Liquordiagnostik Wissensbasis und integrierender Befundbericht Hansotto Reiber www.horeiber.de INSTAND, Berlin , 3.7.09 Liquor-Programm Verdachtsdiagnose, Fragestellung Visuelle Inspektion Zellzahl, Gesamt Protein Lactat Zelldifferenzierung Albuminquotient Immunglobuline Oligoklonales IgG Spezifische Antikörper Surrogatmarker Schrankenfunktions-Störung Entzündlicher Prozeß Intrathekale Antikörper-Synthese Demenztyp Primärtumor , Metastasen Kommentare Oligoklonales IgG Intrathekale Antikörper-Synthese Antikörper-Index AI= Qspez / QIgG AK (Ls) +AKloc AI = ___________________ IgG (Ls) + IgGloc : ___________________ AK (S) IgG (S) Einfluss des Serumwertes auf AI (bei constantem Qspec = 0,02 als (normalem ) Ausgangspunkt mit der durch intrathekale Synthese bedingten Erhöhung um 1) Niedriger Serumwert Qspez = AK(Ls): AK(S) = 1:500 Hoher Serumwert: Qspez = AK(Ls): AK(S) = 5: 2500 (1+1) /500 = 2.0 /500 (5+1) /2500 = 1.2 /500 Der integrierende Befundbericht Alle Daten eines Patienten in einem Befundbericht: 1. Krankheitstypisches Datenmuster (Differentialdiagnose) • Interpretation einzelner Daten im Kontext • Hinweis auf weiterführende Analytik 2. Plausibilitätskontrolle (Quality Assessment) • Analytisch • Medizinisch Chronisch entzündlicher Prozess des ZNS I. CMV-AI 0.9 Toxopl.-AI 4.2 Polyspezifische Immunreaktion bei MS Masern-AI 18 Röteln- AI VZV-AI CMV-AI 33 18 0.9 Toxopl.-AI 4.2 Chronisch entzündlicher Prozess des ZNS II. CMV-AI 0.9 Toxopl.-AI 4.2 HIV –Enzephalopathie und Opportunistische Toxoplasmose Toxoplasmose im ZNS CMV-AI HIV-AI Toxopl.-AI ZZ/µl 0.9 5.2 4.2 QAlb Ig Klassen CMV-AI Toxopl.-AI 0.9 4.2 Beispiele von Borrelien Antikörper Index-Werten bei verschiedenen akuten und chronisch entzündlichen Erkrankungen des ZNS Masern-V Röteln-V VZV HSV HIV Borrelia (IgG) Borrelia (IgM) 1 2 3 4 5 5.3 24.0 9.3 5.1 3.1 1.1 6.4 2.3 17.8 12.3 Basis-Prinzipien der Liquordiagnostik 1. Schranken-Störung ist reduzierter Liquorfluss 2. Dynamik der Serumproteine im Liquor folgt einer Hyperbelfunktion, die der Hirnproteine einer linearen Funktion 3. Es gibt keinen Isotypen-Switch im ZNS 4. Jede Immunreaktion ist polyspezifisch Flow1 Flow2 Flow 3 Kammerwasser Produktionsort:Pigmentepithel am Ziliarkörper Fluss: Das KW fliesst von der hinteren Augenkammer durch die Pupille in die vordere Augenkammer. Die Entnahme erfolgt aus der vorderen Augenkammer (Kanüle) Seitenansicht Abfluss:Das KW fliesst von der Augenkammer über das mit Trabekeln durchzogene Maschenwerk in den Schlemmkanal (blau) und dann in die Kammerwasser-Venen der Konjunctiva(rot) Draufsicht d.h. Ansicht von vorn Diffusion und Fluss (Molekülstrom, molecular flux) Basis-Prinzipien der Liquordiagnostik 1. Schranken-Störung ist reduzierter Liquorfluss 2. Dynamik der Serumproteine im Liquor folgt einer Hyperbelfunktion, die der Hirnproteine einer linearen Funktion 3. Es gibt keinen Isotypen-Switch im ZNS 4. Jede Immunreaktion ist polyspezifisch Serumproteine Konzentration der Serumproteine ist QAlb-abhängig, d.h. abhängig vom Liquor-Fluß Die biologische Variation ist molekülgrößenabhängig aber konstant, d.h. unabhängig von QAlb-Werten: diffusionskontrollierte Reaktion, kein Leakage NSE Hirnproteine (aus Glia und Neuronen) S 100b Tau Konzentration nicht abhängig von QAlb, d.h. nicht abhängig vom Liquor-Fluß Normaler Immunglobulinbefund Basis-Prinzipien der Liquordiagnostik 1. Schranken-Störung ist reduzierter Liquorfluss 2. Dynamik der Serumproteine im Liquor folgt einer Hyperbelfunktion, die der Hirnproteine einer linearen Funktion 3. Es gibt keinen Isotypen-Switch im ZNS 4. Jede Immunreaktion ist polyspezifisch Neuroimmunologie: Kein Isotypenswitch Beispiel: Neuroborreliose 1. Wechsel von IgM zur IgG Klasse im Blut 2. Konstantes Verhältnis der intrathekalen IgG und IgM Klassenreaktion (Ig IF) über ein Jahr bei sich normalisierender Schrankenfunktion (Fluss) 3. Abnehmende Menge der intrathekalen Synthese parallel zum sich normalisierendem Albuminquotienten (Ig loc) Bakterielle Erkrankungen 1-,2-oder 3Immunglobulinklassen-Reaktion „Dominanz“ Neurotuberkulose Neurosyphilis Neuroborreliose Unerwarteter Befund TB??? Zellzahl Laktat PCR Fazialis parese Spezifische Antikörper Varizella Zoster Borrelien Basis-Prinzipien der Liquordiagnostik 1. 2. Schranken-Störung ist reduzierter Liquorfluss Dynamik der Serumproteine im Liquor folgt einer Hyperbelfunktion, die der Hirnproteine einer linearen Funktion Es gibt keinen Isotypen-Switch im ZNS Jede Immunreaktion ist polyspezifisch 3. 4. • • • Unabhängig von Persistenz oder Abwesenheit des Antigens Lokale Reaktion variable B-Zell Invasion ins ZNS Oligoklonales IgG = Polyspezifisch Oligoklonal: Antikörperspezies die von wenigen verschiedenen B-Zellklonen stammen. (AK gegen dasselbe oder verschiedene Antigene) Polyspezifisch: Verschiedene Antikörperspezies vorhanden, die je ein spezifisches Antigen (Masern, Röteln…) binden Häufigkeiten der polyspezifischen intrathekalen Antikörper bei MS Frequency [%] Antibody-Species Adult Children Cuba Measles (M) 78 80 78 Rubella (R) 60 30 30 Varizella Zoster (Z) 55 50 59 Herpes simplex (H) 28 26 Total M, R, Z (and/or) 89 75 Chlamydia 30 EBV (EBNA+EBV-VCA) 10 Borrelia 25 ds-DNA 19 Toxoplasma 10 25 Fuchs Heterochromie Zyklitis Normales Partnerauge FHZ mit Katarakt Intensität der intraokularen Röteln Antikörper Synthese bei der FHZ (kausal) und MS (Mitreaktion) Antibody - Index AI Median Specific fraction of antibodies in aqueus hu. Fs (%) Range Median Range FHC 20.6 1.5-309 2.6 0.14 - 45.9 MS 3.0 0.7-35 0.06 0.01-0.25 AK gegen ursächliches AG oder Mitreaktion Avidität Anteil am Ges.IgG Liqor Gesamtbefund Ursächlich Mitreaktion Niedrig (Akut) Hoch 10-20% 0,1-0,5% Krankheitstypische Muster QAlb hoch niedrig Zellzahl hoch niedrig Oligoklonale Banden in CSF und AH desselben MS Patienten (B) CSF Serum Aqu. humor Serum CSF AH QAlb 7.8 9.9 QIgG 8.9 16.1 QIgA 2.1 11.9 QIgM 0.5 10.2 Oligocl.Bds Type 3 Type 3 M-AI R-AI VZV-AI HSV-AI 1.1 4.0 2.6 0.9 3.7 1.4 0.6 0.8 CMV-AI nd 0.8 Toxo-AI nd 1.0 IgG IF 34% 52% IgA IF 0 55% IgM IF 0 73% IgGser 14.7 13.6 72 mg/L 146 mg/L IgGloc(mean) CSF/AH-Vergleich: Lokale Immunreaktion LP 7 Tage nach AH Punction desselben Patienten mit def. MS CSF und AH des MS Patienten (B) Created with CSF Statistics Toolwww.comed-com.de MRZ –AK Synthese bei pädiatrischer MS • Die MRZ Reaktion ist bereits bei der klinischen Erstmanifestion, z.B im frühen Kindesalter vorhanden • Die Menge der intrathekal synthetisierten Menge bleibt im einzelnen Patienten relativ konstant (im Gegensatz zur Abnahme bei der akuten Infektion) • Das intrathekal synthetisierte AK-Muster ist verschieden von dem AK-Muster im Blut • Das Muster der AK Synthese im ZNS bleibt über Jahre konstant Klinische Relevanz der M-;R-;ZAntikörperreaktion Die Kombination von M+R, M+Z, R+Z Antikörpern macht eine nichtkausale, polyspezifische Immunreaktion plausibel (Nicht aber Z+H) Befund: Hinweis auf eine chronisch- entzündliche Erkrankung. DD : Multiple Sklerose oder Autoimmunerkrankung mit Beteiligung des ZNS, auch chronische Neuroborreliose Als chronisch entzündlicher Prozess erkennbar • bereits zum Zeitpunkt der klinischen Erstmanifestation • oder bei monosymptomatischer Form (Optikusneuritis) Interpretation einer humoralen Immunreaktion im ZNS • 1. Akuter Prozess • 2.Chronischer Prozess • 3.“Narbe“ einer ausgeheilten Erkrankung Zeitverlauf der intrathekalen IgG Synthese bei Neurosyphilis Ursache der lokalen Antikörper bei einer humoralen Immunreaktion im ZNS • 1. Akuter Prozess – Präsenz des kausalen Antigens – Polyspezifische Mitreaktion (aber MRZ-Kombination vernachlässigbar selten) • 2.Chronischer Prozess – Persistenz des kausalen Antigens (FHZ, SSPE) – Polyspezifische Mitreaktion ohne Persistenz des Antigens • MRZ-Kombination häufig (MS, Autoimmun.Erkrankungen mit ZNS Beteiligung, NeuroBorr) • 3.“Narbe“ einer ausgeheilten Erkrankung Beispiele von Borrelien Antikörper Index-Werten bei akuten und chronisch entzündlichen Erkrankungen des ZNS Masern-V Röteln-V VZV HSV HIV Borrelia (IgG) Borrelia (IgM) 1 2 3 4 5 5.3 24.0 9.3 5.1 3.1 1.1 6.4 2.3 17.8 12.3 Neue Labor Software Graphik, Berechnungen und Statistik in Quotienten diagrammen: CSF Statistics Tool: COMED www. Comed-com.de. Neue Literatur H Reiber, M Teut, D Pohl, K.M. Rostasy, F. Hanefeld Pediatric Multiple Sclerosis: Age Related Differences and time course of the neuroimmunological response in CSF. Multiple sclerosis, 2009 www. horeiber.de . Beispiele von Borrelien Antikörper Index-Werten bei akuten und chronisch entzündlichen Erkrankungen des ZNS 3 4 5 0.8 1.0 0.9 1.0 2 3.2 7.9 0.9 2.6 15.6 10.7 3.9 1.2 3.2 10.1 0.9 0.8 0.6 0.9 5.3 24.0 9.3 5.1 3.1 1.1 6.4 2.3 17.8 12.3 1 Masern-V Röteln-V VZV HSV HIV Borrelia (IgG) Borrelia (IgM) Beispiele von Borrelien Antikörper Index-Werten bei verschiedenen akuten und chronisch entzündlichen Erkrankungen des ZNS Neuroborreliose MS MS+ NB Narbe 3J. nach NB 4 5 Akut Chronisch Masern-V Röteln-V VZV HSV 0.8 1.0 0.9 1.0 3.2 7.9 0.9 2.6 15.6 10.7 3.9 1.2 3.2 10.1 0.9 0.8 0.6 0.9 ZZ /µl Diff. 3 QAlb x 10 Ig Dominanz 270 12 8 78 4 15 IgM 4.2 IgG(+IgA) 7.1 IgG 18 IgM 3.8 IgG/IgM 5.3 24.0 9.3 5.1 3.1 1.1 6.4 2.3 17.8 12.3 Borrelia (IgG) Borrelia (IgM) Ly (Gran) Typischer Befund Neuroborreliose