Mai 2013 von Vorstand und Gleichstellungsbeauftragten unterschrieben wurde und den seit 2007 gültigen Gleichstellungsplan abgelöst hat. Der Unterschied zum bisherigen Gleichstellungsplan liegt in Zeitvorgaben zur Umsetzung der einzelnen Maßnahmen und Zielvorgaben, es werden Verantwortliche für die einzelnen Maßnahmen genannt sowie die Einhaltung der Zielsetzungen kontrolliert. Jährlich wird der Grad der Umsetzung der geplanten Maßnahmen evaluiert und in einem Bericht dem Vorstand vorgelegt. Dies geschah 2014 zum ersten Mal. Erfreulich war, dass zahlreiche Maßnahmen im Zeitplan umgesetzt wurden. Frauen in Leitungspositionen wird aber ein Thema bleiben, das das Institut noch längerfristig beschäftigen wird. Als Schritt in diese Richtung wurden für das Programmbudget 2016 – wie bereits für das Programmbudget 2015 – Zielquoten für Entgeltgruppen 13 und höher sowie für Leitungspositionen genannt. Damit folgt das Herder-Institut einer Vorgabe der LeibnizGemeinschaft infolge eines Beschlusses der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz. Im Gleichstellungskonzept sind Jahresbericht 2014 Herder-Institut 103 darüber hinaus Zielquoten für die Entgeltgruppen 10 bis 12 vereinbart worden. Diese ambitionierten Quoten orientieren sich an frei werdenden Stellen sowie Spielräumen, die durch zu erwartende finanzielle Aufwüchse und Drittmittel entstehen. pflegenden Angehörigen die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben erleichtern. Im Oktober fand für alle Interessierten aus dem Herder-Institut eine Informationsveranstaltung des Pflegebüros der Universitätsstadt Marburg zum Thema „Pflegende Angehörige“ statt. Im Berichtsjahr wurde Anna Veronika Wendland, die die Stabsstelle Wissenschaftskommunikation/Forschungskoordination inne hat, mit der Position der stellvertretenden Direktorin betraut, in dieser Funktion vertrat sie Peter Haslinger während seines Fellowship am Imre Kertész Kolleg der Universität Jena im Bereich der Lehre an der Justus-Liebig-Universität und in der Leitung der wissenschaftlichen Projekte am Herder-Institut. In 2014 konnte das Budget für Gleichstellungsaufgaben u.a. für die Unterstützung der Ferienbetreuung von Schulkindern sowie zum Teil für die oben erwähnten Fortbildungen und das Mentoring-Programm verwendet werden. Bereits 2013 konnte sich Dr. Eszter Gantner, PostDok-Stipendiatin der Leibniz Graduate School, erfolgreich beim „Leibniz-Mentoring“-Programm bewerben. Diese Maßnahme lief bis Ende Oktober 2014. Das Programm ist für Wissenschaftlerinnen in Leibniz-Einrichtungen gedacht und hat „zum Ziel, hochqualifizierte promovierte Forscherinnen auf ihrem Weg in eine Führungsposition oder Professur zu fördern. Es soll die Wissenschaftlerinnen darin unterstützen, ihre Karriere zielgerichtet zu steuern, fachspezifische Netzwerke aufzubauen und Leitungsaufgaben selbstbewusst zu übernehmen“ (http://www.leibnizgemeinschaft.de/karriere/wissenschaftlicher-nachwuchs/ leibniz-mentoring/, 04.02.2015). Die verfolgte Gleichstellungspolitik des Instituts verfährt zweigleisig, zum einen gibt es zunehmend Maßnahmen zur Verbesserung der individuellen Karriereplanung (Sprachkurse, Fortbildungen, offene Sprechstunde des Direktors, Gespräche vorab über den Wiedereinstieg nach der Elternzeit), zum andern soll vom Bedarf der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter insgesamt her gedacht werden. Kurz- und mittelfristig sollen über Kooperationen und Netzwerkbildung Hilfen angeboten werden, die das Herder-Institut alleine nicht leisten kann. Individuallösungen bei Notfällen wie der plötzlich notwendigen Betreuung von Verwandten sind bereits heute weitgehend komplikationslos möglich. Hervorzuheben ist, dass Direktion und Verwaltung stets bemüht sind, Individuallösungen im Bereich der Arbeitszeiten und des Arbeitsortes zu finden. 8.4 2014 nahm eine wissenschaftliche Mitarbeiterin an einer von der Leibniz-Gemeinschaft angebotenen Fortbildung „Frauen in Führungspositionen“ teil. Des Weiteren fand eine Inhouse-Fortbildung für Frauen zum Thema „Gesprächsführung als Teil des Stressmanagements“ statt. Die Gleichstellungsbeauftragte selbst besuchte eine Fortbildung zum Thema „Konfliktmanagement für Gleichstellungsbeauftragte“. Zurzeit sind individuelle Lösungswege der meist praktizierte Weg, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gewährleisten. Neben diesen denkt man aber intensiv über eine Angebotspalette nach, die allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zugutekommt. Mit dem Family Welcome Center der Philipps-Universität Marburg gibt es eine Kooperation im Bereich „Dual Career Service“. Der Kontakt zum Marburger Bündnis für Familie wurde ausgebaut, Katarína Köhler nimmt regelmäßig an den Treffen des Bündnisses teil. Im Rahmen dieser Kooperation kann das Herder-Institut ab Mai 2015 an einer Notfallgruppe partizipieren, die Kinderbetreuung zunächst bis 20.00 Uhr anbieten wird. 2014 stagnierten leider die Vorbereitungen zu den beiden Betriebsvereinbarungen zur alternierenden Telearbeit sowie zur Flexibilisierung der Arbeitszeit, dies soll Anfang 2015 neu aufgegriffen werden. Diese beiden Betriebsvereinbarungen werden vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Klein- und Schulkindern sowie mit zu 104 Jahresbericht 2014 Herder-Institut Forschungsbeauftragte Im Juni 2013 wurden die Forschungsbeauftragte und ihre Stellvertreterin neu gewählt (Dr. Heidi Hein-Kircher und Annalena Schmidt M.A. als Stellvertreterin). Die Forschungsbeauftragte versteht sich als überparteiliche Interessenvertretung für die wissenschaftlich Arbeitenden des Herder-Instituts, sodass ihre Tätigkeiten im Wesentlichen organisatorische Querschnittsaufgaben sind. Grundsätzliches Ziel ihrer Arbeit soll es sein, dazu beizutragen, die Aufgaben im Bereich Infrastruktur/Dienstleistung/Service mit der Forschung für alle außerhalb der Drittmittelprojekte angestellten bzw. nicht durch Stipendien unterstützten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vereinbar zu machen und ihre Forschungen zu fördern. In diesem Rahmen berät die Forschungsbeauftragte die Institutsleitung und arbeitet ihr zu, indem sie beispielsweise Konzepte entwickelt und an der Auswahl der Bewerberinnen und Bewerber um die Rotationsstelle sowie um Forschungsaufenthalte im Rahmen der Kooperationsvereinbarungen beteiligt ist. Sie ist zugleich Ansprechpartnerin für die im Haus tätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Bezug auf die Organisation eigener Forschungstätigkeiten und gibt ihnen Hilfestellung zur Schaffung von Freiräumen für die Forschung. Weiterhin wurde eine Initiative gestartet, die Publikationstätigkeiten der Mitarbeiterschaft im englischsprachigen Raum zu unterstützen. 9 Management Haushalt Das Gesamtvolumen des Wirtschaftsplanes des HerderInstituts betrug im Berichtsjahr rd. 8.277.000,– €. Davon entfielen rd. 6.201.100,– € auf die institutionelle Grundförderung, die jeweils zur Hälfte vom Bund und von allen sechzehn Bundesländern zur Verfügung gestellt wurde. Hinzu kam eine Rücklage in Höhe von rd. 313.700,– €, die im Haushaltsjahr 2014 für definierte Ausgabenzwecke gebildet wurde. Für laufende Projekte hat das Institut Drittmittel verschiedener Forschungsförderungseinrichtungen in Höhe von rund 1.159.800,– € vereinnahmt und aus Vermietungen, Publikationen, der Anfertigung von Kopien, Reproduktionen, Fotografien, Digitalisaten, durch die Gewährung von Nutzungsrechten sowie kostenpflichtige Recherchen und Fachauskünfte weitere Einnahmen in Höhe von rund 59.800,– € erzielt. Das Verhältnis zwischen eingeworbenen Drittmitteln und erwirtschafteten Einnahmen (insgesamt 1.219.600,– €) zur institutionellen Jahreszuwendung lag damit bei etwa 1:6. Controlling und Evaluierung Als Instrumente der regelmäßigen Qualitätssicherung kommen im Herder-Institut sowohl ein betriebsinternes Controlling als auch ein abgestuftes Verfahren externer Evaluierung zum Einsatz. Seit 2003 liegt den Programmund Finanzplanungen des Instituts eine Kosten-LeistungsRechnung zugrunde, die eine computergestützte Erfassung der für die einzelnen Arbeitsbereiche (Kostenstellen) bzw. Projekte (Produkte/Kostenträger) aufgewendeten Personal- und Sachressourcen sowie ein regelmäßiges Berichtswesen umfasst und den Abteilungsleitungen bzw. der Institutsleitung eine qualitäts- und output-orientierte Steuerung ermöglicht. Nach Ablösung des kameralen Haushalts wird der Wirtschaftsplan in Form eines Programmbudgets geführt. Für Haushaltsführung und Bewirtschaftung der Haushaltsmittel sind damit die Leistungsdaten in Verbindung mit den finanzwirtschaftlichen Ergebnissen im jeweiligen Leistungsplan maßgeblich. Mit dem Programmbudget werden neben dem Finanzierungsbedarf und dem Arbeitsprogramm auch die Ziele und Kriterien der anschließenden Leistungsbewertung formuliert. Neben dem internen Controlling und dem Programmbudget sind die Begutachtungen der Institutstätigkeit durch den Senat der Leibniz-Gemeinschaft (WGL; alle sieben Jahre) und durch den Wissenschaftlichen Beirat des Instituts (laut Beschluss des Senats der WGL mindestens einmal innerhalb von sieben Jahren) weitere wichtige Instrumente der Qualitätssicherung. Im Jahr 2012 hat der Senat der Leibniz-Gemeinschaft die Arbeit des Herder-Instituts uneingeschränkt positiv bewertet und die weitere gemeinsame Förderung des Instituts durch Bund und Länder empfohlen. Der Ausschuss der GWK (Gemeinsame Wissenschaftskonferenz) hat daraufhin festgestellt, dass das Herder-Institut für his- torische Ostmitteleuropaforschung – Institut der LeibnizGemeinschaft die Voraussetzungen für die Förderung gemäß § 1 Abs. 1 AV-WGL erfüllt. Personal In den vier Abteilungen des Herder-Instituts waren insgesamt 43,19 Mitarbeiter/innen (Vollzeitäquivalente am 31.12.2014) – davon 10,65 wissenschaftliche Mitarbeiter – unbefristet beschäftigt. Daneben waren zwei wissenschaftliche Mitarbeiter/innen befristet beschäftigt sowie im Rahmen von Drittmittelprojekten zwölf wissenschaftliche Mitarbeiter/innen in befristeten Beschäftigungsverhältnissen tätig. Durch unterschiedlich befristete Beschäftigung von insgesamt sechsundzwanzig wissenschaftlichen/studentischen Hilfskräften und zwölf Praktikant/inn/en konnten einzelne Programmbereiche verstärkt und zugleich dem Erfordernis der Förderung des Nachwuchses bzw. der Aus- und Weiterbildung Rechnung getragen werden. Schließlich sind für Urlaubs- und Krankheitsvertretungen vorübergehend elf weitere Mitarbeiter/ innen eingesetzt worden. Der Frauenanteil unter allen Beschäftigten lag im Berichtsjahr bei 56 %. Direktion Prof. Dr. Peter Haslinger Dr. Anna Veronika Wendland Simone Cerwenka Sandra Heckeroth Michael Becker Björn Ludwig Witali Rott Direktor Wissenschaftliche Mitarbeiterin Direktionsassistentin Direktionsassistentin Sachbearbeiter IT Sachbearbeiter IT Sachbearbeiter IT Abteilung „Wissenschaftsforum“ Dr. Heidi Hein-Kircher Dr. Norbert Kersken Ina Alber Dr. Christoph Schutte Ruth Steinebach Susanne Grotzer Herta Lather Ellen Strobl Antje Coburger Sarah Czerney Jahresbericht 2014 Herder-Institut Leiterin der Abteilung Wissenschaftlicher Mitarbeiter Wissenschaftliche Mitarbeiterin Redakteur der „Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung“ Verlagsmanagerin Lektorin Mediengestalterin Mediengestalterin Wissenschaftliche Mitarbeiterin Wissenschaftliche Mitarbeiterin LGSch seit 1. April 105 Felix Heinert Dr. Daniela Kraus Agnes Laba Jasmin Nithammer Sebastian Paul Wojciech Pieniazek Annalena Schmidt Dr. Jan Surmann Mathias Voigtmann Elisa-Maria Hiemer Maximilian Brisach Jana Alenka Gleich Andriy Kazymyriv Viktoria Pelke Jonas Gabriel Pfäffinger Robert Philipp Konstantin Rometsch Lisa Schröer Sönke Breuer Sascha Brünig Ulrike Döbel Florian Emge Patrick Grodzki Wissenschaftlicher Projektmitarbeiter seit 15. April Wissenschaftliche Projektmitarbeiterin bis 30. September Wissenschaftliche Projektmitarbeiterin Wissenschaftliche Projektmitarbeiterin bis 30. April Wissenschaftlicher Projektmitarbeiter seit 1. Juni Wissenschaftlicher Projektmitarbeiter Wissenschaftliche Projektmitarbeiterin Wissenschaftlicher Projektmitarbeiter LGSch seit 1. April Wissenschaftlicher Projektmitarbeiter Wissenschaftliche Hilfskraft Studentische Hilfskraft (Projektmitarbeiter) Studentische Hilfskraft (Projektmitarbeiterin) seit 1. Juni Studentische Hilfskraft (Projektmitarbeiter) bis 30. April Studentische Hilfskraft (Projektmitarbeiterin) seit 1. Juni Studentische Hilfskraft (Projektmitarbeiter) Studentische Hilfskraft (Projektmitarbeiter) Studentische Hilfskraft (Projektmitarbeiter) bis 31. März Studentische Hilfskraft (Projektmitarbeiterin) seit 1. März Studentische Hilfskraft bis 31. Mai Studentische Hilfskraft Studentische Hilfskraft seit 1. Juni Studentische Hilfskraft Studentische Hilfskraft Abteilung „Forschungsbibliothek“ Dr. Jürgen Warmbrunn Dr. Jan Lipinsky Eligiusz Janus Mandy Barke Mathias Häberle Susanne Heuser Johanna Hocke-Szparaga Danuta Konieczny Guntar Martinson Ilka Schlierbach Gabriela Walti Jadwiga Warmbrunn Ramune Cerneckyte Peggy Semper Beate Schiebl Reiner Beushausen Peter Garbers Katarína Köhler Alexander Hocke Ulrike Nau Olha Vorsovska Achim Diener Dr. Tomasz Łopatka Michelle Simon Natalia Kunz Sandra Cebula Katharina Friede Oliver Hegedüs Aglaya Kalafatova Attila Krucso Indre Maknaviciute Natalie Sablowski Cynthia Sadler 106 Jahresbericht 2014 Herder-Institut Leiter der Abteilung Wissenschaftlicher Mitarbeiter Wissenschaftlicher Mitarbeiter Bibliothekarin Bibliothekar/Erwerbung Bibliothekarin/ Zeitschriftenstelle Bibliothekarin Bibliothekarin/ Katalogisierung Bibliothekar/ Katalogisierung Bibliothekarin/ Retrokatalogisierung Bibliothekarin/ Retrokatalogisierung Bibliothekarin/ Katalogisierung Bibliotheksmitarbeiterin seit 1. März Bibliothekarin Bibliothekarin Sachbearbeiter Sachbearbeiter Sachbearbeiterin Magazindienst/ Buchbinderei Magazindienst Aushilfskraft (Mutterschutz) seit 23. Oktober Magazindienst Wissenschaftlicher Projektmitarbeiter Studentische Hilfskraft (Projektmitarbeiterin) seit 1. November Studentische Hilfskraft (Projektmitarbeiterin) seit 1. Februar Studentische Hilfskraft bis 30. September Studentische Hilfskraft seit 15. Oktober Studentische Hilfskraft Studentische Hilfskraft seit 1. Juni Studentische Hilfskraft bis 28. Februar Studentische Hilfskraft bis 31. März Studentische Hilfskraft seit 1. Januar Studentische Hilfskraft Dirk Stolper Karina Turmann Jan Völkel Maximilian Wehn Maria Schanze Nadine Englert Studentische Hilfskraft Studentische Hilfskraft Studentische Hilfskraft seit 1. Mai Studentische Hilfskraft seit 1. Januar Aushilfskraft (Vertretung von Frau Vorsovska) seit 15. September Auszubildende FAMI Abteilung „Wissenschaftliche Sammlungen“ Dr. Dietmar Popp Wolfgang Kreft Dr. Christian Lotz Dr. Peter Wörster Marc Friede Dorothee M. Goeze Christina Gorol Thomas Urban Claudia Junghänel Wolfgang Schekanski Christa Pilarz Dr. Elke Bauer Dariusz Gierczak Dr. Piotr Kuroczynski Leiter der Abteilung Wissenschaftlicher Mitarbeiter/ Kartensammlung bis 30. Juni Wissenschaftlicher Mitarbeiter/ Kartensammlung seit 1. November Wissenschaftlicher Mitarbeiter/ Dokumentesammlung Sachbearbeiter/ Kartensammlung Sachbearbeiterin/ Dokumentesammlung Sachbearbeiterin/ Bildarchiv Sachbearbeiter/Bildarchiv Fotografin Fotograf/ Bildbearbeitung Archivarbeiten/ Bildarchiv Wissenschaftliche Projektmitarbeiterin Wissenschaftlicher Projektmitarbeiter Wissenschaftlicher Projektmitarbeiter Dr. Ksenia Stanicka-Brzezicka Dr. Agnese Bergholde Dieter Wintergerst Sonja Hauptmannl Katarzyna Olczyk Wojciech Witkowski Natalia Dutka Stephan Kersten Anna Matter Borislav Novakovic Sebastian Weiß Sebastian Wolf Wissenschaftliche Projektmitarbeiterin seit 1. Oktober Projektmitarbeiterin Projektmitarbeiter Wissenschaftliche Hilfskraft bis 31. August Wissenschaftliche Hilfskraft bis 28. Februar Wissenschaftliche Hilfskraft Studentische Hilfskraft Studentische Hilfskraft bis 31. August Studentische Hilfskraft seit 15. Oktober Studentische Hilfskraft bis 31. Juli Studentische Hilfskraft Studentische Hilfskraft vom 1. August bis 30. November Abteilung „Verwaltung“ Bernd Brandenstein Gisela Geier Edeltraud Imhof Krista Kaletsch Herta Lather Anke Morawa Tamara Peil Ute Schmidt Hans-Joachim Reumann Leiter der Abteilung Sachbearbeiterin/ Anlagenbuchhaltung, Debitoren Sachbearbeiterin/ Projektförderung, Stipendien Sachbearbeiterin/ Personal Sachbearbeiterin/ Buchhaltung Sachbearbeiterin/ Buchhaltung seit 14. Juli Sachbearbeiterin Sachbearbeiterin/ Buchhaltung Hausmeister (Kursiv = befristetes und Drittmittelpersonal) Jahresbericht 2014 Herder-Institut 107 Notizen 108 Jahresbericht 2014 Herder-Institut © Herder-Institut Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft Gisonenweg 5-7 35037 Marburg Tel. +49 6421 184-0 Fax +49 6421 184-139 [email protected] www.herder-institut.de