Protoplanetare Scheiben – Beobachtung

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Protoplanetare Scheiben – Beobachtung
Dynamik des Gravitationskollaps einer Molekülwolke
Der Kollaps erfolgt im „freien Fall“ in Richtung des Gravitationszentrums
 Freifall-Zeit: 104 − 105 Jahre
Objekte, die sich noch in der „Freifall-Phase“ befinden, sind a) nur schwer zu
entdecken (einfach zu selten) und b) kaum zu beobachten (wegen Isothermie)
Isothermie: Temperatur des kollabierenden Gases ändert sich nicht
- trotzdem muß freigesetzte potentielle Gravitationsenergie abgeführt werden
- Kühlprozesse, an dem eingelagerter Staub sowie eingelagerte Moleküle
beteiligt sind, erlauben die Umwandlung in elektromagnetische Strahlung
 funktioniert solange, wie die Opazität sehr gering ist
Die Bildung des Protosterns im Zentrum der Wolke beginnt in dem Moment, wo die
Materie „undurchsichtig“ (optisch dick) wird „Wärmestau“
Langsame Kontraktionsphase
• Am Ende der „Freifall-Phase“ wird die Temperaturerhöhung durch die effektiver
werdende Kühlung durch Staubpartikel noch eine zeitlang effektiv begrenzt
• Erst wenn im Bulk-Bereich die Opazität so weit ansteigt, daß die Abstrahlung effektiv
blockiert wird, kommt es zu einem „Wärmestau“ – die thermische Energie kann nicht
mehr in den freien Raum abgegeben werden.
• „Adiabatische Phase“: Temperatur und Druck steigen solange an, bis sich im BulkBereich hydrostatisches Gleichgewicht einstellt. Dadurch wird dort der Kollaps erst
einmal gestoppt.
• Der Materieeinfall auf die „Oberfläche“ des Protosterns geht jedoch weiter, wodurch
sie sich aufheizt bis bei einer Temperatur von ~ 2000 K die endotherm verlaufende
Dissoziation der Wasserstoffmoleküle einsetzt.
entzieht Energie (Kühlung)  Wolkenkern muß weiter schrumpfen, um den
Energieverlust auszugleichen  Gasdruck und Temperatur im Zentrum steigen
weiter bis Ionisation einsetzt  „Kühlung“ – „Schrumpfung“
𝑇~20000 𝐾, 𝜌~1 . . 10 𝑘𝑔/𝑚³ : Ein echter „Protostern“ ist entstanden
Akkretionsphase
Aufgrund der Drehimpulserhaltung entsteht während des Kollaps eine Materiescheibe um den zentralen Bulk / Protostern. Der sphärisch-symmetrische Kollaps
geht aber weiter, d.h. die Materie stürzt von allen Seiten mit Überschallgeschwindigkeit
auf Protostern und Scheibe.
 Masseakkretion: „accretion shock“ heizt sich stark auf - Quelle intensiver IR-Strahlung
Bestimmt für ca. 105 Jahre wesentlich die Leuchtkraft des Protostern
Aufgrund der Erhaltung des magnetischen Flusses verstärkt sich im Bereich des
Bulks / Protostern das Magnetfeld und es entsteht ein dipolartiges Feld symmetrisch
zur Rotationsachse (Ursache für die späteren bipolaren Ausflüsse)
erreicht die Temperatur im Zentrum ~107 K, bevor die gesamte Hülle akkretiert
ist, dann entsteht ein Hauptreihenstern, ansonsten ein Brauner Zwerg
Drehimpulsproblem:
Bei der Akkretion erhöht sich zwangsläufig der Drehimpuls des Protosterns – d.h.
er rotiert immer schneller, bis er auseinander fliegen würde, wenn es keine Prozesse
gibt, die Drehimpuls effektiv abführen.
 Transport in die Scheibe (turbulente Reibungsprozesse – Stichwort „Viskosität“)
 Transport durch Materiefluß entlang der magnetischen Achsen – bipolare Ausflüsse
• Jet-artige (kalte) Materieströme mit Geschwindigkeiten bis zu 300 km/s
• Protostern verliert Masse, was aber gewöhnlich durch die Akkretion ausgeglichen wird
HERBIG-HARO-OBJEKTE
Bei einer Zentraltemperatur von ~106 K zündet das „Deuteriumbrennen“
 Energie kann nicht mehr durch Strahlung abgeführt werden
 Stern wird Voll-konvektiv (M<𝑀⊙ ) oder Hüllen-konvektiv (M>𝑀⊙ )
 Stern befindet sich immer noch im Kontraktionsstadium aufgrund anhaltender Akkretion
T-Tauri-Stern
Starkes Magnetfeld (einige 100 mT)
Veränderlichkeit durch Sternflecken
Starke Röntgenaktivität (1000 bis 10000x höher als Sonne)
Hohe Rotationsgeschwindigkeit
Beeinflußt durch Photoevaporation Umgebung (Scheibe)
Spezialtyp: FU-Orionis-Sterne „FUors“
T-Tauri-Stern mit protoplanetarer Scheibe und bipolaren Jets
Protoplanetare Scheiben - Beobachtungen
• Das es Sterne mit Staubhüllen gibt, konnte zum ersten Mal 1984 durch
Spektral-Signaturen (IR-Satellit IRAS) am Beispiel der Wega nachgewiesen
werden
• 1994 gelangen erste Aufnahmen räumlich aufgelöster protoplanetarer
Scheiben im Sternentstehungsgebiet Orionnebel mit Hilfe des HubbleTeleskops
• Proplyds („protoplanetary disks) lassen sich optisch ähnlich schwer
beobachten wie z.B. Exoplaneten
Echte „Durchbrüche“ gelangen mit Millimter- und Submillimeterteleskopen (Z.B.
ALMA) sowie den Weltraumteleskopen „Spitzer“ und „Herschel“, die im IR arbeiten.
 IR- Spektroskopie, Molekülspektroskopie
liefern Ausgangs- und Vergleichsdaten für
theoretische Scheibenmodelle
Proplyds im Orionnebel
Entfernung: 1350 Lj, Durchmesser ~ 30 Lj
ca. 200 identifizierte Proplyds
Merkmale: Zentrum T-Tauri-Stern, Scheibenmasse gering (0.02 ... 0.07 𝑀⊙
Scheiben zeigen Wechselwirkung mit heißen Umgebungssternen (z.B. Trapez)
Alter < 100000 Jahre
Großräumige Struktur eines Proplyds im Orionnebel
Heiße Sterne in der Umgebung können die Planetenbildung in geeigneten
protoplanetaren Scheiben verhindern – Auflösung der Hüllen durch Photoionisation
Protoplanetare Scheiben im Sternkoronographen
Hubble-Teleskop: NICMOS (Near Infrared Camera and Multi-Object Spectrometer)
NICMOS-Aufnahme des Trapezes im Herz
des Großen Orionnebels
Sternkoronographen-Aufnahme einer
protoplanetaren Scheibe mit NICMOS
Beispiel: Beta Pictoris
Steckbrief:
Helligkeit 3.86m, Masse ~2𝑀⊙ , Leuchtkraft ~9 𝐿⊙ , Spektraltyp A5V , T ~8250 K
Alter ~12 Millionen Jahre, Entfernung ~63 Lj
•
Ungewöhnlicher IRExzess (IRAS)
•
•
„Trümmerscheibe“
Durchmesser ~1000 AU
(Sonne – Pluto ~ 40 AU)
•
2003 Entdeckung eines
Exoplaneten (~ 9 𝑀𝐽 ) in
„Saturnentfernung“
3.6 m Spiegel ESO
GM Aurigae
(T-Tauri-Stern)
~ 1 Sonnenmasse
420 Lj entfernt
Scheibendurchmesser
~ 700 AU
Neigung der Scheibe gegen
die Sichtlinie ~ 50°
Scheibenmasse ~ 0.04 𝑀⊙
Ziemlich gutes Analogon
zum solaren Urnebel
NICMOS – Hubble-Teleskop
TW Hydrae: Prominentestes Mitglied der TW-Hydrae T-Assoziation
175 Lj entfernt, ca. 8 Millionen Jahre alt, ~0.8 𝑀⊙ , Scheibendurchmesser ~400 AU
Innerer Bereich der Scheibe um TW Hydrae
Entdeckung von großen Mengen
an Wasserdampf im Außenbereich
der protoplanetaren Scheibe um
TW Hydrae
Wasser-Vorrat im „Wasserdampftorus“
~9 ∙ 1024 kg
Mehrere Tausend irdische Ozeane
Nächstes Mal: Protoplanetare Scheiben - Theorie
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