Tag der Wertschätzung am 3. August 2017 Thema: Zuhören Wertschätzung ist, ... … vorbehaltlos zuzuhören. Zuhören – ohne Vorbehalte… Den Tag der Wertschätzung im August 2017 widmen wir dem Thema ZUHÖREN. Wir haben uns an dieser Stelle schon häufiger mit der Frage befasst, wie wir empathisch zuhören können. Dabei ging es darum, die Gefühle und Bedürfnisse des anderen vorurteils- und wertfrei wahrzunehmen. Eine kleine Auffrischung dazu gibt es auf den Seiten 9 und 10. Dieses Mal möchten wir unsere Aufmerksamkeit darauf richten, bei Ideen und Anregungen aufmerksam und vorbehaltlos zuzuhören. Denn schnell machen wir innerlich dicht, wenn Kolleg(inn)en bzw. Menschen aus unserem Umfeld Verbesserungsvorschläge zu unseren Projekten haben oder Gedanken äußern, die Auswirkung auf unsere Arbeit haben könnte. Und so entgehen uns manchmal wichtige Anregungen oder Chancen. Schnell überhören wir einen wertvollen Hinweis auf mögliche Fehler, übersehen Entwicklungspotential, verpassen den Zündfunken zu einem neuen Produkt. Deshalb möchten wir dazu einladen, im Team und im privaten Umfeld hinzuschauen, wie wir mit Aussagen anderer zu unserer Arbeit oder anderen Tätigkeiten umgehen. Wir gehen innerlich auf Abwehr… Ein Beispiel Teamsitzung. Alle sind da, auch die Neue. Sie wurde vor 4 Wochen von der Chefin vorgestellt – sie habe hervorragende Zeugnisse und Erfahrungen im Thema, könne also bestimmt frischen Wind in die Projekte bringen. Tom hat gleich gemerkt, wie ihn das triggerte. „Frischen Wind…“ Heißt also, sie sind verstaubt und langweilig? „Na, dann wollen wir doch mal sehen, was die so drauf hat…“, hatte er bei sich gedacht. Jetzt also sitzen sie zusammen. Die Ideen-Runde startet. Tom wappnet sich innerlich, als die Neue dran ist. Wie die guckt! Und so fein redet. Meint wohl, sie sei was Besseres. „Tom, zu deiner Veranstaltung ging mir Folgendes durch den Kopf: …“ Tom hört gar nicht richtig zu, ist auf Abwehr. Dann merkt er, dass ihn alle erwartungsvoll anschauen, als die Chefin sagt: „Das könnte ein wertvoller Kontakt sein. Was meinst du, Tom?“ Das Blut schießt ihm in die Ohren… Schnell blocken wir ab Das Beispiel ist ein bisschen überzeichnet – und doch kennen wir alle solche Situationen, wenn auch vielleicht in abgeschwächter Form. Unbewusst interpretieren wir Anregungen zu unseren Arbeiten als „Ich habe da was nicht gut genug gemacht.“ oder „ICH hätte doch auf diese Idee kommen müssen…“ oder wir denken „Ich weiß schon, wie das geht.“ oder „Von dem/der lasse ich mir nichts sagen.“ Wir hören also schon mit Vorbehalt zu. Weil wir ängstlich und unsicher sind, uns doch schon so viel Mühe gemacht haben, uns überlegen oder wissender fühlen, uns das Projekt eh nervt oder weil wir gerade einfach ausgepowert sind oder die Person nicht besonders mögen. Abblocken kann unterschiedliche Gründe haben Gründe für die innere Abwehr (die Flucht oder Angriff zur Folge hat): Abwehr aus Angst Habe ich grundsätzlich immer Sorge, nicht genug, nicht gut genug zu sein? Angst, die anderen könnten entdecken, dass ich etwas nicht kann oder gar nicht so gut bin, wie ich immer „vortäusche“? Habe ich schon unglaublich viel Zeit reingesteckt und muss jetzt hinnehmen, dass all meine Mühe, perfekt zu sein, vergeblich war? Empfinde ich mich als unerfahren und befürchte, etwas zu übersehen, etwas falsch zu machen? Abwehr aus vermeintlicher Überlegenheit Glaube ich, in meiner (Führungs-)Rolle immer alles im Griff und im Blick haben, alles wissen und besser als andere können zu müssen? Werde ich ungeduldig, wenn mir jemand reinreden will, weil ich hier schließlich die meiste Erfahrung habe, bereits viel Zeit und Gedanken reingesteckt habe und alle potentiell guten Ideen doch bestimmt schon selbst hatte? Abwehr, weil wir überlastet sind Fühle ich mich bei der Arbeit ständig getrieben? Gehe ich oft über mein Limit? Kann ich irgendwelche zusätzlichen Ideen gerade ganz und gar nicht brauchen, weil ich auch so schon nicht alles schaffe? Abwehr, weil uns der/die andere unsympathisch ist Bin ich dem/der Sprecher/in gegenüber schon grundsätzlich kritisch eingestellt? Z. B. weil er so komisch spricht, oft so langatmig redet, immer etwas zu nörgeln hat, er/sie mich an jemanden erinnert, den ich nicht mag … ? Anregungen und Impulse wahrnehmen Was können wir anders machen? Der wichtigste Punkt ist, sich auf die Aussagen zu konzentrieren und das Gesagte von der/dem Sprecher/in UND von uns losgelöst wahrzunehmen. Als TEAM, als Gemeinschaft sind wir besonders stark. Und wenn andere etwas wissen, herausfinden, anregen, bringt uns das weiter. Die Angst anschauen „Ich bin genug und liebenswert, so wie ich bin. Es kann sein, dass ich etwas falsch mache, aber deshalb bin nicht ICH falsch.“ Anregungen von den anderen sind als Unterstützung gedacht. Indem wir sie anhören und annehmen, zeigen wir unserem Gegenüber, dass wir uns als Team sehen und wir GEMEINSAM stark sind. Die vermeintlicher Überlegenheit hinterfragen „Es muss nicht alles von MIR entdeckt und gelöst werden.“ Anregungen von anderen helfen mir, nicht betriebsblind zu werden. Und aus unterschiedlichen Erfahrungen und Lebenssituationen erwachsen unterschiedliche Sichtweisen, die wertvoll sein können. Indem wir dem/der Sprecher/in zuhören und die Anregungen annehmen, drücken wir unsere Wertschätzung aus und ermutigen alle, mitzudenken. Überlastung erkennen „Ich lasse los.“ Die Angst, Fehler zu machen und dann nicht mehr geliebt zu werden / dazuzugehören, bringt uns dazu, alles perfekt machen zu wollen, um unangreifbar zu sein. So rackern und rackern wir, versuchen, alles schon vorausschauend zu berücksichtigen, investieren viel Zeit und Kraft und überfordern uns damit. Unsere Aufmerksamkeit von der Person weglenken „Ich bin dankbar für jeden Gedanken.“ Egal wie anstrengend, nervig, langatmig … ich den/die Sprecher/in finde: Ich betrachte seine/ihre Aussagen davon losgelöst, höre nur auf das, WAS gesagt wird, und nicht, wie und von wem es gesagt wird. Einzelübung 1. Schritt: Führen Sie sich eine Situation aus der Vergangenheit vor Augen, in der Sie gegenüber Impulsen/Anregungen einer Person „abgeblockt haben“. Gehen Sie nun in sich und schreiben Sie ehrlich auf: Hat mir etwas Angst gemacht? Zum Beispiel: Wenn wir es so wie er/sie sagt machen, war meine Arbeit ja umsonst, wie stehe ich dann da? Wenn er/sie so weitermacht, wird das, was ich tue, noch gebraucht und bin ich mein Gehalt noch wert? Kommt er/sie besser bei Kunden/Patienten/Geschäftspartnern an? Habe ich (vermeintliche) Überlegenheit gefühlt? Zum Beispiel: Er / Sie weiß doch gar nicht wirklich Bescheid./ Da ist nur EIN Aspekt berücksichtigt, ich hingegen habe immer das Gesamtgefüge im Blick. / Ich kenne den Markt/die Kund(inn)en/Situation besser und länger. / Das funktioniert eh nicht. War mein Belastungs-Level hoch zu dieser Zeit? Zum Beispiel: Hatte ich Luft für und Lust auf Neues? War ich so dicht, dass ich das Gefühlt hatte, keine freien Kapazitäten zu haben? Hätte ich mehr Zeit / Ruhe / Entspannung für mich gebraucht? Hat mich an der Person etwas gestört? Zum Bespiel: Habe ich sie insgeheim als jünger, gewandter, attraktiver empfunden? Hat mich ihre Art zu sprechen irritiert? Passt mir ihr/e Meinung / Kleidungsstil / Wortwahl / …. nicht? Einzelübung 2. Schritt: Formulieren Sie Ihre persönlichen Lösungssätze. Zum Beispiel: • Ich bin genauso gut und wertvoll fürs Unternehmen wie die anderen. Und gemeinsam können wir mehr / Neues gestalten, andere neue Kunden begeistern/ansprechen. • Meine Erfahrung, mein Wissen sind wichtig. Gleichzeitig kann ich immer dazulernen und es kann für unsere Projekte hilfreich sein, mit einem anderen Blick auf Dinge/neue Zielgruppen zu schauen. • Ich achte künftig noch mehr darauf, in meiner Kraft zu bleiben, um offen für Anregungen/Impulse zu bleiben. Priorisieren und Nein-Sagen können dabei entlasten. • Ich konzentriere mich auf das WAS. Es ist egal, wie wer etwas formuliert, es kann für mich/mein Projekt nützlich sein. Ich bringe meinem Gegenüber innerlich Respekt entgegen, anderes wird nebensächlich. 3. Schritt: Fokussieren Sie sich nun noch einmal auf die von Ihnen gewählte Situation. Notieren Sie, was die Person für Impulse/Anregungen gegeben hat. Dann prüfen Sie diese ohne Vorbehalte. Was könnte für Sie aus welchem Grund wertvoll sein? Was verwerfen Sie, weil es nicht zum Projekt passt? Was lassen Sie erst einmal wirken? Was möchten Sie mit anderen durchsprechen? Teamübung 1. Schritt: Check-in (TN steht für Teilnehmer/in) Das Team sitzt im Stuhlkreis. Der/die Moderator/in erinnert an die Komponenten, die dazu beitragen, eine Atmosphäre für vorbehaltloses Reden und Zuhören zu schaffen: Aufmerksamkeit, Gleichheit, Wohlwollen, Gelassenheit, Ermutigung, Gefühle, Unterschiedlichkeit. Nacheinander beschreibt nun jede/r TN kurz eine Situation bei der Arbeit, bei der er/sie sich mit einer Anregung, einem Vorschlag gehört und wahrgenommen gefühlt hat. 2. Schritt: Anregungen überlegen Die TN überlegen für sich, welche Anregung sie den einzelnen Team-Mitgliedern geben können. Das könnte zum Beispiel sein, E-Mails nur einmal pro Stunde zu checken, Kolleg(inn)en häufiger persönlich anzusprechen statt eine Mail zu schreiben, bei einem Projekt eine weitere Zielgruppe anzusprechen oder stärker über Social Media nach außen zu treten. 3. Schritt: Anregungen erhalten Nacheinander erhält jede/r TN EINE Anregung. Wenn er/sie diese gehört hat, horcht er/sie in sich hinein: Was macht das mit mir? Kommt Grummeln hoch? Abwehr? Das Gefühl, nicht gut genug zu sein? 4. Schritt: Austausch Die TN tauschen sich im Kreis aus. Wie haben sie es empfunden? Wie können sie als Team mit möglichen Ängsten oder Abwehrgefühlen umgehen? Zur Erinnerung noch einmal: Empathisch zuhören Zuhören mit Empathie Auch wenn wir uns heute mit einem etwas anderen Aspekt des Zuhörens beschäftigen, möchten wir kurz noch in Erinnerung rufen, wie wir empathisch zuhören und warum es gut für uns alle ist. WIE Empathisch zuhören tun wir, wenn wir dabei Urteile und vorhandene Meinungen über unser Gegenüber ablegen. Wir hören zu, ohne zu verurteilen, zu bewerten, Ratschläge zu geben, zu trösten, zu bemitleiden oder eigene Geschichten zu erzählen. Die drei Stufen des Zuhörens: • Wir zeigen, dass wir zuhören möchten. • Wir geben den Inhalt (in eigenen Worten) wieder. • Und wir verbalisieren Gefühl und Bedürfnisse des anderen in einer Frage. WARUM Als empathischer Zuhörer schenken wir Vertrauen, sind aufmerksam und versuchen die Welt aus den Augen des Erzählenden zu sehen. Denn wenn sich jemand verstanden fühlt, ist er ermutigt, seine Gefühle (Freude, Ärger, Enthusiasmus, Frust, Enttäuschung…) offen und aufrichtig auszusprechen. Zur Erinnerung noch einmal: Die 3 Schritte empathischen Zuhörens „Ich bin ganz Ohr!“ • Begrüßung • Angemessener Abstand und Blickkontakt • Zugewandte Körperhaltung • Pausen zulassen • Störungen vermeiden (Handy, etc.) • Präsenz: „ganz da sein“ Kernaussagen „auf den Punkt bringen“ • W-Fragen stellen: Was? Wie? Wann? • Nachfragen: Habe ich richtig verstanden, dass…? / Ist es so...? / Hast du …gemeint? • Konkretisieren: Kannst du mir dafür ein Beispiel geben? / Wann zuletzt ist dir das aufgefallen? • Zusammenfassen Dem anderen „aus dem Herzen sprechen“ • Gefühle ansprechen: Freust du dich, dass…? / Hast du dich darüber geärgert? / Bist du unsicher, ob…? • Bedürfnisse und Anliegen vermuten: Ist dir wichtig, dass…? / Brauchst du…? / Wäre es dir lieber gewesen, wenn…? Wertschätzung ist, … vorbehaltlos zuzuhören. Wenn wir das, was andere sagen, vorbehaltlos auf uns wirken lassen, können wir wertvolle Anregungen erhalten oder kommen selbst auf neue Gedankenwege. Der/die Sprecher/in fühlt sich wahrgenommen und wertgeschätzt. Das ermutigt ihn/sie, auch künftig mitzudenken, hinzuschauen, sich einzubringen und Verantwortung zu übernehmen. In der heutigen Zeit der Komplexität und Schnelllebigkeit ein wertvoller (Innovations-)Schatz für Unternehmen! Unsere Karte möchte Sie daran erinnern. Geben Sie die Karte gerne auch an Kolleg(inn)en weiter oder stellen Sie sie im Gemeinschaftszimmer auf. Unsere Postkarte können Sie hier bestellen oder als E-Card hier downloaden. Immer am Dritten: Schritt für Schritt zu (mehr) Wertschätzung Die Initiative heartleaders trägt das Thema „Haltung und innere Führung“ in die Unternehmen und regt dazu an, sich immer wieder und in unterschiedlicher Form mit den verschiedenen Facetten der wertschätzenden Führung zu beschäftigen. Sie bietet zahlreiche Möglichkeiten, sich zu dieser Fragestellung Input zu holen, intensiv mit ausgewählten Aspekten zu beschäftigen, unternehmensübergreifend Wissen zu teilen, eine Veränderung Richtung lernender Organisation zu erzeugen und sich so als Unternehmen weiterzuentwickeln. Mit unseren LittleLessons zum Tag der Wertschätzung möchten wir Menschen und Unternehmen darin unterstützen, eine Atmosphäre aus Vertrauen und Verbundenheit aufzubauen und zu stärken. Sie haben Fragen oder Anregungen? Sie möchten mehr über die Initiative und was wir für Sie sonst noch bereithalten erfahren? Wir freuen uns auf Ihre Nachricht! [email protected], Tel. 06421 / 40 79 577, facebook.com/heartleaders Dr. Karin Uphoff und das heartleaders-Team