Jahrbuch 2007 Die deutsche Versicherungswirtschaft

Werbung
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.
Jahrbuch 2007
Die deutsche Versicherungswirtschaft
Versicherungswirtschaft 2007 auf einen Blick
Versicherungswirtschaft 2007 auf einen Blick
Angaben für 2007 geschätzt
2007
2006
Beitragsaufkommen1) GDV-Mitglieder
Beitragszunahme
Beiträge 1) je Einwohner
Beiträge der Privathaushalte
Beitragszahlung je Haushalt
Beitragszahlung je Einwohner
Versicherungsleistungen (GDV-Mitglieder) 2)
Lebensversicherung3)
Private Krankenversicherung
Kraftfahrtversicherung
Versicherungsverträge und -risiken
Arbeitnehmer einschl. Auszubildende
bei Versicherungsunternehmen
im Versicherungsvermittlergewerbe 4)
Selbständiger Versicherungsaußendienst5)
selbständige hauptberufliche Vertreter
nebenberufliche Vertreter
Versicherungsmakler
Milliarden Euro
Prozent
Euro
Milliarden Euro
Euro
Euro
Milliarden Euro
Milliarden Euro
Milliarden Euro
Milliarden Euro
Millionen
162,1
0,2
1 970
142,9
3 650
1 730
142,9
67,3
32,7
19,2
etwa 431
281 300
219 000
55 600
400 000
77 000
300 000
20 000
161,8
2,4
1 960
142,6
3 640
1 725
138,3
66,7
31,8
18,8
etwa 428
288 700
225 700
55 400
*)
*)
*)
*)
Kapitalanlagebestand 6)
Milliarden Euro
1 112
1 067
Größte Versicherungszweige nach dem gebuchten
Beitragsaufkommen (GDV-Mitgliedsunternehmen)
Lebensversicherung
Private Krankenversicherung
Kraftfahrtversicherung
Allgemeine Haftpflichtversicherung
Private Unfallversicherung
Wohngebäudeversicherung
Rechtsschutzversicherung
Hausratversicherung
Industrielle Feuerversicherung 7)
Transportversicherung
Milliarden Euro
Milliarden Euro
Milliarden Euro
Milliarden Euro
Milliarden Euro
Milliarden Euro
Milliarden Euro
Milliarden Euro
Milliarden Euro
Milliarden Euro
78,1
29,2
20,8
6,9
6,4
4,1
3,1
2,6
2,5
1,9
78,3
28,5
21,2
6,9
6,2
4,1
3,1
2,6
2,6
1,9
1) gebuchte Brutto-Beiträge der GDV-Mitglieder (ohne Auslands- und in Rückdeckung übernommenes Geschäft, aber einschl. gewerbliches Geschäft,
ohne Einmalbeiträge aus der RfB bei der Lebens- und Krankenversicherung), entspricht 97 Prozent des Gesamtmarktes, 2) Lebensversicherung: nur
ausgezahlte Leistungen, 3) inkl. Pensionskassen und Pensionsfonds, 4) geschätzt, 5) Diese Angaben sind Schätzwerte. Die Auswirkungen der durch
die neuen Regelungen für Versicherungsvermittler vorgeschriebenen Registrierung der Versicherungsvermittler sind aufgrund der bestehenden Übergangsfristen erst mit Beginn des Jahres 2009 konkret erfassbar. 6) einschl. Rückversicherer (jeweils Vorjahreswerte), ohne Pensions- und
Sterbekassen, 7) mit Feuer-Betriebsunterbrechung, Extended Coverage, All Risk.
*) Zahlen zum Vorjahr nicht vergleichbar.
2 JAHRBUCH 2007
Inhaltsverzeichnis
JAHRBUCH 2007 3
4–5
32–67
68–123
124–127
Verzeichnis der
Tabellen und Grafiken
Geschäftsverlauf, Leistung und
Umfeld der Versicherungswirtschaft
35 Geschäftsentwicklung 2007
41 Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
48 Assekuranz im Rahmen der
Gesamtwirtschaft
50 Niveau der privaten Vorsorge
in Deutschland
51 Privatschutz und Sozialversicherung
53 Geldvermögensbildung
der privaten Haushalte
55 Unternehmen und Versicherung
56 Wettbewerb und Konzentration in
der Versicherungswirtschaft
58 Internationale Verflechtung
der Assekuranz
59 Die Versicherungswirtschaft
als Arbeitgeber
Versicherungszweige
und -arten
70 Lebensversicherung,
Pensionskassen und
Pensionsfonds
81 Private Krankenversicherung
86 Schaden- und
Unfallversicherung
91 Kraftfahrtversicherung
100 Allgemeine Haftpflichtversicherung
102 Private Unfallversicherung
103 Rechtsschutzversicherung
105 Sachversicherung
111 Transportversicherung
113 Kreditversicherung
114 Luftfahrtversicherung
116 Nuklearversicherung
119 Insolvenzsicherung
121 Rückversicherung
Der GDV und seine
Mitglieder
7
Ein Wort zuvor
8–31
Standpunkte
Verzeichnis der Tabellen und Grafiken
4 JAHRBUCH 2007
36
37
Versicherungswirtschaft insgesamt
Versicherungswirtschaft 2007 auf einen Blick
Beitragseinnahmen der Versicherungswirtschaft
Leistungen der Versicherungswirtschaft
42
42
43
44
47
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Kapitalmarktdaten
Laufende Erträge aus Kapitalanlagen
Kapitalanlagebestand nach Anlagearten
Kapitalanlagebestand nach Versicherungszweigen
Alternative Investments im Rahmen der Kapitalanlage
49
Assekuranz im Rahmen der Gesamtwirtschaft
Versicherungsschutz der Haushalte 2006/ 2007
51
Niveau der privaten Vorsorge in Deutschland
Versicherung in der Gesamtwirtschaft
53
54
Privatschutz und Sozialversicherung
Geldvermögensbildung der privaten Haushalte
Geldvermögensbildung der privaten Haushalte nach Anlagearten
Geldvermögen der privaten Haushalte nach Anlagearten
56
57
Unternehmen und Versicherung
Wettbewerb und Konzentration in der Versicherungswirtschaft
Anzahl der Versicherungsunternehmen nach Sparten
Versicherungsbestände zum Jahresende
60
61
65
Internationale Verflechtung der Assekuranz
Die Versicherungswirtschaft als Arbeitgeber
Erhebung über die Entwicklung der Zahl der Arbeitnehmer
Die größten Versicherungsstädte
Im Dienst der Sicherheit n Grafik
n Grafik
75
76
77
77
78
79
80
Lebensversicherung, Pensionskassen und Pensionsfonds
Versicherungsleistungen der Lebensversicherung i. e. S.
Wie die Bürger ihr Leben versichern n Grafik
Lebensversicherung i. e. S.: Zeitreihe eingelöster Neuzugang
Beitragseinnahmen in der Lebensversicherung i. e. S., Ersparnis und Sparquote
der privaten Haushalte
Schutz der Bevölkerung durch Lebensversicherungen n Grafik
Gliederung der Beitragseinnahmen in der Lebensversicherung i. e. S.
Übersicht über die Ergebnisse der Lebensversicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds
Übersicht über die Ergebnisse der Lebensversicherungen i. e. S.
Entwicklung der Direktversicherung und Rückdeckungsversicherung
An Versicherungsnehmer ausgezahlte Versicherungsleistungen der Lebensversicherung i. e. S.
Kostenquote in der Lebensversicherung i. e. S.
81
83
Private Krankenversicherung
Anzahl der privat Krankenversicherten
Entlastung im Alter n Grafik
70
71
73
74
JAHRBUCH 2007 5
84
85
85
Wechsel der Kassen
Beitragseinnahmen in der privaten Krankenversicherung
Gliederung der Gesamtaufwendungen in der privaten Krankenversicherung
87
Schaden- und Unfallversicherung
Versicherungsfälle in der Schaden- und Unfallversicherung des deutschen
Direktgeschäfts
90
91
91
92
92
93
93
94
94
95
96
97
Kraftfahrtversicherung
Beitragseinnahmen und Schadenaufwand in der Kraftfahrtversicherung
Schadenquoten in der Kfz-Versicherung
Straßenverkehrsunfälle in Deutschland
Kfz-Haftpflichtversicherung in Zahlen
Wie lange unfallfrei?
Diebstahl versicherter Kraftfahrzeuge nach Zahl und Schadenaufwand
Diebstahl versicherter Pkw nach Autofabrikaten
Vollkasko in Zahlen
Teilkasko in Zahlen
Was Autounfälle im Schnitt kosten n Grafik
Entwicklung des Kraftfahrzeug-Bestandes
Diebstahl versicherter Pkw nach Bundesländern
100
102
103
Haftpflicht-, Unfall- und Rechtsschutzversicherung
Beiträge und Leistungen in der Allgemeinen Haftpflichtversicherung
Beiträge und Leistungen in der Privaten Unfallversicherung
Beitragseinnahmen, Risiken und Schäden in der Rechtsschutzversicherung
105
106
107
108
109
Sachversicherung
Schäden je Gefahr in der Verbundenen Hausrat- und Wohngebäudeversicherung
Beitragseinnahmen in den Sachversicherungszweigen
Schadenaufwand und Schadenquoten in den Sachversicherungszweigen
Großschäden in der Industriellen Sachversicherung
Spannweite der Schadenquoten n Grafik
112
Transportversicherung
Transportversicherung in Zahlen
113
Kreditversicherung
Kreditversicherung und Insolvenzen in Zahlen
116
Nuklearversicherung
Nuklearversicherung in Zahlen
119
Insolvenzsicherung
Pensions-Sicherungs-Verein in Zahlen
121
122
Rückversicherung
Die größten Zweige der Rückversicherung
Schäden und Betriebskosten in der Rückversicherung
128
Der GDV und seine Mitglieder
Organigramm des GDV n Grafik
Ein Wort zuvor
JAHRBUCH 2007 7
Der Wintersturm Kyrill Anfang diesen Jahres hat die Bedeutung von umfassendem Versicherungsschutz einmal mehr plastisch gemacht: Einen versicherten Schaden von etwa 2,5 Milliarden Euro mit
fast 2 Millionen gemeldeten Schadensfällen verursachte der Sturm allein in Deutschland. Die Versicherungswirtschaft hat dieses mit weitem Abstand teuerste Sturmereignis in Europa finanziell gut
verkraftet und einmal mehr ihre Rolle als stabilisierender Faktor in Wirtschaft und Gesellschaft bewiesen. Das verursachte menschliche Leid können die Versicherer zwar nicht ausgleichen, sie können
es jedoch lindern, indem sie schnell und unbürokratisch Entschädigung für materielle Verluste
leisten. Dass dies trotz der enormen Zahl an Einzelschäden gelungen ist, ist der Professionalität und
dem großen Engagement der Mitarbeiter im Innen- und Außendienst zu verdanken.
In diesem Jahr wurden zwei wichtige Rechtsgebiete neu geregelt, die sich intensiv auf das Verhältnis
zwischen Versicherern, ihren Mitarbeitern im Innen- und Außendienst und den Kunden auswirken:
die Verordnung über die Versicherungsvermittlung und -beratung sowie die Reform des Versicherungsvertragsgesetzes. Die Umsetzung der EU-Vermittlerrichtlinie in nationales Recht trat im Mai in
Kraft. Sie wird nicht nur über neue Ausbildungsstandards für Vermittler eine einheitlich hohe Qualifikation garantieren. Auch die zusätzlichen Beratungs- und Dokumentationspflichten werden die
Beratungsqualität weiter verbessern.
Die Reform des bald 100 Jahre alten Versicherungsvertragsgesetzes führt zu einer maßgeblichen
Modernisierung der Beziehungen zwischen Versicherern und Versicherten. Eine weitere Verbesserung der Informationen der Kunden vor und nach Vertragsabschluss und höhere Rückkaufswerte bei
frühzeitiger Kündigung von Lebensversicherungsverträgen sind wesentliche Teile der Reform, die die
Versicherer im letzten Jahr selbst vorgeschlagen haben. Besonders kontrovers ist über die Ausschüttung stiller Reserven diskutiert worden. Künftig ist die Ausschüttung gesetzlich geregelt. Per Saldo
wird dadurch jedoch nicht mehr Geld als früher zur Ausschüttung zur Verfügung stehen. Denn auch
bisher kamen die stillen Reserven den Kunden zu Gute, wenn sie für eine stabile Überschussbeteiligung realisiert wurden.
Auf richtigem Kurs befindet sich die deutsche Versicherungswirtschaft auch mit ihren Vorbereitungen auf Solvency II. Zu dem neuen risikobasierten Aufsichtskonzept, das derzeit auf europäischer
Ebene vorbereitet wird, liegen die Ergebnisse der dritten Auswirkungsstudie vor. Die Ergebnisse der
Simulation des neuen Eigenmittelregimes, an der sich über 160 deutsche Versicherungsunternehmen
beteiligt haben, zeigen, dass die deutsche Assekuranz auf die anstehenden Veränderungen gut vorbereitet ist. Sie wird die neuen Ansätze des Risikomanagements nutzen, ihre Risikostrukturen weiter
zu optimieren und ihren Kunden nachhaltig sicheren Schutz und Planungssicherheit zu bieten.
Dr. Bernhard Schareck
Dr. Frank von Fürstenwerth
Präsident
Hauptgeschäftsführer
8|9
JAHRBUCH 2007
Standpunkte
Seit dem Amtsantritt der Großen Koalition hat sich die wirtschaftliche Lage in Deutschland
merklich gebessert. Die deutsche Volkswirtschaft ist im letzten Jahr so kräftig wie seit langem
nicht mehr gewachsen. Auch in diesem Jahr hat sich die Aufwärtsbewegung fortgesetzt und
dabei zunehmend auch zu einer Besserung am Arbeitsmarkt beigetragen. Positiv ausgewirkt
haben sich kräftige weltwirtschaftliche Impulse. Von der Weltwirtschaft können aber immer
wieder auch erhebliche Risiken ausgehen. So sind die Versicherer zwar von der aus den USA
kommenden Subprime-Krise als Kapitalanleger nicht spürbar betroffen. Jedoch steht die
Stabilität des weltweiten Finanzsystems derzeit durchaus vor einer Bewährungsprobe. Auch
der globale Terrorismus ist nicht gebannt. Eine gemeinschaftliche Anstrengung von Staat und
privater Versicherungswirtschaft zur finanziellen Risikovorsorge vor den Folgen des Terrorrisikos bleibt deshalb für die Wirtschaft unverzichtbar.
10 JAHRBUCH 2007 STANDPUNKTE
Die Politik in Deutschland steht weiter vor
großen Herausforderungen. Die nachhaltige
Konsolidierung der öffentlichen Finanzen
bleibt eine der wichtigsten Aufgaben. Zweifellos sind in der bisherigen Legislaturperiode
schon Fortschritte beim Abbau des Staatsdefizits erreicht worden. Ein ausgeglichenes
Budget ist erstmals seit langem wieder möglich. Aber nichtsdestotrotz: Die Staatsverschuldung insgesamt bleibt eine große Hypothek für die wirtschaftliche Entwicklung in
Deutschland. Gerade Phasen guter Konjunktur müssen daher konsequent genutzt werden, um vor allem auch die qualitative Konsolidierung der öffentlichen Haushalte weiter
voranzubringen. Darüber hinaus bleibt eine
weitere Flexibilisierung und Entbürokratisierung des Arbeitsmarktes unerlässlich, um Beschäftigungs- und Wachstumshemmnisse vor
allem im Niedriglohnsektor abzubauen. Auch
im Bereich der sozialen Sicherungssysteme
besteht teilweise noch erheblicher Reformbedarf. Zwar ist in der Alterssicherung die
Stärkung der kapitalgedeckten Vorsorge
schon ein gutes Stück vorangekommen. In der
Kranken- und Pflegeversicherung greifen die
jüngsten Reformen dagegen teils zu kurz, teils
wirken sie sogar kontraproduktiv.
Strukturelle Reformen sind neben der Finanzpolitik, dem Arbeitsmarkt und der sozialen
Sicherung nach wie vor in vielen weiteren
Bereichen geboten. Dies gilt etwa im Hinblick
auf eine Stärkung des Humankapitals durch
zielgerichtete Strukturreformen im deutschen
Bildungswesen wie für weitere Fortschritte
bei der Reform des deutschen Föderalismus.
Zu Recht hat sich die Bundesregierung aber
auch zum Bürokratieabbau als einem vordringlichen Ziel ihrer Politik bekannt.
Erst wenn die notwendigen Reform- und
Konsolidierungsanstrengungen entschieden
vorangebracht werden, kann die deutsche
Volkswirtschaft wieder dauerhaft auf einen
dynamischeren Wachstumspfad zurückkehren. Durch schlüssige Reformkonzepte sollte
es auch gelingen, natürliche Widerstände
gegen weitreichende Veränderungen abzubauen und zunehmend weite Bevölkerungskreise davon zu überzeugen, dass Reformen
nicht allenfalls unangenehme Notwendigkeiten sind, sondern dass sie als ein Aufbruchsignal zur Wahrung der Chancen für eine
gemeinsame Zukunft verstanden werden
sollten.
■ ■ ■ Sozial- und Gesundheitspolitik
Um die demographischen Herausfor- Weiterentwicklung
derungen zu bewältigen, haben die der Alterssicherung
letzten großen Rentenreformen das
Alterssicherungssystem auf eine neue, sichere
Grundlage gestellt. Dennoch erzwingen die
kontinuierlichen Veränderungen in der Gesellschaft und der Arbeitswelt stete Weiterentwicklungen.
Für die Versicherungswirtschaft ist dabei die
Grundsatzentscheidung der letzten Rentenreformen maßgebend: Die Sicherung des Lebensstandards der Rentner soll künftig über
alle drei Säulen der Alterssicherung erreicht
werden. Daraus leiten sich die Kernziele ab,
die den Reformen ihre Richtung geben. Die
gesetzliche Rentenversicherung wird durch
deutliche Leistungseinschränkungen an die
demographische Entwicklung angepasst.
Zum Ausgleich werden die betriebliche und
die private Altersvorsorge in ein Gesamtkonzept der Alterssicherung einbezogen und
staatlich gefördert, wenn sie vor allem zwei
Qualitätskriterien erfüllen – die Zahlung lebenslanger Leistungen im Alter zur Ergänzung
JAHRBUCH 2007 11
der gesetzlichen Renten und die Garantie des
Kapitalerhalts als Sicherheitsminimum für
den Verbraucher.
Aktuell diskutierte Reformschritte in der Alterssicherungspolitik müssen sich vorrangig
daran messen lassen, ob diese Maßnahmen
die nachhaltige Finanzierbarkeit der Alterseinkommen unterstützen, die kapitalgedeckte Altersvorsorge adäquat berücksichtigt
wird und die Qualitätskriterien der geförderten Altersvorsorge gewahrt werden.
Vor diesem Hintergrund ist die jüngste
Entscheidung für eine unbefristete
Fortführung der sozialabgabenfreien
Entgeltumwandlung zukunftsweisend.
Die Tarifvertragsparteien und alle betroffenen
Verbände hatten vor dem drohenden Rückschlag in der betrieblichen Altersversorgung
gewarnt, wenn die Beiträge der Arbeitnehmer
zur Entgeltumwandlung wie gesetzlich vorgesehen ab dem 1. Januar 2009 der Sozialversicherungspflicht unterworfen worden wären.
Die Arbeitnehmer werden nun auch künftig
davor bewahrt, doppelt Sozialversicherungsbeiträge entrichten zu müssen. Denn nicht
nur die später erzielten Betriebsrenten wären
mit Beiträgen zur gesetzlichen Kranken- und
Pflegeversicherung belegt worden; auch das
umgewandelte Arbeitsentgelt, das zum Aufbau der Betriebsrente eingesetzt wird, wäre
belastet worden.
Entgeltumwandlung
und Sozialversicherungsfreiheit
Durch das Umdenken der Politik bestehen
nun gute Chancen, dass die Entgeltumwandlung ihre wichtige Rolle in der Alterssicherung
weiter ausbauen kann. Die Rentabilität dieser
beliebten Form der Vorsorge bleibt dauerhaft
erhalten, und die Menschen können unter stabilen Rahmenbedingungen ein zusätzliches
Alterseinkommen aufbauen. Langfristig wer-
den davon auch die Sozialversicherungsträger
und der Staat profitieren, denn höhere Betriebsrenten führen letztlich auch zu höheren
Einnahmen der Kranken- und Pflegeversicherung und zu einem höheren Steueraufkommen.
Für die Versicherungswirtschaft ist die Übergang von
beschlossene sukzessive Anhebung Beruf in Rente
der Regelaltersgrenze für den Bezug flexibilisieren
der gesetzlichen Rente auf das 67. Lebensjahr bis zum Jahr 2029 eine richtige Antwort des Gesetzgebers auf die veränderten
Anforderungen einer alternden Gesellschaft
an den Arbeitsmarkt und die umlagefinanzierte gesetzliche Rentenversicherung. Derzeit wird in den Fraktionen, den Gewerkschaften und der gesetzlichen Rentenversicherung
überlegt, wie vor diesem Hintergrund ein
flexibler Übergang vom Erwerbsleben in den
Ruhestand ermöglicht werden kann, der die
individuell unterschiedlichen Lebenssituationen von Arbeitnehmern berücksichtigt, ohne
dadurch jedoch erneut ein Frühverrentungsprogramm zu initiieren.
Die Versicherungswirtschaft wird ihre Überlegungen in diese Debatte einbringen, um dem
für die gesetzliche Rentenversicherung und
die privaten Anbieter gleichermaßen gefährlichen Trend eines Ausweichens in die Invaliditätsversorgung, d. h. in die Rente für Erwerbsund Berufsunfähigkeit, vorzubeugen, der als
Reaktion auf höhere Altersgrenzen in anderen
Ländern beobachtet werden kann. Sollten sich
Modelle durchsetzen, die zum Beispiel eine
flexiblere Inanspruchnahme der Teilrente ab
dem 60. Lebensjahr mit entsprechender Hinzuverdienstmöglichkeit erlauben, wird sich
die Versicherungswirtschaft dafür einsetzen,
12 JAHRBUCH 2007 STANDPUNKTE
die Untergrenzen für die ab dem Jahr 2012
geschlossenen, geförderten Altersvorsorgeverträge wieder auf das derzeit noch geltende
Niveau von 60 Jahren abzusenken, damit die
private und betriebliche Altersversorgung im
Gleichklang mit der gesetzlichen Rente die
verbleibenden Versorgungslücken schließen
kann.
Die Sorge um eine unzureichende
Altersversorgung einer wachsenden
Gruppe von Selbständigen, die zwischen einem Angestelltenverhältnis
und der Selbständigkeit wechseln, führt derzeit zu Überlegungen, die gesetzliche Rentenversicherung zu einer Erwerbstätigenversicherung auszubauen. Im Fokus steht die Hinzunahme der Gruppe der sogenannte SoloSelbständigen, d. h. Selbständige, die selbst
keine weiteren Arbeitnehmer beschäftigen.
Gegen eine Ausweitung der Versicherungspflicht gibt es aber gewichtige Gründe. Entscheidend sind die Belastungen für die gesetzliche Rentenversicherung durch eine Ausweitung der Versicherungspflicht. Bereits die
Rürup-Kommission hatte darauf hingewiesen,
dass die Ausweitung der Versicherungspflicht
in der gesetzlichen Rentenversicherung auf
Selbständige unter dem Aspekt der finanziellen Nachhaltigkeit abzulehnen ist.
Keine Ausweitung der
gesetzlichen Rentenversicherungspflicht
Um den Aufbau von Altersvorsorgevermögen für Selbständige zu erleichtern, schlägt die Versicherungswirtschaft vor, den Kreis der Förderberechtigten in
der Riester-Rente auf Selbständige und ihre
Ehepartner auszuweiten. Damit könnten
auch Menschen mit häufigen Wechseln zwischen abhängiger Beschäftigung und Selb-
Riester-Rente für
Selbständige
ständigkeit im Bereich der kapitalgedeckten
Altersvorsorge angemessen berücksichtigt
werden. Derzeit können bei Selbständigen
und ihren Familien, die einmal oder sogar
mehrfach aus einem Angestelltenverhältnis
in die Selbständigkeit wechseln und umgekehrt, begonnene Riester-Verträge in den Phasen der Selbständigkeit nicht gefördert werden. Dies betrifft auch die Verträge der nur
mittelbar zulagenberechtigten Ehepartner.
Allerdings wird die Riester-Rente als Ergänzung zur gesetzlichen Rentenversicherung
den Sicherungsbedarf der Selbständigen nur
zu einem Bruchteil abdecken können, sodass
die weiter reichenden Vorsorgeformen – wie
etwa die Basisrente – weiterhin erforderlich
sind.
Die deutsche Versicherungswirtschaft Europäische
unterstützt das Ziel der europäischen Altersvorsorge
Initiative zur Portabilität der betrieblichen Altersvorsorge, die europaweite Mobilität von Arbeitnehmern zu fördern. Die Versicherungswirtschaft hat durch die Übertragungsabkommen für Direktversicherungen
und Pensionskassen das Notwendige geleistet, um in Deutschland den Anspruch der
Arbeitnehmer auf Übertragung ohne Nachteile zu gewährleisten. Ein Übertragungsabkommen für rückgedeckte Unterstützungskassen steht kurz vor dem Abschluss. Europäische Regelungen sollten aber die Attraktivität
des freiwilligen Angebots der betrieblichen
Altersversorgung für die Arbeitgeber in
Deutschland nicht beeinträchtigen.
JAHRBUCH 2007 13
■■■
Für die private Krankenversicherung
waren im Jahr 2007 zwei Themen von
zentraler Bedeutung. Dies war zum
einen die Verabschiedung des Gesetzes zur
Stärkung des Wettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-WSG) im
Februar, mit der die über einjährige politische
Diskussion über die Gesundheitsreform einen
Abschluss fand. Wichtig für die PKV war zum
anderen die Debatte über die Reform der Pflegeversicherung, die mit der grundsätzlichen
Einigung der Bundesregierung im Juni 2007
vorerst beendet wurde.
Gesundheits- und
Pflegereform 2007
Das am 1. April 2007 in Kraft getretene GKVWSG betrifft zentrale Bereiche der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung. Die
PKV ist insbesondere von den Regelungen
zum Basistarif, der vorgesehenen Portabilität
der Alterungsrückstellungen auch für Bestandsversicherte und dem dreijährigen
Wartemoratorium für Angestellte betroffen.
Für die GKV ist die Einführung eines zentralen
Gesundheitsfonds am 1. Januar 2009 das
Kernstück der Gesundheitsreform. Ab dann
bestimmen nicht mehr die einzelnen Krankenkassen die Höhe der Beiträge, sondern der
Staat legt einen einheitlichen Beitragssatz für
die gesetzlich Versicherten fest. Das Beitragsaufkommen fließt dann in den Fonds, von
dem die Kassen für jeden Versicherten einen
einheitlichen Betrag erhalten.
Noch im Sommer 2006 war geplant,
die PKV in diesen Gesundheitsfonds
einzubeziehen. Das hätte im Ergebnis
einen Einkommens- und Risikoausgleich mit der GKV und damit das faktische
Ende der PKV bedeutet. Vor diesem Hintergrund ist es ein großer politischer Erfolg der
Branche, dass nicht nur die Einbeziehung in
Gesundheitsreform –
ein Schritt in die
Staatsmedizin
den Gesundheitsfonds verhindert, sondern
auch andere schwere Eingriffe in die PKV verhindert bzw. deutlich abgemildert werden
konnten.
Diese Nachbesserungen im Detail machen indes eine schlechte Gesundheitsreform noch
nicht zu einer guten. Und so muss im Ergebnis
festgestellt werden, dass mit dem GKV-WSG
ein großer Schritt in Richtung Staatsmedizin
gemacht wurde. Ebenso wie die PKV sind renommierte Staatsrechtler der Ansicht, dass
die Gesundheitsreform verfassungswidrig ist.
Die privaten Krankenversicherer bereiten daher unter der Koordination des PKV-Verbandes
und mit Unterstützung von Verfassungsjuristen eine Verfassungsbeschwerde gegen
die Gesundheitsreform vor.
Insbesondere der Basistarif und die Portabilität der Alterungsrückstellungen für Bestandsversicherte greifen in bestehende Verträge der
Versicherten und in die Unternehmensfreiheit
ein. Der Basistarif wird sich aufgrund des gesetzlichen Verbots von Risikozuschlägen und
der vorgeschriebenen Beitragskappung nicht
selbst tragen können. Er muss daher von den
übrigen Privatversicherten subventioniert
werden, was sich auf deren Prämien auswirken wird.
Da auch die Möglichkeit der Portabilität von
Alterungsrückstellungen im Bestand bei Vertragsschluss zwischen den Krankenversicherungsunternehmen und den Versicherten
nicht Vertragsbestandteil war, muss diese
zusätzliche Leistung gerade von denjenigen
finanziert werden, die die Portabilität nicht in
Anspruch nehmen.
14 JAHRBUCH 2007 STANDPUNKTE
Rechtlich unzulässig sind aus Sicht der PKV zudem Leistungsausweitungen in der GKV wie
z. B. das Angebot von Komfortunterbringung,
Chefarzttarifen oder Auslandsreisekrankenversicherungen. Gegen erste diesbezügliche
Angebote haben der PKV-Verband und ein
Versicherungsunternehmen Rechtsmittel eingelegt. Derartige Wahltarife anzubieten ist
nicht Aufgabe der gesetzlichen Krankenversicherungen und gehört nicht in ein Sozialversicherungssystem. Denn dieses genießt einzig
und allein aufgrund seiner sozialen Aufgaben
die Privilegien einer steuerbefreiten staatlichen Körperschaft, die über das Adressmonopol ihrer Mitglieder verfügt und kein Eigenkapital hinterlegen muss.
Trotz dieser rechtlichen Bedenken und
der anstehenden Verfassungsbeschwerde wird die PKV die Neuregelungen des Gesetzes fristgerecht umsetzen. Daher bereitet sich die Branche auf die
Einführung des Basistarifs zum 1. Januar 2009
vor. Da der Basistarif der GKV vergleichbar sein
soll, wird er auch mit entsprechenden Steuerungsinstrumenten, Leistungslimitierungen
und Kostendämpfungen ausgestattet sein
müssen. Das ist zwingend erforderlich, damit
die Prämien eine für die Versicherungsnehmer
akzeptable Höhe nicht überschreiten.
PKV wird Neuregelungen fristgerrecht
umsetzen
Bereits seit dem 1. Juli 2007 nehmen Versicherungsunternehmen entsprechend den gesetzlichen Vorschriften ehemalige PKV-Versicherte, die zurzeit ohne Versicherungsschutz
sind, im Standardtarif auf.
Dabei hat sich schon nach den ersten Wochen
gezeigt, dass sich fast ausschließlich Personen, die sich bereits in stationärer oder ambu-
lanter Behandlung befinden, im Standardtarif
versichern wollen. Zugleich gibt es offensichtlich auch Nichtversicherte, die mit ihrem Vertragsabschluss warten wollen, bis es zu einem
konkreten Behandlungsfall kommt. Das ist
nicht im Sinne des Gesetzgebers, der nach
eigenem Bekunden verhindern will, dass sich
Nichtversicherte erst dann versichern, wenn
sie bereits erkrankt sind und damit die Versichertengemeinschaft übermäßig belasten.
Um dem entgegenzuwirken und auch im
modifizierten Standardtarif ein gemischtes
Versichertenkollektiv aufzubauen, bietet die
Branche nun allen anspruchsberechtigten
Nichtversicherten einen Anreiz dafür,
schnellstmöglich in die PKV zurückzukehren:
Wer sich bis Ende 2007 im modifizierten Standardtarif versichert, erhält unter Berücksichtigung der PKV-üblichen Wartezeiten von drei
bzw. acht Monaten auch laufende Behandlungen erstattet.
Von zentraler Bedeutung für die PKV Pflegereform –
ist auch die Reform der Pflegeversi- Chance auf
cherung. Anders als bei der Diskussion zukunftsorientierten
über die Gesundheitsreform fanden Umbau vertan
die bisherigen Verhandlungen jedoch
weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Im Kern der Debatte ging es um den
Einstieg in die Kapitaldeckung auch in der
gesetzlichen Pflegeversicherung und damit
um ihre langfristige Finanzierbarkeit. Die SPD
machte allerdings die Einführung einer
Demografiereserve von einem Finanzausgleich zwischen privater und gesetzlicher Pflegeversicherung abhängig. Ein solcher Finanzausgleich ist jedoch nach Auffassung renommierter Verfassungsjuristen und prominenter
Vertreter der Bundesregierung verfassungswidrig.
JAHRBUCH 2007 15
Im Ergebnis einigte sich die Bundesregierung
auf einen Kompromiss und verzichtete auf
eine umfassende Finanzreform: Der Pflegebeitrag soll zum 1. Juli 2008 um 0,25 Prozentpunkte steigen. Demenz- und AlzheimerKranke erhalten mehr als bisher oder sogar
erstmals Leistungen. Für die Hilfen ambulanter Pflegedienste soll mehr Geld gezahlt
werden, ebenso für die Betreuung schwerer
und schwerster Pflegefälle in Heimen.
Zwar war es richtig, dass es nun doch nicht zu
einem Finanzausgleich zwischen privater und
gesetzlicher Pflegeversicherung kommt. Denn
ein Finanzausgleich hätte im Kern die Einführung einer Bürgerpflegeversicherung und
damit den strukturellen Einstieg in ein umlagefinanziertes Einheitssystem bedeutet.
Gleichzeitig hat die große Koalition aber die
Chance auf einen zukunftsorientierten Umbau der gesetzlichen Pflegeversicherung vergeben: Statt den von der Wissenschaft geforderten Umstieg auf Kapitaldeckung zu vollziehen oder ihn zumindest einzuleiten, hat sie
das Umlageverfahren der gesetzlichen Pflegeversicherung sogar noch ausgebaut. Damit
bewirkt sie das Gegenteil von Generationensolidarität. Die aus Sicht der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen zweifellos sinnvolle und erforderliche Ausweitung der Leistungen hätte unbedingt im Kapitaldeckungsverfahren erfolgen müssen. Ihre Finanzierung
über das Umlageverfahren ist dagegen eine
weitere Hypothek auf die Zukunft.
Was die von der großen Koalition beschlossenen Leistungsausweitungen betrifft, wird die
PKV auf Grundlage ihrer Erfahrungen in der
Kalkulation und in der Kapitalanlage, in der
Beratung, der Pflegebeurteilung und Quali-
tätssicherung die von der Großen Koalition
vorgenommenen Leistungsausweitungen verantwortungsvoll umsetzen. Darüber hinaus
plant die PKV, auch in der Pflegepflichtversicherung eigene Leistungsprofile zu entwickeln. Auch diese Leistungsausweitungen
werden in der privaten Pflegepflichtversicherung nachhaltig und generationengerecht
finanziert werden.
■ ■ ■ Rechts- und Verbraucherpolitik
Das neue Gesetz über den Versiche- Mit dem neuen
rungsvertrag, das am 1. Januar 2008 VVG beginnt eine
in Kraft tritt, läutet eine neue Ära für neue Ära
die Versicherungswirtschaft ein. Das
Bild vom Federstrich des Gesetzgebers wird
lebendig, wenn mit der Geltung der neuen
Regelungen alte Streit- und Zweifelsfragen
unwichtig werden. Das Bemühen des Gesetzgebers, die wohlverstandenen Interessen der
Verbraucher abzuwägen, ist beispielhaft im
Bereich der Lebensversicherung zu erkennen.
Durch höchstrichterliche Urteile bestanden
bereits Vorgaben für die Gestaltung der Regelungen zu den Rückkaufswerten und der
Beteiligung der Versicherungsnehmer an den
Bewertungsreserven. Der auch nach dem geltenden Recht bestehende Anspruch auf Überschussbeteiligung wird im neuen Versicherungsvertragsgesetz ausdrücklich geregelt;
ebenso die Beteiligung der Versicherungsnehmer an den stillen Reserven. Nicht Gesetz
wurde die ursprünglich vom Gesetzgeber
geplante Beteiligung an den stillen Reserven
schon während der Vertragslaufzeit. Um die
Funktion der stillen Reserven als Risikopuffer
nicht zu gefährden, werden sie nunmehr erst
bei Vertragsbeendigung zur Hälfte an die Ver-
16 JAHRBUCH 2007 STANDPUNKTE
sicherungsnehmer ausgeschüttet. Auch die
Regelungen zu den Rückkaufswerten wurden
reformiert und führen in Fällen von Frühstorno nun zu höheren Rückkaufswerten.
Die noch im Regierungsentwurf vorgesehene
Einführung eines allgemeinen Direktanspruchs in der Pflichthaftpflicht-Versicherung
wurde fallen gelassen. Dem Versicherungsnehmer wird ein Direktanspruch gegen den
Versicherer nur in sinnvollen Fallkonstellationen eingeräumt. Das ist der Fall, wenn der Anspruch des Geschädigten gefährdet ist, weil
der Versicherungsnehmer insolvent oder sein
Aufenthaltsort unbekannt ist.
Bei den vorvertraglichen Anzeigepflichten
gibt es ebenfalls Neuerungen. Es bleibt selbstverständlich dabei, dass der Versicherungsnehmer vor Vertragsschluss die Angaben zu
machen hat, die der Versicherer benötigt, um
das zu versichernde Risiko einzuschätzen.
Allerdings hat der Versicherungsnehmer nur
noch solche Umstände anzuzeigen, nach
denen der Versicherer in Textform gefragt hat.
Damit wird es nicht mehr dem Versicherungsnehmer überlassen, zu beurteilen, ob ein
Umstand für den Versicherer bedeutsam ist.
Um Missbrauchsmöglichkeiten des Versicherungsnehmers bei der vorvertraglichen Anzeigepflicht zu verhindern, hat der Gesetzgeber
eine Ausschlussfrist aufgenommen.
Das neue Versicherungsvertragsgesetz kennt
bei der Verletzung der vertraglichen Obliegenheiten nach Vertragsschluss das Alles-oderNichts-Prinzip nicht mehr. Dieses bestand
zwar nach dem Wortlaut des Gesetzes noch,
war aber bei der Verletzung der vertraglichen
Obliegenheiten unter dem noch geltenden
VVG bereits durch die sogenannte Relevanzrechtsprechung des Bundesgerichtshofes den
heutigen Gegebenheiten angepasst worden.
Verletzt der Versicherungsnehmer seine Obliegenheit nun vorsätzlich, wird der Versicherer – wie auch heute schon – leistungsfrei. Bei
fahrlässiger Obliegenheitsverletzung dagegen entscheidet die Schwere des Verschuldens über die Kürzung des Anspruchs.
Bei der Erhebung von Gesundheitsdaten bei
Dritten ist in Anknüpfung an die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes vorgesehen, dass der Versicherungsnehmer – wie
bereits heute üblich – bereits vor Abgabe der
Vertragserklärung in die Erhebung der Daten
einwilligen kann. Die betroffene Person ist vor
jeder Datenerhebung zu informieren; sie kann
der Datenerhebung im Einzelfall widersprechen. Erweitert worden ist der Kreis der Datenquellen durch die Einbeziehung von Behörden, gesetzlichen Krankenversicherungen und
Berufsgenossenschaften.
Ein wichtiges Anliegen des Gesetzge- Verordnung über
bers – die Erhöhung der Transparenz – Informationspflichten
hat den mündigen Verbraucher vor mit SchönheitsAugen, der informiert und umfänglich fehlern
beraten, eine eigenverantwortliche,
seinem Bedarf entsprechende Vertragsentscheidung trifft. Diesem neuen Leitbild entsprechend, hat der GDV bereits im Frühjahr
2006 Vorschläge zur Erhöhung der Transparenz von Versicherungsverträgen unterbreitet.
Ein funktionsfähiger Wettbewerb zwischen
Versicherern setzt voraus, dass die Versicherungsnehmer über die für das Versicherungsprodukt erforderlichen Informationen verfügen können. Das Gesetz sieht daher umfangreiche Informations- und Beratungspflichten
vor. Dabei ist die Beratung auf die Wünsche
JAHRBUCH 2007 17
und Bedürfnisse des Kunden abzustellen und
auch zu dokumentieren. Der Versicherungsnehmer kann auf die Beratung aber natürlich
auch verzichten, weil er bereits über ausreichende Kenntnisse verfügt; das Gesetz sieht
keine Zwangsberatung vor. Neben der Beratung ist der Versicherer zur Informationserteilung verpflichtet. Die zu erteilenden Informationen sind in der Informationspflichtenverordnung detailliert geregelt. Diese bildet in
weiten Teilen die bereits bestehenden Informationspflichten ab und stellt eine gute
Grundlage zur Herstellung von Transparenz
und Verständlichkeit dar. Zu einem großen Teil
sind die zu erteilenden Informationen durch
die europäischen Richtlinien vorgegeben und
werden in der neuen Verordnung gebündelt.
Diese Zusammenführung aller Informationspflichten in einer Verordnung ist ausdrücklich
zu begrüßen, führt dies doch zu Rechtsklarheit und Übersichtlichkeit.
Dennoch schießt der im Juli vorgelegte Verordnungsentwurf in Teilen über das Ziel hinaus. Insbesondere die Regelung, nach der die
Abschluss- und Vertriebskosten sowie sonstige Kosten in Euro anzugeben sind, ist weder
europarechtlich vorgegeben noch dient sie der
Schaffung von Vergleichbarkeit. Im Gegenteil
benachteiligt sie die Versicherungsunternehmen im Wettbewerb mit anderen Finanzdienstleistern. Denn die Angabe der genannten Kosten in Euro trifft nur die Versicherer.
Transparenzfördernd und für den Kunden
sinnvoll ist vielmehr die Angabe der einkalkulierten Abschluss- und Vertriebskosten im
Verhältnis zu den Beiträgen.
Das neue, auch bereits vom GDV im vergangenen Jahr im Rahmen der Transparenzoffensive
geforderte Produktinformationsblatt soll dem
Versicherungsnehmer einen ersten Überblick
über das gewählte Produkt geben und kann
ihm daher beim Verständnis des Versicherungsproduktes eine große Hilfe sein. Der
GDV verlangt hierfür aber eine Beschränkung
auf die für die erste Orientierung wesentlichen Informationen wie auch eine Beschränkung des Adressatenkreises auf Verbraucher.
Denn nur für diese hat das Produktinformationsblatt eine Bedeutung und einen Nutzen.
■■■
Die Entlastung von Bürgern, Wirt- Assekuranz unterschaft und Behörden von einem Über- stützt Initiative zum
maß an bürokratischen Vorschriften Bürokratieabbau
sowie die Reduzierung der damit einhergehenden Kosten ist ein wichtiges, im Koalitionsvertrag fest verankertes Anliegen der
Bundesregierung. Zur konkreten Umsetzung
hat die Bundesregierung das Programm
„Bürokratieabbau und bessere Rechtssetzung“
beschlossen. Bürokratiekosten sollen auf der
Grundlage einer einheitlichen objektiven Methodik – dem so genannten StandardkostenModell – identifiziert, gemessen und reduziert
werden. Begleitet und unterstützt wird die
Bundesregierung dabei von dem für den
Bürokratieabbau verantwortlich eingesetzten
Nationalen Normenkontrollrat.
Die deutsche Versicherungswirtschaft begrüßt und unterstützt diese Initiative ausdrücklich. Denn wie kaum eine andere Branche sind die Assekuranz und auch deren Kunden von den Folgen ineffizienter und in der
Umsetzung sehr kostspieliger Rechtsetzung
betroffen. Ein aktuelles Beispiel für übermäßige und unverhältnismäßige Bürokratie ist
die Umsetzung des einheitlichen Euro Zahlungsverkehrsraumes (SEPA). Im Falle der
18 JAHRBUCH 2007 STANDPUNKTE
neuen SEPA-Lastschrift wird die Forderung
erhoben, eine Umstellung aller bestehenden
Lastschriftmandate auf das neue SEPA-Mandatsformat vorzunehmen. Sollte diese Forderung in nationales Recht umgesetzt werden,
kämen Belastungen in Höhe mehrerer Milliarden Euro auf die deutsche Versicherungswirtschaft und letztlich auf Verbraucher und
Kunden zu.
■■■
Die Erhebung und die Verbreitung
personenbezogener Daten ist eine
notwendige Voraussetzung jedes Versicherungsvertrages. Die Daten werden gebraucht, um das Risiko zu prüfen und
die Prämien so zu kalkulieren, dass eine jederzeitige Erfüllbarkeit der Verträge sichergestellt ist. Dabei muss der Versicherer im Interesse aller Versicherten in der Lage sein, Angaben seiner Kunden zum Risiko zu verifizieren,
um die richtige Einstufung vorzunehmen.
Ebenso muss auf personenbezogene Daten
zurückgegriffen werden, wenn der Versicherungsfall eingetreten ist und der Versicherungsnehmer Leistungen aus dem Versicherungsvertrag verlangt.
Datenschutz muss
Belange aller
Beteiligten achten
Im Zeitalter moderner Medien verlangen die
Kunden schnelle Reaktionen des Versicherungsunternehmens bei Vertragsabschluss
und Schadensabwicklung. Dies setzt voraus,
dass die Daten effizient mit moderner Technik
verarbeitet werden können. Jeder Versicherte
profitiert von einem gesetzlichen Rahmen,
der einerseits das Interesse an der Vertraulichkeit individueller Daten sichert, andererseits
aber die im Rahmen des Versicherungsverhältnisses sinnvolle Datenerhebung und -verarbeitung ermöglicht. Die Interpretation der
bestehenden gesetzlichen Regelungen darf
nicht einseitig zu Lasten der Versicherungswirtschaft gehen. Andererseits ist es aber für
die Branche und ihre Mitarbeiter ein wichtiges
Anliegen, dass mit Kundendaten sensibel und
sorgfältig verfahren wird und der Umfang der
gespeicherten Daten und deren Verarbeitung
auf das notwendige Minimum beschränkt
wird.
■■■
Mit ihrem vorgelegten Entwurf eines Debatte um
Gendiagnostikgesetzes haben die Gendiagnostikgesetz
Grünen die politische Debatte zum neu entfacht
Umgang mit genetischen Untersuchungen im Bundestag neu entfacht. Allgemeine Ziele sind dabei, Voraussetzungen für
genetische Untersuchungen und Analysen
festzulegen, die Verwendung genetischer Proben und Daten zu regeln und eine genetische
Diskriminierung zu verhindern. Im vorgelegten Entwurf wird jede unterschiedliche
Behandlung einer Person wegen ihrer genetischen Eigenschaften, wegen der Vornahme
oder Nichtvornahme einer genetischen Untersuchung oder Analyse oder wegen des Ergebnisses einer solchen Untersuchung oder
Analyse verboten.
Für die Versicherungswirtschaft werden darüber hinaus ein weitgehendes Verbot der Nutzung der Ergebnisse von Gentests sowie ein
Verbot der aktiven Forderung nach Durchführung eines Gentests festgeschrieben. Dabei
wird außer Acht gelassen, dass die Versicherungswirtschaft seit mehr als 15 Jahren die
größtmögliche Zurückhaltung im Umgang
JAHRBUCH 2007 19
mit prädiktiven genetischen Analysen übt.
Seit 2001 ist dies in Form einer verbindlichen
Selbstverpflichtung, die bis Ende 2011 gilt,
festgehalten. Eine gesetzliche Regelung ist vor
diesem Hintergrund daher nicht notwendig.
Ungewissheit des Ereignisses nicht mehr gegeben. Ein wirksamer Versicherungsvertrag
kann nur auf Grundlage gleicher Information
bei Versicherungsnehmer und Versicherer zustande kommen.
Sofern jedoch, um insbesondere den öffentlichen Ängsten gerecht zu werden, auch der
Abschluss von Versicherungsverträgen von
einem Gendiagnostikgesetz erfasst werden
soll, darf dies nicht zu Lasten einer sachlich
begründeten Risikoprüfung gehen, die der
Herstellung der für den Vertragsabschluss
unabdingbaren Informationssymmetrie gilt.
Für den Abschluss von privaten Versicherungsverträgen sind nach Auffassung des GDV
wichtige Sachverhalte zu berücksichtigen. So
würde ein pauschales gesetzliches Verbot
einer Unterscheidung aufgrund genetischer
Veranlagung eine dem Stand der medizinischen Entwicklung entsprechende Risikoprüfung in der Personenversicherung unmöglich
machen. Diese zielt jedoch gerade auf das Erkennen und die Berücksichtigung ungleicher
Sachverhalte ab und ist keine Ungleichbehandlung gleicher Sachverhalte. Ein gesetzliches Benachteiligungsverbot muss klarstellen, dass eine unzulässige Ungleichbehandlung dann nicht vorliegt, wenn dafür ein
sachlicher Grund vorliegt.
Schließlich ist es bei sehr hohem versichertem
Risiko unumgänglich, Untersuchungen zur
Objektivierung des Risikos zu verlangen, da
eine Informationssymmetrie durch Nachfragen und Erklärungen des Antragstellers nicht
mit völliger Sicherheit erreicht werden kann.
Die Art der veranlassten Untersuchungen
wird sich dabei immer nach der Häufigkeit
und Bedeutung des Untersuchungsergebnisses für den Risikoverlauf richten. Es besteht
dabei kein prinzipieller Unterschied hinsichtlich einer klinischen, apparativen, klassisch
laborchemischen oder genetischen Untersuchung. Zur Diagnose bestehender Krankheiten werden heute noch kaum gendiagnostische Untersuchungen eingesetzt. Dies kann
sich jedoch in der Zukunft ändern. Es ist dem
Arzt überlassen, auf welche Untersuchungsmethode er zurückgreift. Das gilt auch für
Untersuchungen zur Festlegung einer geeigneten Therapie. Möglicherweise werden gendiagnostische Methoden in Zukunft billiger
und zuverlässiger sein. Es kann nicht richtig
sein, dass Untersuchungen verboten und
demzufolge unverwertbar sind, wenn eine
gendiagnostische Methode angewandt wird.
Des Weiteren widerspricht ein Verbot der
Offenbarung der Ergebnisse bereits durchgeführter Gentests den Grundvoraussetzungen
für einen privaten Versicherungsvertrag, dessen wesentliches Merkmal es ist, im Fall des
Eintritts eines für beide Vertragspartner
gleichermaßen ungewissen Risikos eine bestimmte Leistung zu übernehmen. Bei Vorliegen eines risikorelevanten Gentests ist diese
20 JAHRBUCH 2007 STANDPUNKTE
■■■
Wer ein Kraftfahrzeug zum Straßenverkehr zulassen will, muss nachweisen, dass dafür Versicherungsschutz
in der Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung besteht. Der Nachweis wird derzeit
mithilfe eines Formulars, der so genannten
Versicherungsbestätigung (VB), geführt. Die
am 1. März 2007 in Kraft getretene neue Fahrzeugzulassungsverordnung (FZV) schreibt vor,
dass der Versicherungsnachweis künftig elektronisch geführt werden muss.
Kfz-Zulassung
jetzt auf
elektronischem Weg
Der GDV hat gemeinsam mit dem KraftfahrtBundesamt und den Zulassungsbehörden die
für den Nachweis und die Überwachung des
Versicherungsschutzes notwendigen elektronischen Kommunikationsstrukturen erarbeitet. Die neuen Regelungen der FZV für die
elektronische Kommunikation werden in zwei
Stufen zum 1. März und zum 1. September
2008 umgesetzt.
Mit der Elektronisierung des Versicherungsnachweises im Kfz-Zulassungsverfahren leisten die Autoversicherer einen entscheidenden
Beitrag zur Reform-Offensive der Bundesregierung „Deutschland Online“, die sich zum
Ziel setzt, die staatliche Verwaltung mit Internet und moderner Informationstechnologie
schneller und effizienter zu machen.
■■■
Noch immer ist in der Europäischen Trend zu PflichtUnion ein Trend zur Einführung weite- Haftpflichtversicherer Pflicht-Haftpflichtversicherungen rungen hält an
zu beobachten, ohne dass dies in der
Regel aus Opferschutz- oder anderen Gründen
erforderlich wäre. Aktuelle Beispiele dieser
Entwicklung sind die im Europäischen Parlament seit Sommer 2007 diskutierte Einführung einer Pflichtversicherung für Gesundheitsdienstleister und die in einigen EU-Mitgliedsstaaten mit Umsetzung der Umwelthaftungs-Richtlinie geplante Einführung von
Deckungsvorsorgepflichten.
Die Einführung neuer Pflicht-Haftpflichtversicherungen ist wegen ihrer systemimmanenten Reglementierungen für die Versicherer jedoch ausgesprochen problematisch und für
die Versicherungsnehmer mit erheblichen
Nachteilen verbunden. Produktgestaltungsmöglichkeiten werden eingeengt und oft wird
den Versicherern die Zeit genommen, die
Auswirkungen von mit Pflichtversicherungssystemen belegten neuen Haftungsrisiken
ausreichend abschätzen zu können. Dies kann
bis zur Gefährdung der Versicherbarkeit
bestimmter Haftungsrisiken und -segmente
führen, hat aber zumindest eine erhebliche
Verteuerung der Versicherungsprodukte, insbesondere für kleine und mittlere versicherte
Unternehmen und Selbständige, zur Folge.
Um die gegenwärtige Rechtsetzungspraxis zu
verbessern, wäre insbesondere die frühzeitige
Berücksichtigung der Voraussetzungen einer
angemessenen Versicherbarkeit der betreffenden Haftungstatbestände durch die Legislative unbedingt erforderlich.
JAHRBUCH 2007 21
■ ■ ■ Finanzmarkt- und Steuerpolitik
Anfang 2008 wird die von Bundestag
und Bundesrat im Frühjahr 2007 beschlossene Reform der Unternehmensbesteuerung wirksam. Kernelement dieses zentralen Vorhabens der
Großen Koalition ist die Senkung des Körperschaftsteuersatzes von bisher 25 auf 15 Prozent. Damit verliert Deutschland bei der nominellen Steuerbelastung der Kapitalgesellschaften seine unrühmliche Spitzenposition
und belegt nunmehr einen Platz im europäischen Mittelfeld. Dies ist aus Sicht der Versicherungswirtschaft ebenso zu begrüßen wie
die Tatsache, dass der Gesetzgeber die Reform
so rechtzeitig verabschiedet hat, dass sich die
Unternehmen darauf vorbereiten können.
Unternehmenssteuerreform 2008:
problematische
Gegenfinanzierung
Entsprechend einer von der Koalition getroffenen Vorgabe war die sich aus der Reform ergebende Netto-Entlastung der Wirtschaft strikt
auf 5 Milliarden Euro zu begrenzen. Ergebnis
dieser Vorgabe waren neben vertretbaren
auch höchst zweifelhafte Gegenfinanzierungsmaßnahmen. So wird künftig die steuerliche Abzugsfähigkeit von gezahlten Zinsen
bei der Körperschaftsteuer durch die Einführung einer sogenannten Zinsschranke begrenzt. Anzuerkennen ist, dass das Bundesfinanzministerium inzwischen klargestellt hat,
dass die Aufzinsung von Rückstellungen (wie
z. B. Deckungs- oder Schadenrückstellungen)
hiervon nicht erfasst wird. Das Gleiche gilt
nach der Gesetzesbegründung auch für Leistungen, die Versicherungsunternehmen an
ihre Kunden aufgrund von Deckungsrückstellungen oder Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen tätigen. Diese Klarstellungen
sollten jedoch ergänzend in das einführende
BMF-Schreiben zur Unternehmensteuerreform aufgenommen werden.
Bei der Gewerbesteuer werden Zinsen und
sonstige Finanzierungskosten ab Beginn des
kommenden Jahres generell in Höhe von 25
Prozent hinzugerechnet. Auch hierzu wurde
auf Anregung des GDV eine Klarstellung in die
Gesetzesbegründung aufgenommen, nach
der dies nicht für Versicherungsunternehmen
mit ihren versicherungstechnischen Rückstellungen gilt. Diese Aussage sollte ebenfalls in
das geplante BMF-Schreiben aufgenommen
und konkretisiert werden.
Auch die Nachfolgeregelung zum sogenannten Mantelkauf kann zu erheblichen Steuermehrbelastungen führen, da Verluste künftig
ganz bzw. teilweise nicht mehr berücksichtigt
werden können, wenn Anteile an einer Gesellschaft oder Stimmrechte innerhalb von fünf
Jahren zu mehr als 50 bzw. mehr als 25 Prozent auf einen Erwerber übergehen. Hier
sollte es noch dringend zu Erleichterungen für
Sanierungen, Umstrukturierungen im Konzern, börsennotierte Unternehmen und mittelbare Anteilserwerbe kommen.
Zusammen mit dem Inkrafttreten der Reform
sollte schließlich das Organschaftsverbot des
§14 Abs. 2 KStG aufgehoben werden. Gegenwärtig sind Lebens- und Krankenversicherungsunternehmen aufgrund dieses Verbots
daran gehindert, Gewinne und Verluste von
Mutter- und Tochtergesellschaften steuerlich
zu saldieren und damit gegenüber anderen
Branchen auch in verfassungsrechtlich zweifelhafter Weise benachteiligt. Diese Benachteiligungen würden sich im Rahmen der Neuregelungen zur Zinsschranke und den Gewerbesteuer-Hinzurechnungen noch ungewollt
verstärken.
22 JAHRBUCH 2007 STANDPUNKTE
■■■
Zusammen mit dem Unternehmenssteuerreformgesetz 2008 wurde mit
Wirkung zum 1. Januar 2009 die Einführung einer 25-prozentigen Abgeltungsteuer auf Kapitalerträge des Privatvermögens beschlossen, die vom Schuldner der
Erträge einbehalten und abgeführt wird.
Damit ist die auf diese Erträge anfallende
persönliche Einkommensteuer des Steuerpflichtigen abgegolten. In die Abgeltungsteuer werden auch Kapitalauszahlungen aus
Lebensversicherungen einbezogen: Altverträge (Vertragsabschluss vor 2005) bleiben bei
einer Mindestlaufzeit von 12 Jahren weiterhin
steuerfrei. Andernfalls werden die steuerpflichtigen Zinsen mit 25 Prozent abgeltend
besteuert. Steuerbegünstigte Neuverträge
(Vertragsabschluss ab 2005, Auszahlung nach
12 Jahren und ab Alter 60) unterliegen nicht
der Abgeltungsteuer und werden wie bisher
mit dem persönlichen Steuersatz von maximal 42 Prozent besteuert. Da in diesen Fällen
allerdings die Erträge nur zur Hälfte der Einkommensteuer unterliegen, beträgt die Steuerbelastung im Ergebnis maximal 21 Prozent.
Erträge aus Neuverträgen, die die Voraussetzungen für die Steuerbegünstigung nicht erfüllen, werden – wie Zinsen aus Altverträgen –
mit 25 Prozent Abgeltungsteuer belegt. Leistungen aus echten Altersvorsorgeprodukten
wie der Riester-Rente, der betrieblichen Altersversorgung und der Basisrente wurden
nicht in die Abgeltungsteuer integriert und
werden wie bisher mit dem persönlichen
Steuersatz besteuert.
Positive
Auswirkungen der
Abgeltungsteuer
Die Wirkungen der Abgeltungsteuer auf Lebensversicherungen sind zu begrüßen, da es
ab 2009 bei Kapitalauszahlungen aus Alt- und
Neuverträgen, die die Voraussetzungen für
eine Steuerbegünstigung nicht erfüllen, in der
Regel zu einer Minderung der Steuerbelastung gegenüber dem bisher geltenden Recht
kommt. Außerdem wird die bisher bestehende Schlechterstellung fondsgebundener
Lebensversicherungen gegenüber Investmentfonds ab 2009 beseitigt, da mit der Einführung der Abgeltungsteuer die bisherige
Steuerfreiheit von privaten Veräußerungsgewinnen aus Kapitalanlagen abgeschafft wird.
Konsequenterweise hat der Gesetzgeber mit
der Einführung der Besteuerung privater Veräußerungsgewinne auch die Gewinne aus der
Veräußerung von Lebensversicherungen mit
einbezogen und damit die bislang bestehende
Ungleichbehandlung gegenüber einem
steuerpflichtigen Rückkauf beseitigt.
Mit dem Jahressteuergesetz 2007 hat der Gesetzgeber auf Anregung des GDV sichergestellt, dass Beiträge zu einer mit dem Alterseinkünftegesetz neu eingeführten steuerlich
geförderten Basisrente mit dem jeweils geltenden Prozentsatz und bis zum gesetzlichen
Höchstbetrag von 20 000 Euro (Ledige) bzw.
40 000 Euro (Ehegatten) steuerlich abzugsfähig sind. Ein steuerlicher Verpuffungseffekt,
der bisher in vielen Fällen die Steuerförderung
eingeschränkt hat, wurde damit rückwirkend
ab Beginn des Jahres 2006 beseitigt. Insgesamt besteht neben der Riester-Rente und der
betrieblichen Altersversorgung auch mit der
Basisrente ein verlässliches und steuerlich
sehr attraktives Altersvorsorgeprodukt.
JAHRBUCH 2007 23
■■■
Für Beiträge zu Feuerversicherungen
fällt bekanntlich nicht nur Versicherungsteuer an, sondern zusätzlich
auch noch Feuerschutzsteuer. Neben
Feuerversicherungen im engeren Sinne gilt
das auch für Feuer-Betriebsunterbrechungsversicherungen und verbundene Gebäudebzw. Hausratversicherungen, wenn bei diesen
das Feuerrisiko mit abgedeckt ist. Grundlage
für die Erhebung der Steuer ist das Feuerschutzsteuergesetz aus dem Jahr 1979.
Feuerschutzsteuer
in Versicherungsteuer
integrieren
Feuerversicherungen werden dadurch steuerlich doppelt belastet. Außerdem kommt es
sowohl für die Versicherungsunternehmen als
auch die Finanzverwaltung zu doppelten
bürokratischen Belastungen (z. B. bei der
Buchführung, bei den Steueranmeldungen,
bei den Steuerzahlungen, bei Betriebsprüfungen, bei der Aufbewahrung). Durch die komplizierte Verzahnung des Versicherung- und
des Feuerschutzsteuergesetzes sind Versicherungsunternehmen und -kunden dem Risiko
ausgesetzt, dass Versicherungen, die allein für
versicherungsteuerpflichtig gehalten wurden,
von der Betriebsprüfung nachträglich für
feuerschutzsteuerpflichtig gehalten werden
bzw. umgekehrt.
Um diese Probleme zu beseitigen, setzt sich
der GDV nachdrücklich dafür ein, die Feuerschutzsteuer in die Versicherungsteuer zu
integrieren, d. h. die Feuerschutzsteuer abzuschaffen und dafür den Versicherungsteuersatz für alle Feuerversicherungen auf den Regelsteuersatz (von derzeit 19 Prozent) anzuheben. Gegenwärtig ist der Versicherungsteuersatz für Feuerversicherungen im Hinblick auf
die Doppelbelastung etwas abgesenkt. Für
den Fiskus müsste es dadurch nicht zu Ausfällen kommen, wenn Länder und Gemeinden
zum Ausgleich höher an der Umsatzsteuer
beteiligt würden. Geregelt werden könnte
und sollte dies im Rahmen der Föderalismuskommission II.
■■■
Am 10. Juli 2007 hat die Europäische Solvency II – die
Kommission mit dem Entwurf der Weichen sind gestellt
Rahmenrichtlinie für ein neues Versicherungsaufsichtsrecht das vorläufige Ergebnis im Projekt Solvency II vorgelegt. Damit
sind die Weichen für den Übergang von einem
statischen Aufsichtsmodell zu einem dynamischen risikobasierten Ansatz gestellt. Ziel ist
es, die europäischen Aufsichtsvorschriften zu
harmonisieren und den Wettbewerb auf den
Versicherungsmärkten zu stärken.
Nach Auffassung der deutschen Versicherungswirtschaft sollte die abschließende Festlegung der Standardformel zur Ermittlung der
Solvenzkapitalanforderungen erst nach umfassender Analyse und Diskussion der seit
2005 europaweit durchgeführten quantitativen Auswirkungsstudien (QIS) erfolgen.
Hierzu sind die Erkenntnisse aus QIS3, dem im
Sommer 2007 durchgeführten Vorbereitungstest zu Solvency II einzubeziehen. So offenbarten die getesteten Ansätze an vielen Stellen
noch Verbesserungspotenzial. Ein flexibler
Ansatz, der frühzeitig auf aktuelle Marktentwicklungen und praktische Erfahrungen der
Anwender angepasst werden kann, ist eine
wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche
24 JAHRBUCH 2007 STANDPUNKTE
Umsetzung der neuen Solvabilitätsvorschriften. Umso bedauerlicher sind aktuelle Überlegungen der Europäischen Kommission, die
Reihe der quantitativen Auswirkungsstudien
bereits mit QIS4 zu beenden.
Im Hinblick auf die Bedeckung der Kapitalanforderungen tritt die deutsche Versicherungswirtschaft für eine konsequente Anerkennung des Eigenmittelcharakters sämtlicher
dem Unternehmen zur Verfügung stehenden
Risikopuffer unabhängig von deren Positionierung in der Bilanz und ohne künstliche Limits
ein. Das betrifft insbesondere die freie RfB und
den Schlussüberschussanteilsfonds in der Lebensversicherung, Schwankungsrückstellungen in der Schaden-/Unfallversicherung und
die Nachschüsse bei Versicherungsvereinen
auf Gegenseitigkeit. Die Ergebnisse von QIS3
zeigen, dass diese Kapitalelemente für die
Mehrheit deutscher Versicherungsunternehmen einen wichtigen Risikopuffer darstellen.
Sie sollten daher voll angerechnet werden.
Im Entwurf der Rahmenrichtlinie wird dagegen ein Kategorisierungs- und Limitierungssystem für die Anrechenbarkeit von
Eigenmitteln vorgeschlagen. Demnach werden die Eigenmittelkomponenten in drei
Werthaltigkeitsklassen (sogenannte Tiers)
unterteilt und können nur beschränkt für die
Bedeckung des Solvenzbedarfs herangezogen
werden. Dies widerspricht der ökonomischen
Sichtweise und schwächt deutlich das Vorhaben der Europäischen Kommission, mit
Solvency II mehr Transparenz zu schaffen.
Die deutsche Assekuranz begrüßt, Von der Risikodass mit qualitativen Anforderungen messung zur
an das Risikomanagement wichtige Risikosteuerung
Anreize zur ganzheitlichen Betrachtung und Steuerung des unternehmensindividuellen Risikoprofils gesetzt werden. Der
Entwurf der Rahmenrichtlinie sieht vor, dass
Versicherungsunternehmen künftig über ein
funktionierendes Risikomanagement und angemessene Kontrollmechanismen verfügen.
Das umfasst eine ausformulierte Risikostrategie, ein risikoorientiertes Governancesystem
sowie eine regelmäßige interne Abschätzung
des internen Risikokapitalbedarfs. Strikt abzulehnen ist allerdings die Verpflichtung, zusätzliche quantitative Verfahren zur Risikomessung aufzubauen.
Es gehört zu den Kernanforderungen der
deutschen Versicherungswirtschaft, dass die
Umsetzung der neuen Regelungen in allen
drei Säulen proportional zu der Größe, der
Komplexität und dem Risikogehalt des Geschäftes erfolgt. Insbesondere kleine Versicherungsunternehmen dürfen im Zuge von
Solvency II nicht mit höchst komplexen Berechnungen und ausufernden Dokumentationspflichten überfrachtet werden.
Zum Anwenderkreis der neuen Rahmenrichtlinie zählen rechtsformunabhängig alle Erstund Rückversicherungsunternehmen mit Beitragseinnahmen über 5 Millionen Euro. Das
bedeutet auch für kleine und mittlere Versicherungsunternehmen, dass sie künftig
Solvency II–Vorschriften in vollem Umfang anwenden sollen. Für diese Unternehmen muss
es möglich sein, auf vereinfachende Ansätze
zurückzugreifen. Praktikable Lösungen sind
dabei den formalen Regelungen vorzuziehen.
Auf Anregung der Versicherungswirtschaft
JAHRBUCH 2007 25
sollen diese Grundprinzipien auch in der VAGNovelle 2007 festgehalten werden, mit der für
Versicherer eine Verpflichtung zur Einrichtung
eines internen Risikomanagements eingeführt wird. Auf dieser Grundlage werden
später – analog zum Bankensektor – Mindestanforderungen an das Risikomanagement
(MaRisk) formuliert.
Die deutsche Versicherungswirtschaft
hat ein Konzept einer „kooperativen
Gruppenbeaufsichtigung“ erarbeitet,
das eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen dem für die ganzheitliche Gruppenbeaufsichtigung verantwortlichen Aufseher und
den nationalen Aufsichtsbehörden voraussetzt. Die zentralen Entscheidungskompetenzen sind dabei dem Gruppenaufseher vorbehalten. Er alleine hat dafür Sorge zu tragen,
dass die Versicherungsgruppe die Solvenzkapitalanforderungen in vollem Umfang erfüllt. Eine klare Aufteilung von Aufsichtsbefugnissen für den Regelfall und für Krisensituationen soll sicherstellen, dass eine Mehrfachbeaufsichtigung vermieden wird. Neben
der Etablierung eines Gruppenaufsehers sind
aus Sicht der deutschen Versicherungswirtschaft die Anerkennung von gruppenweiten
Diversifikationseffekten und die angemessene Berücksichtigung von Unterstützungszusagen die wichtigsten Voraussetzungen für
den Erfolg der neuen Gruppenaufsicht.
Gruppenaufsicht mit
neuer Qualität
Im Entwurf der Rahmenrichtlinie ist ein Gruppenbeaufsichtigungskonzept vorgesehen, bei
dem die Heimataufsichtsbehörde des Mutterunternehmens für die Beaufsichtigung der
gesamten Gruppe zuständig ist. Damit würden Versicherungsgruppen mit Tochtergesellschaften in verschiedenen europäischen Staaten nur noch der Aufsicht eines Gruppenauf-
sehers unterliegen. Angesichts der SoloAusrichtung der bestehenden Aufsichtsstrukturen und der steigenden Dominanz ausländischer Gruppen, insbesondere auf osteuropäischen Versicherungsmärkten, ist jedoch in
diesem Punkt mit massivem Widerstand
einiger Mitgliedsstaaten zu rechnen.
Die deutsche Versicherungswirtschaft spricht
sich dafür aus, Solvency II auch als Chance für
eine Modernisierung der Aufsicht über Finanzkonglomerate zu nutzen. In Deutschland
ist eine Reihe namhafter Finanzkonglomerate
ansässig. Rechtliche Grundlage ihrer Beaufsichtigung ist eine EU-Richtlinie aus dem Jahr
2002. Diese wird im Jahr 2008 von der Kommission überprüft und ggf. angepasst. Ausgangspunkt sollten dabei ökonomische Prinzipien von Solvency II sein. Finanzkonglomeraten sollte es künftig möglich sein, die in den
Einzelunternehmen vorhandenen Eigenmittel
auch auf Konglomeratsebene sektorübergreifend anzurechnen und Diversifikationseffekte
angemessen zu berücksichtigen.
Der aktuelle Zeitplan sieht vor, dass die neue
Rahmenrichtlinie zur Umsetzung von Solvency II spätestens im Frühjahr 2009 vom
Europäischen Parlament und dem Rat verabschiedet wird (Ebene 1 des LamfalussyVerfahrens). Daran wird sich eine Phase anschließen, in der die EU-Kommission auf
Grundlage von Ermächtigungsklauseln in der
Rahmenrichtlinie weitere Ausführungsbestimmungen erlassen wird (Ebene 2 des
Lamfalussy-Verfahrens). Ab 2011 kann dann
die Umsetzung in nationales Recht erfolgen.
26 JAHRBUCH 2007 STANDPUNKTE
■■■
Bereits heute sollten sich aufsichtsrechtliche Bestimmungen an den künftigen Anforderungen von Solvency II
messen. Neue und bestehende Regeln
des Versicherungsaufsichtsgesetzes
(VAG) sind an diesem Maßstab auszurichten.
Wenn Solvency II spätestens ab 2012 von den
Unternehmen anzuwenden ist, sollten diese
möglichst früh darauf vorbereitet werden.
Das deutsche Aufsichtssystem könnte dadurch einen entscheidenden Vorteil im Wettbewerb der Aufsichtsregime erlangen.
VAG-Novelle 2007 –
Eckpfeiler eines
modernen
Aufsichtssystems
Dass das deutsche Aufsichtssystem auf einem
guten Weg ist, zeigen die neuen Bestimmungen zu den Anforderungen an das Risikomanagement der Unternehmen. Ihre Einführung
ist in einem aktuellen Gesetzentwurf zur
Änderung des Versicherungsaufsichtsgesetzes (VAG-Novelle 2007) vorgesehen. Durch die
rechtzeitige Weiterentwicklung der Risikomanagementsysteme erlangen die Unternehmen einen internationalen Wettbewerbsvorteil.
Deutschen Versicherungsunternehmen sollte
die Möglichkeit der Aufnahme von Fremdkapital eröffnet werden. Derzeit wird ihnen die
Aufnahme verwehrt – im Gegensatz zu Versicherern in anderen EU-Mitgliedstaaten und
somit zu ihrem Wettbewerbsnachteil. Mit
Solvency II wird der Einsatz von Fremdkapital
eine zunehmende Bedeutung erlangen. Auch
hier sollte der Gesetzgeber die Unternehmen
so früh wie möglich auf künftige Veränderungen der Rahmenbedingungen vorbereiten.
In §56a VAG sollten konkrete Tatbestände
benannt werden, in denen zur Stärkung der
Garantien auf die Rückstellung für Beitragsrückerstattung zugegriffen werden kann. Somit könnten Versicherer auch in Zukunft ihre
hohen Garantiestandards aufrechterhalten.
Die im internationalen Vergleich hohen Garantiestandards sind typisch für die deutsche
Lebensversicherung und ermöglichen den Versicherungsnehmern eine verlässliche Altersplanung. Auch in den konkreten Tatbeständen
kämen die Mittel den Versicherten zugute. Zudem bliebe gewährleistet, dass die Mittel als
Eigenmittel höchster Qualität sowohl unter
dem derzeitigen Solvenzsystem als auch unter
Solvency II anerkannt werden.
Der deutsche Gesetzgeber sollte Pensionsfonds für Pensionspläne ohne versicherungsförmige Garantie eine Unterdeckung der
Verpflichtungen bis 10 Prozent und eine
Verteilung der Nachschüsse des Arbeitgebers
auf bis zu zehn Jahre ermöglichen. Durch zu
restriktive Regeln ist deutschen Pensionsfonds im Vergleich zu Pensionsfonds in anderen Ländern und den nicht regulierten
Contractual Trust Arrangements (CTA) ein
Wettbewerbsnachteil entstanden. Durch eine
Änderung der Regelungen böte sich den Pensionsfonds eine echte Flexibilität ihrer Kapitalanlage. Gleichzeitig würden Unternehmen
stärkere Anreize geboten, ihre Pensionsrückstellungen auszulagern und ihre Pensionszusagen zu professionalisieren.
Das deutsche Aufsichtsrecht ist an das am
1. Januar 2008 in Kraft tretende neue Versicherungsvertragsgesetz (VVG) anzupassen.
Die dann geltenden Bestimmungen des VVG
erzeugen ein Spannungsfeld zwischen den
Versicherungsnehmern, die ausscheiden und
JAHRBUCH 2007 27
an den stillen Reserven zu beteiligen sind, und
den im Kollektiv verbleibenden Versicherungsnehmern. Das aufsichtsrechtliche Instrumentarium ist an diese neuen Anforderungen
anzupassen, damit die Stabilität der Unternehmen und der Schutz der Versicherungsnehmer gewährleistet bleiben.
■■■
Das International Accounting Standards Board (IASB) hat im Mai 2007
das Diskussionspapier „Preliminary
Views on Insurance Contracts“ veröffentlicht. Darin werden die vorläufigen Positionen des IASB zur künftigen Abbildung von Versicherungsverträgen aufgezeigt.
Die deutsche Versicherungswirtschaft begrüßt das Diskussionspapier als Meilenstein
auf dem Weg zu einem umfassenden und
international anerkannten Standard für Versicherungsverträge.
Rechnungslegungsstandard muss
wirtschaftliche
Realität abbilden
Generell muss die zutreffende wirtschaftliche
Abbildung im Vordergrund der Erarbeitung
eines IFRS stehen. Die Versicherungswirtschaft
setzt sich daher nachdrücklich für eine dem
Geschäftsmodell von Versicherungen adäquate Rechnungslegung ein. Charakteristisch
für dieses Geschäftsmodell ist der Risikoausgleich im Kollektiv und in der Zeit. Ein
künftiger Rechnungslegungsstandard muss
diese wirtschaftliche Realität angemessen
abbilden.
Das IASB zielt auf eine zeitwertorientierte
Bilanzierung ab, was die bisherige Bilanzierungspraxis signifikant verändern würde.
Nach dem Diskussionspapier soll eine Verpflichtung aus einem Versicherungsvertrag
dabei mit dem Betrag angesetzt werden, den
ein Versicherer leisten müsste, wenn er die
Verbindlichkeit einem Dritten überträgt (sogenannte Exit Value). Versicherungsverträge
werden aber gewöhnlich nicht an einem aktiven Markt gehandelt und übertragen, sondern abgewickelt. Mit dieser Methode lässt
sich für die Mehrzahl der Versicherungsverträge die wirtschaftliche Realität nicht zutreffend und verläßlich bilanziell abbilden. Die
deutsche Versicherungswirtschaft spricht sich
deshalb nach wie vor dafür aus, dass sich die
Bewertung am Preis für den Versicherungsschutz als real beobachtbarer Marktgröße orientiert (sogenannte Entry Value).
Die jeweiligen IFRS regeln bestimmte Sachverhalte, die unabhängig von der Branche zur Anwendung kommen. Gleichartige Sachverhalte
müssen folglich gleichartig abgebildet werden. Dem stehen jedoch die Überlegungen
des IASB im Diskussionspapier entgegen, die
bei Abschluss von Versicherungsverträgen zu
einer sofortigen Gewinnvereinnahmung führen. Weil diese Vorschläge bislang nur für die
Abbildung von Versicherungsverträgen gelten
sollen, wäre das „level playing field“ zwischen
den Branchen außer Kraft gesetzt und der
Wettbewerb auf den Finanz- und Kapitalmärkten verzerrt. Die sofortige Gewinnvereinnahmung bei Vertragsabschluss ist deshalb
nicht akzeptabel, solange derartige Prinzipien
nicht branchenübergreifend zur Anwendung
kommen.
28 JAHRBUCH 2007 STANDPUNKTE
■■■
Mit der Novelle des Investmentgesetzes plant das Bundesministerium der
Finanzen (BMF) sogenannte Mindestzahlungszusagen in Deutschland einzuführen, bei denen eine Kapitalanlagegesellschaft eine Garantie für von ihr verwaltete Sondervermögen abgibt. Angelehnt
an die Regelung für die Beitragserhaltsgarantie
bei Riesterfonds sind für die Sicherung der
abgegebenen Garantien, die regelmäßig nur
zum Ende des Fondssparplans greifen, keine
Eigenmittel vorzuhalten, so lange nicht eine
konkrete Unterdeckung droht. Ebenso ist
keine vorsichtige Anfinanzierung notwendig,
wie sie beispielsweise bei Lebensversicherern
über die Deckungsrückstellung erfolgt. Begründet werden diese niedrigen Sicherheitsstandards damit, dass der Finanzplatz
Deutschland für Investmentfonds gegenüber
Ländern wie Luxemburg nicht geschwächt
werden solle. Dort ist es bereits seit längerem
bei niedrigen Sicherheitsanforderungen möglich, (Zins-)Garantien wie z. B. den Kapitalerhalt oder Höchststandsgarantien anzubieten.
Garantiefonds: Keine
Wettbewerbsverzerrung zu Lasten
der Lebensversicherer
Diese unterschiedlichen, aus europäischen
Vorgaben resultierenden Regelungen für Garantiefonds und Lebensversicherer zur Aufbringung der Sicherheitsmittel führen zu einer systematischen Wettbewerbsverzerrung
gegenüber Lebensversicherern. Sie verletzen
den Grundsatz „Same risk – same capital“, der
nicht zuletzt von fundamentaler Bedeutung
für einen effektiven Verbraucherschutz ist.
Kunden gehen generell vom Leitsatz „Wo
Garantie drauf steht, ist auch Garantie drin“
aus, der auch von der BaFin vertreten wird.
Aufgrund der unterschiedlichen Wertsiche-
rungskonzepte ist die Werthaltigkeit einer
Garantie aber nicht überall gleich. Die Auswirkungen auf die Garantie können vom Verbraucher dann oftmals nicht ohne weiteres
eingeschätzt werden. Ein einheitliches Mindestmaß für Garantieprodukte ist daher unabdingbar.
Um einen Wettbewerb der Mitgliedsstaaten
im Hinblick auf die schwächsten Aufsichtsbzw. Sicherheitsstandards bei Garantiefonds
zu vermeiden, fordert der GDV einen europäischen Regulierungsrahmen für Eigenmittelanforderungen an Garantiefonds. Ansatzpunkte bietet der Rahmen von Solvency II, der
auf Garantieprodukte jeglicher Art ausgedehnt werden kann. Neben der sachgerechten
Absicherung der Garantien würde dann auch
Transparenz und Vergleichbarkeit zwischen
den Produkten geschaffen sowie Garantien
von Fonds und Lebensversicherern mit den
selben Maßstäben bewertet und ein Mindestmaß an Werthaltigkeit sichergestellt.
■ ■ ■ Umweltpolitik
Beim bereits mehrmals novellierten Gentechnikgesetz:
Gentechnikgesetz wird das Ziel einer Extensive Haftung in
gleichberechtigten Koexistenz der un- der Landwirtschaft
terschiedlichen landwirtschaftlichen
Produktionsmethoden verfolgt. Das Gesetz
statuiert gegenwärtig eine weite verschuldensunabhängige Haftung mit Verursachungsvermutung aller Landwirte, die gentechnisch verändertes Saatgut verwenden für
Schäden durch Einträge auf benachbarten
Feldern. Eine Entlastung ist dem betreffenden
Landwirt praktisch unmöglich. Mit dem Vierten Gesetz zur Änderung des Gentechnikgesetzes sollen Forschung und Anwendung
der Gentechnik in Deutschland weiter befördert, die bestehenden Haftungsregelungen
jedoch nicht verändert werden.
JAHRBUCH 2007 29
Insbesondere aufgrund der noch immer nicht
hinreichend erforschten Übertragungswege
von gentechnisch verändertem Saatgut und
der zu erwartenden Folgeschäden innerhalb
der Waren- und Lieferketten, für die der betreffende Landwirt im Zweifel ebenfalls haftbar gemacht werden kann, sieht sich die Versicherungswirtschaft derzeit nicht in der Lage,
für die Haftungsrisiken der Grünen Gentechnik Versicherungsschutz anzubieten. Hinzu
kommt, dass hinsichtlich einer Koexistenz der
verschiedenen landwirtschaftlichen Produktionsmethoden keine ausreichenden und belastbaren Erfahrungen, die für eine Risikokalkulation unerlässlich sind, vorhanden sind.
heit besteht. Das USchadG schließt dabei die
Haftung für Umweltschäden auf eigenen
Grundstücken ein.
■■■
Am 14. November 2007 trat das
Umweltschadensgesetz (USchadG) in
Kraft. Mit diesem Gesetz wurden entsprechend den europäischen Vorgaben völlig
neue öffentlich-rechtliche Verpflichtungen
zur Vermeidung und Sanierung von Schäden
an der Umwelt selbst eingeführt. Neu ist dabei insbesondere die Haftung für Biodiversitätsschäden, also die Schädigung besonders
geschützter natürlicher Lebensräume (z. B.
FFH- und Vogelschutz-Gebiete) sowie besonders geschützter Tier- und Pflanzenarten
durch jede Form der beruflichen Tätigkeit. In
Deutschland machen diese insgesamt über
5 000 Schutzgebiete mit ca. 1 000 verschiedenen geschützten Tier- und Pflanzenarten
allein 13 Prozent der Landesfläche aus. Hinzu
kommen etwa 130 Tier- und Pflanzenarten,
die auch außerhalb dieser Gebiete geschützt
sind. Damit ist letztendlich in ganz Deutschland Biodiversität anzutreffen.
Anders als Schadenersatzansprüche geschädigter Personen, mit denen ein Sach- oder
Personenschaden im Rahmen der privatrechtlichen Haftung ausgeglichen wird, sind diese
neuen öffentlich-rechtlichen Haftungsrisiken
im Wesentlichen nicht durch bisher erhältliche Versicherungen gedeckt.
Verschärfte
Umwelthaftung
Gehaftet wird ferner für Gewässer- sowie
Bodenschäden – für letztere allerdings nur, sofern eine Gefahr für die menschliche Gesund-
Das Gesetz betrifft sämtliche gewerblich,
landwirtschaftlich oder selbständig Tätigen,
wobei neben dem Betriebsinhaber auch die
Mitglieder der Geschäftsleitung sowie die vor
Ort handelnden Mitarbeiter damit rechnen
müssen, behördlich in die Pflicht genommen
zu werden. Die neue Haftung gilt bereits für
alle Umweltschäden, die durch Emissionen,
Ereignisse, Vorfälle oder berufliche Tätigkeiten
ab dem 30. April 2007 verursacht werden bzw.
stattfinden (unechte Rückwirkung).
Um es allen potenziellen Verursachern von
Umweltschäden zu ermöglichen, ihre nun
erheblich erweiterten Haftungsrisiken abzusichern, hat der GDV den Gesetzgebungsprozess konstruktiv begleitet und sehr frühzeitig
mit der Entwicklung einer bis dahin in ganz
Europa nicht existierenden Versicherungslösung für diese neuen Umwelthaftungsrisiken
begonnen. Diese Musterbedingungen für eine
Umweltschadensversicherung (Muster-USV)
sind bereits im April 2007 unverbindlich bekannt gegeben worden.
Der deutschen Versicherungswirtschaft steht
mit den Muster-USV ein sehr weitgehendes
und innovatives Versicherungsmodell zur Verfügung, das die Wünsche und Bedürfnisse des
Marktes befriedigen wird. Die Muster-USV
30 JAHRBUCH 2007 STANDPUNKTE
(Stand 09/2007) deckt neben Boden- und Gewässerschäden auch die völlig neue Schadenkategorie Biodiversität ab. Es besteht nicht
nur Deckung für Anlagenrisiken, sondern auch
für die ebenfalls gewichtigen Dienstleistungs-,
Produkt- und Verwendungsrisiken, so dass
sämtliche Risikobereiche der neuen Haftung
vom Gegenstand der Versicherung erfasst
sind.
■■■
Die Diskussion um die Folgen des
Klimawandels beherrscht derzeit alle
gesellschaftlichen, politischen und
wirtschaftlichen Ebenen. Nicht zuletzt durch
den vierten Sachstandsbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC)
ist allen Beteiligten die Dringlichkeit des Themas deutlich vor Augen geführt worden. Die
Maßnahmen der Politik, u. a die nationale
Strategie der Bundesregierung zum Klimaschutz sowie die Bemühungen um ein KyotoNachfolgeprotokoll, zeigen, dass die Gefahren
aus dem Wandel des Klimas ernst genommen
werden müssen. Die Versicherungswirtschaft
begrüßt daher ausdrücklich die Schritte der
Bundesregierung zum Schutz des Klimas auf
nationaler, europäischer und internationaler
Ebene.
Auswirkungen des
Klimawandels
Die Assekuranz stellt sich dem Thema Klimawandel in zwei wesentlichen Punkten. Zum
einen gilt es einen Beitrag zur Risikotragung
hinsichtlich der Auswirkungen des Klimawandels zu leisten. Zum anderen wird die Branche
die Maßnahmen zur Umsetzung der Klimaschutzziele mit entsprechenden Versicherungslösungen begleiten.
Bereits heute unterstützt die Versicherungswirtschaft sowohl die Risikotragung von klimarelevanten Gefahren, als auch den Risikotransfer im Rahmen der Maßnahmen zum
Klimaschutz. So bietet die Branche für die
Gefahren Sturm und Hagel sowie für Überschwemmung schon heute ein fast flächendeckendes Angebot an. Lediglich bei den
Überschwemmungsrisiken gelten ca. 2 Prozent der Flächen derzeit als wirtschaftlich
nicht sinnvoll versicherbar. Gleiches gilt für
das Sturmflutrisiko. Diese Grenzen der Versicherbarkeit können nur im Dialog zwischen
Staat und privater Versicherungswirtschaft
überwunden werden. Die Assekuranz wird daher auch weiterhin für Gespräche mit der Politik zur Verfügung stehen.
Ein weiterer Aspekt betrifft die Honorierung
klimafreundlichen Verhaltens. Auch hier bietet
die Versicherungswirtschaft bereits Produkte
und Tarife an, die entsprechendes Verhalten
belohnen, wie z. B. geringe Fahrleistungen in
der Kraftfahrzeugversicherung. Hier gilt es
innerhalb der Produktwelt der Versicherungswirtschaft weitere Ansätze zu schaffen, um
klimabewusste Versicherungsnehmer zu unterstützen.
Ferner bietet die Branche hinsichtlich der
Umsetzung von Klimaschutzzielen seit vielen
Jahren bereits Versicherungskonzepte an, die
eine Absicherung moderner und umweltfreundlicher Technologien wie z. B. der Energieerzeugung, ermöglichen. U. a. betrifft dies
Bereiche wie Windenergie, Biogas und Solarenergie. Neben risikoadäquaten Deckungskonzepten stellt die Branche im Bereich der
„Erneuerbaren Energien“ fundierte technische Empfehlungen zur Schadenprävention
JAHRBUCH 2007 31
zur Verfügung, z. B. im Bereich des Brandschutzes für Windenergieanlagen. Darüber
hinaus begleitet der GDV zahlreiche Aktivitäten im Zusammenhang mit künftigen Offshore-Windenergieprojekten vor den deutschen Küsten. Über die versicherungstechnische und schadenpräventive Arbeit hinaus
unterstützt der GDV im Rahmen seiner Mitgliedschaft in der „Deutschen OffshoreStiftung“ die Schaffung notwendiger Rahmenbedingungen zur Umsetzung dieser besonders aussichtsreichen Zukunftstechnologie.
Zuletzt haben die Versicherer im Zuge des
Wintersturms „Kyrill“ Anfang 2007 gezeigt,
dass sie in der Lage sind, innerhalb kurzer Zeit
mehr als 2 Millionen Einzelschäden mit einem
versicherten Gesamtaufwand von 2,4 Milliarden Euro zu regulieren. Diese Zahlen machen
aber auch deutlich, dass für eine valide Folgenabschätzung des Klimawandels wissenschaftlich fundierte quantitative Abschätzungen der künftigen Schadenerwartungen notwendig sind. Dabei ist es für uns alle von entscheidender Bedeutung, diejenigen Risiken
möglichst präzise abzuschätzen, die in den
nächsten 15 bis 30 Jahren auf uns zukommen.
Vor dem Hintergrund, dass die Versicherer der Öffentlichkeit und der Politik klare Aussagen darüber schulden,
was die Branche mittel- und langfristig zur
Bewältigung der Folgen des Klimawandels beitragen kann, wird mit Nachdruck im GDV daran
gearbeitet, die speziellen Auswirkungen des
Klimawandels für die Versicherungswirtschaft transparent zu machen. Dabei stehen
die Fachgremien des GDV vor der besonderen
Herausforderung, dass in den vorliegenden
wissenschaftlichen Ausarbeitungen die künf-
Auswirkungen
transparent machen
tige Klimaentwicklung regelmäßig nur sehr
großräumig als Trend beschrieben wird. Aufgabe ist es nun, die generellen Effekte zu
regionalisieren und herauszuarbeiten, wie
sich die Veränderungen auf ganz bestimmte
Elementargefahren in den Teilen Deutschlands konkret auswirken. Erst dann sind verbindliche Aussagen über die zu erwartende
Schadenhäufigkeit, Schadenaufwand, Schadendurchschnitt und bezüglich möglicher
Zunahme von Kumulereignissen und über
deren Intensität mit hinreichender Präzision
zu machen.
Parallel hierzu werden derzeit auf Basis der
bisher zur Verfügung stehenden Klimastudien
Modellierungen durchgeführt, um erste Einschätzungen vornehmen zu können. Diese
geben uns bereits jetzt wichtige Hinweise
über privatwirtschaftlich machbare Lösungen
und der dafür benötigten Produkte. So zeigen
die bisherigen Modellierungen, dass die Versicherungswirtschaft den bislang für Elementarschäden zur Verfügung gestellten
Deckungsumfang auch mittelfristig aufrecht
erhalten kann. Allerdings können je nach Ausprägung der künftigen Elementarereignisse in
Bezug auf Anzahl und Intensitäten Anpassungen erforderlich werden, z. B. bei Prämien und
Selbstbehaltsregelungen. Was bislang nicht
versicherte Gefahren und Risiken des Klimawandels angeht, bietet die Versicherungswirtschaft der Politik den Dialog an, um gemeinsam Lösungsansätze zu diskutieren.
32 | 33
JAHRBUCH 2007
Geschäftsverlauf,
Leistung und Umfeld der Versicherungswirtschaft
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland hat sich seit 2006 – wenn auch vor allem konjunkturbedingt – spürbar gebessert. Noch immer ist die deutsche Volkswirtschaft aber mit großen
Herausforderungen konfrontiert. Die weiter fortschreitende Globalisierung verstärkt den
Wettbewerbsdruck auf den Wirtschaftsstandort Deutschland. Die zunehmende Alterung der
Bevölkerung wird die Anpassungsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft mit nie dagewesenen Veränderungen auf die Probe stellen. Von den Finanzmärkten können immer wieder
Turbulenzen ausgehen, die für tief greifende Verunsicherung sorgen. Ebenso ist – zumal im
Hinblick auf den internationalen Terrorismus – nie auszuschließen, dass sich geopolitische
Spannungen neuerlich zuspitzen. Nur eine leistungsstarke und in sich gefestigte Volkswirtschaft wird sich in diesem Umfeld ohne Wohlstandseinbußen behaupten können.
34 JAHRBUCH 2007
GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD
In den letzten Jahren sind von der weltwirtschaftlichen Entwicklung allerdings auch auf
die deutsche Volkswirtschaft überwiegend
positive Impulse ausgegangen. In 2007 dürfte
das Wachstum der Weltwirtschaft wie in den
Vorjahren bei etwa 5 Prozent liegen. Für 2008
wird eine ähnlich kräftige Expansion erwartet.
Die regionale Struktur des weltwirtschaftlichen Expansionsprozesses weist dabei zwar
weiterhin beachtliche Unterschiede auf. So
wird für China für 2007 und 2008 erneut von
einem realen Wirtschaftswachstum in der
Größenordnung von 10 Prozent und mehr
ausgegangen. Auch für andere Schwellenländer, wie Indien, wird mit einer kaum geringeren Wachstumsdynamik gerechnet. Deutlich
niedriger liegt das Wachstum in den USA,
Japan und dem Euroraum. Auch für den Euroraum und damit für Deutschland wird allerdings nach der deutlichen Wachstumsbeschleunigung auf über 2 1/2 Prozent in 2006
auch für 2007 und 2008 ein Wirtschaftswachstum von jeweils etwa 2 1/2 Prozent erwartet. Der Welthandel wächst im Zuge der
Globalisierung in 2007 und 2008 mit jeweils
etwa 8 Prozent voraussichtlich weiter überdurchschnittlich.
Vor dem Hintergrund einer bislang noch
immer deutlich wachsenden Weltwirtschaft
und eines expansiven Außenhandels sollte die
deutsche Volkswirtschaft nach dem überraschend kräftigen Wirtschaftswachstum von
annähernd 3 Prozent in 2006 auch in diesem
Jahr nochmals eine merkliche, wenn auch
etwas verlangsamte Produktionsausweitung
erzielen können. Die lange Zeit prognosti-
zierte Wachstumsdelle infolge der Mehrwertsteuererhöhung zum 1. Januar 2007 wäre damit weitgehend ausgeblieben. Die zur Jahresmitte 2007 erstmals erkennbaren Spannungen an den internationalen Finanzmärkten
bedrohen allerdings auch die gute Konjunktur
in Deutschland. Die von den Wirtschaftsforschungsinstituten zunächst prognostizierte
Fortsetzung des Aufschwungs auch über 2007
hinaus erscheint heute nicht mehr gesichert.
Für die Versicherungswirtschaft ist zudem vor
allem die wirtschaftliche Entwicklung der privaten Haushalte maßgeblich, die sich bisher
kaum verbessert hat.
Der ohnehin seit längerem sehr gedämpfte
private Verbrauch wurde in 2007 noch durch
die Auswirkungen der Mehrwertsteuererhöhung spürbar gebremst. Zudem blieb die Einkommensentwicklung der privaten Haushalte
noch recht verhalten. Nachdem die Realeinkommen in den beiden Vorjahren stagniert
hatten, zeichnet sich auch für 2007 zunächst
nur ein leichter realer Einkommenszuwachs
ab. Erst für 2008 wird angesichts zunehmender Beschäftigung und stärker steigender
Realeinkommen ein Konsumschub erhofft.
Zwar hat zuletzt auch die Binnennachfrage an
Fahrt gewonnen, nachdem die Impulse lange
Zeit vor allem vom Export gekommen waren.
Allerdings waren in erster Linie bei den Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen gut
ausgelastete Kapazitäten und der aufgestaute Modernisierungsbedarf der vergangenen Jahre die Wachstumstreiber. Auch die
Bauinvestitionen wuchsen nach einer mehrjährigen Schrumpfungsphase seit 2006 wieder. Die Entwicklung im Bereich der privaten
Haushalte blieb dagegen verhalten.
Alles in allem haben auch für die deutsche
Volkswirtschaft in letzter Zeit die Konjunktur-
JAHRBUCH 2007 35
risiken wieder zugenommen. Sowohl außenwie auch binnenwirtschaftliche Faktoren
könnten dazu beitragen, dass sich die konjunkturelle Aufwärtsbewegung wieder merklich abschwächt. So haben sich die Risiken für
eine weiterhin günstige Entwicklung der
Weltwirtschaft deutlich erhöht, etwa aufgrund der Krise am US-Immobilienmarkt und
deren Auswirkungen auf das weltweite
Finanzsystem. Hinzu kommen andere potenzielle Risiken, die von weltpolitischen Spannungen und einem neuerlichen Ölpreisanstieg bis zu einem ungeordneten Abbau der
globalen Leistungsbilanzungleichgewichte und
einer starke Abwertung des US-Dollars reichen. Auch eine weltweite konjunkturelle
Überhitzung, nicht zuletzt wegen der dynamischen Entwicklung in China, könnte zu Rohstoffengpässen und damit zu Umkehr der
weltwirtschaftlichen Entwicklung führen.
Speziell im Euroraum könnten übermäßige
Lohn- und Preissteigerungen und ein dadurch
ausgelöster Restriktionskurs der Europäischen
Zentralbank die Konjunktur beeinträchtigen,
auch wenn die Zentralbanken derzeit noch
eher vor einer Straffung der monetären Bedingungen zurückschrecken.
Auch und gerade angesichts großer Herausforderungen und Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft verstärkt sich aber
auch das Bewusstsein der Bürger wie der
Unternehmen dafür, wie elementar ein ausreichender Versicherungsschutz für die eigenen wirtschaftlichen Dispositionen ist. In
einer Zeit, in der sich soziale Bindungen
lockern, stellt der Versicherungsgedanke ein
Beispiel konkreter Subsidiarität dar. Dabei ist
die Kompetenz der Versicherer mehr denn je
gefragt: auf sozialem Gebiet zur Absicherung
der individuellen Lebenschancen, auf wirtschaftlich-technischem Gebiet, um innovative
Marktchancen zu eröffnen und zu flankieren,
aber auch auf ökologischem Gebiet, um einen
risikogerechten Umgang mit Natur und Umwelt zu unterstützen.
Der Risikotransfer auf Versicherungen kann
sich heute und morgen gerade auch dort als
gültiges Lösungsmodell erweisen, wo die
staatlichen Sicherungssysteme längst an ihre
Grenzen gestoßen sind. Die Krise des Sozialstaats muss bei einer zeitgemäßen Neujustierung der Arbeitsteilung zwischen öffentlicher
Hand und privater Versicherungswirtschaft
daher nicht mit einer mangelnden Absicherung der Lebensrisiken der Bürger einhergehen. Auch die Lage der öffentlichen Haushalte
spricht perspektivisch für eine Neudefinition
der Aufgabenteilung zwischen Staat und privater Versicherungswirtschaft. Gerade angesichts des rasanten Wandels der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse kann
sich die Versicherungswirtschaft daher als
Stabilitätsanker inmitten steter Veränderung
erweisen.
Geschäftsentwicklung 2007
Trotz ihrer unbestreitbaren und weiter zunehmenden gesamtwirtschaftlichen Bedeutung
war für die deutsche Versicherungswirtschaft
in den letzten Jahren eine fortschreitende
Wachstumsabschwächung zu verzeichnen.
Auch der jüngste Konjunkturaufschwung hat
sich zunächst kaum in der Entwicklung der
Beitragseinnahmen der deutschen Versicherungswirtschaft widergespiegelt. Dies liegt
36 JAHRBUCH 2007
GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD
vor allem daran, dass die wirtschaftliche Aufwärtsbewegung vor allem vom Export und
den Investitionen getragen wurde, während
die privaten Haushalte, auf die etwa 80 Prozent der gesamten Versicherungsnachfrage in
Deutschland entfallen, von der konjunkturellen Belebung zunächst kaum erfasst wurden.
Für die Versicherungsnachfrage, die am Ende
des Konjunkturzyklus steht, sind entsprechende Impulse damit erst im späteren Jahresverlauf 2008, vor allem aber in 2009 und danach zu erwarten. Gleichzeitig werden diese
Impulse aber auch durch branchenspezifische
Einflüsse – einen intensiven Wettbewerb, den
teilweise bereits erreichten Grad an Marktdurchdringung oder die Auswirkungen politischer Reformen – gemindert.
Für das Jahr 2007 deuten die vorliegenden
Zahlen auf ein stagnierendes Beitragswachstum hin. So rechnen die 455 Mitgliedsunternehmen des Gesamtverbands der Deutschen
Versicherungswirtschaft – sie repräsentieren
zusammengenommen ein Marktvolumen von
etwa 97 Prozent – allenfalls mit einem minimalen Beitragsplus in Höhe von 0,2 (2006: 2,4)
Prozent auf 162,1 Milliarden Euro. Dabei sorgt
lediglich die private Krankenversicherung mit
Beitragseinnahmen der Versicherungswirtschaft
Gebuchte Brutto-Beitragseinnahmen deutsches Direktgeschäft
Versicherungszweige
Lebensversicherung1)
Private Krankenversicherung2)
Voll- und Zusatzversicherung
Private Pflegeversicherung
Schaden- und Unfallversicherung3)
Kraftfahrtversicherung4)
Allgemeine Haftpflichtversicherung
Unfallversicherung
Rechtsschutzversicherung
Sachversicherung
Industrielle Sachversicherung
Gewerbliche Sachversicherung
Landwirtschaftliche Sachversicherung
Private Sachversicherung
davon Wohngebäudeversicherung
davon Hausratversicherung
Transportversicherung5)
Kredit-, Kautions- und Vertrauensschadenversicherung
GDV insgesamt
2007*)
2006
2005
Mrd. EUR
Veränderung
in Prozent
Mrd. EUR
Veränderung
in Prozent
Mrd. EUR
78,1
29,2
27,3
1,9
54,8
20,8
6,9
6,4
3,1
14,1
3,9
2,6
0,5
7,1
4,1
2,6
1,9
1,4
162,1
– 0,0
2,5
2,6
0,5
– 0,4
– 1,8
1,0
2,0
2,5
– 0,7
– 2,3
0,0
– 1,0
0,0
1,0
– 1,5
2,0
1,0
0,2
78,3
28,5
26,6
1,9
55,0
21,2
6,9
6,2
3,1
14,2
4,0
2,6
0,5
7,1
4,1
2,6
1,9
1,4
161,8
4,1
4,2
4,5
0,5
– 0,7
– 3,6
1,0
3,4
1,7
0,4
– 2,3
2,5
0,1
1,3
2,0
1,4
0,8
– 0,2
2,4
75,24
27,40
25,50
1,90
55,24
22,00
6,81
6,03
3,01
14,17
4,13
2,51
0,49
7,05
3,99
2,56
1,85
1,37
157,88
*) Hochrechnung auf Datengrundlage von Meldungen bis Juni 2007, 1) gebuchte Brutto-Beiträge ohne Beiträge aus der Rückstellung für Beitragsrückerstattung: ab 2003
einschl. Pensionskassen und Pensionsfonds, 2) einschl. Nebenleistungen, aber ohne die aus der Rückstellung für erfolgsabhängige Beitragsrückerstattung (RfB) entnommenen Beiträge, 3) deutsches Direktgeschäft; ohne Luftfahrt-, Nuklear- und Vermögensschadenhaftpflichtversicherung, inklusive Schutzbriefversicherung; ab 2004 inklusive
Kreditversicherung, 4) Kfz-Haftpflicht, Vollkasko, Teilkasko, Insassen-Unfall, 5) Transport inkl. Verkehrshaftung und Sonderzweige – Quelle: GDV; PKV-Verband.
JAHRBUCH 2007 37
einem erwarteten Beitragszuwachs von 2,5
Prozent dafür, dass die Umsatzentwicklung
der Gesamtbranche nicht in den negativen
Bereich abrutscht. So erwarten die Lebensversicherer für 2007 stagnierende Beitragseinnahmen, während für die Schaden- und Unfallversicherung einmal mehr eine Beitragsminderung ins Haus steht (voraussichtlich
minus 0,4 Prozent).
In der Lebensversicherung setzt sich 2007 der
Trend zu langfristig ausgerichteten Vorsorgeverträgen fort. Vorsorgeverträge mit rentenförmiger Auszahlung halten den größten
Anteil am Neugeschäft der Lebensversicherungen, Pensionskassen und -fonds. Besonders die Riester-Rente konnte an ihren
Vorjahreserfolg anknüpfen – ihre Verbreitung
steigt deutlich.
Im ersten Halbjahr 2007 wurden im Bereich
der Lebensversicherungen, Pensionskassen und
Pensionsfonds rund 3,5 Millionen Verträge
über eine versicherte Summe von 108 Milliarden Euro neu abgeschlossen. Dies bedeutet
bei den Verträgen ein Minus von 13,5 Prozent
und bei der Versicherungssumme einen Rück-
Leistungen der Versicherungswirtschaft
Versicherungsleistungen der Erstversicherer im GDV
Versicherungszweige
Lebensversicherung1), ausgezahlte Leistungen
Private Krankenversicherung2)
ausgezahlte Leistungen
Krankheitskosten
Pflegeversicherung
Schaden- und Unfallversicherung3)
Kraftfahrtversicherung
Haftpflichtversicherung
Unfallversicherung
Rechtsschutzversicherung
Sachversicherung
Industrielle Sachversicherung
Gewerbliche Sachversicherung
Landwirtschaftliche Sachversicherung
Private Sachversicherung
davon Verbundene Wohngebäude
davon Verbundene Hausrat
Transportversicherung
Kredit-, Kautions- und Vertrauensschadenversicherung
GDV insgesamt
2007*)
2005
2006
Mrd. EUR
Veränderung
in Prozent
Mrd. EUR
Veränderung
in Prozent
Mrd. EUR
67,3
32,7
19,0
18,4
0,6
42,9
19,2
4,5
2,8
2,2
12,3
3,2
2,4
0,3
6,4
4,9
1,3
1,1
0,7
142,9
1,0
2,8
4,5
4,6
1,9
7,8
2,2
1,5
– 1,0
0,0
26,7
4,0
35,0
7,0
40,0
55,0
10,0
2,0
5,0
3,3
66,7
31,8
17,8
17,3
0,5
39,8
18,8
4,5
2,8
2,2
9,7
3,1
1,8
0,3
4,6
3,2
1,2
1,1
0,7
138,3
3,9
2,8
4,8
5,1
1,8
0,5
– 0,9
0,8
5,0
– 0,6
4,3
9,8
0,0
– 3,0
3,0
5,7
– 1,9
– 0,7
– 20,5
2,9
64,20
30,50
17,30
16,80
0,50
39,54
18,95
4,43
2,66
2,23
9,28
2,78
1,77
0,32
4,42
3,00
1,18
1,12
0,87
134,24
*) Hochrechnung auf Datengrundlage von Meldungen bis Juni 2007, 1) einschl. Pensionskassen, 2) Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle, Aufwendungen für RfB und
Zuführung zur Alterungsrückstellung, 3) deutsches Direktgeschäft; ohne Luftfahrt- und Nuklear-, Luft- und Raumfahrzeughaftpflicht- und Vermögensschadenhaftpflichtversicherung, inklusive Schutzbriefversicherung – Quelle: GDV; PKV-Verband.
38 JAHRBUCH 2007
GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD
gang von 11,8 Prozent gegenüber den entsprechenden Werten des ersten Halbjahres
2006. Nach einer Hochrechnung werden 2007
rund 7,9 Millionen Verträge in der Lebensversicherung im engeren Sinn (i. e. S.) neu abgeschlossen (minus 2 Prozent); mit Pensionskassen und -fonds wird das Neugeschäft
wieder die 8 Millionen Marke übertreffen
(Vorjahr: 8,5 Millionen).
Für die Lebensversicherungen, Pensionskassen
und Pensionsfonds zusammengenommen
erreichten die gebuchten Brutto-Beiträge im
ersten Halbjahr 2007 35,7 Milliarden Euro;
34,3 Milliarden entfielen davon auf die Lebensversicherung i. e. S. Dies entspricht einer
Veränderung gegenüber dem Vorjahr von
minus 0,1 bzw. minus 0,3 Prozent. Für das Gesamtjahr 2007 werden die Bundesbürger für
die Lebensversicherung i. e. S. voraussichtlich
Beiträge in Höhe von 74,3 (Vorjahr: 74,7) Milliarden Euro aufbringen. Auf Pensionskassen
und -fonds könnten weitere 3,8 (Vorjahr: 3,6)
Milliarden Euro entfallen.
Wie in den Jahren zuvor bleiben die Auszahlungen an die Lebensversicherungskunden
auch in 2007 auf hohem Niveau. Im ersten
Halbjahr wurde für Lebensversicherungen
i. e. S. mehr als im Vorjahr an die Kunden ausgezahlt: rund 31,3 Milliarden Euro, was einem
Wachstum von 0,1 Prozent entspricht. Im
Gesamtjahr 2007 könnten rund 67 Milliarden
Euro erreicht werden (plus 1 Prozent).
Die privaten Krankenversicherer rechnen für
2007 mit Beitragseinnahmen von insgesamt
29,2 Milliarden Euro (plus 2,5 Prozent). Davon
entfallen auf die Krankenversicherung 27,3
Milliarden Euro (plus 2,6 Prozent) und auf die
Pflegeversicherung 1,9 Milliarden Euro (plus
0,5 Prozent). Im ersten Halbjahr 2007 betrugen die Beitragseinnahmen einschließlich der
Nebenleistungen rund 14,6 Milliarden Euro.
Davon entfielen auf die Krankheitsvollversicherung knapp 10,5 Milliarden und auf die
private Pflegeversicherung 940 Millionen
Euro. In der Krankentagegeldversicherung betrug das Beitragsvolumen 520 Millionen Euro,
in den Zusatzversicherungen zum GKV-Schutz
(Wahlleistungstarife, ambulante Tarife und
Zahntarife) 1,8 Milliarden Euro.
Die ausgezahlten Versicherungsleistungen (einschließlich Schadenregulierungskosten) dürften bis Ende 2007 eine Höhe von fast 19 Milliarden Euro erreichen, wobei auf die Krankenversicherung 18,4 (plus 4,6 Prozent) und auf
die Pflegeversicherung knapp 0,6 Milliarden
Euro (plus 1,9 Prozent) entfallen. Im ersten
Halbjahr 2007 erhielten die Versicherten fast
9,5 Milliarden Euro an Versicherungsleistungen, ohne Pflegeversicherung waren es 9,2 Milliarden Euro.
Der Versichertenbestand in der Krankheitsvollversicherung umfasste zum 30. Juni 2007
insgesamt 8,5 Millionen Personen. Im ersten
Halbjahr 2007 war der Nettoneuzugang mit
37 700 Personen erneut sehr gering. Er lag
unter dem Vorjahresniveau (erstes Halbjahr
2006: 46 900 Personen). Die außerordentliche
Anhebung der Versicherungspflichtgrenze zum
1. Januar 2003 um monatlich 450 Euro wirkt
sich bereits im vierten Geschäftsjahr außerordentlich negativ auf den Neuzugang in der
privaten Krankenversicherung (PKV) aus.
Während die Zahl der Neuversicherten in der
Vollversicherung in Folge der gesetzlichen Zugangsbeschränkung von Jahr zu Jahr sinkt, ist
die Zahl derjenigen, die eine Zusatzversiche-
JAHRBUCH 2007 39
rung abschließen, erneut deutlich gestiegen.
Bis zur Jahresmitte wurden über 19 Millionen
Zusatzversicherungen abgeschlossen (30. Juni
2006: 17,9). Die weiterhin gute Entwicklung in
diesem Bereich dürfte eine Reaktion der Menschen auf die Einschnitte des Gesetzgebers in
den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen sein.
Bedingt durch einen weiteren Beitragseinnahmenabrieb und eine sich zusehends verschlechternde Schadenentwicklung haben
sich die Geschäftsaussichten in der Schadenund Unfallversicherung 2007 stark eingetrübt. So dürfte sich die Schaden-Kostenquote
nach Abwicklung (Combined Ratio) um knapp
7 Punkte auf 98 Prozent verschlechtern,
womit sich der versicherungstechnische Gewinn von zuletzt 4,6 Milliarden Euro drastisch
auf rund 700 Millionen Euro reduzieren
würde. Ursächlich für den Einbruch des versicherungstechnischen Ergebnisses um etwa
85 Prozent sind sinkende Beitragseinnahmen
(voraussichtlich minus 0,4 Prozent auf 54,8
Milliarden Euro) bei einem gleichzeitigen starken Anstieg der Schadenaufwendungen (plus
7,8 Prozent auf 42,9 Milliarden Euro). Ausschlaggebend für die schlechte Schadenentwicklung ist das Sturmtief „Kyrill“, das tiefe
Spuren in den Bilanzen der deutschen Schadenversicherer hinterlassen hat. Einer GDVUmfrage zufolge beläuft sich das versicherte
Schadenvolumen auf rund 2,4 Milliarden Euro.
In absoluten Preisen ist „Kyrill“ damit das
teuerste Einzelereignis in der Geschichte der
deutschen Versicherungswirtschaft.
Maßgeblich beeinflusst wird die Beitragseinnahmenentwicklung durch die Situation
in der Kraftfahrtversicherung, die volumenmäßig rund 38 Prozent der gesamten Beitragseinnahmen der Schaden- und Unfallver-
sicherer ausmacht. Die vorliegenden Zahlen
zum Geschäftsjahr 2007 lassen darauf schließen, dass sich die Beitragseinnahmen um
knapp 2 (2006: minus 3,6) Prozent auf
20,8 Milliarden Euro verringern dürften. Trotz
scharfen Wettbewerbs sind jedoch erste Anzeichen für eine Trendwende in der Prämienpolitik der Kraftfahrtversicherer sichtbar. So
heben einzelne Versicherer zumindest im
Privatsegment ihre Tarife bereits wieder an.
Auf der Schadenseite dürften die Aufwendungen voraussichtlich um 2,2 Prozent auf
19,2 Milliarden Euro ansteigen. So führten
etliche Sturm- und Hagelereignisse, allen
voran „Kyrill“, zu hohen Schadenbelastungen
in der Autokaskoversicherung. Bei einer sich
abzeichnenden Combined Ratio von voraussichtlich 101 (2006: 95,4) Prozent dürfte die
Kraftfahrtversicherung insgesamt erstmals
seit dem Jahr 2002 wieder in die Verlustzone
geraten.
Deutlich belastet wird die Umsatzentwicklung in der Schaden- und Unfallversicherung
in diesem Jahr zudem durch die Sachversicherung. So ist über alle Sachsparten hinweg ein
Prämienrückgang von 0,7 (2006: plus 0,4) Prozent auf gut 14 Milliarden Euro zu erwarten.
Gleichzeitig sorgten das Sturmtief „Kyrill“ und
eine Reihe weiterer Naturereignisse dafür,
dass der Schadenaufwand um voraussichtlich
rund 27 Prozent auf 12,3 Milliarden Euro
hochschnellen dürfte. Am stärksten von den
Naturereignissen betroffen ist die Verbundene Wohngebäudeversicherung, deren Schadenaufwand in 2007 um ganze 55 Prozent
höher ausfallen dürfte als im Vorjahr. Bei
einem nur geringfügigen Beitragswachstum
von 1 Prozent ist allein für diese Sparte mit
40 JAHRBUCH 2007
GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD
einer Combined Ratio von 144 (2006: 102,8)
Prozent zu rechnen. Dies entspräche einem
versicherungstechnischen Verlust in Höhe von
1,8 Milliarden Euro. Auch auf der Gewerblichen Sachversicherung lasten die Naturereignisse, hier könnte der Schadenaufwand um
35 Prozent höher ausfallen als in 2006. Für
alle Sachsparten insgesamt zeichnet sich eine
um rund 19 Prozentpunkte angestiegene
Combined Ratio in Höhe von 111 Prozent ab,
was einem versicherungstechnischen Verlust
von rund 1,6 Milliarden Euro entsprechen
würde.
Auch von der Allgemeinen Haftpflichtversicherung gehen zurzeit keine Wachstumsimpulse aus. Wie im Vorjahr bleibt die Beitragseinnahme mit einer Zuwachsrate von
lediglich 1 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro
unverändert schwach. Lediglich in besonders
risikoexponierten Geschäftssegmenten, für
die relativ knappe Versicherungskapazitäten
zur Verfügung stehen, sollte die Einnahmenentwicklung signifikant besser verlaufen. Da
im laufenden Jahr gleichzeitig mit einer stärker wachsenden Zahl der Verträge in Höhe von
1 Prozent zu rechnen ist, wird der Durchschnittsbeitrag pro Vertrag mit Ausnahme
einiger besonders risikoexponierter Geschäftssegmente trotz des absoluten Beitragswachstums sinken. Der Schadenaufwand dürfte
voraussichtlich um 1,5 (2006: 0,8) Prozent auf
4,5 Milliarden Euro leicht zunehmen. Auch die
Geschäftsjahres-Schadenquote vor Abwicklung wird gegenüber dem Vorjahr etwas steigen und voraussichtlich bei etwa 66 Prozent
liegen. Die Combined Ratio nach Abwicklung
würde auf dieser Basis rund 86 Prozent betragen. Dies wäre ein erneut zufrieden stellendes
Gesamtergebnis.
Nachdem in der Allgemeinen Unfallversicherung die Beitragseinnahmen dank eines überdurchschnittlichen Wachstums im UBR-Geschäft in 2006 noch deutlich um 3,4 Prozent
angestiegen waren, hat sich im Berichtsjahr
das Geschäft wieder normalisiert. Es wird mit
einem Beitragsplus von 2 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro gerechnet. Mit einem Minus von
voraussichtlich 0,5 Prozent setzt sich 2007 der
Trend zu sinkenden Vertragszahlen fort. Der
Aufwand für Geschäftsjahresschäden könnte
sich leicht um 1 (2006: plus 5,0) Prozent auf
2,8 Milliarden Euro mindern. Aufgrund der
guten Schadenentwicklung kann bei steigenden Beitragseinnahmen von einer leichten
Verbesserung der Combined Ratio von zuletzt
86,1 auf 85 Prozent ausgegangen werden.
In der Rechtsschutzversicherung wird bis zum
Jahresende 2007 mit einem Beitragswachstum von 2,5 (2006:1,7) Prozent auf rund
3,1 Milliarden Euro gerechnet. Dieses Anwachsen ist ganz wesentlich auf die Beitragsanpassungsmöglichkeiten ab Oktober 2006
zurückzuführen. Bei den Vertragsstückzahlen
zeichnete sich bereits im letzten Jahr eine
Trendwende ab, die sich 2007 zu bestätigen
scheint. Der Vertragsabrieb ist gestoppt. Für
2007 wird ein Nullwachstum prognostiziert.
Das Schadengeschehen wird voraussichtlich
stabil bleiben; es ist mit einem gleich bleibenden Schadenaufwand für Geschäftsjahresschäden in Höhe von rund 2,2 Milliarden Euro
zu rechnen. Nach den vorliegenden Zahlen
zeichnet sich eine Schadenquote in Höhe von
71 Prozent und eine Combined Ratio in Höhe
von 98 Prozent ab.
JAHRBUCH 2007 41
Für die Transportversicherung sieht die Hochrechnung nach der Stagnation in 2006 wieder
ein Plus auf der Beitragsseite in Höhe von
2 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro vor. Allerdings lässt ein erheblicher Wettbewerbsdruck
die konjunkturell erkennbare Steigerung des
Wirtschaftswachstums, insbesondere im Imund Export, nicht durchschlagen. Eine Verschlechterung wird insbesondere in den
Sparten erwartet, die solche Wirtschaftszweige versichern, die selbst unter einem
Kosten- und Wettbewerbsdruck stehen. Der
Aufwand für Geschäftsjahresschäden dürfte
im Gleichklang mit dem Prämienplus ebenfalls um 2 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro
ansteigen. Bei im Vergleich zum Vorjahr nahezu unveränderten Werten für Schadenquote
(60 Prozent) und Combined Ratio ( 87 Prozent)
zeichnet sich für die Transportversicherung
ein zufrieden stellendes Ergebnis ab.
Mit einem erwarteten Beitragsplus von 1
(2006: minus 0,2) Prozent auf 1,4 Milliarden
Euro ist auch für die Kredit-, Kautions- und
Vertrauensschadenversicherung eine leichte
Erholungstendenz auf der Einnahmeseite erkennbar. In dieser Sparte ist der Schadenverlauf großschadenbedingt typischerweise
außerordentlich volatil. So folgt auf das exzellente Schadenjahr 2006, in dem der Schadenaufwand um gut 20 Prozent rückläufig war,
voraussichtlich ein stärker schadenbelastetes
Jahr 2007 mit einem erwarteten Aufwandsplus von 5 Prozent. Damit wäre eine leichte
Verschlechterung der Combined Ratio von zuletzt 59,9 auf 62 Prozent verbunden. Nach den
mit Schadenquoten von über 100 Prozent sehr
schlecht verlaufenen Jahren 2001 und 2002
setzt sich damit die positive Entwicklung der
versicherungstechnischen Ergebnisse im fünften Jahr in Folge fort.
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Zwischen Zahlung der Versicherungsprämie
und Fälligkeit der Versicherungsleistung vergehen oft Jahre oder Jahrzehnte. Die Versicherungsunternehmen überbrücken diesen Zeitraum, indem sie die Beiträge der Kunden in
verschiedene Anlageklassen investieren. Gesetzgeber und Aufsichtsbehörde schreiben
eine Reihe von Bestimmungen vor, die die
Unternehmen dabei berücksichtigen müssen.
Auf diese Weise sollen sie jederzeit in der Lage
sein, ihre Leistungsversprechen gegenüber
den Versicherungsnehmern zu erfüllen. Versicherungsunternehmen praktizieren daher
eine langfristige Anlagepolitik zur Erzielung
einer hohen Rendite bei größtmöglicher Sicherheit.
Anlagegrundsätze und Anlageziele
Die Kapitalanlagetätigkeit der Assekuranz
unterliegt traditionell strengen gesetzlichen
und aufsichtsbehördlichen Bestimmungen,
die vornehmlich aus allgemeinen Anlagegrundsätzen (Sicherheit, Rentabilität, Liquidität sowie Mischung und Streuung), qualifizierten Anlageformen und quantitativen
Anlagebegrenzungen bestehen. Unter Beachtung dieser aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen betreiben Versicherungsunterneh-
42 JAHRBUCH 2007
GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD
men als bedeutende institutionelle Anleger
ein professionelles Asset Management. Dabei
verfolgen sie insbesondere folgende Ziele:
■ Fristgerechte Bereitstellung von Kapital,
damit die gegenüber den Versicherungsnehmern bestehenden Verpflichtungen jederzeit erfüllt werden können.
■ Erzielung einer möglichst hohen Rendite
bei größtmöglicher Sicherheit. Hohe Kapitalanlageerträge kommen den Lebensver-
Kapitalmarktdaten
Jahr
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
Umlaufrendite
festverzinslicher
Wertpapiere*)
in Prozent
5,1
4,4
4,3
5,2
4,7
4,6
3,8
3,8
3,2
3,7
4,3
Rendite der
10-jährigen
Bundesanleihe*)
in Prozent
5,7
4,6
4,5
5,3
4,8
4,8
4,1
4,1
3,4
3,8
4,2
Deutscher Renten- Deutscher Aktienindex (REX)
index (DAX)
Jahresendstände
Jahresendstände
111,0
118,2
110,6
112,5
113,1
117,6
117,4
120,2
120,9
116,8
114,7
4 249,7
5 002,4
6 958,1
6 433,6
5 160,1
2 892,6
3 965,2
4 256,1
5 408,3
6 596,9
7 861,5
*) Die Renditeangaben sind auf Tagesbasis berechnete Jahresdurchschnittswerte. Stand: Ende September – Quelle: Bloomberg.
Laufende Erträge aus Kapitalanlagen1)
1980
1990
2000
2005
2006*)
Mrd.EUR Mrd.EUR Mrd.EUR Mrd.EUR Mrd.EUR
Lebensversicherung
Krankenversicherung
Schaden- und Unfallversicherung
Erstversicherer insgesamt
Rückversicherer2)
6,6
0,5
1,9
9,0
0,5
18,7
1,5
3,6
23,9
1,9
36,2
4,8
6,5
47,6
8,0
27,8
5,2
6,3
39,3
7,7
29,8
5,7
5,5
41,0
10,8
*) Werte für 2006 vorläufig, 1) ab 1994 nach neuen Rechnungslegungsvorschriften, 2) Geschäftsjahr
abweichend vom Kalenderjahr – Quelle: BaFin, GDV.
sicherten in Form hoher Ablaufleistungen
zugute, sie erlauben aber auch preisgünstige Versicherungsbeiträge bei Krankensowie Schaden-/Unfallversicherungen.
■ Langfristig orientierte Anlagepolitik unter
Einsatz eines konsequenten Asset-LiabilityManagements (Risikomodell zur Steuerung
von Anlagen und Verbindlichkeiten in den
Bilanzen).
Die aufsichtsrechtlichen Bestimmungen stellen sicher, dass die Portfolios der Versicherungsunternehmen breit diversifiziert sind
und qualitativ hochwertige Kapitalanlagen
enthalten. Versicherungsunternehmen setzen
bereits seit langem zur Steuerung ihrer Kapitalanlagen Risikomanagementsysteme ein
und passen ihre Portfoliostruktur der unternehmensindividuellen Risikotragfähigkeit an.
Diese Praxis ist mit der im Jahr 2002 in Kraft
getretenen Anlageverordnung auch aufsichtsrechtlich verankert worden. So schreibt die
Anlageverordnung ausdrücklich vor, dass die
Einhaltung der allgemeinen und besonderen
Anlagegrundsätze durch ein qualifiziertes
Anlagemanagement, geeignete interne Kapitalanlagegrundsätze und Kontrollverfahren
sowie eine perspektivische Anlagepolitik sicherzustellen ist.
Modifizierung der Anlageverordnung
■ Risikomanagement gewinnt an Bedeutung
Mit der Modifizierung der Anlageverordnung
(AnlV) wird bereits ein großer Schritt in Richtung des EU-Projekts „Solvency II“ gemacht.
Die Kapitalanlage der Versicherer wird danach
im Wesentlichen vom so genannten „Prudent
Person Principle“ bestimmt. Dies hat zur Konsequenz, dass auch im Bereich der Kapitalanlagen einem effizienten und gut adjustier-
JAHRBUCH 2007 43
Kapitalanlagebestand nach Anlagearten*)
Bilanzwerte
Anlagearten
Grundstücke und grundstücksgleiche Rechte
Kapitalanlagen in verbundenen
Unternehmen und Beteiligungen:
Anteile an verbundenen Unternehmen
Ausleihungen an verbundene Unternehmen
Beteiligungen
Ausleihungen an Unternehmen, mit denen
ein Beteiligungsverhältnis besteht
Sonstige Kapitalanlagen:
Aktien
Investmentanteile
andere nicht festverzinsliche Wertpapiere
Inhaberschuldverschreibungen und
andere festverzinsliche Wertpapiere
Hypotheken-, Grundschuld- und
Rentenschuldforderungen
Namensschuldverschreibungen
Schuldscheinforderungen und Darlehen
Darlehen und Vorauszahlungen
auf Versicherungsscheine
übrige Ausleihungen
Einlagen bei Kreditinstituten
andere Kapitalanlagen
insgesamt
2002
2003
2004
2005
2006**
Mrd.
EUR
22,5
Anteil
in v.H.
2,4
Mrd.
EUR
21,5
Anteil
in v.H.
2,2
Mrd.
EUR
20,6
Anteil
in v.H.
2,0
Mrd.
EUR
21,2
Anteil
in v.H.
2,0
Mrd.
EUR
20,0
Anteil
in v.H.
1,8
112,9
20,4
20,8
12,1
2,2
2,2
117,3
19,3
17,2
12,0
2,0
1,8
113,7
19,0
13,1
11,3
1,9
1,3
121,6
16,0
9,5
11,4
1,5
0,9
124,7
13,8
10,5
11,2
1,2
0,9
4,7
0,5
4,7
0,5
5,3
0,5
3,3
0,3
3,3
0,3
19,4
200,8
4,8
2,1
21,6
0,5
17,8
207,8
4,7
1,8
21,2
0,5
15,4
205,5
4,3
1,5
20,4
0,4
20,0
228,2
4,2
1,9
21,4
0,4
22,2
240,5
3,9
2,0
21,6
0,4
73,9
8,0
94,3
9,6
104,0
10,3
116,9
11,0
119,5
10,7
68,9
199,9
145,7
7,4
21,5
15,7
71,0
202,3
163,4
7,2
20,6
16,7
69,1
208,7
194,7
6,8
20,7
19,3
67,5
219,0
207,9
6,3
20,5
19,5
66,4
235,9
218,6
6,0
21,2
19,6
5,4
8,0
17,2
4,2
929,8
0,6
0,9
1,8
0,5
100,0
5,5
9,7
21,4
2,9
981,0
0,6
1,0
2,2
0,3
100,0
5,7
9,8
18,1
2,6
1 009,4
0,6
1,0
1,8
0,3
100,0
5,4
10,1
13,1
2,8
1 066,6
0,5
0,9
1,2
0,3
100,0
5,3
10,6
13,7
3,5
1 112,4
0,5
1,0
1,2
0,3
100,0
*) Zusammensetzung der Kapitalanlagen für die Sparten Leben, Kranken, Schaden/Unfall und Rück – Quelle: GDV, BaFin.
**) Werte für 2006 sind vorläufig.
tem Risikomanagement eine noch größere
Bedeutung zukommen wird. Parallel dazu
verschieben sich die aufsichtsrechtlichen
Anforderungen weg von konkreten hin zu
qualitativen Vorgaben. Um den Versicherungsunternehmen bereits heute einen vorbereitenden Einstieg in das neue Aufsichtssystem zu ermöglichen, werden mit der Überarbeitung der AnlV einige der bisherigen
quantitativen Anlagegrenzen zugunsten einer
deutlich stärkeren Betonung der Anforderungen an ein qualitatives Anlagemanagement
reduziert.
■ Alternative Investments
Erstmals werden Anlagen in Rohstoffen, so
genannte Commodities, via Index-Fonds oder
strukturierte Produkte („Anlage in auf Rohstoffindices basierenden Finanzinstrumenten“) explizit als mögliche Anlageform in die
Verordnung aufgenommen. Darüber hinaus
erfolgt keine Modifizierung im Segment der
so genannten Alternativen Investments. Somit bleiben die Quoten bezogen auf das
gebundene Vermögen bei Asset Backed
Securities (ABS) mit 7,5 Prozent und Hedge
Fonds mit 5 Prozent unverändert. In diesem
44 JAHRBUCH 2007
GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD
Kapitalanlagebestand nach Versicherungszweigen*)
Bilanzwerte
2002
Lebensversicherung
Krankenversicherung
Schaden- und Unfallversicherung
Rückversicherung
insgesamt
Mrd.
EUR
590,2
88,7
104,3
146,5
929,8
2003
Anteil
in v.H.
63,5
9,5
11,2
15,8
100,0
Mrd.
EUR
607,8
97,9
108,6
166,7
981,0
2004
Anteil
in v.H.
62,0
10,0
11,1
17,0
100,0
Mrd.
EUR
625,3
108,1
116,8
159,2
1 009,4
2005
Anteil
in v.H.
61,9
10,7
11,6
15,8
100,0
Mrd.
EUR
647,6
119,2
123,5
176,3
1 066,6
2006
Anteil
in v.H.
60,7
11,2
11,6
16,5
100,0
Mrd.
EUR
665,7
130,3
131,1
185,3
1112,4
Anteil
in v.H.
59,8
11,7
11,8
16,7
100,0
*) Zusammensetzung der Kapitalanlagen für die Sparten Leben, Kranken, Schaden/Unfall und Rück – Quelle: BaFin.
Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass
aktuell im Rahmen der Kapitalanlage sowohl
die derzeitige ABS-Quote als auch die Hedge
Fonds-Quote von den Versicherungsunternehmen deutlich unterschritten wird.
■ Zulassung von REIT
Ebenfalls aufsichtsrechtlich ermöglicht werden künftig Investitionen in so genannte Real
Estate Investment Trusts (REIT). Nunmehr
können auch Versicherungen zur Diversifizierung ihrer Immobilienbestände in diese – zumindest für den deutschen Finanzmarkt –
neue Assetklasse problemlos investieren. Dabei erfolgt künftig die Anrechnung der REIT in
der AnlV auf die unveränderte Immobilienquote in Höhe von 25 Prozent. Ferner wird der
REIT aufgrund seines Investitionsschwerpunkts künftig auch im BaFin-Stress-Test als
Immobilie angesehen.
■ OECD-Belegenheit
Ferner dürfte die Ausweitung der allgemeinen
Belegenheit künftig von erhöhter Bedeutung
sein. Danach kann der Sitz eines Asset-Schuldners oder aber die Belegenheit einer Immobi-
lie künftig im gesamten Wirtschaftsraum der
Vollmitgliedstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sein. Damit wird der bisherige
Rahmen für direkte Investments innerhalb
des Europäischen Wirtschaftraumes (EWR)
vielversprechend erweitert. Zu den Vollmitgliedstaaten der OECD gehören u. a. die USA,
Australien, Neuseeland, Japan und die
Schweiz.
■ Anpassung der AnlV an das neue
Investmentgesetz steht noch aus
Die Anpassungen an das im Herbst 2007 überarbeitete Investmentgesetz sollen spätestens
im Frühjahr 2008 nachgeholt werden, so dass
dann mit einer erneuten Modifizierung der
AnlV zu rechnen ist. Zudem wird dann auch
das BaFin-Rundschreiben 15/2005 an die gesamten Neuerungen angepasst.
Novelle Investmentgesetz erweitert
Anlagespielraum
Mit der gerade abgeschlossenen Novelle des
Investmentgesetzes erweitert sich für die Versicherungsunternehmen das Spektrum der
Anlagemöglichkeiten. Grundsätzlich können
Versicherungsunternehmen für das gebundene Vermögen solche Sondervermögen er-
JAHRBUCH 2007 45
werben, die nach dem Investmentgesetz zugelassen sind. Mit dem Investmentgesetz
werden zwei neue Sondervermögen (Infrastruktur-Sondervermögen und Sonstige Sondervermögen) eingeführt. Durch die Infrastruktur-Sondervermögen sollen öffentlichprivate Projekte finanziert werden, die Sonstigen Sondervermögen sollen in erster Linie der
Auflage innovativer Produkte dienen. Zugleich
werden mit dem Gesetz eine Reihe von Bestimmungen für Spezialfonds liberalisiert. Auf
diese Weise werden die Anlagebedingungen
zur Risiko-Diversifizierung und Renditesteigerung sinnvoll erweitert.
Kapitalanlagebestand und BruttoNeuerwerb
Zum Jahresende 2006 betrug der Kapitalanlagenbestand der Assekuranz (ohne Pensionsund Sterbekassen) etwa 1 112 Milliarden Euro.
Dies entspricht einem nominellen Wachstum
um etwa 46 Milliarden Euro bzw. einer prozentualen Steigerung von 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Während das Portfolio der
Versicherungswirtschaft im Jahr 1990 umgerechnet noch etwa 300 Milliarden Euro betrug, könnte sich das Bestandsvolumen Ende
2007 auf etwa 1 170 Milliarden Euro erhöht
haben.
Stress-Tests
Der Stress-Test ist ein bilanzielles Instrument
im Rahmen des Risikomanagements von Versicherungsunternehmen und ist der Aufsicht
einmal jährlich vorzulegen. Ausgehend von
der Bilanz zum Jahresende wird geprüft, ob
unter entsprechender Fortschreibung der
Aktiva und Passiva zum Ende des folgenden
Jahres ein Versicherungsunternehmen genügend Risikopuffer vorhält, um verschiedene
äußerst seltene Crash-Szenarien zu überstehen. Die Crash-Szenarien sind dann bestanden, wenn genügend Kapitalanlagen
einschließlich deren Bewertungsreserven vorhanden sind, um den Verpflichtungen gegenüber den Versicherungsnehmern nachzukommen und gleichzeitig die aufsichtsrechtlichen
Solvenzanforderungen zu erfüllen. Bisher erstrecken sich die Szenarien neben Bonitätsrisiken auf Risiken aus Aktien-, Renten- und
Immobilienanlagen. Negative Stress-Test-Ergebnisse bedeuten keineswegs, dass ein Versicherungsunternehmen seine Verpflichtungen
nicht mehr erfüllen könnte. Sie sind vielmehr
als Aufforderung zu verstehen, weitere Maßnahmen zur Erhöhung der Risikotragfähigkeit
zu ergreifen.
Für Neuanlagen standen der Versicherungswirtschaft in 2006 brutto circa 368 Milliarden
Euro zur Verfügung. Der größte Anteil entfiel
mit 24,1 Prozent (88,8 Milliarden Euro) auf
Inhaberschuldverschreibungen und andere
festverzinsliche Wertpapiere. Die Neuanlage
in Namensschuldverschreibungen und Darlehen betrug 21,3 Prozent (78,6 Milliarden
Euro). In Investmentanteile wurden 17,7 Prozent (65,1 Milliarden Euro) neu investiert. Die
Vergabe von Realkrediten (Hypotheken-,
Grundschuld- und Rentenschuldforderungen)
belief sich 2006 auf 1,7 Prozent (6,3 Milliarden
Euro), in Grundstücke wurden 0,5 Prozent
(1,9 Milliarden Euro) neu angelegt.
Namenstitel weiterhin dominant
Namensschuldverschreibungen, Schuldscheinforderungen und Darlehen bilden weiterhin
den Anlageschwerpunkt im Portfolio der
Versicherer. Auf sie entfielen 2006 etwa
454,5 Milliarden Euro, was einem Anteil von
40,9 Prozent am gesamten Anlagebestand
entsprach.
46 JAHRBUCH 2007
GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD
Aktien und Beteiligungen
Aktieninvestments stellen weiterhin einen
unverzichtbaren Bestandteil der Kapitalanlagepolitik von Versicherungsunternehmen dar,
wobei die Anlagepolitik zunehmend global
ausgerichtet ist. Der größte Teil der Aktieninvestitionen erfolgt nach wie vor über Spezialfonds. Nachdem der Anteil der Aktien an
den gesamten Anlagen der Lebensversicherer
2005 zeitweise bis auf unter 8 Prozent gesunken war, stieg er im Laufe des Jahres 2007 auf
etwa 11 Prozent an. Dass sich der Aktienanteil
gegenüber dem Vorjahreswert (ca. 10 Prozent)
nur moderat erhöht hat, ist vor allem darauf
zurückzuführen, dass die Unternehmen bei
ihren Anlageentscheidungen ihre individuelle
Risikotragfähigkeit zu beachten haben. In diesem Zusammenhang ist allerdings erfreulich,
dass die Lebensversicherungsunternehmen
ihre stillen Lasten aus der vergangenen Aktienmarktkrise vollständig abgebaut haben
und sich die Risikotragfähigkeit der Unternehmen damit spürbar erhöht hat. Gleichwohl
sind für die meisten Unternehmen die Spielräume für höhere Aktienengagements nach
wie vor beschränkt. Die Gründe dafür liegen
darin, dass neue, nachhaltige Reserven erst
langsam aufgebaut werden und auch der
Stress-Test erhebliche Puffer für eine deutlich
höhere Aktienquote verlangt.
um zwischengeschaltete Beteiligungsgesellschaften, die u. a. auch Engagements in nichtbörsennotiertem Risikokapital, so genanntes
„Private Equity“, eingehen.
Als Gegengewicht zu den reinen Nominalanlagen und um die Mittel unabhängig von
Marktschwankungen anzulegen, werden von
den Versicherungsunternehmen auch weiterhin Beteiligungen erworben. Der Anteil der
Beteiligungen und Anteile an verbundenen
Unternehmen stieg im Jahr 2006 auf etwa
135,2 Milliarden Euro an. Hierbei handelt es
sich sowohl um direkte Beteiligungen als auch
Immobilieninvestments
Die Anlagekategorie „Grundstücke und
grundstücksgleiche Rechte“ erscheint seit einigen Jahren nur noch von untergeordneter
Bedeutung. Ende des Jahres 2006 betrug der
direkt gehaltene Bestand an Immobilien auf
Buchwertbasis 20 Milliarden Euro, was lediglich einem relativen Anteil von etwa 1,8 Prozent an den gesamten Kapitalanlagen ent-
Bedeutung der Spezialfonds wieder leicht
gestiegen
Die Anlage der Versicherungsunternehmen in
Investmentzertifikaten, vor allem in Spezialfonds mit über 90 Prozent, ist im Jahr 2006
weiter gestiegen. Bei einem Spezialfonds handelt es sich um einen Investmentfonds nach
den Vorschriften des Investmentgesetzes mit
der Besonderheit, dass sämtliche Anteile einer
beschränkten Anzahl von Anlegern vorbehalten sind. Das Anlagevolumen in Investmentzertifikaten erreichte 2006 etwa 240,5 Milliarden Euro, was einem Anteil von 21,6 Prozent
am gesamten Anlagebestand entsprach. Die
Versicherungsunternehmen sind damit für
Kapitalanlagegesellschaften weiterhin die
wichtigste Gruppe der Spezialfondsanleger.
Im Bereich der Wertpapier-Spezialfonds beträgt das Verhältnis Aktien zu Renten etwa
40 Prozent zu 60 Prozent. Dabei ist der überwiegende Anteil der Anlagen im EU-Raum
investiert. Hinsichtlich der Bonitätsstruktur
der Rentenanlagen beträgt der Anteil der
Anlagen mit Investment-Grade-Rating mehr
als 97 Prozent.
JAHRBUCH 2007 47
spricht. Ein deutlich verändertes Bild zeigt
sich, wenn auch die zunehmend an Bedeutung gewinnenden indirekten Immobilienanlagen über Immobilien-Spezialfonds und
Grundstücksgesellschaften einbezogen werden. Unter Berücksichtigung der indirekten
Immobilienanlagen liegt der Anteil der Immobilienanlagen bei knapp 5 Prozent an den
gesamten Kapitalanlagen. Dabei ist festzustellen, dass mittels indirekter Investments
vor allem eine internationale Diversifizierung
der Immobilienportfolios erfolgt.
Anlagen in Alternative Investments
Deutsche Erstversicherungsunternehmen sind
mit 2,9 Prozent ihrer Kapitalanlagen in Alternativen Investments engagiert. Per Ende 2006
sind ca. 0,5 Prozent der Kapitalanlagen von
Erstversicherungsunternehmen in High YieldAnleihen investiert. Ungefähr 1,6 Prozent der
Anlagen sind direkt und indirekt gehaltene
ABS/CLN. Im Bereich der Hedge Fonds sind
ca. 0,5 Prozent angelegt. In Private Equity sind
direkt ca. 0,4 Prozent der Kapitalanlagen investiert.
Durch die US-Immobilienkrise besteht keine
Gefahr für deutsche Versicherer. Der regulatorische Rahmen setzt der Kapitalanlage von
Versicherern klare Grenzen und bürgt für
einen hohen Grad an Sicherheit. Der ganz
überwiegende Teil von Anlagen in ABS/CLN
hat höchste Bonität. Somit ist nur ein Bruchteil in risikobehaftete US-Subprime-Anlagen
investiert. Auch eine Gefahr über die Anlage in
Hedge Fonds, die ihrerseits in risikobehaftete
US-Subprime-Anlagen investieren, ist nicht
erkennbar. Zudem streuen Versicherer ihre
Anlage über verschiedene Schuldner und
Emittenten. Dies mindert die Ausfallgefahr
zusätzlich.
Alternative Investments im Rahmen der Kapitalanlage
von Erstversicherungsunternehmen (2006)
Kapitalanlagen
(ex Alternatives)
97,1%
ABS/CLN*
1,6%
Alternative
Investments
2,9%
Private Equity
High Yield
0,4%
Hedge Fonds 0,5%
0,5%
*sämtliche forderungsbesicherte
Wertpapiere (z. B. mit Hypotheken
oder Kreditkartenforderungen
besichert)
Quelle: BaFin
Ausblick
Die Versicherungsunternehmen werden auch
künftig ihre Kapitalanlagen nach den übergeordneten Anlagegrundsätzen durchführen,
um für die Kunden eine hohe und stabile Rendite zu erzielen. In diesem Zusammenhang
wird häufig die Performance von Lebensversicherungen kritisch beurteilt. Dabei wird allerdings regelmäßig das eingegangene Risiko
übersehen. Die Erzielung höherer Renditen
geht einher mit höheren Risiken, in vielen
Anlagefällen steigt das Risiko sogar überproportional. Berücksichtigt man dieses RenditeRisiko-Profil, so wird deutlich, dass Lebensversicherungen eine sehr hohe risikobereinigte
Werte teilweise gerundet
48 JAHRBUCH 2007
GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD
Rendite erzielen. Versicherungsunternehmen
werden auch künftig einen großen Teil ihrer
Anlagen in Schuldverschreibungen und Aktien tätigen. Insgesamt wird die Auslastung
der Risikokapitalquote steigen, sie darf aktuell
bei Versicherungsunternehmen bis zu 35 Prozent des gebundenen Vermögens betragen.
Assekuranz im Rahmen der
Gesamtwirtschaft
Als Risikoträger für Unternehmen und Haushalte erfüllt die Versicherungswirtschaft im
Rahmen der gesamten Volkswirtschaft eine
essenzielle Rolle. Das gesamtwirtschaftliche
Umfeld setzt umgekehrt entscheidende Rahmendaten für Marktchancen und Geschäftsverlauf der Assekuranz. So ist der aktuelle
Geschäftsverlauf der Branche immer auch vor
dem Hintergrund der allgemeinen Konjunkturentwicklung zu sehen:
■ Nach einem überraschend kräftigen Wirtschaftswachstum in 2006 hat sich in
Deutschland in 2007 die gesamtwirtschaftliche Dynamik zunächst kaum vermindert.
Für das Gesamtjahr 2007 erschien ein Wirtschaftswachstum von real etwa zweieinhalb Prozent möglich. Bei einer nach wie vor
expandierenden Auslandsnachfrage wurde
der Aufschwung dabei noch stärker als im
Vorjahr von der Binnenkonjunktur gestützt.
Vor allem die Unternehmensinvestitionen
sind nochmals merklich ausgeweitet worden. Allerdings blieb die Entwicklung des
privaten Verbrauchs schwach, der seit längerem stagniert und durch die Mehrwertsteuererhöhung zu Jahresbeginn 2007 zusätzlich gedämpft wurde.
■ Der Aufschwung zeigte auch am Arbeitsmarkt Wirkung. So stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die
jahrelang immer weiter zurückgegangen
war, seit letztem Jahr wieder kräftig an. Sie
dürfte im Jahresdurchschnitt in 2007 um
etwa 600 000 Personen höher liegen als in
2005. Auch die Zahl der Arbeitslosen ging
deutlich zurück.
■ Die Verbraucherpreise dürften im Gesamtjahr 2007 um knapp 2 Prozent steigen. Trotz
gestiegener Energiepreise, Mehrwertsteuererhöhung und guter Konjunktur ist das
Preisklima damit relativ stabil geblieben.
■ Die von der Immobilienkrise in den USA
ausgehenden Spannungen an den Finanzmärkten haben allerdings gezeigt, dass die
Risiken für eine Fortdauer der konjunkturellen Aufwärtsbewegung zugenommen
haben. Dies um so mehr, als auch von anderen Faktoren – starken Wechselkursbewegungen, steigenden Öl- oder Rohstoffpreisen sowie geopolitischen Risiken –
spürbar dämpfende Impulse auf die weltwirtschaftliche Entwicklung ausgehen
könnten.
Auch unabhängig von dem im Vergleich zu
früheren Jahren im Trend merklich verringerten Beitragswachstum in den Hauptsparten
sieht sich die deutsche Versicherungswirtschaft mit anhaltend großen Herausforderungen konfrontiert. Die auch technologisch bedingte Dynamisierung der Marktprozesse und
die Globalisierung gehen mit einer unverkennbaren Intensivierung des Wettbewerbs in
der Assekuranz einher. Verbunden damit sind
u. a. auch erhebliche Veränderungen der Unternehmenslandschaft. Fusionen und Übernahmen, die wachsende Bedeutung grenz-
JAHRBUCH 2007 49
Versicherungsschutz der Haushalte 2006 | 2007
Prozentangaben repräsentativ
Befragter über das
Vorhandensein einzelner
Versicherungen im Haushalt
nur Private Krankenversicherung
12,3
13,6
6,7
Private Rentenversicherung
24,5
25,0
22,8
Versicherung gegen Berufsund Erwerbsunfähigkeit
23,8
23,9
23,6
Vollkaskoversicherung
35,2
35,4
34,6
Private Unfallversicherung
41,9
39,9
49,6
Rechtsschutzversicherung
42,2
43,8
35,7
Lebensversicherung
(ohne Sterbegeld)
39,6
41,0
34,2
Private Haftpflichtversicherung
70,8
70,7
71,2
Hausratversicherung
77,0
75,7
82,6
Quelle: Allensbacher Werbeträger-Analyse 2007
Basis Bundesrepublik Deutschland,
Bevölkerung ab 14 Jahre
© GDV-Jahrbuch 2007
0
10
20
30
Deutschland gesamt
Westdeutschland
Ostdeutschland
40
50
60
70
80
90
100
50 JAHRBUCH 2007
GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD
überschreitender Unternehmensstrukturen,
interne Reorganisationen sowie eine Neuorganisation der Wertschöpfungskette in den
Versicherungsunternehmen prägen derzeit
die Branche. Auch Veränderungen in den politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen stellen die deutsche Versicherungswirtschaft vor erhebliche Anpassungserfordernisse. Hinzu kommen Veränderungen im
sozialpolitischen und im gesellschaftlichen
Umfeld, die der privaten Vorsorge teils wichtige Impulse verleihen, sie teilweise aber auch
vor erhebliche Herausforderungen stellen. Auf
der Nachfrageseite stellen u. a. die Pluralisierung der Kundengruppen und der demographische Wandel die Versicherungsunternehmen vor neue Aufgaben.
Viele der Herausforderungen, mit denen sich
die deutsche Versicherungswirtschaft konfrontiert sieht, wären leichter zu bewältigen,
wenn gleichzeitig die Versicherungsnachfrage
wieder kräftiger expandieren würde. Eine
deutliche Ausweitung der Versicherungsnachfrage erscheint ohne eine dauerhaft stärkere
gesamtwirtschaftliche Dynamik in Deutschland allerdings kaum vorstellbar. Auf absehbare Zeit sind damit anhaltend niedrige
Zuwächse des Geschäftsvolumens bis hin zu
einer Stagnation oder Schrumpfung des
Beitragsaufkommens keineswegs auszuschließen.
Längerfristig sprechen viele fundamentale
Faktoren aber auch für ein erhebliches Wachstumspotenzial der deutschen Versicherungswirtschaft. So stellt bereits die essenzielle
gesamtwirtschaftliche Funktion der Versicherungswirtschaft eine dauerhaft stabile Basis
für die Versicherungsnachfrage dar. Zudem
wird der Bedarf an kapitalgedeckter Eigen-
vorsorge perspektivisch weiter merklich ansteigen. Die demographischen Herausforderungen lassen weiterhin eine Ausweitung der
privaten Alters- und Krankheitsvorsorge dringend geboten erscheinen. In der Schaden- und
Unfallversicherung könnte angesichts der
gesamtwirtschaftlichen Unsicherheit, neuer
Risiken und innovativer Produkte sowie gestiegener Schadenpotenziale ebenfalls noch
ein steigender Schutzbedarf zu verzeichnen
sein. Aber auch die Lage der öffentlichen
Haushalte spricht perspektivisch für eine
Neudefinition der Aufgabenteilung zwischen
Staat und privater Versicherungswirtschaft.
Niveau der privaten Vorsorge
in Deutschland
Obwohl die Assekuranz zum insgesamt nach
wie vor überproportional expandierenden
Dienstleistungssektor der Volkswirtschaft
zählt, sind ihre Wachstumsspielräume offenkundig zuletzt enger geworden. Der früher
fast immer zu verzeichnende Wachstumsvorsprung der Branche gegenüber der Gesamtwirtschaft ist keine Selbstverständlichkeit
mehr. Die Relation von Prämienaufkommen
zu Bruttoinlandsprodukt, die sogenannte
„Versicherungsdurchdringung“, war bereits
Ende der 90er Jahren zeitweilig nicht mehr
weiter angestiegen. Gleichwohl lag die Versicherungsdurchdringung zuletzt mit knapp
7,5 Prozent (2006) deutlich über früheren
Werten. Anfang der 60er Jahre hatten die
Beitragseinnahmen erst 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausgemacht.
Im internationalen Vergleich ist die in
Deutschland festzustellende Versicherungsdurchdringung dennoch nach wie vor nur als
durchschnittlich einzustufen. In Frankreich,
JAHRBUCH 2007 51
der Schweiz, Großbritannien und Japan lag in
2006 die Versicherungsdurchdringung sogar
mehr oder minder deutlich über 10 Prozent, in
den Niederlanden und den USA nur wenig
darunter. Ursächlich für die höhere Versicherungsdurchdringung in anderen Ländern ist
teilweise auch das wesentlich größere Gewicht, das dort der Lebensversicherung für die
Altersvorsorge und im Rahmen der Geldvermögensbildung zukommt.
Auch bei der so genannten Versicherungsdichte, also der Höhe der jährlichen Versicherungsprämien pro Einwohner, nimmt
Deutschland mit Versicherungsausgaben von
rund 2 000 Euro pro Einwohner jährlich im
internationalen Vergleich keinen Spitzenplatz
ein. In vielen anderen europäischen Staaten
(wie Frankreich, den Niederlanden, Großbritannien und der Schweiz) sowie in den USA
und in Japan liegt die Versicherungsdichte –
spiegelbildlich zum dort geringeren Gewicht
der staatlichen Sicherungssysteme – höher
als in Deutschland.
Versicherung in der Gesamtwirtschaft
Inländische Versicherungsbeiträge je Einwohner sowie in Relation zum
Sozialprodukt und Einkommen; ab 1991 einschließlich neue Bundesländer
Jahr
1980
1985
1990
1995
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
20064)
Versicherungsdichte
Versicherungsdurchdringung
Vorsorgequote
EUR1)
in Prozent2)
in Prozent 3)
621
874
1 161
1 414
1 485
1 513
1 593
1 628
1 710
1 783
1 906
1 956
2 034
2 081
5,09
5,71
5,97
6,41
6,50
6,41
6,59
6,59
6,80
6,97
7,38
7,28
7,48
7,45
7,80
8,90
9,47
10,12
10,24
10,13
10,44
10,22
10,37
10,78
11,30
11,15
11,49
11,56
1) verdiente Brutto-Beiträge s.a.G. der Erstversicherer einschl. Pensions- und Sterbekassen in Relation zu
den Einwohnern, 2) verdiente Brutto-Beiträge s.a.G. der Erstversicherer einschl. Pensions- und Sterbekassen in Relation zum Bruttoinlandsprodukt, 3) verdiente Brutto-Beiträge s.a.G. der Erstversicherer
einschl. Pensions- und Sterbekassen in Relation zum Verfügbaren Einkommen der Privathaushalte,
4) vorläufige Werte – Quelle: Statistisches Bundesamt, BaFin; eigene Berechnungen.
Privatschutz und Sozialversicherung
Im Trend dürften Versicherungsdurchdringung und Versicherungsdichte in Deutschland
wie in den anderen Industriestaaten weiter
zunehmen. Privater Versicherungsschutz ist
zweifellos auch weiterhin zu jenen Produkten
zu zählen, die bei steigendem Wohlstandsniveau – eines einzelnen Haushalts oder einer
ganzen Volkswirtschaft – überproportional
nachgefragt werden. Wer mehr besitzt, der
hat mehr zu verlieren bzw. mehr zu versichern.
Überdies wird immer mehr Bürgern und Unternehmen angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen wieder in stärkerem Maße bewusst, wie hoch der Wert einer ausreichenden
Absicherung von wirtschaftlichen Risiken einzuschätzen ist.
In der Sozialen Marktwirtschaft ist die soziale
Sicherung teilweise über öffentliche Sozialsysteme organisiert, teilweise erfolgt sie auf
der Grundlage privatwirtschaftlicher Wahlentscheidungen im Rahmen der Individualversicherung. In Deutschland ist der Sozialstaat über die Jahrzehnte hinweg immer
weiter ausgebaut worden, auch wenn steigender Wohlstand und die zunehmenden
Möglichkeiten zur Eigenvorsorge eigentlich
einen geringeren Leistungsbedarf im Bereich
der sozialen Systeme mit sich gebracht haben.
Auch nach den Reformen der letzten Jahre
52 JAHRBUCH 2007
GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD
dominiert heute in Deutschland die Absicherung über öffentliche Systeme nach wie vor
eindeutig gegenüber der eigenverantwortlichen Vorsorge. Allein die Beitragszahlungen
zu den verschiedenen Zweigen der Sozialversicherung sind etwa dreimal so hoch wie die
Beitragseinnahmen der Individualversicherung. Hinzu kommt, dass zur Finanzierung
sozialstaatlicher Leistungen in erheblichem
Umfang auch allgemeine Steuermittel herangezogen werden.
Die von Arbeitnehmern und Arbeitgebern
gemeinsam zu tragenden Sozialabgaben im
Rahmen sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse summierten sich
2007 in den alten Bundesländern trotz eines
leichten Rückgangs noch immer auf fast
41 Prozent des Bruttolohns (gesetzliche Rentenversicherung: 19,9 Prozent, gesetzliche
Krankenversicherung: 14,8 Prozent, gesetzliche Pflegeversicherung: 1,7 Prozent, Arbeitslosenversicherung: 4,2 Prozent). Selbst das bescheidene Ziel, die Sozialabgabenlast unter
die 40-Prozent-Marke zu drücken, wurde damit immer noch nicht erreicht. Die Höchstbeiträge zu den einzelnen Sozialversicherungszweigen addierten sich dabei in den alten
Bundesländern auf über 1 850 Euro pro Monat. Das Ziel, die sozialen Sicherungssysteme
für Arbeitnehmer wie Arbeitgeber wieder finanzierbar zu machen, liegt damit nach wie
vor in weiter Ferne. Noch immer besteht also
eine gravierende Diskrepanz zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmer(netto)lohn, die
letztlich auch Leistungsanreize und Motivation am Arbeitsmarkt untergräbt.
Auch auf der Ausgaben- und Leistungsseite
zeigt sich das Übergewicht des Staates nur zu
deutlich. Die Summe aller Sozialausgaben
macht selbst dann, wenn eine enge Abgrenzung des Begriffs von Sozialleistungen zugrunde gelegt wird, nicht weniger als ein
Drittel des Bruttoinlandsprodukts aus. Die
Leistungen der Individualversicherung (Auszahlungen an die Kunden und Rückstellungen
für eingetretene und künftige Versicherungsfälle sowie Beitragsrückerstattungen) entsprechen dagegen nur rund 8 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts. Die Macht des Sozialstaats als Konkurrent der Arbeitgeber im
Wettbewerb um Arbeitskräfte und als Konkurrent der individuellen Vorsorge, wie sie die
private Versicherungswirtschaft anbietet,
zeigt sich in diesen Zahlen nur allzu deutlich.
Die gestiegene Belastung mit Sozialausgaben
ist maßgeblich auch darauf zurückzuführen,
dass sich die Sozialsysteme von ihrer ursprünglichen Schutzfunktion für einen kleinen Kreis sozial Bedürftiger immer weiter entfernt haben. Längst sind die Sozialsysteme zu
einer mächtigen Industrie geworden, die
selbst als Arbeitgeber und als Erwerbsquelle
für einen großen Kreis von Leistungserbringern fungiert. Bereits heute ist die Belastung
durch die Sozialsysteme am Arbeitsmarkt, in
den öffentlichen Haushalten und damit für
die gesamte Volkswirtschaft kaum noch tragbar. Zudem lässt die absehbare demographische Entwicklung eine grundlegende Überprüfung des Leistungsumfangs des heutigen
Sozialstaats überfällig erscheinen. Die Individualversicherung tritt damit zunehmend als
eine attraktive Alternative der Sozialsysteme
in den Vordergrund.
JAHRBUCH 2007 53
Auch angesichts des bisherigen Übergewichts
der Sozialversicherung gilt, dass die Individualversicherung in Deutschland bereits
heute ebenfalls eine tragende Säule im Gesamtsystem der sozialen Sicherung bildet.
Dabei ist auch zu bedenken, dass die Sozialversicherung durch die gesetzliche Renten-,
Kranken-, Unfall-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung nur wenige, wenn auch wichtige
Risiken erfasst, während die Individualversicherung für ein breites Spektrum ganz unterschiedlicher Risiken Schutz bietet.
Geldvermögensbildung
der privaten Haushalte
Ein erhebliches Gewicht kommt der Individualversicherung im Rahmen der Geldvermögensbildung der privaten Haushalte zu.
Vor allem in der Lebensversicherung geht die
eigenverantwortliche Risikovorsorge mit einem Prozess der Ansammlung und Anlage
von Kapital einher.
Im Jahr 2006 belief sich die Geldvermögensbildung der privaten Haushalte nach Berechnungen der Deutschen Bundesbank auf
127,5 Milliarden Euro. Dies waren knapp
8 Milliarden Euro weniger als im Jahr 2005.
Die Anlagen der privaten Haushalte bei Versicherungen (Lebensversicherung, Schadenund Unfallversicherung und private Krankenversicherung einschließlich Pensions- und
Sterbekassen, Pensionsfonds sowie berufsständische Versorgungswerke und Zusatzversorgungseinrichtungen) betrugen dabei
50,7 Milliarden Euro und lagen damit ebenfalls etwas niedriger als in 2005. Es entfielen
davon 25,4 Milliarden Euro auf die Lebensversicherung (2005: 25,9 Milliarden Euro). Der
Anteil der Lebensversicherungen an der gesamten Geldvermögensbildung ist damit auf-
Geldvermögensbildung der privaten Haushalte nach Anlagearten
– im Laufe des Jahres –
in Mrd. EUR
Geldvermögensbildung
darunter:
bei Banken1)
Sichtguthaben2)
Termingelder
Spareinlagen
Sparbriefe
bei Versicherungen3)
darunter:
bei Lebensversicherungen
bei Krankenversicherungen
bei Pensionseinrichtungen4)
in Wertpapieren
in Rentenwerten5)
in Aktien
in Sonstigen Beteiligungen
in Investmentzertifikaten
aus Pensionsrückstellungen
2001
2002
2003
2004
2005
2006
118,7
117,5
142,7
134,5
135,2
127,5
27,3
8,8
17,4
2,5
– 1,4
48,3
87,5
92,0
– 5,2
0,9
– 0,2
35,9
57,8
65,0
– 17,6
14,7
– 4,4
44,8
48,9
44,3
– 5,9
12,2
– 1,7
50,2
42,4
48,7
– 0,7
– 1,0
– 4,6
54,8
42,4
19,5
31,9
– 16,0
7,0
50,7
30,9
7,7
6,7
31,3
5,7
– 28,7
3,5
52,8
9,9
18,3
7,1
8,1
– 17,1
12,7
– 71,0
3,2
38,0
10,7
20,1
8,6
14,3
29,8
19,2
– 20,0
3,1
27,5
10,2
23,1
9,8
14,6
26,1
35,6
– 6,5
3,2
– 6,2
9,3
25,9
10,6
15,5
30,8
9,2
– 4,0
3,0
22,6
7,3
25,4
9,9
12,5
26,5
37,0
– 5,0
2,9
– 8,4
7,9
Anteilswerte in Prozent
Geldvermögensbildung
darunter:
bei Banken1)
Sichtguthaben2)
Termingelder
Spareinlagen
Sparbriefe
bei Versicherungen3)
darunter:
bei Lebensversicherungen
bei Krankenversicherungen
bei Pensionseinrichtungen4)
in Wertpapieren
in Rentenwerten5)
in Aktien
in Sonstigen Beteiligungen
in Investmentzertifikaten
aus Pensionsrückstellungen
2001
2002
2003
2004
2005
2006
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
23,0
7,4
14,7
2,1
– 1,2
40,7
74,8
78,6
– 4,4
0,8
– 0,2
30,7
40,5
45,6
– 12,3
10,3
– 3,1
31,4
36,4
32,9
– 4,4
9,1
– 1,3
37,3
31,4
36,0
– 0,5
– 0,7
– 3,4
40,5
33,3
15,3
25,0
– 12,5
5,5
39,8
26,0
6,5
5,6
28,0
4,8
– 24,2
2,9
44,5
8,3
15,6
6,1
6,9
– 13,6
10,9
– 60,7
2,7
32,5
9,1
14,1
6,0
10,0
21,0
13,5
– 14,0
2,2
19,3
7,1
17,2
7,3
10,9
19,5
26,5
– 4,8
2,4
– 4,6
6,9
19,2
7,8
11,5
22,7
6,8
– 3,0
2,2
16,7
5,4
19,9
7,8
9,8
20,8
29,0
– 3,9
2,3
– 6,6
6,2
1) im In- und Ausland, 2) einschließlich Bargeld, 3) Lebensversicherung einschließlich Pensions- und
Sterbekassen und Pensionsfonds sowie berufsständische Versorgungswerke und Zusatzversorgungseinrichtungen, Schaden- und Unfallversicherung und Krankenversicherung sowie sonstige Forderungen
(einschließlich verzinslich angesammelter Überschussanteile und sonstiger Verbindlichkeiten gegenüber Versicherungsnehmern), 4) Pensions- und Sterbekassen und Pensionsfonds sowie berufständische
Versorgungswerke und Zusatzversicherungseinrichtungen, 5) einschließlich Geldmarktpapiere –
Quelle: Deutsche Bundesbank.
54 JAHRBUCH 2007
GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD
Geldvermögen der privaten Haushalte nach Anlagearten
– Bestand am Jahresende –
in Mrd. EUR
Geldvermögen insgesamt
darunter:
bei Banken1)
kurzfristig
langfristig
bei Versicherungen2)
kurzfristig
langfristig
bei Lebensversicherungen
bei Krankenversicherungen
bei Pensionseinrichtungen3)
in Wertpapieren
in Rentenwerten4)
in Aktien
in Sonstigen Beteiligungen
in Investmentzertifikaten
aus Pensionsrückstellungen
1995
2000
2003
2004
2005
2006
2 658
3 608
3 907
4 087
4 305
4 529
1 128
782
346
573
°
°
374
°
°
797
313
191
102
190
161
1 235
921
314
866
65
801
553
68
179
1 315
326
447
133
409
193
1 407
1 119
288
995
72
922
623
91
208
1 282
387
263
167
465
224
1 456
1 164
292
1 044
75
969
645
101
223
1 353
428
276
188
461
233
1 499
1 211
288
1 099
78
1 021
671
112
238
1 467
423
320
205
519
241
1 541
1 228
313
1 148
81
1 068
695
122
251
1 621
482
372
212
525
248
Anteilswerte in Prozent
Geldvermögen insgesamt
darunter:
bei Banken1)
kurzfristig
langfristig
bei Versicherungen2)
kurzfristig
langfristig
bei Lebensversicherungen
bei Krankenversicherungen
bei Pensionseinrichtungen3)
in Wertpapieren
in Rentenwerten4)
in Aktien
in Sonstigen Beteiligungen
in Investmentzertifikaten
aus Pensionsrückstellungen
1995
2000
2003
2004
2005
2006
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
42,4
29,4
13,0
21,6
°
°
14,1
°
°
30,0
11,8
7,2
3,8
7,1
6,1
34,2
25,5
8,7
24,0
1,8
22,2
15,3
1,9
5,0
36,4
9,0
12,4
3,7
11,3
5,3
36,0
28,6
7,4
25,5
1,8
23,6
15,9
2,3
5,3
32,8
9,9
6,7
4,3
11,9
5,7
35,6
28,5
7,1
25,5
1,8
23,7
15,8
2,5
5,5
33,2
10,5
6,8
4,6
11,3
5,7
34,8
28,1
6,7
25,5
1,8
23,7
15,6
2,6
5,5
34,1
9,8
7,4
4,8
12,1
5,6
34,0
27,1
6,9
25,3
1,8
23,6
15,3
2,7
5,5
35,1
10,6
8,2
4,7
11,6
5,5
1) im In- und Ausland, 2) Lebensversicherung einschließlich Pensions- und Sterbekassen und Pensionsfonds sowie berufsständische Versorgungswerke und Zusatzversorgungseinrichtungen, Schaden- und
Unfallversicherung und Krankenversicherung sowie sonstige Forderungen (einschließlich verzinslich
angesammelter Überschussanteile bei Versicherungen und sonstiger Verbindlichkeiten gegenüber
Versicherungsnehmern), 3) Pensions- und Sterbekassen und Pensionsfonds sowie berufsständische
Versorgungswerke und Zusatzversorgungseinrichtungen, 4) einschließlich Geldmarktpapiere – Quelle:
Deutsche Bundesbank.
grund der noch stärker gesunkenen Bezugsgröße gleichwohl von 19,1 Prozent (2005) auf
19,9 Prozent (2006) gestiegen. Trotzdem entspricht die Struktur der Geldvermögensbildung der privaten Haushalte in Deutschland
noch immer nicht dem Ziel eines langfristigen
Aufbaus von Altersvorsorgevermögen. Betrachtet man die Geldvermögensbildung nach
Anlagearten, so zeigt sich auch in 2006 ganz
deutlich, dass die privaten Haushalte nach
wie vor im Bereich der Geldanlagen vor langfristigen Bindungen zurückschrecken. So entfiel noch immer ein Drittel der gesamten
Geldvermögensbildung auf die überwiegend
kurzfristig ausgerichtete Geldanlage bei
Banken. Umgekehrt stehen damit potenziell
erhebliche zusätzliche Mittel für die kapitalgedeckte Altersvorsorge zur Verfügung, sofern
es gelingt, die vorherrschende Abwartehaltung zu überwinden.
Diesen Befund stützen auch die Angaben der
Bundesbank zur Entwicklung der Geldvermögensbestände. So verfügten die privaten
Haushalte Ende 2006 in nominaler Rechnung
über ein Geldvermögen von über 4,5 Billionen
Euro. Mehr als ein Drittel davon entfiel auf Anlagen bei Banken, jedoch nur knapp 16 Prozent auf das Geldvermögen bei Lebensversicherungen. Noch 1980 hatte der Anteil der
Lebensversicherungen am Geldvermögen der
privaten Haushalte allerdings erst bei 10 Prozent gelegen. Vieles spricht dafür, dass in Zukunft die Bedeutung der Lebensversicherung
im Rahmen der Geldvermögensbildung der
privaten Haushalte noch merklich zunehmen
wird. Denn mit ihren spezifischen Charakteristika – der zusätzlichen Absicherung biometrischer Risiken, der langfristigen Ausrichtung
des Kapitalaufbaus und der Bereitstellung von
Garantien in Verbindung mit einer attraktiven
Verzinsung – nimmt die Lebensversicherung
JAHRBUCH 2007 55
unter den möglichen Instrumenten der Geldvermögensbildung zur Altersvorsorge eine
Schlüsselstellung ein.
Dem Bruttogeldvermögen der privaten Haushalte stand in 2006 eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Verschuldung von 1,6 Billionen Euro gegenüber. Das Nettogeldvermögen
belief sich damit in 2006 damit auf knapp
3 Billionen Euro. Hinzu kommt noch das Sachvermögen der privaten Haushalte (vor allem
in Form von Immobilien), das sich nach Schätzungen der Deutschen Bundesbank Ende
2005 auf 4,8 Billionen Euro belief. Je Haushalt
betrachtet lag das durchschnittliche Geldvermögen 2006 bei 115 000 Euro, einschließlich
der Sachwerte und nach Abzug der Verbindlichkeiten ergab sich ein mittleres Reinvermögen von rund 200 000 Euro.
Unternehmen und Versicherung
Der technische Fortschritt, aber auch politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche
Veränderungen bringen es mit sich, dass sich
mehr noch als der einzelne Bürger die Unternehmen mit immer größeren Risiken konfrontiert sehen. Unternehmerische Tätigkeit setzt
aber die Möglichkeit voraus, auch neue Risikosituationen bewältigen zu können. Dementsprechend geht mit steigender Risikoexponierung ein erhöhter Risikominderungsbedarf
bei den Unternehmen einher. Adäquatem
Versicherungsschutz kommt bei der Deckung
dieses Bedarfs eine Schlüsselrolle zu.
Indem Versicherungsschutz es ermöglicht,
dass unternehmerische Risiken überhaupt
eingegangen werden können, trägt die Assekuranz in nicht geringem Maße zur Erhöhung
der Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft
bei. Denn einzelne Unternehmen würden
rasch an die Grenzen ihrer Fähigkeit stoßen,
Risiken selbst zu tragen. Durch Versicherungsschutz werden diese Grenzen dagegen weiter
hinausgeschoben. Unternehmerisches Potenzial wird so freigesetzt.
Die Versicherer bemühen sich ihrerseits, ihre
Deckungskonzepte für die Wirtschaft kontinuierlich fortzuentwickeln. Neben verbesserten Risikomodellen und verfeinerten Kalkulationstechniken geht es hierbei auch um den
Einsatz der modernen Techniken des Risk
Management in ihrer ganzen Breite.
Um eine möglichst weitgehende Versicherbarkeit zu gewährleisten, muss den Versicherern und der Wirtschaft aber auch die Möglichkeit offen stehen, Versicherungsverträge
flexibel und bedarfsgerecht ausgestalten zu
können. Nur dann können durch eine intensive Nutzung des risikopolitischen Instrumentariums die Grenzen der Versicherbarkeit noch
weiter ausgeweitet werden. Regulierende Interventionen von staatlicher Seite – etwa
auch in Gestalt immer neuer Pflichtversicherungen – können dagegen im Bereich der Absicherung von Unternehmensrisiken kontraproduktiv wirken.
56 JAHRBUCH 2007
GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD
Wettbewerb und Konzentration
in der Versicherungswirtschaft
Seit Anfang der 90er Jahre haben sich die
Rahmenbedingungen für die deutsche Versicherungswirtschaft – gemessen an früheren
Jahrzehnten – nachhaltig verändert. Die Versicherungsmärkte in Deutschland wurden dereguliert, und Tarife und Preise sind in Bewegung geraten. Auch das Verhältnis zwischen
Versicherern und anderen Finanzdienstleistern hat sich geändert. Nachhaltige Veränderungen in den Unternehmen wie auch in der
Unternehmenslandschaft waren die Folge.
Aber auch die vor wenigen Jahrzehnten noch
unvorstellbaren Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten haben zu den tief greifenden Veränderungen in der Versicherungswirtschaft beigetragen – vom Vertrieb über
die Vertragsbearbeitung bis hin zum Schaden-
Anzahl der Versicherungsunternehmen nach Sparten
Jahresende
1990
1995
2000
2001
2002
2003
2004
2005
20062)
RückVU
Bundesund
Landesaufsicht
VU
insgesamt
31
39
48
46
48
49
50
48
49
2 659
2 157
1 882
1 825
1 779
1 716
1 669
1 638
°
Anzahl VU1)
VU
Lebensinsgesamt
VU
785
718
706
690
703
677
670
653
643
122
132
134
133
132
119
119
115
112
Pensions- Kranken- Schaden-/
und
VU
Unfall-VU
Sterbekassen
229
207
197
190
207
205
200
200
198
57
59
56
56
55
55
54
54
53
346
281
271
265
261
251
247
236
231
1) Versicherungsunternehmen unter Bundesaufsicht mit und ohne Geschäftstätigkeit, 2) davon 20 VU
ohne Geschäftstätigkeit – Quelle: BaFin.
management. Die „Industrialisierung“ des
Versicherungsgeschäfts impliziert dabei auch
ein Aufbrechen der traditionellen Wertschöpfungskette in den Versicherungsunternehmen
durch das Outsourcing bestimmter Funktionsbereiche.
Dynamischere Märkte, enger gewordene
Wachstumsspielräume und ein weiter steigender Druck auf die Ertragsmargen haben in
der Folge viele Versicherer veranlasst, ihre
Positionierung am Markt neu zu bestimmen.
Dabei gelangten sie vielfach zu einer veränderten Einschätzung der für sie optimalen
Unternehmensgröße. In der Folge hat sich die
Unternehmenslandschaft nachhaltig verändert; die Zahl der Unternehmensübernahmen,
Fusionen und vor allem auch der Kooperationen bei der Erbringung von Versicherungsdienstleistungen hat sich erhöht. Unübersehbar ist auch der engere Zusammenschluss
und damit einhergehende Reorganisation der
Arbeitsteilung innerhalb der großen Unternehmen und Unternehmensgruppen.
Der Konzentrationsgrad in der deutschen Assekuranz liegt gleichwohl nach wie vor nicht
besonders hoch, ist aber auch nicht außergewöhnlich niedrig. Im Vergleich zu anderen
europäischen Versicherungsmärkten und zu
anderen Sachgüter- und Dienstleistungsmärkten fallen die für den deutschen Versicherungsmarkt ermittelten Konzentrationsgrade keineswegs aus dem Rahmen. Auch die
Monopolkommission hat in ihrem bislang
letzten Hauptgutachten, das im Sommer
2006 vorgelegt wurde, abermals keinen Anlass gesehen, negative Schlussfolgerungen
von der Konzentration in der deutschen Versicherungswirtschaft auf das Wettbewerbsgeschehen in diesem Bereich abzuleiten.
JAHRBUCH 2007 57
Versicherungsbestände zum Jahresende
Versicherungsverträge bzw. -risiken in Millionen (Jahresendbestand); privates und gewerbliches Geschäft der GDV-Mitglieder
Lebensversicherung*)
Private Krankenversicherung2)
Schaden- und Unfallversicherung3)
Kraftfahrtversicherung 4)
Sachversicherungszweige5), 6)
Allgemeine Haftpflichtversicherung
Rechtsschutzversicherung
Private Unfallversicherung7)
insgesamt
1980
19901)
1995
2000
2002
2003
2004
2005
2006
2006/2005
in Prozent
65,75
24,10
164,61
63,00
47,71
21,90
17,20
14,80
254,46
72,38
32,74
207,31
75,54
57,84
27,99
24,46
21,48
312,42
81,13
51,97
250,83
92,13
66,15
34,95
29,44
28,16
383,93
87,62
47,75
261,97
97,21
67,11
37,81
28,94
29,06
397,34
91,62
46,96
269,29
97,75
67,15
40,42
29,00
29,48
407,87
92,92
49,45
270,95
98,03
66,89
40,71
29,09
29,38
413,32
97,28
50,97
273,08
98,18
66,99
41,20
28,85
29,24
421,41
96,95
53,70
274,59
99,08
67,42
41,82
28,83
29,19
428,37
97,07
56,90
277,30
100,21
67,41
42,12
28,65
29,12
431,27
0,1
6,0
1,0
1,1
0,0
0,7
– 0,6
– 0,2
0,7
*) ab 2002 inkl. Pensionskassen und Pensionsfonds, 1) die Angaben schließen ab 1990 das Geschäft in den neuen Bundesländern ein, 2) bis 1994 Tarifversicherte (geschätzt);
ab 1995 Risiken einschl. Pflegepflichtversicherung, Auslandsreisekrankenversicherung u. a., ab 1996 neue Zählung (veränderte Abgrenzungen); nicht mit dem Vorjahr vergleichbar, 3) ohne Auslandsgeschäft, Kredit-, Luftfahrt-, Nuklearversicherung, Luft- und Raumfahrzeughaftpflicht- sowie sonstige Sachversicherungen (Tierversicherung u. a.),
4) umfasst Kraftfahrzeughaftpflicht, Vollkasko, Teilkasko und Insassen-Unfall; ab 1990 einschl. neue Bundesländer, 5) Hausrat-, Gebäude-, Feuer-, Einbruchdiebstahl-, Leitungswasser-, Glas-, Sturmversicherung, Technische Versicherungen u. a.; Beteiligungsgeschäft mitgezählt, 6) ab 1996 nur Alleinzeichnungs- und Führungsgeschäft, ohne Beteiligungsgeschäft, 7) Verträge, nicht identisch mit Zahl der Versicherten – Quelle: GDV; PKV-Verband.
Die Konzentration in der deutschen Versicherungswirtschaft wird sinnvollerweise nicht
für Einzelunternehmen, sondern für Versicherungsgruppen ermittelt. Der Grund hierfür
liegt darin, dass viele Gruppen durch ein
hohes Maß an horizontaler Integration, etwa
durch Shared-Services-Zentren oder andere
Formen der gruppenweiten Zusammenarbeit
gekennzeichnet sind, etwa im Bereich der
Kapitalanlage, der IT oder im Produkt- und
Risikomanagement. Betrachtet man den
Marktanteil der zehn größten Gruppen, so lag
dieser zuletzt in der Lebensversicherung etwas über 60 Prozent und in der Schaden- und
Unfallversicherung etwas unter 60 Prozent.
Neben diesem auch im internationalen Vergleich nicht aus dem Rahmen fallenden Grad
der Marktkonzentration und einer hohen
Anbieterzahl wird die Intensität des Wettbewerbs in der deutschen Versicherungswirtschaft auch dadurch unterstrichen, dass die
Marktanteile der einzelnen Anbieter erheblichen Veränderungen unterliegen. Anbietern
mit mehr oder minder beachtlichen Marktanteilsgewinnen stehen solche mit teilweise
nicht unbeträchtlichen Marktanteilsverlusten
gegenüber. Diese Marktdynamik ist ein weiterer Beleg für ein funktionierendes und überaus intensives Wettbewerbsgeschehen auf
dem deutschen Versicherungsmarkt.
In letzter Zeit wurde gelegentlich auch die Vermutung geäußert, dass auf dem deutschen
Versicherungsmarkt möglicherweise sogar
ein zu geringer Konzentrationsgrad bestehe,
der die Ertragskraft und damit die Stabilität
der Assekuranz in Deutschland gefährde. Dieser Gedanke ist jedoch ebenfalls irreführend,
nicht nur, weil er durch die Daten nicht gestützt wird. Solange keine konkreten Hinder-
58 JAHRBUCH 2007
GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD
nisse für freiwillige Unternehmensübernahmen, Fusionen und Kooperationen bestehen,
ist die Struktur des Marktes vor allem das
Ergebnis eines marktwirtschaftlichen Optimierungsprozesses, der die jeweils noch vorhandenen Effizienzreserven ausschöpft. Dies
schließt allerdings weitere Veränderungen der
jeweiligen Marktstruktur nicht aus.
Internationale Verflechtung
der Assekuranz
Die Globalisierung der Güter-, Finanz- und
Dienstleistungsmärkte, die Schaffung des
europäischen Binnenmarktes und die Einführung des Euro haben ebenso wie die Verbreitung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien bei vielen Versicherungsunternehmen auch über ihren jeweiligen
Heimatmarkt hinaus zu Veränderungen in
ihrer strategischen Ausrichtung geführt. Bei
nicht wenigen Versicherungsunternehmen
kam es zu einer Verstärkung der europäischen
bzw. internationalen Einbindung. Deutsche
Versicherer interessieren sich seit vielen Jahren zunehmend für Geschäftsmöglichkeiten
im Ausland, während sich umgekehrt aber
auch am deutschen Markt die Präsenz ausländischer Versicherer erhöht hat.
Insbesondere durch den europäischen Binnenmarkt könnten sich auch für die deutschen
Versicherungsunternehmen künftig noch größere Chancen bieten. Dabei sind Kooperationen, Beteiligungen und Tochtergesellschaften
nach wie vor die dominierende Form des
Engagements im EU-Binnenmarkt für Versicherungsdienstleistungen, aber auch die Zahl
der rechtlich unselbständigen Niederlassungen nimmt zu. Auf vielen europäischen Versicherungsmärkten hat sich der Umfang des
Geschäfts, der auf Versicherungsunternehmen mit Sitz in einem anderen Mitgliedsland
entfällt, bereits erhöht.
Auch über die EU hinaus steht die Versicherungswirtschaft zunehmend im Zeichen der
Globalisierung. Die international tätigen Erstversicherer haben in den zurückliegenden Jahren ihr Engagement in den so genannten
Emerging Markets in Mittel- und Osteuropa,
Lateinamerika und Südostasien massiv ausgeweitet. Hinzu gekommen ist in den letzten
Jahren China. Für die Emerging Markets selbst
bedeutet das Engagement globaler Versicherer einen Kapital- und Know-how-Transfer, der
die Entwicklung effizienter Versicherungsmärkte und damit weitere Fortschritte im
Aufholprozess zu mehr Wachstum und Wohlstand nur erleichtern kann. Der Know-howTransfer beschränkt sich dabei keineswegs auf
die reine Versicherungstechnik, sondern kann
beispielsweise auch das weite Feld der Schadenverhütung umfassen.
JAHRBUCH 2007 59
Die Versicherungswirtschaft
als Arbeitgeber
In der Versicherungswirtschaft hat sich der
Personaldruck, nicht zuletzt aufgrund der
Intensivierung des Wettbewerbs, in allen
Sparten deutlich erhöht. Die Folge sind vermehrt Fusionen und Umstrukturierungen, die
in einigen Versicherungsunternehmen in Beschäftigungsabbau münden. Die Gesamtzahl
der Arbeitnehmer reduzierte sich im Jahr
2006 um 3,3 Prozent auf insgesamt 225 700
Arbeitnehmer. Dies entspricht einem Rückgang von 7 600 Mitarbeitern. Im Jahr 2007
rechnet die Branche mit einer ähnlichen Größenordnung der Anpassung. Berücksichtigt
man neben dem Innendienst und angestellten Außendienst auch die Angestellten in den
Versicherungsagenturen und bei Maklern, vor
allem aber den selbständigen haupt- und
nebenberuflichen Versicherungsaußendienst,
bietet das Versicherungsgewerbe fast 700 000
Menschen bundesweit Beschäftigung.
Die Versicherungswirtschaft steht vor deutlichen Marktveränderungen. Die Versicherer
werden durch den auch international schärfer
gewordenen Wettbewerb um Kunden und
Investoren dazu gezwungen, ihre Kostenstrukturen zu überprüfen. Seit 2003 befindet
sich die Versicherungswirtschaft zudem in
einer Phase der Konsolidierung. Bei dem Beschäftigungsabbau wird vornehmlich der
Weg über die „natürliche Fluktuation“ und der
einvernehmlichen Vertragsaufhebung gewählt. Betriebsbedingte Kündigungen spielen
weiterhin keine Rolle. Der vor Jahren begonnene Anstieg des Bildungsniveaus und der
Teilzeitquote setzen sich kontinuierlich fort.
Belegschaftsstruktur im Wandel
Den Personalstatistiken des Arbeitgeberverbandes der Versicherungsunternehmen in
Deutschland (agv) zufolge war die Anzahl der
Arbeitnehmer in der Versicherungswirtschaft
im Jahr 2006 wie bereits im Vorjahr rückläufig.
Insgesamt arbeiteten 225 700 Männer und
Frauen in der Individualversicherung, nach
233 300 in 2005 (minus 3,3 Prozent). Dies
stellt einen deutlichen Rückgang der Beschäftigung dar. Dennoch darf nicht vergessen
werden, dass die Beschäftigungsentwicklung
in der Assekuranz im Zeitablauf – ebenso wie
die Gesamtwirtschaft – zyklische Tendenzen
aufweist.
Seit dem Jahr 2003 kämpft die Branche mit
rückläufigen Mitarbeiterzahlen. Während jedoch in den Jahren 2003 und 2004 mit einer
Personalreduktion von jeweils rd. 1,5 Prozent
ein moderater Beschäftigungsabbau zu verzeichnen war, stieg 2005 und 2006 der Abbau
auf leicht über 3 Prozent an. Von diesem Rückgang waren vor allem die gewerblichen Arbeitnehmer betroffen. Im Jahr 2006 fielen insgesamt 11,1 Prozent der Stellen weg. Mittlerweile zählt die Versicherungswirtschaft nur
noch 1 600 gewerbliche Arbeitnehmer – vor
zehn Jahren lag diese Zahl noch mehr als doppelt so hoch. Offensichtlich lohnt es sich nicht
mehr, eher niedrig qualifizierte Arbeitnehmer
im Tarifbereich des Versicherungsgewerbes zu
belassen. Aus Kostengründen werden gewerbliche Arbeiten zunehmend an externe
60 JAHRBUCH 2007
GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD
Erhebung über die Entwicklung der Zahl der Arbeitnehmer ohne Mitarbeiter in passiver Altersteilzeit
Zahlen auf volle 100 gerundet
Jahr
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Gesamt- Ändezahl
rung im
Arbeit- Vgl. zum Innen- Ändenehmer Vorjahr dienst rung im
in Prozent ohne Vgl. zum
Gewerb- Vorjahr
liche in Prozent
241 700 – 1,6 174 100 – 0,8
239 300 – 1,0 171 900 – 1,2
238 800 – 0,2 171 500 – 0,2
239 600
0,3 171 000 – 0,3
240 200
0,3 171 500
0,4
245 400
2,2 175 500
2,3
248 100
1,1 177 300
1,0
244 300 – 1,5 175 800 – 0,8
240 800 – 1,4 174 500 – 0,7
233 300 – 3,1 169 700 – 2,8
225 700 – 3,3 166 000 – 2,2
davon:
Außen- Ändedienst- rung im
ange- Vgl. zum
stellte Vorjahr
in Prozent
52 000
– 2,2
51 400
– 1,2
50 300
– 2,0
50 800
1,0
50 500
– 0,6
51 300
1,6
52 300
1,9
51 000
– 2,5
50 100
– 1,8
48 700
– 2,8
45 900
– 5,7
Quoten
Auszu- Ände- Gewerb- ÄndeAuszubildende
bildende rung im
liche rung im
im
zusätzVgl. zum Arbeit- Vgl. zum Unter- lich in
Vorjahr nehmer Vorjahr nehmen Agenin Prozent
in Prozent
turen
12 200 – 8,2
3 400 – 7,9
5,0 %
12 700
4,0
3 300 – 3,4
5,3 %
13 900
9,9
3 100 – 5,0
5,8 %
14 800
6,5
3 000 – 3,2
6,2 %
15 400
4,3
2 800 – 7,4
6,4 %
0,5 %
15 900
3,3
2 700 – 3,6
6,5 %
0,4 %
16 100
1,3
2 400 – 11,1
6,5 %
0,2 %
15 200 – 5,6
2 300 – 4,2
6,2 %
0,5 %
14 100 – 7,2
2 100 – 8,7
5,9 %
0,6 %
13 100 – 7,1
1 800 – 14,3
5,6 %
0,6 %
12 200 – 6,9
1 600 – 11,1
5,4 %
0,6 %
Veränderung
inkl.
Arbeitnehmer in
ausgegliederten
Gesellschaften
242 300
243 500
249 000
252 200
248 600
245 300
238 200
230 300
1,0 %
2,0 %
1,3 %
– 1,4 %
– 1,3 %
– 2,9 %
– 3,3 %
Die angegebenen Prozentwerte können von den sich durch Rechnung ergebenden abweichen, da die absoluten Zahlen auf 100 gerundet sind und die Prozentwerte vor der
Rundung ermittelt wurden.
Dienstleister vergeben. Doch auch bei den
Außendienst- (minus 5,7 Prozent) und Innendienstmitarbeitern (minus 2,2 Prozent) wurden Stellen gestrichen.
Für 2007 ist mit einem weiteren Jahr der
Konsolidierung zu rechnen. Einzelheiten zur
Aufstellung der Branche enthält die obige
Tabelle.
Auch in der Erstausbildung hinterlässt der
rückläufige Personalbedarf seine Spuren. Die
Zahl der Auszubildenden reduzierte sich um
6,9 Prozent auf insgesamt 12 200. Die Ausbildungsquote, also die Relation von der Anzahl
der Auszubildenden und der Gesamtbeschäftigtenzahl, sank geringfügig von 5,6 auf 5,4
Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr gleich geblieben ist mit 0,6 Prozent hingegen die Quote
der von Versicherungsunternehmen in Agenturen finanzierten Ausbildungsplätze. Damit
liegt die gesamte Ausbildungsquote der Versicherungswirtschaft im Jahr 2006 bei 6,0 Prozent.
Versicherungsstandorte: München
unverändert vorn
Einmal jährlich erfasst die Bundesagentur für
Arbeit in einer Sondererhebung für den agv
die Anzahl der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten im Versicherungsgewerbe.
Nach dieser Erhebung gingen Mitte 2006
bundesweit 299 050 Arbeitnehmer einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung im
Versicherungsgewerbe nach. Darin sind nach
dem Schema der Bundesagentur für Arbeit die
Versicherungsunternehmen und auch das
Versicherungsvermittlergewerbe unter dem
Oberbegriff „Versicherungsgewerbe“ erhalten.
Im Vergleich zum Vorjahr reduzierte sich die
Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig
JAHRBUCH 2007 61
beschäftigten Arbeitnehmer um 2,3 Prozent,
also in deutlich geringerem Ausmaß als nach
der Abgrenzung des agv. Daraus lässt sich
schließen, dass es teilweise zu einer Umschichtung von Mitarbeitern aus dem Angestelltenverhältnis im Innen- oder Außendienst
hin zur selbständigen Versicherungsvermittlung gegeben hat.
Betrachtet man die regionale Verteilung der
sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer
nach Bundesländern, so weist NordrheinWestfalen nach wie vor unangefochten die
höchste Beschäftigungsdichte auf: Mit 76 440
Personen arbeiteten rd. ein Viertel aller im
Versicherungsgewerbe tätigen Arbeitnehmer
in diesem Bundesland. Bayern ist in der regionalen Verteilung das zweitstärkste Bundesland. Dort arbeiteten 2006 rd. 59 390 sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer im Versicherungsgewerbe (19,9 Prozent). Es folgen
Baden-Württemberg mit 36 700 (12,3 Prozent) und Hessen mit 29 090 Beschäftigten
(9,7 Prozent).
In der Rangfolge der größten „Versicherungsstädte“ konnte München mit insgesamt
26 670 sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern den Spitzenplatz halten. Köln liegt
mit 26 450 Arbeitnehmern nur knapp dahinter. Der drittgrößte Versicherungsplatz bleibt
Hamburg mit 23 510 Beschäftigten, es folgt
mit einigem Abstand Stuttgart (13 730).
Berlin (11 100) musste in diesem Jahr den
fünften Platz an Düsseldorf (11 790) abgeben.
Teilzeit weiter auf dem Vormarsch
Die Versicherungswirtschaft zeichnet sich
durch eine traditionell hohe Frauen- und Teilzeitquote aus: Im Jahr 2006 betrug die Frauenquote im Innendienst 53 Prozent. Die Teilzeitquote erhöhte sich von 18,6 Prozent im Jahr
Die größten Versicherungsstädte
Städte mit mehr als 4 000 Arbeitnehmern im Versicherungsgewerbe
(Versicherungsunternehmen und -vermittlergewerbe) und dem Sitz der
Geschäftsleitung
Städte
München
Köln
Hamburg
Stuttgart
Düsseldorf
Berlin
Wiesbaden
Hannover
Nürnberg
Frankfurt
Münster
Dortmund
Karlsruhe
Coburg
Mannheim
Beschäftigte1)
2006
19952)
26 670
26 450
23 510
13 730
11 790
11 100
9 780
9 310
9 020
8 780
6 790
6 740
5 470
4 520
4 290
28 830
23 090
27 340
15 590
11 530
9 2103)
8 880
11 470
8 200
10 120
7 020
6 470
5 270
3 120
5 340
1) 30. Juni; einschl. Versicherungsvermittlung, aber ohne von der Sozialversicherungspflicht befreite
Angestellte; 2) im Jahr 1996 wurde die Erhebung nicht durchgeführt. Deshalb hier die Werte aus dem
Jahr 1995; 3) nur Berlin-West – Quelle: Bundesagentur für Arbeit; Sonderauswertung für den agv.
2005 auf 19,7 Prozent und erreichte damit ein
neues Rekordhoch. Auch bei den Teilzeitbeschäftigten sind die Frauen mit 84 Prozent
überproportional vertreten. Insbesondere
Mütter, die nach der Elternzeit wieder in den
Beruf einsteigen, nutzen diese Form der Beschäftigung, um Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren.
Bildungsniveau steigt kontinuierlich
Das Bildungsniveau der Mitarbeiter in der
Versicherungswirtschaft steigt seit Jahren. Im
Jahr 2006 hatten 71 Prozent der Arbeitnehmer in den Versicherungsunternehmen eine
abgeschlossene Berufsausbildung. Den Ab-
62 JAHRBUCH 2007
GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD
schluss einer höheren Fachschule/Fachhochschule oder einen Hochschulabschluss konnten 17 Prozent der Angestellten aufweisen;
1996 lag diese Quote mit 13 Prozent noch
deutlich niedriger. Seit 1996 hat sich der Anteil der Akademiker von 9 Prozent auf 12 Prozent der Arbeitnehmer kontinuierlich erhöht.
Ende 2006 waren in der deutschen Versicherungswirtschaft insgesamt etwa 27 200 Hochschulabsolventen tätig. Von diesen Akademikern stellten die Juristen mit rd. 7 500 Absolventen unverändert die größte Gruppe. Ferner
waren 5 500 Diplom-Kaufleute und DiplomVolkswirte, 4 200 Mathematiker, 1 800 Diplom-Ingenieure, 700 Diplom-Informatiker
und 7 500 sonstige Hochschulabsolventen
(insbesondere Diplom-Psychologen, DiplomPhysiker und Mediziner) in den Gesellschaften
tätig.
Fachkräftemangel kein Thema
Im Gegensatz zu anderen Branchen ist die
Versicherungswirtschaft bisher kaum von
dem sog. „Fachkräftemangel“ betroffen. Nach
einer aktuellen Erhebung des agv beurteilen
54 Prozent der befragten Mitgliedsunternehmen die Zahl der in der Region auf dem Arbeitsmarkt verfügbaren Versicherungskaufleute als „gut“ oder „sehr gut“ – nur 5 Prozent
als „schlecht“ oder „sehr schlecht“. 74 Prozent
der befragten Unternehmen können zurzeit
ihren Bedarf an Versicherungskaufleuten über
den externen Arbeitsmarkt decken, ein Fünftel allerdings nur mit einer Suchzeit von
durchschnittlich 6 Wochen. In den nächsten
drei Jahren erwarten die Versicherungsunternehmen keine dramatischen Veränderungen
auf dem Arbeitsmarkt für Versicherungskaufleute bzw. Kaufleute für Versicherungen und
Finanzen: fast die Hälfte der befragten Unternehmen erwarten eine „gute“ bis „sehr gute“
Verfügbarkeit. Nur 5 Prozent rechnen mit einer „schlechten“ bzw. „sehr schlechten“ Verfügbarkeit.
Alter, Fluktuation und Fehlzeiten
Der viel diskutierte demographische Wandel
hinterlässt auch in der Versicherungswirtschaft seine Spuren: Seit den 90er Jahren
steigt das durchschnittliche Alter der Belegschaft kontinuierlich an. Im Jahr 2006 sind die
angestellten Mitarbeiter im Schnitt 40,8 Jahre
alt (inkl. Auszubildende). Die beschäftigten
Männer waren mit durchschnittlich 41,7 Jahren älter als die Frauen mit durchschnittlich
39,6 Jahren. Der Alterungsprozess in der Mitarbeiterstruktur vollzieht sich langsam, aber
kontinuierlich: Im Schnitt stieg das Durchschnittsalter in den letzten Jahren um drei
Monate pro Jahr. Vor zehn Jahren lag das
Durchschnittsalter noch bei 37,7 Jahren. Die
durchschnittliche Betriebszugehörigkeit ist
dazu passend im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls angestiegen, nämlich von 12,9 Jahre auf
13,3 Jahre (ohne Auszubildende).
Die relativ lange Betriebszugehörigkeit korrespondiert mit einer auch im Jahr 2006 erneut
geringen Fluktuationsrate: Während 2005 im
Schnitt 5,5 Prozent der Innendienstmitarbeiter das Unternehmen verließen, waren dies im
Jahr 2006 nur noch 5,2 Prozent. Der Anteil der
Kündigungen durch die Gesellschaften ist dabei am stärksten gesunken – von 0,8 Prozent
im Jahr 2005 auf 0,4 Prozent im Jahr 2006.
Auch die Abgänge durch das Auslaufen befristeter Arbeitsverträge sind um 0,3 Prozent auf
1,2 Prozent gesunken. Leicht gestiegen sind
die natürliche Fluktuation und die einvernehmliche Vertragsauflösung. Die Kündigung
durch den Arbeitnehmer ist konstant bei
JAHRBUCH 2007 63
1,0 Prozent geblieben. Diese Zahlen verdeutlichen, dass unternehmensseitige Kündigungen weiterhin in der Assekuranz keine Rollen
spielen. Stattdessen setzen die Unternehmen
beim gegenwärtigen Personalabbau vermehrt auf die natürliche Fluktuation bzw. den
einvernehmlichen Weg.
Die Fehlzeitenquote in der Versicherungsbranche ist mit 4,2 Prozent relativ konstant.
Die Innendienstmitarbeiter der Versicherungsbranche fehlen damit durchschnittlich
10,5 Tage pro Jahr – Männer meldeten sich an
8,4 Tagen krank, Frauen dagegen an 12,5 Tagen. Die Fehlzeitenquote der Auszubildenden
fällt deutlich geringer aus. Sie lag 2006 bei
2,9 Prozent, d. h. die Azubis fehlten durchschnittlich gut drei Tage weniger als ihre ausgebildeten Kollegen.
Aus- und Weiterbildung
Eine Dienstleistungsbranche wie die Assekuranz hat ein starkes Interesse daran, sich
kontinuierlich qualifizierte Nachwuchskräfte
zu sichern. So wurden im Jahr 2006 in der
Branche insgesamt etwa 13 740 Personen
ausgebildet. Dies umfasst sowohl die Ausbildungsstellen zum/zur Versicherungskaufmann/-kauffrau bzw. zum/zur Kaufmann/
Kauffrau für Versicherungen und Finanzen als
auch alle anderen Ausbildungsberufe wie z. B.
DV-orientierte Ausbildungsrichtungen und
Ausbildungen zu Bürokaufleuten. Ausgebildet
wurde sowohl in den Versicherungsunternehmen als auch in den Agenturen.
Die Versicherungswirtschaft verfügt mit dem
Berufsbildungswerk der Deutschen Versicherungswirtschaft (BWV) e.V., mit seinen 40 regionalen Standorten sowie der Deutschen
Versicherungsakademie (DVA) GmbH über ein
umfassendes Bildungsnetzwerk, das die über-
betriebliche Qualifizierung und Zertifizierung
in der Branche gestaltet.
Im Jahr 2006 haben 25 000 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter an Tagungen, Seminaren,
Lehr- oder Studiengängen des Bildungsnetzwerks teilgenommen – in insgesamt 450 000
Personentagen.
Vermittlerqualifizierung
Die im Jahr 1991 eingeführte Branchenqualifikation Versicherungsfachmann/-fachfrau
(BWV) bleibt nach der Umsetzung der EUVermittlerrichtlinie in deutsches Recht für
Versicherungsvermittler relevant. In Form einer öffentlich-rechtlichen Sachkundeprüfung
bildet diese Qualifikation künftig den Nachweis der beruflichen Kompetenz für den Versicherungsaußendienst. Die neue Sachkundeprüfung spiegelt im Wesentlichen die bisherige Prüfung zum/zur Versicherungsfachmann/-fachfrau (BWV) wider. Damit ist sichergestellt, dass die seit 16 Jahren in der
Branche bewährten Prüfungsstandards des
BWV für die Ausbildung der Versicherungsvermittler auch im öffentlich-rechtlichen Prüfungsverfahren Anwendung finden. Alle bisherigen erfolgreichen Abschlussprüfungen
beim BWV werden dem neuen Sachkundenachweis gleichgestellt. Auch künftige BWVPrüfungen, die bis zum 31. Dezember 2008
abgelegt werden, bleiben dauerhaft anerkannt.
Insgesamt haben seit Beginn des Prüfungsverfahrens zur Basisqualifikation „Versicherungsfachmann/-fachfrau (BWV)“ 108 070
Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Prüfung
erfolgreich absolviert (Stand Prüfungstermin
Juli 2007).
64 JAHRBUCH 2007
GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD
Verschiedene Weiterbildungsmodule ergänzen die Basisqualifikation Versicherungsfachmann/-fachfrau (BWV):
■ Bausparen und Investment (14 341 erfolgreiche Teilnehmer/-innen seit 2000)
■ Betriebliche Altersversorgung (1 243
erfolgreiche Teilnehmer/-innen seit 2002)
■ Gewerbekundengeschäft Sach-/Vermögensversicherung (472 erfolgreiche
Teilnehmer/-innen seit 2002)
Da die Arbeitsbereiche Service-Center und
Agenturen als Schnittstelle zwischen Versicherungsunternehmen und Kunden verstärkt
an Bedeutung gewonnen haben, wurde im
Jahr 2003 als Variante der Versicherungsfachmann-Ausbildung die überbetriebliche Branchenqualifikation zum/zur „Servicefachmann/
-fachfrau Versicherungen (BWV)“ entwickelt.
Die Qualifikation wendet sich an Personen,
die in Service Centern oder im Servicebereich
von Agenturen tätig sind.
Erstausbildung „Kaufmann / Kauffrau für
Versicherungen und Finanzen“
Eine neue Ausbildungsordnung trat zum
1. August 2006 in Kraft und löste die Ausbildungsordnung der Versicherungskaufleute
ab. Der neue Ausbildungsberuf „Kaufmann/
Kauffrau für Versicherungen und Finanzen“
zeichnet sich durch folgende Kennzeichen
aus:
■ Hohe Vertriebsorientierung mit Fokus auf
den Verkauf durch verbindliche Lernziele
■ Starke Flexibilität durch sieben
Wahlbausteine
■ Berücksichtigung unterschiedlicher
Geschäftsmodelle durch die zwei
Fachrichtungen „Versicherung“ und
„Finanzberatung“
■ Konkrete Ausrichtung der Ausbildung auf
spätere Einsatzgebiete
Die Erstausbildung in den Betrieben und Berufsschulen wird vom BWV unterstützt durch:
■ Bundesweite Informationsveranstaltungen
für Ausbilder/-innen, Lehrer/-innen,
Mitarbeiter/-innen von Industrie- und
Handelskammern sowie Arbeitsagenturen
■ Bundesweite Qualifizierung der
Prüfer/-innen in Kooperation mit den
Industrie- und Handelskammern
■ Seminare für Versicherungsfachlehrer/
-innen
■ Überbetrieblicher Unterricht für Auszubildende sowie Prüfungsvorbereitungskurse
■ Herausgabe einer Lehrbuchreihe
■ Herausgabe von unterstützender Begleitliteratur zu Ausbildung und Prüfung
■ Bereitstellung der Internet-Plattform
azubi-welt.de für Interessenten, Auszubildende, Lehrer/-innen und Ausbilder/-innen
■ Bewerbung des Berufsbilds bei
Multiplikatoren und Schulabsolventen
■ Stellenbörse für Versicherungskaufleute
nach der Ausbildung:
azubi-stellenboerse.de
Fortbildung Geprüfte/r Versicherungsfachwirt/-fachwirtin (IHK)
Eine im März 2006 durchgeführte „Zukunftswerkstatt Versicherungsfachwirt“ hat Überarbeitungsbedarf der Fortbildungsordnung aufgezeigt. Die Fortbildung wird daher bis August
2008 neu geordnet. Die Anforderungen an
eine zielgerichtete Fortbildung der Versicherungsfachwirte sind eine stärkere Ausrichtung an den künftigen Einsatzgebieten der
Fachwirte und eine stärkere Vertriebsorientierung für alle Teilnehmer/-innen. Ziel ist, den
im Sommer 2008 ausgelernten Kaufleuten für
JAHRBUCH 2007 65
Im Dienst der Sicherheit
Arbeitnehmer in der
Assekuranz
sowie haupt- und nebenberufliche selbständige
Versicherungsvermittlung
1990
273 940
233 200
41 000
2000
299 400
245 400
54 000
2002
302 800
248 100
54 700
2003
297 600
244 300
53 300
2004
296 000
240 800
55 200
Arbeitnehmer in der
Versicherungswirtschaft
davon in Versicherungsunternehmen
davon im Vermittlergewerbe 1)
400 000
300 000
2005
288 700
233 300
55 400
2006
281 300
225 700
55 600
1) einschließlich Beschäftigte bei Versicherungsmaklern
2) Diese Angaben sind Schätzwerte. Die Auswirkungen
der durch die neuen Regelungen für Versicherungsvermittler vorgeschriebenen Registrierung der
Versicherungsvermittler sind aufgrund der bestehenden Übergangsfristen erst mit Beginn des Jahres
2009 konkret erfassbar.
3) Ausschließlichkeitsvertreter
© GDV-Jahrbuch 2007
77 000
20 000 3 000
0
200 000
400 000
Selbständige Versicherungsvermittlung insgesamt2)
davon nebenberuflicher
Vertreter
davon hauptberuflicher
Vertreter 3)
davon Versicherungsmakler
davon Mehrfachvertreter
66 JAHRBUCH 2007
GESCHÄFTSVERLAUF, LEISTUNG UND UMFELD
Versicherungen und Finanzen eine moderne
und passgenaue Fortbildung anzubieten.
Die neue Fortbildungsordnung der Versicherungsfachwirte soll folgende Schwerpunkte
aufweisen:
Im Anschluss an das Studium haben Versicherungsbetriebswirte zusätzlich die Möglichkeit, durch ein vereinfachtes Verfahren den
international anerkannten britischen Titel
„Fellow of the Chartered Insurance Institute
(FCII)“ sowie den höchsten berufsbegleitenden Abschluss der schweizerischen Versicherungswirtschaft, den Diplomierten Versicherungsfachexperten (mit eidgenössischem
Diplom), zu erwerben.
■ Grundqualifikationen in einem
obligatorischen Teil, die sich noch stärker
an den Prozessen im Versicherungsbetrieb
orientieren
■ Vertiefung der Produktkenntnisse im
gehobenen Kunden- und Versicherungssegment
■ Spezialisierung für die Einsatzgebiete
Vertrieb, Risikomanagement oder
Schaden-/Leistungsmanagement
Das zweijährige Ergänzungsstudium „Bachelor
of Insurance Practice (DVA)“ bietet Versicherungsbetriebswirten (DVA) die Möglichkeit,
einen staatlich anerkannten Hochschulabschluss in Kooperation mit der FH Köln zu
erwerben.
Studium zum/zur Versicherungsbetriebswirt/-betriebswirtin (DVA)
Das berufsbegleitende Studium zum/zur Versicherungsbetriebswirt/-betriebswirtin (DVA)
als wirtschaftswissenschaftlich ausgerichteter Studiengang hat sich als eine geschätzte
Alternative zum Vollzeitstudium an einer Universität oder Fachhochschule etabliert. Er
baut auf der Fortbildung zum/zur Geprüften
Versicherungsfachwirt/-fachwirtin (IHK) auf
und setzt mehrjährige Berufspraxis voraus.
Seit Beginn der Maßnahme im Jahr 1974
haben ca. 3 000 Absolventen den Studiengang
bundesweit an neun Studienorten erfolgreich
abgeschlossen.
Weiterbildung für Experten
Zum Ausbau der versicherungsfachlichen Expertise wurden weitere Studiengänge etabliert. Diese zeichnen sich durch einen hohen
Spezialisierungsgrad und Praxisbezug aus. Sie
werden bundesweit standardisiert durchgeführt. Die Absolventen erwerben dadurch
nicht nur Fach- und Methodenkompetenz,
sondern können auch auf einen Abschluss
und einen Titel verweisen, der bundesweit
und überbetrieblich bekannt und anerkannt
ist. Folgende Expertenstudiengänge bietet die
DVA in Zusammenarbeit mit regionalen Berufsbildungswerken an mehreren Standorten
an:
■ Spezialist/-in Betriebliche Altersversorgung (DVA)
■ Spezialist/-in Transportversicherung (DVA)
■ Technischer Underwriter (DVA)
■ Haftpflicht-Underwriter (DVA)
■ Spezialist/-in Private Krankenversicherung
(DVA)
JAHRBUCH 2007 67
■ Spezialist/-in Personenversicherung (DVA)
■ Spezialist/-in Schaden (DVA)
Seminare für Interessensvertreter der
Arbeitnehmer
Das BWV bietet in Kooperation mit dem Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland (agv) ein umfassendes Seminarangebot an für:
■ Betriebsräte
■ Jugend- und Auszubildendenvertreter
■ Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat
■ Mitglieder im Wirtschaftsausschuss
Tagungen und Kongresse
Die DVA hat im Jahr 2006 44 Fachtagungen als
Serviceanbieter des GDV organisiert. 34 Seminare, Lehrgänge und Workshops führte die
DVA in Kooperation mit dem GDV durch, unter
anderem zu den Themen Betriebsorganisation, Controlling, Kapitalanlagen, Interne Revision und Transportversicherung.
BWV und DVA veranstalten jährlich einen Bildungskongress, der von über 300 Personalund Bildungsverantwortlichen der Branche
besucht wird.
Zusammenarbeit der Bildungsinstitutionen
der Versicherungswirtschaft in Europa
Als Zusammenschluss der europäischen Bildungseinrichtungen der Versicherungs- und
Finanzwirtschaft wurde am 8. November
2002 die European Financial Certification
Organisation (eficert) in Madrid gegründet.
eficert zertifiziert europäische Finanzdienstleistungsqualifikationen nach einheitlichen
und transparenten Standards und entwickelt
europäische Gütesiegel. Die europäischen
Titel Financial Adviser (eficert) und Financial
Planner (eficert) stehen für international
anerkannte Kompetenz im Vertrieb.
Zudem hat sich eficert als europäische Plattform für bildungspolitische Entwicklungen im
Finanzdienstleistungssektor etabliert. eficert
fördert den Diskurs über die wachsenden
Einflüsse europäischer Bildungsinitiativen im
Finanzdienstleistungssektor. Im Vordergrund
steht die Definition von europäischen Kompetenzstandards, die insbesondere zukunftsweisend für den Vertrieb im dienst- und niederlassungsfreien Wirtschaftsraum sind. Im
Modellprojekt „European Certified Insurance
Intermediary (eficert)“ sollen das europäische
Leistungspunktesystem für die berufliche
Bildung (ECVET) und der Europäische Qualifikationsrahmen (EQF) konkrete Anwendung
finden.
68 | 69
JAHRBUCH 2007
Versicherungszweige
und -arten
Wie sich das Geschäft in den einzelnen Versicherungszweigen und -arten im Jahr 2007
entwickelt und welche Trends sich abzeichnen, zeigt das folgende Kapitel auf. Berichte mit
den endgültigen Zahlen für das zurückliegende Jahr 2006 schließen sich an die einzelnen
aktuellen Spartenbilder an. Der Reihe nach werden betrachtet: die Lebensversicherung mit
Pensionskassen und Pensionsfonds, die private Krankenversicherung (PKV), die Schadenversicherung (Kraftfahrt-, Allgemeine Haftpflicht-, Unfall-, Rechtsschutz-, Sach-, Transport-,
Kredit- und Luftfahrtversicherung) sowie Versicherungszweige, für die es im GDV keine
eigenen Fachgruppen gibt (Nuklearversicherung, Insolvenzversicherung durch den PensionsSicherungs-Verein und die Rückversicherung).
70 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
Versicherungsleistungen der Lebensversicherung i.e.S.
Mitgliedsunternehmen
Jahr
ausgezahlte
Leistungen
arbeitstäglich2)
1980
1985
1990
1995
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Zuwachs
der
Leistungsverpflichtungen1)
zu Gunsten der Versicherungsnehmer erbrachte
Leistungen insgesamt
Mrd. EUR
Mio. EUR
Mrd. EUR
Mrd. EUR
Veränderung
gegen
Vorjahr
in Prozent
5,788
11,295
17,888
30,817
49,405
52,340
56,244
65,233
64,418
64,007
66,447
22,3
43,4
68,8
118,5
190,0
201,3
216,3
250,9
247,8
246,2
255,6
9,369
13,887
17,021
30,926
38,675
28,920
18,940
19,476
17,204
30,486
28,463
15,157
25,182
34,909
61,743
88,080
81,260
75,184
84,709
81,622
94,493
94,910
–
9,9
2,9
12,2
4,8
– 7,7
– 7,5
12,7
– 3,6
15,8
0,4
1) Rückstellungen und Überschussguthaben für künftige Leistungsauszahlungen an die Kunden,
2) durchschnittlich 260 Tage.
Lebensversicherung,
Pensionskassen und Pensionsfonds
Auch im Jahr 2007 setzt sich der Trend zu langfristig ausgerichteten Vorsorgeverträgen in
der Lebensversicherung fort. Vorsorgeverträge
mit rentenförmiger Auszahlung halten den
größten Anteil am Neugeschäft der Lebensversicherungen, Pensionskassen und -fonds.
Besonders die Riester-Rente konnte an ihren
Vorjahreserfolg anknüpfen – ihre Verbreitung
steigt deutlich. Allerdings ist die Riester-Rente
auch für einen Sondereffekt verantwortlich:
Durch den Übergang auf die nächst höhere
Förderstufe im Jahr 2006 kam es zur deutlichen Steigerung der Jahresbeiträge – auch bei
Bestandsverträgen. Das Neugeschäft des
Jahres 2007 wird hingegen nicht durch eine
Erhöhung der Riester-Förderung gestützt.
Neuzugang
Im ersten Halbjahr 2007 wurden im Bereich
der Lebensversicherungen, Pensionskassen
und Pensionsfonds rund 3,5 Millionen Verträge über eine versicherte Summe von 108
Milliarden Euro neu abgeschlossen. Die Zahl
der Neuverträge ging somit um 13,5 Prozent
zurück und die Versicherungssumme ging um
11,8 Prozent zurück.
Nach einer Hochrechnung werden 2007 rund
7,9 Millionen Verträge in der Lebensversicherung im engeren Sinn (i. e. S.) neu abgeschlossen (minus 2 Prozent). Mit Pensionskassen
und -fonds wird das Neugeschäft wieder die
8-Millionen-Marke übertreffen (Vorjahr: 8,5
Millionen).
Die laufenden Beiträge für ein Jahr aus dem
Neugeschäft der Lebensversicherungen, Pensionskassen und -fonds des ersten Halbjahres
2007 lagen mit 2,8 Milliarden Euro um 11,4
Prozent unter dem Wert des ersten Halbjahres
2006. Die Einmalbeiträge aus dem Neuzugang verringerten sich im ersten Halbjahr
2007 um 2,8 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro.
Sie entfallen überwiegend auf private Rentenversicherungen. Damit erreichen die gesamten Beiträge des Neuzugangs im 1. Halbjahr
2007 (7,7 Milliarden Euro, minus 6,1 Prozent).
Vor allem die Einmalbeiträge der Lebensversicherung i. e. S. hatten ein starkes Gewicht am
Neuzugang. Neben sofort beginnenden Rentenversicherungen dürfte auch die steigende
Flexibilität der Produkte dazu beitragen –
mittlerweile sehen viele Lebensversicherungen die Möglichkeit von Sonderzahlungen vor.
Das Gewicht der Einmalbeiträge der Lebensversicherer i. e. S. relativiert sich aber, wenn
beispielsweise die Beitragssumme des Neugeschäfts (Bewertungssumme) betrachtet wird:
JAHRBUCH 2007 71
Wie die Bürger ihr Leben versichern
Durchschnittliche
Versicherungssumme
der neueingelösten
Versicherungsscheine
(ohne Summenerhöhungen)
in EUR
Lebensversicherung i. e. S.
Einzel-Kapital 1)
21 950
20 600
19 750
11 650
9 350
Einzel-Risiko
65 900
69 100
71 200
71 600
73 700
Einzel-Renten
11 300
20 450
20 200
15 600
14 200
EinzelBerufsunfähigkeitsversicherung
108 850
112 600
118 400
121 600
121 750
0
1) einschließlich Vermögensbildende
Lebensversicherung
© GDV-Jahrbuch 2007
25 000
2002
2003
2004
2005
2006
50 000
75 000
100 000
125 000
72 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
Die Beitragssumme des Neugeschäfts erreichte im ersten Halbjahr 2007 einen Wert
von 65,2 Milliarden Euro (minus 10,1 Prozent).
In diese Kennzahl gehen Neuverträge gegen
laufenden Beitrag mit der Beitragssumme
über die gesamte Vertragslaufzeit ein, Verträge gegen Einmalbeitrag mit ihrem Einmalbeitrag. Sie ist damit ein Maß für den Vertriebserfolg und zeigt zugleich die Bereitschaft der Kunden, sich an langfristige Vorsorgeverträge zu binden. Die Einmalbeiträge
der Lebensversicherung i. e. S. erreichten einen
Wert von 4,7 Milliarden Euro (minus 3,9 Prozent), so dass auf die laufenden Beiträge
60,5 Milliarden Euro (minus 10,5 Prozent) entfallen. Der laufende Beitrag für ein Jahr aus
dem Neugeschäft erreichte 2,7 Milliarden
Euro (minus 10,5 Prozent).
Die Struktur des Neugeschäfts der Lebensversicherung i. e. S. zeigt deutliche Unterschiede
in der Entwicklung der Versicherungsarten. Im
Neugeschäft des 1. Halbjahres 2007 zeigte
sich ein Trend zu mehr Abschlüssen von Lebensversicherungen mit rentenförmiger Auszahlung: Während die Kapitallebensversicherungen anzahlmäßig nur noch einen Anteil
von 17,7 Prozent (Vorjahr: 20,0 Prozent) am
gesamten Neuzugang hielten, stieg der Anteil
der Rentenpolicen am gesamten Neugeschäft
auf mittlerweile 52,2 Prozent (Vorjahr: 44,7
Prozent). Hierin spiegelt sich auch die positive
Entwicklung der Riester-Rente wider: Der Absatz von Riester-Verträgen stieg im ersten
Halbjahr auf über 914 000 (plus 3,7 Prozent).
Das Gros der Riester-Renten entfiel auf Einzelrentenversicherungen (61 Prozent).
Für das Gesamtjahr werden in der Lebensversicherung i. e. S. Einmalbeiträge von rund
11,6 Milliarden Euro (plus 0 Prozent) und
laufende Beiträge von 6,1 Milliarden Euro
(minus 7 Prozent) erwartet, Pensionskassen
und -fonds werden diese Beiträge noch erhöhen. Wie bereits erwähnt wird die Veränderungsrate des laufenden Beitrags durch Summenerhöhungen verzerrt, die durch den
Schritt auf die nächst höhere Riester-Förderstufe im Jahr 2006 ausgelöst wurden. Um
diesen Effekt zu bereinigen, können aus dem
gesamten Neuzugang gegen laufenden Beitrag die Summerhöhungen aus Riester-Verträgen herausgerechnet werden: Der entsprechend bereinigte Neuzugang an laufendem
Beitrag belief sich im Gesamtjahr 2006 auf
etwa 5,92 Milliarden Euro. Werden die geschätzten laufenden Beiträge des Jahres 2007
auf diesen Wert bezogen, dann ergibt sich ein
Plus von gut 2 Prozent.
Der Neuabschluss an Einzelkapitalversicherungen sank auf 343 500 Verträge (minus
26,5 Prozent), die versicherte Summe fiel um
18,7 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro. Der Anteil der Einzelkapitalversicherungen beträgt
am Gesamtzugang 10 Prozent bei der Anzahl
der Verträge und knapp 6 Prozent bei der Versicherungssumme. Mit rund 148 000 Verträgen wurden im ersten Halbjahr 7,6 Prozent
mehr Berufsunfähigkeitshauptversicherungen
abgeschlossen. Die versicherte Summe erhöhte sich auf 19,7 Milliarden Euro (plus
5,1 Prozent). Die Fondsgebundene Lebensversicherung wurde mit 798 500 Verträgen im
1. Halbjahr 2007 und somit mit einem Plus
von 13,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr abgeschlossen. Diese Gesamtzahl teilt sich wie
folgt auf Kapital- und Rentenversicherungen
auf: 112 700 Fondsgebundene Kapitalversicherungen (minus 24 Prozent) und 685 800
Fondsgebundene Rentenversicherungen (plus
23 Prozent).
JAHRBUCH 2007 73
Lebensversicherung i.e.S.: Zeitreihe eingelöster Neuzugang
Anzahl in Tausend (Anteile in Prozent)
1980
Einzelversicherungen
Kapitalversicherungen
3 084,2
Fondsgebundene
Kapitalversicherungen
12,2
1990
59,3 4 939,8
0,2
19953)
63,6 2 768,5
2000
41,0 1 486,5
150,6
1,9
220,1
3,2 1 281,7
24,5 1 456,5
18,7
603,9
8,9
649,4
170,9
2,2
727,7
10,8
961,8
22,0
0,4
0,3
0,0
38,8
4,2
0,6
0,1
184,4
0,1
2003
20,3 1 592,4
Renten- und
Pensionsversicherungen
Berufsunfähigkeitsversicherungen
Pflegerentenversicherungen
1 271,3
65,1
1,3
2005
2006
18,4
2 649,2 22,4
962,4
13,1
982,8
12,2
5,3
300,1
3,7
17,5
538,9
6,2
1 183,3 10,0
391,8
8,9
581,0
738,0
6,7
8,6
1 251,3 10,6
734,8 6,2
857,0
738,7
11,7 1 281,1
10,1 753,9
15,9
9,4
13,2 1 866,0
21,6
2 969,7 25,2 1 868,7
25,5 2 224,0
27,7
Fondsgebundene
Rentenversicherungen
Risikoversicherungen1)
2004
2,5
0,0
334,9
1,6
3,9
0,0
376,4
2,5
3,2
0,0
323,6
5,3
4,4
0,1
329,1
9,1
4,1
0,1
Sonstige
Einzelversicherungen2)
6,8
0,1
6,1
0,1
30,4
0,4
29,1 0,2
73,0
0,9
89,9
1,1
Kollektivversicherungen
207,5
4,0 375,6
4,8 473,9
7,0 468,3
6,4 602,1
7,0
630,5 5,4 391,8
5,3 341,2
4,3
Kapitalversicherungen
525,8 10,1 603,8
7,8 585,9
8,7 544,3
7,5 411,9
4,8
368,3 3,1 290,2
4,0 269,9
3,4
Bausparrisikoversicherungen
1 183,7 17,5 1 481,2 20,3 1 511,7 17,5 1 170,1 9,9 1 103,5 15,1 1 047,8 13,1
Restschuldversicherungen
31,6
0,6
53,6
0,7 140,2
2,1 238,0
3,3 419,2
4,9
442,0 3,8 331,0
4,5 404,8
5,0
Übrige Kollektivversicherungen
5 197,6 100,0 7 773,1 100,0 6 753,7 100,0 7 301,8 100,0 8 628,0 100,0 11 807,2 100,0 7 337,0 100,0 8 033,7 100,0
Neuzugang insgesamt
1) bis 1994 inkl. Restschuldversicherungen, 2) Lebensversicherungen ohne Überschussbeteiligung, Tontinenversicherungen und Kapitalisierungsgeschäfte u.a., 3) ab 1995
Änderung der Rechnungslegungsvorschriften, kein Vergleich zum Vorjahr möglich.
Beitragseinnahmen und Bestandsentwicklung
Für die Lebensversicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds zusammengenommen
erreichten die gebuchten Brutto-Beiträge im
ersten Halbjahr 2007 35,7 Milliarden Euro.
34,3 Milliarden Euro entfielen davon auf die
Lebensversicherung i. e. S. Dies entspricht einer Veränderung gegenüber dem Vorjahr von
minus 0,1 bzw. minus 0,3 Prozent.
Für das Gesamtjahr 2007 werden die Bundesbürger für die Lebensversicherung i. e. S. voraussichtlich Beiträge in Höhe von 74,3 (Vorjahr: 74,7) Milliarden Euro aufbringen. Auf
Pensionskassen und -fonds könnten weitere
3,8 (Vorjahr: 3,6) Milliarden Euro entfallen. Der
Versicherungsbestand der Lebensversiche-
rung i. e. S. wird voraussichtlich zum Jahresende 2007 bei 93,8 Millionen Hauptversicherungen liegen und damit auf dem hohen Vorjahresniveau verharren, weiteres Wachstum
dürfte hingegen bei Pensionskassen und
-fonds zu verzeichnen sein.
Auszahlungen und Leistungsreserven
Wie in den Jahren zuvor bleiben die Auszahlungen an die Lebensversicherungskunden
auch in 2007 auf hohem Niveau. Im ersten
Halbjahr wurde für Lebensversicherungen
i. e. S. mehr als im Vorjahr an die Kunden ausgezahlt: rund 31,3 Milliarden Euro, was einem
Wachstum von 0,1 Prozent entspricht. Im
Gesamtjahr 2007 könnten rund 67 Milliarden
Euro erreicht werden (plus 1 Prozent).
74 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
Beitragseinnahmen in der Lebensversicherung i.e.S., Ersparnis und
Sparquote der privaten Haushalte
Ab 1991 Gesamtdeutschland
Jahr
1980
1985
1990
1995
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Beitragsaufkommen1)
Mrd. EUR
13,215
18,385
27,403
45,201
61,225
62,387
65,018
67,618
68,399
72,636
74,714
Zuwachs
in Prozent
8,8
6,1
9,5
6,6
4,2
1,9
4,2
4,0
1,2
6,2
2,9
Private
Ersparnis2)
Mrd. EUR
68,5
74,6
113,7
131,7
123,2
130,9
139,3
147,4
151,9
156,9
159,5
Sparquote
Private
Haushalte3)
in Prozent
13,1
11,7
13,7
11,0
9,2
9,4
9,9
10,3
10,4
10,6
10,6
1) gebuchte Brutto-Beiträge der Mitgliedsunternehmen, ohne die als Versicherungsbeitrag verwendeten Überschussanteile, 2) einschl. Ansprüche gegenüber betrieblichen Pensionsfonds, 3) Ersparnis in
Prozent des verfügbaren Einkommens, VGR – Quelle: GDV, Deutsche Bundesbank.
Rückblick auf 2006
Die Beitragseinnahmen der Lebensversicherer,
Pensionskassen und Pensionsfonds stiegen im
Jahr 2006 deutlich an: Insgesamt brachten die
Bundesbürger 78,3 (2005: 75,2) Milliarden
Euro an Beiträgen für Lebensversicherungen
auf. Dies sind 4,1 Prozent mehr als im Jahr
2005.
Neuzugang
Mit 8,5 (2005: 7,8) Millionen Verträgen hat
sich der Neuzugang 2006 erwartungsgemäß
normalisiert (plus 8,5 Prozent). Das Vorjahr
war noch stark durch das Alterseinkünftegesetz geprägt: Die mit diesem Gesetz verbundenen steuerrechtlichen Änderungen hatten zu einem Boom im Jahr 2004 geführt, gefolgt von deutlich schwächerem Neugeschäft
im Jahr 2005. Von den 8,5 Millionen Neuver-
trägen wurden rund 8,0 Millionen Verträge
(plus 9,5 Prozent) in der Lebensversicherung
i. e. S. neu geschlossen.
Entsprechend veränderte sich auch die Struktur des Neugeschäfts in der Lebensversicherung i. e. S.: Die Einzel-Rentenversicherung
kam auf rund 2,2 Millionen Verträge – das
waren 19 Prozent mehr als 2005. In diesen Einzel-Rentenversicherungen sind rund 1,3 Millionen der insgesamt 2,0 Millionen RiesterPolicen enthalten. Im Vorjahr waren es nur
831 000 von insgesamt 1,1 Millionen RiesterPolicen. Der Anteil der Einzel-Rentenversicherungen am Neuzugang belief sich 2006 somit
auf über 27,7 Prozent – gegenüber erst 2 Prozent im Jahre 1990. Die Neuabschlüsse der
Einzel-Kapitalversicherung stiegen nur geringfügig auf knapp 983 000 Verträge (2005:
962 000). Knapp 754 000 Verträge (plus 2,1
Prozent) entfielen im Neuzugang auf die Einzel-Risikoversicherung.
Die Anzahl der Kollektivversicherungen fiel
um 2,5 Prozent auf 2,1 Millionen Verträge.
Dabei handelt es sich um Kapital-, Bausparrisiko-, Restschuld- sowie sonstige Risiko- und
Rentenversicherungen.
Die versicherte Summe des gesamten Neuzugangs stieg um 10,4 Prozent auf 251,4 (2005:
227,8) Milliarden Euro. Davon entfielen nahezu 7 (2005: 9) Prozent auf die Einzel-Kapitalversicherung, 23 (2005: 24) Prozent auf die
Einzel-Risikoversicherung und 18 (2005: 15)
Prozent auf die Einzel-Renten- und Pensionsversicherung.
Bezogen auf den Beitrag stieg der Neuzugang
deutlich um knapp 23 Prozent auf 18,1 Milliarden Euro (2005: 14,8 Milliarden Euro). Davon
stammten 6,5 Milliarden Euro (plus 15 Pro-
JAHRBUCH 2007 75
Schutz der Bevölkerung durch Lebensversicherungen
Versicherungssummen
(Bestand)
je Einwohner für Lebensversicherungen insgesamt und
für kapitalbildende Policen;
ab 1990 Gesamtdeutschland
1985
9 350
7 870
1990
11 240
9 470
1995
16 600
13 760
2000
22 790
17 900
2003
26 430
19 350
2004
28 550
20 760
2005
29 140
20 760
2006
29 890
20 880
0
1) alle Versicherungsarten;
ab 2002 einschließlich Pensionskassen
2) Kapital- und Rentenversicherungen;
ab 2002 einschließlich Pensionskassen
© GDV-Jahrbuch 2007
5 000
10 000
Bestandszahlen in EUR
alle Lebensversicherungen1)
kapitalbildende
Versicherungen2)
15 000
20 000
25 000
30 000
76 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
Gliederung der Beitragseinnahmen in der Lebensversicherung i.e.S.
Mitgliedsunternehmen
Jahr
1980
1985
1990
1995
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Beiträge1) aus
Hauptversicherungen2)
Zusatzversicherungen3)
Mrd. EUR
Mrd. EUR
12,617
17,413
25,914
42,829
57,839
58,554
60,739
63,071
63,619
67,501
69,632
0,598
0,972
1,489
2,372
3,386
3,833
4,279
4,547
4,780
5,135
5,082
1) ohne die als Versicherungsbeitrag verwendeten Überschussanteile, 2) Kapital-Einzelversicherungen
einschließlich Risiko- und Fondsgebundene Lebensversicherungen; Vermögensbildende Lebensversicherungen; Renten-Einzelversicherungen; Gruppenversicherungen nach Sondertarifen, 3) UnfallZusatzversicherung, Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung, sonstige Zusatzversicherungen.
zent) aus Lebensversicherungen mit laufender
Beitragszahlung und knapp 11,6 Milliarden
Euro (plus 27 Prozent) aus Lebensversicherungen gegen Einmalbeitrag.
Die laufende Beitragszahlung für Neuverträge
in Höhe von 6,5 Milliarden Euro verteilte sich
mit 4,7 Milliarden Euro auf eingelöste Versicherungsscheine und mit 1,8 Milliarden Euro
auf Summenerhöhungen. Letztere resultierten zu 1,5 Milliarden Euro aus Anpassungserhöhungen.
Unterscheidet man nach Versicherungsarten,
so verteilte sich der laufende Beitrag aus den
eingelösten Versicherungsscheinen auf die
Einzel-Renten- und Pensionsversicherung mit
einem Anteil von gut 33 Prozent, gefolgt von
der Fondsgebundenen Lebensversicherung
mit fast 29 Prozent und der Einzel-Kapitalversicherung mit 9 Prozent.
97 Millionen Hauptversicherungen
Die Lebensversicherungen, Pensionskassen
und Pensionsfonds sind als Instrument zur
Alters- und Hinterbliebenenvorsorge von
herausragender Bedeutung. Die Zahl der Vorsorgeverträge übersteigt die der Wohnbevölkerung von rund 82 Millionen Menschen
deutlich: Zum 31. Dezember 2006 bestanden
97,1 (2005: 96,9) Millionen Verträge. Damit
blieb der Bestand an Hauptversicherungen
auf gleich hohem Niveau (plus 0,1 Prozent).
Auf die Lebensversicherung i. e. S. entfielen
davon insgesamt 94,0 (2005: 94,2) Millionen
Hauptversicherungsverträge. Viele dieser
Hauptversicherungen (38 Prozent) waren
2006 mit Zusatzversicherungen ausgestattet:
Der Bestand an Zusatzversicherungen belief
sich auf 35,4 (2005: 36,6) Millionen Verträge.
Ihre versicherte Summe bzw. kapitalisierte
Jahresrente betrug 1 392,1 (2005: 1 391,5) Milliarden Euro. Von diesen Zusatzpolicen waren
13,9 Millionen Unfalltod-Zusatzversicherungen und 15,1 Millionen Berufsunfähigkeitsbzw. Invaliditäts-Zusatzversicherungen.
Werden die Hauptversicherungen nach ihrer
Bestandsstruktur untersucht, so fällt auf, dass
die Einzel-Kapitalversicherung auch im Jahr
2006 noch das größte Gewicht besaß, wenn
auch mit fallender Tendenz: Gemessen am
laufenden Beitrag betrug ihr Anteil 43 (2005:
46) Prozent. Es folgten die Einzel-Rentenversicherung mit 25 (2005: 24) Prozent des Gesamtbestandes vor den Fondsgebundenen
Lebens- und Rentenversicherungen mit fast
15 (2005: 14) Prozent und die Kollektivversicherung mit 11 (2005: 11) Prozent.
JAHRBUCH 2007 77
Der Bestand an Riester-Produkten erreichte
zum 31. Dezember 2006 eine Höhe von
6,24 Millionen Verträgen (1. Januar 2006:
4,42 Millionen; plus 41,2 Prozent). Der Großteil des Bestandes an Riester-Verträgen entfiel
auf die Einzelversicherungen mit 4,50 Millionen Stück (1. Januar 2006: 3,41 Millionen
Stück; plus 32,1 Prozent). Dies entspricht einem Anteil von 72,2 Prozent aller Riester-Verträge (1. Januar 2006: 77,1 Prozent). Weitere
26,3 Prozent entfielen auf die Kategorie der
sonstigen Lebensversicherungen (fondsgebundene Renten bzw. Kapitalisierungsgeschäfte). Nur 1,5 Prozent zählten zu den Kollektivversicherungen.
Die Stornoquote stieg 2006 geringfügig auf
5,05 (2005: 5,00) Prozent, gemessen am laufenden Beitrag.
Starkes Engagement in der betrieblichen
Altersversorgung
Nach wie vor spielen Lebensversicherungsverträge auch in der betrieblichen Altersversorgung eine bedeutende Rolle. Der Bestand an
Direktversicherungen stieg im Jahr 2006 auf
6,0 Millionen Verträge (plus 2,7 Prozent). In
den Jahren seit dem Inkrafttreten des Gesetzes zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung (BetrAVG) 1974 hat sich damit der
Bestand an Direktversicherungen (Anzahl)
mehr als vervierfacht. Im gleichen Zeitraum
stieg die versicherte Summe von 7,1 Milliarden Euro auf 162,5 Milliarden Euro an.
Zudem bestanden am Jahresende 2006 knapp
2,4 Millionen Rückdeckungsversicherungen
(Vorjahr: 2,3 Millionen) mit einer versicherten
Summe von 91,1 (Vorjahr: 92,0) Milliarden Euro.
Sie dienen vor allem der Rückdeckung von
Direktzusagen und Unterstützungskassen.
Übersicht über die Ergebnisse der Lebensversicherungen, Pensionskassen
und Pensionsfonds*)
2006
Neuzugang
Anzahl der Verträge
Beitrag
Laufender Beitrag
Einmalbeitrag
Versicherte Summe
Bestand
Anzahl der Verträge
Gebuchte Brutto-Beiträge
(ohne Beiträge aus RfB)
Veränderung
in Prozent
2005
8,5 Mio. Stück
19,4 Mrd. EUR
6,9 Mrd. EUR
12,5 Mrd. EUR
258,7 Mrd. EUR
8,5
25,4
10,8
35,1
8,0
7,8 Mio. Stück
15,4 Mrd. EUR
6,2 Mrd. EUR
9,2 Mrd. EUR
239,6 Mrd. EUR
97,1 Mio. Stück
0,1
96,9 Mio. Stück
78,3 Mrd. EUR
4,1
75,2 Mrd. EUR
*) In der GDV Statistik sind 26 überbetriebliche Pensionskassen und 18 Pensionsfonds (überwiegend
Neugründungen von Versicherern) erfasst.
Übersicht über die Ergebnisse der Lebensversicherungen i.e.S.
2006
Neuzugang
Anzahl der Verträge
Beitrag
Laufender Beitrag
Einmalbeitrag
Versicherte Summe
Bestand an Hauptversicherungen
Anzahl der Verträge
davon: förderfähige
Lebensversicherungen
„Riester-Produkte“
Anzahl Neuzugang
Anzahl Bestand
Gebuchte Brutto-Beiträge
(ohne Beiträge aus RfB)
Veränderung
in Prozent
2005
8,0 Mio. Stück
18,1 Mrd. EUR
6,5 Mrd. EUR
11,6 Mrd. EUR
251,4 Mrd. EUR
9,5
22,6
15,0
27,4
10,4
7,3 Mio. Stück
14,7 Mrd. EUR
5,7 Mrd. EUR
9,0 Mrd. EUR
227,8 Mrd. EUR
94,0 Mio. Stück
-0,2
94,2 Mio. Stück
2,0 Mio. Stück
6,2 Mio. Stück
79,8
41,2
1,1 Mio. Stück
4,4 Mio. Stück
74,7 Mrd. EUR
2,9
72,6 Mrd. EUR
Entwicklung der Pensionskassen und -fonds
Im Bereich der Pensionskassen und -fonds
stieg der Gesamtbestand auf 3,1 Millionen
Stück (plus 13 Prozent) mit einer versicherten
Summe bzw. kapitalisierten Jahresrente in
78 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
Entwicklung der Direktversicherung und Rückdeckungsversicherung
Bestände am Jahresende
Direktversicherung1)
Jahresende
Anzahl der Verträge
Versicherungssumme
19742)
1980
1990
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Mio.
1,34
2,41
3,83
5,39
5,73
5,80
5,90
5,83
5,82
5,94
5,86
6,02
Mrd. EUR
7,1
27,9
67,9
129,7
143,3
148,0
151,5
153,2
153,7
158,4
157,0
162,5
Rückdeckungsversicherung3)
Jahresende
Anzahl der Verträge
Versicherungssumme
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Mio.
1,33
1,50
1,80
2,03
2,18
2,27
2,36
Mrd. EUR
66,1
77,2
86,3
89,6
91,0
92,0
91,1
1) die Direktversicherung ist eine Lebensversicherung, die ein Arbeitgeber im Rahmen der betrieblichen
Altersversorgung auf das Leben seiner Arbeitnehmer abschließt, 2) Inkrafttreten des Gesetzes zur
Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung, 3) die Rückdeckungsversicherung ist eine vom
Arbeitgeber auf das Leben seiner Arbeitnehmer im Rahmen einer Gruppenversicherung abgeschlossene
Lebensversicherung. Sie dient der Sicherung der Versorgungsleistungen, die er nach abgegebener
Versorgungszusage gegenüber den Arbeitnehmern zu erfüllen hat – Quelle: GDV.
Höhe von 65,8 Milliarden Euro (plus 7 Prozent). Von diesem Bestand entfiel mit 2,9 Millionen Stück der ganz überwiegende Teil auf
Pensionsversicherungen, die sich in der Anwartschaftsphase befinden. Der laufende Beitrag für ein Jahr (nur Hauptversicherungen)
zum 31. Dezember 2006 beläuft sich auf
2,8 Milliarden Euro (plus 8 Prozent).
Das Neugeschäft des Jahres 2006 war hingegen rückläufig: Gut 440 000 Personen haben
2006 begonnen, über Pensionskassen und
-fonds für ihr Alter vorzusorgen (minus 7 Prozent), mit rund 332 000 entfiel das Gros dabei
auf die Pensionskassen.
Die gebuchten Brutto-Beiträge (ohne Beiträge
aus RfB) der Pensionskassen beliefen sich auf
2,7 (2005: 2,5) Milliarden Euro. Dies entspricht
einem Wachstum von gut 10 Prozent.
Pensionsfonds konnten erstmals zum Wachstum der Beitragseinnahmen beitragen. Der
gesamte Neuzugang belief sich für das Jahr
2006 auf 108 000 gesicherte Personen (plus
537 Prozent). Der laufende Beitrag für ein Jahr
aus diesem Neuzugang erreichte 19 Millionen
Euro (plus 19 Prozent), der Einmalbeitrag 761
Millionen Euro (plus 1 361 Prozent). Für den
Bestand ergab sich zum Jahresende eine Zahl
von knapp 185 000 Personen (plus 144 Prozent). Die gebuchten Brutto-Beiträge beliefen
sich im gleichen Zeitraum auf 831 Millionen
Euro (plus 650 Prozent).
Rund 95 Milliarden Euro ausgezahlte und
zurückgestellte Versicherungsleistungen
Die Lebensversicherer i. e. S. erbrachten 2006
zugunsten der Versicherungsnehmer Gesamtleistungen von 94,9 (2005: 94,5) Milliarden
Euro. Dabei handelte es sich sowohl um direkte Auszahlungen als auch um für künftige
Auszahlungen zurückgestellte Beträge. Diese
Gesamtleistungen stiegen um 0,4 Prozent
gegenüber dem Vorjahr. Die ausgezahlten
Leistungen an Versicherungsnehmer und Hinterbliebene für Versicherungsfälle und Rückkäufe summierten sich auf 66,4 (2005: 64,0)
Milliarden Euro. Dies entspricht einem Plus
von 3,8 Prozent.
JAHRBUCH 2007 79
An Versicherungsnehmer ausgezahlte Versicherungsleistungen der Lebensversicherung i.e.S.
2005
Gliederung der Versicherungsleistungen
2006
Anteile
Aufwendungen für Versicherungsfälle gesamt
davon:
Kapitalbeträge aus Hauptversicherungen
davon fällig durch
Tod
Invalidität, Heirat oder andere Ursachen
Ablauf oder Erleben
Rentenbeträge aus Hauptversicherungen
Kapitalbeträge aus Zusatzversicherungen
Rentenbeträge aus Zusatzversicherungen
Sonstige Leistungen
Vorzeitige Leistungen
Ausgezahlte Überschussguthaben1)
An Versicherungsnehmer ausgezahlte Leistungen insgesamt
Anteile
Veränderung
gegen
Vorjahr
in Prozent
Mio. EUR
in Prozent
Mio. EUR
in Prozent
44 503,9
69,5
46 241,8
69,6
3,9
38 350,4
59,9
39 535,7
59,5
3,1
3 665,1
128,6
34 556,7
4 003,4
155,7
1 614,8
379,6
11 479,1
8 024,5
64 007,5
5,7
0,2
54,0
6,3
0,2
2,5
0,6
17,9
12,6
100,0
3 578,3
126,4
35 831,0
4 292,6
148,6
1 713,6
551,3
12 185,2
8 020,0
66 447,0
5,4
0,2
53,9
6,5
0,2
2,6
0,8
18,3
12,1
100,0
– 2,4
– 1,7
3,7
7,2
– 4,6
6,1
45,2
6,2
– 0,1
3,8
1) ausgezahlte Überschussguthaben, Schlussüberschussanteile, Todesfallmehrleistungen und ähnliche Leistungsbestandteile, soweit sie nicht – z. B. bei Verwendung der
Überschussanteile zur Erhöhung der Versicherungssumme – bereits in den vorgenannten Leistungspositionen enthalten sind. – Quelle: GDV.
Für die meisten Versicherungsnehmer ist die
Lebensversicherung eine „Erlebensversicherung“: Unter den Kapitalleistungen von 39,5
(2005: 38,4) Milliarden Euro dominierten die
Leistungen bei Ablauf oder Erlebensfall mit
35,8 (2005: 34,6) Milliarden Euro. Die Auszahlungen aufgrund von Invalidität, Heirat und
anderer Ereignisse betrugen 0,1 (2005: 0,1)
Milliarden Euro. Die Leistungen für Todesfälle
an die Hinterbliebenen beliefen sich im Jahr
2006 auf 3,6 (2005: 3,7) Milliarden Euro und
verringerten sich damit geringfügig. Ihr Anteil
an den gesamten Auszahlungen betrug 5,3
Prozent.
Stärker als die Kapitalleistungen wuchsen
erneut die Rentenleistungen aus Haupt- und
Zusatzversicherungen. Das Auszahlungsvolumen erreichte 6,0 (2005: 5,6) Milliarden Euro.
Dabei stiegen die Rentenbeträge aus Hauptversicherungen um gut 7,2 Prozent auf 4,3 Mil-
liarden Euro und die Rentenbeträge aus Zusatzversicherungen um 6,1 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Die ausgezahlten Überschussguthaben – unter anderem aus verzinslicher
Ansammlung und Schlussüberschussanteilen
– blieben konstant bei 8,0 Milliarden Euro.
An „vorzeitigen Leistungen“ wurden 12,2 Milliarden Euro ausgezahlt (plus 6,2 Prozent).
Überschuldung und Arbeitslosigkeit, aber
auch Scheidungen sind die Hauptursachen für
Rückkäufe von Lebensversicherungen.
Der jährliche Zuwachs an Leistungsverpflichtungen gegenüber Versicherungsnehmern – im
Wesentlichen Veränderungen der Deckungsrückstellungen, Rückstellungen für Beitragsrückerstattung, Überschussguthaben – sank
auf 28,5 (2005: 30,5) Milliarden Euro. Dies
entspricht einem Rückgang von 6,6 Prozent.
Dabei erreichte der Zuwachs der Deckungs-
80 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
Kostenquote in der Lebensversicherung i.e.S.
Laufende Verwaltungsaufwendungen
der Lebensversicherer
Jahr
laufende
Verwaltungskosten
Mrd. EUR
in Prozent
der gebuchten
Brutto-Beiträge
1980
1990
1997*)
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
0,918
1,479
1,918
1,941
2,017
2,143
2,190
2,267
2,275
2,243
2,305
2,272
7,0
5,4
3,8
3,7
3,4
3,5
3,5
3,5
3,4
3,3
3,2
3,0
*) zum 1.1.1998 fand eine größere Bestandsübertragung von
einem Nicht-Mitgliedsunternehmen zu einem Mitgliedsunternehmen statt. Die 1997er Vergleichswerte wurden entsprechend
angepasst.
rückstellungen 25,2 (2005: 26,6) Milliarden
Euro, die Rückstellungen für Beitragsrückerstattung (RfB) betrugen 4,8 (2005: 5,6) Milliarden Euro und die Veränderung der Überschussguthaben betrug minus 1,5 (2005:
minus 1,7) Milliarden Euro.
Versorgungsanteil von 27 Prozent
Die Bedeutung der Lebensversicherung als Teil
der Sicherung für das Alter, den Invaliditätsfall
und die Hinterbliebenen nimmt seit Jahren
stetig zu. Ein Vergleich der ausgezahlten Lebensversicherungsleistungen (ohne Berücksichtigung der Rückkäufe) mit den Ausgaben
der staatlichen Rentenkasse für Arbeiter und
Angestellte macht dies deutlich (Deutsche
Rentenversicherung ohne Bahn, Knappschaft
und See). Beliefen sich die Auszahlungen aller
Lebensversicherer 1990 auf knapp 17 Prozent
der Rentenausgaben, so war der Anteil im Jahr
2006 bereits auf 27,1 Prozent angestiegen.
Die staatlichen Rentenausgaben (allgemeine
Rentenversicherung) betrugen rund 200 Milliarden Euro.
Verwaltungskostenquote sinkt weiter auf
3,0 Prozent
Mit 2,27 Milliarden Euro sanken die Verwaltungskosten 2006 leicht unter den Vorjahreswert von 2,30 Milliarden Euro. Gemessen an
den gebuchten Brutto-Beiträgen sanken die
Verwaltungskosten auf 3,0 (2005: 3,2) Prozent. 1980 hatte die Kostenquote noch knapp
7 Prozent betragen.
Die Abschlussaufwendungen stiegen – bedingt durch das steigende Neugeschäft – von
7,3 Milliarden Euro im Jahre 2005 auf 7,8 Milliarden Euro im Jahr 2006. Der Abschlusskostensatz, d. h. die gesamten Abschlusskosten in
Prozent der Beitragssumme des Neugeschäfts, lag mit 4,9 Prozent unter dem Vorjahresniveau von 5,6 Prozent.
Steigende Kapitalanlagen
Der Kapitalanlagenbestand der Lebensversicherer (ohne Depotforderungen) nahm 2006
nach der Verbandsstatistik um 2,8 Prozent auf
665,7 (2005: 647,7) Milliarden Euro zu. Die Kapitalanlagen der Lebensversicherungsunternehmen sind der Garant für bestehende und
künftige Leistungsansprüche der Versicherungskunden. Ihr Volumen wird in erster Linie
durch die Anlage der aus den Beitragseinnahmen stammenden Mittel bestimmt. Jahr für
Jahr stellt die Lebensversicherung somit dem
Kapitalmarkt Mittel zur Verfügung, die von
der Wirtschaft und vom Staat für Investitionen langfristig benötigt werden.
JAHRBUCH 2007 81
Private Krankenversicherung
Der Versichertenbestand in der Krankheitsvollversicherung umfasste zum 30. Juni 2007
insgesamt 8,5 Millionen Personen. Im ersten
Halbjahr 2007 war der Nettoneuzugang mit
37 700 Personen erneut sehr gering. Er lag
unter dem Vorjahresniveau (erstes Halbjahr
2006: 46 900 Personen). Die außerordentliche
Anhebung der Versicherungspflichtgrenze zum
1. Januar 2003 um monatlich 450 Euro wirkt
sich bereits im vierten Geschäftsjahr außerordentlich negativ auf den Neuzugang in der
privaten Krankenversicherung (PKV) aus.
Während die Zahl der Neuversicherten in der
Vollversicherung in Folge der gesetzlichen Zugangsbeschränkung von Jahr zu Jahr sinkt, ist
die Zahl derjenigen, die eine Zusatzversicherung abschließen, erneut deutlich gestiegen.
Bis zur Jahresmitte wurden über 19 Millionen
Zusatzversicherungen abgeschlossen (30. Juni
2006: 17,9). Die weiterhin gute Entwicklung in
diesem Bereich dürfte eine Reaktion der Menschen auf die Einschnitte des Gesetzgebers in
den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen sein.
Für 2007 rechnen die privaten Krankenversicherer mit Beitragseinnahmen von insgesamt 29,2 Milliarden Euro (plus 2,5 Prozent).
Davon entfallen auf die Krankenversicherung
27,3 Milliarden Euro (plus 2,6 Prozent) und auf
die Pflegeversicherung 1,9 Milliarden Euro
(plus 0,5 Prozent). Im ersten Halbjahr 2007 betrugen die Beitragseinnahmen einschließlich
der Nebenleistungen rund 14,6 Milliarden
Euro. Davon entfielen auf die Krankheitsvollversicherung knapp 10,5 Milliarden und auf
die private Pflegeversicherung 940 Millionen
Euro. In der Krankentagegeldversicherung be-
Anzahl der privat Krankenversicherten
Zahl der Personen (Doppelzählungen möglich), jeweils Jahresende
Vollversicherte
mit Krankenhauswahlleistungen
mit Krankentagegeld
Pflegeversicherung
Zusatzversicherungen
Tarife für Versicherte mit GKV-Schutz
ambulante Tarife
Tarife für Wahlleistungen im KH
Zahntarife
Krankentagegeld
Krankenhaustagegeld
Pflegezusatzversicherung
Auslandsreise-Krankenversicherung
Spezielle Ausschnittsversicherungen
2004
2005
2006
8 259 400
7 117 000
1 979 600
9 117 600
15 897 900
8 373 000
7 205 900
2 011 700
9 164 300
17 087 800
11 692 800
5 037 600
5 040 000
7 794 200
3 236 900
8 841 700
832 900
20 327 900
7 039 800
8 489 100
7 206 300
2 035 700
9 276 800
18 400 500
12 999 500
5 892 400
5 096 500
9 376 300
3 337 000
8 743 800
988 800
21 135 600
8 076 800
4 804 400
3 242 800
8 948 500
787 100
26 575 500
trug das Beitragsvolumen 520 Millionen Euro,
in den Zusatzversicherungen zum GKV-Schutz
(Wahlleistungstarife, ambulante Tarife und
Zahntarife) 1,8 Milliarden Euro.
Die ausgezahlten Versicherungsleistungen
(einschließlich Schadenregulierungskosten)
dürften bis Ende 2007 eine Höhe von fast
19 Milliarden Euro erreichen, wobei auf die
Krankenversicherung 18,4 (plus 4,6 Prozent)
und auf die Pflegeversicherung knapp 0,6 Milliarden Euro (plus 1,9 Prozent) entfallen. Im
ersten Halbjahr 2007 erhielten die Versicherten fast 9,5 Milliarden Euro an Versicherungsleistungen, ohne Pflegeversicherung waren es
9,2 Milliarden Euro.
82 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
Rückblick auf 2006
Im Jahr 2006 stiegen die Beitragseinnahmen
in der privaten Kranken- und Pflegeversicherung um 4,15 (2005: 3,5) Prozent auf insgesamt 28,48 Milliarden Euro. Der Anteil der Vollversicherung an den Gesamtbeitragseinnahmen liegt nahezu unverändert bei 72,0 Prozent. Mit 19,3 Prozent hatten die Zusatzversicherungen einen geringen Anteil an den
Gesamtbeitragseinnahmen. Betrachtet man
hier nur die Zusatzversicherungen, die ausschließlich von gesetzlich Versicherten abgeschlossen werden, so liegt deren Anteil an den
Gesamtbeitragseinnahmen sogar lediglich bei
12,4 Prozent. Die übrigen Beitragseinnahmen
verteilen sich auf die Pflegeversicherung
(6,6 Prozent) und die Besonderen Versicherungsformen (2,1 Prozent). Zu den Besonderen
Versicherungsformen zählen unter anderem
die Auslandsreisekrankenversicherung und
die Beihilfeablöseversicherung. Die Erhöhung
der Beitragseinnahmen in der Krankenversicherung um 4,4 Prozent auf 26,6 Milliarden
Euro (einschließlich Nebenleistungen, aber
ohne Einmalbeiträge aus der Rückstellung für
Beitragsrückerstattung) ist zum einen auf den
Versichertenzuwachs in der Vollversicherung
und zum anderen auf Beitragsanpassungen
zurückzuführen. Die Erhöhung lag etwas über
dem Vorjahresniveau (3,8 Prozent). In der
Pflegeversicherung stiegen die Einnahmen
um 0,2 Prozent auf gut 1,87 Milliarden Euro.
Der Nettoneuzugang lag im Jahr 2006 mit
116 100 Personen leicht über dem Vorjahresniveau (2005: 113 600 Personen). Von den
8,49 Millionen Vollversicherten hatten 7,2 Millionen Personen eine Versicherung für die
Wahlleistungen Ein- oder Zweibettzimmer
und Chefarztbehandlung im Krankenhaus abgeschlossen. Diese Zahl ist im Vergleich zum
Vorjahr nahezu unverändert. In der Pflegeversicherung waren zum Jahresende 9,27 (2005:
9,16) Millionen Personen versichert.
Im Jahr 2006 gab es 18,40 Millionen private
Zusatzversicherungen. Seit dem Jahr 2005
werden die Tarife differenziert betrachtet, die
von gesetzlich Versicherten als Ergänzung zu
ihrem Kassenschutz abgeschlossen werden
können. In diesem Bereich wurden Ende 2006
fast 13 Millionen Zusatzversicherungen gezählt. Es gab 5,89 Millionen ambulante Zusatzversicherungen (plus 17,0 Prozent) und
9,38 Millionen Zahnzusatztarife (plus 20,3
Prozent), die zusätzlich zum GKV-Schutz abgeschlossen wurden. Bei der Zusatzversicherung
für die Wahlleistungen Ein- und Zweibettzimmer sowie Chefarztbehandlung ergab sich
bei einem Bestand von 5,10 Millionen ein Plus
von 56 500 Zusatzversicherungen oder 1,1 Prozent. Der Bestand in der Pflegezusatzversicherung stieg um 155 900 oder 18,7 Prozent auf
988 800 Pflegezusatzversicherungen. In der
Krankentagegeldversicherung gab es einen
Anstieg um 100 100 oder 3,1 Prozent auf
3,337 Millionen Krankentagegeldversicherungen.
Neben der Vollversicherung und der Zusatzversicherung gibt es Besondere Versicherungsformen. Dazu zählen die Auslandsreisekrankenversicherung sowie Spezielle Ausschnittversicherungen. Im Jahr 2006 gab es
JAHRBUCH 2007 83
Entlastung im Alter
Entwicklung der Zahl der
Vollversicherten in der
privaten Krankenversicherung
sowie Alterungsrückstellung
Vollversicherte in Mio.
Alterungsrückstellung in Mrd. EUR
1994
6,9
24,6
1995
6,9
28,4
1996
6,9
33,3
1997
7,1
38,7
1998
7,2
44,6
1999
7,4
52,1
2000
7,5
59,6
2001
7,7
68,2
2002
7,9
76,3
2003
8,1
85,1
2004
8,3
93,8
2005
8,4
103,4
2006
8,5
113,4
0
© GDV-Jahrbuch 2007
10 Mio.
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
120 Mrd.
84 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
Wechsel der Kassen
Personenwechsel zwischen privater Krankenversicherung und
gesetzlicher Krankenversicherung
Jahr
1970
1975
1980
1985
1990
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Übertritte
zur PKV
Abgänge
zur GKV
Differenz
1000
1000
1000
130
170
217
243
310
195
271
247
316
328
325
325
361
362
338
298
275
285
226
152
109
98
112
103
186
181
144
155
149
149
148
130
130
131
154
144
– 96
18
108
145
198
92
85
66
172
173
176
176
213
232
208
167
121
141
Quelle: PKV-Verband.
21,14 Millionen Auslandsreisekrankenversicherungen. Das ist ein Anstieg um 807 700
oder fast 4 Prozent gegenüber dem vergangenen Jahr. Spezielle Ausschnittversicherungen
decken ein spezielles Risiko ab, zum Beispiel
Leistungen bei Notwendigkeit einer Brille
oder Rückführungen aus dem Ausland. Die
Kalkulation erfolgt unter bestimmten Sonderbedingungen, deshalb gilt diese Versicherungsart nicht als Zusatzversicherung. Es gab
bis Ende 2006 8,08 Millionen Spezielle Ausschnittversicherungen. Dies entspricht einem
Plus von 14,4 Prozent oder 1,04 Millionen Versicherungen.
Kostensteigerung
Im Jahr 2006 war der Ausgabenanstieg in der
privaten Krankenversicherung mit 3,11 (2005:
4,51) Prozent geringer als im Vorjahr. Die
Leistungen lagen mit insgesamt 17,84 (2005:
17,30) Milliarden Euro auf Vorjahresniveau.
Die Ausgaben in der Pflegeversicherung stiegen 2006 um 2,55 Prozent auf 563,8 Millionen
Euro. In den einzelnen Leistungsbereichen der
Krankenversicherung betrug die Veränderung
je Versicherten:
ambulante Leistungen
davon
Arztbehandlung
Heilpraktikerbehandlung
Arzneien und Verbandmittel
Heilmittel
Hilfsmittel
+ 2,65 Prozent
+ 1,66 Prozent
+ 8,17 Prozent
+ 3,19 Prozent
+ 4,54 Prozent
+ 4,17 Prozent
stationäre Leistungen
+ 2,01 Prozent
davon
allgemeine Krankenhausleistungen
+ 1,86 Prozent
Wahlleistung Chefarzt
+ 2,99 Prozent
Wahlleistung Unterkunft
– 0,26 Prozent
Ersatz-Krankenhaustagegeld – 1,25 Prozent
Zahnleistungen
davon
Zahnbehandlung
Zahnersatz
Kieferorthopädie
Gesamtleistung für
Krankheitskosten
+ 1,26 Prozent
+ 2,49 Prozent
+ 0,03 Prozent
+ 3,43 Prozent
+ 2,19 Prozent
JAHRBUCH 2007 85
Beitragseinnahmen in der privaten Krankenversicherung
Beitragseinnahmen nach Versicherungsarten in Mrd. EUR sowie Anteile in Prozent
2004
Versicherungsarten
Krankheitsvollversicherung1)
Pflegeversicherung
Zusatzversicherung zum GKV-Schutz2)
Krankentagegeldversicherung3)
Krankenhaustagegeldversicherung
Pflegezusatzversicherung
Besondere Versicherungsarten4)
PKV insgesamt
2005
Mrd.
EUR
18,907
1,871
3,282
1,057
0,777
v.H.
71,6
7,1
12,4
4,0
2,9
0,519
26,413
2,0
100,0
Mrd.
EUR
19,665
1,868
3,284
1,047
0,751
0,170
0,562
27,347
2006
v.H.
71,9
6,8
12,0
3,8
2,7
0,6
2,1
100,0
Mrd.
EUR
20,510
1,871
3,520
1,042
0,727
0,205
0,608
28,483
v.H.
72,0
6,6
12,4
3,7
2,5
0,7
2,1
100,0
1) Vollversicherung, 2) Krankenhauszusatzversicherung, Ergänzungstarife, u. a., 3) Verdienstausfallversicherung, 4) Auslandsreisekrankenversicherung, Spezielle Ausschnittsversicherung (wird erst seit 2005 gesondert erfasst), Beihilfeablöseversicherung, Restschuld- und Lohnfortzahlungsversicherung.
Der Ausgabenanstieg je Versicherten konnte
im Jahr 2006 gegenüber dem Vorjahr gebremst werden (2005: +3,5 Prozent). Bei den
Ausgabensteigerungen im ambulanten Bereich fällt die weiterhin starke Zunahme bei
der Heilpraktikerbehandlung auf (2005: +9,4
Prozent). Die Ausgaben für Arzneien und Verbandmittel (2005: +4,1 Prozent), für Hilfsmittel (2005: +5,8 Prozent) sowie die Behandlungen für Zahnleistungen stiegen 2006 erkennbar geringer als 2005 (2005: +3,5 Prozent). Auch die stationären Leistungen sind
wie bereits in den Vorjahren nur moderat
gestiegen. Die Kostensteigerung in diesem
Bereich ist in 2006 vor allem auf die Wahlleistung Chefarzt zurückzuführen. Bei der
Wahlleistung Unterkunft sowie dem ErsatzKrankenhaustagegeld sanken die Ausgaben.
Gliederung der Gesamtaufwendungen in der privaten Krankenversicherung
Ab 1995 einschließlich Pflegepflichtversicherung (Bruttobetrag)
Jahr
1980
1985
1990
1995
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Aufwendungen Aufwendungen
für Versichefür Beitragsrungsfälle1)
rückerstattung 2)
Mrd. EUR
3,681
4,835
7,324
10,981
13,815
14,770
15,449
16,041
16,655
17,451
17,839
Mrd. EUR
0,277
0,846
0,584
2,038
2,861
2,305
1,660
2,381
3,234
3,444
3,662
Zuführungen
zur Alterungsrückstellung
Gesamtaufwendungen3)
Mrd. EUR
0,608
1,025
1,595
3,785
7,410
8,669
8,082
8,824
8,673
9,559
10,062
Mrd. EUR
4,567
6,706
9,503
16,804
24,087
25,744
25,191
27,246
28,562
30,455
31,758
1) einschl. Schadenregulierungsaufwendungen und Zuführung zur Schadenrückstellung, 2) Zuführungen zu den Rückstellungen für erfolgsabhängige und erfolgsunabhängige Beitragsrückerstattung,
3) selbst abgeschlossenes deutsches Geschäft; abgegrenzte Werte.
86 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
Beitragsrückerstattung und Gesamtaufwendungen
Zusätzlich zu den Versicherungsleistungen
erhielten die Versicherten Beitragsrückerstattungen in Höhe von 965,5 (2005: 911,8) Millionen Euro. Die Beträge, die zur Abmilderung
von Beitragsanpassungen verrechnet wurden,
betrugen in der Krankenversicherung 1 118,4
(2005: 1 185,9) Millionen Euro. Die Gesamtaufwendungen für die Versicherten erhöhten
sich in der Pflege- und Krankenversicherung
um rund 1,3 Milliarden Euro auf rund 31,8 Milliarden Euro. Die Gesamtaufwendungen umfassen die ausgezahlten Versicherungsleistungen einschließlich der Schadenregulierungskosten, die Veränderung der Schadenrückstellung, die Zuführung zur Rückstellung
für Beitragsrückerstattung und die Zuführung
zur Alterungsrückstellung.
Schaden- und Unfallversicherung
Bedingt durch einen weiteren Beitragseinnahmenabrieb und eine sich zusehends verschlechternde Schadenentwicklung haben
sich die Geschäftsaussichten in der Schadenund Unfallversicherung 2007 stark eingetrübt. So dürfte sich die Schaden-Kostenquote
nach Abwicklung (Combined Ratio) um knapp
7 Punkte auf 98 Prozent verschlechtern, womit sich der versicherungstechnische Gewinn
von zuletzt 4,6 Milliarden Euro drastisch auf
rund 700 Millionen Euro reduzieren würde.
Ursächlich für den Einbruch des versicherungstechnischen Ergebnisses um etwa 85 Prozent sind sinkende Beitragseinnahmen (voraussichtlich minus 0,4 Prozent auf 54,8 Milliarden Euro) bei einem gleichzeitigen starken
Anstieg der Schadenaufwendungen (plus 7,8
Prozent auf 42,9 Milliarden Euro).
Maßgeblich beeinflusst wird die Beitragseinnahmenentwicklung auch in diesem Jahr
durch die Situation im Kraftfahrtgeschäft, das
volumenmäßig rund 38 Prozent der gesamten
Beitragseinnahmen der Schaden- und Unfallversicherer ausmacht. Die vorliegenden Halbjahreszahlen lassen darauf schließen, dass
sich die Beitragseinnahmen um knapp 2
(2006: minus 3,6) Prozent verringern dürften.
Am stärksten wird der Beitragseinnahmenverlust mit minus 2,5 (2006: minus 4,9) Prozent
in der bestandsmäßig stagnierenden Teilkaskoversicherung ausfallen. In Vollkasko dürfte
sich das Beitragsminus bedingt durch ein
weiterhin signifikantes Bestandswachstum
dagegen lediglich auf 1 (2006: minus 3,2) Prozent belaufen. Dominiert wird die Einnahmenentwicklung im Kraftfahrtgeschäft durch die
Kfz-Haftpflichtversicherung, auf die 61,5 Prozent der Beitragseinnahmen entfallen. Für
JAHRBUCH 2007 87
diese Sparte kann mit einem Beitragsrückgang von 2 (2006: minus 3,6) Prozent gerechnet werden.
Erste Anzeichen für eine Trendwende in der
Prämienpolitik der Kraftfahrtversicherer
zeichnen sich jedoch ab. So heben einzelne
Versicherer zumindest im Privatsegment ihre
Tarife bereits wieder an. Die durch die Immobilienkrise in den USA ausgelösten Unsicherheiten an den internationalen Börsen machen
ein weiteres Cash Flow Underwriting zunehmend riskant, was bei der sich abzeichnenden
Verschlechterung der Geschäftsergebnisse
und Solvabilität der Unternehmen ebenso ein
Umdenken in deren Prämienpolitik befördert.
Deutlich belastet wird die Beitragseinnahmenseite in diesem Jahr zudem durch die
Sachversicherung. Dies betrifft insbesondere
das Privatkundensegment. Obwohl das Tarifniveau in der Verbundenen Wohngebäudeversicherung auch 2006 nicht auskömmlich war,
haben sich dort die Beitragssätze im Neugeschäft wettbewerbsbedingt weiter ermäßigt.
Die Beitragseinnahmen laufen hier mit einem
kleinen Plus 1 (2006: 2,0) Prozent zunehmend
dem Schadengeschehen hinterher. In der Verbundenen Hausratversicherung ist in Anbetracht unveränderter Versicherungssummen
und der durch die Beitragsanpassungsklausel
bedingten Absenkung der Beitragssätze für
VHB-84-Verträge um 15 Prozent mit 1,5
(2006: plus 1,4) Prozent geringeren Beitragseinnahmen zu rechnen.
Leicht eingebrochen ist die Beitragseinnahmenentwicklung auch in der Gewerblichen
Sachversicherung. Während dort in 2006 noch
ein Beitragsplus von 2,5 Prozent zu verzeichnen war, lassen die Halbjahresergebnisse für
Versicherungsfälle in der Schaden- und Unfallversicherung des
deutschen Direktgeschäfts1)
Versicherungszweige
Kraftfahrt2)
Haftpflicht, Unfall, Rechtsschutz
Sachversicherungen3)
Privat
Glas
Hausrat
Wohngebäude
Nicht-Privat
Industrie: Sach4)
Technische Zweige inkl. BU
Gewerbe5)
Landwirtschaft
insgesamt1)
1980
Mio.
1990
Mio.
2000
Mio.
2005
Mio.
2006
Mio.
6,60
5,60
4,84
3,28
0,27
2,39
0,62
1,56
0,60
0,52
8,50
7,10
7,16
5,40
0,76
1,61
3,02
1,75
0,09
0,46
0,79
0,41
22,80
9,12
8,14
5,80
4,12
0,71
1,54
1,87
1,69
0,12
0,62
0,74
0,21
23,06
8,67
7,71
5,16
3,90
0,58
1,34
1,98
1,26
0,17
0,39
0,58
0,12
21,54
8,77
7,61
5,06
3,79
0,56
1,30
1,92
1,28
0,17
0,40
0,58
0,12
21,44
17,00
1) ohne Transport- (Waren-, Kasko-, Reisegepäckversicherung u. a.), Kredit-, Luftfahrt-, Nuklear- und Vermögensschadenhaftpflichtversicherung, 2) Kraftfahrzeug-Haftpflicht, Vollkasko, Teilkasko, InsassenUnfall; ab 1990 Tarifgebiet West und Ost, 3) bis 1995 Zählung inkl. der Schäden aus dem Beteiligungsgeschäft; ab 1996 werden nur die Schäden aus dem Alleinzeichnungs- und Führungsgeschäft gezählt,
4) beinhaltet die Sparten Feuer-Industrie, Feuer-Betriebsunterbrechung, EC und All-Risks (sowie die von
1988–1995 zu Industrie zählende, hier nicht separat dargestellte Feuerhaftungsversicherung), 5) beinhaltet die Sparten Feuer-Gewerbe/sonstiges, Einbruchdiebstahl, Leitungswasser, Sturm, Elementar,
Einheit, BU-Sonstige und „Nicht aufgeteilt“, „Restliche sonstige Sachversicherungen“ und Kombinierte
Gewerbeversicherungen. Zu den Sachzusammenfassungen siehe auch Tabelle Seite 105.
2007 nur noch auf stagnierende Einnahmen
schließen. In der Landwirtschaftlichen Sachversicherung, deren Einnahmen letztjährig
noch stagnierten, ist 2007 mit einem Minus
von 1 Prozent zu rechnen.
Für die Industriellen Sachversicherungssparten (FI/F-BU, EC und All Risks) lassen die Halbjahreszahlen einen Rückgang der Beitragseinnahmen in Höhe von 4 (2006: minus 5,3) Prozent erwarten. Allerdings ist zu vermuten,
dass der Abrieb der Beitragssätze in diesem
Geschäftssegment unvermindert anhält und
nur deshalb nicht voll auf die Beitragsentwick-
88 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
lung durchschlägt, weil infolge der günstigen
Produktionsentwicklung in der Industrie die
Versicherungssummen deutlich aufgestockt
werden und auch die umsatzabhängigen Prämien ansteigen. Ebenso profitieren die Technischen Versicherungssparten TV/TV-BU von
einer kräftigen Investitionsgüternachfrage.
Der guten Konjunktur ist es zu verdanken,
dass nach einem starken Einnahmenzuwachs
von 4 Prozent in 2006 die Einnahmen dieses
Jahr wenigstens noch um 1 Prozent zulegen
dürften.
Auch von der Allgemeinen Haftpflichtversicherung gehen zurzeit keine Wachstumsimpulse auf die Einnahmenseite aus. Wie im
Vorjahr bleibt die Beitragseinnahme mit einer
Zuwachsrate von lediglich 1 Prozent unverändert schwach. Lediglich in besonders risikoexponierten Geschäftssegmenten, für die
relativ knappe Versicherungskapazitäten zur
Verfügung stehen, sollte die Einnahmenentwicklung signifikant besser verlaufen. Nachdem in der Allgemeinen Unfallversicherung
die Beitragseinnahmen dank eines überdurchschnittlichen Wachstums im UBR-Geschäft in
2006 noch deutlich um 3,4 Prozent angestiegen waren, hat sich im Berichtsjahr das Geschäft wieder normalisiert. Es wird mit einem
Beitragsplus von 2 Prozent gerechnet. Leichte
Erholungstendenzen auf der Einnahmenseite
sind für die Transportversicherung (plus 2 Prozent), die Kredit-, Kautions- und Vertrauensschadenversicherung (plus 1 Prozent) sowie
für die Rechtsschutzversicherung (plus 2,5 Prozent) erkennbar.
Nachdem die Schaden- und Unfallversicherer
in den letzten Jahren von extremen Naturereignissen und einer übermäßigen Großschadenbelastung verschont geblieben waren,
dürfte sich der Schadenaufwand 2007 aller
Voraussicht nach um knapp 8 (2006: 0,5) Prozent erhöhen. Ausschlaggebend hierfür sind
die zu Jahresbeginn angerichteten Schäden
durch das Naturereignis „Kyrill“, das tiefe Spuren in den Bilanzen der deutschen Schadenversicherer hinterlassen hat. Einer GDV-Umfrage zufolge beläuft sich das versicherte
Schadenvolumen auf rund 2,4 Milliarden Euro.
In absoluten Preisen ist „Kyrill“ damit das teuerste Einzelereignis in der Geschichte der
deutschen Versicherungswirtschaft.
Daneben treiben in diesem Jahr etliche zusätzliche Schäden durch Naturereignisse den
Kumulschadenaufwand der Versicherer weiter
in die Höhe. So fällt für die Hausratversicherer
der Schadenaufwand für Blitz- und Überspannungsschäden spürbar höher aus als 2006.
Auch die Wohngebäudeversicherer haben
gegenüber dem Vorjahr deutlich mehr Starkregen- und Rückstauschäden zu regulieren.
Zugenommen haben auch die Hagelschäden,
wodurch sich der Schadenaufwand insbesondere in der Landwirtschaftlichen Sachversicherung und der Autokaskoversicherung zusätzlich erhöht.
Am stärksten betroffen von den Naturereignissen ist die Verbundene Wohngebäudeversicherung, deren Schadenaufwand in 2007
um ganze 55 Prozent höher ausfallen dürfte
als im Vorjahr. Bei einem nur geringfügigen
Beitragswachstum von 1 Prozent ist für diese
Sparte mit einer Combined Ratio von 144
(2006: 102,8) Prozent zu rechnen. Dies entspräche einem versicherungstechnischen Verlust in Höhe von 1,8 Milliarden Euro.
JAHRBUCH 2007 89
Auch auf der Gewerblichen Sachversicherung
lasten die Naturereignisse, hier könnte der
Schadenaufwand um 35 Prozent höher ausfallen als in 2006. In der Landwirtschaftlichen
Sachversicherung ist mit einer um 7 Prozent
gestiegenen Schadenlast zu rechnen. In den
Industriellen Sachsparten (FI/F-BU, EC und All
Risks) hingegen fällt der erwartete Anstieg im
Schadenaufwand mit 5 Prozent vergleichsweise moderat aus, weil der deutlich höheren
Kumulschadenlast bislang auf der anderen
Seite weniger Großschäden gegenüberstehen.
Für die genannten Industriellen Sachsparten
könnte sich die Combined Ratio demzufolge
von zuletzt 95,2 auf 103 Prozent und für die
Gewerbliche Sachversicherung von 94 auf
118 Prozent erhöhen. Erstmals seit mehreren
Jahren schreiben somit die Gewerblichen bzw.
Industriellen Sachversicherer wieder „rote
Zahlen“. In der Landwirtschaftlichen Sachversicherung ist dagegen mit einem versicherungstechnischen Plus zu rechnen, wobei sich
auch hier die Combined Ratio von 86,6 auf
92 Prozent deutlich verschlechtern dürfte.
Ebenso muss die Autokaskoversicherung bedingt durch etliche Sturm- und Hagelereignisse, allen voran durch den Orkan „Kyrill“, in
diesem Jahr eine deutlich höhere Schadenlast
als im Vorjahr hinnehmen. Unter Zugrundelegung der vorliegenden Halbjahreszahlen ist
für die Vollkaskoversicherung von einem um
rund 6 (2006: 1,8) Prozent höheren Schadenaufwand auszugehen, für die Teilkaskoversicherung kann sogar mit einem um rund 15
(2006: minus 1,2) Prozent gestiegenen Schadenaufwand gerechnet werden. Mit nicht
sehr großer Wahrscheinlichkeit sind geringfügige Entlastungen auf der Schadenseite von
der Kfz-Haftpflichtversicherung zu erwarten.
Trotz Mehrwertsteuererhöhung und höherer
Inanspruchnahme gewerblich genutzter Fahr-
zeuge infolge einer verbesserten konjunkturellen Entwicklung könnten sich in dieser
Sparte die Schadenaufwendungen nach einem Rückgang um 2 Prozent in 2006 um
weitere 0,5 Prozent in 2007 zurückbilden.
Für die Pkw-Risiken ist der weiterhin gute
Schadenverlauf unter anderem auch auf die
guten Witterungsverhältnisse in den Winterund Frühjahresmonaten zurückzuführen, die
umgekehrt aber auch zu einer vermehrten
Fahrleistung von Zweirädern und somit zu
einer Erhöhung der durch Zweiräder verursachten Schadenfälle beigetragen haben.
Ebenso ist davon auszugehen, dass sich die
Anzahl der in Unfälle verwickelten Zweiräder
und damit auch die Anzahl der Personenschäden erhöht hat. Sollte sich die Schadenentwicklung in der Kfz-Haftpflicht- und der Teilkaskoversicherung zwischenzeitlich tatsächlich nicht weiter verschlechtern, ist in diesen
Sparten ein gerade noch ausgeglichenes versicherungstechnisches Ergebnis möglich. In der
Vollkaskoversicherung muss hingegen nach
den bisher vorliegenden Zahlen mit einem
kräftigen Anstieg der Combined Ratio auf 105
(2006: 98,4) Prozent gerechnet werden. Mit
einer Combined Ratio von 101 (2006: 95,4)
Prozent würde damit die Kraftfahrtversicherung insgesamt erstmals seit 2002 wieder in
die Verlustzone geraten.
In der Kredit-, Kautions- und Vertrauensschadenversicherung ist der Schadenverlauf großschadenbedingt typischerweise außerordentlich volatil. So folgt auf das exzellente Schadenjahr 2006, in dem der Schadenaufwand
um gut 20 Prozent rückläufig war, wiederum
ein schadenbelastetes Jahr. Insbesondere
auch durch einen größeren Insolvenzfall in der
Baubranche vom April dieses Jahres könnte
90 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
sollten deren Combined Ratios mit 86 bzw.
87 Prozent nahezu unverändert bleiben. In
der Rechtsschutzversicherung hingegen darf
aufgrund der guten Schadenentwicklung und
weiter steigenden Beitragseinnahmen mit
einer Verbesserung des versicherungstechnischen Ergebnisses gerechnet werden, die
Combined Ratio dürfte sich hier leicht um gut
einen Punkt auf 98 Prozent verbessern. Ähnliches gilt für die Allgemeine Unfallversicherung. Dort ist aufgrund der guten Schadenentwicklung und weiter steigenden Beitragseinnahmen ebenfalls von einer Verbesserung
der Combined Ratio von zuletzt 86,1 auf
85 Prozent auszugehen.
der Schadenaufwand in diesem Geschäftsjahr
den des vorangegangenen Jahres um 5 Prozent übertreffen. Damit wäre eine Verschlechterung der Combined Ratio von zuletzt 59,9
auf voraussichtlich 62 Prozent verbunden.
In der Allgemeinen Haftpflicht- und in der
Transportversicherung entwickelt sich die
Schadenseite mit erwarteten Zuwachsraten
von jeweils 1,5 (2006: 0,8) Prozent und 2
(2006: minus 0,7) Prozent vergleichsweise
günstig. Die Rechtsschutzversicherer haben in
2006 durch vermehrte Angebote einer telefonischen Rechtsberatung ihren Schadenaufwand spürbar um 0,6 Prozent zurückfahren
können. Auch in diesem Jahr dürfte sich die
Ausweitung telefonischer Rechtsberatungsdienste in abgeschwächter Form erneut bremsend auf den Schadenaufwand auswirken.
Derzeit ist von einem unveränderten Schadenvolumen auszugehen.
Da in der Allgemeinen Haftpflicht- und in der
Transportversicherung die Beitragseinnahmen und Schadenaufwendungen voraussichtlich im Gleichschritt verlaufen werden,
Beitragseinnahmen und Schadenaufwand in der Kraftfahrtversicherung
Gebuchte Brutto-Prämien sowie Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle des Geschäftsjahres;
inländisches Direktgeschäft der Mitgliedsunternehmen in Gesamtdeutschland
Versicherungszweig
Beitragseinnahmen insgesamt
Kfz-Haftpflicht
Vollkasko
Teilkasko
Insassen-Unfall
Schadenaufwand insgesamt
1990
2000
2003
2004
2005
2006
Mrd.
EUR
Mrd.
EUR
Mrd.
EUR
Veränderung
in v.H.
Mrd.
EUR
Veränderung
in v.H.
Mrd.
EUR
Veränderung
in v.H.
Mrd.
EUR
Veränderung
in v.H.
14,346
9,371
3,528
1,047
0,399
12,847
20,358
12,628
5,748
1,740
0,242
20,355
22,325
13,800
6,629
1,713
0,183
19,584
1,6
1,3
3,0
0,5
– 9,0
– 3,8
22,504
13,909
6,710
1,721
0,165
19,223
0,8
0,8
1,2
0,4
– 9,8
– 1,8
22,005
13,581
6,582
1,686
0,156
18,953
– 2,2
– 2,4
– 1,9
– 2,0
– 5,5
– 1,4
21,221
13,098
6,375
1,603
0,146
18,789
– 3,6
– 3,6
– 3,2
– 4,9
– 6,6
– 0,9
JAHRBUCH 2007 91
Kraftfahrtversicherung
Der schon in den Vorjahren beobachtete Rückgang der Beitragseinnahmen setzt sich in
2007 noch fort. Es gibt aber erste Anzeichen
einer Trendwende in der Prämienpolitik. Während der Beitragsabrieb in 2006 noch bei gut
3,6 Prozent lag, erwarten die Kraftfahrt-Versicherer für 2007 eine Verringerung der Bruttobeitragseinnahme um knapp 2 Prozent auf
20,8 Milliarden Euro. Im Privatkundensegment haben einzelne Unternehmen die Tarife
offenbar wieder angehoben, allerdings läuft
die durch den intensiven Wettbewerb bedingte Wanderung der Kunden in günstigere
Tarifsegmente noch nach. Dies zeigt sich insbesondere in der Entwicklung der Durchschnittsbeiträge in der KH- und der Vollkaskoversicherung. Während die Beitragseinnahmen in KH um voraussichtlich 2 Prozent auf
12,8 Milliarden Euro und in Vollkasko um
1 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro zurückgehen
werden, ist in beiden Sparten ein Absinken der
Durchschnittsbeiträge jeweils um 3,4 Prozent
zu erwarten.
Während in der KH-Versicherung auf der Schadenseite ein weiterer Rückgang um 0,5 Prozent auf 12,3 Milliarden Euro – allerdings mit
Tendenz zu einer weiteren Verschlechterung –
erwartet wird, zeigt sich in den Kasko-Sparten
ein erheblicher Anstieg der Aufwendungen,
der im Wesentlichen auf den Sturm Kyrill zurückzuführen ist. In der Vollkasko signalisieren
die bisher vorliegenden Zahlen einen Anstieg
um 6 Prozent auf rund 5,7 Milliarden Euro. In
Schadenquoten in der Kfz-Versicherung
Jahr
1980
1985
1990
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Schadenquoten1) in Prozent
KfzHaftpflicht
Vollkasko
Teilkasko
99,2
95,0
93,5
96,7
100,6
106,8
112,8
115,8
108,4
102,5
97,0
93,0
91,9
92,6
94,0
94,2
86,6
92,7
75,6
77,2
77,8
86,0
94,9
93,3
87,7
89,6
83,5
79,4
80,7
84,7
79,7
80,2
90,0
68,7
65,5
62,3
65,6
72,3
70,0
66,1
78,8
68,7
63,2
61,7
63,9
1) Anteil der Brutto-Schadenaufwendungen für Versicherungsfälle des Geschäftsjahres an den verdienten Beiträgen.
Straßenverkehrsunfälle in Deutschland
polizeilich erfasste Unfälle
Unfälle mit Personenschaden
Unfälle nur mit Sachschaden
schwerwiegende Unfälle mit Sachschaden
sonstige Alkoholunfälle1)
übrige Sachschadenunfälle
Verunglückte insgesamt
Getötete
Verletzte
2005
2006
Differenz
in Prozent
2 253 992
336 619
1 917 373
100 073
19 408
1 797 892
438 804
5 361
433 443
2 235 318
327 984
1 907 334
96 460
18 895
1 791 979
427 428
5 091
422 337
– 0,8
– 2,6
– 1,0
– 3,6
– 2,6
– 0,3
– 2,6
– 5,0
– 2,6
1) Unfälle, bei denen mindestens ein Beteiligter alkoholisiert war.
92 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
Kfz-Haftpflichtversicherung in Zahlen
Risiken, Schadenzahl, Schadenaufwand, Schadenhäufigkeit und Schadendurchschnitt, ab 1993 Gesamtdeutschland
Meldejahr
1980
1990
1993
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Fahrzeuge1)
Mio.
Schadenfälle
Mio.
Schadenaufwand2)
Mrd. EUR
Schadenhäufigkeit3)
Schadendurchschnitt4)
EUR
insgesamt5)
davon Pkw
insgesamt
davon Pkw
insgesamt
davon Pkw
insgesamt
davon Pkw
insgesamt
davon Pkw
26,964
34,368
45,246
46,794
47,422
48,142
48,805
49,683
50,634
51,143
51,620
52,301
52,641
52,960
53,618
19,980
26,851
34,619
35,382
35,646
35,895
36,155
36,767
37,372
37,698
37,986
38,558
38,782
38,865
39,203
3,331
3,756
4,412
4,256
4,059
3,972
4,054
4,199
3,974
3,819
3,740
3,634
3,552
3,449
3,392
2,505
2,903
3,432
3,270
3,119
3,050
3,096
3,177
3,000
2,918
2,882
2,828
2,771
2,686
2,637
5,499
8,362
11,734
12,816
12,792
13,045
13,404
13,655
13,261
13,016
12,716
12,465
12,322
12,133
11,791
4,377
6,772
9,425
10,162
10,163
10,349
10,573
10,625
10,317
10,232
10,051
9,886
9,750
9,575
9,298
124
109
98
91
86
83
83
85
78
75
72
69
67
65
63
125
108
99
92
88
85
86
86
80
77
76
73
71
69
67
1 651
2 226
2 659
3 011
3 152
3 285
3 307
3 252
3 337
3 408
3 400
3 430
3 469
3 518
3 476
1 747
2 333
2 746
3 108
3 258
3 393
3 414
3 345
3 439
3 507
3 488
3 496
3 518
3 564
3 526
1) Jahreseinheiten: unterjährige Verträge sind aufaddiert, 2) Versicherungsleistungen, gemeldete Schäden, 3) Zahl der Schäden je 1000 Fahrzeuge, 4) Schadenaufwand durch
Anzahl der Schäden, 5) Pkw, Lkw, Motorräder, Mopeds usw.
Wie lange unfallfrei?
Prozentualer Anteil der Pkw-Fahrer in den Schadenfreiheitsklassen
der Kfz-Haftpflichtversicherung
Schadenfreie Jahre
2002
2003
2004
2005
2006
1 und weniger
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18 und mehr
6,7
4,0
4,4
4,5
4,5
4,4
4,3
4,0
3,9
3,9
3,7
3,7
3,6
3,5
3,1
3,7
2,9
31,2
6,5
3,8
4,1
4,4
4,5
4,4
4,3
4,0
3,8
4,0
3,7
3,4
3,5
3,3
3,3
3,0
3,5
32,5
6,1
3,6
3,9
4,2
4,4
4,4
4,3
4,0
3,9
3,9
3,9
3,4
3,2
3,3
3,1
3,1
2,9
34,4
6,1
3,3
3,7
4,0
4,2
4,4
4,2
4,0
3,8
4,0
3,8
3,6
3,2
3,0
3,1
3,0
3,0
35,7
7,2
2,9
3,3
3,8
3,9
4,1
4,1
3,9
3,8
3,8
3,8
3,5
3,3
3,0
2,8
2,9
2,8
36,9
der Teilkasko-Versicherung ist sogar ein Anstieg um 15 Prozent auf rund 1,2 Milliarden
Euro zu erwarten. Für alle Sparten ergibt sich
insgesamt eine Steigerung der Schadenaufwendungen um 2,2 Prozent auf 19,2 Milliarden Euro.
Insgesamt erwarten die Autoversicherer für
2007 einen versicherungstechnischen Verlust
in der Größenordnung von rund 200 Millionen
Euro.
JAHRBUCH 2007 93
Diebstahl versicherter Kraftfahrzeuge nach Zahl und Schadenaufwand
Totalentwendungen kasko-versicherter Kraftfahrzeuge nach Zahl und
Schadenaufwand1)
Anzahl
Meldejahr
1985
1990
1995
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Schadenaufwand in Mio. EUR
alle Kfz
davon Pkw
alle Kfz
davon Pkw
60 984
53 705
111 272
65 784
61 062
58 764
55 767
52 980
46 562
41 632
34 511
40 079
89 072
42 560
37 549
34 775
31 707
28 674
23 771
18 965
197
312
686
429
418
416
411
403
370
318
153
261
587
316
308
301
293
284
253
211
je 1000
versicherter
Fahrzeuge
Durchschnittsschaden
1,0
1,2
1,1
0,6
0,3
0,3
0,2
0,4
0,6
0,4
0,3
0,3
0,3
0,3
2,4
0,3
0,3
0,2
0,2
0,7
9 849
12 667
19 193
13 187
3 464
4 775
5 808
4 950
9 767
7 951
12 215
6 195
8 758
7 087
46 865
9 483
4 774
6 178
8 978
10 223
1) ab 1991 Gesamtdeutschland.
Diebstahl versicherter Pkw nach Autofabrikaten
Totalentwendungen 2006 im Vergleich
Marke/Hersteller
Volkswagen
Audi
BMW
Mercedes-Benz
Opel
Ford/Europa
Renault*)
Fiat
Skoda
Seat
Toyota
Peugeot
Mazda
Nissan
Porsche
Mitsubishi*)
Honda
Citroën
Volvo
Chrysler
Stückzahl
absolut
Veränderung
gegenüber
Vorjahr
in Prozent
6 434
2 574
2 271
1 803
1 234
862
397
367
348
235
328
243
228
186
222
150
104
105
84
100
– 22,4
– 25,8
– 14,3
– 26,9
– 21,6
– 13,5
– 22,0
– 26,7
– 19,3
– 23,0
11,6
– 10,3
– 5,4
– 21,8
13,3
– 5,7
– 19,4
– 13,2
– 29,4
– 11,5
EUR
*) In den Daten des Herstellers Renault sind ab 2003 auch die Fahrzeuge des Herstellers Matra enthalten,
die Daten von Mitsubishi beinhalten ab 2003 die Fahrzeuge des Herstellers Hyundai Precision. Diese
Zusammenfassungen wurden bei den Vorjahresvergleichen berücksichtigt.
94 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
Vollkasko in Zahlen
Risiken, Schadenzahl, Schadenaufwand, Schadenhäufigkeit und Schadendurchschnitt, ab 1993 Gesamtdeutschland
Meldejahr
1980
1990
1993
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Fahrzeuge1)
Mio.
Schadenfälle
Mio.
Schadenaufwand2)
Mrd. EUR
Schadenhäufigkeit3)
Schadendurchschnitt4)
EUR
insgesamt5)
davon Pkw
insgesamt
davon Pkw
insgesamt
davon Pkw
insgesamt
davon Pkw
insgesamt
davon Pkw
5,276
10,428
15,570
14,834
15,339
16,009
16,947
18,125
19,216
19,831
20,396
20,871
21,116
21,347
21,960
–
–
–
13,392
13,874
14,519
15,382
16,416
17,344
17,879
18,413
18,945
19,178
19,371
19,898
1,307
2,374
3,501
2,944
2,617
2,504
2,630
2,984
3,086
3,042
3,344
3,268
3,218
3,238
3,348
–
–
–
2,632
2,332
2,232
2,342
2,643
2,713
2,668
2,963
2,923
2,889
2,909
3,009
1,184
3,029
5,438
4,601
4,471
4,194
4,454
4,918
5,029
5,045
5,436
5,223
5,045
4,996
5,078
–
–
–
3,944
3,816
3,563
3,787
4,122
4,199
4,227
4,597
4,470
4,328
4,270
4,340
248
228
225
198
171
156
155
165
161
153
164
157
152
152
152
–
–
–
197
168
154
152
161
156
149
161
154
151
150
151
907
1 276
1 553
1 564
1 708
1 675
1 693
1 648
1 629
1 659
1 626
1 598
1 568
1 543
1 517
–
–
–
1 498
1 637
1 596
1 617
1 559
1 548
1 584
1 551
1 529
1 498
1 468
1 442
1) Jahreseinheiten: unterjährige Verträge sind aufaddiert 2) Versicherungsleistungen, gemeldete Schäden, 3) Zahl der Schäden je 1000 Fahrzeuge, 4) Schadenaufwand durch
Anzahl der Schäden, 5) Pkw, Lkw, Motorräder, Mopeds usw.
Teilkasko in Zahlen
Risiken, Schadenzahl, Schadenaufwand, Schadenhäufigkeit und Schadendurchschnitt, ab 1993 Gesamtdeutschland
Meldejahr
1980
1990
1993
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Fahrzeuge1)
Mio.
Schadenfälle
Mio.
Schadenaufwand2)
Mrd. EUR
Schadenhäufigkeit3)
Schadendurchschnitt4)
EUR
insgesamt5)
davon Pkw
insgesamt
davon Pkw
insgesamt
davon Pkw
insgesamt
davon Pkw
insgesamt
davon Pkw
18,164
18,051
19,103
20,092
20,249
20,079
19,699
19,320
18,979
18,556
18,205
18,049
17,908
17,775
17,626
–
–
–
15,676
15,651
15,294
14,775
14,338
13,957
13,561
13,252
13,124
12,990
12,857
12,709
1,773
1,934
1,949
1,812
1,724
1,598
1,545
1,586
1,523
1,397
1,558
1,447
1,396
1,364
1,341
–
–
–
1,613
1,535
1,408
1,356
1,393
1,333
1,221
1,363
1,267
1,224
1,195
1,177
0,457
0,923
1,255
1,302
1,296
1,179
1,177
1,228
1,182
1,083
1,277
1,139
1,045
0,996
0,974
–
–
–
1,114
1,103
0,987
0,977
1,009
0,971
0,877
1,034
0,921
0,840
0,795
0,786
98
107
102
90
85
80
78
82
80
75
86
80
78
77
76
–
–
–
103
98
92
92
97
95
90
103
97
94
93
93
258
477
644
722
752
738
762
774
776
775
819
788
748
730
726
–
–
–
690
719
701
721
725
728
718
758
726
686
666
668
1) Jahreseinheiten: unterjährige Verträge sind aufaddiert 2) Versicherungsleistungen, gemeldete Schäden, 3) Zahl der Schäden je 1000 Fahrzeuge, 4) Schadenaufwand durch
Anzahl der Schäden, 5) Pkw, Lkw, Motorräder, Mopeds usw.
JAHRBUCH 2007 95
Was Autounfälle im Schnitt kosten
Schadenaufwand je
Pkw-Unfall in der
Kraftfahrzeughaftpflicht-,
Vollkasko- und Teilkaskoversicherung;
ab 1995 Gesamtdeutschland
© GDV-Jahrbuch 2007
1985
1 952
1 154
525
1990
2 333
1 214
656
1995
3 108
1 498
690
2000
3 439
1 548
728
2003
3 496
1 529
726
2004
3 518
1 498
686
2005
3 564
1 468
666
2006
3 526
1 442
668
0
500
1 000
1 500
Schadendurchschnitt in EUR
Kraftfahrzeughaftpflicht
Vollkasko
Teilkasko
2 000
2 500
3 000
3 500
4 000
96 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
Entwicklung des Kraftfahrzeug-Bestandes in Tsd.*)
Jahr
1950
1980
19902)
2000
2004
2005
2006
2007
Kraftfahrzeuge
insgesamt
2 021
26 938
35 554
51 365
54 082
54 520
54 910
55 511
1980
1990
2000
2004
2005
2006
2007
3,2
3,1
1,5
0,8
0,8
0,7
1,1
1951–1960
1961–1970
1971–1980
1981–1990
1991–2000
14,8
7,7
4,8
2,8
4,7
darunter
Personenund Kombinationskraftwagen
Lastkraftwagen
nachrichtlich
Kraftfahrzeuge
mit Versicherungskennzeichen1)
540
384
–
23 192
1 277
2 110
30 685
1 389
954
42 840
2 527
1 743
45 023
2 586
k.A.
45 376
2 572
k.A.
46 090
2 573
k.A.
46 570
2 604
k.A.
Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent
2,9
3,3
4,8
3,1
3,3
0,3
1,2
2,5
0,0
0,8
– 1,3
k.A.
0,8
– 0,5
k.A.
1,6
0,0
k.A.
1,0
1,2
Jahresdurchschnittliche Veränderungsraten in Prozent
24,0
5,9
°
12,0
4,2
– 7,2
5,2
2,2
7,2
2,8
0,8
– 7,2
4,0
6,7
– 2,3
Neuzulassungen
(fabrikneuer Kfz)
Besitzumschreibungen
(gebrauchter Kfz)
513
2 791
3 387
3 972
3 775
3 832
k.A.
k.A.
337
5 511
7 034
8 363
7 479
7 454
k.A.
k.A.
– 6,1
8,1
– 10,5
1,1
1,5
k.A.
– 0,4
– 2,3
– 3,3
– 2,4
– 0,3
k.A.
9,0
6,8
1,7
2,0
– 0,1
16,1
8,9
4,6
2,5
– 0,9
*) Erfassungsstand im zentralen Fahrzeugregister (ZFZR), 1) zulassungsfreie Fahrzeuge mit Versicherungskennzeichen, 2) nachrichtlich: Bundesrepublik Deutschland nach
dem Gebietsstand ab dem 3. Oktober 1990 – Quelle: Kraftfahrt-Bundesamt.
Rückblick auf 2006
Das Geschäftsergebnis 2006 weist bei einem
nur geringen Bestandswachstum und einem
starken Absinken der Durchschnittsbeiträge
einen Rückgang der Bruttobeitragseinnahmen
um 3,6 Prozent auf 21,2 Milliarden Euro aus.
In der KH-Versicherung zeigte sich bei einem
nur geringfügigen Bestandswachstum ein
Rückgang der Bruttobeitragseinnahme um
3,6 Prozent auf knapp 13,1 Milliarden Euro.
Dabei spiegelte auch das starke Absinken der
Durchschnittsbeiträge in KH um 4,6 Prozent
den harten Wettbewerb wider. In der Kaskoversicherung war diese Entwicklung noch
deutlicher, wobei in der Vollkasko-Versicherung die Durchschnittsprämie um 5,4 Prozent
und in der Teilkasko-Versicherung um 3,8 Prozent zurückgingen. Dies war umso unerfreulicher, als die Entwicklung auf der Schadenseite
kein nennenswertes Kompensationspotenzial
erbrachte. Die Schadenaufwendungen gingen
– anders als in den Vorjahren – nur noch geringfügig um knapp 1 Prozent auf 18,8 Milliarden Euro zurück.
JAHRBUCH 2007 97
Dennoch ergab sich ein versicherungstechnischer Ertrag von knapp 1 Milliarde Euro, der
zum großen Teil auf Abwicklungserträgen
beruht.
Unfallforschung der
Deutschen Versicherer
Die Unfallforschung der Versicherer hat sich
nach abgeschlossener Umstrukturierung in
den Bereichen Fahrzeugsicherheit, Verkehrspädagogik und Verkehrsinfrastruktur gut in
der Fachwelt etabliert. Sie greift dabei im
Wesentlichen auf externe Forschungskapazitäten zu. Diese finden sich in Hochschulen
und universitären Instituten, in Ingenieurbüros und bei anderen in der Unfallforschung
aktiven Unternehmen und Vereinen. Insbesondere werden Fahrzeugversuche durch externe Dienstleister durchgeführt. Mit dem
Umbau der Unfallforschung hat sich auch der
Entscheidungsprozess geändert: Zunächst
wird in einem neu geschaffenen Expertengremium (brainpool) grundsätzlich über zu erforschende Sachverhalte beraten und sodann
ausgewählte Institute aufgefordert, ein exaktes Untersuchungsdesign zur vorgegebenen
Thematik auszuarbeiten. Der überzeugendste
Ansatz wird dann jeweils vom brainpool der
Schadenverhütungskommission zur endgültigen Beschlussfassung vorgelegt.
Diese hat zunächst grundsätzlich vier Forschungsschwerpunkte definiert, die vorrangig,
aber nicht ausschließlich behandelt werden
sollen: Kinder und Jugendliche, Senioren,
Motorradfahrer, Fahrerassistenzsysteme. Zu
allen Bereichen laufen dementsprechend Forschungsarbeiten, die, außer zum Thema Motorrad, zunächst grundsätzlich den Status
Quo ermitteln und – eventuell mit weiteren
Partnern – an den ermittelten Schwachstellen
Diebstahl versicherter Pkw nach Bundesländern
Länder
Nordrhein-Westfalen
Berlin
Niedersachsen
Bayern
Hessen
Baden-Württemberg
Sachsen
Brandenburg
Hamburg
Schleswig-Holstein
Sachsen-Anhalt
Rheinland-Pfalz
Mecklenburg-Vorpommern
Thüringen
Bremen
Saarland
Bundesgebiet
Versicherungsfälle absolut
je 1000 Pkw
Häufigkeit
2006
2005
Veränderung
in Prozent
2006
2005
4 659
2 213
1 905
1 439
1 338
1 299
953
947
874
768
667
603
553
306
194
147
18 965
6 392
2 446
2 427
1 844
1 760
1 593
1 118
1 083
1 028
931
742
764
616
470
319
202
23 771
– 27,1
– 9,5
– 21,5
– 22,0
– 24,0
– 18,5
– 14,8
– 12,6
– 15,0
– 17,5
– 10,1
– 21,1
– 10,2
– 34,9
– 39,2
– 27,2
– 20,2
0,7
2,7
0,6
0,3
0,5
0,3
0,6
1,0
1,6
0,6
0,8
0,3
1,0
0,4
0,9
0,3
0,6
0,9
2,9
0,7
0,4
0,7
0,4
0,7
1,2
1,9
0,8
0,9
0,4
1,1
0,6
1,5
0,4
0,7
konzentriert weitere Forschungsvorhaben
aufsetzen sollen. Um die Fachdiskussion anzuschieben hat der GDV daher im September
2007 gemeinsam mit dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR), der Deutschen Verkehrswacht (DVW) und der Bundesarbeitsgemeinschaft Kindersicherheit (BAG) in Berlin
ein interdisziplinäres Symposium zur Kindersicherheit veranstaltet. Zum Thema Motorrad
hat die GDV-Unfallforschung sich zu einem
interdisziplinären Vorhaben gemeinsam mit
den Universitäten Dresden und Berlin entschieden: Unfallursachen, die in der Infrastruktur liegen und Unfallursachen, die im
Fahrzeug bzw. beim Fahrer liegen, werden
gleichermaßen untersucht. Teil dieser Untersuchung war eine inzwischen abgeschlossene
Fahrerbefragung gemeinsam mit der Zeitschrift MOTORRAD. Allein die überraschend
98 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
hohe Zahl von ca. 5 000 Rückmeldungen liefert eine Vielzahl von Erkenntnissen auch für
spätere Vorhaben in diesem Bereich.
Grundsätzlich hat die GDV-Unfallforschung
ihre Bemühungen um eine internationale Vernetzung intensiviert. Es ist offensichtlich, dass
ein erheblicher Teil der das Forschungsgebiet
betreffenden Gesetze und Verordnungen
nicht mehr in Berlin, sondern in Brüssel gestaltet werden. Von der EU-Kommission und dem
Europaparlament gehen außerdem regelmäßig gesetzgeberische oder wissenschaftliche
Anstöße aus. Der GDV ist deshalb dem Europäischen Verkehrssicherheitsrat (ETSC) beigetreten, bemüht sich aber vordringlich um eine
engere Zusammenarbeit der von Versicherern
getragenen oder unterstützten Unfallforschungsinstitutionen. Dies ist vor allem für
den Fachbereich Fahrzeugsicherheit unerlässlich, da die international arbeitenden Automobilunternehmen auf länderübergreifende
Testregularien und konstruktive Anforderungen angewiesen sind. Mit regelmäßigen
Arbeitsgruppen besonders intensiv ist der
Austausch mit dem Kuratorium für Verkehrssicherheit, Wien, und der Beratungsstelle für
Unfallverhütung, Bern.
Folgende große Projekte wurden im Jahr 2007
unter anderem abgeschlossen:
Gefahren durch Leichtkraftfahrzeuge
Mit der Schaffung der gesetzlichen Möglichkeit in Deutschland für Jugendliche ab 16 Jahren, mit dem leicht erwerbbaren Führerschein
Klasse S sogenannte Leichtkraftfahrzeuge zu
fahren, befürchteten die deutschen Versicherer ein erhebliches Schadenvolumen in diesem Bereich. Diese Fahrzeuge, die äußerlich
genau wie ein Kleinwagen aussehen, allerdings nur 350 kg wiegen und nicht schneller
als 45 km/h sein dürfen, sind in Frankreich,
Italien und Spanien beliebt bei älteren Menschen in ländlichen Regionen, die keinen
Autoführerschein besitzen. In Deutschland
haben sie sich bisher nicht in nennenswerten
Stückzahlen durchgesetzt. Insbesondere Jugendliche machen von dem Angebot nur in
sehr geringen Maße Gebrauch. Das bei der
Untersuchung ermittelte sehr schlechte Sicherheitsniveau dieser Fahrzeuge wird daher
für den deutschen Versicherungsmarkt zumindest absehbar nicht die befürchteten
Folgen haben.
Die Erkenntnisse – insbesondere bei Frontalund Seitenkollisionen mit herkömmlichen
Fahrzeugen müssten die Insassen mit schweren oder tödlichen Verletzungen rechnen –
wurden im Juni 2007 im Rahmen eines Symposiums in Brüssel der europäischen Öffentlichkeit und vor allem der EU-Kommission präsentiert. Allgemein akzeptiert wurde dort die
Notwendigkeit der Existenz einer solchen
Fahrzeugklasse für die Mobilität älterer Menschen. Innerhalb dieses Rahmen allerdings
versprachen die Hersteller verstärkte Bemühungen, das Sicherheitsniveau der Fahrzeuge
zu verbessern.
Massenphänomen Wildunfälle
Angesichts von rund 200 000 Wildunfällen pro
Jahr war es Ziel des Projekts, herauszufinden,
welche der bekannten Maßnahmen erfolgreich sind und in welchem Maße. Zum ersten
Mal wurde damit – statt Einzelbeobachtungen über kurze Zeiträume – wissenschaftlich
exakt über sechs Jahre ein Vorher-NachherVergleich für die Maßnahmen Duftzaun, optische und akustische Reflektoren, Rückschnitt
von Hecken und Wildwechselschilder durchgeführt. Eindeutiges, wenn auch enttäuschendes Ergebnis: Keiner der Maßnahmen
JAHRBUCH 2007 99
konnte ein signifikanter Einfluss zugeschrieben werden. Bei dieser Gelegenheit konnte
auch festgestellt werden, dass entgegen landläufiger Meinung, die Gefahr nicht nur bei
Dämmerung, sondern vor allem nachts besonders hoch ist. Auch ist es unzutreffend,
dass Frühjahr und Herbst Schwerpunkte des
Unfallgeschehens bilden.
Autositztests
Im Bereich des Sitz-Kopfstützensystems hat
die eingangs erwähnte internationale Zusammenarbeit von Versichererinstituten schon
vor einigen Jahren zur erfolgreichen Konstituierung der International Insurance Whiplash
Prevention Group (IIWPG) geführt. Im Rahmen
des in dieser Gruppe vereinbarten Testprotokolls werden jährlich im britischen ThatchamInstitute die Sitze verschiedener Autohersteller in Bezug auf ihre Schutzwirkung bei Heckaufprall getestet. Die GDV-Unfallforschung
macht sich die Bewertungen zu eigen und hat
diese im dritten Jahr in Folge der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Hoffnung, dass durch
diese periodische Veröffentlichung der Druck
auf die Hersteller zunimmt, hat zumindest
bisher noch nicht zu nennenswert besseren
Produkten geführt. Immer noch war 2007 jeder zweite getestete Sitz mäßig oder schlecht,
besonders in Kleinwagen und Minivans zeigten sich erhebliche Sicherheitsdefizite. Da das
Thema HWS-Verletzung auf allen europäischen Versicherungsmärkten – wenn auch
mit unterschiedlichem Gewicht – einen beachtlichen Teil des Schadenaufwands bei
Personenschäden ausmacht, wird die Untersuchung jährlich fortgesetzt.
Risiken durch ältere Lkw-Fahrer
Die im Frühjahr abgeschlossene Studie konnte
– auch aufgrund unzureichender statistischer
Datenlage – eine besondere Gefährdung
durch ältere Lkw-Fahrer nicht ermitteln. Es
gibt allerdings ausreichend Anhaltspunkte
dafür, dass Fahrer, die älter als 65 sind, ein
deutlich höheres Risiko haben, in einen Unfall
mit Personenschaden verwickelt zu werden.
Risiko erhöhend wirken dabei Dunkelheit und
komplexe Fahrsituationen. Ob hier ein zu lösendes Problem in der Zukunft auf uns zu
kommt, hängt daher von der Entwicklung des
Arbeitsmarktes bei Lkw-Fahrern ab. Nur wenn
in Zukunft deutlich mehr ältere Fahrer unterwegs wären, müsste über das Thema in Bezug
auf Erfolg versprechende Maßnahmen neu
nachgedacht werden.
„Wir können das!“
Die Initiative der GDV-Unfallforschung zielt
auf mehr Sicherheit für Kinder im Vorschulalter und wird von der Deutschen Verkehrswacht (DVW) und der Bundesarbeitsgemeinschaft Kindersicherheit (BAG) unterstützt. Die
Initiative hat speziell für den Kindergarten ein
neues Medienpaket zum Thema Kindersicherheit zusammengestellt. Inhalte sind Arbeitshilfen für Erzieherinnen und Erzieher, ein
Erlebnisheft für Kinder sowie ein Poster für
Eltern. Mit Hilfe dieser Materialien kann das
Thema Unfallverhütung attraktiv, spannend
und informativ in der Kindertageseinrichtung
umgesetzt werden. Ziel ist es, die hohe Zahl
der Unfälle, die durch Ungeschicklichkeit, Unwissen, Leichtsinn oder auch durch bauliche
Probleme oder Organisationsdefizite entstehen, zu verringern. Die Initiative ist mehrjährig angelegt und enthält Bausteine für die
Kinder selbst, für Erzieherinnen und Erzieher
zur Unterstützung der pädagogischen Arbeit
im Kindergarten, zur Ansprache der Eltern und
zur Information der breiten Öffentlichkeit.
100 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
Don’t drug and drive
Mit frischem Schwung ist der GDV 2007 in die
schon seit mehreren Jahren laufende Kampagne „Don’t drug and drive“ gestartet, die
vor allem jugendliche Fahrer davon abhalten
soll, unter Drogeneinfluss Auto oder Motorrad
zu fahren. Mit Unterstützung des RallyeNachwuchsfahrers Tim Stebani wird die Botschaft über die entsprechenden Motorsportmedien erfolgreich in die junge Zielgruppe
transportiert. Diese wird auch durch den Fotowettbewerb „Zeig mir deinen klaren Blick“ angesprochen, der unter der Schirmherrschaft
der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Sabine Bätzing, steht. Die erfolgreiche
Zusammenarbeit mit sechs Bundesländern
wird mit überarbeiteten Materialien unverändert fortgesetzt.
Beiträge und Leistungen in der Allgemeinen Haftpflichtversicherung
Jahr
1980
1990
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Beitragseinnahmen
Mrd. EUR
1,8699
3,5614
5,4502
5,6287
5,7661
5,7780
5,8913
5,8767
5,9219
6,1484
6,3059
6,5349
6,8068
6,8736
Leistungen für Versicherungsfälle1)
Mrd. EUR
1,4025
2,7007
4,3322
4,5023
4,7439
4,7285
4,8828
4,6634
5,0461
4,6471
4,4006
4,4798
4,4344
4,4682
1) Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle des Geschäftsjahres s.a.G.
Veränderung
in Prozent
6,4
5,7
10,7
3,9
5,4
– 0,3
3,3
– 4,5
8,2
– 7,9
– 5,3
1,8
– 1,0
0,8
Allgemeine Haftpflichtversicherung
Für das Geschäftsjahr 2007 ist in der Allgemeinen Haftpflichtversicherung hochgerechnet mit einem verhaltenen Beitragswachstum
von lediglich etwa 1 Prozent gegenüber 2006
auf rund 6,9 Milliarden Euro zu rechnen. Da im
laufenden Jahr gleichzeitig mit einer stärker
wachsenden Zahl der Verträge in Höhe von
1 Prozent zu rechnen ist, wird der Durchschnittsbeitrag pro Vertrag mit Ausnahme einiger besonders risikoexponierter Geschäftssegmente trotz des absoluten Beitragswachstums sinken.
Die Geschäftsjahres-Schadenquote vor Abwicklung wird gegenüber dem Vorjahr etwas
steigen und voraussichtlich bei etwa 66 Prozent liegen. Die Combined Ratio nach Abwicklung würde auf dieser Basis rund 86 Prozent
betragen. Dies wäre ein erneut zufriedenstellendes Gesamtergebnis.
Allerdings wird die Haftpflichtversicherung
zusehends durch sich verschärfende gesetzliche Rahmenbedingungen sowie eine Zunahme schwer kalkulierbarer Änderungsrisiken beeinflusst. Zu nennen sind hier insbesondere der fortgesetzte problematische
Trend zur Einführung weiterer Pflicht-Haftpflichtversicherungen sowie die stetige Ausweitung der gesetzlichen Haftung. Jüngste
Beispiele sind das am 14. November 2007 in
Kraft getretene Umweltschadensgesetz, mit
dem eine öffentlich-rechtliche Haftung für
Umweltschäden einschließlich Biodiversitätsschäden eingeführt wird und das Allgemeine
Gleichbehandlungsgesetz, das in Fällen von
JAHRBUCH 2007 101
Diskriminierung im allgemeinen Zivilrechtsverkehr sowie speziell in Arbeitsverhältnissen
eine verschärfte Haftung des Arbeitgebers
vorsieht. Für diese neuen gesetzlichen Haftungstatbestände hat der Verband jeweils
unverbindliche Musterbedingungen entwickelt. Diese Versicherungsmodelle sollen die
deutsche Versicherungswirtschaft auf breiter
Basis in die Lage versetzen, auch für solche
neuartigen Haftungsrisiken innovativen Versicherungsschutz zur Verfügung zu stellen und
damit die Wünsche und Bedürfnisse des
Marktes zu befriedigen. Auf der einen Seite
liegen darin Chancen auf zusätzliches Marktwachstum, andererseits aber auch Risiken. So
kann insbesondere über das Ausmaß der
durch das Umweltschadensgesetz neu entstehenden Haftungsrisiken derzeit nur spekuliert werden und liegen den Versicherern
kaum verlässliche Kalkulationskriterien vor.
Darüber hinaus hat die Reform des Versicherungsvertragsgesetzes (VVG) zu wesentlichen
Änderungen der Regelungen über die Haftpflichtversicherung geführt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Haftpflichtversicherungsschutz grundsätzlich nicht in unbegrenztem
Umfang möglich ist. Um die Versicherungsbeiträge für die Versicherungsnehmer bezahlbar gestalten zu können und aufsichtsrechtliche Vorgaben zu erfüllen, ist die Möglichkeit
einer Vereinbarung von Deckungsbegrenzungen zwischen Versicherer und Versicherungsnehmer erforderlich. Typische marktübliche
Deckungsbegrenzungen sind zum Beispiel
Serienschadenklauseln, Ausschlüsse für vorsätzlich verursachte Schäden oder solche, die
in den Vertragserfüllungsbereich fallen. Nur
wenn sichergestellt ist, dass die Vereinbarung
solcher marktüblicher Deckungsbegrenzungen auch nach neuem VVG nicht dem Zweck
der jeweiligen Pflichtversicherung widerspricht, können weiterhin Haftpflichtdeckungen zu adäquaten Beiträgen zur Verfügung
gestellt werden. Sofern aber damit gerechnet
werden muss, dass gerichtlich jedwede Deckungsbegrenzung nach Eintritt eines Schadenfalles auf dem Prüfstand steht und damit
möglicherweise unzulässig ist, müsste dieser
Umstand zum Nachteil der Versicherungsnehmer in die Versicherungsbeiträge eingepreist
werden.
Rückblick auf 2006
Die verdienten Brutto-Beitragseinnahmen in
der Allgemeinen Haftpflichtversicherung stiegen im Jahr 2006 um 1,0 Prozent auf 6,87 Milliarden Euro. Dabei entwickelte sich das Privatkundensegment allerdings deutlich besser als
das Gewerbe- und Industriegeschäft. Dort
hatten die Haftpflichtversicherer in manchen
Segmenten sogar mit Beitragsrückgängen zu
kämpfen. Die Anzahl der Verträge stieg 2006
um 0,7 Prozent. Die Geschäftsjahresschadenquote vor Abwicklung betrug 65, 4 Prozent,
die Combined Ratio lag marktweit bei 85,4
Prozent.
102 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
Beiträge und Leistungen in der Privaten Unfallversicherung
Jahr
1950
1960
1970
1975
1980
1985
1990
1995
1996
19974)
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Anzahl
Versicherungsunternehmen
63
91
99
107
125
129
147
165
161
162
161
156
156
157
153
152
148
145
142
Beiträge1)
Leistungen2)
Mio. EUR
Veränderung
gegenüber
Vorjahr in Prozent
29,3
124,2
456,4
828,1
1 471,4
2 260,7
3 139,8
4 662,5
4 824,8
4 986,9
5 134,4
5 300,2
5 403,6
5 484,7
5 603,9
5 808,4
5 969,2
6 034,3
6 237,0
13,7
12,2
16,5
11,7
12,0
7,7
7,3
4,0
3,5
3,4
3,0
3,2
2,0
1,5
2,2
3,6
2,8
1,1
3,4
Schadenquote3)
Mio. EUR
Veränderung
gegenüber Vorjahr
in Prozent
in Prozent
°
62,2
213,9
392,2
691,4
1 027,6
1 419,8
2 165,6
2 285,7
2 388,5
2 471,8
2 509,8
2 460,4
2 451,6
2 392,4
2 546,1
2 586,2
2 661,5
2 794,6
°
11,7
20,3
13,3
12,1
8,4
6,1
6,8
5,5
4,5
2,7
1,5
– 2,0
– 0,4
– 2,4
6,4
1,6
2,9
5,0
°
57,3
54,8
53,6
53,8
52,5
52,6
54,1
55,5
56,6
57,4
57,0
55,2
54,4
52,4
54,5
54,6
56,1
57,4
1) gebuchte Brutto-Beiträge inländisches Direktgeschäft, 2) Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle des Geschäftsjahres s.a.G., 3) Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle s.a.G. in Relation zu den verdienten Bruttorisiko-Beiträgen s.a.G., 4) bereinigt – Quelle: GDV.
Private Unfallversicherung
Für 2007 rechnen die Unfallversicherer mit
einem leicht abgeflachten Wachstum von
2,0 Prozent bei den Brutto-Beitragseinnahmen. Diese werden, bei weitgehend unverändertem Schadengeschehen, 2007 voraussichtlich auf rund 6,4 Milliarden Euro anwachsen.
Die Geschäftsjahresschadenquote wird mit
56 Prozent besser ausfallen als im Vorjahr. Die
Combined Ratio wird 2007 voraussichtlich bei
85 Prozent liegen.
Demgegenüber wird sich auch 2007 der Trend
zu sinkenden Vertragszahlen fortsetzen: Für
2007 ist von einem weiteren leichten Rückgang um 0,5 Prozent auszugehen. Die Produktinnovationen haben bislang nicht vermocht, diesen Trend zu stoppen. Zu nennen
sind hier insbesondere die am Markt mittlerweile etablierten Senioren-Unfallversicherungsprodukte, die die klassischen Unfallversicherungsleistungen (Kapital und Rente)
durch verschiedene für Senioren bedeutsamen Assistance-Leistungen (zum Beispiel
Hausnotruf, Menüservice) ergänzen. Der GDV
hat seinen Mitgliedsunternehmen hierzu unverbindliche Musterbedingungen zur Verfügung gestellt.
JAHRBUCH 2007 103
Gleichzeitig hat aber die zum Ende des vergangenen Jahres veröffentlichte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen
Bundesamtes nochmals die Dramatik des demographischen Wandels vor Augen geführt:
Bis zum Jahr 2050 wird mehr als ein Drittel der
Bevölkerung der Bundesrepublik älter als
60 Jahre sein. Da in der Unfallversicherung der
Schadenbedarf im Alter deutlich ansteigt,
stellt diese Entwicklung für die Unfallversicherer eine besondere Herausforderung dar,
die durch ein steigendes Engagement im Seniorenbereich noch verschärft wird. Im GDV
ist den Auswirkungen des demographischen
Wandels auf die Unfallversicherung daher ein
erhöhter, zunächst analysierender Augenmerk zugewandt worden.
Rückblick auf 2006
Die Unfallsparte konnte in 2006 bei den
Brutto-Beitragseinnahmen ein Zuwachs von
3,4 (2005: 1,1) Prozent auf gut 6,2 Milliarden
Euro verzeichnen. Dieser kräftige Zuwachs ist
ganz wesentlich durch das UBR-Geschäft bedingt. Insbesondere die Zahl der Verträge mit
Einmalbeitragszahlung hat deutlich zugenommen. Gleichwohl hat sich auch 2006 –
wenn auch abgebremst – der seit 2003 zu
beobachtende Trend zu sinkenden Vertragsstückzahlen fortgesetzt. Es war in 2006
marktweit abermals ein Rückgang um 0,2 Prozent (2005: 0,2) zu beobachten. Zwar konnte
in diesem Zeitraum auch eine verstärkte Zusammenlegung von Risiken in Gruppen- und
Familienverträgen beobachtet werden, ausschlaggebend scheint jedoch die in der Bevölkerung als angespannt empfundene wirtschaftliche Lage gewesen zu sein. Die Unfallversicherung scheint hier dann – zu Unrecht –
allzu oft als entbehrliche Versicherung verstanden worden zu sein. Die Schadenseite ist
in 2006 insgesamt stabil geblieben. Gegen-
Beitragseinnahmen, Risiken und Schäden in der Rechtsschutzversicherung
Jahr
1980
1990
1995
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Brutto-Beitragseinnahmen
Anzahl
der Risiken
Schadenfälle1)
Versicherungsleistungen1)
Mrd. EUR
Mio.
Mio.
Mrd. EUR
0,840
1,631
2,216
2,467
2,605
2,635
2,690
2,707
2,727
2,827
2,924
3,014
3,066
17,204
24,457
29,437
29,301
28,813
28,575
28,942
29,010
29,002
29,086
28,850
28,833
28,649
2,230
2,990
3,534
3,601
3,573
3,584
3,475
3,469
3,612
3,699
3,569
3,463
3,551
0,532
1,118
1,776
1,914
1,950
1,938
1,922
1,966
2,042
2,083
2,137
2,229
2,215
1) Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle des Geschäftsjahres s.a.G.
über 2005 waren lediglich leichte Steigerungen zu beobachten. Auffällig war, dass die
Schadenstückzahlen in den ersten beiden
Quartalen 2006 sehr deutlich angestiegen
waren, was auf den harten und langen Winter
2005/2006 mit einer Fülle an Stürzen zurückzuführen war.
Rechtsschutzversicherung
In der Rechtsschutzversicherung wird bis zum
Jahresende 2007 mit einem Beitragswachstum von 2,5 Prozent auf rund 3,1 Milliarden
Euro gerechnet. Dieses Anwachsen ist ganz
wesentlich auf die Beitragsanpassungsmöglichkeiten ab Oktober 2006 zurückzuführen.
Bei den Vertragsstückzahlen zeichnete sich
bereits im letzten Jahr eine Trendwende ab,
die sich 2007 zu bestätigen scheint. Der Vertragsabrieb ist gestoppt. Für 2007 wird ein
Nullwachstum prognostiziert.
104 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
Das Schadengeschehen 2007 wird voraussichtlich stabil bleiben. Die Prognose geht von
einem gleichbleibendem Schadenaufwand
für Geschäftsjahresschäden in Höhe von rund
2,2 Milliarden Euro aus. Während in den vergangenen Jahren der Leistungsart des Arbeitsrechtsschutzes im Bereich der Schadenaufwendungen besondere Bedeutung zukam,
hat die verbesserte Lage am Arbeitsmarkt hier
nunmehr die Schadenlast gebremst. Demgegenüber beobachten die Rechtsschutzversicherer im Bereich des Vertragsrechtsschutzes
eine deutliche Steigerung der Schadenstückzahlen, aber auch der Schadendurchschnitte.
Mit dem In-Kraft-Treten des neuen VVG zum
1. Januar 2008 ist davon auszugehen, dass
dieses Niveau auch in den kommenden Jahren
hoch bleiben wird. Mit dem Wegfall des bisherigen versicherungsvertraglichen Alles-oderNichts-Prinzips und dessen Ersetzung durch
Leistungskürzungen entsprechend der Schwere
des Verschuldens entsteht ein hohes Maß an
Rechtsunsicherheit, dass erst peu à peu durch
die Rechtsprechung beseitigt werden wird.
Für einen bestimmten Zeitraum muss die
Sparte Rechtsschutz daher mit einem Mehr an
Rechtsstreitigkeiten im Bereich des Versicherungsvertragsrechtsschutzes rechnen.
Insgesamt wird für 2007 von einer Schadenquote in Höhe von 71 Prozent ausgegangen.
Die Combined Ratio dürfte für 2007 mit 98 Prozent ebenfalls um etwa einen Prozentpunkt
besser als im Vorjahr ausfallen.
In der zweiten Jahreshälfte 2007 wird das Gesetzgebungsverfahren zur Reform des Rechtsberatungsrechts abgeschlossen werden. Das
neue Rechtsdienstleistungsrecht wird den
Rechtsschutzversicherern danach auch weiterhin eine eigene Rechtsberatungsbefugnis
verwehren. Trotz positiver Erfahrungen europäischer Nachbarländer mit der Rechtsberatung durch Rechtsschutzversicherer und trotz
einer anderslautenden Erwartungshaltung
auf Seiten der Versicherungsnehmerschaft:
79 Prozent der Rechtsschutzversicherten
wünschen sich eine Rechtsberatung durch
ihren Versicherer. Umso bedeutsamer ist daher die weitere Verbreitung der AssistanceLeistung der vom Rechtsschutzversicherer
vermittelten und finanzierten telefonischen
anwaltliche Erstberatung.
Nachdem mit dem Gesetzgebungsverfahren
zum Rechtsdienstleistungsgesetz lediglich ein
kleiner Schritt in Richtung einer Liberalisierung des Anwaltsmarktes angestoßen wurde,
beobachten die Rechtsschutzversicherer die
weiteren liberalisierenden Entwicklungen,
insbesondere zum anwaltlichen Gebührenrecht, auf nationaler und europäischer Ebene
mit großem Interesse. Aktuell prüft das Bundesjustizministerium im Gefolge jüngst ergangener Entscheidungen des Europäischen
Gerichtshofs und des Bundesverfassungsgerichts etwa, inwieweit sich die aktuell in
Deutschland noch geltenden Verbote der Unterschreitung der gesetzlichen Gebühren im
gerichtlichen Verfahren und der Vereinbarung
eines Erfolgshonorars im Lichte dieser Rechtsprechung noch aufrecht erhalten lassen.
Rückblick auf 2006
Das Wachstum bei den Brutto-Beitragseinnahmen in der Rechtsschutzversicherung hat
sich im vergangenen Jahr verlangsamt, dennoch war noch ein Plus von 1,7 Prozent (2005:
3,1) zu verbuchen. Bei den Vertragsstückzahlen zeichnet sich hingegen eine Trendwende
ab, nachdem die Rechtsschutzversicherer in
den beiden Vorjahren einen spürbaren Ver-
JAHRBUCH 2007 105
tragsabrieb verzeichnen musste. Die Vertragszahlen sind 2006 erstmals seit 2003 wieder
leicht um 0,2 Prozent (2005: minus 0,2) angestiegen. Diese Entwicklung deckt sich mit der
generellen Beobachtung, dass der Rechtsschutzversicherung in der Bevölkerung – in
einer Gesellschaft, die zunehmend von der
„Verrechtlichung“ nahezu aller Lebensbereiche geprägt ist – wieder eine höhere Bedeutung beigemessen wird. Im Schadenbereich
war das Jahr 2006 von einer gegenläufigen
Entwicklung geprägt: während auf der einen
Seite die Schadenaufwendungen für Geschäftsjahresschäden marktweit um 0,6
(2005: plus 4,3) Prozent abgesunken sind, ist
die Anzahl der Geschäftsjahresschäden um
2,6 (2005: minus 3,0) Prozent angestiegen.
Hauptursache ist wohl der Anstieg des „Telefonvolumens“ durch die anwaltlichen telefonischen Rechtsberatungen, die die Rechtsschutzversicherer mit hoher Kundenzufriedenheit zunehmend vermitteln und finanzie-
ren. Der Erfolg dieser SchadenmanagementMaßnahme ist auch dafür verantwortlich,
dass die kostentreibenden Auswirkungen des
2004 eingeführten neuen Rechtsanwaltsvergütungsgesetzes abgefedert werden konnten.
Sachversicherung
In den Zweigen der Sachversicherung haben
sich die Geschäftsaussichten für das Jahr
2007 deutlich eingetrübt.
Bei den Beitragseinnahmen hat die Industrielle Sachversicherung den stärksten Rückgang zu verzeichnen. Für das Geschäftsjahr
2007 wird in diesem Segment ein Abrieb der
Beitragseinnahmen um minus 4 (2006: minus
5,3) Prozent erwartet. Es muss davon ausgegangen werden, dass der Abrieb der Beitragseinnahmen im Neu- und Ersatzgeschäft deutlich größer als die ausgewiesenen minus 4
Prozent ist. Der Grund hierfür liegt in konjunk-
Schäden je Gefahr in der Verbundenen Hausrat- und Wohngebäudeversicherung
Zahl der Schäden in 1000
Verbundene Hausratversicherung (VHV)
gesamt1)
Feuer2)
Einbruchdiebstahl2)
Leitungswasser2)
Sturm2)
Glas2)
Elementar2)
Verbundene Wohngebäudeversicherung
(VGV) gesamt1)
Feuer2)
Leitungswasser2)
Sturm2)
Elementar2)
Schadenaufwand in Mio. EUR
Schadendurchschnitt in EUR3)
2006
2005
2004
2006
2005
2004
2006
2005
2004
1 303
520
410
240
80
30
10
1 338
540
440
230
70
30
10
1 426
580
460
230
90
50
10
1 153
450
410
210
40
10
10
1 175
460
450
190
30
10
20
1 226
480
480
190
30
10
10
884
862
1 018
885
408
267
1 298
878
838
1 046
847
360
259
1 555
860
820
1 045
828
349
275
1 218
1 923
190
1 140
610
20
1 978
190
1 060
700
20
2 092
180
1 020
860
10
3 165
740
1 710
610
50
2 996
700
1 610
600
40
3 017
700
1 540
710
20
1 646
3 384
1 411
868
2 358
1 515
3 451
1 405
763
2 136
1 442
3 653
1 410
759
1 668
1) alle Versicherungsunternehmen, 2) Schätzung aufgrund von Teilbeständen (mit der Genauigkeit gerundet auf 10 000 Stück bzw. 10 Mio. EUR), 3) es wurden alle Unternehmen berücksichtigt, die beide der jeweiligen Kennzahl zugrunde liegenden Messzahlen auf die Untersparten aufgeteilt haben. Daraus wurde direkt (ohne Hochrechnung)
der Schadendurchschnitt ermittelt.
106 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
Prämien dem steigendem Geschäftsvolumen
angepasst.
turell bedingten Sekundäreffekten, die dämpfend in die Summe der Beitragseinnahmen
eingeflossen sind: unter anderem wurden
Versicherungssummen der Industriebetriebe
infolge der günstigen Produktionsentwicklung aufgestockt bzw. umsatzabhängige
Ebenfalls rückläufig sind die Beitragseinnahmen in der Verbundenen Hausratversicherung. Es wird erwartet, das die Beitragsein-
Beitragseinnahmen in den Sachversicherungszweigen
Gebuchte Brutto-Beiträge des inländischen Direktgeschäftes
Beitragseinnahmen
Versicherungszweige
1995
insgesamt
Privat3)
Glasversicherung
Verbundene Hausratversicherung (VHV)
Verbundene Wohngebäudeversicherung (VGV)
Nicht-Privat
Industrie: Sach und TV2)
Industrie: Sach2)
Feuer-Industrie
Feuer-Betriebsunterbrechungsvers.
Extended Coverage
All-Risk-Versicherung
TV/TV-BU
Technische Versicherungen1)
TV-Betriebsunterbrechungsversicherung
Gewerbe4)
Feuer-Gewerbe/Sonstiges
Einbruchdiebstahl- und Beraubungsvers.
Leitungswasserversicherung
Sturmversicherung
Einheitsversicherung
Elementar/Gewerbe
BU-Sonst. und Nicht-Aufgeteilt
Restliche sonstige Sachversicherungen
Kombinierte Gewerbeversicherung
Landwirtschaft
Feuer-Landwirtschaft
Tierversicherung
Hagelversicherung
2000
2005
2006
Mrd. EUR
Mrd. EUR
Mrd. EUR
Veränderung
in Prozent
12,545
5,897
0,625
2,185
3,083
6,648
3,873
2,436
1,565
0,589
0,240
0,037
1,438
1,373
0,065
2,210
0,827
0,550
0,306
0,275
0,021
–
–
–
–
0,565
0,386
0,050
0,129
12,299
6,468
0,567
2,390
3,511
5,831
3,029
1,717
0,702
0,306
0,506
0,202
1,312
1,253
0,059
2,301
0,720
0,417
0,260
0,245
0,014
0,003
–
–
0,539
0,501
0,337
0,046
0,118
14,172
7,053
0,512
2,555
3,985
7,120
4,125
2,777
0,950
0,431
0,830
0,567
1,347
1,271
0,076
2,510
0,696
0,331
0,251
0,245
0,010
0,007
0,050
0,075
0,844
0,485
0,297
0,063
0,126
0,4
2,7
– 2,5
2,2
3,6
– 1,7
– 3,0
– 3,7
– 5,6
0,4
– 7,3
2,4
– 1,5
– 2,0
7,8
0,8
0,9
– 2,2
1,8
0,8
4,4
11,7
11,6
– 31,5
5,2
– 2,5
– 1,6
– 1,0
– 5,5
Mrd. EUR
Veränderung
in Prozent
Anteil
in Prozent
14,234
7,143
0,485
2,592
4,066
7,091
4,032
2,631
0,831
0,381
0,801
0,618
1,401
1,315
0,086
2,573
0,694
0,320
0,250
0,249
0,011
0,007
0,058
0,077
0,906
0,486
0,296
0,065
0,125
0,4
1,3
– 5,4
1,4
2,0
– 0,4
– 2,3
– 5,3
– 12,6
– 11,7
– 3,4
9,1
4,0
3,4
13,0
2,5
– 0,4
– 3,3
– 0,4
1,9
9,8
13,8
15,4
2,6
7,4
0,1
– 0,2
2,9
– 0,5
100,0
50,2
3,4
18,2
28,6
49,8
28,3
18,5
5,8
2,7
5,6
4,3
9,8
9,2
0,6
18,1
4,9
2,2
1,8
1,7
0,1
0,0
0,4
0,5
6,4
3,4
2,1
0,5
0,9
1) Maschinen-, Montage-, Maschinengarantie-, Elektronik-, Bauleistungsversicherungen, Haushaltgeräte und TV-Sonstiges, 2) hier enthalten, aber nachfolgend nicht separat
dargestellt ist die bis 1995 zur Industriellen Sachversicherung zählende Feuer-Haftung, 3) hier im Jahr 1995 enthalten, aber nicht extra aufgeführt ist die von 1993 –1995 zu
Privat zählende Elementarschadenversicherung, 4) hier enthalten, aber für 1995 und 2000 nicht extra aufgeführt sind weitere sonstige Sachversicherungen.
JAHRBUCH 2007 107
nahmen hier um minus 1,5 (2006: plus 1,4)
Prozent zurückgehen werden. Grund hierfür
sind unter anderem Beitragssenkungen durch
die Anwendung der Beitragsanpassungsklauseln aus den Versicherungsbedingungen.
Diese sehen ein Absenken des Beitrages für
den Fall vor, dass das Mittel des mehrjährigen
Schadenaufwandes rückläufig ist. Dieser Fall
ist eingetreten.
In der Verbundenen Wohngebäudeversicherung wird nur noch ein marginaler Anstieg der
Schadenaufwand und Schadenquoten in den Sachversicherungszweigen
Brutto-Schadenaufwand des inländischen Direktgeschäftes
Versicherungszweige
insgesamt
Privat
Glasversicherung
Verbundene Hausratversicherung (VHV)
Verbundene Wohngebäudeversicherung (VGV)
Nicht-Privat
Industrie: Sach und TV2)
Industrie: Sach
Feuer-Industrie
Feuer-Betriebsunterbrechungsversicherung
Extended Coverage
All-Risk-Versicherung
TV/TV-BU2)
Technische Versicherungen2)
TV-Betriebsunterbrechungsversicherung
Gewerbe
Feuer-Gewerbe/Sonstiges
Einbruchdiebstahl- und Beraubungsvers.
Leitungswasserversicherung
Sturmversicherung
Einheitsversicherung
Elementar/Gewerbe
BU-Sonst. und Nicht-Aufgeteilt
Restliche sonstige Sachversicherungen
Kombinierte Gewerbeversicherung
Landwirtschaft
Feuer-Landwirtschaft
Tierversicherung
Hagelversicherung
Schadenaufwand
Schadenquote1)
2006
Mrd. EUR
2005
Mrd. EUR
Veränderung
in Prozent
2006
in Prozent
2005
in Prozent
9,677
4,549
0,231
1,153
3,165
5,128
3,054
2,084
0,646
0,390
0,513
0,536
0,970
0,918
0,052
1,765
0,467
0,232
0,234
0,121
0,005
0,005
0,026
0,034
0,641
0,308
0,188
0,049
0,071
9,280
4,415
0,244
1,175
2,996
4,865
2,781
1,819
0,581
0,340
0,453
0,445
0,962
0,921
0,041
1,765
0,477
0,253
0,204
0,131
0,007
0,003
0,030
0,044
0,617
0,318
0,183
0,049
0,086
4,3
3,0
– 5,2
– 1,9
5,7
5,4
9,8
14,6
11,1
14,7
13,1
20,5
0,8
– 0,4
27,3
0,0
– 2,0
– 8,4
14,8
– 7,8
– 19,9
68,9
– 13,8
– 22,1
3,8
– 3,0
2,9
1,5
– 18,2
68,3
63,9
47,4
44,5
78,2
72,8
76,5
79,8
77,1
101,6
64,8
89,4
70,3
70,7
64,1
68,8
67,2
72,0
93,6
48,7
47,1
70,2
44,9
43,5
71,6
63,4
63,5
76,4
56,5
65,7
62,9
47,1
46,2
75,7
68,4
67,6
65,7
61,4
79,7
54,9
78,1
71,4
72,3
55,7
70,4
68,2
75,8
81,1
53,8
65,7
47,1
59,6
59,1
73,6
65,6
61,6
78,1
68,7
1) Verhältnis des Schadenaufwands an den verdienten Beiträgen, 2) u. a. Maschinen-, Montage-, Maschinengarantie-, Elektronik-, Bauleistungs-, Haushaltgeräte und Sonstige,
bzw. nicht aufgeteilt gemeldete Technische Versicherungen.
108 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
Großschäden in der Industriellen Sachversicherung1)
Feuerschäden aus FI/FBU, EC und All-Risks (bis 1999 nur FI/FBU)
Jahr
Schadenaufwand
Anzahl
Mrd. EUR
1980
1990
1995
1997
1998
1999
20002)
2001
2002
2003
2004
2005
2006
0,64
0,85
1,13
0,79
1,10
1,14
0,88
1,02
0,56
0,55
0,54
0,93
1,03
Schadendurchschnitt
In der Gesamtschau wird dies über alle Sparten der Sachversicherung zu einem Rückgang
der Beitragseinnahmen um minus 0,7 (2006:
plus 0,4) Prozent führen.
Mio. EUR
278
289
267
244
222
253
199
183
161
153
150
161
154
2,31
2,95
4,24
3,26
4,97
4,52
4,43
5,57
3,48
3,62
3,58
5,75
6,71
1) Schäden mit mindestens 500 000 EUR Schadenaufwand (bis 2001 1 Mio. DM), 2) ab 2000 inklusive
Feuerschäden EC (Extended Coverage) und All-Risks. Aufgrund von Zuordnungsänderungen sind einige
Werte ab 2000 geringfügig korrigiert.
Beitragseinnahmen von 1 Prozent (nach 2 Prozent in 2006) erwartet. Leicht eingebrochen
ist die Beitragseinnahmenentwicklung in der
Gewerblichen Sachversicherung. Während
dort in 2006 noch ein Beitragseinnahmenzuwachs von 2,5 Prozent zu verzeichnen war,
lassen die vorliegenden Ergebnisse nur noch
auf stagnierende Beitragseinnahmen schließen. In der Landwirtschaftlichen Sachversicherung, deren Einnahmen in 2006 fast unverändert blieben (plus 0,1 Prozent), dürften
in diesem Jahr wieder eine um 1 Prozent rückläufige Entwicklung zu beobachten sein. Die
Technischen Versicherungssparten werden im
Ergebnis leicht von der anhaltenden Investitionsgüternachfrage profitieren und das Jahr
auf der Einnahmeseite mit einem voraussichtlichen Wachstum von 1,0 (2006: plus 4,0) Prozent abschließen.
Auf der Schadenseite hat das Sturmereignis
„Kyrill“ alle anderen Faktoren überlagert. Allein Kyrill hat zu einem Anstieg der Geschäftsjahresschäden um 2,4 Milliarden Euro geführt
und ist in allen Sparten auf der Schadenseite
sichtbar geworden. Am stärksten war die Verbundene Wohngebäudeversicherung mit einem Schadenanstieg von plus 55 Prozent
betroffen, dicht gefolgt von den gewerblichen
Sachversicherungen (plus 35 Prozent) und den
Industriellen Sachpolicen (plus 5 Prozent). Im
Gegensatz zu 2006 verzeichnet die Großschadenentwicklung der Industriellen Sachversicherung im Vergleich zum langjährigen
Durchschnitt keine auffällige Entwicklung.
Die Entwicklung des Schadenaufwandes in
den Technischen Versicherungen (plus 2 Prozent) ist ebenfalls unauffällig. Insgesamt wird
der Aufwand für Geschäftsjahresschäden in
der Sachversicherung um voraussichtliche
plus 26,7 Prozent ansteigen. Damit wird sich
die Schadenquote der Sachversicherung von
68,3 Prozent in 2006 auf 87 Prozent in 2007
verschlechtern.
Die schwache Einnahmeentwicklung und der
gestiegene Schadenaufwand werden über
alle Sparten der Sachversicherung hinweg zu
einer Combined Ratio von 111 (2006: 92,2)
Prozent führen. Mit einer erwarteten Combined Ratio von 144 Prozent (nach 102,8 Prozent im eher schadenarmen Vorjahr) nimmt
die Verbundene Wohngebäudeversicherung
dabei einen Spitzenplatz ein. Die gewerbliche
Sachversicherung (118 Prozent) und die Industrielle Feuerversicherung (103 Prozent)
folgen auf den Plätzen.
JAHRBUCH 2007 109
Spannweite der Schadenquoten
Anteil der Schadenaufwendungen
an den Brutto-Beiträgen 2006
in einzelnen Versicherungszweigen
Industrie: Sach
79,8
TV/TV-BU1)
70,3
gewerbliche
Sachversicherung
68,8
landwirtschaftliche
Sachversicherung
63,4
verbundene
Hausratversicherung
44,5
verbundene
Wohngebäudeversicherung
78,2
Kfz-Haftpflichtversicherung
94,0
Unfallversicherung
57,4
0
1) Technische Versicherungen/
Technische Betriebsunterbrechungs-Versicherung
© GDV-Jahrbuch 2007
20
40
60
80
100 Prozent
110 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
Das versicherungstechnische Ergebnis wird
damit das dritte Jahr in Folge zurückgehen
und mehr als deutlich unter den 1,1 Milliarden
Euro des Jahres 2006 liegen.
Rückblick auf 2006
In den Sachversicherungszweigen hat sich der
in den Vorjahren bereits erkennbare Negativtrend weiter verfestigt. Bei den Beitragseinnahmen konnte der leichte Anstieg des Vorjahres mit plus 0,4 Prozent noch gehalten
werden. Zugleich stiegen die Belastungen
durch Schäden jedoch um plus 4,3 Prozent an
(2005: plus 3,1 Prozent). Wie 2005 ist der
Anstieg der Schadenbelastungen nicht auf
Elementarschäden zurückzuführen. Vielmehr
hat sich ein Einzelschaden in Höhe von
255 Millionen Euro aus der Industriellen Sachversicherung prägnant auf den Gesamtschadenaufwand ausgewirkt. Dieser Schaden
stellt den größten Einzelschaden in der Geschichte der Industriellen Sachversicherung in
Deutschland dar. Somit führt die Großschadenentwicklung letztlich zu einem Anstieg
der Combined Ratio in der Sachversicherung
auf 92,2 (2005: 87,9) Prozent. Dabei stehen
Einnahmen von 14,23 Milliarden Euro Aufwendungen in Höhe von 9,68 Milliarden Euro
gegenüber. Der versicherungstechnische
Überschuss verringert sich von 1,7 Milliarden
Euro im Jahre 2005 auf 1,1 Milliarden Euro in
2006.
Insbesondere die Industriellen Sachversicherungen mussten 2006 einen deutlichen Rückgang der Beitragseinnahmen verzeichnen.
Der Prämienabrieb des Industrie-Feuergeschäfts betrug minus 5,3 Prozent, nachdem
im Vorjahr bereits ein Rückgang von minus
3,7 Prozent zu verzeichnen war. Zugleich stieg
der Schadenaufwand – nicht zuletzt durch die
Belastungen infolge Großschäden – um
14,6 Prozent auf 2,08 Milliarden Euro. Allein
die drei herausragendsten Großschäden des
Jahres 2006 führten dabei in Summe zu einem
Schadenaufwand von 435 Millionen Euro. Die
Schadenquote verschlechtert sich demzufolge in den industriellen Feuersparten von
65,7 Prozent auf 79,8 Prozent, die Combined
Ratio stieg nach Abwicklung von 77,7 Prozent
im Vorjahr auf 95,2 Prozent. Damit wurde die
Scherenbewegung zwischen sinkenden Beitragseinnahmen und steigendem Schadenaufwand auch in 2006 fortgesetzt. Auch in
2006 muss angenommen werden, dass die
oben genannten Sekundäreffekte den eigentlichen Umfang des Prämienabriebes verschleiert haben.
Unter den Sachsparten ist das Ergebnis der
Technischen Versicherungen positiv hervorzuheben. Sie konnten ein Plus von 4,0 Prozent in
der Beitragsentwicklung verzeichnen (2005:
minus 1,5 Prozent). Das Prämienvolumen
stieg von 1,35 auf 1,4 Milliarden Euro. Die TVVersicherer profitieren dabei offensichtlich
von einem durch die verbesserte Gesamtkonjunktur bedingten Nachfragezuwachs bei Projektdeckungen. Der Schadenaufwand blieb
mit 0,97 Milliarden Euro nahezu unverändert,
die Combined Ratio lag bei 87,1 Prozent nach
86,9 Prozent im Vorjahr.
In den Privaten Sachversicherungen lagen die
Prämienzuwächse 2006 bei plus 1,3 Prozent
und damit niedriger als im Jahr 2005 (plus
2,7 Prozent). Dabei entfiel auf die Wohngebäudeversicherung ein Beitragsanstieg von
plus 2,0 (2005: 3,6) Prozent, in der Hausratver-
JAHRBUCH 2007 111
sicherung konnte ein Zuwachs von plus 1,4
(2005: 2,2) Prozent verzeichnet werden. Auf
der Schadenseite ist die Entwicklung in der
Hausratversicherung hervorzuheben. Schon
2005 ging der Schadenaufwand der Sparte
um 4,2 Prozent zurück, 2006 setzte sich diese
Entwicklung mit einem weiteren Rückgang
um 1,9 Prozent fort. Anders stellt sich die Lage
in der Verbundenen Wohngebäudeversicherung dar. Dort stieg der Schadenaufwand um
5,7 Prozent, während er in 2005 mit minus
0,7 Prozent nahezu unverändert geblieben
war. Mit 102,8 (2005: 100,2) Prozent) verschlechtert sich die Combined Ratio der Verbundenen Wohngebäudeversicherung auch
in 2006 weiter, ohne dass es zu nennenswerten Kumulschadenereignissen gekommen
wäre. Die Hausratversicherung hingegen
konnte bei einer Schadenquote von 44,5 Prozent die Combined Ratio mit 75,4 (2005: 78,7)
Prozent leicht verbessern.
Bei den Gewerblichen Sachversicherungen
verlief das Geschäftsjahr 2006 weitgehend
unauffällig. Prämienseitig ist eine Steigerung
um plus 2,5 Prozent zu verzeichnen, die Schadenaufwendungen blieben weitgehend unverändert. Die Combined Ratio nach Abwicklung betrug 94 (2004: 93,5) Prozent.
In den Landwirtschaftlichen Sachversicherungen konnte der in den Vorjahren beobachtete
Trend rückläufiger Beitragseinnahmen unterbrochen werden. Während 2005 der Prämienabrieb noch minus 2,5 Prozent betrug, konnten die landwirtschaftlichen Sachversicherer
in 2006 ein marginales Beitragswachstum von
plus 0,1 Prozent verzeichnen. Der Schadenaufwand ging leicht um 3,0 Prozent zurück,
die Combined Ratio nach Abwicklung betrug
86,6 Prozent.
Transportversicherung
Für das laufende Geschäftsjahr 2007 sieht die
Hochrechnung für die Transportversicherung
nach einer Stagnation im Vorjahr, ein leichtes
Plus von 2 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro auf
der Beitragsseite vor.
Allerdings lässt ein erheblicher Wettbewerbsdruck die konjunkturell erkennbare Steigerung des Wirtschaftswachstums, insbesondere im Im- und Export, nicht durchschlagen.
Eine Verschlechterung wird insbesondere in
den Sparten erwartet, die solche Wirtschaftszweige versichern, die selbst unter einem
Kosten- und Wettbewerbsdruck stehen.
Auf der Schadenseite zeichnet sich nach der
Beurteilung des ersten Halbjahres ein auskömmliches Ergebnis ab. Mittelfristig muss
berücksichtigt werden, dass erfahrungsgemäß eine sich verbessernde Konjunktur negative Auswirkungen auf das Schadenbild hat.
Als Hauptgrund ist eine stärkere Belastung
der Betriebe, verbunden mit einer sinkenden
Sorgfalt beim Umgang mit den Gütern, auszumachen.
Insofern sind die Schadenquote mit 60 Prozent und die Combined Ratio mit 87 Prozent
als erfreulich zu bezeichnen.
Die Großschadenbelastung war in den ersten
sechs Monaten erfreulich unauffällig. Besonders hervorzuheben ist, dass die Transportversicherer vom Orkan „Kyrill“ lediglich in der
Warenversicherung durch die Strandung des
112 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
Transportversicherung in Zahlen
Aufgliederung nach Brutto-Beitragseinnahmen in Mrd. EUR
Kalenderjahr
insgesamt1)
Veränderung
1970
1980
1990
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Mrd. EUR
0,435
0,917
1,215
1,636
1,610
1,636
1,746
1,793
1,880
1,912
1,845
1,860
in Prozent
15,3
8,2
5,6
1,1
– 1,6
1,6
6,7
2,7
4,8
1,7
– 3,5
0,8
darunter
Warenversicherung2)
Mrd. EUR
0,186
0,429
0,550
0,752
0,711
0,739
0,791
0,792
0,862
0,869
0,859
0,850
Anteil
in Prozent
42,7
46,9
45,3
45,9
44,2
45,1
45,3
44,2
45,9
45,4
46,6
45,7
VerkehrsSeekaskoFlusskaskohaftungsversicherung4) versicherung5)
versicherung3)
Mrd. EUR
0,046
0,123
0,204
0,256
0,245
0,231
0,242
0,253
0,257
0,265
0,235
0,234
Mrd. EUR
0,074
0,101
0,062
0,064
0,055
0,047
0,053
0,065
0,080
0,076
0,077
0,084
Mrd. EUR
0,031
0,062
0,083
0,106
0,110
0,116
0,120
0,129
0,135
0,152
0,148
0,148
Nebenzweige6)
Mrd. EUR
0,063
0,178
0,298
0,443
0,469
0,485
0,491
0,511
0,509
0,518
0,505
0,520
1) einschl. Kriegsprämie und Pauschalmeldungen, 2) ohne Kriegsprämie, 3) Versicherung gegen Beschädigung oder Verlust von Gütern, die durch Spediteure und Kraftwagenunternehmen zur Beförderung übernommen werden, 4) einschl. Baurisikogeschäft, 5) einschl. Wassersportkaskoversicherung, ab 1998 einschl. übrige Kaskoversicherung,
6) Reisegepäck-, Valoren-, Ausstellungsversicherung u. a.
Frachters „MSC Napoli“ im Ärmelkanal betroffen gewesen sind. Zur Schadenhöhe liegen allerdings noch keine verlässlichen Angaben vor.
Rückblick auf 2006
Die Transportversicherer haben auch 2006 ein
ordentliches versicherungstechnisches Ergebnis abgeliefert, das im Wesentlichen auf die
Fortsetzung der Sanierungsmaßnahmen und
Schadenverhütungsbemühungen zurückzuführen ist. Ein weiterer Rückgang der Beitrags-
einnahmen konnte aufgefangen werden und
Schadenquote und Combined Ratio bewegten
sich auf dem Niveau des Vorjahres. Sorge bereitet allerdings die Verkehrshaftungsversicherung. Hier haben sich die bezahlten Schäden gegenüber dem Vorjahr deutlich erhöht,
die Schadenquote hat sich negativ entwickelt.
JAHRBUCH 2007 113
Kreditversicherung
Unter dem Oberbegriff der Kreditversicherung
werden üblicherweise die Sparten Delkredereversicherung, Kautionsversicherung und Vertrauensschadenversicherung zusammengefasst.
Das Kerngeschäft der Kreditversicherer ist dabei die Delkredereversicherung, mit der etwa
60 Prozent der Beitragseinnahmen erzielt
werden. Diese bietet Unternehmen Schutz vor
Forderungsausfällen aus Warenlieferungen
und Dienstleistungen in das In- und Ausland
(Warenkredit- und Ausfuhrkreditversicherung), ferner Schutz für Risiken, die aus Verkäufen von Maschinen und Anlagen im Inund Ausland mit Kreditlaufzeiten bis zu fünf
Jahren resultieren (Investitionsgüterkreditversicherung). Bei Insolvenz des Kunden des Versicherungsnehmers kann der Versicherungsnehmer den Kreditversicherer in Anspruch
nehmen. Eine weitere wichtige Funktion der
Delkredereversicherung besteht in der laufenden Überwachung der Bonität der Kunden des
Versicherungsnehmers, durch die ein wesentlicher Beitrag zur Schadenverhütung geleistet
wird.
In der Kautionsversicherung werden Bürgschaften, Garantien oder Bonds im Auftrag
des Versicherungsnehmers zugunsten der inund ausländischen Gläubiger zur Sicherung
vertraglicher oder gesetzlicher Verpflichtungen, deren Schuldner der Versicherungsnehmer ist, übernommen. Der Begünstigte kann
den Versicherer in Anspruch nehmen, wenn
der Versicherungsnehmer insolvent wird.
Kreditversicherung und Insolvenzen in Zahlen
Ab 1991 einschließlich neue Bundesländer
Jahr
gebuchte Bruttobeiträge1)
1980
1990
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999 s)
20001)
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Mio. EUR
249
626
722
833 p)
935
1 008
1 111
1 153
1 198
1 184
1 151
1 187
1 288
1 308
1 374
1 372
Unternehmens-Insolvenzen
(neue Länder)
6 315
8 730
15 148
(2 327)
18 824
(3 911)
22 344
(5 874)
25 530
(7 419)
27 474
(8 126)
27 828
(8 615)
26 476
(7 567)
28 235
(8 047)
32 278
(8 506)
37 579
(8 847)
39 320
(7 575)
39 213
(7 296)
36 843
(7 104)
30 357
(5 736)
1) bis 2000 verdiente Beiträge des direkten Geschäfts der Spezialversicherer, Eigenschadenversicherer
der Sparkassen und Gemeinden, Vertrauensschadenversicherung sowie Kompositversicherer, ab 2001
gebuchte Beiträge für das inländische Geschäft der GDV-Mitglieder (geänderte Systematik zur Vorjahresveröffentlichung), p) ab 1993 Prüfungsgebühren ausgegliedert, s) Insolvenzzahlen: Vergleichbarkeit
gegenüber Vorjahreswerten aufgrund der ab 1.1.1999 gültigen InsO gestört – Quelle Insolvenzzahlen
ab 1999: Statistisches Bundesamt.
Schließlich bietet die Vertrauensschadenversicherung dem Versicherungsnehmer Schutz
vor finanziellen Schäden aus unerlaubten
Handlungen wie Unterschlagung, Diebstahl,
Veruntreuung und Betrug einschließlich
Computermissbrauch. Versichert sind Schäden durch vorsätzliche Handlungen eigener
Mitarbeiter, von Fremdpersonal und Zeitarbeitskräften, von Geschäftsführern und Vorständen sowie von sogenannten Hackern.
Das wirtschaftliche Umfeld der Kreditversicherung in Deutschland ist von dem anhaltend positiven konjunkturellen Umfeld und
rückläufigen Insolvenzzahlen geprägt. Nachdem die Zahl der Unternehmensinsolvenzen
114 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
im vergangenen Jahr deutlich von 36 843 auf
30 357 zurückgegangen war, rechnen die
Kreditversicherer für das laufende Jahr mit
einem nochmaligen Rückgang im einstelligen
Bereich. Die Zahl bewegt sich aber weiterhin
auf hohem Niveau. Der Rückgang der Insolvenzzahlen mag den Eindruck eines geringeren
Risikos vermitteln. Tatsächlich muss erfolgreiches Forderungsmanagement aber langfristig
und strukturell angelegt sein und sollte nicht
von möglicherweise trügerischen Trends abhängig gemacht werden.
Während die Schadenquote in der Delkredereversicherung gegenüber dem Vorjahr unverändert bei 53 Prozent lag, ging die Schadenquote in der Kautionsversicherung, die im Jahr
2005 noch maßgeblich durch den Großschaden Walter Bau geprägt war, deutlich von
102 Prozent auf 52 Prozent zurück. Auch in der
Vertrauensschadenversicherung war ein Rückgang der Schadenquote von 59 Prozent in
2005 auf 44 Prozent in 2006 zu verzeichnen.
Für das Geschäftsjahr 2007 wird in der Kredit-,
Kautions- und Vertrauensschadenversicherung zusammengenommen gegenwärtig mit
einem lediglich leichten Zuwachs der Bruttobeitragseinnahmen um etwa ein Prozent auf
rund 1,4 Milliarden Euro und einem Anstieg
des Schadenaufwands um etwa 5 Prozent auf
rund 700 Millionen Euro gerechnet, woraus
sich eine Schadenquote von 53 Prozent ergeben würde.
Für den Berichtszeitraum 2006 liegen keine
Kennzahlen des Verbands zum deutschen
Luftfahrtversicherungsmarkt vor. Deshalb
kann hier lediglich in allgemeiner Form auf
internationale Trends und Entwicklungen eingegangen werden. Wegen der für das Luftfahrtgeschäft charakteristischen internationalen Verflechtung der Märkte, insbesondere
mit dem Londoner Markt, wirken sich die dort
erkennbaren Trends aber gleichermaßen auf
den deutschen Markt aus.
Nach den mit Schadenquoten von über 100
Prozent sehr schlecht verlaufenen Jahren
2001 und 2002 setzt sich damit die seitdem
zu beobachtende positive Entwicklung der
versicherungstechnischen Ergebnisse voraussichtlich auch im fünften Jahr in Folge fort.
Rückblick auf 2006
Die gebuchten Bruttobeiträge der Kreditversicherer betrugen im Jahr 2006 insgesamt rund
1,4 Milliarden Euro (minus 0,2 Prozent). Der
Schadenaufwand lag bei rund 700 Millionen
Euro (minus 20,5 Prozent), woraus sich eine
Schadenquote von rund 51 Prozent ergibt.
Luftfahrtversicherung
Die sich bereits seit 2003 abzeichnende fallende Tendenz des Prämienniveaus für Haftpflicht und Kasko hat sich in 2006 verstärkt
fortgesetzt und hält auf der Grundlage der
bisherigen Erfahrungen auch in 2007 unvermindert an. Das betrifft insbesondere das
Airlinesegment. Diese Entwicklung beruht
zum einen auf dem insgesamt unterdurchschnittlichen Schadenaufwand der letzten
Jahre, zum anderen aber auch auf dem Auftreten erheblicher neuer Kapazitäten auf den
internationalen Märkten. Londoner Schätzungen gehen von einer verfügbaren Kapazität
von ca. 190 Prozent des Bedarfs aus. Angesichts der insgesamt anhaltend geringen
Schadenlast sind die Beiträge noch auskömm-
JAHRBUCH 2007 115
lich, aber es stellt sich unter Berücksichtigung
des
Katastrophenschadenpotentials
die
Frage, wann der „tipping point“ erreicht wird.
Eine belastbare Prognose für 2007 kann zu
Redaktionsschluss allerdings noch nicht abgegeben werden, da das Jahresgeschäft stark
vom 4. Quartal geprägt wird, in welchem die
Mehrzahl der Risiken zur Verlängerung ansteht, und von dem Eintritt von Größtschäden
abhängt. Der Bereich Allgemeine Luftfahrt ist
von dieser Entwicklung nicht im selben Ausmaß betroffen, auch hier weist die Tendenz
aber nach unten. In den sonstigen Haftpflichtsparten (Flughäfen, Hersteller, Dienstleister) ist die Beitragsentwicklung differenzierter und stark vom einzelnen Risiko bestimmt, im Durchschnitt sind aber auch hier –
allerdings geringere – Beitragsreduktionen
erkennbar.
In der Luftfahrt-Haftpflichtversicherung wird
die Deckung für das Kriegs- und Terrorrisiko
unverändert umfassend angeboten. Eine
Vereinbarung von Ausschlüssen für Schadenszenarien im Zusammenhang mit Massenvernichtungswaffen, wie in Kriegs-Kasko seit
einigen Jahren üblich, war bislang nicht zu
verzeichnen. Im Rahmen der VVG-Reform
wirken sich Änderungen der allgemeinen, für
alle Versicherungszweige geltenden Vorschriften und der Bestimmungen zur Pflichtversicherung auch auf die Luftfahrtversicherung
aus. Die vom Referentenentwurf ursprünglich
vorgesehene Erstreckung der besonderen Regelungen zur Transportversicherung auf die
Luftfahrtkasko- und Luftgüterversicherung
wurde jedoch gestrichen.
Der Aufschwung in der Luftfahrtbranche hält
auch im Berichtszeitraum an, wovon weltweit
steigende Passagierzahlen und gefüllte Auftragsbücher der Hersteller zeugen. Nach der
Statistik der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) ist die Zahl der weltweit
beförderten Passagiere 2006 um gut 5 Prozent
von 2,022 auf 2,128 Milliarden Passagiere
gestiegen. Gegenüber 2000 mit damals
1,672 Milliarden beförderter Passagiere beträgt der Anstieg 27 Prozent. Im Frachtverkehr
betrug die Steigerung der beförderten Tonnage 4,9 Prozent gegenüber 2005 und 30 Prozent gegenüber 2000. Die weltweite Verkehrsflugzeugflotte zählte im August 2007
26 200 Stück (2,4 Prozent über dem Vergleichszeitraum 2006), wovon allein 15 500
auf die beiden größten Hersteller Boeing und
Airbus entfallen. Auf diese beiden Gesellschaften entfallen auch über 80 Prozent der
sich auf fast 6 000 Flugzeuge belaufenden
ausstehenden Bestellungen. Stärkster Wachstumsmarkt ist Asien. Die Anzahl der in
Deutschland zugelassenen Luftfahrzeuge lag
2006 mit 20 865 um 158 Stück über der des
Vorjahres (20 707).
Die positive Schadenentwicklung der vergangenen Jahre hat sich auch in 2006 fortgesetzt.
Im Airlinebereich liegt der weltweite Schadenaufwand weiterhin knapp unter dem 5-jährigen Durchschnitt. Weltweit verunglückten im
zivilen Passagierverkehr 27 Verkehrsflugzeuge
mit 888 Todesfällen. Die Unfallrate liegt damit
ebenfalls unter dem mehrjährigen Durchschnitt. In Deutschland (und durch in
Deutschland zugelassene Luftfahrzeuge im
Ausland) ereigneten sich 2006 gemäß der offiziellen Flugunfallstatistik in allen Luftfahrzeugklassen insgesamt 255 Unfälle (Vorjahr:
266) mit 67 Todesopfern (Vorjahr: 47).
116 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
Nuklearversicherung
Nuklearversicherung in Zahlen
Jahr
1970
1980
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
verdiente
Beiträge
f.e.R.1)
NettoVersicherungs-Kapazität2)
Mio. EUR
Mio. EUR
Sach
Haftpflicht
Aufwendungen für
Versicherungsfälle f.e.R.
Mio. EUR
2,2
21,0
76,4
72,2
67,8
71,5
77,6
63,0
56,4
53,0
50,5
38,9
39,5
31,9
28,9
27,8
25,0
26,9
30,0
26,0 3)
40
138
264
283
301
326
344
344
374
374
374
425
414
412
394
266
248
228
226
227
18
75
94
94
94
94
96
96
96
96
96
119
117
116
125
139
133
146
162
168
0,1
11,6
2,2
1,6
6,6
1,9
9,7
2,6
1,0
8,1
21,0
– 3,9
0,0
7,1
– 1,4
3,5
6,9
11,5
2,9
1,0 4)
1) ausschließlich Beiträge aus dem indirekten In- und Auslandsgeschäft, 2) Inlandskapazitäten, 3) geschätzt, 4) nach den bisher vorliegenden Schadenmeldungen (Stand: Anfang September 2006) – Quelle:
Deutsche Kernreaktor-Versicherungsgemeinschaft (DKVG).
Im Jahr 2007 ereigneten sich bis Ende August
3 Unfälle von Passagierflugzeugen mit jeweils
mehr als 100 Todesopfern. Das bislang
schwerste Unglück des Jahres ereignete sich
am 17. Juli, als eine Airbus A 320-233 auf dem
Flughafen Sao Paulo in Brasilien beim Landeanflug in ein Gebäude rutschte, offenbar
wegen einer defekten Schubumkehr einer
Turbine. Alle 140 Insassen kamen ums Leben.
Die 1957 gegründete Deutschen KernreaktorVersicherungsgemeinschaft (DKVG) feierte
am 14. Mai 2007 ihr 50-jähriges Jubiläum. Bei
ihrer Gründung bestand die DKVG aus 79 Gesellschaften, in den 80er Jahren sogar aus
über 110 Gesellschaften, und heute zählt sie
38 Gesellschaften.
Die DKVG zeichnet weltweit Nuklearrisiken
als Rückversicherer für Rechnung der Gesellschafter. Für in der Bundesrepublik Deutschland gelegene Kernanlagen erfolgt die Erstversicherung vorwiegend durch Mitgliedsunternehmen in Mitversicherungskonsortien,
die ihren Geschäftsanteil jeweils vollständig
in die DKVG einbringen. Das Auslandsgeschäft
erhält die DKVG direkt von den jeweiligen
nationalen Nuklearpools.
Generell bietet die DKVG Versicherungsschutz
für:
■ Sachschäden (vor allem aus Kernenergieund Feuerrisiken) einschließlich der Kosten
für Dekontamination und Aufräumung sowie für Betriebsunterbrechungsschäden als
Folge versicherter Sachschäden von Anlagen des Kernbrennstoffkreislaufs (vor allem
Kernkraftwerke) sowie von Einrichtungen
und Vorräten einschließlich der Ausgangsund Brennstoffe, die zu solchen Anlagen
gehören.
■ Haftpflichtschäden der gesetzlichen Haftpflicht aus der Errichtung und dem Betrieb
von Anlagen des Kernbrennstoffkreislaufs
sowie dem Transport der damit verbundenen Kernbrennstoffe und sonstigen radioaktiven Stoffe.
JAHRBUCH 2007 117
Beitrags- und Kapazitätsentwicklung 2007
Die DKVG erwartet für 2007 einen Rückgang
im Prämienaufkommen um brutto 3,9 Millionen Euro auf 31,4 Millionen Euro und um
4,0 Millionen Euro auf 26,0 Millionen Euro
f. e. R. Allein die um 10 Prozent bzw. um 11 Prozent schwächeren Kurse von Dollar und Yen
werden die Prämien in Brasilien, China, Japan,
Mexiko, Südafrika, Taiwan und den USA um
insgesamt 1 Millionen Euro niedriger ausfallen lassen. Weiterhin wirkt sich aus, dass die
DKVG ihre Sachversicherungsengagements in
Großbritannien, Kanada, Südafrika aus unterschiedlichen Gründen aufgegeben hat und
sich dies in 2007 erstmals vollumfänglich auswirkt (Versicherungsjahr ist nicht gleich dem
Kalenderjahr). Mehrprämie kommt aus Spanien durch die Erhöhung der Deckungsvorsorge auf 700 Millionen Euro, Inbetriebnahme
neuer Blöcke in China und Rumänien.
Japan: Am 16. Juli 2007 kam es zu einem Erdbeben der Stärke 6,6 auf der Richterskala, das
Schäden am größten japanischen KKW Kashiwazaki Kariwa anrichtete. Auf dem Betriebsgelände befinden sich 6 Blöcke mit einer Gesamtkapazität von 8 212 MW. Die DKVG ist
an der Sach- und Haftpflichtpolice beteiligt.
Allerdings sind sowohl in der Haftpflicht- als
auch in der Sachversicherung Erdbeben und
die sich daraus ergebenen Folgeschäden von
der Deckung ausgeschlossen. Die gesamte
Anlage war bis Mitte September noch nicht
wieder in Betrieb genommen worden.
Die Kapazitäten blieben weitgehend konstant, wobei für die Haftpflichtversicherung
ein Zuwachs von rund 4 Prozent zu verzeichnen war, was angesichts steigender Deckungssummen bedarfskonform ist. Demgegenüber sind die Versicherungssummen in
der Sachversicherung tendenziell rückläufig,
so dass, angesichts starker Captivepräsenz,
die von den Pools nachgefragte Kapazität
abnimmt.
Schäden
Mit Ausnahme eines Maschinenbruchschadens in China (KKW Ling Ao) am 8. März 2007
sind bisher keine weiteren nennenswerte
Schäden mitgeteilt worden. Eine Schadenschätzung liegt der bisher nicht vor.
Entwicklungen im In- und Ausland
Deutschland: Am 28. Juni 2007 ist es sowohl
im KKW Brunsbüttel als auch im KKW Krümmel
zu Sachschäden gekommen, die allerdings
nicht im kausalen Zusammenhang stehen.
Die DKVG ist an der Sachversicherung nicht
beteiligt. Die Abschaltung der Anlagen dauerte Mitte September noch an.
Spanien: Am 2. August 2007 kam es zu einem
Trafobrand im KKW Cofrentes. Die Schadenhöhe wird auf 3–5 Millionen Euro geschätzt.
Die DKVG ist wegen unzureichender Prämien
nicht mehr am spanischen Sachgeschäft beteiligt.
118 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
Rückblick auf 2006
Die DKVG buchte 2006 eine Brutto-Beitragseinnahme von 35,3 (Vorjahr: 32,8) Millionen
Euro und eine Beitragseinnahme für eigene
Rechnung (f. e. R.) von 30,0 (Vorjahr: 26,9) Millionen Euro.
Von der Einnahme f. e. R. entfielen:
■ auf das inländische Sachgeschäft 0,8
(Vorjahr: 0,6) Millionen Euro oder 2,6
(Vorjahr: 2,1) Prozent,
■ auf das inländische Haftpflichtgeschäft 7,8
(Vorjahr: 6,9) Millionen Euro oder 26,0
(Vorjahr: 25,9) Prozent,
■ auf das ausländische Sachgeschäft 10,8
(Vorjahr: 9,4) Millionen Euro oder 35,9
(Vorjahr: 34,9) Prozent,
■ auf das ausländische Haftpflichtgeschäft 10,6 (Vorjahr: 10,0) Millionen
Euro oder 35,5 (Vorjahr: 37,1) Prozent.
Das Auslandsgeschäft profitierte 2006 vom
Kursanstieg des US Dollar, der gegenüber dem
Euro knapp 15 Prozent an Wert gewann. Weiterhin konnte das Auslandsgeschäft zulegen
durch den Abschluss zweier neuer Sach- und
Haftpflichtverträge in China, durch Prämienerhöhung der Sachversicherung in Mexiko
und durch Buchungsverschiebungen. Prämieneinbußen resultierten aus der Aufgabe von
Beteiligungen in Kanada, Großbritannien und
der Slowakei sowie durch Anteilsreduzierungen im Sachgeschäft der USA und Ungarn. Der
Zuwachs im inländischen Sachgeschäft ist auf
den Abschluss von 2 neuen Exzessdeckungen
zurückzuführen.
Die Aufwendungen für Versicherungsfälle
f. e. R. beliefen sich auf 2,9 Millionen Euro. Es
gab keine nennenswerten Geschäftjahresschäden, wohl aber Abwicklungsverluste von
3,2 Millionen Euro allein aus dem US-Haftpflichtgeschäft, die aber keine liquiden Auswirkungen haben, da sie zu einer entsprechenden Reduzierung der Rückstellung für
Beitragsrückerstattung führen. Andererseits
gab es in der Sachversicherung Abwicklungsgewinne in Höhe von 0,4 Millionen Euro zu
verzeichnen, die vor allem auf die Verkürzung
eines Betriebsunterbrechungsschadens im
südafrikanischen KKW Koeberg zurückzuführen ist durch die Verfügbarkeit eines Ersatzgenerators aus Frankreich.
Damit ergab sich für 2006 eine Schadenquote
f. e. R. von 9,7 Prozent (Vorjahr: 43,0 Prozent).
Die Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb f. e. R. summierten sich auf 5,9 Millionen
Euro (Vorjahr 3,7 Millionen Euro). Davon entfielen 1,9 (Vorjahr: 2,0) Millionen Euro auf Provisionen und 4,0 (Vorjahr: 1,7) Millionen Euro
auf sonstige Aufwendungen. Die erhebliche
Steigerung ist bedingt durch die Aufwendungen für betriebliche Altersversorgung, die sich
auf 2,4 Millionen (Vorjahr 0,1 Millionen) Euro
beliefen. Gemäß eines Beschlusses der Gesellschafterversammlung sollten die Pensionsrückstellungen aufgelöst und auf einen externen Versorgungsträger übertragen werden.
Dadurch sind außerordentliche Mehrkosten
entstanden, die den Kostensatz einmalig auf
20 Prozent (Vorjahr: 13,2) Prozent haben ansteigen lassen.
Der Jahresabschluss 2006 weist einen Jahresüberschuss von 23,2 Millionen (Vorjahr: 11,3
Millionen) Euro aus.
JAHRBUCH 2007 119
Insolvenzsicherung
Aufgabe des Pensions-Sicherungs-Vereins
(PSVaG) ist es, Mitarbeitern und Rentnern von
Unternehmen, über deren Vermögen oder
Nachlass das Insolvenzverfahren eröffnet
worden ist, die gesetzlich unverfallbaren
Anwartschaften und die laufenden Renten zu
sichern. Der PSVaG nahm am 1. Januar 1975
die Geschäftstätigkeit auf. Grundlage seiner
Tätigkeit ist das Gesetz zur Verbesserung der
betrieblichen Altersversorgung (BetrAVG), wonach der PSVaG auch mit öffentlich-rechtlicher Beitragshoheit ausgestattet ist. Die Versicherung springt nach Insolvenz des Arbeitgebers ein, wenn Arbeitnehmer bereits eine
Betriebsrente beziehen oder eine gesetzlich
unverfallbare Anwartschaft darauf haben.
Insolvenzschutz besteht bei den Durchführungswegen der betrieblichen Altersversorgung, bei denen im Fall der Insolvenz des Arbeitgebers die Erfüllung der Ansprüche der
Versorgungsberechtigten gefährdet ist. Dazu
gehört die unmittelbare Versorgungszusage,
die Zusage über eine Unterstützungskasse,
die Zusage über einen Pensionsfonds sowie in
bestimmten Fällen die Zusage über eine Direktversicherung, das heißt, wenn nur ein
widerrufliches Bezugsrecht besteht oder bei
unwiderruflichem Bezugsrecht die Ansprüche
aus dem Versicherungsvertrag abgetreten,
verpfändet oder beliehen sind.
Eine gesetzlich unverfallbare Anwartschaft
liegt nach Änderung des Betriebsrentenrechts
durch das Altersvermögensgesetz (AvmG)
nun immer dann vor, wenn der Beschäftigte
eines Mitgliedsunternehmens über 30 Jahre
alt ist und ihm die betriebliche Versorgung
wenigstens fünf Jahre vorher zugesagt wurde.
Pensions-Sicherungs-Verein in Zahlen
Grunddaten zum Pensions-Sicherungs-Verein
Jahr
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
1997–2006
Mitgliedsfirmen
Beitragsvolumen
Sicherungsfälle
Schadenvolumen
gemeldete
Versorgungsberechtigte1)
Anzahl
31.Dezember
Mio. EUR
Anzahl
Mio. EUR
Anzahl
39 233
39 737
39 774
39 778
39 893
40 643
45 858
53 102
59 636
64 696
–
483
224
530
440
546
1 017
1 036
882
1 238
826
7 222
406
399
394
442
479
705
726
753
714
517
5 535
423
388
611
548
614
1 481
877
761
1 234
792
7 729
27 825
27 796
46 731
33 365
35 737
85 261
54 923
36 373
58 548
26 930
433 489
1) im jeweiligen Jahr neu gemeldete Versorgungsempfänger und Anwärter mit unverfallbaren Anwartschaften, für deren Betriebsrenten der PSVaG aufgrund der Insolvenz des Arbeitgebers ganz oder zum
Teil aufkommen muss.
Die Neuregelung gilt für Zusagen, die nach
dem 31. Dezember 2000 erteilt wurden. Für
die Unverfallbarkeit von Anwartschaften aus
älteren Zusagen gibt es Übergangsregelungen. Diese wurden spätestens am 1. Januar
2006 unverfallbar.
Für ab 2001 erteilte Neuzusagen, die vom
Arbeitnehmer finanziert werden (Entgeltumwandlung), gelten Sonderregelungen.
Zum einen sind diese sofort unverfallbar, also
ohne Mindestalter oder Mindestzusagedauer.
Zum anderen gelten Besonderheiten im Hinblick auf einen (teilweisen) sofortigen Insolvenzschutz, der bei zeitlich früher erteilten
Entgeltumwandlungszusagen und bei allen
arbeitgeberfinanzierten Zusagen erst vorliegt,
wenn seit der Zusage zwei Jahre vergangen
sind (Schutz des PSVaG vor missbräuchlicher
Inanspruchnahme).
120 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
Die Mittel für die Durchführung der Insolvenzsicherung werden aufgrund öffentlich-rechtlicher Verpflichtung durch Beiträge der versicherungspflichtigen Arbeitgeber aufgebracht.
2006 wurde das bis dahin geltende Rentenwertumlageverfahren in ein Kapitaldeckungsverfahren umgestellt. Durch die Beiträge wird
der Barwert der im laufenden Kalenderjahr
entstehenden Ansprüche auf Leistungen und
für die zu sichernden Anwartschaften der Unterschiedsbetrag der Barwerte am Ende des
laufenden und des vorherigen Kalenderjahres
gedeckt. Der von Jahr zu Jahr unterschiedliche
Schadenverlauf bewirkt grundsätzlich eine Erhöhung oder Ermäßigung des Beitragssatzes.
Der Barwert der bis zum 31. Dezember 2005
aufgrund eingetretener Insolvenzen noch zu
sichernden Anwartschaften (sogenannte „Altlast“) wurde im Januar 2007 mittels Einmalbeitragsbescheid auf die beitragspflichtigen
Arbeitgeber auf Basis ihrer Beitragsbemessungsgrundlage 2005 umgelegt.
Beitragssatz schwankt
In den bisher 32 Geschäftsjahren des PSVaG
lag der durchschnittliche Beitragssatz bei
rund 2,6 Promille der Beitragsbemessungsgrundlagen. 2006 betrug er aufgrund eines
spürbaren Rückgangs der Schadenentwicklung 3,1 nach 4,9 Promille im Jahr zuvor. Derzeit sind rund 64 700 Arbeitgeber beim PSVaG
beitragspflichtig. Monatlich werden Renten in
Höhe von rund 57,1 Millionen Euro an rund
448 000 Rentenempfänger als betroffene Versorgungsberechtigte aus rund 11 500 Insolvenzen seit 1975 ausgezahlt.
Insgesamt stehen rund 9,6 Millionen Versorgungsberechtigte, davon 3,8 Millionen Empfänger von Betriebsrenten und 5,8 Millionen
Arbeitnehmer mit unverfallbaren Anwartschaften, unter Insolvenzschutz (2006). Der
Kapitalwert dieser Versorgungsverpflichtungen in Form der Beitragsbemessungsgrundlage beläuft sich auf rund 264 Milliarden Euro.
Bedeutung für Arbeitnehmer und Arbeitgeber
Die Insolvenzsicherung der betrieblichen Altersversorgung hat nicht nur für die betroffenen Versorgungsberechtigten eine erhebliche
Bedeutung, sondern in finanzpolitischer Hinsicht auch für die Unternehmen. Nur durch
die Insolvenzsicherung konnte das historisch
gewachsene freiheitliche System der betrieblichen Altersversorgung in Deutschland erhalten bleiben. Es ermöglicht dem Arbeitgeber,
die für die Erfüllung von Versorgungszusagen
angesammelten Deckungskapitalien im eigenen Unternehmen zu investieren.
In den letzten zehn Jahren, von 1997 bis einschließlich 2006, wurden aufgrund von rund
5 500 Insolvenzen rund 433 500 versorgungsberechtigte Rentner und Anwärter mit einer
unverfallbaren Anwartschaft nach der Insolvenz ihrer Arbeitgeber vom PSVaG gesichert.
Das Schadenvolumen erreichte in dieser Zeit
rund 7,7 Milliarden Euro.
Auch für die neuen Bundesländer zuständig
Seit dem 1. Januar 1992 ist der PSVaG auch in
den neuen Bundesländern für die Insolvenzsicherung der betrieblichen Altersversorgung
zuständig. Da das Betriebsrentengesetz jedoch erst ab diesem Zeitpunkt in den neuen
Bundesländern in Kraft getreten ist und es
nach dem Wortlaut des Einigungsvertrages in
Ostdeutschland nur auf nach dem 31. Dezem-
JAHRBUCH 2007 121
ber 1991 erteilte Zusagen Anwendung findet,
entwickeln sich hieraus nur allmählich insolvenzsicherungspflichtige Tatbestände mit
entsprechender Melde- und Beitragszahlungspflicht.
Übernahme der Insolvenzsicherung in
Luxemburg
Der PSVaG hat ab dem Jahr 2002 auch die
Insolvenzsicherung der betrieblichen Altersversorgung im Großherzogtum Luxemburg
übernommen. Diese Aufgabenerweiterung
des PSVaG basiert auf dem Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und
dem Großherzogtum Luxemburg über Zusammenarbeit im Bereich der Insolvenzsicherung
betrieblicher Altersversorgung vom 22. September 2000.
Rückblick auf 2006
Das Schadenvolumen belief sich 2006 auf
rund 791 Millionen Euro nach 1 234 Millionen
Euro im Vorjahr (minus 35,9 Prozent). Aus 517
(Vorjahr: 714) Insolvenzen waren 13 838
(Vorjahr: 29 296) Versorgungsempfänger mit
einer Durchschnittsrente von monatlich 143
(2005: 174) Euro sowie 13 092 (Vorjahr:
29 252) Arbeitnehmer mit unverfallbarer
Anwartschaft zu sichern. Insgesamt handelte
es sich um 26 930 (2005: 58 548) Versorgungsberechtigte.
Das Beitragsaufkommen des PSVaG ging 2006
zurück auf rund 826 (2005: 1 238) Millionen
Euro (minus 33,3 Prozent). Die erforderlichen
Beiträge waren zu beziehen auf die von den
Mitgliedern gemeldete Beitragsbemessungsgrundlage von 264 (2005: 251) Milliarden
Euro. Daraus errechnete sich ein Beitragssatz
von 3,1 (2005: 4,9) Promille.
Die größten Zweige der Rückversicherung
Verdientes Beitragsaufkommen, Schadenquote und versicherungstechnisches Ergebnis 2005
Brutto-Beiträge
professioneller
Rückversicherer
Lebensversicherung
Krankenversicherung
Allgemeine Unfallversicherung
Allgemeine Haftpflichtversicherung
Kraftfahrtversicherung
Luft- und Raumfahrtversicherung
Feuerversicherung
Transportversicherung
Kredit- und Kautionsversicherung
Luft- und Raumfahrt-Haftpflicht
Sonstige Sachversicherung
Sonstige Schadenversicherung
insgesamt
2005
Mrd. EUR
Anteil
in Prozent
12,044
1,636
1,868
4,840
6,440
1,382
7,057
1,850
1,224
0,727
5,353
0,958
45,381
26,5
3,6
4,1
10,7
14,2
3,0
15,6
4,1
2,7
1,6
11,8
2,1
100,0
Schadenquote1)
Versicherungstechnisches
Ergebnis2)
2005
Brutto in Prozent
55,7
72,3
105,9
90,5
72,0
56,5
86,9
112,2
29,7
34,2
78,3
63,3
73,3
4,6
– 1,5
– 53,5
– 20,0
4,3
25,1
– 14,0
– 38,4
30,8
48,4
– 8,6
2,6
– 4,9
1) Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle im Geschäftsjahr in Relation zu den verdienten BruttoBeiträgen, 2) versicherungstechnisches Brutto-Ergebnis in Relation zu den verdienten Brutto-Beiträgen
– Quelle: BaFin.
Rückversicherung
Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind mit einem sich zwar graduell abschwächenden, aber gleichwohl noch kräftigen weltweiten Wachstumstempo ein anhaltend begünstigender Faktor für die Entwicklung der Versicherungswirtschaft. Tendenziell
steigen weltweit die Risiken aus Naturgefahren
und durch menschliche Aktivität. Die Nachfrage nach Risikoschutz bleibt hoch, allerdings
steigen zum Teil die Selbstbehalte der Erstversicherer weiter an. Alles in allem sind Preise
und Bedingungen im Rückversicherungsgeschäft weiterhin auf risikoadäquatem Niveau,
das Marktumfeld wird tendenziell jedoch
schwieriger.
122 JAHRBUCH 2007
VERSICHERUNGSZWEIGE UND -ARTEN
Schäden und Betriebskosten in der Rückversicherung
Schadenaufwand sowie Schaden- und Kostenquote
der Rückversicherungsunternehmen
Jahr
1990/1991
1991/1992
1992/1993
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
BruttoSchadenaufwand
BruttoSchadenquote1)
Betriebsaufwendungsquote2)
Mrd. EUR
in Prozent
in Prozent
14,863
15,894
17,736
19,071
18,874
17,996
18,513
20,216
22,155
28,531
28,349
40,508
37,997
31,142
28,442
33,285
78,3
74,0
73,5
68,5
66,7
63,1
63,2
63,4
69,2
80,7
72,1
92,2
71,0
60,6
60,3
73,3
29,1
29,4
27,9
26,7
26,8
26,4
27,3
28,4
28,7
29,8
30,8
30,2
27,3
27,2
27,4
28,5
1) Anteil der Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle im Geschäftsjahr an den verdienten BruttoBeiträgen, 2) Anteil der Brutto-Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb an den verdienten BruttoBeiträgen – Quelle: BaFin.
In Deutschland wächst die Versicherungswirtschaft trotz der verbesserten gesamtwirtschaftlichen Entwicklung im weltweiten Vergleich weiterhin nur unterdurchschnittlich,
wozu in der Schaden- und Unfallversicherung
die derzeitige Lage im Versicherungszyklus beiträgt. Dennoch sollte mittel- bis langfristig das
Konzept der privaten Eigenvorsorge stärker in
den Vordergrund treten und damit das Wachstum der Lebens- und Krankenversicherung begünstigen – nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen Industrieländern.
Für die zukünftige Entwicklung der Versicherungsindustrie wird es darauf ankommen, die
Kapazitäten auch weiterhin nur zu Preisen und
Bedingungen anzubieten, die dauerhaft – also
über den Marktzyklus hinweg – risikoadäquat
sind. Eine derartige Preis- und Bedingungsgestaltung ist langfristig notwendig, damit die
Assekuranz ihre gesamtwirtschaftliche Funktion, Risiken finanziell abzusichern, wahrnehmen kann. Das geplante neue europäische
Aufsichtssystem Solvency II mit seinen stärker
risikobasierten Kapitalanforderungen und erweiterten Transparenzerfordernissen wird
hier zur Stabilität der europäischen Versicherungswirtschaft und damit letztlich auch zum
Schutz der Versicherungsnehmer beitragen.
Rückblick auf 2006
Die globalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Assekuranz blieben 2006 überwiegend günstig. Trotz weiterhin bestehender
Belastungen durch den hohen Ölpreis konnte
die Weltwirtschaft ihren Expansionskurs sogar mit leicht erhöhtem Tempo im Vergleich
zum Vorjahr fortsetzen.
Die Konjunkturentwicklung in Deutschland
verlief 2006 deutlich dynamischer und wurde
im Unterschied zu den Vorjahren nicht mehr
nur von den Exporten und damit von der globalen Wachstumsdynamik getragen, auch der
private Konsum leistete wieder einen stärker
positiven Beitrag zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum. Dabei spielte auch eine Rolle,
dass der Aufschwung inzwischen auch den
Arbeitsmarkt erreicht hat.
Entwicklung der Rückversicherungswirtschaft
Die robuste globale Konjunktur begünstigte
weiterhin das Prämienwachstum auf den
meisten Versicherungsmärkten. In der Schaden- und Unfallversicherung wurde diese
Dynamik allerdings durch zyklisch bedingte
Ratenrückgänge teilweise gedämpft.
Bei der Marktentwicklung der Lebens- und
Krankenversicherung spielten auch Verände-
JAHRBUCH 2007 123
rungen im rechtlichen und steuerlichen Umfeld eine Rolle. Risikoadäquate Preise zu erzielen stand auf den Versicherungsmärkten
auch im Jahr 2006 im Vordergrund. Bei den
Erneuerungen in der Rückversicherung zu Jahresbeginn sowie zum 1. April und zum 1. Juli
wurde wiederum offensichtlich, dass für die
meisten Marktteilnehmer selektives und ertragsorientiertes Underwriting Priorität hat.
Die Kapitalbasis der Erst- und Rückversicherer
verbesserte sich weltweit und die Wettbewerbsintensität nahm zu, nicht zuletzt weil
die ansehnlichen versicherungstechnischen
Ergebnisse 2006 nicht von größeren Naturkatastrophen geschmälert wurden.
Schaden- und Unfallrückversicherung
Die Schaden- und Unfallrückversicherung war
in 2006 von zwei Themen geprägt: dem
außergewöhnlich günstigen Schadenverlauf
in naturgefahrenexponierten Versicherungssparten und der Entwicklung von Preisen und
Konditionen nach den schweren Naturkatastrophen des Jahres 2005.
Bei den Erneuerungsverhandlungen im Jahr
2006 zeigten sich die Rückversicherungsmärkte nach wie vor in stabiler Verfassung.
Die enormen Schäden der Vorjahre – vor allem
in den naturgefahrenexponierten Sparten –
schärften das Risikobewusstsein der Marktteilnehmer deutlich und führten dazu, dass
Schadenpotenziale realistischer eingeschätzt
werden. In der Sachversicherung war die Entwicklung zweigeteilt: während schadenbelastete Marktsegmente zum Teil deutliche
Preissteigerungen sahen, nahm der Druck auf
die Beiträge in Segmenten mit günstigem
Schadenverlauf zu. In der Haftpflichtversicherung blieb das Preisgefüge meist auf gutem
Niveau stabil. In der Kredit- und Luftfahrtversi-
cherung kam es aufgrund der guten Ergebnisse der letzten Jahre, in denen extrem schadenträchtige Ereignisse ausgeblieben waren,
zu Preisdruck und erhöhten Selbstbehalten.
Die Tendenz der vergangenen Jahre zu häufigeren extremen Wetterereignissen setzte sich
2006 nicht fort. Nach den Rekordschäden der
Jahre 2004 und 2005 war das Jahr 2006 durch
das Ausbleiben großer Naturkatastrophen gekennzeichnet. Gleichwohl bieten sowohl der
längerfristige historische Trend als auch die
mutmaßlichen Konsequenzen des Klimawandels deutliche Anzeichen dafür, dass sich die
Exponierung der Versicherungsbranche gegenüber Naturgefahrenrisiken immer mehr erhöht.
Leben- und Krankenrückversicherung
Wachstumsimpulse für die Lebensversicherung setzte weiterhin der langfristige Trend zu
vermehrt privater Altersvorsorge. Da die Gesellschaft weltweit altert, geraten die staatlichen sozialen Sicherungssysteme zunehmend
unter Druck, sodass die private Lebensversicherung insgesamt stärker wächst als die
Wirtschaft als Ganzes.
Auch bei den staatlichen Gesundheitssystemen ist ein langfristiger und globaler Trend
zur Liberalisierung zu beobachten, da sie in
vielen Ländern unter einer angespannten finanziellen Situation leiden. Hiervon konnte
die Krankenrückversicherung abermals profitieren. Die weiter zunehmende Bedeutung
der Gesundheitsversorgung sowie die Liberalisierungs- und Privatisierungstendenzen in
Gesundheitssystemen bergen auch für die Zukunft Wachstumspotenziale. Dies gilt nicht
nur in den etablierten Märkten der Industriestaaten, sondern insbesondere auch in aufstrebenden Volkswirtschaften wie Indien und
China.
124 | 125
JAHRBUCH 2007
Der GDV und seine Mitglieder
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mit Sitz in Berlin ist die
Dachorganisation der privaten Versicherer in Deutschland. Seine 452 Mitgliedsunternehmen
mit rund 226 000 Beschäftigten und Auszubildenden bieten durch rund 431 Millionen
Versicherungsverträge umfassenden Risikoschutz und Vorsorge sowohl für die privaten
Haushalte wie für Industrie, Gewerbe und öffentliche Einrichtungen. Als Risikoträger und
bedeutender Kapitalgeber (Kapitalanlagebestand 1 112 Milliarden Euro) haben die privaten
Versicherungsunternehmen auch eine herausragende Bedeutung für Investitionen,
Wachstum und Beschäftigung in der deutschen Volkswirtschaft.
126 JAHRBUCH 2007
DER GDV UND SEINE MITGLIEDER
Dem GDV gehören neben dem Verband der
privaten Krankenversicherung (PKV-Verband)
452 Mitgliedsunternehmen an, davon 45
Zweigniederlassungen ausländischer Versicherungsunternehmen und 12 Versicherer
mit Sitz im Ausland. Von den 395 deutschen
Mitgliedsunternehmen sind 290 Aktiengesellschaften, 82 Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit, 19 Anstalten bzw. Körperschaften
des öffentlichen Rechts, zwei GmbHs, ein
eingetragener Verein und der Verband öffentlicher Versicherer. Der GDV ist mit dem
Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland (agv) Träger des
Berufsbildungswerks der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.
Der GDV bündelt und vertritt die Positionen
der deutschen Versicherungswirtschaft gegenüber der Gesellschaft, der Politik, der Wirtschaft, den Medien und der Wissenschaft. Er
setzt sich für ordnungspolitische Rahmenbedingungen ein, die den Versicherern die optimale Erfüllung ihrer Aufgaben ermöglichen.
Zugleich ist der Verband sachkundiger Ansprechpartner für alle die Versicherungswirtschaft betreffenden Fachfragen und steht der
Öffentlichkeit mit seinem Fundus an Erfahrungen und Kenntnissen zur Verfügung. Der
GDV informiert und unterstützt als Dienstleister seine Mitgliedsunternehmen, nimmt
branchenrelevante politische und gesellschaftliche Entwicklungen auf und erarbeitet
proaktiv Lösungsvorschläge.
Neben den spartenbezogenen Kernbereichen
der Lebens- sowie der Schaden- und Unfallversicherung decken zahlreiche übergreifende
Querschnittsthemen das breite Arbeitsspektrum des GDV ab. Zu seinen Kompetenzfeldern gehören: Betriebs- und Volkswirtschaft,
Politik, Internationale Beziehungen, Recht,
Vertrieb, Statistik und Versicherungsmathematik, Informationstechnologie, Kriminalitätsbekämpfung, Risikomanagement, Rechnungslegung, Steuern, Kapitalanlagen, Kraftfahrttechnik, Transport, Schadenverhütung
und Unfallforschung sowie die Öffentlichkeitsarbeit mit dem Informationszentrum der
deutschen Versicherer.
Der GDV bringt das Fachwissen seiner Experten, Ausschüsse und Gremien auf allen
Ebenen in den gesellschaftlichen Diskurs ein.
Viele Berührungspunkte bestehen dabei zu
den anderen Spitzenverbänden der deutschen
Wirtschaft, mit denen der Gesamtverband
eng zusammenarbeitet. Der GDV unterhält in
Brüssel ein Europabüro und vertritt die deutsche Versicherungswirtschaft im Commité
Européen des Assurances (CEA), dem europäischen Versicherungsverband, mit Sitz in Paris
und Brüssel. Für die Aus- und Weiterbildung
engagiert sich der GDV mit dem Berufsbildungswerk der Deutschen Versicherungswirtschaft (BWV) und der Deutschen Versicherungsakademie. Für Fragen der privaten Krankenversicherung ist der PKV-Verband mit Sitz
in Köln zuständig. Die Versicherungswirtschaft in ihrer Rolle als Arbeitgeber wird vom
Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland (agv) vertreten.
JAHRBUCH 2007 127
Der GDV, das sind auch die Menschen, die
ehrenamtlich oder hauptberuflich für die Versicherungswirtschaft eintreten. Die Vertreter
der Mitgliedsunternehmen bringen ihren
Sachverstand und ihr Praxiswissen in die
Organe, Gremien und Ausschüsse ein. Die
Organe des Verbandes in der Rechtsform eines
eingetragenen Vereins sind die Mitgliederversammlung, der Präsidialausschuss und das
Präsidium als Vorstand des GDV. Das Präsidium wählt aus seiner Mitte den Verbandspräsidenten, der seine Tätigkeit ehrenamtlich
ausübt. Seit dem 13. November 2003 ist
Dr. Bernhard Schareck Präsident des GDV.
Das Präsidium setzt sich derzeit wie folgt
zusammen (Stand Januar 2008):
– Dr. Bernhard Schareck (Präsident), Karlsruhe
– Josef Beutelmann, Wuppertal
– Dr. Nikolaus von Bomhard, München
– Dr. Friedrich Caspers, Wiesbaden
– Dr. Alexander Erdland, Stuttgart
– Dr. Jörg Frhr. Frank von Fürstenwerth, Berlin
– Rolf-Peter Hoenen, Coburg
– Dr. Frank Keuper, Köln
– Dietmar Meister, Aachen
– Dr. Torsten Oletzky, Düsseldorf
– Dr. Robert Pohlhausen, Hannover
– Dr. Gerhard Rupprecht, Stuttgart
– Reinhold Schulte, Dortmund
– Dr. Heiko Winkler, Münster
– Dr. Maximilian Zimmerer, Stuttgart
Der GDV-Geschäftsführung obliegt die Umsetzung der Verbandsziele, sie bereitet die
Organ- und Ausschussbeschlüsse vor und
setzt sie um. Hierfür setzen sich 328 qualifizierte und engagierte Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter ein, davon 269 in der Berliner
GDV-Zentrale.
Daneben bestehen Außenstellen in Brüssel
und Hamburg mit 5 bzw. 54 Mitarbeitern.
Bestimmte wirtschaftliche Aktivitäten des
GDV sind auf die VdS-Schadenverhütung
GmbH in Köln und die GDV-Dienstleistungs
GmbH in Hamburg ausgegliedert.
Organigramm des GDV
(Stand Oktober 2007)
JAHRBUCH 2007 129
128 JAHRBUCH 2007
Gremienstruktur
Geschäftsverteilungsplan
Präsidium
Präsidialausschuss
Hauptausschuss
Lebensversicherung/
Pensionsfonds
Fachausschüsse
Lebensversicherung/
Pensionsfonds
Ausschuss für
Mathematik
und Statistik
Sozialpolitischer
Ausschuss
Ausschuss für
Steuerfragen
der Lebensversicherung/
Pensionsfonds
Ausschuss für
Versicherungsmedizin/
Risiko- und Leistungsprüfung
Hauptgeschäftsführer
Hauptausschuss
Schadenversicherung
Zentralausschüsse
(für spartenübergreifende Themen)
Kapitalanlagenausschuss
Presseausschuss
Ausschuss
Risikomanagement
Steuerausschuss
HaftpflichtFachausschuss
Vertriebsausschuss
Fachausschuss
Kraftfahrt
Ausschuss
Volkswirtschaft
Fachausschuss
Kreditversicherung
Rechtsausschuss
VVaGAusschuss
Ausschuss für
Betriebswirtschaft und
Informationstechnologie
Ausschuss für
Mittel- und Osteuropa der
Versicherungswirtschaft
Ausschuss
Rechnungslegung/
Solvabilität
Fachausschüsse
Schadenversicherung
RechtsschutzFachausschuss
Fachausschuss
Sachversicherung
Fachausschuss
Transport
UnfallFachausschuss
Büro Präsident/Hauptgeschäftsführer
Geschäftsführer
Lebensversicherung/
Pensionsfonds
Geschäftsführer
Querschnittsbereiche
Mathematik/
Versicherungsmedizin/Produktvergleiche
Außendienstund
Maklerfragen
Sozialpolitik
Rechnungslegung
Geschäftsführer
Schaden-/
Unfallversicherung
Presse und
Information
Informationszentrum
Zukunft
„klipp + klar“
Pensionsfonds
Kapitalanlagen
Politik
Volkswirtschaft
Betriebswirtschaft/Informationstechnologie
Europabüro
Risikomanagement
Ausland/
Internationale
Organisationen
Recht
Haftpflicht- und
Kreditversicherung
Sachversicherung und Schadenverhütung
Datenschutz/
Grundsatzfragen
Kraftfahrtversicherung
Kriminalitätsbekämpfung/
Geldwäsche
Statistik und
Kfz-Technik
Deutsches Büro
Grüne Karte/
Verkehrsopferhilfe
Steuern
Unfallforschung/
Kompetenzzentrum
Sicherheit
im
Alltag
GDV
Dienstleistungs
GmbH & Co. KG
Unfall-,
Rechtsschutzund Luftfahrtversicherung
Transportversicherung
und Schadenverhütung
VdS Schadenverhütung
GmbH
Geschäftsführer
Zentralabteilungen
IT
Personal/
Verwaltung
Haushalt/
Finanz- und
Rechnungswesen/
Controlling
Publikationen
130 JAHRBUCH 2007
Beim Informationszentrum der deutschen Versicherer „ZUKUNFT klipp + klar“
sind die unten aufgeführten Broschüren unter der Hotline 0800 / 7 42 43 75 zu bestellen.
Aus der Reihe „Versicherungen klipp + klar“:
Aus der Reihe „ZUKUNFT klipp + klar“:
■ Versicherungen staatlich und privat
Sozial- und Individualversicherung
in Deutschland
■ Jetzt geht’s los
Tipps und Infos für Schulabgänger
■ Altersvorsorge und Risikoschutz
Lebensversicherung – Ihre private Vorsorge
■ Sicherheit für ein langes Leben
Die neue Rente
■ Startklar
Tipps und Infos für Uniabsolventen
■ Aufbruch
Tipps und Infos für Existenzgründer
■ Vorsorge mit staatlichen Zulagen
Die Riester-Rente
■ Lebenslauf
Tipps und Infos für Berufstätige und
Jobsuchende
■ Vorsorge mit steuerlicher Förderung
Die Basisrente
■ Zeit zu zweit
Tipps und Infos für junge Paare
■ Risikoschutz und Existenzsicherung
Die private Berufsunfähigkeitsversicherung
■ Einzelausgabe
Tipps und Infos für Singles
■ Attraktiv für Arbeitgeber und Arbeitnehmer
Die betriebliche Altersversorgung
■ Menschenskinder
Tipps und Infos für Eltern
■ Mehr Sicherheit für Betriebe und Freiberufler
Versicherungen für Selbstständige
■ Fortschritt
Tipps und Infos für Berufsaussteiger
■ Mit Sicherheit zum Eigenheim
Versicherungen für Bauherren
■ Einbruchschutz für Haus und Wohnung
Sicher ist sicher
■ Recht gehabt und auch bekommen
Im Streitfall hilft die
Rechtsschutzversicherung
■ Richtig versichert in den Urlaub
Reisen ohne Risiko
■ Gut gesichert Gutes tun
Sicherheit im Ehrenamt
■ Vorsehen statt Nachsehen
Die Unfallversicherung – Ihr Schutz für alle Fälle
■ Leichtsinn oder Missgeschick
Private Haftpflichtversicherung – für den
Schaden geradestehen
■ Gut abgesichert unterwegs
Versicherungen rund ums Auto
Bestellungen sind auch über die Websites
www.versicherungen-klippundklar.de
und www.klipp-und-klar.de möglich.
JAHRBUCH 2007 131
Neben dem
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.
„Jahrbuch 2007
Die deutsche Versicherungswirtschaft“
erscheint das
„Statistisches Taschenbuch
der Versicherungswirtschaft
2007“.
Beide Publikationen erscheinen auch
englischsprachig.
Statistisches Taschenbuch
der Versicherungswirtschaft
2007
132 JAHRBUCH 2007
PUBLIKATIONEN
GDV-Informationen aus dem Netz:
für alle
gdv.de
eigenvorsorge-report.de
für Familien, Jugend, Existenzgründer
klipp-und-klar.de
für Verbraucher
versicherungen-klippundklar.de
für den Unterricht
zukunft-klipp-und-klar.de
für Verkehrsteilnehmer
versicherung-und-verkehr.de
für Unfallbeteiligte
notfon-d.de
für Unfallforschung und Schadenverhütung
unfallforschung-der-versicherer.de
für Motorradfahrer
besser-bremsen.de
für Spediteure, Transporteure
tis-gdv.de
für die Ermittlung ausländischer Autoversicherer
zentralruf.de
für Einbruch-, Diebstahlschutz
nicht-bei-mir.de
für Haushalte
rauchmelder-lebensretter.de
FREIRÄUME
Es sind die über die Versicherer als Übernehmer von
Risiken geschaffenen Verbindungen der Versicherten
untereinander, die das Ganze mehr sein lassen als die
Summe seiner Teile: eine starke und faire Solidargemeinschaft.
Das Sicherheitsnetz einer Versichertengemeinschaft
nimmt dem Einzelnen Sorgen um die Risiken des
Alltags. Es lässt Freiräume entstehen – Freiräume,
um individuelle Zukunftschancen zu nutzen und
persönliche Ziele zu verwirklichen.
Netze in ihren vielfältigen Ausprägungen illustrieren
als Symbol für Freiräume durch Sicherheit das
GDV-Jahrbuch 2007.
Herausgeber:
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV)
Presse und Information
Wilhelmstraße 43/43G, 10117 Berlin
Telefon: (030) 20 20 51 17 / 18
Telefax: (030) 20 20 66 04
www.gdv.de
Vertrieb:
Verlag Versicherungswirtschaft GmbH
Klosestraße 22 – 24
76137 Karlsruhe
Telefon: (07 21) 35 09 0
Telefax: (07 21) 31 83 3
Bildnachweis:
Frieder Blickle, Hamburg
ISSN-0722-1118
Redaktion: Hans Geldmacher und Stephan Gelhausen
Redaktionsschluss: 16. Oktober 2007
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.
Wilhelmstraße 43/43 G, 10117 Berlin
Postfach 08 02 64, 10002 Berlin
Telefon (030) 20 20 51 17 / 18
Telefax (030) 20 20 66 04
www.gdv.de
[email protected]
Herunterladen