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ROBERT / Präventivbehandlung des Zorns beim Kind
KH.
Homöopathische Präventivbehandlung
des Zornes beim Kind*)
Von PIERRE ROBERT
Aus meinen Beobachtungen als praktischer Kinderarzt werde ich jetzt verschiedene Ursachen anführen, die zu Zornausbrüchen führen.
Eine 1. Kategorie der Fälle umfaßt die Arten von Zorn, die als Folge von
physio-pathologischen Störungen auftreten.
Zirkulatorische Störungen verlangen überwiegend nach Aurum. Der A u r u m - P a t i e n t ist einer der reizbarsten, der gegen die ihm auferlegten
Existenz-Bedingungen revoltiert und sich zu heftigen, geräuschvollen, lauten
Zornausbrüchen hinreißen läßt, die jedoch von kurzer Dauer sind. Aconitum
ist angezeigt bei Unruhe und Ängstlichkeit, ein plötzlicher Zorn kann bei diesem Kranken gleichbedeutend sein mit einem Schauder vor dem Fieber.
Zirkulationsschwäche mit Blässe verlangt Ferrum metallicum. Das leichte
Rotwerden unterstreicht den heftigen und streitsüchtigen, reizbaren und überempfindlichen Charakter.
Atmungsbeklemmung macht den Zorn unmöglich, prädisponiert jedoch zu
späteren Zornausbrüchen. Kinder, die eine Laryngitis durchgemacht haben
(Krupp oder falschen Krupp), sind zornig, manchmal so stark, daß man denken
könnte, in ihren Zornausbrüchen steckt noch die beklemmende Erinnerung an
die vorausgegangene dramatische Situation.
Diese Erinnerung tritt immer wieder bei den Kindern auf, deren Geburt
durch eine Asphyxie belastet war, auch wenn diese keine klinischen Gehirnläsionen hervorgerufen hatte. Dasselbe gilt für die Kinder, die im Verlauf der
ersten Monate einen starken Keuchhusten durchgemacht haben.
Diese latente Ängstlichkeit, ein Zeichen für Atmungsschwierigkeiten, findet
sich auch in der Mentalität des A r s e n i c u m - P a t i e n t e n . Unter bestimmten Umständen ist er aggressiv, zänkisch, bissig oder grausam, und er
wird vor Wut blaß, sobald man an seine persönlichen Dinge rührt, denn er
erträgt keine Unordnung.
Bei den Galle- und Leberkranken, die für gewöhnlich kalt und schweigsam
sind, treten unvermittelte Zornausbrüche von Lycopodium auf. In der bei
Kindern häufigen sthenischen Phase ist Lycopodium zornig, das Mittel ist auch
günstig, um die wechselhafte Stimmung der kleinen Hepatiker auszugleichen.
Der B r y o n i a - K r a n k e hat Zornausbrüche mit rotem Gesicht, die
in Beziehung stehen zu den Schmerzen serösen oder digestiven Ursprungs.
*•) Auszug aus „Les Annales Homéopathiques Françaises" 1965, Heft 2, mit freundlicher Genehmigung des Verlages — Übertragen aus dem Französischen von H. FRIZ, Ulm.
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1. Z o r n s o m a t i s c h e n U r s p r u n g s
ROBERT / Präventivbehandlung des Zorns beim Kind
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Hepar sulfuris, das polyvalente, somatische Heilmittel, hat eine psychische
Seite, die äußerst reizbar und intolerant ist, sowie Impulse, zu zerstören und
Schlimmes zu tun, aufweist.
Der A c i d u m - n i t r i c u m - P a t i e n t ist noch reizbarer. Der Zorn
wird durch geringfügige Motive ausgelöst. Bei Kindern ist das Mittel wegen
des Fehlens tiefergehender pathologischer Anzeichen jedoch weniger geeignet.
Mangelhafte Nierenfunktion tritt als häufiger Faktor bei zornigen Krisen
auf. Zornausbrüche, die anscheinend spontan auftreten, haben wir beim Kind
häufig in den Anomalien des Harnausstoßes, dem Vorläufer einer zuweilen
verkannten Nephritis, zu suchen, beim Jugendlichen in der orthostatischen
Albuminurie (Proteinurie). In diesen Fällen habe ich mit der homöopathischen
Drainage gute Erfolge erzielt, ebenso mit der in größeren Zeitabschnitten verabfolgten Verschreibung von Cantharis, wenn die Zorn- oder Wutausbrüche
gefährlich und auffällig sind, manchmal auch mit Natrium muriaticum (von
GALLAVARDIN erwähnt) in den Fällen von unvermuteter Inversion der Mentalität dieses Mittels.
Hyperthyreoidismus überrascht niemand bei dieser Aufzählung von Pathogenesen und läßt uns an die Anwendung von Hyoscyamus und besonders von
Jodum denken. LEFORT sagt, Jodum ist der „Wahnsinnige der grundlosen
Tat". Er ist plötzlichen Impulsen und gefährlichen Gewalttätigkeiten, bis zum
Totschlag, unterworfen.
Die Nebenniere, die auf Stress reagiert, gehört durch ihre Physiologie auch
zum Zorn und liefert uns die eigenartigen Reaktionen von Nux vomica, die
so bekannt sind, daß ich auf ihre Mentalität nicht näher eingehen will: niemals
zufrieden; niemals zufriedengestellt; alles was den Kranken umgibt, stört
ihn; er drückt seine Heftigkeit in Worten und Taten aus.
Hinsichtlich des Pankreas weise ich auf den wichtigsten humoralen Faktor,
den die Glykämie darstellt, hin. Die Hypoglykämie ist eine Ursache von Spasmen, die im nüchternen Zustand oder am Ende des Morgens auftreten; sie
wird gebessert durch Einnehmen von Zucker. Bei Unruhe in Verbindung
mit dem Prozentsatz von Glykämie denken wir an eine Verschreibung von
Argentum nitricum oder von Zincum, um die kritischen Situationen zu vermeiden.
Die Parathyreoidiker haben mit den vorhergehenden Typen die katabolisierenden und spasmogenen Funktionen gemeinsam. Viele Kinder weisen eine
latente Tetanie auf, die mit Störungen im phosphorcalcischen Gleichgewicht
einhergehen. Hochpotenzen unserer C a l c a r e a - H e i l m i t t e l stellen
dieses Gleichgewicht wieder her und sind zum Vorbeugen des Zornes angezeigt, auch wenn dies aus der Lektüre der Materia medica nicht ersichtlich ist
(Calcarea carbonica).
Um diese Aufzählung von organischen Faktoren zu beenden, möchte ich
noch erwähnen, daß ich beobachtet habe, daß die Schwerhörigen häufig heftig
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sind. Die Schwerhörigkeit ist eine Ursache für den Zorn des Kindes. Solchen
Patienten verschrieb ich gerne Borax unter der Annahme, daß Bor, das gewöhnlich sedativ wirkt, einen Tropismus für den Gehörnerv besitzt. Auch der
T a r a n t u l a - P a t i e n t muß hier erwähnt werden, der besonders bewegt
und heftig ist (gegen sich selbst) und durch Musik gebessert wird.
Ursprungs
Das sind die wahren Zornausbrüche, die kurzen Verrücktheiten, die dämonische Besessenheit. Die Analyse soll nun hier eine gewisse Ordnung hineinbringen.
Es handelt sich um die spontanen und anarchischen Zorne. Der das Ärgernis auslösende Reiz ist derart geringfügig, daß er nicht entdeckt werden kann.
Es ist der Fall von Chamomilla, dem Hauptmittel des Kinderarztes. Chamomilla stellt den Typ des zornigen Kindes dar, das heftig gegen Zahnschmerzen
oder andere Schmerzen reagiert, das empfindlich, kapriziös ist und zum Schreien neigt. Man kennt das Bild zur Genüge, um hier noch näher darauf einzugehen. Beim Säugling denkt man immer an Chamomilla. Man vergißt es
jedoch häufig beim Jugendlichen, der sich mitten im undankbaren Alter befindet. KENT weist jedoch auf diese zwei für seine Mentalität so bezeichnenden
Züge hin. „Verlust der Nächstenliebe, kümmert sich überhaupt nicht um die
Gefühle anderer" und „schlimme Folgen einer Kränkung, die seine Denkungsart verletzt".
Colocynthis wendet sich mehr an den Erwachsenen. Der Zorn wird bei
ihm durch eine geringfügige Ursache ausgelöst, durch eine Schwierigkeit im
Berufsleben oder durch eine Verärgerung, die unerträgliche Schmerzen nach
sich zieht.
Ein Wort noch über Staphisagria, das Mittel für den nach innen gekehrten
Zorn, der durch Introversion unter dem Gewicht familiären oder sozialen
Zwanges zurückgedrängt wird. Andererseits kann man induzierte (folgernde),
ja sogar gezielte Zornausbrüche beobachten. Wie die Allergie ein Antigen
besitzt, hat der Zorn eine spezifische Ursache, er hat jedoch auch einen Sinn,
eine Orientierung, die durch eine psychologische Analyse klargelegt werden
kann. Ich kenne Kinder, die nur in Gegenwart und gegen ein Familienmitglied in Zorn geraten, meist ist es die Mutter. Als Schlußfolgerung haben wir
den affektiven, in anderen Fällen den sensitiven Ursprung. Der A n t i m o n i u m - c r u d u m - P a t i e n t verabscheut Zärtlichkeiten, denn er fürchtet, berührt zu werden. Der H y o s c y a m u s - K r a n k e hat Angst vor
dem Wasser und weigert sich, sein Bad zu nehmen.
Die Mentalität des P l a t i n a - P a t i e n t e n mit den furchtbaren Zornausbrüchen wegen eines Angriffs auf seine persönliche Ehre befällt nur wenige
Kinder vor der Pubertät. (Ich habe jedoch beobachtet, daß die Zornigen eine
Neigung zum Theatralischen haben.)
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2. Z o r n p s y c h i s c h e n
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Anacardium mit seiner Doppelseitigkeit, seiner Uneinigkeit zwischen dem
Engel und dem Teufel, treffen wir häufig an. Verschlimmerung tritt ein durch
übermäßige schulische Belastung. Sie findet ihren Ausdruck in Flüchen und
Unflätigkeiten. Es handelt sich um das nach außen hin charmante, zu Hause
jedoch unerträgliche Kind.
In der Kinderheilkunde wenden wir die Solanaceen an, ohne das vollständige, in der Materia medica beschriebene Bild abzuwarten.
Stramonium entspricht dem bösen und eifersüchtigen Kind, das jedoch
nachts so ängstlich ist, daß man bei ihm bleiben und ihm die Hand halten muß,
damit es unter Zuhilfenahme eines kleinen Nachtlichtes einschlafen kann.
Belladonna spricht gut auf die kongestiven Phänomene des Kopfes an. Die
Hochpotenzen mäßigen die kriegerische Stimmung und verhindern den Ausbruch des Feuers, das auch im sich wohl fühlenden Engelchen schlummert. Sie
beruhigen „wie öl, das auf die bewegten Wellen gegossen wird" (NASH).
Die kindliche Psyche kann so verdorben sein, um künstliche, das heißt simulierte Zornausbrüche heraufzubeschwören, die dann schlecht diagnostiziert
werden können. Die Heilmittel des Pithiatismus sind hier angezeigt: Moschus,
mit seiner wechselnden Laune, wovon die eine Seite der schwarze Zorn ist,
Hyoscyamus, Crocus und paradoxerweise Pulsatilla bei gewissen extremen
Umständen der Ausbrüche.
3. Z o r n a l s e p i l e p t i s c h e s
Äquivalent
Das Elektroencephalogramm zeigt uns die Organizität gewisser Arten von
Zorn auf, die nicht in die oben beschriebenen Kategorien passen. Hier können
unsere Heilmittel den Sedativ-Mitteln und den Tranquillizern der Schulmedizin Konkurrenz machen.
Die Behandlung solcher Fälle, die von unseren Kollegen, den NeuroPsychiatern, objektiviert wurden, erweist sich für uns schwierig wegen der
Polypharmazie, die vorher angewandt wurde und auch wegen der Verantwortlichkeit, die durch das Abweichen von der von den offiziellen sanktionierten Therapeutik entsteht. Die Erfahrung, das Vertrauen und Fingerspitzengefühl erlauben uns manchmal zu den Heilmitteln Oenanthe, Cicuta, Cuprum
usw. — im Verlauf von freien Intervallen — zu greifen.
4. Z o r n t o x i s c h e n
Ursprungs
Unter dieser Rubrik vermerken wir Zustände von Reizbarkeit in Verbindung mit so bekannten Faktoren, daß sie nicht genügend Aufmerksamkeit auf
sich ziehen.
Zuerst die N a h r u n g s f a k t o r e n . Übermaß an Fleisch und Mißbrauch von Zucker prädestinieren zum Zorn. Eine einfache Korrektur der Diät,
ohne dabei nach einem peinlich genauen Plan vorzugehen, stellt das Gleichgewicht der Laune besser wieder her als bestimmte Arzneimittel.
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ROBERT / Präventivbehandlung des Zorns beim Kind
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Wir erinnern hier an die wohltuende W i r k u n g der M a g n e s i u m oder N a t r o n s a l z e auf die Därme und an die Reinigung, die sie im
ganzen Organismus nach sich ziehen.
Unter unseren Zornigen bemerken wir einen gewissen Prozentsatz von
e r b l i c h e n A l k o h o l i k e r n . Sie rechtfertigen einen Versuch mit Nux
vomica, Aethylicum oder Zincum. Wir müssen uns auch vor der Empfindlichkeit der ganz kleinen Patienten dem Alkohol gegenüber in acht nehmen. Wenn
wir ein homöopathisches, in Tropfenform hergestelltes Mittel verschreiben,
können wir eine äußerst t o n i s c h e Wirkung des alkoholischen Bindemittels
beobachten!
Wurmverseuchung ist die Ursache von Unbeständigkeit beim Kind. Cina
ist das spezielle Mittel bei Oxyuriasis. Wir zählen seine Charakteristica auf:
Reizbarkeit, Juckreiz, Neigung zu Konvulsionen, Zornausbrüche, Ringe unter
den Augen usw.
Zum Abschluß dieses Kapitels ziehen wir noch die Aufmerksamkeit auf
die p s y c h i s c h e W i r k u n g d e r I m p f u n g e n auf unsere Kinder.
Es wird nicht mehr angezweifelt, daß die Wirkung der Impfungen im Kampf
gegen Infektionskrankheiten günstig ist. Man kann jedoch feststellen, daß sie
von einer tiefgreifenden Veränderung im Organismus und Charakter des
geimpften Patienten begleitet werden.
Wenn sie objektiv bleiben, können Ärzte, Eltern und Lehrer diese Tatsache
bestätigen. Der vaccinale Traumatismus und die Art der Impfung formen
Säfte und Gemütsart des Kindes um.
Die progressive Ausbreitung der vaccinalen Sykose unter der Bevölkerung
zieht im Gefolge psychologische oder charakterliche Störungen nach sich, die
durch andere schädliche Faktoren unserer Zivilisation, wie zum Beispiel das
Fernsehen, verschlimmert werden und unseren Kollegen, den KinderPsychiatern, manche Nuß zu knacken aufgeben.
Wir wollen dieses gefährlich unterminierte Gebiet verlassen, und wir
können nur noch auf einige Heilmittel hinweisen, die gelegentlich zur Vorbeugung des Zorns angebracht erscheinen und die wir nicht schon früher erwähnen konnten, da sie in der Tat so sehr aus dem vorgeschriebenen Rahmen
fallen.
Die stechenden Insekten Cimex und Pulex machen den Spinnen (Tarantulä) im Repertorium des Zorns Konkurrenz; obwohl man sie aufgegeben hat,
sind sie jedoch immer da (wie lebende Fossilien!).
Die Wirklichkeit erinnert uns vor allem an Petroleum, das bei einem streitsüchtigen und empfindlichen Charakter angezeigt ist, der zur Doppelseitigkeit neigt, bei einem Kind, das sehr viel Süßigkeiten ißt und Zornausbrüchen
unterworfen ist.
Andere Mittel betreffen mehr die chronisch schlechte Laune, die Ursache
von unzeitigen Ausbrüchen. Aesculus, Aloe, Mezereum, Kreosotum und Ipeca-
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cuanha haben aufreizende Modalitäten, sowohl für das Kind als auch für
die Eltern, das muß man wohl zugeben.
Wir wollen jedoch diesen Gesamtüberblick • nicht beenden, ohne von der
Psychotherapie des Zorns zu sprechen.
Der Homöopath ist mehr wie jeder andere ein Arzt der Person, ja laut
der hübschen Bezeichnung von Armand VINCENT „ein Gärtner der Menschen".
Bevor man in die Sprechstunde des psychiatrischen Kollegen geht, hat er schon
Kontakt mit der Familie aufgenommen, die Situation geprüft, die Probleme
aufgedeckt und die Komplexe geklärt. Er ist beim Kampf zugegen und nimmt
daran teil, zuweilen erhält er Stöße oder Beschimpfungen, bevor er seine
Rolle als Wiedergutmacher des Unrechts spielen kann.
Weniger, als man gemeinhin annimmt, ist der Zorn ein unerwartetes Phänomen, es ist durch die Typologie und durch das Verhalten des Patienten und
seiner Umgebung voraussehbar. Durch eine gut gelenkte Pädagogik des Kindes — und auch der Eltern — unter Zuhilfenahme der nicht anzuzweifelnden
Unterstützung unserer homöopathischen Verschreibungen kann er vermieden
werden.
(Anschr. d. Verf.: Dr. Pierre Robert, 26 Boulevard Rodocanachi, Marseille 8e)
•>ie Behandlung der Angstzustände*)
Von LISELOTTE JÜNGER
An Hand einiger Krankengeschichten möchte ich das Symptom der Angst
besprechen.
JORES sagt in seiner Arbeit „Die Medizin in der Krise unserer Zeit": Die
so weitverbreitete Angst ist ein beredtes Symptom für die defiziente Welt,
in der wir leben, die Folge des mißglückten Versuches, die Welt vom Verstande
her zu bewältigen. In einer Arbeit (Ärztliche Praxis August 1963) spricht er
von einer Sonderform nervöser Herzstörungen, der Herzphobie, er meint
damit die Angst der Patienten, herzkrank zu sein und einen Herzinfarkt zu
bekommen. Diese Angstzustände, sagt JORES, entladen sich häufig in sehr
intensiv erlebten Anfällen, in denen die Patienten überzeugt seien, daß der
Tod unmittelbar bevorstehe. Ursache sei oft die in der Kindheit entbehrte
Mutterliebe. Auch das Nichterfüllen beruflicher Aufgaben könne Angstzustände auslösen.
Die Angst ist heute ein sehr verbreitetes, vom Patienten mehr oder weniger
gern eingestandenes Leiden. Es ist erschreckend, wie oft sie uns bei jungen
Frauen und bei Kindern entgegentritt.
*) Vortrag, gehalten beim Essener Arbeitskreis am 17. 8. 1965.
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