Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. Jahrbuch 2007 Die deutsche Versicherungswirtschaft Versicherungswirtschaft 2007 auf einen Blick Versicherungswirtschaft 2007 auf einen Blick Angaben für 2007 geschätzt 2007 2006 Beitragsaufkommen1) GDV-Mitglieder Beitragszunahme Beiträge 1) je Einwohner Beiträge der Privathaushalte Beitragszahlung je Haushalt Beitragszahlung je Einwohner Versicherungsleistungen (GDV-Mitglieder) 2) Lebensversicherung3) Private Krankenversicherung Kraftfahrtversicherung Versicherungsverträge und -risiken Arbeitnehmer einschl. Auszubildende bei Versicherungsunternehmen im Versicherungsvermittlergewerbe 4) Selbständiger Versicherungsaußendienst5) selbständige hauptberufliche Vertreter nebenberufliche Vertreter Versicherungsmakler Milliarden Euro Prozent Euro Milliarden Euro Euro Euro Milliarden Euro Milliarden Euro Milliarden Euro Milliarden Euro Millionen 162,1 0,2 1 970 142,9 3 650 1 730 142,9 67,3 32,7 19,2 etwa 431 281 300 219 000 55 600 400 000 77 000 300 000 20 000 161,8 2,4 1 960 142,6 3 640 1 725 138,3 66,7 31,8 18,8 etwa 428 288 700 225 700 55 400 *) *) *) *) Kapitalanlagebestand 6) Milliarden Euro 1 112 1 067 Größte Versicherungszweige nach dem gebuchten Beitragsaufkommen (GDV-Mitgliedsunternehmen) Lebensversicherung Private Krankenversicherung Kraftfahrtversicherung Allgemeine Haftpflichtversicherung Private Unfallversicherung Wohngebäudeversicherung Rechtsschutzversicherung Hausratversicherung Industrielle Feuerversicherung 7) Transportversicherung Milliarden Euro Milliarden Euro Milliarden Euro Milliarden Euro Milliarden Euro Milliarden Euro Milliarden Euro Milliarden Euro Milliarden Euro Milliarden Euro 78,1 29,2 20,8 6,9 6,4 4,1 3,1 2,6 2,5 1,9 78,3 28,5 21,2 6,9 6,2 4,1 3,1 2,6 2,6 1,9 1) gebuchte Brutto-Beiträge der GDV-Mitglieder (ohne Auslands- und in Rückdeckung übernommenes Geschäft, aber einschl. gewerbliches Geschäft, ohne Einmalbeiträge aus der RfB bei der Lebens- und Krankenversicherung), entspricht 97 Prozent des Gesamtmarktes, 2) Lebensversicherung: nur ausgezahlte Leistungen, 3) inkl. Pensionskassen und Pensionsfonds, 4) geschätzt, 5) Diese Angaben sind Schätzwerte. Die Auswirkungen der durch die neuen Regelungen für Versicherungsvermittler vorgeschriebenen Registrierung der Versicherungsvermittler sind aufgrund der bestehenden Übergangsfristen erst mit Beginn des Jahres 2009 konkret erfassbar. 6) einschl. Rückversicherer (jeweils Vorjahreswerte), ohne Pensions- und Sterbekassen, 7) mit Feuer-Betriebsunterbrechung, Extended Coverage, All Risk. *) Zahlen zum Vorjahr nicht vergleichbar. 2 JAHRBUCH 2007 Inhaltsverzeichnis JAHRBUCH 2007 3 4–5 32–67 68–123 124–127 Verzeichnis der Tabellen und Grafiken Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld der Versicherungswirtschaft 35 Geschäftsentwicklung 2007 41 Kapitalanlagen und Kapitalmärkte 48 Assekuranz im Rahmen der Gesamtwirtschaft 50 Niveau der privaten Vorsorge in Deutschland 51 Privatschutz und Sozialversicherung 53 Geldvermögensbildung der privaten Haushalte 55 Unternehmen und Versicherung 56 Wettbewerb und Konzentration in der Versicherungswirtschaft 58 Internationale Verflechtung der Assekuranz 59 Die Versicherungswirtschaft als Arbeitgeber Versicherungszweige und -arten 70 Lebensversicherung, Pensionskassen und Pensionsfonds 81 Private Krankenversicherung 86 Schaden- und Unfallversicherung 91 Kraftfahrtversicherung 100 Allgemeine Haftpflichtversicherung 102 Private Unfallversicherung 103 Rechtsschutzversicherung 105 Sachversicherung 111 Transportversicherung 113 Kreditversicherung 114 Luftfahrtversicherung 116 Nuklearversicherung 119 Insolvenzsicherung 121 Rückversicherung Der GDV und seine Mitglieder 7 Ein Wort zuvor 8–31 Standpunkte Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 4 JAHRBUCH 2007 36 37 Versicherungswirtschaft insgesamt Versicherungswirtschaft 2007 auf einen Blick Beitragseinnahmen der Versicherungswirtschaft Leistungen der Versicherungswirtschaft 42 42 43 44 47 Kapitalanlagen und Kapitalmärkte Kapitalmarktdaten Laufende Erträge aus Kapitalanlagen Kapitalanlagebestand nach Anlagearten Kapitalanlagebestand nach Versicherungszweigen Alternative Investments im Rahmen der Kapitalanlage 49 Assekuranz im Rahmen der Gesamtwirtschaft Versicherungsschutz der Haushalte 2006/ 2007 51 Niveau der privaten Vorsorge in Deutschland Versicherung in der Gesamtwirtschaft 53 54 Privatschutz und Sozialversicherung Geldvermögensbildung der privaten Haushalte Geldvermögensbildung der privaten Haushalte nach Anlagearten Geldvermögen der privaten Haushalte nach Anlagearten 56 57 Unternehmen und Versicherung Wettbewerb und Konzentration in der Versicherungswirtschaft Anzahl der Versicherungsunternehmen nach Sparten Versicherungsbestände zum Jahresende 60 61 65 Internationale Verflechtung der Assekuranz Die Versicherungswirtschaft als Arbeitgeber Erhebung über die Entwicklung der Zahl der Arbeitnehmer Die größten Versicherungsstädte Im Dienst der Sicherheit n Grafik n Grafik 75 76 77 77 78 79 80 Lebensversicherung, Pensionskassen und Pensionsfonds Versicherungsleistungen der Lebensversicherung i. e. S. Wie die Bürger ihr Leben versichern n Grafik Lebensversicherung i. e. S.: Zeitreihe eingelöster Neuzugang Beitragseinnahmen in der Lebensversicherung i. e. S., Ersparnis und Sparquote der privaten Haushalte Schutz der Bevölkerung durch Lebensversicherungen n Grafik Gliederung der Beitragseinnahmen in der Lebensversicherung i. e. S. Übersicht über die Ergebnisse der Lebensversicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds Übersicht über die Ergebnisse der Lebensversicherungen i. e. S. Entwicklung der Direktversicherung und Rückdeckungsversicherung An Versicherungsnehmer ausgezahlte Versicherungsleistungen der Lebensversicherung i. e. S. Kostenquote in der Lebensversicherung i. e. S. 81 83 Private Krankenversicherung Anzahl der privat Krankenversicherten Entlastung im Alter n Grafik 70 71 73 74 JAHRBUCH 2007 5 84 85 85 Wechsel der Kassen Beitragseinnahmen in der privaten Krankenversicherung Gliederung der Gesamtaufwendungen in der privaten Krankenversicherung 87 Schaden- und Unfallversicherung Versicherungsfälle in der Schaden- und Unfallversicherung des deutschen Direktgeschäfts 90 91 91 92 92 93 93 94 94 95 96 97 Kraftfahrtversicherung Beitragseinnahmen und Schadenaufwand in der Kraftfahrtversicherung Schadenquoten in der Kfz-Versicherung Straßenverkehrsunfälle in Deutschland Kfz-Haftpflichtversicherung in Zahlen Wie lange unfallfrei? Diebstahl versicherter Kraftfahrzeuge nach Zahl und Schadenaufwand Diebstahl versicherter Pkw nach Autofabrikaten Vollkasko in Zahlen Teilkasko in Zahlen Was Autounfälle im Schnitt kosten n Grafik Entwicklung des Kraftfahrzeug-Bestandes Diebstahl versicherter Pkw nach Bundesländern 100 102 103 Haftpflicht-, Unfall- und Rechtsschutzversicherung Beiträge und Leistungen in der Allgemeinen Haftpflichtversicherung Beiträge und Leistungen in der Privaten Unfallversicherung Beitragseinnahmen, Risiken und Schäden in der Rechtsschutzversicherung 105 106 107 108 109 Sachversicherung Schäden je Gefahr in der Verbundenen Hausrat- und Wohngebäudeversicherung Beitragseinnahmen in den Sachversicherungszweigen Schadenaufwand und Schadenquoten in den Sachversicherungszweigen Großschäden in der Industriellen Sachversicherung Spannweite der Schadenquoten n Grafik 112 Transportversicherung Transportversicherung in Zahlen 113 Kreditversicherung Kreditversicherung und Insolvenzen in Zahlen 116 Nuklearversicherung Nuklearversicherung in Zahlen 119 Insolvenzsicherung Pensions-Sicherungs-Verein in Zahlen 121 122 Rückversicherung Die größten Zweige der Rückversicherung Schäden und Betriebskosten in der Rückversicherung 128 Der GDV und seine Mitglieder Organigramm des GDV n Grafik Ein Wort zuvor JAHRBUCH 2007 7 Der Wintersturm Kyrill Anfang diesen Jahres hat die Bedeutung von umfassendem Versicherungsschutz einmal mehr plastisch gemacht: Einen versicherten Schaden von etwa 2,5 Milliarden Euro mit fast 2 Millionen gemeldeten Schadensfällen verursachte der Sturm allein in Deutschland. Die Versicherungswirtschaft hat dieses mit weitem Abstand teuerste Sturmereignis in Europa finanziell gut verkraftet und einmal mehr ihre Rolle als stabilisierender Faktor in Wirtschaft und Gesellschaft bewiesen. Das verursachte menschliche Leid können die Versicherer zwar nicht ausgleichen, sie können es jedoch lindern, indem sie schnell und unbürokratisch Entschädigung für materielle Verluste leisten. Dass dies trotz der enormen Zahl an Einzelschäden gelungen ist, ist der Professionalität und dem großen Engagement der Mitarbeiter im Innen- und Außendienst zu verdanken. In diesem Jahr wurden zwei wichtige Rechtsgebiete neu geregelt, die sich intensiv auf das Verhältnis zwischen Versicherern, ihren Mitarbeitern im Innen- und Außendienst und den Kunden auswirken: die Verordnung über die Versicherungsvermittlung und -beratung sowie die Reform des Versicherungsvertragsgesetzes. Die Umsetzung der EU-Vermittlerrichtlinie in nationales Recht trat im Mai in Kraft. Sie wird nicht nur über neue Ausbildungsstandards für Vermittler eine einheitlich hohe Qualifikation garantieren. Auch die zusätzlichen Beratungs- und Dokumentationspflichten werden die Beratungsqualität weiter verbessern. Die Reform des bald 100 Jahre alten Versicherungsvertragsgesetzes führt zu einer maßgeblichen Modernisierung der Beziehungen zwischen Versicherern und Versicherten. Eine weitere Verbesserung der Informationen der Kunden vor und nach Vertragsabschluss und höhere Rückkaufswerte bei frühzeitiger Kündigung von Lebensversicherungsverträgen sind wesentliche Teile der Reform, die die Versicherer im letzten Jahr selbst vorgeschlagen haben. Besonders kontrovers ist über die Ausschüttung stiller Reserven diskutiert worden. Künftig ist die Ausschüttung gesetzlich geregelt. Per Saldo wird dadurch jedoch nicht mehr Geld als früher zur Ausschüttung zur Verfügung stehen. Denn auch bisher kamen die stillen Reserven den Kunden zu Gute, wenn sie für eine stabile Überschussbeteiligung realisiert wurden. Auf richtigem Kurs befindet sich die deutsche Versicherungswirtschaft auch mit ihren Vorbereitungen auf Solvency II. Zu dem neuen risikobasierten Aufsichtskonzept, das derzeit auf europäischer Ebene vorbereitet wird, liegen die Ergebnisse der dritten Auswirkungsstudie vor. Die Ergebnisse der Simulation des neuen Eigenmittelregimes, an der sich über 160 deutsche Versicherungsunternehmen beteiligt haben, zeigen, dass die deutsche Assekuranz auf die anstehenden Veränderungen gut vorbereitet ist. Sie wird die neuen Ansätze des Risikomanagements nutzen, ihre Risikostrukturen weiter zu optimieren und ihren Kunden nachhaltig sicheren Schutz und Planungssicherheit zu bieten. Dr. Bernhard Schareck Dr. Frank von Fürstenwerth Präsident Hauptgeschäftsführer 8|9 JAHRBUCH 2007 Standpunkte Seit dem Amtsantritt der Großen Koalition hat sich die wirtschaftliche Lage in Deutschland merklich gebessert. Die deutsche Volkswirtschaft ist im letzten Jahr so kräftig wie seit langem nicht mehr gewachsen. Auch in diesem Jahr hat sich die Aufwärtsbewegung fortgesetzt und dabei zunehmend auch zu einer Besserung am Arbeitsmarkt beigetragen. Positiv ausgewirkt haben sich kräftige weltwirtschaftliche Impulse. Von der Weltwirtschaft können aber immer wieder auch erhebliche Risiken ausgehen. So sind die Versicherer zwar von der aus den USA kommenden Subprime-Krise als Kapitalanleger nicht spürbar betroffen. Jedoch steht die Stabilität des weltweiten Finanzsystems derzeit durchaus vor einer Bewährungsprobe. Auch der globale Terrorismus ist nicht gebannt. Eine gemeinschaftliche Anstrengung von Staat und privater Versicherungswirtschaft zur finanziellen Risikovorsorge vor den Folgen des Terrorrisikos bleibt deshalb für die Wirtschaft unverzichtbar. 10 JAHRBUCH 2007 STANDPUNKTE Die Politik in Deutschland steht weiter vor großen Herausforderungen. Die nachhaltige Konsolidierung der öffentlichen Finanzen bleibt eine der wichtigsten Aufgaben. Zweifellos sind in der bisherigen Legislaturperiode schon Fortschritte beim Abbau des Staatsdefizits erreicht worden. Ein ausgeglichenes Budget ist erstmals seit langem wieder möglich. Aber nichtsdestotrotz: Die Staatsverschuldung insgesamt bleibt eine große Hypothek für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Gerade Phasen guter Konjunktur müssen daher konsequent genutzt werden, um vor allem auch die qualitative Konsolidierung der öffentlichen Haushalte weiter voranzubringen. Darüber hinaus bleibt eine weitere Flexibilisierung und Entbürokratisierung des Arbeitsmarktes unerlässlich, um Beschäftigungs- und Wachstumshemmnisse vor allem im Niedriglohnsektor abzubauen. Auch im Bereich der sozialen Sicherungssysteme besteht teilweise noch erheblicher Reformbedarf. Zwar ist in der Alterssicherung die Stärkung der kapitalgedeckten Vorsorge schon ein gutes Stück vorangekommen. In der Kranken- und Pflegeversicherung greifen die jüngsten Reformen dagegen teils zu kurz, teils wirken sie sogar kontraproduktiv. Strukturelle Reformen sind neben der Finanzpolitik, dem Arbeitsmarkt und der sozialen Sicherung nach wie vor in vielen weiteren Bereichen geboten. Dies gilt etwa im Hinblick auf eine Stärkung des Humankapitals durch zielgerichtete Strukturreformen im deutschen Bildungswesen wie für weitere Fortschritte bei der Reform des deutschen Föderalismus. Zu Recht hat sich die Bundesregierung aber auch zum Bürokratieabbau als einem vordringlichen Ziel ihrer Politik bekannt. Erst wenn die notwendigen Reform- und Konsolidierungsanstrengungen entschieden vorangebracht werden, kann die deutsche Volkswirtschaft wieder dauerhaft auf einen dynamischeren Wachstumspfad zurückkehren. Durch schlüssige Reformkonzepte sollte es auch gelingen, natürliche Widerstände gegen weitreichende Veränderungen abzubauen und zunehmend weite Bevölkerungskreise davon zu überzeugen, dass Reformen nicht allenfalls unangenehme Notwendigkeiten sind, sondern dass sie als ein Aufbruchsignal zur Wahrung der Chancen für eine gemeinsame Zukunft verstanden werden sollten. ■ ■ ■ Sozial- und Gesundheitspolitik Um die demographischen Herausfor- Weiterentwicklung derungen zu bewältigen, haben die der Alterssicherung letzten großen Rentenreformen das Alterssicherungssystem auf eine neue, sichere Grundlage gestellt. Dennoch erzwingen die kontinuierlichen Veränderungen in der Gesellschaft und der Arbeitswelt stete Weiterentwicklungen. Für die Versicherungswirtschaft ist dabei die Grundsatzentscheidung der letzten Rentenreformen maßgebend: Die Sicherung des Lebensstandards der Rentner soll künftig über alle drei Säulen der Alterssicherung erreicht werden. Daraus leiten sich die Kernziele ab, die den Reformen ihre Richtung geben. Die gesetzliche Rentenversicherung wird durch deutliche Leistungseinschränkungen an die demographische Entwicklung angepasst. Zum Ausgleich werden die betriebliche und die private Altersvorsorge in ein Gesamtkonzept der Alterssicherung einbezogen und staatlich gefördert, wenn sie vor allem zwei Qualitätskriterien erfüllen – die Zahlung lebenslanger Leistungen im Alter zur Ergänzung JAHRBUCH 2007 11 der gesetzlichen Renten und die Garantie des Kapitalerhalts als Sicherheitsminimum für den Verbraucher. Aktuell diskutierte Reformschritte in der Alterssicherungspolitik müssen sich vorrangig daran messen lassen, ob diese Maßnahmen die nachhaltige Finanzierbarkeit der Alterseinkommen unterstützen, die kapitalgedeckte Altersvorsorge adäquat berücksichtigt wird und die Qualitätskriterien der geförderten Altersvorsorge gewahrt werden. Vor diesem Hintergrund ist die jüngste Entscheidung für eine unbefristete Fortführung der sozialabgabenfreien Entgeltumwandlung zukunftsweisend. Die Tarifvertragsparteien und alle betroffenen Verbände hatten vor dem drohenden Rückschlag in der betrieblichen Altersversorgung gewarnt, wenn die Beiträge der Arbeitnehmer zur Entgeltumwandlung wie gesetzlich vorgesehen ab dem 1. Januar 2009 der Sozialversicherungspflicht unterworfen worden wären. Die Arbeitnehmer werden nun auch künftig davor bewahrt, doppelt Sozialversicherungsbeiträge entrichten zu müssen. Denn nicht nur die später erzielten Betriebsrenten wären mit Beiträgen zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung belegt worden; auch das umgewandelte Arbeitsentgelt, das zum Aufbau der Betriebsrente eingesetzt wird, wäre belastet worden. Entgeltumwandlung und Sozialversicherungsfreiheit Durch das Umdenken der Politik bestehen nun gute Chancen, dass die Entgeltumwandlung ihre wichtige Rolle in der Alterssicherung weiter ausbauen kann. Die Rentabilität dieser beliebten Form der Vorsorge bleibt dauerhaft erhalten, und die Menschen können unter stabilen Rahmenbedingungen ein zusätzliches Alterseinkommen aufbauen. Langfristig wer- den davon auch die Sozialversicherungsträger und der Staat profitieren, denn höhere Betriebsrenten führen letztlich auch zu höheren Einnahmen der Kranken- und Pflegeversicherung und zu einem höheren Steueraufkommen. Für die Versicherungswirtschaft ist die Übergang von beschlossene sukzessive Anhebung Beruf in Rente der Regelaltersgrenze für den Bezug flexibilisieren der gesetzlichen Rente auf das 67. Lebensjahr bis zum Jahr 2029 eine richtige Antwort des Gesetzgebers auf die veränderten Anforderungen einer alternden Gesellschaft an den Arbeitsmarkt und die umlagefinanzierte gesetzliche Rentenversicherung. Derzeit wird in den Fraktionen, den Gewerkschaften und der gesetzlichen Rentenversicherung überlegt, wie vor diesem Hintergrund ein flexibler Übergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand ermöglicht werden kann, der die individuell unterschiedlichen Lebenssituationen von Arbeitnehmern berücksichtigt, ohne dadurch jedoch erneut ein Frühverrentungsprogramm zu initiieren. Die Versicherungswirtschaft wird ihre Überlegungen in diese Debatte einbringen, um dem für die gesetzliche Rentenversicherung und die privaten Anbieter gleichermaßen gefährlichen Trend eines Ausweichens in die Invaliditätsversorgung, d. h. in die Rente für Erwerbsund Berufsunfähigkeit, vorzubeugen, der als Reaktion auf höhere Altersgrenzen in anderen Ländern beobachtet werden kann. Sollten sich Modelle durchsetzen, die zum Beispiel eine flexiblere Inanspruchnahme der Teilrente ab dem 60. Lebensjahr mit entsprechender Hinzuverdienstmöglichkeit erlauben, wird sich die Versicherungswirtschaft dafür einsetzen, 12 JAHRBUCH 2007 STANDPUNKTE die Untergrenzen für die ab dem Jahr 2012 geschlossenen, geförderten Altersvorsorgeverträge wieder auf das derzeit noch geltende Niveau von 60 Jahren abzusenken, damit die private und betriebliche Altersversorgung im Gleichklang mit der gesetzlichen Rente die verbleibenden Versorgungslücken schließen kann. Die Sorge um eine unzureichende Altersversorgung einer wachsenden Gruppe von Selbständigen, die zwischen einem Angestelltenverhältnis und der Selbständigkeit wechseln, führt derzeit zu Überlegungen, die gesetzliche Rentenversicherung zu einer Erwerbstätigenversicherung auszubauen. Im Fokus steht die Hinzunahme der Gruppe der sogenannte SoloSelbständigen, d. h. Selbständige, die selbst keine weiteren Arbeitnehmer beschäftigen. Gegen eine Ausweitung der Versicherungspflicht gibt es aber gewichtige Gründe. Entscheidend sind die Belastungen für die gesetzliche Rentenversicherung durch eine Ausweitung der Versicherungspflicht. Bereits die Rürup-Kommission hatte darauf hingewiesen, dass die Ausweitung der Versicherungspflicht in der gesetzlichen Rentenversicherung auf Selbständige unter dem Aspekt der finanziellen Nachhaltigkeit abzulehnen ist. Keine Ausweitung der gesetzlichen Rentenversicherungspflicht Um den Aufbau von Altersvorsorgevermögen für Selbständige zu erleichtern, schlägt die Versicherungswirtschaft vor, den Kreis der Förderberechtigten in der Riester-Rente auf Selbständige und ihre Ehepartner auszuweiten. Damit könnten auch Menschen mit häufigen Wechseln zwischen abhängiger Beschäftigung und Selb- Riester-Rente für Selbständige ständigkeit im Bereich der kapitalgedeckten Altersvorsorge angemessen berücksichtigt werden. Derzeit können bei Selbständigen und ihren Familien, die einmal oder sogar mehrfach aus einem Angestelltenverhältnis in die Selbständigkeit wechseln und umgekehrt, begonnene Riester-Verträge in den Phasen der Selbständigkeit nicht gefördert werden. Dies betrifft auch die Verträge der nur mittelbar zulagenberechtigten Ehepartner. Allerdings wird die Riester-Rente als Ergänzung zur gesetzlichen Rentenversicherung den Sicherungsbedarf der Selbständigen nur zu einem Bruchteil abdecken können, sodass die weiter reichenden Vorsorgeformen – wie etwa die Basisrente – weiterhin erforderlich sind. Die deutsche Versicherungswirtschaft Europäische unterstützt das Ziel der europäischen Altersvorsorge Initiative zur Portabilität der betrieblichen Altersvorsorge, die europaweite Mobilität von Arbeitnehmern zu fördern. Die Versicherungswirtschaft hat durch die Übertragungsabkommen für Direktversicherungen und Pensionskassen das Notwendige geleistet, um in Deutschland den Anspruch der Arbeitnehmer auf Übertragung ohne Nachteile zu gewährleisten. Ein Übertragungsabkommen für rückgedeckte Unterstützungskassen steht kurz vor dem Abschluss. Europäische Regelungen sollten aber die Attraktivität des freiwilligen Angebots der betrieblichen Altersversorgung für die Arbeitgeber in Deutschland nicht beeinträchtigen. JAHRBUCH 2007 13 ■■■ Für die private Krankenversicherung waren im Jahr 2007 zwei Themen von zentraler Bedeutung. Dies war zum einen die Verabschiedung des Gesetzes zur Stärkung des Wettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-WSG) im Februar, mit der die über einjährige politische Diskussion über die Gesundheitsreform einen Abschluss fand. Wichtig für die PKV war zum anderen die Debatte über die Reform der Pflegeversicherung, die mit der grundsätzlichen Einigung der Bundesregierung im Juni 2007 vorerst beendet wurde. Gesundheits- und Pflegereform 2007 Das am 1. April 2007 in Kraft getretene GKVWSG betrifft zentrale Bereiche der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung. Die PKV ist insbesondere von den Regelungen zum Basistarif, der vorgesehenen Portabilität der Alterungsrückstellungen auch für Bestandsversicherte und dem dreijährigen Wartemoratorium für Angestellte betroffen. Für die GKV ist die Einführung eines zentralen Gesundheitsfonds am 1. Januar 2009 das Kernstück der Gesundheitsreform. Ab dann bestimmen nicht mehr die einzelnen Krankenkassen die Höhe der Beiträge, sondern der Staat legt einen einheitlichen Beitragssatz für die gesetzlich Versicherten fest. Das Beitragsaufkommen fließt dann in den Fonds, von dem die Kassen für jeden Versicherten einen einheitlichen Betrag erhalten. Noch im Sommer 2006 war geplant, die PKV in diesen Gesundheitsfonds einzubeziehen. Das hätte im Ergebnis einen Einkommens- und Risikoausgleich mit der GKV und damit das faktische Ende der PKV bedeutet. Vor diesem Hintergrund ist es ein großer politischer Erfolg der Branche, dass nicht nur die Einbeziehung in Gesundheitsreform – ein Schritt in die Staatsmedizin den Gesundheitsfonds verhindert, sondern auch andere schwere Eingriffe in die PKV verhindert bzw. deutlich abgemildert werden konnten. Diese Nachbesserungen im Detail machen indes eine schlechte Gesundheitsreform noch nicht zu einer guten. Und so muss im Ergebnis festgestellt werden, dass mit dem GKV-WSG ein großer Schritt in Richtung Staatsmedizin gemacht wurde. Ebenso wie die PKV sind renommierte Staatsrechtler der Ansicht, dass die Gesundheitsreform verfassungswidrig ist. Die privaten Krankenversicherer bereiten daher unter der Koordination des PKV-Verbandes und mit Unterstützung von Verfassungsjuristen eine Verfassungsbeschwerde gegen die Gesundheitsreform vor. Insbesondere der Basistarif und die Portabilität der Alterungsrückstellungen für Bestandsversicherte greifen in bestehende Verträge der Versicherten und in die Unternehmensfreiheit ein. Der Basistarif wird sich aufgrund des gesetzlichen Verbots von Risikozuschlägen und der vorgeschriebenen Beitragskappung nicht selbst tragen können. Er muss daher von den übrigen Privatversicherten subventioniert werden, was sich auf deren Prämien auswirken wird. Da auch die Möglichkeit der Portabilität von Alterungsrückstellungen im Bestand bei Vertragsschluss zwischen den Krankenversicherungsunternehmen und den Versicherten nicht Vertragsbestandteil war, muss diese zusätzliche Leistung gerade von denjenigen finanziert werden, die die Portabilität nicht in Anspruch nehmen. 14 JAHRBUCH 2007 STANDPUNKTE Rechtlich unzulässig sind aus Sicht der PKV zudem Leistungsausweitungen in der GKV wie z. B. das Angebot von Komfortunterbringung, Chefarzttarifen oder Auslandsreisekrankenversicherungen. Gegen erste diesbezügliche Angebote haben der PKV-Verband und ein Versicherungsunternehmen Rechtsmittel eingelegt. Derartige Wahltarife anzubieten ist nicht Aufgabe der gesetzlichen Krankenversicherungen und gehört nicht in ein Sozialversicherungssystem. Denn dieses genießt einzig und allein aufgrund seiner sozialen Aufgaben die Privilegien einer steuerbefreiten staatlichen Körperschaft, die über das Adressmonopol ihrer Mitglieder verfügt und kein Eigenkapital hinterlegen muss. Trotz dieser rechtlichen Bedenken und der anstehenden Verfassungsbeschwerde wird die PKV die Neuregelungen des Gesetzes fristgerecht umsetzen. Daher bereitet sich die Branche auf die Einführung des Basistarifs zum 1. Januar 2009 vor. Da der Basistarif der GKV vergleichbar sein soll, wird er auch mit entsprechenden Steuerungsinstrumenten, Leistungslimitierungen und Kostendämpfungen ausgestattet sein müssen. Das ist zwingend erforderlich, damit die Prämien eine für die Versicherungsnehmer akzeptable Höhe nicht überschreiten. PKV wird Neuregelungen fristgerrecht umsetzen Bereits seit dem 1. Juli 2007 nehmen Versicherungsunternehmen entsprechend den gesetzlichen Vorschriften ehemalige PKV-Versicherte, die zurzeit ohne Versicherungsschutz sind, im Standardtarif auf. Dabei hat sich schon nach den ersten Wochen gezeigt, dass sich fast ausschließlich Personen, die sich bereits in stationärer oder ambu- lanter Behandlung befinden, im Standardtarif versichern wollen. Zugleich gibt es offensichtlich auch Nichtversicherte, die mit ihrem Vertragsabschluss warten wollen, bis es zu einem konkreten Behandlungsfall kommt. Das ist nicht im Sinne des Gesetzgebers, der nach eigenem Bekunden verhindern will, dass sich Nichtversicherte erst dann versichern, wenn sie bereits erkrankt sind und damit die Versichertengemeinschaft übermäßig belasten. Um dem entgegenzuwirken und auch im modifizierten Standardtarif ein gemischtes Versichertenkollektiv aufzubauen, bietet die Branche nun allen anspruchsberechtigten Nichtversicherten einen Anreiz dafür, schnellstmöglich in die PKV zurückzukehren: Wer sich bis Ende 2007 im modifizierten Standardtarif versichert, erhält unter Berücksichtigung der PKV-üblichen Wartezeiten von drei bzw. acht Monaten auch laufende Behandlungen erstattet. Von zentraler Bedeutung für die PKV Pflegereform – ist auch die Reform der Pflegeversi- Chance auf cherung. Anders als bei der Diskussion zukunftsorientierten über die Gesundheitsreform fanden Umbau vertan die bisherigen Verhandlungen jedoch weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Im Kern der Debatte ging es um den Einstieg in die Kapitaldeckung auch in der gesetzlichen Pflegeversicherung und damit um ihre langfristige Finanzierbarkeit. Die SPD machte allerdings die Einführung einer Demografiereserve von einem Finanzausgleich zwischen privater und gesetzlicher Pflegeversicherung abhängig. Ein solcher Finanzausgleich ist jedoch nach Auffassung renommierter Verfassungsjuristen und prominenter Vertreter der Bundesregierung verfassungswidrig. JAHRBUCH 2007 15 Im Ergebnis einigte sich die Bundesregierung auf einen Kompromiss und verzichtete auf eine umfassende Finanzreform: Der Pflegebeitrag soll zum 1. Juli 2008 um 0,25 Prozentpunkte steigen. Demenz- und AlzheimerKranke erhalten mehr als bisher oder sogar erstmals Leistungen. Für die Hilfen ambulanter Pflegedienste soll mehr Geld gezahlt werden, ebenso für die Betreuung schwerer und schwerster Pflegefälle in Heimen. Zwar war es richtig, dass es nun doch nicht zu einem Finanzausgleich zwischen privater und gesetzlicher Pflegeversicherung kommt. Denn ein Finanzausgleich hätte im Kern die Einführung einer Bürgerpflegeversicherung und damit den strukturellen Einstieg in ein umlagefinanziertes Einheitssystem bedeutet. Gleichzeitig hat die große Koalition aber die Chance auf einen zukunftsorientierten Umbau der gesetzlichen Pflegeversicherung vergeben: Statt den von der Wissenschaft geforderten Umstieg auf Kapitaldeckung zu vollziehen oder ihn zumindest einzuleiten, hat sie das Umlageverfahren der gesetzlichen Pflegeversicherung sogar noch ausgebaut. Damit bewirkt sie das Gegenteil von Generationensolidarität. Die aus Sicht der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen zweifellos sinnvolle und erforderliche Ausweitung der Leistungen hätte unbedingt im Kapitaldeckungsverfahren erfolgen müssen. Ihre Finanzierung über das Umlageverfahren ist dagegen eine weitere Hypothek auf die Zukunft. Was die von der großen Koalition beschlossenen Leistungsausweitungen betrifft, wird die PKV auf Grundlage ihrer Erfahrungen in der Kalkulation und in der Kapitalanlage, in der Beratung, der Pflegebeurteilung und Quali- tätssicherung die von der Großen Koalition vorgenommenen Leistungsausweitungen verantwortungsvoll umsetzen. Darüber hinaus plant die PKV, auch in der Pflegepflichtversicherung eigene Leistungsprofile zu entwickeln. Auch diese Leistungsausweitungen werden in der privaten Pflegepflichtversicherung nachhaltig und generationengerecht finanziert werden. ■ ■ ■ Rechts- und Verbraucherpolitik Das neue Gesetz über den Versiche- Mit dem neuen rungsvertrag, das am 1. Januar 2008 VVG beginnt eine in Kraft tritt, läutet eine neue Ära für neue Ära die Versicherungswirtschaft ein. Das Bild vom Federstrich des Gesetzgebers wird lebendig, wenn mit der Geltung der neuen Regelungen alte Streit- und Zweifelsfragen unwichtig werden. Das Bemühen des Gesetzgebers, die wohlverstandenen Interessen der Verbraucher abzuwägen, ist beispielhaft im Bereich der Lebensversicherung zu erkennen. Durch höchstrichterliche Urteile bestanden bereits Vorgaben für die Gestaltung der Regelungen zu den Rückkaufswerten und der Beteiligung der Versicherungsnehmer an den Bewertungsreserven. Der auch nach dem geltenden Recht bestehende Anspruch auf Überschussbeteiligung wird im neuen Versicherungsvertragsgesetz ausdrücklich geregelt; ebenso die Beteiligung der Versicherungsnehmer an den stillen Reserven. Nicht Gesetz wurde die ursprünglich vom Gesetzgeber geplante Beteiligung an den stillen Reserven schon während der Vertragslaufzeit. Um die Funktion der stillen Reserven als Risikopuffer nicht zu gefährden, werden sie nunmehr erst bei Vertragsbeendigung zur Hälfte an die Ver- 16 JAHRBUCH 2007 STANDPUNKTE sicherungsnehmer ausgeschüttet. Auch die Regelungen zu den Rückkaufswerten wurden reformiert und führen in Fällen von Frühstorno nun zu höheren Rückkaufswerten. Die noch im Regierungsentwurf vorgesehene Einführung eines allgemeinen Direktanspruchs in der Pflichthaftpflicht-Versicherung wurde fallen gelassen. Dem Versicherungsnehmer wird ein Direktanspruch gegen den Versicherer nur in sinnvollen Fallkonstellationen eingeräumt. Das ist der Fall, wenn der Anspruch des Geschädigten gefährdet ist, weil der Versicherungsnehmer insolvent oder sein Aufenthaltsort unbekannt ist. Bei den vorvertraglichen Anzeigepflichten gibt es ebenfalls Neuerungen. Es bleibt selbstverständlich dabei, dass der Versicherungsnehmer vor Vertragsschluss die Angaben zu machen hat, die der Versicherer benötigt, um das zu versichernde Risiko einzuschätzen. Allerdings hat der Versicherungsnehmer nur noch solche Umstände anzuzeigen, nach denen der Versicherer in Textform gefragt hat. Damit wird es nicht mehr dem Versicherungsnehmer überlassen, zu beurteilen, ob ein Umstand für den Versicherer bedeutsam ist. Um Missbrauchsmöglichkeiten des Versicherungsnehmers bei der vorvertraglichen Anzeigepflicht zu verhindern, hat der Gesetzgeber eine Ausschlussfrist aufgenommen. Das neue Versicherungsvertragsgesetz kennt bei der Verletzung der vertraglichen Obliegenheiten nach Vertragsschluss das Alles-oderNichts-Prinzip nicht mehr. Dieses bestand zwar nach dem Wortlaut des Gesetzes noch, war aber bei der Verletzung der vertraglichen Obliegenheiten unter dem noch geltenden VVG bereits durch die sogenannte Relevanzrechtsprechung des Bundesgerichtshofes den heutigen Gegebenheiten angepasst worden. Verletzt der Versicherungsnehmer seine Obliegenheit nun vorsätzlich, wird der Versicherer – wie auch heute schon – leistungsfrei. Bei fahrlässiger Obliegenheitsverletzung dagegen entscheidet die Schwere des Verschuldens über die Kürzung des Anspruchs. Bei der Erhebung von Gesundheitsdaten bei Dritten ist in Anknüpfung an die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes vorgesehen, dass der Versicherungsnehmer – wie bereits heute üblich – bereits vor Abgabe der Vertragserklärung in die Erhebung der Daten einwilligen kann. Die betroffene Person ist vor jeder Datenerhebung zu informieren; sie kann der Datenerhebung im Einzelfall widersprechen. Erweitert worden ist der Kreis der Datenquellen durch die Einbeziehung von Behörden, gesetzlichen Krankenversicherungen und Berufsgenossenschaften. Ein wichtiges Anliegen des Gesetzge- Verordnung über bers – die Erhöhung der Transparenz – Informationspflichten hat den mündigen Verbraucher vor mit SchönheitsAugen, der informiert und umfänglich fehlern beraten, eine eigenverantwortliche, seinem Bedarf entsprechende Vertragsentscheidung trifft. Diesem neuen Leitbild entsprechend, hat der GDV bereits im Frühjahr 2006 Vorschläge zur Erhöhung der Transparenz von Versicherungsverträgen unterbreitet. Ein funktionsfähiger Wettbewerb zwischen Versicherern setzt voraus, dass die Versicherungsnehmer über die für das Versicherungsprodukt erforderlichen Informationen verfügen können. Das Gesetz sieht daher umfangreiche Informations- und Beratungspflichten vor. Dabei ist die Beratung auf die Wünsche JAHRBUCH 2007 17 und Bedürfnisse des Kunden abzustellen und auch zu dokumentieren. Der Versicherungsnehmer kann auf die Beratung aber natürlich auch verzichten, weil er bereits über ausreichende Kenntnisse verfügt; das Gesetz sieht keine Zwangsberatung vor. Neben der Beratung ist der Versicherer zur Informationserteilung verpflichtet. Die zu erteilenden Informationen sind in der Informationspflichtenverordnung detailliert geregelt. Diese bildet in weiten Teilen die bereits bestehenden Informationspflichten ab und stellt eine gute Grundlage zur Herstellung von Transparenz und Verständlichkeit dar. Zu einem großen Teil sind die zu erteilenden Informationen durch die europäischen Richtlinien vorgegeben und werden in der neuen Verordnung gebündelt. Diese Zusammenführung aller Informationspflichten in einer Verordnung ist ausdrücklich zu begrüßen, führt dies doch zu Rechtsklarheit und Übersichtlichkeit. Dennoch schießt der im Juli vorgelegte Verordnungsentwurf in Teilen über das Ziel hinaus. Insbesondere die Regelung, nach der die Abschluss- und Vertriebskosten sowie sonstige Kosten in Euro anzugeben sind, ist weder europarechtlich vorgegeben noch dient sie der Schaffung von Vergleichbarkeit. Im Gegenteil benachteiligt sie die Versicherungsunternehmen im Wettbewerb mit anderen Finanzdienstleistern. Denn die Angabe der genannten Kosten in Euro trifft nur die Versicherer. Transparenzfördernd und für den Kunden sinnvoll ist vielmehr die Angabe der einkalkulierten Abschluss- und Vertriebskosten im Verhältnis zu den Beiträgen. Das neue, auch bereits vom GDV im vergangenen Jahr im Rahmen der Transparenzoffensive geforderte Produktinformationsblatt soll dem Versicherungsnehmer einen ersten Überblick über das gewählte Produkt geben und kann ihm daher beim Verständnis des Versicherungsproduktes eine große Hilfe sein. Der GDV verlangt hierfür aber eine Beschränkung auf die für die erste Orientierung wesentlichen Informationen wie auch eine Beschränkung des Adressatenkreises auf Verbraucher. Denn nur für diese hat das Produktinformationsblatt eine Bedeutung und einen Nutzen. ■■■ Die Entlastung von Bürgern, Wirt- Assekuranz unterschaft und Behörden von einem Über- stützt Initiative zum maß an bürokratischen Vorschriften Bürokratieabbau sowie die Reduzierung der damit einhergehenden Kosten ist ein wichtiges, im Koalitionsvertrag fest verankertes Anliegen der Bundesregierung. Zur konkreten Umsetzung hat die Bundesregierung das Programm „Bürokratieabbau und bessere Rechtssetzung“ beschlossen. Bürokratiekosten sollen auf der Grundlage einer einheitlichen objektiven Methodik – dem so genannten StandardkostenModell – identifiziert, gemessen und reduziert werden. Begleitet und unterstützt wird die Bundesregierung dabei von dem für den Bürokratieabbau verantwortlich eingesetzten Nationalen Normenkontrollrat. Die deutsche Versicherungswirtschaft begrüßt und unterstützt diese Initiative ausdrücklich. Denn wie kaum eine andere Branche sind die Assekuranz und auch deren Kunden von den Folgen ineffizienter und in der Umsetzung sehr kostspieliger Rechtsetzung betroffen. Ein aktuelles Beispiel für übermäßige und unverhältnismäßige Bürokratie ist die Umsetzung des einheitlichen Euro Zahlungsverkehrsraumes (SEPA). Im Falle der 18 JAHRBUCH 2007 STANDPUNKTE neuen SEPA-Lastschrift wird die Forderung erhoben, eine Umstellung aller bestehenden Lastschriftmandate auf das neue SEPA-Mandatsformat vorzunehmen. Sollte diese Forderung in nationales Recht umgesetzt werden, kämen Belastungen in Höhe mehrerer Milliarden Euro auf die deutsche Versicherungswirtschaft und letztlich auf Verbraucher und Kunden zu. ■■■ Die Erhebung und die Verbreitung personenbezogener Daten ist eine notwendige Voraussetzung jedes Versicherungsvertrages. Die Daten werden gebraucht, um das Risiko zu prüfen und die Prämien so zu kalkulieren, dass eine jederzeitige Erfüllbarkeit der Verträge sichergestellt ist. Dabei muss der Versicherer im Interesse aller Versicherten in der Lage sein, Angaben seiner Kunden zum Risiko zu verifizieren, um die richtige Einstufung vorzunehmen. Ebenso muss auf personenbezogene Daten zurückgegriffen werden, wenn der Versicherungsfall eingetreten ist und der Versicherungsnehmer Leistungen aus dem Versicherungsvertrag verlangt. Datenschutz muss Belange aller Beteiligten achten Im Zeitalter moderner Medien verlangen die Kunden schnelle Reaktionen des Versicherungsunternehmens bei Vertragsabschluss und Schadensabwicklung. Dies setzt voraus, dass die Daten effizient mit moderner Technik verarbeitet werden können. Jeder Versicherte profitiert von einem gesetzlichen Rahmen, der einerseits das Interesse an der Vertraulichkeit individueller Daten sichert, andererseits aber die im Rahmen des Versicherungsverhältnisses sinnvolle Datenerhebung und -verarbeitung ermöglicht. Die Interpretation der bestehenden gesetzlichen Regelungen darf nicht einseitig zu Lasten der Versicherungswirtschaft gehen. Andererseits ist es aber für die Branche und ihre Mitarbeiter ein wichtiges Anliegen, dass mit Kundendaten sensibel und sorgfältig verfahren wird und der Umfang der gespeicherten Daten und deren Verarbeitung auf das notwendige Minimum beschränkt wird. ■■■ Mit ihrem vorgelegten Entwurf eines Debatte um Gendiagnostikgesetzes haben die Gendiagnostikgesetz Grünen die politische Debatte zum neu entfacht Umgang mit genetischen Untersuchungen im Bundestag neu entfacht. Allgemeine Ziele sind dabei, Voraussetzungen für genetische Untersuchungen und Analysen festzulegen, die Verwendung genetischer Proben und Daten zu regeln und eine genetische Diskriminierung zu verhindern. Im vorgelegten Entwurf wird jede unterschiedliche Behandlung einer Person wegen ihrer genetischen Eigenschaften, wegen der Vornahme oder Nichtvornahme einer genetischen Untersuchung oder Analyse oder wegen des Ergebnisses einer solchen Untersuchung oder Analyse verboten. Für die Versicherungswirtschaft werden darüber hinaus ein weitgehendes Verbot der Nutzung der Ergebnisse von Gentests sowie ein Verbot der aktiven Forderung nach Durchführung eines Gentests festgeschrieben. Dabei wird außer Acht gelassen, dass die Versicherungswirtschaft seit mehr als 15 Jahren die größtmögliche Zurückhaltung im Umgang JAHRBUCH 2007 19 mit prädiktiven genetischen Analysen übt. Seit 2001 ist dies in Form einer verbindlichen Selbstverpflichtung, die bis Ende 2011 gilt, festgehalten. Eine gesetzliche Regelung ist vor diesem Hintergrund daher nicht notwendig. Ungewissheit des Ereignisses nicht mehr gegeben. Ein wirksamer Versicherungsvertrag kann nur auf Grundlage gleicher Information bei Versicherungsnehmer und Versicherer zustande kommen. Sofern jedoch, um insbesondere den öffentlichen Ängsten gerecht zu werden, auch der Abschluss von Versicherungsverträgen von einem Gendiagnostikgesetz erfasst werden soll, darf dies nicht zu Lasten einer sachlich begründeten Risikoprüfung gehen, die der Herstellung der für den Vertragsabschluss unabdingbaren Informationssymmetrie gilt. Für den Abschluss von privaten Versicherungsverträgen sind nach Auffassung des GDV wichtige Sachverhalte zu berücksichtigen. So würde ein pauschales gesetzliches Verbot einer Unterscheidung aufgrund genetischer Veranlagung eine dem Stand der medizinischen Entwicklung entsprechende Risikoprüfung in der Personenversicherung unmöglich machen. Diese zielt jedoch gerade auf das Erkennen und die Berücksichtigung ungleicher Sachverhalte ab und ist keine Ungleichbehandlung gleicher Sachverhalte. Ein gesetzliches Benachteiligungsverbot muss klarstellen, dass eine unzulässige Ungleichbehandlung dann nicht vorliegt, wenn dafür ein sachlicher Grund vorliegt. Schließlich ist es bei sehr hohem versichertem Risiko unumgänglich, Untersuchungen zur Objektivierung des Risikos zu verlangen, da eine Informationssymmetrie durch Nachfragen und Erklärungen des Antragstellers nicht mit völliger Sicherheit erreicht werden kann. Die Art der veranlassten Untersuchungen wird sich dabei immer nach der Häufigkeit und Bedeutung des Untersuchungsergebnisses für den Risikoverlauf richten. Es besteht dabei kein prinzipieller Unterschied hinsichtlich einer klinischen, apparativen, klassisch laborchemischen oder genetischen Untersuchung. Zur Diagnose bestehender Krankheiten werden heute noch kaum gendiagnostische Untersuchungen eingesetzt. Dies kann sich jedoch in der Zukunft ändern. Es ist dem Arzt überlassen, auf welche Untersuchungsmethode er zurückgreift. Das gilt auch für Untersuchungen zur Festlegung einer geeigneten Therapie. Möglicherweise werden gendiagnostische Methoden in Zukunft billiger und zuverlässiger sein. Es kann nicht richtig sein, dass Untersuchungen verboten und demzufolge unverwertbar sind, wenn eine gendiagnostische Methode angewandt wird. Des Weiteren widerspricht ein Verbot der Offenbarung der Ergebnisse bereits durchgeführter Gentests den Grundvoraussetzungen für einen privaten Versicherungsvertrag, dessen wesentliches Merkmal es ist, im Fall des Eintritts eines für beide Vertragspartner gleichermaßen ungewissen Risikos eine bestimmte Leistung zu übernehmen. Bei Vorliegen eines risikorelevanten Gentests ist diese 20 JAHRBUCH 2007 STANDPUNKTE ■■■ Wer ein Kraftfahrzeug zum Straßenverkehr zulassen will, muss nachweisen, dass dafür Versicherungsschutz in der Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung besteht. Der Nachweis wird derzeit mithilfe eines Formulars, der so genannten Versicherungsbestätigung (VB), geführt. Die am 1. März 2007 in Kraft getretene neue Fahrzeugzulassungsverordnung (FZV) schreibt vor, dass der Versicherungsnachweis künftig elektronisch geführt werden muss. Kfz-Zulassung jetzt auf elektronischem Weg Der GDV hat gemeinsam mit dem KraftfahrtBundesamt und den Zulassungsbehörden die für den Nachweis und die Überwachung des Versicherungsschutzes notwendigen elektronischen Kommunikationsstrukturen erarbeitet. Die neuen Regelungen der FZV für die elektronische Kommunikation werden in zwei Stufen zum 1. März und zum 1. September 2008 umgesetzt. Mit der Elektronisierung des Versicherungsnachweises im Kfz-Zulassungsverfahren leisten die Autoversicherer einen entscheidenden Beitrag zur Reform-Offensive der Bundesregierung „Deutschland Online“, die sich zum Ziel setzt, die staatliche Verwaltung mit Internet und moderner Informationstechnologie schneller und effizienter zu machen. ■■■ Noch immer ist in der Europäischen Trend zu PflichtUnion ein Trend zur Einführung weite- Haftpflichtversicherer Pflicht-Haftpflichtversicherungen rungen hält an zu beobachten, ohne dass dies in der Regel aus Opferschutz- oder anderen Gründen erforderlich wäre. Aktuelle Beispiele dieser Entwicklung sind die im Europäischen Parlament seit Sommer 2007 diskutierte Einführung einer Pflichtversicherung für Gesundheitsdienstleister und die in einigen EU-Mitgliedsstaaten mit Umsetzung der Umwelthaftungs-Richtlinie geplante Einführung von Deckungsvorsorgepflichten. Die Einführung neuer Pflicht-Haftpflichtversicherungen ist wegen ihrer systemimmanenten Reglementierungen für die Versicherer jedoch ausgesprochen problematisch und für die Versicherungsnehmer mit erheblichen Nachteilen verbunden. Produktgestaltungsmöglichkeiten werden eingeengt und oft wird den Versicherern die Zeit genommen, die Auswirkungen von mit Pflichtversicherungssystemen belegten neuen Haftungsrisiken ausreichend abschätzen zu können. Dies kann bis zur Gefährdung der Versicherbarkeit bestimmter Haftungsrisiken und -segmente führen, hat aber zumindest eine erhebliche Verteuerung der Versicherungsprodukte, insbesondere für kleine und mittlere versicherte Unternehmen und Selbständige, zur Folge. Um die gegenwärtige Rechtsetzungspraxis zu verbessern, wäre insbesondere die frühzeitige Berücksichtigung der Voraussetzungen einer angemessenen Versicherbarkeit der betreffenden Haftungstatbestände durch die Legislative unbedingt erforderlich. JAHRBUCH 2007 21 ■ ■ ■ Finanzmarkt- und Steuerpolitik Anfang 2008 wird die von Bundestag und Bundesrat im Frühjahr 2007 beschlossene Reform der Unternehmensbesteuerung wirksam. Kernelement dieses zentralen Vorhabens der Großen Koalition ist die Senkung des Körperschaftsteuersatzes von bisher 25 auf 15 Prozent. Damit verliert Deutschland bei der nominellen Steuerbelastung der Kapitalgesellschaften seine unrühmliche Spitzenposition und belegt nunmehr einen Platz im europäischen Mittelfeld. Dies ist aus Sicht der Versicherungswirtschaft ebenso zu begrüßen wie die Tatsache, dass der Gesetzgeber die Reform so rechtzeitig verabschiedet hat, dass sich die Unternehmen darauf vorbereiten können. Unternehmenssteuerreform 2008: problematische Gegenfinanzierung Entsprechend einer von der Koalition getroffenen Vorgabe war die sich aus der Reform ergebende Netto-Entlastung der Wirtschaft strikt auf 5 Milliarden Euro zu begrenzen. Ergebnis dieser Vorgabe waren neben vertretbaren auch höchst zweifelhafte Gegenfinanzierungsmaßnahmen. So wird künftig die steuerliche Abzugsfähigkeit von gezahlten Zinsen bei der Körperschaftsteuer durch die Einführung einer sogenannten Zinsschranke begrenzt. Anzuerkennen ist, dass das Bundesfinanzministerium inzwischen klargestellt hat, dass die Aufzinsung von Rückstellungen (wie z. B. Deckungs- oder Schadenrückstellungen) hiervon nicht erfasst wird. Das Gleiche gilt nach der Gesetzesbegründung auch für Leistungen, die Versicherungsunternehmen an ihre Kunden aufgrund von Deckungsrückstellungen oder Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen tätigen. Diese Klarstellungen sollten jedoch ergänzend in das einführende BMF-Schreiben zur Unternehmensteuerreform aufgenommen werden. Bei der Gewerbesteuer werden Zinsen und sonstige Finanzierungskosten ab Beginn des kommenden Jahres generell in Höhe von 25 Prozent hinzugerechnet. Auch hierzu wurde auf Anregung des GDV eine Klarstellung in die Gesetzesbegründung aufgenommen, nach der dies nicht für Versicherungsunternehmen mit ihren versicherungstechnischen Rückstellungen gilt. Diese Aussage sollte ebenfalls in das geplante BMF-Schreiben aufgenommen und konkretisiert werden. Auch die Nachfolgeregelung zum sogenannten Mantelkauf kann zu erheblichen Steuermehrbelastungen führen, da Verluste künftig ganz bzw. teilweise nicht mehr berücksichtigt werden können, wenn Anteile an einer Gesellschaft oder Stimmrechte innerhalb von fünf Jahren zu mehr als 50 bzw. mehr als 25 Prozent auf einen Erwerber übergehen. Hier sollte es noch dringend zu Erleichterungen für Sanierungen, Umstrukturierungen im Konzern, börsennotierte Unternehmen und mittelbare Anteilserwerbe kommen. Zusammen mit dem Inkrafttreten der Reform sollte schließlich das Organschaftsverbot des §14 Abs. 2 KStG aufgehoben werden. Gegenwärtig sind Lebens- und Krankenversicherungsunternehmen aufgrund dieses Verbots daran gehindert, Gewinne und Verluste von Mutter- und Tochtergesellschaften steuerlich zu saldieren und damit gegenüber anderen Branchen auch in verfassungsrechtlich zweifelhafter Weise benachteiligt. Diese Benachteiligungen würden sich im Rahmen der Neuregelungen zur Zinsschranke und den Gewerbesteuer-Hinzurechnungen noch ungewollt verstärken. 22 JAHRBUCH 2007 STANDPUNKTE ■■■ Zusammen mit dem Unternehmenssteuerreformgesetz 2008 wurde mit Wirkung zum 1. Januar 2009 die Einführung einer 25-prozentigen Abgeltungsteuer auf Kapitalerträge des Privatvermögens beschlossen, die vom Schuldner der Erträge einbehalten und abgeführt wird. Damit ist die auf diese Erträge anfallende persönliche Einkommensteuer des Steuerpflichtigen abgegolten. In die Abgeltungsteuer werden auch Kapitalauszahlungen aus Lebensversicherungen einbezogen: Altverträge (Vertragsabschluss vor 2005) bleiben bei einer Mindestlaufzeit von 12 Jahren weiterhin steuerfrei. Andernfalls werden die steuerpflichtigen Zinsen mit 25 Prozent abgeltend besteuert. Steuerbegünstigte Neuverträge (Vertragsabschluss ab 2005, Auszahlung nach 12 Jahren und ab Alter 60) unterliegen nicht der Abgeltungsteuer und werden wie bisher mit dem persönlichen Steuersatz von maximal 42 Prozent besteuert. Da in diesen Fällen allerdings die Erträge nur zur Hälfte der Einkommensteuer unterliegen, beträgt die Steuerbelastung im Ergebnis maximal 21 Prozent. Erträge aus Neuverträgen, die die Voraussetzungen für die Steuerbegünstigung nicht erfüllen, werden – wie Zinsen aus Altverträgen – mit 25 Prozent Abgeltungsteuer belegt. Leistungen aus echten Altersvorsorgeprodukten wie der Riester-Rente, der betrieblichen Altersversorgung und der Basisrente wurden nicht in die Abgeltungsteuer integriert und werden wie bisher mit dem persönlichen Steuersatz besteuert. Positive Auswirkungen der Abgeltungsteuer Die Wirkungen der Abgeltungsteuer auf Lebensversicherungen sind zu begrüßen, da es ab 2009 bei Kapitalauszahlungen aus Alt- und Neuverträgen, die die Voraussetzungen für eine Steuerbegünstigung nicht erfüllen, in der Regel zu einer Minderung der Steuerbelastung gegenüber dem bisher geltenden Recht kommt. Außerdem wird die bisher bestehende Schlechterstellung fondsgebundener Lebensversicherungen gegenüber Investmentfonds ab 2009 beseitigt, da mit der Einführung der Abgeltungsteuer die bisherige Steuerfreiheit von privaten Veräußerungsgewinnen aus Kapitalanlagen abgeschafft wird. Konsequenterweise hat der Gesetzgeber mit der Einführung der Besteuerung privater Veräußerungsgewinne auch die Gewinne aus der Veräußerung von Lebensversicherungen mit einbezogen und damit die bislang bestehende Ungleichbehandlung gegenüber einem steuerpflichtigen Rückkauf beseitigt. Mit dem Jahressteuergesetz 2007 hat der Gesetzgeber auf Anregung des GDV sichergestellt, dass Beiträge zu einer mit dem Alterseinkünftegesetz neu eingeführten steuerlich geförderten Basisrente mit dem jeweils geltenden Prozentsatz und bis zum gesetzlichen Höchstbetrag von 20 000 Euro (Ledige) bzw. 40 000 Euro (Ehegatten) steuerlich abzugsfähig sind. Ein steuerlicher Verpuffungseffekt, der bisher in vielen Fällen die Steuerförderung eingeschränkt hat, wurde damit rückwirkend ab Beginn des Jahres 2006 beseitigt. Insgesamt besteht neben der Riester-Rente und der betrieblichen Altersversorgung auch mit der Basisrente ein verlässliches und steuerlich sehr attraktives Altersvorsorgeprodukt. JAHRBUCH 2007 23 ■■■ Für Beiträge zu Feuerversicherungen fällt bekanntlich nicht nur Versicherungsteuer an, sondern zusätzlich auch noch Feuerschutzsteuer. Neben Feuerversicherungen im engeren Sinne gilt das auch für Feuer-Betriebsunterbrechungsversicherungen und verbundene Gebäudebzw. Hausratversicherungen, wenn bei diesen das Feuerrisiko mit abgedeckt ist. Grundlage für die Erhebung der Steuer ist das Feuerschutzsteuergesetz aus dem Jahr 1979. Feuerschutzsteuer in Versicherungsteuer integrieren Feuerversicherungen werden dadurch steuerlich doppelt belastet. Außerdem kommt es sowohl für die Versicherungsunternehmen als auch die Finanzverwaltung zu doppelten bürokratischen Belastungen (z. B. bei der Buchführung, bei den Steueranmeldungen, bei den Steuerzahlungen, bei Betriebsprüfungen, bei der Aufbewahrung). Durch die komplizierte Verzahnung des Versicherung- und des Feuerschutzsteuergesetzes sind Versicherungsunternehmen und -kunden dem Risiko ausgesetzt, dass Versicherungen, die allein für versicherungsteuerpflichtig gehalten wurden, von der Betriebsprüfung nachträglich für feuerschutzsteuerpflichtig gehalten werden bzw. umgekehrt. Um diese Probleme zu beseitigen, setzt sich der GDV nachdrücklich dafür ein, die Feuerschutzsteuer in die Versicherungsteuer zu integrieren, d. h. die Feuerschutzsteuer abzuschaffen und dafür den Versicherungsteuersatz für alle Feuerversicherungen auf den Regelsteuersatz (von derzeit 19 Prozent) anzuheben. Gegenwärtig ist der Versicherungsteuersatz für Feuerversicherungen im Hinblick auf die Doppelbelastung etwas abgesenkt. Für den Fiskus müsste es dadurch nicht zu Ausfällen kommen, wenn Länder und Gemeinden zum Ausgleich höher an der Umsatzsteuer beteiligt würden. Geregelt werden könnte und sollte dies im Rahmen der Föderalismuskommission II. ■■■ Am 10. Juli 2007 hat die Europäische Solvency II – die Kommission mit dem Entwurf der Weichen sind gestellt Rahmenrichtlinie für ein neues Versicherungsaufsichtsrecht das vorläufige Ergebnis im Projekt Solvency II vorgelegt. Damit sind die Weichen für den Übergang von einem statischen Aufsichtsmodell zu einem dynamischen risikobasierten Ansatz gestellt. Ziel ist es, die europäischen Aufsichtsvorschriften zu harmonisieren und den Wettbewerb auf den Versicherungsmärkten zu stärken. Nach Auffassung der deutschen Versicherungswirtschaft sollte die abschließende Festlegung der Standardformel zur Ermittlung der Solvenzkapitalanforderungen erst nach umfassender Analyse und Diskussion der seit 2005 europaweit durchgeführten quantitativen Auswirkungsstudien (QIS) erfolgen. Hierzu sind die Erkenntnisse aus QIS3, dem im Sommer 2007 durchgeführten Vorbereitungstest zu Solvency II einzubeziehen. So offenbarten die getesteten Ansätze an vielen Stellen noch Verbesserungspotenzial. Ein flexibler Ansatz, der frühzeitig auf aktuelle Marktentwicklungen und praktische Erfahrungen der Anwender angepasst werden kann, ist eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche 24 JAHRBUCH 2007 STANDPUNKTE Umsetzung der neuen Solvabilitätsvorschriften. Umso bedauerlicher sind aktuelle Überlegungen der Europäischen Kommission, die Reihe der quantitativen Auswirkungsstudien bereits mit QIS4 zu beenden. Im Hinblick auf die Bedeckung der Kapitalanforderungen tritt die deutsche Versicherungswirtschaft für eine konsequente Anerkennung des Eigenmittelcharakters sämtlicher dem Unternehmen zur Verfügung stehenden Risikopuffer unabhängig von deren Positionierung in der Bilanz und ohne künstliche Limits ein. Das betrifft insbesondere die freie RfB und den Schlussüberschussanteilsfonds in der Lebensversicherung, Schwankungsrückstellungen in der Schaden-/Unfallversicherung und die Nachschüsse bei Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit. Die Ergebnisse von QIS3 zeigen, dass diese Kapitalelemente für die Mehrheit deutscher Versicherungsunternehmen einen wichtigen Risikopuffer darstellen. Sie sollten daher voll angerechnet werden. Im Entwurf der Rahmenrichtlinie wird dagegen ein Kategorisierungs- und Limitierungssystem für die Anrechenbarkeit von Eigenmitteln vorgeschlagen. Demnach werden die Eigenmittelkomponenten in drei Werthaltigkeitsklassen (sogenannte Tiers) unterteilt und können nur beschränkt für die Bedeckung des Solvenzbedarfs herangezogen werden. Dies widerspricht der ökonomischen Sichtweise und schwächt deutlich das Vorhaben der Europäischen Kommission, mit Solvency II mehr Transparenz zu schaffen. Die deutsche Assekuranz begrüßt, Von der Risikodass mit qualitativen Anforderungen messung zur an das Risikomanagement wichtige Risikosteuerung Anreize zur ganzheitlichen Betrachtung und Steuerung des unternehmensindividuellen Risikoprofils gesetzt werden. Der Entwurf der Rahmenrichtlinie sieht vor, dass Versicherungsunternehmen künftig über ein funktionierendes Risikomanagement und angemessene Kontrollmechanismen verfügen. Das umfasst eine ausformulierte Risikostrategie, ein risikoorientiertes Governancesystem sowie eine regelmäßige interne Abschätzung des internen Risikokapitalbedarfs. Strikt abzulehnen ist allerdings die Verpflichtung, zusätzliche quantitative Verfahren zur Risikomessung aufzubauen. Es gehört zu den Kernanforderungen der deutschen Versicherungswirtschaft, dass die Umsetzung der neuen Regelungen in allen drei Säulen proportional zu der Größe, der Komplexität und dem Risikogehalt des Geschäftes erfolgt. Insbesondere kleine Versicherungsunternehmen dürfen im Zuge von Solvency II nicht mit höchst komplexen Berechnungen und ausufernden Dokumentationspflichten überfrachtet werden. Zum Anwenderkreis der neuen Rahmenrichtlinie zählen rechtsformunabhängig alle Erstund Rückversicherungsunternehmen mit Beitragseinnahmen über 5 Millionen Euro. Das bedeutet auch für kleine und mittlere Versicherungsunternehmen, dass sie künftig Solvency II–Vorschriften in vollem Umfang anwenden sollen. Für diese Unternehmen muss es möglich sein, auf vereinfachende Ansätze zurückzugreifen. Praktikable Lösungen sind dabei den formalen Regelungen vorzuziehen. Auf Anregung der Versicherungswirtschaft JAHRBUCH 2007 25 sollen diese Grundprinzipien auch in der VAGNovelle 2007 festgehalten werden, mit der für Versicherer eine Verpflichtung zur Einrichtung eines internen Risikomanagements eingeführt wird. Auf dieser Grundlage werden später – analog zum Bankensektor – Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) formuliert. Die deutsche Versicherungswirtschaft hat ein Konzept einer „kooperativen Gruppenbeaufsichtigung“ erarbeitet, das eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen dem für die ganzheitliche Gruppenbeaufsichtigung verantwortlichen Aufseher und den nationalen Aufsichtsbehörden voraussetzt. Die zentralen Entscheidungskompetenzen sind dabei dem Gruppenaufseher vorbehalten. Er alleine hat dafür Sorge zu tragen, dass die Versicherungsgruppe die Solvenzkapitalanforderungen in vollem Umfang erfüllt. Eine klare Aufteilung von Aufsichtsbefugnissen für den Regelfall und für Krisensituationen soll sicherstellen, dass eine Mehrfachbeaufsichtigung vermieden wird. Neben der Etablierung eines Gruppenaufsehers sind aus Sicht der deutschen Versicherungswirtschaft die Anerkennung von gruppenweiten Diversifikationseffekten und die angemessene Berücksichtigung von Unterstützungszusagen die wichtigsten Voraussetzungen für den Erfolg der neuen Gruppenaufsicht. Gruppenaufsicht mit neuer Qualität Im Entwurf der Rahmenrichtlinie ist ein Gruppenbeaufsichtigungskonzept vorgesehen, bei dem die Heimataufsichtsbehörde des Mutterunternehmens für die Beaufsichtigung der gesamten Gruppe zuständig ist. Damit würden Versicherungsgruppen mit Tochtergesellschaften in verschiedenen europäischen Staaten nur noch der Aufsicht eines Gruppenauf- sehers unterliegen. Angesichts der SoloAusrichtung der bestehenden Aufsichtsstrukturen und der steigenden Dominanz ausländischer Gruppen, insbesondere auf osteuropäischen Versicherungsmärkten, ist jedoch in diesem Punkt mit massivem Widerstand einiger Mitgliedsstaaten zu rechnen. Die deutsche Versicherungswirtschaft spricht sich dafür aus, Solvency II auch als Chance für eine Modernisierung der Aufsicht über Finanzkonglomerate zu nutzen. In Deutschland ist eine Reihe namhafter Finanzkonglomerate ansässig. Rechtliche Grundlage ihrer Beaufsichtigung ist eine EU-Richtlinie aus dem Jahr 2002. Diese wird im Jahr 2008 von der Kommission überprüft und ggf. angepasst. Ausgangspunkt sollten dabei ökonomische Prinzipien von Solvency II sein. Finanzkonglomeraten sollte es künftig möglich sein, die in den Einzelunternehmen vorhandenen Eigenmittel auch auf Konglomeratsebene sektorübergreifend anzurechnen und Diversifikationseffekte angemessen zu berücksichtigen. Der aktuelle Zeitplan sieht vor, dass die neue Rahmenrichtlinie zur Umsetzung von Solvency II spätestens im Frühjahr 2009 vom Europäischen Parlament und dem Rat verabschiedet wird (Ebene 1 des LamfalussyVerfahrens). Daran wird sich eine Phase anschließen, in der die EU-Kommission auf Grundlage von Ermächtigungsklauseln in der Rahmenrichtlinie weitere Ausführungsbestimmungen erlassen wird (Ebene 2 des Lamfalussy-Verfahrens). Ab 2011 kann dann die Umsetzung in nationales Recht erfolgen. 26 JAHRBUCH 2007 STANDPUNKTE ■■■ Bereits heute sollten sich aufsichtsrechtliche Bestimmungen an den künftigen Anforderungen von Solvency II messen. Neue und bestehende Regeln des Versicherungsaufsichtsgesetzes (VAG) sind an diesem Maßstab auszurichten. Wenn Solvency II spätestens ab 2012 von den Unternehmen anzuwenden ist, sollten diese möglichst früh darauf vorbereitet werden. Das deutsche Aufsichtssystem könnte dadurch einen entscheidenden Vorteil im Wettbewerb der Aufsichtsregime erlangen. VAG-Novelle 2007 – Eckpfeiler eines modernen Aufsichtssystems Dass das deutsche Aufsichtssystem auf einem guten Weg ist, zeigen die neuen Bestimmungen zu den Anforderungen an das Risikomanagement der Unternehmen. Ihre Einführung ist in einem aktuellen Gesetzentwurf zur Änderung des Versicherungsaufsichtsgesetzes (VAG-Novelle 2007) vorgesehen. Durch die rechtzeitige Weiterentwicklung der Risikomanagementsysteme erlangen die Unternehmen einen internationalen Wettbewerbsvorteil. Deutschen Versicherungsunternehmen sollte die Möglichkeit der Aufnahme von Fremdkapital eröffnet werden. Derzeit wird ihnen die Aufnahme verwehrt – im Gegensatz zu Versicherern in anderen EU-Mitgliedstaaten und somit zu ihrem Wettbewerbsnachteil. Mit Solvency II wird der Einsatz von Fremdkapital eine zunehmende Bedeutung erlangen. Auch hier sollte der Gesetzgeber die Unternehmen so früh wie möglich auf künftige Veränderungen der Rahmenbedingungen vorbereiten. In §56a VAG sollten konkrete Tatbestände benannt werden, in denen zur Stärkung der Garantien auf die Rückstellung für Beitragsrückerstattung zugegriffen werden kann. Somit könnten Versicherer auch in Zukunft ihre hohen Garantiestandards aufrechterhalten. Die im internationalen Vergleich hohen Garantiestandards sind typisch für die deutsche Lebensversicherung und ermöglichen den Versicherungsnehmern eine verlässliche Altersplanung. Auch in den konkreten Tatbeständen kämen die Mittel den Versicherten zugute. Zudem bliebe gewährleistet, dass die Mittel als Eigenmittel höchster Qualität sowohl unter dem derzeitigen Solvenzsystem als auch unter Solvency II anerkannt werden. Der deutsche Gesetzgeber sollte Pensionsfonds für Pensionspläne ohne versicherungsförmige Garantie eine Unterdeckung der Verpflichtungen bis 10 Prozent und eine Verteilung der Nachschüsse des Arbeitgebers auf bis zu zehn Jahre ermöglichen. Durch zu restriktive Regeln ist deutschen Pensionsfonds im Vergleich zu Pensionsfonds in anderen Ländern und den nicht regulierten Contractual Trust Arrangements (CTA) ein Wettbewerbsnachteil entstanden. Durch eine Änderung der Regelungen böte sich den Pensionsfonds eine echte Flexibilität ihrer Kapitalanlage. Gleichzeitig würden Unternehmen stärkere Anreize geboten, ihre Pensionsrückstellungen auszulagern und ihre Pensionszusagen zu professionalisieren. Das deutsche Aufsichtsrecht ist an das am 1. Januar 2008 in Kraft tretende neue Versicherungsvertragsgesetz (VVG) anzupassen. Die dann geltenden Bestimmungen des VVG erzeugen ein Spannungsfeld zwischen den Versicherungsnehmern, die ausscheiden und JAHRBUCH 2007 27 an den stillen Reserven zu beteiligen sind, und den im Kollektiv verbleibenden Versicherungsnehmern. Das aufsichtsrechtliche Instrumentarium ist an diese neuen Anforderungen anzupassen, damit die Stabilität der Unternehmen und der Schutz der Versicherungsnehmer gewährleistet bleiben. ■■■ Das International Accounting Standards Board (IASB) hat im Mai 2007 das Diskussionspapier „Preliminary Views on Insurance Contracts“ veröffentlicht. Darin werden die vorläufigen Positionen des IASB zur künftigen Abbildung von Versicherungsverträgen aufgezeigt. Die deutsche Versicherungswirtschaft begrüßt das Diskussionspapier als Meilenstein auf dem Weg zu einem umfassenden und international anerkannten Standard für Versicherungsverträge. Rechnungslegungsstandard muss wirtschaftliche Realität abbilden Generell muss die zutreffende wirtschaftliche Abbildung im Vordergrund der Erarbeitung eines IFRS stehen. Die Versicherungswirtschaft setzt sich daher nachdrücklich für eine dem Geschäftsmodell von Versicherungen adäquate Rechnungslegung ein. Charakteristisch für dieses Geschäftsmodell ist der Risikoausgleich im Kollektiv und in der Zeit. Ein künftiger Rechnungslegungsstandard muss diese wirtschaftliche Realität angemessen abbilden. Das IASB zielt auf eine zeitwertorientierte Bilanzierung ab, was die bisherige Bilanzierungspraxis signifikant verändern würde. Nach dem Diskussionspapier soll eine Verpflichtung aus einem Versicherungsvertrag dabei mit dem Betrag angesetzt werden, den ein Versicherer leisten müsste, wenn er die Verbindlichkeit einem Dritten überträgt (sogenannte Exit Value). Versicherungsverträge werden aber gewöhnlich nicht an einem aktiven Markt gehandelt und übertragen, sondern abgewickelt. Mit dieser Methode lässt sich für die Mehrzahl der Versicherungsverträge die wirtschaftliche Realität nicht zutreffend und verläßlich bilanziell abbilden. Die deutsche Versicherungswirtschaft spricht sich deshalb nach wie vor dafür aus, dass sich die Bewertung am Preis für den Versicherungsschutz als real beobachtbarer Marktgröße orientiert (sogenannte Entry Value). Die jeweiligen IFRS regeln bestimmte Sachverhalte, die unabhängig von der Branche zur Anwendung kommen. Gleichartige Sachverhalte müssen folglich gleichartig abgebildet werden. Dem stehen jedoch die Überlegungen des IASB im Diskussionspapier entgegen, die bei Abschluss von Versicherungsverträgen zu einer sofortigen Gewinnvereinnahmung führen. Weil diese Vorschläge bislang nur für die Abbildung von Versicherungsverträgen gelten sollen, wäre das „level playing field“ zwischen den Branchen außer Kraft gesetzt und der Wettbewerb auf den Finanz- und Kapitalmärkten verzerrt. Die sofortige Gewinnvereinnahmung bei Vertragsabschluss ist deshalb nicht akzeptabel, solange derartige Prinzipien nicht branchenübergreifend zur Anwendung kommen. 28 JAHRBUCH 2007 STANDPUNKTE ■■■ Mit der Novelle des Investmentgesetzes plant das Bundesministerium der Finanzen (BMF) sogenannte Mindestzahlungszusagen in Deutschland einzuführen, bei denen eine Kapitalanlagegesellschaft eine Garantie für von ihr verwaltete Sondervermögen abgibt. Angelehnt an die Regelung für die Beitragserhaltsgarantie bei Riesterfonds sind für die Sicherung der abgegebenen Garantien, die regelmäßig nur zum Ende des Fondssparplans greifen, keine Eigenmittel vorzuhalten, so lange nicht eine konkrete Unterdeckung droht. Ebenso ist keine vorsichtige Anfinanzierung notwendig, wie sie beispielsweise bei Lebensversicherern über die Deckungsrückstellung erfolgt. Begründet werden diese niedrigen Sicherheitsstandards damit, dass der Finanzplatz Deutschland für Investmentfonds gegenüber Ländern wie Luxemburg nicht geschwächt werden solle. Dort ist es bereits seit längerem bei niedrigen Sicherheitsanforderungen möglich, (Zins-)Garantien wie z. B. den Kapitalerhalt oder Höchststandsgarantien anzubieten. Garantiefonds: Keine Wettbewerbsverzerrung zu Lasten der Lebensversicherer Diese unterschiedlichen, aus europäischen Vorgaben resultierenden Regelungen für Garantiefonds und Lebensversicherer zur Aufbringung der Sicherheitsmittel führen zu einer systematischen Wettbewerbsverzerrung gegenüber Lebensversicherern. Sie verletzen den Grundsatz „Same risk – same capital“, der nicht zuletzt von fundamentaler Bedeutung für einen effektiven Verbraucherschutz ist. Kunden gehen generell vom Leitsatz „Wo Garantie drauf steht, ist auch Garantie drin“ aus, der auch von der BaFin vertreten wird. Aufgrund der unterschiedlichen Wertsiche- rungskonzepte ist die Werthaltigkeit einer Garantie aber nicht überall gleich. Die Auswirkungen auf die Garantie können vom Verbraucher dann oftmals nicht ohne weiteres eingeschätzt werden. Ein einheitliches Mindestmaß für Garantieprodukte ist daher unabdingbar. Um einen Wettbewerb der Mitgliedsstaaten im Hinblick auf die schwächsten Aufsichtsbzw. Sicherheitsstandards bei Garantiefonds zu vermeiden, fordert der GDV einen europäischen Regulierungsrahmen für Eigenmittelanforderungen an Garantiefonds. Ansatzpunkte bietet der Rahmen von Solvency II, der auf Garantieprodukte jeglicher Art ausgedehnt werden kann. Neben der sachgerechten Absicherung der Garantien würde dann auch Transparenz und Vergleichbarkeit zwischen den Produkten geschaffen sowie Garantien von Fonds und Lebensversicherern mit den selben Maßstäben bewertet und ein Mindestmaß an Werthaltigkeit sichergestellt. ■ ■ ■ Umweltpolitik Beim bereits mehrmals novellierten Gentechnikgesetz: Gentechnikgesetz wird das Ziel einer Extensive Haftung in gleichberechtigten Koexistenz der un- der Landwirtschaft terschiedlichen landwirtschaftlichen Produktionsmethoden verfolgt. Das Gesetz statuiert gegenwärtig eine weite verschuldensunabhängige Haftung mit Verursachungsvermutung aller Landwirte, die gentechnisch verändertes Saatgut verwenden für Schäden durch Einträge auf benachbarten Feldern. Eine Entlastung ist dem betreffenden Landwirt praktisch unmöglich. Mit dem Vierten Gesetz zur Änderung des Gentechnikgesetzes sollen Forschung und Anwendung der Gentechnik in Deutschland weiter befördert, die bestehenden Haftungsregelungen jedoch nicht verändert werden. JAHRBUCH 2007 29 Insbesondere aufgrund der noch immer nicht hinreichend erforschten Übertragungswege von gentechnisch verändertem Saatgut und der zu erwartenden Folgeschäden innerhalb der Waren- und Lieferketten, für die der betreffende Landwirt im Zweifel ebenfalls haftbar gemacht werden kann, sieht sich die Versicherungswirtschaft derzeit nicht in der Lage, für die Haftungsrisiken der Grünen Gentechnik Versicherungsschutz anzubieten. Hinzu kommt, dass hinsichtlich einer Koexistenz der verschiedenen landwirtschaftlichen Produktionsmethoden keine ausreichenden und belastbaren Erfahrungen, die für eine Risikokalkulation unerlässlich sind, vorhanden sind. heit besteht. Das USchadG schließt dabei die Haftung für Umweltschäden auf eigenen Grundstücken ein. ■■■ Am 14. November 2007 trat das Umweltschadensgesetz (USchadG) in Kraft. Mit diesem Gesetz wurden entsprechend den europäischen Vorgaben völlig neue öffentlich-rechtliche Verpflichtungen zur Vermeidung und Sanierung von Schäden an der Umwelt selbst eingeführt. Neu ist dabei insbesondere die Haftung für Biodiversitätsschäden, also die Schädigung besonders geschützter natürlicher Lebensräume (z. B. FFH- und Vogelschutz-Gebiete) sowie besonders geschützter Tier- und Pflanzenarten durch jede Form der beruflichen Tätigkeit. In Deutschland machen diese insgesamt über 5 000 Schutzgebiete mit ca. 1 000 verschiedenen geschützten Tier- und Pflanzenarten allein 13 Prozent der Landesfläche aus. Hinzu kommen etwa 130 Tier- und Pflanzenarten, die auch außerhalb dieser Gebiete geschützt sind. Damit ist letztendlich in ganz Deutschland Biodiversität anzutreffen. Anders als Schadenersatzansprüche geschädigter Personen, mit denen ein Sach- oder Personenschaden im Rahmen der privatrechtlichen Haftung ausgeglichen wird, sind diese neuen öffentlich-rechtlichen Haftungsrisiken im Wesentlichen nicht durch bisher erhältliche Versicherungen gedeckt. Verschärfte Umwelthaftung Gehaftet wird ferner für Gewässer- sowie Bodenschäden – für letztere allerdings nur, sofern eine Gefahr für die menschliche Gesund- Das Gesetz betrifft sämtliche gewerblich, landwirtschaftlich oder selbständig Tätigen, wobei neben dem Betriebsinhaber auch die Mitglieder der Geschäftsleitung sowie die vor Ort handelnden Mitarbeiter damit rechnen müssen, behördlich in die Pflicht genommen zu werden. Die neue Haftung gilt bereits für alle Umweltschäden, die durch Emissionen, Ereignisse, Vorfälle oder berufliche Tätigkeiten ab dem 30. April 2007 verursacht werden bzw. stattfinden (unechte Rückwirkung). Um es allen potenziellen Verursachern von Umweltschäden zu ermöglichen, ihre nun erheblich erweiterten Haftungsrisiken abzusichern, hat der GDV den Gesetzgebungsprozess konstruktiv begleitet und sehr frühzeitig mit der Entwicklung einer bis dahin in ganz Europa nicht existierenden Versicherungslösung für diese neuen Umwelthaftungsrisiken begonnen. Diese Musterbedingungen für eine Umweltschadensversicherung (Muster-USV) sind bereits im April 2007 unverbindlich bekannt gegeben worden. Der deutschen Versicherungswirtschaft steht mit den Muster-USV ein sehr weitgehendes und innovatives Versicherungsmodell zur Verfügung, das die Wünsche und Bedürfnisse des Marktes befriedigen wird. Die Muster-USV 30 JAHRBUCH 2007 STANDPUNKTE (Stand 09/2007) deckt neben Boden- und Gewässerschäden auch die völlig neue Schadenkategorie Biodiversität ab. Es besteht nicht nur Deckung für Anlagenrisiken, sondern auch für die ebenfalls gewichtigen Dienstleistungs-, Produkt- und Verwendungsrisiken, so dass sämtliche Risikobereiche der neuen Haftung vom Gegenstand der Versicherung erfasst sind. ■■■ Die Diskussion um die Folgen des Klimawandels beherrscht derzeit alle gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Ebenen. Nicht zuletzt durch den vierten Sachstandsbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) ist allen Beteiligten die Dringlichkeit des Themas deutlich vor Augen geführt worden. Die Maßnahmen der Politik, u. a die nationale Strategie der Bundesregierung zum Klimaschutz sowie die Bemühungen um ein KyotoNachfolgeprotokoll, zeigen, dass die Gefahren aus dem Wandel des Klimas ernst genommen werden müssen. Die Versicherungswirtschaft begrüßt daher ausdrücklich die Schritte der Bundesregierung zum Schutz des Klimas auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene. Auswirkungen des Klimawandels Die Assekuranz stellt sich dem Thema Klimawandel in zwei wesentlichen Punkten. Zum einen gilt es einen Beitrag zur Risikotragung hinsichtlich der Auswirkungen des Klimawandels zu leisten. Zum anderen wird die Branche die Maßnahmen zur Umsetzung der Klimaschutzziele mit entsprechenden Versicherungslösungen begleiten. Bereits heute unterstützt die Versicherungswirtschaft sowohl die Risikotragung von klimarelevanten Gefahren, als auch den Risikotransfer im Rahmen der Maßnahmen zum Klimaschutz. So bietet die Branche für die Gefahren Sturm und Hagel sowie für Überschwemmung schon heute ein fast flächendeckendes Angebot an. Lediglich bei den Überschwemmungsrisiken gelten ca. 2 Prozent der Flächen derzeit als wirtschaftlich nicht sinnvoll versicherbar. Gleiches gilt für das Sturmflutrisiko. Diese Grenzen der Versicherbarkeit können nur im Dialog zwischen Staat und privater Versicherungswirtschaft überwunden werden. Die Assekuranz wird daher auch weiterhin für Gespräche mit der Politik zur Verfügung stehen. Ein weiterer Aspekt betrifft die Honorierung klimafreundlichen Verhaltens. Auch hier bietet die Versicherungswirtschaft bereits Produkte und Tarife an, die entsprechendes Verhalten belohnen, wie z. B. geringe Fahrleistungen in der Kraftfahrzeugversicherung. Hier gilt es innerhalb der Produktwelt der Versicherungswirtschaft weitere Ansätze zu schaffen, um klimabewusste Versicherungsnehmer zu unterstützen. Ferner bietet die Branche hinsichtlich der Umsetzung von Klimaschutzzielen seit vielen Jahren bereits Versicherungskonzepte an, die eine Absicherung moderner und umweltfreundlicher Technologien wie z. B. der Energieerzeugung, ermöglichen. U. a. betrifft dies Bereiche wie Windenergie, Biogas und Solarenergie. Neben risikoadäquaten Deckungskonzepten stellt die Branche im Bereich der „Erneuerbaren Energien“ fundierte technische Empfehlungen zur Schadenprävention JAHRBUCH 2007 31 zur Verfügung, z. B. im Bereich des Brandschutzes für Windenergieanlagen. Darüber hinaus begleitet der GDV zahlreiche Aktivitäten im Zusammenhang mit künftigen Offshore-Windenergieprojekten vor den deutschen Küsten. Über die versicherungstechnische und schadenpräventive Arbeit hinaus unterstützt der GDV im Rahmen seiner Mitgliedschaft in der „Deutschen OffshoreStiftung“ die Schaffung notwendiger Rahmenbedingungen zur Umsetzung dieser besonders aussichtsreichen Zukunftstechnologie. Zuletzt haben die Versicherer im Zuge des Wintersturms „Kyrill“ Anfang 2007 gezeigt, dass sie in der Lage sind, innerhalb kurzer Zeit mehr als 2 Millionen Einzelschäden mit einem versicherten Gesamtaufwand von 2,4 Milliarden Euro zu regulieren. Diese Zahlen machen aber auch deutlich, dass für eine valide Folgenabschätzung des Klimawandels wissenschaftlich fundierte quantitative Abschätzungen der künftigen Schadenerwartungen notwendig sind. Dabei ist es für uns alle von entscheidender Bedeutung, diejenigen Risiken möglichst präzise abzuschätzen, die in den nächsten 15 bis 30 Jahren auf uns zukommen. Vor dem Hintergrund, dass die Versicherer der Öffentlichkeit und der Politik klare Aussagen darüber schulden, was die Branche mittel- und langfristig zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels beitragen kann, wird mit Nachdruck im GDV daran gearbeitet, die speziellen Auswirkungen des Klimawandels für die Versicherungswirtschaft transparent zu machen. Dabei stehen die Fachgremien des GDV vor der besonderen Herausforderung, dass in den vorliegenden wissenschaftlichen Ausarbeitungen die künf- Auswirkungen transparent machen tige Klimaentwicklung regelmäßig nur sehr großräumig als Trend beschrieben wird. Aufgabe ist es nun, die generellen Effekte zu regionalisieren und herauszuarbeiten, wie sich die Veränderungen auf ganz bestimmte Elementargefahren in den Teilen Deutschlands konkret auswirken. Erst dann sind verbindliche Aussagen über die zu erwartende Schadenhäufigkeit, Schadenaufwand, Schadendurchschnitt und bezüglich möglicher Zunahme von Kumulereignissen und über deren Intensität mit hinreichender Präzision zu machen. Parallel hierzu werden derzeit auf Basis der bisher zur Verfügung stehenden Klimastudien Modellierungen durchgeführt, um erste Einschätzungen vornehmen zu können. Diese geben uns bereits jetzt wichtige Hinweise über privatwirtschaftlich machbare Lösungen und der dafür benötigten Produkte. So zeigen die bisherigen Modellierungen, dass die Versicherungswirtschaft den bislang für Elementarschäden zur Verfügung gestellten Deckungsumfang auch mittelfristig aufrecht erhalten kann. Allerdings können je nach Ausprägung der künftigen Elementarereignisse in Bezug auf Anzahl und Intensitäten Anpassungen erforderlich werden, z. B. bei Prämien und Selbstbehaltsregelungen. Was bislang nicht versicherte Gefahren und Risiken des Klimawandels angeht, bietet die Versicherungswirtschaft der Politik den Dialog an, um gemeinsam Lösungsansätze zu diskutieren. 32 | 33 JAHRBUCH 2007 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld der Versicherungswirtschaft Die wirtschaftliche Lage in Deutschland hat sich seit 2006 – wenn auch vor allem konjunkturbedingt – spürbar gebessert. Noch immer ist die deutsche Volkswirtschaft aber mit großen Herausforderungen konfrontiert. Die weiter fortschreitende Globalisierung verstärkt den Wettbewerbsdruck auf den Wirtschaftsstandort Deutschland. Die zunehmende Alterung der Bevölkerung wird die Anpassungsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft mit nie dagewesenen Veränderungen auf die Probe stellen. Von den Finanzmärkten können immer wieder Turbulenzen ausgehen, die für tief greifende Verunsicherung sorgen. Ebenso ist – zumal im Hinblick auf den internationalen Terrorismus – nie auszuschließen, dass sich geopolitische Spannungen neuerlich zuspitzen. Nur eine leistungsstarke und in sich gefestigte Volkswirtschaft wird sich in diesem Umfeld ohne Wohlstandseinbußen behaupten können. 34 JAHRBUCH 2007 GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD In den letzten Jahren sind von der weltwirtschaftlichen Entwicklung allerdings auch auf die deutsche Volkswirtschaft überwiegend positive Impulse ausgegangen. In 2007 dürfte das Wachstum der Weltwirtschaft wie in den Vorjahren bei etwa 5 Prozent liegen. Für 2008 wird eine ähnlich kräftige Expansion erwartet. Die regionale Struktur des weltwirtschaftlichen Expansionsprozesses weist dabei zwar weiterhin beachtliche Unterschiede auf. So wird für China für 2007 und 2008 erneut von einem realen Wirtschaftswachstum in der Größenordnung von 10 Prozent und mehr ausgegangen. Auch für andere Schwellenländer, wie Indien, wird mit einer kaum geringeren Wachstumsdynamik gerechnet. Deutlich niedriger liegt das Wachstum in den USA, Japan und dem Euroraum. Auch für den Euroraum und damit für Deutschland wird allerdings nach der deutlichen Wachstumsbeschleunigung auf über 2 1/2 Prozent in 2006 auch für 2007 und 2008 ein Wirtschaftswachstum von jeweils etwa 2 1/2 Prozent erwartet. Der Welthandel wächst im Zuge der Globalisierung in 2007 und 2008 mit jeweils etwa 8 Prozent voraussichtlich weiter überdurchschnittlich. Vor dem Hintergrund einer bislang noch immer deutlich wachsenden Weltwirtschaft und eines expansiven Außenhandels sollte die deutsche Volkswirtschaft nach dem überraschend kräftigen Wirtschaftswachstum von annähernd 3 Prozent in 2006 auch in diesem Jahr nochmals eine merkliche, wenn auch etwas verlangsamte Produktionsausweitung erzielen können. Die lange Zeit prognosti- zierte Wachstumsdelle infolge der Mehrwertsteuererhöhung zum 1. Januar 2007 wäre damit weitgehend ausgeblieben. Die zur Jahresmitte 2007 erstmals erkennbaren Spannungen an den internationalen Finanzmärkten bedrohen allerdings auch die gute Konjunktur in Deutschland. Die von den Wirtschaftsforschungsinstituten zunächst prognostizierte Fortsetzung des Aufschwungs auch über 2007 hinaus erscheint heute nicht mehr gesichert. Für die Versicherungswirtschaft ist zudem vor allem die wirtschaftliche Entwicklung der privaten Haushalte maßgeblich, die sich bisher kaum verbessert hat. Der ohnehin seit längerem sehr gedämpfte private Verbrauch wurde in 2007 noch durch die Auswirkungen der Mehrwertsteuererhöhung spürbar gebremst. Zudem blieb die Einkommensentwicklung der privaten Haushalte noch recht verhalten. Nachdem die Realeinkommen in den beiden Vorjahren stagniert hatten, zeichnet sich auch für 2007 zunächst nur ein leichter realer Einkommenszuwachs ab. Erst für 2008 wird angesichts zunehmender Beschäftigung und stärker steigender Realeinkommen ein Konsumschub erhofft. Zwar hat zuletzt auch die Binnennachfrage an Fahrt gewonnen, nachdem die Impulse lange Zeit vor allem vom Export gekommen waren. Allerdings waren in erster Linie bei den Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen gut ausgelastete Kapazitäten und der aufgestaute Modernisierungsbedarf der vergangenen Jahre die Wachstumstreiber. Auch die Bauinvestitionen wuchsen nach einer mehrjährigen Schrumpfungsphase seit 2006 wieder. Die Entwicklung im Bereich der privaten Haushalte blieb dagegen verhalten. Alles in allem haben auch für die deutsche Volkswirtschaft in letzter Zeit die Konjunktur- JAHRBUCH 2007 35 risiken wieder zugenommen. Sowohl außenwie auch binnenwirtschaftliche Faktoren könnten dazu beitragen, dass sich die konjunkturelle Aufwärtsbewegung wieder merklich abschwächt. So haben sich die Risiken für eine weiterhin günstige Entwicklung der Weltwirtschaft deutlich erhöht, etwa aufgrund der Krise am US-Immobilienmarkt und deren Auswirkungen auf das weltweite Finanzsystem. Hinzu kommen andere potenzielle Risiken, die von weltpolitischen Spannungen und einem neuerlichen Ölpreisanstieg bis zu einem ungeordneten Abbau der globalen Leistungsbilanzungleichgewichte und einer starke Abwertung des US-Dollars reichen. Auch eine weltweite konjunkturelle Überhitzung, nicht zuletzt wegen der dynamischen Entwicklung in China, könnte zu Rohstoffengpässen und damit zu Umkehr der weltwirtschaftlichen Entwicklung führen. Speziell im Euroraum könnten übermäßige Lohn- und Preissteigerungen und ein dadurch ausgelöster Restriktionskurs der Europäischen Zentralbank die Konjunktur beeinträchtigen, auch wenn die Zentralbanken derzeit noch eher vor einer Straffung der monetären Bedingungen zurückschrecken. Auch und gerade angesichts großer Herausforderungen und Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft verstärkt sich aber auch das Bewusstsein der Bürger wie der Unternehmen dafür, wie elementar ein ausreichender Versicherungsschutz für die eigenen wirtschaftlichen Dispositionen ist. In einer Zeit, in der sich soziale Bindungen lockern, stellt der Versicherungsgedanke ein Beispiel konkreter Subsidiarität dar. Dabei ist die Kompetenz der Versicherer mehr denn je gefragt: auf sozialem Gebiet zur Absicherung der individuellen Lebenschancen, auf wirtschaftlich-technischem Gebiet, um innovative Marktchancen zu eröffnen und zu flankieren, aber auch auf ökologischem Gebiet, um einen risikogerechten Umgang mit Natur und Umwelt zu unterstützen. Der Risikotransfer auf Versicherungen kann sich heute und morgen gerade auch dort als gültiges Lösungsmodell erweisen, wo die staatlichen Sicherungssysteme längst an ihre Grenzen gestoßen sind. Die Krise des Sozialstaats muss bei einer zeitgemäßen Neujustierung der Arbeitsteilung zwischen öffentlicher Hand und privater Versicherungswirtschaft daher nicht mit einer mangelnden Absicherung der Lebensrisiken der Bürger einhergehen. Auch die Lage der öffentlichen Haushalte spricht perspektivisch für eine Neudefinition der Aufgabenteilung zwischen Staat und privater Versicherungswirtschaft. Gerade angesichts des rasanten Wandels der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse kann sich die Versicherungswirtschaft daher als Stabilitätsanker inmitten steter Veränderung erweisen. Geschäftsentwicklung 2007 Trotz ihrer unbestreitbaren und weiter zunehmenden gesamtwirtschaftlichen Bedeutung war für die deutsche Versicherungswirtschaft in den letzten Jahren eine fortschreitende Wachstumsabschwächung zu verzeichnen. Auch der jüngste Konjunkturaufschwung hat sich zunächst kaum in der Entwicklung der Beitragseinnahmen der deutschen Versicherungswirtschaft widergespiegelt. Dies liegt 36 JAHRBUCH 2007 GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD vor allem daran, dass die wirtschaftliche Aufwärtsbewegung vor allem vom Export und den Investitionen getragen wurde, während die privaten Haushalte, auf die etwa 80 Prozent der gesamten Versicherungsnachfrage in Deutschland entfallen, von der konjunkturellen Belebung zunächst kaum erfasst wurden. Für die Versicherungsnachfrage, die am Ende des Konjunkturzyklus steht, sind entsprechende Impulse damit erst im späteren Jahresverlauf 2008, vor allem aber in 2009 und danach zu erwarten. Gleichzeitig werden diese Impulse aber auch durch branchenspezifische Einflüsse – einen intensiven Wettbewerb, den teilweise bereits erreichten Grad an Marktdurchdringung oder die Auswirkungen politischer Reformen – gemindert. Für das Jahr 2007 deuten die vorliegenden Zahlen auf ein stagnierendes Beitragswachstum hin. So rechnen die 455 Mitgliedsunternehmen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft – sie repräsentieren zusammengenommen ein Marktvolumen von etwa 97 Prozent – allenfalls mit einem minimalen Beitragsplus in Höhe von 0,2 (2006: 2,4) Prozent auf 162,1 Milliarden Euro. Dabei sorgt lediglich die private Krankenversicherung mit Beitragseinnahmen der Versicherungswirtschaft Gebuchte Brutto-Beitragseinnahmen deutsches Direktgeschäft Versicherungszweige Lebensversicherung1) Private Krankenversicherung2) Voll- und Zusatzversicherung Private Pflegeversicherung Schaden- und Unfallversicherung3) Kraftfahrtversicherung4) Allgemeine Haftpflichtversicherung Unfallversicherung Rechtsschutzversicherung Sachversicherung Industrielle Sachversicherung Gewerbliche Sachversicherung Landwirtschaftliche Sachversicherung Private Sachversicherung davon Wohngebäudeversicherung davon Hausratversicherung Transportversicherung5) Kredit-, Kautions- und Vertrauensschadenversicherung GDV insgesamt 2007*) 2006 2005 Mrd. EUR Veränderung in Prozent Mrd. EUR Veränderung in Prozent Mrd. EUR 78,1 29,2 27,3 1,9 54,8 20,8 6,9 6,4 3,1 14,1 3,9 2,6 0,5 7,1 4,1 2,6 1,9 1,4 162,1 – 0,0 2,5 2,6 0,5 – 0,4 – 1,8 1,0 2,0 2,5 – 0,7 – 2,3 0,0 – 1,0 0,0 1,0 – 1,5 2,0 1,0 0,2 78,3 28,5 26,6 1,9 55,0 21,2 6,9 6,2 3,1 14,2 4,0 2,6 0,5 7,1 4,1 2,6 1,9 1,4 161,8 4,1 4,2 4,5 0,5 – 0,7 – 3,6 1,0 3,4 1,7 0,4 – 2,3 2,5 0,1 1,3 2,0 1,4 0,8 – 0,2 2,4 75,24 27,40 25,50 1,90 55,24 22,00 6,81 6,03 3,01 14,17 4,13 2,51 0,49 7,05 3,99 2,56 1,85 1,37 157,88 *) Hochrechnung auf Datengrundlage von Meldungen bis Juni 2007, 1) gebuchte Brutto-Beiträge ohne Beiträge aus der Rückstellung für Beitragsrückerstattung: ab 2003 einschl. Pensionskassen und Pensionsfonds, 2) einschl. Nebenleistungen, aber ohne die aus der Rückstellung für erfolgsabhängige Beitragsrückerstattung (RfB) entnommenen Beiträge, 3) deutsches Direktgeschäft; ohne Luftfahrt-, Nuklear- und Vermögensschadenhaftpflichtversicherung, inklusive Schutzbriefversicherung; ab 2004 inklusive Kreditversicherung, 4) Kfz-Haftpflicht, Vollkasko, Teilkasko, Insassen-Unfall, 5) Transport inkl. Verkehrshaftung und Sonderzweige – Quelle: GDV; PKV-Verband. JAHRBUCH 2007 37 einem erwarteten Beitragszuwachs von 2,5 Prozent dafür, dass die Umsatzentwicklung der Gesamtbranche nicht in den negativen Bereich abrutscht. So erwarten die Lebensversicherer für 2007 stagnierende Beitragseinnahmen, während für die Schaden- und Unfallversicherung einmal mehr eine Beitragsminderung ins Haus steht (voraussichtlich minus 0,4 Prozent). In der Lebensversicherung setzt sich 2007 der Trend zu langfristig ausgerichteten Vorsorgeverträgen fort. Vorsorgeverträge mit rentenförmiger Auszahlung halten den größten Anteil am Neugeschäft der Lebensversicherungen, Pensionskassen und -fonds. Besonders die Riester-Rente konnte an ihren Vorjahreserfolg anknüpfen – ihre Verbreitung steigt deutlich. Im ersten Halbjahr 2007 wurden im Bereich der Lebensversicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds rund 3,5 Millionen Verträge über eine versicherte Summe von 108 Milliarden Euro neu abgeschlossen. Dies bedeutet bei den Verträgen ein Minus von 13,5 Prozent und bei der Versicherungssumme einen Rück- Leistungen der Versicherungswirtschaft Versicherungsleistungen der Erstversicherer im GDV Versicherungszweige Lebensversicherung1), ausgezahlte Leistungen Private Krankenversicherung2) ausgezahlte Leistungen Krankheitskosten Pflegeversicherung Schaden- und Unfallversicherung3) Kraftfahrtversicherung Haftpflichtversicherung Unfallversicherung Rechtsschutzversicherung Sachversicherung Industrielle Sachversicherung Gewerbliche Sachversicherung Landwirtschaftliche Sachversicherung Private Sachversicherung davon Verbundene Wohngebäude davon Verbundene Hausrat Transportversicherung Kredit-, Kautions- und Vertrauensschadenversicherung GDV insgesamt 2007*) 2005 2006 Mrd. EUR Veränderung in Prozent Mrd. EUR Veränderung in Prozent Mrd. EUR 67,3 32,7 19,0 18,4 0,6 42,9 19,2 4,5 2,8 2,2 12,3 3,2 2,4 0,3 6,4 4,9 1,3 1,1 0,7 142,9 1,0 2,8 4,5 4,6 1,9 7,8 2,2 1,5 – 1,0 0,0 26,7 4,0 35,0 7,0 40,0 55,0 10,0 2,0 5,0 3,3 66,7 31,8 17,8 17,3 0,5 39,8 18,8 4,5 2,8 2,2 9,7 3,1 1,8 0,3 4,6 3,2 1,2 1,1 0,7 138,3 3,9 2,8 4,8 5,1 1,8 0,5 – 0,9 0,8 5,0 – 0,6 4,3 9,8 0,0 – 3,0 3,0 5,7 – 1,9 – 0,7 – 20,5 2,9 64,20 30,50 17,30 16,80 0,50 39,54 18,95 4,43 2,66 2,23 9,28 2,78 1,77 0,32 4,42 3,00 1,18 1,12 0,87 134,24 *) Hochrechnung auf Datengrundlage von Meldungen bis Juni 2007, 1) einschl. Pensionskassen, 2) Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle, Aufwendungen für RfB und Zuführung zur Alterungsrückstellung, 3) deutsches Direktgeschäft; ohne Luftfahrt- und Nuklear-, Luft- und Raumfahrzeughaftpflicht- und Vermögensschadenhaftpflichtversicherung, inklusive Schutzbriefversicherung – Quelle: GDV; PKV-Verband. 38 JAHRBUCH 2007 GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD gang von 11,8 Prozent gegenüber den entsprechenden Werten des ersten Halbjahres 2006. Nach einer Hochrechnung werden 2007 rund 7,9 Millionen Verträge in der Lebensversicherung im engeren Sinn (i. e. S.) neu abgeschlossen (minus 2 Prozent); mit Pensionskassen und -fonds wird das Neugeschäft wieder die 8 Millionen Marke übertreffen (Vorjahr: 8,5 Millionen). Für die Lebensversicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds zusammengenommen erreichten die gebuchten Brutto-Beiträge im ersten Halbjahr 2007 35,7 Milliarden Euro; 34,3 Milliarden entfielen davon auf die Lebensversicherung i. e. S. Dies entspricht einer Veränderung gegenüber dem Vorjahr von minus 0,1 bzw. minus 0,3 Prozent. Für das Gesamtjahr 2007 werden die Bundesbürger für die Lebensversicherung i. e. S. voraussichtlich Beiträge in Höhe von 74,3 (Vorjahr: 74,7) Milliarden Euro aufbringen. Auf Pensionskassen und -fonds könnten weitere 3,8 (Vorjahr: 3,6) Milliarden Euro entfallen. Wie in den Jahren zuvor bleiben die Auszahlungen an die Lebensversicherungskunden auch in 2007 auf hohem Niveau. Im ersten Halbjahr wurde für Lebensversicherungen i. e. S. mehr als im Vorjahr an die Kunden ausgezahlt: rund 31,3 Milliarden Euro, was einem Wachstum von 0,1 Prozent entspricht. Im Gesamtjahr 2007 könnten rund 67 Milliarden Euro erreicht werden (plus 1 Prozent). Die privaten Krankenversicherer rechnen für 2007 mit Beitragseinnahmen von insgesamt 29,2 Milliarden Euro (plus 2,5 Prozent). Davon entfallen auf die Krankenversicherung 27,3 Milliarden Euro (plus 2,6 Prozent) und auf die Pflegeversicherung 1,9 Milliarden Euro (plus 0,5 Prozent). Im ersten Halbjahr 2007 betrugen die Beitragseinnahmen einschließlich der Nebenleistungen rund 14,6 Milliarden Euro. Davon entfielen auf die Krankheitsvollversicherung knapp 10,5 Milliarden und auf die private Pflegeversicherung 940 Millionen Euro. In der Krankentagegeldversicherung betrug das Beitragsvolumen 520 Millionen Euro, in den Zusatzversicherungen zum GKV-Schutz (Wahlleistungstarife, ambulante Tarife und Zahntarife) 1,8 Milliarden Euro. Die ausgezahlten Versicherungsleistungen (einschließlich Schadenregulierungskosten) dürften bis Ende 2007 eine Höhe von fast 19 Milliarden Euro erreichen, wobei auf die Krankenversicherung 18,4 (plus 4,6 Prozent) und auf die Pflegeversicherung knapp 0,6 Milliarden Euro (plus 1,9 Prozent) entfallen. Im ersten Halbjahr 2007 erhielten die Versicherten fast 9,5 Milliarden Euro an Versicherungsleistungen, ohne Pflegeversicherung waren es 9,2 Milliarden Euro. Der Versichertenbestand in der Krankheitsvollversicherung umfasste zum 30. Juni 2007 insgesamt 8,5 Millionen Personen. Im ersten Halbjahr 2007 war der Nettoneuzugang mit 37 700 Personen erneut sehr gering. Er lag unter dem Vorjahresniveau (erstes Halbjahr 2006: 46 900 Personen). Die außerordentliche Anhebung der Versicherungspflichtgrenze zum 1. Januar 2003 um monatlich 450 Euro wirkt sich bereits im vierten Geschäftsjahr außerordentlich negativ auf den Neuzugang in der privaten Krankenversicherung (PKV) aus. Während die Zahl der Neuversicherten in der Vollversicherung in Folge der gesetzlichen Zugangsbeschränkung von Jahr zu Jahr sinkt, ist die Zahl derjenigen, die eine Zusatzversiche- JAHRBUCH 2007 39 rung abschließen, erneut deutlich gestiegen. Bis zur Jahresmitte wurden über 19 Millionen Zusatzversicherungen abgeschlossen (30. Juni 2006: 17,9). Die weiterhin gute Entwicklung in diesem Bereich dürfte eine Reaktion der Menschen auf die Einschnitte des Gesetzgebers in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen sein. Bedingt durch einen weiteren Beitragseinnahmenabrieb und eine sich zusehends verschlechternde Schadenentwicklung haben sich die Geschäftsaussichten in der Schadenund Unfallversicherung 2007 stark eingetrübt. So dürfte sich die Schaden-Kostenquote nach Abwicklung (Combined Ratio) um knapp 7 Punkte auf 98 Prozent verschlechtern, womit sich der versicherungstechnische Gewinn von zuletzt 4,6 Milliarden Euro drastisch auf rund 700 Millionen Euro reduzieren würde. Ursächlich für den Einbruch des versicherungstechnischen Ergebnisses um etwa 85 Prozent sind sinkende Beitragseinnahmen (voraussichtlich minus 0,4 Prozent auf 54,8 Milliarden Euro) bei einem gleichzeitigen starken Anstieg der Schadenaufwendungen (plus 7,8 Prozent auf 42,9 Milliarden Euro). Ausschlaggebend für die schlechte Schadenentwicklung ist das Sturmtief „Kyrill“, das tiefe Spuren in den Bilanzen der deutschen Schadenversicherer hinterlassen hat. Einer GDVUmfrage zufolge beläuft sich das versicherte Schadenvolumen auf rund 2,4 Milliarden Euro. In absoluten Preisen ist „Kyrill“ damit das teuerste Einzelereignis in der Geschichte der deutschen Versicherungswirtschaft. Maßgeblich beeinflusst wird die Beitragseinnahmenentwicklung durch die Situation in der Kraftfahrtversicherung, die volumenmäßig rund 38 Prozent der gesamten Beitragseinnahmen der Schaden- und Unfallver- sicherer ausmacht. Die vorliegenden Zahlen zum Geschäftsjahr 2007 lassen darauf schließen, dass sich die Beitragseinnahmen um knapp 2 (2006: minus 3,6) Prozent auf 20,8 Milliarden Euro verringern dürften. Trotz scharfen Wettbewerbs sind jedoch erste Anzeichen für eine Trendwende in der Prämienpolitik der Kraftfahrtversicherer sichtbar. So heben einzelne Versicherer zumindest im Privatsegment ihre Tarife bereits wieder an. Auf der Schadenseite dürften die Aufwendungen voraussichtlich um 2,2 Prozent auf 19,2 Milliarden Euro ansteigen. So führten etliche Sturm- und Hagelereignisse, allen voran „Kyrill“, zu hohen Schadenbelastungen in der Autokaskoversicherung. Bei einer sich abzeichnenden Combined Ratio von voraussichtlich 101 (2006: 95,4) Prozent dürfte die Kraftfahrtversicherung insgesamt erstmals seit dem Jahr 2002 wieder in die Verlustzone geraten. Deutlich belastet wird die Umsatzentwicklung in der Schaden- und Unfallversicherung in diesem Jahr zudem durch die Sachversicherung. So ist über alle Sachsparten hinweg ein Prämienrückgang von 0,7 (2006: plus 0,4) Prozent auf gut 14 Milliarden Euro zu erwarten. Gleichzeitig sorgten das Sturmtief „Kyrill“ und eine Reihe weiterer Naturereignisse dafür, dass der Schadenaufwand um voraussichtlich rund 27 Prozent auf 12,3 Milliarden Euro hochschnellen dürfte. Am stärksten von den Naturereignissen betroffen ist die Verbundene Wohngebäudeversicherung, deren Schadenaufwand in 2007 um ganze 55 Prozent höher ausfallen dürfte als im Vorjahr. Bei einem nur geringfügigen Beitragswachstum von 1 Prozent ist allein für diese Sparte mit 40 JAHRBUCH 2007 GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD einer Combined Ratio von 144 (2006: 102,8) Prozent zu rechnen. Dies entspräche einem versicherungstechnischen Verlust in Höhe von 1,8 Milliarden Euro. Auch auf der Gewerblichen Sachversicherung lasten die Naturereignisse, hier könnte der Schadenaufwand um 35 Prozent höher ausfallen als in 2006. Für alle Sachsparten insgesamt zeichnet sich eine um rund 19 Prozentpunkte angestiegene Combined Ratio in Höhe von 111 Prozent ab, was einem versicherungstechnischen Verlust von rund 1,6 Milliarden Euro entsprechen würde. Auch von der Allgemeinen Haftpflichtversicherung gehen zurzeit keine Wachstumsimpulse aus. Wie im Vorjahr bleibt die Beitragseinnahme mit einer Zuwachsrate von lediglich 1 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro unverändert schwach. Lediglich in besonders risikoexponierten Geschäftssegmenten, für die relativ knappe Versicherungskapazitäten zur Verfügung stehen, sollte die Einnahmenentwicklung signifikant besser verlaufen. Da im laufenden Jahr gleichzeitig mit einer stärker wachsenden Zahl der Verträge in Höhe von 1 Prozent zu rechnen ist, wird der Durchschnittsbeitrag pro Vertrag mit Ausnahme einiger besonders risikoexponierter Geschäftssegmente trotz des absoluten Beitragswachstums sinken. Der Schadenaufwand dürfte voraussichtlich um 1,5 (2006: 0,8) Prozent auf 4,5 Milliarden Euro leicht zunehmen. Auch die Geschäftsjahres-Schadenquote vor Abwicklung wird gegenüber dem Vorjahr etwas steigen und voraussichtlich bei etwa 66 Prozent liegen. Die Combined Ratio nach Abwicklung würde auf dieser Basis rund 86 Prozent betragen. Dies wäre ein erneut zufrieden stellendes Gesamtergebnis. Nachdem in der Allgemeinen Unfallversicherung die Beitragseinnahmen dank eines überdurchschnittlichen Wachstums im UBR-Geschäft in 2006 noch deutlich um 3,4 Prozent angestiegen waren, hat sich im Berichtsjahr das Geschäft wieder normalisiert. Es wird mit einem Beitragsplus von 2 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro gerechnet. Mit einem Minus von voraussichtlich 0,5 Prozent setzt sich 2007 der Trend zu sinkenden Vertragszahlen fort. Der Aufwand für Geschäftsjahresschäden könnte sich leicht um 1 (2006: plus 5,0) Prozent auf 2,8 Milliarden Euro mindern. Aufgrund der guten Schadenentwicklung kann bei steigenden Beitragseinnahmen von einer leichten Verbesserung der Combined Ratio von zuletzt 86,1 auf 85 Prozent ausgegangen werden. In der Rechtsschutzversicherung wird bis zum Jahresende 2007 mit einem Beitragswachstum von 2,5 (2006:1,7) Prozent auf rund 3,1 Milliarden Euro gerechnet. Dieses Anwachsen ist ganz wesentlich auf die Beitragsanpassungsmöglichkeiten ab Oktober 2006 zurückzuführen. Bei den Vertragsstückzahlen zeichnete sich bereits im letzten Jahr eine Trendwende ab, die sich 2007 zu bestätigen scheint. Der Vertragsabrieb ist gestoppt. Für 2007 wird ein Nullwachstum prognostiziert. Das Schadengeschehen wird voraussichtlich stabil bleiben; es ist mit einem gleich bleibenden Schadenaufwand für Geschäftsjahresschäden in Höhe von rund 2,2 Milliarden Euro zu rechnen. Nach den vorliegenden Zahlen zeichnet sich eine Schadenquote in Höhe von 71 Prozent und eine Combined Ratio in Höhe von 98 Prozent ab. JAHRBUCH 2007 41 Für die Transportversicherung sieht die Hochrechnung nach der Stagnation in 2006 wieder ein Plus auf der Beitragsseite in Höhe von 2 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro vor. Allerdings lässt ein erheblicher Wettbewerbsdruck die konjunkturell erkennbare Steigerung des Wirtschaftswachstums, insbesondere im Imund Export, nicht durchschlagen. Eine Verschlechterung wird insbesondere in den Sparten erwartet, die solche Wirtschaftszweige versichern, die selbst unter einem Kosten- und Wettbewerbsdruck stehen. Der Aufwand für Geschäftsjahresschäden dürfte im Gleichklang mit dem Prämienplus ebenfalls um 2 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro ansteigen. Bei im Vergleich zum Vorjahr nahezu unveränderten Werten für Schadenquote (60 Prozent) und Combined Ratio ( 87 Prozent) zeichnet sich für die Transportversicherung ein zufrieden stellendes Ergebnis ab. Mit einem erwarteten Beitragsplus von 1 (2006: minus 0,2) Prozent auf 1,4 Milliarden Euro ist auch für die Kredit-, Kautions- und Vertrauensschadenversicherung eine leichte Erholungstendenz auf der Einnahmeseite erkennbar. In dieser Sparte ist der Schadenverlauf großschadenbedingt typischerweise außerordentlich volatil. So folgt auf das exzellente Schadenjahr 2006, in dem der Schadenaufwand um gut 20 Prozent rückläufig war, voraussichtlich ein stärker schadenbelastetes Jahr 2007 mit einem erwarteten Aufwandsplus von 5 Prozent. Damit wäre eine leichte Verschlechterung der Combined Ratio von zuletzt 59,9 auf 62 Prozent verbunden. Nach den mit Schadenquoten von über 100 Prozent sehr schlecht verlaufenen Jahren 2001 und 2002 setzt sich damit die positive Entwicklung der versicherungstechnischen Ergebnisse im fünften Jahr in Folge fort. Kapitalanlagen und Kapitalmärkte Zwischen Zahlung der Versicherungsprämie und Fälligkeit der Versicherungsleistung vergehen oft Jahre oder Jahrzehnte. Die Versicherungsunternehmen überbrücken diesen Zeitraum, indem sie die Beiträge der Kunden in verschiedene Anlageklassen investieren. Gesetzgeber und Aufsichtsbehörde schreiben eine Reihe von Bestimmungen vor, die die Unternehmen dabei berücksichtigen müssen. Auf diese Weise sollen sie jederzeit in der Lage sein, ihre Leistungsversprechen gegenüber den Versicherungsnehmern zu erfüllen. Versicherungsunternehmen praktizieren daher eine langfristige Anlagepolitik zur Erzielung einer hohen Rendite bei größtmöglicher Sicherheit. Anlagegrundsätze und Anlageziele Die Kapitalanlagetätigkeit der Assekuranz unterliegt traditionell strengen gesetzlichen und aufsichtsbehördlichen Bestimmungen, die vornehmlich aus allgemeinen Anlagegrundsätzen (Sicherheit, Rentabilität, Liquidität sowie Mischung und Streuung), qualifizierten Anlageformen und quantitativen Anlagebegrenzungen bestehen. Unter Beachtung dieser aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen betreiben Versicherungsunterneh- 42 JAHRBUCH 2007 GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD men als bedeutende institutionelle Anleger ein professionelles Asset Management. Dabei verfolgen sie insbesondere folgende Ziele: ■ Fristgerechte Bereitstellung von Kapital, damit die gegenüber den Versicherungsnehmern bestehenden Verpflichtungen jederzeit erfüllt werden können. ■ Erzielung einer möglichst hohen Rendite bei größtmöglicher Sicherheit. Hohe Kapitalanlageerträge kommen den Lebensver- Kapitalmarktdaten Jahr 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Umlaufrendite festverzinslicher Wertpapiere*) in Prozent 5,1 4,4 4,3 5,2 4,7 4,6 3,8 3,8 3,2 3,7 4,3 Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe*) in Prozent 5,7 4,6 4,5 5,3 4,8 4,8 4,1 4,1 3,4 3,8 4,2 Deutscher Renten- Deutscher Aktienindex (REX) index (DAX) Jahresendstände Jahresendstände 111,0 118,2 110,6 112,5 113,1 117,6 117,4 120,2 120,9 116,8 114,7 4 249,7 5 002,4 6 958,1 6 433,6 5 160,1 2 892,6 3 965,2 4 256,1 5 408,3 6 596,9 7 861,5 *) Die Renditeangaben sind auf Tagesbasis berechnete Jahresdurchschnittswerte. Stand: Ende September – Quelle: Bloomberg. Laufende Erträge aus Kapitalanlagen1) 1980 1990 2000 2005 2006*) Mrd.EUR Mrd.EUR Mrd.EUR Mrd.EUR Mrd.EUR Lebensversicherung Krankenversicherung Schaden- und Unfallversicherung Erstversicherer insgesamt Rückversicherer2) 6,6 0,5 1,9 9,0 0,5 18,7 1,5 3,6 23,9 1,9 36,2 4,8 6,5 47,6 8,0 27,8 5,2 6,3 39,3 7,7 29,8 5,7 5,5 41,0 10,8 *) Werte für 2006 vorläufig, 1) ab 1994 nach neuen Rechnungslegungsvorschriften, 2) Geschäftsjahr abweichend vom Kalenderjahr – Quelle: BaFin, GDV. sicherten in Form hoher Ablaufleistungen zugute, sie erlauben aber auch preisgünstige Versicherungsbeiträge bei Krankensowie Schaden-/Unfallversicherungen. ■ Langfristig orientierte Anlagepolitik unter Einsatz eines konsequenten Asset-LiabilityManagements (Risikomodell zur Steuerung von Anlagen und Verbindlichkeiten in den Bilanzen). Die aufsichtsrechtlichen Bestimmungen stellen sicher, dass die Portfolios der Versicherungsunternehmen breit diversifiziert sind und qualitativ hochwertige Kapitalanlagen enthalten. Versicherungsunternehmen setzen bereits seit langem zur Steuerung ihrer Kapitalanlagen Risikomanagementsysteme ein und passen ihre Portfoliostruktur der unternehmensindividuellen Risikotragfähigkeit an. Diese Praxis ist mit der im Jahr 2002 in Kraft getretenen Anlageverordnung auch aufsichtsrechtlich verankert worden. So schreibt die Anlageverordnung ausdrücklich vor, dass die Einhaltung der allgemeinen und besonderen Anlagegrundsätze durch ein qualifiziertes Anlagemanagement, geeignete interne Kapitalanlagegrundsätze und Kontrollverfahren sowie eine perspektivische Anlagepolitik sicherzustellen ist. Modifizierung der Anlageverordnung ■ Risikomanagement gewinnt an Bedeutung Mit der Modifizierung der Anlageverordnung (AnlV) wird bereits ein großer Schritt in Richtung des EU-Projekts „Solvency II“ gemacht. Die Kapitalanlage der Versicherer wird danach im Wesentlichen vom so genannten „Prudent Person Principle“ bestimmt. Dies hat zur Konsequenz, dass auch im Bereich der Kapitalanlagen einem effizienten und gut adjustier- JAHRBUCH 2007 43 Kapitalanlagebestand nach Anlagearten*) Bilanzwerte Anlagearten Grundstücke und grundstücksgleiche Rechte Kapitalanlagen in verbundenen Unternehmen und Beteiligungen: Anteile an verbundenen Unternehmen Ausleihungen an verbundene Unternehmen Beteiligungen Ausleihungen an Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht Sonstige Kapitalanlagen: Aktien Investmentanteile andere nicht festverzinsliche Wertpapiere Inhaberschuldverschreibungen und andere festverzinsliche Wertpapiere Hypotheken-, Grundschuld- und Rentenschuldforderungen Namensschuldverschreibungen Schuldscheinforderungen und Darlehen Darlehen und Vorauszahlungen auf Versicherungsscheine übrige Ausleihungen Einlagen bei Kreditinstituten andere Kapitalanlagen insgesamt 2002 2003 2004 2005 2006** Mrd. EUR 22,5 Anteil in v.H. 2,4 Mrd. EUR 21,5 Anteil in v.H. 2,2 Mrd. EUR 20,6 Anteil in v.H. 2,0 Mrd. EUR 21,2 Anteil in v.H. 2,0 Mrd. EUR 20,0 Anteil in v.H. 1,8 112,9 20,4 20,8 12,1 2,2 2,2 117,3 19,3 17,2 12,0 2,0 1,8 113,7 19,0 13,1 11,3 1,9 1,3 121,6 16,0 9,5 11,4 1,5 0,9 124,7 13,8 10,5 11,2 1,2 0,9 4,7 0,5 4,7 0,5 5,3 0,5 3,3 0,3 3,3 0,3 19,4 200,8 4,8 2,1 21,6 0,5 17,8 207,8 4,7 1,8 21,2 0,5 15,4 205,5 4,3 1,5 20,4 0,4 20,0 228,2 4,2 1,9 21,4 0,4 22,2 240,5 3,9 2,0 21,6 0,4 73,9 8,0 94,3 9,6 104,0 10,3 116,9 11,0 119,5 10,7 68,9 199,9 145,7 7,4 21,5 15,7 71,0 202,3 163,4 7,2 20,6 16,7 69,1 208,7 194,7 6,8 20,7 19,3 67,5 219,0 207,9 6,3 20,5 19,5 66,4 235,9 218,6 6,0 21,2 19,6 5,4 8,0 17,2 4,2 929,8 0,6 0,9 1,8 0,5 100,0 5,5 9,7 21,4 2,9 981,0 0,6 1,0 2,2 0,3 100,0 5,7 9,8 18,1 2,6 1 009,4 0,6 1,0 1,8 0,3 100,0 5,4 10,1 13,1 2,8 1 066,6 0,5 0,9 1,2 0,3 100,0 5,3 10,6 13,7 3,5 1 112,4 0,5 1,0 1,2 0,3 100,0 *) Zusammensetzung der Kapitalanlagen für die Sparten Leben, Kranken, Schaden/Unfall und Rück – Quelle: GDV, BaFin. **) Werte für 2006 sind vorläufig. tem Risikomanagement eine noch größere Bedeutung zukommen wird. Parallel dazu verschieben sich die aufsichtsrechtlichen Anforderungen weg von konkreten hin zu qualitativen Vorgaben. Um den Versicherungsunternehmen bereits heute einen vorbereitenden Einstieg in das neue Aufsichtssystem zu ermöglichen, werden mit der Überarbeitung der AnlV einige der bisherigen quantitativen Anlagegrenzen zugunsten einer deutlich stärkeren Betonung der Anforderungen an ein qualitatives Anlagemanagement reduziert. ■ Alternative Investments Erstmals werden Anlagen in Rohstoffen, so genannte Commodities, via Index-Fonds oder strukturierte Produkte („Anlage in auf Rohstoffindices basierenden Finanzinstrumenten“) explizit als mögliche Anlageform in die Verordnung aufgenommen. Darüber hinaus erfolgt keine Modifizierung im Segment der so genannten Alternativen Investments. Somit bleiben die Quoten bezogen auf das gebundene Vermögen bei Asset Backed Securities (ABS) mit 7,5 Prozent und Hedge Fonds mit 5 Prozent unverändert. In diesem 44 JAHRBUCH 2007 GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD Kapitalanlagebestand nach Versicherungszweigen*) Bilanzwerte 2002 Lebensversicherung Krankenversicherung Schaden- und Unfallversicherung Rückversicherung insgesamt Mrd. EUR 590,2 88,7 104,3 146,5 929,8 2003 Anteil in v.H. 63,5 9,5 11,2 15,8 100,0 Mrd. EUR 607,8 97,9 108,6 166,7 981,0 2004 Anteil in v.H. 62,0 10,0 11,1 17,0 100,0 Mrd. EUR 625,3 108,1 116,8 159,2 1 009,4 2005 Anteil in v.H. 61,9 10,7 11,6 15,8 100,0 Mrd. EUR 647,6 119,2 123,5 176,3 1 066,6 2006 Anteil in v.H. 60,7 11,2 11,6 16,5 100,0 Mrd. EUR 665,7 130,3 131,1 185,3 1112,4 Anteil in v.H. 59,8 11,7 11,8 16,7 100,0 *) Zusammensetzung der Kapitalanlagen für die Sparten Leben, Kranken, Schaden/Unfall und Rück – Quelle: BaFin. Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass aktuell im Rahmen der Kapitalanlage sowohl die derzeitige ABS-Quote als auch die Hedge Fonds-Quote von den Versicherungsunternehmen deutlich unterschritten wird. ■ Zulassung von REIT Ebenfalls aufsichtsrechtlich ermöglicht werden künftig Investitionen in so genannte Real Estate Investment Trusts (REIT). Nunmehr können auch Versicherungen zur Diversifizierung ihrer Immobilienbestände in diese – zumindest für den deutschen Finanzmarkt – neue Assetklasse problemlos investieren. Dabei erfolgt künftig die Anrechnung der REIT in der AnlV auf die unveränderte Immobilienquote in Höhe von 25 Prozent. Ferner wird der REIT aufgrund seines Investitionsschwerpunkts künftig auch im BaFin-Stress-Test als Immobilie angesehen. ■ OECD-Belegenheit Ferner dürfte die Ausweitung der allgemeinen Belegenheit künftig von erhöhter Bedeutung sein. Danach kann der Sitz eines Asset-Schuldners oder aber die Belegenheit einer Immobi- lie künftig im gesamten Wirtschaftsraum der Vollmitgliedstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sein. Damit wird der bisherige Rahmen für direkte Investments innerhalb des Europäischen Wirtschaftraumes (EWR) vielversprechend erweitert. Zu den Vollmitgliedstaaten der OECD gehören u. a. die USA, Australien, Neuseeland, Japan und die Schweiz. ■ Anpassung der AnlV an das neue Investmentgesetz steht noch aus Die Anpassungen an das im Herbst 2007 überarbeitete Investmentgesetz sollen spätestens im Frühjahr 2008 nachgeholt werden, so dass dann mit einer erneuten Modifizierung der AnlV zu rechnen ist. Zudem wird dann auch das BaFin-Rundschreiben 15/2005 an die gesamten Neuerungen angepasst. Novelle Investmentgesetz erweitert Anlagespielraum Mit der gerade abgeschlossenen Novelle des Investmentgesetzes erweitert sich für die Versicherungsunternehmen das Spektrum der Anlagemöglichkeiten. Grundsätzlich können Versicherungsunternehmen für das gebundene Vermögen solche Sondervermögen er- JAHRBUCH 2007 45 werben, die nach dem Investmentgesetz zugelassen sind. Mit dem Investmentgesetz werden zwei neue Sondervermögen (Infrastruktur-Sondervermögen und Sonstige Sondervermögen) eingeführt. Durch die Infrastruktur-Sondervermögen sollen öffentlichprivate Projekte finanziert werden, die Sonstigen Sondervermögen sollen in erster Linie der Auflage innovativer Produkte dienen. Zugleich werden mit dem Gesetz eine Reihe von Bestimmungen für Spezialfonds liberalisiert. Auf diese Weise werden die Anlagebedingungen zur Risiko-Diversifizierung und Renditesteigerung sinnvoll erweitert. Kapitalanlagebestand und BruttoNeuerwerb Zum Jahresende 2006 betrug der Kapitalanlagenbestand der Assekuranz (ohne Pensionsund Sterbekassen) etwa 1 112 Milliarden Euro. Dies entspricht einem nominellen Wachstum um etwa 46 Milliarden Euro bzw. einer prozentualen Steigerung von 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Während das Portfolio der Versicherungswirtschaft im Jahr 1990 umgerechnet noch etwa 300 Milliarden Euro betrug, könnte sich das Bestandsvolumen Ende 2007 auf etwa 1 170 Milliarden Euro erhöht haben. Stress-Tests Der Stress-Test ist ein bilanzielles Instrument im Rahmen des Risikomanagements von Versicherungsunternehmen und ist der Aufsicht einmal jährlich vorzulegen. Ausgehend von der Bilanz zum Jahresende wird geprüft, ob unter entsprechender Fortschreibung der Aktiva und Passiva zum Ende des folgenden Jahres ein Versicherungsunternehmen genügend Risikopuffer vorhält, um verschiedene äußerst seltene Crash-Szenarien zu überstehen. Die Crash-Szenarien sind dann bestanden, wenn genügend Kapitalanlagen einschließlich deren Bewertungsreserven vorhanden sind, um den Verpflichtungen gegenüber den Versicherungsnehmern nachzukommen und gleichzeitig die aufsichtsrechtlichen Solvenzanforderungen zu erfüllen. Bisher erstrecken sich die Szenarien neben Bonitätsrisiken auf Risiken aus Aktien-, Renten- und Immobilienanlagen. Negative Stress-Test-Ergebnisse bedeuten keineswegs, dass ein Versicherungsunternehmen seine Verpflichtungen nicht mehr erfüllen könnte. Sie sind vielmehr als Aufforderung zu verstehen, weitere Maßnahmen zur Erhöhung der Risikotragfähigkeit zu ergreifen. Für Neuanlagen standen der Versicherungswirtschaft in 2006 brutto circa 368 Milliarden Euro zur Verfügung. Der größte Anteil entfiel mit 24,1 Prozent (88,8 Milliarden Euro) auf Inhaberschuldverschreibungen und andere festverzinsliche Wertpapiere. Die Neuanlage in Namensschuldverschreibungen und Darlehen betrug 21,3 Prozent (78,6 Milliarden Euro). In Investmentanteile wurden 17,7 Prozent (65,1 Milliarden Euro) neu investiert. Die Vergabe von Realkrediten (Hypotheken-, Grundschuld- und Rentenschuldforderungen) belief sich 2006 auf 1,7 Prozent (6,3 Milliarden Euro), in Grundstücke wurden 0,5 Prozent (1,9 Milliarden Euro) neu angelegt. Namenstitel weiterhin dominant Namensschuldverschreibungen, Schuldscheinforderungen und Darlehen bilden weiterhin den Anlageschwerpunkt im Portfolio der Versicherer. Auf sie entfielen 2006 etwa 454,5 Milliarden Euro, was einem Anteil von 40,9 Prozent am gesamten Anlagebestand entsprach. 46 JAHRBUCH 2007 GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD Aktien und Beteiligungen Aktieninvestments stellen weiterhin einen unverzichtbaren Bestandteil der Kapitalanlagepolitik von Versicherungsunternehmen dar, wobei die Anlagepolitik zunehmend global ausgerichtet ist. Der größte Teil der Aktieninvestitionen erfolgt nach wie vor über Spezialfonds. Nachdem der Anteil der Aktien an den gesamten Anlagen der Lebensversicherer 2005 zeitweise bis auf unter 8 Prozent gesunken war, stieg er im Laufe des Jahres 2007 auf etwa 11 Prozent an. Dass sich der Aktienanteil gegenüber dem Vorjahreswert (ca. 10 Prozent) nur moderat erhöht hat, ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Unternehmen bei ihren Anlageentscheidungen ihre individuelle Risikotragfähigkeit zu beachten haben. In diesem Zusammenhang ist allerdings erfreulich, dass die Lebensversicherungsunternehmen ihre stillen Lasten aus der vergangenen Aktienmarktkrise vollständig abgebaut haben und sich die Risikotragfähigkeit der Unternehmen damit spürbar erhöht hat. Gleichwohl sind für die meisten Unternehmen die Spielräume für höhere Aktienengagements nach wie vor beschränkt. Die Gründe dafür liegen darin, dass neue, nachhaltige Reserven erst langsam aufgebaut werden und auch der Stress-Test erhebliche Puffer für eine deutlich höhere Aktienquote verlangt. um zwischengeschaltete Beteiligungsgesellschaften, die u. a. auch Engagements in nichtbörsennotiertem Risikokapital, so genanntes „Private Equity“, eingehen. Als Gegengewicht zu den reinen Nominalanlagen und um die Mittel unabhängig von Marktschwankungen anzulegen, werden von den Versicherungsunternehmen auch weiterhin Beteiligungen erworben. Der Anteil der Beteiligungen und Anteile an verbundenen Unternehmen stieg im Jahr 2006 auf etwa 135,2 Milliarden Euro an. Hierbei handelt es sich sowohl um direkte Beteiligungen als auch Immobilieninvestments Die Anlagekategorie „Grundstücke und grundstücksgleiche Rechte“ erscheint seit einigen Jahren nur noch von untergeordneter Bedeutung. Ende des Jahres 2006 betrug der direkt gehaltene Bestand an Immobilien auf Buchwertbasis 20 Milliarden Euro, was lediglich einem relativen Anteil von etwa 1,8 Prozent an den gesamten Kapitalanlagen ent- Bedeutung der Spezialfonds wieder leicht gestiegen Die Anlage der Versicherungsunternehmen in Investmentzertifikaten, vor allem in Spezialfonds mit über 90 Prozent, ist im Jahr 2006 weiter gestiegen. Bei einem Spezialfonds handelt es sich um einen Investmentfonds nach den Vorschriften des Investmentgesetzes mit der Besonderheit, dass sämtliche Anteile einer beschränkten Anzahl von Anlegern vorbehalten sind. Das Anlagevolumen in Investmentzertifikaten erreichte 2006 etwa 240,5 Milliarden Euro, was einem Anteil von 21,6 Prozent am gesamten Anlagebestand entsprach. Die Versicherungsunternehmen sind damit für Kapitalanlagegesellschaften weiterhin die wichtigste Gruppe der Spezialfondsanleger. Im Bereich der Wertpapier-Spezialfonds beträgt das Verhältnis Aktien zu Renten etwa 40 Prozent zu 60 Prozent. Dabei ist der überwiegende Anteil der Anlagen im EU-Raum investiert. Hinsichtlich der Bonitätsstruktur der Rentenanlagen beträgt der Anteil der Anlagen mit Investment-Grade-Rating mehr als 97 Prozent. JAHRBUCH 2007 47 spricht. Ein deutlich verändertes Bild zeigt sich, wenn auch die zunehmend an Bedeutung gewinnenden indirekten Immobilienanlagen über Immobilien-Spezialfonds und Grundstücksgesellschaften einbezogen werden. Unter Berücksichtigung der indirekten Immobilienanlagen liegt der Anteil der Immobilienanlagen bei knapp 5 Prozent an den gesamten Kapitalanlagen. Dabei ist festzustellen, dass mittels indirekter Investments vor allem eine internationale Diversifizierung der Immobilienportfolios erfolgt. Anlagen in Alternative Investments Deutsche Erstversicherungsunternehmen sind mit 2,9 Prozent ihrer Kapitalanlagen in Alternativen Investments engagiert. Per Ende 2006 sind ca. 0,5 Prozent der Kapitalanlagen von Erstversicherungsunternehmen in High YieldAnleihen investiert. Ungefähr 1,6 Prozent der Anlagen sind direkt und indirekt gehaltene ABS/CLN. Im Bereich der Hedge Fonds sind ca. 0,5 Prozent angelegt. In Private Equity sind direkt ca. 0,4 Prozent der Kapitalanlagen investiert. Durch die US-Immobilienkrise besteht keine Gefahr für deutsche Versicherer. Der regulatorische Rahmen setzt der Kapitalanlage von Versicherern klare Grenzen und bürgt für einen hohen Grad an Sicherheit. Der ganz überwiegende Teil von Anlagen in ABS/CLN hat höchste Bonität. Somit ist nur ein Bruchteil in risikobehaftete US-Subprime-Anlagen investiert. Auch eine Gefahr über die Anlage in Hedge Fonds, die ihrerseits in risikobehaftete US-Subprime-Anlagen investieren, ist nicht erkennbar. Zudem streuen Versicherer ihre Anlage über verschiedene Schuldner und Emittenten. Dies mindert die Ausfallgefahr zusätzlich. Alternative Investments im Rahmen der Kapitalanlage von Erstversicherungsunternehmen (2006) Kapitalanlagen (ex Alternatives) 97,1% ABS/CLN* 1,6% Alternative Investments 2,9% Private Equity High Yield 0,4% Hedge Fonds 0,5% 0,5% *sämtliche forderungsbesicherte Wertpapiere (z. B. mit Hypotheken oder Kreditkartenforderungen besichert) Quelle: BaFin Ausblick Die Versicherungsunternehmen werden auch künftig ihre Kapitalanlagen nach den übergeordneten Anlagegrundsätzen durchführen, um für die Kunden eine hohe und stabile Rendite zu erzielen. In diesem Zusammenhang wird häufig die Performance von Lebensversicherungen kritisch beurteilt. Dabei wird allerdings regelmäßig das eingegangene Risiko übersehen. Die Erzielung höherer Renditen geht einher mit höheren Risiken, in vielen Anlagefällen steigt das Risiko sogar überproportional. Berücksichtigt man dieses RenditeRisiko-Profil, so wird deutlich, dass Lebensversicherungen eine sehr hohe risikobereinigte Werte teilweise gerundet 48 JAHRBUCH 2007 GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD Rendite erzielen. Versicherungsunternehmen werden auch künftig einen großen Teil ihrer Anlagen in Schuldverschreibungen und Aktien tätigen. Insgesamt wird die Auslastung der Risikokapitalquote steigen, sie darf aktuell bei Versicherungsunternehmen bis zu 35 Prozent des gebundenen Vermögens betragen. Assekuranz im Rahmen der Gesamtwirtschaft Als Risikoträger für Unternehmen und Haushalte erfüllt die Versicherungswirtschaft im Rahmen der gesamten Volkswirtschaft eine essenzielle Rolle. Das gesamtwirtschaftliche Umfeld setzt umgekehrt entscheidende Rahmendaten für Marktchancen und Geschäftsverlauf der Assekuranz. So ist der aktuelle Geschäftsverlauf der Branche immer auch vor dem Hintergrund der allgemeinen Konjunkturentwicklung zu sehen: ■ Nach einem überraschend kräftigen Wirtschaftswachstum in 2006 hat sich in Deutschland in 2007 die gesamtwirtschaftliche Dynamik zunächst kaum vermindert. Für das Gesamtjahr 2007 erschien ein Wirtschaftswachstum von real etwa zweieinhalb Prozent möglich. Bei einer nach wie vor expandierenden Auslandsnachfrage wurde der Aufschwung dabei noch stärker als im Vorjahr von der Binnenkonjunktur gestützt. Vor allem die Unternehmensinvestitionen sind nochmals merklich ausgeweitet worden. Allerdings blieb die Entwicklung des privaten Verbrauchs schwach, der seit längerem stagniert und durch die Mehrwertsteuererhöhung zu Jahresbeginn 2007 zusätzlich gedämpft wurde. ■ Der Aufschwung zeigte auch am Arbeitsmarkt Wirkung. So stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die jahrelang immer weiter zurückgegangen war, seit letztem Jahr wieder kräftig an. Sie dürfte im Jahresdurchschnitt in 2007 um etwa 600 000 Personen höher liegen als in 2005. Auch die Zahl der Arbeitslosen ging deutlich zurück. ■ Die Verbraucherpreise dürften im Gesamtjahr 2007 um knapp 2 Prozent steigen. Trotz gestiegener Energiepreise, Mehrwertsteuererhöhung und guter Konjunktur ist das Preisklima damit relativ stabil geblieben. ■ Die von der Immobilienkrise in den USA ausgehenden Spannungen an den Finanzmärkten haben allerdings gezeigt, dass die Risiken für eine Fortdauer der konjunkturellen Aufwärtsbewegung zugenommen haben. Dies um so mehr, als auch von anderen Faktoren – starken Wechselkursbewegungen, steigenden Öl- oder Rohstoffpreisen sowie geopolitischen Risiken – spürbar dämpfende Impulse auf die weltwirtschaftliche Entwicklung ausgehen könnten. Auch unabhängig von dem im Vergleich zu früheren Jahren im Trend merklich verringerten Beitragswachstum in den Hauptsparten sieht sich die deutsche Versicherungswirtschaft mit anhaltend großen Herausforderungen konfrontiert. Die auch technologisch bedingte Dynamisierung der Marktprozesse und die Globalisierung gehen mit einer unverkennbaren Intensivierung des Wettbewerbs in der Assekuranz einher. Verbunden damit sind u. a. auch erhebliche Veränderungen der Unternehmenslandschaft. Fusionen und Übernahmen, die wachsende Bedeutung grenz- JAHRBUCH 2007 49 Versicherungsschutz der Haushalte 2006 | 2007 Prozentangaben repräsentativ Befragter über das Vorhandensein einzelner Versicherungen im Haushalt nur Private Krankenversicherung 12,3 13,6 6,7 Private Rentenversicherung 24,5 25,0 22,8 Versicherung gegen Berufsund Erwerbsunfähigkeit 23,8 23,9 23,6 Vollkaskoversicherung 35,2 35,4 34,6 Private Unfallversicherung 41,9 39,9 49,6 Rechtsschutzversicherung 42,2 43,8 35,7 Lebensversicherung (ohne Sterbegeld) 39,6 41,0 34,2 Private Haftpflichtversicherung 70,8 70,7 71,2 Hausratversicherung 77,0 75,7 82,6 Quelle: Allensbacher Werbeträger-Analyse 2007 Basis Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 14 Jahre © GDV-Jahrbuch 2007 0 10 20 30 Deutschland gesamt Westdeutschland Ostdeutschland 40 50 60 70 80 90 100 50 JAHRBUCH 2007 GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD überschreitender Unternehmensstrukturen, interne Reorganisationen sowie eine Neuorganisation der Wertschöpfungskette in den Versicherungsunternehmen prägen derzeit die Branche. Auch Veränderungen in den politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen stellen die deutsche Versicherungswirtschaft vor erhebliche Anpassungserfordernisse. Hinzu kommen Veränderungen im sozialpolitischen und im gesellschaftlichen Umfeld, die der privaten Vorsorge teils wichtige Impulse verleihen, sie teilweise aber auch vor erhebliche Herausforderungen stellen. Auf der Nachfrageseite stellen u. a. die Pluralisierung der Kundengruppen und der demographische Wandel die Versicherungsunternehmen vor neue Aufgaben. Viele der Herausforderungen, mit denen sich die deutsche Versicherungswirtschaft konfrontiert sieht, wären leichter zu bewältigen, wenn gleichzeitig die Versicherungsnachfrage wieder kräftiger expandieren würde. Eine deutliche Ausweitung der Versicherungsnachfrage erscheint ohne eine dauerhaft stärkere gesamtwirtschaftliche Dynamik in Deutschland allerdings kaum vorstellbar. Auf absehbare Zeit sind damit anhaltend niedrige Zuwächse des Geschäftsvolumens bis hin zu einer Stagnation oder Schrumpfung des Beitragsaufkommens keineswegs auszuschließen. Längerfristig sprechen viele fundamentale Faktoren aber auch für ein erhebliches Wachstumspotenzial der deutschen Versicherungswirtschaft. So stellt bereits die essenzielle gesamtwirtschaftliche Funktion der Versicherungswirtschaft eine dauerhaft stabile Basis für die Versicherungsnachfrage dar. Zudem wird der Bedarf an kapitalgedeckter Eigen- vorsorge perspektivisch weiter merklich ansteigen. Die demographischen Herausforderungen lassen weiterhin eine Ausweitung der privaten Alters- und Krankheitsvorsorge dringend geboten erscheinen. In der Schaden- und Unfallversicherung könnte angesichts der gesamtwirtschaftlichen Unsicherheit, neuer Risiken und innovativer Produkte sowie gestiegener Schadenpotenziale ebenfalls noch ein steigender Schutzbedarf zu verzeichnen sein. Aber auch die Lage der öffentlichen Haushalte spricht perspektivisch für eine Neudefinition der Aufgabenteilung zwischen Staat und privater Versicherungswirtschaft. Niveau der privaten Vorsorge in Deutschland Obwohl die Assekuranz zum insgesamt nach wie vor überproportional expandierenden Dienstleistungssektor der Volkswirtschaft zählt, sind ihre Wachstumsspielräume offenkundig zuletzt enger geworden. Der früher fast immer zu verzeichnende Wachstumsvorsprung der Branche gegenüber der Gesamtwirtschaft ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Die Relation von Prämienaufkommen zu Bruttoinlandsprodukt, die sogenannte „Versicherungsdurchdringung“, war bereits Ende der 90er Jahren zeitweilig nicht mehr weiter angestiegen. Gleichwohl lag die Versicherungsdurchdringung zuletzt mit knapp 7,5 Prozent (2006) deutlich über früheren Werten. Anfang der 60er Jahre hatten die Beitragseinnahmen erst 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausgemacht. Im internationalen Vergleich ist die in Deutschland festzustellende Versicherungsdurchdringung dennoch nach wie vor nur als durchschnittlich einzustufen. In Frankreich, JAHRBUCH 2007 51 der Schweiz, Großbritannien und Japan lag in 2006 die Versicherungsdurchdringung sogar mehr oder minder deutlich über 10 Prozent, in den Niederlanden und den USA nur wenig darunter. Ursächlich für die höhere Versicherungsdurchdringung in anderen Ländern ist teilweise auch das wesentlich größere Gewicht, das dort der Lebensversicherung für die Altersvorsorge und im Rahmen der Geldvermögensbildung zukommt. Auch bei der so genannten Versicherungsdichte, also der Höhe der jährlichen Versicherungsprämien pro Einwohner, nimmt Deutschland mit Versicherungsausgaben von rund 2 000 Euro pro Einwohner jährlich im internationalen Vergleich keinen Spitzenplatz ein. In vielen anderen europäischen Staaten (wie Frankreich, den Niederlanden, Großbritannien und der Schweiz) sowie in den USA und in Japan liegt die Versicherungsdichte – spiegelbildlich zum dort geringeren Gewicht der staatlichen Sicherungssysteme – höher als in Deutschland. Versicherung in der Gesamtwirtschaft Inländische Versicherungsbeiträge je Einwohner sowie in Relation zum Sozialprodukt und Einkommen; ab 1991 einschließlich neue Bundesländer Jahr 1980 1985 1990 1995 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 20064) Versicherungsdichte Versicherungsdurchdringung Vorsorgequote EUR1) in Prozent2) in Prozent 3) 621 874 1 161 1 414 1 485 1 513 1 593 1 628 1 710 1 783 1 906 1 956 2 034 2 081 5,09 5,71 5,97 6,41 6,50 6,41 6,59 6,59 6,80 6,97 7,38 7,28 7,48 7,45 7,80 8,90 9,47 10,12 10,24 10,13 10,44 10,22 10,37 10,78 11,30 11,15 11,49 11,56 1) verdiente Brutto-Beiträge s.a.G. der Erstversicherer einschl. Pensions- und Sterbekassen in Relation zu den Einwohnern, 2) verdiente Brutto-Beiträge s.a.G. der Erstversicherer einschl. Pensions- und Sterbekassen in Relation zum Bruttoinlandsprodukt, 3) verdiente Brutto-Beiträge s.a.G. der Erstversicherer einschl. Pensions- und Sterbekassen in Relation zum Verfügbaren Einkommen der Privathaushalte, 4) vorläufige Werte – Quelle: Statistisches Bundesamt, BaFin; eigene Berechnungen. Privatschutz und Sozialversicherung Im Trend dürften Versicherungsdurchdringung und Versicherungsdichte in Deutschland wie in den anderen Industriestaaten weiter zunehmen. Privater Versicherungsschutz ist zweifellos auch weiterhin zu jenen Produkten zu zählen, die bei steigendem Wohlstandsniveau – eines einzelnen Haushalts oder einer ganzen Volkswirtschaft – überproportional nachgefragt werden. Wer mehr besitzt, der hat mehr zu verlieren bzw. mehr zu versichern. Überdies wird immer mehr Bürgern und Unternehmen angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen wieder in stärkerem Maße bewusst, wie hoch der Wert einer ausreichenden Absicherung von wirtschaftlichen Risiken einzuschätzen ist. In der Sozialen Marktwirtschaft ist die soziale Sicherung teilweise über öffentliche Sozialsysteme organisiert, teilweise erfolgt sie auf der Grundlage privatwirtschaftlicher Wahlentscheidungen im Rahmen der Individualversicherung. In Deutschland ist der Sozialstaat über die Jahrzehnte hinweg immer weiter ausgebaut worden, auch wenn steigender Wohlstand und die zunehmenden Möglichkeiten zur Eigenvorsorge eigentlich einen geringeren Leistungsbedarf im Bereich der sozialen Systeme mit sich gebracht haben. Auch nach den Reformen der letzten Jahre 52 JAHRBUCH 2007 GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD dominiert heute in Deutschland die Absicherung über öffentliche Systeme nach wie vor eindeutig gegenüber der eigenverantwortlichen Vorsorge. Allein die Beitragszahlungen zu den verschiedenen Zweigen der Sozialversicherung sind etwa dreimal so hoch wie die Beitragseinnahmen der Individualversicherung. Hinzu kommt, dass zur Finanzierung sozialstaatlicher Leistungen in erheblichem Umfang auch allgemeine Steuermittel herangezogen werden. Die von Arbeitnehmern und Arbeitgebern gemeinsam zu tragenden Sozialabgaben im Rahmen sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse summierten sich 2007 in den alten Bundesländern trotz eines leichten Rückgangs noch immer auf fast 41 Prozent des Bruttolohns (gesetzliche Rentenversicherung: 19,9 Prozent, gesetzliche Krankenversicherung: 14,8 Prozent, gesetzliche Pflegeversicherung: 1,7 Prozent, Arbeitslosenversicherung: 4,2 Prozent). Selbst das bescheidene Ziel, die Sozialabgabenlast unter die 40-Prozent-Marke zu drücken, wurde damit immer noch nicht erreicht. Die Höchstbeiträge zu den einzelnen Sozialversicherungszweigen addierten sich dabei in den alten Bundesländern auf über 1 850 Euro pro Monat. Das Ziel, die sozialen Sicherungssysteme für Arbeitnehmer wie Arbeitgeber wieder finanzierbar zu machen, liegt damit nach wie vor in weiter Ferne. Noch immer besteht also eine gravierende Diskrepanz zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmer(netto)lohn, die letztlich auch Leistungsanreize und Motivation am Arbeitsmarkt untergräbt. Auch auf der Ausgaben- und Leistungsseite zeigt sich das Übergewicht des Staates nur zu deutlich. Die Summe aller Sozialausgaben macht selbst dann, wenn eine enge Abgrenzung des Begriffs von Sozialleistungen zugrunde gelegt wird, nicht weniger als ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts aus. Die Leistungen der Individualversicherung (Auszahlungen an die Kunden und Rückstellungen für eingetretene und künftige Versicherungsfälle sowie Beitragsrückerstattungen) entsprechen dagegen nur rund 8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Macht des Sozialstaats als Konkurrent der Arbeitgeber im Wettbewerb um Arbeitskräfte und als Konkurrent der individuellen Vorsorge, wie sie die private Versicherungswirtschaft anbietet, zeigt sich in diesen Zahlen nur allzu deutlich. Die gestiegene Belastung mit Sozialausgaben ist maßgeblich auch darauf zurückzuführen, dass sich die Sozialsysteme von ihrer ursprünglichen Schutzfunktion für einen kleinen Kreis sozial Bedürftiger immer weiter entfernt haben. Längst sind die Sozialsysteme zu einer mächtigen Industrie geworden, die selbst als Arbeitgeber und als Erwerbsquelle für einen großen Kreis von Leistungserbringern fungiert. Bereits heute ist die Belastung durch die Sozialsysteme am Arbeitsmarkt, in den öffentlichen Haushalten und damit für die gesamte Volkswirtschaft kaum noch tragbar. Zudem lässt die absehbare demographische Entwicklung eine grundlegende Überprüfung des Leistungsumfangs des heutigen Sozialstaats überfällig erscheinen. Die Individualversicherung tritt damit zunehmend als eine attraktive Alternative der Sozialsysteme in den Vordergrund. JAHRBUCH 2007 53 Auch angesichts des bisherigen Übergewichts der Sozialversicherung gilt, dass die Individualversicherung in Deutschland bereits heute ebenfalls eine tragende Säule im Gesamtsystem der sozialen Sicherung bildet. Dabei ist auch zu bedenken, dass die Sozialversicherung durch die gesetzliche Renten-, Kranken-, Unfall-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung nur wenige, wenn auch wichtige Risiken erfasst, während die Individualversicherung für ein breites Spektrum ganz unterschiedlicher Risiken Schutz bietet. Geldvermögensbildung der privaten Haushalte Ein erhebliches Gewicht kommt der Individualversicherung im Rahmen der Geldvermögensbildung der privaten Haushalte zu. Vor allem in der Lebensversicherung geht die eigenverantwortliche Risikovorsorge mit einem Prozess der Ansammlung und Anlage von Kapital einher. Im Jahr 2006 belief sich die Geldvermögensbildung der privaten Haushalte nach Berechnungen der Deutschen Bundesbank auf 127,5 Milliarden Euro. Dies waren knapp 8 Milliarden Euro weniger als im Jahr 2005. Die Anlagen der privaten Haushalte bei Versicherungen (Lebensversicherung, Schadenund Unfallversicherung und private Krankenversicherung einschließlich Pensions- und Sterbekassen, Pensionsfonds sowie berufsständische Versorgungswerke und Zusatzversorgungseinrichtungen) betrugen dabei 50,7 Milliarden Euro und lagen damit ebenfalls etwas niedriger als in 2005. Es entfielen davon 25,4 Milliarden Euro auf die Lebensversicherung (2005: 25,9 Milliarden Euro). Der Anteil der Lebensversicherungen an der gesamten Geldvermögensbildung ist damit auf- Geldvermögensbildung der privaten Haushalte nach Anlagearten – im Laufe des Jahres – in Mrd. EUR Geldvermögensbildung darunter: bei Banken1) Sichtguthaben2) Termingelder Spareinlagen Sparbriefe bei Versicherungen3) darunter: bei Lebensversicherungen bei Krankenversicherungen bei Pensionseinrichtungen4) in Wertpapieren in Rentenwerten5) in Aktien in Sonstigen Beteiligungen in Investmentzertifikaten aus Pensionsrückstellungen 2001 2002 2003 2004 2005 2006 118,7 117,5 142,7 134,5 135,2 127,5 27,3 8,8 17,4 2,5 – 1,4 48,3 87,5 92,0 – 5,2 0,9 – 0,2 35,9 57,8 65,0 – 17,6 14,7 – 4,4 44,8 48,9 44,3 – 5,9 12,2 – 1,7 50,2 42,4 48,7 – 0,7 – 1,0 – 4,6 54,8 42,4 19,5 31,9 – 16,0 7,0 50,7 30,9 7,7 6,7 31,3 5,7 – 28,7 3,5 52,8 9,9 18,3 7,1 8,1 – 17,1 12,7 – 71,0 3,2 38,0 10,7 20,1 8,6 14,3 29,8 19,2 – 20,0 3,1 27,5 10,2 23,1 9,8 14,6 26,1 35,6 – 6,5 3,2 – 6,2 9,3 25,9 10,6 15,5 30,8 9,2 – 4,0 3,0 22,6 7,3 25,4 9,9 12,5 26,5 37,0 – 5,0 2,9 – 8,4 7,9 Anteilswerte in Prozent Geldvermögensbildung darunter: bei Banken1) Sichtguthaben2) Termingelder Spareinlagen Sparbriefe bei Versicherungen3) darunter: bei Lebensversicherungen bei Krankenversicherungen bei Pensionseinrichtungen4) in Wertpapieren in Rentenwerten5) in Aktien in Sonstigen Beteiligungen in Investmentzertifikaten aus Pensionsrückstellungen 2001 2002 2003 2004 2005 2006 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 23,0 7,4 14,7 2,1 – 1,2 40,7 74,8 78,6 – 4,4 0,8 – 0,2 30,7 40,5 45,6 – 12,3 10,3 – 3,1 31,4 36,4 32,9 – 4,4 9,1 – 1,3 37,3 31,4 36,0 – 0,5 – 0,7 – 3,4 40,5 33,3 15,3 25,0 – 12,5 5,5 39,8 26,0 6,5 5,6 28,0 4,8 – 24,2 2,9 44,5 8,3 15,6 6,1 6,9 – 13,6 10,9 – 60,7 2,7 32,5 9,1 14,1 6,0 10,0 21,0 13,5 – 14,0 2,2 19,3 7,1 17,2 7,3 10,9 19,5 26,5 – 4,8 2,4 – 4,6 6,9 19,2 7,8 11,5 22,7 6,8 – 3,0 2,2 16,7 5,4 19,9 7,8 9,8 20,8 29,0 – 3,9 2,3 – 6,6 6,2 1) im In- und Ausland, 2) einschließlich Bargeld, 3) Lebensversicherung einschließlich Pensions- und Sterbekassen und Pensionsfonds sowie berufsständische Versorgungswerke und Zusatzversorgungseinrichtungen, Schaden- und Unfallversicherung und Krankenversicherung sowie sonstige Forderungen (einschließlich verzinslich angesammelter Überschussanteile und sonstiger Verbindlichkeiten gegenüber Versicherungsnehmern), 4) Pensions- und Sterbekassen und Pensionsfonds sowie berufständische Versorgungswerke und Zusatzversicherungseinrichtungen, 5) einschließlich Geldmarktpapiere – Quelle: Deutsche Bundesbank. 54 JAHRBUCH 2007 GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD Geldvermögen der privaten Haushalte nach Anlagearten – Bestand am Jahresende – in Mrd. EUR Geldvermögen insgesamt darunter: bei Banken1) kurzfristig langfristig bei Versicherungen2) kurzfristig langfristig bei Lebensversicherungen bei Krankenversicherungen bei Pensionseinrichtungen3) in Wertpapieren in Rentenwerten4) in Aktien in Sonstigen Beteiligungen in Investmentzertifikaten aus Pensionsrückstellungen 1995 2000 2003 2004 2005 2006 2 658 3 608 3 907 4 087 4 305 4 529 1 128 782 346 573 ° ° 374 ° ° 797 313 191 102 190 161 1 235 921 314 866 65 801 553 68 179 1 315 326 447 133 409 193 1 407 1 119 288 995 72 922 623 91 208 1 282 387 263 167 465 224 1 456 1 164 292 1 044 75 969 645 101 223 1 353 428 276 188 461 233 1 499 1 211 288 1 099 78 1 021 671 112 238 1 467 423 320 205 519 241 1 541 1 228 313 1 148 81 1 068 695 122 251 1 621 482 372 212 525 248 Anteilswerte in Prozent Geldvermögen insgesamt darunter: bei Banken1) kurzfristig langfristig bei Versicherungen2) kurzfristig langfristig bei Lebensversicherungen bei Krankenversicherungen bei Pensionseinrichtungen3) in Wertpapieren in Rentenwerten4) in Aktien in Sonstigen Beteiligungen in Investmentzertifikaten aus Pensionsrückstellungen 1995 2000 2003 2004 2005 2006 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 42,4 29,4 13,0 21,6 ° ° 14,1 ° ° 30,0 11,8 7,2 3,8 7,1 6,1 34,2 25,5 8,7 24,0 1,8 22,2 15,3 1,9 5,0 36,4 9,0 12,4 3,7 11,3 5,3 36,0 28,6 7,4 25,5 1,8 23,6 15,9 2,3 5,3 32,8 9,9 6,7 4,3 11,9 5,7 35,6 28,5 7,1 25,5 1,8 23,7 15,8 2,5 5,5 33,2 10,5 6,8 4,6 11,3 5,7 34,8 28,1 6,7 25,5 1,8 23,7 15,6 2,6 5,5 34,1 9,8 7,4 4,8 12,1 5,6 34,0 27,1 6,9 25,3 1,8 23,6 15,3 2,7 5,5 35,1 10,6 8,2 4,7 11,6 5,5 1) im In- und Ausland, 2) Lebensversicherung einschließlich Pensions- und Sterbekassen und Pensionsfonds sowie berufsständische Versorgungswerke und Zusatzversorgungseinrichtungen, Schaden- und Unfallversicherung und Krankenversicherung sowie sonstige Forderungen (einschließlich verzinslich angesammelter Überschussanteile bei Versicherungen und sonstiger Verbindlichkeiten gegenüber Versicherungsnehmern), 3) Pensions- und Sterbekassen und Pensionsfonds sowie berufsständische Versorgungswerke und Zusatzversorgungseinrichtungen, 4) einschließlich Geldmarktpapiere – Quelle: Deutsche Bundesbank. grund der noch stärker gesunkenen Bezugsgröße gleichwohl von 19,1 Prozent (2005) auf 19,9 Prozent (2006) gestiegen. Trotzdem entspricht die Struktur der Geldvermögensbildung der privaten Haushalte in Deutschland noch immer nicht dem Ziel eines langfristigen Aufbaus von Altersvorsorgevermögen. Betrachtet man die Geldvermögensbildung nach Anlagearten, so zeigt sich auch in 2006 ganz deutlich, dass die privaten Haushalte nach wie vor im Bereich der Geldanlagen vor langfristigen Bindungen zurückschrecken. So entfiel noch immer ein Drittel der gesamten Geldvermögensbildung auf die überwiegend kurzfristig ausgerichtete Geldanlage bei Banken. Umgekehrt stehen damit potenziell erhebliche zusätzliche Mittel für die kapitalgedeckte Altersvorsorge zur Verfügung, sofern es gelingt, die vorherrschende Abwartehaltung zu überwinden. Diesen Befund stützen auch die Angaben der Bundesbank zur Entwicklung der Geldvermögensbestände. So verfügten die privaten Haushalte Ende 2006 in nominaler Rechnung über ein Geldvermögen von über 4,5 Billionen Euro. Mehr als ein Drittel davon entfiel auf Anlagen bei Banken, jedoch nur knapp 16 Prozent auf das Geldvermögen bei Lebensversicherungen. Noch 1980 hatte der Anteil der Lebensversicherungen am Geldvermögen der privaten Haushalte allerdings erst bei 10 Prozent gelegen. Vieles spricht dafür, dass in Zukunft die Bedeutung der Lebensversicherung im Rahmen der Geldvermögensbildung der privaten Haushalte noch merklich zunehmen wird. Denn mit ihren spezifischen Charakteristika – der zusätzlichen Absicherung biometrischer Risiken, der langfristigen Ausrichtung des Kapitalaufbaus und der Bereitstellung von Garantien in Verbindung mit einer attraktiven Verzinsung – nimmt die Lebensversicherung JAHRBUCH 2007 55 unter den möglichen Instrumenten der Geldvermögensbildung zur Altersvorsorge eine Schlüsselstellung ein. Dem Bruttogeldvermögen der privaten Haushalte stand in 2006 eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Verschuldung von 1,6 Billionen Euro gegenüber. Das Nettogeldvermögen belief sich damit in 2006 damit auf knapp 3 Billionen Euro. Hinzu kommt noch das Sachvermögen der privaten Haushalte (vor allem in Form von Immobilien), das sich nach Schätzungen der Deutschen Bundesbank Ende 2005 auf 4,8 Billionen Euro belief. Je Haushalt betrachtet lag das durchschnittliche Geldvermögen 2006 bei 115 000 Euro, einschließlich der Sachwerte und nach Abzug der Verbindlichkeiten ergab sich ein mittleres Reinvermögen von rund 200 000 Euro. Unternehmen und Versicherung Der technische Fortschritt, aber auch politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen bringen es mit sich, dass sich mehr noch als der einzelne Bürger die Unternehmen mit immer größeren Risiken konfrontiert sehen. Unternehmerische Tätigkeit setzt aber die Möglichkeit voraus, auch neue Risikosituationen bewältigen zu können. Dementsprechend geht mit steigender Risikoexponierung ein erhöhter Risikominderungsbedarf bei den Unternehmen einher. Adäquatem Versicherungsschutz kommt bei der Deckung dieses Bedarfs eine Schlüsselrolle zu. Indem Versicherungsschutz es ermöglicht, dass unternehmerische Risiken überhaupt eingegangen werden können, trägt die Assekuranz in nicht geringem Maße zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft bei. Denn einzelne Unternehmen würden rasch an die Grenzen ihrer Fähigkeit stoßen, Risiken selbst zu tragen. Durch Versicherungsschutz werden diese Grenzen dagegen weiter hinausgeschoben. Unternehmerisches Potenzial wird so freigesetzt. Die Versicherer bemühen sich ihrerseits, ihre Deckungskonzepte für die Wirtschaft kontinuierlich fortzuentwickeln. Neben verbesserten Risikomodellen und verfeinerten Kalkulationstechniken geht es hierbei auch um den Einsatz der modernen Techniken des Risk Management in ihrer ganzen Breite. Um eine möglichst weitgehende Versicherbarkeit zu gewährleisten, muss den Versicherern und der Wirtschaft aber auch die Möglichkeit offen stehen, Versicherungsverträge flexibel und bedarfsgerecht ausgestalten zu können. Nur dann können durch eine intensive Nutzung des risikopolitischen Instrumentariums die Grenzen der Versicherbarkeit noch weiter ausgeweitet werden. Regulierende Interventionen von staatlicher Seite – etwa auch in Gestalt immer neuer Pflichtversicherungen – können dagegen im Bereich der Absicherung von Unternehmensrisiken kontraproduktiv wirken. 56 JAHRBUCH 2007 GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD Wettbewerb und Konzentration in der Versicherungswirtschaft Seit Anfang der 90er Jahre haben sich die Rahmenbedingungen für die deutsche Versicherungswirtschaft – gemessen an früheren Jahrzehnten – nachhaltig verändert. Die Versicherungsmärkte in Deutschland wurden dereguliert, und Tarife und Preise sind in Bewegung geraten. Auch das Verhältnis zwischen Versicherern und anderen Finanzdienstleistern hat sich geändert. Nachhaltige Veränderungen in den Unternehmen wie auch in der Unternehmenslandschaft waren die Folge. Aber auch die vor wenigen Jahrzehnten noch unvorstellbaren Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten haben zu den tief greifenden Veränderungen in der Versicherungswirtschaft beigetragen – vom Vertrieb über die Vertragsbearbeitung bis hin zum Schaden- Anzahl der Versicherungsunternehmen nach Sparten Jahresende 1990 1995 2000 2001 2002 2003 2004 2005 20062) RückVU Bundesund Landesaufsicht VU insgesamt 31 39 48 46 48 49 50 48 49 2 659 2 157 1 882 1 825 1 779 1 716 1 669 1 638 ° Anzahl VU1) VU Lebensinsgesamt VU 785 718 706 690 703 677 670 653 643 122 132 134 133 132 119 119 115 112 Pensions- Kranken- Schaden-/ und VU Unfall-VU Sterbekassen 229 207 197 190 207 205 200 200 198 57 59 56 56 55 55 54 54 53 346 281 271 265 261 251 247 236 231 1) Versicherungsunternehmen unter Bundesaufsicht mit und ohne Geschäftstätigkeit, 2) davon 20 VU ohne Geschäftstätigkeit – Quelle: BaFin. management. Die „Industrialisierung“ des Versicherungsgeschäfts impliziert dabei auch ein Aufbrechen der traditionellen Wertschöpfungskette in den Versicherungsunternehmen durch das Outsourcing bestimmter Funktionsbereiche. Dynamischere Märkte, enger gewordene Wachstumsspielräume und ein weiter steigender Druck auf die Ertragsmargen haben in der Folge viele Versicherer veranlasst, ihre Positionierung am Markt neu zu bestimmen. Dabei gelangten sie vielfach zu einer veränderten Einschätzung der für sie optimalen Unternehmensgröße. In der Folge hat sich die Unternehmenslandschaft nachhaltig verändert; die Zahl der Unternehmensübernahmen, Fusionen und vor allem auch der Kooperationen bei der Erbringung von Versicherungsdienstleistungen hat sich erhöht. Unübersehbar ist auch der engere Zusammenschluss und damit einhergehende Reorganisation der Arbeitsteilung innerhalb der großen Unternehmen und Unternehmensgruppen. Der Konzentrationsgrad in der deutschen Assekuranz liegt gleichwohl nach wie vor nicht besonders hoch, ist aber auch nicht außergewöhnlich niedrig. Im Vergleich zu anderen europäischen Versicherungsmärkten und zu anderen Sachgüter- und Dienstleistungsmärkten fallen die für den deutschen Versicherungsmarkt ermittelten Konzentrationsgrade keineswegs aus dem Rahmen. Auch die Monopolkommission hat in ihrem bislang letzten Hauptgutachten, das im Sommer 2006 vorgelegt wurde, abermals keinen Anlass gesehen, negative Schlussfolgerungen von der Konzentration in der deutschen Versicherungswirtschaft auf das Wettbewerbsgeschehen in diesem Bereich abzuleiten. JAHRBUCH 2007 57 Versicherungsbestände zum Jahresende Versicherungsverträge bzw. -risiken in Millionen (Jahresendbestand); privates und gewerbliches Geschäft der GDV-Mitglieder Lebensversicherung*) Private Krankenversicherung2) Schaden- und Unfallversicherung3) Kraftfahrtversicherung 4) Sachversicherungszweige5), 6) Allgemeine Haftpflichtversicherung Rechtsschutzversicherung Private Unfallversicherung7) insgesamt 1980 19901) 1995 2000 2002 2003 2004 2005 2006 2006/2005 in Prozent 65,75 24,10 164,61 63,00 47,71 21,90 17,20 14,80 254,46 72,38 32,74 207,31 75,54 57,84 27,99 24,46 21,48 312,42 81,13 51,97 250,83 92,13 66,15 34,95 29,44 28,16 383,93 87,62 47,75 261,97 97,21 67,11 37,81 28,94 29,06 397,34 91,62 46,96 269,29 97,75 67,15 40,42 29,00 29,48 407,87 92,92 49,45 270,95 98,03 66,89 40,71 29,09 29,38 413,32 97,28 50,97 273,08 98,18 66,99 41,20 28,85 29,24 421,41 96,95 53,70 274,59 99,08 67,42 41,82 28,83 29,19 428,37 97,07 56,90 277,30 100,21 67,41 42,12 28,65 29,12 431,27 0,1 6,0 1,0 1,1 0,0 0,7 – 0,6 – 0,2 0,7 *) ab 2002 inkl. Pensionskassen und Pensionsfonds, 1) die Angaben schließen ab 1990 das Geschäft in den neuen Bundesländern ein, 2) bis 1994 Tarifversicherte (geschätzt); ab 1995 Risiken einschl. Pflegepflichtversicherung, Auslandsreisekrankenversicherung u. a., ab 1996 neue Zählung (veränderte Abgrenzungen); nicht mit dem Vorjahr vergleichbar, 3) ohne Auslandsgeschäft, Kredit-, Luftfahrt-, Nuklearversicherung, Luft- und Raumfahrzeughaftpflicht- sowie sonstige Sachversicherungen (Tierversicherung u. a.), 4) umfasst Kraftfahrzeughaftpflicht, Vollkasko, Teilkasko und Insassen-Unfall; ab 1990 einschl. neue Bundesländer, 5) Hausrat-, Gebäude-, Feuer-, Einbruchdiebstahl-, Leitungswasser-, Glas-, Sturmversicherung, Technische Versicherungen u. a.; Beteiligungsgeschäft mitgezählt, 6) ab 1996 nur Alleinzeichnungs- und Führungsgeschäft, ohne Beteiligungsgeschäft, 7) Verträge, nicht identisch mit Zahl der Versicherten – Quelle: GDV; PKV-Verband. Die Konzentration in der deutschen Versicherungswirtschaft wird sinnvollerweise nicht für Einzelunternehmen, sondern für Versicherungsgruppen ermittelt. Der Grund hierfür liegt darin, dass viele Gruppen durch ein hohes Maß an horizontaler Integration, etwa durch Shared-Services-Zentren oder andere Formen der gruppenweiten Zusammenarbeit gekennzeichnet sind, etwa im Bereich der Kapitalanlage, der IT oder im Produkt- und Risikomanagement. Betrachtet man den Marktanteil der zehn größten Gruppen, so lag dieser zuletzt in der Lebensversicherung etwas über 60 Prozent und in der Schaden- und Unfallversicherung etwas unter 60 Prozent. Neben diesem auch im internationalen Vergleich nicht aus dem Rahmen fallenden Grad der Marktkonzentration und einer hohen Anbieterzahl wird die Intensität des Wettbewerbs in der deutschen Versicherungswirtschaft auch dadurch unterstrichen, dass die Marktanteile der einzelnen Anbieter erheblichen Veränderungen unterliegen. Anbietern mit mehr oder minder beachtlichen Marktanteilsgewinnen stehen solche mit teilweise nicht unbeträchtlichen Marktanteilsverlusten gegenüber. Diese Marktdynamik ist ein weiterer Beleg für ein funktionierendes und überaus intensives Wettbewerbsgeschehen auf dem deutschen Versicherungsmarkt. In letzter Zeit wurde gelegentlich auch die Vermutung geäußert, dass auf dem deutschen Versicherungsmarkt möglicherweise sogar ein zu geringer Konzentrationsgrad bestehe, der die Ertragskraft und damit die Stabilität der Assekuranz in Deutschland gefährde. Dieser Gedanke ist jedoch ebenfalls irreführend, nicht nur, weil er durch die Daten nicht gestützt wird. Solange keine konkreten Hinder- 58 JAHRBUCH 2007 GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD nisse für freiwillige Unternehmensübernahmen, Fusionen und Kooperationen bestehen, ist die Struktur des Marktes vor allem das Ergebnis eines marktwirtschaftlichen Optimierungsprozesses, der die jeweils noch vorhandenen Effizienzreserven ausschöpft. Dies schließt allerdings weitere Veränderungen der jeweiligen Marktstruktur nicht aus. Internationale Verflechtung der Assekuranz Die Globalisierung der Güter-, Finanz- und Dienstleistungsmärkte, die Schaffung des europäischen Binnenmarktes und die Einführung des Euro haben ebenso wie die Verbreitung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien bei vielen Versicherungsunternehmen auch über ihren jeweiligen Heimatmarkt hinaus zu Veränderungen in ihrer strategischen Ausrichtung geführt. Bei nicht wenigen Versicherungsunternehmen kam es zu einer Verstärkung der europäischen bzw. internationalen Einbindung. Deutsche Versicherer interessieren sich seit vielen Jahren zunehmend für Geschäftsmöglichkeiten im Ausland, während sich umgekehrt aber auch am deutschen Markt die Präsenz ausländischer Versicherer erhöht hat. Insbesondere durch den europäischen Binnenmarkt könnten sich auch für die deutschen Versicherungsunternehmen künftig noch größere Chancen bieten. Dabei sind Kooperationen, Beteiligungen und Tochtergesellschaften nach wie vor die dominierende Form des Engagements im EU-Binnenmarkt für Versicherungsdienstleistungen, aber auch die Zahl der rechtlich unselbständigen Niederlassungen nimmt zu. Auf vielen europäischen Versicherungsmärkten hat sich der Umfang des Geschäfts, der auf Versicherungsunternehmen mit Sitz in einem anderen Mitgliedsland entfällt, bereits erhöht. Auch über die EU hinaus steht die Versicherungswirtschaft zunehmend im Zeichen der Globalisierung. Die international tätigen Erstversicherer haben in den zurückliegenden Jahren ihr Engagement in den so genannten Emerging Markets in Mittel- und Osteuropa, Lateinamerika und Südostasien massiv ausgeweitet. Hinzu gekommen ist in den letzten Jahren China. Für die Emerging Markets selbst bedeutet das Engagement globaler Versicherer einen Kapital- und Know-how-Transfer, der die Entwicklung effizienter Versicherungsmärkte und damit weitere Fortschritte im Aufholprozess zu mehr Wachstum und Wohlstand nur erleichtern kann. Der Know-howTransfer beschränkt sich dabei keineswegs auf die reine Versicherungstechnik, sondern kann beispielsweise auch das weite Feld der Schadenverhütung umfassen. JAHRBUCH 2007 59 Die Versicherungswirtschaft als Arbeitgeber In der Versicherungswirtschaft hat sich der Personaldruck, nicht zuletzt aufgrund der Intensivierung des Wettbewerbs, in allen Sparten deutlich erhöht. Die Folge sind vermehrt Fusionen und Umstrukturierungen, die in einigen Versicherungsunternehmen in Beschäftigungsabbau münden. Die Gesamtzahl der Arbeitnehmer reduzierte sich im Jahr 2006 um 3,3 Prozent auf insgesamt 225 700 Arbeitnehmer. Dies entspricht einem Rückgang von 7 600 Mitarbeitern. Im Jahr 2007 rechnet die Branche mit einer ähnlichen Größenordnung der Anpassung. Berücksichtigt man neben dem Innendienst und angestellten Außendienst auch die Angestellten in den Versicherungsagenturen und bei Maklern, vor allem aber den selbständigen haupt- und nebenberuflichen Versicherungsaußendienst, bietet das Versicherungsgewerbe fast 700 000 Menschen bundesweit Beschäftigung. Die Versicherungswirtschaft steht vor deutlichen Marktveränderungen. Die Versicherer werden durch den auch international schärfer gewordenen Wettbewerb um Kunden und Investoren dazu gezwungen, ihre Kostenstrukturen zu überprüfen. Seit 2003 befindet sich die Versicherungswirtschaft zudem in einer Phase der Konsolidierung. Bei dem Beschäftigungsabbau wird vornehmlich der Weg über die „natürliche Fluktuation“ und der einvernehmlichen Vertragsaufhebung gewählt. Betriebsbedingte Kündigungen spielen weiterhin keine Rolle. Der vor Jahren begonnene Anstieg des Bildungsniveaus und der Teilzeitquote setzen sich kontinuierlich fort. Belegschaftsstruktur im Wandel Den Personalstatistiken des Arbeitgeberverbandes der Versicherungsunternehmen in Deutschland (agv) zufolge war die Anzahl der Arbeitnehmer in der Versicherungswirtschaft im Jahr 2006 wie bereits im Vorjahr rückläufig. Insgesamt arbeiteten 225 700 Männer und Frauen in der Individualversicherung, nach 233 300 in 2005 (minus 3,3 Prozent). Dies stellt einen deutlichen Rückgang der Beschäftigung dar. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass die Beschäftigungsentwicklung in der Assekuranz im Zeitablauf – ebenso wie die Gesamtwirtschaft – zyklische Tendenzen aufweist. Seit dem Jahr 2003 kämpft die Branche mit rückläufigen Mitarbeiterzahlen. Während jedoch in den Jahren 2003 und 2004 mit einer Personalreduktion von jeweils rd. 1,5 Prozent ein moderater Beschäftigungsabbau zu verzeichnen war, stieg 2005 und 2006 der Abbau auf leicht über 3 Prozent an. Von diesem Rückgang waren vor allem die gewerblichen Arbeitnehmer betroffen. Im Jahr 2006 fielen insgesamt 11,1 Prozent der Stellen weg. Mittlerweile zählt die Versicherungswirtschaft nur noch 1 600 gewerbliche Arbeitnehmer – vor zehn Jahren lag diese Zahl noch mehr als doppelt so hoch. Offensichtlich lohnt es sich nicht mehr, eher niedrig qualifizierte Arbeitnehmer im Tarifbereich des Versicherungsgewerbes zu belassen. Aus Kostengründen werden gewerbliche Arbeiten zunehmend an externe 60 JAHRBUCH 2007 GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD Erhebung über die Entwicklung der Zahl der Arbeitnehmer ohne Mitarbeiter in passiver Altersteilzeit Zahlen auf volle 100 gerundet Jahr 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Gesamt- Ändezahl rung im Arbeit- Vgl. zum Innen- Ändenehmer Vorjahr dienst rung im in Prozent ohne Vgl. zum Gewerb- Vorjahr liche in Prozent 241 700 – 1,6 174 100 – 0,8 239 300 – 1,0 171 900 – 1,2 238 800 – 0,2 171 500 – 0,2 239 600 0,3 171 000 – 0,3 240 200 0,3 171 500 0,4 245 400 2,2 175 500 2,3 248 100 1,1 177 300 1,0 244 300 – 1,5 175 800 – 0,8 240 800 – 1,4 174 500 – 0,7 233 300 – 3,1 169 700 – 2,8 225 700 – 3,3 166 000 – 2,2 davon: Außen- Ändedienst- rung im ange- Vgl. zum stellte Vorjahr in Prozent 52 000 – 2,2 51 400 – 1,2 50 300 – 2,0 50 800 1,0 50 500 – 0,6 51 300 1,6 52 300 1,9 51 000 – 2,5 50 100 – 1,8 48 700 – 2,8 45 900 – 5,7 Quoten Auszu- Ände- Gewerb- ÄndeAuszubildende bildende rung im liche rung im im zusätzVgl. zum Arbeit- Vgl. zum Unter- lich in Vorjahr nehmer Vorjahr nehmen Agenin Prozent in Prozent turen 12 200 – 8,2 3 400 – 7,9 5,0 % 12 700 4,0 3 300 – 3,4 5,3 % 13 900 9,9 3 100 – 5,0 5,8 % 14 800 6,5 3 000 – 3,2 6,2 % 15 400 4,3 2 800 – 7,4 6,4 % 0,5 % 15 900 3,3 2 700 – 3,6 6,5 % 0,4 % 16 100 1,3 2 400 – 11,1 6,5 % 0,2 % 15 200 – 5,6 2 300 – 4,2 6,2 % 0,5 % 14 100 – 7,2 2 100 – 8,7 5,9 % 0,6 % 13 100 – 7,1 1 800 – 14,3 5,6 % 0,6 % 12 200 – 6,9 1 600 – 11,1 5,4 % 0,6 % Veränderung inkl. Arbeitnehmer in ausgegliederten Gesellschaften 242 300 243 500 249 000 252 200 248 600 245 300 238 200 230 300 1,0 % 2,0 % 1,3 % – 1,4 % – 1,3 % – 2,9 % – 3,3 % Die angegebenen Prozentwerte können von den sich durch Rechnung ergebenden abweichen, da die absoluten Zahlen auf 100 gerundet sind und die Prozentwerte vor der Rundung ermittelt wurden. Dienstleister vergeben. Doch auch bei den Außendienst- (minus 5,7 Prozent) und Innendienstmitarbeitern (minus 2,2 Prozent) wurden Stellen gestrichen. Für 2007 ist mit einem weiteren Jahr der Konsolidierung zu rechnen. Einzelheiten zur Aufstellung der Branche enthält die obige Tabelle. Auch in der Erstausbildung hinterlässt der rückläufige Personalbedarf seine Spuren. Die Zahl der Auszubildenden reduzierte sich um 6,9 Prozent auf insgesamt 12 200. Die Ausbildungsquote, also die Relation von der Anzahl der Auszubildenden und der Gesamtbeschäftigtenzahl, sank geringfügig von 5,6 auf 5,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr gleich geblieben ist mit 0,6 Prozent hingegen die Quote der von Versicherungsunternehmen in Agenturen finanzierten Ausbildungsplätze. Damit liegt die gesamte Ausbildungsquote der Versicherungswirtschaft im Jahr 2006 bei 6,0 Prozent. Versicherungsstandorte: München unverändert vorn Einmal jährlich erfasst die Bundesagentur für Arbeit in einer Sondererhebung für den agv die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Versicherungsgewerbe. Nach dieser Erhebung gingen Mitte 2006 bundesweit 299 050 Arbeitnehmer einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung im Versicherungsgewerbe nach. Darin sind nach dem Schema der Bundesagentur für Arbeit die Versicherungsunternehmen und auch das Versicherungsvermittlergewerbe unter dem Oberbegriff „Versicherungsgewerbe“ erhalten. Im Vergleich zum Vorjahr reduzierte sich die Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig JAHRBUCH 2007 61 beschäftigten Arbeitnehmer um 2,3 Prozent, also in deutlich geringerem Ausmaß als nach der Abgrenzung des agv. Daraus lässt sich schließen, dass es teilweise zu einer Umschichtung von Mitarbeitern aus dem Angestelltenverhältnis im Innen- oder Außendienst hin zur selbständigen Versicherungsvermittlung gegeben hat. Betrachtet man die regionale Verteilung der sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer nach Bundesländern, so weist NordrheinWestfalen nach wie vor unangefochten die höchste Beschäftigungsdichte auf: Mit 76 440 Personen arbeiteten rd. ein Viertel aller im Versicherungsgewerbe tätigen Arbeitnehmer in diesem Bundesland. Bayern ist in der regionalen Verteilung das zweitstärkste Bundesland. Dort arbeiteten 2006 rd. 59 390 sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer im Versicherungsgewerbe (19,9 Prozent). Es folgen Baden-Württemberg mit 36 700 (12,3 Prozent) und Hessen mit 29 090 Beschäftigten (9,7 Prozent). In der Rangfolge der größten „Versicherungsstädte“ konnte München mit insgesamt 26 670 sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern den Spitzenplatz halten. Köln liegt mit 26 450 Arbeitnehmern nur knapp dahinter. Der drittgrößte Versicherungsplatz bleibt Hamburg mit 23 510 Beschäftigten, es folgt mit einigem Abstand Stuttgart (13 730). Berlin (11 100) musste in diesem Jahr den fünften Platz an Düsseldorf (11 790) abgeben. Teilzeit weiter auf dem Vormarsch Die Versicherungswirtschaft zeichnet sich durch eine traditionell hohe Frauen- und Teilzeitquote aus: Im Jahr 2006 betrug die Frauenquote im Innendienst 53 Prozent. Die Teilzeitquote erhöhte sich von 18,6 Prozent im Jahr Die größten Versicherungsstädte Städte mit mehr als 4 000 Arbeitnehmern im Versicherungsgewerbe (Versicherungsunternehmen und -vermittlergewerbe) und dem Sitz der Geschäftsleitung Städte München Köln Hamburg Stuttgart Düsseldorf Berlin Wiesbaden Hannover Nürnberg Frankfurt Münster Dortmund Karlsruhe Coburg Mannheim Beschäftigte1) 2006 19952) 26 670 26 450 23 510 13 730 11 790 11 100 9 780 9 310 9 020 8 780 6 790 6 740 5 470 4 520 4 290 28 830 23 090 27 340 15 590 11 530 9 2103) 8 880 11 470 8 200 10 120 7 020 6 470 5 270 3 120 5 340 1) 30. Juni; einschl. Versicherungsvermittlung, aber ohne von der Sozialversicherungspflicht befreite Angestellte; 2) im Jahr 1996 wurde die Erhebung nicht durchgeführt. Deshalb hier die Werte aus dem Jahr 1995; 3) nur Berlin-West – Quelle: Bundesagentur für Arbeit; Sonderauswertung für den agv. 2005 auf 19,7 Prozent und erreichte damit ein neues Rekordhoch. Auch bei den Teilzeitbeschäftigten sind die Frauen mit 84 Prozent überproportional vertreten. Insbesondere Mütter, die nach der Elternzeit wieder in den Beruf einsteigen, nutzen diese Form der Beschäftigung, um Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Bildungsniveau steigt kontinuierlich Das Bildungsniveau der Mitarbeiter in der Versicherungswirtschaft steigt seit Jahren. Im Jahr 2006 hatten 71 Prozent der Arbeitnehmer in den Versicherungsunternehmen eine abgeschlossene Berufsausbildung. Den Ab- 62 JAHRBUCH 2007 GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD schluss einer höheren Fachschule/Fachhochschule oder einen Hochschulabschluss konnten 17 Prozent der Angestellten aufweisen; 1996 lag diese Quote mit 13 Prozent noch deutlich niedriger. Seit 1996 hat sich der Anteil der Akademiker von 9 Prozent auf 12 Prozent der Arbeitnehmer kontinuierlich erhöht. Ende 2006 waren in der deutschen Versicherungswirtschaft insgesamt etwa 27 200 Hochschulabsolventen tätig. Von diesen Akademikern stellten die Juristen mit rd. 7 500 Absolventen unverändert die größte Gruppe. Ferner waren 5 500 Diplom-Kaufleute und DiplomVolkswirte, 4 200 Mathematiker, 1 800 Diplom-Ingenieure, 700 Diplom-Informatiker und 7 500 sonstige Hochschulabsolventen (insbesondere Diplom-Psychologen, DiplomPhysiker und Mediziner) in den Gesellschaften tätig. Fachkräftemangel kein Thema Im Gegensatz zu anderen Branchen ist die Versicherungswirtschaft bisher kaum von dem sog. „Fachkräftemangel“ betroffen. Nach einer aktuellen Erhebung des agv beurteilen 54 Prozent der befragten Mitgliedsunternehmen die Zahl der in der Region auf dem Arbeitsmarkt verfügbaren Versicherungskaufleute als „gut“ oder „sehr gut“ – nur 5 Prozent als „schlecht“ oder „sehr schlecht“. 74 Prozent der befragten Unternehmen können zurzeit ihren Bedarf an Versicherungskaufleuten über den externen Arbeitsmarkt decken, ein Fünftel allerdings nur mit einer Suchzeit von durchschnittlich 6 Wochen. In den nächsten drei Jahren erwarten die Versicherungsunternehmen keine dramatischen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt für Versicherungskaufleute bzw. Kaufleute für Versicherungen und Finanzen: fast die Hälfte der befragten Unternehmen erwarten eine „gute“ bis „sehr gute“ Verfügbarkeit. Nur 5 Prozent rechnen mit einer „schlechten“ bzw. „sehr schlechten“ Verfügbarkeit. Alter, Fluktuation und Fehlzeiten Der viel diskutierte demographische Wandel hinterlässt auch in der Versicherungswirtschaft seine Spuren: Seit den 90er Jahren steigt das durchschnittliche Alter der Belegschaft kontinuierlich an. Im Jahr 2006 sind die angestellten Mitarbeiter im Schnitt 40,8 Jahre alt (inkl. Auszubildende). Die beschäftigten Männer waren mit durchschnittlich 41,7 Jahren älter als die Frauen mit durchschnittlich 39,6 Jahren. Der Alterungsprozess in der Mitarbeiterstruktur vollzieht sich langsam, aber kontinuierlich: Im Schnitt stieg das Durchschnittsalter in den letzten Jahren um drei Monate pro Jahr. Vor zehn Jahren lag das Durchschnittsalter noch bei 37,7 Jahren. Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit ist dazu passend im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls angestiegen, nämlich von 12,9 Jahre auf 13,3 Jahre (ohne Auszubildende). Die relativ lange Betriebszugehörigkeit korrespondiert mit einer auch im Jahr 2006 erneut geringen Fluktuationsrate: Während 2005 im Schnitt 5,5 Prozent der Innendienstmitarbeiter das Unternehmen verließen, waren dies im Jahr 2006 nur noch 5,2 Prozent. Der Anteil der Kündigungen durch die Gesellschaften ist dabei am stärksten gesunken – von 0,8 Prozent im Jahr 2005 auf 0,4 Prozent im Jahr 2006. Auch die Abgänge durch das Auslaufen befristeter Arbeitsverträge sind um 0,3 Prozent auf 1,2 Prozent gesunken. Leicht gestiegen sind die natürliche Fluktuation und die einvernehmliche Vertragsauflösung. Die Kündigung durch den Arbeitnehmer ist konstant bei JAHRBUCH 2007 63 1,0 Prozent geblieben. Diese Zahlen verdeutlichen, dass unternehmensseitige Kündigungen weiterhin in der Assekuranz keine Rollen spielen. Stattdessen setzen die Unternehmen beim gegenwärtigen Personalabbau vermehrt auf die natürliche Fluktuation bzw. den einvernehmlichen Weg. Die Fehlzeitenquote in der Versicherungsbranche ist mit 4,2 Prozent relativ konstant. Die Innendienstmitarbeiter der Versicherungsbranche fehlen damit durchschnittlich 10,5 Tage pro Jahr – Männer meldeten sich an 8,4 Tagen krank, Frauen dagegen an 12,5 Tagen. Die Fehlzeitenquote der Auszubildenden fällt deutlich geringer aus. Sie lag 2006 bei 2,9 Prozent, d. h. die Azubis fehlten durchschnittlich gut drei Tage weniger als ihre ausgebildeten Kollegen. Aus- und Weiterbildung Eine Dienstleistungsbranche wie die Assekuranz hat ein starkes Interesse daran, sich kontinuierlich qualifizierte Nachwuchskräfte zu sichern. So wurden im Jahr 2006 in der Branche insgesamt etwa 13 740 Personen ausgebildet. Dies umfasst sowohl die Ausbildungsstellen zum/zur Versicherungskaufmann/-kauffrau bzw. zum/zur Kaufmann/ Kauffrau für Versicherungen und Finanzen als auch alle anderen Ausbildungsberufe wie z. B. DV-orientierte Ausbildungsrichtungen und Ausbildungen zu Bürokaufleuten. Ausgebildet wurde sowohl in den Versicherungsunternehmen als auch in den Agenturen. Die Versicherungswirtschaft verfügt mit dem Berufsbildungswerk der Deutschen Versicherungswirtschaft (BWV) e.V., mit seinen 40 regionalen Standorten sowie der Deutschen Versicherungsakademie (DVA) GmbH über ein umfassendes Bildungsnetzwerk, das die über- betriebliche Qualifizierung und Zertifizierung in der Branche gestaltet. Im Jahr 2006 haben 25 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Tagungen, Seminaren, Lehr- oder Studiengängen des Bildungsnetzwerks teilgenommen – in insgesamt 450 000 Personentagen. Vermittlerqualifizierung Die im Jahr 1991 eingeführte Branchenqualifikation Versicherungsfachmann/-fachfrau (BWV) bleibt nach der Umsetzung der EUVermittlerrichtlinie in deutsches Recht für Versicherungsvermittler relevant. In Form einer öffentlich-rechtlichen Sachkundeprüfung bildet diese Qualifikation künftig den Nachweis der beruflichen Kompetenz für den Versicherungsaußendienst. Die neue Sachkundeprüfung spiegelt im Wesentlichen die bisherige Prüfung zum/zur Versicherungsfachmann/-fachfrau (BWV) wider. Damit ist sichergestellt, dass die seit 16 Jahren in der Branche bewährten Prüfungsstandards des BWV für die Ausbildung der Versicherungsvermittler auch im öffentlich-rechtlichen Prüfungsverfahren Anwendung finden. Alle bisherigen erfolgreichen Abschlussprüfungen beim BWV werden dem neuen Sachkundenachweis gleichgestellt. Auch künftige BWVPrüfungen, die bis zum 31. Dezember 2008 abgelegt werden, bleiben dauerhaft anerkannt. Insgesamt haben seit Beginn des Prüfungsverfahrens zur Basisqualifikation „Versicherungsfachmann/-fachfrau (BWV)“ 108 070 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Prüfung erfolgreich absolviert (Stand Prüfungstermin Juli 2007). 64 JAHRBUCH 2007 GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD Verschiedene Weiterbildungsmodule ergänzen die Basisqualifikation Versicherungsfachmann/-fachfrau (BWV): ■ Bausparen und Investment (14 341 erfolgreiche Teilnehmer/-innen seit 2000) ■ Betriebliche Altersversorgung (1 243 erfolgreiche Teilnehmer/-innen seit 2002) ■ Gewerbekundengeschäft Sach-/Vermögensversicherung (472 erfolgreiche Teilnehmer/-innen seit 2002) Da die Arbeitsbereiche Service-Center und Agenturen als Schnittstelle zwischen Versicherungsunternehmen und Kunden verstärkt an Bedeutung gewonnen haben, wurde im Jahr 2003 als Variante der Versicherungsfachmann-Ausbildung die überbetriebliche Branchenqualifikation zum/zur „Servicefachmann/ -fachfrau Versicherungen (BWV)“ entwickelt. Die Qualifikation wendet sich an Personen, die in Service Centern oder im Servicebereich von Agenturen tätig sind. Erstausbildung „Kaufmann / Kauffrau für Versicherungen und Finanzen“ Eine neue Ausbildungsordnung trat zum 1. August 2006 in Kraft und löste die Ausbildungsordnung der Versicherungskaufleute ab. Der neue Ausbildungsberuf „Kaufmann/ Kauffrau für Versicherungen und Finanzen“ zeichnet sich durch folgende Kennzeichen aus: ■ Hohe Vertriebsorientierung mit Fokus auf den Verkauf durch verbindliche Lernziele ■ Starke Flexibilität durch sieben Wahlbausteine ■ Berücksichtigung unterschiedlicher Geschäftsmodelle durch die zwei Fachrichtungen „Versicherung“ und „Finanzberatung“ ■ Konkrete Ausrichtung der Ausbildung auf spätere Einsatzgebiete Die Erstausbildung in den Betrieben und Berufsschulen wird vom BWV unterstützt durch: ■ Bundesweite Informationsveranstaltungen für Ausbilder/-innen, Lehrer/-innen, Mitarbeiter/-innen von Industrie- und Handelskammern sowie Arbeitsagenturen ■ Bundesweite Qualifizierung der Prüfer/-innen in Kooperation mit den Industrie- und Handelskammern ■ Seminare für Versicherungsfachlehrer/ -innen ■ Überbetrieblicher Unterricht für Auszubildende sowie Prüfungsvorbereitungskurse ■ Herausgabe einer Lehrbuchreihe ■ Herausgabe von unterstützender Begleitliteratur zu Ausbildung und Prüfung ■ Bereitstellung der Internet-Plattform azubi-welt.de für Interessenten, Auszubildende, Lehrer/-innen und Ausbilder/-innen ■ Bewerbung des Berufsbilds bei Multiplikatoren und Schulabsolventen ■ Stellenbörse für Versicherungskaufleute nach der Ausbildung: azubi-stellenboerse.de Fortbildung Geprüfte/r Versicherungsfachwirt/-fachwirtin (IHK) Eine im März 2006 durchgeführte „Zukunftswerkstatt Versicherungsfachwirt“ hat Überarbeitungsbedarf der Fortbildungsordnung aufgezeigt. Die Fortbildung wird daher bis August 2008 neu geordnet. Die Anforderungen an eine zielgerichtete Fortbildung der Versicherungsfachwirte sind eine stärkere Ausrichtung an den künftigen Einsatzgebieten der Fachwirte und eine stärkere Vertriebsorientierung für alle Teilnehmer/-innen. Ziel ist, den im Sommer 2008 ausgelernten Kaufleuten für JAHRBUCH 2007 65 Im Dienst der Sicherheit Arbeitnehmer in der Assekuranz sowie haupt- und nebenberufliche selbständige Versicherungsvermittlung 1990 273 940 233 200 41 000 2000 299 400 245 400 54 000 2002 302 800 248 100 54 700 2003 297 600 244 300 53 300 2004 296 000 240 800 55 200 Arbeitnehmer in der Versicherungswirtschaft davon in Versicherungsunternehmen davon im Vermittlergewerbe 1) 400 000 300 000 2005 288 700 233 300 55 400 2006 281 300 225 700 55 600 1) einschließlich Beschäftigte bei Versicherungsmaklern 2) Diese Angaben sind Schätzwerte. Die Auswirkungen der durch die neuen Regelungen für Versicherungsvermittler vorgeschriebenen Registrierung der Versicherungsvermittler sind aufgrund der bestehenden Übergangsfristen erst mit Beginn des Jahres 2009 konkret erfassbar. 3) Ausschließlichkeitsvertreter © GDV-Jahrbuch 2007 77 000 20 000 3 000 0 200 000 400 000 Selbständige Versicherungsvermittlung insgesamt2) davon nebenberuflicher Vertreter davon hauptberuflicher Vertreter 3) davon Versicherungsmakler davon Mehrfachvertreter 66 JAHRBUCH 2007 GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD Versicherungen und Finanzen eine moderne und passgenaue Fortbildung anzubieten. Die neue Fortbildungsordnung der Versicherungsfachwirte soll folgende Schwerpunkte aufweisen: Im Anschluss an das Studium haben Versicherungsbetriebswirte zusätzlich die Möglichkeit, durch ein vereinfachtes Verfahren den international anerkannten britischen Titel „Fellow of the Chartered Insurance Institute (FCII)“ sowie den höchsten berufsbegleitenden Abschluss der schweizerischen Versicherungswirtschaft, den Diplomierten Versicherungsfachexperten (mit eidgenössischem Diplom), zu erwerben. ■ Grundqualifikationen in einem obligatorischen Teil, die sich noch stärker an den Prozessen im Versicherungsbetrieb orientieren ■ Vertiefung der Produktkenntnisse im gehobenen Kunden- und Versicherungssegment ■ Spezialisierung für die Einsatzgebiete Vertrieb, Risikomanagement oder Schaden-/Leistungsmanagement Das zweijährige Ergänzungsstudium „Bachelor of Insurance Practice (DVA)“ bietet Versicherungsbetriebswirten (DVA) die Möglichkeit, einen staatlich anerkannten Hochschulabschluss in Kooperation mit der FH Köln zu erwerben. Studium zum/zur Versicherungsbetriebswirt/-betriebswirtin (DVA) Das berufsbegleitende Studium zum/zur Versicherungsbetriebswirt/-betriebswirtin (DVA) als wirtschaftswissenschaftlich ausgerichteter Studiengang hat sich als eine geschätzte Alternative zum Vollzeitstudium an einer Universität oder Fachhochschule etabliert. Er baut auf der Fortbildung zum/zur Geprüften Versicherungsfachwirt/-fachwirtin (IHK) auf und setzt mehrjährige Berufspraxis voraus. Seit Beginn der Maßnahme im Jahr 1974 haben ca. 3 000 Absolventen den Studiengang bundesweit an neun Studienorten erfolgreich abgeschlossen. Weiterbildung für Experten Zum Ausbau der versicherungsfachlichen Expertise wurden weitere Studiengänge etabliert. Diese zeichnen sich durch einen hohen Spezialisierungsgrad und Praxisbezug aus. Sie werden bundesweit standardisiert durchgeführt. Die Absolventen erwerben dadurch nicht nur Fach- und Methodenkompetenz, sondern können auch auf einen Abschluss und einen Titel verweisen, der bundesweit und überbetrieblich bekannt und anerkannt ist. Folgende Expertenstudiengänge bietet die DVA in Zusammenarbeit mit regionalen Berufsbildungswerken an mehreren Standorten an: ■ Spezialist/-in Betriebliche Altersversorgung (DVA) ■ Spezialist/-in Transportversicherung (DVA) ■ Technischer Underwriter (DVA) ■ Haftpflicht-Underwriter (DVA) ■ Spezialist/-in Private Krankenversicherung (DVA) JAHRBUCH 2007 67 ■ Spezialist/-in Personenversicherung (DVA) ■ Spezialist/-in Schaden (DVA) Seminare für Interessensvertreter der Arbeitnehmer Das BWV bietet in Kooperation mit dem Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland (agv) ein umfassendes Seminarangebot an für: ■ Betriebsräte ■ Jugend- und Auszubildendenvertreter ■ Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat ■ Mitglieder im Wirtschaftsausschuss Tagungen und Kongresse Die DVA hat im Jahr 2006 44 Fachtagungen als Serviceanbieter des GDV organisiert. 34 Seminare, Lehrgänge und Workshops führte die DVA in Kooperation mit dem GDV durch, unter anderem zu den Themen Betriebsorganisation, Controlling, Kapitalanlagen, Interne Revision und Transportversicherung. BWV und DVA veranstalten jährlich einen Bildungskongress, der von über 300 Personalund Bildungsverantwortlichen der Branche besucht wird. Zusammenarbeit der Bildungsinstitutionen der Versicherungswirtschaft in Europa Als Zusammenschluss der europäischen Bildungseinrichtungen der Versicherungs- und Finanzwirtschaft wurde am 8. November 2002 die European Financial Certification Organisation (eficert) in Madrid gegründet. eficert zertifiziert europäische Finanzdienstleistungsqualifikationen nach einheitlichen und transparenten Standards und entwickelt europäische Gütesiegel. Die europäischen Titel Financial Adviser (eficert) und Financial Planner (eficert) stehen für international anerkannte Kompetenz im Vertrieb. Zudem hat sich eficert als europäische Plattform für bildungspolitische Entwicklungen im Finanzdienstleistungssektor etabliert. eficert fördert den Diskurs über die wachsenden Einflüsse europäischer Bildungsinitiativen im Finanzdienstleistungssektor. Im Vordergrund steht die Definition von europäischen Kompetenzstandards, die insbesondere zukunftsweisend für den Vertrieb im dienst- und niederlassungsfreien Wirtschaftsraum sind. Im Modellprojekt „European Certified Insurance Intermediary (eficert)“ sollen das europäische Leistungspunktesystem für die berufliche Bildung (ECVET) und der Europäische Qualifikationsrahmen (EQF) konkrete Anwendung finden. 68 | 69 JAHRBUCH 2007 Versicherungszweige und -arten Wie sich das Geschäft in den einzelnen Versicherungszweigen und -arten im Jahr 2007 entwickelt und welche Trends sich abzeichnen, zeigt das folgende Kapitel auf. Berichte mit den endgültigen Zahlen für das zurückliegende Jahr 2006 schließen sich an die einzelnen aktuellen Spartenbilder an. Der Reihe nach werden betrachtet: die Lebensversicherung mit Pensionskassen und Pensionsfonds, die private Krankenversicherung (PKV), die Schadenversicherung (Kraftfahrt-, Allgemeine Haftpflicht-, Unfall-, Rechtsschutz-, Sach-, Transport-, Kredit- und Luftfahrtversicherung) sowie Versicherungszweige, für die es im GDV keine eigenen Fachgruppen gibt (Nuklearversicherung, Insolvenzversicherung durch den PensionsSicherungs-Verein und die Rückversicherung). 70 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN Versicherungsleistungen der Lebensversicherung i.e.S. Mitgliedsunternehmen Jahr ausgezahlte Leistungen arbeitstäglich2) 1980 1985 1990 1995 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Zuwachs der Leistungsverpflichtungen1) zu Gunsten der Versicherungsnehmer erbrachte Leistungen insgesamt Mrd. EUR Mio. EUR Mrd. EUR Mrd. EUR Veränderung gegen Vorjahr in Prozent 5,788 11,295 17,888 30,817 49,405 52,340 56,244 65,233 64,418 64,007 66,447 22,3 43,4 68,8 118,5 190,0 201,3 216,3 250,9 247,8 246,2 255,6 9,369 13,887 17,021 30,926 38,675 28,920 18,940 19,476 17,204 30,486 28,463 15,157 25,182 34,909 61,743 88,080 81,260 75,184 84,709 81,622 94,493 94,910 – 9,9 2,9 12,2 4,8 – 7,7 – 7,5 12,7 – 3,6 15,8 0,4 1) Rückstellungen und Überschussguthaben für künftige Leistungsauszahlungen an die Kunden, 2) durchschnittlich 260 Tage. Lebensversicherung, Pensionskassen und Pensionsfonds Auch im Jahr 2007 setzt sich der Trend zu langfristig ausgerichteten Vorsorgeverträgen in der Lebensversicherung fort. Vorsorgeverträge mit rentenförmiger Auszahlung halten den größten Anteil am Neugeschäft der Lebensversicherungen, Pensionskassen und -fonds. Besonders die Riester-Rente konnte an ihren Vorjahreserfolg anknüpfen – ihre Verbreitung steigt deutlich. Allerdings ist die Riester-Rente auch für einen Sondereffekt verantwortlich: Durch den Übergang auf die nächst höhere Förderstufe im Jahr 2006 kam es zur deutlichen Steigerung der Jahresbeiträge – auch bei Bestandsverträgen. Das Neugeschäft des Jahres 2007 wird hingegen nicht durch eine Erhöhung der Riester-Förderung gestützt. Neuzugang Im ersten Halbjahr 2007 wurden im Bereich der Lebensversicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds rund 3,5 Millionen Verträge über eine versicherte Summe von 108 Milliarden Euro neu abgeschlossen. Die Zahl der Neuverträge ging somit um 13,5 Prozent zurück und die Versicherungssumme ging um 11,8 Prozent zurück. Nach einer Hochrechnung werden 2007 rund 7,9 Millionen Verträge in der Lebensversicherung im engeren Sinn (i. e. S.) neu abgeschlossen (minus 2 Prozent). Mit Pensionskassen und -fonds wird das Neugeschäft wieder die 8-Millionen-Marke übertreffen (Vorjahr: 8,5 Millionen). Die laufenden Beiträge für ein Jahr aus dem Neugeschäft der Lebensversicherungen, Pensionskassen und -fonds des ersten Halbjahres 2007 lagen mit 2,8 Milliarden Euro um 11,4 Prozent unter dem Wert des ersten Halbjahres 2006. Die Einmalbeiträge aus dem Neuzugang verringerten sich im ersten Halbjahr 2007 um 2,8 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro. Sie entfallen überwiegend auf private Rentenversicherungen. Damit erreichen die gesamten Beiträge des Neuzugangs im 1. Halbjahr 2007 (7,7 Milliarden Euro, minus 6,1 Prozent). Vor allem die Einmalbeiträge der Lebensversicherung i. e. S. hatten ein starkes Gewicht am Neuzugang. Neben sofort beginnenden Rentenversicherungen dürfte auch die steigende Flexibilität der Produkte dazu beitragen – mittlerweile sehen viele Lebensversicherungen die Möglichkeit von Sonderzahlungen vor. Das Gewicht der Einmalbeiträge der Lebensversicherer i. e. S. relativiert sich aber, wenn beispielsweise die Beitragssumme des Neugeschäfts (Bewertungssumme) betrachtet wird: JAHRBUCH 2007 71 Wie die Bürger ihr Leben versichern Durchschnittliche Versicherungssumme der neueingelösten Versicherungsscheine (ohne Summenerhöhungen) in EUR Lebensversicherung i. e. S. Einzel-Kapital 1) 21 950 20 600 19 750 11 650 9 350 Einzel-Risiko 65 900 69 100 71 200 71 600 73 700 Einzel-Renten 11 300 20 450 20 200 15 600 14 200 EinzelBerufsunfähigkeitsversicherung 108 850 112 600 118 400 121 600 121 750 0 1) einschließlich Vermögensbildende Lebensversicherung © GDV-Jahrbuch 2007 25 000 2002 2003 2004 2005 2006 50 000 75 000 100 000 125 000 72 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN Die Beitragssumme des Neugeschäfts erreichte im ersten Halbjahr 2007 einen Wert von 65,2 Milliarden Euro (minus 10,1 Prozent). In diese Kennzahl gehen Neuverträge gegen laufenden Beitrag mit der Beitragssumme über die gesamte Vertragslaufzeit ein, Verträge gegen Einmalbeitrag mit ihrem Einmalbeitrag. Sie ist damit ein Maß für den Vertriebserfolg und zeigt zugleich die Bereitschaft der Kunden, sich an langfristige Vorsorgeverträge zu binden. Die Einmalbeiträge der Lebensversicherung i. e. S. erreichten einen Wert von 4,7 Milliarden Euro (minus 3,9 Prozent), so dass auf die laufenden Beiträge 60,5 Milliarden Euro (minus 10,5 Prozent) entfallen. Der laufende Beitrag für ein Jahr aus dem Neugeschäft erreichte 2,7 Milliarden Euro (minus 10,5 Prozent). Die Struktur des Neugeschäfts der Lebensversicherung i. e. S. zeigt deutliche Unterschiede in der Entwicklung der Versicherungsarten. Im Neugeschäft des 1. Halbjahres 2007 zeigte sich ein Trend zu mehr Abschlüssen von Lebensversicherungen mit rentenförmiger Auszahlung: Während die Kapitallebensversicherungen anzahlmäßig nur noch einen Anteil von 17,7 Prozent (Vorjahr: 20,0 Prozent) am gesamten Neuzugang hielten, stieg der Anteil der Rentenpolicen am gesamten Neugeschäft auf mittlerweile 52,2 Prozent (Vorjahr: 44,7 Prozent). Hierin spiegelt sich auch die positive Entwicklung der Riester-Rente wider: Der Absatz von Riester-Verträgen stieg im ersten Halbjahr auf über 914 000 (plus 3,7 Prozent). Das Gros der Riester-Renten entfiel auf Einzelrentenversicherungen (61 Prozent). Für das Gesamtjahr werden in der Lebensversicherung i. e. S. Einmalbeiträge von rund 11,6 Milliarden Euro (plus 0 Prozent) und laufende Beiträge von 6,1 Milliarden Euro (minus 7 Prozent) erwartet, Pensionskassen und -fonds werden diese Beiträge noch erhöhen. Wie bereits erwähnt wird die Veränderungsrate des laufenden Beitrags durch Summenerhöhungen verzerrt, die durch den Schritt auf die nächst höhere Riester-Förderstufe im Jahr 2006 ausgelöst wurden. Um diesen Effekt zu bereinigen, können aus dem gesamten Neuzugang gegen laufenden Beitrag die Summerhöhungen aus Riester-Verträgen herausgerechnet werden: Der entsprechend bereinigte Neuzugang an laufendem Beitrag belief sich im Gesamtjahr 2006 auf etwa 5,92 Milliarden Euro. Werden die geschätzten laufenden Beiträge des Jahres 2007 auf diesen Wert bezogen, dann ergibt sich ein Plus von gut 2 Prozent. Der Neuabschluss an Einzelkapitalversicherungen sank auf 343 500 Verträge (minus 26,5 Prozent), die versicherte Summe fiel um 18,7 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro. Der Anteil der Einzelkapitalversicherungen beträgt am Gesamtzugang 10 Prozent bei der Anzahl der Verträge und knapp 6 Prozent bei der Versicherungssumme. Mit rund 148 000 Verträgen wurden im ersten Halbjahr 7,6 Prozent mehr Berufsunfähigkeitshauptversicherungen abgeschlossen. Die versicherte Summe erhöhte sich auf 19,7 Milliarden Euro (plus 5,1 Prozent). Die Fondsgebundene Lebensversicherung wurde mit 798 500 Verträgen im 1. Halbjahr 2007 und somit mit einem Plus von 13,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr abgeschlossen. Diese Gesamtzahl teilt sich wie folgt auf Kapital- und Rentenversicherungen auf: 112 700 Fondsgebundene Kapitalversicherungen (minus 24 Prozent) und 685 800 Fondsgebundene Rentenversicherungen (plus 23 Prozent). JAHRBUCH 2007 73 Lebensversicherung i.e.S.: Zeitreihe eingelöster Neuzugang Anzahl in Tausend (Anteile in Prozent) 1980 Einzelversicherungen Kapitalversicherungen 3 084,2 Fondsgebundene Kapitalversicherungen 12,2 1990 59,3 4 939,8 0,2 19953) 63,6 2 768,5 2000 41,0 1 486,5 150,6 1,9 220,1 3,2 1 281,7 24,5 1 456,5 18,7 603,9 8,9 649,4 170,9 2,2 727,7 10,8 961,8 22,0 0,4 0,3 0,0 38,8 4,2 0,6 0,1 184,4 0,1 2003 20,3 1 592,4 Renten- und Pensionsversicherungen Berufsunfähigkeitsversicherungen Pflegerentenversicherungen 1 271,3 65,1 1,3 2005 2006 18,4 2 649,2 22,4 962,4 13,1 982,8 12,2 5,3 300,1 3,7 17,5 538,9 6,2 1 183,3 10,0 391,8 8,9 581,0 738,0 6,7 8,6 1 251,3 10,6 734,8 6,2 857,0 738,7 11,7 1 281,1 10,1 753,9 15,9 9,4 13,2 1 866,0 21,6 2 969,7 25,2 1 868,7 25,5 2 224,0 27,7 Fondsgebundene Rentenversicherungen Risikoversicherungen1) 2004 2,5 0,0 334,9 1,6 3,9 0,0 376,4 2,5 3,2 0,0 323,6 5,3 4,4 0,1 329,1 9,1 4,1 0,1 Sonstige Einzelversicherungen2) 6,8 0,1 6,1 0,1 30,4 0,4 29,1 0,2 73,0 0,9 89,9 1,1 Kollektivversicherungen 207,5 4,0 375,6 4,8 473,9 7,0 468,3 6,4 602,1 7,0 630,5 5,4 391,8 5,3 341,2 4,3 Kapitalversicherungen 525,8 10,1 603,8 7,8 585,9 8,7 544,3 7,5 411,9 4,8 368,3 3,1 290,2 4,0 269,9 3,4 Bausparrisikoversicherungen 1 183,7 17,5 1 481,2 20,3 1 511,7 17,5 1 170,1 9,9 1 103,5 15,1 1 047,8 13,1 Restschuldversicherungen 31,6 0,6 53,6 0,7 140,2 2,1 238,0 3,3 419,2 4,9 442,0 3,8 331,0 4,5 404,8 5,0 Übrige Kollektivversicherungen 5 197,6 100,0 7 773,1 100,0 6 753,7 100,0 7 301,8 100,0 8 628,0 100,0 11 807,2 100,0 7 337,0 100,0 8 033,7 100,0 Neuzugang insgesamt 1) bis 1994 inkl. Restschuldversicherungen, 2) Lebensversicherungen ohne Überschussbeteiligung, Tontinenversicherungen und Kapitalisierungsgeschäfte u.a., 3) ab 1995 Änderung der Rechnungslegungsvorschriften, kein Vergleich zum Vorjahr möglich. Beitragseinnahmen und Bestandsentwicklung Für die Lebensversicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds zusammengenommen erreichten die gebuchten Brutto-Beiträge im ersten Halbjahr 2007 35,7 Milliarden Euro. 34,3 Milliarden Euro entfielen davon auf die Lebensversicherung i. e. S. Dies entspricht einer Veränderung gegenüber dem Vorjahr von minus 0,1 bzw. minus 0,3 Prozent. Für das Gesamtjahr 2007 werden die Bundesbürger für die Lebensversicherung i. e. S. voraussichtlich Beiträge in Höhe von 74,3 (Vorjahr: 74,7) Milliarden Euro aufbringen. Auf Pensionskassen und -fonds könnten weitere 3,8 (Vorjahr: 3,6) Milliarden Euro entfallen. Der Versicherungsbestand der Lebensversiche- rung i. e. S. wird voraussichtlich zum Jahresende 2007 bei 93,8 Millionen Hauptversicherungen liegen und damit auf dem hohen Vorjahresniveau verharren, weiteres Wachstum dürfte hingegen bei Pensionskassen und -fonds zu verzeichnen sein. Auszahlungen und Leistungsreserven Wie in den Jahren zuvor bleiben die Auszahlungen an die Lebensversicherungskunden auch in 2007 auf hohem Niveau. Im ersten Halbjahr wurde für Lebensversicherungen i. e. S. mehr als im Vorjahr an die Kunden ausgezahlt: rund 31,3 Milliarden Euro, was einem Wachstum von 0,1 Prozent entspricht. Im Gesamtjahr 2007 könnten rund 67 Milliarden Euro erreicht werden (plus 1 Prozent). 74 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN Beitragseinnahmen in der Lebensversicherung i.e.S., Ersparnis und Sparquote der privaten Haushalte Ab 1991 Gesamtdeutschland Jahr 1980 1985 1990 1995 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Beitragsaufkommen1) Mrd. EUR 13,215 18,385 27,403 45,201 61,225 62,387 65,018 67,618 68,399 72,636 74,714 Zuwachs in Prozent 8,8 6,1 9,5 6,6 4,2 1,9 4,2 4,0 1,2 6,2 2,9 Private Ersparnis2) Mrd. EUR 68,5 74,6 113,7 131,7 123,2 130,9 139,3 147,4 151,9 156,9 159,5 Sparquote Private Haushalte3) in Prozent 13,1 11,7 13,7 11,0 9,2 9,4 9,9 10,3 10,4 10,6 10,6 1) gebuchte Brutto-Beiträge der Mitgliedsunternehmen, ohne die als Versicherungsbeitrag verwendeten Überschussanteile, 2) einschl. Ansprüche gegenüber betrieblichen Pensionsfonds, 3) Ersparnis in Prozent des verfügbaren Einkommens, VGR – Quelle: GDV, Deutsche Bundesbank. Rückblick auf 2006 Die Beitragseinnahmen der Lebensversicherer, Pensionskassen und Pensionsfonds stiegen im Jahr 2006 deutlich an: Insgesamt brachten die Bundesbürger 78,3 (2005: 75,2) Milliarden Euro an Beiträgen für Lebensversicherungen auf. Dies sind 4,1 Prozent mehr als im Jahr 2005. Neuzugang Mit 8,5 (2005: 7,8) Millionen Verträgen hat sich der Neuzugang 2006 erwartungsgemäß normalisiert (plus 8,5 Prozent). Das Vorjahr war noch stark durch das Alterseinkünftegesetz geprägt: Die mit diesem Gesetz verbundenen steuerrechtlichen Änderungen hatten zu einem Boom im Jahr 2004 geführt, gefolgt von deutlich schwächerem Neugeschäft im Jahr 2005. Von den 8,5 Millionen Neuver- trägen wurden rund 8,0 Millionen Verträge (plus 9,5 Prozent) in der Lebensversicherung i. e. S. neu geschlossen. Entsprechend veränderte sich auch die Struktur des Neugeschäfts in der Lebensversicherung i. e. S.: Die Einzel-Rentenversicherung kam auf rund 2,2 Millionen Verträge – das waren 19 Prozent mehr als 2005. In diesen Einzel-Rentenversicherungen sind rund 1,3 Millionen der insgesamt 2,0 Millionen RiesterPolicen enthalten. Im Vorjahr waren es nur 831 000 von insgesamt 1,1 Millionen RiesterPolicen. Der Anteil der Einzel-Rentenversicherungen am Neuzugang belief sich 2006 somit auf über 27,7 Prozent – gegenüber erst 2 Prozent im Jahre 1990. Die Neuabschlüsse der Einzel-Kapitalversicherung stiegen nur geringfügig auf knapp 983 000 Verträge (2005: 962 000). Knapp 754 000 Verträge (plus 2,1 Prozent) entfielen im Neuzugang auf die Einzel-Risikoversicherung. Die Anzahl der Kollektivversicherungen fiel um 2,5 Prozent auf 2,1 Millionen Verträge. Dabei handelt es sich um Kapital-, Bausparrisiko-, Restschuld- sowie sonstige Risiko- und Rentenversicherungen. Die versicherte Summe des gesamten Neuzugangs stieg um 10,4 Prozent auf 251,4 (2005: 227,8) Milliarden Euro. Davon entfielen nahezu 7 (2005: 9) Prozent auf die Einzel-Kapitalversicherung, 23 (2005: 24) Prozent auf die Einzel-Risikoversicherung und 18 (2005: 15) Prozent auf die Einzel-Renten- und Pensionsversicherung. Bezogen auf den Beitrag stieg der Neuzugang deutlich um knapp 23 Prozent auf 18,1 Milliarden Euro (2005: 14,8 Milliarden Euro). Davon stammten 6,5 Milliarden Euro (plus 15 Pro- JAHRBUCH 2007 75 Schutz der Bevölkerung durch Lebensversicherungen Versicherungssummen (Bestand) je Einwohner für Lebensversicherungen insgesamt und für kapitalbildende Policen; ab 1990 Gesamtdeutschland 1985 9 350 7 870 1990 11 240 9 470 1995 16 600 13 760 2000 22 790 17 900 2003 26 430 19 350 2004 28 550 20 760 2005 29 140 20 760 2006 29 890 20 880 0 1) alle Versicherungsarten; ab 2002 einschließlich Pensionskassen 2) Kapital- und Rentenversicherungen; ab 2002 einschließlich Pensionskassen © GDV-Jahrbuch 2007 5 000 10 000 Bestandszahlen in EUR alle Lebensversicherungen1) kapitalbildende Versicherungen2) 15 000 20 000 25 000 30 000 76 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN Gliederung der Beitragseinnahmen in der Lebensversicherung i.e.S. Mitgliedsunternehmen Jahr 1980 1985 1990 1995 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Beiträge1) aus Hauptversicherungen2) Zusatzversicherungen3) Mrd. EUR Mrd. EUR 12,617 17,413 25,914 42,829 57,839 58,554 60,739 63,071 63,619 67,501 69,632 0,598 0,972 1,489 2,372 3,386 3,833 4,279 4,547 4,780 5,135 5,082 1) ohne die als Versicherungsbeitrag verwendeten Überschussanteile, 2) Kapital-Einzelversicherungen einschließlich Risiko- und Fondsgebundene Lebensversicherungen; Vermögensbildende Lebensversicherungen; Renten-Einzelversicherungen; Gruppenversicherungen nach Sondertarifen, 3) UnfallZusatzversicherung, Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung, sonstige Zusatzversicherungen. zent) aus Lebensversicherungen mit laufender Beitragszahlung und knapp 11,6 Milliarden Euro (plus 27 Prozent) aus Lebensversicherungen gegen Einmalbeitrag. Die laufende Beitragszahlung für Neuverträge in Höhe von 6,5 Milliarden Euro verteilte sich mit 4,7 Milliarden Euro auf eingelöste Versicherungsscheine und mit 1,8 Milliarden Euro auf Summenerhöhungen. Letztere resultierten zu 1,5 Milliarden Euro aus Anpassungserhöhungen. Unterscheidet man nach Versicherungsarten, so verteilte sich der laufende Beitrag aus den eingelösten Versicherungsscheinen auf die Einzel-Renten- und Pensionsversicherung mit einem Anteil von gut 33 Prozent, gefolgt von der Fondsgebundenen Lebensversicherung mit fast 29 Prozent und der Einzel-Kapitalversicherung mit 9 Prozent. 97 Millionen Hauptversicherungen Die Lebensversicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds sind als Instrument zur Alters- und Hinterbliebenenvorsorge von herausragender Bedeutung. Die Zahl der Vorsorgeverträge übersteigt die der Wohnbevölkerung von rund 82 Millionen Menschen deutlich: Zum 31. Dezember 2006 bestanden 97,1 (2005: 96,9) Millionen Verträge. Damit blieb der Bestand an Hauptversicherungen auf gleich hohem Niveau (plus 0,1 Prozent). Auf die Lebensversicherung i. e. S. entfielen davon insgesamt 94,0 (2005: 94,2) Millionen Hauptversicherungsverträge. Viele dieser Hauptversicherungen (38 Prozent) waren 2006 mit Zusatzversicherungen ausgestattet: Der Bestand an Zusatzversicherungen belief sich auf 35,4 (2005: 36,6) Millionen Verträge. Ihre versicherte Summe bzw. kapitalisierte Jahresrente betrug 1 392,1 (2005: 1 391,5) Milliarden Euro. Von diesen Zusatzpolicen waren 13,9 Millionen Unfalltod-Zusatzversicherungen und 15,1 Millionen Berufsunfähigkeitsbzw. Invaliditäts-Zusatzversicherungen. Werden die Hauptversicherungen nach ihrer Bestandsstruktur untersucht, so fällt auf, dass die Einzel-Kapitalversicherung auch im Jahr 2006 noch das größte Gewicht besaß, wenn auch mit fallender Tendenz: Gemessen am laufenden Beitrag betrug ihr Anteil 43 (2005: 46) Prozent. Es folgten die Einzel-Rentenversicherung mit 25 (2005: 24) Prozent des Gesamtbestandes vor den Fondsgebundenen Lebens- und Rentenversicherungen mit fast 15 (2005: 14) Prozent und die Kollektivversicherung mit 11 (2005: 11) Prozent. JAHRBUCH 2007 77 Der Bestand an Riester-Produkten erreichte zum 31. Dezember 2006 eine Höhe von 6,24 Millionen Verträgen (1. Januar 2006: 4,42 Millionen; plus 41,2 Prozent). Der Großteil des Bestandes an Riester-Verträgen entfiel auf die Einzelversicherungen mit 4,50 Millionen Stück (1. Januar 2006: 3,41 Millionen Stück; plus 32,1 Prozent). Dies entspricht einem Anteil von 72,2 Prozent aller Riester-Verträge (1. Januar 2006: 77,1 Prozent). Weitere 26,3 Prozent entfielen auf die Kategorie der sonstigen Lebensversicherungen (fondsgebundene Renten bzw. Kapitalisierungsgeschäfte). Nur 1,5 Prozent zählten zu den Kollektivversicherungen. Die Stornoquote stieg 2006 geringfügig auf 5,05 (2005: 5,00) Prozent, gemessen am laufenden Beitrag. Starkes Engagement in der betrieblichen Altersversorgung Nach wie vor spielen Lebensversicherungsverträge auch in der betrieblichen Altersversorgung eine bedeutende Rolle. Der Bestand an Direktversicherungen stieg im Jahr 2006 auf 6,0 Millionen Verträge (plus 2,7 Prozent). In den Jahren seit dem Inkrafttreten des Gesetzes zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung (BetrAVG) 1974 hat sich damit der Bestand an Direktversicherungen (Anzahl) mehr als vervierfacht. Im gleichen Zeitraum stieg die versicherte Summe von 7,1 Milliarden Euro auf 162,5 Milliarden Euro an. Zudem bestanden am Jahresende 2006 knapp 2,4 Millionen Rückdeckungsversicherungen (Vorjahr: 2,3 Millionen) mit einer versicherten Summe von 91,1 (Vorjahr: 92,0) Milliarden Euro. Sie dienen vor allem der Rückdeckung von Direktzusagen und Unterstützungskassen. Übersicht über die Ergebnisse der Lebensversicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds*) 2006 Neuzugang Anzahl der Verträge Beitrag Laufender Beitrag Einmalbeitrag Versicherte Summe Bestand Anzahl der Verträge Gebuchte Brutto-Beiträge (ohne Beiträge aus RfB) Veränderung in Prozent 2005 8,5 Mio. Stück 19,4 Mrd. EUR 6,9 Mrd. EUR 12,5 Mrd. EUR 258,7 Mrd. EUR 8,5 25,4 10,8 35,1 8,0 7,8 Mio. Stück 15,4 Mrd. EUR 6,2 Mrd. EUR 9,2 Mrd. EUR 239,6 Mrd. EUR 97,1 Mio. Stück 0,1 96,9 Mio. Stück 78,3 Mrd. EUR 4,1 75,2 Mrd. EUR *) In der GDV Statistik sind 26 überbetriebliche Pensionskassen und 18 Pensionsfonds (überwiegend Neugründungen von Versicherern) erfasst. Übersicht über die Ergebnisse der Lebensversicherungen i.e.S. 2006 Neuzugang Anzahl der Verträge Beitrag Laufender Beitrag Einmalbeitrag Versicherte Summe Bestand an Hauptversicherungen Anzahl der Verträge davon: förderfähige Lebensversicherungen „Riester-Produkte“ Anzahl Neuzugang Anzahl Bestand Gebuchte Brutto-Beiträge (ohne Beiträge aus RfB) Veränderung in Prozent 2005 8,0 Mio. Stück 18,1 Mrd. EUR 6,5 Mrd. EUR 11,6 Mrd. EUR 251,4 Mrd. EUR 9,5 22,6 15,0 27,4 10,4 7,3 Mio. Stück 14,7 Mrd. EUR 5,7 Mrd. EUR 9,0 Mrd. EUR 227,8 Mrd. EUR 94,0 Mio. Stück -0,2 94,2 Mio. Stück 2,0 Mio. Stück 6,2 Mio. Stück 79,8 41,2 1,1 Mio. Stück 4,4 Mio. Stück 74,7 Mrd. EUR 2,9 72,6 Mrd. EUR Entwicklung der Pensionskassen und -fonds Im Bereich der Pensionskassen und -fonds stieg der Gesamtbestand auf 3,1 Millionen Stück (plus 13 Prozent) mit einer versicherten Summe bzw. kapitalisierten Jahresrente in 78 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN Entwicklung der Direktversicherung und Rückdeckungsversicherung Bestände am Jahresende Direktversicherung1) Jahresende Anzahl der Verträge Versicherungssumme 19742) 1980 1990 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Mio. 1,34 2,41 3,83 5,39 5,73 5,80 5,90 5,83 5,82 5,94 5,86 6,02 Mrd. EUR 7,1 27,9 67,9 129,7 143,3 148,0 151,5 153,2 153,7 158,4 157,0 162,5 Rückdeckungsversicherung3) Jahresende Anzahl der Verträge Versicherungssumme 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Mio. 1,33 1,50 1,80 2,03 2,18 2,27 2,36 Mrd. EUR 66,1 77,2 86,3 89,6 91,0 92,0 91,1 1) die Direktversicherung ist eine Lebensversicherung, die ein Arbeitgeber im Rahmen der betrieblichen Altersversorgung auf das Leben seiner Arbeitnehmer abschließt, 2) Inkrafttreten des Gesetzes zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung, 3) die Rückdeckungsversicherung ist eine vom Arbeitgeber auf das Leben seiner Arbeitnehmer im Rahmen einer Gruppenversicherung abgeschlossene Lebensversicherung. Sie dient der Sicherung der Versorgungsleistungen, die er nach abgegebener Versorgungszusage gegenüber den Arbeitnehmern zu erfüllen hat – Quelle: GDV. Höhe von 65,8 Milliarden Euro (plus 7 Prozent). Von diesem Bestand entfiel mit 2,9 Millionen Stück der ganz überwiegende Teil auf Pensionsversicherungen, die sich in der Anwartschaftsphase befinden. Der laufende Beitrag für ein Jahr (nur Hauptversicherungen) zum 31. Dezember 2006 beläuft sich auf 2,8 Milliarden Euro (plus 8 Prozent). Das Neugeschäft des Jahres 2006 war hingegen rückläufig: Gut 440 000 Personen haben 2006 begonnen, über Pensionskassen und -fonds für ihr Alter vorzusorgen (minus 7 Prozent), mit rund 332 000 entfiel das Gros dabei auf die Pensionskassen. Die gebuchten Brutto-Beiträge (ohne Beiträge aus RfB) der Pensionskassen beliefen sich auf 2,7 (2005: 2,5) Milliarden Euro. Dies entspricht einem Wachstum von gut 10 Prozent. Pensionsfonds konnten erstmals zum Wachstum der Beitragseinnahmen beitragen. Der gesamte Neuzugang belief sich für das Jahr 2006 auf 108 000 gesicherte Personen (plus 537 Prozent). Der laufende Beitrag für ein Jahr aus diesem Neuzugang erreichte 19 Millionen Euro (plus 19 Prozent), der Einmalbeitrag 761 Millionen Euro (plus 1 361 Prozent). Für den Bestand ergab sich zum Jahresende eine Zahl von knapp 185 000 Personen (plus 144 Prozent). Die gebuchten Brutto-Beiträge beliefen sich im gleichen Zeitraum auf 831 Millionen Euro (plus 650 Prozent). Rund 95 Milliarden Euro ausgezahlte und zurückgestellte Versicherungsleistungen Die Lebensversicherer i. e. S. erbrachten 2006 zugunsten der Versicherungsnehmer Gesamtleistungen von 94,9 (2005: 94,5) Milliarden Euro. Dabei handelte es sich sowohl um direkte Auszahlungen als auch um für künftige Auszahlungen zurückgestellte Beträge. Diese Gesamtleistungen stiegen um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die ausgezahlten Leistungen an Versicherungsnehmer und Hinterbliebene für Versicherungsfälle und Rückkäufe summierten sich auf 66,4 (2005: 64,0) Milliarden Euro. Dies entspricht einem Plus von 3,8 Prozent. JAHRBUCH 2007 79 An Versicherungsnehmer ausgezahlte Versicherungsleistungen der Lebensversicherung i.e.S. 2005 Gliederung der Versicherungsleistungen 2006 Anteile Aufwendungen für Versicherungsfälle gesamt davon: Kapitalbeträge aus Hauptversicherungen davon fällig durch Tod Invalidität, Heirat oder andere Ursachen Ablauf oder Erleben Rentenbeträge aus Hauptversicherungen Kapitalbeträge aus Zusatzversicherungen Rentenbeträge aus Zusatzversicherungen Sonstige Leistungen Vorzeitige Leistungen Ausgezahlte Überschussguthaben1) An Versicherungsnehmer ausgezahlte Leistungen insgesamt Anteile Veränderung gegen Vorjahr in Prozent Mio. EUR in Prozent Mio. EUR in Prozent 44 503,9 69,5 46 241,8 69,6 3,9 38 350,4 59,9 39 535,7 59,5 3,1 3 665,1 128,6 34 556,7 4 003,4 155,7 1 614,8 379,6 11 479,1 8 024,5 64 007,5 5,7 0,2 54,0 6,3 0,2 2,5 0,6 17,9 12,6 100,0 3 578,3 126,4 35 831,0 4 292,6 148,6 1 713,6 551,3 12 185,2 8 020,0 66 447,0 5,4 0,2 53,9 6,5 0,2 2,6 0,8 18,3 12,1 100,0 – 2,4 – 1,7 3,7 7,2 – 4,6 6,1 45,2 6,2 – 0,1 3,8 1) ausgezahlte Überschussguthaben, Schlussüberschussanteile, Todesfallmehrleistungen und ähnliche Leistungsbestandteile, soweit sie nicht – z. B. bei Verwendung der Überschussanteile zur Erhöhung der Versicherungssumme – bereits in den vorgenannten Leistungspositionen enthalten sind. – Quelle: GDV. Für die meisten Versicherungsnehmer ist die Lebensversicherung eine „Erlebensversicherung“: Unter den Kapitalleistungen von 39,5 (2005: 38,4) Milliarden Euro dominierten die Leistungen bei Ablauf oder Erlebensfall mit 35,8 (2005: 34,6) Milliarden Euro. Die Auszahlungen aufgrund von Invalidität, Heirat und anderer Ereignisse betrugen 0,1 (2005: 0,1) Milliarden Euro. Die Leistungen für Todesfälle an die Hinterbliebenen beliefen sich im Jahr 2006 auf 3,6 (2005: 3,7) Milliarden Euro und verringerten sich damit geringfügig. Ihr Anteil an den gesamten Auszahlungen betrug 5,3 Prozent. Stärker als die Kapitalleistungen wuchsen erneut die Rentenleistungen aus Haupt- und Zusatzversicherungen. Das Auszahlungsvolumen erreichte 6,0 (2005: 5,6) Milliarden Euro. Dabei stiegen die Rentenbeträge aus Hauptversicherungen um gut 7,2 Prozent auf 4,3 Mil- liarden Euro und die Rentenbeträge aus Zusatzversicherungen um 6,1 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Die ausgezahlten Überschussguthaben – unter anderem aus verzinslicher Ansammlung und Schlussüberschussanteilen – blieben konstant bei 8,0 Milliarden Euro. An „vorzeitigen Leistungen“ wurden 12,2 Milliarden Euro ausgezahlt (plus 6,2 Prozent). Überschuldung und Arbeitslosigkeit, aber auch Scheidungen sind die Hauptursachen für Rückkäufe von Lebensversicherungen. Der jährliche Zuwachs an Leistungsverpflichtungen gegenüber Versicherungsnehmern – im Wesentlichen Veränderungen der Deckungsrückstellungen, Rückstellungen für Beitragsrückerstattung, Überschussguthaben – sank auf 28,5 (2005: 30,5) Milliarden Euro. Dies entspricht einem Rückgang von 6,6 Prozent. Dabei erreichte der Zuwachs der Deckungs- 80 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN Kostenquote in der Lebensversicherung i.e.S. Laufende Verwaltungsaufwendungen der Lebensversicherer Jahr laufende Verwaltungskosten Mrd. EUR in Prozent der gebuchten Brutto-Beiträge 1980 1990 1997*) 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 0,918 1,479 1,918 1,941 2,017 2,143 2,190 2,267 2,275 2,243 2,305 2,272 7,0 5,4 3,8 3,7 3,4 3,5 3,5 3,5 3,4 3,3 3,2 3,0 *) zum 1.1.1998 fand eine größere Bestandsübertragung von einem Nicht-Mitgliedsunternehmen zu einem Mitgliedsunternehmen statt. Die 1997er Vergleichswerte wurden entsprechend angepasst. rückstellungen 25,2 (2005: 26,6) Milliarden Euro, die Rückstellungen für Beitragsrückerstattung (RfB) betrugen 4,8 (2005: 5,6) Milliarden Euro und die Veränderung der Überschussguthaben betrug minus 1,5 (2005: minus 1,7) Milliarden Euro. Versorgungsanteil von 27 Prozent Die Bedeutung der Lebensversicherung als Teil der Sicherung für das Alter, den Invaliditätsfall und die Hinterbliebenen nimmt seit Jahren stetig zu. Ein Vergleich der ausgezahlten Lebensversicherungsleistungen (ohne Berücksichtigung der Rückkäufe) mit den Ausgaben der staatlichen Rentenkasse für Arbeiter und Angestellte macht dies deutlich (Deutsche Rentenversicherung ohne Bahn, Knappschaft und See). Beliefen sich die Auszahlungen aller Lebensversicherer 1990 auf knapp 17 Prozent der Rentenausgaben, so war der Anteil im Jahr 2006 bereits auf 27,1 Prozent angestiegen. Die staatlichen Rentenausgaben (allgemeine Rentenversicherung) betrugen rund 200 Milliarden Euro. Verwaltungskostenquote sinkt weiter auf 3,0 Prozent Mit 2,27 Milliarden Euro sanken die Verwaltungskosten 2006 leicht unter den Vorjahreswert von 2,30 Milliarden Euro. Gemessen an den gebuchten Brutto-Beiträgen sanken die Verwaltungskosten auf 3,0 (2005: 3,2) Prozent. 1980 hatte die Kostenquote noch knapp 7 Prozent betragen. Die Abschlussaufwendungen stiegen – bedingt durch das steigende Neugeschäft – von 7,3 Milliarden Euro im Jahre 2005 auf 7,8 Milliarden Euro im Jahr 2006. Der Abschlusskostensatz, d. h. die gesamten Abschlusskosten in Prozent der Beitragssumme des Neugeschäfts, lag mit 4,9 Prozent unter dem Vorjahresniveau von 5,6 Prozent. Steigende Kapitalanlagen Der Kapitalanlagenbestand der Lebensversicherer (ohne Depotforderungen) nahm 2006 nach der Verbandsstatistik um 2,8 Prozent auf 665,7 (2005: 647,7) Milliarden Euro zu. Die Kapitalanlagen der Lebensversicherungsunternehmen sind der Garant für bestehende und künftige Leistungsansprüche der Versicherungskunden. Ihr Volumen wird in erster Linie durch die Anlage der aus den Beitragseinnahmen stammenden Mittel bestimmt. Jahr für Jahr stellt die Lebensversicherung somit dem Kapitalmarkt Mittel zur Verfügung, die von der Wirtschaft und vom Staat für Investitionen langfristig benötigt werden. JAHRBUCH 2007 81 Private Krankenversicherung Der Versichertenbestand in der Krankheitsvollversicherung umfasste zum 30. Juni 2007 insgesamt 8,5 Millionen Personen. Im ersten Halbjahr 2007 war der Nettoneuzugang mit 37 700 Personen erneut sehr gering. Er lag unter dem Vorjahresniveau (erstes Halbjahr 2006: 46 900 Personen). Die außerordentliche Anhebung der Versicherungspflichtgrenze zum 1. Januar 2003 um monatlich 450 Euro wirkt sich bereits im vierten Geschäftsjahr außerordentlich negativ auf den Neuzugang in der privaten Krankenversicherung (PKV) aus. Während die Zahl der Neuversicherten in der Vollversicherung in Folge der gesetzlichen Zugangsbeschränkung von Jahr zu Jahr sinkt, ist die Zahl derjenigen, die eine Zusatzversicherung abschließen, erneut deutlich gestiegen. Bis zur Jahresmitte wurden über 19 Millionen Zusatzversicherungen abgeschlossen (30. Juni 2006: 17,9). Die weiterhin gute Entwicklung in diesem Bereich dürfte eine Reaktion der Menschen auf die Einschnitte des Gesetzgebers in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen sein. Für 2007 rechnen die privaten Krankenversicherer mit Beitragseinnahmen von insgesamt 29,2 Milliarden Euro (plus 2,5 Prozent). Davon entfallen auf die Krankenversicherung 27,3 Milliarden Euro (plus 2,6 Prozent) und auf die Pflegeversicherung 1,9 Milliarden Euro (plus 0,5 Prozent). Im ersten Halbjahr 2007 betrugen die Beitragseinnahmen einschließlich der Nebenleistungen rund 14,6 Milliarden Euro. Davon entfielen auf die Krankheitsvollversicherung knapp 10,5 Milliarden und auf die private Pflegeversicherung 940 Millionen Euro. In der Krankentagegeldversicherung be- Anzahl der privat Krankenversicherten Zahl der Personen (Doppelzählungen möglich), jeweils Jahresende Vollversicherte mit Krankenhauswahlleistungen mit Krankentagegeld Pflegeversicherung Zusatzversicherungen Tarife für Versicherte mit GKV-Schutz ambulante Tarife Tarife für Wahlleistungen im KH Zahntarife Krankentagegeld Krankenhaustagegeld Pflegezusatzversicherung Auslandsreise-Krankenversicherung Spezielle Ausschnittsversicherungen 2004 2005 2006 8 259 400 7 117 000 1 979 600 9 117 600 15 897 900 8 373 000 7 205 900 2 011 700 9 164 300 17 087 800 11 692 800 5 037 600 5 040 000 7 794 200 3 236 900 8 841 700 832 900 20 327 900 7 039 800 8 489 100 7 206 300 2 035 700 9 276 800 18 400 500 12 999 500 5 892 400 5 096 500 9 376 300 3 337 000 8 743 800 988 800 21 135 600 8 076 800 4 804 400 3 242 800 8 948 500 787 100 26 575 500 trug das Beitragsvolumen 520 Millionen Euro, in den Zusatzversicherungen zum GKV-Schutz (Wahlleistungstarife, ambulante Tarife und Zahntarife) 1,8 Milliarden Euro. Die ausgezahlten Versicherungsleistungen (einschließlich Schadenregulierungskosten) dürften bis Ende 2007 eine Höhe von fast 19 Milliarden Euro erreichen, wobei auf die Krankenversicherung 18,4 (plus 4,6 Prozent) und auf die Pflegeversicherung knapp 0,6 Milliarden Euro (plus 1,9 Prozent) entfallen. Im ersten Halbjahr 2007 erhielten die Versicherten fast 9,5 Milliarden Euro an Versicherungsleistungen, ohne Pflegeversicherung waren es 9,2 Milliarden Euro. 82 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN Rückblick auf 2006 Im Jahr 2006 stiegen die Beitragseinnahmen in der privaten Kranken- und Pflegeversicherung um 4,15 (2005: 3,5) Prozent auf insgesamt 28,48 Milliarden Euro. Der Anteil der Vollversicherung an den Gesamtbeitragseinnahmen liegt nahezu unverändert bei 72,0 Prozent. Mit 19,3 Prozent hatten die Zusatzversicherungen einen geringen Anteil an den Gesamtbeitragseinnahmen. Betrachtet man hier nur die Zusatzversicherungen, die ausschließlich von gesetzlich Versicherten abgeschlossen werden, so liegt deren Anteil an den Gesamtbeitragseinnahmen sogar lediglich bei 12,4 Prozent. Die übrigen Beitragseinnahmen verteilen sich auf die Pflegeversicherung (6,6 Prozent) und die Besonderen Versicherungsformen (2,1 Prozent). Zu den Besonderen Versicherungsformen zählen unter anderem die Auslandsreisekrankenversicherung und die Beihilfeablöseversicherung. Die Erhöhung der Beitragseinnahmen in der Krankenversicherung um 4,4 Prozent auf 26,6 Milliarden Euro (einschließlich Nebenleistungen, aber ohne Einmalbeiträge aus der Rückstellung für Beitragsrückerstattung) ist zum einen auf den Versichertenzuwachs in der Vollversicherung und zum anderen auf Beitragsanpassungen zurückzuführen. Die Erhöhung lag etwas über dem Vorjahresniveau (3,8 Prozent). In der Pflegeversicherung stiegen die Einnahmen um 0,2 Prozent auf gut 1,87 Milliarden Euro. Der Nettoneuzugang lag im Jahr 2006 mit 116 100 Personen leicht über dem Vorjahresniveau (2005: 113 600 Personen). Von den 8,49 Millionen Vollversicherten hatten 7,2 Millionen Personen eine Versicherung für die Wahlleistungen Ein- oder Zweibettzimmer und Chefarztbehandlung im Krankenhaus abgeschlossen. Diese Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert. In der Pflegeversicherung waren zum Jahresende 9,27 (2005: 9,16) Millionen Personen versichert. Im Jahr 2006 gab es 18,40 Millionen private Zusatzversicherungen. Seit dem Jahr 2005 werden die Tarife differenziert betrachtet, die von gesetzlich Versicherten als Ergänzung zu ihrem Kassenschutz abgeschlossen werden können. In diesem Bereich wurden Ende 2006 fast 13 Millionen Zusatzversicherungen gezählt. Es gab 5,89 Millionen ambulante Zusatzversicherungen (plus 17,0 Prozent) und 9,38 Millionen Zahnzusatztarife (plus 20,3 Prozent), die zusätzlich zum GKV-Schutz abgeschlossen wurden. Bei der Zusatzversicherung für die Wahlleistungen Ein- und Zweibettzimmer sowie Chefarztbehandlung ergab sich bei einem Bestand von 5,10 Millionen ein Plus von 56 500 Zusatzversicherungen oder 1,1 Prozent. Der Bestand in der Pflegezusatzversicherung stieg um 155 900 oder 18,7 Prozent auf 988 800 Pflegezusatzversicherungen. In der Krankentagegeldversicherung gab es einen Anstieg um 100 100 oder 3,1 Prozent auf 3,337 Millionen Krankentagegeldversicherungen. Neben der Vollversicherung und der Zusatzversicherung gibt es Besondere Versicherungsformen. Dazu zählen die Auslandsreisekrankenversicherung sowie Spezielle Ausschnittversicherungen. Im Jahr 2006 gab es JAHRBUCH 2007 83 Entlastung im Alter Entwicklung der Zahl der Vollversicherten in der privaten Krankenversicherung sowie Alterungsrückstellung Vollversicherte in Mio. Alterungsrückstellung in Mrd. EUR 1994 6,9 24,6 1995 6,9 28,4 1996 6,9 33,3 1997 7,1 38,7 1998 7,2 44,6 1999 7,4 52,1 2000 7,5 59,6 2001 7,7 68,2 2002 7,9 76,3 2003 8,1 85,1 2004 8,3 93,8 2005 8,4 103,4 2006 8,5 113,4 0 © GDV-Jahrbuch 2007 10 Mio. 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 Mrd. 84 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN Wechsel der Kassen Personenwechsel zwischen privater Krankenversicherung und gesetzlicher Krankenversicherung Jahr 1970 1975 1980 1985 1990 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Übertritte zur PKV Abgänge zur GKV Differenz 1000 1000 1000 130 170 217 243 310 195 271 247 316 328 325 325 361 362 338 298 275 285 226 152 109 98 112 103 186 181 144 155 149 149 148 130 130 131 154 144 – 96 18 108 145 198 92 85 66 172 173 176 176 213 232 208 167 121 141 Quelle: PKV-Verband. 21,14 Millionen Auslandsreisekrankenversicherungen. Das ist ein Anstieg um 807 700 oder fast 4 Prozent gegenüber dem vergangenen Jahr. Spezielle Ausschnittversicherungen decken ein spezielles Risiko ab, zum Beispiel Leistungen bei Notwendigkeit einer Brille oder Rückführungen aus dem Ausland. Die Kalkulation erfolgt unter bestimmten Sonderbedingungen, deshalb gilt diese Versicherungsart nicht als Zusatzversicherung. Es gab bis Ende 2006 8,08 Millionen Spezielle Ausschnittversicherungen. Dies entspricht einem Plus von 14,4 Prozent oder 1,04 Millionen Versicherungen. Kostensteigerung Im Jahr 2006 war der Ausgabenanstieg in der privaten Krankenversicherung mit 3,11 (2005: 4,51) Prozent geringer als im Vorjahr. Die Leistungen lagen mit insgesamt 17,84 (2005: 17,30) Milliarden Euro auf Vorjahresniveau. Die Ausgaben in der Pflegeversicherung stiegen 2006 um 2,55 Prozent auf 563,8 Millionen Euro. In den einzelnen Leistungsbereichen der Krankenversicherung betrug die Veränderung je Versicherten: ambulante Leistungen davon Arztbehandlung Heilpraktikerbehandlung Arzneien und Verbandmittel Heilmittel Hilfsmittel + 2,65 Prozent + 1,66 Prozent + 8,17 Prozent + 3,19 Prozent + 4,54 Prozent + 4,17 Prozent stationäre Leistungen + 2,01 Prozent davon allgemeine Krankenhausleistungen + 1,86 Prozent Wahlleistung Chefarzt + 2,99 Prozent Wahlleistung Unterkunft – 0,26 Prozent Ersatz-Krankenhaustagegeld – 1,25 Prozent Zahnleistungen davon Zahnbehandlung Zahnersatz Kieferorthopädie Gesamtleistung für Krankheitskosten + 1,26 Prozent + 2,49 Prozent + 0,03 Prozent + 3,43 Prozent + 2,19 Prozent JAHRBUCH 2007 85 Beitragseinnahmen in der privaten Krankenversicherung Beitragseinnahmen nach Versicherungsarten in Mrd. EUR sowie Anteile in Prozent 2004 Versicherungsarten Krankheitsvollversicherung1) Pflegeversicherung Zusatzversicherung zum GKV-Schutz2) Krankentagegeldversicherung3) Krankenhaustagegeldversicherung Pflegezusatzversicherung Besondere Versicherungsarten4) PKV insgesamt 2005 Mrd. EUR 18,907 1,871 3,282 1,057 0,777 v.H. 71,6 7,1 12,4 4,0 2,9 0,519 26,413 2,0 100,0 Mrd. EUR 19,665 1,868 3,284 1,047 0,751 0,170 0,562 27,347 2006 v.H. 71,9 6,8 12,0 3,8 2,7 0,6 2,1 100,0 Mrd. EUR 20,510 1,871 3,520 1,042 0,727 0,205 0,608 28,483 v.H. 72,0 6,6 12,4 3,7 2,5 0,7 2,1 100,0 1) Vollversicherung, 2) Krankenhauszusatzversicherung, Ergänzungstarife, u. a., 3) Verdienstausfallversicherung, 4) Auslandsreisekrankenversicherung, Spezielle Ausschnittsversicherung (wird erst seit 2005 gesondert erfasst), Beihilfeablöseversicherung, Restschuld- und Lohnfortzahlungsversicherung. Der Ausgabenanstieg je Versicherten konnte im Jahr 2006 gegenüber dem Vorjahr gebremst werden (2005: +3,5 Prozent). Bei den Ausgabensteigerungen im ambulanten Bereich fällt die weiterhin starke Zunahme bei der Heilpraktikerbehandlung auf (2005: +9,4 Prozent). Die Ausgaben für Arzneien und Verbandmittel (2005: +4,1 Prozent), für Hilfsmittel (2005: +5,8 Prozent) sowie die Behandlungen für Zahnleistungen stiegen 2006 erkennbar geringer als 2005 (2005: +3,5 Prozent). Auch die stationären Leistungen sind wie bereits in den Vorjahren nur moderat gestiegen. Die Kostensteigerung in diesem Bereich ist in 2006 vor allem auf die Wahlleistung Chefarzt zurückzuführen. Bei der Wahlleistung Unterkunft sowie dem ErsatzKrankenhaustagegeld sanken die Ausgaben. Gliederung der Gesamtaufwendungen in der privaten Krankenversicherung Ab 1995 einschließlich Pflegepflichtversicherung (Bruttobetrag) Jahr 1980 1985 1990 1995 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Aufwendungen Aufwendungen für Versichefür Beitragsrungsfälle1) rückerstattung 2) Mrd. EUR 3,681 4,835 7,324 10,981 13,815 14,770 15,449 16,041 16,655 17,451 17,839 Mrd. EUR 0,277 0,846 0,584 2,038 2,861 2,305 1,660 2,381 3,234 3,444 3,662 Zuführungen zur Alterungsrückstellung Gesamtaufwendungen3) Mrd. EUR 0,608 1,025 1,595 3,785 7,410 8,669 8,082 8,824 8,673 9,559 10,062 Mrd. EUR 4,567 6,706 9,503 16,804 24,087 25,744 25,191 27,246 28,562 30,455 31,758 1) einschl. Schadenregulierungsaufwendungen und Zuführung zur Schadenrückstellung, 2) Zuführungen zu den Rückstellungen für erfolgsabhängige und erfolgsunabhängige Beitragsrückerstattung, 3) selbst abgeschlossenes deutsches Geschäft; abgegrenzte Werte. 86 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN Beitragsrückerstattung und Gesamtaufwendungen Zusätzlich zu den Versicherungsleistungen erhielten die Versicherten Beitragsrückerstattungen in Höhe von 965,5 (2005: 911,8) Millionen Euro. Die Beträge, die zur Abmilderung von Beitragsanpassungen verrechnet wurden, betrugen in der Krankenversicherung 1 118,4 (2005: 1 185,9) Millionen Euro. Die Gesamtaufwendungen für die Versicherten erhöhten sich in der Pflege- und Krankenversicherung um rund 1,3 Milliarden Euro auf rund 31,8 Milliarden Euro. Die Gesamtaufwendungen umfassen die ausgezahlten Versicherungsleistungen einschließlich der Schadenregulierungskosten, die Veränderung der Schadenrückstellung, die Zuführung zur Rückstellung für Beitragsrückerstattung und die Zuführung zur Alterungsrückstellung. Schaden- und Unfallversicherung Bedingt durch einen weiteren Beitragseinnahmenabrieb und eine sich zusehends verschlechternde Schadenentwicklung haben sich die Geschäftsaussichten in der Schadenund Unfallversicherung 2007 stark eingetrübt. So dürfte sich die Schaden-Kostenquote nach Abwicklung (Combined Ratio) um knapp 7 Punkte auf 98 Prozent verschlechtern, womit sich der versicherungstechnische Gewinn von zuletzt 4,6 Milliarden Euro drastisch auf rund 700 Millionen Euro reduzieren würde. Ursächlich für den Einbruch des versicherungstechnischen Ergebnisses um etwa 85 Prozent sind sinkende Beitragseinnahmen (voraussichtlich minus 0,4 Prozent auf 54,8 Milliarden Euro) bei einem gleichzeitigen starken Anstieg der Schadenaufwendungen (plus 7,8 Prozent auf 42,9 Milliarden Euro). Maßgeblich beeinflusst wird die Beitragseinnahmenentwicklung auch in diesem Jahr durch die Situation im Kraftfahrtgeschäft, das volumenmäßig rund 38 Prozent der gesamten Beitragseinnahmen der Schaden- und Unfallversicherer ausmacht. Die vorliegenden Halbjahreszahlen lassen darauf schließen, dass sich die Beitragseinnahmen um knapp 2 (2006: minus 3,6) Prozent verringern dürften. Am stärksten wird der Beitragseinnahmenverlust mit minus 2,5 (2006: minus 4,9) Prozent in der bestandsmäßig stagnierenden Teilkaskoversicherung ausfallen. In Vollkasko dürfte sich das Beitragsminus bedingt durch ein weiterhin signifikantes Bestandswachstum dagegen lediglich auf 1 (2006: minus 3,2) Prozent belaufen. Dominiert wird die Einnahmenentwicklung im Kraftfahrtgeschäft durch die Kfz-Haftpflichtversicherung, auf die 61,5 Prozent der Beitragseinnahmen entfallen. Für JAHRBUCH 2007 87 diese Sparte kann mit einem Beitragsrückgang von 2 (2006: minus 3,6) Prozent gerechnet werden. Erste Anzeichen für eine Trendwende in der Prämienpolitik der Kraftfahrtversicherer zeichnen sich jedoch ab. So heben einzelne Versicherer zumindest im Privatsegment ihre Tarife bereits wieder an. Die durch die Immobilienkrise in den USA ausgelösten Unsicherheiten an den internationalen Börsen machen ein weiteres Cash Flow Underwriting zunehmend riskant, was bei der sich abzeichnenden Verschlechterung der Geschäftsergebnisse und Solvabilität der Unternehmen ebenso ein Umdenken in deren Prämienpolitik befördert. Deutlich belastet wird die Beitragseinnahmenseite in diesem Jahr zudem durch die Sachversicherung. Dies betrifft insbesondere das Privatkundensegment. Obwohl das Tarifniveau in der Verbundenen Wohngebäudeversicherung auch 2006 nicht auskömmlich war, haben sich dort die Beitragssätze im Neugeschäft wettbewerbsbedingt weiter ermäßigt. Die Beitragseinnahmen laufen hier mit einem kleinen Plus 1 (2006: 2,0) Prozent zunehmend dem Schadengeschehen hinterher. In der Verbundenen Hausratversicherung ist in Anbetracht unveränderter Versicherungssummen und der durch die Beitragsanpassungsklausel bedingten Absenkung der Beitragssätze für VHB-84-Verträge um 15 Prozent mit 1,5 (2006: plus 1,4) Prozent geringeren Beitragseinnahmen zu rechnen. Leicht eingebrochen ist die Beitragseinnahmenentwicklung auch in der Gewerblichen Sachversicherung. Während dort in 2006 noch ein Beitragsplus von 2,5 Prozent zu verzeichnen war, lassen die Halbjahresergebnisse für Versicherungsfälle in der Schaden- und Unfallversicherung des deutschen Direktgeschäfts1) Versicherungszweige Kraftfahrt2) Haftpflicht, Unfall, Rechtsschutz Sachversicherungen3) Privat Glas Hausrat Wohngebäude Nicht-Privat Industrie: Sach4) Technische Zweige inkl. BU Gewerbe5) Landwirtschaft insgesamt1) 1980 Mio. 1990 Mio. 2000 Mio. 2005 Mio. 2006 Mio. 6,60 5,60 4,84 3,28 0,27 2,39 0,62 1,56 0,60 0,52 8,50 7,10 7,16 5,40 0,76 1,61 3,02 1,75 0,09 0,46 0,79 0,41 22,80 9,12 8,14 5,80 4,12 0,71 1,54 1,87 1,69 0,12 0,62 0,74 0,21 23,06 8,67 7,71 5,16 3,90 0,58 1,34 1,98 1,26 0,17 0,39 0,58 0,12 21,54 8,77 7,61 5,06 3,79 0,56 1,30 1,92 1,28 0,17 0,40 0,58 0,12 21,44 17,00 1) ohne Transport- (Waren-, Kasko-, Reisegepäckversicherung u. a.), Kredit-, Luftfahrt-, Nuklear- und Vermögensschadenhaftpflichtversicherung, 2) Kraftfahrzeug-Haftpflicht, Vollkasko, Teilkasko, InsassenUnfall; ab 1990 Tarifgebiet West und Ost, 3) bis 1995 Zählung inkl. der Schäden aus dem Beteiligungsgeschäft; ab 1996 werden nur die Schäden aus dem Alleinzeichnungs- und Führungsgeschäft gezählt, 4) beinhaltet die Sparten Feuer-Industrie, Feuer-Betriebsunterbrechung, EC und All-Risks (sowie die von 1988–1995 zu Industrie zählende, hier nicht separat dargestellte Feuerhaftungsversicherung), 5) beinhaltet die Sparten Feuer-Gewerbe/sonstiges, Einbruchdiebstahl, Leitungswasser, Sturm, Elementar, Einheit, BU-Sonstige und „Nicht aufgeteilt“, „Restliche sonstige Sachversicherungen“ und Kombinierte Gewerbeversicherungen. Zu den Sachzusammenfassungen siehe auch Tabelle Seite 105. 2007 nur noch auf stagnierende Einnahmen schließen. In der Landwirtschaftlichen Sachversicherung, deren Einnahmen letztjährig noch stagnierten, ist 2007 mit einem Minus von 1 Prozent zu rechnen. Für die Industriellen Sachversicherungssparten (FI/F-BU, EC und All Risks) lassen die Halbjahreszahlen einen Rückgang der Beitragseinnahmen in Höhe von 4 (2006: minus 5,3) Prozent erwarten. Allerdings ist zu vermuten, dass der Abrieb der Beitragssätze in diesem Geschäftssegment unvermindert anhält und nur deshalb nicht voll auf die Beitragsentwick- 88 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN lung durchschlägt, weil infolge der günstigen Produktionsentwicklung in der Industrie die Versicherungssummen deutlich aufgestockt werden und auch die umsatzabhängigen Prämien ansteigen. Ebenso profitieren die Technischen Versicherungssparten TV/TV-BU von einer kräftigen Investitionsgüternachfrage. Der guten Konjunktur ist es zu verdanken, dass nach einem starken Einnahmenzuwachs von 4 Prozent in 2006 die Einnahmen dieses Jahr wenigstens noch um 1 Prozent zulegen dürften. Auch von der Allgemeinen Haftpflichtversicherung gehen zurzeit keine Wachstumsimpulse auf die Einnahmenseite aus. Wie im Vorjahr bleibt die Beitragseinnahme mit einer Zuwachsrate von lediglich 1 Prozent unverändert schwach. Lediglich in besonders risikoexponierten Geschäftssegmenten, für die relativ knappe Versicherungskapazitäten zur Verfügung stehen, sollte die Einnahmenentwicklung signifikant besser verlaufen. Nachdem in der Allgemeinen Unfallversicherung die Beitragseinnahmen dank eines überdurchschnittlichen Wachstums im UBR-Geschäft in 2006 noch deutlich um 3,4 Prozent angestiegen waren, hat sich im Berichtsjahr das Geschäft wieder normalisiert. Es wird mit einem Beitragsplus von 2 Prozent gerechnet. Leichte Erholungstendenzen auf der Einnahmenseite sind für die Transportversicherung (plus 2 Prozent), die Kredit-, Kautions- und Vertrauensschadenversicherung (plus 1 Prozent) sowie für die Rechtsschutzversicherung (plus 2,5 Prozent) erkennbar. Nachdem die Schaden- und Unfallversicherer in den letzten Jahren von extremen Naturereignissen und einer übermäßigen Großschadenbelastung verschont geblieben waren, dürfte sich der Schadenaufwand 2007 aller Voraussicht nach um knapp 8 (2006: 0,5) Prozent erhöhen. Ausschlaggebend hierfür sind die zu Jahresbeginn angerichteten Schäden durch das Naturereignis „Kyrill“, das tiefe Spuren in den Bilanzen der deutschen Schadenversicherer hinterlassen hat. Einer GDV-Umfrage zufolge beläuft sich das versicherte Schadenvolumen auf rund 2,4 Milliarden Euro. In absoluten Preisen ist „Kyrill“ damit das teuerste Einzelereignis in der Geschichte der deutschen Versicherungswirtschaft. Daneben treiben in diesem Jahr etliche zusätzliche Schäden durch Naturereignisse den Kumulschadenaufwand der Versicherer weiter in die Höhe. So fällt für die Hausratversicherer der Schadenaufwand für Blitz- und Überspannungsschäden spürbar höher aus als 2006. Auch die Wohngebäudeversicherer haben gegenüber dem Vorjahr deutlich mehr Starkregen- und Rückstauschäden zu regulieren. Zugenommen haben auch die Hagelschäden, wodurch sich der Schadenaufwand insbesondere in der Landwirtschaftlichen Sachversicherung und der Autokaskoversicherung zusätzlich erhöht. Am stärksten betroffen von den Naturereignissen ist die Verbundene Wohngebäudeversicherung, deren Schadenaufwand in 2007 um ganze 55 Prozent höher ausfallen dürfte als im Vorjahr. Bei einem nur geringfügigen Beitragswachstum von 1 Prozent ist für diese Sparte mit einer Combined Ratio von 144 (2006: 102,8) Prozent zu rechnen. Dies entspräche einem versicherungstechnischen Verlust in Höhe von 1,8 Milliarden Euro. JAHRBUCH 2007 89 Auch auf der Gewerblichen Sachversicherung lasten die Naturereignisse, hier könnte der Schadenaufwand um 35 Prozent höher ausfallen als in 2006. In der Landwirtschaftlichen Sachversicherung ist mit einer um 7 Prozent gestiegenen Schadenlast zu rechnen. In den Industriellen Sachsparten (FI/F-BU, EC und All Risks) hingegen fällt der erwartete Anstieg im Schadenaufwand mit 5 Prozent vergleichsweise moderat aus, weil der deutlich höheren Kumulschadenlast bislang auf der anderen Seite weniger Großschäden gegenüberstehen. Für die genannten Industriellen Sachsparten könnte sich die Combined Ratio demzufolge von zuletzt 95,2 auf 103 Prozent und für die Gewerbliche Sachversicherung von 94 auf 118 Prozent erhöhen. Erstmals seit mehreren Jahren schreiben somit die Gewerblichen bzw. Industriellen Sachversicherer wieder „rote Zahlen“. In der Landwirtschaftlichen Sachversicherung ist dagegen mit einem versicherungstechnischen Plus zu rechnen, wobei sich auch hier die Combined Ratio von 86,6 auf 92 Prozent deutlich verschlechtern dürfte. Ebenso muss die Autokaskoversicherung bedingt durch etliche Sturm- und Hagelereignisse, allen voran durch den Orkan „Kyrill“, in diesem Jahr eine deutlich höhere Schadenlast als im Vorjahr hinnehmen. Unter Zugrundelegung der vorliegenden Halbjahreszahlen ist für die Vollkaskoversicherung von einem um rund 6 (2006: 1,8) Prozent höheren Schadenaufwand auszugehen, für die Teilkaskoversicherung kann sogar mit einem um rund 15 (2006: minus 1,2) Prozent gestiegenen Schadenaufwand gerechnet werden. Mit nicht sehr großer Wahrscheinlichkeit sind geringfügige Entlastungen auf der Schadenseite von der Kfz-Haftpflichtversicherung zu erwarten. Trotz Mehrwertsteuererhöhung und höherer Inanspruchnahme gewerblich genutzter Fahr- zeuge infolge einer verbesserten konjunkturellen Entwicklung könnten sich in dieser Sparte die Schadenaufwendungen nach einem Rückgang um 2 Prozent in 2006 um weitere 0,5 Prozent in 2007 zurückbilden. Für die Pkw-Risiken ist der weiterhin gute Schadenverlauf unter anderem auch auf die guten Witterungsverhältnisse in den Winterund Frühjahresmonaten zurückzuführen, die umgekehrt aber auch zu einer vermehrten Fahrleistung von Zweirädern und somit zu einer Erhöhung der durch Zweiräder verursachten Schadenfälle beigetragen haben. Ebenso ist davon auszugehen, dass sich die Anzahl der in Unfälle verwickelten Zweiräder und damit auch die Anzahl der Personenschäden erhöht hat. Sollte sich die Schadenentwicklung in der Kfz-Haftpflicht- und der Teilkaskoversicherung zwischenzeitlich tatsächlich nicht weiter verschlechtern, ist in diesen Sparten ein gerade noch ausgeglichenes versicherungstechnisches Ergebnis möglich. In der Vollkaskoversicherung muss hingegen nach den bisher vorliegenden Zahlen mit einem kräftigen Anstieg der Combined Ratio auf 105 (2006: 98,4) Prozent gerechnet werden. Mit einer Combined Ratio von 101 (2006: 95,4) Prozent würde damit die Kraftfahrtversicherung insgesamt erstmals seit 2002 wieder in die Verlustzone geraten. In der Kredit-, Kautions- und Vertrauensschadenversicherung ist der Schadenverlauf großschadenbedingt typischerweise außerordentlich volatil. So folgt auf das exzellente Schadenjahr 2006, in dem der Schadenaufwand um gut 20 Prozent rückläufig war, wiederum ein schadenbelastetes Jahr. Insbesondere auch durch einen größeren Insolvenzfall in der Baubranche vom April dieses Jahres könnte 90 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN sollten deren Combined Ratios mit 86 bzw. 87 Prozent nahezu unverändert bleiben. In der Rechtsschutzversicherung hingegen darf aufgrund der guten Schadenentwicklung und weiter steigenden Beitragseinnahmen mit einer Verbesserung des versicherungstechnischen Ergebnisses gerechnet werden, die Combined Ratio dürfte sich hier leicht um gut einen Punkt auf 98 Prozent verbessern. Ähnliches gilt für die Allgemeine Unfallversicherung. Dort ist aufgrund der guten Schadenentwicklung und weiter steigenden Beitragseinnahmen ebenfalls von einer Verbesserung der Combined Ratio von zuletzt 86,1 auf 85 Prozent auszugehen. der Schadenaufwand in diesem Geschäftsjahr den des vorangegangenen Jahres um 5 Prozent übertreffen. Damit wäre eine Verschlechterung der Combined Ratio von zuletzt 59,9 auf voraussichtlich 62 Prozent verbunden. In der Allgemeinen Haftpflicht- und in der Transportversicherung entwickelt sich die Schadenseite mit erwarteten Zuwachsraten von jeweils 1,5 (2006: 0,8) Prozent und 2 (2006: minus 0,7) Prozent vergleichsweise günstig. Die Rechtsschutzversicherer haben in 2006 durch vermehrte Angebote einer telefonischen Rechtsberatung ihren Schadenaufwand spürbar um 0,6 Prozent zurückfahren können. Auch in diesem Jahr dürfte sich die Ausweitung telefonischer Rechtsberatungsdienste in abgeschwächter Form erneut bremsend auf den Schadenaufwand auswirken. Derzeit ist von einem unveränderten Schadenvolumen auszugehen. Da in der Allgemeinen Haftpflicht- und in der Transportversicherung die Beitragseinnahmen und Schadenaufwendungen voraussichtlich im Gleichschritt verlaufen werden, Beitragseinnahmen und Schadenaufwand in der Kraftfahrtversicherung Gebuchte Brutto-Prämien sowie Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle des Geschäftsjahres; inländisches Direktgeschäft der Mitgliedsunternehmen in Gesamtdeutschland Versicherungszweig Beitragseinnahmen insgesamt Kfz-Haftpflicht Vollkasko Teilkasko Insassen-Unfall Schadenaufwand insgesamt 1990 2000 2003 2004 2005 2006 Mrd. EUR Mrd. EUR Mrd. EUR Veränderung in v.H. Mrd. EUR Veränderung in v.H. Mrd. EUR Veränderung in v.H. Mrd. EUR Veränderung in v.H. 14,346 9,371 3,528 1,047 0,399 12,847 20,358 12,628 5,748 1,740 0,242 20,355 22,325 13,800 6,629 1,713 0,183 19,584 1,6 1,3 3,0 0,5 – 9,0 – 3,8 22,504 13,909 6,710 1,721 0,165 19,223 0,8 0,8 1,2 0,4 – 9,8 – 1,8 22,005 13,581 6,582 1,686 0,156 18,953 – 2,2 – 2,4 – 1,9 – 2,0 – 5,5 – 1,4 21,221 13,098 6,375 1,603 0,146 18,789 – 3,6 – 3,6 – 3,2 – 4,9 – 6,6 – 0,9 JAHRBUCH 2007 91 Kraftfahrtversicherung Der schon in den Vorjahren beobachtete Rückgang der Beitragseinnahmen setzt sich in 2007 noch fort. Es gibt aber erste Anzeichen einer Trendwende in der Prämienpolitik. Während der Beitragsabrieb in 2006 noch bei gut 3,6 Prozent lag, erwarten die Kraftfahrt-Versicherer für 2007 eine Verringerung der Bruttobeitragseinnahme um knapp 2 Prozent auf 20,8 Milliarden Euro. Im Privatkundensegment haben einzelne Unternehmen die Tarife offenbar wieder angehoben, allerdings läuft die durch den intensiven Wettbewerb bedingte Wanderung der Kunden in günstigere Tarifsegmente noch nach. Dies zeigt sich insbesondere in der Entwicklung der Durchschnittsbeiträge in der KH- und der Vollkaskoversicherung. Während die Beitragseinnahmen in KH um voraussichtlich 2 Prozent auf 12,8 Milliarden Euro und in Vollkasko um 1 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro zurückgehen werden, ist in beiden Sparten ein Absinken der Durchschnittsbeiträge jeweils um 3,4 Prozent zu erwarten. Während in der KH-Versicherung auf der Schadenseite ein weiterer Rückgang um 0,5 Prozent auf 12,3 Milliarden Euro – allerdings mit Tendenz zu einer weiteren Verschlechterung – erwartet wird, zeigt sich in den Kasko-Sparten ein erheblicher Anstieg der Aufwendungen, der im Wesentlichen auf den Sturm Kyrill zurückzuführen ist. In der Vollkasko signalisieren die bisher vorliegenden Zahlen einen Anstieg um 6 Prozent auf rund 5,7 Milliarden Euro. In Schadenquoten in der Kfz-Versicherung Jahr 1980 1985 1990 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Schadenquoten1) in Prozent KfzHaftpflicht Vollkasko Teilkasko 99,2 95,0 93,5 96,7 100,6 106,8 112,8 115,8 108,4 102,5 97,0 93,0 91,9 92,6 94,0 94,2 86,6 92,7 75,6 77,2 77,8 86,0 94,9 93,3 87,7 89,6 83,5 79,4 80,7 84,7 79,7 80,2 90,0 68,7 65,5 62,3 65,6 72,3 70,0 66,1 78,8 68,7 63,2 61,7 63,9 1) Anteil der Brutto-Schadenaufwendungen für Versicherungsfälle des Geschäftsjahres an den verdienten Beiträgen. Straßenverkehrsunfälle in Deutschland polizeilich erfasste Unfälle Unfälle mit Personenschaden Unfälle nur mit Sachschaden schwerwiegende Unfälle mit Sachschaden sonstige Alkoholunfälle1) übrige Sachschadenunfälle Verunglückte insgesamt Getötete Verletzte 2005 2006 Differenz in Prozent 2 253 992 336 619 1 917 373 100 073 19 408 1 797 892 438 804 5 361 433 443 2 235 318 327 984 1 907 334 96 460 18 895 1 791 979 427 428 5 091 422 337 – 0,8 – 2,6 – 1,0 – 3,6 – 2,6 – 0,3 – 2,6 – 5,0 – 2,6 1) Unfälle, bei denen mindestens ein Beteiligter alkoholisiert war. 92 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN Kfz-Haftpflichtversicherung in Zahlen Risiken, Schadenzahl, Schadenaufwand, Schadenhäufigkeit und Schadendurchschnitt, ab 1993 Gesamtdeutschland Meldejahr 1980 1990 1993 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Fahrzeuge1) Mio. Schadenfälle Mio. Schadenaufwand2) Mrd. EUR Schadenhäufigkeit3) Schadendurchschnitt4) EUR insgesamt5) davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw 26,964 34,368 45,246 46,794 47,422 48,142 48,805 49,683 50,634 51,143 51,620 52,301 52,641 52,960 53,618 19,980 26,851 34,619 35,382 35,646 35,895 36,155 36,767 37,372 37,698 37,986 38,558 38,782 38,865 39,203 3,331 3,756 4,412 4,256 4,059 3,972 4,054 4,199 3,974 3,819 3,740 3,634 3,552 3,449 3,392 2,505 2,903 3,432 3,270 3,119 3,050 3,096 3,177 3,000 2,918 2,882 2,828 2,771 2,686 2,637 5,499 8,362 11,734 12,816 12,792 13,045 13,404 13,655 13,261 13,016 12,716 12,465 12,322 12,133 11,791 4,377 6,772 9,425 10,162 10,163 10,349 10,573 10,625 10,317 10,232 10,051 9,886 9,750 9,575 9,298 124 109 98 91 86 83 83 85 78 75 72 69 67 65 63 125 108 99 92 88 85 86 86 80 77 76 73 71 69 67 1 651 2 226 2 659 3 011 3 152 3 285 3 307 3 252 3 337 3 408 3 400 3 430 3 469 3 518 3 476 1 747 2 333 2 746 3 108 3 258 3 393 3 414 3 345 3 439 3 507 3 488 3 496 3 518 3 564 3 526 1) Jahreseinheiten: unterjährige Verträge sind aufaddiert, 2) Versicherungsleistungen, gemeldete Schäden, 3) Zahl der Schäden je 1000 Fahrzeuge, 4) Schadenaufwand durch Anzahl der Schäden, 5) Pkw, Lkw, Motorräder, Mopeds usw. Wie lange unfallfrei? Prozentualer Anteil der Pkw-Fahrer in den Schadenfreiheitsklassen der Kfz-Haftpflichtversicherung Schadenfreie Jahre 2002 2003 2004 2005 2006 1 und weniger 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 und mehr 6,7 4,0 4,4 4,5 4,5 4,4 4,3 4,0 3,9 3,9 3,7 3,7 3,6 3,5 3,1 3,7 2,9 31,2 6,5 3,8 4,1 4,4 4,5 4,4 4,3 4,0 3,8 4,0 3,7 3,4 3,5 3,3 3,3 3,0 3,5 32,5 6,1 3,6 3,9 4,2 4,4 4,4 4,3 4,0 3,9 3,9 3,9 3,4 3,2 3,3 3,1 3,1 2,9 34,4 6,1 3,3 3,7 4,0 4,2 4,4 4,2 4,0 3,8 4,0 3,8 3,6 3,2 3,0 3,1 3,0 3,0 35,7 7,2 2,9 3,3 3,8 3,9 4,1 4,1 3,9 3,8 3,8 3,8 3,5 3,3 3,0 2,8 2,9 2,8 36,9 der Teilkasko-Versicherung ist sogar ein Anstieg um 15 Prozent auf rund 1,2 Milliarden Euro zu erwarten. Für alle Sparten ergibt sich insgesamt eine Steigerung der Schadenaufwendungen um 2,2 Prozent auf 19,2 Milliarden Euro. Insgesamt erwarten die Autoversicherer für 2007 einen versicherungstechnischen Verlust in der Größenordnung von rund 200 Millionen Euro. JAHRBUCH 2007 93 Diebstahl versicherter Kraftfahrzeuge nach Zahl und Schadenaufwand Totalentwendungen kasko-versicherter Kraftfahrzeuge nach Zahl und Schadenaufwand1) Anzahl Meldejahr 1985 1990 1995 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Schadenaufwand in Mio. EUR alle Kfz davon Pkw alle Kfz davon Pkw 60 984 53 705 111 272 65 784 61 062 58 764 55 767 52 980 46 562 41 632 34 511 40 079 89 072 42 560 37 549 34 775 31 707 28 674 23 771 18 965 197 312 686 429 418 416 411 403 370 318 153 261 587 316 308 301 293 284 253 211 je 1000 versicherter Fahrzeuge Durchschnittsschaden 1,0 1,2 1,1 0,6 0,3 0,3 0,2 0,4 0,6 0,4 0,3 0,3 0,3 0,3 2,4 0,3 0,3 0,2 0,2 0,7 9 849 12 667 19 193 13 187 3 464 4 775 5 808 4 950 9 767 7 951 12 215 6 195 8 758 7 087 46 865 9 483 4 774 6 178 8 978 10 223 1) ab 1991 Gesamtdeutschland. Diebstahl versicherter Pkw nach Autofabrikaten Totalentwendungen 2006 im Vergleich Marke/Hersteller Volkswagen Audi BMW Mercedes-Benz Opel Ford/Europa Renault*) Fiat Skoda Seat Toyota Peugeot Mazda Nissan Porsche Mitsubishi*) Honda Citroën Volvo Chrysler Stückzahl absolut Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent 6 434 2 574 2 271 1 803 1 234 862 397 367 348 235 328 243 228 186 222 150 104 105 84 100 – 22,4 – 25,8 – 14,3 – 26,9 – 21,6 – 13,5 – 22,0 – 26,7 – 19,3 – 23,0 11,6 – 10,3 – 5,4 – 21,8 13,3 – 5,7 – 19,4 – 13,2 – 29,4 – 11,5 EUR *) In den Daten des Herstellers Renault sind ab 2003 auch die Fahrzeuge des Herstellers Matra enthalten, die Daten von Mitsubishi beinhalten ab 2003 die Fahrzeuge des Herstellers Hyundai Precision. Diese Zusammenfassungen wurden bei den Vorjahresvergleichen berücksichtigt. 94 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN Vollkasko in Zahlen Risiken, Schadenzahl, Schadenaufwand, Schadenhäufigkeit und Schadendurchschnitt, ab 1993 Gesamtdeutschland Meldejahr 1980 1990 1993 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Fahrzeuge1) Mio. Schadenfälle Mio. Schadenaufwand2) Mrd. EUR Schadenhäufigkeit3) Schadendurchschnitt4) EUR insgesamt5) davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw 5,276 10,428 15,570 14,834 15,339 16,009 16,947 18,125 19,216 19,831 20,396 20,871 21,116 21,347 21,960 – – – 13,392 13,874 14,519 15,382 16,416 17,344 17,879 18,413 18,945 19,178 19,371 19,898 1,307 2,374 3,501 2,944 2,617 2,504 2,630 2,984 3,086 3,042 3,344 3,268 3,218 3,238 3,348 – – – 2,632 2,332 2,232 2,342 2,643 2,713 2,668 2,963 2,923 2,889 2,909 3,009 1,184 3,029 5,438 4,601 4,471 4,194 4,454 4,918 5,029 5,045 5,436 5,223 5,045 4,996 5,078 – – – 3,944 3,816 3,563 3,787 4,122 4,199 4,227 4,597 4,470 4,328 4,270 4,340 248 228 225 198 171 156 155 165 161 153 164 157 152 152 152 – – – 197 168 154 152 161 156 149 161 154 151 150 151 907 1 276 1 553 1 564 1 708 1 675 1 693 1 648 1 629 1 659 1 626 1 598 1 568 1 543 1 517 – – – 1 498 1 637 1 596 1 617 1 559 1 548 1 584 1 551 1 529 1 498 1 468 1 442 1) Jahreseinheiten: unterjährige Verträge sind aufaddiert 2) Versicherungsleistungen, gemeldete Schäden, 3) Zahl der Schäden je 1000 Fahrzeuge, 4) Schadenaufwand durch Anzahl der Schäden, 5) Pkw, Lkw, Motorräder, Mopeds usw. Teilkasko in Zahlen Risiken, Schadenzahl, Schadenaufwand, Schadenhäufigkeit und Schadendurchschnitt, ab 1993 Gesamtdeutschland Meldejahr 1980 1990 1993 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Fahrzeuge1) Mio. Schadenfälle Mio. Schadenaufwand2) Mrd. EUR Schadenhäufigkeit3) Schadendurchschnitt4) EUR insgesamt5) davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw 18,164 18,051 19,103 20,092 20,249 20,079 19,699 19,320 18,979 18,556 18,205 18,049 17,908 17,775 17,626 – – – 15,676 15,651 15,294 14,775 14,338 13,957 13,561 13,252 13,124 12,990 12,857 12,709 1,773 1,934 1,949 1,812 1,724 1,598 1,545 1,586 1,523 1,397 1,558 1,447 1,396 1,364 1,341 – – – 1,613 1,535 1,408 1,356 1,393 1,333 1,221 1,363 1,267 1,224 1,195 1,177 0,457 0,923 1,255 1,302 1,296 1,179 1,177 1,228 1,182 1,083 1,277 1,139 1,045 0,996 0,974 – – – 1,114 1,103 0,987 0,977 1,009 0,971 0,877 1,034 0,921 0,840 0,795 0,786 98 107 102 90 85 80 78 82 80 75 86 80 78 77 76 – – – 103 98 92 92 97 95 90 103 97 94 93 93 258 477 644 722 752 738 762 774 776 775 819 788 748 730 726 – – – 690 719 701 721 725 728 718 758 726 686 666 668 1) Jahreseinheiten: unterjährige Verträge sind aufaddiert 2) Versicherungsleistungen, gemeldete Schäden, 3) Zahl der Schäden je 1000 Fahrzeuge, 4) Schadenaufwand durch Anzahl der Schäden, 5) Pkw, Lkw, Motorräder, Mopeds usw. JAHRBUCH 2007 95 Was Autounfälle im Schnitt kosten Schadenaufwand je Pkw-Unfall in der Kraftfahrzeughaftpflicht-, Vollkasko- und Teilkaskoversicherung; ab 1995 Gesamtdeutschland © GDV-Jahrbuch 2007 1985 1 952 1 154 525 1990 2 333 1 214 656 1995 3 108 1 498 690 2000 3 439 1 548 728 2003 3 496 1 529 726 2004 3 518 1 498 686 2005 3 564 1 468 666 2006 3 526 1 442 668 0 500 1 000 1 500 Schadendurchschnitt in EUR Kraftfahrzeughaftpflicht Vollkasko Teilkasko 2 000 2 500 3 000 3 500 4 000 96 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN Entwicklung des Kraftfahrzeug-Bestandes in Tsd.*) Jahr 1950 1980 19902) 2000 2004 2005 2006 2007 Kraftfahrzeuge insgesamt 2 021 26 938 35 554 51 365 54 082 54 520 54 910 55 511 1980 1990 2000 2004 2005 2006 2007 3,2 3,1 1,5 0,8 0,8 0,7 1,1 1951–1960 1961–1970 1971–1980 1981–1990 1991–2000 14,8 7,7 4,8 2,8 4,7 darunter Personenund Kombinationskraftwagen Lastkraftwagen nachrichtlich Kraftfahrzeuge mit Versicherungskennzeichen1) 540 384 – 23 192 1 277 2 110 30 685 1 389 954 42 840 2 527 1 743 45 023 2 586 k.A. 45 376 2 572 k.A. 46 090 2 573 k.A. 46 570 2 604 k.A. Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent 2,9 3,3 4,8 3,1 3,3 0,3 1,2 2,5 0,0 0,8 – 1,3 k.A. 0,8 – 0,5 k.A. 1,6 0,0 k.A. 1,0 1,2 Jahresdurchschnittliche Veränderungsraten in Prozent 24,0 5,9 ° 12,0 4,2 – 7,2 5,2 2,2 7,2 2,8 0,8 – 7,2 4,0 6,7 – 2,3 Neuzulassungen (fabrikneuer Kfz) Besitzumschreibungen (gebrauchter Kfz) 513 2 791 3 387 3 972 3 775 3 832 k.A. k.A. 337 5 511 7 034 8 363 7 479 7 454 k.A. k.A. – 6,1 8,1 – 10,5 1,1 1,5 k.A. – 0,4 – 2,3 – 3,3 – 2,4 – 0,3 k.A. 9,0 6,8 1,7 2,0 – 0,1 16,1 8,9 4,6 2,5 – 0,9 *) Erfassungsstand im zentralen Fahrzeugregister (ZFZR), 1) zulassungsfreie Fahrzeuge mit Versicherungskennzeichen, 2) nachrichtlich: Bundesrepublik Deutschland nach dem Gebietsstand ab dem 3. Oktober 1990 – Quelle: Kraftfahrt-Bundesamt. Rückblick auf 2006 Das Geschäftsergebnis 2006 weist bei einem nur geringen Bestandswachstum und einem starken Absinken der Durchschnittsbeiträge einen Rückgang der Bruttobeitragseinnahmen um 3,6 Prozent auf 21,2 Milliarden Euro aus. In der KH-Versicherung zeigte sich bei einem nur geringfügigen Bestandswachstum ein Rückgang der Bruttobeitragseinnahme um 3,6 Prozent auf knapp 13,1 Milliarden Euro. Dabei spiegelte auch das starke Absinken der Durchschnittsbeiträge in KH um 4,6 Prozent den harten Wettbewerb wider. In der Kaskoversicherung war diese Entwicklung noch deutlicher, wobei in der Vollkasko-Versicherung die Durchschnittsprämie um 5,4 Prozent und in der Teilkasko-Versicherung um 3,8 Prozent zurückgingen. Dies war umso unerfreulicher, als die Entwicklung auf der Schadenseite kein nennenswertes Kompensationspotenzial erbrachte. Die Schadenaufwendungen gingen – anders als in den Vorjahren – nur noch geringfügig um knapp 1 Prozent auf 18,8 Milliarden Euro zurück. JAHRBUCH 2007 97 Dennoch ergab sich ein versicherungstechnischer Ertrag von knapp 1 Milliarde Euro, der zum großen Teil auf Abwicklungserträgen beruht. Unfallforschung der Deutschen Versicherer Die Unfallforschung der Versicherer hat sich nach abgeschlossener Umstrukturierung in den Bereichen Fahrzeugsicherheit, Verkehrspädagogik und Verkehrsinfrastruktur gut in der Fachwelt etabliert. Sie greift dabei im Wesentlichen auf externe Forschungskapazitäten zu. Diese finden sich in Hochschulen und universitären Instituten, in Ingenieurbüros und bei anderen in der Unfallforschung aktiven Unternehmen und Vereinen. Insbesondere werden Fahrzeugversuche durch externe Dienstleister durchgeführt. Mit dem Umbau der Unfallforschung hat sich auch der Entscheidungsprozess geändert: Zunächst wird in einem neu geschaffenen Expertengremium (brainpool) grundsätzlich über zu erforschende Sachverhalte beraten und sodann ausgewählte Institute aufgefordert, ein exaktes Untersuchungsdesign zur vorgegebenen Thematik auszuarbeiten. Der überzeugendste Ansatz wird dann jeweils vom brainpool der Schadenverhütungskommission zur endgültigen Beschlussfassung vorgelegt. Diese hat zunächst grundsätzlich vier Forschungsschwerpunkte definiert, die vorrangig, aber nicht ausschließlich behandelt werden sollen: Kinder und Jugendliche, Senioren, Motorradfahrer, Fahrerassistenzsysteme. Zu allen Bereichen laufen dementsprechend Forschungsarbeiten, die, außer zum Thema Motorrad, zunächst grundsätzlich den Status Quo ermitteln und – eventuell mit weiteren Partnern – an den ermittelten Schwachstellen Diebstahl versicherter Pkw nach Bundesländern Länder Nordrhein-Westfalen Berlin Niedersachsen Bayern Hessen Baden-Württemberg Sachsen Brandenburg Hamburg Schleswig-Holstein Sachsen-Anhalt Rheinland-Pfalz Mecklenburg-Vorpommern Thüringen Bremen Saarland Bundesgebiet Versicherungsfälle absolut je 1000 Pkw Häufigkeit 2006 2005 Veränderung in Prozent 2006 2005 4 659 2 213 1 905 1 439 1 338 1 299 953 947 874 768 667 603 553 306 194 147 18 965 6 392 2 446 2 427 1 844 1 760 1 593 1 118 1 083 1 028 931 742 764 616 470 319 202 23 771 – 27,1 – 9,5 – 21,5 – 22,0 – 24,0 – 18,5 – 14,8 – 12,6 – 15,0 – 17,5 – 10,1 – 21,1 – 10,2 – 34,9 – 39,2 – 27,2 – 20,2 0,7 2,7 0,6 0,3 0,5 0,3 0,6 1,0 1,6 0,6 0,8 0,3 1,0 0,4 0,9 0,3 0,6 0,9 2,9 0,7 0,4 0,7 0,4 0,7 1,2 1,9 0,8 0,9 0,4 1,1 0,6 1,5 0,4 0,7 konzentriert weitere Forschungsvorhaben aufsetzen sollen. Um die Fachdiskussion anzuschieben hat der GDV daher im September 2007 gemeinsam mit dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR), der Deutschen Verkehrswacht (DVW) und der Bundesarbeitsgemeinschaft Kindersicherheit (BAG) in Berlin ein interdisziplinäres Symposium zur Kindersicherheit veranstaltet. Zum Thema Motorrad hat die GDV-Unfallforschung sich zu einem interdisziplinären Vorhaben gemeinsam mit den Universitäten Dresden und Berlin entschieden: Unfallursachen, die in der Infrastruktur liegen und Unfallursachen, die im Fahrzeug bzw. beim Fahrer liegen, werden gleichermaßen untersucht. Teil dieser Untersuchung war eine inzwischen abgeschlossene Fahrerbefragung gemeinsam mit der Zeitschrift MOTORRAD. Allein die überraschend 98 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN hohe Zahl von ca. 5 000 Rückmeldungen liefert eine Vielzahl von Erkenntnissen auch für spätere Vorhaben in diesem Bereich. Grundsätzlich hat die GDV-Unfallforschung ihre Bemühungen um eine internationale Vernetzung intensiviert. Es ist offensichtlich, dass ein erheblicher Teil der das Forschungsgebiet betreffenden Gesetze und Verordnungen nicht mehr in Berlin, sondern in Brüssel gestaltet werden. Von der EU-Kommission und dem Europaparlament gehen außerdem regelmäßig gesetzgeberische oder wissenschaftliche Anstöße aus. Der GDV ist deshalb dem Europäischen Verkehrssicherheitsrat (ETSC) beigetreten, bemüht sich aber vordringlich um eine engere Zusammenarbeit der von Versicherern getragenen oder unterstützten Unfallforschungsinstitutionen. Dies ist vor allem für den Fachbereich Fahrzeugsicherheit unerlässlich, da die international arbeitenden Automobilunternehmen auf länderübergreifende Testregularien und konstruktive Anforderungen angewiesen sind. Mit regelmäßigen Arbeitsgruppen besonders intensiv ist der Austausch mit dem Kuratorium für Verkehrssicherheit, Wien, und der Beratungsstelle für Unfallverhütung, Bern. Folgende große Projekte wurden im Jahr 2007 unter anderem abgeschlossen: Gefahren durch Leichtkraftfahrzeuge Mit der Schaffung der gesetzlichen Möglichkeit in Deutschland für Jugendliche ab 16 Jahren, mit dem leicht erwerbbaren Führerschein Klasse S sogenannte Leichtkraftfahrzeuge zu fahren, befürchteten die deutschen Versicherer ein erhebliches Schadenvolumen in diesem Bereich. Diese Fahrzeuge, die äußerlich genau wie ein Kleinwagen aussehen, allerdings nur 350 kg wiegen und nicht schneller als 45 km/h sein dürfen, sind in Frankreich, Italien und Spanien beliebt bei älteren Menschen in ländlichen Regionen, die keinen Autoführerschein besitzen. In Deutschland haben sie sich bisher nicht in nennenswerten Stückzahlen durchgesetzt. Insbesondere Jugendliche machen von dem Angebot nur in sehr geringen Maße Gebrauch. Das bei der Untersuchung ermittelte sehr schlechte Sicherheitsniveau dieser Fahrzeuge wird daher für den deutschen Versicherungsmarkt zumindest absehbar nicht die befürchteten Folgen haben. Die Erkenntnisse – insbesondere bei Frontalund Seitenkollisionen mit herkömmlichen Fahrzeugen müssten die Insassen mit schweren oder tödlichen Verletzungen rechnen – wurden im Juni 2007 im Rahmen eines Symposiums in Brüssel der europäischen Öffentlichkeit und vor allem der EU-Kommission präsentiert. Allgemein akzeptiert wurde dort die Notwendigkeit der Existenz einer solchen Fahrzeugklasse für die Mobilität älterer Menschen. Innerhalb dieses Rahmen allerdings versprachen die Hersteller verstärkte Bemühungen, das Sicherheitsniveau der Fahrzeuge zu verbessern. Massenphänomen Wildunfälle Angesichts von rund 200 000 Wildunfällen pro Jahr war es Ziel des Projekts, herauszufinden, welche der bekannten Maßnahmen erfolgreich sind und in welchem Maße. Zum ersten Mal wurde damit – statt Einzelbeobachtungen über kurze Zeiträume – wissenschaftlich exakt über sechs Jahre ein Vorher-NachherVergleich für die Maßnahmen Duftzaun, optische und akustische Reflektoren, Rückschnitt von Hecken und Wildwechselschilder durchgeführt. Eindeutiges, wenn auch enttäuschendes Ergebnis: Keiner der Maßnahmen JAHRBUCH 2007 99 konnte ein signifikanter Einfluss zugeschrieben werden. Bei dieser Gelegenheit konnte auch festgestellt werden, dass entgegen landläufiger Meinung, die Gefahr nicht nur bei Dämmerung, sondern vor allem nachts besonders hoch ist. Auch ist es unzutreffend, dass Frühjahr und Herbst Schwerpunkte des Unfallgeschehens bilden. Autositztests Im Bereich des Sitz-Kopfstützensystems hat die eingangs erwähnte internationale Zusammenarbeit von Versichererinstituten schon vor einigen Jahren zur erfolgreichen Konstituierung der International Insurance Whiplash Prevention Group (IIWPG) geführt. Im Rahmen des in dieser Gruppe vereinbarten Testprotokolls werden jährlich im britischen ThatchamInstitute die Sitze verschiedener Autohersteller in Bezug auf ihre Schutzwirkung bei Heckaufprall getestet. Die GDV-Unfallforschung macht sich die Bewertungen zu eigen und hat diese im dritten Jahr in Folge der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Hoffnung, dass durch diese periodische Veröffentlichung der Druck auf die Hersteller zunimmt, hat zumindest bisher noch nicht zu nennenswert besseren Produkten geführt. Immer noch war 2007 jeder zweite getestete Sitz mäßig oder schlecht, besonders in Kleinwagen und Minivans zeigten sich erhebliche Sicherheitsdefizite. Da das Thema HWS-Verletzung auf allen europäischen Versicherungsmärkten – wenn auch mit unterschiedlichem Gewicht – einen beachtlichen Teil des Schadenaufwands bei Personenschäden ausmacht, wird die Untersuchung jährlich fortgesetzt. Risiken durch ältere Lkw-Fahrer Die im Frühjahr abgeschlossene Studie konnte – auch aufgrund unzureichender statistischer Datenlage – eine besondere Gefährdung durch ältere Lkw-Fahrer nicht ermitteln. Es gibt allerdings ausreichend Anhaltspunkte dafür, dass Fahrer, die älter als 65 sind, ein deutlich höheres Risiko haben, in einen Unfall mit Personenschaden verwickelt zu werden. Risiko erhöhend wirken dabei Dunkelheit und komplexe Fahrsituationen. Ob hier ein zu lösendes Problem in der Zukunft auf uns zu kommt, hängt daher von der Entwicklung des Arbeitsmarktes bei Lkw-Fahrern ab. Nur wenn in Zukunft deutlich mehr ältere Fahrer unterwegs wären, müsste über das Thema in Bezug auf Erfolg versprechende Maßnahmen neu nachgedacht werden. „Wir können das!“ Die Initiative der GDV-Unfallforschung zielt auf mehr Sicherheit für Kinder im Vorschulalter und wird von der Deutschen Verkehrswacht (DVW) und der Bundesarbeitsgemeinschaft Kindersicherheit (BAG) unterstützt. Die Initiative hat speziell für den Kindergarten ein neues Medienpaket zum Thema Kindersicherheit zusammengestellt. Inhalte sind Arbeitshilfen für Erzieherinnen und Erzieher, ein Erlebnisheft für Kinder sowie ein Poster für Eltern. Mit Hilfe dieser Materialien kann das Thema Unfallverhütung attraktiv, spannend und informativ in der Kindertageseinrichtung umgesetzt werden. Ziel ist es, die hohe Zahl der Unfälle, die durch Ungeschicklichkeit, Unwissen, Leichtsinn oder auch durch bauliche Probleme oder Organisationsdefizite entstehen, zu verringern. Die Initiative ist mehrjährig angelegt und enthält Bausteine für die Kinder selbst, für Erzieherinnen und Erzieher zur Unterstützung der pädagogischen Arbeit im Kindergarten, zur Ansprache der Eltern und zur Information der breiten Öffentlichkeit. 100 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN Don’t drug and drive Mit frischem Schwung ist der GDV 2007 in die schon seit mehreren Jahren laufende Kampagne „Don’t drug and drive“ gestartet, die vor allem jugendliche Fahrer davon abhalten soll, unter Drogeneinfluss Auto oder Motorrad zu fahren. Mit Unterstützung des RallyeNachwuchsfahrers Tim Stebani wird die Botschaft über die entsprechenden Motorsportmedien erfolgreich in die junge Zielgruppe transportiert. Diese wird auch durch den Fotowettbewerb „Zeig mir deinen klaren Blick“ angesprochen, der unter der Schirmherrschaft der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Sabine Bätzing, steht. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit sechs Bundesländern wird mit überarbeiteten Materialien unverändert fortgesetzt. Beiträge und Leistungen in der Allgemeinen Haftpflichtversicherung Jahr 1980 1990 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Beitragseinnahmen Mrd. EUR 1,8699 3,5614 5,4502 5,6287 5,7661 5,7780 5,8913 5,8767 5,9219 6,1484 6,3059 6,5349 6,8068 6,8736 Leistungen für Versicherungsfälle1) Mrd. EUR 1,4025 2,7007 4,3322 4,5023 4,7439 4,7285 4,8828 4,6634 5,0461 4,6471 4,4006 4,4798 4,4344 4,4682 1) Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle des Geschäftsjahres s.a.G. Veränderung in Prozent 6,4 5,7 10,7 3,9 5,4 – 0,3 3,3 – 4,5 8,2 – 7,9 – 5,3 1,8 – 1,0 0,8 Allgemeine Haftpflichtversicherung Für das Geschäftsjahr 2007 ist in der Allgemeinen Haftpflichtversicherung hochgerechnet mit einem verhaltenen Beitragswachstum von lediglich etwa 1 Prozent gegenüber 2006 auf rund 6,9 Milliarden Euro zu rechnen. Da im laufenden Jahr gleichzeitig mit einer stärker wachsenden Zahl der Verträge in Höhe von 1 Prozent zu rechnen ist, wird der Durchschnittsbeitrag pro Vertrag mit Ausnahme einiger besonders risikoexponierter Geschäftssegmente trotz des absoluten Beitragswachstums sinken. Die Geschäftsjahres-Schadenquote vor Abwicklung wird gegenüber dem Vorjahr etwas steigen und voraussichtlich bei etwa 66 Prozent liegen. Die Combined Ratio nach Abwicklung würde auf dieser Basis rund 86 Prozent betragen. Dies wäre ein erneut zufriedenstellendes Gesamtergebnis. Allerdings wird die Haftpflichtversicherung zusehends durch sich verschärfende gesetzliche Rahmenbedingungen sowie eine Zunahme schwer kalkulierbarer Änderungsrisiken beeinflusst. Zu nennen sind hier insbesondere der fortgesetzte problematische Trend zur Einführung weiterer Pflicht-Haftpflichtversicherungen sowie die stetige Ausweitung der gesetzlichen Haftung. Jüngste Beispiele sind das am 14. November 2007 in Kraft getretene Umweltschadensgesetz, mit dem eine öffentlich-rechtliche Haftung für Umweltschäden einschließlich Biodiversitätsschäden eingeführt wird und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, das in Fällen von JAHRBUCH 2007 101 Diskriminierung im allgemeinen Zivilrechtsverkehr sowie speziell in Arbeitsverhältnissen eine verschärfte Haftung des Arbeitgebers vorsieht. Für diese neuen gesetzlichen Haftungstatbestände hat der Verband jeweils unverbindliche Musterbedingungen entwickelt. Diese Versicherungsmodelle sollen die deutsche Versicherungswirtschaft auf breiter Basis in die Lage versetzen, auch für solche neuartigen Haftungsrisiken innovativen Versicherungsschutz zur Verfügung zu stellen und damit die Wünsche und Bedürfnisse des Marktes zu befriedigen. Auf der einen Seite liegen darin Chancen auf zusätzliches Marktwachstum, andererseits aber auch Risiken. So kann insbesondere über das Ausmaß der durch das Umweltschadensgesetz neu entstehenden Haftungsrisiken derzeit nur spekuliert werden und liegen den Versicherern kaum verlässliche Kalkulationskriterien vor. Darüber hinaus hat die Reform des Versicherungsvertragsgesetzes (VVG) zu wesentlichen Änderungen der Regelungen über die Haftpflichtversicherung geführt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Haftpflichtversicherungsschutz grundsätzlich nicht in unbegrenztem Umfang möglich ist. Um die Versicherungsbeiträge für die Versicherungsnehmer bezahlbar gestalten zu können und aufsichtsrechtliche Vorgaben zu erfüllen, ist die Möglichkeit einer Vereinbarung von Deckungsbegrenzungen zwischen Versicherer und Versicherungsnehmer erforderlich. Typische marktübliche Deckungsbegrenzungen sind zum Beispiel Serienschadenklauseln, Ausschlüsse für vorsätzlich verursachte Schäden oder solche, die in den Vertragserfüllungsbereich fallen. Nur wenn sichergestellt ist, dass die Vereinbarung solcher marktüblicher Deckungsbegrenzungen auch nach neuem VVG nicht dem Zweck der jeweiligen Pflichtversicherung widerspricht, können weiterhin Haftpflichtdeckungen zu adäquaten Beiträgen zur Verfügung gestellt werden. Sofern aber damit gerechnet werden muss, dass gerichtlich jedwede Deckungsbegrenzung nach Eintritt eines Schadenfalles auf dem Prüfstand steht und damit möglicherweise unzulässig ist, müsste dieser Umstand zum Nachteil der Versicherungsnehmer in die Versicherungsbeiträge eingepreist werden. Rückblick auf 2006 Die verdienten Brutto-Beitragseinnahmen in der Allgemeinen Haftpflichtversicherung stiegen im Jahr 2006 um 1,0 Prozent auf 6,87 Milliarden Euro. Dabei entwickelte sich das Privatkundensegment allerdings deutlich besser als das Gewerbe- und Industriegeschäft. Dort hatten die Haftpflichtversicherer in manchen Segmenten sogar mit Beitragsrückgängen zu kämpfen. Die Anzahl der Verträge stieg 2006 um 0,7 Prozent. Die Geschäftsjahresschadenquote vor Abwicklung betrug 65, 4 Prozent, die Combined Ratio lag marktweit bei 85,4 Prozent. 102 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN Beiträge und Leistungen in der Privaten Unfallversicherung Jahr 1950 1960 1970 1975 1980 1985 1990 1995 1996 19974) 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Anzahl Versicherungsunternehmen 63 91 99 107 125 129 147 165 161 162 161 156 156 157 153 152 148 145 142 Beiträge1) Leistungen2) Mio. EUR Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent 29,3 124,2 456,4 828,1 1 471,4 2 260,7 3 139,8 4 662,5 4 824,8 4 986,9 5 134,4 5 300,2 5 403,6 5 484,7 5 603,9 5 808,4 5 969,2 6 034,3 6 237,0 13,7 12,2 16,5 11,7 12,0 7,7 7,3 4,0 3,5 3,4 3,0 3,2 2,0 1,5 2,2 3,6 2,8 1,1 3,4 Schadenquote3) Mio. EUR Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent in Prozent ° 62,2 213,9 392,2 691,4 1 027,6 1 419,8 2 165,6 2 285,7 2 388,5 2 471,8 2 509,8 2 460,4 2 451,6 2 392,4 2 546,1 2 586,2 2 661,5 2 794,6 ° 11,7 20,3 13,3 12,1 8,4 6,1 6,8 5,5 4,5 2,7 1,5 – 2,0 – 0,4 – 2,4 6,4 1,6 2,9 5,0 ° 57,3 54,8 53,6 53,8 52,5 52,6 54,1 55,5 56,6 57,4 57,0 55,2 54,4 52,4 54,5 54,6 56,1 57,4 1) gebuchte Brutto-Beiträge inländisches Direktgeschäft, 2) Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle des Geschäftsjahres s.a.G., 3) Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle s.a.G. in Relation zu den verdienten Bruttorisiko-Beiträgen s.a.G., 4) bereinigt – Quelle: GDV. Private Unfallversicherung Für 2007 rechnen die Unfallversicherer mit einem leicht abgeflachten Wachstum von 2,0 Prozent bei den Brutto-Beitragseinnahmen. Diese werden, bei weitgehend unverändertem Schadengeschehen, 2007 voraussichtlich auf rund 6,4 Milliarden Euro anwachsen. Die Geschäftsjahresschadenquote wird mit 56 Prozent besser ausfallen als im Vorjahr. Die Combined Ratio wird 2007 voraussichtlich bei 85 Prozent liegen. Demgegenüber wird sich auch 2007 der Trend zu sinkenden Vertragszahlen fortsetzen: Für 2007 ist von einem weiteren leichten Rückgang um 0,5 Prozent auszugehen. Die Produktinnovationen haben bislang nicht vermocht, diesen Trend zu stoppen. Zu nennen sind hier insbesondere die am Markt mittlerweile etablierten Senioren-Unfallversicherungsprodukte, die die klassischen Unfallversicherungsleistungen (Kapital und Rente) durch verschiedene für Senioren bedeutsamen Assistance-Leistungen (zum Beispiel Hausnotruf, Menüservice) ergänzen. Der GDV hat seinen Mitgliedsunternehmen hierzu unverbindliche Musterbedingungen zur Verfügung gestellt. JAHRBUCH 2007 103 Gleichzeitig hat aber die zum Ende des vergangenen Jahres veröffentlichte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes nochmals die Dramatik des demographischen Wandels vor Augen geführt: Bis zum Jahr 2050 wird mehr als ein Drittel der Bevölkerung der Bundesrepublik älter als 60 Jahre sein. Da in der Unfallversicherung der Schadenbedarf im Alter deutlich ansteigt, stellt diese Entwicklung für die Unfallversicherer eine besondere Herausforderung dar, die durch ein steigendes Engagement im Seniorenbereich noch verschärft wird. Im GDV ist den Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Unfallversicherung daher ein erhöhter, zunächst analysierender Augenmerk zugewandt worden. Rückblick auf 2006 Die Unfallsparte konnte in 2006 bei den Brutto-Beitragseinnahmen ein Zuwachs von 3,4 (2005: 1,1) Prozent auf gut 6,2 Milliarden Euro verzeichnen. Dieser kräftige Zuwachs ist ganz wesentlich durch das UBR-Geschäft bedingt. Insbesondere die Zahl der Verträge mit Einmalbeitragszahlung hat deutlich zugenommen. Gleichwohl hat sich auch 2006 – wenn auch abgebremst – der seit 2003 zu beobachtende Trend zu sinkenden Vertragsstückzahlen fortgesetzt. Es war in 2006 marktweit abermals ein Rückgang um 0,2 Prozent (2005: 0,2) zu beobachten. Zwar konnte in diesem Zeitraum auch eine verstärkte Zusammenlegung von Risiken in Gruppen- und Familienverträgen beobachtet werden, ausschlaggebend scheint jedoch die in der Bevölkerung als angespannt empfundene wirtschaftliche Lage gewesen zu sein. Die Unfallversicherung scheint hier dann – zu Unrecht – allzu oft als entbehrliche Versicherung verstanden worden zu sein. Die Schadenseite ist in 2006 insgesamt stabil geblieben. Gegen- Beitragseinnahmen, Risiken und Schäden in der Rechtsschutzversicherung Jahr 1980 1990 1995 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Brutto-Beitragseinnahmen Anzahl der Risiken Schadenfälle1) Versicherungsleistungen1) Mrd. EUR Mio. Mio. Mrd. EUR 0,840 1,631 2,216 2,467 2,605 2,635 2,690 2,707 2,727 2,827 2,924 3,014 3,066 17,204 24,457 29,437 29,301 28,813 28,575 28,942 29,010 29,002 29,086 28,850 28,833 28,649 2,230 2,990 3,534 3,601 3,573 3,584 3,475 3,469 3,612 3,699 3,569 3,463 3,551 0,532 1,118 1,776 1,914 1,950 1,938 1,922 1,966 2,042 2,083 2,137 2,229 2,215 1) Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle des Geschäftsjahres s.a.G. über 2005 waren lediglich leichte Steigerungen zu beobachten. Auffällig war, dass die Schadenstückzahlen in den ersten beiden Quartalen 2006 sehr deutlich angestiegen waren, was auf den harten und langen Winter 2005/2006 mit einer Fülle an Stürzen zurückzuführen war. Rechtsschutzversicherung In der Rechtsschutzversicherung wird bis zum Jahresende 2007 mit einem Beitragswachstum von 2,5 Prozent auf rund 3,1 Milliarden Euro gerechnet. Dieses Anwachsen ist ganz wesentlich auf die Beitragsanpassungsmöglichkeiten ab Oktober 2006 zurückzuführen. Bei den Vertragsstückzahlen zeichnete sich bereits im letzten Jahr eine Trendwende ab, die sich 2007 zu bestätigen scheint. Der Vertragsabrieb ist gestoppt. Für 2007 wird ein Nullwachstum prognostiziert. 104 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN Das Schadengeschehen 2007 wird voraussichtlich stabil bleiben. Die Prognose geht von einem gleichbleibendem Schadenaufwand für Geschäftsjahresschäden in Höhe von rund 2,2 Milliarden Euro aus. Während in den vergangenen Jahren der Leistungsart des Arbeitsrechtsschutzes im Bereich der Schadenaufwendungen besondere Bedeutung zukam, hat die verbesserte Lage am Arbeitsmarkt hier nunmehr die Schadenlast gebremst. Demgegenüber beobachten die Rechtsschutzversicherer im Bereich des Vertragsrechtsschutzes eine deutliche Steigerung der Schadenstückzahlen, aber auch der Schadendurchschnitte. Mit dem In-Kraft-Treten des neuen VVG zum 1. Januar 2008 ist davon auszugehen, dass dieses Niveau auch in den kommenden Jahren hoch bleiben wird. Mit dem Wegfall des bisherigen versicherungsvertraglichen Alles-oderNichts-Prinzips und dessen Ersetzung durch Leistungskürzungen entsprechend der Schwere des Verschuldens entsteht ein hohes Maß an Rechtsunsicherheit, dass erst peu à peu durch die Rechtsprechung beseitigt werden wird. Für einen bestimmten Zeitraum muss die Sparte Rechtsschutz daher mit einem Mehr an Rechtsstreitigkeiten im Bereich des Versicherungsvertragsrechtsschutzes rechnen. Insgesamt wird für 2007 von einer Schadenquote in Höhe von 71 Prozent ausgegangen. Die Combined Ratio dürfte für 2007 mit 98 Prozent ebenfalls um etwa einen Prozentpunkt besser als im Vorjahr ausfallen. In der zweiten Jahreshälfte 2007 wird das Gesetzgebungsverfahren zur Reform des Rechtsberatungsrechts abgeschlossen werden. Das neue Rechtsdienstleistungsrecht wird den Rechtsschutzversicherern danach auch weiterhin eine eigene Rechtsberatungsbefugnis verwehren. Trotz positiver Erfahrungen europäischer Nachbarländer mit der Rechtsberatung durch Rechtsschutzversicherer und trotz einer anderslautenden Erwartungshaltung auf Seiten der Versicherungsnehmerschaft: 79 Prozent der Rechtsschutzversicherten wünschen sich eine Rechtsberatung durch ihren Versicherer. Umso bedeutsamer ist daher die weitere Verbreitung der AssistanceLeistung der vom Rechtsschutzversicherer vermittelten und finanzierten telefonischen anwaltliche Erstberatung. Nachdem mit dem Gesetzgebungsverfahren zum Rechtsdienstleistungsgesetz lediglich ein kleiner Schritt in Richtung einer Liberalisierung des Anwaltsmarktes angestoßen wurde, beobachten die Rechtsschutzversicherer die weiteren liberalisierenden Entwicklungen, insbesondere zum anwaltlichen Gebührenrecht, auf nationaler und europäischer Ebene mit großem Interesse. Aktuell prüft das Bundesjustizministerium im Gefolge jüngst ergangener Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs und des Bundesverfassungsgerichts etwa, inwieweit sich die aktuell in Deutschland noch geltenden Verbote der Unterschreitung der gesetzlichen Gebühren im gerichtlichen Verfahren und der Vereinbarung eines Erfolgshonorars im Lichte dieser Rechtsprechung noch aufrecht erhalten lassen. Rückblick auf 2006 Das Wachstum bei den Brutto-Beitragseinnahmen in der Rechtsschutzversicherung hat sich im vergangenen Jahr verlangsamt, dennoch war noch ein Plus von 1,7 Prozent (2005: 3,1) zu verbuchen. Bei den Vertragsstückzahlen zeichnet sich hingegen eine Trendwende ab, nachdem die Rechtsschutzversicherer in den beiden Vorjahren einen spürbaren Ver- JAHRBUCH 2007 105 tragsabrieb verzeichnen musste. Die Vertragszahlen sind 2006 erstmals seit 2003 wieder leicht um 0,2 Prozent (2005: minus 0,2) angestiegen. Diese Entwicklung deckt sich mit der generellen Beobachtung, dass der Rechtsschutzversicherung in der Bevölkerung – in einer Gesellschaft, die zunehmend von der „Verrechtlichung“ nahezu aller Lebensbereiche geprägt ist – wieder eine höhere Bedeutung beigemessen wird. Im Schadenbereich war das Jahr 2006 von einer gegenläufigen Entwicklung geprägt: während auf der einen Seite die Schadenaufwendungen für Geschäftsjahresschäden marktweit um 0,6 (2005: plus 4,3) Prozent abgesunken sind, ist die Anzahl der Geschäftsjahresschäden um 2,6 (2005: minus 3,0) Prozent angestiegen. Hauptursache ist wohl der Anstieg des „Telefonvolumens“ durch die anwaltlichen telefonischen Rechtsberatungen, die die Rechtsschutzversicherer mit hoher Kundenzufriedenheit zunehmend vermitteln und finanzie- ren. Der Erfolg dieser SchadenmanagementMaßnahme ist auch dafür verantwortlich, dass die kostentreibenden Auswirkungen des 2004 eingeführten neuen Rechtsanwaltsvergütungsgesetzes abgefedert werden konnten. Sachversicherung In den Zweigen der Sachversicherung haben sich die Geschäftsaussichten für das Jahr 2007 deutlich eingetrübt. Bei den Beitragseinnahmen hat die Industrielle Sachversicherung den stärksten Rückgang zu verzeichnen. Für das Geschäftsjahr 2007 wird in diesem Segment ein Abrieb der Beitragseinnahmen um minus 4 (2006: minus 5,3) Prozent erwartet. Es muss davon ausgegangen werden, dass der Abrieb der Beitragseinnahmen im Neu- und Ersatzgeschäft deutlich größer als die ausgewiesenen minus 4 Prozent ist. Der Grund hierfür liegt in konjunk- Schäden je Gefahr in der Verbundenen Hausrat- und Wohngebäudeversicherung Zahl der Schäden in 1000 Verbundene Hausratversicherung (VHV) gesamt1) Feuer2) Einbruchdiebstahl2) Leitungswasser2) Sturm2) Glas2) Elementar2) Verbundene Wohngebäudeversicherung (VGV) gesamt1) Feuer2) Leitungswasser2) Sturm2) Elementar2) Schadenaufwand in Mio. EUR Schadendurchschnitt in EUR3) 2006 2005 2004 2006 2005 2004 2006 2005 2004 1 303 520 410 240 80 30 10 1 338 540 440 230 70 30 10 1 426 580 460 230 90 50 10 1 153 450 410 210 40 10 10 1 175 460 450 190 30 10 20 1 226 480 480 190 30 10 10 884 862 1 018 885 408 267 1 298 878 838 1 046 847 360 259 1 555 860 820 1 045 828 349 275 1 218 1 923 190 1 140 610 20 1 978 190 1 060 700 20 2 092 180 1 020 860 10 3 165 740 1 710 610 50 2 996 700 1 610 600 40 3 017 700 1 540 710 20 1 646 3 384 1 411 868 2 358 1 515 3 451 1 405 763 2 136 1 442 3 653 1 410 759 1 668 1) alle Versicherungsunternehmen, 2) Schätzung aufgrund von Teilbeständen (mit der Genauigkeit gerundet auf 10 000 Stück bzw. 10 Mio. EUR), 3) es wurden alle Unternehmen berücksichtigt, die beide der jeweiligen Kennzahl zugrunde liegenden Messzahlen auf die Untersparten aufgeteilt haben. Daraus wurde direkt (ohne Hochrechnung) der Schadendurchschnitt ermittelt. 106 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN Prämien dem steigendem Geschäftsvolumen angepasst. turell bedingten Sekundäreffekten, die dämpfend in die Summe der Beitragseinnahmen eingeflossen sind: unter anderem wurden Versicherungssummen der Industriebetriebe infolge der günstigen Produktionsentwicklung aufgestockt bzw. umsatzabhängige Ebenfalls rückläufig sind die Beitragseinnahmen in der Verbundenen Hausratversicherung. Es wird erwartet, das die Beitragsein- Beitragseinnahmen in den Sachversicherungszweigen Gebuchte Brutto-Beiträge des inländischen Direktgeschäftes Beitragseinnahmen Versicherungszweige 1995 insgesamt Privat3) Glasversicherung Verbundene Hausratversicherung (VHV) Verbundene Wohngebäudeversicherung (VGV) Nicht-Privat Industrie: Sach und TV2) Industrie: Sach2) Feuer-Industrie Feuer-Betriebsunterbrechungsvers. Extended Coverage All-Risk-Versicherung TV/TV-BU Technische Versicherungen1) TV-Betriebsunterbrechungsversicherung Gewerbe4) Feuer-Gewerbe/Sonstiges Einbruchdiebstahl- und Beraubungsvers. Leitungswasserversicherung Sturmversicherung Einheitsversicherung Elementar/Gewerbe BU-Sonst. und Nicht-Aufgeteilt Restliche sonstige Sachversicherungen Kombinierte Gewerbeversicherung Landwirtschaft Feuer-Landwirtschaft Tierversicherung Hagelversicherung 2000 2005 2006 Mrd. EUR Mrd. EUR Mrd. EUR Veränderung in Prozent 12,545 5,897 0,625 2,185 3,083 6,648 3,873 2,436 1,565 0,589 0,240 0,037 1,438 1,373 0,065 2,210 0,827 0,550 0,306 0,275 0,021 – – – – 0,565 0,386 0,050 0,129 12,299 6,468 0,567 2,390 3,511 5,831 3,029 1,717 0,702 0,306 0,506 0,202 1,312 1,253 0,059 2,301 0,720 0,417 0,260 0,245 0,014 0,003 – – 0,539 0,501 0,337 0,046 0,118 14,172 7,053 0,512 2,555 3,985 7,120 4,125 2,777 0,950 0,431 0,830 0,567 1,347 1,271 0,076 2,510 0,696 0,331 0,251 0,245 0,010 0,007 0,050 0,075 0,844 0,485 0,297 0,063 0,126 0,4 2,7 – 2,5 2,2 3,6 – 1,7 – 3,0 – 3,7 – 5,6 0,4 – 7,3 2,4 – 1,5 – 2,0 7,8 0,8 0,9 – 2,2 1,8 0,8 4,4 11,7 11,6 – 31,5 5,2 – 2,5 – 1,6 – 1,0 – 5,5 Mrd. EUR Veränderung in Prozent Anteil in Prozent 14,234 7,143 0,485 2,592 4,066 7,091 4,032 2,631 0,831 0,381 0,801 0,618 1,401 1,315 0,086 2,573 0,694 0,320 0,250 0,249 0,011 0,007 0,058 0,077 0,906 0,486 0,296 0,065 0,125 0,4 1,3 – 5,4 1,4 2,0 – 0,4 – 2,3 – 5,3 – 12,6 – 11,7 – 3,4 9,1 4,0 3,4 13,0 2,5 – 0,4 – 3,3 – 0,4 1,9 9,8 13,8 15,4 2,6 7,4 0,1 – 0,2 2,9 – 0,5 100,0 50,2 3,4 18,2 28,6 49,8 28,3 18,5 5,8 2,7 5,6 4,3 9,8 9,2 0,6 18,1 4,9 2,2 1,8 1,7 0,1 0,0 0,4 0,5 6,4 3,4 2,1 0,5 0,9 1) Maschinen-, Montage-, Maschinengarantie-, Elektronik-, Bauleistungsversicherungen, Haushaltgeräte und TV-Sonstiges, 2) hier enthalten, aber nachfolgend nicht separat dargestellt ist die bis 1995 zur Industriellen Sachversicherung zählende Feuer-Haftung, 3) hier im Jahr 1995 enthalten, aber nicht extra aufgeführt ist die von 1993 –1995 zu Privat zählende Elementarschadenversicherung, 4) hier enthalten, aber für 1995 und 2000 nicht extra aufgeführt sind weitere sonstige Sachversicherungen. JAHRBUCH 2007 107 nahmen hier um minus 1,5 (2006: plus 1,4) Prozent zurückgehen werden. Grund hierfür sind unter anderem Beitragssenkungen durch die Anwendung der Beitragsanpassungsklauseln aus den Versicherungsbedingungen. Diese sehen ein Absenken des Beitrages für den Fall vor, dass das Mittel des mehrjährigen Schadenaufwandes rückläufig ist. Dieser Fall ist eingetreten. In der Verbundenen Wohngebäudeversicherung wird nur noch ein marginaler Anstieg der Schadenaufwand und Schadenquoten in den Sachversicherungszweigen Brutto-Schadenaufwand des inländischen Direktgeschäftes Versicherungszweige insgesamt Privat Glasversicherung Verbundene Hausratversicherung (VHV) Verbundene Wohngebäudeversicherung (VGV) Nicht-Privat Industrie: Sach und TV2) Industrie: Sach Feuer-Industrie Feuer-Betriebsunterbrechungsversicherung Extended Coverage All-Risk-Versicherung TV/TV-BU2) Technische Versicherungen2) TV-Betriebsunterbrechungsversicherung Gewerbe Feuer-Gewerbe/Sonstiges Einbruchdiebstahl- und Beraubungsvers. Leitungswasserversicherung Sturmversicherung Einheitsversicherung Elementar/Gewerbe BU-Sonst. und Nicht-Aufgeteilt Restliche sonstige Sachversicherungen Kombinierte Gewerbeversicherung Landwirtschaft Feuer-Landwirtschaft Tierversicherung Hagelversicherung Schadenaufwand Schadenquote1) 2006 Mrd. EUR 2005 Mrd. EUR Veränderung in Prozent 2006 in Prozent 2005 in Prozent 9,677 4,549 0,231 1,153 3,165 5,128 3,054 2,084 0,646 0,390 0,513 0,536 0,970 0,918 0,052 1,765 0,467 0,232 0,234 0,121 0,005 0,005 0,026 0,034 0,641 0,308 0,188 0,049 0,071 9,280 4,415 0,244 1,175 2,996 4,865 2,781 1,819 0,581 0,340 0,453 0,445 0,962 0,921 0,041 1,765 0,477 0,253 0,204 0,131 0,007 0,003 0,030 0,044 0,617 0,318 0,183 0,049 0,086 4,3 3,0 – 5,2 – 1,9 5,7 5,4 9,8 14,6 11,1 14,7 13,1 20,5 0,8 – 0,4 27,3 0,0 – 2,0 – 8,4 14,8 – 7,8 – 19,9 68,9 – 13,8 – 22,1 3,8 – 3,0 2,9 1,5 – 18,2 68,3 63,9 47,4 44,5 78,2 72,8 76,5 79,8 77,1 101,6 64,8 89,4 70,3 70,7 64,1 68,8 67,2 72,0 93,6 48,7 47,1 70,2 44,9 43,5 71,6 63,4 63,5 76,4 56,5 65,7 62,9 47,1 46,2 75,7 68,4 67,6 65,7 61,4 79,7 54,9 78,1 71,4 72,3 55,7 70,4 68,2 75,8 81,1 53,8 65,7 47,1 59,6 59,1 73,6 65,6 61,6 78,1 68,7 1) Verhältnis des Schadenaufwands an den verdienten Beiträgen, 2) u. a. Maschinen-, Montage-, Maschinengarantie-, Elektronik-, Bauleistungs-, Haushaltgeräte und Sonstige, bzw. nicht aufgeteilt gemeldete Technische Versicherungen. 108 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN Großschäden in der Industriellen Sachversicherung1) Feuerschäden aus FI/FBU, EC und All-Risks (bis 1999 nur FI/FBU) Jahr Schadenaufwand Anzahl Mrd. EUR 1980 1990 1995 1997 1998 1999 20002) 2001 2002 2003 2004 2005 2006 0,64 0,85 1,13 0,79 1,10 1,14 0,88 1,02 0,56 0,55 0,54 0,93 1,03 Schadendurchschnitt In der Gesamtschau wird dies über alle Sparten der Sachversicherung zu einem Rückgang der Beitragseinnahmen um minus 0,7 (2006: plus 0,4) Prozent führen. Mio. EUR 278 289 267 244 222 253 199 183 161 153 150 161 154 2,31 2,95 4,24 3,26 4,97 4,52 4,43 5,57 3,48 3,62 3,58 5,75 6,71 1) Schäden mit mindestens 500 000 EUR Schadenaufwand (bis 2001 1 Mio. DM), 2) ab 2000 inklusive Feuerschäden EC (Extended Coverage) und All-Risks. Aufgrund von Zuordnungsänderungen sind einige Werte ab 2000 geringfügig korrigiert. Beitragseinnahmen von 1 Prozent (nach 2 Prozent in 2006) erwartet. Leicht eingebrochen ist die Beitragseinnahmenentwicklung in der Gewerblichen Sachversicherung. Während dort in 2006 noch ein Beitragseinnahmenzuwachs von 2,5 Prozent zu verzeichnen war, lassen die vorliegenden Ergebnisse nur noch auf stagnierende Beitragseinnahmen schließen. In der Landwirtschaftlichen Sachversicherung, deren Einnahmen in 2006 fast unverändert blieben (plus 0,1 Prozent), dürften in diesem Jahr wieder eine um 1 Prozent rückläufige Entwicklung zu beobachten sein. Die Technischen Versicherungssparten werden im Ergebnis leicht von der anhaltenden Investitionsgüternachfrage profitieren und das Jahr auf der Einnahmeseite mit einem voraussichtlichen Wachstum von 1,0 (2006: plus 4,0) Prozent abschließen. Auf der Schadenseite hat das Sturmereignis „Kyrill“ alle anderen Faktoren überlagert. Allein Kyrill hat zu einem Anstieg der Geschäftsjahresschäden um 2,4 Milliarden Euro geführt und ist in allen Sparten auf der Schadenseite sichtbar geworden. Am stärksten war die Verbundene Wohngebäudeversicherung mit einem Schadenanstieg von plus 55 Prozent betroffen, dicht gefolgt von den gewerblichen Sachversicherungen (plus 35 Prozent) und den Industriellen Sachpolicen (plus 5 Prozent). Im Gegensatz zu 2006 verzeichnet die Großschadenentwicklung der Industriellen Sachversicherung im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt keine auffällige Entwicklung. Die Entwicklung des Schadenaufwandes in den Technischen Versicherungen (plus 2 Prozent) ist ebenfalls unauffällig. Insgesamt wird der Aufwand für Geschäftsjahresschäden in der Sachversicherung um voraussichtliche plus 26,7 Prozent ansteigen. Damit wird sich die Schadenquote der Sachversicherung von 68,3 Prozent in 2006 auf 87 Prozent in 2007 verschlechtern. Die schwache Einnahmeentwicklung und der gestiegene Schadenaufwand werden über alle Sparten der Sachversicherung hinweg zu einer Combined Ratio von 111 (2006: 92,2) Prozent führen. Mit einer erwarteten Combined Ratio von 144 Prozent (nach 102,8 Prozent im eher schadenarmen Vorjahr) nimmt die Verbundene Wohngebäudeversicherung dabei einen Spitzenplatz ein. Die gewerbliche Sachversicherung (118 Prozent) und die Industrielle Feuerversicherung (103 Prozent) folgen auf den Plätzen. JAHRBUCH 2007 109 Spannweite der Schadenquoten Anteil der Schadenaufwendungen an den Brutto-Beiträgen 2006 in einzelnen Versicherungszweigen Industrie: Sach 79,8 TV/TV-BU1) 70,3 gewerbliche Sachversicherung 68,8 landwirtschaftliche Sachversicherung 63,4 verbundene Hausratversicherung 44,5 verbundene Wohngebäudeversicherung 78,2 Kfz-Haftpflichtversicherung 94,0 Unfallversicherung 57,4 0 1) Technische Versicherungen/ Technische Betriebsunterbrechungs-Versicherung © GDV-Jahrbuch 2007 20 40 60 80 100 Prozent 110 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN Das versicherungstechnische Ergebnis wird damit das dritte Jahr in Folge zurückgehen und mehr als deutlich unter den 1,1 Milliarden Euro des Jahres 2006 liegen. Rückblick auf 2006 In den Sachversicherungszweigen hat sich der in den Vorjahren bereits erkennbare Negativtrend weiter verfestigt. Bei den Beitragseinnahmen konnte der leichte Anstieg des Vorjahres mit plus 0,4 Prozent noch gehalten werden. Zugleich stiegen die Belastungen durch Schäden jedoch um plus 4,3 Prozent an (2005: plus 3,1 Prozent). Wie 2005 ist der Anstieg der Schadenbelastungen nicht auf Elementarschäden zurückzuführen. Vielmehr hat sich ein Einzelschaden in Höhe von 255 Millionen Euro aus der Industriellen Sachversicherung prägnant auf den Gesamtschadenaufwand ausgewirkt. Dieser Schaden stellt den größten Einzelschaden in der Geschichte der Industriellen Sachversicherung in Deutschland dar. Somit führt die Großschadenentwicklung letztlich zu einem Anstieg der Combined Ratio in der Sachversicherung auf 92,2 (2005: 87,9) Prozent. Dabei stehen Einnahmen von 14,23 Milliarden Euro Aufwendungen in Höhe von 9,68 Milliarden Euro gegenüber. Der versicherungstechnische Überschuss verringert sich von 1,7 Milliarden Euro im Jahre 2005 auf 1,1 Milliarden Euro in 2006. Insbesondere die Industriellen Sachversicherungen mussten 2006 einen deutlichen Rückgang der Beitragseinnahmen verzeichnen. Der Prämienabrieb des Industrie-Feuergeschäfts betrug minus 5,3 Prozent, nachdem im Vorjahr bereits ein Rückgang von minus 3,7 Prozent zu verzeichnen war. Zugleich stieg der Schadenaufwand – nicht zuletzt durch die Belastungen infolge Großschäden – um 14,6 Prozent auf 2,08 Milliarden Euro. Allein die drei herausragendsten Großschäden des Jahres 2006 führten dabei in Summe zu einem Schadenaufwand von 435 Millionen Euro. Die Schadenquote verschlechtert sich demzufolge in den industriellen Feuersparten von 65,7 Prozent auf 79,8 Prozent, die Combined Ratio stieg nach Abwicklung von 77,7 Prozent im Vorjahr auf 95,2 Prozent. Damit wurde die Scherenbewegung zwischen sinkenden Beitragseinnahmen und steigendem Schadenaufwand auch in 2006 fortgesetzt. Auch in 2006 muss angenommen werden, dass die oben genannten Sekundäreffekte den eigentlichen Umfang des Prämienabriebes verschleiert haben. Unter den Sachsparten ist das Ergebnis der Technischen Versicherungen positiv hervorzuheben. Sie konnten ein Plus von 4,0 Prozent in der Beitragsentwicklung verzeichnen (2005: minus 1,5 Prozent). Das Prämienvolumen stieg von 1,35 auf 1,4 Milliarden Euro. Die TVVersicherer profitieren dabei offensichtlich von einem durch die verbesserte Gesamtkonjunktur bedingten Nachfragezuwachs bei Projektdeckungen. Der Schadenaufwand blieb mit 0,97 Milliarden Euro nahezu unverändert, die Combined Ratio lag bei 87,1 Prozent nach 86,9 Prozent im Vorjahr. In den Privaten Sachversicherungen lagen die Prämienzuwächse 2006 bei plus 1,3 Prozent und damit niedriger als im Jahr 2005 (plus 2,7 Prozent). Dabei entfiel auf die Wohngebäudeversicherung ein Beitragsanstieg von plus 2,0 (2005: 3,6) Prozent, in der Hausratver- JAHRBUCH 2007 111 sicherung konnte ein Zuwachs von plus 1,4 (2005: 2,2) Prozent verzeichnet werden. Auf der Schadenseite ist die Entwicklung in der Hausratversicherung hervorzuheben. Schon 2005 ging der Schadenaufwand der Sparte um 4,2 Prozent zurück, 2006 setzte sich diese Entwicklung mit einem weiteren Rückgang um 1,9 Prozent fort. Anders stellt sich die Lage in der Verbundenen Wohngebäudeversicherung dar. Dort stieg der Schadenaufwand um 5,7 Prozent, während er in 2005 mit minus 0,7 Prozent nahezu unverändert geblieben war. Mit 102,8 (2005: 100,2) Prozent) verschlechtert sich die Combined Ratio der Verbundenen Wohngebäudeversicherung auch in 2006 weiter, ohne dass es zu nennenswerten Kumulschadenereignissen gekommen wäre. Die Hausratversicherung hingegen konnte bei einer Schadenquote von 44,5 Prozent die Combined Ratio mit 75,4 (2005: 78,7) Prozent leicht verbessern. Bei den Gewerblichen Sachversicherungen verlief das Geschäftsjahr 2006 weitgehend unauffällig. Prämienseitig ist eine Steigerung um plus 2,5 Prozent zu verzeichnen, die Schadenaufwendungen blieben weitgehend unverändert. Die Combined Ratio nach Abwicklung betrug 94 (2004: 93,5) Prozent. In den Landwirtschaftlichen Sachversicherungen konnte der in den Vorjahren beobachtete Trend rückläufiger Beitragseinnahmen unterbrochen werden. Während 2005 der Prämienabrieb noch minus 2,5 Prozent betrug, konnten die landwirtschaftlichen Sachversicherer in 2006 ein marginales Beitragswachstum von plus 0,1 Prozent verzeichnen. Der Schadenaufwand ging leicht um 3,0 Prozent zurück, die Combined Ratio nach Abwicklung betrug 86,6 Prozent. Transportversicherung Für das laufende Geschäftsjahr 2007 sieht die Hochrechnung für die Transportversicherung nach einer Stagnation im Vorjahr, ein leichtes Plus von 2 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro auf der Beitragsseite vor. Allerdings lässt ein erheblicher Wettbewerbsdruck die konjunkturell erkennbare Steigerung des Wirtschaftswachstums, insbesondere im Im- und Export, nicht durchschlagen. Eine Verschlechterung wird insbesondere in den Sparten erwartet, die solche Wirtschaftszweige versichern, die selbst unter einem Kosten- und Wettbewerbsdruck stehen. Auf der Schadenseite zeichnet sich nach der Beurteilung des ersten Halbjahres ein auskömmliches Ergebnis ab. Mittelfristig muss berücksichtigt werden, dass erfahrungsgemäß eine sich verbessernde Konjunktur negative Auswirkungen auf das Schadenbild hat. Als Hauptgrund ist eine stärkere Belastung der Betriebe, verbunden mit einer sinkenden Sorgfalt beim Umgang mit den Gütern, auszumachen. Insofern sind die Schadenquote mit 60 Prozent und die Combined Ratio mit 87 Prozent als erfreulich zu bezeichnen. Die Großschadenbelastung war in den ersten sechs Monaten erfreulich unauffällig. Besonders hervorzuheben ist, dass die Transportversicherer vom Orkan „Kyrill“ lediglich in der Warenversicherung durch die Strandung des 112 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN Transportversicherung in Zahlen Aufgliederung nach Brutto-Beitragseinnahmen in Mrd. EUR Kalenderjahr insgesamt1) Veränderung 1970 1980 1990 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Mrd. EUR 0,435 0,917 1,215 1,636 1,610 1,636 1,746 1,793 1,880 1,912 1,845 1,860 in Prozent 15,3 8,2 5,6 1,1 – 1,6 1,6 6,7 2,7 4,8 1,7 – 3,5 0,8 darunter Warenversicherung2) Mrd. EUR 0,186 0,429 0,550 0,752 0,711 0,739 0,791 0,792 0,862 0,869 0,859 0,850 Anteil in Prozent 42,7 46,9 45,3 45,9 44,2 45,1 45,3 44,2 45,9 45,4 46,6 45,7 VerkehrsSeekaskoFlusskaskohaftungsversicherung4) versicherung5) versicherung3) Mrd. EUR 0,046 0,123 0,204 0,256 0,245 0,231 0,242 0,253 0,257 0,265 0,235 0,234 Mrd. EUR 0,074 0,101 0,062 0,064 0,055 0,047 0,053 0,065 0,080 0,076 0,077 0,084 Mrd. EUR 0,031 0,062 0,083 0,106 0,110 0,116 0,120 0,129 0,135 0,152 0,148 0,148 Nebenzweige6) Mrd. EUR 0,063 0,178 0,298 0,443 0,469 0,485 0,491 0,511 0,509 0,518 0,505 0,520 1) einschl. Kriegsprämie und Pauschalmeldungen, 2) ohne Kriegsprämie, 3) Versicherung gegen Beschädigung oder Verlust von Gütern, die durch Spediteure und Kraftwagenunternehmen zur Beförderung übernommen werden, 4) einschl. Baurisikogeschäft, 5) einschl. Wassersportkaskoversicherung, ab 1998 einschl. übrige Kaskoversicherung, 6) Reisegepäck-, Valoren-, Ausstellungsversicherung u. a. Frachters „MSC Napoli“ im Ärmelkanal betroffen gewesen sind. Zur Schadenhöhe liegen allerdings noch keine verlässlichen Angaben vor. Rückblick auf 2006 Die Transportversicherer haben auch 2006 ein ordentliches versicherungstechnisches Ergebnis abgeliefert, das im Wesentlichen auf die Fortsetzung der Sanierungsmaßnahmen und Schadenverhütungsbemühungen zurückzuführen ist. Ein weiterer Rückgang der Beitrags- einnahmen konnte aufgefangen werden und Schadenquote und Combined Ratio bewegten sich auf dem Niveau des Vorjahres. Sorge bereitet allerdings die Verkehrshaftungsversicherung. Hier haben sich die bezahlten Schäden gegenüber dem Vorjahr deutlich erhöht, die Schadenquote hat sich negativ entwickelt. JAHRBUCH 2007 113 Kreditversicherung Unter dem Oberbegriff der Kreditversicherung werden üblicherweise die Sparten Delkredereversicherung, Kautionsversicherung und Vertrauensschadenversicherung zusammengefasst. Das Kerngeschäft der Kreditversicherer ist dabei die Delkredereversicherung, mit der etwa 60 Prozent der Beitragseinnahmen erzielt werden. Diese bietet Unternehmen Schutz vor Forderungsausfällen aus Warenlieferungen und Dienstleistungen in das In- und Ausland (Warenkredit- und Ausfuhrkreditversicherung), ferner Schutz für Risiken, die aus Verkäufen von Maschinen und Anlagen im Inund Ausland mit Kreditlaufzeiten bis zu fünf Jahren resultieren (Investitionsgüterkreditversicherung). Bei Insolvenz des Kunden des Versicherungsnehmers kann der Versicherungsnehmer den Kreditversicherer in Anspruch nehmen. Eine weitere wichtige Funktion der Delkredereversicherung besteht in der laufenden Überwachung der Bonität der Kunden des Versicherungsnehmers, durch die ein wesentlicher Beitrag zur Schadenverhütung geleistet wird. In der Kautionsversicherung werden Bürgschaften, Garantien oder Bonds im Auftrag des Versicherungsnehmers zugunsten der inund ausländischen Gläubiger zur Sicherung vertraglicher oder gesetzlicher Verpflichtungen, deren Schuldner der Versicherungsnehmer ist, übernommen. Der Begünstigte kann den Versicherer in Anspruch nehmen, wenn der Versicherungsnehmer insolvent wird. Kreditversicherung und Insolvenzen in Zahlen Ab 1991 einschließlich neue Bundesländer Jahr gebuchte Bruttobeiträge1) 1980 1990 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 s) 20001) 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Mio. EUR 249 626 722 833 p) 935 1 008 1 111 1 153 1 198 1 184 1 151 1 187 1 288 1 308 1 374 1 372 Unternehmens-Insolvenzen (neue Länder) 6 315 8 730 15 148 (2 327) 18 824 (3 911) 22 344 (5 874) 25 530 (7 419) 27 474 (8 126) 27 828 (8 615) 26 476 (7 567) 28 235 (8 047) 32 278 (8 506) 37 579 (8 847) 39 320 (7 575) 39 213 (7 296) 36 843 (7 104) 30 357 (5 736) 1) bis 2000 verdiente Beiträge des direkten Geschäfts der Spezialversicherer, Eigenschadenversicherer der Sparkassen und Gemeinden, Vertrauensschadenversicherung sowie Kompositversicherer, ab 2001 gebuchte Beiträge für das inländische Geschäft der GDV-Mitglieder (geänderte Systematik zur Vorjahresveröffentlichung), p) ab 1993 Prüfungsgebühren ausgegliedert, s) Insolvenzzahlen: Vergleichbarkeit gegenüber Vorjahreswerten aufgrund der ab 1.1.1999 gültigen InsO gestört – Quelle Insolvenzzahlen ab 1999: Statistisches Bundesamt. Schließlich bietet die Vertrauensschadenversicherung dem Versicherungsnehmer Schutz vor finanziellen Schäden aus unerlaubten Handlungen wie Unterschlagung, Diebstahl, Veruntreuung und Betrug einschließlich Computermissbrauch. Versichert sind Schäden durch vorsätzliche Handlungen eigener Mitarbeiter, von Fremdpersonal und Zeitarbeitskräften, von Geschäftsführern und Vorständen sowie von sogenannten Hackern. Das wirtschaftliche Umfeld der Kreditversicherung in Deutschland ist von dem anhaltend positiven konjunkturellen Umfeld und rückläufigen Insolvenzzahlen geprägt. Nachdem die Zahl der Unternehmensinsolvenzen 114 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN im vergangenen Jahr deutlich von 36 843 auf 30 357 zurückgegangen war, rechnen die Kreditversicherer für das laufende Jahr mit einem nochmaligen Rückgang im einstelligen Bereich. Die Zahl bewegt sich aber weiterhin auf hohem Niveau. Der Rückgang der Insolvenzzahlen mag den Eindruck eines geringeren Risikos vermitteln. Tatsächlich muss erfolgreiches Forderungsmanagement aber langfristig und strukturell angelegt sein und sollte nicht von möglicherweise trügerischen Trends abhängig gemacht werden. Während die Schadenquote in der Delkredereversicherung gegenüber dem Vorjahr unverändert bei 53 Prozent lag, ging die Schadenquote in der Kautionsversicherung, die im Jahr 2005 noch maßgeblich durch den Großschaden Walter Bau geprägt war, deutlich von 102 Prozent auf 52 Prozent zurück. Auch in der Vertrauensschadenversicherung war ein Rückgang der Schadenquote von 59 Prozent in 2005 auf 44 Prozent in 2006 zu verzeichnen. Für das Geschäftsjahr 2007 wird in der Kredit-, Kautions- und Vertrauensschadenversicherung zusammengenommen gegenwärtig mit einem lediglich leichten Zuwachs der Bruttobeitragseinnahmen um etwa ein Prozent auf rund 1,4 Milliarden Euro und einem Anstieg des Schadenaufwands um etwa 5 Prozent auf rund 700 Millionen Euro gerechnet, woraus sich eine Schadenquote von 53 Prozent ergeben würde. Für den Berichtszeitraum 2006 liegen keine Kennzahlen des Verbands zum deutschen Luftfahrtversicherungsmarkt vor. Deshalb kann hier lediglich in allgemeiner Form auf internationale Trends und Entwicklungen eingegangen werden. Wegen der für das Luftfahrtgeschäft charakteristischen internationalen Verflechtung der Märkte, insbesondere mit dem Londoner Markt, wirken sich die dort erkennbaren Trends aber gleichermaßen auf den deutschen Markt aus. Nach den mit Schadenquoten von über 100 Prozent sehr schlecht verlaufenen Jahren 2001 und 2002 setzt sich damit die seitdem zu beobachtende positive Entwicklung der versicherungstechnischen Ergebnisse voraussichtlich auch im fünften Jahr in Folge fort. Rückblick auf 2006 Die gebuchten Bruttobeiträge der Kreditversicherer betrugen im Jahr 2006 insgesamt rund 1,4 Milliarden Euro (minus 0,2 Prozent). Der Schadenaufwand lag bei rund 700 Millionen Euro (minus 20,5 Prozent), woraus sich eine Schadenquote von rund 51 Prozent ergibt. Luftfahrtversicherung Die sich bereits seit 2003 abzeichnende fallende Tendenz des Prämienniveaus für Haftpflicht und Kasko hat sich in 2006 verstärkt fortgesetzt und hält auf der Grundlage der bisherigen Erfahrungen auch in 2007 unvermindert an. Das betrifft insbesondere das Airlinesegment. Diese Entwicklung beruht zum einen auf dem insgesamt unterdurchschnittlichen Schadenaufwand der letzten Jahre, zum anderen aber auch auf dem Auftreten erheblicher neuer Kapazitäten auf den internationalen Märkten. Londoner Schätzungen gehen von einer verfügbaren Kapazität von ca. 190 Prozent des Bedarfs aus. Angesichts der insgesamt anhaltend geringen Schadenlast sind die Beiträge noch auskömm- JAHRBUCH 2007 115 lich, aber es stellt sich unter Berücksichtigung des Katastrophenschadenpotentials die Frage, wann der „tipping point“ erreicht wird. Eine belastbare Prognose für 2007 kann zu Redaktionsschluss allerdings noch nicht abgegeben werden, da das Jahresgeschäft stark vom 4. Quartal geprägt wird, in welchem die Mehrzahl der Risiken zur Verlängerung ansteht, und von dem Eintritt von Größtschäden abhängt. Der Bereich Allgemeine Luftfahrt ist von dieser Entwicklung nicht im selben Ausmaß betroffen, auch hier weist die Tendenz aber nach unten. In den sonstigen Haftpflichtsparten (Flughäfen, Hersteller, Dienstleister) ist die Beitragsentwicklung differenzierter und stark vom einzelnen Risiko bestimmt, im Durchschnitt sind aber auch hier – allerdings geringere – Beitragsreduktionen erkennbar. In der Luftfahrt-Haftpflichtversicherung wird die Deckung für das Kriegs- und Terrorrisiko unverändert umfassend angeboten. Eine Vereinbarung von Ausschlüssen für Schadenszenarien im Zusammenhang mit Massenvernichtungswaffen, wie in Kriegs-Kasko seit einigen Jahren üblich, war bislang nicht zu verzeichnen. Im Rahmen der VVG-Reform wirken sich Änderungen der allgemeinen, für alle Versicherungszweige geltenden Vorschriften und der Bestimmungen zur Pflichtversicherung auch auf die Luftfahrtversicherung aus. Die vom Referentenentwurf ursprünglich vorgesehene Erstreckung der besonderen Regelungen zur Transportversicherung auf die Luftfahrtkasko- und Luftgüterversicherung wurde jedoch gestrichen. Der Aufschwung in der Luftfahrtbranche hält auch im Berichtszeitraum an, wovon weltweit steigende Passagierzahlen und gefüllte Auftragsbücher der Hersteller zeugen. Nach der Statistik der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) ist die Zahl der weltweit beförderten Passagiere 2006 um gut 5 Prozent von 2,022 auf 2,128 Milliarden Passagiere gestiegen. Gegenüber 2000 mit damals 1,672 Milliarden beförderter Passagiere beträgt der Anstieg 27 Prozent. Im Frachtverkehr betrug die Steigerung der beförderten Tonnage 4,9 Prozent gegenüber 2005 und 30 Prozent gegenüber 2000. Die weltweite Verkehrsflugzeugflotte zählte im August 2007 26 200 Stück (2,4 Prozent über dem Vergleichszeitraum 2006), wovon allein 15 500 auf die beiden größten Hersteller Boeing und Airbus entfallen. Auf diese beiden Gesellschaften entfallen auch über 80 Prozent der sich auf fast 6 000 Flugzeuge belaufenden ausstehenden Bestellungen. Stärkster Wachstumsmarkt ist Asien. Die Anzahl der in Deutschland zugelassenen Luftfahrzeuge lag 2006 mit 20 865 um 158 Stück über der des Vorjahres (20 707). Die positive Schadenentwicklung der vergangenen Jahre hat sich auch in 2006 fortgesetzt. Im Airlinebereich liegt der weltweite Schadenaufwand weiterhin knapp unter dem 5-jährigen Durchschnitt. Weltweit verunglückten im zivilen Passagierverkehr 27 Verkehrsflugzeuge mit 888 Todesfällen. Die Unfallrate liegt damit ebenfalls unter dem mehrjährigen Durchschnitt. In Deutschland (und durch in Deutschland zugelassene Luftfahrzeuge im Ausland) ereigneten sich 2006 gemäß der offiziellen Flugunfallstatistik in allen Luftfahrzeugklassen insgesamt 255 Unfälle (Vorjahr: 266) mit 67 Todesopfern (Vorjahr: 47). 116 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN Nuklearversicherung Nuklearversicherung in Zahlen Jahr 1970 1980 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 verdiente Beiträge f.e.R.1) NettoVersicherungs-Kapazität2) Mio. EUR Mio. EUR Sach Haftpflicht Aufwendungen für Versicherungsfälle f.e.R. Mio. EUR 2,2 21,0 76,4 72,2 67,8 71,5 77,6 63,0 56,4 53,0 50,5 38,9 39,5 31,9 28,9 27,8 25,0 26,9 30,0 26,0 3) 40 138 264 283 301 326 344 344 374 374 374 425 414 412 394 266 248 228 226 227 18 75 94 94 94 94 96 96 96 96 96 119 117 116 125 139 133 146 162 168 0,1 11,6 2,2 1,6 6,6 1,9 9,7 2,6 1,0 8,1 21,0 – 3,9 0,0 7,1 – 1,4 3,5 6,9 11,5 2,9 1,0 4) 1) ausschließlich Beiträge aus dem indirekten In- und Auslandsgeschäft, 2) Inlandskapazitäten, 3) geschätzt, 4) nach den bisher vorliegenden Schadenmeldungen (Stand: Anfang September 2006) – Quelle: Deutsche Kernreaktor-Versicherungsgemeinschaft (DKVG). Im Jahr 2007 ereigneten sich bis Ende August 3 Unfälle von Passagierflugzeugen mit jeweils mehr als 100 Todesopfern. Das bislang schwerste Unglück des Jahres ereignete sich am 17. Juli, als eine Airbus A 320-233 auf dem Flughafen Sao Paulo in Brasilien beim Landeanflug in ein Gebäude rutschte, offenbar wegen einer defekten Schubumkehr einer Turbine. Alle 140 Insassen kamen ums Leben. Die 1957 gegründete Deutschen KernreaktorVersicherungsgemeinschaft (DKVG) feierte am 14. Mai 2007 ihr 50-jähriges Jubiläum. Bei ihrer Gründung bestand die DKVG aus 79 Gesellschaften, in den 80er Jahren sogar aus über 110 Gesellschaften, und heute zählt sie 38 Gesellschaften. Die DKVG zeichnet weltweit Nuklearrisiken als Rückversicherer für Rechnung der Gesellschafter. Für in der Bundesrepublik Deutschland gelegene Kernanlagen erfolgt die Erstversicherung vorwiegend durch Mitgliedsunternehmen in Mitversicherungskonsortien, die ihren Geschäftsanteil jeweils vollständig in die DKVG einbringen. Das Auslandsgeschäft erhält die DKVG direkt von den jeweiligen nationalen Nuklearpools. Generell bietet die DKVG Versicherungsschutz für: ■ Sachschäden (vor allem aus Kernenergieund Feuerrisiken) einschließlich der Kosten für Dekontamination und Aufräumung sowie für Betriebsunterbrechungsschäden als Folge versicherter Sachschäden von Anlagen des Kernbrennstoffkreislaufs (vor allem Kernkraftwerke) sowie von Einrichtungen und Vorräten einschließlich der Ausgangsund Brennstoffe, die zu solchen Anlagen gehören. ■ Haftpflichtschäden der gesetzlichen Haftpflicht aus der Errichtung und dem Betrieb von Anlagen des Kernbrennstoffkreislaufs sowie dem Transport der damit verbundenen Kernbrennstoffe und sonstigen radioaktiven Stoffe. JAHRBUCH 2007 117 Beitrags- und Kapazitätsentwicklung 2007 Die DKVG erwartet für 2007 einen Rückgang im Prämienaufkommen um brutto 3,9 Millionen Euro auf 31,4 Millionen Euro und um 4,0 Millionen Euro auf 26,0 Millionen Euro f. e. R. Allein die um 10 Prozent bzw. um 11 Prozent schwächeren Kurse von Dollar und Yen werden die Prämien in Brasilien, China, Japan, Mexiko, Südafrika, Taiwan und den USA um insgesamt 1 Millionen Euro niedriger ausfallen lassen. Weiterhin wirkt sich aus, dass die DKVG ihre Sachversicherungsengagements in Großbritannien, Kanada, Südafrika aus unterschiedlichen Gründen aufgegeben hat und sich dies in 2007 erstmals vollumfänglich auswirkt (Versicherungsjahr ist nicht gleich dem Kalenderjahr). Mehrprämie kommt aus Spanien durch die Erhöhung der Deckungsvorsorge auf 700 Millionen Euro, Inbetriebnahme neuer Blöcke in China und Rumänien. Japan: Am 16. Juli 2007 kam es zu einem Erdbeben der Stärke 6,6 auf der Richterskala, das Schäden am größten japanischen KKW Kashiwazaki Kariwa anrichtete. Auf dem Betriebsgelände befinden sich 6 Blöcke mit einer Gesamtkapazität von 8 212 MW. Die DKVG ist an der Sach- und Haftpflichtpolice beteiligt. Allerdings sind sowohl in der Haftpflicht- als auch in der Sachversicherung Erdbeben und die sich daraus ergebenen Folgeschäden von der Deckung ausgeschlossen. Die gesamte Anlage war bis Mitte September noch nicht wieder in Betrieb genommen worden. Die Kapazitäten blieben weitgehend konstant, wobei für die Haftpflichtversicherung ein Zuwachs von rund 4 Prozent zu verzeichnen war, was angesichts steigender Deckungssummen bedarfskonform ist. Demgegenüber sind die Versicherungssummen in der Sachversicherung tendenziell rückläufig, so dass, angesichts starker Captivepräsenz, die von den Pools nachgefragte Kapazität abnimmt. Schäden Mit Ausnahme eines Maschinenbruchschadens in China (KKW Ling Ao) am 8. März 2007 sind bisher keine weiteren nennenswerte Schäden mitgeteilt worden. Eine Schadenschätzung liegt der bisher nicht vor. Entwicklungen im In- und Ausland Deutschland: Am 28. Juni 2007 ist es sowohl im KKW Brunsbüttel als auch im KKW Krümmel zu Sachschäden gekommen, die allerdings nicht im kausalen Zusammenhang stehen. Die DKVG ist an der Sachversicherung nicht beteiligt. Die Abschaltung der Anlagen dauerte Mitte September noch an. Spanien: Am 2. August 2007 kam es zu einem Trafobrand im KKW Cofrentes. Die Schadenhöhe wird auf 3–5 Millionen Euro geschätzt. Die DKVG ist wegen unzureichender Prämien nicht mehr am spanischen Sachgeschäft beteiligt. 118 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN Rückblick auf 2006 Die DKVG buchte 2006 eine Brutto-Beitragseinnahme von 35,3 (Vorjahr: 32,8) Millionen Euro und eine Beitragseinnahme für eigene Rechnung (f. e. R.) von 30,0 (Vorjahr: 26,9) Millionen Euro. Von der Einnahme f. e. R. entfielen: ■ auf das inländische Sachgeschäft 0,8 (Vorjahr: 0,6) Millionen Euro oder 2,6 (Vorjahr: 2,1) Prozent, ■ auf das inländische Haftpflichtgeschäft 7,8 (Vorjahr: 6,9) Millionen Euro oder 26,0 (Vorjahr: 25,9) Prozent, ■ auf das ausländische Sachgeschäft 10,8 (Vorjahr: 9,4) Millionen Euro oder 35,9 (Vorjahr: 34,9) Prozent, ■ auf das ausländische Haftpflichtgeschäft 10,6 (Vorjahr: 10,0) Millionen Euro oder 35,5 (Vorjahr: 37,1) Prozent. Das Auslandsgeschäft profitierte 2006 vom Kursanstieg des US Dollar, der gegenüber dem Euro knapp 15 Prozent an Wert gewann. Weiterhin konnte das Auslandsgeschäft zulegen durch den Abschluss zweier neuer Sach- und Haftpflichtverträge in China, durch Prämienerhöhung der Sachversicherung in Mexiko und durch Buchungsverschiebungen. Prämieneinbußen resultierten aus der Aufgabe von Beteiligungen in Kanada, Großbritannien und der Slowakei sowie durch Anteilsreduzierungen im Sachgeschäft der USA und Ungarn. Der Zuwachs im inländischen Sachgeschäft ist auf den Abschluss von 2 neuen Exzessdeckungen zurückzuführen. Die Aufwendungen für Versicherungsfälle f. e. R. beliefen sich auf 2,9 Millionen Euro. Es gab keine nennenswerten Geschäftjahresschäden, wohl aber Abwicklungsverluste von 3,2 Millionen Euro allein aus dem US-Haftpflichtgeschäft, die aber keine liquiden Auswirkungen haben, da sie zu einer entsprechenden Reduzierung der Rückstellung für Beitragsrückerstattung führen. Andererseits gab es in der Sachversicherung Abwicklungsgewinne in Höhe von 0,4 Millionen Euro zu verzeichnen, die vor allem auf die Verkürzung eines Betriebsunterbrechungsschadens im südafrikanischen KKW Koeberg zurückzuführen ist durch die Verfügbarkeit eines Ersatzgenerators aus Frankreich. Damit ergab sich für 2006 eine Schadenquote f. e. R. von 9,7 Prozent (Vorjahr: 43,0 Prozent). Die Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb f. e. R. summierten sich auf 5,9 Millionen Euro (Vorjahr 3,7 Millionen Euro). Davon entfielen 1,9 (Vorjahr: 2,0) Millionen Euro auf Provisionen und 4,0 (Vorjahr: 1,7) Millionen Euro auf sonstige Aufwendungen. Die erhebliche Steigerung ist bedingt durch die Aufwendungen für betriebliche Altersversorgung, die sich auf 2,4 Millionen (Vorjahr 0,1 Millionen) Euro beliefen. Gemäß eines Beschlusses der Gesellschafterversammlung sollten die Pensionsrückstellungen aufgelöst und auf einen externen Versorgungsträger übertragen werden. Dadurch sind außerordentliche Mehrkosten entstanden, die den Kostensatz einmalig auf 20 Prozent (Vorjahr: 13,2) Prozent haben ansteigen lassen. Der Jahresabschluss 2006 weist einen Jahresüberschuss von 23,2 Millionen (Vorjahr: 11,3 Millionen) Euro aus. JAHRBUCH 2007 119 Insolvenzsicherung Aufgabe des Pensions-Sicherungs-Vereins (PSVaG) ist es, Mitarbeitern und Rentnern von Unternehmen, über deren Vermögen oder Nachlass das Insolvenzverfahren eröffnet worden ist, die gesetzlich unverfallbaren Anwartschaften und die laufenden Renten zu sichern. Der PSVaG nahm am 1. Januar 1975 die Geschäftstätigkeit auf. Grundlage seiner Tätigkeit ist das Gesetz zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung (BetrAVG), wonach der PSVaG auch mit öffentlich-rechtlicher Beitragshoheit ausgestattet ist. Die Versicherung springt nach Insolvenz des Arbeitgebers ein, wenn Arbeitnehmer bereits eine Betriebsrente beziehen oder eine gesetzlich unverfallbare Anwartschaft darauf haben. Insolvenzschutz besteht bei den Durchführungswegen der betrieblichen Altersversorgung, bei denen im Fall der Insolvenz des Arbeitgebers die Erfüllung der Ansprüche der Versorgungsberechtigten gefährdet ist. Dazu gehört die unmittelbare Versorgungszusage, die Zusage über eine Unterstützungskasse, die Zusage über einen Pensionsfonds sowie in bestimmten Fällen die Zusage über eine Direktversicherung, das heißt, wenn nur ein widerrufliches Bezugsrecht besteht oder bei unwiderruflichem Bezugsrecht die Ansprüche aus dem Versicherungsvertrag abgetreten, verpfändet oder beliehen sind. Eine gesetzlich unverfallbare Anwartschaft liegt nach Änderung des Betriebsrentenrechts durch das Altersvermögensgesetz (AvmG) nun immer dann vor, wenn der Beschäftigte eines Mitgliedsunternehmens über 30 Jahre alt ist und ihm die betriebliche Versorgung wenigstens fünf Jahre vorher zugesagt wurde. Pensions-Sicherungs-Verein in Zahlen Grunddaten zum Pensions-Sicherungs-Verein Jahr 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 1997–2006 Mitgliedsfirmen Beitragsvolumen Sicherungsfälle Schadenvolumen gemeldete Versorgungsberechtigte1) Anzahl 31.Dezember Mio. EUR Anzahl Mio. EUR Anzahl 39 233 39 737 39 774 39 778 39 893 40 643 45 858 53 102 59 636 64 696 – 483 224 530 440 546 1 017 1 036 882 1 238 826 7 222 406 399 394 442 479 705 726 753 714 517 5 535 423 388 611 548 614 1 481 877 761 1 234 792 7 729 27 825 27 796 46 731 33 365 35 737 85 261 54 923 36 373 58 548 26 930 433 489 1) im jeweiligen Jahr neu gemeldete Versorgungsempfänger und Anwärter mit unverfallbaren Anwartschaften, für deren Betriebsrenten der PSVaG aufgrund der Insolvenz des Arbeitgebers ganz oder zum Teil aufkommen muss. Die Neuregelung gilt für Zusagen, die nach dem 31. Dezember 2000 erteilt wurden. Für die Unverfallbarkeit von Anwartschaften aus älteren Zusagen gibt es Übergangsregelungen. Diese wurden spätestens am 1. Januar 2006 unverfallbar. Für ab 2001 erteilte Neuzusagen, die vom Arbeitnehmer finanziert werden (Entgeltumwandlung), gelten Sonderregelungen. Zum einen sind diese sofort unverfallbar, also ohne Mindestalter oder Mindestzusagedauer. Zum anderen gelten Besonderheiten im Hinblick auf einen (teilweisen) sofortigen Insolvenzschutz, der bei zeitlich früher erteilten Entgeltumwandlungszusagen und bei allen arbeitgeberfinanzierten Zusagen erst vorliegt, wenn seit der Zusage zwei Jahre vergangen sind (Schutz des PSVaG vor missbräuchlicher Inanspruchnahme). 120 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN Die Mittel für die Durchführung der Insolvenzsicherung werden aufgrund öffentlich-rechtlicher Verpflichtung durch Beiträge der versicherungspflichtigen Arbeitgeber aufgebracht. 2006 wurde das bis dahin geltende Rentenwertumlageverfahren in ein Kapitaldeckungsverfahren umgestellt. Durch die Beiträge wird der Barwert der im laufenden Kalenderjahr entstehenden Ansprüche auf Leistungen und für die zu sichernden Anwartschaften der Unterschiedsbetrag der Barwerte am Ende des laufenden und des vorherigen Kalenderjahres gedeckt. Der von Jahr zu Jahr unterschiedliche Schadenverlauf bewirkt grundsätzlich eine Erhöhung oder Ermäßigung des Beitragssatzes. Der Barwert der bis zum 31. Dezember 2005 aufgrund eingetretener Insolvenzen noch zu sichernden Anwartschaften (sogenannte „Altlast“) wurde im Januar 2007 mittels Einmalbeitragsbescheid auf die beitragspflichtigen Arbeitgeber auf Basis ihrer Beitragsbemessungsgrundlage 2005 umgelegt. Beitragssatz schwankt In den bisher 32 Geschäftsjahren des PSVaG lag der durchschnittliche Beitragssatz bei rund 2,6 Promille der Beitragsbemessungsgrundlagen. 2006 betrug er aufgrund eines spürbaren Rückgangs der Schadenentwicklung 3,1 nach 4,9 Promille im Jahr zuvor. Derzeit sind rund 64 700 Arbeitgeber beim PSVaG beitragspflichtig. Monatlich werden Renten in Höhe von rund 57,1 Millionen Euro an rund 448 000 Rentenempfänger als betroffene Versorgungsberechtigte aus rund 11 500 Insolvenzen seit 1975 ausgezahlt. Insgesamt stehen rund 9,6 Millionen Versorgungsberechtigte, davon 3,8 Millionen Empfänger von Betriebsrenten und 5,8 Millionen Arbeitnehmer mit unverfallbaren Anwartschaften, unter Insolvenzschutz (2006). Der Kapitalwert dieser Versorgungsverpflichtungen in Form der Beitragsbemessungsgrundlage beläuft sich auf rund 264 Milliarden Euro. Bedeutung für Arbeitnehmer und Arbeitgeber Die Insolvenzsicherung der betrieblichen Altersversorgung hat nicht nur für die betroffenen Versorgungsberechtigten eine erhebliche Bedeutung, sondern in finanzpolitischer Hinsicht auch für die Unternehmen. Nur durch die Insolvenzsicherung konnte das historisch gewachsene freiheitliche System der betrieblichen Altersversorgung in Deutschland erhalten bleiben. Es ermöglicht dem Arbeitgeber, die für die Erfüllung von Versorgungszusagen angesammelten Deckungskapitalien im eigenen Unternehmen zu investieren. In den letzten zehn Jahren, von 1997 bis einschließlich 2006, wurden aufgrund von rund 5 500 Insolvenzen rund 433 500 versorgungsberechtigte Rentner und Anwärter mit einer unverfallbaren Anwartschaft nach der Insolvenz ihrer Arbeitgeber vom PSVaG gesichert. Das Schadenvolumen erreichte in dieser Zeit rund 7,7 Milliarden Euro. Auch für die neuen Bundesländer zuständig Seit dem 1. Januar 1992 ist der PSVaG auch in den neuen Bundesländern für die Insolvenzsicherung der betrieblichen Altersversorgung zuständig. Da das Betriebsrentengesetz jedoch erst ab diesem Zeitpunkt in den neuen Bundesländern in Kraft getreten ist und es nach dem Wortlaut des Einigungsvertrages in Ostdeutschland nur auf nach dem 31. Dezem- JAHRBUCH 2007 121 ber 1991 erteilte Zusagen Anwendung findet, entwickeln sich hieraus nur allmählich insolvenzsicherungspflichtige Tatbestände mit entsprechender Melde- und Beitragszahlungspflicht. Übernahme der Insolvenzsicherung in Luxemburg Der PSVaG hat ab dem Jahr 2002 auch die Insolvenzsicherung der betrieblichen Altersversorgung im Großherzogtum Luxemburg übernommen. Diese Aufgabenerweiterung des PSVaG basiert auf dem Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Großherzogtum Luxemburg über Zusammenarbeit im Bereich der Insolvenzsicherung betrieblicher Altersversorgung vom 22. September 2000. Rückblick auf 2006 Das Schadenvolumen belief sich 2006 auf rund 791 Millionen Euro nach 1 234 Millionen Euro im Vorjahr (minus 35,9 Prozent). Aus 517 (Vorjahr: 714) Insolvenzen waren 13 838 (Vorjahr: 29 296) Versorgungsempfänger mit einer Durchschnittsrente von monatlich 143 (2005: 174) Euro sowie 13 092 (Vorjahr: 29 252) Arbeitnehmer mit unverfallbarer Anwartschaft zu sichern. Insgesamt handelte es sich um 26 930 (2005: 58 548) Versorgungsberechtigte. Das Beitragsaufkommen des PSVaG ging 2006 zurück auf rund 826 (2005: 1 238) Millionen Euro (minus 33,3 Prozent). Die erforderlichen Beiträge waren zu beziehen auf die von den Mitgliedern gemeldete Beitragsbemessungsgrundlage von 264 (2005: 251) Milliarden Euro. Daraus errechnete sich ein Beitragssatz von 3,1 (2005: 4,9) Promille. Die größten Zweige der Rückversicherung Verdientes Beitragsaufkommen, Schadenquote und versicherungstechnisches Ergebnis 2005 Brutto-Beiträge professioneller Rückversicherer Lebensversicherung Krankenversicherung Allgemeine Unfallversicherung Allgemeine Haftpflichtversicherung Kraftfahrtversicherung Luft- und Raumfahrtversicherung Feuerversicherung Transportversicherung Kredit- und Kautionsversicherung Luft- und Raumfahrt-Haftpflicht Sonstige Sachversicherung Sonstige Schadenversicherung insgesamt 2005 Mrd. EUR Anteil in Prozent 12,044 1,636 1,868 4,840 6,440 1,382 7,057 1,850 1,224 0,727 5,353 0,958 45,381 26,5 3,6 4,1 10,7 14,2 3,0 15,6 4,1 2,7 1,6 11,8 2,1 100,0 Schadenquote1) Versicherungstechnisches Ergebnis2) 2005 Brutto in Prozent 55,7 72,3 105,9 90,5 72,0 56,5 86,9 112,2 29,7 34,2 78,3 63,3 73,3 4,6 – 1,5 – 53,5 – 20,0 4,3 25,1 – 14,0 – 38,4 30,8 48,4 – 8,6 2,6 – 4,9 1) Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle im Geschäftsjahr in Relation zu den verdienten BruttoBeiträgen, 2) versicherungstechnisches Brutto-Ergebnis in Relation zu den verdienten Brutto-Beiträgen – Quelle: BaFin. Rückversicherung Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind mit einem sich zwar graduell abschwächenden, aber gleichwohl noch kräftigen weltweiten Wachstumstempo ein anhaltend begünstigender Faktor für die Entwicklung der Versicherungswirtschaft. Tendenziell steigen weltweit die Risiken aus Naturgefahren und durch menschliche Aktivität. Die Nachfrage nach Risikoschutz bleibt hoch, allerdings steigen zum Teil die Selbstbehalte der Erstversicherer weiter an. Alles in allem sind Preise und Bedingungen im Rückversicherungsgeschäft weiterhin auf risikoadäquatem Niveau, das Marktumfeld wird tendenziell jedoch schwieriger. 122 JAHRBUCH 2007 VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN Schäden und Betriebskosten in der Rückversicherung Schadenaufwand sowie Schaden- und Kostenquote der Rückversicherungsunternehmen Jahr 1990/1991 1991/1992 1992/1993 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 BruttoSchadenaufwand BruttoSchadenquote1) Betriebsaufwendungsquote2) Mrd. EUR in Prozent in Prozent 14,863 15,894 17,736 19,071 18,874 17,996 18,513 20,216 22,155 28,531 28,349 40,508 37,997 31,142 28,442 33,285 78,3 74,0 73,5 68,5 66,7 63,1 63,2 63,4 69,2 80,7 72,1 92,2 71,0 60,6 60,3 73,3 29,1 29,4 27,9 26,7 26,8 26,4 27,3 28,4 28,7 29,8 30,8 30,2 27,3 27,2 27,4 28,5 1) Anteil der Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle im Geschäftsjahr an den verdienten BruttoBeiträgen, 2) Anteil der Brutto-Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb an den verdienten BruttoBeiträgen – Quelle: BaFin. In Deutschland wächst die Versicherungswirtschaft trotz der verbesserten gesamtwirtschaftlichen Entwicklung im weltweiten Vergleich weiterhin nur unterdurchschnittlich, wozu in der Schaden- und Unfallversicherung die derzeitige Lage im Versicherungszyklus beiträgt. Dennoch sollte mittel- bis langfristig das Konzept der privaten Eigenvorsorge stärker in den Vordergrund treten und damit das Wachstum der Lebens- und Krankenversicherung begünstigen – nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen Industrieländern. Für die zukünftige Entwicklung der Versicherungsindustrie wird es darauf ankommen, die Kapazitäten auch weiterhin nur zu Preisen und Bedingungen anzubieten, die dauerhaft – also über den Marktzyklus hinweg – risikoadäquat sind. Eine derartige Preis- und Bedingungsgestaltung ist langfristig notwendig, damit die Assekuranz ihre gesamtwirtschaftliche Funktion, Risiken finanziell abzusichern, wahrnehmen kann. Das geplante neue europäische Aufsichtssystem Solvency II mit seinen stärker risikobasierten Kapitalanforderungen und erweiterten Transparenzerfordernissen wird hier zur Stabilität der europäischen Versicherungswirtschaft und damit letztlich auch zum Schutz der Versicherungsnehmer beitragen. Rückblick auf 2006 Die globalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Assekuranz blieben 2006 überwiegend günstig. Trotz weiterhin bestehender Belastungen durch den hohen Ölpreis konnte die Weltwirtschaft ihren Expansionskurs sogar mit leicht erhöhtem Tempo im Vergleich zum Vorjahr fortsetzen. Die Konjunkturentwicklung in Deutschland verlief 2006 deutlich dynamischer und wurde im Unterschied zu den Vorjahren nicht mehr nur von den Exporten und damit von der globalen Wachstumsdynamik getragen, auch der private Konsum leistete wieder einen stärker positiven Beitrag zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum. Dabei spielte auch eine Rolle, dass der Aufschwung inzwischen auch den Arbeitsmarkt erreicht hat. Entwicklung der Rückversicherungswirtschaft Die robuste globale Konjunktur begünstigte weiterhin das Prämienwachstum auf den meisten Versicherungsmärkten. In der Schaden- und Unfallversicherung wurde diese Dynamik allerdings durch zyklisch bedingte Ratenrückgänge teilweise gedämpft. Bei der Marktentwicklung der Lebens- und Krankenversicherung spielten auch Verände- JAHRBUCH 2007 123 rungen im rechtlichen und steuerlichen Umfeld eine Rolle. Risikoadäquate Preise zu erzielen stand auf den Versicherungsmärkten auch im Jahr 2006 im Vordergrund. Bei den Erneuerungen in der Rückversicherung zu Jahresbeginn sowie zum 1. April und zum 1. Juli wurde wiederum offensichtlich, dass für die meisten Marktteilnehmer selektives und ertragsorientiertes Underwriting Priorität hat. Die Kapitalbasis der Erst- und Rückversicherer verbesserte sich weltweit und die Wettbewerbsintensität nahm zu, nicht zuletzt weil die ansehnlichen versicherungstechnischen Ergebnisse 2006 nicht von größeren Naturkatastrophen geschmälert wurden. Schaden- und Unfallrückversicherung Die Schaden- und Unfallrückversicherung war in 2006 von zwei Themen geprägt: dem außergewöhnlich günstigen Schadenverlauf in naturgefahrenexponierten Versicherungssparten und der Entwicklung von Preisen und Konditionen nach den schweren Naturkatastrophen des Jahres 2005. Bei den Erneuerungsverhandlungen im Jahr 2006 zeigten sich die Rückversicherungsmärkte nach wie vor in stabiler Verfassung. Die enormen Schäden der Vorjahre – vor allem in den naturgefahrenexponierten Sparten – schärften das Risikobewusstsein der Marktteilnehmer deutlich und führten dazu, dass Schadenpotenziale realistischer eingeschätzt werden. In der Sachversicherung war die Entwicklung zweigeteilt: während schadenbelastete Marktsegmente zum Teil deutliche Preissteigerungen sahen, nahm der Druck auf die Beiträge in Segmenten mit günstigem Schadenverlauf zu. In der Haftpflichtversicherung blieb das Preisgefüge meist auf gutem Niveau stabil. In der Kredit- und Luftfahrtversi- cherung kam es aufgrund der guten Ergebnisse der letzten Jahre, in denen extrem schadenträchtige Ereignisse ausgeblieben waren, zu Preisdruck und erhöhten Selbstbehalten. Die Tendenz der vergangenen Jahre zu häufigeren extremen Wetterereignissen setzte sich 2006 nicht fort. Nach den Rekordschäden der Jahre 2004 und 2005 war das Jahr 2006 durch das Ausbleiben großer Naturkatastrophen gekennzeichnet. Gleichwohl bieten sowohl der längerfristige historische Trend als auch die mutmaßlichen Konsequenzen des Klimawandels deutliche Anzeichen dafür, dass sich die Exponierung der Versicherungsbranche gegenüber Naturgefahrenrisiken immer mehr erhöht. Leben- und Krankenrückversicherung Wachstumsimpulse für die Lebensversicherung setzte weiterhin der langfristige Trend zu vermehrt privater Altersvorsorge. Da die Gesellschaft weltweit altert, geraten die staatlichen sozialen Sicherungssysteme zunehmend unter Druck, sodass die private Lebensversicherung insgesamt stärker wächst als die Wirtschaft als Ganzes. Auch bei den staatlichen Gesundheitssystemen ist ein langfristiger und globaler Trend zur Liberalisierung zu beobachten, da sie in vielen Ländern unter einer angespannten finanziellen Situation leiden. Hiervon konnte die Krankenrückversicherung abermals profitieren. Die weiter zunehmende Bedeutung der Gesundheitsversorgung sowie die Liberalisierungs- und Privatisierungstendenzen in Gesundheitssystemen bergen auch für die Zukunft Wachstumspotenziale. Dies gilt nicht nur in den etablierten Märkten der Industriestaaten, sondern insbesondere auch in aufstrebenden Volkswirtschaften wie Indien und China. 124 | 125 JAHRBUCH 2007 Der GDV und seine Mitglieder Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mit Sitz in Berlin ist die Dachorganisation der privaten Versicherer in Deutschland. Seine 452 Mitgliedsunternehmen mit rund 226 000 Beschäftigten und Auszubildenden bieten durch rund 431 Millionen Versicherungsverträge umfassenden Risikoschutz und Vorsorge sowohl für die privaten Haushalte wie für Industrie, Gewerbe und öffentliche Einrichtungen. Als Risikoträger und bedeutender Kapitalgeber (Kapitalanlagebestand 1 112 Milliarden Euro) haben die privaten Versicherungsunternehmen auch eine herausragende Bedeutung für Investitionen, Wachstum und Beschäftigung in der deutschen Volkswirtschaft. 126 JAHRBUCH 2007 DER GDV UND SEINE MITGLIEDER Dem GDV gehören neben dem Verband der privaten Krankenversicherung (PKV-Verband) 452 Mitgliedsunternehmen an, davon 45 Zweigniederlassungen ausländischer Versicherungsunternehmen und 12 Versicherer mit Sitz im Ausland. Von den 395 deutschen Mitgliedsunternehmen sind 290 Aktiengesellschaften, 82 Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit, 19 Anstalten bzw. Körperschaften des öffentlichen Rechts, zwei GmbHs, ein eingetragener Verein und der Verband öffentlicher Versicherer. Der GDV ist mit dem Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland (agv) Träger des Berufsbildungswerks der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. Der GDV bündelt und vertritt die Positionen der deutschen Versicherungswirtschaft gegenüber der Gesellschaft, der Politik, der Wirtschaft, den Medien und der Wissenschaft. Er setzt sich für ordnungspolitische Rahmenbedingungen ein, die den Versicherern die optimale Erfüllung ihrer Aufgaben ermöglichen. Zugleich ist der Verband sachkundiger Ansprechpartner für alle die Versicherungswirtschaft betreffenden Fachfragen und steht der Öffentlichkeit mit seinem Fundus an Erfahrungen und Kenntnissen zur Verfügung. Der GDV informiert und unterstützt als Dienstleister seine Mitgliedsunternehmen, nimmt branchenrelevante politische und gesellschaftliche Entwicklungen auf und erarbeitet proaktiv Lösungsvorschläge. Neben den spartenbezogenen Kernbereichen der Lebens- sowie der Schaden- und Unfallversicherung decken zahlreiche übergreifende Querschnittsthemen das breite Arbeitsspektrum des GDV ab. Zu seinen Kompetenzfeldern gehören: Betriebs- und Volkswirtschaft, Politik, Internationale Beziehungen, Recht, Vertrieb, Statistik und Versicherungsmathematik, Informationstechnologie, Kriminalitätsbekämpfung, Risikomanagement, Rechnungslegung, Steuern, Kapitalanlagen, Kraftfahrttechnik, Transport, Schadenverhütung und Unfallforschung sowie die Öffentlichkeitsarbeit mit dem Informationszentrum der deutschen Versicherer. Der GDV bringt das Fachwissen seiner Experten, Ausschüsse und Gremien auf allen Ebenen in den gesellschaftlichen Diskurs ein. Viele Berührungspunkte bestehen dabei zu den anderen Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft, mit denen der Gesamtverband eng zusammenarbeitet. Der GDV unterhält in Brüssel ein Europabüro und vertritt die deutsche Versicherungswirtschaft im Commité Européen des Assurances (CEA), dem europäischen Versicherungsverband, mit Sitz in Paris und Brüssel. Für die Aus- und Weiterbildung engagiert sich der GDV mit dem Berufsbildungswerk der Deutschen Versicherungswirtschaft (BWV) und der Deutschen Versicherungsakademie. Für Fragen der privaten Krankenversicherung ist der PKV-Verband mit Sitz in Köln zuständig. Die Versicherungswirtschaft in ihrer Rolle als Arbeitgeber wird vom Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland (agv) vertreten. JAHRBUCH 2007 127 Der GDV, das sind auch die Menschen, die ehrenamtlich oder hauptberuflich für die Versicherungswirtschaft eintreten. Die Vertreter der Mitgliedsunternehmen bringen ihren Sachverstand und ihr Praxiswissen in die Organe, Gremien und Ausschüsse ein. Die Organe des Verbandes in der Rechtsform eines eingetragenen Vereins sind die Mitgliederversammlung, der Präsidialausschuss und das Präsidium als Vorstand des GDV. Das Präsidium wählt aus seiner Mitte den Verbandspräsidenten, der seine Tätigkeit ehrenamtlich ausübt. Seit dem 13. November 2003 ist Dr. Bernhard Schareck Präsident des GDV. Das Präsidium setzt sich derzeit wie folgt zusammen (Stand Januar 2008): – Dr. Bernhard Schareck (Präsident), Karlsruhe – Josef Beutelmann, Wuppertal – Dr. Nikolaus von Bomhard, München – Dr. Friedrich Caspers, Wiesbaden – Dr. Alexander Erdland, Stuttgart – Dr. Jörg Frhr. Frank von Fürstenwerth, Berlin – Rolf-Peter Hoenen, Coburg – Dr. Frank Keuper, Köln – Dietmar Meister, Aachen – Dr. Torsten Oletzky, Düsseldorf – Dr. Robert Pohlhausen, Hannover – Dr. Gerhard Rupprecht, Stuttgart – Reinhold Schulte, Dortmund – Dr. Heiko Winkler, Münster – Dr. Maximilian Zimmerer, Stuttgart Der GDV-Geschäftsführung obliegt die Umsetzung der Verbandsziele, sie bereitet die Organ- und Ausschussbeschlüsse vor und setzt sie um. Hierfür setzen sich 328 qualifizierte und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein, davon 269 in der Berliner GDV-Zentrale. Daneben bestehen Außenstellen in Brüssel und Hamburg mit 5 bzw. 54 Mitarbeitern. Bestimmte wirtschaftliche Aktivitäten des GDV sind auf die VdS-Schadenverhütung GmbH in Köln und die GDV-Dienstleistungs GmbH in Hamburg ausgegliedert. Organigramm des GDV (Stand Oktober 2007) JAHRBUCH 2007 129 128 JAHRBUCH 2007 Gremienstruktur Geschäftsverteilungsplan Präsidium Präsidialausschuss Hauptausschuss Lebensversicherung/ Pensionsfonds Fachausschüsse Lebensversicherung/ Pensionsfonds Ausschuss für Mathematik und Statistik Sozialpolitischer Ausschuss Ausschuss für Steuerfragen der Lebensversicherung/ Pensionsfonds Ausschuss für Versicherungsmedizin/ Risiko- und Leistungsprüfung Hauptgeschäftsführer Hauptausschuss Schadenversicherung Zentralausschüsse (für spartenübergreifende Themen) Kapitalanlagenausschuss Presseausschuss Ausschuss Risikomanagement Steuerausschuss HaftpflichtFachausschuss Vertriebsausschuss Fachausschuss Kraftfahrt Ausschuss Volkswirtschaft Fachausschuss Kreditversicherung Rechtsausschuss VVaGAusschuss Ausschuss für Betriebswirtschaft und Informationstechnologie Ausschuss für Mittel- und Osteuropa der Versicherungswirtschaft Ausschuss Rechnungslegung/ Solvabilität Fachausschüsse Schadenversicherung RechtsschutzFachausschuss Fachausschuss Sachversicherung Fachausschuss Transport UnfallFachausschuss Büro Präsident/Hauptgeschäftsführer Geschäftsführer Lebensversicherung/ Pensionsfonds Geschäftsführer Querschnittsbereiche Mathematik/ Versicherungsmedizin/Produktvergleiche Außendienstund Maklerfragen Sozialpolitik Rechnungslegung Geschäftsführer Schaden-/ Unfallversicherung Presse und Information Informationszentrum Zukunft „klipp + klar“ Pensionsfonds Kapitalanlagen Politik Volkswirtschaft Betriebswirtschaft/Informationstechnologie Europabüro Risikomanagement Ausland/ Internationale Organisationen Recht Haftpflicht- und Kreditversicherung Sachversicherung und Schadenverhütung Datenschutz/ Grundsatzfragen Kraftfahrtversicherung Kriminalitätsbekämpfung/ Geldwäsche Statistik und Kfz-Technik Deutsches Büro Grüne Karte/ Verkehrsopferhilfe Steuern Unfallforschung/ Kompetenzzentrum Sicherheit im Alltag GDV Dienstleistungs GmbH & Co. KG Unfall-, Rechtsschutzund Luftfahrtversicherung Transportversicherung und Schadenverhütung VdS Schadenverhütung GmbH Geschäftsführer Zentralabteilungen IT Personal/ Verwaltung Haushalt/ Finanz- und Rechnungswesen/ Controlling Publikationen 130 JAHRBUCH 2007 Beim Informationszentrum der deutschen Versicherer „ZUKUNFT klipp + klar“ sind die unten aufgeführten Broschüren unter der Hotline 0800 / 7 42 43 75 zu bestellen. Aus der Reihe „Versicherungen klipp + klar“: Aus der Reihe „ZUKUNFT klipp + klar“: ■ Versicherungen staatlich und privat Sozial- und Individualversicherung in Deutschland ■ Jetzt geht’s los Tipps und Infos für Schulabgänger ■ Altersvorsorge und Risikoschutz Lebensversicherung – Ihre private Vorsorge ■ Sicherheit für ein langes Leben Die neue Rente ■ Startklar Tipps und Infos für Uniabsolventen ■ Aufbruch Tipps und Infos für Existenzgründer ■ Vorsorge mit staatlichen Zulagen Die Riester-Rente ■ Lebenslauf Tipps und Infos für Berufstätige und Jobsuchende ■ Vorsorge mit steuerlicher Förderung Die Basisrente ■ Zeit zu zweit Tipps und Infos für junge Paare ■ Risikoschutz und Existenzsicherung Die private Berufsunfähigkeitsversicherung ■ Einzelausgabe Tipps und Infos für Singles ■ Attraktiv für Arbeitgeber und Arbeitnehmer Die betriebliche Altersversorgung ■ Menschenskinder Tipps und Infos für Eltern ■ Mehr Sicherheit für Betriebe und Freiberufler Versicherungen für Selbstständige ■ Fortschritt Tipps und Infos für Berufsaussteiger ■ Mit Sicherheit zum Eigenheim Versicherungen für Bauherren ■ Einbruchschutz für Haus und Wohnung Sicher ist sicher ■ Recht gehabt und auch bekommen Im Streitfall hilft die Rechtsschutzversicherung ■ Richtig versichert in den Urlaub Reisen ohne Risiko ■ Gut gesichert Gutes tun Sicherheit im Ehrenamt ■ Vorsehen statt Nachsehen Die Unfallversicherung – Ihr Schutz für alle Fälle ■ Leichtsinn oder Missgeschick Private Haftpflichtversicherung – für den Schaden geradestehen ■ Gut abgesichert unterwegs Versicherungen rund ums Auto Bestellungen sind auch über die Websites www.versicherungen-klippundklar.de und www.klipp-und-klar.de möglich. JAHRBUCH 2007 131 Neben dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. „Jahrbuch 2007 Die deutsche Versicherungswirtschaft“ erscheint das „Statistisches Taschenbuch der Versicherungswirtschaft 2007“. Beide Publikationen erscheinen auch englischsprachig. Statistisches Taschenbuch der Versicherungswirtschaft 2007 132 JAHRBUCH 2007 PUBLIKATIONEN GDV-Informationen aus dem Netz: für alle gdv.de eigenvorsorge-report.de für Familien, Jugend, Existenzgründer klipp-und-klar.de für Verbraucher versicherungen-klippundklar.de für den Unterricht zukunft-klipp-und-klar.de für Verkehrsteilnehmer versicherung-und-verkehr.de für Unfallbeteiligte notfon-d.de für Unfallforschung und Schadenverhütung unfallforschung-der-versicherer.de für Motorradfahrer besser-bremsen.de für Spediteure, Transporteure tis-gdv.de für die Ermittlung ausländischer Autoversicherer zentralruf.de für Einbruch-, Diebstahlschutz nicht-bei-mir.de für Haushalte rauchmelder-lebensretter.de FREIRÄUME Es sind die über die Versicherer als Übernehmer von Risiken geschaffenen Verbindungen der Versicherten untereinander, die das Ganze mehr sein lassen als die Summe seiner Teile: eine starke und faire Solidargemeinschaft. Das Sicherheitsnetz einer Versichertengemeinschaft nimmt dem Einzelnen Sorgen um die Risiken des Alltags. Es lässt Freiräume entstehen – Freiräume, um individuelle Zukunftschancen zu nutzen und persönliche Ziele zu verwirklichen. Netze in ihren vielfältigen Ausprägungen illustrieren als Symbol für Freiräume durch Sicherheit das GDV-Jahrbuch 2007. Herausgeber: Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) Presse und Information Wilhelmstraße 43/43G, 10117 Berlin Telefon: (030) 20 20 51 17 / 18 Telefax: (030) 20 20 66 04 www.gdv.de Vertrieb: Verlag Versicherungswirtschaft GmbH Klosestraße 22 – 24 76137 Karlsruhe Telefon: (07 21) 35 09 0 Telefax: (07 21) 31 83 3 Bildnachweis: Frieder Blickle, Hamburg ISSN-0722-1118 Redaktion: Hans Geldmacher und Stephan Gelhausen Redaktionsschluss: 16. Oktober 2007 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. 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