1) Titelseite.indd - Regierung des Fürstentums Liechtenstein

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Ausgabe November 2011
Liechtenstein
Finanzplatz
Eine Sonderveröffentlichung der Lombard Media Swiss AG im Handelsblatt
Liechtenstein überzeugt
durch Stabilität und
Erfahrung
Nachhaltigkeit
Das Staatsoberhaupt
Erbprinz Alois von Liechtenstein im Interview
Sicherheit
Wie die Versicherungsindustrie neues
Potenzial aktiviert
Perspektivwechsel
Bereit für den Aufbruch in eine neue Zeit: Das
Fürstentum punktet mit zahlreichen Standortvorteilen.
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editorial
november 2011
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Inhalt
Werterhalt .......................................................................................................... Seite 3
Intelligente Anlagelösungen mit langfristiger Sicherheit.
Wirtschaftsstandort...............................................................................
Liechtenstein als Global Player.
Fürstlicher Souverän ................................................................................. Seite 4
Ein Streifzug durch die Geschichte des Alpenstaates.
Versicherungen.......................................................................................... Seite 19
Konsolidierungsphase: Zeit für neue Aktivitäten und noch nicht
ausgeschöpfte Potenziale.
Nachhaltigkeit ................................................................................................ Seite 5
Staatsoberhaupt Erbprinz Alois von Liechtenstein im Gespräch mit
Kornelia Pfeiffer.
Finanzplatz ........................................................................................................ Seite 6
Das Land will künftig als angesehen, nachhaltig und stabil wahrgenommen werden.
Seite 15
Tourismus ....................................................................................................... Seite 23
Ob Wandern, Wellness oder Erholung: im Winter wie im Sommer eine
lebendige Mischung.
EDITORIAL
Fertig zum Start?
Impressum
Herausgeber und Verlag:
Lombard Media Swiss AG
www.lombardmedia.ch
Konzept, Realisierung und
redaktionelle Bearbeitung:
newpublic communication Verwaltungsges. UG (haftungsbeschränkt) & Co. KG, Marie-Curie-Str. 11-13
53332 Bornheim
Tel: +49 (0) 2227/921242
Net: www.newpublic.org
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newpublic-Projektmanager:
Oliver Hammel,
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newpublic-Layout:
Andreas Schnittker,
Rosa Aiello,
Eva Blankenheim
Bildmaterial entnommen von
istockphoto.com, sxc.hu, fotolia.
com, Presse- und Informationsamt Vaduz
Autorin:
Kornelia Pfeiffer
Verbreitete Auflage: 103.000
Exemplare als Fremdbeilage im
Handelsblatt
Der Finanzplatz Liechtenstein hat einen
grundlegenden Wandel erfahren. Eine neue
Sichtweise brachte Erkenntnisse und damit
verbunden Chancen, die es jetzt zu nutzen
gilt. Das alte Bankenkundengeheimnis ist Vergangenheit. Ein neuer europäischer Regulierungsrahmen ersetzt größtenteils die bisherigen Aufsichtsregularien der Finanzinstitute und
damit deren Finanzinstrumente.
Nun bietet Liechtenstein Sicherheit in
unsicheren Zeiten. Eine stabile Währung. Einen gesunden Staatshaushalt. Weiterhin garantiert das verfassungsmäßige und gesetzliche Umfeld den Schutz der Privatsphäre.
Und natürlich spricht die langjährige Verwaltung von Vermögen für sich. Liechtenstein
bietet aber Lösungen für den europäischen
und Schweizer Wirtschaftsraum, denn die
zunehmende internationale Einbindung sollte als Chance erkannt werden. Denn gerade
in Zeiten immenser Staatsverschuldung bietet Liechtenstein den privaten und institutionellen Kunden Standortvorteile.
Im Titelthema „Alles im Fluß“ geht Autorin Kornelia Pfeiffer ausführlich auf den Wandel des liechtensteinischen Finanzplatzes ein:
„An Tabus von früher wird heute gerüttelt“,
stellt sie fest, „der Finanzplatz will als angesehen, nachhaltig und stabil wahrgenommen
werden“. „Stabilität“ ist auch für Staatsoberhaupt Erbprinz Alois von Liechtenstein „ein
entscheidendes Merkmal“ der Zukunft, wie
er im Gespräch mit dieser Zeitung erklärte.
„Dabei steht der Werterhalt ganz oben“, ergänzt Bankexperte Florian Dürselen: Werterhaltende Anlagelösungen und ein neues Bankenverständnis wiesen den Weg dorthin.
Umbruch schließlich auch bei Versicherungen und etwa der Altersvorsorge. Neuartige Angebote und innovative Versorgungsmöglichkeiten eröffnen bisher wenig bekannte Dimensionen, wie unsere Versicherungsreportage deutlich macht. Nicht zuletzt: Eine
starke Industrie mit weltweit führenden Produkten und ein herausragendes Bildungsangebot der Universität Liechtenstein mit den
Schwerpunkten Wirtschaft und Finanzen begleiten den massiven Aufbruch, in dem sich
der Kleinstaat befindet.
Unsere Autorin Kornelia Pfeiffer sprach
mit wichtigen Personen in diesen Unternehmen und Finanzinstituten in Liechtenstein.
Die Ressortleiterin Wirtschaft des „Liechtensteiner Volksblatt“, konnte dabei interessante
Details der Neuausrichtung des Standortes
erfahren. Aus der ersten Reihe – versteht
sich.
Wolfgang Haselbauer
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titelreportage
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Werterhalt steht ganz oben
INTERVIEW Dr. Florian Dürselen plädiert für werterhaltende Anlagelösungen und ein neues
Bankenverständnis. Gefragt sind Anlagelösungen, die den Kunden langfristig Sicherheit bieten.
Das Fürstentum Liechtenstein war in
den letzten Jahren oft wegen Steuerthemen im Gespräch, heute genießt das
Land bei Anlegern den Ruf als „sicherer Hafen“. Hierfür schaffen die politische und wirtschaftliche Stabilität die
Voraussetzungen. In Liechtenstein finden Anleger aber nicht nur verlässliche
Rahmenbedingungen, sondern vor allem auch maßgeschneiderte Beratung
und ausgezeichnete Anlagelösungen.
Die Zeit der Jagd nach möglichst hohen
Renditen ist vorbei. Für viele Anleger
hat heute der Werterhalt ihrer Vermögen oberste Priorität.
Herr Dürselen, das Image von
Liechtenstein und seinen Banken
hat in den letzten Jahren vor allem
unter der Steuerdebatte gelitten.
Hat sich da etwas getan?
In Liechtenstein hat sich die Lage in
den letzten drei Jahren stark verändert:
Das Land hat mit mehr als 20 Staaten
Abkommen über einen Informationsaustausch in Steuerfragen abgeschlossen. Wir unterstützen das Bestreben
Liechtensteins, eine verbindliche
Rechtsgrundlage für die Zukunft zu
schaffen. Zudem gehen wir davon aus,
dass mit einem allfälligen Abkommen
zwischen Liechtenstein und Deutschland über eine Abgeltungssteuer auch
die letzten Differenzen in Steuerfragen
beigelegt werden können. Liechtenstein wird heute nicht mehr als „tax haven“, sondern als „safe haven“ gesehen.
Mit dem „safe haven“, dem „sicheren Hafen“, sprechen Sie die Schuldenkrise an. Inwiefern hat hier
Liechtenstein einen Vorteil?
Liechtenstein hat keine Staatsverschuldung. Die Solidität eines Staatswesens
wird in Zukunft eine wichtige Rolle
spielen. Für Anleger ist entscheidend,
dass sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht über Nacht ändern.
Länder wie Liechtenstein oder die
Schweiz, die eine hohe politische und
wirtschaftliche Stabilität aufweisen,
verfügen über eine gute Ausgangslage.
Die Schuldenkrise führt die Standortvorteile Liechtensteins und der Schweiz
ausländischen Kunden wieder klar vor
Augen.
Haben sich denn die Anforderungen an eine Privatbank in den letzten Jahren verändert?
Ja, die Finanzkrise hat auch die Kunden verändert. Der vermögende Unternehmer zum Beispiel sucht nicht
nur ein Produkt, sondern das umfassende Beratungsgespräch. Er möchte
einen Gesprächspartner, der ihn über
Jahre begleitet und in Finanzfragen berät. Eine von einer Unternehmerfamilie geführte Privatbank kann das
wahrscheinlich viel eher bieten als
ein Großunternehmen. Für viele Anleger ist der Werterhalt heute das
oberste Ziel, die Zeit der Jagd nach
möglichst hohen Renditen ist vorbei.
Die LGT will ja künftig in Deutschland nicht mehr mit eigenen Niederlassungen vor Ort präsent sein. Ist
das nicht ein Nachteil für die Kunden?
Wir können heute einem deutschen
Anleger in Liechtenstein oder in der
Schweiz grundsätzlich die gleiche
Dienstleistungspalette anbieten, die er
bei einer qualifizierten Bank vor Ort in
Deutschland erhält. Zusätzlich kann er
Dr. Florian Dürselen ist Mitglied der Geschäftsleitung der LGT Bank in Liechtenstein AG, Vaduz, und für die Betreuung der internationalen Private Banking-Kundschaft zuständig. Bevor er 2007 zur LGT stieß, war er für verschiedene Schweizer
Banken tätig. Er hat in Frankfurt und Heidelberg Rechtswissenschaft studiert und
promoviert. An der Universität St. Gallen absolvierte er einen Executive MBA mit den
Schwerpunkten Finance und Strategie. Dürselen lebt mit seiner Familie am Zürichsee.
aber auch seine Risiken reduzieren, indem er die Möglichkeiten einer geographischen Diversifikation nutzt und nicht
„alle Eier in den gleichen Korb legt“.
Bietet die LGT auch eigene Produkte an?
Die LGT Capital Management bietet
im Fondsbereich und die LGT Capital
Partners im alternativen Segment eine
Vielzahl Erfolg versprechender Produkte an, die sich für private wie für
institutionelle Anleger eignen. Für unsere Anlagefonds haben wir auch dieses Jahr wieder vom Analysehaus Lipper mehr als 20 Auszeichnungen erhalten. Im Fund-of-Hedge-Funds- und Private-Equity-Bereich gehören wir zu
den weltweit führenden Anbietern.
Wenn ich einen Bereich herausheben
müsste, dann wäre es sicher die unsere „Fürstliche Strategie“. Hier kommen alle unsere Anlagekompetenzen
in einem langfristigen Investmentansatz zusammen, der auf einem sehr
disziplinierten Prozess und einer breiten Streuung der Anlagen basiert. Für
das Management dieser Anlagestrategie arbeiten wir mit den besten externen Spezialisten zusammen.
Anlagekompetenz nehmen viele
Banken für sich in Anspruch. Was
ist denn das Besondere an der
„Fürstlichen Strategie“?
Einzigartig daran ist die Konstellation,
die sich daraus ergibt, dass unsere Eigentümerfamilie einen Großteil ihres
Anlagevermögens nach diesem Ansatz
investiert hat. Ihren Kunden bietet die
LGT die Möglichkeit, Vermögenswerte nach der gleichen Strategie anzulegen, und damit Zugang zu einem Anlageuniversum, welches in der Regel
Privatkunden verwehrt bleibt. Als Kunde gibt mir das mehr Sicherheit, dass
meine Interessen und die Interessen
der Eigentümer der Bank nicht auseinander laufen.
Welche Renditen wurden mit dieser Strategie denn in den letzten
Jahren erzielt?
Wenn ich als Anleger 2008 in diese
Strategie investiert hätte, hätte ich in
den letzten beiden Jahren die durch die
Finanzkrise verursachten Verluste wieder ausgleichen können. In den Jahren
von 2003 bis 2007 konnte jeweils eine
schöne positive Rendite erzielt werden.
Für einen langfristig orientierten Kunden hat sich die Anlage auf jeden Fall
gelohnt. Weitere Informationen unter:
www.lgt.com
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titelreportage
november 2011
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War es eine Laune Napoleons?
LANDESGESCHICHTE
Liechtenstein machte aus
seiner Not, der Kleinheit,
eine Tugend. Die Souveränität des Fürstentums war
die entscheidende Grundlage des Erfolgs. Ein Zeitraffer durch die Geschichte.
sung, welche wesentliche direktdemokratische Elemente wie Volksinitiative und Referendum vorsieht.
Bis Mitte des 20. Jahrhunderts
war das Fürstentum arm und angesichts fehlender Bodenschätze und
Transitrouten für Eroberer uninteres-
sant. 1852 hatte es einen Zollvertrag
mit Österreich-Ungarn geschlossen.
Nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie im Jahr 1919 wandte
es sich der Schweiz zu. Seit 1924 ist
der Schweizer Franken Landeswährung und Liechtenstein über den
E
in kleines Ölgemälde von
Pierre Paul Prud’hon gibt
Historikern Hinweise. Es
zeigt das Treffen zwischen
Napoleon und Österreichs Kaiser
Franz I. nach der Schlacht von Austerlitz im Dezember 1805. Fürst Johann I. von Liechtenstein ist mit dabei. Er führte auch die Verhandlungen, die 1806 den Pressburger Frieden brachten. War es eine Laune Napoleon Bonapartes, dass Liechtenstein als einziger Kleinstaat unversehrt erhalten blieb, während die alten deutschen Kleinstaaten im 19.
Jahrhundert der Nationalstaaten verschwanden? Eine schriftliche Notiz,
die das erklärt, gibt es nicht.
Die Achtung, die der französische
Kaiser dem Fürsten entgegenbrachte, schuf – so sagen viele – die Grundlage für die Souveränität des Staates
Liechtenstein. Nie hat jemand die
Grenzen des ehemals 343. Mitgliedstaates des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation angetastet.
Nach Napoleons Niederlage bei Waterloo legte der Wiener Kongress
dann 1815 in Europa die Grenzen neu
fest. Liechtenstein wurde als selbstständiger Kleinstaat Mitglied des
Deutschen Bundes.
Im Jahr 2012 ist es 300 Jahre her,
dass das Fürstenhaus die Grafschaft
Vaduz kaufte, im Jahr 1712, nachdem
Fürst Johann Adam Andreas 1699
schon die Herrschaft Schellenberg
erworben hatte. 1719 wurde das Gebiet zum Reichsfürstentum Liechtenstein erhoben. Im Jahr 1938 nahm
Fürst Franz Josef II. als erster Landesfürst seinen Wohnsitz auf Schloss
Vaduz. Seit 1921 besitzt die konstitutionelle Erbmonarchie eine Verfas-
Liechtenstein soll als einziger Kleinstaat unversehrt erhalten bleiben – war
es das, was hier Napoleon, Österreichs Kaiser Franz I. und Fürst Johann I. von
Liechtenstein besprechen? Das Gemälde stammt von Pierre Paul Prud‘hon.
Wirtschafts- und Zollvertrag eng mit
der Schweiz verbunden. Und als 1926
das Personen- und Gesellschaftsrecht
in Kraft trat, war ein Grundstein für
die Entwicklung zum erfolgreichen
Wirtschaftsstandort gelegt.
Mit hohem Tempo holte die liechtensteinische Wirtschaft nach dem
Zweiten Weltkrieg die Modernisierung nach. In den 1930er Jahre kamen vor allem deutsche Unternehmer, die aus politischen Gründen geflohen waren. In den 1950er Jahren
erlebte das Land mit der zweiten Industrialisierungswelle den Beginn eines „kleinen Wirtschaftswunders“.
Heute konzentrieren sich die Unternehmen an ihren Hauptsitzen in Liechtenstein verstärkt auf Forschung und
Entwicklung. Nach dem Ende der
weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise, die im September 2008 einsetzte, fasste das von den Weltmärkten
abhängige Exportland Liechtenstein
schnell wieder Tritt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
schärfte auch der Finanzplatz Liechtenstein sein Profil. Die Finanzindustrie spezialisierte sich auf die Verwaltung von ausländischem Finanzvermögen, zumeist via Privatstiftungen,
dem Herzstück des Gesellschaftsrechts. Das Bankgeheimnis gehörte
zum Erfolgskonzept, was zum Missbrauch als „Steuersparvehikel“ führte. Liechtenstein kam 2008 auf die
graue Liste der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD): als unkooperative
Steueroase.
Seit 12. März 2009 richtet sich
der Finanzplatz neu aus. Liechtenstein reformiert das Stiftungsrecht,
setzt die OECD-Standards um und
schließt mit zahlreichen Staaten Steuerinformationsabkommen sowie Doppelbesteuerungsabkommen ab. Die
Reformen greifen tief. Zugleich ist
der Kleinstaat eng in die internationale Staatengemeinschaft eingebunden: seit 1975 als Gründungsmitglied
der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE, heute OSZE), seit 1978 als Mitglied des
Europarats und seit 1990 als 160. Mitgliedsland der Vereinten Nationen.
Darüber hinaus wurde das Fürstentum 1991 Vollmitglied der Europäischen Freihandelsassoziation EFTA
und 1995 Mitglied des Europäischen
Wirtschaftsraums (EWR). Zudem trug
Liechtenstein 2010 maßgeblich zur
Stärkung des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) bei.
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titelreportage
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S.D. Erbprinz Alois von
Liechtenstein
Der Stellvertreter des Fürsten setzt
auf Stabilität: „Nachhaltige Investments werden zu einem wichtigen
Thema. Nachhaltigkeit bedeutet
aber auch nachhaltig finanzierte
Haushalte und Sozialsysteme.“
Seit 2004 ist der Erbprinz mit den
Aufgaben des Staatsoberhauptes
betraut. Der Thronnachfolger
studierte Rechtswissenschaften
in Salzburg und ließ sich in der
königlichen Militärakademie in
Sandhurst zum Offizier ausbilden.
Seit 1993 ist er mit Herzogin
Sophie verheiratet, mit der er vier
Kinder hat.
Klein, vernetzt und sehr stabil
UMBRUCH Liechtenstein macht sich fit für die Zukunft. „Ein entscheidendes Merkmal wird noch viel mehr die Stabilität
des Landes sein“, sagt Erbprinz Alois von Liechtenstein, der seit 2004 als Staatsoberhaupt amtiert.
Durchlaucht, welche Gefühle hat
die Wirtschafts- und Finanzkrise
bei Ihnen hinterlassen?
Die Krise hat deutlich gemacht, dass
die Globalisierung die verschiedenen
Teile der Welt eng miteinander vernetzt hat. Dies gilt besonders für einen international ausgerichteten
Kleinstaat wie Liechtenstein, der
Wirtschaftskrisen seiner Handelspartner sehr schnell und stark spürt.
Nun denkt der Finanzplatz über
nachhaltige Investments nach...
... ich sehe, dass einiges in Gang
kommt. Nachhaltige Investments
werden zu einem wichtigen Thema.
Nachhaltigkeit bedeutet aber auch
nachhaltig finanzierte Haushalte und
Sozialsysteme. Ein entscheidendes
Merkmal Liechtensteins wird in Zukunft noch viel mehr die Stabilität des
Landes sein, eine Eigenschaft, die
man in der Vergangenheit zu wenig
kommuniziert hat. Unser politisches
System ist stabil, ebenso das breit diversifizierte Wirtschaftssystem. Unser Staatshaushalt ist sehr gesund.
Das Land hat erneut eine AAA-Bewertung erhalten. Mit dem Schweizer
Franken haben wir eine sehr stabile
Währung und die Finanzinstitute verfügen über hohe Eigenmittel. Hinzu
kommt, dass wir als einziger Staat in
Europa Zugang zu zwei Wirtschafts-
räumen haben: zur Schweiz und zur
Europäischen Union.
Wo sehen Sie den Wirtschaftsstandort Liechtenstein in fünf
Jahren?
Die Industrie wird sich weiterhin auf
forschungsintensive Nischen konzentrieren und mit einer hohen Wertschöpfung erfolgreich ihre Produkte
in der Welt umsetzen. Beim Finanzplatz gehe ich davon aus, dass er die
wichtigsten Schritte zur erfolgreichen
Bewältigung der derzeitigen Umbruchphase getan haben wird. Die
Rahmenbedingungen werden wir voraussichtlich bis in fünf Jahren noch
weiter verbessert haben. Dies wird
nötig sein, weil das internationale
wirtschaftliche Umfeld schwierig
bleiben dürfte.
Ende 2011 sollen die Grenzkontrollen wegfallen und das Fürstentum Schengen-Staat werden. Ein
wichtiger Schritt?
Europa und damit auch wir stehen
vor allem auch aufgrund der Entwicklungen in Afrika und im Nahen
Osten vor großen Herausforderungen
betreffend neuer Flüchtlingsströme.
Diese Aufgaben können nur gemeinsam gelöst werden. Dies dürfte der
größte Vorteil des Schengen- beziehungsweise vor allem des Dublin-Abkommens sein. Ansonsten gibt es ver-
schiedene andere Vorzüge wie die
Teilnahme am Schengen-Informations-System. Wir mussten in den
letzten Jahren beispielsweise feststellen, dass die europäischen Staaten vermehrt über dieses System zur Fahndung ausschreiben und nur noch selten zusätzlich über Interpol. Diese Vernetzung erleichtert die Kriminalitätsbekämpfung.
Engmaschige Vernetzung – ist dies
das Gebot der Stunde?
Als Kleinstaat war Liechtenstein immer
schon eng vernetzt. Für eine erfolgreiche Entwicklung waren wir stets auf
eine enge Zusammenarbeit mit anderen
Staaten – vor allen den Nachbarstaaten
– und einen freien Zugang zu den ausländischen Märkten angewiesen. In einer Zeit, in der selbst große Staaten viele Fragestellungen nur noch durch internationale Kooperationen lösen, ist für
uns eine gute Vernetzung fast noch bedeutender geworden. www.fuerstenhaus.li
„Unser politisches System ist stabil, ebenso wie das breit diversifizierte Wirtschaftssystem“,
erklärt Erbprinz Alois von Liechtenstein im Gespräch mit Kornelia Pfeiffer.
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titelreportage
november 2011
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Staatsform
Das Fürstentum ist gemäß
Artikel 2 der liechtensteinischen
Verfassung eine konstitutionelle
Erbmonarchie auf demokratischer
und parlamentarischer Grundlage.
Die Staatsgewalt ist beim Fürsten
und im Volke verankert.
Landtag
Der liechtensteinische Landtag,
so heißt im Fürstentum das
Parlament, wird direkt vom
Volk gewählt. Der Landtag wird
vom Fürsten einberufen und
geschlossen. Dem Fürsten steht
auch das Recht zu, das Parlament
aus erheblichen Gründen
aufzulösen.
Hauptaufgabe des Landtags ist
die Gesetzgebung. Zur Gültigkeit
eines Gesetzes bedarf es außer
der Zustimmung des Landtags
auch der Sanktion des Landesfürsten, der Gegenzeichnung des
Regierungschefs und der Kundmachung im Landesgesetzblatt.
In die Kompetenz des Landtags
fällt auch das Vorschlagsrecht bei
der Ernennung der Regierung, die
im Einvernehmen zwischen Fürst
und Landtag zu erfolgen hat.
Regierung
Die Regierung des Fürstentums
Liechtenstein ist das oberste
Exekutivorgan. Sie wird für eine
Dauer von vier Jahren vom
Fürsten auf Vorschlag des
Landtags ernannt.
Seit dem 25. März 2009 besteht
eine Regierungskoalition der
beiden Parteien Vaterländische
Union und Fortschrittliche
Bürgerpartei mit Klaus Tschütscher
(VU) als Regierungschef.
Alles im Fluss
A
ls Daniel – aus Mauren –
losrannte und wütend die
blaurote Fahne mit der
Fürstenkrone aufpflanzte,
war er der Held des Gegenprotests.
Für einen Augenblick am 1. März
2008, als Globalisierungsgegner von
Attac mitten in Vaduz gegen die 50
Steueroasen der Welt demonstrierten. Heute kritisiert Attac die zwischen der Schweiz und Deutschland
beschlossene anonyme Abgeltungssteuer auf deutsche Vermögen, die in
den letzten zehn Jahren am Fiskus
vorbei in die Schweiz geschafft wurden. Das Abkommen steht und soll
2013 in Kraft treten, Bundestag und
Bundesrat müssen jedoch noch zustimmen. Deutschland rechnet mit
Einnahmen von zehn Milliarden Euro. Das Abkommen dürfte einen positiven Effekt auf die Haushalte von
Bund, Ländern und Gemeinden haben. Doch Attac Deutschland protes-
FINANZPLATZ
Die Wandlungsfähigkeit
spricht für, nicht gegen
Liechtenstein. An den Tabus von früher wird heute
gerüttelt. Der Finanzplatz
will als angesehen, nachhaltig und stabil wahrgenommen werden. Und
das bis spätestens 2015.
tiert und schickt einen offenen Brief
an Bundestagsfraktionen und Ministerpräsidenten.
Bundesfinanzminister Wolfgang
Schäuble hebt hervor, dass sich Steuerflüchtlinge künftig nicht mehr hinter dem Bankgeheimnis verstecken
könnten. Und in Vaduz steht derweil
die Regierung zu Verhandlungen parat, um rasch nach- und gleichzuziehen, sobald das Abkommen SchweizDeutschland abgesegnet ist. Die Abgeltungssteuer hätte für Steuerflüchtlinge den Vorteil, dass sie gegenüber
dem deutschen Fiskus anonym blieben. Ihre Steuerschulden der Vergangenheit wären abgegolten und die
Vermögen legalisiert. Die Privatsphäre bliebe geschützt. Berlin signalisierte, dass die Nachbesteuerung von
Kapitalanlagen deutscher Anleger in
Liechtenstein sowie die Besteuerung
von Kapitaleinkünften Gegenstand
künftiger Gespräche sein würden.
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november 2011
Fotos: Presse- und Informationsamt, Vaduz. Fotograf: Close Up, Triesen
Zwischen Attac-Protest und liechtensteinischer Anpassung liegen dreieinhalb Jahre, in denen Kritik von außen, politisches Drängen und die weltweite Finanzkrise Tempo gemacht
haben. Doch während das globalisierungskritische Netzwerk Attac auf
den automatischen Informationsaustausch pocht, um Steuerflucht zu bekämpfen, will man in Liechtenstein
wie in der Schweiz eben diesen automatischen Informationsaustausch vermeiden. Der Wunsch nach Privatsphäre und Selbstbestimmung – und zwar
unabhängig vom Bankgeheimnis –
wird in beiden Ländern als zentrales
Bedürfnis des Menschen respektiert.
Bislang haben Deutschland und Liechtenstein den Informationsaustausch
auf Anfrage bei Verdacht der Steuerhinterziehung nach OECD-Standard
vereinbart.
Am 16. August 2011 haben Verteter beider Länder in der liechtensteinischen Botschaft in Berlin den Entwurf eines Doppelbesteuerungsabkommens paraphiert. Dies soll die
guten wirtschaftlichen Beziehungen
weiter vertiefen und die Zusammenarbeit in Steuerfragen weiterentwickeln. Damit sei ein „weiterer Mei-
lenstein auf unserem nachhaltigen
und zukunftorientierten Kurs gesetzt“, konstatiert Liechtensteins Regierungschef Klaus Tschütscher. Mit
dem Abkommen wird ein Schlussstrich unter die Steueraffäre gesetzt,
die im Februar 2008 mit der spektakulären Festnahme des deutschen
Ex-Post-Chefs Klaus Zumwinkel ihren Höhepunkt erreichte. Dieser hatte gestanden, über eine Stiftung in
Liechtenstein Geld am Fiskus vorbeigeschleust zu haben.
Seit dem Steuerskandal, ausgelöst durch den Diebstahl von Kundendaten bei der früheren LGT Treuhand und deren Verkauf an Deutschland, steckt der Finanzplatz Liechtenstein in einer Transformation. Der
Reformprozess hatte allerdings schon
vor der Zumwinkel-Affäre begonnen.
2006 war die Regierung aktiv geworden, um ein Steuerinformationsabkommen mit den Vereinigten Staaten
auszuhandeln, das 2010 in Kraft trat.
Mit der Erklärung vom 12. März
2009 hat der Kleinstaat seine neue
Strategie dann ausformuliert und
veröffentlicht. Liechtenstein bekennt
sich zum globalen OECD-Standard
und bietet anderen Staaten die Zu-
titelreportage
sammenarbeit bei Steuerbetrug und
Steuerhinterziehung an.
„Wir sind uns unserer Verantwortung als Teil eines weltweit integrierten Wirtschaftsraumes bewusst“, hatte
der damalige Regierungschef Otmar
Hasler betont. Seitdem steht das Land
auf der weißen Liste der Industrieländerorganisation OECD. Der globale
Standard sieht keine Trennung zwischen Steuerbetrug und Steuerhinterziehung vor, bei der Liechtenstein
wie die Schweiz bis dahin grundsätzlich Amtshilfe ablehnten. Mit 24 Ländern hat Liechtenstein mittlerweile
Steuer-Informationsaustausch-Abkommen (TIEA) abgeschlossen zur
grenzüberschreitenden Amtshilfe
nach den Regeln der OECD.
Mit Großbritannien werden zugleich die „Altlasten“ unversteuerten
Offshore-Vermögens auf eine Weise
gelöst, die Vorbildcharakter hat. Bei
diesem Modell geht es weder um Informationsaustausch auf Anfrage
noch um einen automatischen Informationsaustausch. Dieses Steuerabkommen sieht bis 2015 mildernde
Bedingungen vor, wenn britische Kunden des Finanzplatzes Liechtenstein
verborgenes Vermögen dem britischen
Fiskus offen legen. Von 2015 an werden Liechtensteiner Finanzdienstleister im Gegenzug alle Kunden ablehnen, die ihr Geld nicht im Heimatland deklariert haben. Ähnliches sei
für Frankreich geplant, sagt Regierungschef Klaus Tschütscher.
Die neue Linie zwingt die Finanzbranche dazu, tiefgreifend umzudenken. Dass sich das traditionelle Geschäft mit unversteuerten Geldern
dem Ende zuneigt, haben auch die
392 Treuhänder im Land längst akzeptiert. Die Branche verliert zwar
Kunden; das frühere Massengeschäft,
Privatstiftungen zu gründen und zu
verwalten, ging massiv zurück. Nach
wie vor gilt die liechtensteinische Stiftung unter den Finanzakteuren jedoch als ein gutes Instrument, um
langfristig größere internationale Privatvermögen zu sichern. Die Steueraffäre habe viele Kunden verunsichert, sagt Clemens Laternser, Geschäftsführer der Liechtensteinischen
Treuhändervereinigung. Der Trend
der Löschung von Stiftungen habe
sich zwar abgeschwächt, sei aber
noch nicht gestoppt. Und wohin wandern die Vermögen ab? In die neuen
Finanzplätze in Asien oder auch nach
Großbritannien und in die USA, vermutet er. Besonders in Asien wachse
die Nachfrage nach Dienstleistungen
im Bereich der Nachlassplanung. Dafür sei die liechtensteinische Privat-
7
Historie des Finanzplatzes Liechtenstein
1861 Gründung der Liechtensteinischen Landesbank
1920 Gründung der LGT Bank
in Liechtenstein
1923 Zollvertrag mit der
Schweiz
1923 Verankerung des Bankgeheimnisses in das Bankengesetz
1924 Einführung des Schweizer
Franken als gesetzliche Währung
1926 Erlass des Personen- und
Gesellschaftsrechts
1970 Erster Bankomat in
Liechtenstein
1980 Währungsvertrag mit
der Schweiz
1990 Beitritt zur UNO
1991 Beitritt zur EFTA
1995 Liechtenstein tritt dem
EWR und der WTO bei
2001 Schaffung der Financial
Intelligence Unit (FIU)
2005 Gründung der Integrierten Finanzmarktaufsicht
(FMA)
2009 Bekennung Liechtensteins
zum globalen OECD-Standard
in Steuerbelangen
2011 Paraphierung des Doppelbesteuerungsabkommens
mit Deutschland
8
titelreportage
Weiterbildung
Wealth Management
Der Masterstudiengang Wealth
Management der Universität
Liechtenstein richtet sich an
ambitionierte und erfahrene
Kadermitarbeitende, Führungskräfte oder Unternehmerinnnen
und Unternehmer aus den
Bereichen Treuhandwesen, Private
Banking und Wealth Management.
Die Absolventen erhalten ein
Masterdiplom und den Titel
„Master of Advanced Studies in
Wealth Management (MAS)“.
Treuhandwesen I
Der Zertifikatslehrgang
Treuhandwesen bildet den
ersten Baustein zur beruflichen
Weiterbildung im Treuhandwesen.
Er setzt einen kaufmännischen Lehrabschluss oder
einen gleichwertigen anderen
Bildungsabschluss voraus. Nach
Absolvieren verschiedener Module
wird der Titel „Liechtensteinischer
Treuhand-Sachverständiger“
vergeben.
Treuhandwesen II
Mit dem Diplomlehrgang
Treuhandwesen bereitet die
Universität Liechtenstein
Teilnehmer auf Kaderpositionen
oder auf eine selbständige
Tätigkeit als Treuhänder vor. Der
Studiengang vermittelt praxisorientiert vernetzte Fachkompetenz
zur Bewältigung komplexer
Beratungs- und Managementaufgaben. Erfolgreiche Absolventen
erhalten ein Diplom und die
Befugnis, den Titel „Diplomierter
liechtensteinischer TreuhandExperte“zu führen.
november 2011
stiftung ein gutes, bislang aber kaum
genutztes Instrument.
Asien ist ein Wachstumsmarkt für
Finanzprodukte. Da erscheint es nur
logisch, dass drei große liechtensteinische Treuhandunternehmen derzeit Standorte in Singapur, Hongkong
und Shanghai aufbauen. Zugleich erweitern Treuhänder, Vermögensverwalter und Banken in Liechtenstein
ihr Know-how über ausländische
Rechts- und Steuersysteme. Schließlich sind Steuerdelikte weniger eine
Frage des Stiftungsrechts als des Steuer- und Strafrechts, der Rechtshilfe
und der internationalen Kooperation.
Derweil erlebt die Stiftung in Europa
eine Renaissance. Das in Liechtenstein praktizierte Privatstiftungsmodell bleibt dabei zwar ein Sonderfall,
jedoch mit Potenzial für gemeinnützige Stiftungen.
Ein Beispiel, wie es sich immer
häufiger abspielt: Unternehmer A hat
sein Haus gut bestellt. Obwohl in der
Familie ein geeigneter Nachfolger
fehlt, kann es sein Unternehmen
auch noch in 100 Jahren geben. Denn
um sein Lebenswerk zu sichern und
einen Verkauf der Firma auszuschließen, hat der Fabrikant eine Stiftung
gegründet. Die ist zu einem bestimmten Prozentsatz an der Firma beteiligt
und wird nach dem Tod des Inhabers
alleinige Gesellschafterin. Stiftung,
Geschäftsleitung und Stiftungsrat
müssen die Gewinne zuallererst für
Investitionen und Wachstum nutzen,
der Rest geht in die Forschung und
die Förderung neuer Technologien.
Damit ist die Stiftung gemeinnützig
und sichert sich auch Steuervorteile.
Strukturen, wie sie häufig in Liechtenstein zu finden sind.
Im neuen Stiftungsrecht, seit April 2009 in Kraft, ist die Flexibilität
verankert, eine langfristig philanthropisch agierende Stiftung ursprünglich als privatnützige oder gemischte
Familienstiftung ins Leben zu rufen.
Stiftungsfachleute sehen im liechtensteinischen Sonderfall ein modernes
Konzept. Heute gelte das Bedürfnis
des Stifters nach Flexibilität zunehmend als „modernes Stiftungsverständnis“, meint Professor Dominique Jakob von der Universität Zürich. Liechtenstein folgt einem Privatstiftungsmodell, lässt also Stiftungen auch zu
privat- und eigennützigen Zwecken
zu. Der Stifter kann sich auf Lebzeiten Rechte vorbehalten, den Zweck
zu ändern oder zu widerrufen. Diese
Rechte vererben oder übertragen
kann er jedoch nicht. Bei privatnützigen Stiftungen geht es vor allem darum, ein Unternehmen oder ein Fa-
Klaus Tschütscher ist seit 2009
Regierungschef. Ihm unterstehen
die Ressorts Präsidium, Finanzen,
Familie und Chancengleichheit.
Dominique Jakob, Professor an
der Universität Zürich, präferiert ein
„modernes“ Stiftungsverständnis.
Prof. Francesco A. Schurr ist
Inhaber des Lehrstuhls für
Gesellschafts-, Stiftungs- und
Trustrecht an der Universität
Liechtenstein.
|
milienvermögen zu erhalten oder
schlicht um „Asset Protection“, also
Vermögensschutz.
Erstmals hat Liechtenstein den
klaren Unterschied festgeschrieben
zwischen der Privatstiftung, dem bisherigen Herzstück des Finanzplatzes,
und der gemeinnützigen Stiftung, die
im Grundbuch- und Öffentlichkeitsregister eingetragen sein muss und
von einer eigenen Stiftungsaufsichtsbehörde (Sifa) kontrolliert wird. Mit
dem neuen Stiftungsrecht haben letztere eine stärkere Position erhalten.
Politik, Finanzindustrie und Wissenschaft unterstreichen denn auch, wie
gut sich der Stiftungsstandort Liechtenstein für Stifter eigne, die gemeinnützige Zwecke verwirklichen wollen. Professor Francesco A. Schurr,
Inhaber des im November 2009 geschaffenen Lehrstuhls für Gesellschafts-, Stiftungs- und Trustrecht an
der Universität Liechtenstein, erklärt
auch warum: Wer heute einen Stiftungsstandort suche, habe nicht mehr
nur die Besteuerung der Stiftung im
Fokus, sondern auch, wie flexibel der
Stiftungszweck gestaltet werden kann,
und er stellt Fragen zur Foundation
Governance. Dem System der Governance in Liechtenstein könnte da in
Europa „durchaus Modellcharakter
zukommen“.
Jetzt will Schurr auch mit den
stereotypen Bildern aufräumen, die
über Liechtenstein kursieren. Die
Zukunft liege nicht mehr im Versprechen von Steuervorteilen. Das neue
Stiftungsrecht war nach über sieben
Jahren Diskussion zwischen Marktakteuren und Wissenschaft überfällig. Die Auslegung des über 80 Jahre
alten Stiftungsrechts war unübersichtlich geworden, die Rechtssicherheit hatte gelitten. Der Reformprozess in Liechtenstein hatte also auch
hier bereits begonnen, als der Tiefschlag mit der Steueraffäre kam. Die
Voraussetzungen sind heute intakt
am Stiftungsstandort, die tiefgreifende Stiftungsreform hat einen Entwicklungsschub ausgelöst. Die Rechtssicherheit gewinnt an Boden, Streitthemen werden offen diskutiert und
Lösungen anvisiert, die in die Welt
von heute passen.
Eine Stiftung, die seit über 30 Jahren diesen Anspruch erfüllt, ist die
Alexander S. Onassis Public Benefit
Foundation. Eine rein philanthropische Stiftung, die Projekte unterstützt,
die mit Griechenland verknüpft sind.
Unter ihrem Dach denken Wissenschaftler über Lösungen nach, die
Stabilität Griechenlands zu fördern.
Die Stiftung vergibt jedes Jahr 500
|
november 2011
titelreportage
9
Stützen der Volkswirtschaft
Stipendien an Studenten und finanziert Forschungsprojekte, um Knowhow nach Griechenland zu bringen.
Mit ihren Geldern entsteht zurzeit in
Athen ein modernes Krankenhaus für
Herzchirurgie. Sie unterstützt aber
auch junge griechische Künstler, um
die moderne Kultur zu fördern.
Der Reformprozess in Liechtenstein steht auf einer guten Basis. Und
etwas, was vor der Krise mutig klang,
leuchtet inzwischen in Liechtenstein
vielen ein. Ein Vorreiter ist die Vermögensverwaltungs-Gruppe Kaiser
Partner. Sie hat sich schon 2006 für
die sogenannte Weißgeldstrategie
ent schieden und löst den bisherigen Treuhandansatz beschleunigt ab
durch ein modernes, zukunftsgerichtetes Verständnis von Vermögensmanagement. „Risiken verstehen und managen“ stehe ganz oben auf der Prioritätenliste, sagt Firmenchef Fritz Kaiser. Steuern spielten dabei nur eine
Rolle unter vielen. Die Bedeutung
der „Asset Protection“ als Sicherung
von Privatvermögen wachse. Zum einen, weil die Steuerfahnder in hoch
verschuldeten Staaten die Reichen
2%
31%
17%
42%
39%
39%
23%
Aufteilung der
Bruttowertschöpfung
Finanzdienstleistungen
Anteil der Beschäftigten
Landwirtschaft und Haushalte
allg. Dienstleistungen für Unternehmen (Beratung;
Recht; Marketing; Architektur)
Industrie und warenproduzierendes Gewerbe
Quelle: Amt für Statistik Liechtenstein (2010), Differenzen durch Rundung
6%
Den größten Anteil (39 Prozent) an der Bruttowertschöpfung haben Industrie
und produzierendes Gewerbe. Dadurch stellen sie auch mit 42 Prozent der
Beschäftigen die stärkste Gruppe der Arbeitnehmer.
im Visier hätten. Zum anderen, weil
das wirtschaftliche, politische und regulatorische Umfeld immer komplexer werde.
Liechtenstein hat ein neues Kapitel des Finanzplatzes aufgeschlagen
– nach einer Doppelkrise: Die „Affäre Zumwinkel“ hat die Verhandlun-
gen zu Steuerinformationsabkommen beschleunigt. Zugleich hat die
weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise, welche im September 2008
offen ausbrach, die Finanzinstitute
gezwungen, jeweils ihren eigenen
Weg in die Zukunft zu finden. Wie
überall in der global zunehmend ver-
flochtenen Finanzwelt wirkten sich
die Turbulenzen an den Börsen negativ auf die Performance der Investments der Liechtensteiner Banken
aus. Von der Finanzmarktkrise direkt
betroffen waren sie jedoch nicht,
kein Institut war in der jüngsten Finanzkrise auf staatliche Hilfe angewiesen. Die Banken, die eine tragende Rolle für den Finanzplatz spielen,
halten freiwillig im Durchschnitt
mehr als das Doppelte der erforderlichen Eigenmittel. Und das Geschäftsmodell des Private Banking
erwies sich als stabil. In Zeiten der
Unsicherheit wollen viele Kunden in
Europa Unsicherheit reduzieren.
Der Finanzplatz Liechtenstein,
das sind: 17 Banken, 40 Versicherungsunternehmen, 27 Fondsleitungsund Anlagegesellschaften mit rund
600 Anlagefonds sowie 392 Treuhänder und Treuhandunternehmen. Hinzu kommen 107 Vermögensverwaltungsgesellschaften, 33 Pensionsversicherungen, 79 Wirtschaftsprüfer sowie Rechts- und Patentanwälte. Sie
erwirtschaften rund ein Drittel des
Bruttoinlandsproduktes und beschäf-
W I RT S C H A F T S STA N D O RT
GUTE GRÜNDE FÜR LIECHTENSTEIN
Die liechtensteinische Wirtschaft zeigt
sich stark. Inmitten all der Krisen weltweit. Liechtenstein gehört zu den wettbewerbsfähigen Ländern in Europa und
den Gewinnern der Globalisierung. Der
Kleinstaat hält den Anteil der klassischen
produzierenden Industrie am Bruttoinlandsprodukt (BIP) stabil – bei satten 36
Prozent. Die Politik sorgt für ein wirtschaftsfreundliches Klima, eine erstklassige Infrastruktur und unterstützt unternehmerische Initiative. Als Mitglied der
Europäischen Freihandelsassoziation
EFTA sichert das Land für die Wirtschaft
den Zugang zu den Weltmärkten: Wo
Handelshemmnisse beseitigt werden,
sind Unternehmen innovativer. Seit 2011
hat Liechtenstein zudem ein modernes,
in Europa anerkanntes Steuerrecht. Herzstück ist eine Unternehmenssteuer von
12,5 Prozent. Ein Pluspunkt für die wertschöpfungsintensive High-Tech-Exportindustrie. Ansonsten aber gilt im Fürstentum in den Alpen das Credo: mehr privat
und weniger Staat.
Liechtensteins diversifizierte Wirtschaft
profitiert seit Jahrzehnten von einem liberalen Marktumfeld, stabilen politi-
schen Bedingungen und unbürokratisch
kurzen Wegen. Der kleine Binnenmarkt
hat Liechtensteiner – meist – Familienunternehmen immer schon veranlasst,
ihre Absatzmärkte rund um den Globus
zu suchen. Einige sind in ihren Nischen
Dr. Martin Meyer, ist Minister für
Wirtschaft, Bau und Verkehr und stellvertretender Regierungschef des
Fürstentums Liechtenstein.
Weltmarktführer mit insgesamt etwa
170 Niederlassungen in Europa, den
USA und Asien, mit über 30.000 Mitarbeitern weltweit. Der Hauptanteil aller
Warenimporte und Güterexporte entfallen auf den Austausch mit der EU. Liechtenstein – eingebettet zwischen der
Schweiz und Österreich – bildet als einziges Land in Europa die Brücke zu zwei
Wirtschaftsräumen: Es gehört zum
Schweizer-Franken-Raum und zum Europäischen Wirtschaftsraum.
Der kleine Staat taucht zwar kaum in internationalen Ranglisten auf, dennoch
gehört Liechtenstein – wie die Schweiz –
zu den innovativsten und unternehmerischsten Ländern der Welt. Das zeigt
sich am hohen Unternehmergeist und in
zahlreichen Patentanmeldungen. Das
geistige Eigentum ist in Liechtenstein
durch ein Netzwerk internationaler Verträge geschützt. Wirtschaft und Land
sind mit Universitäten sowie Forschungsund Entwicklungsinstituten regional und
international vernetzt. Ein liberales Arbeitsrecht, eine geringe Regulierungsdichte und außerordentlich soziale Stabilität prägen den Arbeitsmarkt. Exportin-
dustrie, Finanzwirtschaft, Dienstleistungs- und Gewerbebetriebe zählen
beinahe so viele Beschäftigte, wie Liechtenstein Einwohner hat. Tendenz steigend.
Jeder zweite Arbeitsplatz ist besetzt mit
Pendlern – Know-how aus der Schweiz,
Österreich und Süddeutschland. „Unser
Land ist ein Job-Kraftwerk in der Bodensee-Region“, erklärt der stellvertretende
Regierungschef und Wirtschaftsminister
Martin Meyer. „Bei zuletzt knapp 36.000
Einwohnern haben wir rund 33.000 Arbeitsplätze im Land. Etwa die Hälfte davon kommt täglich als Pendler nach
Liechtenstein aus Süddeutschland, der
Schweiz und aus Österreich. Die größten
Pendlerströme der gesamten Region verursacht damit Liechtenstein.“
Ein Grund für die Stärke der liechtensteinischen Wirtschaft sind gesunde und solide Finanzen. Bei den Industrieunternehmen, den Banken, den Privathaushalten
und dem Staatshaushalt. Liechtenstein
verfügt über genügend Finanzreserven
und die Industrieunternehmen können –
trotz des starken Frankens – durch Zukäufe in der EU und in Asien ihre Position weiter stärken. www.regierung.li
10
titelreportage
Finanzplatz
Im Liechtensteiner Finanzplatz
sind insbesondere tätig
• 17 Banken
• 392 Treuhänder und Treuhandunternehmen
• 40 liechtensteinische
Versicherungsunternehmen
• 27 Fondsleitungs- und
Anlagegesellschaften mit rund
600 Anlagefonds
Die liechtensteinischen Banken
(inkl. der ausländischen Gruppengesellschaften) verwalteten Ende
2010 ein Kundenvermögen von
CHF 168,1 Mrd. Gegenüber 2009
bedeutet dies einen Rückgang
von 2,5 Prozent, der jedoch vor
allem auf den starken Franken
zurückzuführen ist.
november 2011
tigen rund 17 Prozent der Arbeitnehmer. Das Finanzzentrum Liechtenstein
entspricht der Größe einer mittleren
Schweizer Bank. Nicht selten wird
der Finanzplatz als „Außenstelle des
Finanzplatzes Zürich“ bezeichnet. Die
Vermögenswerte werden meistens
auf ausländischen Börsenplätzen angelegt, die Finanzakteure arbeiten eng
mit Schweizer Banken zusammen.
Im herausfordernden weltwirtschaftlichen Umfeld hat sich der Finanzplatz 2010 gut behauptet. Ende
2009 verwalteten die Banken 172,5
Milliarden Franken Kundenvermögen und fielen in etwa dahin zurück,
wo sie im Herbst 2006 standen. Ende
2010 verwalteten die 17 Banken noch
ein Kundenvermögen von 168,1 Milliarden Franken. Die Finanzmarktaufsicht Liechtenstein (FMA) führt
den Rückgang um 2,5 Prozent auf
das Marktumfeld zurück. Die Weltwirtschaft hat sich 2010 überraschend gut erholt, die Zinsen jedoch
waren historisch niedrig und der
Schweizer Franken äußerst stark. Die
hohe Staatsverschuldung einzelner
europäischer Staaten und die Ent-
wicklungen im arabischen Raum haben zusätzlich für Verunsicherung an
den Finanzmärkten gesorgt. Grundsätzlich stellt die FMA dem Finanzplatz ein gutes Zeugnis aus.
Die Banken, denen in der zweiten Jahreshälfte 2010 wieder verstärkt
Neugelder – bei den Gruppengesellschaften aus Westeuropa sowie Asien und dem Nahen Osten – zugeflossen sind, liegen, was Eigenmittel und
Liquidität angeht, weiterhin im europäischen Spitzenfeld. Das neue Regelwerk „Basel III“, das die internationale Finanzwelt stabiler machen
soll, dürfte für den Bankplatz wenig
ändern. Dennoch, der Wettbewerb um
die Verwaltung der Reichtümer der
Welt geht unvermindert weiter. Dem
begegnen Liechtensteins Banken mit
der kontinuierlichen Weiterentwicklung ihres Know-hows im Wealth
Management in Zusammenarbeit mit
der Universität Liechtenstein, der kostensparenden Zusammenarbeit in Informatik und Logistik, der Entwicklung innovativer Produkte sowie der
Schulung der Menschen, die modernes Private Banking umsetzen.
|
Roger H. Hartmann, CEO der
VP Bank, bringt auf den Punkt, was
„modernes Private Banking“ bedeutet: „Die Banken müssen neuen Generationen von Kunden gerecht werden, die gut informiert bei der Anlage ihrer Gelder mitreden. Dazu
braucht es bestens ausgebildete Berater, die über Know-how in Steuerfragen verfügen, in Netzwerke eingebunden und offen für neue Entwicklungen sind. Ganz wichtig für einen
Private Banker aber ist eine gewisse
Empathie, ein Gespür also, um herauszufinden, was wirklich zum Kunden passt. Zudem muss man dem
Kunden eine breite Palette von Produkten und Dienstleistungen anbieten können, so dass für jedes Bedürfnis die passende Lösung gefunden
wird.“
Josef Fehr, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Liechtensteinischen
Landesbank, sieht im internationalen Private Banking die Zukunft:
„Vermögensschutz, Schutz der Privatsphäre und die Qualität des Private Banking werden auch künftig im
Vordergrund stehen. Gleichzeitig wird
BILDUNG
UNIVERSITÄT FORMT WISSENSGESELLSCHAFT
Liechtenstein ist weltweit als Finanzplatz bekannt. Dass es im Fürstentum
aber auch eine öffentliche Universität
gibt, unterstreicht die Bedeutung als
Wissensstandort. Mit rund 1.300
Studierenden aus über 40 Nationen
ist sie ein internationaler BildungsKosmos mit persönlicher Atmosphäre
und höchster Standortqualität. Weltweit vernetzt, werden Forschungsprojekte mit Relevanz für Wirtschaft,
Politik und Gesellschaft bearbeitet.
Liechtenstein weist bei knapp 36.000
Einwohnern über 33.000 Beschäftigte
aus. Mehr als die Hälfte davon sind
Pendler aus Österreich, der Schweiz
und Deutschland. Dieses spezielle Klima
der Internationalität zeigt sich sowohl
in Unternehmen und der Politik, aber
auch im Studium. Studierende der Universität Liechtenstein werden in kleinen
Gruppen optimal betreut. Viele finden
dank des starken Praxisbezugs und der
engen Vernetzung mit Partnern nach
ihrem Abschluss einen hoch qualifizierten Arbeitsplatz im Land, welches ein
gegenüber der Schweiz rund doppelt
so hohes BIP pro Kopf ausweist.
Da Liechtenstein ein internationales
Dienstleistungszentrum im Finanzbereich
ist, bewegen sich die Studierenden im
Zentrum ihres zukünftigen Aufgabengebietes und erleben die Theorie in der Praxis. Forschungsaufträge von Regierung,
Verwaltung, Banken und Wirtschaftsbetrieben erlauben ihnen zudem einen
tiefen Einblick in Abläufe auf politischer
und wirtschaftlicher Ebene und reelle
Aussichten auf eine attraktive Karriere.
Im Angebot der Universität Liechtenstein sind Bachelor-Studiengänge in
Architektur und Betriebswirtschaft sowie
Master-Studiengänge in Architektur,
Banking and Financial Management,
Entrepreneurship und Business Process
Management. Alle Studiengänge sind
Das begeistert Studenten aus vielen Ländern: Ein zukunftsweisendes
Fächerangebot in Theorie und Praxis der Universität Liechtenstein.
international akkreditiert. Seit 2008 können zudem Doktoranden-Studiengänge
in Business Economics und Architecture
and Planning absolviert werden. Im
Architekturbereich liegt ein Hauptaugenmerk bei der nachhaltigen Raumentwicklung, in den Wirtschaftsstudien
sind die Schwerpunkte Entrepreneurship,
Wealth Management und Geschäftsprozessmanagement. Mit Erfolg, wie
ein neutrales Universitäts-Ranking zur
Förderung von Unternehmensgründungen an Hochschulen feststellte. In dieser
Studie belegte die Universität Liechtenstein hinter der ETH Zürich und vor
der Universität St. Gallen den zweiten
Rang. Damit bewegt sich Liechtenstein
in der Spitzengruppe im Bereich der
akademischen Gründungsförderung.
„Eine kleine Universität mit hohen
Entwicklungspotenzialen“, so stuften
die unabhängigen Experten des Organs
für Akkreditierung und Qualitätssicherung der schweizerischen Hochschulen
OAQ die Universität Liechtenstein
aufgrund ihres Studienkonzeptes und
ihrer Forschungsausrichtung ein. Weitere Informationen unter: www.uni.li
|
november 2011
titelreportage
11
Expertenpanel
Martin Wenz, Leiter des Instituts für Finanzdienstleistungen, Universität Liechtenstein
Simon Tribelhorn, Geschäftsführer des
Liechtensteiner Bankenverbands
Philippe Moser, Präsident des Liechtensteiner Versicherungsverbandes
Der Finanzplatz Liechtenstein
heute ist nicht mehr der von vor
drei Jahren. Ist das gut so?
Ja, denn der Finanzplatz hat auf die
Rahmenbedingungen, die sich äußerst
dynamisch verändern, umfassend reagiert.
Die meisten Akteure verstehen dies als
Chance zur Metamorphose. Denn damit
verbunden sind neue Produkte und neue
Möglichkeiten, sich im Markt zu positionieren, ein neues Profil zu gewinnen.
Sich weiterentwickeln zu können, wünsche
ich jedem Land. Der Bankenplatz hat
turbulente Zeiten mit extremen Herausforderungen hinter sich gebracht. Das
ohne Staatshilfe. Der Platz hat sich als stabil
erwiesen und aus den Erfahrungen gelernt.
Inzwischen fließt wieder Neugeld nach
Liechtenstein, das Vertrauen kommt zurück. Und die Banken zeigen sich innovativ.
Das ist sehr gut so. Der Finanzplatz Liechtenstein hat sich den Herausforderungen
der letzten Jahre gestellt und diese gut
bewältigt. In der Folge vernetzt er sich
zusehends auf internationaler Stufe und
hält Schritt mit den globalen Entwicklungen. Das ist auch für die international
tätige Versicherungsindustrie wichtig.
Bis 2015 will Liechtenstein ein
angesehenes Finanzzentrum
sein. Was tragen Sie dazu bei?
Mit einem umfassenden Aus- und Weiterbildungsprogramm sowie Forschungs- und
Transferleistungen. Das Institut für Finanzdienstleistungen der Universität Liechtenstein hat sich auf die zentralen Themen des
Wealth Managements in den Bereichen
Finance, Recht und Steuern spezialisiert.
Sämtliche Banken haben sich der Stabilität,
Qualität und Nachhaltigkeit verschrieben.
Mit der Roadmap 2015 hat der Bankenplatz
dazu eine zukunftsgerichtete Strategie
entwickelt mit über 40 Handlungsfeldern:
darunter die Bereiche Wealth Management, alternative Investments, Nachhaltigkeit, Philanthropie und Pensionsfonds. Und
wir verstehen internationale Regulierungen als Chance, innovative Produkte
und Dienstleistungen zu entwickeln.
Liechtenstein bietet Versicherern als einziges Land den Marktzugang zu ganz Europa, das heißt sowohl zur Schweiz als auch
zum EWR/EU-Raum. Diese Position wollen
wir nutzen und Liechtenstein als Standort
für internationale Versicherungslösungen
in den Bereichen Leben, Pensionskassen,
Schaden und Eigenversicherungen von
Unternehmen fördern. Dies erfolgt, indem
wir die Rahmenbedingungen optimieren.
Besitzt Liechtenstein das Knowhow, um sich zur Trauminsel für
versteuerte Privatvermögen zu
entwickeln?
Liechtenstein hat einen soliden Staatshaushalt, eine starke Währung und Finanzinstitute, die über Jahrzehnte gewachsene
Erfahrung und Know-how im Bereich
Private Banking verfügen. Die Universität
Liechtenstein sieht sich als Think Tank zur
Unterstützung von Politik und Praxis.
Wir sind keine Trauminsel, sondern
reales Festland inmitten Europas, das sich
gerade in diesen turbulenten Zeiten als
stabiler Finanzplatz erwiesen hat. Unsere
Banken entwickeln ihr Know-how im
Wealth Management Jahr für Jahr weiter.
Wir begreifen dies als stetigen Prozess.
Liechtenstein besitzt Know-how und
einige Standortvorteile, wie seine Zugehörigkeit zu zwei Wirtschaftsräumen,
seine finanzielle und politische Stabilität
oder die kurzen Verwaltungswege.
Noch ist der Finanzplatz trotz
Steuerinformationsabkommen nach OECD-Standard und
Doppelbesteuerungsabkommen auf dem internationalen
Radarschirm. Inwieweit sind die
„Altlasten“ unversteuerter Gelder
eine Frage der Zeit?
Das Land ist dabei, bilaterale Regelungen
mit den Heimatstaaten von Anlegern
zu vereinbaren. Wenn Liechtenstein
auf diesem Weg weitergeht, wird das
Thema der Altvermögen nach und
nach in den Hintergrund rücken.
Solange wir als attraktiver und stabiler
Finanzplatz auf dem Radar sind, ist es
ein gutes Signal. Für die Vergangenheit
wird intensiv nach Lösungen gesucht.
Insofern sind Regularisierungslösungen
auch ein Teil der Zukunft des Platzes.
Die Banken wollen sich jedoch vermehrter wieder nur noch mit dem
„Jetzt“ und dem „Morgen“ befassen.
Liechtenstein ist für die Zukunft auf
gutem Weg: Die Bereinigung der
Herausforderungen in Steuerfragen
und der Abschluss von entsprechenden
Abkommen schaffen Rechtssicherheit
und erhöhen die Reputation des Landes.
politische Stabilität. Nicht von ungefähr ist die Schweiz der größte Private Banking-Standort der Welt. Liechtenstein ist ein Teil davon, wenn
auch ein kleiner.“
Die drei großen Liechtensteiner
Banken setzen zunehmend auf das
Onshore-Geschäft vor Ort. Asien
verzeichnet eine der höchsten Zuwachsraten vermögender Leute und
rückt zunehmend in den Fokus. Die
asiatische Wachstumslokomotive be-
flügelt auch den Luxusboom. Die
Bank Alpinum in Vaduz ist eine Spezialistin, geht es um Investitionen in
Luxusgüter-Aktien und –Fonds. „Luxusgüterhersteller sind in einer äußerst günstigen Position und zyklischen Schwankungen weniger ausgesetzt. Der Luxusgüterbereich wächst
deutlich stärker als die Gesamtwirtschaft“, erklärt CIO Eduard Werder.
Aber auch der deutsche Private
Banking-Markt bleibt weiter attrak-
tiv und in Osteuropa zeigen sich
ebenfalls Chancen. Gleichzeitig wird
das margenreiche internationale
grenzüberschreitende Geschäft angepasst. Will heißen, Akteure des Finanzplatzes Liechtenstein sind dabei, ihre Cross-Border-Geschäftsmodelle kritisch zu überprüfen. Aufsichts-, zivil-, steuer- und strafrechtliche Aspekte spielen heute eine wichtige Rolle. Sie beeinflussen auch die
Unternehmensreputation stark.
es eine Entwicklung im Cross-Border-Private Banking geben. Mit den
Steuersystemen der Heimatländer
der Kunden konforme und transparente Lösungen stehen dabei im Mittelpunkt.“ Und S.D. Prinz Philipp
von Liechtenstein, Präsident des Stiftungsrates der LGT-Gruppe, erinnert: „Eine lange Tradition im Private Banking, wie wir sie haben, lässt
sich nicht so leicht vom Tisch wischen. Hinzu kommt unsere große
12
titelreportage
november 2011
|
Verwaltetes Kundenvermögen
2005
122,1
2006
2009
2010
173,4
140,8
2007
2008
in Mrd. CHF
148,0
153,2
116,7
118,3
116,2
201,3
156,6
172,5
168,1
Quelle: Finanzmarkt Liechtenstein, Ausgabe 2011
„Die Zukunft gehört denen, die
neue Spielregeln auf den Finanzmärkten akzeptieren und innovativ
sind. Diesen Willen der Neuorientierung müssen die Akteure mitbringen“, unterstreicht Mario Gassner,
Vorsitzender der FMA-Geschäftsleitung. Die FMA sieht den Finanzplatz
Liechtenstein, sprich die Banken und
Finanzintermediäre, vor strukturellen Herausforderungen, um neue
Wachstumsmärkte und Wachstumsprodukte zu erschliessen. Die 2005
gegründete FMA sieht sich auch als
„Türöffner“ für neue Märkte und
dringt auf internationale Vernetzung.
Seit April 2011 ist sie Mitglied der Internationalen Vereinigung der Wertpapieraufsichtsbehörde IOSCO. Damit ist Liechtenstein auch in der
Amtshilfe im Wertpapierbereich international konform und unterstreicht damit seine Null-ToleranzPolitik gegen Missbrauch. Seit Mai
hat die FMA zudem Beobachterstatus bei der Europäischen Wertpapierund Marktaufsichtsbehörde ESMA.
An die goldenen Jahre kann der
Finanzplatz Liechtenstein noch nicht
wieder anknüpfen. Die Akteure ar-
konsolidiert (Banken in Liechtenstein inkl. ausl. Gruppengesellschaften)
einzeln (Banken in Liechtenstein ohne ausl. Gruppengesellschaften)
Höhepunkt vor dem Sturzflug: 2007 betrug des verwaltete Kundenvermögen
konsolidiert noch 201,3 Mrd. CHF und einzeln 153,2 Mrd. CHF.
beiten noch an Innovationen und
Strategien. Während Liechtenstein vor
der Krise nur reagierte, wenn Druck
von außen kam, will der Bankenverband nun aktiv bis 2015 einen nachhaltigen Finanzplatz aufbauen. Bis in
vier Jahren soll dieser als „angesehener, nachhaltig agierender und stabiler Finanzplatz wahrgenommen werden“, formuliert Bankenverbands-Prä-
sident Adolf E. Real das ehrgeizige
Ziel. Die Strategie baue auf den traditionellen Stärken Liechtensteins auf.
Der Finanzplatz sei für seine hohe Innovationskraft und Effizienz sowie
seine ausgewiesene Kompetenz im
Wealth Management bekannt. Die
Strategie des Bankenverbandes fasst
zusammen, was in den letzten zweieinhalb Jahren angedacht wurde oder
sich vereinzelt bereits etabliert hat: darunter die Positionierung der gemeinnützigen Stiftung, die internationale
Etablierung von Trusts und grenzüberschreitenden Pensionsfonds, die Stärkung des Konzepts der Vermögenssicherung, der Ausbau zum Kompetenzzentrum für nachhaltige Anlagen
und eines attraktiven Fondsplatzes.
Letzterer hofft darauf, die Marktanteile des liechtensteinischen Fondsgeschäfts in Europa zu erhöhen. Am
1. August ist das Gesetz für bestimmte Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren, kurz UCITSGesetz, in Kraft getreten. Damit übernimmt das EWR-Land Liechtenstein
die EU-Richtlinie UCITS IV. Künftig
gibt es den EU-Pass nicht nur für Investmentfonds, sondern auch für Verwaltungsgesellschaften. Ein Wertpapierfonds, der in einem EU-Land
zum Vertrieb zugelassen ist, kann ohne weiteren administrativen Aufwand
in allen EU-Ländern verkauft werden.
Und weil Liechtenstein als einziges
Land dem Europäischen wie dem
Schweizer Wirtschaftsraum angehört,
kann eine Fondsgesellschaft neu auch
ohne Luxemburger Niederlassung
LUXU S G ÜTE R
SCHÖNES POTENZIAL FÜR AKTIEN
„Der asiatische Hunger nach Luxusgütern
beflügelt das Geschäft“, sagt Eduard
Werder, CIO der Bank Alpinum in Vaduz,
„und die Aktien der Hersteller haben
weiteres Potenzial.“
Luxus ist die Sehnsucht der Menschen nach schönen Dingen. Warum lohnt es sich, in Unternehmen
zu investieren, die Luxusgüter herstellen?
Die Anlagetätigkeit ist ja keine exakte
Wissenschaft. Wir bewegen uns in einer
Welt von Wahrscheinlichkeiten, Chancen
und Risiken, die wir gegeneinander abwägen. Die Luxusgüterindustrie stufen
wir derzeit als attraktiv ein. Vor dem Hintergrund einer Schuldenkrise in den USA
und in Europa mag es erstaunen, auf Luxusgüter zu setzen. Wie kann dieser Sektor florieren, wenn die Konsumenten den
sprichwörtlichen Gürtel enger schnallen
müssen? In der Tat sieht man wenig Dynamik in den alten Absatzmärkten. Dies
wird aber überlagert durch eine gewaltige Nachfrage in den Schwellenländern.
Die Märkte Asiens und Lateinamerikas
haben das Potenzial, die westliche Flaute
mehr als nur zu kompensieren, insbesondere China. Man schätzt, dass bereits
heute die Hälfte aller Luxusgüter von
„ethnischen Chinesen“ gekauft wird. So
ist es bezeichnend, wenn der prestigeträchtige Schmuckhersteller Cartier seine wichtigste Verkaufsstelle nun in
Hongkong hat. In China gibt es einen
stark wachsenden Mittelstand, für den
Luxusgüter nicht mehr unerschwinglich
sind.
Die Luxus-Fonds zeigen den Turbulenzen an den Börsen die kalte
Schulter. Wie sehen Sie die weitere
Entwicklung?
Der Sektor hat sich an der Börse gut gehalten. Aber trotz positivem Ausblick darf
man nicht davon ausgehen, dass er immun bleibt gegenüber den Entwicklungen der Gesamtbörse. Ich erinnere mich
an die Finanzkrise von 2008, als der Sektor stark gelitten hat. Was die heutige Situation von damals unterscheidet, ist der
Fokus auf die Schwellenländer. In diesen
Märkten entscheidet sich der künftige Erfolg oder Misserfolg. Experten erwarten,
dass Chinas Wirtschaft über die nächsten
Jahre weiterhin mit sechs bis zehn Pro-
Während wenig Dynamik in den alten
Absatzmärkten zu verzeichnen ist,
sieht Eduard Werder eine gewaltige
Nachfrage in den Schwellenländern.
zent pro Jahr wachsen wird. Dies bedeutet wiederum, dass der lokale Markt für
Luxusgüter 20 bis 30 Prozent pro Jahr
zulegen sollte. Das sind gewaltige Zuwächse, und wenn das eintrifft, sehe ich
noch ein schönes Potenzial für die Aktien der Luxusgüter.
Auf der Anlageliste der Bank Alpinum figuriert der „CL Luxury
Goods Eq. Fund“ der Bank Clariden Leu. Weshalb haben Sie diesen
Fonds ausgewählt?
Für mich ist dieser Fonds ein gutes Instrument, um diversifiziert in den Sektor
zu investieren. Bei uns in der Vermögensverwaltung der Bank Alpinum stehen zwar Direktanlagen im Vordergrund.
Doch wenn es unseren Kunden mehr
Vorteile bringt, setzen wir Fonds ein. Entscheidend bei der Fondswahl sind für uns
unter anderem ein Management, dem
wir zutrauen, in verschiedenen Marktphasen eine überdurchschnittliche Performance zu erzielen. Das Team von Juan Manuel Mendoza in Hongkong hat
das in den letzten Jahren bewiesen.
Weitere Informationen unter:
www.bankalpinum.com
|
november 2011
dort Fonds auflegen und Schweizer
Fonds zum Beispiel den Vorteil der
Marke Luxemburg anbieten.
Und auch die Altersvorsorge wird
europäisch. Jedes dritte internationale Unternehmen dürfte bis 2015 europaweite Pensionslösungen einsetzen.
Als EWR-Land hat Liechtenstein nicht
nur Zugang zu diesem Riesenmarkt
in Europa, sondern auch das Knowhow. In Zeiten des Mangels muss man
Ingenieure, Wissenschaftler und Fachkräfte nicht nur gewinnen, man muss
sie auch erhalten. Um die Konkurrenz
in der Region auszustechen, werfen internationale Unternehmen zunehmend das Argument der betrieblichen
Altersvorsorge in die Waagschale.
Wer erwartet, dass Mitarbeiter von
Land zu Land ziehen, braucht eine
flexible Alterssicherung. Und wer
Tochtergesellschaften und Betriebsstätten im Ausland hat, ist daran interessiert, dies so effizient und kostensparend wie möglich zu managen,
bei größtmöglicher Steuerung und
Risikokontrolle. Paneuropäische Pensionsfonds gelten dazu als modernes,
flexibles Instrument.
Seit Ende 2005 ist der Weg zu einem grenzenlosen europäischen Binnenmarkt für Produkte der betrieblichen Altersvorsorge frei: mit der Pensionsfondsrichtlinie. Sie ermöglicht
es den Einrichtungen der betrieblichen Altersvorsorge, ihre Produkte
von einem Staat aus grenzüberschreitend in der gesamten EU anzubieten.
So will die Europäische Union das
Entstehen einer europäischen betrieblichen Altersvorsorge sowie die
Vermögensschutz, Schutz der
Privatsphäre und die Qualität
werden im internationalen Private
Banking laut Josef Fehr auch
künftig im Vordergrund stehen.
Mobilität der Arbeitnehmer fördern.
Liechtenstein hat die „Lizenz“ dazu.
Seit 2007 gilt mit dem neuen Pensionsfondsgesetz im EWR-Land die
EU-Richtlinie für Betriebsrenten. Damit kann ein Unternehmen alle seine
in der EU beschäftigten Arbeitnehmer in einem einzigen Pensionsfonds
versichern. Zum Beispiel mit Sitz in
Vaduz. Bislang haben sich sechs der
85 paneuropäischen Pensionsfonds
für Liechtenstein entschieden.
Wenn die Nachfrage nach Pensionsfonds in Europa zunimmt, ist
Liechtenstein in einer guten Position:
für Unternehmen, deren Mitarbeiter
in mehreren EU- und EWR-Ländern
verstreut arbeiten und die firmeneigenen Pensionsfonds gründen wollen. In der Fachsprache EIORPs (European Institution for Occupational
Retirement Provision) genannt, ope-
titelreportage
rieren die grenzüberschreitenden Pensionsfonds ähnlich wie die Schweizer
oder Liechtensteiner Sammelstiftungen. Ein Player im Fürstentum hat
übrigens frühzeitig begonnen, sich
zum Kompetenzzentrum für paneuropäische Pensionsfonds zu entwickeln: keine geringere als die Liechtensteinische Landesbank.
Als „Tor zum europäischen Binnenmarkt“ macht sich Liechtenstein
aber auch für Schweizer Versicherungsgesellschaften interessant. Denn
zugleich können Versicherer mit Sitz
in Liechtenstein auch in der Schweiz
aktiv werden. So wächst die Drehscheibe Versicherungsplatz – zu 94
Prozent bestehend aus Lebensversicherern – langsam aber stetig. Und
mit dem mit Deutschland geplanten
Doppelbesteuerungsabkommen
(DBA) kann die Branche weiteres
Wachstumspotenzial aktivieren. Bislang hat Liechtenstein vier DBAs: mit
Österreich, der Schweiz, Luxemburg
und Hongkong. Mit Deutschland –
dem wichtigsten Markt – soll ein DBA
bis Ende 2011 unterzeichnet sein.
Drei andere Buchstaben kennzeichnen Liechtenstein schon heute:
die Bestnote „AAA“, mit der Standard & Poor’s Liechtenstein im September 2010 bewertete. Das bedeutet beste Bonität und null Ausfallrisiko. Die Ratingagentur bestätigt dem
Land hohen Wohlstand, einen starken Staatshaushalt und eine solide
und kluge Wirtschaftspolitik. S & P
geht davon aus, dass Liechtenstein
auch einer Phase wirtschaftlicher
Stagnation standhalten kann.
13
Institutionen und
Verbände
Liechtensteiner
Bankenverband
www.bankenverband.li
Liechtensteiner
Anlagenfondsverband
www.lafv.li
Liechtensteinische Treuhändervereinigung
www.thv.li
Liechtensteinischer Versicherungsverband
www.versicherungsverband.li
Liechtensteinische Wirtschaftsprüfer-Vereinigung
www.wpv.li
Verein unabhängiger
Vermögensverwalter in
Liechtenstein
www.vuvl.li
FMA Finanzmarktaufsicht
Liechtenstein
www.fma-li.li
BA N K E N P L ATZ
MIT NACHHALTIGEM WACHSTUM ÜBERZEUGEN
Der Finanzplatz Liechtenstein hat in der
Vergangenheit viel geleistet, um auch in
Zukunft ein international anerkannter
und qualitativ hochwertiger Standort zu
sein. Werte wie Stabilität und Nachhaltigkeit spielen dabei eine wesentliche Rolle.
Dass die Strategie des Finanzplatzes aufgeht, zeigen die aktuellen Zahlen der 16
Privatbanken in Liechtenstein: Trotz des
sehr anspruchsvollen Umfelds, mit volatilen Märkten, tiefen Zinsen und dem Franken als starke Währung, konnten die
Banken positive Ergebnisse erzielen und
Neugeldzuflüsse verzeichnen. Zur Strategie des Bankenplatzes Liechtenstein gehört einerseits die konsequente Nischenpo-
litik, die die Vorteile zweier Wirtschafträume zu nutzen weiß, andererseits aber auch
die Fokussierung auf das Private Banking.
Liechtensteins Banken verfügen über
Know-how und Erfahrung in Bezug auf
maßgeschneiderte grenzüberschreitende
Lösungen und qualitativ hochwertige
Dienstleistungen und Produkte. Darüber
hinaus gehören Stabilität und Kontinuität
zu den tragenden Säulen des Bankenplatzes, was gerade in schwierigen Zeiten
ein Wettbewerbsvorteil sein kann. Dank
ihrer europaweit höchsten Eigenmittelquote haben sich die liechtensteinischen
Banken in der Finanzindustrie als stabile
Partner erwiesen. Gemeinsam mit dem
gesamten Wirtschaftsstandort Liechtenstein verfolgen die Banken eine Strategie
des nachhaltigen und organischen
Wachstums, das sie durch eine weitere
Steigerung der Dienstleistungsangebote
und eine nachhaltige Profitabilität erreichen. Auch die internationale Ausrichtung
spielt in Zukunft weiterhin eine wichtige
Rolle. So sehen die Banken denn auch
das im Sommer 2011 paraphierte Doppelbesteuerungsabkommen mit Deutschland als positiv an und begrüßen, dass
damit die Partnerschaft zwischen den
beiden Ländern auf eine konstruktive
Ebene gestellt wurde. Weitere Informationen unter: [email protected]
14
titelreportage
november 2011
Vertrauen zurückgewinnen
SPEZIALISIERUNG Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise suchen viele vermögende
Privatkunden verstärkt nach hoch qualifizierter Bankberatung und verlässlichen Partnern.
Die verschärfte Regulierung und
der zunehmende Druck auf die Unantastbarkeit der finanziellen Privatsphäre zwingen die Banken zur Anpassung ihrer Geschäftsmodelle. Das
gilt vor allem im grenzüberschreitenden Geschäft. Dieses verspricht jedoch nur dann nachhaltiges Wachstum, wenn es gelingt, die immer komplexer werdenden regulatorischen
Vorgaben einzuhalten und gleichzeitig den höheren Ansprüchen der Kunden zu genügen. In den kommenden
Jahren richtet sich der strategische Fokus der Privatbanken darauf, ein Geschäftsmodell zu entwickeln und umzusetzen, das alle gesetzlichen Anforderungen sowie die komplexen Kundenbedürfnisse gleichermaßen erfüllt.
Der anhaltende Standardisierungsdruck auf die Regulierung und
die Steuergesetzgebung verwischen
zunehmend die Grenzen zwischen
nationalen und internationalen Finanzplätzen. Es gibt heute kaum mehr
ein internationales Gremium, das sich
nicht technische, finanzielle und moralische Aspekte der Regulierung der
Finanzmärkte auf seine Fahnen geschrieben hat: IWF, OECD, FATF,
EU, G7, G20, UNO, Europarat – um
nur einige zu nennen. Diesen Organisationen ist gemeinsam, dass sie, wie
bei den G7 und den G20 deutlich
wird, von den Großstaaten maßgeblich beeinflusst sind.
Das heißt, das Bankgeschäft wird
in den kommenden Jahren noch stärker als bisher von international geltenden Regeln bestimmt werden, die
wiederum wesentlich von den großen
Staaten beeinflusst werden. Mehr Regulierung bedeutet jedoch nicht zwingend auch bessere Regulierung. Die
Qualität der Regeln muss künftig entscheidend sein, nicht die Quantität
oder die Anzahl der Akteure, welche
die Regulierung ungehemmt und unhinterfragt vorwärts treiben.
Eine Vernetzung von Kunde und
Bank ist gefragt, denn der fundamentale Umbruch des Marktumfeldes hat
den Wettbewerb unter den Privatbanken verschärft. Die Neugeldzuflüsse
im Private Banking sprudeln nicht
mehr so üppig wie vor einigen Jah-
Roger H. Hartmann ist seit 1. April 2010 Mitglied des Group Executive
Management und Chief Executive Officer (CEO) der VP Bank Gruppe. Bis zu
seinem Wechsel zur VP Bank hatte er verschiedene Funktionen und Führungspositionen bei Finanzinstituten in der Schweiz, Luxemburg, Asien und den USA
inne, zuletzt war Hartmann als Partner bei Ernst & Young in Luxemburg tätig.
|
ren. Die Margen sinken und wegen
der immer größer werdenden regulatorischen Anforderungen steigen die
Kosten tendenziell weiter an. Der
Wettbewerbserfolg wird mehr denn
je davon abhängen, ob und in welchem Umfang auf Veränderungen im
internationalen Umfeld reagiert werden kann.
Gleichzeitig dazu sind die Anzahl
vermögender Personen und ihre besonderen Bedürfnisse nach spezialisierten Private Banking Dienstleistungen derart angewachsen, dass sich daraus neue, interessante und auch attraktive Geschäftsfelder für Privatbanken ergeben.
Die mittelgroßen und traditionellen international tätigen Privatbanken
sind dabei im Vorteil. Sie besitzen die
erforderliche internationale Kompetenz zur Vermögensstrukturierung,
die Beratungsqualität und die Innovationskraft, um das Vertrauen der
Kundschaft wieder zu gewinnen. Die
VP Bank hat mit ihren Standorten
rund um den Globus, der offenen
Produktearchitektur und der Schaffung von gruppenweiten Kompetenzzentren für Wealth Management Solutions, Family Office-Dienstleistungen, Fund Solutions und Kredite die
Voraussetzungen geschaffen, diesen gestiegenen Kundenanforderungen gerecht zu werden.
Der Private Banking Kunde von
heute stellt zu Recht hohe Anforderungen an die Kompetenzen seiner
Bank. Diese konnten bisher nur von
spezialisierten Family Offices angeboten werden. Für unabhängige Privatbanken ohne eigenes Investment Banking liegt hier die Zukunft. Selbst
wenn die erschwerten Marktbedingungen eine neue, herausfordernde
Ära eingeläutet haben, wird die globale Diversifikation von Vermögenswerten wichtiger sein als jemals zuvor.
Das Verständnis für die komplexen Bedürfnisse der Kunden, die weltweite
Vernetzung mit Partnern zur Suche
der besten Anlagevorschläge sowie
intelligente Lösungen für die Kunden
sind die Erfolgsfaktoren des Private
Bankings der Zukunft. Privatbanken
und Kunden, die einen solchen Weg
gemeinsam gehen können und wollen,
werden die großen Gewinner sein. Gewinner vor allem deshalb, weil mit
konkreten Zieldefinitionen, Ertragserwartungen, Erfolgskontrollen und
umfangreichen Anlagevorschlägen
gearbeitet und auf die Wünsche der
Kunden und deren individuelle Risikobereitschaft mit oberster Priorität eingegangen wird. Weitere Informationen unter: www.vpbank.com
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november 2011
wirtschaftsstandort
15
Der kleine Global Player
INDUSTRIE Rund 3.500 kleine und mittlere Unternehmen bilden das starke Rückgrat der kleinen
Volkswirtschaft und erwirtschaften 36 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.
Liechtensteins Wirtschaftsminister Martin Meyer im Gespräch mit dem ehemaligen Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle. Über 40 Prozent seiner Importe bezieht Liechtenstein aus Deutschland.
Fotos: Presse- und Informationsamt, Vaduz.
D
er Export ist der Lebensnerv des Fürstentums.
Von der Wirtschaftspolitik kommt zwar Rückenwind. Die Unternehmen verlassen sich aber vor allem auf ihre
eigene Kraft.
Fotos lügen nicht, jedenfalls
nicht alle. In den Zeitungen zeigten
die Wirtschaftskapitäne nachdenkliche Gesichter, als die Finanzkrise
die Weltwirtschaft in die Rezession
stürzte, die den globalen Warenaustausch regelrecht einbrechen ließ.
Das Fürstentums Liechtenstein spürt
direkt, wie sich die Weltwirtschaft
bewegt. Die Exportindustrie hängt
stark von der weltweiten Konjunkturentwicklung ab. Jedoch konnte
die Liechtensteiner – wie auch die
Schwei zer – Wirtschaft nach der
Finanzkrise schnell wieder Tritt
fassen und wachsen. Auch wenn
Exportindustrie und die Zulieferer
gegen den starken Franken rudern.
Liechtenstein ist ein globaler
Player, über 30 Industriebetriebe, darunter einige Weltmarkführer, liefern
forschungsintensive, innovative Spitzentechnologie in rund 140 Länder
der Erde. Etwa 3.500 kleine und mittlere Unternehmen bilden das starke
Rückgrat der kleinen Volkswirtschaft
und erwirtschaften 36 Prozent des
Bruttoinlandsproduktes. Auf zehn
Einwohner kommt ein operativ tätiges Unternehmen. Das macht den
Werkplatz äußerst widerstandsfähig. Die Wirtschaftsstruktur ist breit
gestreut. Das Gewerbe behauptet sich
im regionalen Markt. Der Löwenanteil der High-Tech-Erzeugnisse und
Nischenprodukte der Industrie geht
in die Länder des Europäischen Wirtschaftsraums.
„Der Wirtschaftstandort hat die
internationale Wirtschaftskrise schneller hinter sich gelassen als andere und
verfügt immer noch über Staatsreserven“, sagt Vize-Regierungschef Martin Meyer. Die kleinen und mittleren
Unternehmen seien exportstark, innovativ und eigeninitiativ. Doch sei
die Talsohle der Weltwirtschaft noch
nicht durchschritten, an deren Tropf
die Exportindustrie hänge. Immerhin
aber gebe die Entscheidung der
Schweizerischen Nationalbank (SNB),
den Mindestkurs des Frankens zum
Euro auf 1,20 festzulegen, eine gewisse Planungssicherheit. Wichtig sei zugleich, dass die Unternehmen investieren können. Dies sei mit der Steuerreform, die 2011 in Liechtenstein in
Kraft trat und eine Flat Tax von 12,5
Prozent vorsieht, gewährleistet.
Das Steuersystem ist nicht nur
modern und in Europa anerkannt. Es
ist auch so einfach gehalten, dass jeder es verstehen kann. Und es macht
den Wirtschaftsstandort wettbewerbsfähiger. Wirtschaft und Staaten stehen heute im Wettbewerb um Kapital, Investitionen, Vermögensanlagen
und Arbeitskräfte. Die Steuerpolitik
ist Qualitätsmerkmal eines attraktiven Wirtschaftsstandortes. Die liechtensteinische Flat Tax ist eine gute
Voraussetzung für die Ansiedlung wertschöpfungsintensiver Industriebetriebe. Neu gibt es zudem die internationale Gruppenbesteuerung, Gewinne
und Verluste der Tochterunternehmen werden bei der Konzernmutter
zusammengefasst und einheitlich besteuert. Und Patenteinkünfte, die aus
Forschungsergebnissen erzielt werden, sind zu 80 Prozent steuerfrei.
Die Wirtschaftspolitik des Fürstentums in den Alpen sorgt für ein
wirtschaftsfreundliches Klima, wirft
unnötigen Bürokratie-Ballast über
Bord und sichert den Zugang junger
Unternehmen zu Venture-CapitalFonds und Risikokapitalgebern. Zur
Exportförderung nimmt der Wirtschaftsminister keine Gießkanne für
Subventionen in die Hand. Unternehmen, die sich dem internationalen
Wettbewerb stellen, erhalten gezielt
Unterstützung, um an internationales
Wissen bei Forschungszentren anzudocken. Zugleich können sie sich kostenlos beim offiziellen Exportförderer
der Schweiz Osec beraten lassen. Hinzu kommt ein flexibler Arbeitsmarkt.
Streiks übrigens – die gibt es in Liechtenstein nicht. Und die Lohnnebenkosten sind im internationalen Vergleich niedrig.
Noch ist der – in der Krise – tiefe
Absturz nicht wieder aufgeholt: Ende
2010 lagen die Ausfuhren der liechtensteinischen Exportindustrie bei 3,3
Milliarden Franken, 2007 waren es
noch 4,2 Milliarden. Die Weltwirtschaftskrise hatte die Warenexporte
Anfang 2009 um fast ein Drittel auf
3,08 Milliarden Franken unter das Niveau von 2004 schrumpfen lassen.
Die Kurzarbeit erreichte Mitte des
Jahres ein Rekordhoch, half aber die
Arbeitsplätze zu erhalten. Deren Zahl
steigt wieder stetig: Ende 2010 waren
34.334 Menschen in Liechtenstein in
Industrie, Gewerbe, Finanzindustrie,
Tourismus, Landwirtschaft in Lohn
und Brot. Das bei nur 36.149 Einwohnern. Der Kleinstaat ist ein „großer“ Arbeitgeber für die Region Ostschweiz, Westösterreich und Süddeutschland. Jeder zweite Arbeitnehmer pendelt morgens über die Grenze. Der Fachkräfte-Arbeitsmarkt im
Land freilich ist recht ausgetrocknet
– bei praktischer Vollbeschäftigung.
Die Wirtschaft überall in den Exportländern ist in Eile. Hochschulen
und Wirtschaft werben um technische Fachkräfte aus dem Ausland.
Nirgends sind so viele internationale
Konzerne angesiedelt wie im Wirtschaftsraum Schweiz/Liechtenstein.
Mitarbeiter aus dem Ausland zu holen gehört zur Entwicklung. Doch
auch hier klafft eine Fachkräftelücke.
Zwar gibt es keine Statistiken, doch
geht eine Studie für die Schweiz von
einem strukturellen Fachkräftemangel aus, bleibt das Exportland langfristig auf dem Wachstumspfad. In den
letzten Jahren hatten immer weniger
junge Leute Ingenieurwissenschaft
studiert, und die Liechtensteiner und
Schweizer Unternehmen mußten zunehmend Ingenieure aus dem Ausland anstellen.
Inzwischen ist die Zahl an Maschinenbaustudenten aber stark angestiegen. Pius Baschera, VP-Präsident
der Hilti-Gruppe und Professor an
der ETH Zürich, hofft, dass dies eine
Trendumkehr ist, die anhält. Ein naturwissenschaftliches Studium sei
zwar keine Jobgarantie, aber eine gute
Voraussetzung. Baschera fordert von
seinen Studenten Methodenkompetenz zur Lösung von komplexen technischen Problemen. Hinzu komme
als zweites Persönlichkeit und Sozialkompetenz. Auch daran arbeite man
an der ETH Zürich stark. Die Wirtschaft braucht aber nicht nur Universitäts-Ingenieure, die stark in der Theorie sind. Fachhochschul-Ingenieure
wie beispielsweise solche von der
NTB Hochschule für Technik in
Buchs, Kanton St. Gallen, sind mit ih-
16
wirtschaftsstandort
november 2011
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Exporte
1000
Exporte in Mio. CHF
800
600
400
200
0
Schweiz
Deutschland
Italien
Frankreich
China
USA
Österreich
Spanien
UK
Quelle: Liechtenstein, Amt für Statistik, Stand 2010
rem Praxis-Hintergrund mindestens
so gesucht.
Eine der Stärken Liechtensteins –
wie aller deutschsprachigen Länder –
ist zudem die duale Berufsausbildung, also die parallele Ausbildung in
Betrieb und Berufsschule. „Das duale
System erleichtert den Jugendlichen
den Übergang von der Schule in die
Arbeitswelt und genießt inzwischen
auch anderswo in Europa wieder Ansehen“, weiß Wirtschaftsminister
Martin Meyer. Die Produktion von
Hightech-Maschinen und -Produktionsanlagen basiere auf der besonderen Kompetenz von Facharbeitern in
Zusammenarbeit mit Meistern und
Ingenieuren. Dies schaffe das innovative Entwicklungs- und Produktionsmilieu, auf das der Werkplatz Liechtenstein stolz sein könne. Entsprechend hat der Baugerätekonzern Hilti
mitten in der Wirtschaftskrise gehandelt. Weil es immer auch ein Leben
nach der Krise gibt, hat das Unternehmen am Hauptsitz in Liechtenstein
seine hoch moderne Lehrwerkstatt
noch um 700 Quadratmeter vergrößert. Um bis 2015 an den Standorten
Deutschland ist der wichtigste Handelspartner: Jährlich verlassen Exporte im
Wert von rund 605 Mio. Euro das Fürstentum in Richtung Bundesrepublik.
Liechtenstein, Schweiz, Österreich
und Deutschland die Fachleute für
übermorgen auszubilden, nimmt Hilti richtig viel Geld in die Hand.
2011 zeigt das Exportbarometer –
trotz des starken Frankens – in den
ersten acht Monaten wieder nach
oben, hat sich aber im letzten Quartal
verlangsamt. Die Warenexporte stie-
gen um 1,8 Prozent gegenüber 2010.
Die Warenexporte nach Asien verzeichnen ein Plus von 8,4 Prozent, die
Exporte in die europäischen Länder
blieben stabil, die Ausfuhren nach
Deutschland steigen um 7,9 Prozent
deutlich an. Das liegt auch daran,
dass sich die Unternehmen nicht auf
den Staat verlassen, sondern auf ihre
eigene Kraft. Wie eben auch das erfolgsverwöhnte Flaggschiff der liechtensteinischen Exportindustrie. Als
die Rezession in der Bauwirtschaft
ankam, erwischte sie den globalen
Bautechnologiekonzern Hilti mit voller Wucht. Die Hilti Gruppe zeigte
Disziplin und fuhr eine „Sicherungsstrategie“. Forschung und Entwicklung blieben dabei unangetastet,
ebenso der Direktvertrieb, der HiltiInnovationen zu den Profis auf den
Baustellen der Welt bringt.
Über 30 Bauwerkzeug-Innovationen hat Hilti 2010 auf den Markt gebracht. Der Konzern ist wieder auf
Wachstumskurs. Trotzdem überdenkt
die Chefetage die bisherige Erfolgsroutine und will bis Ende 2011 ihre
Strategie anpassen. Die Krise hat die
Veränderung der Welt beschleunigt.
Lag der Schwerpunkt der Bauindustrie vor 15 Jahren zu etwa 70 bis 80
Prozent in den Industrieländern und
nur zu 20 bis 30 Prozent in den Schwellenländern, wird dies in zehn Jahren
genau umgekehrt sein. Hilti will seine
Marktposition in den Schwellenländern verbessern und stark in China
BAUTE C H N O LO G I E
DIE KRAFT DER INNOVATION
Auf Baustellen rund um den Globus ist
Hilti präsent. Ein wesentlicher Grund
dafür, dass aus einer kleinen Werkstatt
in Liechtenstein ein international erfolgreicher Konzern entstehen konnte, ist
der Wille zu stetiger Weiterentwicklung.
1941 gründete der Maschinenbauingenieur Martin Hilti zusammen mit seinem
Bruder Eugen Hilti im liechtensteinischen
Schaan die Maschinenbau Hilti oHG. Ein
kleiner Familienbetrieb mit fünf Mitarbeitern, die in erster Linie mechanische
Drehteile und Komponenten für die
schweizerische Webmaschinenindustrie
fertigten. Heute ist die Hilti Aktiengesellschaft ein weltweit tätiger Bautechnologiekonzern mit einem Jahresumsatz von
fast vier Milliarden Schweizer Franken.
Das Unternehmen ist noch immer in
Familienbesitz, und auch der Hauptsitz
befindet sich nach wie vor in Schaan.
Mitentscheidend für den Erfolg von Hilti
war der Einstieg in die Befestigungstechnik im Jahre 1948, der den Ausgangspunkt für die modernen Bolzensetzgeräte markierte. Sie zählen noch heute zu
den Aushängschildern unter den HiltiGeräten. Mit der wegweisenden Einfüh-
Innovation von Hilti: Der Abbruchhammer TE 3000-AVR ist eine Alternative
zum herkömmlichen Presslufthammer.
rung der Bohrhämmer mit dem legendären elektropneumatischen Schlagwerk
folgte 1967 ein weiterer Meilenstein der
Hilti-Geschichte, der schließlich auch den
internationalen Durchbruch brachte.
Die Fähigkeit zu technischen Neuerungen und bedeutenden Erfindungen
war stets ein wesentlicher Treiber des
Unternehmenserfolgs. Immer wieder
verbreitern wichtige Innovationen das
Produkt- und Serviceportfolio, das heute
von der Abbau- und Befestigungstechnik über die Messtechnik bis hin zu
Brandschutz- oder Installationssystemen
reicht. Hinzu kommen ebenso innovative Dienstleistungen und Services wie
beispielsweise das Flottenmanagement,
eine Art Leasingsystem für Geräte.
Außergewöhnlich ist bei Hilti auch das
Geschäftsmodell des reinen Direktvertriebs. Gut zwei Drittel der weltweit
rund 20.000 Mitarbeiter sind im Bereich Vertrieb tätig. So kommen täglich
200.000 Kundenkontakte zustande. Das
bedeutet ebenso viele Gelegenheiten,
Kundenbedürfnisse zu erkennen und
diese in Neuentwicklungen einfließen
zu lassen. Im Fokus stehen dabei die
professionellen Anwender auf den
Baustellen und in den Planungsbüros.
Die dafür erforderliche globale Präsenz
nahm 1948 mit der ersten Auslandsvertretung in Italien ihren Anfang.
Weitere Niederlassungen in Frankreich,
Australien und Deutschland folgten.
Mittlerweile sind in Deutschland neben
der Vertriebsgesellschaft auch zwei
Produktionswerke, eine Entwicklungsgesellschaft, ein länderübergreifendes
Logistikzentrum und ein Geräteservicezentrum mit insgesamt rund 3.000
Beschäftigten etabliert. Weltweit ist Hilti
in mehr als 120 Ländern vertreten.
Die global verankerte Unternehmenskultur, die auf den Werten Integrität, Mut
zur Veränderung, Teamarbeit und hohes
Engagement gründet, stellt in erster
Linie die Menschen in den Mittelpunkt.
Ganz im Sinne des Firmengründers wird
Arbeit nicht einfach als Beschäftigung
verstanden, sondern als Quelle für
persönliches Wachstum. Schon Martin
Hilti war der Überzeugung, dass nur
zufriedene Mitarbeiter herausragende
Ergebnisse erzielen können. Weitere
Informationen unter: www.hilti.com
|
november 2011
und Indien investieren. 2015 zielt der
Konzern außerdem auf über eine Milliarde Franken Umsatz mit neuen
Geschäftsfeldern. „Solar wird einen
Hauptteil ausmachen, dazu kommen
Untertagebau und die petro-chemische Industrie“, sagt CEO Bo Risberg.
Seit über drei Jahren folgt eine
ökonomische Krise der nächsten und
stellt die Unternehmen stetig vor neue
Herausforderungen. Die Schuldenkrise in den Euroländern und die drohende Staatspleite in den USA machte
den Schweizer Franken so teuer wie
nie. Das verteuert die Produkte im Ausland und mindert die Erträge, wenn
Schweizer und Liechtensteiner Konzerne ihre im Ausland erzielten Umsätze und Gewinne in Franken umrechnen. In einem Jahr gewann der
Franken zum Euro rund 20 Prozent.
Die Aufwertung, besonders aber die
rasante Geschwindigkeit ließen den
Unternehmen kaum Zeit, sich auf die
neuen Bedingungen einzustellen.
In Liechtenstein stemmt sich Hilti zwar mit robustem Umsatzwachstum gegen die Entwicklung, dennoch
drückte der starke Franken schon 2010
den Gruppenumsatz um 5,2 Prozent.
Es blieb ein Plus von 2,2 Prozent und
ein Umsatz von 3,9 Milliarden Franken. In den ersten acht Monaten 2011
steigerte der Bautechnologiekonzern
den Umsatz um 15 Prozent – in Lokalwährungen. Umgerechnet in Schweizer Franken bleibt noch ein Wachstum
des Umsatzes von ein Prozent auf 2,6
Milliarden. Ein herber Wehrmutstropfen, der sich auch mit Absicherungsgeschäften und laufend verbesserter Synchronisierung von Einkauf, Produktion
und Verkauf nicht vermeiden lässt.
Die Liechtensteiner Exportindustrie muss sich mit Währungseffekten
und steigenden Materialpreisen auseinandersetzen. Zugleich aber stehen
die Leuchttürme der Exportindustrie
auf solider finanzieller Basis. Das versetzt sie in die Lage, im Ausland auf
„Shoppingtour“ zu gehen. So hat Hilti
Anfang 2008 die Mehrheitsbeteiligung
an Bhukhanvala Diamond Systems
Private Ltd. in Indien gekauft. Im Juli
2009 fasste der Konzern mit der Übernahme des US-amerikanischen Unternehmens Diamond B Fuss im nordamerikanischen Markt für schwere
Diamanttechnik. Im Mai 2010 hat das
Unternehmen Unirac Inc. übernommen, einen führenden Hersteller von
Solar-Montagesystemen im nordamerikanischen Markt. Hilti stärkt so seine Position in der wachstumsstarken
Solarindustrie. Im Juli 2011 kam dann
die österreichische Firma Eurofox hinzu, womit sich Hilti ein weiteres Seg-
ment im Wachstumsmarkt für energieeffizientes Bauen erschloss.
Und auch ein typischer Mittelständler, die Kaiser AG in Schaanwald, ist
im Juli 2011 mit einem Zukauf in einen neuen Markt vorgestoßen. Der
Marktführer für Schreit-Mobil-Bagger
sowie Kanalreinigungsfahrzeuge mit
Wasserrückgewinnung in Europa festigt seine Position mit der Übernahme
des finnischen Unternehmens EurMark AB. Damit will das Unternehmen nun den skandinavischen Markt,
speziell Finnland, Schweden und Norwegen, erschließen. Der Zeitpunkt
wirtschaftsstandort
„Wir haben die internationale
Wirtschaftskrise schneller hinter
uns gelassen als andere“, sagt Wirtschaftsminister Martin Meyer.
17
scheint ideal, die Gründe für Zukäufe
sind jedoch vielfältig: Der tiefe Kurs
von Euro und Dollar senkt die Kaufpreise, hinzu kommen die Umsätze in
den jeweiligen Währungen, und indem ein Unternehmen ein starkes
Standbein in der EU oder den USA
erhält, ist es weniger von den Exporten aus der Schweiz oder Liechtenstein abhängig.
Bliebe noch die Flucht ins Ausland. Mit einem Werk in der Slowakei
rückte die Kaiser-Gruppe 2007 zwar
näher an die osteuropäischen Wachstumsmärkte. Abwanderung, um im
K A N A L R E I N I G U N G S FA H RZ E U G E
NACHHALTIGES AUS LIECHTENSTEIN
Für jeden von uns ist es selbstverständlich, dass das Spülwasser im Abfluss
verschwindet. Wasser transportiert die
Zivilisationsabfälle unserer Zeit, gleichzeitig wird sauberes Wasser weltweit
knapper. Städte und Gemeinden haben
die Aufgabe, für reines Wasser und
eine lebenswerte Umwelt zu sorgen.
Sie investieren dazu mehr denn je in
Wirtschaftlichkeit und Qualität. Kanalreinigung mit Wasserrecycling ist das Feld
der Kaiser AG in Schaanwald. Mit einer
weltweit einzigartigen Technologie ist
das Unternehmen Marktführer rund um
den Globus. Das Herzstück des patentierten Wasserrückgewinnungs-Systems
ist der Kaiser Druckumsetzer als Hochdruckpumpe in Kombination mit einer
oszillierend drehenden Filtertrommel,
die Feststoffe vom Kanalwasser trennt.
Bei einer Spülleistung von 300 Litern
pro Minute und einer Spüldauer von
fünf Stunden spart das Rotomax-System
9.000 Liter Frischwasser. Kaiser-Fahrzeuge gehen aber nicht nur schonend
mit der natürlichen Ressource Wasser
um. Zugleich entfallen Fahrtwege zum
Nachtanken von Frischwasser, was
Abgas- und Lärmemissionen reduziert.
Das Kaiser-Recycling-Prinzip funktioniert auch dann, wenn die Kanalisation
extrem verschmutzt ist. Zudem bieten
Kanalreinigungsfahrzeuge „made in
Liechtenstein“ im Vergleich zu anderen
Fahrzeugen bis zu 4,5 Tonnen mehr
Nutzlast. 2010 haben die Entwickler
von Kaiser einen weiteren Nerv der Zeit
getroffen und zwei „Cityflitzer“ für die
engen Gassen in Europas Altstädten auf
den Markt gebracht. Der „CityCycler“
ist das kleinste Kanalreinigungsfahrzeug
mit Wasserrückgewinnung, das Spülund Saugfahrzeug „CityCleaner“ bietet
hohe Flexibilität für Noteinsätze. Beide
sind echte Erfolgsmodelle in Frankreich,
der Schweiz, Österreich, Tschechien,
Polen, der Slowakei und Deutschland.
„Innovation ist eng mit der Nähe
zwischen Entwicklung und Fertigung
verknüpft“, sagt Firmenchef Markus
Kaiser. Dies ist die Stärke des Unternehmens am Hauptsitz in Liechtenstein.
Jede Region hat auch bei der Kanalreinigung ihre eigenen Gesetze, sich darauf
auszurichten entscheidet über die Stärke
der Marktposition. Die Kaiser-Gruppe
ist weltweit eine der größten Firmen
der Branche und eine der wenigen, die
international vertreten ist. Mit einem
Werk in der Slowakei rückte Kaiser
bereits 2007 näher an die osteuropäischen Wachstumsmärkte. Im Juni 2011
ist das mittelständische Unternehmen in
einen weiteren Markt vorgestoßen. Der
Marktführer für Kanalreinigungsfahrzeuge festigt und vergrößert seine Position
mit der Übernahme des finnischen
Unternehmens Oy Eur-Mark Ab. Damit
öffnet sich der für die Kaiser-Technologie
hoch interessante skandinavische Markt
– speziell in Finnland, Schweden und
Norwegen. Das Familienunternehmen
Kaiser feiert 2013 sein 100-jähriges Jubiläum. Innovation heißt der Weg in die
Zukunft. Weitere Informationen unter:
www.kaiser.li
Mit Hochdruck gegen Verschmutzungen aller Art: Kanalreinigungsfahrzeuge von Marktführer Kaiser AG in Schaanwald.
18
wirtschaftsstandort
Handelspartner
Deutschland
Exporte im Wert von 605 Mio. Euro
(907 Mio. CHF) verlassen jährlich
das Fürstentum. Der Wert der
Importe beträgt 675 Mio. Euro
(1.012 Mio. CHF). Vier Prozent aller
in Liechtenstein tätigen Pendler
stammen aus Deutschland. Die
Industrieunternehmen der
Liechtensteinischen Industrie- und
Handelskammer beschäftigen in
Deutschland 4.800 Mitarbeiter.
Schweiz
In das Nachbarland werden jährlich
Waren und Güter im Wert von 500
Mio. Euro (747 Mio. CHF) ausgeführt.
Das sind elf Prozent aller liechtensteinischen Exporte. 45 Prozent
aller Pendler kommen aus der
Schweiz. Liechtensteiner
Industrieunternehmen beschäftigen in der Schweiz 1.500
Mitarbeiter.
USA
Der jährliche Exportumsatz in die
Vereinigten Staaten beträgt 327
Mio. Euro (490 Mio. CHF). In den
USA befinden sich zwölf
Auslandsniederlassungen
Liechtensteiner Unternehmen.
Euro-Land zu produzieren, ist für
Markus Kaiser jedoch kein Thema,
auch wenn sich die Euro-Krise auf das
innovative Exportunternehmen „massiv“ auswirke. „Innovation ist eng mit
der Nähe zwischen Forschung und
Fertigung verknüpft“, sagt er. „Diese
Verzahnung ist eine unserer Stärken
am Standort Liechtenstein, die wir
hoffentlich nie aufgeben müssen.“
Mit der Technologie für Kanalreinigung ist das Unternehmen in der
„pole position“ weltweit, das stachelt
die Entwickler an, mit weiteren Innovationen den Nerv der Zeit zu treffen. Der kleine Binnenmarkt Liechtensteins hat die Industrie immer
schon zum Export gezwungen. Der
Löwenanteil sind forschungsintensive
Hightech-Erzeugnisse und Nischenprodukte. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung – das sind
mehr als 300 Millionen Franken –
trägt die Exportindustrie selbst.
Wer nachhaltig in Innovationen
investiert hat, kam in der Rezession
glimpflich davon. Das gilt ebenso für
die Weltmarke Ivoclar Vivadent mit
Hauptsitz in Liechtenstein. Nach einem leichten Einbruch 2009 legte das
Dentalunternehmen 2010 um 9,5
Prozent auf 659 Millionen Franken
Umsatz zu. In Europa betrug das Umsatzwachstum zehn, in Nordamerika
und Asien jeweils 19 Prozent. Wachsen durch Innovation gehört zur Strategie des Unternehmens. „Der Anteil
der Neuprodukte am Umsatz liegt mit
30 Prozent sehr hoch“, sagt Volker
Rheinberger, Geschäftsleitung Forschung und Entwicklung. „Dahinter
november 2011
steht natürlich ein großer Forschungsund Entwicklungsapparat.“ Zugpferd
ist hoch ästhetische Vollkeramik, mit
der Ivoclar Vivadent als Innovationsund Weltmarktführer einen neuen
Standard gesetzt hat. Und das Geschäft mit dem Lifestyle-Markt läuft.
Schöne, natürlich wirkende Zähne gehören für Frauen wie Männer – auch
für den wachsenden Mittelstand in
China – zum Lifestyle, zum Selbstbewußtsein. So investiert die Ivoclar-Vivadent-Gruppe nicht nur laufend in
die Produktionsstandorte in Liechtenstein, der EU und Nordamerika, sondern treibt auch ihre Expansion in
den Schwellenländern voran.
Offene Märkte sind entscheidend für Liechtensteins Lebensnerv.
Globalisierung heißt zwar, Zölle und
Subventionen und jede Art von Protektionismus abzuschaffen. Während
allerdings EU, USA, Japan oder die
Europäische Freihandelsassoziation
EFTA das Loblied des Multilateralismus singen, liebäugeln sie seit der
Weltwirtschaftskrise noch stärker mit
einem parallelen Bilateralismus. Über
die EFTA und deren Netz an Freihandelsabkommen erhalten denn auch
Exportunternehmen der Schweiz,
Norwegens, Islands und Liechtensteins einen möglichst großen Marktzutritt. Mittlerweile stehen auf der
EFTA-Liste 23 Vereinbarungen mit 32
Staaten und Territorien, wobei Liechtenstein auch vom Freihandelsabkommen profitiert, das die Schweiz mit
Japan abgeschlossen hat. Dasselbe
würde für China gelten – mit dem die
Eidgenossen noch verhandeln.
|
„Inzwischen steigt die Zahl an
Maschinenbaustudenten wieder
an“, freut sich Pius Baschera,
VP-Präsident der Hilti-Gruppe und
Professor an der ETH Zürich. Er
hofft damit auf eine Trendumkehr.
Das Fürstentum hat als einziges
Land in Europa direkten Zugang zu
zwei Wirtschaftsräumen: als EWRLand zur EU und als Währungs- und
Zollvertragspartner zur Schweiz. In
ihrer „Vision 2020“ fordert die Liechtensteinische Industrie- und Handelskammer zusätzlich Doppelbesteuerungsabkommen mit anderen Ländern. Bislang hat Liechtenstein vier
DBAs abgeschlossen: mit der Schweiz,
Österreich, Luxemburg und Hongkong. Im August 2011 kam der Durchbruch mit Deutschland. Damit erkennt der größte EU-Staat an, dass
ein DBA für den viertkleinsten Staat
Europas und seine Exportindustrie
eine Notwendigkeit ist.
E - S O LUTI O N S
ELEKTRONISCHE PLATTFORM FÜR GESCHÄFTSPROZESSE
Die elektronische Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen ist in aller
Munde. Schätzungen gehen von bis zu
250 Mrd. Euro jährlichem Einsparpotenzial in Europa aus. Der Papierverbrauch,
der zu zehn Prozent auf Rechnungen zurückgeht, kann durch die Einführung von
elektronischen Beschaffungssystemen
wesentlich minimiert werden. Die Liechtensteinische Post AG ist bereits seit einigen Jahren aktiv im Bereich eBusiness
und beteiligte sich im April 2011 an der
DIG AG, dem österreichischen Markt- und
Technologieführer im Bereich elektronischer Geschäftsbeziehungen. Nach wie
vor spielen Papierdokumente in Unter-
nehmen eine zentrale Rolle. Der Trend
geht aber eindeutig weg von konventionellen Arbeitsweisen hin zum papierlosen
Büro. Neue Rechtsgrundlagen, verbesserte Technologien und eine erhöhte Akzeptanz ebnen den Weg zu einer ganzheitlichen elektronischen Vorgangsbearbeitung. Deutliche Kostensenkungen
erreichen Unternehmen, die den kompletten Beschaffungsprozess von der Bestellung über die Rechnungsstellung bis
zum Controlling optimieren.
Mit den Produkten der DIG AG kann die
Post nun den gesamten Lauf eines Dokumentes im Geschäftsprozess elektronisch
abbilden, von A bis Z: Von Anforderung
Frei für andere Aufgaben: E-Solutions
verkürzen Geschäftsprozesse erheblich.
bis Zahlungsavis. eRelation von DIG AG
ist die elektronische Plattform für die Abwicklung von Bestellungen bis hin zu
Rechnungen und damit die perfekte Lösung für die Optimierung von Geschäftsprozessen. Alle Datentransfers wie Bestellungs- und Auftragsabwicklung, Fakturierung und Archivierung zwischen
Kunden und Lieferanten kann die Post
nun aus einer Hand anbieten.
Das Resultat sind schlanke Prozesse, erhöhte Transparenz, mehr Übersicht, kurze
Durchlaufzeiten und eine damit verbundene langfristige Kostenersparnis. Weitere Informationen unter: www.dig.at;
www.post.li
|
november 2011
versicherungen
19
Dynamischer Versicherungsplatz
SICHERHEIT
Die Versicherungsindustrie
hat sich in Liechtenstein
gut etabliert. Nun tritt
eine Konsolidierungsphase
ein. Zeit, noch unausgeschöpftes Potenzial zu
aktivieren.
Quelle: design on arrival, Fotolia.com
W
arum der Standort
Liechtenstein für
Ver sicherer interessant ist? „Zum einen, weil es das einzige Land ist mit
Zugang zum gesamten europäischen
Markt“, sagt Caroline Voigt. Zugleich
führt die Geschäftsführerin des Liechtensteiner Versicherungsverbands
(LVV) das moderne, unternehmerfreundliche Steuersystem an. Dies
verbunden mit einer stabilen und liberalen Wirtschaftsordnung, die Produktinnovationen fördere. 2010 hatten in Liechtenstein 40 Versicherungsgesellschaften ihre Zelte aufgeschlagen. Die Prämieneinnahmen haben
sich innerhalb von fünf Jahren mehr
als verdoppelt: von 4,21 Milliarden
Franken im Jahr 2005 auf 9,42 Milliarden im Jahr 2010. Die liechtensteinischen Versicherer vertreiben ihre
Produkte in EU-Länder wie Großbritannien, Italien oder Deutschland
sowie in die Schweiz.
Sichere, innovative und flexible
Versicherungslösungen, die auf die
rechtlichen und steuerlichen Gesetzgebungen der Zielländer zugeschnitten werden, sind Hauptgrund für den
Erfolg und das Wachstum des Versicherungsplatzes Liechtenstein. Der
Grundstein wurde mit dem EWRBeitritt Liechtensteins 1995 gelegt,
1997 folgte das Direktversicherungsabkommen mit der Schweiz. Die ersten Jahre verliefen noch zögerlich.
Jedoch ab 2005 setzte ein deutlicher
Aufschwung ein, wie die Zahlen zeigen. Die Anzahl der Mitarbeiter in
den Versicherungsgesellschaften stieg
innerhalb von fünf Jahren von 182
auf 510 an, ein Wachstum von beinahe 300 Prozent. Erheblich auch die
Steigerung der von den Versicherungen verwalteten Kapitalanlagen: 2005
machten die Anlagen über Lebens-
In der liechtensteinischen
Versicherungslandschaft setzt man
bewusst auf Qualität und nicht auf
Quantität, so Mario Gassner,
Vorsitzender der Geschäftsleitung
der Finanzmarktaufsicht (FMA).
versicherungen erst 8,5 Milliarden
Franken aus, Ende 2010 betrug das
Volumen 29,5 Milliarden Franken.
Im Unterschied zu den anderen
Branchen des Finanzdienstleistungsplatzes konnte die Versicherungswirtschaft von der internationalen Steuerdiskussion sogar profitieren: Fondsgebundene Lebensversicherungen
entpuppten sich als interessante Produkte für vermögende Kunden, die
im Rahmen von Steueramnestien ihre vorher nicht versteuerten Vermögen deklarierten. Diese Art Lebensversicherungen gilt als attraktiv, weil
die private Vorsorge in der Regel von
den Staaten gefördert und zumeist
steuerlich begünstigt wird. Allerdings
sorgt die Steuerdebatte auch in diesem Bereich für Forderungen nach
Privilegienabbau und weiteren Regulierungen, die in den nächsten Jahren
möglicherweise auch das Geschäft
der liechtensteinischen Versicherungsunternehmen beeinflussen werden.
Das Versicherungsgeheimnis jedenfalls steht, wie das Bankkundengeheimnis, in verschiedenen Ländern
ebenfalls zur Debatte.
Der LVV bleibt entsprechend realistisch und erwartet eine Phase der
Konsolidierung, nachdem die internationale Wirtschaftskrise Gelder in
die Versicherungsbranche gespült hatte. 2011 zeichnet sich eine Abflachung
des Wachstums ab. „Doch das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft“, sagt
Philippe Moser, Präsident des LVV.
So sei Liechtenstein nicht nur ein guter Platz für Lebensversicherer, sondern ebenso für Sachversicherungen
europaweit. Moser sieht zudem Möglichkeiten für außereuropäische Versicherer, zugleich könne sich Liechtenstein als Standort für internationale Pensionsfonds positionieren.
Tatsächlich hat Liechtenstein
eine gute Ausgangslage, um im jungen Wachstumsmarkt Pensionsfondslösungen mitzuspielen. Seit zwei Jahrzehnten ist das Know-how im Bereich der betrieblichen Vorsorge gewachsen. So gibt es im Fürstentum
seit 1989 die obligatorische berufliche Vorsorge. Und seit 2007 gilt mit
dem neuen Pensionsfondsgesetz im
EWR-Land die EU-Richtlinie für Betriebsrenten. „Damit kann ein Unternehmen alle seine in der EU beschäftigten Arbeitnehmer in einem
einzigen Pensionsfonds versichern.
Zum Beispiel mit Sitz in Vaduz“, sagt
Mario Gassner, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Finanzmarktaufsicht Liechtenstein (FMA).
Die FMA ist die Aufsichtsbehörde für die sechs Pensionsfonds, die
sich bislang für Liechtenstein als Domizilland entschieden haben. Sie haben 2010 rund 82,6 Millionen Franken an Bruttoprämien eingenommen,
das Vorsorgekapital und die Rückstellungen beliefen sich auf 273,2 Millionen Franken. Das ist noch nicht gerade viel, immerhin sprechen Experten weltweit von einem Billionen-
20
versicherungen
november 2011
|
Beschäftigte im Versicherungssektor
463
510
Einen Vorsprung dürfte Liechtenstein auch bei den Aufsichtsregeln haben. Als erstes Land hat es eine Solvency-II-Lösung im Versicherungsaufsichtsgesetz vorgeschlagen.
Solvency II, das ab 2013 gelten soll,
ist ein Projekt der EU-Kommission.
Damit müssen die Unternehmen
erstmals für jedes einzelne Risiko
Kapital unterlegen, das ihnen in
wirtschaftlich schwierigen Zeiten als
Puffer dient, um ihre Kundenzusagen erfüllen zu können. Die Versicherungsindustrie in Europa steht
insgesamt unter Druck. Die zunehmende Konsolidierung in den verschiedenen Sparten und die regulatorischen Anforderungen fordern alle, wobei die Bedeutung des Risikomanagements zunimmt.
Die regulatorischen Entwicklungen waren auch Thema beim Treffen der Geschäftsführer des europäischen und der deutschsprachigen
Versicherungsverbände Mitte September 2011 in Vaduz. „Die Versicherer in Liechtenstein sind solide
aufgestellt“, informierte LVV-Präsident Moser. Und die Nähe zwischen
311
223
182
2005
2006
2007
2008
2009
2010
Quelle: FMA
markt. Doch verfügt der Finanzplatz
Liechtenstein als Standort für das
neue Finanzprodukt über gute Argumente. Keine drei Wochen ließ denn
auch der erste Pensionsfonds auf sich
warten. Die LV 1871 legte ihn im
März 2007 in Vaduz auf. Münchens
älteste Versicherungsgesellschaft gilt
als Trendsetter für solide Versorgungskonzepte.
Liechtenstein hält sich eng an
den Wortlaut der EU-Pensionsfondsrichtlinie, das lässt Spielräume bei
der Kapitalanlage: In Deutschland
löst eine vorübergehende Unterdeckung von mehr als fünf Prozent eine Nachschusspflicht aus, was zu
einer konservativen Anlagestrategie
zwingt. Anders in Liechtenstein, wo
die Versicherung flexibler reagieren
und den Arbeitgebern mehr Planungssicherheit geben kann. In den
höheren Renditechancen sehen Fachleute den großen Vorteil von Pensionsfonds, die auf paneuropäischer
Ebene arbeiten.
Um die höheren Risiken abzufedern, verlangt die liechtensteinische
Finanzmarktaufsicht ein „angemes-
507
Eine kontinuierliche Zunahme der Versicherungsgesellschaften bis 2008 macht
den Versicherungssektor auch als Arbeitgeber immer bedeutender. Das erhöht
die Verankerung der Versicherungswirtschaft im Land.
senes Risikomanagement“. Es gilt
das Vorsichtsprinzip. Jedes dritte internationale Unternehmen wird bis
2015 europaweite Pensionskassenlösungen einsetzen.
Bislang arbeiten zwar fast ausschließlich Großunternehmen mit
maßgeschneiderten, eigenen Lösungen. Es ist jedoch davon auszugehen,
dass der Markt für den Mittelstand
attraktiver wird, wenn Anbieter Lö-
sungen für die Allgemeinheit bieten
– und der Wettbewerb zu Preissenkungen führt.
Eine sehr mobile Arbeitnehmergruppe sind Wissenschaftler: Sie benötigen Pensionslösungen, die die
grenzübergreifende Mobilität fördern.
Die EU-Kommission hat daher ein
Projekt initiiert, um circa 2013 einen
paneuropäischen Pensionsfonds für
Wissenschaftler einzurichten.
A N L AG E S I C H E R H E I T
VORSORGELÖSUNGEN FÜR JEDES BUDGET
Knapp elf Jahre ist es her, dass DiplomVolkswirt und Versicherungsaktuar Markus Brugger die PrismaLife AG gründete.
Der Lebensversicherer bedient von Liechtenstein aus den deutschen und österreichischen Markt. Mit der Entwicklung von
transparenten und flexiblen Vorsorgelösungen für jedes Budget ist das Unternehmen rasant gewachsen. Inzwischen
hat sich die PrismaLife mit Todesfallschutz- und Berufsunfähigkeitsversicherungen auch als Anbieter biometrischer
Risiken einen Namen gemacht.
Herr Brugger, in welchem Maße
profitiert die PrismaLife als Lebensversicherer vom Standort Liechtenstein?
Liechtenstein hat als Versicherungsstandort jede Menge zu bieten. Seit 1995 gehört das Fürstentum dem Europäischen
Wirtschaftsraum (EWR) an. Anfang 1996
trat ein EU-konformes Versicherungsaufsichtsgesetz in Kraft, dem ein Jahr später
die entsprechende Verordnung folgte. Als
liechtensteinischer Lebensversicherer genießen wir den Vorteil, unsere Vorsorgeprodukte im gesamten EWR-Raum und
gleichzeitig in der Schweiz anbieten zu
können. Dadurch können wir Kosten einsparen und sind außerdem in der Lage,
unsere Produkte in den von uns bevorzugten Märkten zu vertreiben.
Welche Vorteile hat der Versicherungsstandort Liechtenstein für
deutsche Kunden?
Die Vorschriften zur Kapitalanlage entsprechen weitestgehend denen in
Deutschland oder anderen Staaten der
Europäischen Union. Wer meint, da sei
Hexerei am Werk, der irrt gewaltig. Man
findet bei uns auch keine so genannten
„Zockerprodukte“. Wir bieten moderne,
rentable Vorsorgelösungen für unterschiedliche Anlegertypen. Unsere deutschen Kunden finden bei uns Versicherungsprodukte, die sich den rechtlichen
Vorgaben aus Deutschland anpassen.
Unsere Fondspolicen sind deshalb steuerlich privilegiert, weil sie ein rechtskonformes Instrument zur Vermeidung der
Abgeltungsteuer darstellen. Die liechtensteinischen Versicherungs- und Sorgfaltspflichtgesetze bieten den Kunden eine
solide Basis, die in ihrer Strenge manche
andere nationale Gesetzgebung in der
EU übertrifft. Wussten Sie übrigens, dass
Liechtenstein über das modernste Versicherungsrecht im Europäischen Wirtschaftsraum verfügt? Einen weiteren entscheidenden Vorteil sehe ich in der Nähe
zur Finanzmarktaufsicht. Diese Nähe
PrismaLife-Chef Markus Brugger: „Wir
bieten moderne, rentable Vorsorgelösungen
für unterschiedliche Anlegertypen, die dem
deutschen Recht angepasst sind.“
macht eine intensive Kommunikation,
kurze Amtswege und rasche Entscheidungen möglich. Davon profitieren letztlich unsere Kunden. Ein weiterer Vorteil
ist die Finanzstärke. Neben den Banken
sind auch die liechtensteinischen Lebensversicherer für ihre starke Finanzkraft bekannt. Unsere Solvenzquote betrug zum
31. Dezember 2010 genau 1.135 Prozent. Die PrismaLife verfügt also über
11,35 mal so viel Eigenkapital, wie von
der Finanzmarktaufsicht Liechtenstein
gefordert.
Welche Kundenbedürfnisse bedient
die PrismaLife?
Wir bedienen keine bestimmte Nische,
sondern bieten Vorsorgelösungen für jedes Budget und alle Anlegertypen. Für
unsere Retailkunden stehen Einfachheit,
Flexibilität und Sicherheit des Vorsorgeproduktes im Vordergrund. Unseren vermögenden Kunden bieten wir angemessene Individualität, eine weitreichende
Anlagefreiheit, Produkte für die private
Altersvorsorge und Durchführungswege
für die betriebliche Altersvorsorge.
Weitere Informationen unter:
www.prismalife.com
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november 2011
einer international verankerten Finanzmarktaufsicht (FMA) und den
Unternehmen helfe, mögliche Chancen wahrzunehmen. 21 Lebensversicherer bilden den stärksten Pfeiler.
Gefolgt von 14 Schadensversicherern, meist spezialisiert auf die Deckung von Großereignissen und Sonderrisiken, wie die Kunstversicherung. Zudem ist Liechtenstein Standort für Captives, die von hier aus die
Tochtergesellschaften und Niederlassungen ihrer Muttergesellschaften sowohl in der Schweiz als auch
im gesamten EWR-Raum versichern.
Die sieben Direktversicherer und
fünf Rückversicherer sind weitgehend sehr große, renommierte Konzerne. Dabei setze man bewusst auf
Qualität und nicht auf Quantität,
sagt FMA-Chef Gassner.
Für einen attraktiven und nachhaltigen Versicherungsplatz ist eine
gute Abkommenspolitik Liechtensteins wichtig. „Wir brauchen offene
Märkte. Doppelbesteuerungsabkommen in Europa und besonders mit
den Nachbarländern sind zentral,
um im internationalen Wettbewerb
mitzumischen“, unterstreicht Philippe Moser. Im Wettbewerb der Versicherungen untereinander und mit
anderen Finanzsektoren braucht es
zugleich aber hoch qualifizierte Mitarbeiter. Die Aus- und Weiterbildung
ist in Liechtenstein ganz entscheidend. In diesem Bereich arbeitet der
LVV eng mit der Universität Liechtenstein zusammen.
94 Prozent der eingenommenen
Prämien entfielen 2010 auf Lebensversicherungen. Die Versicherungsunternehmen vertreiben von Liechtenstein aus eine Bandbreite an Produkten: von der 30 Euro-Sparversicherung über Variable Annuities bis
zur vermögensgebundenen Lebensversicherung. Das Land legt Wert auf
seine wirtschaftspolitische Unabhängigkeit und Sicherung der Standortvorteile für die Versicherungswirtschaft. So gibt es mehrere Gründe,
sich mit liechtensteinischen Lebensversicherungen zu befassen, darunter das Konkursprivileg und das Versicherungsgeheimnis. Letzteres dient
vor allem der Diskretion. Der Insolvenzschutz soll das Vermögen einer
Lebensversicherung für die Familie
erhalten und vor Begehrlichkeiten
Dritter bewahren. Das Versicherungsrecht gestattet auch die Begünstigung
nichtehelicher Lebenspartner. Der
Schutz einer Altersvorsorge hat in
Liechtenstein – wie auch der Schweiz
– ein höheres Gewicht als die Interessen eventueller Gläubiger.
Neben Immobilien sind Lebensversicherungen heute die wichtigste Form der Altersvorsorge in
Deutschland. Swiss Life gehört zu
den führenden Unternehmen in Europa, geht es um Vorsorge und Nachlassplanung für internationale Privatkunden. Auch von Liechtenstein
aus bietet die Private Placement Life
Insurance anspruchsvollen Privatkunden Lösungen an, die Vermögensverwaltung mit erstklassiger Lebensversicherung verbinden. Anleger- und Vermögensschutz spielen
eine zentrale Rolle. Für Lebensversicherungs-Policen von der Stange zur
versicherungen
Absicherung biometrischer Risiken
für jedes Budget, wie sie PrismaLife
anbietet, kommt die Kostenfrage
hinzu. CEO Markus Brugger weiß,
dass das Thema Kosten für die Verbraucher immer wichtiger wird. Immerhin hat das Deutsche Finanz-Service-Institut (DFSI) dem Versicherer
Anfang Oktober erst das Gütesiegel
„Höchste Transparenz“ verliehen.
Die Versicherer nehmen die
Sorgfaltspflicht sehr ernst. Die Finanzmarktaufsicht überprüft laufend auch Solvenz und Geschäftsplan der Versicherungsunternehmen.
Die Kapitalanlagen für fondsgebun-
21
dene Rentenversicherungen sind
streng reglementiert. Zugleich besteht Anlagefreiheit. Liechtensteins
Versicherer dürfen daher in Spezialmärkte investieren: etwa in Goldoder Rohstoff-Fonds. Auch diese Flexibilität sei ein großer Vorteil, sagt
Dietmar Noelle, Geschäftsleitung
Quantum Leben, die sich auf den
B2B-Markt spezialisiert hat. „Die Zukunft gehört transparenten und
nachhaltigen Vorsorgelösungen, die
rechts- und steuerkonform sind und
den Kunden gewisse Flexibilität bieten“, fasst LVV-Präsident Philippe
Moser zusammen.
L E B E N SV E R S I C H E R U N G
PROBLEME IN CHANCEN WANDELN
Der konstant steigende Goldpreis, der
immer günstigere Dollar, die europäische Schuldenkrise genauso wie Klimawandel, immer regelmässiger eintretende Naturkatastrophen und vieles mehr
zeigen wieder einmal, wie wichtig flexible Versicherungsmodelle sind.
Versicherungshäuser, die sich genau
darauf spezialisieren, sind daher im
Aufwind. Quantum Leben, der unabhängige Liechtensteiner Versicherer,
bietet maßgefertigte Lebens- und Rentenversicherungen quer durch den Europäischen Wirtschaftsraum und die
Schweiz an.
„Die Herausforderungen, mit denen
der Makler zu kämpfen hat, sind in den
vergangenen Jahren drastisch angestiegen. Der administrative Aufwand ist inzwischen ungeheuerlich“, sagt Dietmar
Noelle, Geschäftsleitung der Quantum.
„Wertvolle Zeit für die Akquisition neuer Kunden geht dadurch verloren. Die
Zeit, die der Makler mit seinem Kunden
verbringt, ist somit deutlich reduziert.
Wenn der Makler dann bei seinem Kunden sitzt und Interesse wecken möchte, muss sich sein Produkt radikal vom
Einerlei der Marktes unterscheiden und
die aktuelle wirtschaftliche Lage berücksichtigen.“
Die günstige Gesetzeslage im Fürstentum Liechtenstein erlaubt es den ansässigen Lebensversicherern, ihre Produkte
auf die Risiko- und Investitionsbedürfnisse der jeweiligen Kunden anzupassen und wenn gewünscht, flexibel auf
veränderte Kundenbedürfnisse und
Marktbedingungen zu reagieren.
Liechtenstein bietet den ansässigen
Versicherungshäusern im Bereich der
fondsgebundenen Lebensversicherungen den größtmöglichen Spielraum hinsichtlich der Anlageklassen. Dies führte in den vergangenen Jahren zu einer
verstärkten Nachfrage von Maklerunternehmen, die diesen Vorteil als Zukunftsmodell erkannt haben.
In Liechtenstein bestehen keine Anlagerestriktionen dank der gesetzlich geregelten Anlagefreiheit.
„Immer mehr Broker nutzen diese Freiheit, um Anlagen in echten Sachwerten,
wie zum Beispiel Gold, Silber, Schiffsund Flugzeugbeteiligungen, anzubieten“, sagt Martina Hochfellner, Leiterin
Investment der Quantum.
„In den vergangenen Jahren haben
wir eine deutliche Zunahme an Invest-
ments in Edelmetallfonds gesehen. Die
Anlagefreiheit Liechtensteins ermöglicht es dem Kunden, 100 Prozent seines Investments zum Beispiel in Gold
zu investieren und sich dieses bei Beendigung der Police bar auszahlen zu
lassen.“
Aber nicht nur physische Metalle erfreuen sich großer Beliebtheit. Das Bedürfnis, sich in turbulenten Zeiten nicht
schutzlos den Märkten auszuliefern,
veranlasst immer mehr Anleger, in nicht
zu Aktien oder Bonds korrelierende Anlagen zu investieren.
Die Flexibilität bei den Anlagen ist einer
der großen Vorteile Liechtensteinischer
Lebensversicherer und wird vermehrt
durch renommierte Broker genutzt. Infos unter: www.quantum.li
Martina Hochfellner und Dietmar Noelle von Quantum Leben
betonen die Vorteile der liechtensteinischen Lebensversicherer.
22
versicherungen
november 2011
Maßgeschneiderte Lösungen
ALTERSVORSORGE Mit der Private Placement Life Insurance öffnen sich individuell zugeschnittene Finanz- und Absicherungsstrategien für Vorsorge und Nachlassplanung.
Sie haben das „Feeling“ für Herausforderungen und den Sinn für Qualität
und Verantwortung. Zugleich stehen
Menschen ab Mitte 40 oft vor einer
Neuorientierung, während Menschen
ab Mitte 60 neue Freiheiten haben,
aber auch über das Älterwerden nachdenken. In beiden Phasen gilt es, die finanzielle Situation zu überprüfen und
anzupassen. So unterschiedlich die Lebensmodelle von Menschen über 45
sind – eins eint sie: der Wunsch nach
individuell zugeschnittenen Finanzund Absicherungsstrategien. Lebensversicherungen sind ein gutes Instrument, um komplexe Vorsorge- und Vermögensfragen ganzheitlich zu lösen:
über Ländergrenzen und Generationen hinweg, rechts- und steuerkonform, vertraulich, mit Rendite und mit
Steuervorteilen.
Swiss Life gehört zu den führenden Unternehmen in Europa, geht es
um Vorsorge und Nachlassplanung für
internationale Privatkunden. Die Produkte sind innovativ, und die Versicherung arbeitet auf der ganzen Welt mit
namhaften Privatbanken und Vermögensverwaltern zusammen. Kunden
profitieren also von Beziehungen rund
um den Globus. Von Luxemburg, Singapur und Liechtenstein aus bietet die
Geschäftseinheit Private Placement
Life Insurance anspruchsvollen Privatkunden Lösungen an, die Vermögens-
verwaltung mit erstklassiger Lebensversicherung verbinden. Für deutsche
Kunden sind der Anleger- sowie der
Vermögensschutz besonders interessant, den das liechtensteinische Aufsichtsrecht gewährleistet. Das Depot
wird gesondert geführt, im Insolvenzfall des Versicherers kommt es zu keiner Vermischung mit anderen Vermögenswerten, der Versicherungsnehmer
kann direkt auf seine Einlagen zugreifen. Der Insolvenzschutz stellt zudem
sicher, dass der Versicherungsnehmer
seine Vermögenswerte vor dem Zugriff
eigener Gläubiger schützen kann. Daniel Welker, bei Swiss Life verantwortlich für die vermögenden Privatkunden im deutschen Markt, ist denn auch
überzeugt von der innovativen Lösung,
die er den Geschäftspartnern vorstellen kann: „Wir bieten unseren Kunden
ein verlässliches und vom Gesetzgeber
gestütztes Tool zur Altersvorsorge, Vermögens- und Nachlassplanung. Damit
beschreiten wir einen neuartigen Weg,
der sich von der Lebensversicherung
im klassischen Sinne klar unterscheidet.“
Neben Immobilien sind Lebensversicherungen heute die wichtigste
Form der Altersvorsorge in Deutschland. Wer heute Mitte 40 ist, stellt nicht
nur die Absicherung der Familie in den
Mittelpunkt der Finanzplanung, für ihn
wird auch die eigene Altersvorsorge
immer mehr ein Thema. Eine Liquiditätsplanung für eine vermögende Erbin
zeigt, wie einfach und doch individuell
dies funktioniert: Die Privatkundin hat
keine Kinder, ist aber zuckerkrank. Sie
verfügt über zwei Millionen Euro, konservativ angelegt, und ein sehr hohes
Jahreseinkommen. Sie schloss eine Life
Asset Portfolio Germany Pension ab –
und zwar ohne Gesundheitsprüfung –
dafür mit vielen Freiheiten, Zugriff auf
das Vermögen und höchstem Vermögensschutz. Für die Erträge zahlt sie bei
einer Laufzeit der Police von mindestens zwölf Jahren keine Einkommenssteuer.
Schon seit über 140 Jahren konzipiert Swiss Life in Deutschland passgenaue Lösungen für jede Lebensphase.
Im 21. Jahrhundert spielen Lebensversicherungen vor allem auch für die
Nachlass- und Nachfolgeplanung eine
immer wichtigere Rolle. Daniel Welker
stellt bei der Bearbeitung des Marktes
fest, dass über die letzten Jahre sehr
große Vermögenswerte angespart wurden, die nun zur Vererbung anstehen.
Wie beispielsweise etwa ein pensioniertes Ehepaar mit zwei Kindern, das
sein erspartes Vermögen von einer Million Euro mit einem Life Asset Portfolio Germany Capital ohne komplizierte Strukturen vererben kann. Die Kinder erhalten nach dem Tod der Eltern
zu gleichen Teilen das Vermögen plus
|
eine einkommenssteuerfreie Todesfallleistung. Oder nehmen wir eine Unternehmerfamilie mit drei Kindern. Die
älteste Tochter übernimmt den Familienbetrieb, in dem das gesamte Familienvermögen von rund 50 Millionen
Euro steckt. Mit einem Life Asset Portfolio Germany Capital wird das Risiko
beseitigt, dass sich die Erben streiten,
zugleich bleibt das Unternehmen unangetastet.
Wer heute Mitte 60 ist, verändert
seine Prioritäten vom Vermögensaufbau hin zur Vermögenssicherung. Vermögenswerte müssen verwaltet oder
umgeschichtet werden. Das gilt ebenso für Unternehmer, die sich rund um
den Globus bewegen oder auch Wohnsitze in verschiedenen Ländern haben.
Er oder sie hat zum Beispiel 20 Millionen Euro in Anteilen an einer deutschen Kapitalgesellschaft investiert.
Nun zieht es sie oder ihn etwa von
Deutschland weg in ein anderes Land.
Mit einem Life Asset Portfolio Germany Capital oder Pension findet sich eine einfache Lösung, die nachteilige
steuerliche Folgen auf ein Minimum
reduziert. Die Anlagemöglichkeit bleibt
flexibel, die Erträge fließen dem Versicherten während der Laufzeit der Police einkommensteuerfrei zu.
Swiss Life will Partner sein, für jede Generation, in jeder Lebenslage.
Die Berater verfügen über umfassendes Know-how, aber auch über das nötige Gespür, um herauszufinden, welche Lösung zu den Zielen, Wünschen
und Vorstellungen des Menschen passt,
der ihnen gegenüber sitzt. Und sie nehmen sich Zeit dafür. Weitere Informationen unter: www.swisslife.com
Daniel Welker: „Wir bieten
unseren Kunden ein verlässliches
und vom Gesetzgeber gestütztes
Tool zur Altersvorsorge, Vermögens- und Nachlassplanung“.
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november 2011
tourismus
23
Hier bin ich Mensch...
ENTDECKUNGSREISE
Liechtenstein ist eine
lebendige Mischung. Es
gibt von allem etwas. Die
Berge und die Kunst aber
bieten fünf Minuten zum
Verschnaufen – ein rares
Gut in unserer „High
Speed-Welt“.
Z
wischen Büro und Couch
im heimischen Wohnzimmer pendelt der moderne
Mensch zu vielen „dritten
Orten“. Im Zeitalter des Welttourismus hat mancher alles schon gesehen – und sehnt sich nach Inseln der
Ruhe und Erholung, wo der Alltag
noch überschaubar ist. „Hier bin ich
Mensch, hier darf ich’s sein“, wie
Goethes Faust es sagt. Dies macht
Liechtenstein zu einem Land für Entdecker von Glücksmomenten.
Die Berge rund um das Fürstentum versprechen noch ursprüngliche
Wildheit, dort, wo Adler lautlos ihre
Kreise ziehen. Unter allen Ländern
im Alpenbogen, von Frankreich bis
Slowenien, ist Liechtenstein das einzige Land, das vollständig in den Alpen liegt. Eingebettet zwischen der
Schweiz und Österreich an der NordSüd-Route, die vom Bodensee nach
Italien führt.
Von Zürich, München, Mailand,
Genf, Frankfurt und Wien ist Vaduz,
Liechtensteins Hauptstadt ohne
Bahn hof, gut 100 oder knapp 700
Kilometer entfernt. Mit der Schweizerischen und der Österreichischen
Bundesbahn aber leicht erreichbar.
Und für Flugreisende sind die Airports von Zürich, Altenrhein und
Frie drichshafen einfacher zu erreichen als von mancher Innenstadt.
Mit dem Erlebnispass „Liechtenstein
all inclusive“ liefert Liechtenstein
Tourismus 25 Ideen, wie sich die Alpenmonarchie entdecken lässt.
Das Fürstentum ist klein und
weltoffen: Wer durch alle elf Dörfer
fährt, schafft das in weniger als einem halben Tag. Zugleich dürfte die
Telefon- und Internet-Dichte – der
Türöffner der Globalisierung – anderswo kaum höher sein. Liechtenstein ist überdies sportlich und sinnlich: Tennisplätze, Sportplätze, BikeRouten, Inline-Strecken und Wan-
derwege fädeln sich auf wie an einer
Schnur. Daneben wächst auf unzähligen kleinen Rebbergen Wein, (noch)
ein Geheimtipp, den man gern Freunden empfiehlt, ebenso wie Liechtensteins Spitzenrestaurants. Der größte
Weinbauer im Land ist der Fürst von
Liechtenstein, Hans-Adam II.
Er besitzt vor allem aber eine der
bedeutendsten privaten Kunstsammlungen der Welt. Eine wechselnde
Auswahl der berühmten Fürstlichen
Sammlungen aus vier Jahrhunderten ist immer wieder in Vaduz zu
sehen: im Kunstmuseum Liechtenstein. Die Fassade dieses großen monolithischen Baukörpers, fugenlos
aus schwarzem Basaltgestein und
feinkörnigem Rheinkies gegossen,
gilt als Meilenstein der Betonkunst.
Die Klarheit der Architektur wirkt
städtisch, und die Nationalgalerie
zeigt internationale moderne und
zeitgenössische Kunst, die sich mit
dem Lebensgefühl in Europa auseinandersetzt.
Zum Kunstmuseum gehört ein
„SkulpturParcours“, der sich durch
das ganze Land zieht. Wer in der Fussgängerzone in Vaduz spaziert, findet
daher Skulptur an Skulptur von
Künstlern mit großen Namen. Darunter ein berühmtes Meisterwerk aus
Bronze von Henry Moore aus dem
Jahr 1983: „Figure in a Shelter“, eine
bildnerisch reduzierte Mutterfigur,
die ihr Kind schützt. Die Figur ist Hintergrund unzähliger Urlaubsfotos.
Ob sieben oder 70, fast ein jeder
scheint auch das Suchspiel zu mögen, welches der Bildhauer Georg
Malin mit einem Z-Würfel vor der
Post in Vaduz treibt. Nur wer sich in
die Mitte des Würfels stellt, erkennt
das Z auf der Innenseite des Würfels
aus Chromstahl. Es steht für Zentrum. Kunst und Kultur gehören zum
Leben im Kleinstaat. Manchmal
reicht ein Blick, und die Welt scheint
so viel weniger chaotisch. Manchmal verzaubert eine Melodie.
Und manchmal reichen zwei Wörter, um Lust auf mehr zu wecken. So
steht in großen Lettern an der Wand
im Foyer des TAK Theater Liechtenstein im Nachbarort Schaan „Change
– Chance“. Das kleine Regional-Theater wirft einen anderen Blick auf
die moderne Welt und bestärkt den
Mut, Neuland zu betreten. In Liechtenstein spielt das Abenteuer Kunst
im Alltag, ganz nebenbei. Ein Gegensatz zur Welt oben in den Bergen, hoch über dem gezähmten, in
sein gerades Bett gemauerten Rhein.
B E R G W E LT
HERBSTLICHE WANDERERLEBNISSE IN LIECHTENSTEIN
Vom Rheintal bis auf über 2.500 Meter
Höhe erstreckt sich das Fürstentum
Liechtenstein, das sich nur eine Stunde
entfernt von Zürich befindet. Elf Dörfer
und 35.000 Einwohner zählt der kleine
Staat, und doch hat er seinen Wandergästen eine Vielfalt zu bieten, die keine
Wünsche offen lässt.
Der Liechtensteiner Panoramaweg gilt als
Liechtensteins Höhenklassiker. Im Rahmen einer Drei- bis Vier-Tagestour verbindet er inmitten alpiner Blütenpracht Grate, Gipfelerlebnisse, Berghütten und
Rundblicke vom Rätikon bis zum Bodensee. Die einzelnen Etappen können auch
als Tagesausflüge geplant werden.
Den Auftakt bildet der Fürstin-Gina-Weg,
einer der schönsten und aussichtsreichsten Gratwanderwege in alpinen Höhen.
Ausgangspunkt ist das auf 2.000 Meter
über dem Meeresspiegel gelegene Sa-
reiserjoch, das man bequem über den
Bergort Malbun und die Sesselbahn
Malbun-Sareis erreicht. Über den auf
2.360 Meter ü.M. gelegenen Augstenberg führt ein gut gesicherter Bergweg
am Grat zur Pfälzerhütte auf 2.108 Meter hinunter. Im Gleichlauf mit der Via Alpina geht es weiter durch die Nordflanke des Naafkopfs über das Alpelti in
Richtung Steg, wo das Berggasthaus
Sücka direkt am Wegesrand eine Übernachtung gewährt.
Trittsicher und erfahren sollte man sein
für die Etappe über den Drei-Schwestern-Weg mit dem berühmten Fürstensteig. Die zum Teil direkt in den Fels gehauenen, an der steilen Felskante verlaufenden Wege sind gesichert und durch
einen selten schönen Panorama-Gratweg miteinander verbunden. Vom höchsten Punkt, dem Kuhgrat (2.123 Meter
ü.M.), blickt man über den Rätikon zu
den Schweizer und Vorarlberger Alpen,
während sich weit unten kleine Dörfer,
der Rhein und der Bodensee ausbreiten.
Über die Alp Garsella kann der gesicherte Steig durch die Felsflanken der Drei
Schwestern, des zentralen Liechtensteiner Gipfelmassivs, umgangen werden.
Dann senkt sich der Weg mit Säntis-Blick
dem wohlverdienten Lager auf der Gafadurahütte zu. Im Wechsel aus Serpentinen im Wald und aussichtsreichen Almwegen führt die letzte Etappe hinab über
das Walser-Höhendorf Planken, über Nendeln und Mauren bis nach Ruggell im
Rheintal.
Ein kompakter Tourenguide bündelt 20
Wandervorschläge aus Liechtenstein und
kann kostenlos bei Liechtenstein
Tourismus bezogen werden. Weitere Infos unter: www.wanderbar.li
24
tourismus
november 2011
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