Übung „Funktionelle Morphologie der Blüten, Früchte und Samen“

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Übung „Funktionelle Morphologie der Blüten, Früchte und Samen“
( PD Dr. Claudia Brückner, Institut für Biologie der Humboldt-Universität zu Berlin)
Teil des Pflichtmoduls „Morphologie und Evolution der Pflanzen“ (B 5C für Bachelormonostudiengang Biologie und
lehramtsbezogenen Kombinationsstudiengang Bachelor mit dem Kernfach Biologie)
4. integrierte Vorlesung: Bestäubungsbiologie (Blütenökologie)
• Untersuchung des Zusammenhangs von Blütenkonstruktion und
Bestäubung durch abiotische oder biotische Vektoren.
• Blütenpflanzen:
bestimmtes Gleichgewicht
a. zwischen vegetativer Vermehrung (z. B. Ausläufer, Brutkospen)
und sexueller Fortpflanzung (Bestäubung  Befruchtung 
Samenbildung);
Taraxacum officinale
Arrhenatherum elatius
b. innerhalb der sexuellen Fortpflanzung zwischen Selbstbestäubung
(Löwenzahn, Asteraceae): (Glatthafer, Poaceae):
und Fremdbestäubung.
insektenblütig
windblütig
• Autogamie:
- Inzucht  führt zu eingeschränkter Variationsbreite der Population.
- Vorteile: einjährige Pionierpflanzen (= „Unkräuter“) können an offenen
Autogamie (Selbstbestäubung)
Standorten rasch große Populationen aufbauen; Möglichkeit
im weiteren Sinne
Autogamie
der geschlechtlichen Fortpflanzung in bestäuberarmen
(Selbstbestäubung)
Lebensräumen (Hochgebirge, [sub]arktische
Geitonogamie
im engeren Sinne
Region [Tundra], Wüsten).
(Nachbarbestäubung)
- Obligate Selbstbestäuber: keine Anlockungseinrichtungen
(unscheinbare Blüten, kein Nektar, kein Duft), Bestäubung bereits in
Allogamie
der Blütenknospe bzw. in rudimentären, sich nicht öffnenden Blüten
=
Xenogamie
(Kleistogamie) möglich.
(Fremdbestäubung)
Capsella bursa-pastoris
(Hirtentäschel, Brassicaceae):
Blüten klein, unscheinbar.
Lamium amplexicaule
(Stängelumfassende Taubnessel,
Lamiaceae): kleistogame Blüten.
- Fremdbestäuber: bei Ausbleiben der Bestäubung in der alternden Blüte oft noch
Selbstbestäubung.
Beispiel: Ophrys apifera (Bienen-Ragwurz, Orchidaceae, links) – die Stielchen der
Pollinien krümmen sich (Pfeil), so dass der Pollen auf die eigene Narbe gelangt.
• Allogamie:
- Größere genetische Variationsbreite der Population  hohe Plastizität  bessere
Adaptation an sich ändernde Umweltbedingungen.
- Fremdbestäubung wird vielfältig gefördert, Selbstbestäubung möglichst ausgeschlossen.
• Einrichtungen zur Verhinderung von Selbstbestäubung:
1. Selbstinkompatibilität: genetischer Mechanismus, bedingt durch
Selbststerilitätsgene.
Hemmung der Keimung des eigenen Pollens auf der Narbe bzw.
Hemmung des Pollenschlauchwachstums im Griffelkanal.
2. Dichogamie: innerhalb derselben Blüte zeitlich verschiedene Reifung von männlichen Organen (Öffnung der
Antheren) und weiblichen Organen (Empfängnisbereitschaft der Narbe).
□ Protandrie bzw. Proterandrie (Vormännlichkeit): Blüte zunächst männlich, dann weiblich (sehr häufig).
Epilobium angustifolium (Schmalblättriges
Weidenröschen, Onagraceae).
Links männliche Phase: Stamina nach vorn gestreckt,
Antheren öffnen sich, Griffel zurückgeschlagen, Narbe
noch fest geschlossen (Pfeil).
Rechts weibliche Phase: Griffel vorgestreckt,
Narbenlappen spreizen und präsentieren rezeptive
Oberfläche; Antheren entleert.
Vormännlichkeit oft kombiniert mit sekundärer Pollenpräsentation.
□ Protogynie bzw. Proterogynie (Vorweiblichkeit): Blüte zunächst weiblich, dann männlich (seltener).
Luzula campestris (Hasenbrot, Juncaceae).
Links weibliche Phase: Stamina ins Perigon
eingeschlossen, rezeptive Narbenlappen ragen weit
heraus.
Rechts männlichePhase: Perigon spreizt und gibt
Stamina frei, Antheren öffnen sich, Narbenlappen
bereits vertrocknet.
□ Dichogamie in Blütenständen: Nachbarbestäubung nicht auszuschließen (außer bei Selbstinkompatibilität).
Plantago lanceolata (Spitz-Wegerich,
Plantaginaceae): protogyne Zwitterblüten,
Aufblühfolge von unten nach oben  obere
Blüten noch in der weiblichen Phase mit
weit herausragenden fadenförmigen
Narben, untere Blüten schon in der
männlichen Phase mit exponierten Stamina.
Sanguisorba minor (Kleiner Wiesenknopf, Rosaceae): obere Blüten weiblich,
mittlere zwittrig, untere männlich; Aufblühfolge von oben nach unten 
Infloreszenz protogyn.
Links: weibliche Blüten präsentieren rezeptive Narben, Infloreszenz ist
Pollenakzeptor. Rechts: zwittrige Blüten präsentieren Narben und Stamina,
männliche Blüten noch geschlossen. Infloreszenz wird zunehmend zum
Pollendonator.
3. Herkogamie: räumliche Trennung von Antheren und Narbe in einer Blüte, so
dass der eigene Pollen nicht auf die Narbe gelangen kann.
□ Bsp.: Iris-Arten (Schwertlilien, Iridaceae):
1 - Tepalen des äußeren Perigonkreises ( Unterlippen),
2- Tepalen des inneren Perigonkreises,
3 - petaloide Griffeläste ( Oberlippen),
4 - Staubblatt (eines unter jedem Griffelast),
5 - Narbe (kleines Läppchen unterhalb der Spitze des Griffelastes).
Die Iris-Blüte besteht funktionell aus 3 Lippenblumen (Blume =
bestäubungsbiologische Einheit)  nur wenn alle 3 Blumen von Bestäubern besucht
werden, können die Samenanlagen aller 3 Fruchtfächer befruchtet werden.
Selbstbestäubung innerhalb einer Blume unmöglich, außerdem Selbstinkompatibilität.
2
2
2
3
3
5
3
4
1
1
1
□ Heterostylie: verschiedene Blütentypen bei derselben Art.
Bsp.: Primula elatior (Hohe Schlüsselblume, Primulaceae) - Pflanzen mit langgriffligen Blüten und Pflanzen mit
kurzgriffligen Blüten (dimorphe Heterostylie; korreliert mit weiteren Merkmalen, s. u.).
Linke Blüte:
- Griffel lang, Narbe aus der Blütenröhre
herausragend.
- Narbe mit langen Papillen.
- Antheren tief im Inneren der Blütenröhre
sitzend (oberhalb des kurzen StamenCorollen-Tubus).
- Pollenkörner klein.
Rechte Blüte:
- Griffel kurz, Narbe tief in der Blütenröhre
(Stamen-Corollen-Tubus) verborgen.
- Narbe mit kurzen Papillen.
- Antheren hoch am Ausgang des langen
Stamen-Corollen-Tubus sitzend.
- Pollenkörner groß.
Die Anheftung der zwei Pollenkornformen an
unterschiedliche Körperregionen des Bestäubers
sichert die Übertragung auf die passende Narbe.
4. Diklinie: Getrenntgeschlechtlichkeit. Blüten entweder rein männlich oder rein weiblich.
□ Monözie (Einhäusigkeit):
männliche und weibliche Blüten auf derselben Pflanze;
Nachbarbestäubung noch möglich.
Bsp.: Corylus avellana (Hasel, Betulaceae) - links weiblicher
Blütenstand, rechts männliche Blütenstände (Kätzchen).
□ Diözie (Zweihäusigkeit): männliche und weibliche
Blüten auf verschiedenen Pflanzen; keine Selbstbestäubung möglich.
gleiche
Pflanze
Bsp.: Humulus lupulus
(Hopfen, Cannabaceae) - links
Blütenstand einer männlichen
Pflanze, rechts Blütenstände
einer weiblichen Pflanze.
4.1. Abiotische Bestäubung
4.1.1. Anemophilie (Windblütigkeit)
• Bei Gymnospermen primär, bei Angiospermen sekundär (mehrmals unabhängig entstanden).
• Kaum auftretend in bestäuberreichen tropischen Feuchtwäldern.
• Oft Massenbestände an windexponierten Standorten (Steppe, Savanne, boreale Nadelwälder).
Betula
• Typischer Merkmalskomplex (Anemophilie-Syndrom):
pendula
- Blütezeit vor der Laubentfaltung (Gehölze).
(Hänge-Birke,
- Blüten(stände) an den Zweigspitzen windexponiert, meist eingeschlechtig.
Betulaceae):
- Männliche Blüten bzw. Staubgefäße gegenüber weiblichen Blüten bzw. Samenanlagen
männliche
Kätzchen
stark vermehrt  Pollen-Überschuss.
hängend,
- In Einzelblüten Stamina mit langen, flexiblen, weit heraushängenden Filamenten.
weibliches
- Kätzchen: männliche Blütenstände holziger Pflanzen  hängend; lange, flexible Achse;
Kätzchen
Blüten klein, unscheinbar, zahlreich. Infloreszenz fällt nach dem Abblühen als Ganzes ab.
aufrecht.
- Pollenkörner klein, glatt, schwebfähig, ohne Pollenkitt.
- Gymnospermen: Samenanlagen scheiden Bestäubungstropfen (Pollinationstropfen) aus, in dem sich der Pollen fängt.
Bestäubungstropfen bei Taxus
baccata (Eibe, Taxaceae;
links), Ginkgo biloba (Ginkgo,
Ginkgoaceae; Mitte) und
Chamaecyparis lawsoniana
(Lawsons Scheinzypresse,
Cupressaceae; rechts).
- Angiospermen: Narbe als Auffangorgan für den Pollen  stark vergrößert, klebrig, zerteilt.
- Zahl der Samenanlagen pro Gynoeceum stark reduziert, meist nur eine befruchtet 
einsamige Nussfrüchte.
Juglans regia (Echte Walnuss,
- Kein Schauapparat (Krone reduziert), kein Nektar, kein Duft.
Juglandaceae), unterständiges
Gynoeceum mit großer
4.1.2. Hydrophilie (Wasserbestäubung)
zweiteiliger Narbe.
• Pollenübertragung durch Wasser (selten). Beispiele:
- Zosteraceae (Seegräser, submerse Monokotyle): eingeschlechtige reduzierte Blüten,
fadenförmiger Pollen (> 2 mm lang) wird ins Wasser entlassen und schlingt sich um die gegabelten Narben herum.
- Ceratophyllum (Hornblatt, Ceratophyllaceae; submerse Dikotyle): eingeschlechtige Blüten (männlich: 10-20
Stamina, weiblich: 1 Karpell); spezifisches Gewicht des Pollens entspricht dem des Wassers  freischwebender
Pollen gelangt an die Narbe.
- Vallisneria (Sumpfschraube, Hydrocharitaceae; submerse Monokotyle): diözisch, männliche Blüten lösen sich ab,
steigen auf und schwimmen auf der Wasseroberfläche zu den lang gestielten weiblichen Blüten.
4.2. Biotische Bestäubung (Zoophilie, Tierblütigkeit)
• Voraussetzungen für regelmäßigen Besuch der Blumen durch Tiere:
- Reizmittel: Farbe, Form, Duft.
- Lockmittel:
□ Pollen: Pollenblumen  Pollenüberschuss als Nahrungsangebot für Bestäuber. Bsp.: Papaver (Mohn,
Papaveraceae), Paeonia (Pfingstrose, Paeoniaceae), Rosa (Rose, Rosaceae).
□ Nektar: zuckerhaltige Flüssigkeit; Zusammensetzung: 25-75% Zucker (Gemisch aus Glucose / Fruktose /
Saccharose), Lipide, Proteine (geringe Mengen), Vitamine (Ascorbinsäure), Aminosäuren.
Nektar abscheidende Drüsengewebe: Nektarien (können an allen Blütenteilen auftreten  Blütenachse, Perigon,
Kelch, Krone, Androeceum, Gynoeceum).
Acer platanoides (Spitz-Ahorn,
Sapindaceae): AchsenNektarium (ringförmiger Wulst
= Discus).
Fritillaria imperialis
(Kaiserkrone, Liliaceae):
Tepalnektarien.
□ Lipide: Ölblumen in
verschiedenen Familien (vor
allem Kapland,
Südamerika). Flüssige
Neutralfette anstatt Nektar
abgeschieden; ölsammelnde
Solitärbienen mischen Brei
aus Pollen und Öl für ihre
Brut.
Viola spec. (Veilchen, Violaceae): 2
Stamina mit Nektar sezernierendem
Konnektivfortsatz (Pfeil), KronblattSporn als Sammelbehälter.
c
Yucca spec. (Yucca, Asparagaceae): Septalnektarien
(Pfeile) in den Scheidewänden des Fruchtknotens.
d
Lysimachia punctata (Drüsiger
Gilbweiderich, Primulaceae):
a
b
e
a. Öl abscheidende Drüsenhaare
an Krone und Androeceum. b. Bestäuber: Schenkelbienen (Macropis spec.). Öl wird mit Vorder- und Mittelfüßen gesammelt
und in die Hinterbeinbürsten abgestreift, die auch Pollen transportieren. Beladene Hinterbeine werden nach oben gereckt.
Diascia spec. (Elfensporn, Scrophulariaceae): c. Blüte von hinten mit 2 Kronblattspornen. d.
Blüte von vorn mit 2 Sporneingängen (Pfeile). e. Geöffneter Sporn mit Öldrüsen. Bestäuber:
Bienengattung Rediviva. Weibchen haben stark verlängerte Vorderbeine (Koevolution).
□ Duftstoffe: Parfümblumen in verschiedenen Familien, vor allem in Mittel- und
Südamerika; Gemisch ätherischer Öle; Prachtbienen-Männchen sammeln Duftstoffe
zur Markierung ihrer Balzterritorien.
□ Brutplätze: Yucca-Motten besuchen die Blüten der Yucca-Arten (Palmlilien,
Asparagaceae) zur Eiablage (1 Ei pro Fruchtfach) und vollziehen dabei die
komplizierte Übertragung des Pollens in die röhrige Narbe. Zahl der während der
Raupenentwicklung verzehrten Samenanlagen ist verzichtbar. Ohne Yucca-Motte
kein Fruchtansatz.
Yucca filamentosa
□ Täuschblumen:
1. Aasfliegenblumen: Anlockung von Fliegen durch Imitation von Aas oder Dung  Geruch (Amine),
fleischfarbene oder braune Färbung, weiße Fleckchen („Schimmelpilz-Imitat“), Behaarung oder bewegliche
Flimmerhärchen. Aasfliegen bestäuben bei der Eiablage, Larven verhungern.
2. Pilzmückenblumen: Blumen imitieren Pilzfruchtkörper durch Geruch, Optik und Position in Bodennähe.
Pilzmücken bestäuben bei der Eiablage, Larven verhungern.
3. Sexualtäuschblumen: verschiedene Orchideen imitieren Weibchen der Bestäuber  Geruch (Pheromone),
Form und Behaarung der Lippe (Dichte, Länge, Strich). Bei Kopulationsversuchen bekommt das Männchen die
gesamte Pollenmenge in Form zweier Pollinarien angeheftet; sehr effektive Bestäubung.
Links: Stapelia spec. (Ordensstern,
Apocynaceae) - Aasfliegenblume.
Goldfliege (Lucilia spec.) bei der
Eiablage.
Mitte: Aristolochia arborea
(Aristolochiaceae) - Pilzmückenblume. Blüten meist in Erdnähe,
Ausstülpung imitiert Hutpilz.
Rechts: Ophrys insectifera
(Fliegen-Ragwurz, Orchidaceae) Sexualtäuschblume. Bestäuber:
Grabwespen-Männchen
(Argogorytes mystaceus).
• Blumen müssen der mechanischen Beanspruchung gewachsen sein.
• Blüten müssen so gestaltet sein, dass Pollen und Narbe regelmäßig berührt werden; Übertragung des Pollens muss
durch Körpergestalt und Verhalten des Besuchers gesichert sein.
• Pollen muss an bestimmten Stellen des Blütenbesuchers haften bleiben (Pollenkitt, Oberflächenrelief, Klebkörper 
Oberflächenbeschaffenheit des Besuchers).
• Blumen und Bestäuber sind aufeinander abgestimmt: Koadaptation als Ergebnis der Koevolution; Resultat: höhere
Zuverlässigkeit der Bestäubung bei viel geringeren Pollenmengen als bei abiotischer Bestäubung.
4.2.1. Insektenblütigkeit (Entomophilie)
• Wespenblumen
Wespen:
kaum
angepasst, seltenere
Käfer: alte Bestäubergruppe, wenig
Blütengäste
als
Bienen; kurze,
angepasst, unbeholfen; fressen Pollen,
Nektar und Blütenteile; kurze, kauend- leckend-beißende Mundwerkzeuge.
Blumen: offene Scheiben- oder
beißende Mundwerkzeuge.
Schalenblumen. Nektar gut
Blumen: offene Scheiben- oder
zugänglich. Farben: bevorzugt braun,
Schalenblumen. Nektar gut
auch gelbgrün. Duft: kaum ausgeprägt.
zugänglich. Farben: weiß,
schmutziggelb, braun. Duft: oft stark,
fruchtig oder faulig.
Von diesen Bestäubergruppen bevorzugte Blumentypen:
• Käferblumen
• Fliegenblumen
Fliegen: sehr alte, heterogene Sippe;
meist kurze, leckend-saugende
Mundwerkzeuge; wichtige Gruppe:
Schwebfliegen.
Blumen: offene Scheiben- oder
Schalenblumen. Nektar gut
zugänglich. Farben: weiß,
schmutziggelb, braun. Duft: schwach
(außer Aasfliegenblumen).
Von links: Berberis (Sauerdorn, Berberidaceae): Schalenblume = Einzelblüte / Ranunculus (Hahnenfuß, Ranunculaceae): Schalenblume = Einzelblüte / Hedera (Efeu, Araliaceae): Scheibenblume = Blütenstand / Jasione (Sandknöpfchen, Campanulaceae):
Scheibenblume = Blütenstand / Daucus (Möhre, Apiaceae): Scheibenblume = Blütenstand
• Bienenblumen (incl. Hummelblumen)
- Meist zygomorph, mit Landeplatz. Lippenblumen (Bsp. Lamiaceae): Sitzplatz Unterlippe, Antheren und Narbe unter
der Oberlippe  Bestäubung durch Insektenrücken. Fahnenblumen (Bsp. Fabaceae-Faboideae): Sitzplatz Schiffchen,
Antheren und Narbe im Schiffchen  Bestäubung durch Insektenbauch. Auch Scheiben-, Schalen-, Glockenblumen.
- Nektar bis 15 mm tief geborgen.
- Farben: weiß, gelb, blau, violett,
kontrastierende Blütenmale.
- Duft leicht und süß; Blütezeit tags.
Lamium purpureum (Rote Taubnessel,
Lamiaceae): a. Lippenblumen. b. Staubgefäße. c. Ulex europaeus (Stechginster,
Fabaceae): Fahnenblume. d. Campanula
glomerata (Knäuel-Glockenblume, a
Campanulaceae): Glockenblume.
b
c
d
• Falterblumen
- Nachtfalterblumen:
deutliche Konturen; waagerecht oder hängend.
Lange, enge Kronröhren oder Sporne. Nektar tief
geborgen, reichlich. Farben: weiß, hell rötlich,
trübviolett, ohne Blütenmale. Duft stark und süß;
Blütezeit und Duft nachts.
- Tagfalterblumen:
aufrecht stehende Röhrenblumen, oft Stieltellerblumen (langröhrige Blüten mit flachem
Kronsaum als Sitzplatz). Kronröhren kürzer als
bei Nachtfalterblumen. Nektar weniger reichlich.
Farben: rot, violett, blau, gelb, Blütenmale oft
vorhanden. Duft tags, weniger stark.
b
a
c
a. Echinopsis spec. (Cactaceae). b. Sansevieria
trifasciata (Bogenhanf, Asparagaceae).
c. Datura stramonium (Stechapfel, Solanaceae).
d. Calystegia sepium (Weiße Zaunwinde,
Convolvulaceae).
d
Von links: Buddleja davidii
(Schmetterlingsstrauch,
Scrophulariaceae), Lantana camara
(Wandelröschen, Verbenaceae),
Phlox drummondii (Einjähriger
Phlox, Polemoniaceae).
4.2.2. Vogelblütigkeit (Ornithophilie)
• Ca. 2000 blütenbesuchende Vogelarten, 1400 den Blumen hochgradig angepasst.
• Meiste Vogelblumen tropisch-subtropisch (ganzjähriges Nahrungsangebot).
• Farben: rot, grüngelb, schwarzviolett; kontrastierende Farbkombinationen („Papageienfarben“): blau/gelb, rot/grün.
• Kaum Duft (Geruchssinn der Vögel unentwickelt), reichlich dünnflüssiger Nektar mit geringem Zuckergehalt.
• Blumentypen: derb gebaute Röhren- und Rachenblumen mit weiter Öffnung, Bürstenblumen.
• Kolibriblumen (Schwirrvogelblumen): in Amerika.
Werden im Schwirrflug
ausgebeutet, hängen frei,
Blütenöffnung von der Pflanze
weg gerichtet.
• Nicht-Kolibri-Blumen
Kolibriblumen. Von links: Mimulus cardinalis
(Sitzvogelblumen): bestäubt
(Scharlachrote Gauklerblume, Phrymaceae),
von Nektarvögeln (Afrika,
Monarda didyma (Indianernessel, Lamiaceae),
Südostasien), Honigfressern
Passiflora coccinea (Rote Passionsblume,
(Südhalbkugel), PinselPassifloraceae), Heliconia rostrata (Geschnäbelte Heliconie, Heliconiaceae).
zungenpapageien (Australien)
u. a. Blumen stehen oft aufrecht, Sitzplatz neben der Blume erforderlich, Blütenöffnung oft zur Pflanze hin gerichtet.
Nicht-Kolibri-Blumen. Von links: Phygelius capensis (Kapfuchsie, Scrophulariaceae; Südafrika), Strelitzia reginae (Paradiesvogelblume, Strelitziaceae; Südafrika), Melaleuca hypericifolia (Rote Honigmyrte, Myrtaceae; Australien), Fritillaria imperialis
(Kaiserkrone, Liliaceae; Türkei, Iran, Afghanistan).
4.2.3. Fledermaus- bzw. Flughundblütigkeit (Chiropterophilie)
• Ca. 960 Arten Fledertiere weltweit. Blüten besuchend: Afrika, Asien - Flughunde (Megachiroptera; 15 Arten) ohne
Echolot-Ortung; Amerika - Fledermäuse aus der Familie Phyllostomidae (Blattnasen; 40 Arten) mit Echolot-Ortung.
• Anpassungen der Blumen-Fledertiere: sehr klein (5-12 cm Körperlänge); schmale Schnäuzchen; Zunge lang und
beweglich, verhornte Spitze pinselartig; starke Flieger (25-100 km pro Nacht).
• Ca. 750 Angiospermen-Arten fledertierblütig.
• Konstruktion typischer Fledertier-Blumen:
- Glockenblumen, auch Bürstenblumen. Besonders weite Blütenöffnung; Blütenblätter derb, oft fleischig
(Fledermäuse hängen sich mit ihren Daumenkrallen an); trübe Farben.
- Starker Duft (fruchtig bis stinkig).
- Reichlicher schleimiger Nektar.
- Pollen in großen Mengen.
- Gut anfliegbar:
□ exponiert an der Peripherie der Pflanze;
□ Flagelliflorie (Peitschenblütigkeit - Blütenstände an meterlangen Stielen herabhängend);
□ Cauliflorie (Stammblütigkeit - Blüten an Kurztrieben dicht am Stamm).
Von links: Cobaea scandens (Glockenrebe, Polemoniaceae; Mexiko); Crescentia cujete (Kalebassenbaum,
Bignoniaceae; tropisches Amerika) - cauliflor (hier bereits verblüht); Musa balbisiana (Banane, Musaceae;
Südostasien); Kigelia africana (Leberwurstbaum, Bignoniaceae; Westafrika) - flagelliflor.
4.2.4. Weitere blütenbesuchende Wirbeltiere: australische Beuteltiere (z. B. Honigbeutler Tarsipes rostratus einziges nichtfliegendes Säugetier, das nur von Nektar und Pollen lebt!); afrikanische und südamerikanische Nager;
Lemuren auf Madagaskar.
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