Endlich schwanger? Plötzlich schwanger? Wie wird mein Chef reagieren? Was wird aus meinen Karrierechancen? Wie finde ich eine geeignete Betreuung für mein Kind? Wie plane ich den Wiedereinstieg optimal? Mit diesem Ratgeber gehen Sie gut vorbereitet in die Elternzeit. Freuen Sie sich auf Ihr Kind. schwanger_u.indd 1 Und was mache ich mit meinem Job? Tipps zum Ausstieg Planen Sie gemeinsam mit Ihrem Partner Entscheiden Sie, wie Sie Beruf, Kinderbetreuung und Haushalt unter einen Hut bringen Prüfen Sie die rechtlichen und Ihre finanziellen Bedingungen Legen Sie die Dauer Ihrer Elternzeit möglichst genau fest Bereiten Sie das Gespräch mit Ihrem Chef gut vor Bieten Sie Lösungsvorschläge für die Zeit Ihrer Abwesenheit Bereiten Sie die Übergabe in den letzten Wochen vor Ihrem Ausstieg so gut wie möglich vor www.wbv.de www.wbv.de wbv Katrin Koll Prakoonwit arbeitet als Fachjournalistin für Arbeitspsychologie. Sie betreut das Online-Portal für Berufsrückkehrerinnen www.unter-einem-hut.de. Schwanger! Und was mache ich mit meinem Job? Schwanger! 9 Katrin Koll Prakoonwit 783763 935062 19.06.2007 12:11:19 Uhr Inhalt 8 10 11 12 18 21 34 44 Vorwort Ausstieg – Gut geplant ist halb gewonnen Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Deutschland Karriere & Kinder: Persönliche Standortbestimmung mit Ihrem Partner Die zeitliche Planung Ihrer Babypause Infoteil: Mutterschaft, Elternzeit & Wiedereinstieg: Rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen Im Gespräch mit dem Chef Die letzten Wochen vor dem Ausstieg 50 50 53 59 72 Babypause – Die Rückkehr fest im Blick 75 75 77 80 84 89 Wiedereinstieg – Nägel mit Köpfen machen Als Elternzeitlerin zu Hause Auf dem Laufenden bleiben Infoteil: Die beste Betreuung für unser Kind Wenn das Kind krank ist Arbeitszeiten und Aufgaben festlegen Infoteil: Arbeitsmodelle Auf dem Abstellgleis? Wenn sich der Arbeitgeber querstellt Beruflich neu orientieren? 94 94 98 102 107 112 114 118 118 123 Zurück im Unternehmen – Die ersten 100 Tage als berufstätige Mutter Schwierige Situationen meistern Das berufliche Selbstbewusstsein zurückgewinnen Als einzige Teilzeitkraft in der Abteilung? Rabenmutter aus Überzeugung Die Familie zu Hause managen Mit den eigenen Kräften haushalten Ausblick – Und später wieder beruflich durchstarten? Sich weiterentwickeln Service Ausstieg – Gut geplant ist halb gewonnen Endlich schwanger? Plötzlich schwanger? Oder ist ein Kind in Planung? – Wahrscheinlich ahnen Sie bereits, dass es nicht ganz einfach werden wird, sich vorübergehend aus dem Job zurückzuziehen und später mit Kind wieder einzusteigen. Wer gerne arbeitet und seinen Beruf mit Leidenschaft und viel Engagement ausübt, wird dies trotz großer Vorfreude auf das Baby auch nur mit einem weinenden Auge tun. Wie wird mein Chef reagieren, wenn ich ihm sage, dass ich schwanger bin? Finde ich später eine geeignete Betreuung für mein Kind? Ist eine Teilzeittätigkeit in meinem Job überhaupt möglich? Werde ich noch Aufstiegschancen haben? All diese Fragen werden Sie in den ersten Wochen und Monaten Ihrer Schwangerschaft beschäftigen. Die Erfahrung vieler anderer berufstätiger Mütter zeigt jedoch, dass vieles zu schaffen ist und mit der Zeit alles sogar besser klappt, als man zunächst vielleicht angenommen hat. Jede von ihnen wird jedoch zustimmen, dass eine rechtzeitige Planung und viel Organisation immer höchste Relevanz haben, damit das Kind, man selbst als berufstätige Mutter, der Partner als berufstätiger Vater, aber auch Kollegen und Arbeitgeber angemessen Berücksichtigung finden. Das trifft sowohl auf den bevorstehenden Ausstieg während Mutterschaft und Elternzeit als auch auf den darauffolgenden Wiedereinstieg in den Job und die anschließende Zeit als berufstätige Mutter zu. Setzen Sie sich also intensiv mit den Gegebenheiten Ihres Berufs- und Privatlebens auseinander. Bestimmen Sie Ih- Ausstieg – Gut geplant ist halb gewonnen ren persönlichen Standort und die richtige Richtung für Ihr künftiges Familienleben. Denn nur wer weiß, wo es hingehen soll, kann seine Vorstellungen verwirklichen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und des drohenden Fachkräftemangels wird die Vereinbarkeit von Familie und Beruf immer stärker als kritischer Faktor für die Zukunftsfähigkeit des Standortes Deutschland wahrgenommen. Darüber hinaus werden maßgebliche gesellschaftliche Veränderungen sichtbar: So verabschieden sich immer mehr Paare vom Modell des Mannes als Alleinernährer und wählen stattdessen einen Lebensentwurf, in dem beide gemeinsam die Finanzierung der Familie übernehmen. Diese Entwicklung liegt nicht nur darin begründet, dass in den letzten Jahren ein hoher Qualifikationsstand Frauen dazu geführt hat, ihrer Berufstätigkeit einen höheren Stellenwert beizumessen als früher. Auch viele Männer vollziehen eine Veränderung ihres Rollenverständnisses. Sie wollen durch eine aktive Vaterschaft selbst mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen können. Daneben führen steigende Lebenshaltungskosten sowie eine abnehmende Arbeitsplatzsicherheit dazu, dass durch eine gemeinsame Berufstätigkeit versucht wird, das wirtschaftliche Risiko zu minimieren. Einer problemlosen Vereinbarkeit von Familie und Beruf stehen derzeit jedoch noch das magere Angebot an Kinderbetreuungsalternativen sowie eine fehlende Familienfreundlichkeit in vielen Unternehmen entgegen. In der Konsequenz hat die Parallelität wichtiger Weichenstellungen zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr für den beruflichen Aufstieg einerseits und für die Gründung einer Familie andererseits bisher dazu geführt, dass sich viele 10 | 11 Frauen schließlich für die eine oder die andere Alternative entschieden haben, statt zu versuchen, Familie und Beruf miteinander zu verbinden. Rund 35 Prozent aller erwerbstätigen Frauen, die nach 1960 geboren sind, haben heute keine Kinder. 76 Prozent aller weiblichen Führungskräfte in deutschen Unternehmen sind kinderlos. Von den Frauen, die sich für ein Kind entscheiden, geben zwei Drittel nach der Geburt zumindest temporär ihre Berufstätigkeit auf. Lediglich 30 Prozent der Mütter mit Kindern unter drei Jahren bleiben berufstätig. Das Fehlen einer Betreuungsalternative ist für viele Frauen der Hauptgrund, nach der Geburt ihres Kindes zu Hause zu bleiben. Schätzungsweise 1,2 Millionen Betreuungsplätze für unter Dreijährige müssten momentan neu geschaffen werden, um der Nachfrage gerecht zu werden. Angeboten werden in Deutschland derzeit rund 190.000 Krippenplätze, 75 Prozent davon sind Ganztagsplätze. Während jedoch etwa die Hälfte der erwerbstätigen Mütter zumindest zeitweise zwischen 16.30 Uhr und 19 Uhr und jede Dritte zwischen 19 Uhr und 22 Uhr arbeitet, haben nur etwa fünf Prozent der Kindertagesstätten nach 18 Uhr noch geöffnet. In den Schulferien schließen zudem 60 Prozent der Tagesstätten ganz oder teilweise, sodass der normale Urlaubsanspruch der Eltern oft kaum ausreicht, um diese betreuungsfreien Wochen abzudecken. Erreicht das Kind das Kindergartenalter, gehen rund 60 Prozent der Mütter wieder arbeiten. Denn für die meisten Drei- bis Sechsjährigen steht dann zumindest eine halbtägige Betreuung zur Verfügung. Eine Ganztagsbetreuung bieten in den alten Bundesländern nur 20 Prozent der Kindergartenplätze, in den neuen Bundesländern ist diese mit 98 Prozent der vorhandenen Plätze hingegen fast flächendeckend. Das Ost-West-Gefälle zeigt sich auch bei den Hortplätzen für die Sechs- bis Zehn- Ausstieg – Gut geplant ist halb gewonnen jährigen: Während in Westdeutschland nicht einmal für 9 Prozent der Kinder nach der Schule Hortplätze zur Verfügung stehen, können in Ostdeutschland immerhin rund 41 Prozent der Grundschüler dort am Nachmittag betreut werden.1 Die Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf lassen insbesondere in Westdeutschland trotz des zunehmenden politischen Engagements stark zu wünschen übrig. Lassen Sie sich davon aber nicht entmutigen, sondern suchen Sie nach individuellen Lösungsmöglichkeiten, wie Sie Berufstätigkeit und Familienleben stimmig miteinander in Einklang bringen können. Beginnen Sie am besten mit einer persönlichen Standortbestimmung. Karriere & Kinder: Persönliche Standortbestimmung mit Ihrem Partner Mit der Geburt eines Kindes ändert sich für ein Paar fast alles im Leben. Das lässt sich für die meisten zumindest schon einmal aus den Erfahrungsberichten von Freunden und Bekannten schlussfolgern. Wie sich Ihr „neues“ Leben dann tatsächlich anfühlt, wissen Sie natürlich erst, nachdem das Kind da ist. Trotzdem ist es ratsam, bereits zu Beginn der Schwangerschaft Ihre jeweiligen Vorstellungen von Ihrem zukünftigen Familien- und Berufsleben einmal genauer zu betrachten, um mögliche Unterschiede nach und nach auf einen gemeinsamen Nenner bringen zu können. 1 Vgl. Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz (Hrsg.), Beruf und Familie, Anregungen aus der Wirtschaft, Ergebnisse einer unabhängigen Studie der Fachhochschule Ludwigshafen am Rhein, 2006. 12 | 13 Auch wenn Sie als Schwangere von der neuen Situation derzeit noch mehr betroffen zu sein scheinen als Ihr Partner, sollten Sie die Vereinbarkeitsfrage nicht alleine lösen! Binden Sie Ihren Partner aktiv mit ein, denn nur dann können Sie zu einer ausgewogenen Lösung finden, wie Sie später Beruf und Familie miteinander in Einklang bringen möchten: Setzen Sie sich beide mit möglichen beruflichen Einschnitten auseinander, die durch eine Auszeit nach der Geburt bedingt werden könnten. Erkennen Sie aber auch den großen Gewinn, wenn Sie beide die Chance hätten, viel Zeit mit Ihrem Baby verbringen zu dürfen. Betrachten Sie andererseits eine frühzeitige Rückkehr in den Job nicht ausschließlich vor dem Hintergrund der anfallenden Kinderbetreuungskosten, sondern denken Sie langfristig: Stehen Sie später beide im Arbeitsleben, fällt das Familieneinkommen deutlich höher aus, als wenn einer der Partner durch eine zu lange Abwesenheit im Job nicht mehr Fuß fasst. Auch sollten Sie die Betreuungskosten keinesfalls nur von Ihrem Gehalt abziehen, das vielleicht niedriger ausfällt als das Ihres Partners. Betreuungskosten sind Familienausgaben und müssen somit auch dem gesamten Familieneinkommen angerechnet werden. So vermeiden Sie von Anfang an das Gefühl, dass Ihr Gehalt am Ende doch nur für die Tagesmutter draufgeht! Geteilte Zeit ist doppelte Freude Mit dem Elterngeld, das seit 1.1.2007 dem berufstätigen Elternteil gewährt wird, der wegen der Betreuung eines Neugeborenen zu Hause bleibt, können es sich nun deutlich mehr Paare finanziell leisten, dass auch der besser Verdienende – in vielen Fällen der Mann – einige Monate aus dem Berufsleben austritt. Teilen sich beide Elternteile die Elternzeit, müssen sich auch beide weniger stark aus dem Berufsleben zurückziehen. Zudem wird die Gleichwertigkeit der Partner stärker betont: Beide kümmern sich um das Kind, beide verdienen den Lebensunterhalt. Ausstieg – Gut geplant ist halb gewonnen