Virustest im Zuchtbetrieb – Virusgetestetes Pflanzgut für den Winzer Die Degeneration von Reben gehört seit alters her zu den großen Problemen des Weinbaus. Verantwortlich hierfür sind verschiedene Viren. Die Bekämpfung von Viruskrankheiten ist daher eine der vordringlichsten Aufgaben in der Erhaltungszüchtung. Bereits zu Beginn der 1970er Jahre wurde damit begonnen, Unterlagsklone durch das Institut Nationale de Recherche Agronomique (INRA) in Colmar auf die wichtigsten Viren testen zu lassen. Die Tests wurden sowohl als Indikatorpflanzentests (Indexing), als auch mit den damaligen serologischen Verfahren durchgeführt. Die INRA in Colmar war damals die einzige Einrichtung in Europa, die diese Tests serienmäßig durchführen konnte. Nachdem die ersten Tests für die Unterlagsreben abgeschlossen waren, begann ein systematischer Neuaufbau der Vermehrungsbestände der Geisenheimer Unterlagssorten und Klone. Gleichzeitig wurden neue virusgetestete Klone der Sorten Riesling, Müller-Thurgau und der Burgundergruppe aufgebaut. Ab 1981 erfolgte die Abgabe von virusgetestetem Pflanzmaterial an Vermehrungsbetriebe in ganz Deutschland. Im Jahr 1984 wurde im Fachgebiet ein modernes Testlabor eingerichtet und Verfahren zum routinemäßigen Nachweis rebschädigender Viren etabliert. Damit konnten die damals noch nicht gesetzlich vorgeschriebenen erforderlichen Virustests mithilfe des ELISA-Verfahrens bereits durchgeführt werden. Seitdem werden Vorstufen- und Basispflanzgut nur noch direkt über Geisenheim abgegeben. Die Vermehrung dieses Materials erfolgt nur in ausgewählten Betrieben unter der direkten Aufsicht des Züchters. Die Vorvermehrungsflächen befinden sich ausschließlich auf dem Gelände der Forschungsanstalt Geisenheim. Diese Vorgehensweise sichert den hohen Gesundheitszustand der Geisenheimer Klone. Der ELISA-Test ELISA (Enzyme-Linked Immuno Sorbent Assay): Für jedes zu testende Virus existieren entsprechende Antikörper. Diese werden auf eine Polystyrolplatte gebunden. Anschließend erfolgt die Zugabe der zu testenden Probe. Nach einer Reaktionszeit von etwa 15 Stunden wird das Probenmaterial ausgewaschen. Eventuell vorhandene Viruspartikel binden sich an die Antikörper und verbleiben somit auf der Polystyrolplatte. Anschließend wird ein Antikörper-EnzymKomplex (Konjugat) zugegeben. Im Falle des Vorhandenseins von Viruspartikeln lagert sich dieses Konjugat an die Viruspartikel an. Nach erneutem Waschen erfolgt die Zugabe des Substrates. Sofern sich Viruspartikel in der Probe befinden, wird die Existenz des gesuchten Virus durch entsprechende Gelbfärbung angezeigt. Der Test ist sehr spezifisch und zuverlässig, sodass bereits eine kranke Rebe in einer Mischprobe von mehr als 20 Reben aufgefunden werden kann. Die Virustests werden überwiegend an Holzproben durchgeführt. Diese sind über lange Zeit problemlos lagerbar und besitzen eine ausreichende Viruskonzentration. 16 16 Geisenheimer Rebsorten und Klone Blauer Spätburgunder mit Virussymptomen. Geisenheimer Rebsorten und Klone 17 17 Alle unsere Klone werden im eigenen Labor regelmäßig auf die folgenden Viren getestet: GFLV, ArMV, GLRaV1, GLRaV2, GLRaV3, GVA, GVB, GFkV, RRSV. Die Klonenmutterstöcke wurden darüber hinaus am LNPV – Laboratoire National de la Protection des Végétaux, INRA Colmar mittels ELISA und INDEXING getestet und als frei befunden von den folgenden Viren: ELISA: GFLV, ArMV, SLRV, RRV, TBRV, GLRaV1, GLRaV3, GVA, GFkV INDEXING: Leafroll, Fleck, Vein Mosaic, Corky Bark, Kober 5 BB Stem Grooving, Rupestris Stem Pitting Weitere Testmethoden Seit 2005 werden am Institut Waite Diagnostics, School of Agriculture, Food & Wine, University of Adelaide, Australia mittels der PCR-Methode Virustests auf die folgenden Viren durchgeführt: LR1, LR2, LR2 Red Globe (Grapevine rootstock stem lesion associated virus), LR3, LR4, LR5, LR9, GVA, GVB, GFkV (Varianten A & B), GFLV, RRSV, Phytoplasmen und Agrobacterium vitis. Nur das von all den obengenannten Viren, Phytoplasmen und Bakterien als frei befundene Material findet dann für den Klonenaufbau und die Weitervermehrung Verwendung. Liste der Viren auf die Geisenheimer Klone beim Neuaufbau getestet werden: intern. Kürzel ArMV GFLV ToRSV deutsche Bezeichnung Arabis Mosaik Virus Reisigkrankheit Tomaten Ringflecken Virus englische Bezeichnung Arabis Mosaic Virus Grapevine fanleaf virus Tomato ringspot virus RRSV Himbeer-Ringfleckenvirus Raspberry ringspot virus GLRaV1 GLRaV2 GLRaV3 GLRaV4 GLRaV5 GLRaV9 GVA GVB GFkV-A GFkV-B RSPaV Blattrollvirus 1 Blattrollvirus 2 Blattrollvirus 3 Blattrollvirus 4 Blattrollvirus 5 Blattrollvirus 9 Rebenvirus A Rebenvirus B Marmorierung/Fleck Virus A Marmorierung/Fleck Virus B Holzrunzeligkeit Grapevine leafroll associated virus 1 Grapevine leafroll associated virus 2 Grapevine leafroll associated virus 3 Grapevine leafroll associated virus 4 Grapevine leafroll associated virus 5 Grapevine leafroll associated virus 9 Grapevine vitivirus A Grapevine vitivirus B Grapevine fleck virus A Grapevine fleck virus B Rupestris stem pitting associated virus Liste der Krankheiten auf die Geisenheimer Klone beim Neuaufbau getestet werden: Agrobacterium vitis Phytoplasmen 18 18 deutsche Bezeichnung Mauke Goldgelbe Vergilbung Schwarzholz englische Bezeichnung Crown Gall Flavescence dorée Bois Noir Geisenheimer Rebsorten und Klone