Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 4-1 Personalentwicklung und Management Development Mag. Stefan W. Konlechner JKU Linz, SS 2010 Stefan Konlechner 1 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 1. Veranstaltungsüberblick 1. Tag: - Administratives - Verhalten in Organisationen - Personalentwicklung i.e.S. - Kompetenzfelder, Wissen und Lernen - Trainings (vs. Beratung) - betriebliche Sozialisation 2. Tag: - Personalbeurteilung und Zielvereinbarungen - Coaching - Karriere und Laufbahn (Workshop) Stefan Konlechner 2 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 2. Zielsetzung Mit diesem Grundkurs werden wesentliche Aspekte der PE (sowie OE und TE) und Grundlagen der Intervention anwendungsorientiert vertieft. • Anwendungsorientierte Erweiterung und Reflexion des Wissens über Personalentwicklung (OPTI). • Exemplarische Behandlung einzelner Themengebiete anhand praktischer Übungen. • Aktives Lernen, Einsatz unterschiedlicher Lehrmethoden. • Erhöhung der sozialen Kompetenz. • Feedback geben und erhalten. • Selbsterfahrung und -reflexion. Stefan Konlechner 3 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 3. Leistungsbeurteilung – Überblick 1. Mitarbeit und Anwesenheit 2. Rezension eines aktuellen wissenschaftlichen Artikels - der Artikel sollte einem renommierten Journal entnommen sein (z.B. Org. Sci, Org. Stud, AMJ, AMR, ASQ, SMJ, JoM, JMSt, ICC, HBR, …) - Das Erscheinungsdatum des Artikels sollte nach Möglichkeit nicht länger als ein Jahr zurücklegen - Grober Umfang der Arbeit: ca. 1 ! - 3 Seiten pro Person (Synergieeffekte zur Seminararbeit sind erwünscht) 3. Seminararbeit - Die Seminararbeit stellt eine Gruppenarbeit dar (4-5 Personen) - Es gilt den Stand der Forschung zu einem mit dem Gebiet der PE verwandten Themenbereich aufzuarbeiten - Grober Richtwert zum Umfang der Arbeit: ca. 4 - 6 Seiten pro Person - Die Seminararbeit stellt das zentrale Beurteilungskriterium dar Stefan Konlechner 4 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 3. Leistungsbeurteilung – Verfassen einer Literature Review (1) 1. Journals als primäre Informationsquelle ! - Versuchen Sie überwiegend Journal Beiträge aus renommierten Zeitschriften als Informationsquelle zu nutzen - Abgesehen von wenigen Ausnahmen (abhängig von Thema bzw. Buch) stellen Bücher keine geeignete Grundlage dar - Nutzen Sie die bereits vorhandenen Literaturzusammenfassungen, die sich ihnen im Literaturkapitel jedes Artikels bieten - Sehen Sie sich nach bereits publizierten Literature Reviews um - Machen Sie sich mit der elektronischen Bibliothek der JKU vertraut 2. Auf Gliederung und Nachvollziehbarkeit der Argumentation achten ! - Achten Sie auf den „roten Faden“ - Legen Sie Subkapitel an, um einzelne Themenbereiche voneinander abzugrenzen und Über- und Unterordnungsrelationen herzustellen - Einzelnen Artikeln eigene Kapitel zu widmen macht nur in speziellen Situationen Sinn (Vollständigkeit, herausragende Bedeutung) Stefan Konlechner 5 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 3. Leistungsbeurteilung – Verfassen einer Literature Review (2) 3. - - - - - Auf Wissenschaftlichkeit achten ! Anleitungen zum wissenschaftlichen Arbeiten finden Sie in Kürze auf der Institutshomepage Kein Copy und Paste Sekundärzitate als solche kennzeichnen Bitte auf wikipedia verzichten Zwischen theoretischen Entwicklungen von Konzepten und empirischen Tests ebendieser unterscheiden 4. - - - So ausführlich wie nötig, so knapp wie möglich ! Der Umfang der Seminararbeit ist kein Leistungskriterium (Ausnahme: viel zu kurz) Vollständigkeit als (ideelles) Ziel (Sinnvolle) Beschränkungen auf einen bestimmten Teilbereich eines Themas sind positiv (allerdings mit dem LV Leiter abzusprechen) Stefan Konlechner 6 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 3. Leistungsbeurteilung – Themen für die Seminararbeit 1. Aktualität von Kompetenzen und Updating Behavior - Pazy (diverse Beiträge, z.B. 2004), Kozlowski/Farr (1988) 2. Team Learning - z.B. Edmondson et al. (2003) 3. Zusammenspiel individuelles-organisationales Lernen - z.B. Crossan et al. (1999), Kim (1993) 4. Personaleinführung und Sozialisation - z.B. Bauer et al. (1996), Saks/Ashforth (1997) Stefan Konlechner 7 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 3. Leistungsbeurteilung – Kriterien 1. State-of-the-field: Inhaltliche Ausführungen und verwendete Literatur - (Wie) wird die relevante Literatur entdeckt & aufgearbeitet? - Wird hochwertige Literatur verarbeitet? - Stimmt all das, was in der Arbeit geschrieben wird? 2. Gliederung & Stringenz der Argumentation - Ist die Arbeit logisch aufgebaut? - Gibt es Überleitungen, (wie) werden Schlussfolgerungen gezogen? - Diskussion der Ergebnisse und Conclusio? 3. Formales - Einheitliches Erscheinungsbild und Zitierweise Stefan Konlechner 8 8 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 4. Journals und Rankings (1) • Einzelne „Scientific Communities“ behandeln unterschiedliche Themenbereiche • Besondere Journals, Tagungen, etc. • Journals sind von unterschiedlicher Qualität • Qualitätsindikator 1: Peer-Rankings • Beispiel: VHB-Ranking - http://vhbonline.org/service/jourqual/jq2/ • Qualitätsindikator 2: Zitationen in anderen Journals (Impact-Factor) • Beispiel: SSCI-Ranking • Streitpunkt der Diskussion: Rigor versus Relevance Stefan Konlechner 9 9 10 10 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 4. Journals und Rankings (2) Stefan Konlechner Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 4. Journals und Rankings (3) Stefan Konlechner 11 11 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 5. Wie verfasse ich eine Rezension? 1. Inhaltlicher Überblick: kurze Zusammenfassung des Textes,werden bestimmte Passagen kritisiert evtl. auch wörtliche Zitate. Information darüber, wo und wann der Text erschienen ist und zu welcher Textgattung er gehört. 2. Kontextualisierung: Einordnung in den Forschungszusammenhang. An welche Diskussion knüpft die Arbeit an, aus welcher Tradition / Perspektive argumentiert der Autor. Auf welches Problem antwortet die Studie? Wo liegt der Neuigkeitswert? 3. Eigene Stellungnahme: Bezieht sich nicht auf persönliche Vorlieben, sondern auf den Sachverhalt und die Art der Darstellung. Hilfreiche Fragestellungen: - Wo liegen die Grenzen der Arbeit? - Welche Befunde sind besonders diskussionsbedürftig? - Werden die Argumente schlüssig präsentiert? - Limitationen (Grenzen) und Stärken der Arbeit? Stefan Konlechner 12 12 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management Wahrnehmung als Konstruktion Stefan Konlechner 13 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 1. „Wahr“nehmung ist beobachterabhängig (1) Stefan Konlechner 14 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 1. „Wahr“nehmung ist beobachterabhängig (2) . x Stefan Konlechner 15 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 1. „Wahr“nehmung ist beobachterabhängig (3) Wahrnehmung mit beiden Augen . x “Objektive” Wahrnehmung mit einem geschlossenen Auge . Natürlicher blinder Fleck “Konstruierte” Wirklichkeit . x “Fehlkonstruktion” Quelle: v. Förster, H. (1994): Das Konstruieren einer Wirklichkeit. In: Watzlawick, P. (Hg.): Die erfundene Wirklichkeit, München/Zürich, Piper: 39-69. Stefan Konlechner 16 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 2. Wie wirklich ist die Wirklichkeit (1) • Die Umwelt als Konstruktion • Kernaussage: Die Realität ist im direkten Weg unzugänglich. Das Gehirn bildet die Umwelt nicht ab, sondern bringt eine eigene „Wirklichkeit“ hervor. • Sinnesorgane sind „Hardware“; die Verarbeitung der Sinneseindrücke ist kulturell geprägt („Software“ bzw. „Programme“) • Verhältnis Wahrnehmungszellen : Verarbeitungszellen = 1 : 100.000 Stefan Konlechner 17 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 2. Wie wirklich ist die Wirklichkeit (2) • Konstruktivismus als Umbrella-Theorie • Neurobiologie („Blindflug“) • Kommunikationstheorie („Axiome“) • Systemtheorie („Trivialmaschine“) • Zentrales Kriterium: Nicht Wirklichkeit, sondern Viabilität (Gangbarkeit) • „Match“ (naturgetreue Abbildung) vs. „fit“ (Passung) • Verlust an Viabilität durch relevante Störungen (Perturbationen) führen zu Rekonstruktionen • Soziale Konstruktionen. Unser Referenzrahmen bestimmt ... • Grundannahmen über Zeit und Raum • Werte und Verhaltensnormen • Urteile und Bewertungen Stefan Konlechner 18 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 2. Wie wirklich ist die Wirklichkeit (3) • Wirklichkeit 1. Ordnung vs. Wirklichkeit 2. Ordnung • Wirklichkeit 1. Ordnung ist messbar und beweisbar (z.B. physische Eigenschaften von Perlen, Gold, etc.) • Wirklichkeit 2. Ordnung umfasst den subjektiven Wert, der Objekten zugeschrieben wird (Wert von Perlen? Wert von Gold?) • Attribution und Wahrnehmungsverzerrungen als Konstruktionskonsequenzen • Attribution = Zuschreibung • Fundamentaler Attributionsfehler, bezeichnet die Tendenz von Beobachtern, dispositionale Faktoren (z.B. Eigenschaften) zu überschätzen und situative Faktoren (Umwektbedingungen) zu unterschätzen • Pygmalion-Effekt / self-fulfilling prophecy: Wirklichkeit 2. Ordnung beginnt Wirklichkeit 1. Ordnung zu determinieren Vgl. zu selbsterfüllenden Prophezeiungen: Watzlawick, P. (1994): Selbsterfüllende Prophezeiungen. In: Watzlawick, P. (Hg.): Die erfundene Wirklichkeit, München/Zürich, Piper: 91-110 Stefan Konlechner 19 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 2. Wie wirklich ist die Wirklichkeit (4) H. v. Förster stellt dem Modell der Trivialmaschine das Modell der Nicht-Trivialmaschine gegenüber F X f Y X Z Y Z Triviale Maschine Nicht-triviale Maschine • ignoriert Systemzustand • berücksichtigt Systemzustand • linear kausal • zirkulär kausal (Selbstreferenz) • geschichtsunabhängig • geschichtsabhängig • vorhersagbar • unvorhersagbar Stefan Konlechner 20 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 3. Experimente I: der fundamentale Attributionsfehler Als fundamentaler Attributionsfehler wird die Tendenz von Beobachtern bezeichnet, situative Aspekte bei der Verhaltenszuschreibung über- und dispositionale Faktoren unterzubewerten Kamera für B Kamera Für A Akteur A Akteur B • Storms (1973): AkteursBeobachter Differenz • Storms fand, dass sich die Attributionen von Handelnden und Beobachtern „umkehrten“, wenn den Versuchspersonen eine neue Perspektive vorgeführt wurde • Video von A wird vorgeführt Beobachter für B Beobachter für A Vgl. zu Attributionen: Fincham, F. & Hewstone, M. (2001). Attributionstheorie und -anwendung. In: Stroebe, W., Jonas, K. & Hewstone, M. (Hg.), Sozialpsychologie, 4. Aufl., Berlin, Springer: 215-263. • B, Beobachter von A ! gleiche Orientierung • A, Beobachter von B ! neue Orientierung • Handelnde weniger situativ, Beobachter stärker situativ Stefan Konlechner 21 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 3. Experimente II: Gesund in kranker Umgebung Rosenhan und Kollegen (1973) untersuchten den Umgang mit „Scheinpatienten“ in USamerikanischen psychiatrischen Kliniken. • Scheinpatienten (tw. selbst Psychiater und Psychologen) simulieren Symptome und lassen sich in eine Anstalt einweisen • Sofort nach Aufnahme hören sie auf die Symptome zu zeigen • Das Klinikpersonal führt allerdings jede gesetzte Handlung (z.B. Beteuern der eigenen geistigen Gesundheit) auf die Geisteskrankheit zurück • Ankündigung weitere Scheinpatienten zu schicken: 19 von 193 Patienten wurden von Ärzten (2 unabhängige Einschätzungen) als Scheinpatienten eingeordnet. Es wurden allerdings gar keine Scheinpatienten mehr geschickt. Quelle: Rosenhan, D. (1994): Gesund in kranker Umgebung. In: Watzlawick, P. (Hg.): Die erfundene Wirklichkeit, München/Zürich, Piper: 111-137 Stefan Konlechner 22 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 3. Experimente III: Reframing „Reframing“ bezeichnet das Betrachten einer Situation aus unterschiedlichem Blick-winkeln, was oft mit einem Wechsel des aktuellen Referenzrahmens verbunden ist Stellen sie sich vor, dass sich die USA auf den Ausbruch einer ungewöhnlichen asiatischen Krankheit vorbereiten, von der erwartet wird, dass 600 Personen daran sterben werden. Es wurden zwei verschiedene Pläne vorgeschlagen, die Krankheit zu bekämpfen. Nehmen sie an, dass die Folgen der beiden Pläne genau bekannt sind: A B Wenn Plan A umgesetzt wird, werden 200 Personen gerettet. Wenn Plan B umgesetzt wird, besteht eine Wahrscheinlichkeit von einem Drittel (1/3), dass 600 Personen gerettet werden, und eine Wahrscheinlichkeit von zwei Dritteln (2/3), dass niemand gerettet wird. C D Wenn Plan C umgesetzt wird, werden 400 Personen sterben. Wenn Plan D umgesetzt wird, besteht eine Wahrscheinlichkeit von einem Drittel (1/3), dass niemand sterben wird, und eine Wahrscheinlichkeit von zwei Dritteln (2/3), dass 600 Menschen sterben werden. Quelle: Kahneman, D., & Tversky, A. (1979). Prospect theory: An analysis of decisions under risk. Econometrica, 47, 313-327. Stefan Konlechner 23 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 3. Experimente IV: selektive Informationssuche Menschen neigen eher dazu Information zu suchen, um getätigte (Vor-)annahmen und (Vor-) urteile zu bestätigen als nach Information die diese Annahmen widerlegen Regel: Wenn auf einer Seite der Karte ein Vokal steht, steht auf der anderen Karte eine gerade Zahl. Welche Karten muss man wenden, um die Regel zu überprüfen E Stefan Konlechner T 4 7 24 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 4. Wie kocht man einen Frosch? • Wie kocht man einen Frosch? Ins heiße Wasser werfen ! Sofortiges Entkommen. Ins lauwarme Wasser legen und langsam erhitzen ! kein Entkommen • Gut sichtbare Gefahren und drastische Veränderungen der Umweltbedingungen werden rasch erkannt. Geringfügige oder versteckte Veränderungen werden oft lange Zeit nicht erkannt … Stefan Konlechner 25 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management Grundlagen des Verhaltens in Organisationen Stefan Konlechner 26 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 1. Grundlagen des Managements (1) Funktional lässt sich der Managementprozess in 5 Teilaspekte differenzieren. Der Prozess wird iterativ (sich wiederholend) durchlaufen. Planung Organisation Personaleinsatz Führung Kontrolle Kommunikation und Koordination • Planung umfasst beispielsweise Vision, Unternehmens- und Umfeldanalysen und Strategieentwicklung. • Organisation beinhaltet die Ausgestaltung der Aufbau- (Struktur) und Ablauforganisation (Geschäftsprozesse). • Personaleinsatz reicht von der Personalbeschaffung über Leistung/Motivation, Personalbeurteilung, Personalentwicklung bis zum Personalabbau. • Führung umfasst etwa Aspekte des Führungsverhaltens und Führungssystems. • Kontrolle führt zu einer Beurteilung des Grads der Zielerreichung. • Kommunikation und Koordination sind laufende, teilprozessübergreifende Aktivitäten. • Insgesamt folgt die funktionale Betrachtung tendenziell einem mechanistischem Weltbild: „Machbarkeit“. Quelle: Steinmann & Schreyögg (2001) Stefan Konlechner 27 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 1. Grundlagen des Managements (2) Zum Verständnis der Funktionsweise von Organisationen bedarf es eines erweiterten Blicks auf emergente Phänomene: politische Prozesse und Organisationskultur. Planung Organisation Personaleinsatz Führung Kontrolle Funktionalistische Emergente Phänomene des Organisationsgestaltung Organisierens Kommunikation und Koordination Geplante Strategie Realisierte Strategie Konstruktion der Umwelt Stefan Konlechner Strukturen/ Prozesse Qualifikation/ Leistung Mikropolitik Kultur Soziale Konstruktion der Wirklichkeit Messlogik Wissen, Kompetenzen und Kultur sind nicht messbar 28 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 2. Aspekte der OE, PE und TE Gegenstand von Interventionen sind personale, interpersonale und apersonale Aspekte. Personenentwicklung (personale Aspekte) Teamentwicklung (interpersonale Aspekte) Organisationsentwicklung (apersonale Aspekte) • Fähigkeiten, Fertigkeiten, Wissen, Kenntnisse • Bedürfnisse, Motive, Interessen • Emotionen, Werte, Einstellungen • Belastbarkeit, Stress- und Frustrationstoleranz, Fitness • Selbstwertgefühl etc. • Direkte Interaktionen (von Angesicht zu Angesicht), • Dauer bzw. Kontinuität von Beziehungen, Tradition, Zeitlichkeit, • Rollenzuweisung, • Normen, Werte, Ideologien, Emotionen • Interessen, Macht, Politik. • Vernetzung von Gruppen, • Hierarchie, Ressourcenallokation, • Formalisierung, Kodifikation, Standardisierung, • Ideologien, Philosophien, Kultur, Ethik, Mission, Vision, Ziele, • Interessen, Macht, Politik. Quelle: Neuberger (1991) Stefan Konlechner 29 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management Exkurs: Personalentwicklung und Kompetenzaktualität Annahme: Eine große österreichische Organisation tritt an Sie heran und bittet Sie um Beratung Wir haben das Gefühl, dass die Kompetenzen vieler unserer Mitarbeiter nicht mehr up-to-date sind. Was sollen wir tun? Welche Maßnahmen sollen wir ergreifen, um die Kompetenzen der Mitarbeiter zu aktualisieren bzw. jene Kompetenzen derer, die noch auf dem neuesten Stand sind, erst gar nicht veraltern zu lassen? Stefan Konlechner 30 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 3. Organisational Behaviour – Verhalten in Organisationen Der Wahrnehmung sind die Aspekte des „Könnens“ und der „Ermöglichung“ rational zugänglich. „Wollen“ und „Soziales Dürfen“ sind nur indirekt über das Verhalten beobachtbar. Soziales Dürfen und Sollen Individuelles Wollen Normen und Regelungen Motivation und Werte Leistungserlaubnis durch Werte, Normen und den Führungsstil Leistungsbereitschaft durch Aussicht auf individuelle Zielerreichung Leistungsverhalten Situative Ermöglichung Persönliches Können günstige/ungünstige äußere Umstände Fähigkeiten und Fertigkeiten Leistungsermöglichung durch sachliche Ressourcen, Aufgabe und Organisationsstrukturen Stefan Konlechner Leistungsfähigkeit durch Ausbildung und Personalentwicklung 31 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management Exkurs. Organisationskultur (1) In Bezug auf die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens kommt der Organisationskultur als kollektiver Wissensspeicher (Regeln) die zentrale Rolle zu. Symbole, Zeichen (z.B. Sprache, Rituale, Kleidung, Umgangsformen, Strukturen, Ziele, Fähigkeiten und Fertigkeiten) Sichtbar, aber interpretationsbedürftig Werte und Normen (z.B. Verhaltensrichtlinien, „Ideologien“, Maximen, Verbote, Gruppennormen) teils sichtbar, teils unbewusst Basisannahmen (über Umweltbezug, Wahrheit/Zeit, Wesen des Menschen, Wesen menschlicher Handlungen, soziale Beziehungen) unsichtbar, meist unbewusst Quelle: Vgl. Schein (1984), French & Bell (1994) Stefan Konlechner 32 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management Exkurs. Organisationskultur (2) „Starke“ Organisationskulturen haben nicht ausschließlich funktionale Aspekte. Kultur als Erfolgsfaktor Kultur als Misserfolgsfaktor ! Identifikation: Identifikation mit der Organisation und ihren Werten; Einheitlichkeit. ! Identifikation: Tendenz sich gegenüber der Umwelt abzuschließen; Erstarrung. ! Integration: Übereinstimmung in Grundwerten reduziert Kommunikationsprobleme. ! Integration: Abwertung neuer Orientierungen/Blockieren neuer Ideen. ! Koordination: Geringer Kontrollaufwand (gemeinsame Werte und Normen). ! Koordination: Konformitätsdruck und Gruppendenken. ! Motivation: Zusammengehörigkeitsgefühl und Sinnvermittlung. ! Motivation: Angst und Ablehnung vor/von Neuerungen. ! Lernen und Entwicklung: Grundsätzliche Übereinstimmung über die Ausrichtung. ! Lernen und Entwicklung: Fokus auf etablierte Handlungsmuster. Quelle: Steinmann & Schreyögg (2001) Stefan Konlechner 33 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management Exkurs. Organisationskultur (3) Die Analyse der „sichtbaren“ Symbole bildet die Ausgangsbasis für Hypothesen hinsichtlich der Werte und Paradigmen verbale interaktionale artifizielle (objektivierte) Geschichten Riten, Rituale, Zeremonien, Traditionen Statussymbole Mythen Feiern, Festessen, Jubiläen Logos Anekdoten Conventions Preise, Urkunden, Incentives Parabeln Konferenzen, Tagungen Idole, Totems, Fetische Legenden, Sagen, Märchen Vorstandsbesuche, Revisorbesuche Abzeichen, Embleme, Geschenke Slogans, Mottos, Grundsätze Organisationsentwicklung Kleidung, äußere Erscheinung Sprachregelungen Auswahl und Einführung neuer Mitarbeiter Architektur, Arbeitsbedingungen Jargon, Tabus Degradierung, Entlassung, freiwillige Kündigung, Pensionierung Plakate, Broschüren, Betriebszeitung Lieder, Hymnen Beschwerden Schriftlich fixierte Systeme Stefan Konlechner 34 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management Exkurs. Organisationskultur (4) Unterschiedliche Organisationen betonen unterschiedliche Wert Wertepolaritäten Normen und Maximen Zugrundeliegende Mythen Wert A Wert B Wer A Wert B Wert A Wert B Zivilcourage Rückgrat Anpassung, Mitmachen Vertritt deine Meinung, zeig Biss Kein „Ego-Trip“, mach mit Jeder ist nur seinem Gewissen verpflichtet Das Kollektiv (oder der Führer) hat immer Recht Erfolgsorientierung Diensterfüllung Der Zweck heiligt die Mittel Der Weg ist das Ziel Nur das Ergebnis zählt Das aufrichtige Bemühen zählt Selbstbestimmung Kontrolle Intrapreneurship Vertrauen ist Menschen gut, Kontrolle ist brauchen Eigenbesser Freiheit verantwortung Menschen brauchen Führung, Ohne Führung ist Chaos Hierarchie, Macht Gleichheit Die Besten sollen führen keine Diskriminierung Der Beste soll Führen, die anderen folgen Alle sind Gleich, Jeder weiß, was richtig ist Gelassenheit, Geduld Aktivität, Tatendrang Immer mit der Ruhe Für die Arbeit leben Erfolg kann man nicht erzwingen Nichts geschieht von selbst Quelle: Neuberger, O & Kompa, A. (1987): Wir, die Firma: der Kult um die Unternemenskultur, Weinheim/Basel: Beltz. Stefan Konlechner 35 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management Exkurs. Organisationskultur (5) Die Kulturdiagnose liefert das Weltbild und die Basisannahmen der Organisation Umwelt (bedrohlich?, herausfordernd?, feindlich?, kontrollbedürftig?) Wahrheit (Dogma?, Einzel-Entscheidung?, Konsens?, Wissenschaft?) Soziale Beziehungen (Kooperation vs. Konkurrenz?, Konfliktkultur?, Privat vs. Beruf?) Natur des Menschen (Theorie X?, Theorie Y?) Basisannahmen Natur des menschlichen Handelns (Aktivität vs. Passivität?, Denken vs. Handeln? Stefan Konlechner 36 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 4. Strategien der Kompetenzaktualisierung (1) Es lassen sich keine „besten Praktiken“ der Kompetenzaktualisierung identifizieren, vielmehr bestehen nebeneinander eine Reihe von „guten Praktiken“. • Entscheidend für den Erfolg einer Praktik zur Sicherung von Kompetenzaktualität ist deren Angemessenheit an den Kontext. • Der Kontext wird durch (1) die Umfelddynamik (z.B. Arbeit in Märkten, die sich rasch verändern vs. Arbeit in weitgehend stabilen Märkten) und (2) das Lern- und Anspruchsniveau der Organisation bestimmt. Umfelddynamik hoch ? gering gering Lerndynamik hoch Güttel. W. et al. (2009): Strategies against Competence Obsolescence: The Case of Research-Intensive Organizations. International Journal of Human Resource Development and Management, 9: 124-148. Stefan Konlechner 37 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 4. Strategien der Kompetenzaktualisierung (2) „Gute Praktiken“ zur Sicherstellung von Kompetenzaktualität lassen sich zu drei voneinander abgrenzbaren Strategien verdichten. • Reflexive Strategie (Feststellung von Gaps): • Analyse organisationaler Kompetenzen, (1) intern (Wissensbilanzen, Kompetenzlandkarten), (2) extern (Szenarioanalysen, Foresight-Berichte), Soll-Ist Analyse (SWOT Analyse) • Analyse individueller Kompetenzen (Zielvereinbarungsgespräche, Karriere- und Entwicklungsgespräche und –workshops) • Direktive Strategie (Aktualisierung akut bedrohter oder bereits veralteter Kompetenzen): • Individuell (Trainings, Sabbaticals) • Organisational (Personalakquisition ! Fokus auf Sozialisation, Ruhestandslösungen ! Fokus auf Wissenssicherung und –weitergabe, TE & OE) • Kontextuelle Strategie: • Strukturell (Job Design, Laufbahnstrukturen) • Kulturell (Etablieren einer Lern-Kultur, positive Sanktionen für Weiterbildung) Stefan Konlechner 38 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 4. Strategien der Kompetenzaktualisierung (3) Je nach dominantem Lernmodus und vorherrschender Marktdynamik sind einzelne Strategien und „gute Praktiken“ von unterschiedlicher Bedeutung. Umfelddynamik hoch gering Trainig on-the-job LACK Intrinsische Anreize dominieren Flexibilität der Laufbahnstrukturen Herausforderung der Kopplung Extrinsische Anreize dominieren Stabilität der Laufbahnstrukturen SLACK Eher formelle Weiterbildung/Trainings gering Lerndynamik hoch Stefan Konlechner 39 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management Personalentwicklung Stefan Konlechner 40 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 1. Prinzipien der Personalentwicklung PE bezeichnet die Summe von Maßnahmen, die „systematisch, positions- und laufbahnorientiert eine Verbesserung der Qualifikationen der Mitarbeiter zum Gegenstand haben mit der Zwecksetzung, die Zielerreichung der Mitarbeiter und des Unternehmens zu fördern“ (Conradi 1983: 3). • Menschen sind grundsätzlich lernfähig und –willig. • Eine gleichzeitige, partielle Erreichung von Mitarbeiter- und Organisationszielen wird angestrebt und als realistisch angesehen. • PE bezieht sich nicht nur auf einzelne Personen, sondern auf das gesamte Personal einer Organisation. • Nicht nur die aktuelle Arbeits-Leistung ist von Bedeutung, sondern auch das potenzielle Arbeitsvermögen. • Die Veränderung erfolg systematisch (nicht zufällig), gezielt und absichtlich. • Das Management bzw. die Personalabteilung plant die Maßnahmen und setzt diese um. • PE ist eine ökonomisch sinnvolle Investition, die dem Unternehmen über gesteigerte Arbeitsleistung wieder zugute kommt. Stefan Konlechner 41 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 2. Personal und Organisation: eine Frage des Fit Eine Passung (fit) zwischen Individdum und Organisation lässt sich durch unterschiedliche Interventionsarten erzielen Implementierungsstrategie Interventionsstrategie Selektion Modifikation Personen Personalselektion Auswahl von Personen, ggf. mit Zuweisung vorgegebener Arbeitsplätze, nach Optimierungskriterien Verhaltensmodifikation Ausbildungs- und Trainingsprogramme zur Kompetenz-, Performanz- und Motivationssteigerung Bedingungen Bedingungsselektion Auswahl optimaler Bedingungen für vorgegebene Personen (z.B. Berufsberatung) Bedingungsmodifikation Verbesserung des Arbeitsplatzes und der Arbeitsgestaltung (Humanisierung der Arbeit) Quelle: v. Rosenstiel, L. (2000): Potenzialanalyse und Potenzialenwicklung. In: v. Rosenstiel, L. & Lang-von Wins, T. (Hg.): Perspektiven der Potenzialbeurteilung, Göttingen, Hofgrefe: 3-26. Stefan Konlechner 42 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 3. Ziele der Personalentwicklung (1) Die Personalentwicklungsziele der Mitarbeiter fokussieren vor allem auf die Erhöhung der Karrierechancen. • Übertragung neuer, erweiterter Aufgaben • Verbesserung der Selbstverwirklichungschancen durch Übernahme qualifizierter Aufgaben • Aufrechterhaltung und Verbesserung der fachlichen Qualifikation • Erhöhung des persönlichen Prestiges • Erhöhung der Arbeitsplatzsicherheit • Einkommenssicherung bzw. -verbesserung • Schaffung qualifikatorischer Voraussetzungen für den beruflichen Aufstieg • Steigerung der individuellen Mobilität auf den Arbeitsmärkten • Verbesserte Verwendungs- und Laufbahnmöglichkeiten Stefan Konlechner 43 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 3. Ziele der Personalentwicklung (2) Aus der Perspektive des Unternehmens steht vor allem die nachhaltige Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit im Vordergrund. • Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit: Senkung der Fluktuation, Konkurrenzvorteile auf dem Arbeitsmarkt, Anpassung an neue/veränderte Anforderungen • Erhöhung der Flexibilität: flexible Organisationseinheiten, Teamarbeit, Förderung der Innovationsfähigkeit, erweiterte Einsatzmöglichkeiten durch Mehrfachqualifikation • Erhöhung der Motivation und Integration: Verbesserung der Arbeitsmotivation, der Arbeitszufriedenheit, des Organisationsklimas, Identifikation mit den Organisationszielen und Integration der Mitarbeiter in die Organisation • Sicherung eines qualifizierten Mitarbeiterstammes: Verbesserung der Qualifikation und des Qualifikationspotentials, Nachwuchssicherung • Berücksichtigung individueller PE-Ziele: bessere Bezahlung, Vermeidung von Überforderung, Erhöhung der sozialen Sicherheit, Realisierung von Chancengleichheit, Erhöhung der Mobilität Stefan Konlechner 44 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 4. Inhalte der Personalentwicklung Konkret können die Inhalte der Personalentwicklung Bildungs- oder Förderungsmaßnahmen umfassen. Bildung • Berufsausbildung, • Weiterbildung, • Führungsbildung, • Anlernung, • Umschulung, • ... Förderung • • • • • • • • PE im engen Sinn = Bildung Auswahl und Einarbeitung, Arbeitsplatzwechsel, Auslandseinsatz, Nachfolge- und Karriereplanung, Strukturiertes Mitarbeitergespräch und Leistungsbeurteilung, Coaching, Mentoring ... PE im erweiterten Sinn = Bildung + Förderung Stefan Konlechner 45 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 5. Umgang mit HR als Konsequenz der Unternehmensstrategie In älteren Ansätzen (z.B. Michigan Modell) wurden aus der Unternehmensstrategie Maßnahmen für die Personalentwicklung und die Personalauswahl abgeleitet (Unternehmensstrategie definiert Personalstrategie): “structure follows strategy”. Belohnung, Anreize Personalauswahl Leistung Leistungsbeurteilung Personalentwicklung Strategische Personalentwicklung: Konzeption von zukunftsweisenden Aus- und Weiterbildungsprogrammen und strategiegerechter Karriereplanung. Strategische Personalauswahl: Strategiegerechte Planung des Personalbedarfs und Steuerung der Personalbewegung. Quelle: Tichy et al. (1982): Strategic Human Resource Management. In: Sloan Management Review, 23: 47-61. Stefan Konlechner 46 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 6. Human Ressourcen als Grundlage von Wettbewerbsvorteilen (SHRM) Gemäß den Grundaussagen des Strategischen Personalmanagements (SHRM) können Humanressourcen die Quelle nachhaltiger Wettbewerbsvorteile darstellen. • Der Resource-based View löste im Laufe der 1980er Jahre den bis dahin vorherrschenden Marketbased View als dominierendes Paradigma im Strategischen Management ab. • Grundaussage: Ressourcenkombinationen stellen die Grundlage für Unternehmenserfolg dar (auch empirisch getestet). • Als Ressourcen werden jene Produktionsfaktoren verstanden, die • wertvoll (Valuable) ! Strategieumsetzung • rar (Rare) ! nicht für andere Unternehmen zugänglich • nicht imitierbar (Inperfectly imitable/inimitable) ! durch Imitationsbarrieren geschützt • und nicht-substituierbar sind (Non-substainable) ! nicht anders ersetzbar sind. • Diese Ressourcen (oder Ressourcenbündelungen) gilt es durch den Aufbau von Imitationsbarrieren (kausale Ambiguität, Ressourcenakkumulationseffekte, Historizität, Exklusivität) langfristig abzusichern. Vgl. weiterführend zum RbV: Barney, J (1991): Firm Resources and Sustained Competitive. Advantage, Journal of Management, 17, 99-120. Stefan Konlechner 47 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 7. Umgang mit HR als Determinante der Unternehmensstrategie In aktuelle Ansätzen (auf Basis des RBV) wird der Entwicklung der Human Ressourcen entscheidende Bedeutung zur Erringung nachhaltiger Wettbewerbsvorteile eingeräumt. Ressourcenentwicklung Strategieentwicklung Kombination und Bündelung der Humanressourcen Ressourcenentwicklung: Erfolge basieren auf einer systematischen Entwicklung der (Human-) Ressourcen. Das Aufgabenfeld der Personalentwicklung (im weiten Sinne) ist die Entwicklung einzigartiger organisationaler und individueller Kompetenzen. Strategieentwicklung: Spezifische Ressourcenkombinationen sind die Basis überdurchschnittlicher Gewinne. Die vorhandene Ressourcen- und Wissensbasis ist Ausgangspunkt der Strategieentwicklung. Kombination und Bündelung der Humanressourcen: Die unternehmensspezifische Kombination und Bündelung von individuellen und organisationalen Kompetenzen ermöglicht die Differenzierung vom Wettbewerb. Quelle: Boxall, P. (1996): The Strategic HRM Debate and the Resource-Based View of the Firm. In: Human Resource Management Journal, 6: 59-75. Stefan Konlechner 48 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management Qualifikationen, Aus- und Weiterbildung Stefan Konlechner 49 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 1. Kompetenzfelder Während die soziale Kompetenz bei allen Managementebenen gleich wichtig ist, nimmt im TopManagement die konzeptionelle Kompetenz die herausragende Stellung ein. Konzeptionelle Kompetenz - Ganzheitliches Denken - Beherrschung von Komplexität Technische Kompetenz - Theoretisches Wissen - Sachkenntnisse Soziale Kompetenz - Fähigkeit zur Zusammenarbeit - Ebene: Vorgesetzte, Umfeld, Mitarbeiter, Kollegen Quelle: Katz (1974): Skills of an effective administrator. In: Harvard Business Review, 5/74: 90-101 Stefan Konlechner 50 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 2. Bildungsbedarf und Bildungsbedürfnisse Aus der Unternehmensstrategie können entsprechende Bildungsbedarfe abgeleitet werden. Bildungsbedarf: Differenz zwischen erforderlichen Qualifikationen (qualitativer Personalbedarf) und vorhandenen Qualifikationen (qualitativer Personalbestand) • zum gegenwärtigen Zeitpunkt t0 Alternativen der Bedarfsdeckung • zum zukünftigen Zeitpunkt t1 Bildungsbedürfnis: Bildungswünsche der Mitarbeiter (Bildungswesen als • Christkind • Verkäufer mit Bachladensortiment • Wunderheiler) Aspekte der Erhebung: • Zeitliche Dimension (aktuell vs. zukünftig) • Gewichtung (Dringlichkeit, Fristigkeit) • Zielinhalte (Chance vs. Defizit) • Wer erhebt den Bedarf? Qualitative und quantitative interne Entwicklung der notwendigen Qualifikationen (z.B. durch Trainings, Trainee- und Management-DevelopmentProgrammen) Externe Beschaffung von Mitarbeitern bzw. Führungskräften mit den notwendigen Qualifikation. Alternativ kann punktuell Expertise (z.B. Beratung) oder Arbeitsleistung (z.B. Leiharbeit) zugekauft werden. Quelle: Neuberger (1991) Stefan Konlechner 51 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 3. Beurteilungen/Einschätzungen als Ausgangspunkt für PE Grundlage für das Ergreifen von PE-Maßnahmen sind Beurteilungen auf unterschiedlichen Ebenen • 1. Schritt: Ermittlung tätigkeitsbezogener Merkmale (Aufgabeninventare, kognitive bzw. verhaltenswissenschaftliche Aufgabenanalyse, Job-Element-Methode, funktionale Job-Analyse) • 2. Schritt: Ermittlung und Abgleich mit erfolgsrelevanten Merkmalen von Mitarbeitern Ebene Funktion Verfahren/Methoden 1. Ebene: Day-to-day Feedback Verhaltenssteuerung Lernen Gespräch Unterstützung 2. Ebene: Leistungsbeurteilung Leistungseinschätzung Zielsetzung Systematische Beurteilung (freie Eindrucksschilderung, Einstufungsverfahren, Auswahlverfahren) 3. Ebene: Potenzialbeurteilung Fähigkeitseinschätzung Prognose Eignungsdiagnose (psychologische Testverfahren, biografische Verfahren, Assessment Center, Stefan Konlechner 52 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 4. Methoden der Ermittlung des PE Bedarfs PE-Bedarf kann auf personaler, interpersonaler und apersonaler Ebene festgestellt werden. • Befragung (Experten vs. Betroffene, mündlich vs. schriftlich, strukturiert vs. unstrukturiert, regelmäßig vs. bei Bedarf, qualitativ vs. quantitativ) • Hochstrukturierte Fragebögen / Checklisten • Schwach strukturierte Befragungen (Critical Incident, Bilder/Collagen, Life Cycle Kurven, moderierte Gruppendiskussionen) • Beobachtung • Bei der realen Arbeitsausführung • Bei Simulationen der Tätigkeit • Ableitung des Bedarfs aus Fehlern, Störungen, Mängeln • Dokumentenanalyse • Formalisierte Personalbeurteilung („Mitarbeiterakten“) • Kennzahlenanalyse • Folgerungen aus Führungsgrundsätzen, Leitbildern, CI-Statements, Gutachten, ethischen Standards oder Selbstverpflichtungen • Analyse von Laufbahn-, Stellvertreter- und Nachfolgeplänen in Verbindung mit Stellenbeschreibungen und Anforderungsprofilen (Identifikation von „Lücken“) • Trendanalyse / Szenariotechnik Quelle: Neuberger (1991) Stefan Konlechner 53 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 5. Methoden der betrieblichen Bildung Die Methoden der betrieblichen Bildung lassen sich in On-the-Job- und Off-the-Job-Maßnahmen differenzieren. Training on the job • Anleitung und Beratung durch den Vorgesetzten • Planmäßige betriebliche Unterweisung • Beobachtungslernen, Selbststudium • Personaleinsatz als Assistent (Stellvertreter, Nachfolger) • Betrauung mit Sonderaufgaben • Job Rotation Stefan Konlechner Training off the job • Vorlesungsmethode (Vortrag, Referat) • Konferenzmethode • Kreativitätsfördernde Methoden • Fallstudie • Rollenspiel • Planspiel • Trainingsgruppen und Sensivity-Training • Outward-Bound Methode • Fernunterricht 54 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 6. Evaluation der PE In der Evaluation der PE spiegelt sich die Philosophie der Organisation. Grundsätzlich werden unterschiedliche Ziele mit der PE-Evaluation verfolgt. Funktionen der Evaluation • Legitimationsfunktion • Verbesserungsfunktion (Politik-, (Intra-)Methoden-, Programm-Entscheidung) • Entscheidungsfunktion • Prognosefunktion Methodik der Evaluation • Wer führt die Evaluation durch? • In wessen Auftrag wird evaluiert? • Wo wird evaluiert? • Wer oder was wird evaluiert? • Wie wird evaluiert? • Welche Ziele verfolgt die Evaluation? Quelle: Neuberger (1991) Stefan Konlechner 55 Johannes Kepler Universität Linz Institute for Human Resource and Change Management 7. Weiterbildung – Aktuelle Trends und Probleme Derzeit kürzen Unternehmen aufgrund der Konjunkturlage die Budgets für interne und externe Weiterbildung. • Weiterbildungsbudgets werden tendenziell aufgrund der Konjunkturlage stark gekürzt. • Fachliche, soziale und kommunikative „Multi-Skills“ durch permanente Weiterbildung werden gefordert. • Zunahme selbstfinanzierter und -organisierter Weiterbildung; Arbeitnehmer mit eingeschränkten zeitlichen und finanziellen Ressourcen werden benachteiligt. • Unternehmen kaufen spezielle Qualifikationen bei Bedarf verstärkt kurzfristig zu (z.B. Trainer und Berater sowie Leiharbeiter). • Qualifikationen sind wichtig für Erwerb einer Position, aber keine Garantie (auch nicht für den Erhalt). • Nicht alle Personen verfügen über den gleichen Zugang zu betrieblicher Weiterbildung. Stefan Konlechner 56